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Zur Syspro-Richtlinie für Doppelwände in Weißen Wannen

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<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong><br />

für Doppelwände<br />

<strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

2 Die Vorteile der Doppelwand <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong><br />

3 Wandfugen<br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>e Empfehlungen<br />

3.2 Dichtigkeit bei 24 cm dicken Doppelwänden<br />

3.3 Durchfluss <strong>in</strong> 30 cm dicken Ortbetonwänden<br />

4 Weitere Vorteile von Doppelwänden d = 24 cm<br />

4.1 Sicherheit für die Baustelle<br />

4.2 Wirtschaftlichkeit schon bei Kellerwänden<br />

5 Zusammenfassung<br />

Autoren:<br />

Herbert Kahmer und Hermann Steg<strong>in</strong>k<br />

17. September 2001


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 2 von 12<br />

Vorwort<br />

Bei der Doppelwand handelt es sich um e<strong>in</strong> Bauteil, das seit mehr als 20 Jahren nach geltenden DIN-<br />

Normen und nach bauaufsichtlicher Zulassung des Deutschen Institutes für Bautechnik e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird. Die Bauweise hat sich bestens bewährt. Aufgrund der hohen Qualität der Fertigschalen bietet das<br />

Doppelwandsystem den besten Schutz für Betonbauten im drückenden Wasser.<br />

Die <strong>Syspro</strong>-Doppelwand hat ihre hohe Dichtfunktion als Weiße Wanne im Grundwasser<br />

bei zahlreichen Objekten erfolgreich unter Beweis gestellt. Die Mitgliedsfirmen der<br />

<strong>Syspro</strong>-Gruppe verfügen über Erfahrungen mit über 1 Million m 2 Wandfläche <strong>in</strong> Dicken<br />

von 24 bis 30 cm, <strong>in</strong>sbesondere für Keller, Tiefgaragen und Behälter.<br />

Die vom Ortbeton bekannten, dort typischen Rissbildungen treten <strong>in</strong> Doppelwänden<br />

grundsätzlich nicht auf. Hierüber liegen seit mehr als zehn Jahren zahlreiche praktische<br />

Erfahrungen, aber auch theoretische und experimentelle Untersuchungen sowie Gutachten<br />

vor; darüber wurde <strong>in</strong> der Fachwelt mehrfach berichtet. Die <strong>Syspro</strong>-Gruppe hat<br />

die wesentlichen Grundsätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen <strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> [1] zusammengestellt.<br />

Die Bauweise zählt zu den anerkannten Regeln der Bautechnik.<br />

Darüberh<strong>in</strong>aus hat die <strong>Syspro</strong>-Gruppe weiterführende Untersuchungen zur optimalen Bewehrung und<br />

Fugenabdichtung von 24 cm dicken Doppelwänden bei sehr hohen Wasserdrücken mit Erfolg durchgeführt<br />

und, darauf aufbauend, entsprechende Anwendungsempfehlungen erstellt. Hierauf wird im<br />

Folgenden e<strong>in</strong>gegangen.<br />

1. Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Die Weiße Wanne als Ortbetonkonstruktion ist seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Das Pr<strong>in</strong>zip basiert<br />

auf der Doppelrolle des Betons, der sowohl die dichtende als auch die tragende Funktion des Bauteils<br />

übernimmt. Beton ist nicht wasserdicht, sondern wasserundurchlässig. Alle<strong>in</strong> die Verwendung e<strong>in</strong>es<br />

wasserundurchlässigen Betons reicht nicht aus, um e<strong>in</strong>e Weiße Wanne herzustellen. <strong>Zur</strong> Sicherstellung<br />

e<strong>in</strong>er Abdichtungswirkung des Bauwerks s<strong>in</strong>d weitere Bed<strong>in</strong>gungen z.B. die Formänderungen<br />

aus Schw<strong>in</strong>den oder aus der Abkühlung im jungen Alter zu berücksichtigen. Beide Vorgänge s<strong>in</strong>d mit<br />

Verkürzungen verbunden, die – wenn sie nicht zwangfrei, d.h. ohne Beh<strong>in</strong>derung durch die angrenzenden<br />

Bauteile oder durch den Baugrund erfolgen – zu Rissen führen können.<br />

Für die Handhabung der Formänderungen bzw. der Risse <strong>in</strong> wasserundurchlässigen Bauteilen gibt es<br />

zwei grundsätzliche Maßnahmen oder e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von beiden.<br />

Jedoch lassen sich Risse durch diese Maßnahmen nicht vermeiden, denn die Risse folgen weniger statischen<br />

Berechnungen,sondern eher statistischen Gegebenheiten.<br />

Selbst bei e<strong>in</strong>er Beschränkung der Rissbreite auf 0,15 mm ist e<strong>in</strong>e anfängliche Durchfeuchtung von<br />

etwa 2 Litern pro Stunde und Riss zu erwarten. Anerkanntermaßen gehören die <strong>in</strong> der Praxis auftretenden<br />

Risse und anfänglichen Undichtigkeiten wie auch das nachträgliche Schließen zur Bauweise<br />

der Weißen Wanne.<br />

Risse s<strong>in</strong>d deshalb nicht als „Mangel“ zu bezeichnen. Das Abdichten der Risse – z.B. durch Verpressen<br />

mit Kunstharzen – ist deshalb als Bestandteil der Ortbetonbauweise anzusehen [2]. Dieses Zulassen<br />

der Risse im Ortbeton kann beim Ausführenden oft mit e<strong>in</strong>em Verlust an Qualitätsbewusstse<strong>in</strong><br />

verbunden se<strong>in</strong>, da das Verpressen ja sowieso zu dessen Leistung gehört. Wie anschließend gezeigt<br />

wird, stellt sich bei Doppelwänden diese Frage von Haus aus nicht.


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 3 von 12<br />

Beton übt tragende und abdichtende Funktion aus. Die Abdichtungsfunktion erfordert<br />

Maßnahmen bezüglich der Formänderungen z.B. aus Schw<strong>in</strong>d- und Abb<strong>in</strong>devorgängen.<br />

A: Verm<strong>in</strong>derungen der Rissbildung, z.B. durch Fugen oder betontechnologische<br />

Maßnahmen. Folglich treten weitgehend überhaupt ke<strong>in</strong>e Risse auf.<br />

B: Fugenlose Bauweise mit durchgehender Rissbewehrung zwecks Beschränkung<br />

der Rissbreite auf theoretische Werte kle<strong>in</strong>er als z.B. 0,15 mm.<br />

C: Komb<strong>in</strong>ation aus A und B.<br />

Bild 1: Typisches Rissbild bei Weißen<br />

<strong>Wannen</strong> <strong>in</strong> Ortbeton.<br />

Bei Doppelwänden tritt dieses<br />

Rissbild nicht auf!<br />

2. Die Vorteile der Doppelwand <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong><br />

Grundsätzlich wird die Doppelwand im Keller und im Geschoss nach gültiger Zulassung [3] mit Schalendicken<br />

ab 4 cm und Kerndicken ab 3,5 cm hergestellt. Für den E<strong>in</strong>satz im Grundwasser ist e<strong>in</strong>e Dicke<br />

der Außenschale von 6 cm und e<strong>in</strong>e Kernbetondicke von 14 cm üblich.<br />

Aufgrund der großen Erfahrung <strong>in</strong> der Standardanwendung – immerh<strong>in</strong> liefern die Mitglieder der<br />

<strong>Syspro</strong>-Gruppe jährlich über 1 Million m 2 – gehört das zielsichere Verfüllen von dünnen Querschnitten<br />

zur Baupraxis.<br />

<strong>Syspro</strong> hat als e<strong>in</strong>ziger Lieferant e<strong>in</strong>e Zulassung für Doppelwände mit extrem dünnen Kernbetondicken<br />

von nur 7 cm. Weiterh<strong>in</strong> ist die Gruppe e<strong>in</strong>ziger Lieferant mit Zulassung für Doppelwände aus<br />

Faserbeton, der gerade bei rissgefährdetem jungen Beton zusätzliche Sicherheit gibt.<br />

Nach der Montage der Doppelwand auf der Baustelle wird der Kern zwischen den Fertigplatten betoniert.<br />

Nach dem Erhärten des Ortbetonkerns liegt e<strong>in</strong>e monolithische Gesamtwand-Konstruktion vor;<br />

die Schalen s<strong>in</strong>d rau ausgebildet.<br />

Der Druckversuch zeigt die<br />

drastischen Unterschiede im<br />

Verformungsverhalten: L<strong>in</strong>ks<br />

Normalbeton, rechts mit fe<strong>in</strong>en<br />

Kunststofffasern modifizierter<br />

Beton, wie er für<br />

<strong>Syspro</strong>-Doppelwandelemente<br />

verwendet wird.


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 4 von 12<br />

Aufgrund der monolithischen Wirkungsweise unterliegt die Doppelwand als Weiße Wanne den von<br />

Ortbetonkonstruktionen her bekannten Grundsätzen. Jedoch hat sie erhebliche Vorteile aufzuweisen,<br />

da von Haus weniger Risse auftreten [4]:<br />

a) Die Doppelwand-Fertigteile werden wasserundurchlässig und mit ger<strong>in</strong>gen Wassere<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefen<br />

produziert. Das Erhärten des Kerns führt zu ke<strong>in</strong>erlei Rissbildungen <strong>in</strong> den Schalen, es entsteht<br />

vielmehr e<strong>in</strong>e Druckvorspannung derselben. Das Bauteil besitzt damit großflächig e<strong>in</strong>en sehr hohen<br />

Feuchteschutz.<br />

b) Auch der Ortbetonkern kann wegen der Schutzfunktion der Schalen zwangfrei und daher schonend<br />

d.h. praktisch ohne Rissbildung erhärten. Theoretisch s<strong>in</strong>d Risse aus Zwangbeanspruchung<br />

nur im Bereich der Elementfugen denkbar. Diese Risse s<strong>in</strong>d im Vergleich zum Ortbeton wegen<br />

der ger<strong>in</strong>gen Abb<strong>in</strong>dewärme vernachlässigbar kle<strong>in</strong>.<br />

FAZIT:<br />

Die Abdichtungsfunktion der Doppelwand <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> entspricht aufgrund<br />

der Temperatur-, Riss- und Spannungszustände grundsätzlich dem Pr<strong>in</strong>zip der<br />

verm<strong>in</strong>derten Rißbildung.<br />

In e<strong>in</strong>er Studie der <strong>Syspro</strong>-Gruppe [4] wurde die Zwangbeanspruchung <strong>in</strong> Abhängigkeit von Zementart,<br />

Zementgehalt, Betonzusammensetzung, Frischbetontemperatur, Bauteilgeometrie und Herstellungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

untersucht, und zwar für Wandlängen bis zu 12 m und Wanddicken bis zu 40 cm.<br />

Während der Ortbeton durch große Temperatur- und Schw<strong>in</strong>dspannungen charakterisiert ist, bleibt das<br />

Temperaturniveau <strong>in</strong> der Doppelwand ger<strong>in</strong>g. Die nachfolgenden Ergebnisse der Temperaturentwicklung<br />

verdeutlichen die Vorteile der Doppelwand gegenüber der Ortbetonbauweise.<br />

40<br />

38<br />

36<br />

Temperatur [°C]<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

Wandmitte<br />

Wandoberfläche<br />

22<br />

20<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Zeit [d]<br />

DT = 13,5 °C<br />

Bild 2: Temperaturentwicklung e<strong>in</strong>er Ortbetonwand (L = 3,0 m, D = 24 cm)


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 5 von 12<br />

27<br />

26<br />

25<br />

Wandmitte<br />

Temperatur [°C]<br />

24<br />

23<br />

22<br />

Außenschale (6 cm)<br />

Innenschale (4 cm)<br />

DT = 2,6 °C<br />

21<br />

20<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Zeit [d]<br />

Bild 3:<br />

Temperaturentwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Doppelwand (L = 3,0 m, D = 24 cm)<br />

Mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Betrachtung lassen sich die ger<strong>in</strong>geren Formänderungen bzw. Rissbreiten w und<br />

die entsprechenden Betonspannungen s aufzeigen. Im jungen Ortbeton wird bei e<strong>in</strong>em E-Modul von<br />

10.000 MN/m 2 und mit DT = 17°C:<br />

s = 17 * 0,01 * 10 -3 * 10.000 = 1,7 MN/m 2<br />

w = ½ Dl = 17 * 0,01 * 3/2 = 0,26 mm (bezogen auf 3 m Wandlänge)<br />

In e<strong>in</strong>er Doppelwand ergibt sich analog nur etwa e<strong>in</strong> Drittel der Beanspruchung:<br />

s = 6 * 0,01 * 10 -3 * 10.000 = 0,6 MN/m 2 und w = ½ Dl = 6 * 0,01 * 3/2 = 0,09 mm<br />

Genauere Berechnungen [4] zeigen, dass die Verhältnisse für die Doppelwand noch viel günstiger ausfallen.<br />

Bild 4 und 5 zeigen für die oben angegebenen Wandabmessungen die Ergebnisse <strong>in</strong>folge Abfließen<br />

der Hydratationswärme sowie Kriechen und Schw<strong>in</strong>den dargestellt.<br />

2,5<br />

Rissgefahr <strong>in</strong> Ortbetonwand!<br />

2<br />

Zugfestigkeit<br />

1,5<br />

sx bzw. bz [MN/m²]<br />

1<br />

unten<br />

0,5<br />

mitte<br />

0<br />

-0,5<br />

oben<br />

-1<br />

7 8 9 10 11 12 13 14<br />

Zeit [d]<br />

Bild 4:<br />

Entwicklung von<br />

Betonzugfestigkeit<br />

und Zwangsspannungen<br />

<strong>in</strong><br />

der Ortbetonwand


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 6 von 12<br />

2,5<br />

2<br />

sx bzw. bz [MN/m²]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

Zugfestigkeit<br />

Ortbeton unten<br />

Ortbeton mitte<br />

Hohe Sicherheit<br />

gegenüber<br />

Rissbildung im Kern<br />

der Doppelwand<br />

0<br />

Ortbeton oben<br />

-0,5<br />

-1<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Zeit [d]<br />

Bild 5 a: Entwicklung von Betonzugfestigkeit und Zwangsspannungen im<br />

Ortbeton der Doppelwand<br />

2,5<br />

2<br />

Zugfestigkeit<br />

1,5<br />

sx bzw. bz [MN/m²]<br />

1<br />

0,5<br />

Fertigplatten oben<br />

Fertigplatten unten<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10Fertigplatten mitte 12 14<br />

-0,5<br />

-1<br />

Zeit [d]<br />

Bild 5 b: Entwicklung von Betonzugfestigkeit und Zwangsspannungen <strong>in</strong> den Doppelwand-Fertigplatten<br />

Die Spannungen im Ortbetonkern der Doppelwand s<strong>in</strong>d erheblich niedriger als bei Ortbetonwänden.<br />

Am Wandfuß entwickelt sich nach anfänglicher Druckbeanspruchung e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Zugbeanspruchung,<br />

die jedoch weit unterhalb der zu erwartenden Zugfestigkeit bleibt. Aufgrund des unterschiedlichen<br />

Schw<strong>in</strong>dverhaltens von Ortbeton und Fertigplatten entstehen zwar weitere Zugspannungen im<br />

Ortbeton und Druckspannungen <strong>in</strong> den Fertigplatten, die jedoch durch Relaxation abgebaut werden.<br />

Für die Doppelwandkonstruktion besteht zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkte<strong>in</strong>e Rissgefahr. Es ist ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>dest-


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 7 von 12<br />

bewehrung für Temperaturzwang – weder <strong>in</strong> den Fertigplatten noch im Kernbeton – erforderlich. Aufgrund<br />

von nicht vorhersehbaren E<strong>in</strong>flüssen – z.B. Bauwerk–Boden–Interaktionen oder Witterungsund<br />

Betonausgangsbed<strong>in</strong>gungen – wird folgende Empfehlung für die M<strong>in</strong>destbewehrung <strong>in</strong> Normalbetonausführungen<br />

bei Geschosshöhen bis 3,00 m gegeben:<br />

Wandlänge<br />

Fertigplatten-<br />

Bewehrung<br />

max = 9,0 m Ke<strong>in</strong>e Ke<strong>in</strong>e<br />

9–12 m Q 131 Ke<strong>in</strong>e<br />

Ortbeton<br />

(Fugenbewehrung)<br />

Größere Wandlängen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Sonderfällen bis zu 14,0 m möglich [4].<br />

3. Wandfugen<br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>e Empfehlungen<br />

Die oben erwähnte, vorsichtige Empfehlung für die Begrenzung der Wandlänge auf 9,0 m führt zur<br />

Frage; wie e<strong>in</strong>e optimale Fugendichtung ausgeführt werden müsste. Die langjährigen Erfahrungen mit<br />

Weißen <strong>Wannen</strong> aus Ortbeton [5], [6] geben gute Beurteilungsmaßstäbe für die Fugenausführung mit<br />

Doppelwänden.<br />

Als wenig geeignet oder mangelhaft können sich folgende Systeme erweisen:<br />

a) Schw<strong>in</strong>drohr:<br />

Der benötigte große Kernbeton-Zwischenraum von m<strong>in</strong>destens 5 cm ist oft nicht vorhanden.<br />

b) Injektionsschläuche:<br />

Der E<strong>in</strong>bau kann oft nicht dicht genug auf der Betonfläche der Horizontalfuge erfolgen. Bei Vertikalfugen<br />

mit Hohlkammern ist die Breite für e<strong>in</strong>e Sollriss-Stelle zu kle<strong>in</strong>.<br />

c) Quellbänder:<br />

Laut DBV-Merkblatt [7] für Wechselzonen nicht geeignet.<br />

Zu empfehlen ist die traditionelle Abdichtungen als im Kern liegendes Fugenblech.<br />

Aufgrund der e<strong>in</strong>fachen und sicheren Handhabung hat sich dieses System seit Jahrzehnten im Ortbeton<br />

und auch <strong>in</strong> der Doppelwand mit gleicher Dicht-Qualität bewährt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus hat das beschichtete, mit <strong>in</strong>tegrierter Sollriss-Schiene ausgerüstete <strong>in</strong>nenliegende Fugenblech<br />

Pentaflex [8] <strong>in</strong> Ortbeton und <strong>in</strong> Doppelwänden e<strong>in</strong>e bessere Dichtfunktion als das Standardblech<br />

bewiesen. Aufgrund der Beschichtung des Pentaflex-Bleches bleibt sogar bei größeren Rissweiten<br />

e<strong>in</strong> Verbund mit dem umgebenden Beton bestehen. Es ergibt sich damit e<strong>in</strong>e sehr hohe Dichtheit<br />

des Gesamtsystems bestehend aus Doppelwand und Pentaflex.<br />

3.2 Dichtigkeit bei 24 cm dicken Doppelwänden<br />

Fünf Bauteil-Versuche [9], [10] der <strong>Syspro</strong>-Gruppe haben quantitative Aussagen über die Dichtigkeit<br />

der Wandfuge ermöglicht. Wesentliches Ergebnis der Versuche ist, dass das Durchflussverhalten der<br />

Doppelwand-Fuge bei e<strong>in</strong>er Gesamtwanddicke von D = 24 cm den Verhältnissen <strong>in</strong> Ortbetonwänden<br />

bei D = 30 cm entspricht.<br />

Wichtig ist, ebenso wie bei der 30 cm dicken Wand die Vertikalfugen mit e<strong>in</strong>er Sollriss-Schiene auszubilden.<br />

Hierzu ist es notwendig, e<strong>in</strong>e etwa 30%-ige Schwächung des Betonquerschnitts zur zielsicheren<br />

E<strong>in</strong>stellung des möglichen Risses vorzunehmen.


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 8 von 12<br />

Bild 6: Bauteilversuche der <strong>Syspro</strong>-Gruppe zur Weißen Wanne mit Doppelwänden<br />

D = 24 cm<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen ergaben sich aus den Versuchen folgende Ergebnisse :<br />

DW1: Fertigplatten ohne zusätzliche Aufrauung, ke<strong>in</strong> Fugenblech.<br />

Bei Trennrissweite w = 0,2 mm: max. h W = 2,0 m Wassersäule<br />

DW2: Fertigplatten mit zusätzlicher Aufrauung. Standard-Fugenblech.<br />

– w = 0,14 mm: 0,5 l/h bei h W = 6,0 m<br />

– w = 0,30 mm: 7 l/h bei h W = 6,0 m<br />

Bild 7: Dichtigkeit von Doppelwänden D = 24 cm mit Stoßfugenblech [10]<br />

(DW2: b = 40 cm)


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 9 von 12<br />

DW3: Fertigplatten im Fugenbereich sehr glatt (Schalöl). Als zusätzliche Schwächung<br />

der Fuge wurde dort e<strong>in</strong> Gitterträger e<strong>in</strong>gebaut. Standard-Fugenblech.<br />

– w = 0,11 mm:2,4 l/h bei h W = 6,0 m<br />

– w = 0,30 mm: 12 l/h bei h W = 4,0 m<br />

DW4: Fertigplatten ohne zusätzliche Aufrauung, Pentaflex-Fugenblech.<br />

Baustellenbed<strong>in</strong>gungen für Betonieren des Kerns (Schw<strong>in</strong>drisse)<br />

– w = 0,80 mm: Fuge dicht bis h W = 10 m<br />

DW5: Fertigplatten ohne zusätzliche Aufrauung, Pentaflex-Fugenblech<br />

Kernbeton ke<strong>in</strong> WU, sondern Fließbeton<br />

– w = 0,15 mm: Fuge dicht bis h W = 6 m<br />

– w = 0,30 mm: 0,06 l/h bei h W =6 m<br />

außen<br />

rauhe Oberfläche<br />

Pentaflex 16,7 cm<br />

Bild 8: Optimale Fugenabdichtung <strong>in</strong><br />

Doppelwänden<br />

<strong>in</strong>nen<br />

3.3 Durchfluss <strong>in</strong> 30 cm dicken Ortbetonwänden<br />

Die oben beschriebenen Bauteilversuche der <strong>Syspro</strong>-Gruppe erlauben e<strong>in</strong>en quantitativen Vergleich<br />

mit dem Durchflussverhalten von Ortbetonwänden. Nach Bild 7 (Standardblech) ergibt sich für den<br />

Parameter h/d = 22,5 e<strong>in</strong>e Druckhöhe von h W = 0,24*22,5 = 5,40 m und hierbei e<strong>in</strong>en Durchfluss von<br />

7,0 g/m<strong>in</strong> (d.h. 0,42 l/h) bei e<strong>in</strong>er Rissweite von w = 0,14 mm, was wegen der Breite von 40 cm im<br />

Versuch zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Wert für die Doppelwandfuge führt als <strong>in</strong> Bild 9 [11] für Ortbetonwände<br />

angegeben:<br />

q Doppelwand D=24 cm = 7,0* 60 / 0,4 = 1 l/h


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 10 von 12<br />

4. Weitere Vorteile der Doppelwand D = 24 cm<br />

4.1 Sicherheit für die Baustelle<br />

Die hohe Qualität der Betonschalen und die hohe Dichtfunktion der Wandfugen gehört zum Markenzeichen<br />

der Weißen Wanne mit <strong>Syspro</strong>-Doppelwänden. In e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen <strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> [1] s<strong>in</strong>d grundsätzliche<br />

Maßnahmen dargestellt, die hierfür getroffen s<strong>in</strong>d. Hervorzuheben s<strong>in</strong>d die Empfehlungen an die<br />

Baustelle bezüglich der Verwendung e<strong>in</strong>es ausreichend fließfähigen Betons. Dabei ist e<strong>in</strong>e Pumpe mit<br />

e<strong>in</strong>em Reduzierstück von 120 mm auf 80 mm (Außendurchmesser) zu verwenden.<br />

<strong>Zur</strong> Verm<strong>in</strong>derung weiterer Risiken aus vorhersehbaren Fehlern auf der Baustelle, kann das Werk folgende<br />

zusätzliche Maßnahmen treffen:<br />

a) Fertigplatten <strong>in</strong> Faserbeton nach <strong>Syspro</strong>-Zulassung zur zusätzlichen Verm<strong>in</strong>derung der Rissbildung<br />

im jungen Beton.<br />

b) In der Regel s<strong>in</strong>d die Fertigschalen aufgrund von Rezeptur und Verdichtungstechnik auf der Innenseite<br />

rau ausgebildet. Zusatzmaßnahmen für extra raue Oberfläche der Fertigplatten zum Ausgleich<br />

e<strong>in</strong>es fehlerhaften Transportbetone<strong>in</strong>baus können se<strong>in</strong>:<br />

- Die Schalen werden am Rand per Besenstrich zusätzlich aufgeraut.<br />

- Die Außenschale wird mechanisch aufgeraut.<br />

d) Größere Druckzonenhöhe der Fertigplatte für unerwartete Betonierdrücke durch Schalendicke<br />

d = 7 cm, Gitterträgerabstand 50 cm und Betondeckung nom c = 35 mm<br />

4.2 Wirtschaftlichkeit schon bei Kellerwänden<br />

Bereits für e<strong>in</strong>fache Keller ergibt sich e<strong>in</strong>e äußerst wirtschaftliche Ausführung im Vergleich zur<br />

Ortbetonbauweise mit Rissbreiten beschränkender Bewehrung, die <strong>in</strong> der Regel bei beidseits 10 cm 2 /m<br />

liegen kann. Die entsprechende M<strong>in</strong>destbewehrung <strong>in</strong> der Doppelwand beispielsweise aus Faserbeton<br />

ist viel kle<strong>in</strong>er [1], so dass die statisch erforderliche bzw. die Transportbewehrung ausreicht:<br />

a) Erddruck 2,0 m / Wasserdruck 2,0 m: Fertigplatten mit Q188 (unbewehrte Wand.)<br />

b) Erddruck 3,0 m / Wasserdruck 3,0 m: Fertigplatten außen mit Q188 und <strong>in</strong>nen Q513<br />

Bild 10: Optimales Pumpenequipment<br />

für D = 24 cm


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 11 von 12<br />

5. Zusammenfassung<br />

Ausgehend von 24 – 30 cm dicken Doppelwänden, die <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> aufgrund ihrer Konstruktionsvorteile<br />

zu den sicheren Bauweisen im Grundwasser gehören und mit über 1 Million m 2 ausgeführte<br />

Wandfläche weit verbreitet ist, ergeben sich bei Anwendung von Pentaflex selbst bei hohem Wasserdruck<br />

e<strong>in</strong>e exzellente Dichtfunktionen des Gesamtwandsystems D = 24 cm.<br />

E<strong>in</strong>erseits wird die Rissgefahr für den Kernbeton ger<strong>in</strong>ger. Andererseits s<strong>in</strong>d mit Fließbeton zielsicher<br />

grobe Betonierfehler zu vermeiden. E<strong>in</strong>e das Betonieren störende Fugenbewehrung ist nicht erforderlich.<br />

Ergänzend zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen <strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong>, die für 30 cm Wände als allgeme<strong>in</strong> anerkannte<br />

technische Regel gewertet werden kann, zeigt der vorliegende Beitrag weiterh<strong>in</strong> die<br />

bisherigen Untersuchungen für die vorteilhafte Ausführung mit D = 24 cm <strong>in</strong>sbesondere<br />

im Vergleich zu Ortbetonwänden. Da bereits zahlreiche Objekte ausgeführt wurden,<br />

kann die Bauweise bereits zu den Regeln der Technik gerechnet werden. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d bei Planung und Ausführung aufgrund der engen Abmessungen die erwähnten<br />

Vorkehrungen zu treffen, die durch die <strong>Syspro</strong>-Partner www.syspro.de gewährleistet<br />

werden können. Daraus entstehen auch wirtschaftliche und qualitative Vorteile.<br />

LITERATURQUELLEN<br />

Ri-Aufs<br />

1 Internes Gutachten für Doppelwände im Grundwasser. Fa. Ragano, Nordhorn, 1999.<br />

2 Weber, J.<br />

Zusammenstellung wesentlicher Pr<strong>in</strong>zipien der Weißen Wanne.<br />

Lexikon zur VOB. Rewi-Verlag, 1999.<br />

3 Allgeme<strong>in</strong>e bauaufsichtliche Zulassung Z-15.2-118 "<strong>Syspro</strong> Elementwand“.<br />

Dt. Institut für Bautechnik, 11/97.<br />

4 Hegger, Kerkeni u. Kahmer<br />

M<strong>in</strong>destbewehrung von Weißen <strong>Wannen</strong> aus Doppelwänden. Beton und Stahlbeton, 10/01.<br />

5 Lohmeyer, G.<br />

Schadenfreies Bauen. Irb-verlag, 1996.<br />

6 Lohmeyer, G. und Ebel<strong>in</strong>g, K.<br />

Die Dreifachwand im Keller. Beton 11/97.<br />

7 DBV-Merkblatt: Quellfähige Fugene<strong>in</strong>lagen. 2/1999.<br />

8 Allgeme<strong>in</strong>es bauaufsichtliches Prüfzeugnis P-OGI-III 33.9.6<br />

"Abdichtungssystem für Arbeitsfugen mit dem beidseitig beschichteten Fugenblech,<br />

bezeichnet als Pentaflex KB“. FMPA Stuttgart, 1999.<br />

9 Hegger, J.; Kerkeni, N.<br />

Untersuchung zur die erforderliche M<strong>in</strong>destbewehrung <strong>in</strong>folge Zwangsbeanspruchung aus<br />

Hydratationswärme sowie Kriechen u. Schw<strong>in</strong>den bei <strong>Syspro</strong>-Doppelwänden.<br />

Hegger u. Partner GbR, 2000.<br />

10 Hegger, J.; Kerkeni, N.<br />

Gutachten und Versuchsbericht zur Experimentellen Untersuchung der Wasserundurchlässigkeit von<br />

<strong>Syspro</strong>-Doppelwänden. Hegger u. Partner GbR, 2001<br />

11 Schießl, P.<br />

Risse <strong>in</strong> Stahlbetonbauteilen. Aachener Bausachverständigentage 1999, Bauverlag.


<strong>Zur</strong> <strong>Syspro</strong>-<strong>Richtl<strong>in</strong>ie</strong> für Doppelwände <strong>in</strong> Weißen <strong>Wannen</strong> Seite 12 von 12<br />

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