Prävention, Therapie und Sportslife für ... - MedicalSportsNetwork
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Birna Bjarnason-Wehrens<br />
> Seit 1991 Mitarbeiterin im Institut <strong>für</strong> Kreislaufforschung<br />
<strong>und</strong> Sportmedizin an der Deutschen<br />
Sporthochschule in Köln<br />
> Hauptarbeitsgebiete: kardiologische Rehabilitation<br />
der Phase II <strong>und</strong> Phase III; geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede in der kardiologischen Rehabilitation;<br />
körperliche Aktivität <strong>und</strong> Training in der <strong>Prävention</strong>,<br />
Sek<strong>und</strong>ärprävention <strong>und</strong> Rehabilitation von kardiovaskulären<br />
Erkrankungen; körperliche Aktivität <strong>und</strong><br />
Training bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit angeborenen<br />
Herzfehlern<br />
network<br />
> Von 2002–2010 Mitglied des Präsidiums der<br />
Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />
Rehabilitation von HerzKreislaufErkrankungen<br />
> Seit 2005 Secretary of the Section Cardiac Rehabilitation<br />
of the European Association for Cardiovascular<br />
Prevention and Rehabilitation of the European Society<br />
of Cardiology<br />
Christian<br />
Knackstedt<br />
> Facharzt <strong>für</strong> innere<br />
Medizin, Kardiologie <strong>und</strong><br />
Sportmedizin<br />
> Seit 2009 Oberarzt am<br />
Institut <strong>für</strong> Kreislaufforschung<br />
<strong>und</strong> Sportmedizin<br />
an der Deutschen Sporthochschule<br />
Köln<br />
> Forschungsschwerpunkte: myokardiale Adaptation,<br />
präventive Versorgungsforschung<br />
Für die Festlegung der Trainingsintensität<br />
bei allen Ausdauersportarten bietet<br />
sich die Herzfrequenz als objektiver <strong>und</strong><br />
leicht zu ermittelnder Parameter an. Für<br />
Herzpatienten wird eine Belastungsintensität<br />
zwischen 60–75 % der maximal im<br />
Belastungstest ermittelten Herzfrequenz<br />
empfohlen. Eine andere Möglichkeit ist<br />
die Festlegung der Trainingsherzfrequenz<br />
anhand der so genannten Karvonen-<br />
Formel (siehe Beispiel). Hier wird eine<br />
Intensität zwischen 40 <strong>und</strong> 60 % empfohlen.<br />
Die Kontrolle kann z.B. durch ein<br />
simples Herzfrequenzmessgerät (Pulsuhr)<br />
auch im ambulanten, eigenständigen Weitertraining<br />
umgesetzt werden. Ergänzend<br />
hierzu ist zu empfehlen, ein Augenmerk<br />
auf die Atmung zu richten. Diese sollte<br />
während der Belastung eine Unterhaltung<br />
ermöglichen – entsprechend der Regel<br />
„Laufen ohne zu schnaufen“. Die Anwendung<br />
der Borgskala hilft dem Patienten,<br />
sein subjektives Anstrengungsempfinden<br />
zu schulen <strong>und</strong> die wahrgenommene Belastung<br />
richtig einzuordnen.<br />
Die Herzfrequenzreserve (HFR) ist<br />
die Differenz zwischen Ruhe- <strong>und</strong><br />
Maximalpuls (bei einer Ergometrie ermittelt).<br />
Soll ein Patient mit 60 % der<br />
HFR trainieren, so ergibt sich bei einer<br />
Ruhefrequenz von 60 <strong>und</strong> einer Maximalfrequenz<br />
von 140 eine Trainingsherzfrequenz<br />
von 108.<br />
Beispielrechnung:<br />
HF Ruhe = 60/min; HF max = 140/min;<br />
THF = 60 + (140–60) x 0,6 = 108/min<br />
Ergänzend <strong>und</strong> aufbauend auf dem<br />
Ausdauertraining wird insbesondere <strong>für</strong><br />
Patienten mit guter Ausdauerleistungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> guter linksventrikulärer<br />
Pumpfunktion ein individuell angepasstes<br />
dynamisches Kraftausdauertraining<br />
empfohlen. Ein moderates Krafttraining<br />
ist auch im höheren Lebensalter<br />
wirksam <strong>und</strong> kann dem altersbedingten<br />
Verlust an Muskelmasse, Muskelkraft<br />
<strong>und</strong> Knochenmasse entgegenwirken sowie<br />
durch Verbesserung der propriozep-<br />
tiven Fähigkeiten die Koordination <strong>und</strong><br />
Gleichgewichtsfähigkeit positiv beeinflussen<br />
<strong>und</strong> somit die Sturzgefahr reduzieren.<br />
Empfohlen wird die Durchführung<br />
eines Kraftausdauertrainings mit<br />
niedriger bis moderater Intensität (30–<br />
60 % der Maximalkraft). Die Belastung<br />
ist so zu wählen, dass die einzelnen<br />
Übungen mühelos <strong>und</strong> ohne Pressatmung<br />
15- bis 20-mal wiederholt werden<br />
können. Das Training sollte 2-mal pro<br />
Woche durchgeführt werden. Von KHK-<br />
Patienten sollte ein Kraftausdauertraining<br />
immer unter fachlicher Anleitung<br />
aufgenommen werden. Besonderer<br />
Wert ist auf die Vermeidung der<br />
Pressatmung zu legen, um gefährliche<br />
Blutdruckspitzen unter Belastung zu<br />
vermeiden.<br />
Fazit<br />
Durch individuell dosiertes Training<br />
können bei Patienten im stabilen<br />
Stadium einer KHK die körperliche<br />
Leistungsfähigkeit die symptomfreie<br />
Belastbarkeit, die Lebensqualität <strong>und</strong><br />
die Prognose verbessert werden. Besonders<br />
effektiv ist ein unter moderater Belastungsintensität<br />
durchgeführtes aerobes<br />
Ausdauertraining. In Ergänzung hierzu<br />
kann ein niedrig dosiertes Kraftausdauertraining<br />
empfohlen werden. KHK-<br />
Patienten sollten motiviert werden,<br />
an langfristigen Nachsorgeprogrammen<br />
wie z.B. der ambulanten Herzgruppe<br />
teilzunehmen.<br />
Literatur:<br />
Bjarnason-Wehrens B, Schulz O, Gielen S, Halle M, Dürsch M, Hambrecht<br />
R, Lowis H, Kindermann W, Schulze R, Rauch B (2009). Leitlinie<br />
körperliche Aktivität zur Sek<strong>und</strong>ärprävention <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> kardiovaskulärer<br />
Erkrankungen. Clin Res Cardiol, 4, Suppl. 3, 1–44.<br />
Weitere Literatur beim Verfasser<br />
■■ Bjarnason@dshs-koeln.de<br />
■■ C.Knackstedt@dshs-koeln.de<br />
8 medicalsports network 05.10