Prävention, Therapie und Sportslife für ... - MedicalSportsNetwork
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Kuno Hottenrott<br />
> Professor <strong>für</strong> Trainingswissenschaft an der<br />
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
> Direktor des Department Sportwissenschaft <strong>und</strong> Leiter<br />
des Instituts <strong>für</strong> Leistungsdiagnostik <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
(www.ilug.de)<br />
network<br />
> Umfassende Monografien zum Ausdauersport; aktuell<br />
erschienen ist beim Meyer & Meyer Verlag das Buch<br />
„Trainingswissenschaft- Ein Lehrbuch in 14 Lektionen“<br />
> Vizepräsident der Deutschen Vereinigung <strong>für</strong><br />
Sportwissenschaft (dvs)<br />
metern während der Belastung <strong>und</strong> im<br />
Trainingsprozess feststellten. Jüngst<br />
konnten prospektiv randomisiert-kontrollierte<br />
Trainingsstudien dieses Potenzial<br />
bestätigen, die von einer finnischen<br />
Arbeitsgruppe durchgeführt wurden.<br />
Dabei konnte in einer ersten Trainingsstudie<br />
aus dem Jahr 2007 gezeigt werden,<br />
dass die individuelle, logarithmierte<br />
HF-Leistung (HF: high frequency) als<br />
Kenngröße der efferenten Vagusaktivität<br />
eine geeignete Steuerungsgröße zur<br />
Optimierung der täglichen Trainingsbe-<br />
lastung ist. Die Radsportgruppe, die das<br />
Trainingsprogramm entsprechend den<br />
Fluktuationen des speziellen HRV-Parameters<br />
individuell anpasste, konnte<br />
einen höheren trainingsbedingten<br />
Leistungszuwachs erreichen als die<br />
Radsportgruppe, die nach der Standardplanung<br />
ihr Trainingsprogramm absolvierte.<br />
In einer folgenden Studie aus<br />
dem Jahre 2009 konnte dieselbe Arbeitsgruppe<br />
die Ergebnisse der ersten<br />
Studie auch <strong>für</strong> den ebenfalls vagusassoziierten<br />
SD1-Parameter bestätigen bzw.<br />
aufzeigen, dass eine effizientere Trainingsgestaltung<br />
damit möglich ist. Der<br />
SD1-Parameter wird u.a. auch <strong>für</strong> die<br />
Berechnung der OwnZone (bei Polar-<br />
HF-Messgeräten) genutzt. Die Belastungssteuerung<br />
nach der OwnZone-<br />
Methode gewinnt mit diesen Studien<br />
weitere wissenschaftliche F<strong>und</strong>ierung.<br />
Zur Individualisierung der Trainingsbelastung<br />
werden zunehmend HRV-<br />
Applikationen von der Industrie entwickelt<br />
<strong>und</strong> dem Sportler zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Abschätzung der aeroben Fitness<br />
mittels HRV<br />
Auf der Basis von verschiedenen HRV-<br />
Parametern wurden mittels Algorithmen<br />
aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz<br />
Verfahren zur Abschätzung der aeroben<br />
Kapazität (VO 2 max) entwickelt<br />
<strong>und</strong> in kommerzielle Mess- <strong>und</strong> Analysesysteme<br />
integriert. Dabei wird versucht,<br />
den nicht linearen Interaktionen der verschiedenen,<br />
an der HRV-Regulation beteiligten<br />
Subsystemen durch eine nicht<br />
lineare Modellierung mithilfe von selbstorganisierten<br />
Merkmalskarten (SOM)<br />
Rechnung zu tragen. Diese Systeme werden<br />
seit einigen Jahren im Fitness-, Ges<strong>und</strong>heits-<br />
<strong>und</strong> Leistungssport eingesetzt<br />
<strong>und</strong> zunehmend auf ihre Validität <strong>und</strong><br />
trainingspraktische Bedeutsamkeit <strong>für</strong><br />
verschiedene Einsatzbereiche untersucht.<br />
Allerdings ist der Zusammenhang zwischen<br />
aerober Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
vagaler Modulation bis dato nur unvollständig<br />
aufgeklärt.<br />
Stressanalyse <strong>und</strong> Stressbewältigung<br />
über HRV-Biofeedback-Methoden<br />
Ein sehr großes HRV-Anwendungsfeld<br />
entwickelt sich derzeit im Bereich des<br />
systematischen Biofeedbacks. Die HRV-<br />
Biofeedback-Methode findet nicht nur<br />
in der psychosomatischen Behandlung<br />
von Stress, Depression <strong>und</strong> Angst Einsatz,<br />
sondern zunehmend auch im betrieblichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
<strong>und</strong> im Sport, wo die innere Balance<br />
zwischen den gestellten Anforderungen<br />
<strong>und</strong> den eigenen Fähigkeiten der Bewältigung<br />
gefährdet scheint. Mit gezieltem<br />
HRV-gestützen kardiorespiratorischen<br />
Biofeedback scheint es<br />
möglich zu sein, Nervosität <strong>und</strong> Anspannung<br />
zu reduzieren <strong>und</strong> im entscheidenden<br />
Augenblick konzentriert<br />
<strong>und</strong> fokussiert zu sein.<br />
Fazit<br />
Trotz enormer Fortschritte in den sportbezogenen<br />
Anwendungsfeldern innerhalb<br />
der letzten 5 Jahre fehlen immer noch<br />
Referenzgrößen <strong>und</strong> Standardisierungsvorgaben<br />
<strong>für</strong> Sportler, sodass vor allem<br />
methodische Probleme die Interpretierbarkeit<br />
<strong>und</strong> Vergleichbarkeit von Studienergebnissen<br />
<strong>und</strong> Trainingswirkungsanalysen<br />
bis dato erschweren. Es wird<br />
prognostiziert, dass die Herzfrequenzvariabilität<br />
weitere Anwendungsfelder erschließen<br />
<strong>und</strong> insgesamt an Relevanz in<br />
Forschung <strong>und</strong> Praxis gewinnen wird.<br />
Literatur beim Autor<br />
■■ kuno.hottenrott@sport.uni-halle.de<br />
Symposium „HRV <strong>und</strong> Höhe“<br />
Neue Erkenntnisse in den genannten<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Anwendungsfeldern sowie<br />
Neuentwicklungen im Bereich der<br />
HRV-Applikationen werden auf dem 5.<br />
Int. Symposium Herzfrequenzvariabilität<br />
am 30. Oktober 2010 in Halle (Saale) präsentiert.<br />
Am Vorabend des HRV-Kongresses<br />
findet zusätzlich ein Satelliten-<br />
Symposium mit mehreren Vorträgen zum<br />
Thema „Training <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> in künstlicher<br />
Höhe“ statt.<br />
Weitere Informationen zum wissenschaftlichen<br />
Programm <strong>und</strong> zur Anmeldung<br />
finden Sie auf der Kongressseite<br />
22 (www.hrv-sport.de). medicalsports network 05.10