Ist Image alles? - Marketing und Mittelstand
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Denkanstöße<br />
Die Mär von der<br />
unternehmerfre<strong>und</strong>lichen Steuerpolitik<br />
Immer wieder wird behauptet, die Steuerpolitik der letzten Jahre unter Rot/Grün hätte die Unternehmer begünstigt – aber diese<br />
Undankbaren hätten trotzdem nicht ausreichend investiert, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.<br />
Sieht man näher hin, ergibt sich leider ein<br />
ganz anderes Bild: Ich hebe hier auf Personenunternehmen<br />
ab, die etwa 85 Prozent<br />
aller Unternehmen in Deutschland ausmachen.<br />
Das Aufkommen aus der Einkommenssteuer<br />
(inkl. „Soli“) stieg für Gewerbebetriebe<br />
von 30 Milliarden Euro 1998 auf<br />
37,9 Milliarden Euro 2005. Das Gewerbesteueraufkommen<br />
lag 1998 bei 25,6 <strong>und</strong> im<br />
Jahre 2005 bei 28 Milliarden Euro.<br />
Gewiss, keine immensen Steigerungen,<br />
aber eben auch keine Steuersenkung.<br />
Schaut man noch genauer hin, ergibt sich<br />
ein noch ungünstigeres Bild.<br />
Nehmen wir das „Steuersenkungsgesetz<br />
2001“: hier begegnet uns die Senkung der<br />
degressiven Abschreibung für bewegliche<br />
Wirtschaftsgüter von 30 auf 20 Prozent oder<br />
die schon legendäre Verschärfung der Regeln<br />
zur Gesellschafterfremdfinanzierung.<br />
Dazu kamen noch Änderungen bei der Abschreibungstabelle,<br />
die nichts Gutes bedeuteten.<br />
Es folgten für das Jahr 2002 das so<br />
genannte Unternehmensteuerfortentwicklungsgesetz<br />
(wie herrlich kann unsere Sprache<br />
sein!) <strong>und</strong> das Steuerverkürzungsbekämpfungsgesetz<br />
(dito), voller mittelbarer<br />
Steuererhöhungen. Dann gab es ein<br />
„Steuervergünstigungsabbaugesetz“, vulgo:<br />
„Steuererhöhungsgesetz“ oder auch das sogenannte<br />
Korb-II-Gesetz, das unter anderem<br />
die Mindestgewinnsteuerung brachte<br />
<strong>und</strong> diverse Betriebsausgaben, Abzugsverbote<br />
<strong>und</strong> Einschränkungen des Verlustabzugs.<br />
In Summa: die deutschen Unternehmer wurden<br />
die ganzen Jahre über systematisch <strong>und</strong><br />
immer weiter zur Kasse gebeten.<br />
<strong>Marketing</strong> & <strong>Mittelstand</strong> 23/06<br />
Im Ergebnis haben unsere Unternehmen in<br />
den Reihen ihrer Wettbewerber in den<br />
OECD-Staaten weiterhin die dürftigsten<br />
Umsatzrenditen <strong>und</strong> tragen in der EU seit<br />
Jahren die höchste effektive Steuerbelastung<br />
noch vor Staatshandelsländern wie<br />
Frankreich, Italien oder Belgien. So kommt<br />
es denn auch, dass in Deutschland das Aufkommen<br />
aus allen Unternehmenssteuern in<br />
den letzten zehn Jahren um etwa ein Drittel<br />
gestiegen ist. Wo sind hier die Wohltaten,<br />
wo ein Verzicht des Steuerstaates gegenüber<br />
den Unternehmen? Die B<strong>und</strong>esregierung<br />
hat inzwischen weitere massive<br />
Steuererhöhungen angekündigt. Steuererhöhungen<br />
statt zu sparen! Sie sollten nicht<br />
die Einnahmen den Ausgaben, sondern die<br />
Ausgaben den Einnahmen anpassen, wie<br />
dies jeder Privathaushalt auch tun muss!<br />
Ich fürchte, dass dies nicht der Weg zur<br />
Konsolidierung des Haushaltes ist <strong>und</strong> dass<br />
die Nachrichten von der fiskalischen Seite<br />
erst noch einmal für einige Jahre schlechter<br />
werden, bevor sie – nach echten strukturellen<br />
Reformen – hoffentlich wieder besser<br />
werden.<br />
Dr. Patrick Adenauer<br />
Präsident der<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Selbständiger Unternehmer (ASU), Berlin<br />
Miteigentümer <strong>und</strong> Geschäftsführer der<br />
Bauwens GmbH & Co. KG<br />
adenauer@asu.de<br />
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