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als Mann und Frau - Fachstelle für kirchliche Jugendarbeit

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Dorothee Foitzik Eschmann, André Böhning,Theresia Hlavka,<br />

Karin Hehli <strong>und</strong> Daniel Ritter<br />

<strong>und</strong> schuf sie <strong>als</strong> <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong><br />

Die Kategorie Gender in der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Reflexion <strong>und</strong> Praxismethoden<br />

Die Kategorie Gender in der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Dorothee Foitzik Eschmann<br />

André Böhning<br />

Theresia Hlavka<br />

Karin Hehli<br />

Daniel Ritter<br />

Mädchen oder Junge? Es gibt keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit.<br />

Die Realitäten von jungen <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern sind auf Gr<strong>und</strong> von<br />

sozialen, psychologischen <strong>und</strong> biologischen Bedingungen unterschiedlich.<br />

Von diesen Voraussetzungen muss die <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />

ausgehen, wenn sie ihren Anspruch, Jugendliche zu begleiten <strong>und</strong> zu<br />

unterstützen einlösen will. Gender Mainstreaming in der <strong>Jugendarbeit</strong><br />

bedeutet die umfassende Integration der Geschlechter- <strong>und</strong> Gleichstellungsperspektive<br />

in die Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />

Das Buch stellt die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen des Gender Mainstreaming<br />

in Bezug auf die <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> vor <strong>und</strong> illustriert an<br />

Hand von Beispielen ausgewählte Praxismethoden. Entstanden ist<br />

das Buch <strong>als</strong> Dokumentation der Arbeitsgruppe «Gender» des Vereins<br />

Deutschschweizer JugendseelsorgerInnen. Es bezieht sich auf die<br />

Realitäten der <strong>Jugendarbeit</strong> der katholischen Kirche in der deutschsprachigen<br />

Schweiz. Die Inhalte lassen sich aber auch auf andere Kontexte<br />

übertragen.<br />

ISBN 9783837004601<br />

Foitzik Böhning Hlavka Hehli Ritter<br />

<strong>Fachstelle</strong> <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>und</strong> schuf sie<br />

<strong>als</strong> <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong><br />

Die Kategorie Gender in der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Reflexion <strong>und</strong> Praxismethoden


Dorothee Foitzik Eschmann<br />

André Böhning<br />

Theresia Hlavka<br />

Karin Hehli<br />

Daniel Ritter<br />

<strong>und</strong> schuf sie<br />

<strong>als</strong> <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong><br />

Die Kategorie Gender in der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Reflexion <strong>und</strong> Praxismethoden


Foitzik Eschmann, Dorothee; Böhning, André; Hlavka, Theresia;<br />

Hehli, Karin <strong>und</strong> Ritter, Daniel:<br />

<strong>und</strong> schuf sie <strong>als</strong> <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong>. Die Kategorie Gender in der <strong>kirchliche</strong>n<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> – Reflexion <strong>und</strong> Praxismethoden. Zürich, 2007<br />

© 2007 Deutschschweizer <strong>Fachstelle</strong> für <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Zürich<br />

Grafik <strong>und</strong> Fotografie: Dominik Schenker / info@zwei<strong>und</strong>zwanzig.ch


Inhalt<br />

Einleitung 4<br />

Leitsätze 8<br />

Kompetenzen 10<br />

Begründungen 12<br />

Praxismethoden 18<br />

Checkliste 19<br />

4 R-Methode 24<br />

Qualitätszirkel 28<br />

Anhang 38<br />

Magna Charta 38<br />

Glossar 42<br />

Literatur- <strong>und</strong> Webhinweise 44<br />

Impressum 49<br />

Endnoten 50<br />

Checkliste 52


Warum «Gender» wichtig ist<br />

Einleitung<br />

Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> will Begleitung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung in der<br />

wichtigen Lebensphase Jugend bieten.<br />

Bei allen Aktivitäten haben wir<br />

es dabei mit Mädchen <strong>und</strong> Jungen,<br />

jungen <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> jungen Männern<br />

zu tun. Bei der Ausgestaltung<br />

unserer Aufgaben beachten wir<br />

Differenz <strong>und</strong> Gleichheit.<br />

Der vorliegende Beitrag umreisst im<br />

ersten Teil die Gr<strong>und</strong>ausrichtung<br />

der genderbewussten <strong>kirchliche</strong>n<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> in der deutschsprachigen<br />

Schweiz.<br />

Im zweiten Teil werden einige konkrete<br />

Beispiele zur Analyse <strong>und</strong><br />

Qualifizierung der eigenen Praxis<br />

unter Beachtung der Kategorie<br />

«Gender» vorgestellt.<br />

Auf interkulturelle Besonderheiten<br />

sowie auf die Möglichkeiten ökumenischer<br />

Zusammenarbeit bezüglich<br />

einer genderkompetenten<br />

<strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong> konnte in<br />

nicht eingegangen werden. Aber es<br />

ist wünschenswert, dass diese Aspekte<br />

in der Praxis beachtet werden.<br />

Ausgehend von den Vorarbeiten<br />

der AG Gender hat der Jusesoverein<br />

im November 2005 seine Magna<br />

Charta von 2001 um einige<br />

Artikel bezüglich genderbewusster<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> ergänzt (siehe Magna<br />

Charta des Juseso-Vereins im Anhang).<br />

Gender ist eine Kategorie der<br />

sozialen Zughörigkeit <strong>und</strong> hat<br />

somit auch politische Bedeutung.<br />

«Gender» bezeichnet<br />

hier das soziale Geschlecht (die<br />

Geschlechtsrolle(n)) in Ergänzung<br />

zu «sex», dem biologischen Geschlecht<br />

(dem Geschlechtskörper)<br />

– siehe auch Glossar im Anhang.<br />

Zusammen mit anderen Faktoren<br />

bestimmt die Geschlechtszugehörigkeit<br />

– vor allem die jeweiligen<br />

Verhaltensweisen, die von einem<br />

bestimmten Geschlecht erwartet<br />

werden - das Handeln von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen, <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern<br />

in Gesellschaften <strong>und</strong> ihren<br />

Organisationsformen, so auch in<br />

den Kirchen.<br />

Die soziale Strukturkategorie<br />

Gender ist von zentraler Bedeutung<br />

<strong>als</strong> Subjektkategorie hinsichtlich<br />

der Identität eines Menschen, <strong>als</strong><br />

Analysekategorie hinsichtlich der<br />

Geschlechterrealitäten, <strong>als</strong> Handlungskategorie<br />

hinsichtlich der<br />

Überwindung von Geschlechterhierarchien<br />

bzw. dem Erreichen von<br />

Geschlechtergerechtigkeit <strong>und</strong> <strong>als</strong><br />

Interaktionskategorie hinsichtlich<br />

der beteiligten Personen.<br />

Bei <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern innerhalb<br />

der westlichen Gesellschaften hat<br />

in den letzten dreissig Jahren das<br />

Bewusstsein für die Kategorie «Geschlecht»<br />

zugenommen. Das gilt<br />

nicht nur für die Rollenzuschreibungen<br />

zum jeweiligen Geschlecht<br />

sowie die eigene Inszenierung von<br />

Geschlechterrollen, sondern auch<br />

für deren politische Bedeutung.<br />

In den Kirchen hat diese Entwicklung<br />

zumindest die <strong>Frau</strong>enverbände<br />

<strong>und</strong> die <strong>Jugendarbeit</strong> erfasst. In<br />

der <strong>Jugendarbeit</strong> wurde zuerst in<br />

der Mädchenarbeit die Bedeutung<br />

des eigenen Geschlechts <strong>und</strong> seiner<br />

sozialen Verortung reflektiert. Ungefähr<br />

20 Jahre später folgte die<br />

Jungenarbeit. Verschiedene Ansätze<br />

<strong>und</strong> Formen genderbewusster<br />

<strong>kirchliche</strong>r <strong>Jugendarbeit</strong> wurden<br />

entwickelt. Der Schwerpunkt liegt<br />

bis heute auf geschlechtergetrennten<br />

Angeboten (Mädchenarbeit, Jungenarbeit)<br />

1 . In der Literatur finden<br />

sich zahlreiche Methodenbeispiele<br />

<strong>und</strong> Praxishilfen (siehe Literatur<strong>und</strong><br />

Webhinweise im Anhang).


Genderbewusstsein wird aktuell<br />

<strong>als</strong> eine der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong><br />

immanente Grösse verstanden,<br />

<strong>als</strong> gr<strong>und</strong>legende innere Haltung<br />

der Jugendverantwortlichen. Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen werden von den<br />

Verantwortlichen sowohl <strong>als</strong> Zugehörige<br />

einer Geschlechtergruppe<br />

<strong>als</strong> auch in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit<br />

<strong>und</strong> Vielfältigkeit von<br />

Persönlichkeit wahrgenommen. Besondere<br />

Beachtung findet dabei die<br />

Art <strong>und</strong> Weise, wie Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen ihre Zugehörigkeit zu einer<br />

Geschlechtergruppe konstruieren,<br />

welche Varianten im Verhalten sie<br />

entwickeln resp. wie sie mit offensichtlichen<br />

Abweichungen vom<br />

scheinbar «Normalen» bei sich <strong>und</strong><br />

bei anderen umgehen.<br />

Genderbewusste <strong>Jugendarbeit</strong> ist<br />

eine «Querschnittsaufgabe» <strong>und</strong><br />

nicht <strong>als</strong> zusätzliches oder ergänzendes<br />

Angebot zu verstehen.<br />

Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> leistet so<br />

einen selbstverständlichen, authentischen<br />

Beitrag zur Identitätsfindung<br />

bzw. Subjektwerdung.<br />

Gender Mainstreaming ist ein auf<br />

die Institutionen <strong>und</strong> Behörden<br />

bezogenes sozialpolitisch ausgerichtetes<br />

Vorgehen. Dabei geht es<br />

weniger um die Zuschreibungen<br />

<strong>und</strong> Selbstinszenierungen der Geschlechter<br />

<strong>als</strong> um die Gleichberechtigung<br />

der Geschlechtergruppen.<br />

Die Berücksichtigung der Kategorie<br />

«Gender» im «Mainstream» der <strong>Jugendarbeit</strong><br />

bezieht sich auf die Verteilung<br />

der Ressourcen (Personal,<br />

Finanzen, Räumlichkeiten) sowohl<br />

in den Angeboten vor Ort (Gruppen<br />

<strong>und</strong> offene Angebote) <strong>als</strong> auch<br />

in den Strukturen <strong>und</strong> im Bewusstsein<br />

der Trägerschaften. Gender<br />

Mainstreaming leistet einen Beitrag<br />

zur geschlechterbezogenen Qualifizierung<br />

der <strong>Jugendarbeit</strong> 2 .<br />

Kompetenz im Umgang mit der<br />

Kategorie «Gender» ist von <strong>kirchliche</strong>n<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>enden auf den<br />

verschiedenen Ebenen gefordert.<br />

Deshalb wird in Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsmassnahmen<br />

ein besonderes<br />

Augenmerk darauf gerichtet<br />

3 .


Was wir wollen<br />

Leitsätze<br />

Gendergerechtigkeit<br />

Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> fördert die individuelle, soziale, gesellschaftliche<br />

<strong>und</strong> religiöse Entfaltung <strong>und</strong> Verwirklichung junger <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer<br />

4 .<br />

Die unterschiedlichen Realitäten von Mädchen <strong>und</strong> Jungen, von jungen<br />

<strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern sind mit grösstmöglicher Aufmerksamkeit wahrzunehmen.<br />

Die Ergebnisse der Analyse fliessen in die konkrete Gestaltung<br />

der Angebote <strong>und</strong> Umgangsformen ein.<br />

Gender Mainstreaming soll den Geschlechtergruppen zu einem angemessenen<br />

Zugang zu den Ressourcen verhelfen.<br />

Ressourcenorientierung<br />

Geschlechterbewusste <strong>Jugendarbeit</strong> hat nicht den Ausgleich von Defiziten<br />

oder das Bereitstellen von geschützten Räumen für eine bestimmte<br />

Gruppe zum Ziel, sondern sie setzt bei den jeweiligen Ressourcen der<br />

Mädchen <strong>und</strong> der Jungen an.


Diversity<br />

Es wird auch anerkannt, dass sich die Realitäten nicht nur zwischen den<br />

Geschlechtern, sondern auch innerhalb der Geschlechtergruppen erheblich<br />

unterscheiden können. Jeder Mensch ist ein «Einzelfall». Es gibt eine<br />

Vielzahl von Varianten, die z. B. den kulturellen, den sozialen oder den<br />

Bildungskontext betreffen.<br />

Reflektierte Begegnung der Geschlechter<br />

Die Reflexion auf das Geschlecht im Sinne von «Gender» ist ein wichtiger<br />

Faktor für die damit verb<strong>und</strong>ene Sozialisation von Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen auch in koedukativen Zusammenhängen. Das Bewusstsein dafür<br />

verändert die Inhalte <strong>und</strong> Methoden in Schule <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />

In der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong> geht es zunächst darum, Gender-Reflexionsprozesse<br />

bei den Verantwortlichen anzustossen. In der Praxis sollen<br />

Begegnungen der Geschlechter bewusst inszeniert <strong>und</strong> reflektiert gestaltet<br />

werden (geschlechterbezogene <strong>Jugendarbeit</strong>).<br />

Im Zuge des Gender Mainstreaming werden der geschlechterübergreifende<br />

Dialog <strong>und</strong> neue Kooperationsformen neben den weiter bestehenden<br />

Ansätzen geschlechtshomogener Arbeit beabsichtigt.


Was wir anstreben<br />

Kompetenzen<br />

Gender Kompetenzen im Bereich der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong> lassen sich<br />

in persönliche, soziale, fachliche <strong>und</strong> methodische Kompetenzen aufteilen.<br />

Gender Trainings sind eine Möglichkeit, Gender-Komptenzen zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> zu erweitern 5 .<br />

Persönliche Kompetenzen<br />

Gemeint sind Bezüge zur eigenen Geschlechtlichkeit (<strong>Frau</strong>sein, <strong>Mann</strong>sein),<br />

die Reflexion der eigenen Geschlechterkonstruktionen im beruflichen<br />

Bereich, persönliche Handlungsstrategien, die Auseinandersetzung<br />

mit den eigenen Geschlechtermythen etc.<br />

Soziale Kompetenzen<br />

Gefragt sind interaktive Fähigkeiten im geschlechterheterogenen wie geschlechtshomogenen<br />

Setting, Offenheit für andere Genderperspektiven,<br />

der konstruktive Umgang mit Konflikten <strong>und</strong> Aushandlungsprozessen in<br />

Geschlechterverhältnissen, die Anerkennung von Gleichheiten <strong>und</strong> Differenzen<br />

zwischen <strong>und</strong> innerhalb der Geschlechter etc.<br />

10


Fachliche Kompetenzen<br />

Benötigt werden Wissen über Geschlechtertheorien, Kenntnisse über<br />

genderbezogene Daten <strong>und</strong> Fakten, Wissen über Konzepte <strong>und</strong> Ansätze<br />

hinsichtlich Gleichstellung, Geschlechtergerechtigkeit, <strong>Frau</strong>enförderung,<br />

Männerförderung, Diversity etc., das Erfassen von Zusammenhängen im<br />

Kontext von fachspezifischen Genderwissen etc.<br />

Methodenkompetenzen<br />

Dazu gehören die Entwicklung von Erhebungsmethoden für genderbezogene<br />

Daten <strong>und</strong> Expertisen, ein Methodenrepertoire hinsichtlich Sensibilisierungsprozessen<br />

wie Handlungsorientierung, Moderationsfähigkeiten,<br />

Fähigkeiten zum Einführen von Prozessen des Gender Mainstreamings,<br />

das sachbezogene Erarbeiten von geschlechtsrelevanten Aspekten in Organisationen<br />

etc.<br />

11


Worauf wir uns beziehen<br />

Begründungen5<br />

Biblisch-theologische Begründung<br />

Wir sind davon überzeugt, dass zur<br />

neuen Gerechtigkeit des Reiches<br />

Gottes auch die gerechten Beziehungen<br />

zwischen den Geschlechtern<br />

gehören. Wir berufen uns auf den<br />

Traditionsstrang der Bibel, welcher<br />

die gleiche Würde von <strong>Mann</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Frau</strong> in der Gottesebenbildlichkeit<br />

<strong>und</strong> in der Zugehörigkeit zur Nachfolgegemeinschaft<br />

Jesu begründet.<br />

Exemplarisch sollen hier nur einige<br />

Stellen mit zentralen Aussagen<br />

genannt werden, auch wenn der<br />

Hauptfokus besonders der neutestamentlichen<br />

Beispiele nicht auf<br />

den Geschlechterbeziehungen gelegen<br />

haben mag. Darüber hinaus<br />

lassen sich verschiedene Perikopen<br />

finden, an denen hinsichtlich der<br />

<strong>Frau</strong>en- <strong>und</strong> Männerrollen oder der<br />

Gendergerechtigkeit anzuknüpfen<br />

wäre.<br />

• Die Bibel beginnt mit dem Schöpfungslied.<br />

Es besingt, wie Gott die<br />

Welt <strong>und</strong> den Menschen erschuf.<br />

Dem zufolge schuf Gott den Menschen<br />

nach «seinem Abbild»: «Als<br />

<strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong> schuf er sie» (Gen 1,<br />

27). Das Abbild Gottes ist folglich<br />

trotz einseitiger biblischer Sprache<br />

zweigeschlechtlich, männlich <strong>und</strong><br />

weiblich. Die Menschen stehen in<br />

gleichwertiger Beziehung zueinander<br />

<strong>und</strong> Gott gegenüber, die Zwei-<br />

geschlechtlichkeit verweist auf ihre<br />

Kreatürlichkeit <strong>und</strong> Generativität.<br />

• Im Neuen Testament finden sich<br />

einige Erzählungen über Begegnungen<br />

zwischen Männern <strong>und</strong><br />

<strong>Frau</strong>en. Als beispielhaft für Begegnungen,<br />

die gegen anfängliche Widerstände<br />

schliesslich doch glücken,<br />

erscheinen die Begegnung Jesu mit<br />

der Syrophönizierin (Mt 15, 21-28)<br />

sowie das Gespräch mit der <strong>Frau</strong><br />

am Jakobsbrunnen (Joh 4, 1-30).<br />

Beide <strong>Frau</strong>en haben im Verhältnis<br />

zu Jesus eine marginale oder<br />

untergeordnete Stellung im gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> religiösen System.<br />

Dennoch werden sie zu Gesprächspartnerinnen,<br />

die Jesus herausfordern<br />

bzw. von ihm herausgefordert<br />

werden.<br />

• Eine besondere Form der Begegnung<br />

finden wir im Verhältnis von<br />

Jesus zu Nikodemus (Joh 3, 1-13).<br />

Zunächst spiegelt Nikodemus ein<br />

für Männer nicht untypisches Verhalten<br />

wider, wenn es um Glaubensfragen<br />

geht: Er kommt zu einer<br />

Zeit, da ihn keiner sieht. Aufgr<strong>und</strong><br />

des sozialen Kontexts versteckt er<br />

seine Treffen mit Jesus. Nicht wenigen<br />

Männern <strong>und</strong> Jungen fällt<br />

die Verbalisierung emotionaler<br />

<strong>und</strong> religiöser Inhalte schwer, die<br />

religiöse Frage gehört in den Intimbereich.<br />

Dennoch kommt es zur gelingenden<br />

Begegnung eines <strong>Mann</strong>es<br />

mit Jesus.<br />

• Gal 3, 28: «Da ist nicht mehr Jude<br />

<strong>und</strong> Grieche, nicht mehr Sklave<br />

<strong>und</strong> Freier, nicht mehr <strong>Frau</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Mann</strong>. Ihr seid alle eins in Christus».<br />

Obwohl dieser Vers eher an<br />

eine ekklesiale Schlüsselstelle erinnert,<br />

regte er doch den Aufbruch in<br />

eine geschlechtergerechte <strong>kirchliche</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong> an. Der Anspruch<br />

auf Geschlechtergerechtigkeit ist<br />

hier so ausgedrückt, dass das Geschlecht<br />

primär keinen Ausschlag<br />

für eine gesellschaftliche Position<br />

<strong>und</strong> Einordnung geben kann.<br />

• Die biblischen Gr<strong>und</strong>lagen verweisen<br />

auf eine personal bestimmte<br />

Geschlechtlichkeit. Alle Menschen<br />

leben, handeln <strong>und</strong> glauben <strong>als</strong><br />

Mädchen oder Jungen, <strong>als</strong> <strong>Frau</strong>en<br />

oder Männer. Doch die Menschen<br />

können nicht auf ihr Geschlecht<br />

reduziert werden, sie sind immer<br />

auch <strong>als</strong> Geistwesen zu sehen. Anderseits<br />

ist ihre Geschlechtlichkeit<br />

nicht durch eine vergeistigte Form<br />

der Glaubenspraxis aufzuheben.<br />

Das zunehmende Bewusstsein für<br />

die Unterschiede auch innerhalb<br />

der Geschlechtergruppen bewahrt<br />

vor Festschreibungen auf bestimmte<br />

Formen.<br />

12


Neuere Entwicklungen in der<br />

Geschlechterpolitik<br />

Zuerst waren <strong>Frau</strong>en die determinierende<br />

Kraft der politischen Bewegung.<br />

Erst Mitte der 80er nahm<br />

auch die junge Männerbewegung<br />

die Geschlechterrollen unter die<br />

Lupe. Durch beschleunigte gesellschaftliche<br />

Entwicklungen verändert<br />

sich die Bedeutung der Genderperspektive<br />

permanent. Tradierte<br />

Ordnungsmuster haben für viele<br />

<strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer, Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen weitgehend an Bedeutung<br />

verloren. Die Entwicklungen haben<br />

nicht nur Einfluss auf das <strong>Frau</strong>enbild,<br />

sondern vereinzelt auch auf<br />

das Männerbild gewonnen. So ist<br />

mancherorts ein neues Rollenverhalten<br />

beobachtbar, wenn z. B. in<br />

Österreich zunehmend auch Männer<br />

die Vaterkarenz («Erziehungsurlaub»)<br />

nutzen.<br />

Auch die Lebenswelten <strong>und</strong> die<br />

jeweiligen Chancen <strong>und</strong> Begrenzungen<br />

für Mädchen bzw. <strong>Frau</strong>en<br />

<strong>und</strong> Jungen bzw. Männern haben<br />

sich inzwischen verändert. So zeigen<br />

sich Unterschiede in den Bildungschancen<br />

vorwiegend nicht<br />

mehr entlang der Linie der Geschlechterzugehörigkeit.<br />

Die kulturelle<br />

Ausprägung der Gesellschaft<br />

(System der Zweigeschlechtlichkeit)<br />

produziert jedoch auch weiterhin<br />

die Erwartung an Jungen <strong>und</strong> Mädchen,<br />

Männer <strong>und</strong> <strong>Frau</strong>en, dass sie<br />

sich in ihren sozialen Kontexten <strong>als</strong><br />

<strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong> positionieren können.<br />

Ungleichheiten in der privaten<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Arbeitsteilung<br />

sind subtiler geworden <strong>und</strong> werden<br />

meist individualisiert. Doch<br />

in vielen Bereichen der Erwerbsarbeit<br />

<strong>und</strong> in der Lohngerechtigkeit<br />

bestehen Benachteiligungen<br />

von <strong>Frau</strong>en gegenüber Männern<br />

aber offensichtlich weiter. Seitens<br />

der Politik besteht <strong>als</strong>o weiterhin<br />

Handlungsbedarf. Die europäische<br />

Politik antwortet überwiegend mit<br />

der sog. Gleichstellungspolitik.<br />

Das politische Konzept des Gender<br />

Mainstreaming strebt eine Gleichbehandlung<br />

der Geschlechtergruppen<br />

hinsichtlich der Verteilung von<br />

Ressourcen <strong>und</strong> des Zugangs zu<br />

denselben an. Die individuelle Verschiedenheit<br />

von Menschen ist in<br />

den politisch-theoretischen Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

nicht zentral berücksichtigt.<br />

14


Meilensteine in der Pädagogik<br />

Koedukation<br />

Seit ihrer Einführung in der Schule<br />

<strong>und</strong> der <strong>Jugendarbeit</strong> ist das Ziel<br />

der Koedukation die Geschlechtergerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> die Begegnung<br />

der Geschlechter. Jedoch trägt<br />

unreflektierte Koedukation zur<br />

Gleichstellung der Geschlechter<br />

ebenso wenig bei wie geschlechtshomogene<br />

Bildung <strong>und</strong> Erziehung<br />

nach konservativ-traditionellen<br />

Mustern.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts war<br />

die analoge Bildung von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen aus politischen oder<br />

finanziellen Gründen verzögert<br />

worden. Mitte des Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wurden Mädchen noch vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> eines konservativ-traditionellen<br />

<strong>Frau</strong>enbildes ausgebildet,<br />

trotz zwischenzeitlicher Öffnung<br />

vieler Institutionen für beide<br />

Geschlechter. Erst nach der gesetzlichen<br />

Gleichstellung von <strong>Frau</strong>en<br />

<strong>und</strong> Männern in weiten Teilen<br />

Mitteleuropas wurde Koedukation<br />

zum «Normalfall». Doch bereits<br />

Mitte der 70-er Jahre hinterfragten<br />

Vertreterinnen der feministischen<br />

Pädagogik <strong>und</strong> Mädchenarbeit<br />

die Koedukation. Mädchen hatten<br />

nun zwar offiziell ihren Platz im<br />

Bildungssystem, dieses wies aber<br />

weiterhin geschlechtsbezogen diskriminierende<br />

Materialien, Strukturen<br />

<strong>und</strong> Interaktionsformen<br />

auf. Aufgr<strong>und</strong> feministisch-pädagogischer<br />

Initiativen entstanden<br />

beispielsweise neue Schulbücher<br />

<strong>und</strong> gezielte Förderprogramme für<br />

Mädchen, besonders im naturwissenschaftlichen<br />

Bereich.<br />

Seit den 1990-er Jahren schliesslich<br />

ist im Bereich der öffentlichen<br />

Schule die Gegenbewegung beobachtbar:<br />

Nun verweisen engagierte<br />

Pädagogen auf die Benachteiligung<br />

von Jungen im Schulalter aufgr<strong>und</strong><br />

der weitgehenden Abwesenheit von<br />

Männern sowohl im häuslichen <strong>als</strong><br />

auch im öffentlichen Erziehungs<strong>und</strong><br />

Bildungsbereich.<br />

Parteiliche Mädchenarbeit <strong>und</strong> bewusste<br />

Jungenarbeit<br />

Seit der Entstehung der parteilichen<br />

Mädchenarbeit in den 1980-er Jahren<br />

gelten die Zuschreibungen, wie<br />

die jeweiligen Geschlechterrollen<br />

zu leben sind, <strong>als</strong> gesellschaftlich<br />

definiert <strong>und</strong> somit veränderbar.<br />

Zunächst sind <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Mädchen<br />

im Blick. In der offenen <strong>Jugendarbeit</strong><br />

werden bewusst Angebote<br />

für Mädchen geschaffen,<br />

da Aktivitäten <strong>und</strong> Programme in<br />

koedukativen Zusammenhängen<br />

der Schule <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> von<br />

den Interessen der Jungen dominiert<br />

sind. In den Jugendverbänden<br />

gilt die reflektierte geschlechtshomogene<br />

Arbeit mit Mädchen <strong>und</strong><br />

jungen <strong>Frau</strong>en <strong>als</strong> ein Weg aus der<br />

Fixierung auf Geschlechterstereotype<br />

<strong>und</strong> der damit einhergehenden<br />

gesellschaftlichen <strong>und</strong> <strong>kirchliche</strong>n<br />

Diskriminierung. Angezielt wird<br />

eine Gleichberechtigung der Lebensentwürfe.<br />

In reflexiver Antwort auf <strong>Frau</strong>enbewegung<br />

<strong>und</strong> Mädchenarbeit folgen<br />

später die Männer- <strong>und</strong> Jungenarbeit.<br />

Auch hier wird u. a. auf einengende<br />

Stereotype <strong>und</strong> Verhaltensmuster<br />

bezüglich der Geschlechterfrage<br />

hingewiesen. Es werden Impulse<br />

entwickelt, um sich daraus zu<br />

befreien <strong>und</strong> die Ressourcen einer<br />

reflektierten geschlechtlichen Identität<br />

zu nutzen. Die Männerbewegung<br />

<strong>und</strong> die aktive Jungenarbeit<br />

mussten sich in ihren Anfangsjahren<br />

jedoch von den Formen <strong>und</strong> Inhalten<br />

der <strong>Frau</strong>en- <strong>und</strong> Mädchenarbeit<br />

emanzipieren, da sowohl der<br />

(sozial-)politische Ausgangspunkt<br />

<strong>als</strong> auch die Ziele der Bewegungen<br />

sehr verschieden waren <strong>und</strong> sind.<br />

15


Leibphilosophien<br />

Eine wissenschaftliche Basis für<br />

die Genderfrage bietet u. a. die<br />

Leibphilosophie. Ihr zufolge bildet<br />

der Leib zum einen die Weise des<br />

In- der- Welt-Seins <strong>und</strong> des Zur-<br />

Welt-Seins des einzelnen Menschen.<br />

Zum anderen ist der Leib Ausdruck<br />

von Individualität, Personalität<br />

<strong>und</strong> Subjektivität. All diese Faktoren<br />

bilden die Einmaligkeit des<br />

Menschen unter Annahme seiner<br />

Geschlechtlichkeit.<br />

«Gendertheorien» nehmen besonders<br />

Bezug auf die Philosophien<br />

von Michel Foucault, Maurice<br />

Merleau-Ponty <strong>und</strong> Judtih Butler,<br />

aber auch auf Emmanuel Levinas 7 .<br />

Differenz- <strong>und</strong> Gleichheitsansätze<br />

Westliche Gesellschaften kennen<br />

nach wie vor «männlich» <strong>und</strong><br />

«weiblich» <strong>als</strong> soziale Strukturkategorie.<br />

Soziale Kategorien werden<br />

dann problematisch, wenn mit<br />

ihnen soziale Platzzuweisungen<br />

oder festgefahrene Vorstellungen<br />

verb<strong>und</strong>en sind, beispielsweise wie<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen, <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong><br />

Männer sind oder wie sie zu sein<br />

haben. Analog sollte in der <strong>Jugendarbeit</strong><br />

erhöhte Aufmerksamkeit auf<br />

eine weitere Strukturkategorie gerichtet<br />

werden: auf «typisch Migrationshintergr<strong>und</strong>».<br />

Die <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> bezieht<br />

sich auf verschiedene Theorieansätze.<br />

Diese sprechen unterschiedliche<br />

Ebenen von Wirklichkeit in<br />

den Geschlechterverhältnissen an.<br />

Ziel ist eine angemessene Zuordnung<br />

von Differenz <strong>und</strong> Gleichheit<br />

im Verhältnis der Geschlechter <strong>und</strong><br />

Kulturen zueinander. An diesem<br />

Ziel orientieren sich die (religions-)<br />

pädagogischen <strong>und</strong> pastoralen Anstrengungen<br />

in der Theoriebildung<br />

sowie in der Umsetzung für die<br />

Praxis.<br />

Gleichheitsansätze erheben die<br />

Forderung nach der Gleichheit<br />

der Geschlechter, nach gleichen<br />

Rechten, gleichen Entfaltungs- <strong>und</strong><br />

Beteiligungsmöglichkeiten, sowie<br />

nach der gleichen Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Förderung der Fähigkeiten von<br />

<strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern.<br />

Bei den Differenztheorien sind die<br />

Ansätze der so genannten biologisch-ontologischen<br />

Begründungen<br />

von den sozialisationstheoretischen<br />

Begründungen zu unterscheiden.<br />

Bei den erstgenannten steht das<br />

biologische Geschlecht (sex) <strong>als</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage der Geschlechterdifferenz<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Von ihm leitet<br />

sich das «So-Sein» von Männern<br />

16


<strong>und</strong> das «Anders-Sein» der <strong>Frau</strong>en<br />

ab. Bei den sozialisationstheoretischen<br />

Begründungen hingegen<br />

geht man von einer gesellschaftlich<br />

erworbenen Verschiedenartigkeit<br />

der Geschlechter aufgr<strong>und</strong> verschiedener<br />

Lebenszusammenhänge<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen aus.<br />

Differenztheoretische Ansätze<br />

lassen ein Gespür dafür entwickeln,<br />

wie das, was <strong>als</strong> «typisch weiblich»<br />

oder «typisch männlich» gilt,<br />

gleichwertig <strong>als</strong> notwendig <strong>und</strong><br />

wertvoll für die Gesellschaft<br />

wahrgenommen werden kann.<br />

Dekonstruktivistische Ansätze gehen<br />

davon aus, dass die Vorstellung<br />

der Zweigeschlechtlichkeit<br />

selbst eine Konstruktion von Wirklichkeit<br />

ist. Sie verstehen das soziale<br />

Geschlecht (gender) nicht <strong>als</strong><br />

ein «Sein» sondern <strong>als</strong> ein Handeln<br />

(«doing gender»). Geschlechtervorstellungen<br />

sollen <strong>als</strong> Konstrukti-<br />

onen verdeutlicht <strong>und</strong> schliesslich<br />

aufgelöst werden.<br />

Dekonstruktivistische Ansätze<br />

zwingen dazu, immer genau zu<br />

überprüfen, was Mädchen <strong>als</strong><br />

«typisch weiblich» oder Jungen <strong>als</strong><br />

«typisch männlich» zugeschrieben<br />

wird.<br />

Soziologisch-politische<br />

Dimensionen<br />

Der in der Genderforschung bis<br />

heute gebräuchliche Gr<strong>und</strong>satz,<br />

dass die Trennung der sozial-kulturellen<br />

Elemente (gender) von<br />

den natürlichen Voraussetzungen<br />

(sex) eine veränderbare Subjektivität<br />

bedeutet, manifestierte sich<br />

zu Beginn der 1970er Jahre. Es<br />

wurden in den westlichen Gesellschaften<br />

viele bindende Normen<br />

infrage gestellt. Die Brüche in dieser<br />

Phase machten auch vor den<br />

Geschlechterverhältnissen keinen<br />

Halt. Es kam zu unübersehbaren<br />

Veränderungen in der Sozialisation<br />

von Menschen hinsichtlich ihrer<br />

Geschlechterrollen. «Der moderne<br />

Geschlechtsdiskurs konstituiert<br />

die Norm(alität) der Geschlechter<br />

<strong>als</strong> eine historisch spezifische gesellschaftlich-kulturelle<br />

Existenzweise,<br />

für beide Geschlechter. Die<br />

Realität des Geschlechtsdiskurses<br />

begreift das Geschlecht immer <strong>als</strong><br />

Sinnbeziehung 8 .» Wenn von Sinnbeziehung<br />

die Rede ist, dann hängt<br />

dies mit der Erkenntnis zusammen,<br />

dass sich kein Subjekt selbst konstituiert,<br />

sondern dazu auf Beziehung<br />

angewiesen ist. «Kein Subjekt<br />

ist sein eigener Ausgangspunkt»,<br />

schreibt Judith Butler 1993.<br />

17


Genderanalyse <strong>und</strong><br />

Gender Mainstreaming<br />

Praxismethoden9<br />

In der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong> sind alle Beteiligten aufgefordert, geschlechtsspezifische<br />

<strong>und</strong> individuelle Aspekte der physischen, psychischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Entwicklung zu berücksichtigen:<br />

• Wie wird ein Mädchen zu einer <strong>Frau</strong>? Wie wird ein Junge zu einem<br />

<strong>Mann</strong>?<br />

• Wie können wir Angebote machen, die den Interessen <strong>und</strong> dem Entwicklungsstand<br />

der Mädchen <strong>und</strong> Jungen jeweils gerecht werden?<br />

• Wie können wir sensibel mit den Fragen der geschlechtlichen Identität<br />

im Bereich Homo-/Heterosexualität umgehen?<br />

• Wenn es Unsicherheiten in diesen Prozessen gibt: Wie können Jugendseelsorgende<br />

diese wahrnehmen, bewusst machen <strong>und</strong> die Jugendlichen,<br />

Mädchen <strong>und</strong>/oder Jungen, begleiten?<br />

• Wie können wir durch geschlechtergetrennte Arbeit den Umgang<br />

mit dem eigenen <strong>und</strong> dem jeweils anderen Geschlecht positiv beeinflussen?<br />

• Wie tragen wir zur gerechten Gestaltung von Geschlechterverhältnissen<br />

bei?<br />

18


Checkliste zur Überprüfung der Genderkompetenz <strong>und</strong> der<br />

Gendergerechtigkeit<br />

In Anlehnung an die Magna Charta kann man für das eigene Arbeitsfeld<br />

eine Checkliste anfertigen <strong>und</strong> im Team diskutieren. Zunächst sollten die<br />

Teammitglieder einzeln für sich überlegen, ob sie mit der Realität zufrieden<br />

sind oder wo sie Veränderungsbedarf sehen. Nach dem Austausch im<br />

Team sollten Massnahmen zur Veränderung abgesprochen werden. Ihre<br />

Wirksamkeit gilt es regelmässig zu überprüfen: Je mehr Punkte zutreffen,<br />

umso besser im Sinn der Geschlechtergerechtigkeit für alle Beteiligten.<br />

Für eine genderbewusste <strong>Jugendarbeit</strong> muss für drei Ebenen Personal,<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Trägerschaft folgendes beachten werden:<br />

Personal<br />

Sein/ihr eigenes Selbst- <strong>und</strong> Fremdbild in Bezug auf das Geschlecht reflektieren<br />

<strong>und</strong> motiviert sein, sich mit der Thematik zu befassen.<br />

Sich in Bezug auf die Lebenswelten der Mädchen <strong>und</strong> Jungen regelmässig<br />

«updaten».<br />

Den Kontakt zu Mädchen <strong>und</strong> Jungen pflegen, an ihren Orten präsent<br />

sein sowie mädchen- <strong>und</strong> jungengerechte Programme anbieten.<br />

Über entsprechende geschlechtergetrennte <strong>und</strong> –übergreifende Netzwerke<br />

verfügen, Weiterbildungen besuchen, Intervisionen <strong>und</strong> Coaching<br />

in Anspruch nehmen.<br />

In Teams Rollen <strong>und</strong> Aufgaben übernehmen, die <strong>als</strong> für das eigene Geschlecht<br />

<strong>als</strong> «typisch» bzw. <strong>als</strong> «untypisch» gelten <strong>und</strong> bewertet werden.<br />

Bereit <strong>und</strong> fähig sein, mit dem jeweils anderen Geschlecht vorurteilsbewusst<br />

<strong>und</strong> offen zusammen zu arbeiten (Überkreuzthematik).<br />

Rahmenbedingungen<br />

Ein Team, das aus <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern besteht, die (idealerweise) über<br />

gleich viel Stellenprozente im Bereich geschlechterbewusste <strong>Jugendarbeit</strong><br />

verfügen.<br />

Das Angebot umfasst mädchen- <strong>und</strong> jungengerechte Räumlichkeiten, Infrastruktur,<br />

Lager, …<br />

Betriebsgruppen <strong>und</strong> Begleitgremien sind paritätisch aus Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen, <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern zusammengesetzt, bzw. mit je der Hälfte<br />

der Stimmen.<br />

Die Umgangs- <strong>und</strong> Kommunikationskultur darf weder Mädchen <strong>und</strong><br />

<strong>Frau</strong>en noch Jungen <strong>und</strong> Männer ausgrenzen oder auf eine Rolle fixieren.<br />

Trägerschaft<br />

Sie verankert geschlechterbewusste <strong>Jugendarbeit</strong> in ihren Leitbildern,<br />

Konzepten <strong>und</strong> Stellenbeschrieben.<br />

Sie stellt oben genannte Rahmenbedingungen bereit.<br />

Sie begleitet die Umsetzung der Aktivitäten <strong>und</strong> überprüft regelmässig<br />

das Erreichen der Ziele.<br />

19


Checkliste praktisch umgesetzt<br />

Selbst- <strong>und</strong> Fremdbild reflektieren<br />

- Intervision<br />

<strong>Frau</strong>en in der Mädchenarbeit müssen<br />

sich ihrer Rolle des «lebenden»<br />

Beispiels bewusst sein. Durch ihre<br />

Art im Leben zu stehen, mit Menschen<br />

umzugehen, mit allen Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen, sind sie Orientierungshilfen.<br />

Feedback von Kolleginnen der<br />

Mädchenarbeit oder Supervision<br />

dient <strong>als</strong> Spiegel <strong>und</strong> hilft dabei,<br />

authentisch <strong>als</strong> <strong>Frau</strong> in der jeweiligen<br />

Rolle zu leben <strong>und</strong> sich selbst<br />

kritisch zu betrachten.<br />

Männer in der Jungenarbeit wissen<br />

um ihre sexuelle Identität <strong>und</strong><br />

ihre persönliche Entwicklung zum<br />

<strong>Mann</strong>. Sie sind für die Jungen eine<br />

gleichgeschlechtliche Bezugsperson<br />

<strong>und</strong> u. U. Identifikationsfigur. Daher<br />

reflektieren sie regelmässig ihre<br />

männliche Biografie. Sie wissen<br />

um eigene Prägungen <strong>und</strong> positive<br />

Einflüsse auf diese, aber auch um<br />

Kämpfe <strong>und</strong> notwendige Abspaltungen.<br />

Zur Reflexion auch der eigenen<br />

geschlechtlichen Identität bieten<br />

sich bewährte Formen wie persönliche<br />

Gespräche, Supervision <strong>und</strong><br />

Coaching an. Andere Sozialformen<br />

sind Männer(Gesprächs)- Gruppen,<br />

Männerseminare <strong>und</strong> spirituelle<br />

Angebote.<br />

Lebenswelten<br />

Das Wissen um die Lebenswelten<br />

von Mädchen <strong>und</strong> Jungen ist für<br />

die gesamte (<strong>kirchliche</strong>) <strong>Jugendarbeit</strong><br />

notwendig. Es zeigt nicht zuletzt<br />

den Jugendlichen selbst, dass<br />

uns ihre Welt am Herzen liegt. Zur<br />

Aufgabe von Bezugs- <strong>und</strong> Identifikationspersonen<br />

von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen gehört die kritische Befragung<br />

der Lebenswelten von Jugendlichen<br />

zur Förderung von deren<br />

Identität <strong>und</strong> Entwicklung.<br />

Das beste Kennenlernen von jugendlichen<br />

Lebenswelten ereignet<br />

sich durch den persönlichen Kontakt,<br />

durch Präsenz an besonderen<br />

Orten z.B. Fussballplatz, Skaterpark,<br />

Bahnhof etc. Ein «Update»<br />

geschieht durch regelmässige Lektüre,<br />

spezifische Websites <strong>und</strong> methodischen<br />

Weiterbildungen sowie<br />

den Austausch in einem Netzwerk<br />

von Mädchen- bzw. JungenarbeiterInnen.<br />

20


Präsenz<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen suchen nach<br />

Vorbildern, die ihnen zeigen können,<br />

was <strong>Frau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Mann</strong>sein heute<br />

sein kann. Eine verbindliche Präsenz<br />

von Männer <strong>und</strong> <strong>Frau</strong>en in<br />

den Lebenswelten von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen ist unerlässlich. Männer<br />

<strong>und</strong> <strong>Frau</strong>en in der Jugendseelsorge<br />

finden dabei das richtige<br />

Mass von Nähe <strong>und</strong> Distanz. Sie<br />

bleiben in einer steten Auseinandersetzung<br />

mit jungen Menschen,<br />

die manchmal besser, manchmal<br />

weniger gut <strong>und</strong> manchmal auch<br />

gar nicht gelingt.<br />

Verbindlichkeit wird durch Regelmässigkeit<br />

<strong>und</strong> Erreichbarkeit<br />

erfahrbar. Eine Visitenkarte mit<br />

Natelnummer, E-Mailadresse <strong>und</strong><br />

Angabe, von fixen Büro- <strong>und</strong> Präsenzzeiten<br />

ist dafür eine gute Hilfe.<br />

Rollenbilder<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen greifen heute<br />

vielfach weiterhin auf einseitige,<br />

traditionelle Rollenmuster zurück.<br />

Zunehmend erleben sie in der eigenen<br />

Lebenswelt oft nur noch ein<br />

Rollenmuster.<br />

Jugendseelsorgerinnen können die<br />

jungen <strong>Frau</strong>en ermutigen, das eigene<br />

Leben aktiv zu gestalten. Sie sollen<br />

aus einer Vielfalt von Möglichkeiten<br />

(Berufswahl, Lebensentwürfe,<br />

etc.) auswählen können, Experimente<br />

wagen <strong>und</strong> aus weiblichen<br />

Stereotypen (Aussehen, Rollen im<br />

Haus <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit, Beruf,<br />

…) ausbrechen oder diese ganz<br />

bewusst ausgestalten.<br />

Jugendseelsorger thematisieren<br />

in der <strong>Jugendarbeit</strong> die Frage des<br />

<strong>Mann</strong>seins. Sie bieten Jungen selber<br />

eine Möglichkeit zur Diskussion<br />

<strong>und</strong> Überprüfung von Rollenbildern.<br />

Dazu bieten sich Reflexionen<br />

der Prägungen durch <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong><br />

Männer, besonders Mütter <strong>und</strong><br />

Väter, der gesellschaftlichen Situation<br />

<strong>und</strong> die damit einhergehende<br />

persönliche Entwicklung an.<br />

Im (Jugend-)Team wird bewusst<br />

eine für das Geschlecht vermeintlich<br />

«untypische» Aufgabe übernommen/eingeteilt<br />

<strong>und</strong> mit den<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen ggf. darüber<br />

gesprochen.<br />

Umgangskultur - Wertschätzung<br />

Jugendliche erfahren in der <strong>kirchliche</strong>n<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> Wertschätzung<br />

<strong>als</strong> Person <strong>und</strong> nicht aufgr<strong>und</strong> erbrachter<br />

Leistungen. Diese Wertschätzung<br />

ist keinesfalls abhängig<br />

vom Aussehen <strong>und</strong> dem Angepasstsein<br />

der Mädchen oder vom Auftreten<br />

<strong>und</strong> der körperlichen Kraft<br />

der Jungen.<br />

21


22<br />

Mädchengerechte Angebote z.B. Räume schaffen, Projekte ausarbeiten,<br />

aktive Lebensgestaltung unterstützen<br />

Mädchen treffen sich bei einer Kollegin zu Hause oder auswärts zum<br />

Bummeln, bei einer Party, in der Disko. Bei der Organisation öffentlicher<br />

Veranstaltungen sind sie selten mit tragenden Rollen vertreten.<br />

Jugendseelsorge stellt Mädchen Räume zur Verfügung, in denen sie<br />

sich jenseits von Familienstress <strong>und</strong> Kommerz treffen können. Dies<br />

können auch Orte sein, an denen sie gemeinsam Projekte entwerfen<br />

<strong>und</strong> von Jugendseelsorgerinnen begleitet umsetzen.<br />

In gemeinsamen Projekten können verschiedenen Techniken, sei es<br />

im handwerklichen oder sozialen Kontext, ausprobiert <strong>und</strong> geübt werden<br />

unabhängig vom geschlechtergemischten Leistungs- <strong>und</strong> Konkurrenzdruck.<br />

Durch das Einüben von neuen Fertigkeiten können Mädchen allenfalls<br />

auf mehr <strong>und</strong> erweiterten Strategien in Krisenfällen zurückgreifen.<br />

Neue Selbstwahrnehmungen <strong>und</strong> -bilder können entstehen <strong>und</strong> somit<br />

wichtige Ressourcen für die weiteren Entwicklungsschritte bieten.<br />

Mädchen <strong>und</strong> junge <strong>Frau</strong>en erleben in der Diskussion mit der Jugendseelsorgerin,<br />

dass verschiedenen Lebensentwürfe lebbar sein können.<br />

Ziele dabei sind, dass Mädchen ihre Stärken <strong>und</strong> Begabungen<br />

leben können, unter anderem in Bezug auf die Berufsgestaltung, weitere<br />

Formen der Beziehungsgestaltung, Freizeitgestaltung, usw. Eine<br />

bewusste Ausgestaltung des Lebensplanes soll gefördert werden.<br />

In Bezug auf die Berufswahl geht es bei weitem nicht um die Erfüllung<br />

des Slogans: «Mädchen in die Männerberufe», sondern darum<br />

das Bewusstsein zu wecken, welche Konsequenzen das Berufsleben<br />

mit Lohn, Weiterbildungs- <strong>und</strong> Aufstiegschancen mit sich bringt.<br />

Wenn sich Mädchen <strong>und</strong> junge <strong>Frau</strong>en für Männerberufe entscheiden,<br />

unterstützt die Jugendseelsorgerin den Einstieg in die Männerwelt, indem<br />

sie die damit verb<strong>und</strong>enen Auswirkungen im Berufsalltag, wie<br />

Sprache, allenfalls Sexualisierung, usw. aufzeigt.


Jungengerechte Angebote z.B. Rituale ins <strong>Mann</strong>sein, Körper- <strong>und</strong><br />

Vertrauensübungen<br />

In der Jungenarbeit erfahren Jungen, dass sie in der «Männerwelt» willkommen<br />

sind. Ein Initiationsritual fördert dabei Verbindlichkeit, Körper<strong>und</strong><br />

Verantwortungsbewusstsein. Jungen entdecken so, dass sie von erwachsenen<br />

Männern ins <strong>Mann</strong>sein eingeweiht werden.<br />

Jugendseelsorger bieten körperorientierte Initiationsrituale an <strong>und</strong><br />

fördern das selbst verantwortete Dasein eines jungen <strong>Mann</strong>es. In verschiedenen<br />

wiederholbaren körperlichen Übungen können Jungen<br />

eine neue Art von Kontakt unter Gleichgeschlechtlichen kennen lernen.<br />

So wachsen Kontakt- <strong>und</strong> Beziehungsfähigkeit (u. a. Empathie),<br />

die auch über die eigene Geschlechtergruppe hinausreichen.<br />

Ohne Empathie oder das Wissen um Regeln für soziale Bindungen, die<br />

u. a. durch solche Rituale gefördert werden, können Beziehungen in<br />

Aggressivität <strong>und</strong> Verletzung enden. Hintergründe für diese Aggressivität<br />

sind häufig hilflose Orientierungsversuche. Aggressivität ist letztlich<br />

ein Anzeichen von körperlicher <strong>und</strong> emotioneller Abschottung.<br />

Jugendseelsorger bieten vertrauensfördernde Massnahmen an, um<br />

die Beziehungsfähigkeit von Jungen zu stärken. Dazu gehören klassische<br />

Übungen aus der Erlebnispädagogik in der Natur, oder auch<br />

der Besuch eines Kletterparks, der je nach Schwierigkeit der Route einer<br />

Haltung des Zusammenhalts <strong>und</strong> gegenseitigen Vertrauens in der<br />

Gruppe bedarf.<br />

In Workshops wird mit Jungen über den Umgang mit männlichen<br />

Gefühlen gesprochen. Viele Jungen lernen früh Verletzlichkeit zu verstecken,<br />

die zärtliche Seite zu kaschieren, um soziale Ausgrenzung zu<br />

verhindern. Ein freier Umgang mit Gefühlen soll daher innerhalb einer<br />

Jungengruppe ggf. mit Männern gefördert werden. Bei Jungen wächst<br />

so eine innere Sicherheit hinsichtlich der Gefühlswelten. Einen guten<br />

Ansatz bietet dabei die Frage «Wie nehme ich meinen Vater wahr?!».<br />

23


«4 R-Methode»<br />

Gender-Analyse <strong>und</strong> – Mainstreaming nach der «4 R-Methode» 10<br />

Ein sehr geeignetes Instrument für die Überprüfung des Ist-Zustandes ist die «4-R-Methode». Sie findet Anwendung,<br />

wenn eine künftige Massnahme – z.B. Verteilung von Förderungsgeldern - in Bezug auf die Gleichstellung<br />

überprüft werden soll. Zuerst wird der Bereich festgelegt, welcher näher angeschaut werden soll <strong>und</strong><br />

in dem erfasst werden soll, wie es um die Geschlechterverhältnisse steht. Dazu gehört auch die Bestimmung der<br />

Blickrichtung: eher nach innen (z. B. Strukturen) oder eher nach aussen (z. B. Zielgruppen unserer Arbeit). Die<br />

Bestandsaufnahme erfolgt dann mittels der so genannten «4-R – Methode». Es ist wichtig, die vier Bereiche Repräsentation<br />

– Ressourcen – Realitäten Regelungen <strong>und</strong> Recht stets in ihrem Zusammenhang zu betrachten!<br />

R – Repräsentation: es geht um die zahlenmässige Verteilung der<br />

Geschlechter<br />

• Wie setzt sich unsere Zielgruppe zusammen?<br />

• Wie viele Mädchen/junge <strong>Frau</strong>en bzw. Jungen/junge Männer nehmen<br />

am Angebot teil?<br />

• Wie viele wirken beim Organisieren mit <strong>und</strong> mit welcher Aufgabe?<br />

• Wie ist die Verteilung bei den Entscheidungsträger/innen?<br />

R – Ressourcen: wie Geld, Zeit, Raum, Bildung, Personal,<br />

Netzwerke ...<br />

• Wie viel Geld wird für Projekte ausgegeben, die sich speziell an<br />

<strong>Frau</strong>en/Mädchen richten, wie viel für solche, die primär von Männern/Jungen<br />

in Anspruch genommen werden?<br />

• Wie viel Räumlichkeiten/Plätze stehen jeweils zur Verfügung?<br />

• Wird von Leitungspersonen gleich viel Zeit in die Begleitung von<br />

primär Jungen- bzw. Mädchenprojekten investiert?<br />

• Stehen unterstützende Netzwerke zur Verfügung <strong>und</strong> mit welcher<br />

Professionalität?<br />

24


R – Realitäten: soziale Rahmenbedingungen, geschlechtsspezifische<br />

Werte <strong>und</strong> Normen<br />

• Welche (geschlechtsspezifischen) Werte <strong>und</strong> Normen sind im<br />

betreffenden Bereich wirksam? Warum ist die Verteilung von Repräsentationen<br />

<strong>und</strong>/oder Ressourcen so <strong>und</strong> nicht anders?<br />

• Welche spezifischen Bedürfnisse haben <strong>Frau</strong>en/Mädchen <strong>und</strong><br />

Männer/Jungen aufgr<strong>und</strong> ihrer sozialen Rollen?<br />

• Auf welche spezifischen Hindernisse treffen beide Gruppen aufgr<strong>und</strong><br />

ihres (sozialen) Geschlechts?<br />

• Wo ist demnach Handlungsbedarf in Sachen Gleichstellung?<br />

R – Regelungen <strong>und</strong> Recht: Gesetze, Reglemente, Leitbilder<br />

• Haben <strong>Frau</strong>en/Mädchen <strong>und</strong> Männer/Jungen die gleichen Rechte<br />

<strong>und</strong> Pflichten?<br />

• Beziehen vorhandene Regelungen geschlechtsspezifische Realitäten<br />

mit ein?<br />

• Welche Gr<strong>und</strong>lagen müssten zusätzlich geschaffen werden, um<br />

Gleichstellung zu gewährleisten?<br />

Mit den Resultaten der Bestandsaufnahme folgt eine Diskussion: «Welche Bedeutung haben die Resultate für<br />

unsere Organisation? Wie beurteilen wir die Resultate?»<br />

Der nächste Schritt ist die Gestaltung der Zukunft. Gestützt auf das Urteil über die aktuellen Geschlechterverhältnisse<br />

werden Ziele entwickelt, die in einer bestimmten Zeit erreicht werden sollen.<br />

Diese Ziele werden in die gesamten Ziele einer Stelle (oder) eines Verbandes integriert <strong>und</strong> danach Prioritäten<br />

festgelegt. Es werden Prozessverantwortliche bestimmt. Die fachlichen, personellen <strong>und</strong> finanziellen Ressourcen<br />

werden gesichert. Massnahmen zur Unterstützung des Prozesses werden festgelegt.<br />

Nach dem Zeitraum wird Bilanz gezogen, erneut mit der 4-R-Methode: Repräsentation – Ressourcen – Realitäten<br />

- Regelungen <strong>und</strong> Recht.<br />

25


Beispiel Gender Mainstreaming<br />

mit der «4 R-Methode»<br />

Praxisfeld I: Jugendverbände Blauring & Jungwacht 2006 11<br />

Repräsentationen<br />

• Total mehr Mädchen/<strong>Frau</strong>en <strong>als</strong> Jungen/Männer: 14588 Mädchen,<br />

9774 Jungen<br />

• An den Sommer-/Herbst-Lagern nehmen mehr Mädchen <strong>als</strong> Jungen<br />

teil (<strong>als</strong> einziger Jugendverband): 11286 Mädchen, 9600 Jungen<br />

• Geschlechterverhältnis ist in Leiter/innen-Kursen, auf Arbeitsstellen<br />

<strong>und</strong> bei den Präsides einigermassen ausgeglichen<br />

• Bei den Coachs mehr Männer (4:3)<br />

• In den Kantonsleitungen mehr Männer (5:4)<br />

• Bei den Kursverantwortlichen (Hauptleiter) deutlich mehr Männer,<br />

in den Kursleitungen ansonsten ausgeglichen<br />

• In der Verbandsleitung sind die <strong>Frau</strong>en deutlich untervertreten,<br />

beide B<strong>und</strong>espräsides-Stellen sind durch Männer besetzt<br />

Ressourcen<br />

• Die Jungwacht hat oft mehr Geld zur Verfügung (z. T. durch Anlässe,<br />

die mehr Geld abwerfen; Vermögen von „früher»)<br />

• In gemischten Scharen / Organen liegt die Verantwortung (für Anlässe,<br />

Geschäfte, etc.) mehrheitlich bei Männern<br />

• Angebote sind ziemlich paritätisch (Teilnehmende können Angebote<br />

aus einer breiten Palette nach eigenen Interessen auswählen)<br />

• Kursleitungen (insbes. Leitung der BasisgruppenVorbilder) meistens<br />

ziemlich paritätisch<br />

• Präsides intervenieren in Scharen (zum Teil) zugunsten einer Geschlechtergerechtigkeit<br />

• Innerhalb der B<strong>und</strong>esleitung existiert eine professionelle Projektstelle<br />

Gender (20%-Stelle für eine <strong>Frau</strong>)<br />

26


Realitäten<br />

• Gruppenst<strong>und</strong>en werden meistens geschlechtergetrennt durchgeführt,<br />

Scharanlässe <strong>und</strong> Lager je nach Schar getrennt oder gemischt.<br />

• Zwei getrennte Verbände – Organe (Kantonsleitungen, Regionalleitungen,<br />

etc.) gemeinsam<br />

• In gemeinsamen Scharen sind die Rollenverteilungen zum Teil von<br />

Rollenbildern geprägt (die Jungen / Männer sind für die Lagerbauten<br />

zuständig) in getrennten Scharen machen „alle alles».<br />

• Blauring macht häufiger Hauslager, die Jungwacht jedoch Zeltlager<br />

• Bei gemeinsamen Anlässen machen <strong>Frau</strong>en oft „Unsichtbares» <strong>und</strong><br />

Männer „Sichtbares»<br />

• z. T. fehlende Vorbilder (z.B. <strong>Frau</strong>en in der Ausbildung)<br />

Regeln<br />

• In Scharen entstehen Regeln aus eigener Kultur <strong>und</strong> Tradition (<strong>und</strong><br />

sind von aussen manchmal nur schwer zu verstehen)<br />

• In Kursen werden Regeln oft gemeinsam (innerhalb der gemischten<br />

Kursleitung) erarbeitet.<br />

• Bei den B<strong>und</strong>esversammlungen können Abstimmungen (2 Verbände)<br />

getrennt durchgeführt werden; dies wird jedoch nur für einzelne<br />

Abstimmungen, nicht jedoch für die Diskussion in Anspruch genommen.<br />

• Stimmen können (Kantonskonferenzen oder B<strong>und</strong>esversammlungen)<br />

an Vertreter des anderen Geschlechts abgetreten werden;<br />

an B<strong>und</strong>esversammlungen stimmen ab <strong>und</strong> zu Männer für den<br />

Blauring<br />

Bereich/Ziel:<br />

Es soll überprüft werden, inwiefern innerhalb von Blauring & Jungwacht (auf den verschiedenen Ebenen von<br />

den Scharen bis zu den B<strong>und</strong>esverbänden) Anliegen eines geschlechtergerechten Arbeitens umgesetzt werden.<br />

Diskussion:<br />

Obwohl innerhalb von Blauring & Jungwacht sowohl die AG <strong>Frau</strong>en <strong>als</strong> auch die AG Männer bereits vor Jahren<br />

aufgelöst <strong>und</strong> eine Projektstelle Gender ganz neu eingeführt wurde, steht es um die Geschlechtergerechtigkeit<br />

an vielen Orten gut. Die Verbände haben ein „pragmatisches Gespür» entwickelt, das jedoch Lücken offen<br />

lässt. Eine Reflexion im Sinne von Gendermainstreaming findet nicht statt. Auch dadurch, dass sich koedukative<br />

Ansätze nur zum Teil durchsetzen konnten, gibt es in Blauring & Jungwacht (genügend) separate Orte für<br />

beide Geschlechter, die Raum für eine geschlechtsspezifische Entwicklung/Auseinandersetzung lassen. Gerade<br />

die Mischung Mädchen/Jungen, je für sich in der Gruppe <strong>und</strong> zusammen an gemeinsamen Anlässen, scheint<br />

eine grosse Ressource darzustellen.<br />

27


Gender Mainstreaming<br />

Qualitätszirkel<br />

Gender Mainstreaming mit Hilfe des Qualitätszirkels 12<br />

<br />

<br />

<br />

28


Erläuterungen zu den einzelnen Schritten<br />

Themenwahl<br />

Wo erleben wir Schwierigkeiten? Wie lassen sich die Schwierigkeiten genau<br />

benennen?<br />

Problemdefinition<br />

Wo liegt das Problem? Wie lautet das Problem? Warum definieren wir<br />

es <strong>als</strong> Problem?<br />

Dokumentation / Beschreibung<br />

Wie beschreiben wir das entsprechende Alltagshandeln? Wie zeigt sich die<br />

Wirklichkeit? Was bringen entsprechende Recherchen ans Tageslicht?<br />

Analyse der Realität<br />

Warum sieht die Realität so aus? Welche „guten» Gründe gibt es dafür?<br />

Wie erklärt sich die Wirklichkeit?<br />

Ziele: Zielvorstellungen formulieren<br />

Was soll erreicht werden? Was genau wollen <strong>und</strong> können wir besser machen?<br />

Intervention: Veränderungen planen <strong>und</strong> umsetzen<br />

Wie gehen wir vor? Was wird alles gemacht?<br />

Evaluation: Veränderungen überprüfen<br />

Was hat sich verändert? Gab es ungeplante „Nebenwirkungen»? (±)<br />

29


Beispiele Gender Mainstreaming<br />

mit Hilfe des Qualitätszirkels<br />

Praxisfeld II: Spirituelle Angebote in der Pfarrei 7<br />

Vorbemerkung:<br />

Hinter dem Thema «Spirituelle Angebote in der Pfarrei» stehen auch sog.<br />

«grosse» Themen:<br />

1. Die Entwicklungsunterschiede zwischen Mädchen <strong>und</strong> Jungen in<br />

einer bestimmten Altersspanne (13 bis 16 Jahre) betreffen den Umgang<br />

mit religiösen <strong>und</strong> spirituellen Fragen.<br />

2. (Junge) <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer drücken sich sprachlich, musikalisch<br />

<strong>und</strong> gestalterisch unterschiedlich aus <strong>und</strong> positionieren sich demnach<br />

auch anders zu Angeboten mit den jeweiligen Ausdruckformen.<br />

3. Die (liturgische) Sprache, die Gottesbilder <strong>und</strong> die Gottesdienste<br />

sind häufig männlich geprägt.<br />

Problemdefinition<br />

Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene suchen heute nach unmittelbaren Erfahrungen.<br />

Die spirituellen Angebote z.B. die sonntägliche Eucharistiefeier,<br />

ermöglichen dieser Altersgruppe eine solche Erfahrung in der Regel<br />

nicht. Sprache <strong>und</strong> Zugang zu den spirituellen Angebote entsprechen<br />

häufig nicht der Sprache von Jugendlichen <strong>und</strong> bleiben daher für sie unverständlich.<br />

Beschreibung<br />

Die überwiegende Mehrheit von Mädchen <strong>und</strong> Jungen sind für religiöse<br />

Fragen offen. Der unterschiedliche Umgang mit diesen Fragen ist<br />

nicht auf Klischees wie «draufgängerische Jungen» <strong>und</strong> «zurückhaltende<br />

Mädchen» zurückzuführen, sondern u. a. auf deren unterschiedlichen<br />

entwicklungspsychologischen Stand. Junge <strong>Frau</strong>en entwickeln bspw. in<br />

der Pubertät früher eine Sensibilität im Umgang mit Körperlichkeit <strong>als</strong><br />

gleichaltrige Jungen.<br />

30


Für die eigene Entwicklung brauchen Jungen <strong>und</strong> Mädchen auch in der<br />

Pfarrei «starke» Identifikationsfiguren. Sie suchen Bestätigung von Erwachsenen<br />

(Eltern, PatInnen, Verwandte, Lehrpersonen etc.) <strong>und</strong> Gleichaltrigen.<br />

Im musisch-kulturellen, im religiös-spirituellen Bereich sind die<br />

Chance zur Identifikation <strong>und</strong> Bestätigung für die Motivation von Jugendlichen<br />

beinahe unerlässlich.<br />

In den Bereichen Glauben, Emotionen <strong>und</strong> Werte scheint Mädchen die<br />

Kommunikation leichter zu fallen. Jungen haben dagegen andere, oft<br />

versteckte Ausdruckformen. Diese Ausdruckweisen zu verstehen, ist eine<br />

pädagogische Herausforderung. Jungen prüfen zunächst ihr Umfeld hinsichtlich<br />

der Möglichkeit Gefühle zu zeigen. Angst vor sozialer Ausgrenzung<br />

beim Zeigen von Schwäche ist ein Faktor für die häufige Zurückhaltung<br />

auch bei der Mitgestaltung von spirituellen Angeboten.<br />

Vor allem aber spielt die männliche Sozialisation eine Rolle, beispielsweise<br />

die Ausdrucksweisen von männlichen Identifikationsfiguren.<br />

Umgekehrt sind die liturgische Sprache, die Rede von Gott nur <strong>als</strong> «Vater»<br />

<strong>und</strong> nicht <strong>als</strong> «Gott Vater <strong>und</strong> Mutter», die ausschliessliche Erfahrung<br />

von Priestern, Diakonen, Seelsorgern einseitige, verzerrende Sozialisationsformen<br />

für Mädchen <strong>und</strong> Jungen.<br />

Zielvorstellungen<br />

Wir fördern die aktive Beteiligung von Jungen <strong>und</strong> Mädchen in der Gestaltung<br />

von spirituellen Angeboten. Wir können deutlich machen, dass<br />

es nicht um eine Verzweckung von Jungen geht, sondern um eine Erweiterung<br />

ihrer persönlichen Kompetenzen <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />

Vorbereitungsteams sind mit einem <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> einer <strong>Frau</strong> (mit vergleichbarem<br />

Status) besetzt.<br />

Religiöse Ausdrucksformen entsprechen dem Bedürfnis Jugendlicher<br />

nach unmittelbarer Erfahrung.<br />

Die religiöse Sprache von Identifikationspersonen, besonders deren Rede<br />

von Gott <strong>und</strong> die dadurch transportierten Gottesbilder sind geschlechtsbezogen<br />

ausgewogen.<br />

31


Veränderungen<br />

Wir schaffen für beide Geschlechter gleichermassen<br />

• Zugänge zu unmittelbaren Erfahrungen,<br />

• Zugänge zu existentiell bedeutsamen Situationen,<br />

• Zugänge zu spirituellen <strong>und</strong>/oder ethischen Themen,<br />

• Äusserungsmöglichkeiten über verschiedene Kanäle.<br />

Strukturell:<br />

Wir schaffen Situationen, in denen Vertrauen aufgebaut werden kann, so<br />

dass beispielsweise die «Lagerfeuer-Gespräche» mit beiden Geschlechtern<br />

möglich sind.<br />

Wir nehmen verstärkt die Lebensthemen auf, die junge Männer <strong>und</strong> junge<br />

<strong>Frau</strong>en betreffen, beispielsweise den Wechsel in einen Beruf oder die<br />

Übernahme von Verantwortung.<br />

Wir investieren mehr in die Vor- <strong>und</strong> Nacharbeit für die spirituellen Anlässe,<br />

denn für Jugendliche geschieht häufig dort «das Eigentliche» (<strong>und</strong><br />

nicht in der Feier selbst).<br />

Methodisch:<br />

Wir kreuzen die Erwartungen an «Männer- bzw. <strong>Frau</strong>en-typische» Zugänge.<br />

Wir wechseln in der Gestaltung gottesdienstlicher Formen ab. Wir nutzen<br />

Formen, in denen Strukturen vorgegeben sind (z. B. in einer Eucharistiefeier),<br />

<strong>und</strong> Formen, in denen man mehr mit den Inhalten <strong>und</strong> den<br />

Zugängen «spielen» kann.<br />

32


Praxisfeld III: Jugendtreff<br />

Der Jugendtreff Makro in B. ist in einer kleinen Gemeinde im Mittelland<br />

beheimatet. Trägerschaft des Treffs sind die römisch-katholsiche <strong>und</strong> die<br />

reformierte Kirche. Der Jugendtreff ist jeweils am Mittwoch geöffnet.<br />

Regelmäßig finden Partys an den Wochenenden statt. Diese werden von<br />

einem Team Jugendlicher, Mädchen <strong>und</strong> Jungs organisiert.<br />

Die Zusammensetzung des Teams nach Geschlecht<br />

• 1 <strong>Jugendarbeit</strong>erin<br />

• 1 Jugendbegleiter<br />

• 4 weibliche Jugendliche<br />

• 4 männliche Jugendliche<br />

Diese Jugendlichen sind im letzten Schuljahr oder bereits in der Lehre.<br />

Das Team trifft sich alle 2 Wochen zu einem «Höck» <strong>und</strong> veranstaltet<br />

circa alle 4 bis 5 Wochen eine Party.<br />

Aufgaben vor/an der Party<br />

• Neue Ideen einbringen<br />

• Flyergestaltung<br />

• Einkauf<br />

• Dekoration des Raumes<br />

• DJ<br />

• Barbetrieb<br />

• Sicherheit im Aussenbereich<br />

• Putzen am Ende<br />

Die Aufgaben sind autonom im Team der Jugendlichen verteilt:<br />

Schwerpunkt der <strong>Frau</strong>en ist zurzeit:<br />

• Flyergestaltung<br />

• Dekoration des Raumes<br />

• Einkauf<br />

• Barbetrieb<br />

• Neue Ideen einbringen<br />

Schwerpunkt der Männer ist zurzeit:<br />

• Sicherheit im Aussenbereich<br />

• DJ<br />

beim Putzen sind alle gleich dabei, da die Losung gilt, «alli för eine/i,<br />

eine/i för alli» (alle für EineR, EineR für Alle).<br />

33


Mit Hilfe des Qualitätszirkels zeigt sich folgendes Bild:<br />

Themenwahl<br />

Welche Möglichkeiten gibt es, die Aufgaben «untypisch» zu verteilen?<br />

Problemdefinition<br />

Die Aufgaben im Vorfeld <strong>und</strong> während der Party selbst werden allzu rollenkonform<br />

erfüllt.<br />

Beschreibung<br />

Der Schwerpunkt der Arbeit der <strong>Frau</strong>en ist im umsorgenden <strong>und</strong> kreativen<br />

Bereich angesiedelt. Der Schwerpunkt der Arbeit der Jungs ist im<br />

technischen Bereich angesiedelt.<br />

Nur bei der Schlussreinigung heben sich die geschlechterdefinierten Aufgaben<br />

auf.<br />

Analyse der Realität<br />

Das Kernteam ist in der Geschlechterverteilung ausgewogen.<br />

Die Aufgaben wurden von den Mädchen <strong>und</strong> Jungs verteilt <strong>und</strong> übernommen.<br />

Fact: Jugendliche in der Adoleszenz sind im geschlechtergemischten Setting<br />

stark bestrebt, die Geschlechterrollen zu erfüllen. Das heisst sie wählen<br />

dementsprechend die eher weiblich oder männlich definierten Rollen.<br />

Offenes:<br />

1. Unklar ist, wie die Zusammensetzung der Nutzer/innen nach Geschlecht<br />

ist.<br />

2. Wie fühlt sich das Team bei der Bewältigung der Aufgaben?<br />

3. Unklar ist weiter, wie Infrastruktur, Finanzen <strong>und</strong> Beziehungsarbeit<br />

in der Gesamtsumme nach Geschlecht verteilt sind.<br />

34


Um die offenen Fragen zu klären wird folgendes Vorgehen vorgeschlagen:<br />

Zu 1.+3. Zusammensetzung der Nutzer/innen usw.:<br />

Bei jedem Anlass eine Strichliste führen mit Variablen wie Alter, Geschlecht,<br />

Kontakten, Nutzung, Infrastruktur <strong>und</strong> Budget.<br />

Zu 2. Befindlichkeit im Team nach den Anlässen klären.<br />

Zielvorstellung<br />

Die Aufgaben sind weder rollenkonform noch «doktriniert» verteilt.<br />

Methoden<br />

Wir diskutieren die Übernahme rollenfremder Aufgaben <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Ängste, Erwartungen <strong>und</strong> Chancen. Für 2 Anlässe werden<br />

Rollenwechsel angestrebt. Diese «Testläufe» werden intensiv begleitet,<br />

eventuell mit Vorbereitungskursen. Es wird beobachtet <strong>und</strong> ermittelt, ob<br />

diese Neuerungen relevante Reaktionen bei den Besucherinnen <strong>und</strong> Besuchern<br />

auslösen. Die Erfahrungen werden von den Teilnehmenden am<br />

Versuch ausgewertet.<br />

Veränderungen<br />

Wir erwarten <strong>und</strong> erhoffen, dass die Jugendlichen danach bewusster<br />

ihre Aufgaben wählen. Wir erhoffen auch, dass es zu einzelnen Verschiebungen<br />

in der Verteilung der Jobs kommt.<br />

Veränderungen überprüfen<br />

Nach zwei weiteren Anlässen wird überprüft, ob es tatsächlich Veränderungen<br />

gegeben hat.<br />

35


Magna Charta<br />

Anhang<br />

Magna Charta – Gr<strong>und</strong>lage für eine gelingende <strong>kirchliche</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong> in der deutschsprachigen Schweiz 13<br />

1. Ziel <strong>kirchliche</strong>r <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> ist Dienst der Kirche an der Jugend. Sie hat das<br />

Ziel „jungen Menschen den Zugang zu jener Lebensweise freizumachen<br />

<strong>und</strong> freizuhalten, wie sie Jesus von Nazareth gelebt hat.» Es geht dabei<br />

„um die individuelle, soziale, gesellschaftliche <strong>und</strong> religiöse Entfaltung<br />

<strong>und</strong> Selbstverwirklichung des Jugendlichen: der freie, kontaktfähige,<br />

engagierte, kritische, selbst- <strong>und</strong> verantwortungsbewusste Mensch.» (Zitate<br />

Synode 72 – St. Gallen) Leitend ist immer das Interesse an der Subjektwerdung<br />

aller Menschen vor Gott.<br />

2. Gr<strong>und</strong>sätze<br />

2.1. Lebenswelt<br />

Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> baut auf der Lebenswelt der Jugendlichen auf<br />

<strong>und</strong> ist ein wichtiger Experimentier- <strong>und</strong> Freiraum. Jugendliche bringen<br />

unterschiedliche Voraussetzungen, Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen mit. Entsprechend<br />

vielfältig sind die Formen <strong>kirchliche</strong>r <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />

2.2. Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung<br />

Jugendliche sind eigenständige Persönlichkeiten <strong>und</strong> werden <strong>als</strong> solche<br />

wahrgenommen <strong>und</strong> respektiert. Dies geschieht durch partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit. Die Mitbeteiligung <strong>und</strong> Mitsprache der Jugendlichen<br />

geschieht wo immer möglich. Junge Menschen sind eine innovative Kraft,<br />

Teil der Kirche <strong>und</strong> verdienen <strong>als</strong> solche Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung.<br />

2.3. Beziehung <strong>und</strong> Vertrauen<br />

Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> ist zeitintensive Beziehungsarbeit. Jugendliche<br />

haben ein Anrecht auf Begleitung in jeder Lebenssituation. Beziehungen<br />

sind so zu gestalten, dass junge Menschen in ihrer Entwicklung unterstützt<br />

werden.<br />

38


2.4. Orientierung an der Lebenspraxis Jesu<br />

Auf dem Weg junger Menschen nach Freiheit <strong>und</strong> Selbstverwirklichung<br />

macht <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> erfahrbar, aus welcher Freiheit Jesus lebte.<br />

Seine Botschaft ermutigt zum aufrechten Gang <strong>und</strong> fordert dazu heraus,<br />

Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden <strong>und</strong> Bewahrung der Schöpfung<br />

wahrzunehmen.<br />

2.5. Sinn- Glaubens- <strong>und</strong> Identitätsfindung<br />

Lebensdeutung beginnt in der Erfahrung des Angenommenseins. Darauf<br />

aufbauend bietet <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> Raum für die Auseinandersetzung<br />

mit den Lebens- <strong>und</strong> Glaubensfragen Jugendlicher.<br />

2.6. Leben deuten <strong>und</strong> feiern<br />

Die Welt der Jugendlichen ist voller Heiligtümer. Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong><br />

hat diese zu achten. Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen sind <strong>als</strong> Spuren des<br />

Glaubens im Alltag aufzunehmen <strong>und</strong> gemeinsam mit jungen Menschen<br />

zu deuten. Dies führt zu sinnvollem Feiern von Leben <strong>und</strong> Glauben.<br />

2.7. Genderbewusstsein<br />

Kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> begleitet Jugendliche in ihrer Identitätsfindung<br />

<strong>als</strong> <strong>Frau</strong> <strong>und</strong> <strong>Mann</strong> in Gesellschaft <strong>und</strong> Kirche. Sie erkennt dabei Unterschiede<br />

in den Realitäten von Mädchen <strong>und</strong> Buben sowie innerhalb der<br />

Geschlechtergruppen.<br />

In ihren Strukturen, Konzepten <strong>und</strong> Programmen berücksichtigt sie diese<br />

Differenzen.<br />

39


40<br />

3. Rahmenbedingungen<br />

3.1. Erwartung an Kirchgemeinden<br />

• Die Verantwortung für die <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> kann nicht an<br />

die Jugendverantwortlichen allein delegiert werden. Sie wird materiell<br />

<strong>und</strong> ideell von der Kirchgemeinde <strong>und</strong> von der Pfarrei getragen.<br />

Der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong> stehen Räume zur Verfügung,<br />

die von den Jugendlichen nach ihren Bedürfnissen genutzt werden<br />

können. Die Verwaltung der zur Verfügung stehenden Finanzmittel<br />

wird den Jugendverantwortlichen übertragen.<br />

• Kirchlicher <strong>Jugendarbeit</strong> liegt ein Konzept zugr<strong>und</strong>e. Ziele <strong>und</strong> Arbeitsformen<br />

werden jährlich evaluiert <strong>und</strong> bei Bedarf verändert. In<br />

die Konzeptentwicklung <strong>und</strong> -evaluation werden Jugendliche, Jugendverantwortliche<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsgremien einbezogen. Die<br />

Kirchgemeinde <strong>und</strong> Pfarrei sucht dabei auch die Vernetzung mit<br />

anderen Konfessionen <strong>und</strong> der politischen Gemeinde.<br />

• Mitarbeitende <strong>und</strong> Trägerschaften sind herausgefordert, die<br />

„Gender»- Gerechtigkeit ihrer Institutionen auf der strategischen<br />

<strong>und</strong> operativen Ebene zu prüfen. Zeigen sich dabei Einseitigkeiten<br />

oder Mängel zuungunsten einer Gruppe, so sind geeignete Massnahmen<br />

zu treffen.<br />

• Die Trägerschaften stellen die zur Unterstützung von Gender Mainstreaming<br />

notwendigen Arbeitsinstrumente, Ressourcen <strong>und</strong> Evaluationshilfen<br />

zur Verfügung.


3.2. Erwartungen an Jugendverantwortliche<br />

• Jugendliche finden in der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong> Erwachsene <strong>als</strong><br />

PartnerInnen, die ihnen Räume der Partizipation zur Verfügung<br />

stellen, aber auch anwaltschaftlich gegenüber Pfarrei <strong>und</strong> Kirchgemeinde<br />

für sie eintreten. <strong>Jugendarbeit</strong>ende befinden sich somit in<br />

einem anspruchsvollen Spannungsfeld von Anforderungen <strong>und</strong> Erwartungen.<br />

Dies erfordert, dass auch sie sich immer wieder persönlich<br />

mit der eigenen Sinn-, Glaubens- <strong>und</strong> Identitätsfindung auseinandersetzen.<br />

• Mit der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong> werden haupt-, neben- <strong>und</strong> ehrenamtlich<br />

tätige Personen mit einem entsprechenden Pflichtenheft<br />

beauftragt. Sie sind für die Umsetzung der im Konzept erarbeiteten<br />

Ziele zuständig. Eine umfassende Verantwortung für die <strong>kirchliche</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong> setzt eine umfassende Ausbildung <strong>und</strong> kontinuierliche<br />

Weiterbildung voraus. Teilaufgaben können auch von Nebenamtlichen<br />

oder Freiwilligen geleistet werden, die für diese spezifische<br />

Aufgabe genügend kompetent <strong>und</strong> vorbereitet sind. Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

für jede Anstellung in der <strong>kirchliche</strong>n <strong>Jugendarbeit</strong><br />

sind fachliche, soziale <strong>und</strong> spirituelle Kompetenzen. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />

kollegiale Beratung <strong>und</strong> Supervision sind dafür unabdingbar.<br />

Die Arbeitgeber stellen den Jugendverantwortlichen dafür<br />

finanzielle <strong>und</strong> zeitliche Ressourcen zur Verfügung.<br />

• Jugendverantwortliche sind herausgefordert, ihre Rolle <strong>als</strong> <strong>Mann</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Frau</strong> – in ihrem Arbeitsfeld – zu reflektieren. Als Leitungspersonen<br />

passen sie ihr Handeln der jeweiligen Zielgruppe, ob geschlechtshomogene,<br />

- heterogene oder gegengeschlechtliche, an.<br />

41


Glossar<br />

Gender (soziales Geschlecht)<br />

bezeichnet die gesellschaftlich, sozial <strong>und</strong> kulturell geprägten Geschlechtsrollen<br />

von <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern. Diese sind erlernt <strong>und</strong> somit<br />

veränderbar.<br />

Sex (biologisches Geschlecht)<br />

bezeichnet das von aussen wahrnehmbare Geschlecht oder den Geschlechtskörper.<br />

Im kulturellen System der Zweigeschlechtlichkeit<br />

werden mit Sex bestimmte erwartbare Darstellungs- <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

verb<strong>und</strong>en (sex category).<br />

Doing Gender<br />

bezeichnet die Praxis der Herstellung von weiblichen <strong>und</strong> männlichen<br />

Identitäten in der Interaktion von männlichem <strong>und</strong> weiblichem Alltagshandeln.<br />

Gender Mainstreaming<br />

meint die besondere Aufmerksamkeit für die Geschlechterverhältnisse<br />

innerhalb einer Institution oder Organisation <strong>und</strong> die entsprechende<br />

Umgestaltung der Praxis mit dem Ziel der Geschlechtergerechtigkeit.<br />

Genderspezifisch, geschlechtsspezifisch, geschlechterspezifisch, frauen<strong>und</strong><br />

männerspezifisch meint:<br />

Ausschliesslich bei <strong>Frau</strong>en bzw. Männern Vorkommendes (z.B. Geschlechtsorgane)<br />

Geschlechterbezogene Unterschiede in der Ausprägung einer Begebenheit<br />

(z.B. Unfallhäufigkeiten, Krankheiten, Verhalten), nur auf<br />

<strong>Frau</strong>en oder Männer Gerichtetes (z.B. frauen- oder männerspezifische<br />

Projekte oder einen frauen- oder männerspezifischen Zugang<br />

zu einem Thema).<br />

42


Gendersensibel, geschlechtersensibel, geschlechterbewusst bezeichnet:<br />

das Bewusstsein für Unterschiede in geschlechtsbezogenen Zuschreibungen,<br />

die Sensibilität dafür, welche Rolle Unterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten<br />

bei <strong>Frau</strong>/<strong>Mann</strong> im zu bearbeitenden Themenbereich spielen,<br />

wo Ungleichheiten/Ungerechtigkeiten bestehen <strong>und</strong> wie diese vermindert<br />

werden könnten.<br />

Gendergerecht, geschlechtergerecht, frauen- <strong>und</strong> männergerecht<br />

bezeichnet eine geschlechtersensible Praxis <strong>und</strong>/oder Forschung, die<br />

den geschlechterbezogenen Aspekten eines Themenbereichs umfassend<br />

gerecht wird <strong>und</strong> diese angemessen bearbeitet.<br />

43


Literatur- <strong>und</strong> Webhinweise<br />

Literatur- <strong>und</strong> Webhinweise<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Becker Sybille, Leib – Bildung – Geschlecht. Perspektiven für die Religionspädagogik,<br />

Münster 2005<br />

Buser Denise/Loretan Adrian (Hrsg.), Gleichstellung der Geschlechter<br />

<strong>und</strong> die Kirchen. Ein Beitrag zur menschenrechtlichen <strong>und</strong> ökumenischen<br />

Diskussion, Freiburg Schweiz 1999<br />

Butler Judith, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt am Main<br />

200310<br />

Dies., Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts,<br />

Frankfurt am Main 1997<br />

Cornelissen Waltraud u.a., Junge <strong>Frau</strong>en – junge Männer. Daten zur<br />

Lebensführung <strong>und</strong> Chancengleichheit, Opladen 2002<br />

Foucault Michel, Der Wille zum Wissen. Sexualität <strong>und</strong> Wahrheit 1,<br />

Frankfurt am Main 1983<br />

Ders., Der Gebrauch der Lüste. Sexualität <strong>und</strong> Wahrheit 2, Frankfurt<br />

am Main 1989<br />

Ders., Die Sorge um sich. Sexualität <strong>und</strong> Wahrheit 3, Frankfurt am<br />

Main 1989<br />

Maihofer Andrea, Geschlecht <strong>als</strong> Existenzweise, Frankfurt am Main<br />

1995<br />

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Schreiben an die<br />

Bischöfe der Katholischen Kirche Über die Zusammenarbeit von<br />

<strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong> in der Kirche <strong>und</strong> in der Welt. Verlautbarungen des<br />

Apostolischen Stuhls 166, Bonn 2004 siehe auch<br />

http://dbk.de/schriften/DBK2.Vas/VE_166.pdf<br />

Wacker Marie-Theres/Rieger-Goertz Stefanie (Hrsg.) <strong>Mann</strong>sbilder.<br />

Kritische Männerforschung <strong>und</strong> theologische <strong>Frau</strong>enforschung im<br />

Gespräch, Berlin 2006<br />

Gender Mainstreaming<br />

Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland (aej). Gender Mainstreaming. Standortbestimmung<br />

<strong>und</strong> Chancen. aej-Studien. Beiträge zur evangelischen <strong>Jugendarbeit</strong>,<br />

Hannover 2002<br />

B<strong>und</strong> der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Gender Mainstreaming<br />

katholisch. BDKJ Journal. Informationsdienst der BDKJ B<strong>und</strong>esstelle,<br />

Düsseldorf 2006<br />

Denis Monika (Hrsg.), Gender Mainstreaming in der offenen <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />

Ein Praxisprojekt in der Stadt Zürich, Luzern 2006<br />

Frey Regina, Gender im Mainstreaming. Geschlechtertheorie <strong>und</strong> –<br />

praxis im internationalen Diskurs, Königstein/Taunus 2003<br />

Netzwerk Gender Training (Hrsg.), Geschlechterverhältnisse bewegen.<br />

Erfahrungen mit Gender Training, Königstein/Taunus 2004<br />

Rose Lotte, Gender Mainstreaming in der Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>,<br />

Weinheim 2003.<br />

44


Gender Kompetenz<br />

Baur Esther/Marti Madeleine, Kurs auf Genderkompetenz. Leitfaden<br />

für eine geschlechtergerechte Didaktik in der Erwachsenenbildung<br />

(hrsg. vom Gleichstellungsbüro Basel-Stadt), Basel 2000<br />

Hofmann Renate, Geschlechtergerecht denken <strong>und</strong> leben lernen. Religionspädagogische<br />

Impulse, Münster 2003<br />

Merz Veronika, Salto, Rolle <strong>und</strong> Spagat. Basiswissen zum geschlechterbewussten<br />

Handeln in Alltag, Wissenschaft <strong>und</strong> Gesellschaft.<br />

Gender Manual I, Zürich 2001<br />

Merz Veronika, u. a., Salto, Rolle, Pflicht <strong>und</strong> Kür. Materialien zur<br />

Schlüsselqualifikation Genderkompetenz in der Erwachsenenbildung.<br />

Gender Manual II, Zürich 2001<br />

Sabina Schaffner. Gender in der Erwachsenenbildung. Akademie für<br />

Erwachsenenbildung (aeb), Aus der Praxis für die Praxis 28, Bern<br />

2003<br />

Gender Pädagogik<br />

askja – <strong>Fachstelle</strong> für <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> der röm.-kath. Landeskirche<br />

des Kantons Luzern. Firmung <strong>als</strong> Stärkung auf dem Weg ins<br />

Erwachsenwerden <strong>als</strong> <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> <strong>Frau</strong>. Bausteine für Firmbegleiterinnen<br />

<strong>und</strong> Firmbegleiter, Luzern 2003<br />

Jantz Olaf/Grote Christoph (Hrsg.), Perspektiven der Jungenarbeit.<br />

Konzepte <strong>und</strong> Impulse aus der Praxis, Opladen 2003<br />

Männedorf – <strong>Frau</strong>enfeld (Reihe akzente, Nr. 28), hrsg. Verband katholischer<br />

Pfadfinderinnen <strong>und</strong> Pfadfinder, Zürich 2006<br />

okaj zürich. Gender in der <strong>Jugendarbeit</strong> im Kanton Zürich. okaj-fokus,<br />

Informationsbulletin des Dachverbandes der <strong>Jugendarbeit</strong> im<br />

Kanton Zürich, 1/2004<br />

Radix (Hrsg.), BOYS & GIRLS. Praxismanual zur geschlechtsspezifischen<br />

Suchtprävention, Zürich 1999<br />

Rauw Regina/Jantz Olaf/Reinert Ilka/Ottemeier-Glücks Franz Gerd<br />

(Hrsg.), Perspektiven geschlechtsbezogener Pädagogik. Impulse<br />

<strong>und</strong> Reflexionen zwischen Gender, Politik <strong>und</strong> Bildungsarbeit, Opladen<br />

2001<br />

Rauw Regina/Reinert Ilka (Hrsg.), Perspektiven der Mädchenarbeit.<br />

Partizipation, Vielfalt, Feminismus, Opladen 2001<br />

Rhyner Thomas/Zumwald Bea (Hrsg.), Coole Mädchen – starke<br />

Jungs. Ratgeber für eine geschlechterspezifische Pädagogik, Bern<br />

2002.<br />

Walter Melitta, Jungen sind anders, Mädchen auch. Den Blick schärfen<br />

für eine geschlechtergerechte Erziehung, München 2005<br />

Werthmüller Heinrich (Hrsg.), Ich Du Wir Gender. 36 Unterrichtseinheiten<br />

zur Entwicklung der Geschlechtsidentität, nach der Methode<br />

des Themenzentrierten Theaters, Bern 2006<br />

45


46<br />

Jungenarbeit:<br />

Kammerer Doron, Weil ich ein Junge bin, Freiburg im Breisgau<br />

20012<br />

Knauth Thorsten et al., KU – Weil ich ein Junge bin, Gütersloh 2002<br />

Krabel Jens, Müssen Jungen aggressiv sein? Eine Praxismappe für die<br />

Arbeit mit Jungen, Mülheim 1998<br />

Kunz Daniel/Freigang Detlev, Was geht? Ein Buch nur für Jungs,<br />

München 2002<br />

Neubauer Gunter, Wir haben kein Geschlecht, wir tun es! Nachbemerkungen<br />

zur Veranstaltung «Wollen wir gezähmte Jungs?», in:<br />

Offene <strong>Jugendarbeit</strong> 4/1999, 50 - 56<br />

Neubauer Gunter, «Ich mach‘ Sport, na klar» Ergebnisse der BZgA-<br />

Jungenstudie im Bereich «Jungen - Körper - Sport», in: sportunterricht<br />

10/2000, 308 – 313<br />

Neubauer Gunter/Winter Reinhard, Jungenarbeit, damit es den Mädchen<br />

besser geht? Zum Verhältnis von Jungenarbeit <strong>und</strong> Mädchenarbeit<br />

im Feld geschlechterdifferenzierender Jugendhilfe, in: R<strong>und</strong>brief<br />

der LAG Mädchenpolitik Baden-Württemberg, Nr. II/1999,<br />

43 – 47<br />

Dies., Was Sie schon immer über Jungenarbeit wissen wollten..., in:<br />

Schöttle S. / Groner-Zilling B. (Red.), Unterschiede leben - Gemeinsamkeiten<br />

finden. Zur Qualität geschlechtsbezogener Pädagogik,<br />

hrsg. von der Evangelischen Akademie Bad Boll, Protokolldienst<br />

10/1999, 21 - 35<br />

Dies., Das «kleine» Ritual. Rituale <strong>und</strong> Inszenierungen in der Arbeit<br />

mit Jungen (Unv. Mskr.), Tübingen 2000<br />

Dies., So geht Jungenarbeit. Geschlechtsbezogene Entwicklung von<br />

Jugendhilfe, Berlin 2001<br />

Dies., «Eigentlich» relativ gut aufgeklärt? Sexualaufklärung von Jungen<br />

- (k)ein Thema für die <strong>Jugendarbeit</strong>, in: sozial extra 12/1998,<br />

4 - 7<br />

Dies., Ich sehe was, was Du nicht siehst! Jungenperspektive <strong>und</strong> Erwachsenensicht<br />

in Bezug auf Körper, Ges<strong>und</strong>heit, Sexualität <strong>und</strong><br />

Sexualaufklärung von Jungen, in: BZgA (Hrsg.), Wissenschaftliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen. Teil 2 - Jugendliche. Fachheftreihe Bd.13.2, Köln<br />

1998.<br />

Dies., Kompetent, authentisch <strong>und</strong> normal? Aufklärungsrelevante Ges<strong>und</strong>heitsprobleme.<br />

Sexualaufklärung <strong>und</strong> Beratung von Jungen,<br />

hrsg. von der BZgA - Fachheftreihe Bd. 14, Köln 1999.<br />

Dies. Dies <strong>und</strong> das. Das Variablenmodell «Balanciertes Junge- <strong>und</strong><br />

<strong>Mann</strong>sein» <strong>als</strong> Gr<strong>und</strong>lage für die pädagogische Arbeit mit Jungen,<br />

Tübingen 2001.<br />

Winter Reinhard (Hrsg.), Stehversuche. Sexuelle Jungensozialisation<br />

<strong>und</strong> männliche Lebensbewältigung durch Sexualität. MännerMaterial<br />

Bd. 3, Tübingen 1993<br />

Ders., Nie wieder Cowboy! Männliche Jugendkultur <strong>und</strong> Lebensbewältigung<br />

im ländlichen Raum, Tübingen 1994


Ders., Jungenarbeit - Ein Perspektivenwechsel, in: Brandes H. / Bullinger<br />

H. (Hrsg.), Handbuch Männerarbeit, Weinheim 1996, 378 -<br />

389<br />

Ders., Jungenarbeit ist keine Zauberei, in: Möller Kurt (Hrsg.), Nur<br />

Macher <strong>und</strong> Macho? Geschlechtsreflektierende Jungen- <strong>und</strong> Männerarbeit,<br />

Weinheim 1997, 147 - 163<br />

Mädchenarbeit:<br />

Ahrens Sabine/Pithan Annebelle (Hrsg.). Weil ich ein Mädchen bin.<br />

Ideen - Konzeptionen - Modelle für mädchengerechten KU, Gütersloh<br />

2002<br />

Aids-Hilfe Schweiz (AHS)/B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG). Hey<br />

Girls! Bern 2007 (Eine Broschüre für Mädchen <strong>und</strong> junge <strong>Frau</strong>en<br />

über Pubertät, Liebe, Sex, Verhütung , Recht, Gewalt, Interkulturalität<br />

etc.)<br />

Blauring & Jungwacht Schweiz. Girlpower!!! Leitfaden für die Mädchenarbeit<br />

in Jugendverbänden, SCHUB Rubrik Gruppe leiten, Luzern<br />

2004<br />

Bitzan Maria/Daigler Claudia. Eigensinn <strong>und</strong> Einmischung. Einführung<br />

in Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Perspektiven parteilicher Mädchenarbeit,<br />

München <strong>und</strong> Weinheim 2001<br />

Christiansen Angelika/Linde Karin/Wedel Heidrun. Mädchen los!<br />

Mädchen macht! 100 <strong>und</strong> 1 Idee zur Mädchenarbeit, Münster<br />

19902<br />

DOJ Fachgruppe «Plattform Mädchenarbeit». Übersicht mit über 100<br />

Tipps, Hinweisen <strong>und</strong> Adressen im Bereich Mädchenarbeit, Bern<br />

2006 (www.doj.ch)<br />

Gray Heather M./Phillips Samantha, So wie ich will. Selbstbewusste<br />

Mädchen Körper – Sex – Liebe – Power, Berlin 2000<br />

Heiliger Anita. Mädchenarbeit im Gendermainstream. Ein Beitrag zu<br />

aktuellen Diskussionen, München 2002<br />

Hoppe Siegrid <strong>und</strong> Hartmut. Klotzen Mädchen. Spiele <strong>und</strong> Übungen<br />

für Selbstbewusstsein <strong>und</strong> Selbstbehauptung, Mülheim 1998<br />

Wallner Claudia, Feministische Mädchenarbeit: Vom Mythos der<br />

Selbstschöpfung <strong>und</strong> seinen Folgen, Münster 2006<br />

47


48<br />

Websites<br />

www.dissens.de Auf der Site des gemeinnützigen Vereins, der sich die<br />

Förderung der Geschlechterdemokratie zum Ziel gesetzt hat, finden<br />

sich verschiedene Hinweise zu Beratungs-, Bildungs-, Forschungs<strong>und</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong>sprojekten<br />

www.doj.ch Auf der Website des Dachverbands offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />

(DOJ) finden sich aktuelle Hinweise (Artikel, Bücher, Tagungen<br />

etc.) zum Thema «Gender»<br />

www.gendercampus.ch Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsplattform<br />

der Gender Studies <strong>und</strong> Gleichstellung an Universitäten <strong>und</strong><br />

Fachhochschulen der Schweiz<br />

www.genderhealth.ch bietet Informationen <strong>und</strong> Hinweise r<strong>und</strong> um<br />

das Thema Chancengleichheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

www.gendermainstreaming.com Website von EQuality by Zita Küng.<br />

Agentur für Gender Mainstreaming, Zürich Schweiz<br />

www.hvhs-frille.de Die Heimvolkshochschule «Alte Molkerei Frille»<br />

ist eine Einrichtung für politische Bildung. Sie bietet für soziale<br />

<strong>und</strong> pädagogische Fachpersonen u. a. eine Weiterbildungsreihe<br />

«Geschlechtsbezogene Pädagogik, Bildung <strong>und</strong> Beratung»zum Erwerb<br />

von Genderkompetenz für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> Jungen Erwachsenen. Seminare für Jugendliche <strong>und</strong> junge<br />

Erwachsene ab 12 Jahren werden nach dem eigenen Konzept<br />

geschlechtsbezogener Pädagogik gestaltet. Ein ReferentInnen-Pool<br />

steht für Vorträge <strong>und</strong> Seminargestaltungen zur Verfügung.<br />

www.okaj.ch/fam bietet Konzept, Sitzungsdaten, Mailinglisteneintrag<br />

etc. der Fachgruppe für die Arbeit mit Mädchen (FAM). Ziele der<br />

FAM sind u. a. die Vernetzung sowie der Informations- <strong>und</strong> Fachaustausch<br />

von Fachfrauen in der offenen <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>und</strong> anderen<br />

sozialen Berufsfeldern, Durchführung von Mädchenarbeitsprojekten<br />

sowie von Fachtagungen <strong>und</strong> Weiterbildungen <strong>und</strong> die Thematisierung<br />

der Mädchenarbeit in der Öffentlichkeit.<br />

www.nwsb.ch Die Kurse <strong>und</strong> Tagungen des Netzwerks schulische Bubenarbeit<br />

(NWSB) sind nicht nur für Lehrpersonen, sondern auch<br />

für <strong>Jugendarbeit</strong>er <strong>und</strong> Jugendseelsorger interessant.<br />

www.pippilotta.ch Agentur Pippilotta bietet von genderbewussten<br />

Konzepten bis zur Projektleitung verschiedene Leistungen für die<br />

schulische <strong>und</strong> ausserschulische Bildung an, koordiniert <strong>und</strong> organisiert<br />

Events <strong>und</strong> macht Öffentlichkeitsarbeit (feministische Mädchenarbeit)<br />

www.sajv.ch Im Themenbereich Gleichstellung finden sich zahlreiche<br />

Hinweise <strong>und</strong> Links zum Thema Gender Mainstreaming sowie Informationen<br />

zum Projekt «Mentoring frau hoch zwei»<br />

www.voila.ch Ein Projekt der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft<br />

der Jugendverbände (SAJV) zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> Suchtprävention<br />

im Kinder – <strong>und</strong> Jugendverband.<br />

Im Download-Bereich finden sich Hilfsmittel <strong>und</strong> Umsetzungsideen<br />

zur Gendersensibilisierung.


Impressum<br />

Deutschschweizer <strong>Fachstelle</strong> für <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>,<br />

Auf der Mauer 13, CH-8001 Zürich<br />

Tel. 0041 (0)44 266 69 99,<br />

Fax. 0041 (0)44 266 99 00<br />

E-Mail: info@fachstelle.info<br />

www.fachstelle.info<br />

Arbeitsgruppe «Geschlechterbewusste <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>»<br />

Die AG «Geschlechterbewusste <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>» (AG Gender)<br />

ist im Herbst 2001 in Zusammenarbeit der Deutschschweizer <strong>Fachstelle</strong><br />

für <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>und</strong> des Vereins Deutschschweizer JugendseelsorgerInnen<br />

(Juseso-Verein) entstanden. Die Arbeitsgruppe «Gender»<br />

arbeitet mit einem Mandat des Juseso-Vereins <strong>und</strong> hat ihren Sitz an der<br />

Deutschschweizer <strong>Fachstelle</strong> für kirchiche <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe (Stand 2006):<br />

André Böhning, Diözesanjugendseelsorger, Mitarbeiter Diözesane<br />

<strong>Fachstelle</strong> für <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> DAJU, St. Gallen,<br />

a.boehning@daju.ch<br />

Dorothee Foitzik Eschmann, Co-Leiterin Deutschschweizer <strong>Fachstelle</strong><br />

für <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Zürich, info@fachstelle.info<br />

Theresia Hlavka, Mitarbeiterin <strong>Fachstelle</strong> Jugendseelsorge der röm.-<br />

kath. Kirche im Kanton Aargau, mathe.se@bluewin.ch<br />

Karin Hehli, Leiterin <strong>Fachstelle</strong> Jugend, Röm.-kath. Dekanat Region<br />

Bern, karin.hehli@kathbern.ch<br />

Daniel Ritter, B<strong>und</strong>espräses Jungwacht, Co-Leiter <strong>Fachstelle</strong> Glauben<br />

<strong>und</strong> Kirche Blauring & Jungwacht , Luzern, daniel.ritter@jubla.ch<br />

49


Endnoten<br />

Endnoten<br />

1. Vgl. Feldmann, Thomas. Das Thema Gender in der verbandlichen<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> der deutschsprachigen Schweiz am Beispiel<br />

der Kinderverbände Blauring & Jungwacht. Vortrag an der<br />

Jueso-Fachtagung, 20. Mai 2005, Zürich, siehe www.fachstelle.<br />

info.<br />

2. Aus einem Papier des deutschen B<strong>und</strong>esjugendministeriums:<br />

„Gender Mainstreaming (GM) geht davon aus, dass sich die<br />

Lebenswirklichkeit von jungen <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern, von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen in vielen Bereichen unterscheidet. Nicht erkannte<br />

Unterschiede können dazu führen, dass scheinbar „neutrale»<br />

Massnahmen <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer, Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

in unterschiedlicher weise beeinflussen <strong>und</strong> sogar bestehende<br />

Unterschiede noch verstärken. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> steht<br />

GM für eine Politik, die das Ziel hat, den Aspekt der Chancengleichheit<br />

von <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern, Mädchen <strong>und</strong> <strong>Frau</strong>en in<br />

alle Bereiche <strong>und</strong> Massnahmen auf allen Ebenen einzubinden.<br />

GM bedeutet in der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe <strong>als</strong>o gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

danach zu fragen, wie sich die Massnahmen <strong>und</strong> Gesetzesvorhaben<br />

jeweils auf <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer, Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

auswirken <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> wie sie zum Ziel der Chancengleichheit<br />

der Geschlechter beitragen können. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage sind<br />

die Massnahmen <strong>und</strong> Vorhaben entsprechend zu steuern» (BM-<br />

FSFJ: Gender Mainstreaming in der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe.<br />

Diskussionspapier unveröffentlicht, 7.12.2001; zitiert von Prof.<br />

Lotte Rose anlässlich ihres Vortrages in Zürich im Mai 2005).<br />

3. Verschiedene Tagungen zur Genderthematik, bezogen auf<br />

die <strong>kirchliche</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, fanden in den letzten Jahren auf<br />

deutschschweizerischer Ebene bereits statt: 1999: «Schneewittchen<br />

oder Räubertochter». Zentrale Inhalte dieser Tagung<br />

waren Ansätze parteilicher Mädchenarbeit in Katechese, <strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>kirchliche</strong>n Weiterbildungen. 2001: «Mädchen<strong>und</strong><br />

Bubenarbeit». Der Hauptfokus lag auf Selbst- <strong>und</strong> Fremdbildern<br />

der Hauptamtlichen in Bezug auf die Frage nach der<br />

Geschlechtlichkeit. 2005: «Gender-Mainstreaming – ein neuer<br />

Impuls zur geschlechterbezogenen Qualifizierung der <strong>Jugendarbeit</strong>?»<br />

mit Prof. Dr. Lotte Rose. In den Publikationen der Verbände<br />

<strong>und</strong> in ihren Materialien zur Ausbildung von Leiterinnen<br />

<strong>und</strong> Leitern finden sich seit den 1980er Jahren verschiedene<br />

genderbewusste Beispiele in Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />

4. In sozialen, ökonomischen <strong>und</strong> kulturellen Zusammenhängen<br />

sowie im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

ist in einem gültigen System der Zweigeschlechtlichkeit die<br />

Zugehörigkeit zu einer der beiden Geschlechtergruppen von<br />

bleibender politischer Bedeutung.<br />

50


5. Vgl. Ulricke Genter. Bewegende Geschlechterverhältnisse. Föderliche<br />

Lernprozesse?!, in: Gender Mainstreaming katholisch,<br />

BDKJ Journal, Düssseldorf 2006<br />

6. Für das vorliegende Papier wählen wir «spotartig» nur einige<br />

wenige Elemente aus, durch die wir unsere Verortung kennzeichnen<br />

wollen. Unbearbeitet bleiben etwa die zahlreichen Forschungen<br />

zur Entwicklungspsychologie. Zur wissenschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Begründung einer genderbewussten Haltung im<br />

beruflichen Handeln gibt es mittlerweile einen umfangreichen<br />

Bestand an Literatur <strong>und</strong> Arbeitshilfen für die Praxis.<br />

7. Wichtig für den Kontext «Körper – Leib – Geschlecht» sind Abhandlungen<br />

über Körperbilder, Körperstilisierungen <strong>und</strong> –konstruktionen.<br />

(vgl. M. Foucault, 1983-89; J. Butler, 1991,1995;<br />

S. Becker, 2005). Michel Foucault behandelt Fragen nach der<br />

Sorge um den eigenen Leib mittels bestimmter Techniken <strong>und</strong><br />

Praktiken, die jedoch nicht nur der Sorge, sondern auch der<br />

Bemächtigung <strong>und</strong> Kontrolle des Leibes dienen können. Sybille<br />

Becker behandelt das Thema «Leib – Bildung – Geschlecht» in<br />

seiner Relevanz für die Religionspädagogik.<br />

8. Andrea Maihofer, Das Geschlecht <strong>als</strong> Existenzweise,1994. Unter<br />

dem Einfluss der Arbeiten von Foucault, Lacan, List, Butler<br />

et al. gilt auch Heterosexualität, nicht mehr <strong>als</strong> das «normale»<br />

Regelungsprinzip der Genderverhältnisse. Neben dem biologischen<br />

<strong>und</strong> dem sozialen Geschlecht sollte deshalb auch das<br />

Begehren (desire) beachtet werden, um die Unterschiedlichkeit<br />

(diversity) der Menschen zu erfassen.<br />

9. Da es in der Literatur zahlreiche Beispiele für genderbezogene<br />

Pädagogik gibt (siehe Anhang), beschränken wir uns hier auf<br />

die Darstellung von Methoden zur genderbewussten Analyse<br />

<strong>und</strong> des Gender Mainstreamings im Bereich <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />

10. Vgl. Zita Küng. Gender Mainstreaming versus Gleichstellungspolitik.<br />

Sackgasse oder neue Politik für <strong>Frau</strong>en? Vortrag, gehalten<br />

beim Renner-Institut Wien, November 2000.<br />

11. Im November 2005 fanden an der Mitgliederversammlung des<br />

Juseso-Vereins Workshops zu verschiedenen Anwendungsbereichen<br />

eines Gender Mainstreamings statt. Die folgenden<br />

Beispiele entstanden entweder im Umfeld oder im Anschluss an<br />

diese Workshops <strong>und</strong> den darin geführten Diskussionen.<br />

12. Qualitätszirkel „Gender» von Reinhard Winter, Gendertrainer<br />

(Tübingen), vorgestellt von Prof. Lotte Rose anlässlich des Vortrags<br />

in Zürich, Mai 2005.<br />

13. Verabschiedet an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung<br />

des Vereins Deutschschweizer JugendseelsorgerInnen vom 13.<br />

Juni 01. Ergänzt an der ordentlichen Mitgliederversammlung<br />

des Vereins Deutschschweizer JugendseelsorgerInnen vom 17.<br />

November 05.<br />

51


Checkliste Endnoten<br />

Personal<br />

Gibt es Angebote <strong>und</strong> Instrumente zur Reflexion der eigenen<br />

Geschlechterrolle(n)?<br />

Sind die Mitarbeitenden bereit, im Team Rollen <strong>und</strong> Aufgaben zu<br />

übernehmen, die für das jeweilige Geschlecht <strong>als</strong> „typisch» bzw. <strong>als</strong><br />

„untypisch» gelten?<br />

Sind die Mitarbeitenden bereit <strong>und</strong> kompetent, mit dem jeweils anderen<br />

Geschlecht vorurteilsbewusst <strong>und</strong> offen zusammen zu arbeiten<br />

(sog. Überkreuzthematik)?<br />

Verfügen die Mitarbeitenden über entsprechende geschlechtergetrennte<br />

<strong>und</strong> – übergreifende Netzwerke?<br />

Verfügen die Mitarbeitenden über die Bereitschaft <strong>und</strong> die nötigern<br />

Ressourcen, um sich in Bezug auf die Lebenswelten von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen regelmässig auf den neuesten Stand zu bringen?<br />

Sind die Mitarbeitenden an den jeweiligen Treffpunkten der Mädchen<br />

bzw. Jungen präsent, pflegen sie den Kontakt zu Gruppen <strong>und</strong> zu<br />

Einzelnen?<br />

Gibt es ausreichende mädchen- bzw. jungenrechte Angebote? (Gruppenangebote,<br />

Lager etc.)<br />

Werden die Angebote regelmässig (mit den Mädchen bzw. Jungen)<br />

evaluiert?<br />

Rahmenbedingungen<br />

Ist das Team paritätisch nach <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männern zusammengesetzt?<br />

Verfügen <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer über den gleichen Status (nach<br />

Ausbildung, Funktion, Bezahlung etc.)?<br />

Haben im Team <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer jeweils gleich viele Stellenprozente<br />

zum Einsatz in der geschlechterbezogenen <strong>Jugendarbeit</strong> zur<br />

Verfügung?<br />

Verfügt die Einrichtung oder die Organisation über die Infrastruktur<br />

(Räumlichkeiten etc.), um mädchen- bzw. jungengerechte Angebote<br />

realisieren zu können?<br />

Schliesst die Umgangs- <strong>und</strong> Kommunikationskultur jeweils Mädchen<br />

bzw. Jungen, <strong>Frau</strong>en bzw. Männer mit ein?<br />

Ist die Betriebsgruppe bzw. das Begleitgremium paritätisch nach Männern<br />

<strong>und</strong> <strong>Frau</strong>en zusammengesetzt bzw. verfügen <strong>Frau</strong>en <strong>und</strong> Männer<br />

über die gleiche Anzahl an Stimmen?<br />

Trägerschaft<br />

Ist geschlechterbewusste <strong>Jugendarbeit</strong> im Leitbild, in den Konzepten<br />

<strong>und</strong> Stellenbeschreibungen verankert?<br />

Begleitet die Trägerschaft die Umsetzung der Aktivitäten <strong>und</strong> überprüft<br />

sie (zusammen mit den Mitarbeitenden) regelmässig das Erreichen<br />

der Ziele?<br />

Stellt die Trägerschaft die oben beschrieben Rahmenbedingungen bereit?<br />

52

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