orthopädie Gefährliches Pistenvergnügen? Gefahren, Verletzungen <strong>und</strong> <strong>Prävention</strong> beim Snowboarden Heinz Kusche, Oberarzt Abteilung <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Sportorthopädie Klinikum Garmisch-Partenkirchen in Kooperation mit der BG-Unfallklinik Murnau 4 medicalsports network 01.11 Foto: © Christian Stadler
In den achtziger Jahren hat der Snowboardsport begonnen, sich zunehmend auf <strong>und</strong> neben unseren Pisten zu etablieren. Seit 1998 ist Snowboarden mit mittlerweile drei Disziplinen (Half-Pipe, Snowboard-Cross <strong>und</strong> Parallel-Riesenslalom) olympisch <strong>und</strong> hat hierdurch weiter an Stellenwert gewonnen. Snowboarden hat sein Dasein vom Trendsport zur ernst zu nehmenden Disziplin bis hin zum Ausdruck eines Lifestyles weiterentwickelt. Vom Trendsport zur etablierten Disziplin Aus dem mittlerweile nahezu komplett von den Pisten verschw<strong>und</strong>enen Alpinboarden hat sich das Carving-Skifahren entwickelt <strong>und</strong> der Skiindustrie gegenüber dem zunächst stark boomenden Snowboarden neue Märkte erschlossen. Das Freestyle Snowboarden stößt insbesondere bei jungen Wintersportlern auf Interesse <strong>und</strong> bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Ausübung dieser Sportart. Hierbei sind die in vielen Skigebieten obligatorischen Fun- Parks regelrechte Anziehungspunkte <strong>für</strong> Snowboardsportler. Entsprechend hierzu haben sich gegenüber dem Skisport differierende, typische Verletzungsmuster herauskristallisiert. Ausrüstung Snowboarden als Breitensport wird mittlerweile nahezu ausschließlich mit Freestyle- oder Allro<strong>und</strong>boards ausgeübt. Hierbei wird im Gegensatz zum Skisport ein stiefelähnlicher, weicher Schuh, der „Softboot“, verwendet. Beide Füße sind starr auf dem Board fixiert, eine Sicherheitsbindung mit Auslösemechanismus wird hierbei nicht verwendet. Die Ausrichtung auf dem Board ist je nach Fahrtyp <strong>und</strong> Art der Benutzung mehr oder weniger zur Seite hin ausgerichtet. Zeigt die linke Körperseite nach vorne wie bei ca. zwei Dritteln der Snowboardsportler, wird die Positionierung als „Regular“ bezeichnet, steht der rechte Fuß vorne, als „Goofy“. So genannte Race-Boards, die mit skistiefelartigem Schuhwerk verwendet werden <strong>und</strong> hauptsächlich zum Fahren mit höherer Geschwindigkeit auf der Kante, dem „Carven“, ausgerichtet sind, sind nahezu ausschließlich dem Leistungssport vorbehalten. Die Wettkämpfe werden in spannenden Parallelwettbewerben ausgetragen. Gefahren <strong>und</strong> Verletzungs mechanismen Snowboardsport wird zumeist von Kindern <strong>und</strong> jungen Erwachsenen ausgeübt. In diesen Altersgruppen besteht eine erhöhte Risikobereitschaft bzw. eine verminderte Fähigkeit, potenzielle Gefahren realistisch einzuschätzen. Anfänger sind während der ersten Tage der ansonsten rasch erlernbaren Sportart einer hohen Sturzfrequenz ausgesetzt. Hierbei wird der Aufprall meist bei gestreckten Ellenbogen mit den dorsal extendierten Handgelenken aufgefangen. Die angebotenen Handgelenksschoner führen zur Reduktion von Verletzungen, bieten bislang jedoch keinen vollständigen Schutz. Zudem sehen wir regelmäßig so genannte „Splint-topfractures“ des Unterarmes, die an der proximalen Begrenzung des Protektores auftreten. Besonders beliebt ist das Springen mit dem Board auf Sprunganlagen („Kickern“) oder das Befahren von speziell angelegten Parcours in den Fun-Parks mit Elementen aus Geländern („Rails“), Bodenwellen, Sprüngen <strong>und</strong> von der Kreativität der Anlagenbetreiber anhängigen Features. Da die Jugendlichen hierbei meist in Gruppen unterwegs sind, spielen Faktoren wie Gruppenzwang <strong>und</strong> dem Können nicht angepasste Fahrweise eine nicht unerhebliche Rolle. Die Fehleinschätzung entsprechender Anlagen mit nicht angepasster Anlaufgeschwindigkeit führt unserer Beobachtung nach häufig zu Sprüngen weit über den vorgesehenen Landbereich hinaus ins flache Gelände. Derartige Mechanismen führen zu mitunter schweren Verletzungen im Sinne von Rasanztraumen. Die Unkenntnis der Geländebedingungen, insbesondere der Gefahren durch Lawinen <strong>und</strong> Schneebretter, führte in den letzten Jahren gehäuft zum Auftreten von Verschüttungen <strong>und</strong> regelmäßig auch zu Todesfällen durch unangepasstes Verhalten im freien Gelände. MRT Fraktur Prozessus lateralis tali OP Situs Fraktur Prozessus lateralis tali, weiblich, 19 Jahre , Nationalkader („Snowboarder`s ankle“) 01.11 medicalsports network 5