Internationale Reedereien und ihre Fahrtgebiete auf einen ... - Verkehr
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<strong>Verkehr</strong> | 11. Oktober 2013 | Nr. 41<br />
3A<br />
sailing list<br />
agentur<br />
CargoCompass: Ladung wandert nach Süden<br />
Bei der zur niederländischen Royal-Burger-Gruppe gehörenden Reedereiagentur CargoCompass beobachtet man eine Wanderung von Fernost-<br />
Ladungsvolumen in Richtung Südhäfen. Gründe dafür sind die Frachtraten <strong>und</strong> die geographische Nähe Österreichs zu den Adria-Häfen.<br />
hafen<br />
Österreichische Ladung nimmt<br />
verstärkt <strong>ihre</strong>n Weg über die adriatischen<br />
Häfen <strong>und</strong> hier vornehmlich<br />
via Koper, aber auch<br />
Triest <strong>und</strong> Rijeka kommen verstärkt<br />
<strong>auf</strong> den Radarschirm der<br />
heimischen Verlader. Der Hintergr<strong>und</strong><br />
für diese Tendenz in Richtung<br />
Süden: Die Frachtraten sind<br />
ab der Adria günstig <strong>und</strong> wettbewerbsfähig<br />
zu den Nordhäfen,<br />
außerdem liegen die Häfen geographisch<br />
näher zu Österreich als<br />
die Nordhäfen. Wenngleich freilich<br />
ab den Nordhäfen wesentlich<br />
mehr Abfahrten geboten<br />
werden als beispielsweise ab Koper<br />
oder Triest, beobachtet Reinhard<br />
Widhofner, Line Manager<br />
bei der seit dem Jahr 1978 existierenden<br />
Wiener Reedereiagentur<br />
CargoCompass.<br />
Die taiwanesische Reederei Yang<br />
Ming etwa, die von CargoCompass<br />
in Österreich vertreten wird,<br />
bietet <strong>einen</strong> Fernost-Service ab<br />
den Adria-Häfen an. Einmal pro<br />
Woche gibt es eine Abfahrt von<br />
Koper nach Fernost, ab Bremerhaven<br />
<strong>und</strong> Hamburg legen die<br />
Yang-Ming-Schiffe allerdings<br />
sechs Mal pro Woche ab. „Die<br />
Frachtraten ab den Südhäfen<br />
sind attraktiv“, sagt Widhofner<br />
im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong>. Ab Koper<br />
können Verlader Plätze bei<br />
Yang Ming auch für Indien <strong>und</strong><br />
Australien buchen.<br />
Die Raten <strong>auf</strong> der Rennstrecke<br />
Europa–Fernost sind derzeit wieder<br />
einmal im Keller. Besonders<br />
im <strong>Verkehr</strong> nach Fernost sind die<br />
Preise bei weitem nicht so, wie es<br />
sich die <strong>Reedereien</strong> vorstellen. Sie<br />
liegen deutlich unter jenen für die<br />
Route von Fernost nach Europa.<br />
Der österreichische Markt ist<br />
sehr stark exportdominiert <strong>und</strong><br />
es gibt kein ausgeglichenes Verhältnis<br />
zwischen Exporten <strong>und</strong><br />
Importen, was dazu führt, dass in<br />
Österreich Leercontainer Mangelware<br />
sind <strong>und</strong> für Exportladungen<br />
aus den östlichen Nachbarländern<br />
herangeschafft werden<br />
müssen.<br />
Yang Ming setzt seit 32<br />
Jahren <strong>auf</strong> CargoCompass<br />
Seit 1981 ist CargoCompass als<br />
Agent für Yang Ming in Österreich<br />
tätig <strong>und</strong> steht Widhofner<br />
mit s<strong>einen</strong> drei Mitarbeitern als<br />
Ansprechpartner <strong>und</strong> für Buchungen<br />
zur Verfügung. Österreich<br />
ist ein Speditionsmarkt <strong>und</strong><br />
das Gros der K<strong>und</strong>en, die <strong>auf</strong> den<br />
81 Yang-Ming-Schiffen Frachtraum<br />
buchen, sind daher Spediteure.<br />
Seit Anfang 2012 agiert Cargo-<br />
Compass unter dem Dach der<br />
niederländischen Royal-Burger-<br />
Gruppe, die neben dem Agentur-<br />
Geschäft für r<strong>und</strong> 30 <strong>Reedereien</strong><br />
weltweit auch mit <strong>ihre</strong>n 400 Mitarbeitern<br />
in 27 Ländern als Logistikdienstleister<br />
sowie im Fähr<strong>und</strong><br />
Hafenagenturgeschäft tätig<br />
ist.<br />
Wilhelmshaven: Die Schiffe<br />
wollen nicht kommen<br />
Eine große Marketingoffensive soll den Hafen jetzt auch<br />
für kleinere Schiffe interessant machen.<br />
Mitte September vor einem Jahr<br />
wurde der Superhafen für supergroße<br />
Schiffe, der Jade Weser<br />
Port in Wilhelmshaven in der<br />
Deutschen Bucht, mit schönen<br />
Reden <strong>und</strong> viel Optimismus feierlich<br />
eröffnet. Ein Jahr später ist<br />
der Optimismus verflogen, weil<br />
keine Schiffe kommen <strong>und</strong> Reeder<br />
die direkte Lage am Meer offenbar<br />
nicht besonders <strong>auf</strong>regend<br />
finden. In deutschen Medien wird<br />
Wilhelmshaven als „Geisterhafen“<br />
bezeichnet, in dem die Leute<br />
in den dort ansässigen Unternehmen<br />
<strong>auf</strong> Kurzarbeit gesetzt werden,<br />
weil es schlichtweg keine<br />
Schiffe gibt, von denen es Cargo<br />
umzuschlagen gilt. Mit einer<br />
groß angelegten Marketingoffensive<br />
will man jetzt Reedern den<br />
Hafen auch für kleinere Schiffe<br />
schmackhaft machen <strong>und</strong> nicht<br />
allein <strong>auf</strong> die Riesenschiffe mit<br />
bis zu 18.000 TEU hoffen – von<br />
denen es ohnehin nicht viele<br />
gibt –, selbst wenn Maersk s<strong>einen</strong><br />
größten Kahn nach Wilhelmshaven<br />
schickt <strong>und</strong> so mehr Umschlagsleben<br />
in den Hafen<br />
kommt. Kleinere Schiffe nach<br />
Wilhelmshaven zu lenken „ist ein<br />
mühsames Geschäft“, gibt Niedersachsens<br />
Wirtschaftsminister<br />
Olaf Lies zu. Die Chancen will er<br />
aber nicht verstreichen lassen.<br />
Deutschlands einziger Tiefwasserhafen<br />
liegt beim Containerumschlag<br />
weit hinter den Erwartungen<br />
zurück. Lies kündigte an,<br />
nicht nur einzelne Reeder ansprechen<br />
zu wollen, sondern auch die<br />
großen Logistiker, die komplette<br />
Transportketten betreiben. Weiteren<br />
Schub erhofft sich der Minister<br />
vom geplanten neuen Reederei-Konsortium<br />
P3, das die großen<br />
<strong>Reedereien</strong> Maersk, MSC<br />
<strong>und</strong> CMA/CGM im Frühjahr<br />
2014 bilden wollen. „Die sind<br />
jetzt dabei, <strong>ihre</strong> Liniendienste neu<br />
zu ordnen. Eine gute Chance,<br />
dort für den Hafen zu werben“,<br />
gibt sich der Politiker zuversichtlich.<br />
Außerdem plädiert Lies für<br />
ein norddeutsches Hafenkonzept,<br />
will aber die großen Konkurrenten<br />
Hamburg <strong>und</strong> Bremerhaven<br />
noch nicht zu Gesprächen einladen.<br />
„Im Moment kann ich mich<br />
nicht als großer Partner hinstellen.<br />
Wir müssen noch einiges tun,<br />
um denen <strong>auf</strong> Augenhöhe begegnen<br />
zu können“, räumt er ein.<br />
HHM/D. Hasenpusch<br />
Bei der Reederei Yang Ming beginnt 2015 das Zeitalter der großen Containerschiffe: Auf den neuen Riesen gibt es<br />
Platz für 14.000 TEU<br />
CargoCompass agentiert neben<br />
Yang Ming auch die Carrier Fednav,<br />
Sermar, OPDR <strong>und</strong> Borchard<br />
Line. Alle diese Carrier haben<br />
sich <strong>auf</strong> einzelne <strong>Fahrtgebiete</strong><br />
konzentriert, Borchard beispielsweise<br />
<strong>auf</strong> das Fahrtgebiet<br />
Ligurien nach Israel <strong>und</strong> Levante<br />
oder OPDR von Europas Nordhäfen<br />
nach Spanien, Nordafrika,<br />
<strong>auf</strong> die Azoren <strong>und</strong> die Kanalinseln.<br />
Sermar fährt mit s<strong>einen</strong> Kähnen<br />
von Koper nach Libyen, Ägypten,<br />
in die Türkei, den Libanon <strong>und</strong><br />
nach Syrien. „Das ist derzeit ein<br />
schwieriges Terrain“, so Widhofner.<br />
Fednav ist ein kanadischer<br />
Bulk-Spezialist mit Abfahrten alle<br />
drei Wochen von Bremen <strong>und</strong><br />
Antwerpen in die USA in den Bereich<br />
der großen Seen über den<br />
St.-Laurence-Strom. Container<br />
sind in diesem Fall kein Thema,<br />
<strong>auf</strong> die Schiffe werden Maschinen<br />
oder Projektladung verladen,<br />
sie sind gut ausgelastet. Die Fahrt<br />
zu den großen Seen ist stark vom<br />
reederei<br />
Maersk verk<strong>auf</strong>te Anteile an DFDS<br />
Wetter abhängig, weil in den<br />
Wintermonaten der St.-Laurence-<br />
Strom zufriert <strong>und</strong> kein <strong>Verkehr</strong><br />
möglich ist. Yang Ming bedient<br />
ebenfalls die Neue Welt, sprich:<br />
Häfen an der amerikanischen<br />
Ostküste, mit einer wöchentlichen<br />
Abfahrt, wobei die Schiffe<br />
in Europa in Bremerhaven, Antwerpen,<br />
Rotterdam <strong>und</strong> Le<br />
Havre anlegen.<br />
Derzeit hat Yang Ming <strong>auf</strong> s<strong>einen</strong><br />
meist 8.000-TEU-Schiffen Platz<br />
für 340.000 TEU, ab 2015 gibt<br />
es mehr Platz, weil dann 15 neue<br />
14.000-TEU-Schiffe <strong>auf</strong> das Wasser<br />
kommen, die derzeit gerade<br />
gebaut werden. Im Jahr 2010<br />
brachte es die Reederei <strong>auf</strong> ein<br />
Ladungsvolumen von mehr als<br />
drei Mio. TEU. Widhofner hofft,<br />
<strong>auf</strong> dem österreichischen Markt<br />
5.000 TEU pro Jahr akquirieren<br />
zu können. Das setzt allerdings<br />
die Verfügbarkeit von ausreichend<br />
Leercontainern in Österreich<br />
voraus. Yang Ming managt<br />
die Containergestellung im Hinterland<br />
von den Häfen aus <strong>und</strong><br />
ist gerade dabei, ein Netzwerk<br />
für das Hinterland-Container-<br />
Management zu entwickeln.<br />
Die österreichischen K<strong>und</strong>en<br />
schnell <strong>und</strong> effizient zu bedienen<br />
ist „für uns die halbe Miete“,<br />
weiß Widhofner aus Erfahrung.<br />
Er ist seit 1982 im Reederei-Geschäft<br />
tätig <strong>und</strong> weiß natürlich,<br />
dass die andere Hälfte der Miete<br />
ein passender Preis ausmacht.<br />
Österreichische Verlader werden<br />
von den <strong>Reedereien</strong> heiß umworben.<br />
R<strong>und</strong> ein Fünftel des Geschäfts<br />
wird <strong>auf</strong> Basis von Jahreskontrakten<br />
abgewickelt, die<br />
restlichen vier Fünftel sind hartes<br />
„Kampfgeschäft“, also Spot-Order,<br />
die je nach Preisangebot<br />
kommen <strong>und</strong> gehen. Für heimische<br />
Verlader gut zu wissen: CargoCompass<br />
agiert für einige der<br />
von der Burger-Gruppe vertretenen<br />
<strong>Reedereien</strong>, die keine Vertretung<br />
in Österreich haben, als Ansprechpartner<br />
z.B. für BL-Einreichungen<br />
oder Buchungen.<br />
Der Maersk-Konzern treibt seine Konsolidierung voran, stärkt das Kerngeschäft <strong>und</strong><br />
löst sich von peripheren Schifffahrtsaktivitäten wie beispielsweise Fährverkehr.<br />
Für 300 Mio. US-Dollar hat Maersk<br />
jüngst <strong>ihre</strong> Anteile von<br />
31 Prozent am Fährreeder DFDS<br />
verk<strong>auf</strong>t <strong>und</strong> so Geld in die Kassen<br />
bekommen, um damit das eigene<br />
Kerngeschäft weiter auszubauen.<br />
Dieser Verk<strong>auf</strong>skurs<br />
tangiert auch die Aktivitäten von<br />
Maersk im Hafen- <strong>und</strong> Ölgeschäft.<br />
„Wie wir angekündigt haben,<br />
waren wir interessiert daran,<br />
unseren Anteil an DFDS zu veräußern,<br />
wenn der Preis stimmt“,<br />
sagte Maersk-Finanzchef Trond<br />
Westlie. „Das ist Teil der Optimierung<br />
unseres Portfolios.“ Der<br />
DFDS-Deal könnte erst der Anfang<br />
gewesen sein: Maersk plant<br />
weitere Verkäufe von Unternehmensanteilen<br />
im Wert von<br />
1,76 Mrd. US-Dollar, wie sich<br />
Analyst Togo Jensen gegenüber<br />
„Shipping Watch“ äußerte. So<br />
steht auch der 37-Prozent-Anteil<br />
am norwegischen Autofährbetreiber<br />
Höegh Autoliners zum Verk<strong>auf</strong>.<br />
Dessen Erlös dürfte aber verblassen<br />
im Vergleich zu den Summen,<br />
die Maersk für die 21 Öltanker<br />
<strong>auf</strong>rufen kann, die der Konzern<br />
loswerden will. Der Wert der erst<br />
wenige Jahre alten Schiffe wird<br />
<strong>auf</strong> 1,5 Milliarden US-Dollar geschätzt.<br />
Für die Maersk-Manager<br />
scheint es laut Einschätzungen<br />
von Analysten r<strong>und</strong> zu l<strong>auf</strong>en.<br />
Die Aktie des Schifffahrtskonzerns<br />
hat in den vergangenen<br />
sechs Monaten an der Börse in<br />
Kopenhagen um 25 Prozent an<br />
Wert gewonnen – <strong>und</strong> das trotz<br />
globaler Überkapazitäten <strong>und</strong><br />
weiterhin niedriger Frachtraten.<br />
Das Papier kletterte von 40.200<br />
Dänischen Kronen (DKK) <strong>auf</strong><br />
50.650 DKK. Vergangene Woche<br />
bekam Maersk weiteren Rückenwind,<br />
als die US-Bank Goldman<br />
Sachs eine K<strong>auf</strong>empfehlung für<br />
das Unternehmen aussprach.<br />
Die Analysten sind offenbar begeistert<br />
vom Kurs des Vorstandschefs<br />
Nils Smedegaard Andersen,<br />
der erfolgreich die Kosten gesenkt<br />
hat <strong>und</strong> so die Wettbewerbsfähigkeit<br />
erhöht. Dieses<br />
Jahr will das größte dänische Unternehmen<br />
<strong>einen</strong> höheren Überschuss<br />
einfahren als 2012. Das<br />
wären dann mehr als vier Milliarden<br />
Dollar für den gesamten<br />
Konzern.