programm 2011/2012
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eiseberichte <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong> S. 88<br />
David Bittner reist immer wieder nach Alaska, um das Leben der Kodiak-Bären zu erforschen und<br />
zu dokumentieren. Mit Geduld und Respekt gewinnt er das Vertrauen der pelzigen Riesen.<br />
Der Angriff. Als ich nach einer Flussbiegung aufblicke,<br />
sehe ich nur drei Meter von mir entfernt drei Jungbären<br />
mit ihrer Mutter. Die Jungen befinden sich genau<br />
zwischen der Mutter und mir, eine denkbar ungünstige<br />
Konstellation. Augenblicklich bin ich<br />
hellwach. Noch hat mich keines der Tiere wahrgenommen.<br />
Ich hoffe, unbemerkt an den Jungen<br />
vorbeizutreiben – doch schon<br />
dreht sich eines in meine Richtung,<br />
schnaubt erschrocken und rennt zur<br />
Mutter. Sofort alarmiert, jagt diese in<br />
mächtigen Sprüngen auf mich zu. Ich<br />
springe aus dem Raft ins seichte Wasser<br />
und versuche, die aufgebrachte Bärenmutter<br />
zu beruhigen: „Easy Mama“.<br />
Schützend hebe ich die Hände vor meinen<br />
Kopf und bewege mich rückwärts. Doch ich rutsche<br />
aus und stürze. Die Bärin steht vor mir. Mit gewaltiger<br />
Kraft brüllt sie mich an, tobt und schlägt mit einer<br />
ihrer Vorderpranken ins Wasser. Ich spüre, wie sie<br />
mein linkes Bein trifft, ich bleibe aber unverletzt. Endlich<br />
dreht sie ab und rennt zurück zu ihrem Nachwuchs.<br />
Die Jungen sind verängstigt und drängen sich dicht an<br />
ihre Mutter. Ich wage nicht, mich zu bewegen, liege regungslos<br />
im Wasser. Aus den Augenwinkeln heraus<br />
Die Bärin richtet sich<br />
über mich auf, brüllt<br />
und verpasst mir mit<br />
der Pranke einen Hieb<br />
gegen mein Bein.<br />
beobachte ich die Bären. Äußerst angespannt ziehen<br />
sie sich langsam zurück.<br />
Der Schock dieser Begegnung belastet mich die nächsten<br />
Tage körperlich und emotional. Ich will schnellstmöglich<br />
zurück in die Zivilisation, aber ohne Kommunikationsmittel<br />
muss ich noch einige Wochen allein in<br />
der Wildnis verbringen, bis mich der<br />
Buschpilot am verabredeten Datum<br />
abholt.<br />
Heute ist mir bewusst, dass diese Begegnung<br />
das Schlüsselerlebnis für<br />
meine Faszination für diese Tiere<br />
war. Ich begriff, dass die Bärenmutter<br />
nur nach ihrem Instinkt handelte,<br />
um ihre Jungen zu verteidigen. Es<br />
mag paradox klingen, aber dieses Erlebnis stärkte letztlich<br />
mein Vertrauen in die Tiere. Ich bin überzeugt,<br />
dass Bären nie grundlos Menschen angreifen. Der Angriff<br />
löste auf unerklärliche Weise ein Gefühl der Verbundenheit<br />
aus. Seither habe ich mich den Bären verschrieben…<br />
Live reportage:<br />
Unter bären - Abenteuer in der Wildnis Alaskas<br />
David Bittner s. 76<br />
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