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Vorwort<br />
1. Grundlagen für die Praxis Torsten Schwarz<br />
2. Nichts bleibt, wie es ist<br />
Zurück in die Zukunft Dirk Kedrowitsch .................................................................................... 85<br />
Internet oder Profi-Verkauf – der Rest stirbt Gunter Dueck ........................................................ 89<br />
Social Media-Marketing = Zuhören Ossi Urchs .......................................................................... 93<br />
Marketing als Service am Kunden Martin Nitsche ..................................................................... 100<br />
Datenschutz im Online-Marketing Matthias Ehrlich ................................................................ 104<br />
Digitale Kleinstaaterei Tim Cole ................................................................................................ 110<br />
Onlinemedien – Trends und Marktentwicklung Silke Lebrenz ................................................. 112<br />
Fachkräfte heiß begehrt – die digitale Talentsuche Harald R. Fortmann .................................. 125<br />
3. Multichannel-Marketing<br />
Zur Funktion von On- und Offline in Multikanalkampagnen Michael Schipper ....................... 133<br />
Entwicklung von Crossmedia in Deutschland Catharina Köhler-Noack ................................... 144<br />
Das Ende der Kampagne Dirk Beckmann ................................................................................. 148<br />
Die hohe Kunst der Streuung Burkhard Köpper .......................................................................... 153<br />
Interdisziplinäre Online-Marketing-Kampagnen Fabian Ulitzka ................................................ 160<br />
Crossmedia-Marketing – Verzahnung von TV und Online Catharina Köhler-Noack ................. 170<br />
Der ROPO-Effekt – online stärkt offline Alastair Bruce ............................................................. 177<br />
Multichannel-Kunden sind die Besten Andreas Landgraf ........................................................... 183<br />
Erfolgsmessung von Multichannel-Retailing-Strategien A. Schwend, B. Haug .......................... 185<br />
Brand & User Experience-Design: Aus Liebe zur Marke Tobias Kirchhofer .............................. 194<br />
Usability und emotionale Akzeptanz Sabine Haag ...................................................................... 200<br />
Erfolgsmessung und optimale Budgetverteilung C. Bennefeld, A. Gorbach, R. Warncke ............ 206<br />
Der richtige Marketing-Mix für E-Commerce-Sites Harald Kratel ............................................ 216<br />
4. E-Commerce<br />
Die Zukunft des Long Tail im E-Commerce Sebastian Dierks ................................................... 225<br />
So sehen Sie Ihren Shop mit den Augen einer „Online-Jury“ M. Groß-Albenhausen ................ 230<br />
Ein einfaches Shopsystem Jörg Binnenbrücker ........................................................................... 236<br />
Relaunch eines Verlagsshops Heiko Höhn ................................................................................... 242<br />
Vertrauen als Konversionstreiber für Onlinehändler Ulrich Hafenbradl .................................... 249<br />
4<br />
Inhalt<br />
....................................................................................................................................... 3<br />
........................................................................ 11
Inhaltsverzeichnis<br />
Bedürfnisorientierte Online-Kaufberatung und -suche Markus Linder ....................................... 254<br />
Die Herausforderung der individuellen Produktempfehlung Daniel Augustin ............................ 266<br />
Neue Ideen für mehr Konversionen im E-Commerce Nico Zorn ................................................ 271<br />
Mit Videos die Konversionsrate erhöhen Ali Gürler ................................................................... 275<br />
Neun Säulen für mehr Shop-Conversion André Morys ............................................................... 282<br />
Mit Mousetracking die Konversionsraten steigern Christian Bennefeld ..................................... 286<br />
Ungenutzte Potentiale in Onlineformularen erschließen Christopher Mai .................................. 293<br />
5. Digitale Werbung<br />
Online-Marktplätze – Die Chance für den Mittelstand Nils Hachen ........................................... 313<br />
Online Media Audit Christian Bachem ........................................................................................ 316<br />
Gezieltes Online-Advertising mit Targeting-Methoden Torsten Engelken .................................. 326<br />
Geotargeting – lokal gezielt trifft besser Ralf Walther .................................................................. 338<br />
CRM meets Targeting Jürgen Seitz .............................................................................................. 349<br />
Retargeting André Kolell ............................................................................................................. 353<br />
Efficient Retargeting Joachim Feist ............................................................................................. 365<br />
Neuer Onlinewerbetrend aus den USA: Realtime-Bidding Martin Weidemann .......................... 377<br />
Data Driven Display („D3“) Advertising Ulrich Hegge .............................................................. 382<br />
6. Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website Alexander Holl ...................................... 391<br />
Linkaufbau Markus Hövener ...................................................................................................... 406<br />
Mit Kennzahlen SEO steuern Stefan Fischerländer .................................................................... 411<br />
Sichtbarkeit in Suchmaschinen Sören Bendig .............................................................................. 418<br />
Suchmaschinen-Optimierung & Social Media Christian Seifert ................................................. 425<br />
Google Universal Search – das Suchergebnis 2.0 Tobias Ihde .................................................... 434<br />
Mit Videos in den Google-Index Ali Gürler ................................................................................ 440<br />
Das Zusammenspiel von SEA und SEO Antonia Wälzholz ........................................................ 443<br />
Auswahl einer guten SEM-Agentur Olaf Kopp .......................................................................... 453<br />
Performance-Marketing für die Finanzbranche Tim Riepenhausen ........................................... 461<br />
Neue Publisher-Modelle im Affiliate-Marketing Markus Kellermann ....................................... 471<br />
Facebook Ads versus Google AdWords Christian Vollmert ........................................................ 476<br />
SEM in den Emerging Markets – Chancen und Risiken Georg Genfer ....................................... 485<br />
7. Webanalyse<br />
Mit Kennzahlen zu mehr Marketing-Performance Sebastian Grimm ......................................... 497<br />
Aufbau einer Webanalyse-Kultur in Unternehmen Timo Aden .................................................. 502<br />
Relevante Kennzahlen als Schlüssel zum (Online-)Erfolg Ralf Haberich .................................. 507<br />
Richtig messen heißt nicht, die Wahrheit zu kennen Marcus Koch ............................................. 516<br />
Cross-Channel-Controlling/-Optimierung Thomas Bindl ........................................................... 522<br />
5
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Inhaltsverzeichnis<br />
Web-Analytics & Conversion-Optimierung Frank Reese ........................................................... 528<br />
Container Tag – Modernes Tracking mit Remarketing- und Conversion-Tags Jens Maurer ....... 536<br />
Steuerung von SEO-Kampagnen mit Web-Analytics-Daten Dimitri Tarasowski ........................ 539<br />
Google Analytics und Datenschutz Markus Vollmert ................................................................. 547<br />
Online-Marktforschung im Umbruch Christian Michael, André Führer .................................... 552<br />
8. E-Mail-Marketing<br />
Neue E-Mail-Ökosysteme für digitales Dialogmarketing Jürgen Seitz ...................................... 561<br />
Social Media und E-Mail-Marketing intelligent verknüpfen Volker Wiewer ................................ 566<br />
Rethinking Newsletter-Marketing Jill-Kristin Urbanek, Stefan Döring ..................................... 570<br />
Kooperatives E-Mail-Marketing Thomas Schult, Désirée Lütke Wermeling ............................... 578<br />
E-Mail Marketing – Werthaltige Leads generieren und bewahren Thomas Kellner .................... 586<br />
Behavioural E-Mail-Marketing Jakob S. Gomersall .................................................................. 593<br />
Mythos Bilder-Blockade: Zahlen, Fakten, Strategien M. Kornfeld ............................................ 599<br />
9. Social Media – Strategische Betrachtungen<br />
Warum und wie die Organisation mitgenommen werden muss Marc Drüner ............................ 611<br />
Social Media-Strategie – ein Widerspruch in sich selbst Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach .... 615<br />
Social Media aus der Nutzerperspektive Susanne Fittkau ......................................................... 619<br />
Strategische Einbindung von Social Media Nils Horstmann ..................................................... 627<br />
Die Online-Reputation im Zeitalter der Transparenz Klaus Eck ................................................ 635<br />
#fail oder wenn der PR-Gau droht Marcel Schreyer .................................................................. 644<br />
Social Media Monitoring Mirko Lange ....................................................................................... 655<br />
Erfassung der Tonalität im Social Media Monitoring Curt Simon Harlinghausen ..................... 660<br />
Social Media Monitoring-Tools Harriet Kasper, Holger Kett .................................................... 662<br />
Praktische Tipps zum Social Media Monitoring Andreas Wilkens ............................................. 670<br />
10. Social Media – Operative Herangehensweise<br />
Potenzial von Social Media für das Kundenbindungsmanagement K. Mrkwicka, M. Schögel .... 677<br />
Social Media im Kundenservice Harald Eichsteller ................................................................... 686<br />
Social Media als Supportkanal Michael van Laar ...................................................................... 695<br />
Informieren, Mitreden, Mitgestalten Stefan Rymar ................................................................... 701<br />
Beispiele für gelungenes User-Engagement Nico Lumma .......................................................... 707<br />
Viral & Buzz Marketing – nicht umsonst Markus Willnauer ...................................................... 712<br />
Follow Me – Aktivierung von Fans und Followern Joel Berger ................................................. 717<br />
Social Media in der Medienarbeit Marcel Bernet ....................................................................... 722<br />
Employer Branding in Social Media Claudia Hilker .................................................................. 731<br />
So sorgt Social Media-Automatisierung für massive Effizienzsteigerung Reto Stuber ................ 743<br />
Social Media ROI Sten Franke ................................................................................................... 753<br />
6
Inhaltsverzeichnis<br />
11. Social Media – Plattformen und Werkzeuge<br />
Möglichkeiten von Facebook für Unternehmen Philipp Roth .................................................... 765<br />
Facebook – Die Macht des Open Graph Andreas Bersch ........................................................... 773<br />
Wie Hamburg.de Facebook nutzt Markus Willnauer .................................................................. 776<br />
Das Blog und die soziodigitale Nachhaltigkeit Oliver Gassner .................................................. 782<br />
Ein Blick auf Podcasting in Deutschland Alex Wunschel, Fabio Bacigalupo ............................. 788<br />
Gamification – Kundenbindung im E-Commerce mit Spielen Roland Schäfer .......................... 796<br />
Social Games als Marketingplattform der Zukunft Ibrahim Evsan ............................................ 803<br />
The Rise of Crowdsourcing Claudia Pelzer ................................................................................ 807<br />
12. Mobile und Location-based Marketing<br />
Vom Internet zum Outernet – das Web springt auf die Straße Torsten Rehder ............................ 815<br />
SoLoMo – Die Social Local Mobile Bewegung Tim Ringel, Anna-Lena Radünz ....................... 824<br />
Deutschland erobert das mobile Internet Karin Rothstock ......................................................... 835<br />
Mobile – Nutzungsszenarien Olav A. Waschkies ........................................................................ 842<br />
Marketing in der App-Economy Matthias Berger ...................................................................... 847<br />
Mobile App oder mobiles Portal? Joachim Bader ...................................................................... 857<br />
Mobile Loyalty, die höchste Kunst der Verführung Peter Prislin .............................................. 861<br />
Augmented Reality Nadine Brendel, Antonia Neubauer ............................................................ 867<br />
3-D-Shopping – Status Quo und Vision Martina Pickhardt ....................................................... 878<br />
13. Online-Marketing im B2B<br />
Mit Lead-Generierung und Lead-Nurturing zum Neugeschäft Michael Breyer ......................... 885<br />
Erfolgreiches Social CRM im B2B-Marketing Peter Pries ........................................................ 890<br />
Social Media und Social Commerce in KMUs im B2B Georg Blum ......................................... 897<br />
Erfolgsfaktoren für eine aktive B2B-Community Oliver Ueberholz .......................................... 909<br />
Messeerfolg durch Online-Marketing Elke Clausen ................................................................... 916<br />
Ist „Social Media-Personal Branding“ heute ein Muss? Stefan Berns ........................................ 924<br />
Kompetenz beweisen im eigenen Blog Elke Fleing .................................................................... 935<br />
14. Recht im Internet<br />
Werbung im E-Commerce – Haftungsfallen umgehen Rolf Albrecht .......................................... 943<br />
Rechtskonformes Opt-in im Onlinebereich Dr. Martin Bahr ..................................................... 950<br />
Nutzungsdaten – Welche Analysen sind datenschutzkonform? Jens Eckhardt ........................... 957<br />
Rechtliche Aspekte des Social Media-Marketing Martin Schirmbacher .................................... 970<br />
Wichtige, aktuelle marketingrechtliche Entscheidungen Peter Schotthöfer, Florian Steiner ....... 980<br />
7
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Inhaltsverzeichnis<br />
15. Praxisbeispiele<br />
Multichannel – Präsenz auf allen Kanälen<br />
Marketing Resource Management im Möbelhaus Mirko Holzer ................................................ 990<br />
Trendy Planets – Shopartikel erfolgreich inszenieren Stefan Maier ........................................... 992<br />
Esprit schlägt Brücke zwischen online und offline Andreas Landgraf ...................................... 994<br />
Online-Sport-Sponsoring von Continental Stefanie Wannow .................................................... 996<br />
Ikea fährt integrierte Digital-Marketingstrategie Catherine Malet ............................................ 998<br />
Energie Start-up setzt auf Online-Power Christoph Morach ................................................... 1000<br />
Online neue Kunden gewinnen mit Suchmaschinen & Affiliate<br />
Suchmaschinen-Marketing für Versicherungen Thorsten Olscha ............................................ 1002<br />
Neue Kunden für Sky, Medion, BASE und RTL-Club Thomas Vetter ..................................... 1004<br />
Illy gewinnt und hält Kaffeeliebhaber auch online Catherine Malet ....................................... 1006<br />
Nürburgring gewinnt Adressen von Besuchern Sebrus Berchtenbreiter .................................. 1008<br />
Wie Yves Rocher neue E-Mail-Abonnenten begrüßt Swen Krups ........................................... 1010<br />
Adressgewinnung in der Reisebranche Norbert Rom .............................................................. 1012<br />
Barceló nutzt Suchmaschinen-Marketing weltweit Bernd Stieber ........................................... 1014<br />
Affiliates in Automotive, Handel und Verlagen Heike Lindner ................................................ 1016<br />
Online-Marketing B2B: Geschäftskunden online ansprechen<br />
Lead-Management bei einem Softwarehersteller Reinhard Janning<br />
Geschäftskunden per E-Mail binden – 3 Beispiele Stefan von Lieven<br />
Hansgrohe veredelt sein E-Mail-Marketing Martin Philipp<br />
So optimiert INTEWA die Adressdatenbank Ralph Kreuzer<br />
Kunden aktivieren mit E-Mail-Marketing und Newsletter<br />
E-Mail-Marketing beflügelt Onlineshop Foto Walser Simon Putzer ........................................ 1026<br />
AMC professionalisiert sein E-Mail-Marketing Ulf Richter .................................................... 1028<br />
Steiff steigert Onlineumsatz durch Sonderaktion Henrik Salzgeber ........................................ 1030<br />
Mexx und Görtz rationalisieren E-Mail-Marketing Volker Wiewer .......................................... 1032<br />
Der Wert aktiver Abonnenten bei RTL Stefan von Lieven ........................................................ 1034<br />
TMG steigert Ertrag durch Segmentierung William Schnabel .................................................. 1036<br />
Personalisierung – die hohe Kunst relevanter E-Mails<br />
Mercedes-Benz: Mehr Kundenfeedback dank E-Mail Maya Reinshagen ................................ 1038<br />
C&A kommuniziert zielgruppenspezifisch per Mail Martin Aschoff ....................................... 1040<br />
Kundenlebenszyklus in der Touristik Jörn Grunert ................................................................. 1042<br />
Air New Zealand verleiht E-Mails Flügel Vera Hartmuth ....................................................... 1044<br />
Internationales Content-Management bei Alpine Stefan Bauer ................................................ 1046<br />
8<br />
....................................... 1018<br />
..................................... 1020<br />
.................................................. 1022<br />
.................................................... 1024
Inhaltsverzeichnis<br />
Commend nutzt E-Mail-Inhalte weltweit crossmedial Martin Philipp .................................... 1048<br />
Germanwings nutzt Lifecycle-Marketing Ulf Richter .............................................................. 1050<br />
Opodo – Personalisierung steigert die Konversion Simon Putzer ............................................ 1052<br />
Herrenausstatter nutzt dynamische Angebote Christina Rasimus-Aust .................................... 1054<br />
mymuesli: Mass-Customization per E-Mail Ulf Richter ........................................................... 1056<br />
Deutsche Welle bietet internationale Themenvielfalt Volker Wiewer ....................................... 1058<br />
Individuelle, effiziente Newsletter für Lehrkräfte Claudia Joest ............................................. 1060<br />
Dezentrale E-Mailings in der Automobilbranche Andreas Landgraf ....................................... 1062<br />
Leica Geosystems steuert Redaktions-Workflow Jan-Philip Riehle ........................................ 1064<br />
Konversionsraten von Onlinewerbung messen und erhöhen<br />
Konversionsraten-Optimierung bei Banken Christian Bennefeld ............................................. 1066<br />
SOS-Kinderdörfer texten optimale Betreffzeile Stefan Appenrodt ........................................... 1068<br />
Sainsbury‘s Bank nutzt Behavioural E-Mails Jakob S. Gomersall .......................................... 1070<br />
Lebensmittelhersteller testet Plakate und Banner Christopher Kötzner .................................... 1072<br />
Wie Intertops die E-Mail-Zustellung sichert John Thomson ..................................................... 1074<br />
Nestlé optimiert mit KPIs den Onlineerfolg Karl-Heinz Maier ................................................. 1076<br />
Telekommunikationsanbieter steigert Konversion Sebrus Berchtenbreiter .............................. 1078<br />
Social Media-Marketing: Facebook, Apps und Echtzeit-Web<br />
Über Facebook E-Mail-Adressen gewinnen Daniel Harari ..................................................... 1080<br />
Cineworld misst Facebook-Erfolg mit KPIs Karl-Heinz Maier ................................................ 1082<br />
App-Einsatz bei einem Großhändler Jörg Rensmann ............................................................... 1084<br />
Marketinginformationen in Echtzeit verbreiten Michael Mohr ................................................. 1086<br />
Mobile Lösungen machen Messeauftritte zu Erfolgsgeschichten Uwe-Michael Sinn ............... 1088<br />
16. Anhang<br />
Autoren ........................................................................................................................................ 1092<br />
Stichworte .................................................................................................................................... 1107<br />
9
LEITFADEN ONLINE-MARKETING BAND 2<br />
SUCHMASCHINEN-<br />
UND PERFORMANCE-<br />
MARKETING<br />
6<br />
Suchmaschinen-Optimierung<br />
– Analyse einer Website<br />
Linkaufbau<br />
Mit Kennzahlen SEO steuern<br />
Sichtbarkeit in Suchmaschinen<br />
Suchmaschinen-Optimierung<br />
& Social Media<br />
Google Universal Search<br />
– das Suchergebnis 2.0<br />
Mit Videos in den Google-Index<br />
Das Zusammenspiel von SEA und SEO<br />
Auswahl einer guten SEM-Agentur<br />
Leistung zählt – Performance-Marketing<br />
für die Finanzbranche<br />
Neue Publisher-Modelle<br />
im Affiliate-Marketing<br />
Facebook Ads versus Google AdWords<br />
SEM in den Emerging Markets<br />
– Chancen und Risiken<br />
391<br />
406<br />
411<br />
418<br />
425<br />
434<br />
440<br />
443<br />
453<br />
461<br />
471<br />
476<br />
485<br />
389
INHALT<br />
Alexander Holl gibt einen informativen Abriss über das Pflichtprogramm der SEO-Analyse.<br />
Um in den Suchmaschinen präsent zu sein, müssen Websites technisch und inhaltlich optimal<br />
gestaltet sein.<br />
Markus Hövener betont die Bedeutung externer Links und gibt wertvolle Tipps, wie auf<br />
legalem Weg möglichst viele Links gewonnen werden können.<br />
Stefan Fischerländer beschreibt die Kennzahlen, mit denen der Erfolg von Suchmaschinen-<br />
Optimierung quantifiziert werden kann.<br />
Sören Bendig erläutert, wie wichtig die kontinuierliche Beobachtung der Sichtbarkeit in<br />
Suchmaschinen ist. Der Wert wird automatisch errechnet und dient auch der Analyse von<br />
Mitbewerbern.<br />
Christian Seifert beschreibt, an welchen Punkten es Wechselwirkungen und Synergien<br />
zwischen Social Media und Suchmaschinen-Marketing gibt.<br />
Tobias Ihde erläutert, nach welchem Schema Google inzwischen auch neue Elemente, wie<br />
Videos, Bilder, Produkte und Brancheneinträge, in die Suchergebnisse integriert.<br />
Ali Gürler beschreibt, worauf zu achten ist, wenn eigene Videos in den Google-Suchergebnissen<br />
auftauchen sollen.<br />
Antonia Wälzholz erklärt, wie SEO und SEA voneinander profitieren. Hauptsuchworte werden<br />
optimiert und der Long Tail wird über SEA erledigt.<br />
Olaf Kopp gibt handfeste Tipps, worauf Sie bei der Auswahl einer Agentur achten sollten.<br />
Eine gute Agentur müssen Sie aktiv suchen, sie wird nicht anrufen.<br />
Tim Riepenhausen erläutert, wie Banken vorgehen sollten, um Produkte erfolgsbasiert<br />
online zu verkaufen.<br />
Markus Kellermann schildert die aktuellen Trends bei der erfolgsvergüteten Onlinewerbung.<br />
Aus erfahrener Sicht bewertet er kritisch die neuen Möglichkeiten des Affiliate-Marketing.<br />
Christian Vollmert vergleicht Facebook-Anzeigen mit Google AdWords. Facebook Ads steht<br />
in vielen Bereichen noch ganz am Anfang. Bei Google ist der Nutzer aktiv auf der Suche.<br />
Georg Genfer beschreibt die Wachstumspotenziale für Online-Business speziell in<br />
aufstrebenden Staaten. Ein hoher Anteil junger, gut ausgebildeter Menschen wirkt hier als<br />
Treiber.<br />
6 SUCHMASCHINEN-<br />
UND PERFORMANCE-MARKETING
Suchmaschinen-Optimierung<br />
6<br />
– Analyse einer Website<br />
Alexander Holl<br />
Die Betrachtung der eigenen Seite, von Wettbewerberseiten, aber auch<br />
branchenfremder Seiten, gehört zum regelmäßigen Instrumentarium eines jeden<br />
Suchmaschinen-Optimierers (SEO). Im Fokus einer SEO-Analyse steht die<br />
Optimierung für Google, das in Deutschland mit einem Marktanteil von über<br />
neunzig Prozent aller Suchen bei weitem der Marktführer sind [1].<br />
Die wichtigsten Aspekte einer SEO-Analyse<br />
Im Folgenden wollen wir einen ersten Ansatz liefern, unter welchen Gesichtspunkten,<br />
mit welchen Tools und mit welchen Indikatoren eine zielgerichtete Analyse der<br />
eigenen Präsenz aber auch fremder Websites angegangen werden kann. Im<br />
ersten Schritt macht es Sinn, die Analyse in einige elementare Kategorien zu<br />
untergliedern:<br />
• Erster Eindruck<br />
• Index-Analyse<br />
• Keyword-Analyse<br />
• Ranking-Analyse<br />
• OnPage & OnSite Analyse (Technische Analyse, Textanalyse,<br />
Interne Verlinkung & Informationsarchitektur)<br />
• Analyse externer Faktoren (Externe Verlinkung sowie Social Signals<br />
(Bewertungen, Facebook, Twitter))<br />
Da die Analyse externer Faktoren ein eigenständiges Kapitel von beträchtlichem<br />
Umfang darstellt, verzichten wir in diesem Artikel auf die wesentlichen Elemente einer<br />
Analyse externer Faktoren. Hier konzentrieren wir uns zunächst auf die Betrachtung<br />
der „internen” und direkt beeinflussbaren Faktoren und Analyseschritten.<br />
Hinweis: Ein systematisches Vorgehen macht zur Orientierung Sinn. Allerdings<br />
ist zu bedenken, dass man bei einer fundierten Analyse immer wieder einen Schritt<br />
zurückgeht und einige Aspekte noch einmal genauer untersucht.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Alexander-Holl<br />
Textanalyse,<br />
interne<br />
Verlinkung und<br />
Informationsarchitektur<br />
391
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Sind alle Seiten<br />
bei Google im<br />
Index?<br />
Motiviert der Text<br />
zum Anklicken?<br />
392<br />
Ziel einer SEO-Analyse<br />
Ziel der Analyse ist es, auf Basis von Indikatoren oder Kennzahlen Ursachen von<br />
guten oder schlechten oder keinen Rankings (Positionen) einzugrenzen. Gegebenfalls<br />
aber auch die Analyse von Wettbewerbern zur Ableitung interessanter SEO-Strategien.<br />
Im nächsten Schritt sollte man aus der Analyse konkrete Optimierungsmaßnahmen<br />
ableiten können.<br />
Fragen, die eine solche Analyse beantworten sollten, sind zum Beispiel:<br />
•<br />
• Hat Google Seiten indexiert, die eigentlich nicht indexiert werden sollten?<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
• Wo und unter welchen Suchbegriffen steht unser Wettbewerb?<br />
•<br />
Sind alle für uns wichtigen Seiten mit aktuellen Inhalten bei Google und vertikalen<br />
Googlesuchen (Bildersuche, Videosuche, Produktsuche et cetera) im Index?<br />
Wo (Position) und mit welchen Suchbegriffen (Keywords) stehen wir mit unserer<br />
eigenen Website auf den Suchergebnisseiten (SERPs = Search Engine Result<br />
Pages)?<br />
Wo stehen wir mit unserer Website bei vertikalen Suchen von Google (Bildersuche,<br />
Videosuche, Produktsuche et cetera)?<br />
Zeigt Google unter für uns wichtigen Suchbegriffen genau die Seiten, die wir auch<br />
gerne unseren Nutzern für diesen Suchbegriff zeigen wollen?<br />
Motiviert der Textschnippsel (Snippet siehe Abb. 1), den Google von unserer Seite<br />
seinen Nutzer zeigt, zum Klicken?<br />
Haben sich durch eigene Optimierungsanstrengungen wesentliche Kennzahlen<br />
oder Indikatoren verändert (zum Beispiel bessere Positionen bei wichtigen Suchbegriffen)?<br />
Gibt es interessante branchenfremde Seiten, die für bestimmte Optimierungsansätze<br />
gerade ein Benchmark sind?<br />
Abb. 1: Google Snippet<br />
SEO-Analyse – ersten Eindruck überprüfen<br />
In diesem ersten Schritt geht es darum, einen ersten Eindruck der Website zu<br />
bekommen. Wo bin ich, worum geht es auf der Website und was erwartet mich als<br />
Nutzer, sind die zentralen Fragen. Im Fokus stehen dabei die wichtigsten Seiten einer
Internetpräsenz, wie die Startseite und wichtige Kategorie- und oder Produktseiten,<br />
auf denen die Mehrheit der Nutzer landet. Zur Bestimmung der wichtigsten Seiten<br />
kann man Daten aus einem Webanalyse-Tool heranziehen, wie zum Beispiel den<br />
Bericht „Beliebteste Webseiten” in „Google Analytics”. Folgende Fragen sollte in<br />
diesem ersten Analyseschritt beantwortet werden:<br />
• Kann man eine klare Zielstellung der Website erkennen?<br />
•<br />
• Ist der Nutzen (USP) oder der Inhalt der Website klar ersichtlich?<br />
•<br />
•<br />
Alexander Holl: Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website<br />
Wirkt die Seite, wie der Auftritt einer bekannten Marke, mit „ansprechendem”<br />
Layout?<br />
Ist die Website klar gegliedert? Welche Produkte und Dienstleistungen stehen im<br />
Vordergrund und werden diese Angebote direkt von der Startseite verlinkt?<br />
Gibt es auf der Startseite sogenannte Trustindikatoren, wie zum Beispiel Gütesiegel,<br />
Prüfplaketten, Nutzerbewertungen oder Kundenreferenzen? Diese führen zu<br />
einem höheren Vertrauen und somit höheren Konversionsraten und geringeren<br />
Absprungraten.<br />
Abb. 2: Darstellung der Top Ten-Seiten nach Seitenaufrufen in Google Analytics<br />
Tipp: Durch das Kombinieren von Google-Suchoperatoren zeigt Google zwar<br />
nicht unbedingt die besucherstärksten Seiten, aber die aus Google Perspektive<br />
(wahrscheinlich) stärksten Seiten. Das funktioniert sowohl für die eigenen als auch<br />
für fremde Domains. Nach „The Art of SEO” (O’Reilly, 2010) eignen sich zur<br />
Analyse der stärksten Seiten einer Domain folgende Kombinationen:<br />
Die aus<br />
Google-Sicht<br />
beliebtesten<br />
Seiten einer<br />
Domain<br />
herausfinden<br />
393
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
394<br />
Suchoperatoren<br />
zur<br />
Identifizierung<br />
starker Seiten<br />
Wie viele Seiten<br />
hat Google<br />
indexiert?<br />
• [www site:domain.tld] Beispiel einer Suchabfrage: [ www site:121watt.de] oder<br />
•<br />
•<br />
Hinweis: Die Nutzung dieser Suchoperatoren, insbesondere des [site:] Suchoperators<br />
ist nicht immer zuverlässig, gibt aber trotzdem interessante Hinweise für die<br />
Analyse.<br />
Abb. 3: Verwendung von Google Suchoperatoren zur Identifizierung starker Seiten<br />
SEO-Analyse – Index-Analyse<br />
Ziel der Index-Analyse ist eine Überprüfung,<br />
• welche Seiten einer Domain Google in seinen Index übernommen hat.<br />
• Wie sehen in einer Übersicht die Snippets (siehe Abb. 1) aus?<br />
•<br />
[inurl:domain site:domain.tld] Beispiel einer Suchabfrage [inurl:wikipedia site:<br />
de.wikipedia.org]<br />
[domain.tld site:domain.tld] Beispiel einer Suchabfrage [121watt.de site:<br />
121watt.de]<br />
Welche Verzeichnisse und Subdomains finden sich, wenn man die eigene Domain<br />
überprüft?<br />
Besonders hilfreich ist dabei die Verwendung des [site:domain.de] Befehls bei<br />
Google, der einem übersichtlich zeigt, wie viele Seiten (grober Näherungswert)<br />
Google im Index hat.<br />
Auf der Suche nach Subdomains kann man den Site-Befehl erweitern (Siehe Abb. 5)<br />
und erhält direkt von Google eine Liste der Subdomains, die bei Google auffindbar<br />
sind. In diesem Beispiel erfolgt eine Kombination aus diesem Site-Befehl [site:<br />
domain.de – inurl:www.domain.de]. Für Interessierte: Eine sehr umfangreiche Liste<br />
der Google-Site-Operatoren findet sich unter folgendem Link 121watt.de/3cb.
Abb. 4: Site-Abfrage bei Google<br />
Abb. 5: Suche nach Subdomains über Google<br />
Zusammenfassung Index-Analyse: Eine regelmäßige Überprüfung der eigenen<br />
Seite bei Google ist immer sinnvoll. Zu überprüfen ist, ob alle wichtigen Seiten von<br />
Google indexiert wurden. Finden sich Seiten bei Google, die gar nicht für Nutzer<br />
auffindbar sein sollten, sind viele Seiten im Index, die nur einen geringen Wert für<br />
Nutzer haben. Oder es finden sich doppelte Inhalte (Duplicate Content) bei Google<br />
– dazu mehr in der technischen Analyse.<br />
Keyword-Analyse & Ranking-Analyse<br />
Die Bestimmung der richtigen Suchbegriffe (Keywords) ist bei der Entwicklung<br />
einer umfassenden SEO-Strategie immer das Fundament für alle weiteren SEO-<br />
Maßnahmen. Zur quantitativen und qualitativen Analyse gibt es eine Reihe von<br />
Tools, die diesen Prozess unterstützen. Viele direkt von Google, wie das:<br />
• Google Keyword-Tool,<br />
• Google Insights for Search,<br />
• Google Trends,<br />
• Google Suggest,<br />
Alexander Holl: Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website<br />
Vier Tools für<br />
die Ermittlung<br />
der richtigen<br />
Suchworte<br />
395
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Synonyme<br />
Suchbegriffe<br />
mit höherem<br />
Potential finden<br />
396<br />
• oder das Kontext Targeting Tool(steht seit Ende 2010 Google AdWords-Kunden<br />
zur Verfügung),<br />
• aber auch externe Tools wie Übersuggest, das eine systematische Auswertung<br />
von Google Suggest-Daten erlaubt.<br />
Für die SEO-Analyse geht es aber in der Hauptsache darum, zu verstehen, für<br />
welche und für wie viele Suchbegriffe wird meine Website gefunden. Sind das<br />
die Suchbegriffe, die für mein Unternehmen sinnvoll sind? Gibt es synonyme<br />
Suchbegriffe mit höherem Potential, auf die man seine Optimierungsbemühungen<br />
konzentrieren sollte. Wie sieht die Verteilung der Positionen aus?<br />
Abb. 6: Ranking-Verteilung zweier Domains (Quelle: Sistrix SEO-Tools).<br />
Das Ergebnis einer Keyword- und Rankinganalyse könnte dann so aussehen [2]:<br />
•<br />
• Davon 51 auf Position eins.<br />
• 137 in den Premiumpositionen zwischen eins bis drei.<br />
• 676 Treffer in interessanten Positionen zwischen 11 - 20.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
6.490 Suchbegriffe wurden in den Top 100 Positionen bei Google gefunden. Im<br />
Vergleich zum gleichen Zeitraum des letzten Jahres mit 5.765 Suchbegriffen ist<br />
dies ein Plus von zwölf Prozent.<br />
64 Prozent des Suchvolumens aus der organischen Suche kommt durch<br />
Markenbegriffe zustande (aus Google Analytics).<br />
Im Vergleich zur Konkurrenz hat die eigene Domain weniger Suchbegriffe auf der<br />
interessanten ersten und zweiten Ergebnisseite (siehe Abb. 6).<br />
Die Sichtbarkeit der 100 wichtigsten Suchbegriffe hat sich um 15 Prozent<br />
erhöht.<br />
Der Suchbegriff „xyz” hat im Vergleichszeitraum 7 Positionen von 2 auf 9<br />
verloren.
• Die Entwicklung der Impressions (also wie oft die Website in den Suchergebnislisten<br />
einem Nutzer gezeigt wurde) und die Entwicklung der Klicks (siehe Abb. 7<br />
– Google Webmaster-Tools)<br />
Abb. 7: Suchabfragenübersicht aus den Google Webmaster-Tools<br />
Hinweis: Neben den hervorragenden Möglichkeiten, die Google mit seinen<br />
Webmaster-Tools [3] bietet, helfen für solche Analysen oft nur noch kostenpflichtige<br />
Tools weiter. Diese lassen aber dafür sehr detaillierte Analysen zu.<br />
Beispiele Analyse-Tools:<br />
• Sistrix SEO-Tool-Box<br />
• Searchmetrics-Tools<br />
• SEOlytics-Tools<br />
• Advanced Web Ranking<br />
• Seomoz Tools<br />
SEO-Analyse – OnPage & OnSite<br />
Die OnPage- und OnSite-Analyse umfasst sowohl die Überprüfung von technischen<br />
Problemen, wie die generelle Crawlbarkeit, doppelte Inhalte (Duplicate Content),<br />
Ladezeit der Seite, die korrekte Verwendung von Meta-Angaben oder auch<br />
Fehlerseiten (404 oder 410). Aber auch, ob die beabsichtigten Suchbegriffe<br />
verwendet werden, gibt es Inhalte in ausreichendem Umfang, werden diese Inhalte<br />
auch richtig ausgezeichnet und wie ist die interne Verlinkung organsiert.<br />
Technische Analyse<br />
Alexander Holl: Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website<br />
Zugang zur Seite<br />
Der einfache Zugang zu Ihrer Website für die Suchmaschinenspider ist Grundvoraussetzung<br />
der Suchmaschinen-Optimierung. Ziel ist es, Google & Co. einen<br />
schnellen Zugang zu allen relevanten Seiten der Webpräsenz zu geben. Dabei sind<br />
die Spider auf der Suche nach lesbarem Text. Bilder, Flash-Anwendungen, Java<br />
oder Java Script sind für die Spider gar nicht oder nur schwer lesbar. Überprüfen<br />
Sie Ihre eigene Seite in den Google Webmaster-Tools über die Funktion „Abruf wie<br />
Fünf kostenpflichtige<br />
Tools für die<br />
professionelle<br />
SEO-Analyse<br />
Einfacher Zugang<br />
zur Website<br />
397
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Mit der<br />
Developer<br />
Toolbar die<br />
eigenen Seiten<br />
absurfen<br />
398<br />
durch Google Bot”. Installieren Sie die Webdeveloper Toolbar (siehe Hinweis) und<br />
surfen Sie auf allen Ihren wichtigen Seiten, während Sie Java Script und Cookies<br />
deaktiviert haben.<br />
Hinweis: Abseits der Google Webmaster-Tools ist die Webdeveloper Toolbar, als<br />
Firefox Plug-in, zur Überprüfung der eigenen und vor allem fremder Website ein<br />
mächtiges und sehr umfangreiches Tool.<br />
• Link zur Developer Toolbar www.121watt.de/md5.<br />
•<br />
Robots.txt<br />
Diese Textdatei teilt den Crawlern mit, welche Verzeichnisse auf Ihrer Webpräsenz<br />
durchsucht werden dürfen und welche für die Suchmaschinenbots (beabsichtigt)<br />
gesperrt sind.<br />
Überprüfen Sie, ob<br />
•<br />
• die Crawler freien Zugang zu allen wichtigen Webseiten haben,<br />
•<br />
Alle Informationen zu den Google Webmastertools gibt es unter http://<br />
www.google.com/webmasters/.<br />
die Datei “robots.txt” vorhanden ist. Das können Sie einfach, in dem Sie in die<br />
Statuszeile Ihres Browsers Folgendes eingeben http://www.domain.de/robots.txt,<br />
also beispielsweise http://www.121watt.de/robots.txt,<br />
umgekehrt, bestimmte Bereiche für die Crawler gesperrt sind oder gesperrt werden<br />
sollten.<br />
Meta-Tags überprüfen<br />
Neben der Meta-Description gibt es noch weitere Anweisungen, wie sich Google<br />
und andere Suchmaschinen auf Ihrer Seite verhalten sollen. Als Beispiel sei der<br />
folgende Meta-Tag genannt:<br />
<br />
Damit verbieten Sie dem Suchprogramm, Links auf Ihrer Seite weiter zu folgen<br />
und Ihre Seite im Index zu führen. Bei einer SEO-Analyse wird geprüft, ob durch<br />
den Webmaster unbeabsichtigt wichtige Seiten aus dem Index ausgeschlossen<br />
wurden.<br />
Hinweis: Ein weiteres hilfreiches Tool ist das Firefox Plug-in seerobots, das über<br />
diesen Link verfügbar ist – http://www.121watt.de/my.<br />
404 Fehler und Weiterleitungen überprüfen<br />
Ziel einer Weiterleitung ist es, den Nutzer beim Aufruf eines Links, der zum<br />
Beispiel nicht mehr gültig ist, auf die richtige Seite zu lenken. Aus Sichtweise<br />
der Suchmaschinen-Optimierung ist die richtige Anwendung der folgenden zwei<br />
Umleitungen von Bedeutung:
Umleitung – HTTP Statuscode 302<br />
Dieser Statuscode leitet den Nutzer auf die gewünschte Seite um. Aus Sichtweise der<br />
Suchmaschine bedeutet dieser Statuscode, dass die Webseite unter der angeforderten<br />
URL nicht existiert, aber in Zukunft wieder existieren wird. Dies kann zu Problemen<br />
führen, da zum einen Google diese Adresse erst einmal im Index behält und alle<br />
Verlinkungen, also die Linkkraft, auf die alte Seite angerechnet werden.<br />
Umleitung – HTTP Statuscode 301<br />
Dieser Statuscode leitet den Nutzer auf die gewünschte Seite um. Aus Sichtweise der<br />
Suchmaschine bedeutet dieser Statuscode, dass die Webseite unter der angeforderten<br />
URL nicht existiert und auch in Zukunft nicht wieder existieren wird. Die alte<br />
Webseite wird nicht mehr in den Index übernommen und die Linkkraft wird aus<br />
Sichtweise von Google auf die neue Seite umgeleitet.<br />
Fehlerseite – HTTP Statuscode 404<br />
Dieser Statuscode bedeutet, dass die angeforderte URL nicht mehr existiert. Das<br />
kann zum Beispiel dann eintreten, wenn ein Verweis auf eine nicht existierende<br />
Adresse auf dem Server führt.<br />
Oft finden sich zahlreiche falsche Weiterleitungen (HTTP Statuscode 302) und<br />
Verlinkungen, die auf eine nicht mehr existente Seite verlinken (404). Überprüfen<br />
Sie Folgendes:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Abb. 8: Google Webmaster-Tools – 404 Fehler<br />
Alexander Holl: Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website<br />
Falls Sie verschiedene Domains reserviert haben, ob diese richtig weitergeleitet<br />
sind (301 Weiterleitung).<br />
Ob Ihre Startseite unter verschiedenen Versionen verfügbar ist, zum Beispiel unter<br />
http://www.domain.de und unter domain.de. Entscheiden Sie sich für eine Version<br />
und leiten die andere Version per 301 weiter.<br />
Über die Google Webmaster-Tools Rubrik „Crawlingfehler” (siehe Abb. 8) lassen<br />
sich sehr gut 404 Fehler analysieren. Ziel ist es, diese Fehler zu beheben und<br />
wie in diesem Beispiel, die Verlinkung von denen durch Google monierten 45<br />
Seiten richtig zu setzen. Scheinbar ist hier die Verlinkung auf das Element mit<br />
der „id=1410” nicht richtig.<br />
301-Weiterleitung<br />
überträgt<br />
Linkkraft auf die<br />
neue Seite<br />
399
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Duplicate<br />
Content bewirkt<br />
unnötige<br />
Aufteilung der<br />
Linkkraft auf<br />
mehrere Seiten<br />
400<br />
Hinweis: Ein sehr gutes Tool zur Überprüfung der richtigen Weiterleitungen ist das<br />
Firefox Plug-in Live HTTP Headers, zu finden unter www.121watt.de/i6b und die<br />
Google Webmaster Tools.<br />
Duplicate Content<br />
Duplicate Content oder doppelte Inhalte sind ein Problem für Suchmaschinen.<br />
So sagt Google in seinen Webmasterrichtlinien: „Erstellen Sie keine doppelten<br />
Seiten, Subdomains oder Domains, die im Grunde denselben Content haben”.<br />
Das Problem für die Suchmaschinen ist zu bestimmen, welches die richtige Seite<br />
ist und welche in den Index aufgenommen werden soll (PDF, Druckansicht, et<br />
cetera). Die doppelten Inhalte können zu einer unnötigen Verteilung der Linkkraft<br />
auf verschiedene Darstellungsformen des gleichen Inhalts führen. Überprüfen Sie<br />
doppelte Inhalte, in dem Sie zum Beispiel eine längere Textpassage (circa 5 - 15<br />
Wörter) auf Ihrer Website kopieren und in Anführungsstrichen bei Google eingeben<br />
(siehe Abb. 9 – in diesem Beispiel findet sich 6 Mal der identische Text auf dem<br />
host www.bundesregierung.de).<br />
Abb. 9: Überprüfung von doppelten Inhalten mit der „Phrasensuche bei Google”<br />
Ladezeiten überprüfen<br />
Überprüfen Sie die Ladezeit Ihrer wichtigen Webseiten. Dazu gib es eine Reihe von<br />
Tools, wie zum Beispiel YSlow oder in den Google Webmaster-Tools (Abb. 10) in
der Rubrik „Website-Leistung”. Google empfiehlt allen Webmastern: „dringend”,<br />
die Website-Leistung in regelmäßigen Abständen mithilfe von Page Speed, YSlow,<br />
WebPagetest oder anderen Tools zu überprüfen”.<br />
Abb. 10: Überprüfung der Ladezeiten in den Google Webmaster-Tools<br />
Inhaltliche Analyse<br />
Prüfen Sie im Zug Ihrer Analyse, ob Sie Ihre wichtigen Webseiten mit ausreichendem<br />
Text versehen haben. Dieses ist wichtig, damit der Nutzer den Inhalt und Zweck der<br />
einzelnen Webseiten besser verstehen kann.<br />
• Kommen die wichtigen Suchbegriffe in genügender und sinnvoller Menge vor?<br />
•<br />
•<br />
Title-Tag & Meta-Description<br />
Der Title-Tag definiert den Titel eines Webdokuments und ist für Google nach wie vor<br />
das wichtigste OnPage-Kriterium zur Relevanzbeurteilung. Der Meta-Description<br />
beschreibt den Inhalt des Dokuments und wird in der Regel als Teil des Snippets<br />
(siehe Abb. 1) dargestellt.<br />
Der Meta-Description ist zwar kein wichtiger Faktor für die Relevanzbeurteilung,<br />
bestimmt aber als Teil des Snippets die Klickrate in den SERPs. Überprüfen Sie<br />
bei allen relevanten Seiten, ob die für Sie relevanten Suchbegriffe in der Meta-<br />
Description vorkommen.<br />
Der Title-Tag sollte für jede Seite einzigartig und den Inhalt der Webseite möglichst<br />
genau beschreiben. Überprüfen Sie dabei, ob die für Sie wichtigen Suchbegriffe in<br />
den Title-Tags prominent vorkommen. Vermeiden Sie Title-Tags mit mehr als 70<br />
Zeichen. Überprüfen Sie in den Google Webmaster-Tools, in der Rubrik HTML-<br />
Vorschläge alle Fehlermeldungen, die Ihnen Google anzeigt, insbesondere:<br />
• Fehlende Title-Tags & Meta-Descriptions.<br />
• Doppelte Title-Tags & Meta-Descriptions.<br />
• Zu kurze oder zu lange Title-Tags & Meta-Descriptions.<br />
Alexander Holl: Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website<br />
Überprüfen Sie zum Beispiel mit dem Firefox Addon „Search Status” die Anzahl<br />
der Wörter und die Häufigkeit Ihrer wichtigen Suchbegriffe.<br />
Sind Ihre Suchbegriffe in wichtigen Auszeichnungselementen (H1 & H2)<br />
vorhanden?<br />
Ladezeit<br />
überprüfen mit<br />
Page Speed,<br />
Yslow oder<br />
WebPagetest<br />
Die wichtigsten<br />
Suchbegriffe<br />
auch im Title-Tag<br />
401
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Bilder mit<br />
Erläuterungstext<br />
im Hintergrund<br />
versehen<br />
402<br />
Hinweis: Ein sehr gutes Tool zur Überprüfung der OnPage-Optimierung ist die<br />
Desktop-Anwendung Screaming Frog (siehe Abb. 11). Screaming Frog bietet<br />
einen schnellen Überblick über die Gestaltung und Länge der Title-Tags, Meta-<br />
Descriptions, H1 und H2 und weiteren Elementen.<br />
Abb. 11: Überprüfung der Title-Tags mit Screaming Frog SEO-Spider – http://<br />
www.screamingfrog.co.uk/seo-spider/<br />
Sprechende URLs<br />
Sprechende URLs wie zum Beispiel www.domain.de/seo-analyse/ helfen Suchmaschinen<br />
und Nutzern zu verstehen, welche Inhalte sich hinter der URL verbergen<br />
können. Zusätzlich werden bei der Verlinkung von Inhalten durch Nutzer wichtige<br />
Suchbegriffe im Link-Text übergeben. Bei URLs mit umfangreichen Parametern ist<br />
man immer in der Gefahr, dass diese URLs von den Suchmaschinen nur teilweise<br />
oder auch gar nicht indexiert werden.<br />
Image-Alt-Tags<br />
Das Alt-Attribut soll einen alternativen Text für ein Bild enthalten, um den<br />
Inhalt des Bildes auch dann zugänglich zu machen, falls der Nutzer den Inhalt<br />
der Bilder nicht interpretieren kann. Überprüfen Sie Ihre Bilder auf fehlende oder<br />
nicht optimierte Alt-Tags. Alle Bilder sollten mit einer aussagekräftigen alternativen<br />
Beschreibung versehen sein (Suchbegriffe verwenden). Zur Überprüfung der Alt-<br />
Tags auf einer Seite eignen sich die bereits vorgestellten Tools „Webdeveloper<br />
Toolbar” (Abb. 12) und das Desktop-Tool „Screaming Frog SEO-Spider”.<br />
Hinweis: Wer mehr zum Thema Bilder und der Erkennung von Bilder wissen<br />
möchte, dem sei folgende Anwendung von Google empfohlen. Google macht<br />
immer mehr Anstrengungen, um den Inhalt von Bildern zu erkennen – siehe http:<br />
//www.google.com/mobile/goggles/.
Abb. 12: Darstellung der Alt-Tags mit der Webdeveloper Toolbar<br />
Interne Verlinkung & Informationsarchitektur<br />
Die Prüfung der internen Verlinkung ist ein entscheidender Teil einer SEO-Analyse.<br />
Genauso, wie die externe Verlinkung ist auch die interne Verlinkung ein (starker)<br />
Hinweis für Google, welche Dokumente (URLs) innerhalb des Webauftritts für<br />
den Webmaster von großer Bedeutung sind. Desto mehr und stärkere Links eine<br />
einzelne Webseite hat, desto wichtiger erscheint sie in den Augen von Google.<br />
Google selber schreibt in seinen Richtlinien dazu: „Erstellen Sie eine Website mit<br />
klar strukturiertem Aufbau und Textlinks. Jede Seite sollte über mindestens einen<br />
statischen Textlink erreichbar sein.”<br />
Überprüfen Sie, ob:<br />
•<br />
• Ihre wichtigen Landing-Pages mit passenden Anchor-Texten verlinkt wurden.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Alexander Holl: Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website<br />
Ihre Navigationsstruktur möglichst flach ist und barrierfreie Links (Text-Links)<br />
hat.<br />
Ihre Seiten ohne eine hohe Relevanz für Suchmaschinen (zum Beispiel Impressum<br />
oder AGBs) weitgehend aus der internen Verlinkung ausgeschlossen wurden.<br />
Sie von wichtigen Seiten zu viele ausgehende Links haben. Dazu sagt Google:<br />
„Beschränken Sie die Anzahl der auf einer Seite vorhandenen Links auf ein<br />
vernünftiges Maß.” Ein vernünftiges Maß ist immer schwer zu sagen, aber früher<br />
galt als Daumenregel, das eine Seite nicht mehr als einhundert ausgehende Links<br />
besitzen sollte. Zur Überprüfung eignet sich hier zum Beispiel das Firefox Plug-in<br />
„Search Status” – zu finden unter www.121watt.de/gmp (Abb. 13).<br />
Ihre wichtigsten Webseiten auch die meisten und stärksten interne Links haben<br />
– zur Überprüfung dienen hier wieder die Webmaster-Tools von Google in der<br />
Rubrik „Interne Links”.<br />
aus Sicht der Informationsarchitektur der Nutzer immer weiß, wo er ist (Place of<br />
Information), zum Beispiel gibt es eine Brotkrumennavigation?<br />
aus Sicht der Informationsarchitektur der Nutzer auf allen (wichtigen) Seiten weiß,<br />
wo es noch mehr relevante Inhalte gibt (Information Scent) – zum Beispiel durch<br />
Deep- und Cross-Linking.<br />
Jede Seite per<br />
Link erreichbar<br />
Nicht mehr als<br />
einhundert Links<br />
auf einer Seite<br />
403
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
SEO ist kein<br />
einmaliges<br />
Projekt,<br />
sondern ein<br />
kontinuierlicher<br />
Prozess<br />
404<br />
Zusammenfassung:<br />
Abb. 13: Link-Report mit dem Firefox Plug-in „Search Status”<br />
Die Analyse der eigenen Website aber auch anderer Websites ist kein einmaliges<br />
Projekt, sondern als kontinuierlicher Prozess zu sehen. Auf Basis der eigenen<br />
Firmenziele und der daraus resultierenden Online-Marketing- und SEO-Ziele, ist<br />
es sinnvoll, eine umfangreiche Analyse in regelmäßigem Abstand vorzunehmen.<br />
Beispielsweise im halb- oder vierteljährlichem Rhythmus gegebenenfalls auch unter<br />
Hinzuziehung von externer Expertise.<br />
Neben der Aufdeckung von Fehlerquellen ist es immer ein Ziel, auch mittels<br />
spezifischer SEO-KPIs, den Fortschritt der eigenen Aktivitäten nachzuvollziehen.<br />
Ursachen von Veränderungen können so auch schneller eingegrenzt werden.<br />
Wichtige SEO-KPIs können zum Beispiel sein:<br />
•<br />
•<br />
• Anzahl und Prozent-Veränderung an Klicks (Google Webmaster-Tools),<br />
•<br />
Anzahl Visits aus organischer Suche (Analytics Tools, wie zum Beispiel Google<br />
Analytics oder eTracker, AT Internet),<br />
Anzahl und Prozent-Veränderung-Impressions in den SERPs (Google Webmaster-<br />
Tools),<br />
Anzahl Keywords mit Top 1, Top 1 - 3 , Top 10, Top 100 Positionen (zum Beispiel<br />
Sistrix-Tools),<br />
• Sichtbarkeitsindex (zum Beispiel Sistrix-Tools, Searchmetrics, SEOlytics),<br />
• Rankingveränderungen für zum Beispiel Top 50 Suchbegriffe.<br />
Kleinere Analysen von geringerem Umfang sollten je nach Ressourcensitutation als<br />
fester Bestandteil der täglichen/wöchentlichen SEO-Arbeit eingeplant werden. Zum
Beispiel bei Veränderungen relevanter KPIs oder Fehlermeldungen in den Google<br />
Webmaster-Tools.<br />
Literatur<br />
Alexander Holl: Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website<br />
[1] Comscore, Deutschland 2008, mehr Informationen gibt es auch hier<br />
www.121watt.de/kf<br />
[2] Quelle für die erhobenen Daten sind in diesem Fall Sistrix SEO-Tools und Google<br />
Analytics<br />
[3] zu finden unter http://www.google.com/webmasters/<br />
405
406<br />
Linkaufbau<br />
6<br />
Markus Hövener<br />
Je mehr Websites<br />
also auf die<br />
eigene Website<br />
verlinken, desto<br />
besser<br />
Es reicht nicht<br />
aus, einfach<br />
„irgendwelche“<br />
Links zu besorgen<br />
Suchmaschinen – allen voran Google – bewerten Websites nicht nur nach den<br />
Inhalten, sondern auch nach den externen Verlinkungen. Es geht dabei grundsätzlich<br />
um eingehende, nicht um ausgehende Links. Je mehr Websites also auf die eigene<br />
Website verlinken, desto besser.<br />
Warum ist Linkaufbau wichtig?<br />
Dieses Ranking-Kriterium ist sehr wichtig, das heißt, dass eine Website mit vielen<br />
interessanten Inhalten keinerlei Chance auf Google-Traffic hat, wenn sie denn<br />
nicht gut verlinkt ist. Das Wort „gut“ bezieht sich dabei immer auf die jeweilige<br />
Konkurrenz, so dass es hier keine absolute Anforderung gibt.<br />
In einigen konkurrenzarmen Branchen, bei denen es nur eine Handvoll echter<br />
Konkurrenten gibt, mag eine kleine Anzahl an Verlinkungen schon ausreichen.<br />
In konkurrenzstarken Branchen werden aber in der Regel drei- oder vierstellige<br />
Verlinkungen benötigt.<br />
Leider entstehen diese Verlinkungen nur selten von selber, und wenn, dann meistens<br />
nicht in der benötigten Quantität oder Qualität. Wer also mit seiner eigenen Website<br />
in den Suchmaschinen-Rankings nach oben klettern möchte, muss hier in der Regel<br />
nachhelfen und selber für Links sorgen.<br />
Der perfekte Link<br />
Für Suchmaschinen wie Google ist Verlinkung ein dermaßen wichtiges Ranking-<br />
Kriterium, dass sie hier umfangreiche Analysen durchführen, um Links bewerten<br />
zu können. Es reicht also nicht aus, sich einfach „irgendwelche“ Links zu besorgen,<br />
da diese eben unterschiedlich bewertet werden.<br />
Grundsätzlich gilt: Qualität vor Quantität. So ist oft zu sehen, dass ein paar weniger<br />
gute Links deutlich bessere Rankings erzeugen können als hunderte drittklassige<br />
Links.<br />
Aber wie kann man entscheiden, welcher Link gut ist und welcher nicht? Die<br />
folgende Übersicht zeigt einige der wichtigen Kriterien:<br />
Die Quelle ist selber gut verlinkt: Ein Link von einer Website, die selber viele<br />
externe Verlinkungen hat, ist wertvoller als ein Link von einer schlecht verlinkten<br />
Website. Wenn also Websites wie www.microsoft.com oder www.apple.com auf<br />
einen Software-Anbieter verlinken, ist das für diesen ein sehr guter Link, weil er<br />
eben von einer extrem gut verlinkten Website kommt.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Markus-Hoevener
Um beurteilen zu können, ob eine Website gut verlinkt ist, wird oft über die<br />
Google Toolbar (www.google.de/toolbar) der so genannte Pagerank der Startseite<br />
abgefragt. Der Pagerank ist eine von Google vergebene Größe, die ganzzahlige Werte<br />
zwischen null (gar nicht verlinkt) und zehn (extrem gut verlinkt) annehmen kann.<br />
An dieser Stelle sei gesagt, dass der Pagerank als Bewertungsmaßstab nicht<br />
unumstritten ist und dass es auch andere Bewertungen gibt. Als Messlatte für eine<br />
erste Einschätzung ist der Pagerank, der über die Toolbar abgefragt werden kann,<br />
aber oftmals ein gutes Kriterium.<br />
Quelle ist relevant: Ein Link von einer relevanten Website hat meist einen hohen<br />
Wert. Aber wie prüft man, ob eine Website relevant ist? In der Regel sind das die<br />
Websites, die für einen bestimmten Suchbegriff oben in den Suchergebnissen zu<br />
finden sind.<br />
Wer also einen Link für ein Hamburger Unternehmen braucht, kann bei Google<br />
einfach nach „hamburg“ suchen, um dann Websites wie www.hamburg.de oder<br />
www.hamburg-tourism.de zu finden. Da diese Websites für Google für diesen<br />
Suchbegriff relevant sind, kann man schlussfolgern, dass auch ein Link von diesen<br />
Websites wichtig ist.<br />
Quelle und Ziel-Seite/-Site thematisch passend: Ein sehr ähnliches Kriterium<br />
ist die thematische Nähe. Gut ist ein Link von einer Seite, die relevante Inhalte<br />
zur verlinkten Seite enthält; noch besser könnte es sein, wenn die gesamte Quell-<br />
Site zum Thema passt. Ein Ladenbauer könnte also zum Beispiel einen Link von<br />
www.ladenbau-direkt.de oder von www.netzwerk-ladenbau.de erhalten – zwei<br />
Websites, die monothematisch über Ladenbau berichten.<br />
Wenig andere Links: Wenn die verlinkende Seite noch auf viele andere Sites<br />
verlinkt, gibt diese weniger „Link Juice“ (Linkenergie) an die Zielseite ab. Auch<br />
wenn es hier keine harte Grenze gibt, kann man schon sagen, dass eine Seite, die<br />
auf mehr als einhundert andere Websites verlinkt, den Aufwand im Einzelfall nicht<br />
wert ist.<br />
Ankertext/Umgebung enthält Suchbegriff: Suchmaschinen bewerten auch den<br />
sogenannten Ankertext, also den verlinkten Text. Aber auch die direkte textliche<br />
Umgebung des Links wird beachtet. Positiv wirken sich dann Links aus, bei denen<br />
die Suchbegriffe im Ankertext vorkommen. Ein Link wie Ladenbau-<br />
Profi ist also für den Suchbegriff „ladenbau“ besser als ein Link wie finden Sie hier.<br />
Dofollow-Links: Es gibt so genannte Nofollow-Links, die von Suchmaschinen<br />
nicht oder nur wenig gewertet werden. Dabei findet sich im Link selber ein Attribut,<br />
also zum Beispiel . Derartige Links sind also nicht<br />
unbedingt hilfreich beim Linkaufbau, werden aber im Browser auch nicht angezeigt.<br />
Man muss also entweder im Quellcode nachschauen oder ein entsprechendes Plug-in<br />
(zum Beispiel SearchStatus für Firefox) besorgen.<br />
Bis auf das sechste Kriterium (Dofollow-Links) funktioniert aber auch meistens der<br />
sogenannte „Smell Test“: Sieht eine Website legitim und authoritär aus? Finden sich<br />
hier gute Inhalte? Dann ist auch ein Link von einer solchen Site meist viel wert.<br />
Markus Hövener: Linkaufbau<br />
Für eine grobe<br />
Einschätzung ist<br />
der Pagerank gut<br />
Thematisch<br />
passende<br />
Webseiten<br />
407
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Links zu kaufen<br />
ist verboten<br />
Schlechte Links<br />
können schaden<br />
408<br />
Gute Inhalte<br />
werden<br />
automatisch<br />
verlinkt<br />
Was sagt Google?<br />
Wer nun mit dem Linkaufbau beginnen möchte, muss zunächst bedenken, dass<br />
Google bestimmte Maßnahmen ausschließt. Wer gegen die Google-Richtlinien<br />
verstößt, kann grundsätzlich abgestraft oder abgewertet werden, so dass ein Blick<br />
auf die verbotenen Maßnahmen durchaus sinnvoll ist.<br />
Nicht erlaubt sind demnach:<br />
• Kaufen/mieten oder verkaufen/vermieten von Links.<br />
• Massiver Linktausch.<br />
• Sonstige Systeme, die Links aufbauen (zum Beispiel Linktausch-Netzwerke).<br />
Dabei ist natürlich zu bedenken, dass es hier einen Unterschied zwischen Anspruch<br />
und Realität gibt. Es werden in der Tat sehr viele Links gekauft/gemietet, auch wenn<br />
das von Google nicht gewünscht ist. Im Einzelfall ist einem Link ja nicht anzusehen,<br />
auf welche Art und Weise er zustande gekommen ist.<br />
Gleichwohl muss man bedenken, dass Google hier zunehmend schlauer wird und<br />
sicherlich auch alle bekannten Linknetzwerke und Tauschbörsen kennt. Wer also<br />
einen der bekannten Marktplätze für Linktausch oder Linkkauf/-miete besucht,<br />
läuft Gefahr, hier Links zu erwerben, die entweder entwertet wurden oder die eher<br />
Schaden anrichten.<br />
Linkaufbau<br />
Für Linkaufbau gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Taktiken und Strategien,<br />
die sich in drei Hauptkategorien einteilen lassen:<br />
Aktiv: Bei aktiven Maßnahmen wird gezielt nach Websites gesucht, um diese<br />
dann anzusprechen oder andere Möglichkeiten auszunutzen, um dort einen Link<br />
zu platzieren.<br />
Reaktiv: Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten (siehe unten, zum Beispiel Google<br />
Alerts), auf bestimmte Potenziale zu warten und dann darauf zu reagieren.<br />
Passiv: Zu den passiven Maßnahmen zählen diejenigen, bei denen man zum Beispiel<br />
attraktive Inhalte bereitstellt und so ohne eigene Aktivitäten dafür sorgt, dass andere<br />
Websites auf die eigene Site verlinken.<br />
Es gibt sehr viele unterschiedliche Maßnahmen, die möglich sind. An dieser Stelle<br />
werden einige davon vorgestellt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Aktive Maßnahmen:<br />
1. Für alle relevanten Suchbegriffe die Google-Ergebnisse durcharbeiten, um<br />
relevante Websites (Portale, Foren et cetera) zu finden.<br />
2.<br />
Nach Suchanfragen wie „ + links“, „ + portal“ oder<br />
„ + blog“ suchen, um potenzielle Websites zu finden.
3.<br />
4.<br />
Reaktive Maßnahmen:<br />
1. Man sollte einen Google Alert (www.google.de/alerts) für den eigenen Firmennamen<br />
einrichten. Wenn jemand etwas über das eigene Unternehmen schreibt und<br />
vergisst, einen Link zu setzen, sollte man ihn kontaktieren und um Verlinkung<br />
bitten.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
Passive Maßnahmen:<br />
1. Relevante Inhalte (zum Beispiel die zehn besten Tools für die eigene Branche)<br />
auf der Website (zum Beispiel in einem Blog) anbieten; idealerweise verlinken<br />
andere Websites ungefragt auf diese Inhalte.<br />
2.<br />
In den Google Webmaster Tools überprüfen, ob es Broken Links gibt und diese<br />
dann per 301-Weiterleitung auf korrekte URLs umleiten.<br />
Über Tools wie den Open Site Explorer (www.opensiteexplorer.org) die<br />
Verlinkungen aller Konkurrenten überprüfen; falls möglich, die Verlinkungen<br />
nachbauen (zum Beispiel in thematisch relevante Verzeichnisse eintragen, in<br />
denen auch ein Konkurrent vorkommt).<br />
Google Alerts für alle relevanten Suchbegriffe einrichten; sobald neue Websites<br />
erscheinen, diese kontaktieren und um Verlinkung bitten.<br />
Google Alerts können auch für Diskussionen (vor allem Foren) eingerichtet<br />
werden. Man sollte solche Alerts für alle relevanten Suchbegriffe einrichten,<br />
falls möglich an Diskussionen teilnehmen und dort Links „einstreuen“.<br />
Google Alerts kann man auch für Nachrichten einrichten. Wer sich über Beiträge<br />
zu den eigenen Themen benachrichtigen lässt, kann dort zum Beispiel über<br />
eine Kommentarfunktion Diskussionen anstoßen und so relevante Reichweite<br />
erzeugen – und manchmal auch gute Links erzeugen.<br />
Gewinnspiele und Aktionen durchführen (zum Beispiel ein Aufruf, ein Produkt<br />
aus dem eigenen Shop auswählen und darüber etwas schreiben).<br />
Zu den passiven Maßnahmen ist zu sagen, dass diese nicht per se funktionieren.<br />
Hier ist es schon wichtig, über eine gewisse Bekanntkeit und Reichweite in der<br />
Branche zu verfügen. Insbesondere über Facebook und Twitter können langfristig<br />
Multiplikatoren gebunden und jeweils mit Neuigkeiten versorgt werden. Insgesamt<br />
ist hier viel Ausdauer gefragt, da nicht alle Maßnahmen funktionieren und die<br />
Reichweite über Multiplikatoren erst aufgebaut werden muss.<br />
Bei den aktiven und auch reaktiven Maßnahmen ist dagegen wichtig, dass viele<br />
Website-Betreiber durchaus den Wert eines Links kennen. Viele Personen, die wegen<br />
einer Verlinkung angesprochen werden, werden also eine Gegenleistung verlangen<br />
– in der Regel auch eine Verlinkung.<br />
Hier muss allerdings aufgepasst werden, da man so schnell Linktausch in großem<br />
Maßstab betreibt (Website A verlinkt auf B, B verlinkt zurück auf A). Es bietet sich<br />
dann meistens an, die Rückverlinkung über eine andere Website zu realisieren (zum<br />
Beispiel ein Themenblog oder Ähnliches).<br />
Markus Hövener: Linkaufbau<br />
Kontaktieren und<br />
um Verlinkung<br />
bitten<br />
Linktausch<br />
besser über dritte<br />
Website<br />
409
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Eigene Website<br />
hinsichtlich der<br />
Inhalte möglichst<br />
attraktiv<br />
gestalten<br />
410<br />
Maßnahmen-Mix<br />
Insgesamt muss man schon sagen, dass nur mit passiven Maßnahmen meistens nicht<br />
der Linkaufbau realisiert werden kann, der angestrebt wird. Es reicht also meistens<br />
nicht, einfach nur gute Inhalte bereitzustellen und Aktionen durchzuführen – auch,<br />
wenn Google dieses häufig als Mantra kommuniziert.<br />
Das liegt natürlich vor allem daran, dass viele Konkurrenten – vor allem in<br />
konkurrenzstarken Branchen – häufig aggressiv beim Linkaufbau vorgehen. Wenn<br />
also Konkurrenten in großem Umfang Links kaufen oder tauschen, kann sich die<br />
eigene Website dagegen meist nur schlecht durchsetzen, wenn man nur auf „legale“<br />
Maßnahmen setzt.<br />
Welche Maßnahmen eingesetzt werden müssen, hängt also vor allem vom<br />
Konkurrenzumfeld und von der eigenen Philosophie ab. Grundsätzlich gibt es<br />
immer Unternehmen, die sich gegen Linkkauf entscheiden, weil das eben gegen<br />
die Google-Richtlinien verstößt. So besteht die Gefahr einer Abstrafung – auch wenn<br />
diese Gefahr recht gering sein mag und alle Konkurrenten trotzdem Links kaufen.<br />
Es kann aber allen Unternehmen angeraten werden, vor allem in passive Maßnahmen<br />
zu investieren und die eigene Website hinsichtlich der Inhalte möglichst attraktiv<br />
zu gestalten. Warum sollte jemand – abgesehen vom Unternehmen und seinen<br />
Produkten/Dienstleistungen – auf die eigene Website verlinken? Welche Inhalte<br />
sind für Branchenportale, Multiplikatoren, Blogger und andere an der Thematik<br />
interessierte Personen relevant? Diese Frage sollten Unternehmen beantworten, um<br />
so den Weg für einen möglichst organischen Linkaufbau zu ebnen.<br />
Literatur<br />
[1] http://www.google.com/support/webmasters/bin/answer.py?hl=de&answer=35769:<br />
Googles Richtlinien für Webmaster.
Mit Kennzahlen SEO steuern<br />
6<br />
Stefan Fischerländer<br />
Suchmaschinen-Optimierung (SEO) haftet immer noch der Geruch von schwarzer<br />
Magie an. Zwar ist der Einsatz von SEO-Maßnahmen heute in einer Vielzahl von<br />
Unternehmen weit verbreitet, doch ist vielen Entscheidern unklar, wie Erfolge in<br />
Google zustande kommen. Also handeln viele Auftraggeber nach dem Motto: Lass’<br />
die Optimierer mal machen, irgendetwas wird dabei schon herauskommen.<br />
Während sich andere Marketingdisziplinen schon lange mit der Frage nach dem<br />
Return-on-Invest (ROI) auseinander setzen müssen, ist für Suchmaschinen-<br />
Optimierung diese Aufgabenstellung noch recht neu. Entsprechend große Unsicherheit<br />
herrscht hier noch vor und es gibt bislang keine etablierten Vorgehensweisen. Das<br />
bedeutet, dass ich im Folgenden lediglich erste Ansätze aufzeigen kann, wie Sie<br />
schon heute Ihre Optimierungsaktivitäten steuern können.<br />
Was sind Kennzahlen?<br />
Schon lange werden in der Betriebswirtschaft Zahlenwerte ermittelt, um qualitative<br />
Größen wie beispielsweise die Kundenzufriedenheit beschreiben zu können. Diese<br />
Kennzahlen (KPI, für Key-Performance-Indicators) erlauben es, interne oder<br />
externe Vergleiche durchzuführen. Suchmaschinen-Optimierung wurde lange ohne<br />
derartige Kennzahlen durchgeführt; hier standen die Erfahrungen der Optimierer im<br />
Vordergrund. Mit der steigenden Bedeutung von Suchmaschinen und in der Folge<br />
von Suchmaschinen-Optimierung auch in großen Unternehmen, wird zunehmend<br />
die Frage nach dem Erfolg der eigenen SEO-Maßnahmen gestellt. Hier können<br />
Kennzahlen helfen, Erfolge zu belegen und die richtigen Schlussfolgerungen zu<br />
ziehen.<br />
Zu beachten ist, dass SEO-Kennzahlen für verschiedene Zielgruppen interessant sind.<br />
Während die Optimierer aus den KPIs ablesen möchten, welche Optimierungsschritte<br />
aktuell anstehen, ist für Entscheider die Einschätzung wichtig, wie sie das<br />
Marketing-Budget verteilen sollen. Dementsprechend werden hier verschiedene<br />
SEO-Kennzahlensysteme betrachtet.<br />
Kennzahlen, die für SEO interessant sein könnten<br />
Auch wenn es wohl den meisten SEOs nicht bewusst war, haben sie schon sehr<br />
lange ihre Optimierung an einer klassischen Kennzahl ausgerichtet. Schließlich<br />
ist der ominöse Pagerank von Google nichts anderes als eine solche Kennzahl.<br />
Dank diverser SEO-Tools stehen heute aber weitaus aussagekräftigere KPIs zur<br />
Verfügung.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Stefan-Fischerlaender<br />
Einschätzung für<br />
die Verteilung<br />
des Marketing-<br />
Budgets<br />
411
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
412<br />
Kennzahlen für<br />
die Steuerung<br />
von SEO-<br />
Maßnahmen<br />
Nutzerverhalten<br />
auf der Website<br />
Anzahl der IP-<br />
Adressen, von<br />
denen aus ein<br />
Link auf die zu<br />
untersuchende<br />
Domain gefunden<br />
werden<br />
konnte<br />
Allerdings zielen die verfügbaren Kennzahlen in erster Linie auf die Zielgruppe der<br />
Optimierer ab. Kennzahlen für Entscheider lassen sich daraus nur indirekt bilden. Auf<br />
eine Verbindung zwischen Optimierer-Kennzahlen und Entscheider-Kennzahlen wird<br />
in diesem Text später eingegangen. Zunächst geht es um die Aufgabe, Kennzahlen<br />
zu finden, mit denen die eigentlichen SEO-Maßnahmen gesteuert werden können.<br />
So sehr die Suchmaschinen-Optimierung also früher unter dem Mangel an<br />
Kennzahlen litt, so werden wir heute mit Daten aus den Tools geradezu zugeschüttet.<br />
Überlegen wir also deshalb zunächst, welche Parameter Einfluss auf das Ranking<br />
einer Website haben. Umfragen unter erfahrenen Suchmaschinen-Optimierern<br />
zeigen, dass die Verlinkung einer Website etwa die Hälfte des Erfolges in Google<br />
ausmacht. Entsprechend wichtig ist also eine Kennzahl, die die Intensität der<br />
Verlinkung misst.<br />
Die zweite Hälfte des Ranking-Erfolges wird einer ganzen Reihe weiterer Faktoren<br />
zugeschrieben. Hierzu zählen etwa die klassischen Onsite-Größen wie Anzahl an<br />
Keyword-Nennungen oder das Vorkommen des Keywords im HTML-Titel sowie<br />
die interne Verlinkung. Dies sind leider allesamt Parameter, die entweder nur schwer<br />
als Kennzahl zu fassen sind oder deren isoliert betrachteter Einfluss ziemlich gering<br />
ist. Dazu kommen die in letzter Zeit offensichtlich von Google berücksichtigten<br />
Faktoren wie das Nutzerverhalten auf der Website (Bounce-Rate, Aufenthaltsdauer<br />
und so weiter) oder die Anzahl der Erwähnungen in Social Media-Diensten wie<br />
Facebook und Twitter.<br />
Da Kennzahlen insbesondere den Sinn haben, Komplexität zu verringern,<br />
konzentrieren wir uns also auf die nach wie vor wesentliche Einflussgröße für gutes<br />
Ranking: die externe Verlinkung. Hier hat sich mit der sogenannten IP-Popularity<br />
in den vergangenen Jahren eine Kennzahl etabliert, die sich leicht ermitteln<br />
lässt. Gleichzeitig bietet sie aber auch eine gute Annäherung an die tatsächliche<br />
Verlinkungsintensität.<br />
Die IP-Popularity ist dabei definiert als die Anzahl der IP-Adressen, von denen aus<br />
ein Link auf die zu untersuchende Domain gefunden werden konnte. Die gängigen<br />
SEO-Tools wie etwa die Sistrix-Toolbox [1] ermitteln diese Größe auch für fremde<br />
Domains, was für einen Konkurrenzvergleich unerlässlich ist.<br />
Nun ist aber die Verlinkung kein Selbstzweck, sondern soll dazu dienen, zu vielen<br />
Keywords gute Platzierungen zu erreichen. Wie aber messen wir den Erfolg unserer<br />
SEO-Maßnahmen? Das hängt natürlich vom Geschäftsmodell unserer Website ab.<br />
Für werbefinanzierte Websites mag die gesamte Besucherzahl eine gute Kenngröße<br />
sein, während für Onlineshops nur die Besucher interessant sind, die auch mit einer<br />
Kaufabsicht unterwegs sind. Deshalb würde es sich anbieten, die Anzahl der Google-<br />
Visits als KPI zu nehmen, eventuell gefiltert nach den Keywords, die auch zu unserem<br />
Geschäftsmodell passen.<br />
So richtig diese Herangehensweise auch ist, sie hat einen großen Haken: Wir haben<br />
keine Möglichkeit, diese Größe für Konkurrenz-Websites zu ermitteln. Deshalb<br />
greifen wir auch zur Erfolgsmessung wieder auf eine Kennzahl zurück, die uns die<br />
SEO-Tools liefern und die wir auch für beliebige Konkurrenten ermitteln können:<br />
die Sichtbarkeit. Unter Sichtbarkeit verstehen wir die guten Platzierungen, die zu<br />
sehr vielen Keywords erreicht wurden, woraus die SEO-Tools einen Punktewert
errechnen. Je besser eine Website zu einem Keyword platziert ist, umso mehr<br />
Punkte für diesen Sichtbarkeitsindex erhält sie. Zusätzlich geht auch noch die<br />
Suchhäufigkeit der einzelnen Keywords in diesen Index mit ein. Detaillierte<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Sichtbarkeitsindex und die erreichten<br />
Google-Visits für viele Websites weitgehend parallel entwickeln. Das ist ein gutes<br />
Anzeichen dafür, dass wir die Sichtbarkeit als eine einfach zugängliche Kennzahl<br />
für den Erfolg einer Website nutzen können.<br />
Es gibt noch weitere mögliche Kennzahlen, die uns bei der Steuerung von SEO<br />
helfen können. Ich habe dies in der Checkliste kurz zusammengestellt.<br />
CHECKLISTE: Wichtige SEO-Kennzahlen<br />
IP-Popularity Anzahl der IP-Adressen, von denen aus die eine<br />
Website verlinkt ist.<br />
Beste Annäherung für die Qualität der<br />
Verlinkung einer Website.<br />
Sichtbarkeit Ein toolabhängiger Wert, der die erreichten<br />
Platzierungen über sehr viele Suchanfragen<br />
aufsummiert.<br />
Stellt ein gutes Maß für den Erfolg von SEO-<br />
Maßnahmen dar.<br />
SEO-Visits Anzahl der Besucher, die über Suchmaschinen<br />
auf die Website fanden.<br />
Indexierte<br />
Seiten<br />
Die Abfrage per site:domain.de in Google zeigt,<br />
wie viele Seiten Google aufgenommen hat.<br />
Hilft bei der Analyse von Problemen.<br />
SEO – was lässt sich da steuern?<br />
Checkliste 1: Wichtige SEO-Kennzahlen<br />
Stefan Fischerländer: Mit Kennzahlen SEO steuern<br />
SEO-Tools<br />
SEO-Tools<br />
Web-Analytics<br />
Google<br />
Wir wissen also nun, wie wir den Erfolg messen können und dass die Verlinkung den<br />
größten Einfluss darauf haben wird. Den Einfluss der übrigen Größen (insbesondere<br />
der Onsite-Faktoren wie HTML-Code oder interne Verlinkung) unterschlagen wir<br />
zunächst. Dies ist zulässig, da eine der Hauptaufgaben bei der Steuerung von SEO-<br />
Maßnahmen darin liegt zu entscheiden, wo die Ressourcen investiert werden sollen.<br />
Verspricht zunächst die Onsite-Optimierung den größten Erfolg oder der Aufbau<br />
weiterer Links?<br />
Um diese Entscheidung fundiert treffen zu können, vergleichen wir die beiden als<br />
wesentlich erkannten Kennzahlen IP-Popularity und Sichtbarkeit für die Websites in<br />
unserem Konkurrenz-Umfeld. Ich habe als Beispiel eine Aufstellung von vierzehn<br />
Websites zum Thema „Kochrezepte“ gewählt. Die Kennzahlen habe ich den Sistrix-<br />
Tools entnommen.<br />
Onsite-<br />
Optimierung oder<br />
Aufbau weiterer<br />
Links?<br />
413
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Bessere<br />
Verlinkung führt<br />
zu besseren<br />
Rankings und<br />
damit zu besserer<br />
Sichtbarkeit<br />
414<br />
Domain IP-Popularity Sichtbarkeit<br />
lecker.de 271 12,8<br />
rezepte-gratis.de 200 1,38<br />
kuechengoetter.de 731 13,2<br />
marions-kochbuch.de 830 41,5<br />
essen-und-trinken.de 724 27<br />
eatsmarter.de 490 1,6<br />
rezeptewiki.org 720 12,9<br />
rezeptsuche.info 93 4,9<br />
kocha.de 203 1,6<br />
kochbar.de 736 31<br />
kochmix.de 809 16,4<br />
rezepte-gratis.de 200 1,4<br />
kochmeister.com 706 30<br />
BEISPIELSITE 757 12,3<br />
Tab. 1: Beispiel Zusammenhang zwischen IP-Popularity und Sichtbarkeit<br />
Aus dieser Tabelle herauszulesen, wie gut unsere „Beispielsite“ mit einem<br />
Sichtbarkeitsindex von 12,3 und einer IP-Popularity von 757 gewirtschaftet hat, ist<br />
nicht wirklich einfach. (Es handelt sich bei der „Beispielsite“ um eine reale Website.<br />
Allerdings möchte ich diese aus Gründen der Fairness hier nicht nennen.) Stellen<br />
wir aber diese Werte mithilfe von Excel grafisch dar, sehen wir auf den ersten Blick,<br />
welche Maßnahmen wir angehen sollten.<br />
Zunächst einmal fällt ein mehr oder weniger linearer Zusammenhang der Verteilung<br />
auf. Das ist wenig überraschend, denn das sagt uns lediglich, dass ein Mehr an<br />
Verlinkung zu besseren Rankings und damit zu besserer Sichtbarkeit führt. In<br />
unserem Beispiel liegt das Bestimmtheitsmaß bei circa 54 Prozent – also etwa die<br />
Hälfte der beobachteten Sichtbarkeit lässt sich auf den Einfluss der Verlinkung<br />
zurückführen.<br />
Sie erhalten eine solche Tabelle, wenn Sie in Excel ein Punktdiagramm erzeugen,<br />
wobei die IP-Popularity nach rechts und der Sichtbarkeitsindex nach oben aufgetragen<br />
werden. Unter „Diagrammlayout“ fügen Sie eine lineare Trendlinie hinzu. Wenn<br />
Sie schließlich noch die Trendlinie mit einem Rechtsklick anklicken, „Trendlinie<br />
formatieren“ und dann „Optionen“ wählen, können Sie sich das Bestimmtheitsmaß<br />
im Diagramm anzeigen lassen.
Abb. 1: Punktdiagramm (x-Achse: IP-Popularity; y-Achse: Sichtbarkeitsindex<br />
Stefan Fischerländer: Mit Kennzahlen SEO steuern<br />
Unsere Beispielsite, als Kreis gezeichnet, liegt deutlich unterhalb der Trendlinie. Nun<br />
gibt die Trendlinie gerade den Durchschnitt an, den unsere Konkurrenten erreichen.<br />
Alle Websites, die unterhalb der Trendlinie liegen, holen offensichtlich zu wenig aus<br />
ihrem Linkpotenzial und sollten deshalb ihre Onsite-Optimierung überarbeiten. Wer<br />
hingegen über dieser Trendlinie liegt, hat seine Onsite-Hausaufgaben erledigt; solche<br />
Websites können in erster Linie von einem verbesserten Linkaufbau profitieren.<br />
Wie aber sehen wir, welche Onsite-Maßnahmen sinnvoll sind? Zunächst sollten<br />
Sie hier die Anzahl an indexierten Seiten (Google-Suchoperator site:) vergleichen.<br />
Unsere Beispielsite etwa kommt auf nicht einmal 3.000 indexierte Seiten. Da ist es<br />
kein Wunder, dass sie weniger gut sichtbar ist als eine Website wie kochbar.de, die<br />
mehr als eine Million Seiten im Google-Index hat.<br />
Umgekehrt hilft die site:-Abfrage aber auch, ein mögliches Duplicate Content-<br />
Problem festzustellen. Fragen Sie dazu einfach beim Produktmanagement Ihrer<br />
Website nach, wie viele Seiten mit eigenem Inhalt auf der Website vorhanden sein<br />
sollten. Bei einer Rezeptwebsite ist das in etwa die Zahl der Rezepte, in einem<br />
Onlineshop die Artikelanzahl. Ist die von der site:-Abfrage erhaltene Anzahl deutlich<br />
(Faktor fünf oder mehr) größer, sollten Sie die Website auf Duplicate Content<br />
untersuchen. Ist umgekehrt die in Google indexierte Seitenanzahl kleiner als das,<br />
was Sie erwarten, weist dies auf ein Problem in der internen Verlinkung hin.<br />
site:-Abfrage<br />
kann mögliches<br />
Duplicate<br />
Content-Problem<br />
feststellen<br />
415
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Wie viel ist ein<br />
Besucher wert?<br />
AdWords-Preise<br />
als Maß für die<br />
Wertermittlung<br />
416<br />
Optimierer und Entscheider verbinden<br />
Nun wenden wir uns der versprochenen Verbindung zwischen SEO-Perspektive<br />
und dem monetären Blickwinkel der Entscheider zu. Diese Verbindung lässt sich<br />
am besten über die Kennzahl SEO-Visits herstellen. SEO-Visits sind dabei die<br />
Anzahl der durch Suchmaschinen-Optimierung generierten Besuche auf der Website.<br />
Der einfacheren Messbarkeit halber nehmen wir als Größe dafür einfach die Zahl<br />
der Visits, die über die großen Suchmaschinen Google, Bing und Yahoo zustande<br />
kamen. Damit werden auch Suchen nach dem Unternehmens- oder Markennamen<br />
gezählt, die vermutlich auch ohne jegliche SEO-Maßnahme erfolgreich gewesen<br />
wären. Der Anteil dieser Suchanfragen ist aber in den meisten Fällen so gering, dass<br />
wir diese Ungenauigkeit problemlos hinnehmen können. Natürlich können Sie aber<br />
auch diese markenspezifischen Suchanfragen abziehen und erhalten so einen noch<br />
genaueren Wert.<br />
Nun müssen wir noch wissen, wie viel uns ein Visit wert ist. Diese Bewertung<br />
hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, die fürs jeweilige Unternehmen<br />
spezifisch sind. Zudem stellen sich hier Fragen, die weit über das Thema „SEO-<br />
Kennzahlen“ hinausreichen. So ist bei jeder Berechnung eines Return-on-Invest<br />
die zeitliche Komponente entscheidend. Muss sich beispielsweise in einem<br />
Onlineshop ein Besucher schon beim ersten Einkauf rechnen oder können wir auch<br />
Folgekäufe diesem ersten, über eine Suchmaschine generierten Visit zurechnen?<br />
Unter Umständen werden noch weitere Faktoren zur Berechnung dieses Customer-<br />
Lifetime-Values berücksichtigt: Empfiehlt uns der Kunde weiter? Können wir ihm<br />
weitere, womöglich ganz anders geartete Produkte verkaufen?<br />
Da diese Berechnungen weit über den Rahmen einer SEO-Steuerung hinausreichen,<br />
sollten wir zur Bewertung eines Visits auf im Unternehmen eventuell bereits<br />
vorhandene Werte zurückgreifen. Womöglich wurde der Wert eines Visits bereits<br />
für AdWords-Kampagnen festgelegt oder im Rahmen einer Bannerbuchung ermittelt.<br />
Entscheidend ist letztlich, dass Ihre Berechnungsgrundlagen im Unternehmen<br />
akzeptiert sind; ansonsten haben Sie bei jedem Reporting die erneute Diskussion<br />
über die Basis Ihres Berichts.<br />
Sollten Sie keinen Wert für einen Besucher im Unternehmen ermitteln können, so<br />
hilft vielleicht ein Blick ins Google AdWords Keyword-Tool [2]. Schauen Sie sich<br />
dort an, welche Klickpreise für Keywords, die Ihnen wichtig sind, bezahlt werden.<br />
Das Tool ist zwar nicht absolut zuverlässig, aber für unseren Zweck reicht diese<br />
Annäherung durchaus. Multiplizieren Sie jetzt den Wert eines Besuchers mit der<br />
Anzahl der SEO-Visits und Sie wissen, welchen Wert Ihre SEO-Aktivitäten derzeit<br />
haben.<br />
Beispielrechnung:<br />
Sie haben im Monat 100.000 SEO-Visits und als Wert für einen Besucher 0,50<br />
Euro festgelegt. Dann sind die SEO-Aktivitäten 50.000 Euro im Monat wert.<br />
Noch schöner aber wäre es, könnten wir den vermutlichen Ertrag geplanter SEO-<br />
Maßnahmen abschätzen. Mithilfe unseres Link-Sichtbarkeits-Diagramms ist dies<br />
möglich. Wir haben aus dem Diagramm bereits abgeleitet, dass wir uns Onsite<br />
verbessern müssen. Davon ausgehend, dass die Optimierung unsere Beispielsite
zumindest in einen durchschnittlichen Zustand versetzt, können wir erwarten, nach<br />
der Optimierung im Diagramm etwa auf der Trendlinie zu liegen. Dies aber hätte in<br />
etwa eine Verdoppelung der Sichtbarkeit zur Folge, wie uns ein Blick aufs Diagramm<br />
zeigt, wenn wir den Punkt gedanklich nach oben bis zur Trendlinie verschieben.<br />
(Hätte die Analyse aber gezeigt, dass wir mehr für den Linkaufbau tun müssen,<br />
müssten wir den Punkt im Diagramm parallel zur Trendlinie verschieben.)<br />
Da nun erfahrungsgemäß der Sichtbarkeitsindex und die Anzahl der SEO-Visits<br />
Hand-in-Hand gehen, bedeutet eine doppelte Sichtbarkeit auch die doppelte<br />
Anzahl an SEO-Visits. Somit können wir abschätzen, wie viele Besucher wir nach<br />
durchgeführter Optimierung zusätzlich erwarten dürfen. Und weil wir den Wert<br />
eines Visits kennen, können wir so auch den Wert dieser Optimierungsmaßnahme<br />
abschätzen.<br />
Wichtig ist, bei all der Rechnerei nicht zu vergessen, dass wir hier lediglich mit<br />
groben Annäherungen arbeiten können. Unsere Datenbasis ist viel zu ungenau, um<br />
eine detailliertere Berechnung zu ermöglichen. Vor allem aber sollten Sie die Kennzahlen<br />
nur als Unterstützung für die tägliche SEO-Arbeit sehen, die Erfahrung eines<br />
guten Suchmaschinen-Optimierers können sie nicht ersetzen.<br />
Literatur<br />
[1] https://tools.sistrix.de<br />
[2] https://adwords.google.com/select/KeywordToolExternal<br />
Stefan Fischerländer: Mit Kennzahlen SEO steuern<br />
417
418<br />
Sichtbarkeit in Suchmaschinen<br />
6<br />
Sören Bendig<br />
Überprüfen, ob<br />
die letzten SEO-<br />
Bemühungen<br />
Früchte getragen<br />
haben<br />
Die Stärke des<br />
Visibility Ranks<br />
liegt in der<br />
Beobachtung und<br />
im Vergleich von<br />
Mitbewerbern<br />
Analyse mehrerer<br />
Millionen<br />
Keywords pro<br />
Land<br />
Den Gesamtüberblick bei der Fülle der zur Verfügung stehenden Kennzahlen<br />
und Daten zu behalten, ist manuell relativ schwierig. Um eine erste Aussage<br />
über den Status einer Domain treffen zu können, ist eine aggregierte Kennzahl in<br />
Form eines Visibility Ranks (Sichtbarkeitsindex) hilfreich. Dieser zeigt neben der<br />
allgemeinen Sichtbarkeit einer Domain in Suchmaschinen auch an, ob die letzten<br />
SEO-Bemühungen Früchte getragen haben oder die eigene Domain eventuell<br />
von einer (Teil-)Penalty getroffen worden ist. Mit Einzeltools würde sich dieser<br />
Erkenntnisgewinn oftmals aufwendig gestalten.<br />
Betrachtet man den deutschen Markt für Tools zur Suchmaschinen-Optimierung, so<br />
beerechnen die professionellen Anbieter alle einen Visibility Rank. Der Visibility<br />
Rank gibt auf Landesbasis die Sichtbarkeit einer Website in den Suchergebnissen der<br />
jeweils marktführenden Suchmaschinen wieder – er zeigt also, wie oft eine Domain in<br />
den Suchergebnissen auftaucht und vom Suchenden potenziell wahrgenommen wird.<br />
Der Visibility Rank ist eine mittels statistischer Methoden errechnete Kennzahl, die<br />
sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt. Zu den wichtigsten dieser Faktoren<br />
gehören die Platzierung einer Domain zu wirtschaftlich relevanten Keywords sowie<br />
die durch die Platzierung zu erwartende Klickrate [1]. Anhand des Visibility Rank<br />
lässt sich die Sichtbarkeit der eigenen Website überwachen, die Stärke der Kennzahl<br />
liegt jedoch in der Beobachtung und im Vergleich von Mitbewerbern.<br />
Wie wird ein Visibility Rank berechnet?<br />
Um den Visibility Rank korrekt berechnen zu können, müssen die Resultate von<br />
Google & Co. zu einer Vielzahl an Suchbegriffen kontinuierlich beobachtet werden.<br />
In der Regel sind dies mehrere Millionen Keywords pro Land, die von Anbietern<br />
professioneller SEO-Tools überwacht werden. Auf der Basis dieses festen Referenz-<br />
Keyword-Sets wird dann der Visibility Rank errechnet. In diesem Keyword-Set<br />
finden sich die interessantesten und wirtschaftlich relevantesten Suchbegriffe wieder.<br />
Hierunter fallen in erster Linie Keywords, die vergleichsweise häufig gesucht werden<br />
(zum Beispiel „Jeans kaufen“, „Nachrichten“, „Fußball Bundesliga“). Dagegen<br />
werden solche Suchbegriffe, die sehr selten gesucht werden (wie zum Beispiel<br />
„Die Rolle der Frau im Römischen Reich“), nicht zur Berechnung des Visibility<br />
Rank herangezogen.<br />
Einige Anbieter, wie beispielsweise SEOlytics, beziehen zusätzlich solche<br />
Keywords in die Berechnung mit ein, die zwar ein geringes Suchvolumen, aber<br />
aus einer kommerziellen Perspektive eine hohe Relevanz haben. Die Kennzahl,<br />
die zur Bestimmung der kommerziellen Relevanz herangezogen wird, ist der<br />
durchschnittliche Preis für einen Klick auf eine Textanzeige zu dem jeweiligen<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Soeren-Bendig
Keyword. In diese Kategorie an Keywords fällt etwa der Suchbegriff „Vergleich<br />
private Krankenversicherungen“.<br />
Sören Bendig: Sichtbarkeit in Suchmaschinen<br />
Gewichtung der Suchbegriffe und der Position<br />
Grundsätzlich ist eine Platzierung in den Resultaten zu Suchbegriffen mit einem<br />
hohen Suchvolumen oder einem hohen kommerziellen Wert wertvoller als zu<br />
Suchbegriffen mit geringem Suchvolumen oder geringem kommerziellen Wert.<br />
Des Weiteren spielt die Position innerhalb der Resultate eine große Rolle: Eine<br />
Platzierung auf Position 1 hat den höchsten Stellenwert, eine Platzierung auf Position<br />
100 den niedrigsten. Die Gewichtung bevorteilt dabei die ersten Positionen deutlich,<br />
da diese auch die meisten Klicks und damit den meisten Traffic erhalten.<br />
Zusätzlich wird bei einigen Anbietern nach den drei Arten von Suchanfragen unterschieden:<br />
Navigations- („eBay“ oder „Otto Versand“), informations- („Nachrichten<br />
Japan“ oder „Windows installieren Anleitung“) und transaktionsorientiert<br />
(„Damenpullover kaufen“ oder „Stromanbieter wechseln“). Bei navigationsorientierten<br />
Suchen wird Platz 1 noch stärker gewichtet als bei informations- oder<br />
transaktionsorientierten Suchen, da der Nutzer hier in der Regel auf der Suche nach<br />
der Website eines bestimmten Anbieters ist. Weil diese sich zumeist auf Platz 1<br />
befindet, bekommt sie auch den überwiegenden Teil des Traffics.<br />
Aussagekraft des Visibility Rank<br />
All diese Daten werden letztendlich zu einer Kennzahl, dem Visibility Rank,<br />
aggregiert. Sie ist umso höher, je häufiger eine Domain in den Resultaten zu<br />
wichtigen Keywords auf den ersten Plätzen gefunden wird und gibt die relative<br />
Stärke von Websites im Vergleich zueinander wieder.<br />
Dabei muss jedoch beachtet werden, dass der Visibility Rank gewissen<br />
Einschränkungen unterliegt. Dies gilt insbesondere für Nischenmärkte und den<br />
Bereich Universal Search. Universal Search-Elemente werden für die Berechnung des<br />
Visibility Ranks oft nicht oder nur teilweise berücksichtigt, was insofern nachteilig<br />
ist, als dass Universal Search-Elemente die Aufmerksamkeit des Betrachters in<br />
hohem Maße auf sich ziehen und diese Aufmerksamkeitsverzerrung nicht durch<br />
den Sichtbarkeitsindex abgebildet wird. Auch für Nischenmärkte hat der Visibility<br />
Rank nur eine beschränkte Aussagekraft, da Long Tail-Keywords, die häufig zu den<br />
wichtigsten Suchbegriffen für Nischenmärkte gehören, (zum Beispiel „Modellbau<br />
Märklin Ersatzteil“) in der Regel nicht in die Berechnung einfließen. Für Website-<br />
Betreiber aus einem Nischenmarkt oder Websites, die häufig in den Universal<br />
Search-Suchergebnissen auftauchen, empfiehlt es sich daher, nicht ausschließlich<br />
mit dem Visibility Rank als Kennzahl zu arbeiten. Außerdem überprüfen die gängigen<br />
SEO-Tools nur die Top 100-Resultate, was dazu führen kann, dass bei entsprechend<br />
schlechtem Ranking zu bestimmten Keywords diese nicht in die Berechnung mit<br />
einfließen, obwohl die Domain dazu rankt.<br />
Vergleichbarkeit der Werte<br />
Die Werte verschiedener Tools sind dabei nicht direkt miteinander vergleichbar. Dies<br />
liegt daran, dass die Keywordsets, welche für die Berechnung des Visibility Ranks<br />
herangezogen werden, bei verschiedenen Anbietern unterschiedlich gewichtet sind.<br />
Navigationsorientierte<br />
Suchen anders<br />
als informations-<br />
oder transaktionsorientierte<br />
In Nischenmärkten<br />
sind<br />
Long Tail-<br />
Keywords<br />
wichtiger<br />
419
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Vergleich mit der<br />
Konkurrenz und<br />
Bewertung von<br />
Domains<br />
420<br />
Auch die Daten für Suchvolumina, sowie die Gewichtung der Positionen in den<br />
Suchergebnissen können voneinander abweichen. Dadurch sind die Werte, welche<br />
die verschiedenen SEO-Tools ermitteln, nicht identisch, die Markttrends sollten sich<br />
jedoch auch bei verschiedenen Anbietern entsprechend widerspiegeln.<br />
Praktische Anwendung des Visibility Rank<br />
Wie lässt sich der Sichtbarkeitsindex in der Praxis anwenden und welche Rückschlüsse<br />
lassen sich daraus für die eigene Arbeit ziehen? Der Visibility Rank bietet<br />
eine Übersicht über Marktbewegungen, ist ein Indikator für Probleme bei Websites,<br />
kann für den Vergleich mit der Konkurrenz genutzt und kann zur Bewertung von<br />
Domains herangezogen werden. Wie das im Einzelnen funktioniert, sollen die<br />
folgenden Beispiele zeigen.<br />
Übersicht über Marktbewegungen<br />
Der SEOlytics Visibility Rank (im folgenden SVR genannt) bietet eine schnelle<br />
Übersicht über die Verschiebungen im Bereich der organischen Suche. Welche<br />
Website hat sich verbessert, welche hat sich verschlechtert?<br />
Abb. 1: Gewinner und Verlierer der KW 10/2011
Abb. 1 zeigt die Gewinner und Verlierer der KW 10/2011, die stark an Sichtbarkeit<br />
gewonnen beziehungsweise verloren haben. Die Domain antag.de hat beispielsweise<br />
um 410 Prozent an Sichtbarkeit im Vergleich zur Vorwoche gewonnen, das bedeutet,<br />
sie erreicht in den Suchmaschinen bessere Positionen für mehr Keywords. Diese<br />
Bewegungen nach oben oder nach unten können verschiedene Ursachen haben.<br />
Einem starken Zugewinn an Sichtbarkeit liegen häufig Veränderungen an der eigenen<br />
Website oder besonders einflussreiche Backlinks zugrunde. Der Sichtbarkeitsverlust<br />
einer Domain begründet sich häufig in einer manuellen oder algorithmischen<br />
Abstrafung, einem Duplicate Content-Problem oder einem Umzug der Website auf<br />
eine andere Domain. Gewinn oder Verlust können jedoch auch in einer generellen<br />
Veränderung des Google Algorithmus begründet sein. Die Gewinner und Verlierer<br />
sind immer ein Indikator für Veränderungen, welche Gründe allerdings tatsächlich<br />
ausschlaggebend für die Bewegungen sind, kann nur eine nähere Analyse zeigen.<br />
Indikator für Probleme<br />
Wie bereits erwähnt, kann der SVR auch ein Indikator für eventuelle Probleme<br />
oder Abstrafungen, die die Domain betreffen, sowie für Änderungen am Google<br />
Algorithmus sein. Zwei Beispiele können dies verdeutlichen:<br />
Abb. 2: Entwicklung des SVR der beiden Domains frankfurt-airport.de und flughafenfrankfurt.de<br />
im Zeitraum von KW 18/2010 bis KW 08/2011<br />
Sören Bendig: Sichtbarkeit in Suchmaschinen<br />
Beide Domains verfügen über denselben Inhalt (Duplicate Content), das heißt die<br />
gleiche Website ist unter beiden Adressen erreichbar. Dies ist problematisch, da<br />
so für Google & Co. ein Relevanzproblem entsteht. Das verständliche Ziel der<br />
Suchmaschine ist es, dem Nutzer möglichst viele unterschiedliche Inhalte anzubieten,<br />
die möglicherweise die Information bereitstellen, die er sucht. Finden sich nun<br />
auf zwei Websites die gleichen Inhalte, ist es für die Suchmaschine schwierig zu<br />
entscheiden, welche nun die relevante Seite ist und welche im schlimmsten Fall nur<br />
kopiert. Findet sich nun kein eindeutiger Hinweis, welche der Domains dem Nutzer<br />
angezeigt werden soll und welche nicht, dann wird dies von Google algorithmisch<br />
entschieden.<br />
Die Grafik zeigt, dass in den meisten Fällen die Domain frankfurt-airport.de indexiert<br />
und in den Suchergebnissen angezeigt wurde. Allerdings gab es Ausnahmen: In<br />
Indikator<br />
für mögliche<br />
Abstrafung durch<br />
Google<br />
421
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Veränderung des<br />
Suchalgorithmus,<br />
die vor allem<br />
Long Tail-<br />
Keywords<br />
getroffen hat<br />
422<br />
den Kalenderwochen 21, 33, 34, 36 und 48 war es jeweils die Domain flughafenfrankfurt.de,<br />
die indexiert wurde und eine höhere Sichtbarkeit in den Suchmaschinen<br />
hatte. In einigen Kalenderwochen sind beide Domains indexiert und angezeigt<br />
worden.<br />
Dieses Problem wäre durch den Seitenbetreiber auf zwei verschiedenen Wegen leicht<br />
zu lösen: Er könnte entweder eine der beiden Seiten (im Idealfall die schwächere<br />
der beiden Domains, also flughafen-frankfurt.de) über die robots.txt für die Crawler<br />
der Suchmaschinen sperren, so dass diese Seite nicht mehr indexiert würde. Oder<br />
der Seitenbetreiber könnte eine Weiterleitung von der schwächeren auf die stärkere<br />
Domain einrichten. Beide Maßnahmen sind jedoch versäumt worden.<br />
Das zweite Beispiel ist die Domain mister-wong.de. Diese Domain hatte zu<br />
Spitzenzeiten einen SVR von 591, sank dann stetig ab und hat seit Kalenderwoche<br />
23/2010 einen SVR, der sich zwischen drei und maximal zwanzig bewegt. Was ist<br />
in KW 23 passiert, wovon die Domain sich bis heute nicht erholen konnte?<br />
Abb. 3: Beispiel mister-wong.de<br />
In der Zeit rund um die Kalenderwoche 23 wurde von Google das Mayday-Update<br />
durchgeführt. Dieses Update war eine dauerhafte Veränderung des Suchalgorithmus,<br />
die vor allem Long Tail-Keywords getroffen hat – jene Keywords, die jedes für<br />
sich kein hohes Suchvolumen haben, aber in der Summe ein hohes Suchvolumen<br />
aufweisen und damit auch für eine große Anzahl an Besuchern sorgen können. Nach<br />
dem Mayday-Update verloren viele Domains, darunter eben auch mister-wong.de<br />
als vermutlich prominentestes Opfer, massiv an Sichtbarkeit. Der aktualisierte<br />
Suchalgorithmus legte von diesem Zeitpunkt an bei Long Tail-Keywords größeren<br />
Wert auf die Qualität der Inhalte der rankenden Seiten. Da Mister Wong letzten<br />
Endes nur eine Linksammlung für die verschiedensten Long Tail-Keywords war,<br />
entsprach die Seite in Googles Augen nicht mehr den Qualitätsstandards und wurde<br />
durch das Update entsprechend abgewertet.<br />
Vergleich mit der Konkurrenz<br />
Auch für einen Vergleich mit der Konkurrenz eignet sich der SVR. Er zeigt, wie die<br />
eigene Website im Vergleich zur Konkurrenz positioniert ist und ob an Sichtbarkeit<br />
gewonnen oder verloren wurde. Zur Orientierung: Ein SVR von 7,5 aufwärts
Sören Bendig: Sichtbarkeit in Suchmaschinen<br />
bedeutet, dass die Domain unter den Top 1000 der deutschen Websites rangiert. Die<br />
folgende Grafik zeigt die E-Commerce-Unternehmen amazon.de, ebay.de, ciao.de<br />
und idealo.de im Vergleich.<br />
Abb. 4: Vergleich mit der Konkurrenz<br />
Amazon liegt mit einem ständig steigenden SVR vorerst uneinholbar vorne. In der<br />
Anordnung der anderen drei Anbieter ist jedoch ständig Bewegung. Man sieht, dass<br />
ciao.de seit KW 30/2010 kontinuierlich an Sichtbarkeit verloren hat. Idealo konnte<br />
dagegen gegenüber eBay Boden gutmachen und hat seit KW 47/2010 sogar eine<br />
höhere Sichtbarkeit als eBay.<br />
Bewertung einer Domain<br />
Der Vorteil professioneller SEO-Tools liegt darin, dass diese immer von außen auf<br />
Webseiten sehen, unabhängig davon, wem das Projekt gehört. Deshalb ist der SVR<br />
auch ein geeignetes Instrument fremde Domains zu beurteilen und zu bewerten und<br />
so potenzielle Linkquellen auszumachen. Eine Domain mit einer guten Sichtbarkeit<br />
(bei einem SVR größer als 1 kann man von einer guten Sichtbarkeit sprechen) ist<br />
hervorragend als Linkquelle geeignet. Allerdings muss hier die Einschränkung für<br />
Nischenmärkte beachtet werden: Da die für Nischenmärkte relevanten Keywords<br />
(häufig aus dem Long Tail-Bereich) nicht oder nur eingeschränkt in die Berechnung<br />
des SVR eingehen, haben Domains aus Nischenbereichen häufig einen trügerisch<br />
niedrigen SVR. Es wäre falsch, in diesem Fall den Rückschluss zu ziehen, dass<br />
solche Domains nicht als Linkgeber in Frage kommen.<br />
Was kann ein Visibility Rank nicht?<br />
Der Visibility Rank ist praktisch für die erste Analyse einer Domain, doch seine<br />
Anwendung unterliegt gewissen Einschränkungen. Einschränkungen gibt es für<br />
die bereits erwähnten Nischenmärkte und Domains mit vielen Universal Search-<br />
Suchergebnissen, da Keywords für Nischenmärkte und die Aufmerksamkeitsverschiebungen<br />
durch Universal Search-Ergebnisse nicht durch den Visibility Rank<br />
abgebildet werden.<br />
Fremde Domains<br />
beurteilen und<br />
bewerten und<br />
so potenzielle<br />
Linkquellen<br />
ausmachen<br />
423
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Rückschlüsse<br />
vom Visibility<br />
Rank auf den<br />
Traffic einer<br />
Domain sind nur<br />
eingeschränkt<br />
möglich<br />
424<br />
Traffic und aktuelle Suchtrends<br />
Doch auch Rückschlüsse vom Visibility Rank auf den Traffic einer Domain sind<br />
nur in eingeschränktem Maße möglich. Bei den zugrunde liegenden Werten für<br />
Suchvolumina handelt es sich meist um Jahresdurchschnittswerte, die keine Traffic-<br />
Spitzen abbilden. Ein massiv gestiegenes Interesse an bestimmten Themen über<br />
einen begrenzten Zeitraum lässt sich daher nicht identifizieren. Hierfür können<br />
jedoch andere Tools herangezogen werden, beispielsweise Google Insights for<br />
Search (http://www.google.com/insights/search/#), Google Trends oder der Alexa<br />
Rank (http://www.alexa.com). Trend Keywords, die aktuelle Suchtrends abbilden,<br />
werden von einigen Anbietern regelmäßig bei der Berechnung des Visibility Rank<br />
berücksichtigt.<br />
Fazit<br />
Durch den Visibility Rank lässt sich die Sichtbarkeit einer Domain in den Suchergebnislisten<br />
beurteilen, sowie auch die Entwicklung im zeitlichen Verlauf<br />
beobachten. Gibt es Probleme mit einer Domain, so weist ein sinkender Visibility<br />
Rank darauf hin. Zieht ein Konkurrent am eigenen Projekt vorbei, zeigt das der<br />
direkte Vergleich mit dem Konkurrent sofort.<br />
Eine solche Überwachung wäre auch mit vielen manuellen Einzelmaßnahmen<br />
möglich, der große Vorteil des Visibility Ranks ist jedoch, dass sich ohne größeren<br />
Aufwand mehrere Projekte überwachen lassen.<br />
Literatur<br />
[1] Vergleiche 2011 Optify, Inc. – The Changing Face of SERPs: Organic Click Through<br />
Rate.
Suchmaschinen-Optimierung<br />
6<br />
& Social Media<br />
Christian Seifert<br />
Neben den kommunikativen Aspekten der sozialen Medien bieten diese zusätzlich<br />
für Suchmaschinen-Optimierung ideale Möglichkeiten. Gleichzeitig können über<br />
soziale Medien neben der Homepage weitere Unternehmensseiten publiziert<br />
werden, die, wenn sie professionell aufgebaut sind, von Google hervorragend<br />
indiziert werden und entsprechend auch selbst eine gute Positionierung in Google<br />
erreichen können. Letztendlich geht es darum, mittels Suchmaschinen-Optimierung<br />
vermehrt Aufmerksamkeit für die eigene Webpräsenz, das eigene Unternehmen und<br />
die eigenen Produkte zu schaffen. Für diese Zielsetzung stellen die sozialen Medien<br />
einen hervorragenden Multiplikator dar, denn das Recherchieren nach Produkten<br />
und Lieferanten in Suchmaschinen, vor allem über Google, ist auch 2011 eine der<br />
häufigsten Aktivitäten der Internetnutzer.<br />
Traditionelle Suchmaschinen-Optimierung<br />
Was wollen Sie mit Suchmaschinen-Optimierung erreichen? Wen? Wie? Erst wenn<br />
diese Fragen beantwortet sind, können Sie den ersten Schritt in Angriff nehmen.<br />
Dieser besteht in der Selektion der richtigen Suchbegriffe. Sie sind Ihr Weg zum<br />
Kunden. Eine gewissenhafte Selektion ist auch für Ihre späteren Social Media-<br />
Kampagnen ein optimaler Grundstein für Ihren Erfolg.<br />
SEO besteht bekanntlich aus der sogenannten Onpage-Optimierung (auf der Seite)<br />
und der Offpage-Optimierung (außerhalb der Seite). Die Offpage-Optimierung bildet<br />
die Schnittstelle zu Social Media. War es früher extrem schwer, fremde Webseiten<br />
dazu zu bewegen, einen Link auf die eigene Internetpräsenz zu setzen, so ist dies<br />
heute dank Facebook & Co. sehr einfach geworden.<br />
Es genügt, sich aus dem Content attraktiver Portale heraus zu verlinken, um<br />
eine positive Bewertung der eigenen Seite durch Google zu erzielen. Google ist<br />
sozialen Medien gegenüber sehr affin. Eine Ausnahme stellen noch Microblogs<br />
dar, die von ihrer Funktionsweise her von Google nicht optimal indiziert werden<br />
können. Ansonsten überschüttet Google soziale Medien wie Wikipedia und Blogs<br />
geradezu mit „Bonuspunkten” und belohnt diese mit guter Auffindbarkeit. Ein gutes<br />
Beispiel dafür ist Wikipedia, das bei vielen Suchbegriffen die Top-Position inne hat.<br />
Entsprechend können Sie damit rechnen, dass sich interessante Beiträge, die Sie dort<br />
streuen, bei Google durchaus gut platzieren werden.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Christian-Seifert<br />
In soziale Medien<br />
entstehen neue<br />
Unternehmensseiten,<br />
die<br />
von Google<br />
hervorragend<br />
indiziert werden<br />
Dank Facebook<br />
& Co. ist der<br />
Weg zu externen<br />
Links leichter<br />
geworden<br />
425
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Für Social Media-<br />
Texte gelten<br />
die gleichen<br />
Regeln wie bei<br />
der Onpage-<br />
Optimierung der<br />
eigenen Website<br />
Lokalisierung<br />
nicht nur nach<br />
Ländern sondern<br />
nach Regionen<br />
426<br />
Onpage-Faktoren berücksichtigen<br />
Wenn Sie eigene Artikel und Beiträge in den sozialen Medien publizieren,<br />
spielen Onpage-Faktoren eine wichtige Rolle. Wenn möglich, dann geben Sie<br />
der zu publizierenden Seite einen Titel und integrieren Sie die Suchbegriffe in die<br />
Überschriften und natürlich direkt in den Text. Achten Sie darauf, Suchbegriffe in der<br />
richtigen Dichte einzustreuen. Diese liegt bei drei bis vier Prozent. Das bedeutet, Sie<br />
sollten bei einem idealen Textvolumen von 300 bis 400 Wörtern den Suchbegriff 9<br />
bis 16 Mal innerhalb des Textes Ihres Beitrages integrieren. Nutzen Sie falls möglich<br />
Bilder, aber statten Sie diese unbedingt mit Alternativtexten aus.<br />
Beschäftigen Sie sich auch mit dem Thema „Latent semantische Räume“, das<br />
bedeutet: Integrieren Sie auch Begriffe in den Text, die mit Ihrem Kern-Suchbegriff<br />
verwandt sind [1]. Verlinken Sie auch Ihre im Text verwendeten Suchbegriffe aus dem<br />
Artikel heraus direkt mit Ihrer dafür optimierten Internetseite. So schaffen Sie eine<br />
hervorragende Verbindung und betreiben Offpage-Optimierung par excellence.<br />
Zu beachten ist auch die zukünftige Entwicklung der Google-Suche in Richtung<br />
Lokalisierung. Das Suchergebnis hängt mehr und mehr davon ab, von welchem Ort<br />
aus eine Suchanfrage gestartet wird. National ist es schon gang und gäbe, dass Sie<br />
für einen Suchbegriff komplett andere Suchergebnisse bekommen, je nachdem, ob<br />
Sie in Deutschland Google nutzen oder in der Schweiz. Diese Lokalisierung wird<br />
immer weiter voranschreiten.<br />
Ebenso wird Personalisierung zukünftig eine immer bedeutendere Rolle spielen:<br />
Instant Search und andere Entwicklungen bei Google werden das Suchergebnis<br />
immer mehr individualisieren.<br />
Der Trend zum mobilen Internet wird auch hier seine Spuren hinterlassen. Schon<br />
heute bevorzugt Google mobile Versionen von Internetseiten, wenn Sie via Handy<br />
in Google suchen.<br />
SEO und Social Media<br />
Es wird immer wichtiger werden, dass Sie durch SEO und das Know-how, wie<br />
Google das Suchergebnis erstellt, die Relevanz Ihrer Internetseite nach oben<br />
schrauben. Nur so kann die Auffindbarkeit Ihrer Website für die für Sie relevanten<br />
Zielgruppen weiterhin gewährleistet werden.<br />
In dieser auf die Zukunft hin angelegten Strategie sollten weitere Maßnahmen<br />
getroffen werden. Optimieren Sie Ihre Internetseiten nicht nur inhaltlich, sondern<br />
auch technisch. Die oben erwähnten Herausforderungen der Lokalisierung und<br />
Personalisierung werden der Wichtigkeit der Suchmaschinen-Optimierung keinen<br />
Abbruch tun: Es wird immer Wege und Möglichkeiten geben, gut auffindbar zu<br />
sein.<br />
In Zukunft werden Bilder und Videos eine immer größere Rolle spielen. Deshalb<br />
kann hier nur dazu geraten werden, auf diese Medien zu setzen.
Google orientiert sich immer mehr an Facebook. Hier sieht man, welchen enormen<br />
Einfluss die sozialen Medien auf einen so großen Internetgiganten haben. Google+<br />
ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die sozialen Medien einen starken Einfluss<br />
auf die Suchmaschinen-Optimierung nehmen werden.<br />
Ähnlich wie bei Facebook ist ein eigener Google-Account dabei die Grundlage,<br />
Google+ nutzen zu können. Es ist heute bereits ein fester Bestandteil der<br />
Suchergebnisseite und wird sicherlich auch auf vielen Internetseiten installiert<br />
werden. Der Clou ist, dass der Google-Nutzer zukünftig schon im Suchergebnis<br />
sehen wird, welche Seiten besonders gut bewertet wurden und auch, wenn er sich<br />
eingeloggt hat, welche seiner Freunde eine Bewertung abgegeben haben. Man kann<br />
fest davon ausgehen, dass entsprechend des persönlichen Netzwerkes und dessen<br />
Google+ Bewertungen, die Suchergebnisse sehr stark auf den Google-Nutzer<br />
personalisiert werden. Es wird spannend – vor allem für die Suchmaschinen-<br />
Optimierer. Im Tandem können Suchmaschinen-Optimierung und Social Media<br />
Marketing enorm zum Erfolg Ihrer Internetseite beitragen.<br />
Das richtige Fundament setzen<br />
Christian Seifert: Suchmaschinen-Optimierung & Social Media<br />
Ein Punkt, der häufig verkannt wird, ist die Unterscheidung zwischen Linkquantität<br />
und Linkqualität. Generell gilt: Ein Link kann nie oder höchst selten schaden. Je<br />
mehr Links auf Ihre optimierte Internetseite verweisen, desto besser ist Ihre Chance<br />
auf ein gutes Suchergebnis. Wenn Sie hier allerdings der Linkqualität die Priorität<br />
einräumen, dann kommen Sie durch deren höheren Einfluss schneller und besser zum<br />
Ziel als durch viele unbedeutende Links. Auch hier gilt: Qualität vor Quantität.<br />
Es stellt sich die Frage: Was macht für Google einen „hochqualitativen“ Link aus?<br />
Ein hochqualitativer Link ist für Google ein Link, der von einer Internetseite stammt,<br />
die einen sehr hohen Themenbezug zu der verlinkten Seite beziehungsweise dem<br />
relevanten Suchbegriff hat. Idealerweise ist der Suchbegriff in dem Text der Website<br />
mehrfach vorhanden. Weiterhin handelt es sich um einen guten Link, wenn er auch<br />
im Linknamen den Suchbegriff enthält [2].<br />
Wenn man jetzt auf die Recherche nach geeigneten Portalen geht, von denen man<br />
potentiell einen hochwertigen Link bekommen kann, dann konstatiert man: Je<br />
sozialer das Portal ist, desto leichter wird es, Kommentare oder eigene Beiträge<br />
einzufügen. Wenn Sie eine Wissenssammlung im Internet besuchen, zum Beispiel<br />
von einer Universität, dann können Sie diese Texte nicht einfach mit der eigenen<br />
Website verlinken oder gar eigene Beiträge beisteuern. Es ist wie bei einem<br />
Buchbeitrag. Bei einem Buch müssten Sie den Verlag anrufen, die Genehmigung<br />
des Autors einholen, die Texte umschreiben und neu drucken lassen. Kurzum: Ein<br />
Ding der Unmöglichkeit.<br />
Handelt es sich bei dieser Website jedoch um ein soziales Portal, so ist das einfacher.<br />
Sie können wie bei Wikipedia zu relevanten Texten eigenen Inhalt beisteuern und<br />
mit der eigenen Seite verlinken. Oder Sie erstellen einen eigenen suchmaschinenoptimierten<br />
Artikel. Eine Verlinkung mit der eigenen Internetpräsenz sorgt dann<br />
wiederum für ein optimales Ranking bei Google.<br />
Google+ wird<br />
eine wichtige<br />
Rolle spielen<br />
Was macht<br />
für Google<br />
einen „hochqualitativen“<br />
Link aus?<br />
Verlinkung mit<br />
der eigenen<br />
Internetpräsenz<br />
sorgt dann<br />
wiederum für<br />
ein optimales<br />
Ranking bei<br />
Google<br />
427
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Blog Search von<br />
Google<br />
Wikipedia<br />
hat Links zu<br />
Communities und<br />
Weblogs<br />
428<br />
Die richtige Strategie<br />
Nehmen Sie sich Zeit für die richtige Strategie. Machen Sie sich im Hinblick auf Ihre<br />
unternehmerischen Ziele, Ihre Marketingziele, ein ganz klares Bild. Auch davon, wie<br />
Ihnen Suchmaschinen-Optimierung und Social Media-Marketing dabei zuarbeiten<br />
sollen. Wählen Sie die richtigen Suchbegriffe.<br />
Es bringt nichts, wenn Ihre Texte nicht die für Sie wichtigen Suchbegriffe enthalten.<br />
Die Effekte werden ebenso verpuffen, wenn nur auf die Startseite verlinkt wird und<br />
nicht auf die spezifische Inhaltsseite Ihrer Homepage, die Sie auf den Suchbegriff<br />
optimiert haben.<br />
Eine ausgereifte Social Media-Strategie und eine klare Zielsetzung sind essentiell.<br />
Empfehlenswert ist beispielsweise als einer der ersten Schritte eine Social Media-<br />
Guideline und ein Redaktionskonzept zu erarbeiten. Sich hier von kompetenter Hand<br />
unterstützen zu lassen, erspart viel Zeit, Frustration und damit auch Geld.<br />
Die sozialen Medien sind ein ganz neuer Weg, mit Kunden und Verbrauchern in<br />
Kontakt zu treten und einen Dialog aufzubauen. Verzahnen Sie Ihre Strategien! Dann<br />
haben Sie ein stabiles Fundament.<br />
Spannen Sie vor allem Ihre Internetseite und alle für Sie zugängigen sozialen<br />
Plattformen wie Facebook, Xing und Wikipedia gemeinsam ein, um Ihre Social<br />
Media-Maßnahmen breit zu streuen. Beginnen wir mit der richtigen Selektion der<br />
Plattformen.<br />
Die passenden Plattformen<br />
Eines der wichtigsten Instrumente zur Recherche der passenden Social Media-Portale<br />
ist Blog Search von Google. Wenn Sie „Blog Search“ in Google eingeben, kommen<br />
Sie direkt auf die Suchmaschine. Hier können Sie mit Ihren Keywords auf die Suche<br />
nach relevanten Blogs gehen.<br />
Eine weitere wichtige Quelle ist Wikipedia. Prinzipiell ist Wikipedia attraktiv,<br />
um seine eigenen Seiten zu verlinken. Hier lohnt es sich immer auf die Suche zu<br />
gehen, ob schon relevante Artikel für Ihre wichtigen Suchbegriffe vorhanden sind.<br />
Versuchen Sie stets, einen Link zu setzen. Allerdings muss man dazu sagen, dass<br />
die deutsche Version von Wikipedia durch freiwillige Administratoren betreut wird.<br />
Diese lassen nur sehr ungern einen Link auf eine Unternehmens-Webseite zu, schon<br />
eher auf einen markenneutralen Blog. Deshalb lohnt es sich, einen eigenen Fachblog<br />
aufzubauen. Mit einem Link aus diesem Blog heraus können Sie Ihre Website dann<br />
sehr gut indirekt mit Wikipedia verbinden.<br />
Wikipedia ist auch als Recherche-Instrument sehr interessant, da es Links zu<br />
Communities und Weblogs enthält. Dies kann auch den eigenen Fundus an Blogs<br />
und Communities erweitern, in denen Sie zukünftig Ihre Artikel streuen wollen.<br />
Auch Online-Publikationen von Fachzeitschriften eignen sich hervorragend für Ihre<br />
Offpage-Optimierung.
Viele Fachzeitschriften haben bereits eigene Foren. Ähnlich wie in Wikipedia finden<br />
Sie dort Links, die zu Portalen führen, oder Sie können schon dort direkt eigene<br />
Beiträge veröffentlichen.<br />
Wenn Sie einen Blog oder eine andere soziale Plattform besuchen, sollten Sie den<br />
jeweiligen PageRank analysieren. Wie verhält sich dieser auf den verschiedenen<br />
Seiten? Laden Sie sich dazu die „Google Toolbar“ herunter. Diese sollte Ihr<br />
Grundwerkzeug für Ihre Suchmaschinen-Optimierung sein. Je höher der PageRank<br />
umso attaktiver das Portal. So haben Sie eine optimale Grundlage, Ihre Artikel auf<br />
den richtigen Portalen zu streuen.<br />
Mit Sicherheit sind auch die gängigen PR-Portale wie OpenPR und Co. von<br />
Interesse. Vor allem wenn Sie auch allgemeine Unternehmensnachrichten und<br />
Veröffentlichungen publizieren wollen, stellen solche Presseportale ein attraktives<br />
Medium dar.<br />
Auf diese Weise verschaffen Sie sich eine Sammlung an Portalen, in denen Sie sich<br />
zukünftig gewinnbringend bewegen können.<br />
Profile nutzen<br />
Profile sind Unternehmensdarstellungen, die Sie selbst in den sozialen Medien<br />
aufbauen können. Eigene Profile bieten die interessante Möglichkeit, sich als<br />
Unternehmen bei den entsprechenden Zielgruppen in den unterschiedlichen sozialen<br />
Plattformen attraktiv darzustellen. Indem Sie Ihr Unternehmen innerhalb dieser<br />
Profile gekonnt beschreiben, sorgen Sie zudem für eine gute Auffindbarkeit dieses<br />
Profils im Google-Suchergebnis.<br />
Für ein Business-to-Business (B2B)-Unternehmen ist an erster Stelle sicherlich Xing<br />
zu nennen. Xing bietet unterschiedliche Varianten an, um das eigene Unternehmen<br />
professionell zu präsentieren. Die kostenfreie Basisvariante kann mit einfachen<br />
Mitteln, einem Beschreibungstext, dem Einfügen des Logos aufgebaut werden. Hier<br />
gilt es, die entsprechenden Keywords einzupflegen und Links zu setzen.<br />
Für den Vertrieb und vor allem für die Personalakquise wird Xing ebenfalls immer<br />
wichtiger. Deshalb sollten Sie im Umgang mit Xing gezielt Suchbegriffe und<br />
Formulierungen verwenden, die speziell für diese Zielgruppen relevant sind.<br />
Sie werden immer vor der Herausforderung stehen, dass jeder ein Profil Ihres<br />
Unternehmes anlegen kann. Allein aus diesem Grund sollten Sie immer ein offizielles<br />
Profil einrichten, falls dieses noch nicht existiert. Auch lohnt es sich, regelmäßig zu<br />
recherchieren, ob im Netz neue Profile Ihres Unternehmens auftauchen.<br />
Kununu<br />
Christian Seifert: Suchmaschinen-Optimierung & Social Media<br />
Kununu gehört heute zu den führenden Bewertungsportalen für Arbeitgeber. Im<br />
Zeitalter des Fachkräftemangels wird es sicher noch an Gewicht zulegen. Achten<br />
Sie also darauf, wie Sie dort bewertet werden. Kontrollieren Sie dieses regelmäßig!<br />
Regen Sie Ihre zufriedenen Mitarbeiter dazu an, positive Bewertung einzustellen.<br />
Xing nutzen,<br />
um das eigene<br />
Unternehmen<br />
professionell zu<br />
präsentieren<br />
429
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Unzufriedene<br />
Mitarbeiter<br />
geben nach dem<br />
Ausscheiden<br />
aus dem<br />
Unternehmen<br />
bei Kununu<br />
Bewertungen ab<br />
Videos sind für<br />
Google generell<br />
sehr attraktiv<br />
Bei Facebook<br />
muss ein<br />
Dialogcharakter<br />
verankert sein<br />
430<br />
Nach unserer Erfahrung sind es nämlich in erster Linie unzufriedene Mitarbeiter,<br />
die nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen als erste hier Bewertungen<br />
abgeben.<br />
YouTube<br />
Mit YouTube können Sie ganz neue Zielgruppen erreichen: Nachweislich ist<br />
YouTube nach Google die am zweithäufigsten genutzte Suchmaschine weltweit.<br />
Das bedeutet, dass Nutzer schon gezielt auf YouTube Suchbegriffe eingeben, da für<br />
sie nur Video als Content in Frage kommt.<br />
Auch bei YouTube gilt es, sich gut zu positionieren. Ein eigener YouTube-Channel<br />
ist in dem Zusammenhang sehr zu empfehlen. Für Ihren Besucher ist es auch ein<br />
wichtiges Unterscheidungskriterium, dass es sich bei einem Video um ein offizielles<br />
Video des Unternehmens handelt oder nicht. Im Netz können nämlich auch negative<br />
Videos über Ihre Produkte auftauchen. Deshalb sollten Sie Ihre Unternehmensvideos<br />
immer auch mit einem Standard-Intro/Extro versehen. Bis zu 15 Merkmale Ihres<br />
YouTube-Channels können Ihren Bedürfnissen angepasst werden. Das Einfügen<br />
eines Logos ist eines davon. Zudem können Sie eine Farbauswahl treffen und<br />
prägende Visuals einfügen. Auch entsprechende Beschreibungstexte von Ihrem<br />
Unternehmen und Ihren Produkten sind möglich, damit Sie sich in diesem wichtigen<br />
Social Media-Kanal gut platzieren und Ihre Internetseite suchmaschinentechnisch<br />
unterstützen.<br />
Videos sind für Google generell sehr attraktiv. Auch auf Ihrer eigenen Internetseite<br />
sollten Sie Videos einbinden. Beim Einfügen von Videos in YouTube sollten Sie<br />
immer durch Beschreibungstexte und sogenanntes Tagging dem Google Bot die<br />
Möglichkeit geben, die Relevanz des Videos für einen bestimmten Suchbegriff<br />
erkennen zu können. Auf diese Weise nutzen Sie YouTube und Ihr Profil auch auf<br />
diesem Kanal optimal.<br />
Facebook und Twitter<br />
Kommen wir nun zu den sehr bekannten Portalen Facebook und Twitter.<br />
Facebook bietet Ihnen als Unternehmen an, eine eigene Fanpage aufzubauen. Diese<br />
aufzubauen ist einfach, aber lebendig und attraktiv zu halten, weniger. Twitter und<br />
Fanpage leben vom Dialog, für den Sie Know-how und Ressourcen benötigen.<br />
Wenn dieser Dialog mit den Kunden nicht gewährleistet ist, lassen Sie diese beiden<br />
Kanäle besser vorerst außen vor.<br />
Für B2B-Unternehmer ist außerdem der Aufbau von Facebook-Fans ein nicht zu<br />
unterschätzendes Unterfangen. Bevor Sie mit 10 bis 15 Fans eine Fanpage betreiben,<br />
lassen Sie es lieber bleiben. Ähnliches gilt für Twitter in Bezug auf die Follower.<br />
Wenn Sie bei Facebook oder Twitter Links setzen, sollten Sie prinzipiell sogenannte<br />
Linkverkürzer vermeiden. Gekürzte Links sind suchmaschinen-optimierungstechnisch<br />
weitaus weniger effizient als voll ausgeschriebene.
Manche Social Media-Portale wie Xing haben eigene Foren und entsprechend<br />
Möglichkeiten, um Content suchmaschinen-optimiert zu streuen Das können Sie<br />
prinzipiell auch in Ihrer Seeding-Strategie berücksichtigen. Sorgen Sie jedoch<br />
durch eine korrekte Einstellung Ihres Profiles dafür, dass Ihre Beiträge von dem<br />
Suchmaschinen-Bot, insbesondere vom Google Bot, gelesen werden können, was<br />
einen Effekt auf Ihre Auffindbarkeit in Suchmaschinen überhaupt erst ermöglicht.<br />
Eigene Social Media-Marketingkanäle und Erfolgsmessung<br />
Zu Beginn wurden bereits die attraktiven Effekte von eigenen Blogs und Social<br />
Media-Kanälen beschrieben. Nutzen Sie diese und arbeiten Sie daran, einen eigenen<br />
markenneutralen Fachblog aufzubauen, in dem Sie das Wissen und die Kompetenz<br />
Ihres Unternehmens optimal darstellen können.<br />
Da sich der Kunde oder der potentielle Mitarbeiter heutzutage im Vorfeld über<br />
das Internet über Sie und gewisse Fachthemen informiert, sollten Sie auch selbst<br />
interessante Infos zur Verfügen stellen. Sie können sich dadurch nicht nur als Experte<br />
in Ihrem Bereich hervorragend positionieren, sondern profitieren vor allem durch<br />
den Linkaufbau und eine generell bessere Auffindbarkeit.<br />
Wenn Sie nun einen Blog aufbauen wollen, sollten Sie sich prinzipiell erst Gedanken<br />
zu folgenden Fragen machen: Thema des Blogs, Verantwortliche, Reaktionsplan.<br />
Wann werden wie häufig Artikel von wem erstellt und auf dem Blog publiziert? Was<br />
ist das Ziel des Blogs? Wenn diese Fragen beantwortet sind, können Sie sich in die<br />
technische Umsetzung stürzen.<br />
Sorgen Sie dafür, dass Sie eine bewährte Blog-Software einsetzen: Einer der<br />
Marktführer ist hier zum Beispiel Word Press. Auch Typo3 hat eine sogenannte<br />
Blog-Extension, die man sehr gut einsetzen kann. Das schnelle Erkennen des Blogs<br />
durch den Google Bot bringt Ihnen zusätzliche Punkte ein. Der Block sollte auch<br />
grafisch gut aufbereitet sein.<br />
Wenn es um die Erfolgsmessung geht, sollten Sie nach den richtigen Statistik-Tools<br />
Ausschau halten und diese dann auch konsequent einsetzen.<br />
Webstatistik<br />
Christian Seifert: Suchmaschinen-Optimierung & Social Media<br />
Das Thema Webstatistik ist an und für sich ein Themenbereich, mit dem man etliche<br />
Bücher füllen könnte. Anbei einige Tipps: Es gibt unterschiedliche Statistik-Tools.<br />
Die Frage ist, ob Sie auch kostenpflichtige Software einsetzen wollen. Generell gibt<br />
es auch sehr leistungsfähige kostenfreie Tools wie das Open-Source Tool Piwik und<br />
Google Analytics. Datenschutztechnisch sind Sie mit Piwik eher auf der sicheren<br />
Seite. Google Analytics rüstet jedoch nach und ist vom Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
(kostenlos) her für mich außer Konkurrenz.<br />
Was bei der Statistik immer möglich sein muss, ist, dass Sie einen einfachen<br />
Blick auf die sogenannte Verweis-Statistik werfen können und Sie diese nach<br />
Suchmaschinen und anderen Portalen differenzieren können. Um Ihren Erfolg bei<br />
Eigenen<br />
markenneutralen<br />
Fachblog<br />
aufbauen<br />
431
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Jeder Artikel hat<br />
eine eigene URL<br />
Google will<br />
sozialer werden<br />
Bewertung wird<br />
zukünftig in der<br />
Auffindbarkeit<br />
von Google<br />
sehr stark<br />
berücksichtigt<br />
werden<br />
432<br />
SEO zu kontrollieren, muss auch eine Keyword-Statistik vorhanden sein. Beides<br />
gehört jedoch inzwischen zum Standard vieler Tools.<br />
Bei der Erfolgsmessung sollten Sie sich prinzipiell auf nur eine Webanalyse-<br />
Software konzentrieren, da jedes Tool seine eigene Definitions-Grundlage hat und<br />
die Zahlen verschiedener Tools immer unterschiedlich sind. Nehmen Sie die Zahlen<br />
als Trend und nicht als absolute Zahlen. Dann gehen Sie richtig an die Analyse heran<br />
und können die Zahlen auch für Ihre weitere Optimierungen Ihrer SEO-Strategie<br />
einsetzen.<br />
Hier auch noch mal ein weiterer Hinweis: Wenn Sie einen Blog aufbauen oder Artikel<br />
posten, sorgen Sie dafür, dass jeder Artikel seine eigene URL hat. Das macht Ihnen<br />
dann bei der Erfolgskontrolle die Analyse einfacher, von welchem Social Media-<br />
Kanal oder Artikel Sie den Link und Besucher bekommen haben. Auch können<br />
Sie backlinktechnisch besser analysieren, welcher Artikel und welches Portal Sie<br />
suchmaschinentechnisch am besten unterstützt.<br />
Googles Suchmaschinen-Marketing-Aspekte<br />
Google selbst wird immer sozialer. Vor allem der Erfolg von Facebook hat bei<br />
Google den Druck, im Bereich der sozialen Medien nachzulegen, stark erhöht. Die<br />
Einnahmen über Anzeigen bei Google stagnieren. Bei Facebook hingegen steigen<br />
sie exponentiell an. Entsprechend hat Google natürlich die Zielsetzung, auch selbst<br />
immer sozialer zu werden. In Deutschland hat Google bei Suchanfragen mit circa<br />
neunzig Prozent einen monopolartigen Marktanteil. Auch weltweit ist Google noch<br />
immer die meistgenutzte Suchmaschine [3].<br />
Entsprechend hoch ist die Motivation, den Erfolg der sozialen Medien auch für das<br />
eigene Unternehmen zu erschließen. Ausflüge wie Google Buzz, die Google-Variante<br />
von Facebook, haben nicht den erhofften Erfolg gebracht. Aber bereits heute spielen<br />
soziale Aspekte eine wichtige Rolle. Es werden deshalb die unterschiedlichen Social<br />
Media-Aspekte von Google kurz beleuchtet, damit Sie diese auch bei Ihrer SEO-<br />
Strategie einsetzen können.<br />
Google Places<br />
Google bietet Unternehmen die Möglichkeit, eine Art Brancheneintrag anzulegen<br />
und somit auch in Google Maps angezeigt zu werden. Dieses Branchenbuch hat sich<br />
nun zu dem sogenannten Google Places weiterentwickelt, wo noch viele weitere<br />
Funktionen möglich sind. Unter anderem ist bei Google Places auch das Thema<br />
Bewertungen mittlerweile Standard. Das bedeutet, jeder User kann mit „Google<br />
Places“ jeden Beitrag bewerten. Diese Bewertung wird zukünftig Ihre Auffindbarkeit<br />
in Google wesentlich beeinflussen. Wenn Sie beispielsweise ein Hotel suchen,<br />
bekommen Sie bereits heute zuerst das Ergebnis aus Google Maps beziehungsweise<br />
Google Places. Erst darunter erscheint dann das „herkömmliche” Suchergebnis.<br />
Auch bei AdWords-Anzeigen und Co. wird das Thema Bewertung immer<br />
wichtiger. Google hat mittlerweile Schnittstellen, bei denen auch Bewertungen von
Fremdportalen in das Suchergebnis integriert werden. In Zukunft werden somit<br />
Unternehmen, die einfach gute Produkte und damit Bewertungen haben, kurz gefasst,<br />
die einfach gut sind, die beste Auffindbarkeit von Google erhalten.<br />
Neben Google Places ist sicher auch „Google Merchant“ zu nennen. Google verfügt<br />
schon seit einiger Zeit über eine eigene Produktdatenbank. Wenn Sie entsprechend<br />
passende Produkte haben, empfiehlt es sich, diese in den „Google Merchant“<br />
einzustellen. Dort können Verbraucher ebenfalls Bewertungen abgeben, die das<br />
Suchergebnis beeinflussen. Nutzen Sie also auch dieses Instrument im Sinne Ihrer<br />
optimalen Auffindbarkeit!<br />
Als neueste Entwicklung ist der „+1”-Button zu nennen. Es handelt sich hier um das<br />
Pendant zu „I like“ von Facebook. Dieser kleine „Gefällt mir“-Knopf erobert mehr<br />
und mehr das Internet. Auch ist er für die Besucher der Seite ein immer wichtig<br />
werdender Indikator für attraktive Inhalte und Produkte. 2011 ist in Deutschland<br />
Google+ und der „+1”-Button auf den Markt gekommen. Nach meiner Einschätzung<br />
haben diese Tools großes Potential. Stellen Sie sich darauf ein, dass diese bald<br />
Standard sein werden!<br />
Fazit und Ausblick<br />
In Zukunft wird mit Sicherheit derjenige die Nase vorn haben, der es versteht,<br />
diese beiden Disziplinen Suchmaschinen-Optimierung und Social Media Marketing<br />
optimal miteinander zu verzahnen. Beginnen Sie gleich heute, das Thema Social<br />
Media und Suchmaschinen-Optimierung für Ihr Unternehmen schrittweise zu<br />
erschließen und zu nutzen.<br />
Eines steht fest: Die sozialen Medien werden immer wichtiger. Die zukünftigen<br />
Bewertungen Ihrer Kunden können Ihr Spiegel sein, um Ihre Unternehmenskultur<br />
und Produktqualität auf immer größeren Erfolg zu trimmen. Somit sollten Sie sich<br />
im Idealfall als Erstes auf diese beiden Faktoren konzentrieren. Ihre Einstellung<br />
zum Kunden und die Qualität Ihrer Produkte bleiben auch im Zeitalter der sozialen<br />
Medien das A&O. Wenn Sie das berücksichtigen, dann sind Ihnen bei einem richtigen<br />
Einsatz der sozialen Medien gute Bewertungen durch treue Kunden sicher. Viele<br />
teilen ihre positiven Erfahrung gerne mit anderen. Und Sie profitieren davon.<br />
Literatur<br />
Christian Seifert: Suchmaschinen-Optimierung & Social Media<br />
[1] Der Einsatz von Latent semantischer Optimierung lässt Textinhalte verständlicher<br />
werden. Google & Co. analysieren Textbausteine und deren Zusammenhänge und ordnen<br />
diese in den Kontext ein. In der Praxis bedeutet dies, dass man sich beim Verfassen von<br />
Texten nicht auf ein spezifisches Keyword beschränken sollte. Stattdessen sollten Sie<br />
verwandte Begriffe und Wortstämme heranziehen. Texte wirken so natürlicher und nicht<br />
wie ein künstliches Konstrukt.<br />
[2] Ein Beispiel zu dem Suchbegriff Urlaub wäre http://www.ab-in-den-urlaub.de<br />
[3] http://www.seo-besser.de/seo-blog/aktuelle-marktanteile-der-suchmaschinen-indeutschland-mai-2011<br />
433
434<br />
Google Universal Search<br />
6<br />
– das Suchergebnis 2.0<br />
Tobias Ihde<br />
Suchergebnisse<br />
werden<br />
zunehmend<br />
bunter<br />
Lokale Branchenergebnisse<br />
bei<br />
Suchanfragen<br />
mit regionalem<br />
Bezug<br />
Google ist die am häufigsten verwendete Suchmaschine – in Deutschland, aber auch<br />
weltweit. Die klassische Zusammensetzung der Suchergebnisseiten, in Kurzform<br />
auch SERPs (Search Engine Result Pages) genannt, ist daher so gut wie jedem<br />
bekannt. Die Google-Suchergebnisse bestehen dabei einerseits aus dem sogenannten<br />
„organischen Index“, also den natürlichen Suchtreffern. Den anderen Teil bilden<br />
die Google AdWords-Anzeigen, welche sich rechtsseitig oder oberhalb der<br />
eigentlichen Suchergebnisse befinden. Doch den meisten Google-Nutzern wird in der<br />
Vergangenheit bereits aufgefallen sein, dass die Suchergebnisse zunehmend bunter<br />
werden. In den SERPs befinden sich auch immer mehr Ergebnisse, die anderweitigen<br />
Google-Diensten entspringen. Bei dieser heterogenen Ergebnisausgabe spricht man<br />
von der Google Universal Search.<br />
Google Universal Search<br />
Das bekannteste Beispiel der Universal Search-Elemente dürften die lokalen<br />
Branchenergebnisse sein, die insbesondere bei Suchanfragen mit regionalem Bezug<br />
hinzugezogen werden. Je nach Art der Suchanfrage gehören aber auch Ergebnisse<br />
anderer vertikaler Services dazu. Die Google-Bildersuche, die Videosuche oder<br />
Angebote aus der Google-Produktsuche zählen zu den bekanntesten Elementen und<br />
Diensten, mit denen Google die Suchergebnisse erweitert. Ebenso verwendet werden<br />
Google News-Informationen oder Ergebnisse aus der Blogsuche. Im Folgenden<br />
werden die prominentesten Kanäle der Universal Search kurz vorgestellt.<br />
Google-Produktsuche<br />
Die Google-Produktsuche bietet Betreibern von Onlineshops eine Plattform,<br />
ihre Produkte zu präsentieren. Die Anmeldung ist kostenlos und ausschließlich<br />
Onlinehändlern vorbehalten, die ihre Produkte über Google Products veröffentlichen.<br />
Diese können potenzielle Kunden über die separate Produktsuche oder eben direkt<br />
aus den SERPs heraus erreichen.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Tobias-Ihde
Abb. 1: Google bietet dem Nutzer über die Produktsuche Shopping-Ergebnisse nebst<br />
Preisinformation direkt an<br />
Die Produktsuche ist jedoch nicht nur eine reine Sammlung von Links zu<br />
verschiedenen Onlineshops, sondern eher eine Art interaktiver Onlinekatalog.<br />
Interaktiv deshalb, weil Kunden Produkte und Händler bewerten können und so<br />
anderen Suchenden eine zusätzliche Orientierungshilfe bei der Kaufentscheidung<br />
geben können. Zudem bietet der Dienst viele Such- und Vergleichsmöglichkeiten.<br />
Daher ist die Produktsuche nicht nur wegen der Einblendung von Ergebnissen direkt<br />
in den SERPs interessant, sondern auch die generelle Nutzung von Google Products<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />
Google Places<br />
Die lokale Suche, die lange Zeit als Google Branchencenter bekannt war, trägt<br />
inzwischen den Namen Google Places und ist mit dem bekannten Service Google<br />
Maps verknüpft. Über Google Places kann man kostenlos einen Eintrag für das eigene<br />
Unternehmen einrichten und die wichtigsten Informationen hinterlegen. Suchen<br />
Google-Nutzer mit regionalem Bezug, werden innerhalb der Suchergebnisse in der<br />
Regel auch lokale Branchenergebnisse<br />
ausgeliefert und über<br />
einen passenden Kartenausschnitt<br />
prominent visualisiert.<br />
Abb. 2: Lokale Branchenergebnisse<br />
liefern passend zur Anfrage<br />
Angebote in der regionalen Nähe<br />
Tobias Ihde: Google Universal Search – das Suchergebnis 2.0<br />
Orientierungshilfe<br />
bei der<br />
Kaufentscheidung<br />
435
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Bewertungen und<br />
Kommentare<br />
Antrag an Google<br />
News erforderlich<br />
436<br />
Mit einem Klick gelangt der Nutzer wahlweise direkt zur Website des Anbieters oder<br />
den bei Google Places hinterlegten Zusatzinformationen zum Unternehmen. Dies<br />
können Kontaktdaten, Geschäftszeiten oder beispielsweise auch Fotos sein. Ähnlich<br />
wie bei der Produktsuche bietet Google auch hier die Möglichkeit, Bewertungen oder<br />
Kommentare zu den hinterlegten Unternehmen abzugeben. Den Google-Nutzern<br />
wird darüber eine noch größere Orientierungshilfe geboten. Besonders interessant<br />
ist Google Places für Unternehmen mit mehreren lokalen Niederlassungen, die<br />
gesammelt über ein Nutzerkonto verwaltet werden können.<br />
Google News<br />
Google News ist ein Service, der aktuelle Meldungen unterschiedlicher Nachrichtenquellen<br />
aggregiert und veröffentlicht. Auch dieser Dienst ist separat nutzbar,<br />
gleichermaßen halten News-Ergebnisse aber insbesondere bei Anfragen zu Begriffen<br />
aus dem aktuellen Zeitgeschehen vermehrt Einzug in die Suchergebnisseiten. Um<br />
mit dem eigenen Blog oder der eigenen Website Meldungen über Google News zu<br />
veröffentlichen, ist ein Antrag an Google News erforderlich. Auch müssen einige<br />
technische Anforderungen erfüllt werden, damit eine einwandfreie und einheitliche<br />
Darstellung der News gewährleistet werden kann. Eine Aufnahme wird seitens<br />
Google allerdings nicht garantiert. Die deutsche Version der Google News umfasst<br />
inzwischen mehr als 700 Quellen aus dem deutschsprachigen Raum.<br />
Google Blogsuche<br />
Relevante Blogeinträge werden innerhalb der regulären Suchergebnisse, zurzeit<br />
meist am Ende der Suchergebnisliste, angezeigt. Anders als bei den Google News<br />
bedarf es hier keiner separaten Anmeldung und Google indiziert alle verfügbaren<br />
Blogbeiträge automatisch. Eine hohe Aktualität und Relevanz der Blogbeiträge<br />
zur entsprechenden Suchanfrage erhöhen dabei die Wahrscheinlichkeit einer<br />
Einblendung innerhalb der Universal Search.<br />
Abb. 3: Blogbeiträge halten vermehrt und binnen kurzer Zeit Einzug in die SERPs, ebenso<br />
wie Suchergebnisse der Bildersuche, in diesem Beispiel blendet Google direkt Ergebnisse<br />
aus beiden Quellen ein
Google-Bildersuche<br />
Auch die Google-Bildersuche ist ein interessantes Element der Universal Search. War<br />
die Bildersuche bisher primär über die zusätzliche Navigationsleiste zu erreichen,<br />
werden Ergebnisse inzwischen vermehrt auch in die klassischen SERPs eingebunden.<br />
Eine separate Anmeldung für die Google-Bildersuche ist nicht erforderlich und<br />
Google indiziert automatisch bestmöglich alle Bildelemente einer Website.<br />
Google-Videosuche<br />
Ähnlich wie mit der Bildersuche verhält es sich auch mit der Google-Videosuche.<br />
Video-Suchergebnisse sind nicht mehr nur getrennt abrufbar, sondern werden<br />
ebenfalls zum Teil in die klassischen Ergebnisseiten integriert. Die von Google<br />
angezeigten Videos stammen zumeist aus den Videoportalen YouTube und MyVideo,<br />
aber auch andere Videoinhalte können durch die Google-Videosuche indiziert und<br />
ausgegeben werden.<br />
Abb. 4: Passend zur Suchanfrage werden nicht selten bis zu drei aktuelle Google News-<br />
Meldungen serviert; auch die direkte Einbindung von Video-Ergebnissen sieht man immer<br />
häufiger<br />
Weitere Elemente<br />
Darüber hinaus gibt es auch noch einige weniger prominente Dienste wie<br />
beispielsweise die Büchersuche oder Diskussionen. Neuestes Element der Universal<br />
Search sind die sogenannte Echtzeit-Suchergebnisse, mit denen Google auch Social<br />
Webinhalte wie beispielsweise Twitter-Meldungen innerhalb weniger Sekunden in<br />
die SERPs aufnimmt. Dieses Element wird zukünftig sicherlich stark an Bedeutung<br />
gewinnen.<br />
Nutzen Sie die Chancen der Google Universal Search<br />
Tobias Ihde: Google Universal Search – das Suchergebnis 2.0<br />
Google liefert zu immer mehr Suchanfragen passgenaue Zusatzergebnisse, die<br />
für die Nutzer einen höheren Komfort bedeuten. Gleichermaßen eröffnet dies<br />
Werbetreibenden aber auch neue Möglichkeiten für eine noch breitere Suchmaschinenpräsenz.<br />
Vorausgesetzt man erkennt und nutzt die Chancen.<br />
Bilder auch in<br />
die klassischen<br />
SERPs<br />
eingebunden<br />
Bücher und<br />
Diskussionen<br />
437
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Universal Search-<br />
Ergebnisse ziehen<br />
verstärkt die<br />
Blicke auf sich<br />
438<br />
Nutzungsverhalten im Wandel<br />
Seit einer Studie aus dem Jahre 2006 ist bekannt, dass Google-User besonders den<br />
Top 5-Suchergebnissen die meiste Aufmerksamkeit schenken. Neue Studien belegen<br />
jedoch, dass sich das Nutzerverhalten im Zuge der Etablierung der Google Universal<br />
Search deutlich ändert. Denn das<br />
Blick- und Klickverhalten der<br />
User wird durch das Einflechten<br />
der neuen und oftmals visuellen<br />
Elemente in die Suchergebnisliste<br />
beeinflusst. Dies belegt auch die<br />
nachstehende Grafik zu einer<br />
aktuellen Eye-Tracking-Studie.<br />
Abb. 5: Eine aktuelle Eye-<br />
Tracking-Studie von usability.de<br />
belegt die breitere Verteilung der<br />
Nutzer-Aufmerksamkeit durch die<br />
Universal Search-Ergebnisse<br />
Zwar erlangen die Top 5-Treffer immer noch den Großteil der Aufmerksamkeit der<br />
Nutzer, doch auch Universal Search-Ergebnisse ziehen verstärkt die Blicke auf sich.<br />
Zudem erhalten umliegende Suchtreffer, welche nach Universal Search-Elementen<br />
beispielsweise auf dem sechsten oder siebten Platz auftauchen, ebenfalls eine erhöhte<br />
Aufmerksamkeit. Durch die Universal Search wird es also immer wichtiger, nicht<br />
nur im klassischen Index gefunden zu werden, sondern sich auch eine angemessene<br />
Präsenz in den anderen Google-Diensten zu sichern.<br />
Chancen erkennen<br />
Für Website-Betreiber birgt die Google Universal Search neue Chancen. Bisher war<br />
nur die erste Suchergebnisseite mit ihren zehn umkämpften Plätzen von Bedeutung<br />
für die Nutzer. Nun hat man die Möglichkeit auch über die zusätzlichen Kanäle einen<br />
Platz auf der ersten Seite zu belegen. Schaltet man Google AdWords, kann eine gute<br />
Präsenz in der Universal Search sogar bares Geld sparen. Denn die Aufmerksamkeit<br />
der potenziellen Besucher wird oftmals auf Universal Search-Ergebnisse anstatt<br />
der Anzeigen gelenkt. Darüber hinaus erfreuen sich die Google-Services auch in<br />
ihrer direkten Nutzung immer größerer Beliebtheit. So bieten sich neue Chancen,<br />
zusätzliche relevante Website-Besucher zu generieren – vorausgesetzt man öffnet<br />
sich den neuen Möglichkeiten.<br />
Von den Chancen kann man sich dabei mit einer ersten Kurzanalyse selbst<br />
überzeugen: Zu welchen der für mich relevanten Suchbegriffe blendet Google<br />
bereits Universal Search-Ergebnisse ein? Welche Kanäle sind das im Detail? Und<br />
habe ich die Möglichkeit, Inhalte für diese Kanäle bereit zu stellen?
Tobias Ihde: Google Universal Search – das Suchergebnis 2.0<br />
Chancen nutzen<br />
Bei der Betrachtung der Suchmaschinenergebnisse rücken vermehrt Universal Search-<br />
Inhalte in den Fokus. Dieses veränderte Nutzerverhalten bringt die Notwendigkeit mit<br />
sich, auch in den zusätzlichen Kanälen relevante Inhalte anzubieten. Dabei sollte man<br />
aber nichts dem Zufall überlassen. Auch hinter den auf den ersten Blick schlichten<br />
und für den Nutzer komfortablen Google-Services verbergen sich einmal mehr<br />
komplexe Algorithmen und Besonderheiten. Für eine nachhaltige Suchmaschinen-<br />
Optimierung sollten entsprechend auch die verschiedenen Universal Search-Kanäle<br />
gezielt angegangen werden.<br />
Erste Schritte zur Universal Search-Optimierung<br />
1. Prüfen, bei welchen meiner Suchbegriffe Universal Search-Ergebnisse<br />
eingeblendet werden.<br />
2. Vergleichen, welche Universal Search-Quellen für mein Unternehmen<br />
zielführend sind.<br />
3. Inhalte für die für mich relevanten Kanäle der Universal Search bereit stellen.<br />
439
440<br />
Mit Videos in den Google-Index<br />
6<br />
Ali Gürler<br />
Videos werden in<br />
der Regel auf den<br />
Plätzen zwei bis<br />
vier angezeigt<br />
Produktvideos machen nicht nur innerhalb des Onlineshops Sinn. Videos sind ein<br />
ideales Mittel, um mehr Aufmerksamkeit für den eigenen Onlineshop zu erzeugen.<br />
Google bewertet Videoinhalte daher besonders hoch und hat einen neuen Weg<br />
geschaffen, mit Videos mehr Besucher zu erhalten.<br />
Wie Ihre Produkte im Google-Index lebendig werden<br />
Bis vor einigen Monaten war es das Ziel der SEO-Strategie jedes Shops und<br />
jeder Webseite, mit den relevanten Begriffen in den Top 10 der Google-Suche zu<br />
erscheinen. Hierfür wurden Titel, Meta-Description und andere Elemente optimiert,<br />
um eine möglichst gute Platzierung zu bekommen. Heute sind die Anforderungen an<br />
die SEO-Strategie komplexer und vielschichtiger geworden. Durch die Einführung<br />
der Universal Search haben andere Inhalte einer Webseite oder eines Shops eine<br />
höhere Bedeutung bekommen. Google zeigt immer häufiger direkt auf der ersten<br />
Seite Ergebnisse aus diesen Elementen an:<br />
• Bilder • Echtzeit (Twitter)<br />
• Lokales • Blogs<br />
• Videos • News<br />
• Shopping<br />
Teilweise werden die normalen Textlinks dabei auf neun Stück reduziert. Wer<br />
bisher auf Platz zehn war, ist unter Umständen nun nicht mehr auf der ersten Seite<br />
zu finden. Die Beachtung der zusätzlich von Google angezeigten Elemente ist also<br />
eine elementare Angelegenheit für jede Webseite oder Shop.<br />
Zu jedem Produkt ein Video im Google-Index<br />
Videos wirken auf der Such-Ergebnisseite auffälliger und attraktiver als alle anderen<br />
Einträge. Videos werden in der Regel auf den Plätzen zwei bis vier angezeigt. Wer<br />
also sein Video in den Index bekommt, hat gute Chancen mit seinem Produkt in<br />
den Top 5 platziert zu werden. Für die Platzierung innerhalb der Videoergebnisse<br />
werden von Google ähnliche Kriterien angewendet wie bei der regulären Bewertung<br />
der Webseiten.<br />
Der einfachste Weg ein Video bei Google zu platzieren, ist es, dieses bei YouTube<br />
hochzuladen. Dieser Weg geht schnell, einfach und ist dabei auch sehr günstig. Er<br />
hat aber auch drei gravierende Nachteile:<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Ali-Guerler
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Der YouTube-Einsatz macht bei reichweitenorientierten Kampagnen Sinn, ist<br />
jedoch für den gezielten Abverkauf ungeeignet. Sinnvoller ist es daher, eine<br />
vollständige Videostrategie zu entwickeln, die auch den Prozess in den Google-<br />
Index berücksichtigt. Diese Anforderung sollte das eingesetzte System also unbedingt<br />
erfüllen.<br />
Anforderungen an die Systeme und Prozesse<br />
Die Nutzung von Videos erfordert eine gute Planung und Kontrolle der Systeme und<br />
Prozesse. Die Beschaffung und Organisation der Videos von externen oder internen<br />
Quellen muss in bestehende Strukturen gut eingebunden werden können. Hier sind<br />
besonders die Videos an sich und die Integration in den Shop zu beachten.<br />
Generell sind drei Punkte zu berücksichtigen:<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Die Rechte für das Video liegen nach dem Upload bei YouTube.<br />
Beim Klick auf das Video wird der potenzielle Kunde auf YouTube weitergeleitet.<br />
Um zu kaufen, muss er nun von hier den Weg in den Shop finden. Dabei wird er<br />
von Anzeigen und anderen Videos abgelenkt. Er sieht sich vielleicht das Video<br />
an, hat nun aber keine direkte Möglichkeit zu kaufen oder eine andere relevante<br />
Aktion auszuführen.<br />
Um die Videos auch im eigenen Shop zu nutzen, müssen diese entweder zusätzlich<br />
über einen eigenen Player eingebunden werden oder der YouTube-Player wird<br />
verwendet. Bei der Verwendung eines eigenen Players müssen die Videos an<br />
zwei Stellen verwaltet und überwacht werden. Das kann bei einigen tausend<br />
Videos zu sehr viel Aufwand führen. Bei der Verwendung des YouTube-Players<br />
erscheint im Video zum Teil Werbung, welche den Besucher auf einen anderen<br />
Shop oder ein anderes Produkt aufmerksam machen kann.<br />
Wo liegen die Videos? Grundsätzlich ist es möglich, auch externe Plattformen<br />
zu nutzen und diese Videos zu indizieren. Es sind jedoch technische Aspekte zu<br />
berücksichtigen, die der Plattformbetreiber kennen muss.<br />
Wie kann die Datenübergabe an Google automatisiert werden?<br />
Stimmen die Informationen, die an Google übergeben werden und die<br />
Informationen auf der Zielseite überein?<br />
Video-Content zusammenstellen<br />
Die Nutzung der Videos im Shop soll zu mehr Besuchern und zu einer höheren<br />
Kaufrate im Shop führen. Der Einsatz von Videos sollte, wenn keine Möglichkeit der<br />
Vollabdeckung gesehen wird, bei den Top-Sellern beginnen. Hier ist es zu empfehlen,<br />
mit den Top 100 bis 1000 Produkten, je nach Sortimentsgröße, zu beginnen.<br />
Ali Gürler: Mit Videos in den Google-Index<br />
Beim Klick<br />
auf YouTube-<br />
Video landet<br />
der potenzielle<br />
Kunde nicht im<br />
Shop<br />
Videos im Shop<br />
sollen zu mehr<br />
Besuchern und<br />
zu einer höheren<br />
Kaufrate führen<br />
441
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
442<br />
Video-Sitemap<br />
erstellen<br />
Die Videos auf der Produktseite einbinden<br />
Der Link auf der Google-Ergebnisseite sollte ohne Umwege zur Zielseite führen.<br />
Hierfür muss das Video direkt in dieser eingebunden werden. Ansonsten enttäuscht<br />
man den Kunden, da dieser ein Video erwartet. Die Klickrate des Videos auf der<br />
Produktdetailseite hängt, wie bereits beschrieben, sehr stark von der Form der<br />
Einbindung ab.<br />
Automatisierte Erzeugung der Video-Sitemap<br />
Damit Google ein Video richtig erkennen kann, muss dieses unter anderem durch die<br />
Descriptions und Keywords beschrieben werden. Google nutzt dazu beispielsweise<br />
eine so genannte Video-Sitemap, die jeder Websitebetreiber erstellen kann. Die<br />
Video-Sitemap enthält zu jedem Video diverse Links und Metadaten.<br />
Um die Videos in den Google-Index zu bekommen, bedarf es einer sehr genauen<br />
Video-Sitemap. Je vollständiger und präziser die Sitemap aufbereitet ist, desto besser<br />
sind die Index-Ergebnisse. Typische Fehler sind URLs in der Sitemap, die nicht mit<br />
der tatsächlichen URL des Videos übereinstimmen. Für jedes Video sollte eine feste,<br />
eindeutige URL erzeugt werden. Diese URL sollte nach denselben Kriterien wie für<br />
jede Textseite erstellt werden.<br />
Die Anweisung zur Erstellung einer Video-Sitemap hat Google in seiner Webmaster-Zentrale<br />
unter dem Titel „erstellen von XML-Video-Sitemaps“ [1]<br />
zusammengefasst.<br />
Um die Attraktivität des Videos auf der Suchergebnisseite zu erhöhen, sollte Google<br />
immer auch ein Thumbnail zur Verfügung gestellt werden. Reelseo.com [2] bietet<br />
hier spannende Einblicke in die Nutzung von Videos im Google-Index. Wird<br />
kein Thumbnail vorgegeben, erzeugt Google dies automatisch. Die automatische<br />
Erzeugung erfolgt zufällig und kann so als Vorschaubild negativ auf die Attraktivität<br />
des Videos wirken. Der Aufwand für ein individuelles Thumbnail führt in den<br />
meisten Fällen zu einer besseren Klickrate.<br />
Optimierung Ihrer VSEO-Strategie<br />
Die Optimierung einer Video-SEO-(VSEO) Strategie setzte eine vorhandene SEO-<br />
Strategie voraus. VSEO sollte ein Bestandteil dieser werden. In alle regulären SEO-<br />
Maßnahmen sollte auch das Videoelement mit einbezogen werden. Dies kann die<br />
Analyse und Aktualisierung der Keywords oder der Metadescription sein. Ebenso<br />
sind aber auch alle technischen Aspekte der SEO-Maßnahmen auf den Bereich<br />
VSEO zu übertragen und zu beachten.<br />
Literatur<br />
[1] http://www.google.com/support/webmasters/bin/answer.py?hl=de&answer=80472<br />
[2] http://www.reelseo.com/optimize-video-thumbnails-google-universal-search/
Das Zusammenspiel von SEA und SEO<br />
6<br />
– Synergien erkennen und nutzen<br />
Antonia Wälzholz<br />
Suchmaschinen-Marketing ist aus dem Online-Marketing-Mix von Unternehmen<br />
heute nicht mehr wegzudenken. Search-Engine-Advertising (SEA) und Search-<br />
Engine-Optimisation (SEO) sind Teildisziplinen des Suchmaschinen-Marketings.<br />
Oftmals verfolgen Unternehmen diese beiden Disziplinen unabhängig voneinander.<br />
Dabei lohnt es sich, einen ganzheitlichen Ansatz im Suchmaschinen-Marketing zu<br />
wählen und SEA und SEO gemeinsam zu betreiben.<br />
SEA versus SEO<br />
Mit SEA wird die Schaltung von bezahlten Anzeigen oben und am rechten Rand<br />
der Ergebnisseiten bezeichnet. SEA kann innerhalb sehr kurzer Zeit gute Ergebnisse<br />
liefern. Das Erstellen von Keyword-Listen und passenden Anzeigen dauert nicht<br />
lange, erste Klicks können schon direkt nach dem Start der Kampagnen verzeichnet<br />
werden. Der Erfolg ist sehr gut messbar. Jeder Klick kostet den Werbetreibenden<br />
jedoch Geld.<br />
Unter dem Begriff SEO werden alle Optimierungsmaßnahmen zusammengefasst,<br />
die dazu dienen, den Rang der Website in den organischen Suchergebnissen zu<br />
verbessern. SEO-Maßnahmen zeigen keine sofortige Wirkung, sie sind auf ein<br />
langfristiges Ergebnis ausgerichtet. Es dauert eine Zeit, bis durch die Änderungen<br />
auf der Seite messbare Erfolge verzeichnet werden können. Zwar kostet im SEO<br />
der einzelne Klick den Werbetreibenden unmittelbar nichts, es fallen aber beständig<br />
Aufwände für die Optimierung an.<br />
Integriertes Suchmaschinen-Marketing<br />
Die Integration von SEA und SEO zahlt sich aus. Studien haben gezeigt, dass<br />
die Anzahl von Klicks, Seitenaufrufen und Transaktionen signifikant gesteigert<br />
wird, wenn integriertes Suchmaschinen-Marketing betrieben wird [1]. Darüber<br />
hinaus gibt es zahlreiche Erkenntnisse aus dem SEA, die für SEO genutzt werden<br />
können. Werden die beiden Disziplinen gemeinsam verfolgt, können des Weiteren<br />
übergeordnete Ziele für das gesamte Suchmaschinen-Marketing definiert werden.<br />
So kann zum Beispiel auf Basis der Leistung von SEA-Kampagnen und SEO-<br />
Maßnahmen entweder die Sichtbarkeit maximiert, ein Ziel-ROI (Return on<br />
Investment) erreicht oder ein vorgegebenes Budget optimal ausgeschöpft werden<br />
[2].<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Antonia-Waelzholz<br />
SEA kann<br />
innerhalb sehr<br />
kurzer Zeit gute<br />
Ergebnisse liefern<br />
Erfolg steigt<br />
nachweislich,<br />
wenn SEA und<br />
SEO kombiniert<br />
werden<br />
443
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
SEA ermöglicht<br />
das Erkennen von<br />
SEO-Potenzialen<br />
444<br />
Synergien zwischen SEA und SEO erkennen und nutzen<br />
Wie funktioniert integriertes Suchmaschinen-Marketing in der Praxis? Welche<br />
Synergien treten zwischen SEA und SEO auf? Anhand eines Beispiels sollen<br />
die unterschiedlichen Zusammenhänge erläutert werden. Für einen fiktiven E-<br />
Commerce-Shop wird dazu der Weg von der Erstellung einer SEA-Kampagne<br />
über das Erkennen von SEO-Potenzialen bis zur Durchführung von SEO-Maßnahmen<br />
dargestellt. Der betrachtete Shop hat seine Produktpalette um Handtaschen<br />
erweitert. Der Wettbewerb für das Segment Taschen ist im E-Commerce sehr groß.<br />
Daher müssen SEA- und SEO-Aktivitäten sorgfältig geplant und aufeinander<br />
abgestimmt werden, um das Vertriebsbudget möglichst profitabel einzusetzen.<br />
Neben der Schaltung von SEA-Anzeigen zum Thema Handtaschen soll die<br />
Produktübersichtsseite für Handtaschen des Beispiel-Shops SEO-optimiert werden.<br />
Bislang wurden noch keine SEO-Maßnahmen für diese Website durchgeführt.<br />
Abb. 1: Auf einen Blick: Synergien zwischen SEA und SEO erkennen und nutzen<br />
SEA-Kampagnen aufsetzen<br />
Im SEA kann eine beliebige Anzahl von Keywords gebucht werden. Dabei können<br />
thematisch ähnliche Keywords in sogenannten Anzeigengruppen zusammengefasst<br />
werden. Jeder Anzeigengruppe sind zu den Keywords passende Anzeigen zugeordnet.<br />
Ein Cluster von Anzeigengruppen wird als Kampagne bezeichnet. Die Leistung der<br />
einzelnen Keywords im Hinblick auf die Konversionsziele – zum Beispiel ein Kauf<br />
– kann über verschiedene Tools beobachtet und analysiert werden. Auf Basis ihrer<br />
Performance können für die Keywords und Anzeigengruppen individuelle Gebote<br />
festgelegt werden. Für den Beispiel-Shop wird eine neue Anzeigengruppe erstellt,<br />
in der Suchbegriffe zum Thema „Handtaschen“ gesammelt werden.<br />
Keyword-Recherche<br />
Mit Hilfe von Recherche-Tools, wie zum Beispiel dem „Google AdWords“-Keyword-<br />
Tool [3] und dem Traffic-Estimator [4], können zu Keywords und Themen relevante<br />
Suchbegriffe gefunden werden. Außerdem geben diese Tools dem Werbetreibenden<br />
einen Überblick über das potenzielle Suchvolumen, die Konkurrenzsituation und die<br />
zu erwartenden Kosten für das betreffende Keyword. Weiterhin können relevante<br />
Synonyme über die Websites von Mitbewerbern und die Produktbeschreibungen<br />
auf der eigenen Seite gefunden werden.<br />
Es gibt unterschiedliche Arten von Keywords: Head Tail-, Mid Tail- und Long<br />
Tail-Keywords. Head Tail-Keywords sind generische Begriffe, die ein hohes Suchvolumen<br />
aufweisen und im SEA teuer sind. Ein typisches Head Tail-Keyword ist
„Taschen“. Über Long Tail-Keywords kann Traffic günstiger eingekauft werden.<br />
Long Tail-Keywords sind sehr produktspezifisch und weisen ein relativ geringes<br />
Suchvolumen auf. Sie werden vorrangig von Suchenden verwendet, die am Ende<br />
ihrer Kaufentscheidung stehen. Daher ist die Konversionsrate bei solchen Begriffen<br />
meist recht hoch. Ein solches Long Tail-Keyword ist beispielsweise „Black Lily<br />
Lexington Tasche Nubukleder schwarz“. Mid Tail-Keywords liegen von der Anzahl<br />
der enthaltenen Wörter und ihrer Spezifizität zwischen Head Tail- und Long Tail-<br />
Keywords.<br />
Erstellung der Anzeigengruppe „Handtaschen“<br />
Die erstellte Anzeigengruppe wird „Handtaschen“ genannt. Diese Anzeigengruppe<br />
befindet sich einer neuen „Taschen“-Kampagne und enthält auf Basis der vorherigen<br />
Recherche eine umfassende Keyword-Liste zum Thema „Handtaschen“.<br />
Abb.2: Auszug aus der Keyword-Liste für die Anzeigengruppe „Handtaschen“<br />
Um SEA-Anzeigen schalten zu können, müssen darüber hinaus Gebote – mindestens<br />
auf Anzeigengruppenebene – und ein Budget für die gesamte Kampagne festgelegt<br />
werden. Für die „Handtaschen“-Anzeigengruppe werden des Weiteren verschiedene<br />
Anzeigen erstellt. Auf diese Anzeigenversionen wird später im Rahmen der SEO-<br />
Optimierung eingegangen. Sind Keywords, Anzeigen, Budgets und Gebote festgelegt,<br />
kann die SEA-Kampagne gestartet werden.<br />
Potenziale für SEO erkennen<br />
Antonia Wälzholz: Das Zusammenspiel von SEA und SEO – Synergien erkennen und nutzen<br />
Beim SEO wird jede dem Webauftritt zugehörige Unter-Webseite für ein Haupt-<br />
Keyword optimiert. Soll ein Webauftritt auf mehr Keywords optimiert werden,<br />
müssen zusätzliche Unter-Webseiten geschaffen werden, die jeweils auf ein<br />
weiteres Haupt-Keyword ausgerichtet sind. Die verwendeten Keywords sollten ein<br />
möglichst hohes Suchvolumen aufweisen und viele Transaktionen auf der Website<br />
generieren.<br />
Analyse der SEA-Leistungsdaten<br />
Die Beispielkampagne im SEA für Handtaschen soll für den betrachteten Shop einige<br />
Zeit gelaufen sein, sodass die Leistung einzelner Keywords beurteilt werden kann.<br />
Darauf basierend sollen mögliche Haupt-Keywords für SEO ausgewählt werden.<br />
Für die Identifikation von Haupt-Keywords im SEO ist es wichtig, dass die tatsächlich<br />
gesuchten Begriffe und nicht die im SEA gebuchten Keywords untersucht werden<br />
[5]. Daher sollten nur Suchanfragenberichte oder Keywords, die mit der Option<br />
„genau passend“ gebucht wurden, ausgewertet werden.<br />
Über Long Tail-<br />
Keywords kann<br />
Traffic günstiger<br />
eingekauft<br />
werden<br />
Unter-Webseite<br />
für ein Haupt-<br />
Keyword<br />
optimiert<br />
445
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Haupt-Keywords<br />
weisen ein<br />
sehr großes<br />
Suchvolumen auf<br />
Tool stellt<br />
für jedes<br />
Keyword das<br />
Erfolgspotenzial<br />
und die SEO-<br />
Optimierungskomplexität<br />
gegenüber<br />
446<br />
Abb. 3: Fiktive Performance ausgewählter Keywords der Anzeigengruppe „Handtaschen“<br />
Als Haupt-Keywords für SEO-Maßnahmen sind die Keywords „Taschen“,<br />
„Handtaschen“ und „Ledertaschen“ gut geeignet. Die Auswertung der Keyword-<br />
Performance hat ergeben, dass diese Keywords ein sehr großes Suchvolumen<br />
aufweisen. Weiterhin haben sie in der betrachteten Zeitspanne viele Klicks generiert.<br />
Die Keywords „Taschen“ und „Handtaschen“ haben aufgrund ihrer hohen Klickpreise<br />
die meisten Kosten im SEA verursacht. Das Keyword „Ledertaschen“ hat weniger<br />
Impressions, Klicks und Kosten erzeugt als das Keyword „Handtasche“. Dennoch<br />
wurde es als ein mögliches Haupt-Keyword identifiziert, da Besucher, die über<br />
dieses Keyword in den Shop gelangt sind, überdurchschnittlich häufig konvertiert<br />
sind. Diese potenziellen Head Tail-Keywords sind im SEO stark umkämpft. Eine<br />
Optimierung ist daher sehr zeit- und kostenintensiv. Im betrachteten Beispiel soll<br />
die Produktübersichtsseite dennoch auf das Keyword „Handtaschen“ für SEO<br />
optimiert werden.<br />
Tools zur Identifikation von SEO-Potenzialen<br />
Um Haupt-Keywords und weitere SEO-Potenziale zu identifizieren, kann auch auf<br />
verschiedene Tools zurückgegriffen werden, die darauf ausgelegt sind, Potenziale für<br />
SEO-Maßnahmen aus SEA-Leistungsdaten auszulesen. Beispielsweise wurde das<br />
Adobe Search Center (ehemals Omniture) kürzlich um die Möglichkeit erweitert,<br />
die Leistungsdaten von SEO-Kampagnen neben denen aus dem SEA in einem<br />
gemeinsamen Interface abzubilden [6].<br />
Ein weiteres Beispiel ist die SEMSEO-Scorecard von blueSummit, die sich nicht nur<br />
darauf beschränkt, die Leistungsdaten der beiden Teildisziplinen des Suchmaschinen-<br />
Marketings gegenüberzustellen. Die Scorecard leitet direkt aus den SEA-Daten und<br />
der Struktur der Suchergebnisseiten Potenziale und mögliche Hindernisse für die<br />
SEO-Optimierung ab. Das Tool stellt für jedes Keyword das Erfolgspotenzial und die<br />
SEO-Optimierungskomplexität gegenüber und vereint diese Größen in einem Wert.<br />
So entsteht eine Kosten-Nutzen-Relation, die die Optimierungspotenziale einzelner<br />
Keywords quantifizierbar und unmittelbar miteinander vergleichbar macht [7].<br />
SEO-Maßnahmen im HTML-Code umsetzen<br />
Mit dem ausgewählten Haupt-Keyword „Handtaschen“ werden nun verschiedene<br />
Optimierungsmaßnahmen für die Produktübersichtsseite des Beispiel-Shops<br />
durchgeführt. SEO-Maßnahmen wie die Verbesserung der URL-Struktur, der<br />
Aufbau von Backlinks und die interne Verlinkung der einzelnen Unterseiten werden<br />
in diesem Beispiel nicht behandelt. Sie sind allerdings maßgebliche Bausteine einer<br />
SEO-Optimierung.
Abb. 4: Auf einen Blick: SEO-Maßnahmen im HTML-Code umsetzen<br />
Integration des Haupt-Keywords in Title- und Meta-Tags<br />
Das ausgewählte Keyword sollte in den Title-Tag der Website integriert werden.<br />
Der Inhalt dieses Tags erscheint normalerweise als Seitentitel in der ersten Zeile<br />
der einzelnen Suchergebnisse. Der Title-Tag wird vom Crawler der Suchmaschine<br />
von links ausgehend bewertet: Keywords, die am Anfang des Tags stehen, werden<br />
dabei als relevanter angesehen. Ein Title-Tag sollte aus maximal 65 Zeichen<br />
bestehen und für jede einzelne Unterseite individuell verfasst werden. Es bietet<br />
sich an, eine ansprechende Kombination aus Firmennamen und Haupt-Keyword<br />
zu verwenden.<br />
Der Meta-Tag „description“ sollte ebenfalls für jede einzelne Unterseite speziell<br />
geschrieben werden. In diesem Tag wird der Inhalt der Website in 140 bis 160<br />
Zeichen kurz und ansprechend zusammengefasst. Wenn zur Suchanfrage passende<br />
Keywords im Description-Tag vorkommen, wird dieser häufig von Suchmaschinen<br />
als zweite und dritte Zeile der Suchergebnisse verwendet [8]. Der Description-Tag<br />
sollte genutzt werden, um sich von den Mitbewerbern abzuheben. Der Suchende<br />
sollte durch einen „Call-to-Action“ und die Betonung der Alleinstellungsmerkmale<br />
des Shops zu einem Klick motiviert werden.<br />
Für den Beispiel-Shop ergeben sich folgende Tags:<br />
Antonia Wälzholz: Das Zusammenspiel von SEA und SEO – Synergien erkennen und nutzen<br />
Abb. 5: Exemplarische SEO-Maßnahmen zu Title-Tags und Meta-Tags<br />
Optimierung der Ankertexte<br />
Eine weitere, sehr wichtige Optimierungsmaßnahme ist die Anpassung der<br />
Ankertexte. Wenn möglich, sollte das Haupt-Keyword in den Texten verwendet<br />
werden, die auf Produktdetailseiten oder andere Unterseiten des Webauftritts<br />
verlinken. Anstelle von Ankertexten wie „mehr…“ oder „Hier klicken“ werden daher<br />
Wichtig für die<br />
Beschreibung:<br />
„Call-to-<br />
Action“ und die<br />
Betonung der<br />
Alleinstellungsmerkmale<br />
447
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Content der<br />
Seite auf das<br />
Haupt-Keyword<br />
optimiert<br />
448<br />
im betrachteten Shop Link-Texte wie „Hier geht’s zu den Handtaschen“ oder „Noch<br />
mehr Handtaschen findest Du hier“ gewählt. Der Ankertext wird innerhalb des Tags<br />
„Anchor“ eingebunden: Hier<br />
geht’s zu den Handtaschen [9].<br />
Verwendung von Überschriften-Tags<br />
Der Crawler der Suchmaschine weist Wörtern, die in den Überschriften enthalten<br />
sind, mehr Gewicht bei der Seitenbewertung zu. Folglich sollten im HTML-Body<br />
Überschriften-Tags verwendet werden, in denen das Haupt-Keyword eingebunden<br />
ist. Allerdings sollte vermieden werden, das Keyword im Übermaß zu verwenden.<br />
Das Haupt-Keyword wird für die Beispiel-Website also in die h1- bis h3-Tags<br />
integriert:<br />
Abb. 6: Exemplarische SEO-Maßnahmen zu Überschriften-Tags<br />
SEO-Optimierung des Website-Content<br />
Ein wichtiger Baustein im SEO ist die Gestaltung des Seiten-Content. Nachdem<br />
für den Beispiel-Shop die Tags angepasst wurden, wird nun der Content der Seite<br />
auf das Haupt-Keyword optimiert. Nicht immer müssen aufwendige A/B-Tests<br />
mit Hilfe von Website-Optimierungstools durchgeführt werden, um den Seiten-<br />
Content zu verbessern. Mit Hilfe der Performance-Kennzahlen der verschiedenen<br />
Anzeigenversionen aus dem SEA kann getestet werden, welche Ansprache in<br />
die SEO-Texte des Seiten-Content integriert werden soll. Die Textbausteine, die<br />
die meisten Klicks generiert haben, werden anschließend in die Title-Tags und<br />
den Website-Content eingebunden [2]. Im Anschluss können weitere Tests zur<br />
Erhöhung der Usability der Website und der Konversionsrate mit verschiedenen<br />
Optimierungstools durchgeführt werden.<br />
Ansprache im SEA testen<br />
In der SEA-Kampagne des Beispiel-Shops wurden zwei unterschiedliche Anzeigenversionen<br />
verwendet, die sich darin unterscheiden, wie der potenzielle Kunde<br />
angesprochen wird. In Anzeige A war ein jüngeres Publikum die Zielgruppe. Der<br />
Text beinhaltet jugendliche Wörter wie „stylisch“ und „trendy“, außerdem wird das<br />
„Du“ in der Ansprache benutzt. Anzeige B richtet sich an eine ältere Zielgruppe. Die<br />
Anzeige lockt mit „edlen“ und „eleganten“ Handtaschen, der User wird gesiezt:
Antonia Wälzholz: Das Zusammenspiel von SEA und SEO – Synergien erkennen und nutzen<br />
Abb. 7: Anzeigenversionen der Anzeigengruppe „Handtaschen“ und fiktive Leistungsdaten<br />
Die korrespondierenden Leistungsdaten haben ergeben, dass Anzeige A eine höhere<br />
Klickrate aufweist und auch häufiger zu einer Transaktion im Shop geführt hat.<br />
Aus diesem Grund wird das auf ein jüngeres Publikum ausgerichtete Wording auch<br />
in den Website-Content integriert. Weiterhin könnten in den Texten Service- und<br />
Leistungsmerkmale wie Versandkostenfreiheit oder eine 24h-Lieferung kommuniziert<br />
werden, um zu testen, ob diese Leistungen die Klick- und Kaufbereitschaft erhöhen<br />
[10].<br />
Textbausteine im SEO übernehmen<br />
Der Website-Content sollte einzigartig und originell sein, um zum einen den Kriterien<br />
der Suchmaschinen zu entsprechen und zum anderen dem User einen Mehrwert zu<br />
bieten. Nur dann werden User dazu animiert, die Seite weiterzuempfehlen und so<br />
kostenlose Backlinks zu generieren. Haupt-Keywords sollten nicht zu häufig im<br />
Text vorkommen, da die Suchmaschinen-Crawler dies als Keyword-Spamming<br />
auslegen würden. Eine Keyword-Dichte von ein bis drei Prozent wird als optimal<br />
für SEO-Texte angesehen. Die Häufigkeit der Keywords kann mit verschiedenen<br />
frei zugänglichen Online-Tools überprüft werden [11]. In folgendem SEO-Text<br />
für die Handtaschen-Seite des Beispiel-Shops wurde die Ansprache aus Anzeige<br />
A verwendet:<br />
Abb. 8: Auszug aus einem SEO-Text zum Thema „Handtaschen“<br />
Mit Website-Optimierungs-Tools weiter testen<br />
Nicht immer ist eine Suchmaschinen-optimierte Seite auch eine Transaktionsoptimierte<br />
Seite [2]. Die Leistungsdaten der SEA-Kampagne können Verbesserungspotenziale<br />
auf der Website aufzeigen. So könnte beispielsweise auf der Website des<br />
betrachteten Shops getestet werden, ob bestimmte Textfelder, Bilder oder Buttons<br />
besser platziert werden könnten, um den User schneller oder häufiger zum Kauf zu<br />
animieren. Mit Hilfe von Website-Optimierungs-Tools, wie zum Beispiel dem<br />
Wording testen<br />
mit SEA<br />
449
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Soll das Haupt-<br />
Keyword weiterhin<br />
gebucht<br />
werden, sodass<br />
trotz des guten<br />
SEO-Rankings<br />
bezahlte<br />
Anzeigen zu<br />
diesem Keyword<br />
erscheinen?<br />
450<br />
Tool von Google [12], können verschiedene Möglichkeiten der Seitengestaltung<br />
getestet werden. Im Anschluss können die Ergebnisse unter Berücksichtigung der<br />
SEO-Anforderungen umgesetzt werden.<br />
Strategien für die Sichtbarkeit<br />
Für die Website des Beispiel-Shops sollen die Optimierungsmaßnahmen nach einiger<br />
Zeit Erfolg gehabt haben. Die Seite ist nun für das optimierte Keyword im oberen<br />
Bereich der ersten Ergebnisseite platziert. Wie ist das weitere Vorgehen für die SEA-<br />
Kampagne? Soll das Haupt-Keyword weiterhin gebucht werden, sodass trotz des<br />
guten SEO-Rankings bezahlte Anzeigen zu diesem Keyword erscheinen?<br />
Es gibt mehrere Strategien, die bei integriertem Suchmaschinen-Marketing verfolgt<br />
werden können. Dabei gibt es keinen grundlegend richtigen oder falschen Ansatz.<br />
Entscheidend ist der Einsatz eines Reporting-Tools, das für jedes Keyword die<br />
Performance im SEA und im SEO abbildet. Welche Position wird im SEA erreicht?<br />
Wie ist das Keyword in den organischen Suchergebnissen positioniert? Wie viel<br />
Traffic wurde im Zeitverlauf über welchen Kanal erzeugt? Um solche Reporting-<br />
Tools zu nutzen, muss das verwendete Tracking-System die Keywords und die<br />
korrespondierenden Leistungsdaten dem richtigen Kanal zuordnen können. Auf diese<br />
Weise kann genau festgestellt werden, mit welcher Strategie das beste Ergebnis<br />
erreicht werden kann.<br />
Abb. 9: Auf einen Blick: Strategien für die Sichtbarkeit<br />
Dual Visibility<br />
Eine Strategie für integriertes Suchmaschinen-Marketing ist die der „Dual Visibility“:<br />
Auch die Haupt-Keywords aus dem SEO werden im SEA beworben. Dabei wird<br />
versucht, sowohl in den organischen als auch in den bezahlten Suchergebnissen<br />
eine möglichst hohe Platzierung zu erreichen [2]. Bei dieser Strategie steht nicht die<br />
Performance im Vordergrund, sondern die Werbewirkung. Auf der Ergebnisseite soll<br />
auf diese Weise die maximale Anzahl an Pixeln im sichtbaren Bereich mit eigenen<br />
Werbemitteln belegt sein, um so Konkurrenzseiten zu verdrängen [13]. Für das<br />
integrierte Suchmaschinen-Marketing des Beispiel-Shops bedeutet diese Strategie,<br />
dass das Keyword „Handtaschen“ auch im SEA verwendet wird. Das Keyword-<br />
Gebot wird dabei auf Basis der SEA-Performance so festgelegt, dass auch in den<br />
bezahlten Ergebnissen eine möglichst gute Position erreicht wird.
Pull Back<br />
Ein weiterer Ansatz ist es, in den Bereichen, in denen man organisch gut platziert<br />
ist, Kosten zu sparen und keine SEA-Anzeigen zu schalten („Pull Back“). Im<br />
betrachteten Beispiel bedeutet diese Strategie, dass das Haupt-Keyword nicht<br />
in die SEA-Kampagne aufgenommen wird. Die von ihm vormals verursachten<br />
Kosten können so eingespart werden. Stattdessen wird das Budget den Bereichen<br />
zugewiesen, in denen die eigene Website nicht gut oder gar nicht im sichtbaren<br />
Bereich der organischen Suchergebnisse vertreten ist. Dieser Ansatz ist nur zu<br />
empfehlen, wenn die Leistung, die im SEA erreicht wurde, auch über die organische<br />
Platzierung erzielt werden kann. So muss zum Beispiel vor dem Löschen der Haupt-<br />
Keywords aus den SEA-Kampagnen überprüft werden, ob auch über die organische<br />
Platzierung dieselbe Anzahl an Transaktionen erreicht werden kann.<br />
One Up, One Down<br />
Um zu garantieren, dass die Website auf der ganzen Ergebnisseite präsent ist, kann<br />
die Strategie „One Up, One Down“ verwendet werden: Eine Platzierung, egal ob<br />
organisch oder bezahlt, wird im oberen Seitenbereich angestrebt, eine im unteren<br />
Seitenbereich [14]. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass User, die auf der<br />
Ergebnisseite abwärts scrollen, trotzdem immer ein Ergebnis der beworbenen Seite<br />
sehen. Die Beispiel-Website ist im organischen Bereich der Suchmaschine für das<br />
Keyword „Handtaschen“ auf den oberen Positionen zu finden. Daher wird das SEA-<br />
Gebot für dieses Keyword so festgelegt, dass Anzeigen dazu im unteren Bereich der<br />
ersten Ergebnisseite oder auf den Top-Positionen der zweiten Seite erscheinen.<br />
Next Steps: Kontrolle und Optimierung<br />
Im betrachteten Beispiel ist integriertes Suchmaschinen-Marketing kein<br />
abgeschlossener Prozess, wenn die Synergien zwischen SEA und SEO wie<br />
beschrieben umgesetzt wurden. Die Performance der Kampagnen und die möglichen<br />
Wechseleffekte zwischen SEA und SEO müssen immer wieder überprüft und<br />
analysiert werden, um Leistungspotenziale zu erkennen und besser auszuschöpfen.<br />
Auf diese Weise kann der Werbetreibende von den Synergien im integrierten<br />
Suchmaschinen-Marketing in vollem Umfang profitieren und der Konkurrenz<br />
einen Schritt voraus sein.<br />
Literatur<br />
Antonia Wälzholz: Das Zusammenspiel von SEA und SEO – Synergien erkennen und nutzen<br />
[1] Yang, S./Ghose, A.: Analyzing the Relationship Between Organic and Sponsored<br />
Search Advertising: Positive, Negative or Zero Interdependence? – In: Marketing Science<br />
29, July-August 2010, S. 602-623, 2010.<br />
iCrossing (Hrsg.): iCrossing Search Synergy: Natural and Paid Search Symbiosis -<br />
http://www.icrossing.com/research/icrossing-search-synergy-report.php - 2007.<br />
[2] Stewart, J.: Top 10 Reasons for PPC & SEO Synergy:<br />
http://connect.icrossing.co.uk/top-10-reasons-ppc-seo-synergy_1247 - 2008.<br />
[3] Google AdWords Keyword Tool:<br />
https://adwords.google.com/o/Targeting/Explorer?__u=1000000000&__c=1000000000&i<br />
deaRequestType=KEYWORD_IDEAS#search.none<br />
Im organischen<br />
Index oben und<br />
bei den Anzeigen<br />
untere Position<br />
451
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
452<br />
[4] Google AdWords Traffic Estimator: https://adwords.google.com/o/Targeting/<br />
Explorer?__c=1000000000&__u=1000000000&__o=kt&ideaRequestType=KEYWORD_<br />
STATS#search.none<br />
[5] Vogel, S: Integrative Betrachtung der SEA/SEO-Maßnahmen: In zwei Schritten zum<br />
erfolgreichen SEO. – In: Torsten Schwarz (Hrsg.): Online Marketing Beratungsbrief,<br />
Ausgabe 04/2011, S. 5, 2011.<br />
[6] Allen, J.: Adobe & Conductor Team-Up to Monitor SEO ROI Alongside PPC:<br />
http://blog.searchenginewatch.com/110303-090000 - 2011.<br />
[7] http://www.bluesummit.de/semseo-scorecard.html<br />
[8] Google (Hrsg.): Einführung in Suchmaschinenoptimierung:<br />
http://static.googleusercontent.com/external_content/untrusted_dlcp/www.google.de/de/de/<br />
webmasters/docs/einfuehrung-in-suchmaschinenoptimierung.pdf<br />
[9] Fischer, M.: Website Boosting: Suchmaschinen-Optimierung, Usability, Webseiten-<br />
Marketing. – S. 138 f., mitp, 2006.<br />
[10] SEM-Deutschland (Hrsg.): So nutzt man Synergieeffekte von SEO und AdWords:<br />
http://www.sem-deutschland.de/google-adwords-tipps/so-nutzt-man-synergieeffekte-vonseo-und-adwords/,<br />
2011.<br />
[11] http://www.keyworddensity.com<br />
[12] Google Website-Optimierungstool: http://www.google.com/intl/de/websiteoptimizer/<br />
beginnersguide/<br />
[13] Kopp, O.: SEO vs. SEA: Suchmaschinen-Marketing und der optimale SEO-Mix:<br />
http://www.gruenderszene.de/marketing/sea-seo-mix, 2011.<br />
[14] Muir, N.: Paid and natural search integration: 6 tactics for success. –<br />
http://www.imediaconnection.com/content/25434.imc, 2009.
Auswahl einer guten SEM-Agentur<br />
6<br />
Olaf Kopp<br />
Bei der Auswahl einer professionellen SEM-Agentur für die AdWords-<br />
Optimierung und Suchmaschinen-Optimierung (SEO) sollte man einige Dinge<br />
beachten, um Ärger und unnötigen Kosten vorzubeugen.<br />
1. Das Projekt SEM-Agentur-Suche<br />
Im Vorfeld der Suche einer professionellen Suchmaschinen-Marketing-Agentur<br />
ist einiges vorzubereiten, um eine erste Auswahl zu treffen und konkrete Anfragen<br />
zurechtzulegen.<br />
Eigenes Grundwissen<br />
„Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“. Dieses Sprichwort lässt sich auch bei<br />
der SEM-Agenturauswahl anwenden. Verlassen Sie sich bei der Agenturauswahl<br />
nicht nur auf oberflächliche Bewertungskriterien wie Preis oder Bauchgefühl. Sie<br />
sollten in der Lage sein kritisch, zu hinterfragen und das geht nur mit einer Portion<br />
Suchmaschinen-Marketing-Grundwissen. Damit können Sie unschlüssigen<br />
Argumentationssträngen und platten Vertriebsphrasen schnell auf die Spur<br />
kommen.<br />
Ohne ein gewisses SEM-Know-how sind Sie dem Angebotsdschungel hilflos<br />
ausgeliefert.<br />
Ziele festlegen<br />
Zuerst einmal sollte man sich über die Ziele, die das AdWords-Management durch<br />
eine AdWords-Agentur beziehungsweise die Suchmaschinen-Optimierung durch<br />
eine SEO-Agentur bringen soll, Gedanken machen. Sie sollten Ziele und damit<br />
Konversionen definieren wie zum Beispiel Bestellungen, Downloads oder Kontakte,<br />
die durch AdWords erreicht werden sollen. Als nächstes sollten Sie bestimmen, wie<br />
viel Ihnen diese Ziele Wert sind.<br />
Die Festlegung der Konversionskosten ist je nach Geschäftsmodell mehr oder<br />
weniger eindeutig. Angenommen, Sie haben einen Onlineshop, Ihr durchschnittlicher<br />
Bestellwert liegt bei dreißig Euro und Sie haben eine durchschnittliche Marge von<br />
fünfzig Prozent. Dadurch wissen Sie, dass die durchschnittlichen Konversionskosten<br />
höchstens 15 Euro sein dürfen. Daraus kann als Ziel für die Agentur definiert werden,<br />
die Kosten pro Konversion auf weniger als 15 Euro zu optimieren.<br />
Bei angebotenen Dienstleitungen ist es aber etwas komplexer, denn die Abschlussrate<br />
der Kontakte, die zum Auftrag führen, muss noch berücksichtigt werden.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Olaf-Kopp<br />
Nur mit einer<br />
Portion eigenem<br />
Suchmaschinen-<br />
Marketing-<br />
Grundwissen<br />
Kosten pro<br />
Konversion<br />
optimieren<br />
453
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Gute<br />
Suchmaschinen-<br />
Marketing-<br />
Agenturen haben<br />
es nicht nötig,<br />
Kaltaquise zu<br />
betreiben<br />
454<br />
Agenturnamen<br />
googeln und<br />
Suchwortvorschläge<br />
ansehen<br />
Sind die Konversionen über Trackingmethoden nicht eindeutig zuzuordnen,<br />
sollte man dennoch immer versuchen, Ziele zu definieren, die den Erfolg messbar<br />
machen.<br />
Die festgelegten Ziele und Werte sind insbesondere bei der Zusammenarbeit mit<br />
einer AdWords-Agentur abzusprechen und in den Zielvorgaben mit einzuplanen.<br />
Die Agentursuche<br />
Schon bei der Suche nach einer Agentur kann man auf Signale achten, die vor dem<br />
ersten Kontakt eine Auswahl erleichtern. Von Grund auf sollte eine Agentur, die ihr<br />
Handwerk versteht, bei einigen relevanten Keywords zu finden sein (zum Beispiel<br />
sem agentur, seo agentur, AdWords agentur, suchmaschinen-marketing agentur et<br />
cetera). Sei es im organischen oder bezahlten Teil von Google & Co. So hat man<br />
ein erstes Indiz dafür, dass die Agentur auch selber Wert auf eine Sichtbarkeit in<br />
den SERPs (Search-Engine-Result-Pages) legt.<br />
Gute Suchmaschinen-Marketing-Agenturen haben es oft nicht nötig, professionelle<br />
Offline-Vertriebskanäle zu nutzen. Sie werden gefunden. Deswegen sollte man<br />
Callcenteranrufe und Mailingaktionen von SEM-Agenturen zumindest kritisch<br />
hinterfragen, obwohl das kein klares Ausschlusskriterium sein muss.<br />
Sieht eine Agentur interessant aus, sollte man sich auch einmal ein Bild von<br />
der Reputation der jeweiligen SEM-Agentur machen, indem man den Agenturnamen<br />
googelt. Findet man auf den ersten Suchergebnisseiten viele Einträge<br />
in Foren und anderen Plattformen, auf den sich Kunden beschweren oder über<br />
Gerichtsverhandlungen, Abmahnungen, Prozesse oder Ähnliches berichtet<br />
wird, sollte man skeptisch sein. Wenn einem dazu Google bei der Eingabe des<br />
Agenturnamen in der eigenen Suggest-Funktion bereits Begriffe wie Abzocke,<br />
Betrug et cetera in Kombination mit der Agentur vorschlägt: Finger weg! Auch<br />
Vorschläge wie zum Beispiel „Agentur Name Erfahrungen“ kann ein erstes Indiz<br />
für Vorsicht sein.<br />
Abb. 1: Finger weg von der Abzocke
Wenn Sie gerade schon bei der Suche sind, können Sie auch nach positiven Signalen<br />
wie Fachbeiträgen, Speaker-Engagements, Seminaren, Fachpublikationen oder<br />
Ähnlichem von der Agentur suchen.<br />
Allgemeine Auswahlkriterien<br />
Man sollte gut vorbereitet in die Erstgespräche mit den potentiellen Agenturen gehen.<br />
Folgende Inhalte können Teil dieser sein.<br />
Suchmaschinen-Marketing-Referenzen<br />
SEM-Agentur-Referenzen können Kunden, Partner oder eigene SEO-Projekte<br />
sein.<br />
Ein Agentur-Blog gibt auch einen guten Einblick darauf, wie tief sich eine Agentur<br />
mit den Themen ihrer Arbeit auseinandersetzt und kann eine zusätzliche Quelle für<br />
Agentur-Informationen sein. Zudem sind Speaker-Engagements auf Fachkongressen<br />
oder Seminaren ein Hinweis auf Kompetenz. Auch Gastbeiträge auf Fachportalen<br />
können ein Anzeichen auf tiefergehende Expertise sein.<br />
Preise<br />
Viele SEM-Agenturangebote werden sich auf den ersten Blick, außer über den<br />
Preis, nicht unterscheiden. Hier gilt festzuhalten: Der Preis sollte nicht das erste<br />
Auswahlkriterium sein, da es oft die unprofessionellen Agenturen sind, die mit<br />
Dumpingpreisen versuchen, neue Kunden am Fließband zu gewinnen. Durch<br />
Hinterfragen können Sie der Agentur auf den Zahn fühlen. Voraussetzung ist das<br />
bereits angesprochene Grundwissen.<br />
Liegen die Agentur-Preise weit auseinander, kann dies zwei Gründe haben:<br />
1. Die billige Agentur arbeitet qualitativ schlecht.<br />
2. Die teure Agentur verlangt zu viel Geld.<br />
Olaf Kopp: Auswahl einer guten SEM-Agentur<br />
Deshalb sollte man sich mindestens drei bis vier Angebote einholen und die Ausreißer<br />
aussortieren. Die Chance, dass dann nur noch die schwarzen Schafe überbleiben,<br />
kann nicht ausgeschlossen werden, aber wenn Sie alle hier aufgeführten Schritte<br />
befolgen, ist diese Wahrscheinlichkeit gering.<br />
Achten Sie bei den Preisen auf vertragliche Fallstricke. Der Teufel kann je<br />
nach angebotener Dienstleistung im Detail stecken. Dazu mehr in den nächsten<br />
Abschnitten.<br />
Kernkompetenz oder Zusatzangebot?<br />
Gerade SEO und AdWords bedürfen einiges an Know-how, Erfahrung und<br />
Motivation, um in diesem dynamischen Umfeld auf dem neuesten Stand zu bleiben.<br />
Das kann keine Agentur leisten, die Suchmaschinen-Marketing nur als Dienstleistung<br />
nebenher betreibt.<br />
Da das Thema AdWords Management und Suchmaschinen-Optimierung über<br />
die Jahre an Komplexität gewonnen hat, ist es wichtig, dass die Agentur Kernkompetenzen<br />
in diesen Bereichen besitzt. Diese Kompetenzen lassen sich nur durch<br />
viel Erfahrung und stetigem Wissensaufbau erhalten. Je nachdem sollte SEO und<br />
Nur<br />
unprofessionelle<br />
Agenturen<br />
arbeiten mit<br />
Dumpingpreisen<br />
455
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
456<br />
AdWords<br />
Qualified<br />
Company<br />
und AdWords<br />
Qualified<br />
Individual-<br />
Zertifikate von<br />
Google sind<br />
veraltet<br />
AdWords-Management zu den Kernkompetenzen der Agentur gehören und nicht<br />
neben der eigentlichen Arbeit als Zusatzprodukt angeboten werden.<br />
Zudem ist es von Vorteil, wenn die Agentur das komplette Suchmaschinen-Marketing<br />
in Form von SEA und SEO kompetent bedienen kann und Wissen in den Bereichen<br />
Webanalyse und Usability besitzt. Dadurch können Synergieeffekte genutzt werden,<br />
ohne dass bei dem Projekt Kommunikation drei, vier oder sogar fünf Agenturen im<br />
Informationsaustausch stehen müssen.<br />
Auswahlkriterien für eine gute AdWords-Agentur<br />
Wie man Werbung mit Google AdWords betreibt, ist auf den ersten Blick schnell<br />
erschlossen. Doch die professionelle AdWords-Optimierung ist ein ähnlich komplexes<br />
Thema wie die Suchmaschinen-Optimierung. Deswegen ist tiefgehendes Knowhow<br />
und Erfahrung auch hier die Voraussetzung. Es gibt einige spezielle Kriterien<br />
für die Auswahl einer guten SEA-Agentur für die AdWords-Betreuung, die es zu<br />
beachten gilt.<br />
SEA-Zertifikate<br />
Die zwei wohl bekanntesten Zertifikate, die Erfahrung und Professionalität im<br />
Umgang mit Google AdWords bescheinigen, sind das AdWords Certified Partner<br />
Zertifikat von Google und das SEA-Zertifikat des BVDW (Bundesverband Digitale<br />
Wirtschaft e.V.). Dies ist kein Ausschlusskriterium, sollte aber bei Unsicherheit<br />
betreffend der jeweiligen Agentur herangezogen werden. Das AdWords Qualified<br />
Company und AdWords Qualified Individual-Zertifikat von Google sind veraltet<br />
und nicht mehr gültig.<br />
Das Certified Partner Zertifikat, zu deutsch Google AdWords Zertifizierter Partner,<br />
können sich Agenturen durch das Bestehen von zwei umfangreichen Prüfungen<br />
erwerben und muss jährlich erneuert werden. Hierbei kommt es in erster Linie auf<br />
Wissen und nicht auf finanzielle Mittel an.<br />
Das zweite anerkannte SEA-Zertifikat des BVDW muss sich den Vorwurf gefallen<br />
lassen, mehr Wert auf Größe und Kapital einer Agentur Wert zu legen, als auf<br />
Erfahrung und Know-how. Dort muss unter anderem jährlich ein vierstelliger Betrag<br />
gezahlt werden und mindestens zehn positive Bewertungen von Kunden vorweisen<br />
können, sowie im Handelsregister eingetragen sein.<br />
Abb. 2 AdWords Certified Partner Zertifikat von Google und das SEA-Zertifikat des BVDW
Diese Kriterien sind stark an der Größe einer Agentur festzumachen, aber nicht<br />
an der Qualität der Arbeit. Deswegen ist das Fehlen dieses Zertifikats kein<br />
Ausschlusskriterium.<br />
Arbeitsweise der SEA-Agentur<br />
Die Arbeitsweise einer SEA-Agentur kann man im AdWords-Bereich durch<br />
nachfragen herausfinden oder man sieht sich die AdWords-Anzeigen einiger<br />
Agentur-Referenzkunden an. Dabei kann man zum Beispiel darauf achten, ob<br />
mehrere Anzeigentexte auf einen Suchbegriff geschaltet werden (Stichwort: Split-<br />
Testing) oder mehrere Ziel-URLs für verschiedene Themen genutzt werden. Des<br />
Weiteren kann man prüfen, ob die Anzeigentexte individuell auf die jeweiligen<br />
Suchbegriffe abgestimmt sind.<br />
Zudem ist die Nutzung von Anzeigenerweiterungen wie zum Beispiel Ad Sitelinks,<br />
Produkterweiterungen ein Hinweis darauf, dass die Agentur ihr AdWords-Handwerk<br />
versteht und auf dem neuesten Know-how-Stand ist.<br />
Vergütungsmodelle<br />
Je nach Geschäftsmodell macht eine erfolgsbasierte Vergütung für beide Seiten Sinn.<br />
Sprechen Sie die Agentur offen auf Möglichkeiten hierbei an. Lehnt die Agentur<br />
diese Art der Vergütung ohne plausible Begründung ab, scheint sie nicht besonders<br />
überzeugt von der eigenen Leistungsfähigkeit zu sein.<br />
Zumindest sollte die Agentur so flexibel sein, individuelle Vergütungsmodelle<br />
zusammen mit dem Kunden zu besprechen.<br />
Der Vertrag<br />
Achten Sie beim Vertrag auf mögliche Klauseln, die eine Abhängigkeit erzeugen. So<br />
sollte das Konto, die Kampagnen und Keywords nach Erstellung durch die Agentur<br />
in Ihren Besitz übergehen, sonst kann es bei Beendigung der Zusammenarbeit zu<br />
einem bösen Erwachen kommen.<br />
Zudem ist zu klären was passiert, wenn zum Beispiel Ihnen eine Abmahnung wegen<br />
Verletzung des Markenrechts durch Ihre AdWords-Kampagnen ins Haus steht. Wer<br />
zahlt die Kosten?<br />
Im Vertrag sollten die Leistungen und/oder geschätzte Mannstunden inklusive<br />
Stundensatz aufgeführt sein.<br />
Olaf Kopp: Auswahl einer guten SEM-Agentur<br />
Abhängigkeiten vermeiden<br />
Im SEA/AdWords-Bereich ist es eine beliebte aber äußerst unseriöse Weise die<br />
Konten unter dem Namen der SEM-Agentur einzurichten. So gehört das AdWords-<br />
Konto nicht Ihnen und Sie haben nach Vertragsende keinen Zugriff mehr auf Ihr<br />
Konto. Ich empfehle deswegen das AdWords-Konto selbst anzulegen und der SEM-<br />
Agentur den Zugriff über ein sogenanntes MCC-Kundencenter zu ermöglichen. So<br />
haben Sie es selber in der Hand, wie lange die Agentur Zugriff auf Ihr Konto hat.<br />
Richtlinien von Google für Drittanbieter<br />
Seit Kurzem gibt es von Google offizielle Richtlinien [1] für AdWords-Agenturen.<br />
In erster Linie geht es Google hierbei um Transparenz gegenüber dem Kunden,<br />
sauberes Arbeiten und falsche Eigendarstellung durch die Agentur. So müssen<br />
Vertragsklauseln,<br />
die eine<br />
Abhängigkeit<br />
erzeugen<br />
457
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Ranking<br />
einiger Agentur-<br />
Referenzprojekte<br />
zu bestimmten<br />
Suchbegriffen<br />
458<br />
Agenturen zum Beispiel ihren Kunden mindestens einmal im Monat Reports über<br />
die Klickkosten, Klicks und Impressionen zur Verfügung stellen.<br />
Auswahlkriterien für eine gute SEO-Agentur<br />
Professionelle Suchmaschinen-Optimierung ist ein komplexes Thema. Deswegen<br />
ist tiefgehendes Know-how und Erfahrung hier die Voraussetzung. Es gibt einige<br />
spezielle Kriterien für die Auswahl einer guten SEO-Agentur für die AdWords-<br />
Betreuung, die es zu beachten gilt.<br />
SEO-Zertifikate<br />
Das einzige bisher anerkannte SEO-Zertifikat ist das des BVDW. Allerdings ist es<br />
wie beim SEA-Zertifikat des BVDW aus den genannten Gründen nur bedingt für die<br />
Bewertung einer SEO-Agentur zu nutzen und sollte nicht als Ausschlusskriterium<br />
herangezogen werden.<br />
Abb. 3 SEO-Zertifikat des BVDW<br />
Arbeitsweise der Agentur<br />
Ist man auf der Suche nach einer SEO-Agentur kann man über das Ranking<br />
einiger Agentur-Referenzprojekte zu bestimmten Suchbegriffen herausfinden, ob<br />
die Agentur ihre Arbeit versteht. Wird von der Agentur zum Beispiel das Projekt<br />
„www.schuhe-selber-machen.de” als Referenz für ein Top-Ranking für den<br />
Begriff „schuhe selber machen” genannt, sollte dies kritisch hinterfragt werden.<br />
Da sogenannte Keyword-Domains meistens einfacher zu ranken sind, ist dies<br />
meistens kein wirklicher Nachweis der SEO-Fähigkeiten einer Agentur. Gleiches<br />
gilt für Keywords mit lokalem Bezug wie zum Beispiel „schuhe hannover“. Es sei<br />
denn, der Wettbewerb ist besonders groß.<br />
Darüber wie groß der Wettbewerb ist, kann man sich schnell einen Überblick über die<br />
Anzahl der indexierten Seiten machen. Ist die Zahl nicht besonders hoch (
die Links eine gewisse Qualität haben. Sprich überwiegende Backlinks von zum<br />
Beispiel Blog-Kommentaren und offensichtliche Spam weisen auf keine besonders<br />
durchdachte Linkbuilding-Strategie hin. Diese können sogar dem Ansehen des<br />
Unternehmens schaden.<br />
Wenn Sie im SEO-Bereich eine Agentur mit Linkaufbau beauftragt haben, sollten<br />
Sie sich erkundigen, ob durch eventuelle Linkmieten eine dauernde Abhängigkeit<br />
erzeugt wird. Oder ob die Links auch nach der Zusammenarbeit bestehen bleiben.<br />
Vergütungsmodelle<br />
Suchmaschinen-Optimierung ist in erster Linie eine Investition in die eigene Homepage<br />
und sollte auch so gesehen werden. Im Gegensatz zur Suchmaschinenwerbung<br />
ist Suchmaschinen-Optimierung eine Investition in die Zukunft. Oft lassen sich<br />
besonders in der Anfangszeit keine maßgeblichen Umsatzsteigerungen feststellen,<br />
da Maßnahmen erst bis zu mehrere Monate später Früchte tragen können.<br />
Erfolgsbasierte Vergütungsmodelle sind bei SEO-Dienstleistungen deshalb nicht<br />
zu verlangen, da das Umfeld zu dynamisch und unvorhersehbar ist. Lässt sich eine<br />
Agentur trotzdem darauf ein, ist es gut für Sie als Kunden. Möglich sind auch<br />
Mischkalkulationen zum Beispiel im Rahmen von Linkaufbau-Dienstleistungen.<br />
Abhängigkeiten vermeiden<br />
Lange Vertragslaufzeiten sollten, wenn überhaupt, erst nach einer Testphase<br />
eingegangen werden. Testphasen sollten im SEO-Bereich nicht länger als sechs<br />
Monate und im SEA-Bereich nicht länger als drei Monate sein. In dieser Zeit kann<br />
man sich von der Qualität der Agenturarbeit überzeugen, ohne sich unnötig zu<br />
binden.<br />
Gerade bei der Beauftragung einer SEO-Agentur mit Linkaufbau gilt vertraglich<br />
zu regeln, dass die gesetzten Links bei Beendigung des Vertrages nicht automatisch<br />
gelöscht werden. Dies kann man nie garantieren, aber die Agentur sollte in dem<br />
Fall, dass Links gekauft oder gemietet werden, auf die Abhängigkeiten und Risiken<br />
einer Abstrafung hinweisen. Dadurch kann man die gewonnene Sichtbarkeit in den<br />
SERPs schnell wieder verspielen.<br />
Auch bei der Erstellung von SEO-Content in Form von Texten oder Grafiken sollte<br />
vorher geklärt sein, dass diese nach Bezahlung in den Besitz des Auftragsgebers<br />
übergehen.<br />
Die Entscheidung<br />
Vor der endgültigen Entscheidung sollten Sie sich nochmal folgende Fragen<br />
stellen:<br />
•<br />
• Nimmt er sich Zeit, Ihre Fragen zu beantworten?<br />
•<br />
Bietet der Anbieter zu Beginn der Zusammenarbeit eine gründliche und kostenlose<br />
Analyse Ihres AdWords-Kontos an?<br />
Haben Sie das Gefühl mit einem Verkäufer zu sprechen, oder mit einer Person,<br />
die ein echtes Interesse daran hat, Sie zu beraten?<br />
Olaf Kopp: Auswahl einer guten SEM-Agentur<br />
Suchmaschinen-<br />
Optimierung ist<br />
eine Investition<br />
in die Zukunft<br />
459
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Gerade bei<br />
AdWords und<br />
SEO kommt<br />
es auf die<br />
fachlichen<br />
Fähigkeiten an<br />
460<br />
• Was sagt Ihr „Bauch-Gefühl”?<br />
Aussagen bei denen Sie skeptisch werden sollten:<br />
• Wir bringen Sie bei Google auf Platz eins.<br />
• Wir garantieren Ihnen Platz eins bis drei bei Google.<br />
• Wir sorgen dafür, dass Ihre AdWords-Anzeigen immer oben stehen.<br />
• Wir sorgen mit den Meta-Tags dafür, dass Sie auf Top-Positionen ranken.<br />
•<br />
• Wir tragen Ihre Website in so und soviele Webverzeichnisse ein.<br />
• Wir kennen wen bei Google.<br />
•<br />
• Durch das Schalten von AdWords rankt Ihre Website besser.<br />
• Wir garantieren Ihnen so und so viele Besucher für Ihr Klickbudget.<br />
•<br />
Wir sorgen dafür, dass Sie unter Ihrem Firmennamen/Domainnamen auf Platz<br />
eins stehen.<br />
Wir arbeiten eng mit Google zusammen und sind daher immer auf dem neuesten<br />
Stand, was SEO und AdWords angeht.<br />
Wir sind eigentlich eine Webdesign-Agentur, aber bieten auch SEO, SEM und<br />
Online-Marketing an.<br />
• Sie bekommen durch unsere SEM-Methoden xxx mehr Traffic.<br />
Abschließend ist zu sagen, dass Enttäuschungen nicht immer mit der Qualität der<br />
Agentur zusammenhängen müssen und deswegen nicht hundert Prozent vermieden<br />
werden können. Aber zumindest sollte das Risiko, auf einen unseriösen Anbieter<br />
hereinzufallen, reduziert werden. Lassen Sie sich auch nicht von Äußerlichkeiten<br />
wie dem Auftreten von Vertriebsmitarbeitern, der Anzug- oder Automarke, mit der<br />
dieser vorfährt, oder dem Agenturgebäude blenden. Das alles sagt lediglich nur aus,<br />
dass die Agentur wohl nicht schlecht verdient. Über die Leistungen und Qualität der<br />
Arbeit sagt dies nichts aus. Gerade bei AdWords und SEO kommt es umso mehr auf<br />
die fachlichen Fähigkeiten an.<br />
Wenn Sie sich nicht sicher sind oder ein ungutes Gefühl haben, konsultieren Sie<br />
zusätzlich jemanden, der sich mit Suchmaschinen-Marketing auskennt und Ihnen<br />
bei der Auswahl zur Seite steht.<br />
Literatur<br />
[1] http://AdWords.google.com/support/aw/bin/answer.py?hl=de&answer=152979<br />
http://www.google.com/support/webmasters/bin/answer.py?answer=35291
Leistung zählt – Performance-<br />
6<br />
Marketing für die Finanzbranche<br />
Tim Riepenhausen<br />
Perfomance-Marketing und Finanzprodukte – eine fast natürliche Verbindung.<br />
Die Gründe liegen auf der Hand: Dienstleister in der Finanzbranche denken seit<br />
jeher vertriebsorientiert und sind mit dem Prinzip leistungsabhängiger Vergütung<br />
vertraut. Zunächst als Synonym zu Suchmaschinenwerbung verwendet, bezieht sich<br />
Performance-Marketing heute auf ein ganzes Bündel von Instrumenten. Ein guter<br />
Zeitpunkt für einen Über- und Ausblick. Welche Möglichkeiten existieren rund um<br />
Performance-basiertes Online-Marketing? Auf welche Entwicklungen und Trends<br />
sollten Marketingverantwortliche in Finanzunternehmen ein Auge werfen? Und<br />
welche crossmedialen Wechselwirkungen sind beim künftigen Instrumenten-Mix<br />
zu beachten?<br />
Unter Performance-Marketing sind alle Instrumente zu verstehen, die eine messbare<br />
Aktion des Users generieren und entsprechend dieser Wirkung honoriert werden.<br />
Zu den gängigen Abrechnungsmodellen zählen Pay-per-Click, Pay-per-Lead und<br />
Pay-per-Sale. (Die Bezeichnungen Cost-per-Click/-Lead/-Sale werden synonym<br />
verwendet.) Das Prinzip unterscheidet sich deutlich vom traditionellen Fokus auf<br />
die Reichweite eines Werbemediums, bei dem der Tausender-Kontakt-Preis (TKP)<br />
als Berechnungsgrundlage dient.<br />
Performance-Marketing kennt viele Spielarten. Suchmaschinenwerbung ist der<br />
zentrale, längst aber nicht mehr einzige Bestandteil. Google erzielt mit seinem<br />
Marktanteil von knapp neunzig Prozent im deutschsprachigen Raum eine enorme<br />
Reichweite, mit der kein anderes Pull-Medium konkurrieren kann [1]. Aber für<br />
unterschiedliche Ziele bieten sich unterschiedliche Instrumente an.<br />
Unter Performance-Marketing fallen neben Suchmaschinenwerbung auch<br />
Display-Kampagnen, Facebook Ads, Affiliate-Marketing und einige andere Tools.<br />
Entscheidend für die Zuordnung als Performance-Marketing-Instrument ist die<br />
Methode der Leistungsberechnung.<br />
Die Performance-basierte Abrechnung hat einen entscheidenden Vorteil. Mit ihr<br />
verschiebt sich das werbliche Risiko vom Werbetreibenden zum Werbeträger. Bei<br />
Reichweitenbuchungen erhält der Publisher das gleiche Geld, ob die Platzierung<br />
erfolgreich war oder nicht. Bei leistungsorientierter Vergütung verdient der<br />
Publisher nur bei messbarer Aufmerksamkeit des Users. Durch diese Beteiligung<br />
am Marketingrisiko sind Website-Betreiber tendenziell bemühter, leistungsfähige<br />
Werbeplatzierungen zu entwickeln und anzubieten.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Tim-Riepenhausen<br />
Finanzbranche<br />
ist traditionell<br />
mit dem Prinzip<br />
leistungsabhängiger<br />
Vergütung<br />
vertraut<br />
Messbare Aktion<br />
des Users<br />
generieren und<br />
honorieren<br />
Suchmaschinenwerbung,<br />
Display-<br />
Kampagnen,<br />
Facebook Ads<br />
und Affiliate-<br />
Marketing<br />
Werbliches<br />
Risiko liegt beim<br />
Werbeträger<br />
461
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Platz eins in<br />
AdWords kostet<br />
beim Suchwort<br />
„Tagesgeld“<br />
sechs Euro<br />
462<br />
Die Finanzbranche<br />
Von „den Banken“ zu sprechen, ist eine sehr ungenaue Verallgemeinerung.<br />
Gerade in den letzten Jahren wurden weltweit operierende Investmenthäuser mit<br />
lokalen Genossenschaftsbanken häufig in einem Atemzug genannt. Damit wurden<br />
Geschäftsmodelle in einen Topf geworfen, die zwar alle mit Geld zu tun, sonst aber<br />
nicht viel miteinander gemein haben.<br />
Da sind zunächst supranationale Fonds, staatliche Zentralbanken und Landesbanken.<br />
Es gibt klassische Universalbanken wie die Deutsche Bank oder die Sparkassen.<br />
Darüber hinaus existieren Spezialbanken wie Investmentbanken, Bausparkassen<br />
oder Hypothekenbanken, ebenso wie Banken mit Sonderaufgaben wie die KfW,<br />
privat, genossenschaftlich und öffentlich-rechtlich organisierte Banken, weltweit<br />
und regional operierende Banken, Filialbanken und Direktbanken sowie eine<br />
Vielzahl weiterer Institute mit ganz eigenen Profilen. Nahe verwandt mit der<br />
Branche sind Finanzdienstleister wie Versicherungen, Kreditkartenorganisationen,<br />
Vermögensverwaltungen und Broker.<br />
Zur differenzierten Bankenlandschaft gehören auch unterschiedlichste Finanzprodukte.<br />
Zu Bankleistungen im engeren Sinne zählen Giro-, Spar- und Tagesgeldkonten,<br />
Kreditkarten, Festzins-Anlagen, Handel und Deponierung von Wertpapieren<br />
sowie Darlehen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Finanzprodukte,<br />
insbesondere für ambitionierte und professionelle Anleger. Darunter sind strukturierte<br />
Produkte, Anlagefonds, Exchange Traded Funds (ETFs) und Hedge Funds, die von<br />
Emittenten wie ETF-Anbietern und Fondsgesellschaften auf den Markt gebracht<br />
und über Broker gehandelt werden können.<br />
Eine vollständige Übersicht ist an dieser Stelle weder darstellbar noch sinnvoll.<br />
Wichtig ist lediglich die Einsicht, dass diese unterschiedlichen Finanzprodukte für<br />
verschiedene Zielgruppen konzipiert sind und daher auch differenziert beworben<br />
werden müssen. Kurz gesagt: andere Banken, andere Ziele.<br />
Voll- und Direktbanken fokussieren in ihrer Werbung sehr häufig auf Tagesgeldkonten<br />
und Kredite. Um beim Keyword „Tagesgeld“ bei Google AdWords oben zu stehen,<br />
sind derzeit Gebote von mehr als sechs Euro für den Cost-per-Click (CPC) notwendig.<br />
Der starke Wettbewerb treibt den Preis in die Höhe.<br />
Broker zielen bei Kampagnen meist auf Anmeldungen für Konten. Sie brauchen<br />
Leads, bevorzugen also Pay-per-Lead-Deals mit den Werbeträgern.<br />
Emittenten hingegen sind nicht direkt transaktionsorientiert, zumindest nicht im<br />
Hinblick auf ihre eigenen Websites, da ihre Wertpapiere in der Regel über Broker<br />
gehandelt werden. Sie sind eher darauf bedacht, Informationen zu verbreiten und<br />
die Kaufneigung potentieller Investoren positiv zu beeinflussen. Aber es müssen ja<br />
nicht immer Abschlüsse sein. Beispielsweise sind auch Newsletter-Anmeldungen<br />
oder PDF-Downloads Währungen, in denen nach Performance-Manier abgerechnet<br />
werden kann.
Performance-basierte Display-Kampagnen<br />
Dass Display-Kampagnen immer häufiger auf Basis von Klicks an Stelle von<br />
Reichweite gebucht werden, ist nicht neu. Neu und vielversprechend hingegen<br />
ist der Trend zur Verbindung von Performance-Abrechnung und dynamisch<br />
gestalteten Bannern. Dynamische Werbemittel sind für Banken ausgezeichnete<br />
Vertriebsinstrumente. Dabei zeigen Displays zum Beispiel Anlageoptionen an,<br />
die anhand bestimmter Parameter variabel ausgetauscht werden. Dabei werden<br />
im Display-Banner zum Beispiel Informationen zu Anlageoptionen angezeigt, die<br />
anhand einer Datenbankschnittstelle automatisch eingespeist werden. Mittels einer<br />
hinterlegten Auswahlsystematik wird das Banner so variabel an den Content der<br />
Website angepasst auf der es erscheint. Anleger werden so auf aktuelle, interessante<br />
Tradingoptionen aufmerksam gemacht.<br />
Diese kommunikative Flexibilität macht insbesondere für Finanzprodukte Sinn, da<br />
Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden, permanent ihren Kurs verändern.<br />
Was gerade noch eine lohnende Investition zu sein schien, kann wenig später kaum<br />
noch interessant sein. Der folgerichtige nächste Schritt ist die Kombination von<br />
Real-time-Kursen mit zum aktuellen Stand passenden Anlageprodukten. Denkbar<br />
ist auch, dass dem User Selektionskriterien in Bezug auf die angezeigten Produkte<br />
angeboten werden, beispielsweise Rendite, Hebel oder Laufzeit. Er wählt aus und<br />
erhält auf Basis des aktuellen Kurses aus einer Datenbank heraus entsprechende<br />
Produkte angezeigt. Es ist damit zu rechnen, dass demnächst solche intelligent<br />
vernetzten Banner zu sehen sein werden.<br />
Klick-Deals machen sich in diesem Zusammenhang gleich zweifach bezahlt.<br />
Erstens sorgt das Prinzip Zahlung nach Leistung für maximale Effizienz und<br />
zweitens lässt sich der Return-on-Investment (ROI) der Kampagne nach einzelnen<br />
Anlageprodukten genau aufschlüsseln. So konzipierte Kampagnen erzielen eine<br />
ausgezeichnete Kosten-Nutzen-Relation und lassen sich hervorragend steuern und<br />
optimieren.<br />
Das „was” ist wichtig, das „wo” aber auch<br />
Tim Riepenhausen: Leistung zählt – Performance-Marketing für die Finanzbranche<br />
Präzision und Reichweite sind zwei Ziele der Mediaplanung, die beide ihre<br />
Berechtigung haben, aber selten in einem Aufwasch zu erreichen sind. Welche<br />
Rolle spielen Performance-Instrumente in diesem Zusammenhang?<br />
Qualitätsumfelder zu Finanzthemen sind teure Platzierungen. Die Informationsgemeinschaft<br />
zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) weist seit<br />
Jahren steigende Reichweiten aus [2]. Dieser Aufschwung an Reichweite hat aber<br />
keinen signifikanten Preisverfall mit sich gebracht. Führende Branchenmedien wie<br />
Onvista und Finanztreff verschenken den Zugang zu ihrer Qualitäts-Leserschaft<br />
nicht. Für das Ziel Branding sind aber Platzierungen in diesen Umfeldern sehr<br />
wichtig. Auch crossmediale Kampagnen über Online- wie Offlinekanäle hinweg<br />
machen an dieser Stelle Sinn.<br />
Um die gewonnene Aufmerksamkeit auf effiziente Weise in Kontakte und Sales zu<br />
überführen, eignen sich Performance-Marketing-Tools. Google-Anfragen häufen<br />
Banner mit<br />
Realtime-Kursen<br />
Seit Jahren<br />
steigende<br />
Reichweiten ohne<br />
Preisverfall<br />
463
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
464<br />
Mehr Google-<br />
Anfragen bei<br />
gleichzeitigen<br />
Display-<br />
Kampagnen<br />
Gebote auf<br />
Marken als<br />
Suchwörter<br />
Preisspirale durch<br />
Bieterwettstreit<br />
sich nachweislich, wenn parallel Display-Kampagnen gefahren werden. Auch<br />
günstig eingekaufte, Perfomance-basierte Reichweitenbuchungen in Rotationen<br />
oder Netzwerken helfen dabei. Die Streuverluste solcher breit angelegten Display-<br />
oder Textanzeigen-Kampagnen sind zwar hoch, kosten aber auch nichts.<br />
Fazit: Ist eine Marke unbekannt, sucht auch niemand nach ihr. Die Klickraten bei<br />
Google Ads steigen mit dem Bekanntheitsgrad der Marke des Werbetreibenden.<br />
Performance-Marketing mit einer starken Marke hat einen weitaus höheren Effekt<br />
als mit einer schwachen.<br />
Brand Bidding – ein heißes Eisen?<br />
Die Versuchung, starke Marken von Wettbewerbern vor den eigenen Karren zu<br />
spannen, ist groß. Im Suchmaschinen-Marketing nennt man diese Praxis Brand<br />
Bidding: Gebote auf Marken als Suchwörter. Marktführer Google hat im September<br />
2010 seine Markenschutzrichtlinie geändert, so dass Werbetreibende sowohl auf<br />
eigene als auch auf fremde Marken als Keywords bieten können [3]. Mit zwei<br />
Einschränkungen: Erstens müssen User erkennen können, wer der wahre Absender<br />
einer Anzeige ist. Und zweitens kann ein Unternehmen die Verwendung der eigenen<br />
Marke im Text von Fremdanzeigen untersagen. Das Keyword als Auslöser einer<br />
Anzeige ist hingegen nicht geschützt.<br />
In der Tourismus-Branche hat die Liberalisierung der Markenschutzrichtlinie dazu<br />
geführt, dass die Branchenriesen in Bietwettstreitereien um die eigene Marke als<br />
Keyword verwickelt wurden. In Folge stiegen die Gebote teils dramatisch. Die<br />
Aussicht, vom Bekanntheitsgrad und dem Renommee der Marktführer zu profitieren,<br />
befeuerte eine Preisspirale nach oben.<br />
Interessanterweise geschah in der Finanzbranche genau das nicht. Adisfaction hat<br />
die CPC-Entwicklung bei fünf Zertifikate-Emittenten zwischen August 2010 und<br />
März 2011 untersucht. Das Ergebnis war, dass es keine signifikanten Veränderungen<br />
gab, die auf den Fall der Markenschutzrichtlinie zurückzuführen sind.<br />
Unternehmen, die auf fremde Marken bieten, sind grundsätzlich in einer schwachen<br />
Position. Sie zahlen viel für die Spitzenposition ihrer Google-Anzeige, verlieren<br />
den Kampf um die Aufmerksamkeit aber trotzdem gegen das gesuchte Original.<br />
Die Zahl der Klicks ist niedrig, der Anteil irrtümlicher Klicks dazu noch hoch. Der<br />
Qualitätsfaktor der Anzeige sinkt, die Gebote müssen erhöht werden, um überhaupt<br />
noch oben mitzuspielen.<br />
Die Effizienz und damit der ökonomische Sinn des Brand Biddings darf bezweifelt<br />
werden. Möglicherweise gibt es Marktkonstellationen, in denen durch Buchung<br />
fremder Markennamen etwas zu gewinnen ist. Aber ein sicherer Erfolgsbringer ist<br />
diese Maßnahme sicher nicht.<br />
Bessere Performance durch Targeting<br />
Als Targeting wird ein ganzer Strauß von Methoden bezeichnet, Werbung zielgruppengenau<br />
zu platzieren, um Streuverluste zu vermeiden und das Budget effizient
einzusetzen. Suchmaschinenwerbung ist eine Form des Targetings mit Keywords<br />
als Selektionskriterium. User suchen anhand eines Schlagworts nach Inhalten und<br />
lösen damit zugeordnete Anzeigen aus. Auch die Region, das Surfverhalten und<br />
individuelle Profildaten sind Kriterien, mit deren Hilfe Zielgruppen segmentiert und<br />
Werbung ausgesteuert werden kann.<br />
Retargeting ist eine attraktive technische Lösung, um die Zielgenauigkeit von<br />
Kampagnen zu erhöhen. Dabei werden Besucher einer Website, die durch ihren<br />
Besuch ihr Interesse an bestimmten Inhalten oder Angeboten signalisieren, via<br />
Cookie markiert. So lassen sie sich auch jenseits der Seite selbst erkennen und<br />
werblich ansprechen. Retargeting-Lösungen sind auch direkt leistungsorientiert<br />
buchbar, beispielsweise über Google oder spezielle Performance-Netzwerke.<br />
Der Einsatz solch ausgefeilter Lösungen lohnt sich allerdings erst ab einer kritischen<br />
Masse einer Zielgruppe. Ein kostenloses Girokonto brauchen Millionen, aber nur<br />
wenige interessieren sich für Anlagezertifikate.<br />
Gerade bei diesen spitzen Zielgruppen sind die traditionellen Tugenden des<br />
Mediaplaners gefragt. Es gilt, geeignete Umfelder zu qualifizieren und Werbeformate<br />
kreativ und intelligent zu integrieren. Was heute kontextuelles Targeting genannt<br />
wird, beruht im Kern auf einer alten Einsicht der Mediaplanung: Je kleiner die<br />
Zielgruppe, desto wichtiger das Werbeumfeld.<br />
Kontextuelles Targeting ist so einfach wie wirksam. Ruft ein Besucher einer<br />
Finanzwebsite den Aktienkurs eines Autoherstellers auf, machen Displays<br />
mit Anlageprodukten zu diesem Hersteller genau dort Sinn. Die Neigung des<br />
Users, sich an diesem Ort und zu dieser Zeit mit Anlageprodukten zu diesem<br />
Unternehmen auseinanderzusetzen, wird nie größer sein. Aber auch genau diesen<br />
User via Retargeting auf einer Website mit den Bundesligaergebnissen abzufangen,<br />
kann durchaus zum Erfolg führen. Künftig werden vermehrt Kampagnen laufen,<br />
die verschiedene Targeting-Methoden miteinander kombinieren und so enorme<br />
Effizienzgewinne versprechen.<br />
Performance-Marketing hat auch Grenzen<br />
Tim Riepenhausen: Leistung zählt – Performance-Marketing für die Finanzbranche<br />
Apropos Effizienzgewinne: die intermediären und intramediären Wechselwirkungen<br />
zwischen werblichen Kommunikaten sind ein nicht zu vernachlässigender Faktor<br />
– wie oben bereits angedeutet. Der Ansatz, ausschließlich auf vertriebsorientierte<br />
Performance-Marketing-Instrumente zu setzen und auf die vielfältigen Möglichkeiten<br />
der Markenführung zu verzichten, geht in der Regel nicht auf. Erst wenn die Marke<br />
Präsenz gezeigt hat, erzielen Performance-Instrumente eine relevante Menge an<br />
Reaktionen.<br />
Ein Beispiel: Die Schweizer Bank Vontobel ist ein langjähriger adisfaction-Kunde.<br />
Zur Unterstützung des Onlinevertriebs einiger Finanzprodukte wurden entsprechende<br />
Suchmaschinen-Kampagnen eingerichtet. Über die Jahre hat sich ausnahmslos<br />
gezeigt, dass parallel durchgeführte Display-Kampagnen einen signifikant positiven<br />
Einfluss auf die Zahl der Suchanfragen hatten. So hat eine Kampagne für einen<br />
neuen Rohstoffindex mit großformatigen und kreativen Display-Formaten dazu<br />
Je kleiner die<br />
Zielgruppe, desto<br />
wichtiger das<br />
Werbeumfeld<br />
Auf Markenführung<br />
zu<br />
verzichten, geht<br />
in der Regel nicht<br />
auf<br />
465
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Automatisch den<br />
aktuellen Preis<br />
466<br />
geführt, dass die Google-Anfragen innerhalb eines Monats um mehr als einhundert<br />
Prozent zulegten.<br />
Crossmedia ist Trumpf. Intelligente Verbindungen von Google-Anzeigen mit<br />
Kooperationen, Online-PR, Print-Werbung oder anderen Platzierungen führen zu<br />
Synergieeffekten und steigern so den Vertriebserfolg. Die Erklärung liegt angesichts<br />
des Kampfs um das rare Gut Aufmerksamkeit mitten in der digitalen Informationsflut<br />
auf der Hand. Harte Fakten wie Preis und Leistung sind zwar wichtig, finden aber<br />
ohne kreative Inszenierung nur schwer einen emotionalen Zugang zum Relevant Set,<br />
aus dem der potentielle Kunde auswählt. Das gilt auch für Finanzprodukte, gerade<br />
und insbesondere seit der Finanz- und Wirtschaftskrise, die viel Anlegervertrauen<br />
gekostet hat. Bei Profi-Tradern mögen Aspekte wie Verständlichkeit, Glaubwürdigkeit<br />
und Vertrauen aufgrund ihrer Routine eine untergeordnete Rolle spielen, bei privaten<br />
Kleinanlegern hingegen sicher eine große. Diese „weichen“ Faktoren liegen<br />
außerhalb des Einflussbereichs von Performance-Marketing-Instrumenten.<br />
Trend-Thema Live Ads<br />
Dynamische Suchmaschinenanzeigen gibt es seit Ende 2009. Mit Hilfe des Google<br />
Ad-Parameter-Services lassen sich Parameter (oder Platzhalter) für numerische<br />
Informationen in Anzeigen einbauen und automatisch mit bestimmten Keywords<br />
verbinden.<br />
Wieder bietet sich der Vergleich zur Touristik an. Wer nach einem Last-Minute-<br />
Flug nach Barcelona sucht, erhält via Live Ad nicht nur einen Link zu den<br />
Fluginformationen, sondern aus der verknüpften Datenbank heraus außerdem den<br />
aktuellen Preis. Wann immer sich der Preis in der Datenbank ändert, aktualisiert sich<br />
auch die Anzeige. Die Notwendigkeit, eine neue Anzeige zu texten und einzustellen,<br />
entfällt. Damit bleibt auch der gewonnene Qualitätsfaktor der Anzeige erhalten. Und<br />
ist alles ausgebucht, verschwindet die Anzeige automatisch.<br />
Auch bei Finanzprodukten sind aktuelle Daten oft kaufentscheidend und lassen<br />
sich clever in laufende Kampagnen einbauen. Kurswerte sind eine nahe liegende<br />
Größe. Was wäre mit einer bestimmten DAX-Marke, dem Verhältnis zwischen<br />
Kurs und Kursziel oder einem verfügbaren Restkontingent als Auslöser für<br />
Aktualisierungen entsprechender Wertpapier-Anzeigen? Auch die Performance<br />
der hundert erfolgreichsten Fonds könnte so ein flexibles Kriterium sein. Sucht<br />
ein User nach Fonds mit hoher Rendite, werden ihm nur die aktuell besten in<br />
Aussicht gestellt und mit Prozentangaben schmackhaft gemacht. Denkbar sind<br />
auch dynamische Promotionaktionen: 99 Euro Startguthaben für die ersten 999<br />
neuen Girokontokunden – mit Countdown.<br />
Die Konzeption solcher Live Ads bedingt den Aufbau und die Pflege der Datenbanken<br />
und deren Verknüpfung mit den Google-Anzeigen. Vor der Komplexität dieser<br />
Herausforderung scheuen sich noch viele Werbetreibende. Speziell bei Emittenten<br />
kommen rechtliche Hürden hinzu. Aber der zu erwartende Effizienzgewinn durch<br />
bessere Konversionsraten wird in absehbarer Zeit zu mehr Live Ad-Kampagnen<br />
führen.
Mobile Banking & Trading<br />
Die Zukunft des Webs ist mobil. Die Verkaufszahlen der Smartphones und Tablet-<br />
PCs haben die der stationären Rechner schon hinter sich gelassen. Apps sind das<br />
Buzz-Thema.<br />
Auch die Finanzbranche ist an dieser Stelle gefragt. Apps zur Kontostandabfrage sind<br />
bereits sehr beliebt. Auch klassische Leistungen wie Überweisungen werden von den<br />
Usern gewünscht und genutzt, allerdings aufgrund tief sitzender Sicherheitsbedenken<br />
noch recht verhalten. Aber das Potenzial ist vorhanden. 44 Prozent aller erwachsenen<br />
Deutschen betreiben bereits Online-Banking [4]. Ein Drittel der Bankkunden,<br />
mutmaßlich nahezu Teil identisch mit den Online-Banking-Nutzern, hat außerdem<br />
Interesse an Mobile-Banking-Services [5]. Sobald Sicherheitsbedenken und<br />
komplizierte Handhabung überwunden werden, steht dem Boom mobiler Banking-<br />
Dienste nichts mehr im Wege.<br />
Mobile Trading-Apps für Händler sind in puncto Akzeptanz und Nutzung bereits<br />
einen Schritt weiter. Der Online-Broker Flatex meldete bereits im letzten September,<br />
dass seine Börsen-App bereits 110.000 Mal installiert worden sei [6]. Angesichts<br />
des überschaubaren Markts der professionellen und ambitionierten Trader deutet<br />
diese Zahl nur eines Anbieters auf eine weit fortgeschrittene Marktdurchdringung<br />
hin. Ganz klar: Börsenhandel wird von steigenden und fallenden Kursen bestimmt<br />
und verlangt oftmals schnelle Transaktionen. Mobile Trading ermöglicht die<br />
Teilnahme am Marktgeschehen und räumliche Flexibilität gleichermaßen. Was läge<br />
näher, als Anlegern neue Informationen und Produkte direkt auf ihrem Arbeitsgerät<br />
anzubieten?<br />
Google eignet sich sehr gut zur mobilen Bewerbung von Banking- und Trading-<br />
Produkten. Mobile Kampagnen lassen sich anhand zahlreicher Kriterien genau auf<br />
die Zielgruppe aussteuern: Keyword, Kontext, Gerät und Zeit. Ein Beispiel: Der<br />
iPhone-Besitzer mit Interesse an südamerikanischen Unternehmensanleihen erhält<br />
kurz nach Handelsbeginn entsprechende Anlageprodukte sowie direkt dazu eine<br />
Handels-App angezeigt, mit der er sofort ordern kann. Solche Kampagnen sind<br />
schnell und ohne große Kreationskosten realisierbar.<br />
Abgesehen von Google Ads sind Performance-Abrechnungen im Mobile-Bereich<br />
noch nicht allzu verbreitet. Aber – beispielsweise – Cost-per-App-Download-Deals<br />
sind ohne Weiteres realisierbar.<br />
Kurz: Smartphones und Tablet-PCs haben dem Mobile-Markt zum jahrelang<br />
prophezeiten Durchbruch verholfen. Die Zielgruppe nutzt mobile Endgeräte (oder<br />
wird dies bald tun) und ist an neuen Applikationen interessiert. Banken und Finanzdienstleiter<br />
sollten daher Investitionen in mobile Services und Werbemaßnahmen<br />
nicht auf die lange Bank schieben. Jetzt wird der Markt gemacht und erobert.<br />
Umsatz-Turbo Affiliate-Marketing?<br />
Tim Riepenhausen: Leistung zählt – Performance-Marketing für die Finanzbranche<br />
Der Vollständigkeit halber ein paar Sätze zu Affiliate-Marketing. Die Idee, bei<br />
Website-Publishern statt Views oder Klicks direkt Leads oder Sales zu buchen, ist<br />
sehr verlockend. Provisionen motivieren die Vertriebspartner dazu, sich mit viel Elan<br />
Mobile Trading<br />
ermöglicht<br />
Teilnahme am<br />
Marktgeschehen<br />
und räumliche<br />
Flexibilität<br />
gleichermaßen<br />
467
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Risikoverschiebung<br />
vom Werbetreibenden<br />
zum<br />
Publisher stark<br />
ausgeprägt<br />
468<br />
Wirksame<br />
Eyecatcher<br />
einsetzen<br />
Schwaches<br />
Targeting spricht<br />
gegen Facebook<br />
für die Akquisition von Interessenten oder sogar Käufern einzusetzen. Bei keinem<br />
anderen Performance-Instrument ist die Risikoverschiebung vom Werbetreibenden<br />
zum Publisher stärker ausgeprägt.<br />
Es gibt eine ganze Reihe von Branchen, in denen Affiliate-Marketing eine bedeutende<br />
und erfolgreiche Rolle spielt; Gaming, Telekommunikation und Reisen zum Beispiel.<br />
Alle diese Produkte sind nicht allzu erklärungsbedürftig. Gleiches gilt auch für Giro-<br />
oder Tagesgeldkonten und andere Dienste, die so gut wie jede Bank anbietet.<br />
Schwieriger wird es bei komplexeren Finanzprodukten. Man denke nur an innovative<br />
Zertifikate oder Derivate. Diese Wertpapiere haben häufig eine ganz eigene Struktur,<br />
sind mit bestimmten steuerrechtlichen Konsequenzen verbunden und weisen ein nicht<br />
ganz offensichtliches Risikoprofil auf. Solche Produkte kaufen Profis oder Anleger<br />
nach intensiver Recherche oder Beratung. Für solche Nischen- oder Businessto-Business-Produkte<br />
können Affilate-Anbieter in der Regel keine ausreichende<br />
Reichweite zur Verfügung stellen. Ein Affiliate-Programm zu entwickeln und zu<br />
realisieren, lohnt sich aber erst ab einer bestimmten Zielgruppengröße.<br />
Es rentiert sich sonst weder für den Anbieter noch für die Affiliates. Wenn man<br />
aber doch den Versuch unternimmt, sollte man auf wirksame Eyecatcher setzen.<br />
Eine Staatsanleihe mit vier Prozent Rendite lockt kaum. Ein Schiffsfonds mit zwölf<br />
hingegen schon.<br />
CPC-Deals bei Affiliate-Netzwerken funktionieren umso besser, desto geringer<br />
die Komplexität und desto höher die in Aussicht gestellten Renditen des Produkts<br />
sind.<br />
Was ist mit Facebook?<br />
Facebook-Werbung funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Suchmaschinenwerbung.<br />
Werbetreibende buchen auf CPC-Basis Kampagnen und selektieren die<br />
Zielgruppe anhand demografischer, psychografischer und regionaler Kriterien. Dabei<br />
steht und fällt der Präzisionsgrad jeder Kampagne mit der Qualität der persönlichen<br />
Daten der Facebook-Nutzer. Und genau hier liegt ein Problem.<br />
Wenn ein User einen Kredit sucht, wird er danach (vermeintlich anonym) googeln.<br />
Er wird sein Interesse nicht seinem Facebook-Profil hinzufügen. Gleiches gilt für<br />
andere Finanzprodukte und -dienstleistungen wie Bausparverträge, Tagesgeldkonten<br />
und Zertifikate. Das Keyword-Tool von Facebook zeigt keine nennenswerte Menge<br />
interessierter Personen an. Ein entscheidender Vorzug der Facebook Ads im<br />
Vergleich zu anderen Formaten entfällt also weitestgehend, zumindest im Hinblick<br />
auf Finanzprodukte. Eine Selektion nach demografischen oder regionalen Kriterien<br />
sowie die übliche Post-Klick-Optimierung bleiben aber unbenommen.<br />
Apropos Demografie: Facebook ist für Banken eine sehr gut geeignete Kommunikationsplattform,<br />
qualifizierte Nachwuchskräfte zu finden und anzuwerben. Für<br />
das Absolventen-Programm der Schweizer Bank Vontobel hat adisfaction Facebook<br />
Ads geschaltet, die auf eine Landing-Page zum Thema verwiesen. Dabei wurden<br />
Studierende der Studiengänge Finance/Business Administration zwischen 25 und 30<br />
Jahren bei den besten Universitäten Deutschlands, der Schweiz und Großbritanniens
selektiert. Dies war anhand der persönlichen Angaben der Zielgruppe ohne Weiteres<br />
möglich. Die Klickraten lagen weit über dem Facebook-Durchschnitt und der Kunde<br />
freute sich über zahlreiche Bewerbung hervorragender Absolventen.<br />
Regionalisierung im Perfomance-Marketing<br />
Gerade Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie andere lokal operierende<br />
Institute sind angesichts ihres ökonomischen Gewichts im Online-Marketing-Bereich<br />
immer noch unterrepräsentiert. Regional ausgesteuerte Suchmaschinen- und<br />
Display-Kampagnen dieser Institute sind nach wie vor selten zu sehen.<br />
Eine recht neue Möglichkeit für einzelne Filialen, sich gegenüber ihrer örtlichen<br />
Kundschaft zu profilieren, sind Facebook-Pages mit Places-Funktion. User erhalten<br />
so die Möglichkeit, sich gegenüber ihren Kontakten als Fan/Freund der Filiale zu<br />
bekennen. Darüber hinaus verfügt die Filialleitung über einen Kanal, um lokale<br />
Produkte oder Events anzukündigen und besondere Mehrwerte wie eine digitale<br />
Terminvereinbarung anzubieten.<br />
Aber auch Banken mit größerem Geschäftsradius können Werbung auf regionale<br />
Zielgruppen fokussieren. Beispielsweise wurde für HSBC Trinkaus Teilnehmer an<br />
Trading-Seminaren in mehreren deutschen Großstädten gesucht. Die Suchmaschinen-<br />
Kampagne war auf genau diese strategischen Zielregionen ausgerichtet. Die Anzeigen<br />
sahen ausschließlich User, die entweder aus diesen Städten beziehungsweise in<br />
einem Umkreis von fünfzig Kilometern auf das Web zugriffen (IP-Targeting) oder<br />
den betreffenden Ort in ihrer Suchanfrage explizit eingaben (Keyword-Targeting).<br />
So erhielten Bonner Interessenten Anzeigen, die zum Seminar nach Köln einluden,<br />
Dortmunder hingegen einen Hinweis auf die Veranstaltung in Essen. Dank der<br />
räumlichen und inhaltlichen Relevanz erzielten die Kampagnen sehr hohe Klickraten<br />
und einen hervorragenden Effizienzgrad.<br />
Fazit<br />
Tim Riepenhausen: Leistung zählt – Performance-Marketing für die Finanzbranche<br />
Performance-Marketing ist ein unverzichtbarer Bestandteile im Marketing-Mix<br />
jeder Bank und jedes Finanzdienstleisters. Die Zukunft des Vertriebs liegt im Netz,<br />
gerade und insbesondere für die Finanzbranche. Persönliche Beratung und Verkauf<br />
in den Filialen oder am Telefon werden nicht verschwinden, sind aber im Gegensatz<br />
zum Web mit Sicherheit keine Kanäle mit Wachstumspotenzial.<br />
Aber die Bedeutung des Bankberaters ist nach wie vor gefragt, sie muss nur clever<br />
in die digitalen Kanäle transferiert werden. Auch der User im Web sucht nach<br />
individuell relevanten Informationen und Angeboten. Er möchte dafür nur immer<br />
seltener einen Termin vereinbaren müssen. Die Frage lautet also: Wie kann eine<br />
Bank ihren Kunden bestmögliche Beratung und Orientierung auch online (und<br />
mobil) anbieten?<br />
Wir empfehlen unseren Kunden crossmediale Strategien, die Image- und Produktwerbung<br />
miteinander verzahnen. Wir empfehlen dynamische Werbemittel, die<br />
thematisch, zeitlich und räumlich steuerbar sind und so größere individuelle<br />
Trading-Seminare<br />
mit regional<br />
ausgerichteten<br />
AdWord-<br />
Anzeigen<br />
beworben<br />
469
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
470<br />
Relevanz erzielen. Und wir empfehlen die zahlreichen Möglichkeiten, Zielgruppen<br />
zu segmentieren und ihnen online wie mobil echte Mehrwerte anzubieten.<br />
Wenn Banken diese Prinzipien berücksichtigen, winken ihnen große Wachstumschancen<br />
in den digitalen Kanälen. Und je konsequenter sie dabei leistungsorientiert<br />
zahlen, desto eher zahlen sich die Investitionen aus.<br />
Literatur<br />
[1] Webhits<br />
[2] Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V.<br />
http://www.ivw.de/index.php?menuid=46<br />
[3] Google aktualisiert Markenrichtlinie in Europa.<br />
http://www.google.de/intl/de/press/pressrel/20100804_AdWords.html (04.08.2010)<br />
[4] Online Banking. Ergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Auftrag des<br />
Bankenverbandes.<br />
https://www.bankenverband.de/downloads/042011/umfrage-des-bankenverbandes-zurnutzung-von-online-banking<br />
(April 2011)<br />
[5] YouGovPsychonomics Studie “Kundenmonitor Banken”.<br />
http://www.psychonomics.de/filemanager/download/1953 (September 2010)<br />
[6] Börse-App jetzt auch für Android.<br />
http://www.flatex.de/flatex-blog/detail/browse/5/news/boerse-app-jetzt-auch-fuerandroid.html?tx_ttnews[backPid]=919&cHash=a7326ca0fb<br />
(02.09.2010)<br />
ADZINE: Mediaplanung für Finanzumfelder:<br />
http://www.adzine.de/de/site/artikel/1466/media-planung-einkauf/2010/06/mediaplanungfuer-finanzumfelder,<br />
25.06.2010.<br />
Bank und Markt: Online-Marketing besser regionalisieren:<br />
http://www.competence-site.de/downloads/7a/53/i_file_324952/1011_bank_und_markt_<br />
online_marketing_besser_regionalisieren.pdf, November 2011.<br />
Competence Site: Regionalisierte Online-Kommunikation für die Finanzbranche:<br />
E-Interview mit Stefan Swertz, Vorstandsvorsitzender der adisfaction AG:<br />
http://www.competence-site.de/downloads/c0/38/i_file_48320/E-Interview-<br />
Regionalisierte%20Online-Kommunikation%20f%C3%BCr%20die%20Finanzbranche.<br />
pdf, Februar 2010.<br />
Internet World Business: Web-Werbung mit mehr Relevanz:<br />
http://www.internetworld.de/Heftarchiv/2011/Ausgabe-07-2011/Web-Werbung-mit-mehr-<br />
Relevanz, 04.04.2011.
Neue Publisher-Modelle<br />
6<br />
im Affiliate-Marketing<br />
Markus Kellermann<br />
In diesem Beitrag werden Ihnen die neuesten Publisher-Modelle im Affiliate-<br />
Marketing vorgestellt. Gutscheine und Coupons gehören dabei zu dem am<br />
schnellsten wachsenden Segment, gefolgt von Postview und Retargeting. Real-<br />
time-Bidding und Social Media sind die neuesten Trends im Marketing-Mix des<br />
Affiliate-Marketing.<br />
Gutscheine und Coupons<br />
Gutscheine erleben derzeit einen großen Boom im Affiliate-Marketing. Gutscheinportale<br />
und Couponing-Websites sind zu einem der beliebtesten Publisher-Modelle<br />
geworden. In einer Studie aus dem Jahr 2009 von MediaAnalyzer gaben achtzig<br />
Prozent der Befragten an, dass Gutscheine ihre Kaufentscheidung beeinflussen. 87<br />
Prozent der User gaben sogar an, dass sie bereits mindestens einmal einen Gutschein<br />
beim Kauf eingelöst haben, um somit Geld zu sparen.<br />
Bevor jedoch eine Gutschein-Strategie in den Affiliate-Marketing-Mix integriert<br />
wird, sollte zunächst das Ziel der Strategie definiert werden. Denn Gutscheine können<br />
sowohl als Verkaufsförderungsinstrument, zur Erhöhung der Bestellhäufigkeit, zur<br />
Kundenbindung, zur Umsatzsteigerung aber auch zur Gewinnung von Neukunden<br />
eingesetzt werden. Außerdem sollten Advertiser Gutscheine möglichst effizient und<br />
zielgerichtet gestalten und am Kunden-Lebenszyklus ausrichten.<br />
Laut einer Untersuchung des Gutscheinportals gutscheinpony.de lag die Zahl der<br />
täglichen Neuanmeldungen im Jahr 2010 bei zwanzig Gutscheinportalen täglich.<br />
Gutscheinportale dienen vereinfacht beschrieben als Plattform, auf der Gutscheine<br />
und Rabattaktionen von Onlineshops beworben werden. Die Besucher der<br />
Gutscheinportale erhalten dabei Informationen über aktuelle Aktionen und können<br />
gezielt nach einem Gutscheincode suchen. Anschließend können die Codes im<br />
entsprechenden Feld des Bestellformulars des Shops eintragen werden.<br />
Die Gutscheine werden dabei als Werbemittel des Advertisers eingesetzt. Klickt ein<br />
User auf einen der Gutscheine und tätigt eine Transaktion, erhält der Gutschein-<br />
Publisher eine Provision. Der Reiz, Gutscheine zu bewerben, liegt folglich vor allem<br />
an der hohen Konversionrate, die sich durch die Rabattaktionen ergibt.<br />
Die kommenden Trends beim Umgang mit Gutscheinen liegen darin, Gutscheinportalen<br />
Exklusivgutscheine zur Verfügung zu stellen. Damit wird versucht, die<br />
Verbreitung der Gutscheine stärker zu kontrollieren. Hierzu werden auch vermehrt<br />
CSV-Listen zum Einsatz kommen, in denen die Gutscheincodes hinterlegt sind.<br />
Auch beim Umgang mit Gutscheinen zeichnen sich Änderungen ab. So werden<br />
zukünftig mehr Gutscheine mit Spielmechanismen verknüpft. Diese steigern die<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Markus-Kellermann<br />
Gutscheine<br />
erleben derzeit<br />
großen Boom<br />
Am Kunden-<br />
Lebenszyklus<br />
ausrichten<br />
471
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
472<br />
Angst vor<br />
Mitnahmeeffekten<br />
Schon allein der<br />
Sichtkontakt wird<br />
gezählt<br />
Cookie-Weiche<br />
unterscheidet<br />
Klicks und<br />
Postviews<br />
Aufmerksamkeit des potentiellen Käufers, der durch die Erfüllung einer Aufgabe<br />
das Gefühl vermittelt bekommt, sich den Gutschein verdient zu haben. Durch die<br />
Vernetzung der User lässt sich außerdem die Reichweite von Gutscheinaktionen<br />
erhöhen, in dem die User die Gutscheine ihren Freunden weiterempfehlen.<br />
Allerdings gibt es auch Advertiser, die in den letzten Monaten Gutscheine komplett<br />
eingestellt haben. Der Grund dafür ist die Vermutung, dass es auch zu Mitnahmeeffekten<br />
kommen kann und auch Gutscheine beworben werden, die eigentlich<br />
für den Offlinekanal gedacht sind. Gutscheine werden daher zukünftig noch<br />
strenger reglementiert werden. Professionelle Affiliate-Marketing-Agenturen,<br />
wie beispielsweise explido WebMarketing, haben hier bereits eine technische<br />
Schnittstelle entwickelt. Damit können im Kaufprozess nur Gutschein-Affiliates<br />
vergütet werden, die ausschlaggebend für die Neukundenakquise waren. Für Kunden,<br />
die erst im Warenkorb des Onlineshops einen Gutscheincode abgreifen, erhalten die<br />
Publisher keine Provision. Lösungen wie diese werden auch zukünftig eine optimale<br />
Strategie bieten, um weiterhin mit Gutschein-Affiliates zusammenzuarbeiten.<br />
Postview-Tracking zur Reichweiten-Steigerung<br />
Das Postview-Tracking ist eine eigenständige Trackingtechnologie im Affiliate-<br />
Marketing. Im Vergleich zum klassischen Affiliate-Marketing liegt der Unterschied<br />
darin, dass ein Cookie bereits beim bloßen Sichtkontakt des Users mit dem<br />
Werbemittel gesetzt wird. Spezielle Postview-Partner haben die Möglichkeit, über<br />
Display-Vermarkter Inventar auf großen reichweitenstarken Portalen wie bild.de,<br />
spiegel.de oder web.de einzusetzen. Auf solche Websites kommt man regulär über<br />
klassische Affiliate-Partner nicht.<br />
Die Vergütung der Transaktionen erfolgt dabei in der Regel über Pay-per-Sale,<br />
allerdings auf Basis von Bannersichtkontakten. Die Idee dahinter ist, dass für die<br />
Advertiser bereits durch den Sichtkontakt der User ein Werbeimpuls erfolgt und somit<br />
auch die Markenbeliebtheit und -bekanntheit gesteigert werden kann. Ursprünglich<br />
hat sich das Postview-Tracking an der TV-Werbung orientiert. Denn man geht auch<br />
hier davon aus, dass ein bloßer Sichtkontakt ausreicht, um Werbeeffekte zu erzielen.<br />
Dennoch gibt es verschiedene Kriterien, auf die man bei der Postview-Technologie<br />
achten muss.<br />
Zunächst muss vor allem darauf geachtet werden, dass für den effektiven Einsatz<br />
von Postview einige technische Voraussetzungen gegeben sind. Wichtig ist vor<br />
allem das Vorhandensein einer Cookie-Weiche beim Advertiser, um Klicks und<br />
Postviews unterscheiden zu können. Diese Unterscheidung der Cookies ist eine<br />
wichtige Voraussetzung, denn im Affiliate-Marketing-Mix wird ein Klick-Cookie<br />
höher bewertet als ein View-Cookie. Man geht hier davon aus, dass eine geklickte<br />
Werbeaktion mehr Aufmerksamkeit generiert, als der reine Sichtkontakt einer<br />
Postview-Werbeeinblendung.<br />
Unterscheiden sollte man auch bei der Cookie-Lifetime. Ein Postview-Cookie hat<br />
in der Regel eine View-Cookie-Lifetime von ein bis sieben Tagen. Anschließend<br />
geht man davon aus, dass generierte Transaktionen nicht mehr auf den Werbeeffekt<br />
zurückzuführen sind. Anders ist das bei Klick-Cookies. Bei einem aktiven Klick auf
Werbemittel können Transaktionen auch dreißig bis sechzig Tage nach der Aktion<br />
noch dem Affiliate zugewiesen werden.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch die Zuordnung der Transaktionen auf die<br />
Postview-Kampagne. Um dem Vorurteil einer Umsatzverteilung entgegenzuwirken,<br />
sollte man zu Beginn einer Postview-Strategie mit einer zeitlich definierten Testphase<br />
beginnen. Dabei sollten über ein kanalübergreifendes Tracking alle Online-<br />
Marketingkanäle gemessen und in der Testphase analysiert werden.<br />
Retargeting zur gezielten Wiederansprache von Rezipienten<br />
Markus Kellermann: Neue Publisher-Modelle im Affiliate-Marketing<br />
Retargeting ist eine relativ junge Targeting-Technologie. Es ermöglicht Advertisern<br />
Kunden, die bereits ein Kaufinteresse in irgendeiner Weise gezeigt haben, erneut<br />
anzusprechen. Denn mehr als 89 Prozent aller Besucher verlassen eine Website<br />
wieder, ohne etwas zu kaufen. Mit Retargeting besteht die Möglichkeit der gezielten<br />
und differenzierten Wiederansprache von Rezipienten, die bereits Besucher der<br />
Website des Werbetreibenden waren.<br />
Technisch basiert das Retargeting im Affiliate-Marketing auf Cookies eines<br />
Adservers. Hierzu muss der Advertiser seinen Onlineshop mit einem Retargeting-<br />
Pixel ausstatten. Die Affiliate-Netzwerke bieten hierzu mittlerweile auch eine<br />
Container-Lösung an, welche es dem Advertiser ermöglicht über einen Pixel auch<br />
mehrere Retargeting-Publisher zu integrieren.<br />
Besucht anschließend ein Internetnutzer den Shop des Advertisers, wird dabei der<br />
Pixel abgerufen. Anschließend setzt der Pixel dann einen Cookie auf dem Computer<br />
des Nutzers und speichert darin die Nutzerinteressen. Surft der Käufer anschließend<br />
auf einer anderen Website, kann der Advertiser mittels des Adservers speziell auf<br />
den Nutzer zugeschnittene Werbemittel ausliefern. Retargeting ist dabei vor allem<br />
bei Kaufabbrüchen effektiv, um anschließend die Werberelevanz, die Klickraten<br />
und auch die Konversionraten zu steigern.<br />
Der Vorteil Retargeting über den Kanal Affiliate-Marketing abzudecken, liegt darin,<br />
dass die Vergütung der Publisher über Cost-per-Order (CPO) möglich ist. Bisher<br />
war die direkte Einbindung von Retargeting-Kampagnen eher über das klassische<br />
Cost-per-Click (CPC)-Modell bekannt. Somit liegt das Erfolgsrisiko der Retargeting-<br />
Maßnahme nicht mehr beim Advertiser, sondern beim Publisher selbst, was zu einer<br />
Kosteneinsparung beim Advertiser führen kann. Zudem besteht durch die von den<br />
Netzwerken zur Verfügung gestellten Container-Pixeln eine einfache technische<br />
Anbindung unterschiedlicher Retargeting-Partner.<br />
Das Retargeting wird in unterschiedliche Optionen unterteilt. Beim Push-Retargeting<br />
erhält der User einen zeitlich beschränkten Coupon-Code angezeigt. Dies ist vor<br />
allem für User geeignet, die den Warenkorb bereits angelegt haben, um darüber<br />
den Kauf zu forcieren. Beim Product-Retargeting werden dem User gesehene oder<br />
verwandte Produkte angezeigt. Dies eignet sich für User, die mehrere konkrete<br />
Produkte gesucht haben. Beim After-Sales-Retargeting bekommt der User einen<br />
hohen Rabatt beim erneuten Kauf oder es werden Komplementär-Produkte angezeigt.<br />
User, die bereits ein Produkt gekauft haben, sollen damit animiert werden, noch<br />
einmal Käufe zu tätigen.<br />
Wiederansprache<br />
von Website-<br />
Besuchern<br />
zu späterem<br />
Zeitpunkt<br />
Publisher über<br />
Cost-per-Order<br />
(CPO) vergüten<br />
473
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Kunden<br />
identifizieren, die<br />
am Kauf eines<br />
bestimmten<br />
Produktes<br />
interessiert sind<br />
474<br />
Realtime-Bidding als neues Publisher-Modell<br />
Nach Postview und Retargeting gehört Realtime-Bidding zu den neuesten und am<br />
schnellsten wachsenden Innovationen in den USA. Unter Realtime-Bidding versteht<br />
man den „Echtzeithandel“ im Display-Marketing. Aktuell werden in den USA bereits<br />
zehn Prozent der Umsätze im Display-Marketing über Realtime-Bidding generiert.<br />
Monatlich werden dabei einhundert Milliarden Werbeflächen auf diese Weise<br />
gehandelt. Bis 2012 sollen es sogar über zwanzig Prozent sein.<br />
Die Display-Vermarkter und Publisher wollen zukünftig ihr Non-Premium-Inventar<br />
nicht mehr pauschal über Tausendkontaktpreis (TKP) vermarkten, sondern über neue<br />
Bidding-Plattformen in Realtime versteigern. Die Einkäufer (Agenturen, Kunden,<br />
Postview-Affiliates) haben dabei die Möglichkeit, bestimmte Gebote für einen<br />
Display-Werbeplatz abzugeben.<br />
Anhand von Targeting-Maßnahmen können bestehende Technologien erkennen, wann<br />
ein bestimmter Kunde eine Website besucht. Advertiser können dann in Realtime<br />
dem Kunden ein zielspezifisches Banner anbieten. Die Buchung des Werbebanners<br />
funktioniert über Bidding-Technologien innerhalb weniger Sekunden. Die Höhe der<br />
Werbepreise richtet sich dementsprechend nach Angebot und Nachfrage. Zudem<br />
richtet sich die Höhe des Preises nach dem User-Profil und dessen Interessen.<br />
Realtime-Bidding bietet dabei viele Vorteile. Anhand von Cookies können Kunden<br />
analysiert werden, die beispielsweise an dem Kauf eines bestimmten Produktes<br />
interessiert sind. Über Retargeting wird der User dann beim späteren Besuch auf<br />
einer anderen Website wieder erkannt. Innerhalb von zehn bis zwanzig Millisekunden<br />
findet dann eine Auktion zwischen mehreren Werbetreibenden um diesen Werbeplatz<br />
und den Nutzer statt. Der Gewinner hat dann die Möglichkeit dem User eine noch<br />
zielgenauere Werbung anzubieten und die Konversion zu steigern. Erste Erkenntnisse<br />
zeigen, dass mit dem gleichen Budget circa dreißig bis vierzig Prozent mehr Leistung<br />
erreicht werden kann.<br />
Social Media als Empfehlungsmarketing<br />
Aktuell gibt es weltweit über 500 Millionen aktive Facebook-User [1]. Alleine<br />
in Deutschland gibt es über 16,2 Millionen aktive Nutzer [2]. Laut einer Studie<br />
von Hitwiese war Facebook 2010 in den USA die am häufigsten aufgerufene<br />
Website und hat somit erstmals die Spitzenposition von Google übernommen.<br />
Zudem war Facebook 2010 für 8,93 Prozent der Besucher auf amerikanische<br />
Websites verantwortlich, wobei Google nur noch für 7,19 Prozent aller Besucher<br />
verantwortlich war.<br />
Jeder Facebook-User hat laut Facebook.com im Durchschnitt 130 Freunde und<br />
verbringt über 700 Milliarden Minuten jeden Monat in Facebook. Fünfzig Prozent<br />
der Internetkunden legen beim Kauf in Onlineshops Wert auf Empfehlungen und<br />
Bewertungen. Vierzig Prozent würden über eine Shopping-App sogar direkt in<br />
sozialen Netzwerken einkaufen [3].
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass 45 Prozent der Nutzer die Bereitschaft haben,<br />
Produkte im Internet zu bewerten, dann kann man sehr schnell das enorme Potential<br />
erkennen. Die zukünftige Herausforderung für Affiliate-Netzwerke und Advertiser<br />
dürfte sein, innovative Entwicklungen zu generieren, mit denen Facebook-User<br />
honoriert werden könnten, wenn sie über Empfehlungsmarketing Produkte oder<br />
Dienstleistungen an ihre Freunde empfehlen. Hierzu müssen ansprechende Apps und<br />
Widgets erstellt werden, die es den Facebook-Usern auch ermöglichen, Produkte<br />
zu bewerben. Es hat sich gezeigt, dass die reine Werbung über Statusberichte eher<br />
kontraproduktiv sind. Daher sollten Apps angeboten werden, die den Freunden auch<br />
einen Mehrwert bieten.<br />
In den USA gibt es hierzu bereits einige Entwicklungen, die allerdings aktuell<br />
aus datenschutzrechtlichen Gründen in Deutschland wohl eher bedenklich wären.<br />
So bietet zum Beispiel die App Blippy.com den Usern die Möglichkeit, über die<br />
hinterlegten Kreditkarten-Daten den Freunden über einen Facebook- und Twitter-<br />
Stream mitzuteilen, welche Produkte der User gerade gekauft hat. Diese Entwicklung<br />
soll für die Freunde spaßanregend sein und ebenfalls zum Kauf animieren. Im App<br />
Thingbuzz.com kann man über ein Werbemittel anzeigen, wie viel Tweets und<br />
Empfehlungen es für bestimmte Produkte gibt und kann somit den Anreiz dafür<br />
steigern. Mit Mashup-Datafeeds von Google.com können Facebook-User sich<br />
ein Google Maps-Widget erstellen und somit zum Beispiel auf einer Website zum<br />
Thema Berlin eine Google Map mit Hotels in Berlin erstellen, die dann wiederum<br />
mit Trackinglinks hinterlegt werden kann.<br />
Eine weitere Herausforderung dürfte auch sein, den Usern Schnittstellen zur<br />
Verfügung zu stellen. Damit sollen Publisher Provisionen beziehen, wenn sie<br />
über Facebook oder Twitter Transaktionen über Empfehlungsmarketing vermittelt<br />
haben.<br />
Literatur<br />
Markus Kellermann: Neue Publisher-Modelle im Affiliate-Marketing<br />
[1] facebok.com<br />
[2] allfacebook.de<br />
[3] Netz98<br />
MediaAnalyzer GmbH (Hrsg): Sparen beim Onlineshopping:<br />
http://www.mediaanalyzer.com/Dokumente/MediaAnalyzer-Presseinfo-Online-Shopping-<br />
2009.pdf<br />
Hesse, Axel: Haben Gutscheine in Deutschland eine Existenzberechtigung?<br />
– MenschDanke GmbH, 2010.<br />
Real Time Bidding: http://www.fastcompany.com/1693618/for-an-online-ad-businessmicrosoft-turns-from-client-to-investor<br />
Gutscheine: http://www.bvdw.org/mybvdw/media/view?media=2330<br />
Social Media: http://www.affiliateboy.de/microaffiliates-die-zukunft-des-affiliatemarketings/<br />
Klotz, Andreas: Möglichkeiten und Grenzen von Gutscheinen im Affiliate-Marketing.<br />
– Bachelorarbeit, 2011.<br />
Honorierung<br />
von Facebook-<br />
Nutzern für<br />
erfolgreiche<br />
Empfehlungen an<br />
Freunde<br />
475
476<br />
Facebook Ads versus Google AdWords<br />
6<br />
Christian Vollmert<br />
Facebook Ads<br />
und Google<br />
AdWords<br />
haben wenige<br />
Gemeinsamkeiten<br />
Google-Anzeigen<br />
werden auch<br />
bei Partnern<br />
angezeigt<br />
Kaum ein anderes Thema wird derzeit in Online-Marketing-Agenturen so intensiv<br />
diskutiert wie Facebook Ads versus Google AdWords. Ist Facebook Ads wirklich eine<br />
ernstzunehmende Konkurrenz für Google AdWords? Kann man beide Werbeformen<br />
überhaupt miteinander vergleichen? Ergeben sich durch Facebooks Ads tatsächlich<br />
neue oder gar attraktivere Werbemodelle aufgrund der einzigartigen Werbeplatzierungsmöglichkeiten<br />
im Umfeld des weltweit größten sozialen Netzwerks?<br />
Um sich ein umfassendes Bild der hier besprochenen Thematik machen zu<br />
können, werden zunächst einmal Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden<br />
Werbeformen aufgezeigt. Anhand von Praxisbeispielen soll verdeutlicht werden, was<br />
sowohl mit Facebook Ads als auch mit Google AdWords derzeit möglich ist und was<br />
nicht und welche Möglichkeiten sich für den Werbekunden ergeben.<br />
Gemeinsamkeiten der Werbeformen<br />
Um es kurz zu machen. Facebook Ads und Google AdWords teilen sich nur<br />
wenige Gemeinsamkeiten. Beide sind Pay-per-Click-Werbemodelle, bei denen der<br />
Werbetreibende für die Anzahl der Klicks auf ein Werbemedium oder einen Link<br />
zahlt. Zudem ist es über beide Systeme möglich, nur nach Impressionen, also dem<br />
Tausenderkontaktpreis, zu zahlen. Wobei dies bei AdWords lediglich auf das Google<br />
Display-Netzwerk zutrifft.<br />
Zu den Google Display-Netzwerken gehören zahlreiche Websites, Blogs und Foren,<br />
deren Publisher mit Google eine Partnerschaft zur Schaltung von AdWords-Anzeigen<br />
eingegangen sind. Somit ist es AdWords-Kunden möglich, ihre Anzeigen nicht nur<br />
bei Google, sondern ohne zusätzliche Kosten auch im Google Display-Netzwerk<br />
zu schalten.<br />
Generelle Unterschiede<br />
Geht es nun an den Vergleich beider Werbedienste, fällt sehr schnell auf, dass<br />
Facebook Ads und Google AdWords sich mehr voneinander abheben, als zunächst<br />
angenommen. Wesentliche Unterschiede ergeben sich schon aufgrund ihrer<br />
Einspielung. Facebooks Ads sind ausschließlich den Usern des sozialen Netzwerks<br />
Facebook vorbehalten. Wohingegen AdWords-Anzeigen sowohl auf der<br />
Search Engine Result Page (kurz SERP) von Google, als auch auf den Seiten<br />
der Such-Partner wie T-Online, Web.de und AOL zu sehen sind. Zudem können<br />
Google Adwords-Anzeigen auf einer Vielzahl von Google-Werbepartner-Websites<br />
eingeblendet werden. Die Einblendung erfolgt thematisch nach Suchbegriffen oder<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Christian-Vollmert
kann vom Werbekunden aktiv vorgegeben werden. Aufgrund dessen ergibt sich<br />
hieraus ein weiteres Merkmal, in dem sich Facebook Ads und Google AdWords<br />
unterscheiden. Ersteres ist Push-Werbung, Letzteres Pull-Werbung.<br />
Unterschiede der Werbemittel<br />
Möchte man Werbung bei Facebook schalten, kann der Werbetreibende als<br />
Werbemittel sowohl Text als auch Bild für Facebook Ads nutzen. Außerdem hat er<br />
die Wahl eine externe Website zu bewerben oder eine Facebook-Page. Facebook<br />
Ads unterscheidet zwei Arten von Anzeigentypen: Die Self-Service Ads und die<br />
Engagement Ads.<br />
Die Self-Service Ads haben gegenüber der Engagement Ad den großen Vorteil, dass<br />
sie von jedem Nutzer eigenständig angelegt und konfiguriert werden können. Dabei<br />
kann der Nutzer Layout, Targeting und Budgetierung selber festlegen. Diese Form<br />
der Anzeigen erscheint immer rechts auf allen Facebook-Unterseiten. Darum ist auch<br />
des Öfteren von „Rest-of-the-Site Ads“ die Rede. Jedoch ist Facebook mittlerweile<br />
auch dazu übergegangen, Self-Service Ads auf der Startseite erscheinen zu lassen.<br />
In Abb. 1 sind zwei klassische Self-Service Ads zu sehen. Jedoch haben beide<br />
Anzeigen ein unterschiedliches Werbeziel. In der oberen Anzeige wird die Website<br />
zalando.de beworben. Mit einem Klick auf die Ad oder die URL verlässt der Nutzer<br />
die Facebook-Seite und wird automatisch auf die externe Website von zalando.de<br />
geleitet. In der unteren Anzeige fehlt die externe URL. Allerdings ist das vom<br />
Werbetreibenden so gewollt. Denn dieser möchte auf die Facebook-Fanseite von<br />
Biotherm aufmerksam machen und möglichst viele Fans generieren. Um dem User<br />
das Ganze noch schmackhaft zu machen, bekommt er als Dankeschön für ein „Gefällt<br />
mir“ eine luxuriöse Produktprobe geschenkt.<br />
Abb. 1: Facebook Self-Service Ad mit externer URL und ohne<br />
Christian Vollmert: Facebook Ads versus Google AdWords<br />
Bei Self-<br />
Service Ads<br />
können Layout,<br />
Targeting und<br />
Budgetierung<br />
selbst festgelegt<br />
werden.<br />
477
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Engagement Ads<br />
erst ab mehreren<br />
Tausend Euro<br />
Budget<br />
Mehr Möglichkeiten<br />
mit der<br />
Zielgruppe in<br />
Dialog zu treten<br />
478<br />
Der zweite Anzeigentyp, Engagement Ads, erscheint grundsätzlich auf der<br />
Startseite von Facebook und wird deshalb auch schon mal als „Homepage Ad“<br />
bezeichnet. Zudem wird diese Anzeigenart vorrangig behandelt. Allerdings sind<br />
bei der Schaltung von Engagement Ads einige Punkte zu beachten. Zum einen<br />
liegt das Mindestbudget hier bei mehreren tausend Euro und die Buchung erfolgt<br />
ausschließlich über das Facebook-Sales-Team. Jedoch hat der Werbetreibende hier<br />
wesentlich mehr Möglichkeiten mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten. Sie erlauben<br />
dem Facebook-Nutzer direkt mit einer Anzeige zu interagieren. Sei es, um an einer<br />
Umfrage teilzunehmen (Poll Engagement Ad), einem Event zuzusagen (Event<br />
Engagement Ad) oder um einfach anderen mitzuteilen, dass einem die Seite gefällt<br />
(Fan Engagement Ad).<br />
Abb. 2: Event Engagement Ad und Fan Engagement Ad<br />
Im Gegensatz dazu besteht bei Google AdWords die Möglichkeit mit Textanzeigen<br />
in der Google-Suche zu werben. Google baut die Werbemöglichkeiten rund um<br />
die Textanzeigen kontinuierlich aus. Der Werbetreibende kann mittlerweile auch<br />
regionale Informationen wie Straßenkarte oder mehrere Einstiegslinks pro Anzeige<br />
(sogenannte Sitelinks) einbinden. Außerdem können die Textanzeigen mit Parametern<br />
versehen werden, um die Anzeige automatisch dem Suchinteresse anzupassen.<br />
Abb. 3: Google AdWords-Textanzeigen-Varianten<br />
Im Display-Netzwerk bietet Google dem Werbetreibenden eine Vielzahl von<br />
Anzeigenformaten an. Neben Textanzeigen wie in der Google-Suche können auch<br />
Banner in verschiedenen Formaten, Video Ads und Mobile Anzeigen erstellt und
eingebunden werden. Die Nutzung der Anzeigenformate hängt dabei von den<br />
Einbindungsmöglichkeiten des Display-Netzwerks des Werbepartners ab.<br />
Wie bei Facebook, kann der User bei Google AdWords die Werbebuchung<br />
selbstständig vornehmen. Bei höheren Werbebudgets bietet das Google AdWords-<br />
Team Unterstützung in Form von Keyword-Analysen, Textanzeigenerstellung und<br />
Aufsetzen des Werbekontos an.<br />
Unterschiede: Targeting, Budgetierung und Reporting<br />
Bei Facebook Ads können Zielgruppen nach bestimmten Keywords sowie geo- und<br />
demografischer Daten definiert werden. Somit ist die Schaltung und Bestimmung<br />
von Zielgruppen bei Facebook Ads contentbasiert. Da diese sich aufgrund<br />
von thematischen Informationen wie zum Beispiel den Interessen der User, aus<br />
den Facebook-Profilen ergeben. Die Klickpreise für die Facebook Ads werden<br />
automatisch vorgegeben.<br />
Abb. 4: Facebook Ads-Zielgruppen-Auswahl<br />
Christian Vollmert: Facebook Ads versus Google AdWords<br />
Das Reporting und die laufende Optimierung der Kampagne steckt im Vergleich zu<br />
den AdWords-Kampagnen noch in den Kinderschuhen. Umfassende Analysen, wie<br />
sie es bei Google AdWords gibt, sucht der User bisher noch vergebens.<br />
Bei Google AdWords-Kampagnen, die für die Google-Suche bestimmt sind, werden<br />
Keywords gebucht, die auf bestimmte Suchanfragen abzielen. Entsprechend hierzu<br />
werden die Anzeigen dann eingeblendet. Die Zielgruppe definiert sich also bei<br />
Google AdWords über die Suchanfrage selbst und ist folglich suchbasiert. Die<br />
Kampagnen können aufgrund der gebuchten Keywords zielgerichtet, zeitlich und<br />
ebenfalls geografisch gesteuert werden.<br />
Optimierungs<br />
möglichkeiten<br />
der Facebook-<br />
Anzeigen stecken<br />
noch in den<br />
Kinderschuhen<br />
479
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Google Display-<br />
Netzwerk nach<br />
thematischem<br />
Umfeld buchbar<br />
480<br />
Abb. 5: Facebook Ads-Bericht über „Demografie der Antwortenden“<br />
Abb. 6: Google AdWords-Kampagneneinstellungen<br />
Das Targeting im Google Display-Netzwerk wird ebenfalls über die Keywords<br />
definiert. Allerdings geht es hierbei nicht um die Interessen der Suchenden, sondern<br />
um das thematische Umfeld, in dem die Werbemittel eingespielt werden sollen.<br />
Zusätzlich bietet Google die Möglichkeit individuelle Werbe-Websites auszuwählen,<br />
bei denen die Anzeigenschaltung nicht nach thematischer Keyword-Zuordnung<br />
erfolgt. Auch bietet Google für das Display-Netzwerk die Werbeeinbindung nach<br />
Zielgruppen, Alter und Interessengebieten.
Abb. 7: Google AdWords-Keyword-Buchung pro Anzeigengruppe<br />
Das Targeting im Google Display-Netzwerk wird ebenfalls über die Keywords<br />
definiert. Allerdings geht es hierbei nicht um die Interessen der Suchenden, sondern<br />
um das thematische Umfeld, in dem die Werbemittel eingespielt werden sollen.<br />
Zusätzlich bietet Google die Möglichkeit individuelle Werbe-Websites auszuwählen,<br />
bei denen die Anzeigenschaltung nicht nach thematischer Keyword-Zuordnung<br />
erfolgt. Auch bietet Google für das Display-Netzwerk die Werbeeinbindung nach<br />
Zielgruppen, Alter und Interessengebieten.<br />
Abb. 8: Google AdWords-Display-Netzwerk – automatische Placements<br />
Christian Vollmert: Facebook Ads versus Google AdWords<br />
Das AdWords-System berechnet außerdem für jedes Keyword den sogenannten<br />
Qualitätsfaktor. Dieser misst die Relevanz des Keywords für den Anzeigentext<br />
oder für die Suchanfrage eines Nutzers. Generell gilt, je höher der Qualitätsfaktor,<br />
desto geringer die Kosten und desto besser die Anzeigenposition. In Abb. 8 liegt<br />
der Qualitätsfaktor bei sieben von zehn möglichen Punkten. Zehn ist das absolute<br />
Maximum und wird mit „sehr gut“ bewertet. Eins ist das Minimum und wird von<br />
Google als „schlecht“ bewertet. In diesem Beispiel wird der Qualitätsfaktor für das<br />
Keyword als „OK“ eingestuft. Google macht seit Einführung des Qualitätsfaktors<br />
Qualität<br />
der Anzeige<br />
bestimmt<br />
Position ebenso<br />
wie die Höhe des<br />
Gebots<br />
481
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Facebook-User<br />
verfolgen auf<br />
Facebook andere<br />
Ziele als bei<br />
Google<br />
Bei Google ist der<br />
Nutzer aktiv auf<br />
der Suche<br />
482<br />
ein großes Geheimnis um dessen Berechnung. Als Anzeigenkunde lässt sich der<br />
Qualitätsfaktor jedoch durch wichtige Keywords, den entsprechenden Anzeigentext<br />
und die Schaltung positiv beeinflussen.<br />
Abb. 9: Google AdWords Qualitätsfaktor pro Keyword<br />
Google stellt dem Werbetreibenden eine große Auswahl an Filter- und Optimierungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung. Das AdWords-Werbesystem wurde seit dem Start im<br />
Jahr 2001 von Google kontinuierlich weiterentwickelt. Neben dem reinen AdWords-<br />
System als solches und dem Keyword-Tool bietet Google dem Werbetreibendem<br />
zudem Conversion-Trackings und Website-Testing an. Damit verfügt das System<br />
über eine ausgesprochene Programm-Vielfalt, mit denen der Werbekunde seine<br />
Kampagnen messen, bewerten und optimieren kann.<br />
Unterschiede in der Zielgruppe<br />
Bei Betrachtung der Nutzerschaft von Facebook beziehungsweise Google wird<br />
der Unterschied zwischen Facebook Ads und Google AdWords noch deutlicher.<br />
Facebook-User verfolgen bisher auf Facebook andere Ziele als bei Google. Bei<br />
Facebook pflegen und knüpfen sie soziale Kontakte und nutzen die Plattform häufig<br />
für private Zwecke. Der User ist meist nicht aktiv auf der Suche nach einem Thema.<br />
Werbung wird hier eher noch als unpassend empfunden. Und nicht jeder User, der<br />
Angaben zu seinem Alter oder Beziehungsstatus macht, ist zwangsläufig an der<br />
Werbung interessiert, die er auf seinem Profil zu sehen bekommt. Hinzu kommt,<br />
dass in einem solchen sozialen Umfeld die Transaktionsfreude bei den Usern noch<br />
nicht die höchste ist. Wer in der weltweit größten Online-Community sein Produkt<br />
im klassischen Sinn vermarkten will, der läuft Gefahr, trotz vielversprechender<br />
Reichweite von Facebook, mit seiner Werbung zu scheitern.<br />
Anders verhält es sich bei Google. Hier ist der Nutzer aktiv auf der Suche nach<br />
bestimmten Themen und will genau das finden, wonach er gerade sucht. Je genauer<br />
die Anzeige im Suchergebnis auf die Suchanfrage passt, desto wahrscheinlicher ist<br />
es, dass diese auch angeklickt wird. Deshalb ist es für den Werbetreibenden wichtig,<br />
die „richtigen“ Keywords zu nutzen, um möglichst relevante Website-Besucher<br />
zu generieren.<br />
Im Google Display-Netzwerk erfolgt die Werbeeinblendung nicht nach dem<br />
Suchinteresse sondern thematisch. Erfahrungsgemäß sind die Klickraten hier<br />
niedriger, da der User zuerst auf die Website kommt und dann, je nach Einbindung<br />
und Platzierung der Werbeanzeigen, auch darauf klickt.
Fazit<br />
Christian Vollmert: Facebook Ads versus Google AdWords<br />
Zusammenfassend stellt Facebook Ads eine interessante Alternative zu Google<br />
AdWords dar. Allerdings handelt es sich hierbei noch um eine sehr neue und junge<br />
Werbemöglichkeit. Hinzu kommt, dass das System von Facebook Ads in vielen<br />
Bereichen noch ganz am Anfang steht. So liefert die Ausrichtung der Zielgruppen<br />
nach Interessen teilweise noch sehr unterschiedliche Daten. Auch die Klickpreis-<br />
Angaben variieren vor Beginn der Kampagne. Deshalb ist es empfehlenswert, erst<br />
einmal Erfahrungen auf Grundlage von Test-Kampagnen zu sammeln. Zudem ist es<br />
bei Facebook derzeit noch so, dass die Werbung immer wieder den gleichen Nutzern<br />
angezeigt wird, die in die vorgegebene Zielgruppe passen. Die Anzeige nutzt sich<br />
mit der Länge der Kampagne dementsprechend schnell ab.<br />
Google AdWords ist nach wie vor eine wichtige Werbeform im Online-Marketing,<br />
um zielgerichtet Nutzer ansprechen und diese auf die Website holen zu können.<br />
Diese Werbeform ist aufgrund ihrer zehnjährigen Existenz sehr weit entwickelt und<br />
bietet eine Vielzahl an Optimierungsmöglichkeiten. Das wiederum spiegelt sich in<br />
der Komplexität der Bedienung wider, je nachdem wie umfangreich die Kampagnen<br />
ausgerichtet sind. Die Werbeeinblendungen im Google Display-Netzwerk betreffend,<br />
sollten jedoch hinsichtlich ihrer Webseiten-Einblendung und die damit in Verbindung<br />
stehende Qualität der Seite, besondere Beachtung finden. Das Display-Netzwerk<br />
von Google bietet zwar eine hohe Verbreitung, aber es besteht die Gefahr, dass der<br />
Kunde die eingeblendete Werbung als irrelevant empfindet.<br />
Im direkten Vergleich ist die Ausspielung von Google AdWords-Anzeigen gegenüber<br />
Facebook Ads wesentlich höher. Werden bei Google je nach Wettbewerber bis zu acht<br />
AdWords-Anzeigen in der Suche eingeblendet, sind es bei Facebook lediglich ein<br />
bis zwei Facebook Ads. Außerdem kommt hinzu, dass Google AdWords-Anzeigen<br />
erfahrungsgemäß kontinuierlich von neuen Usern gefunden werden, die nach<br />
entsprechenden Themen auf der Suche sind. Somit nutzen sich AdWords-Anzeigen<br />
kaum ab, da sie immer wieder von neuen Suchenden gefunden werden.<br />
Obwohl Facebook Ads hier im ersten Augenblick der Verlierer im Vergleich mit<br />
Google AdWords zu sein scheint, ist dies mittel- bis langfristig gesehen nicht der<br />
Fall. Wie bereits erwähnt, steckt Facebook Ads noch in den Anfängen. Doch das<br />
muss keinesfalls als Nachteil für diese Werbeform gesehen werden. Denn „Social<br />
Commerce“ ist eine ganz neue Erscheinungsform im Web 2.0 und steckt noch in<br />
der Entwicklung. Experten zufolge nehmen User Werbung in sozialen Netzwerken<br />
bereits jetzt schon anders wahr als zuvor. Die einst so gefestigte Meinung, dass der<br />
User sich auf Facebook und Co. von Werbung gestört oder gar belästigt fühlt, gerät<br />
ins Wanken.<br />
Aktuelle Zahlen deuten diesen Trend schon an. Comscore.com gab im Mai 2011 die<br />
Zahlen des ersten Quartals für Display-Werbung in den USA bekannt. Knapp ein<br />
Drittel aller in den USA ausgelieferten Display-Ads liefen auf Facebook. Insgesamt<br />
346 Milliarden AdImpressions erzielte Facebook im ersten Quartal 2011 und sichert<br />
sich damit einen Marktanteil von 31,2 Prozent. Google landete nur auf Platz fünf mit<br />
rund 28 Milliarden Impressions (2,5 Prozent Marktanteil). Und auch in Deutschland<br />
nehmen die Werbeinnahmen für Display-Werbung zu. Bereits im Jahr 2010 konnte<br />
in dem Bereich 4,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt werden.<br />
Facebook Ads<br />
steht in vielen<br />
Bereichen noch<br />
ganz am Anfang<br />
Facebook Ads<br />
nutzen sich ab,<br />
Google-Anzeigen<br />
bleiben neu<br />
483
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
484<br />
Echtzeit-<br />
Targeting bei<br />
Facebook<br />
Außerdem testet Facebook derzeit an einem Prozent der Facebook-Nutzer<br />
(sechs Millionen Menschen weltweit) das Echtzeit-Targeting. Dabei werden<br />
die Statusmeldungen der Facebook-Community analysiert und entsprechend<br />
dieser, sofort die passende Werbung dazu eingeblendet. Facebook nennt diese<br />
Form der Werbung „Related Adverts“/„Related Pages“. Sobald ein User in seiner<br />
Statusmeldung erwähnt, dass er gerade seinen Urlaub in Spanien plant, bekommt er<br />
sofort auf seinem Profil die passende Context-basierte Werbung dazu eingeblendet.<br />
Gleiches gilt für Kommentare auf Facebook-Pages oder Places. Auch hier wird dem<br />
Nutzer sofort, nachdem er einen Kommentar abgegeben hat, die dazu passende<br />
Werbung angezeigt.<br />
Wie lange Facebook das Echtzeit-Targeting testen will, ist unklar. Eine Studie über<br />
die Testergebnisse wurde jedoch angekündigt. Seit Anfang Mai sind die Related-<br />
Adverts auch auf Facebook Deutschland zu sehen.<br />
Es bleibt also abzuwarten, wie sich Facebook Ads mittel- bis langfristig entwickelt.<br />
Fest steht allerdings jetzt schon, dass Facebook aufgrund des Echtzeit-Targetings<br />
zusammen mit Google in einen Ring steigt. Denn dort werden bisher nicht nur<br />
Suchanfragen mit den passenden Anzeigen versehen, sondern auch E-Mails in<br />
Google Mail.<br />
Einen Unterschied gibt es jedoch jetzt schon. Die Context-basierte Werbung auf<br />
Facebook wird nicht erst nach einem Reload der Seite angezeigt, wie es bei Google<br />
der Fall ist, sondern fast zeitgleich mit der Interaktion des Nutzers.<br />
Literatur<br />
[1] http://allfacebook.de/: Blog von Philipp Roth und Jens Wiese, beliebteste<br />
deutschsprachige Ressource im Bereich Facebook Marketing & Werbung.<br />
[2] https://adwords.google.com/support/aw/?hl=de&hlrm=en&ctx=awblog&sourceid=aw<br />
o&subid=US-ET-AWB-NAV2: Google AdWords Help Center.<br />
[3] http://adwords.blogspot.com/: Google Inside AdWords, Google’s offizieller Blog für<br />
News Informationen und Tipps rund um AdWords.<br />
[4] https://www.facebook.com/advertising/?campaign_id=402047449186&placement=pf<br />
&extra_1=0: Facebook-Orientierungshilfe für Facebook Ads.<br />
Pelzer, G.: Google Adwords Advanced: Zielgerichtetes Internet-Marketing mit Google-<br />
Anzeigen: Professionelles Internet-Marketing mit Google Adwords. – Midas Computer<br />
Verlag AG, 2010.<br />
Düweke, E./ Rabsch, S.:Erfolgreiche Websites: SEO, SEM, Online-Marketing, Usability:<br />
Suchmaschinen-Optimierung, Online-Marketing, Usability. – S. 293-414, Galileo Press,<br />
2011.<br />
Holzapfel, F./ Holzapfel, F.: facebook - marketing unter freunden: Dialog statt plumpe<br />
Werbung. – Businessvillage, 3. Auflage, 2011.
SEM in den Emerging Markets<br />
6<br />
– Chancen und Risiken<br />
Georg Genfer<br />
Das Internet und seine Möglichkeiten wachsen. Jedoch außerhalb der von Europäern<br />
gewohnten Bahnen, vor allem in Regionen wie Nordafrika, Asien sowie im Nahen<br />
und Mittleren Osten. Dieser Tatsache sind sich nicht nur Werbetreibende und<br />
Agenturen zunehmend bewusst. Google hat im Rahmen des Ende 2010 erfolgten<br />
SEM-Roundtables in Zürich vor Agenturen die Google Business Map vorgestellt.<br />
Dieses Dokument geht explizit auf 21 Länder der sogenannten Emerging Markets<br />
ein und zeigt deren Potenzial vor allem für Online-Maßnahmen und Search Engine<br />
Advertising auf. Diese Business Map, als auch der Vortrag Mohammad Gawdats<br />
(Managing Director SEEMEA Emerging Markets & Business; Head of Emerging<br />
Markets Council Google) „The World Is Bigger Than We Think“, animierten mich,<br />
dieses zukunftsweisende Thema genauer zu betrachten. Im Folgenden dienen mir<br />
diese auch vornehmlich als Quellen, soweit nicht anders angegeben [1] [2].<br />
Im zweiten Teil meiner Ausführungen gehe ich auf die wirtschaftspolitischen<br />
Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten am Beispiel Ägyptens ein. In dieser<br />
Region wird besonders deutlich, wie hohe Risiken mit hohen Erfolgen in ganz<br />
besonderem Maße einhergehen. Hierbei sehe ich die Nennung aussagekräftiger<br />
Zahlen und Hintergründe im Allgemeinen für priorisierter an, als den Versuch,<br />
generalistische Search Engine Marketing (SEM)-Maßnahmen abzuleiten. Somit soll<br />
dem geneigten Leser Freiraum gelassen werden, konkrete Maßnahmen bezüglich<br />
Search Engine Optimization (SEO) und Search Engine Advertising (SEA) individuell<br />
für sich zu eruieren und zu bewerten.<br />
Doch sehen wir uns zunächst aktuelle Nutzerzahlen und deren Wachstum nach<br />
Regionen an. Laut Internet World Stats waren Ende 2010 bereits 1,97 Milliarden<br />
der Weltbevölkerung online. Dies macht bei einer aktuellen Schätzung der gesamten<br />
Weltbevölkerung fast dreißig Prozent aus. Das heißt, jeder dritte Mensch auf diesem<br />
Planeten benutzt bereits das Internet. Dabei sind es nicht Europa oder Amerika<br />
und nicht einmal diese beiden Kontinente zusammen, die den größten Teil daran<br />
ausmachen, sondern der asiatische Raum mit knapp 825 Millionen Nutzern.<br />
Vergleicht man nun die Internetnutzerzahlen mit der Anzahl der Bevölkerung, wird<br />
der Trend noch deutlicher:<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Georg-Genfer<br />
Potenzial vor<br />
allem für Online-<br />
Maßnahmen und<br />
Search Engine<br />
Advertising<br />
Jeder dritte<br />
Mensch auf der<br />
Erde benutzt<br />
bereits das<br />
Internet<br />
485
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Regionen Bevölkerung<br />
(2010 geschätzt)<br />
Ende der<br />
Fahnenstange<br />
noch lange nicht<br />
erreicht<br />
Überdurchschnittliche<br />
Gewinne<br />
wegen weniger<br />
Wettbewerb<br />
486<br />
Abb. 1: Regionen mit Bevölkerung und Internetnutzern [3]<br />
Man sieht hierbei in Europa bereits eine Marktabdeckung von 58,4 Prozent und in<br />
Amerika bereits 77,4 Prozent. Im asiatischen Raum hingegen sind erst 21,5 Prozent<br />
der Bevölkerung an das Internet herangeführt worden. Auch der Mittlere Osten bietet<br />
mit über siebzig Prozent noch hohes Potenzial [3].<br />
Somit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht, was auch Google<br />
eindeutig bestätigt und den Begriff der „Emerging Markets“ im Suchmaschinen-<br />
Marketing salonfähig macht.<br />
Doch wer sind die „Emerging Markets“ und welche Bedeutung haben sie auf<br />
organische und vor allem auch bezahlte Suche?<br />
Als „aufstrebende“ und „hervortretende“ Märkte sind laut Wikipedia und Googles<br />
Vertreter Mohammad Gawdat prinzipiell alle Länder anzusehen, die<br />
•<br />
•<br />
• und somit insgesamt gesehen den Anschluss an die Industrienationen forcieren,<br />
aber auch<br />
• vermeintlich weniger Kaufkraft aufweisen,<br />
•<br />
Internetnutzer<br />
(aktuelle Zahlen)<br />
Penetration (%<br />
Bevölkerung)<br />
Nutzeranteil<br />
(% Regionen)<br />
Afrika 1.013.779.050 110.931.700 10,9 % 5,6 %<br />
Asien 3.834.792.852 825.094.396 21,5 % 42,0 %<br />
Europa 813.319.511 475.069.448 58,4 % 24,2 %<br />
Mittlerer<br />
Osten<br />
212.336.924 63.240.946 29,8 % 3,2 %<br />
Nordamerika 344.124.450 266.224.500 77,4 % 13,5 %<br />
Lateinamerika<br />
/ Karibik<br />
Ozeanien /<br />
Australien<br />
592.556.972 204.689.836 34,5 % 10,4 %<br />
34.700.201 21.263.990 61,3 % 1,1%<br />
Welt gesamt 6.845.609.960 1.966.514.816 28,7 % 100 %<br />
ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum aufgrund noch hohen Bedarfs<br />
an Konsumgütern aufweisen,<br />
somit überdurchschnittliche Gewinne versprechen, da auch weniger Wettbewerb<br />
herrscht<br />
nur bedingt Fortschrittlichkeit in Infrastruktur, Verwaltung und Telekommunikation<br />
bieten,
•<br />
•<br />
Um eine genauere und somit quantitative Bewertung dieser Märkte zu treffen, bietet<br />
sich der von Morgan Stanley Capital Investors ins Leben gerufene MSCI Emerging<br />
Market Index an. Bei diesem Aktienindex handelt es sich um die Zusammenführung<br />
21 relevanter Länderindizes, welche die Bedingungen für aufstrebende Märkte<br />
erfüllen: Brasilien, Chile, China, Kolumbien, die Tschechische Republik,<br />
Ägypten, Ungarn, Indien, Indonesien, Korea, Malaysia, Mexico, Marokko, Peru,<br />
die Philippinen, Polen, Russland, Südafrika, Taiwan, Thailand, und die Türkei [5].<br />
Somit zeigt sich, dass die Emerging Markets viel mehr sind als nur Russland, China<br />
und Indien, welche vornehmlich beim Thema Emerging Markets behandelt und<br />
gesehen werden.<br />
Der bereits angesprochene Vortrag seitens Google „The World Is Bigger Than We<br />
Think“, zeigt hierzu noch weitere sehr aufschlussreiche und überraschende Fakten<br />
auf: Mehr als 86 Prozent der Weltbevölkerung leben in diesen „aufstrebenden“<br />
Märkten. Vier von fünf Ländern weltweit passen in dieses Schema, was wiederum<br />
knapp 78 Prozent der gesamten Landmasse weltweit ausmacht.<br />
Für Google bietet jedoch nicht allein die enorme Größe der Emerging Markets große<br />
Potenziale. Interessant ist sicherlich auch die Tatsache, dass das Durchschnittsalter<br />
mit 25 Jahren einer Altersklasse entspricht, die als hoch onlineaffin angesehen werden<br />
kann (Durchschnittsalter Rest-of-the-world (RoW): 37 Jahre).<br />
Aber wie sieht es mit weiteren wichtigen Voraussetzungen für erfolgreiches<br />
Wirtschaften via Search Engine Marketing aus?<br />
Hier bietet es sich an, die bereits erwähnten Risiken zu analysieren: fehlende<br />
Kaufkraft, geringe Fortschrittlichkeit, instabile wirtschaftliche Situation und<br />
gefährliche/instabile politische und soziale Situation.<br />
Thema Kaufkraft<br />
Georg Genfer: SEM in den Emerging Markets – Chancen und Risiken<br />
eine wirtschaftlich instabile und auf längere Frist gesehen unsichere Gesamtlage<br />
aufweisen (zum Beispiel Währungsrisiko, hohe Volatilität, Gefahr von<br />
Verstaatlichung),<br />
riskant sind durch einen hohen Grad an Kriminalität, Korruption und Bürokratie<br />
[4].<br />
Die von Google vorgestellten Zahlen sprechen für sich: Haushalte mit mittlerem<br />
Einkommen werden bis 2030 über neunzig Prozent an den weltweiten Haushalten<br />
ausmachen. Dieser Trend ist vor allem auf die Entwicklung der steigenden<br />
Lebensqualität bei einer breiten Masse der Bevölkerung in den Emerging Markets<br />
zurückzuführen. So hat Indien mittlerweile genau so viele „Middle Class“-Haushalte<br />
wie Deutschland. In Indonesien oder Brasilien leben inzwischen doppelt so viele<br />
Personen in Haushalten mittleren Einkommens wie Österreich und die Schweiz<br />
insgesamt an Einwohnern zählen.<br />
Gemäß der Google-Studie zum SEM-Roundtable wird bereits 2017 der globale Markt<br />
der Luxusgüter zu 33 Prozent von China, Russland und Indien beeinflusst.<br />
86 Prozent der<br />
Weltbevölkerung<br />
leben in diesen<br />
„aufstrebenden“<br />
Märkten<br />
Durchschnittsalter<br />
in<br />
Emerging-<br />
Markets-Ländern<br />
25 Jahre<br />
Indien hat genau<br />
so viele „Middle<br />
Class“-Haushalte<br />
wie Deutschland<br />
487
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Wachstum durch<br />
Mittelschicht<br />
Facebook machte<br />
Revolutionen<br />
in Nordafrika<br />
möglich<br />
488<br />
Laut Wallstreet-Online vom 15.02.2011, welche die Fondgesellschaft Nordea zitieren,<br />
stehen vor allem die Volkswirtschaften Asiens vor einem grundlegenden Wandel.<br />
Hier wird die Anzahl an Konsumenten mit einem frei verfügbaren Einkommen<br />
von 3.000 US-Dollar von 570 Millionen auf rund 945 Millionen anwachsen. Die<br />
Konsumausgaben steigen bis 2015 von 2,9 auf 5,1 Billionen US-Dollar. Neunzig<br />
Prozent dieser Ausgaben werden auf China, Indien und Indonesien entfallen [6].<br />
Doch auch die afrikanischen Länder versprechen verhältnismäßig hohe Wachstumsraten.<br />
Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) steigt das<br />
Bruttoinlandsprodukt in Afrika um durchschnittlich fünf Prozent, für Äthiopien<br />
und Mosambik sogar über sieben Prozent aufgrund einer wachsenden Mittelschicht<br />
[7].<br />
Aus der Google Business Map entnommene Auswertungen von Wachstumsraten<br />
bei Suchnachfragekategorien zeigen interessante Trends auf und beweisen die<br />
wachsende Kaufkraft und steigende Lebensqualität:<br />
• China: Sport 59 Prozent, Immobilien 44 Prozent, Heim und Garten 40 Prozent.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Ägypten: Gesellschaft 219 Prozent, Sport 183 Prozent, Schönheitspflege 161<br />
Prozent, Online Communities 147 Prozent.<br />
Russland: Reisen 153 Prozent, Sport 103 Prozent, Essen und Trinken 93 Prozent,<br />
Schönheitspflege 84 Prozent.<br />
Ukraine: Reisen 177 Prozent, Sport 125 Prozent, Essen und Trinken 111 Prozent,<br />
Heim und Garten 100 Prozent.<br />
Saudi Arabien: Reisen 156 Prozent, Gesellschaft 137 Prozent, Immobilien 125<br />
Prozent, Schönheitspflege 122 Prozent.<br />
Vereinigte Arabische Emirate: Sport 92 Prozent, Reisen 81 Prozent, Schönheitspflege<br />
76 Prozent.<br />
Türkei: Schönheitspflege 159 Prozent, Reisen 94 Prozent, Online Communities<br />
89 Prozent, Immobilien 53 Prozent.<br />
Thema Fortschritt<br />
Auch hinsichtlich der vermeintlich technologischen Rückständigkeit wurde Europa<br />
bereits vor langem eines Besseren belehrt, als nämlich Indiens Programmierer<br />
weltweit von sich reden machten.<br />
Demokratische Bewegungen, wie wir sie jetzt in Nordafrika und im arabischen<br />
Raum erleben, zeigen ebenfalls den weiteren globalen Wandel auf: Internet und<br />
Facebook sind bereits im Stande, Länder in Revolutionen zu versetzen. Diese<br />
Menschen wollen den Anschluss an die „Schöne neue Welt“. So ist zum Beispiel<br />
gemäß Googles Business Map in Ägypten ein Online-Suchanfragewachstum von<br />
3020 Prozent zwischen 2005 und 2010 zu verzeichnen. Der beliebteste Suchbegriff<br />
hierbei (400 Prozent Wachstum in den letzten zwölf Monaten) ist youm7.com – ein<br />
Nachrichtenportal.
Hätte sich daran bereits die Demokratisierungsbewegung erkennen lassen, das<br />
wachsende Interesse, was in der Welt sonst noch passiert?<br />
Auch das Konsumverhalten zeigt in eine Richtung, von der Werbetreibende und<br />
Unternehmen nur profitieren können. Sprechen wir heute in Indien von bereits dreißig<br />
Millionen vorhandenen technologisch anspruchsvolleren Handys (Smartphones und<br />
vergleichbare) sollen es in 2012 bereits 300 Millionen sein. 2030 werden neun<br />
von zehn Handys in Ländern der Emerging Markets abgesetzt sein und bieten<br />
damit enormes Potenzial für Search Engine Advertising und Smart Shopping via<br />
Augmented Reality. Dies zeigt auf, dass vor allem in den Schwellenländern eine<br />
breite Abdeckung und Nutzung von mobilen Endgeräten vorliegt. Zudem kommt<br />
in diesen Märkten Neugierde auf Neues und Bereitschaft zur breiten Akzeptanz<br />
hinzu.<br />
Onlinetrends, neue Technologien und sämtliche Arten von Werbeformen werden<br />
gerne angenommen. Suchmaschinen-Marketing und Online-Werbeformen sind<br />
bekannt und man hat die Vorteile bereits für sich entdeckt, wie Google in Zürich<br />
demonstrierte:<br />
•<br />
• Brasilien und Indien vereinen zusammen mehr Internetnutzer als Deutschland,<br />
•<br />
• ein Drittel aller in YouTube eingestellten Videos, als auch,<br />
•<br />
Somit ist definitiv erkennbar, dass der Anschluss schon längst stattgefunden hat<br />
und die Zielgruppe, die für Informationen und Waren offen ist, weiß, wo sie diese<br />
bekommt: Bei Google & Co.<br />
Thema Instabilität<br />
Georg Genfer: SEM in den Emerging Markets – Chancen und Risiken<br />
690 Millionen Internetnutzern in den entwickelten Ländern stehen über eine<br />
Milliarde Nutzer in den Emerging Markets gegenüber,<br />
Ägypten verfügt über mehr Internetnutzer als Österreich und die Schweiz an<br />
Einwohnern zählen,<br />
vierzig Prozent aller globalen Suchanfragen kommen bereits jetzt aus Ländern<br />
abseits der bekannten Industrienationen.<br />
„Auch wenn es dem Westen nicht gefällt: In vielen arabischen Ländern spielt das<br />
Militär eine wichtige politische Rolle, weil die staatlichen Institutionen schwach<br />
sind“, so Florence Gaub, der Verfasser des Artikels „Die Rückkehr der Jedi-Ritter<br />
– Die politische Rolle der arabischen Armeen“ [8].<br />
Nachrichtenportale als auch die Mai/Juni 2011 Ausgabe des Magazins „Internationale<br />
Politik“ der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik zeigen nur zu deutlich die<br />
Aktualität dieses Themas. Das Magazin stand mir aus diesem Grund im folgenden<br />
Kapitel als zuverlässige und aussagekräftige Hauptquelle zur Verfügung (bei<br />
expliziter Erwähnung weiterer Quellen). Das Thema Instabilität mit Bezug auf<br />
Wirtschaft und Politik möchte ich somit gerne mit Fokus Naher und Mittlerer<br />
Osten aufzeigen.<br />
2030 werden<br />
neun von<br />
zehn Handys<br />
in Ländern<br />
der Emerging<br />
Markets<br />
abgesetzt sein<br />
Brasilien und<br />
Indien vereinen<br />
zusammen<br />
weit mehr<br />
Internetnutzer<br />
als es in<br />
Deutschland gibt<br />
489
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
490<br />
Die arabischen<br />
Militärregime<br />
können als<br />
wirtschaftlichprogressiv<br />
angesehen<br />
werden<br />
Revolutionen können gut ausgehen, wie in Ägypten oder Tunesien. Sie können aber<br />
auch in Bürgerkrieg und Gewalt gegen das Volk münden, wie aktuell in Libyen<br />
oder Syrien. Es liegt ganz daran, ob sich das Militär den Aufständischen anschließt<br />
oder nicht.<br />
Um den Brückenschlag zwischen Militärregimen und wirtschaftlichen Möglichkeiten<br />
für Agenturen und Werbetreibende der Onlinewelt zu schlagen, hilft ein Blick auf<br />
die Hintergründe dieser Staaten.<br />
Seit der Zeit der Entkolonialisierung erwuchsen vornehmlich Militärregierungen,<br />
welche bis in die frühere Geschichte stets die Macht an sich griffen:<br />
• Irak (Militärputsche in den Jahren 1941, 1958, 1963 und 1968),<br />
•<br />
Syrien (Entledigung des parlamentarischen Systems und Einsetzen von Militär und<br />
Baath-Parteimitgliedern in den Jahren 1949, 1954, 1963 und 1966),<br />
• Ägypten (Beseitigung der ägyptischen Monarchie im Jahr 1952),<br />
• Libyen (Staatsstreich durch Oberst Muammar al Gaddafi 1969),<br />
• Algerien (Machtergreifung durch Oberst Houari Boumediene 1965).<br />
Der große Unterschied zu feudalistisch geführten Monarchien, wie zum Beispiel<br />
Jordanien, Marokko und Saudi-Arabien besteht in der Tatsache, dass diese arabischen<br />
Militärregime als wirtschaftlich-progressiv angesehen werden können. Die meist<br />
aus dem Mittelstand stammenden Offiziere forcierten wirtschaftlichen Fortschritt,<br />
der nicht durch Stammes- und Religionsidentitäten „verfälscht“ und gebremst<br />
wurde. Vor allem Ägypten nahm hier Ende der sechziger Jahre, was den Aufbruch<br />
in die Moderne betrifft, eine Führungsposition ein. Unfähige zivile Regierungen<br />
erhielten durch eine vermeintlich starke Militärhand ein Profil. Bedingt durch<br />
Grenzstreitigkeiten und Expansionspläne, welche gar in Krieg mit Israel mündeten,<br />
beendeten jedoch zunächst die Hoffnungen, das Militär wäre ein passabler Ersatz<br />
für die Monarchien.<br />
Diese Entwicklung lähmte wiederum den wirtschaftlichen und technologischen<br />
Fortschritt durch ein „Sichversperren“ gegenüber westlichen Reformen und positiven<br />
Einflüssen. Das machte es wiederum schwer, Kooperationen mit westlichen Ländern<br />
und Nachbarstaaten einzugehen. Selbst gute Voraussetzungen für expansives<br />
Wirtschaften, wie potenzielle Einnahmequellen (Rohstoffe, Tourismus), sind<br />
hierbei kein Garant.<br />
Am Beispiel Ägypten soll dies im Folgenden im Detail erläutert werden. Hierbei<br />
bediene ich mich des Artikels von Robert Springborg „Armes reiches Land. Ägypten<br />
und der wirtschaftliche Neustart.“ der Mai/Juni Ausgabe des Magazin „Internationale<br />
Politik“. Springborg bezieht sich hierbei sowohl auf sein Buch „Globalization and<br />
the Politics of Development in the Middle East“, als auch auf Fakten der Weltbank,<br />
welche von mir aktualisiert wurden [9] [10].<br />
Hieraus ist zu entnehmen, dass dieses Land alle Voraussetzungen hätte, um über<br />
einen Lower-Middle-Income-Status seiner Bevölkerung hinauszukommen. Dennoch<br />
weist aber zum Beispiel das mit viel weniger Rohstoffen ausgestattete Südkorea ein
neuneinhalbfach höheres Pro-Kopf-Einkommen aus, als Ägypten (Südkorea: 19.830<br />
US-Dollar, Ägypten: 2.070 US-Dollar).<br />
Zudem sprechen vordergründig noch folgende Punkte für Ägyptens Wirtschaft:<br />
• Eine der ertragreichsten Anbauflächen der Welt,<br />
•<br />
• tausende Kilometer feinster Sandstrand,<br />
•<br />
•<br />
Georg Genfer: SEM in den Emerging Markets – Chancen und Risiken<br />
fast zehn Prozent der gesamten Fördermenge an Öl im Nahen und Mittleren<br />
Osten,<br />
eine hohe Dichte an Kulturstätten und damit Touristenattraktionen und<br />
letztendlich<br />
eine hohe potenzielle (Online)-Käuferschicht durch junge erwerbstätige und<br />
zunehmend gut ausgebildete Ägypter<br />
Ressourcenreichtum alleine genügt jedoch nicht, wenn keine sinnvolle<br />
Wirtschaftspolitik vorhanden ist. Der Motor für eine gute Wirtschaft ist der Export.<br />
So weisen laut Weltbank alle Länder der Lower-Middle-Income-Kategorie einen<br />
Durchschnitt von 71,5 Prozent bei verarbeiteten Gütern am Gesamtexport auf. wie<br />
zum Beispiel die High-Tech-Branche. Hier weist Ägypten lediglich einen Anteil<br />
von 0,2 Prozent auf; Tunesien, dem es ähnlich ergeht wie Ägypten, konnte seinen<br />
Anteil zumindest auf fünf Prozent erhöhen.<br />
Ohne dauerhafte Schäden davonzutragen, müsste Ägypten jetzt Wirtschaftsstrategie<br />
und Wirtschaftssystem deutlich überdenken und modernisieren. Ein erster Schritt<br />
wäre die Entstaatlichung führender Wirtschaftsunternehmen in den Bereichen<br />
Textil, Öl und Finanzen. Im nächsten Schritt muss eine Entschlackung des<br />
gigantischen Verwaltungsapparates und des Staatssektors erfolgen, welcher 25<br />
Millionen Menschen und damit über dreißig Prozent der Gesamtbevölkerung<br />
(achtzig Millionen) beschäftigt.<br />
Andererseits sind genau das die Branchen, welche Potenzial für Werbetreibende und<br />
eine Expansionspolitik in die Länder der Emerging Markets bietet. Hinzu kommen<br />
die Branchen, welche durch regimenahe Unternehmen geführt werden: Stahl, Eisen,<br />
Dünger, Zement, Keramik und Petrochemie. Zuletzt weisen mittelständische<br />
Unternehmen Ertragsmöglichkeiten für westliche Unternehmen in den Bereichen<br />
Agrar, Textil und Tourismus auf. Gerade der letzte Sektor wuchs nach dem Verkauf<br />
von ehemals militärisch genutztem Land an Bauunternehmer enorm.<br />
Letztendlich darf man aber auch die Konsumbedürfnisse des Militärs nicht<br />
vernachlässigen. Militärbedienstete werden staatlich bestens mit Wohnungen,<br />
Lebensmitteln, Autos, Telekommunikation und Urlaub versorgt. Hier handelt es<br />
sich um Bereiche, die in Industriestaaten bereits seit Jahren hohen Wettbewerb<br />
und hohen Ertrag via SEO und SEA bieten und auch seitens Google entsprechende<br />
Aufmerksamkeit bekommen.<br />
Bei dieser Zielgruppe ist der Wohlstand der Mittelschicht Westeuropas bereits<br />
angekommen und kann sich Stück für Stück auf die restliche Bevölkerung<br />
ausdehnen. Voraussetzung ist hierbei jedoch ein Zusammenwachsen von Militär<br />
und Bevölkerung.<br />
Hohe potenzielle<br />
(Online)-<br />
Käuferschicht<br />
durch junge<br />
erwerbstätige<br />
und zunehmend<br />
gut ausgebildete<br />
Ägypter<br />
491
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 6 Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Muttersprachler<br />
unentbehrlich für<br />
eine nachhaltige<br />
und erfolgreiche<br />
wirtschaftliche<br />
Expansion<br />
492<br />
Geht man weg von der Betrachtung des Beispiels Ägypten mit einerseits hohen<br />
Risiken und andererseits enormen Potenzialen, zeigen Länder wie China und<br />
Russland bereits weitaus mehr Möglichkeiten als Risiken. Dies haben sich auch<br />
die landeseigenen Suchmaschinen Baidu und Yandex zu Nutze gemacht. Obwohl<br />
es sich um kommunistisch geführte Regime handelt, haben sie erkannt, dass eine<br />
offene Wirtschaftspolitik enormes Potenzial bietet. Die Regel ist an sich einfach:<br />
eine eigene starke expansionsfähige und eigenständige Industrie bei gleichzeitigem<br />
Zulassen von Wettbewerb.<br />
Fazit<br />
Hier möchte ich auf einen Blog-Beitrag meines Kollegen Philipp Ben Bella<br />
zurückgreifen. Er sieht auch speziell für SEO die Emerging Markets im Aufwind,<br />
weist aber auf die interkulturelle Bedeutung und Verantwortung hin:<br />
„Jedoch gilt es trotz des großen Potentials den Durchblick zu bewahren und regionale<br />
Besonderheiten zu berücksichtigen, vor allem vor folgendem Hintergrund: Sowohl<br />
die Internationalisierung und das Internet, als auch die Zunahme der Suchanfragen<br />
weltweit vermitteln das Bild einer vereinheitlichten, eben globalen Welt. Menschen<br />
sind nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem über das Internet verbunden. Es<br />
könnte beinahe das Gefühl entstehen, dass es zu einer Homogenisierung der<br />
Menschheit kommt, das heißt zu dem globalen Menschen. Außer Acht gelassen wird<br />
dabei jedoch die Tatsache, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Ländern nicht<br />
nur sprachlich unterscheiden […] Jeder Mensch ist kulturell geprägt beziehungsweise<br />
einer bestimmten Nationalkultur zugehörig. Einen globalen Menschen gibt es nach<br />
diesem Verständnis nicht.<br />
Für Agenturen, die Ihre Kunden […] betreuen möchten, heißt es vor diesem<br />
Hintergrund nicht nur international, sondern auch interkulturell zu arbeiten“<br />
[12].<br />
Mit der reinen Übersetzung der Originaltexte bei SEO-Maßnahmen und SEA-<br />
Kampagnen wird man den sprachlichen und kulturellen Besonderheiten der<br />
jeweiligen Länder und Regionen aber noch lange nicht gerecht. Display-Banner im<br />
Google Content-Netzwerk können selbst mit bestimmten Farben und Inhalten zu<br />
kultureller oder religiöser Ablehnung statt zu kauffreudiger Akzeptanz führen.<br />
Diese Liste ließe sich noch weiterführen.<br />
Somit sind Einschätzungen und der Einsatz sowohl lokaler Professionals als auch<br />
Muttersprachler unentbehrlich für eine nachhaltige und erfolgreiche wirtschaftliche<br />
Expansion.<br />
Berücksichtigt man das, hört die Globalisierung von medialen Maßnahmen im<br />
Search Engine Marketing bei den Emerging Markets nicht auf, sondern fängt<br />
gerade erst an.
Literatur<br />
Georg Genfer: SEM in den Emerging Markets – Chancen und Risiken<br />
[1] Lehne, Lars/Gawdat, Mohammad/Beuttenmüller, Anna (Hrsg): Google Business Map.<br />
21 Countries – 21 Opportunities. – 52 S., Google Germany GmbH, Hamburg, 2010.<br />
[2] Gawdat, Mohammad: “The World Is Bigger Than We Think”. – 41 Folien, Google<br />
Germany GmbH, Zürich, 2010.<br />
[3] Internet World Stats: World Internet Usage and Population Statistics. – In:<br />
http://www.internetworldstats.com/stats.htm, 2010, Zugriff am 29.04.2011.<br />
[4] Wikipedia: Emerging Markets. – In: http://de.wikipedia.org/wiki/Emerging_Market,<br />
Zugriff am 25.04.2011.<br />
[5] Morgan Stanley Capital Investors: MSCI Emerging Markets. – In: http://<br />
www.msci.com/products/indices/tools/index.html#EM, Zugriff am 28.04.2011.<br />
[6] Wallstreet Online: DGAP News. Nordea: Kaufkraft in den Emerging Markets nimmt<br />
weiter zu. – In: http://www.wallstreet-online.de/nachricht/3101349-dgap-news-nordeafonds-service-gmbh-deutsch,<br />
Zugriff am 30.04.2011.<br />
[7] International Monetary Fund (Internationaler Währungsfond): IMF Data Mapper ®.<br />
Word Economic Outlook. – In: http://www.imf.org/external/datamapper/index.php?chart=<br />
barchartView&db=WEO, April 2011, Zugriff am 27.04.2011.<br />
[8] Gaub, Florence: Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Die politische Rolle der arabischen<br />
Armeen. – In: „Internationale Politik“, S. 90 – 95, Berlin: Deutsche Gesellschaft für<br />
Auswärtige Politik e.V., Ausgabe Mai/Juni 2011.<br />
[9] Robert Springborg: Armes reiches Land. Ägypten und der wirtschaftliche Neustart.<br />
– In: „„Internationale Politik“, S. 96 – 104, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik e.V., Ausgabe Mai/Juni 2011.<br />
[10] The World Bank: Indicators. GNI per capita, Atlas method (current US$). – In: http:<br />
//data.worldbanl.org/indicator/NY.GNP.PCAP.CD, Zugriff am 01.05.2011.<br />
[11] Ben Bella, Philipp: Search – Überblick: Suchanfragen in den emerging markets. – In:<br />
http://www.explido.de/blog/search-ueberblick-suchanfragen-in-den-emerging-markets/,<br />
2011, Zugriff am 02.05.2011.<br />
[12] Springborg, Robert & Henry, Clement M.: Globalization and the Politics of<br />
Development in the Middle East. – 380 Seiten, Cambridge University Press, 2. Auflage<br />
2010.<br />
493
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