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Bericht zur Situation des sozialen Dialogs in der ... - CoESS

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<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Situation</strong> <strong>des</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong><br />

osteuropäischen neuen Mitgliedsstaaten <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

Erstellt im Rahmen <strong>des</strong> Projektes „Europäischer sozialer Dialog und gegenwärtige nationale<br />

Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong> neuen Mitglieds- und Kandidatenlän<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Europäischen Union“. Träger: ZBORNICA ZA RAZVOJ SLOVENSKEGA ZASEBNEGA<br />

VAROVANJA - ZRSZV, Ljubljana, Slowenien<br />

Geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Europäischen Kommission unter <strong>der</strong> Haushaltsl<strong>in</strong>ie 04.03.03.01 Industrial<br />

Relations and Social Dialogue<br />

Zielstellung<br />

Der <strong>Bericht</strong> soll e<strong>in</strong> Bild <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Lage (2010) <strong>der</strong> Sozialpartnerorganisationen und<br />

ihrer Beziehungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong> neuen Mitgliedstaaten und<br />

Kandidatenlän<strong>der</strong> <strong>in</strong> Osteuropa geben. Angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass nur wenige und oft nicht<br />

verlässliche Zahlen verfügbar und aktuelle Entwicklungen und Verän<strong>der</strong>ungen meist nur vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> Kenntnisse <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> und <strong>der</strong> Beziehungen se<strong>in</strong>er <strong>sozialen</strong><br />

Akteure verständlich s<strong>in</strong>d, gibt <strong>der</strong> <strong>Bericht</strong> nur e<strong>in</strong>e Momentaufnahme <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

<strong>Situation</strong> und ihrer wichtigsten Implikationen für die <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen <strong>in</strong> diesen<br />

Län<strong>der</strong>n. Aus europäischer Sicht ersche<strong>in</strong>t es dabei wünschenswert, Gruppen und<br />

Vere<strong>in</strong>igungen mit e<strong>in</strong>er demokratischen Ausrichtung zu unterstützen, die an e<strong>in</strong>er aktiven<br />

Ausgestaltung <strong>des</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, und <strong>der</strong><br />

<strong>Bericht</strong> sucht mögliche H<strong>in</strong>weise, sie zu identifizieren<br />

E<strong>in</strong>führende Anmerkungen<br />

In fast allen <strong>der</strong> neuen Mitgliedstaaten hatten sozialpartnerschaftliche Beziehungen auf <strong>der</strong><br />

Basis freier Gewerkschaften und <strong>in</strong>dustrieller Vere<strong>in</strong>igungen ke<strong>in</strong>e Tradition zwischen dem<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> zweiten Weltkrieges und <strong>der</strong> politischen Neuordnung nach 1990. Die <strong>in</strong> diesem<br />

Zeitraum allenfalls existierenden Organisationen hatten, beson<strong>der</strong>s auf gewerkschaftlicher<br />

Seite, völlig unterschiedliche Aufgaben als ausführende Organe <strong>des</strong> Staates und <strong>der</strong><br />

herrschenden kommunistischen E<strong>in</strong>heitsparteien. Die e<strong>in</strong>zige dauerhafte Ausnahme bildete<br />

die polnische Gewerkschaft SOLIDARNOSC, die seit den achtziger Jahren <strong>des</strong> zwanzigsten<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts e<strong>in</strong>e weitgehend unabhängige Entwicklung nahm und e<strong>in</strong>e zentrale Rolle<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklungen spielte, die zum Fall <strong>des</strong> Eisernen Vorhangs<br />

führten.<br />

Die Reprivatisierung <strong>der</strong> Industrie und die Entwicklung freier Märkte nach 1990 erwiesen<br />

sich als durchaus gewaltsame und ungeregelte Prozesse. Oft ergriffen Angehörige <strong>der</strong> alten<br />

Machteliten, hochrangige Offiziere aus Polizei, Militär, Geheimdienst und hohe Funktionäre<br />

die Gelegenheit, sich große Teile <strong>der</strong> Industrie anzueignen und sich nach e<strong>in</strong>er Periode oft<br />

gewaltsam ausgetragener Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit Mitbewerbern und den e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>genden<br />

westlichen Unternehmen <strong>in</strong> Politik und Wirtschaft zu etablieren.<br />

Im Prozess <strong>der</strong> Annäherung an die Europäische Union und bei dem Erwerb <strong>der</strong> regulären<br />

Mitgliedschaft passten sich diese Eliten den neuen Regeln an und übernahmen neue<br />

Gesetzgebungen im E<strong>in</strong>klang mit europäischen Vorgaben und Standards. Dennoch ist die<br />

1


Entwicklung von Instrumenten und Organen <strong>der</strong> Interessenvertretung noch nicht beson<strong>der</strong>s<br />

fortgeschritten und oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr bedauernswerten Zustand.<br />

Dies gilt auch für die Arbeitnehmerseite: In den meisten osteuropäischen Staaten konnten die<br />

gewerkschaftlichen Organisationen den Umbruch überstehen, nicht zuletzt wegen ihrer<br />

Organisationsstrukturen und ihres nach dem Krieg angehäuften Vermögens. Inzwischen<br />

konnten sich oft konkurrierende und freie GHewerkschaften neben ihnen bilden, die aber<br />

überwiegend noch kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d und um Mitglie<strong>der</strong> kämpfen müssen.<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Schwierigkeit für die Gewerkschaften besteht <strong>in</strong> ihrem noch immer<br />

existierenden Image als Teil <strong>des</strong> Staates und e<strong>in</strong>em verbreiteten Mangel an staatsbürgerlichem<br />

Bewusstse<strong>in</strong> und Bereitschaft zu demokratischer Interessenvertretung <strong>in</strong> großen Teilen <strong>der</strong><br />

Bevölkerung.<br />

Im Zuge <strong>des</strong> Erwerbs <strong>der</strong> EU-Mitgliedschaft passten die neuen Mitgliedstaaten ihre<br />

Gesetzgebung an die Unionsstandards <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em noch immer andauernden Prozess an, sodass<br />

mittlerweile <strong>in</strong> allen Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e fortschrittliche Arbeitsgesetzgebung <strong>in</strong> Kraft ist, die die<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong>en <strong>sozialen</strong> Dialog auf allen Ebenen <strong>in</strong>dustrieller Beziehungen schafft.<br />

Zugleich ist <strong>in</strong> nahezu allen neuen Mitgliedstaaten zu beobachten, dass die Schaffung neuer<br />

Rechtsstandards e<strong>in</strong> von außen <strong>in</strong>itiierter top-down-Prozess ist, <strong>der</strong> auf viele Wi<strong>der</strong>stände<br />

trifft, die ihren Grund sowohl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mangelnde demokratischen Bewusstse<strong>in</strong> haben als<br />

auch <strong>in</strong> dem Streben <strong>der</strong> neuen (alten) Eliten nach dem Erhalt ihrer politischen und<br />

wirtschaftlichen Macht und ihrer Netzwerke <strong>in</strong> den staatlichen Institutionen.<br />

Die private Sicherheits<strong>in</strong>dustrie ist dabei e<strong>in</strong>e Branche, <strong>in</strong> welcher diese Schwierigkeiten<br />

beson<strong>der</strong>s deutlich und problematisch werden.<br />

Die private Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> den osteuropäischen neuen Mitgliedstaaten<br />

In den osteuropäischen Staaten begannen die privaten Sicherheitsdienste nach 1990 als e<strong>in</strong>e<br />

völlig neue Branche, da zuvor alle Fragen öffentlicher und privater Sicherheit als<br />

Angelegenheit <strong>des</strong> Staates betrachtet wurden. Die Gesetzgebung für diesen neuen Sektor<br />

entwickelte sich daher nur schleppend und geriet oft nur bruchstückhaft und un<strong>zur</strong>eichend.<br />

Tatsächlich haben e<strong>in</strong>ige Län<strong>der</strong> wie die slowakische und die tschechische Republik bis dato<br />

ke<strong>in</strong>e Gesetz für die Sicherheitswirtschaft und <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en Staaten wurde diese<br />

Gesetzgebung verschiedentlich überarbeitet und ist noch immer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung.<br />

Geme<strong>in</strong>sam ist dabei allen neuen Mitgliedstaaten, dass, wie auch <strong>in</strong> etlichen an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Län<strong>der</strong>n, die private Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong> Aufsicht <strong>des</strong> Innenm<strong>in</strong>isteriums<br />

unterstellt ist, e<strong>in</strong>e Vorgehensweise, die angesichts <strong>der</strong> Geschichte dieser Län<strong>der</strong> als autoritäre<br />

Staaten nur naheliegend ist.<br />

Die private Sicherheitswirtschaft begann und entwickelte sich somit als e<strong>in</strong>e weitgehend<br />

unregulierte Branche ohne e<strong>in</strong>e Tradition <strong>in</strong>dustrieller Beziehungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stark<br />

umkämpften Markt. Obgleich mittlerweile <strong>in</strong> allen neuen Mitgliedstaaten <strong>der</strong> gesetzliche<br />

Rahmen für <strong>in</strong>dustrielle Beziehungen <strong>der</strong> Sozialpartner mehr o<strong>der</strong> weniger entsprechend den<br />

europäischen Standards existiert, s<strong>in</strong>d die Industrieverbände überwiegend noch schwach und<br />

zersplittert. In Län<strong>der</strong>n wie Lettland und <strong>der</strong> slowakischen Republik s<strong>in</strong>d<br />

Arbeitgeberverbände erst im Entstehen, ohne weiteren E<strong>in</strong>fluss auf den Markt o<strong>der</strong> die<br />

Wirtschaftspolitik. In Bulgarien kämpfen verschiedene Verbände um Marktanteile und<br />

politischen E<strong>in</strong>fluss. In Ungarn, Kroatien, Rumänien, Estland und ebenfalls <strong>in</strong> Bulgarien<br />

orientierten sich Arbeitgeberverbände schon früh <strong>in</strong> Richtung Europa und wurden Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> sektoralen Dachorganisation <strong>CoESS</strong>, ihre nationale Bedeutung und Marktlage zu<br />

unterstreichen. Dabei g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Anstoß hierfür teilweise von den Aktivitäten <strong>der</strong><br />

2


mult<strong>in</strong>ationalen Konzerne G4S und Securitas aus, die sehr früh <strong>in</strong> allen neuen Mitgliedstaaten<br />

mit nationalen Nie<strong>der</strong>lassungen unterschiedlicher Größe präsent waren (z.B. Ungarn,<br />

Estland). In Tschechien, Polen und Litauen gibt es nationale Arbeitgeberverbände, die aber<br />

nicht o<strong>der</strong> nicht mehr (Tschechische Republik) auf europäischer Ebene <strong>in</strong> <strong>CoESS</strong> aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Mit Ausnahme Sloweniens vertreten die Arbeitgeberverbände <strong>in</strong> Osteuropa meist nur<br />

vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Teile <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie im H<strong>in</strong>blick auf Mitglie<strong>der</strong>, Anzahl <strong>der</strong><br />

Arbeitnehmer und Anteil am Jahresumsatz <strong>der</strong> Branche. Obwohl sie überwiegend von den<br />

nationalen Behörden als repräsentativ anerkannt s<strong>in</strong>d, ist ihre Basis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie eher<br />

schmal und konzentriert sich auf wenige große Unternehmer. Dennoch haben sie <strong>in</strong><br />

unterschiedlichem Maß politischen E<strong>in</strong>fluss als Lobby-Organisationen und s<strong>in</strong>d auch an den<br />

Gremien <strong>des</strong> tripartiten <strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> beteiligt soweit diese existieren.<br />

Betractet man Haltung <strong>der</strong> osteuropäischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie gegenüber Gewerkschaften<br />

und Arbeitnehmervertretungen, so f<strong>in</strong>det man überwiegend e<strong>in</strong> nur ger<strong>in</strong>ges Interesse an e<strong>in</strong>er<br />

Anerkennung <strong>der</strong> Sozialpartner und Verhandlungen vor, obwohl e<strong>in</strong> gewisser Druck hierzu<br />

durch die allgeme<strong>in</strong>e Arbeitsgesetzgebung ausgeübt wird. In <strong>der</strong> Tat ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Län<strong>der</strong>n im<br />

Verständnis <strong>der</strong> Arbeitgebervertreter <strong>der</strong> soziale Dialog auf Verhandlungen mit <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Regierung im Rahmen <strong>der</strong> gegebenen Gesetze reduziert (Slowakische Republik). Gleichzeitig<br />

leidet die Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong> neuen Mitgliedstaaten – wie auch <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Län<strong>der</strong>n – an ru<strong>in</strong>ösem Wettbewerb, außerordentlich ger<strong>in</strong>gen Löhnen, sehr<br />

hohe Arbeitstundenzahlen, Schwarzarbeit, schlechten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und dem<br />

allgeme<strong>in</strong>en Unterlaufen von Sozial- und Arbeitsgesetzgebung.<br />

Die Gewerkschaften <strong>in</strong> <strong>der</strong> osteuropäischen privaten Sicherheitswirtschaft<br />

Die Lage <strong>der</strong> Gewerkschaften ist tatsächlich noch problematischer. Ohne jegliche Tradition <strong>in</strong><br />

dieser neuentstandenen Industrie s<strong>in</strong>d sie mit e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en Mangel an demokratischem<br />

Bewusstse<strong>in</strong> konfrontiert, <strong>der</strong> Zersplitterung ihrer Verbände und e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Art von<br />

weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegenden und isolierten Arbeitsplätzen, die <strong>in</strong> dieser Branche e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenschluss <strong>der</strong> Arbeitnehmer erschwert.<br />

Daher gibt es <strong>zur</strong> Zeit nur wenige Branchengewerkschaften (Bulgarien, Ungarn, Polen,<br />

Litauen, Slowenien), die alle an e<strong>in</strong>em Mangel an Mitglie<strong>der</strong>n leiden, <strong>der</strong> erfolgreiche<br />

Kampagnen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. In Län<strong>der</strong>n wie Rumänien, Estland, Lettland und Kroatien werden die<br />

wenigen organisierten Wachleute von größeren Gewerkschaftsverbänden mit vertreten, die<br />

verschiedenen Branchen repräsentieren. Zusätzlich gibt es oft konkurrierende Verbände und<br />

E<strong>in</strong>zelgewerkschaften: So versuchen etwa <strong>in</strong> Rumänien und Kroatien vier Verbände die<br />

Wachleute zu vertreten, <strong>in</strong> Slowenien, Bulgarien und Ungarn s<strong>in</strong>d es wenigstens zwei. In<br />

Tschechien und <strong>der</strong> slowakischen Republik s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e Gewerkschaften im<br />

Sicherheitssektor bekannt, die die Branche repräsentieren o<strong>der</strong> Wachleute organisieren.<br />

Obgleich fast alle Branchengewerkschaften <strong>in</strong> den neuen Mitgliedstaaten nur sehr ger<strong>in</strong>ge<br />

Teile <strong>der</strong> Arbeiterschaft organisieren, s<strong>in</strong>d sie meist als repräsentativ von staatlicher Seite auf<br />

Grundlage ihrer Konzentration <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen und Regionen o<strong>der</strong> ihrer<br />

Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>em akkreditierten Dachverband anerkannt. Dies ermöglicht es ihnen, sich<br />

an Gremien <strong>des</strong> nationalen <strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> zu beteiligen und <strong>in</strong> Verhandlungen mit<br />

Arbeitgeberverbänden e<strong>in</strong>zutreten.<br />

Vor ihrem geschichtlichen H<strong>in</strong>tergrund entstand für die Gewerkschaftsbewegung <strong>in</strong> den<br />

neuen Mitgliedstaaten e<strong>in</strong> spezielles Problem: Mit vergleichsweise guten organisatorischen<br />

und f<strong>in</strong>anziellen Grundlagen ausgestattete Nachfolgeorganisationen <strong>der</strong> alten sozialistischen<br />

Gewerkschaften beanspruchten die Vertretung <strong>der</strong> Branche und wurden auch offiziell<br />

3


anerkannt. So s<strong>in</strong>d die meisten von ihnen ohne e<strong>in</strong>e ausreichende Basis von Mitglie<strong>der</strong>n und<br />

ohne demokratische Traditionen <strong>in</strong> Gremien und Verhandlungen im Rahmen e<strong>in</strong>er von oben<br />

implementierten Arbeitsgesetzgebung tätig, die selbst ohne demokratische Kontrolle und<br />

Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Arbeiterschaft besteht.<br />

Der Transformationsprozess von e<strong>in</strong>er staatlichen Agentur zu e<strong>in</strong>er Interessenvertretung ihrer<br />

Mitglie<strong>der</strong> ist meist noch nicht abgeschlossen. Die e<strong>in</strong>zige Ausnahme bildet die polische<br />

Gewerkschaft SOLIDARNOSC, welche e<strong>in</strong>e Tradition als kämpferische demokratische<br />

Organisation seit den achtziger Jahren <strong>des</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts besitzt.<br />

In Län<strong>der</strong>n wie Ungarn, Slowenien, Bulgarien, Litauen, Rumänien und Kroatien entstanden<br />

nach 1990 neue und konkurrierende Gewerkschaften, die nur langsam wachsen und welchen<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e Reputation und ausreichend breite Mitglie<strong>der</strong>basis fehlen, son<strong>der</strong>n auch<br />

Organisationsstrukturen und Vermögen, worauf die sozialistischen Nachfolgegewerkschaften<br />

<strong>zur</strong>ückgreifen können. Dennoch s<strong>in</strong>d sie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die <strong>in</strong>zwischen überall<br />

implementierte Arbeitsgesetzgebung zu nutzen, um E<strong>in</strong>fluss im nationalen <strong>sozialen</strong> Dialog<br />

<strong>der</strong> Branche zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Die Vertretung <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong> neuen Mitglieds- und Kandidatenlän<strong>der</strong> auf<br />

europäischer Ebene<br />

Obwohl die Dachorganisationen <strong>der</strong> Sozialpartner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche zu recht betonen, dass sie<br />

sich nicht <strong>in</strong> nationale Angelegenheiten e<strong>in</strong>mischen möchten, haben sie dennoch e<strong>in</strong>en<br />

gewissen E<strong>in</strong>fluss auf die Mitgliedsorganisationen und <strong>der</strong>en Haltung zum <strong>sozialen</strong> Dialog, zu<br />

demokratischer Rechten und freier Marktentwicklung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den neuen<br />

Mitgliedstaaten, <strong>der</strong>en Blick auf Europa und die Möglichkeiten <strong>der</strong> EU sich oft erst noch<br />

entwickeln muss. Für e<strong>in</strong>en nationalen Arbeitgeberverband und se<strong>in</strong>e Mitgliedsunternehmen<br />

kann die Mitgliedschaft <strong>in</strong> <strong>CoESS</strong> e<strong>in</strong>e Image-Verbesserung bedeuten und die Stellung auf<br />

dem nationalen Markt stärken wie auch <strong>in</strong> den Beziehungen zu Regierungsstellen.<br />

An<strong>der</strong>erseits können die Gewerkschaften als Mitglie<strong>der</strong> von UNI-Europe von Informationen<br />

über <strong>in</strong>ternationale Entwicklungen, geme<strong>in</strong>samen Aktionen auf europäischer Ebene und <strong>der</strong><br />

direkten Unterstützung <strong>der</strong> Dachorganisationen und europäischen Institutionen profitieren.<br />

In <strong>der</strong> Tat wurden durch verschiedene Aktivitäten <strong>der</strong> Dachorganisationen und<br />

Sozialpartnerverbände an<strong>der</strong>er EU-Mitgliedslän<strong>der</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>ige<br />

Entwicklungen und Verän<strong>der</strong>ungen im <strong>sozialen</strong> Dialog <strong>der</strong> Sicherheitsbranche <strong>in</strong> etlichen<br />

neuen Mitgliedstaaten angestoßen.<br />

So führte <strong>CoESS</strong> neben e<strong>in</strong>igen Mitglie<strong>der</strong>versammlungen e<strong>in</strong>e Reihe von Konferenzen <strong>in</strong><br />

Osteuropa zu wichtigen Themen <strong>des</strong> Sicherheitsgewerbes durch, wie öffentliche<br />

Ausschreibungen, Ausbildung, Arbeits- und Gesundheitsschutz und an<strong>der</strong>e, die zu Kontakten<br />

und Zusammenarbeit mit Arbeitgeberorganisationen <strong>der</strong> Region führten. So wurden auch<br />

bereits Arbeitgeberverbände <strong>der</strong> neuen Kandidatenlän<strong>der</strong> Serbien, Mazedonien und Bosnien<br />

assoziierte Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Dachverban<strong>des</strong>. Zwei von <strong>der</strong> Kommission geför<strong>der</strong>te Projekte zum<br />

<strong>sozialen</strong> Dialog wurden 2008 und 2009 von dem slowenischen <strong>CoESS</strong>-Mitgliedsverband<br />

ZRSZV durchgeführt, die Kontakte zu weiteren Industrieverbänden und Gewerkschaften<br />

erbrachten und Verb<strong>in</strong>dungsaufnahmen und Verhandlungen zwischen Sozialpartnern <strong>der</strong><br />

Ziellän<strong>der</strong> e<strong>in</strong>leiteten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> anregten.<br />

2005 und 2006 führte die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zwei ebenfalls von dfer<br />

Kommission geför<strong>der</strong>te Sozialdialogprojekte durch mit dem Ziel, <strong>in</strong> <strong>der</strong> osteuropäischen<br />

Sicherheits<strong>in</strong>dustrie tätige Gewerkschaft zu identifizieren und mit ihnen Kontakt<br />

aufzunehmen und sie <strong>in</strong> den europäischen <strong>sozialen</strong> Dialog e<strong>in</strong>zubeziehen. In den meisten <strong>der</strong><br />

4


Ziellän<strong>der</strong> gelang es, solche Kontakte herzustellen und die Branchengewerkschaften Litauens<br />

(LPSDPS), Polens (SOLIDARNOSC) und Bulgariens (GSENTU) wurden <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

Mitglie<strong>der</strong> von UNI-Europe. An<strong>der</strong>e Branchengewerkschaften aus Slowenien (ZSSS),<br />

Rumänien (CARTEL ALFA), Estland (ETKA), Lettland (LAKRS) nahmen <strong>in</strong>formell<br />

Kontakte mit <strong>der</strong> Dachorganisation und mit dem europäischen <strong>sozialen</strong> Dialog auf, welche<br />

e<strong>in</strong>ige von ihnen noch immer für <strong>in</strong>ternationale Angelegenheiten und geme<strong>in</strong>same Aktivitäten<br />

nutzen.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Schwierigkeiten <strong>des</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong><br />

neuen Mitgliedstaaten und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> dortigen Gewerkschaften s<strong>in</strong>d solche Initiativen<br />

e<strong>in</strong> geeignetes und zu wenig genutztes Mittel, um demokratische Interessenvertretung zu<br />

unterstützen und den <strong>sozialen</strong> Dialog voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />

BULGARIEN:<br />

Zur Zeit gibt es <strong>in</strong> Bulgariens Sicherheits<strong>in</strong>dustrie m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens fünf Arbeitgeber-verbände. Der<br />

älteste, NAFTSO, war bereits vor dem Beitritt Bulgariens 2007 <strong>zur</strong> EU assoziiertes Mitglied<br />

<strong>des</strong> Dachverban<strong>des</strong> <strong>CoESS</strong> und umfasst etwa 50 <strong>der</strong> geschätzten <strong>in</strong>sgesamt 1200<br />

Sicherheitsunternehmen. Die führenden Mitgliedsunternehmen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> s<strong>in</strong>d eng mit<br />

den neuen Machteliten und dem Staatsapparat verbunden (<strong>der</strong> erste Verbandspräsident war<br />

e<strong>in</strong> hochrangiger Offizier <strong>des</strong> früheren Geheimdienstes und Mitgliedsfirmen gehörten<br />

hochrangigen Beamten <strong>des</strong> Innenm<strong>in</strong>isteriums), was 2009 und 2010 zu mehreren öffentlichen<br />

Skandalen führte.<br />

Daneben s<strong>in</strong>d vier an<strong>der</strong>en Arbeitgeberverbände <strong>in</strong> <strong>der</strong> bulgarische Sicherheitsbranche aktiv.<br />

E<strong>in</strong>er von diesen umfasst ausschließlich Hersteller und E<strong>in</strong>richter von Sicherheitstechnik und<br />

ist NAFTSO angeglie<strong>der</strong>t. Die an<strong>der</strong>en drei Verbände vere<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>ere und mittlere<br />

Sicherheitsunternehmen und wurden gegründet, um Marktanteile zu sichern; sie umfassen<br />

etwa 60 kle<strong>in</strong>ere Firmen. 2009 schlossen sich die drei Verbände zu e<strong>in</strong>er Fö<strong>der</strong>ation CBOPSS<br />

als Gegengewicht zu NAFTSO zusammen.<br />

Auf <strong>der</strong> Gewerkschaftsseite gibt es zwei Vere<strong>in</strong>igungen: Der Verband CITUB ist e<strong>in</strong>e<br />

Nachfolgeorganisation <strong>der</strong> ehemaligen sozialistischen Gewerkschaft für den öffentlichen<br />

Dienst. Er organisiert Polizeiangehörige und e<strong>in</strong>e vergleichsweise kle<strong>in</strong>e Gruppe von<br />

Sicherheitsmitarbeitern. CITUB ist für den privaten Sicherheitssektor nicht als repräsentativ<br />

anerkannt.<br />

Die Branchengewerkschaft für Sicherheitsmitarbeiter GSENTU ist Mitglied im Verband<br />

PODKREPA, <strong>der</strong> als freier Gewerkschaftsbund 1990 gegründet wurde. Als<br />

Branchenorganisation <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> PODKREPA ist GSENTU als repräsentativ<br />

für die bulgarische Sicherheitswirtschaft anerkannt. Seit 2007 ist GSENTU Mitglied von<br />

UNI-Europe und am europäischen soziale Dialog beteiligt. GSENTU hat etwa 1000 <strong>in</strong><br />

wenigen Firmen konzentrierte Mitglie<strong>der</strong> und damit nur begrenzte Aktionsmöglichkeiten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Branche.<br />

Die <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> bulgarischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d schwierig und<br />

nicht weit entwickelt. Der Verband NAFTSO akzeptierte Die Branchengewerkschaft<br />

GSENTU lange nicht und verweigerte alle Angebote für Verhandlungen, obwohl beide<br />

Organisationen seit 2007 am europäischen <strong>sozialen</strong> Dialog <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie beteiligt<br />

waren. Erst <strong>in</strong> 2010 wurden offiziell vorläufige Kontakte aufgenommen. Vorher hatte <strong>der</strong><br />

Verband NAFTSO versucht mit <strong>der</strong> Gewerkschaft CITUB e<strong>in</strong>en Kollektivvertrag<br />

5


abzuschließen, <strong>der</strong> aber vom Arbeitsm<strong>in</strong>isterium wegen <strong>der</strong> fehlenden Repräsentativität von<br />

CITUB nicht als allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dlich anerkannt wurde. GSENTU und die an<strong>der</strong>en drei<br />

Arbeitgeberverbände hatten bereits Verhandlungen aufgenommen und unterzeichneten 2009<br />

e<strong>in</strong>en Kollektivvertrag. Dieser wurde ebenfalls nicht als allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dlich anerkannt, da<br />

NAFTSO e<strong>in</strong>e Beteiligung ablehnte.<br />

So steht gegenwärtig <strong>in</strong> Bulgarien e<strong>in</strong>e ziemlich schwache Gewerkschaft zwei rivalisierenden<br />

Arbeitgeberverbänden ungefähr gleicher Größe gegenüber, <strong>der</strong>en e<strong>in</strong>flussreicherer bislang<br />

Verhandlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche blockiert.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Zielstellungen <strong>des</strong> europäischen <strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> ist dabei<br />

beson<strong>der</strong>s hervorzuheben, das nun seit Jahren zwei nationalen Sozialpartnerverbände<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> Brüssel vertreten s<strong>in</strong>d, die zuhause ke<strong>in</strong>en <strong>sozialen</strong> Dialog führen.<br />

Branchengewerkschaften:<br />

• GSENTU/PODKREPA,<br />

2. Angel Kanchev Str., 1000 Sofia,<br />

npssso@abv.bg<br />

Vorsitzende: Anna Zaimova<br />

Mitglied von UNI Global Unions/Europe<br />

• Fe<strong>der</strong>ation of the Independent Trade Unions from the State Adm<strong>in</strong>istration and<br />

Organizations, CITUB,<br />

Exarch Yossif Str.21, 1000 Sofia<br />

fnsduo@mail.bg , hristov.hristov@abv.bg<br />

Arbeitgeberverbände:<br />

• National Association of Industrial Security Companies, NAFTSO,<br />

50, Pir<strong>in</strong> str., 1680 Sofia<br />

office@naftso.org, www.naftso.org<br />

Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

• Confe<strong>der</strong>ation of Branch Organizations <strong>in</strong> Private Security Sector, CBOPSS, 145<br />

Rakovsky Str., ent.D fl.5 ap.18, 1000 Sofia.<br />

Jay7@abv.bg , jay7@cbopss.bg<br />

President: Zhivko Chakrachiev -<br />

Zusammenschluss von:<br />

• National Association of the Persons and Associations Perform<strong>in</strong>g Protective<br />

Activity, NAPAPPA,<br />

29 Vladaiska Str.<br />

Chair: Boyan Boyanov<br />

• Guards and Detectives National Branch Chamber,<br />

Rakovsky Str., ent.D fl.5 ap.18, 1000 Sofia. Jay7@abv.bg , jay7@cbopss.bg<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Zhivko Chakrachiev<br />

o Union of the Companies for Protection and Security<br />

Spartak.security@abv.bg<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Vasil Velkov<br />

KROATIEN:<br />

Die private Sicherheits<strong>in</strong>dustrie <strong>des</strong> noch im Kandidatenstatus bef<strong>in</strong>dlichen Lan<strong>des</strong> ist <strong>in</strong> dem<br />

als repräsentativ anerkannten 1992 gegründeten kroatischen Sicherheitsverband, CSA,<br />

6


organisiert, <strong>der</strong> assoziiertes Mitglied <strong>der</strong> europäischen Dachorganisation <strong>CoESS</strong> ist. Der<br />

Verband führte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit Verhandlungen mit <strong>der</strong> Branchengewerkschaft SSKH<br />

und schloss 2009 e<strong>in</strong>en ersten Branchentarifvertrag mit e<strong>in</strong>jähriger Laufzeit, welcher aber<br />

2010 nicht verlängert wurde.<br />

Branchengewerkschaft:<br />

• SSKH, Zagreb,<br />

Radovan.tadej@sskh.hr<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Croatian Security Association, CSA,<br />

Šoštarićeva 8, Zagreb, 10000 Zagreb,<br />

<strong>in</strong>fo@hcz.hr, www.hcz.hr , <strong>in</strong>fo@hcz.hr<br />

President: dr.sc. Željko Dobranović<br />

Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

TSCHECHISCHE REPUBLIK:<br />

In Tschechien ist bis jetzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie ke<strong>in</strong> sozialer Dialog auf nationaler o<strong>der</strong><br />

regionaler Ebene absehbar. Der Arbeitgeberverband „Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> privaten<br />

Sicherheitsdienste <strong>der</strong> tschechischen Republik“, UPSS, repräsentiert etwa 23% <strong>der</strong><br />

Unternehmen, etwa 30% <strong>der</strong> Mitarbeiterschaft (ca. 5000 Arbeiter) und ist Mitglied von<br />

<strong>CoESS</strong>. Der Verband bemüht sich <strong>der</strong>zeit stark um e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, da er e<strong>in</strong>e weitere Entwicklung <strong>der</strong> tschechischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie<br />

im Rahmen <strong>der</strong> gegenwärtigen Gesetzgebung für sehr schwierig hält.<br />

Obwohl auf nationaler Ebene tripartite Sozialdialoggremien bestehen, an welchen auch <strong>der</strong><br />

nationale Gewerkschaftsbund CMKOS beteiligt ist, gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheitsbranche ke<strong>in</strong>en<br />

gewerkschaftlichen Verhandlungspartner. Soweit Sicherheitsmitarbeiter überhaupt organisiert<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sie Mitglie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Branchengewerkschaften und nur auf Unternehmensebene <strong>in</strong><br />

Betriebsräten vertreten, wie sie vom tschechischen Arbeitsrecht vorgesehen s<strong>in</strong>d. Lediglich<br />

die Gewerkschaft <strong>der</strong> Bank- und Versicherungsangestellten hat e<strong>in</strong>e nennenswerte Anzahl<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n aus Sicherheitsdiensten, die früher Bankangestellte waren, führt aber ke<strong>in</strong>e<br />

Verhandlungen für diese Gruppe. Die Gewerkschaft ist Mitglied von UNI-Europa.<br />

Auf Unternehmensebene ist gegenwärtig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheitsbranche offenbar nur e<strong>in</strong><br />

gewerkschaftlich orientierter Betriebsrat <strong>in</strong> <strong>der</strong> nationalen Nie<strong>der</strong>lassung von G4S aktiv. Wie<br />

e<strong>in</strong> Betriebsratsmitglied erklärte, wurde diese Arbeit durch Aktivitäten auf Betriebsratsebene<br />

von an<strong>der</strong>en nationalen Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>der</strong> Firma aus <strong>in</strong>itiiert.<br />

In den Augen <strong>des</strong> Arbeitgeberverban<strong>des</strong> <strong>der</strong> privaten Sicherheits<strong>in</strong>dustrie ist <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige<br />

relevante Verhandlungspartner für Fragen <strong>des</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> gegenwärtig die tschechische<br />

Regierung; Gespräche mit Gewerkschaften spielen für ihn ke<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong><br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen um arbeitsrechtliche Fragen sowie soziale und ökonomische<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Union of Private Security Services of the Czech Republic, UPSS,<br />

Zitná 1578/52, PSC 120 00, Praha 2,<br />

<strong>in</strong>fo@securityclub.cz ,www.securityclub.cz, sekretariat@asbs.cz, www.asbs.cz<br />

Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

7


Gewerkschaft:<br />

• Trade Union of Bank<strong>in</strong>g and Insurance Employees<br />

Nám. W. Churchilla 2, 113 59 Praha 3,<br />

kubasek.rudolf@cmkos.cz, http://www.cmkos.cz/ospp<br />

President: Rudolf Kubásek,<br />

Mitglied von UNI-Europa<br />

ESTLAND:<br />

Der estländische Sicherheitsverband ESA wurde 1993 gegründet. Se<strong>in</strong>e<br />

Vorgängerorganisation war e<strong>in</strong> 1917 gegründeter allgeme<strong>in</strong>er Arbeitgeberverband, <strong>der</strong><br />

während <strong>der</strong> sowjetischen Besatzungszeit verboten war. E<strong>in</strong>e bemerkenswerte Anzahl<br />

ehemaliger Mitglie<strong>der</strong> verblieb auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Organisation.<br />

Neben den privaten Sicherheitsfirmen bestanden bis zu ihrer Privatisierung 1997<br />

Sicherheitsdienste <strong>in</strong> öffentlicher Trägerschaft. Der jetzige Verband repräsentiert mit 20<br />

Mitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> beiden größten Unternehmen (von 250 lizensierten Firmen)<br />

85% <strong>des</strong> Marktes. Der Verband ist Mitglied von <strong>CoESS</strong> und sei 2004 im europäischen<br />

<strong>sozialen</strong> Dialog aktiv.<br />

Den Rahmen <strong>in</strong>dustrieller Beziehungen <strong>in</strong> Estland bildet e<strong>in</strong>e Arbeitsgesetzgebung, die unter<br />

an<strong>der</strong>em Betriebsräte vorschreibt und Sozialdialog-Komitees auf allen Ebenen. Ebenso s<strong>in</strong>d<br />

Verpflichtungen <strong>zur</strong> Information und Beratung mit den Gewerkschaften vorgesehen wie im<br />

Fall <strong>der</strong> Kürzung von Löhnen.<br />

Die estländische Dienstleistungs- und Handelsgewerkschaft ETKA besteht seit 1990; sie<br />

wurde als Nachfolgeorganisation <strong>des</strong> alten, bis 1940 existenten Gewerkschaftsbun<strong>des</strong><br />

anerkannt, und erstritt sich erfolgreich das Vermögen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong>. Obwohl gegenwärtig<br />

kaum Mitarbeiter <strong>der</strong> estländischen Sicherheitsunternehmen organisiert s<strong>in</strong>d, repräsentiert<br />

ETKA die Sicherheitsmitarbeiter auf nationaler Ebene und ist als Teil <strong>der</strong> Dachorganisation<br />

EAKL Mitglied <strong>des</strong> europäischen Gewerkschaftsbun<strong>des</strong> ETUC.<br />

In den Sicherheitsunternehmen s<strong>in</strong>d gegenwärtig zwei Gewerkschaften im Rahmen <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Vorgaben tätig. Dennoch ist <strong>der</strong> Organisationsgrad sehr ger<strong>in</strong>g und umfasst<br />

<strong>der</strong>zeit gerade 48 Mitarbeiter von <strong>in</strong>sgesamt ca. 5800.<br />

Der erste Kollektivvertrag wurde auf Firmenebene durch den Betriebsrat von G4S verhandelt<br />

(G4S beschäftigt mehr als 50% aller Mitarbeiter <strong>der</strong> Branche). E<strong>in</strong> Branchentarifvertrag, <strong>der</strong><br />

für etwa 4300 Mitarbeiter galt, wurde mit <strong>der</strong> Gewerkschaft 2008 abgeschlossen. Ebenfalls<br />

auf Branchenebene wurde 2008 e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung über e<strong>in</strong>e Grundausbildung für<br />

Sicherheitspersonal und die E<strong>in</strong>richtung geme<strong>in</strong>samer Arbeitsgruppen getroffen.<br />

Branchengewerkschaft:<br />

• Estonian Serv<strong>in</strong>g and Commercial Workers Trade Union ETKA,<br />

Lutsu 14a, Tartu<br />

elle.pyy@mail.ee, elle.pytsepp@etka.ee, www.etka.ee<br />

Präsident: Elle Püttsepp<br />

Mitglied von ETUC<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Estonian Security Association, ESA,<br />

Madara 27, 10612 Tall<strong>in</strong>n,<br />

8


etel@security.ee, www.security.ee<br />

Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

UNGARN:<br />

Wie <strong>in</strong> den meisten osteuropäischen Län<strong>der</strong>n wurden <strong>in</strong> Ungarn die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>des</strong> <strong>sozialen</strong><br />

<strong>Dialogs</strong> als top-down-Prozess e<strong>in</strong>geführt. Diese Entwicklung wurde beson<strong>der</strong>s durch e<strong>in</strong><br />

großangelegtes PHARE-Projekt <strong>in</strong> Kooperation mit den skand<strong>in</strong>avischen Län<strong>der</strong>n während<br />

<strong>der</strong> späten Neunziger <strong>in</strong> be<strong>in</strong>ahe allen Teilen <strong>der</strong> ungarischen Verwaltung stark<br />

vorangetrieben. In <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie wurde 2004 e<strong>in</strong> tripartiter sozialer Dialog fest<br />

e<strong>in</strong>gerichtet, <strong>in</strong> welchem Löhne, Arbeitszeiten, Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und Kollektivverträge<br />

beraten werden. In dem Komitee s<strong>in</strong>d Sicherheitsfirmen, darunter G4S, <strong>der</strong><br />

Arbeitgeberverband MBVMSZ, die ungarische Sicherheitskammer und zwei<br />

Branchengewerkschaften vertreten. Mittlerweile wurden daneben noch mit f<strong>in</strong>anzieller<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Regierung drei weitere Unterkomitees <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bereichen Bewachung,<br />

Sicherheitssysteme und private Ermittlung e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Alle ungarischen Sicherheitsfirmen s<strong>in</strong>d zwangsweise Mitglied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheitskammer,<br />

welche aber bislang noch nicht <strong>in</strong> Verhandlungen für Kollektivverträge e<strong>in</strong>bezogen ist.<br />

Der Arbeitgeberverband MBVMSZ repräsentiert mit 80 Mitgliedsunternehmen etwa 30% <strong>der</strong><br />

ungarischen Sicherheitsbranche und e<strong>in</strong>en Marktanteil von 65% e<strong>in</strong>schließlich etwa 30000<br />

Mitarbeitern.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Branchengewerkschaften ist VSZSZ, Mitglied <strong>des</strong> Gewerkschaftsbun<strong>des</strong> MSZOSZ.<br />

Dieser ist die transformierte Nachfolgeorganisation <strong>des</strong> alten sozialistischen<br />

Gewerkschaftsbun<strong>des</strong> und Erbe se<strong>in</strong>es Vermögens und se<strong>in</strong>er Organisationsstrukturen. Über<br />

die Mitglie<strong>der</strong>zahlen von VSZSZ liegen ke<strong>in</strong>e Angaben vor. Die Gewerkschaft ist Mitglied<br />

von UNI-Europa und im europäischen <strong>sozialen</strong> Dialog aktiv.<br />

1992 wurde die freie Gewerkschaft <strong>der</strong> Transport- und Sicherheitsmitarbeiter gegründet. Sie<br />

wurde zunächst auf Firmenebene <strong>in</strong> G4S 1998 aktiv und umfasst nun etwa 100 Mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

18 Sicherheitsunternehmen. Die Organisation ist im tripartiten Sozialdialogkomitee <strong>der</strong><br />

Sicherheitsbranche vertreten und Mitglied von UNI-Europa.<br />

Der ungarischen Arbeitsgesetzgebung gemäß s<strong>in</strong>d Betriebsräte obligatorisch und für Firmen<br />

mit mehr als 200 Mitarbeitern ist e<strong>in</strong> Aufsichtsrat vorgeschrieben, <strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em Drittel mit<br />

Arbeitnehmervertretern besetzt se<strong>in</strong> muss. E<strong>in</strong>e Aufgabe <strong>des</strong> Betriebsrates ist die<br />

Verhandlung von Tarifverträgen auf Unternehmensebene, <strong>der</strong>en Umsetzung von <strong>der</strong><br />

Gewerkschaft überwacht wird. Alle Branchenvere<strong>in</strong>barungen können nur von <strong>der</strong><br />

Gewerkschaft verhandelt werden. Diese Gesetzgebung begründet e<strong>in</strong>e starke Stellung <strong>der</strong><br />

Gewerkschaften, aber <strong>der</strong> Organisationsgrad <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie ist dennoch sehr<br />

niedrig. Bisher wurden Kollektivverträge meist nur auf Unternehmensebene verhandelt.<br />

MBVMSZ und VSZSZ schlossen e<strong>in</strong>en ersten Kollektivvertrag am 12.12. 2007 und die<br />

Verhandlungen werden seitdem auf Branchenebene fortgeführt.<br />

Branchengewerkschaften:<br />

• Vagyonvédelmi Szakszervezetek Szövetsége – Fe<strong>der</strong>ation of Private Security Union,<br />

VSZSZ/MSZOSZ, c/o Group 4 Securicor, Kórház u. 6-12, 1033 Budapest,<br />

szakszervezetzek@g4f.hu<br />

Präsident: Nádas Mihály,<br />

Mitglied von UNI Global Unions/Europa<br />

9


• ÉRTÉKSZÁLLÍTÁS ÉS ÖRZÉSVÉDELMI DOLGOZÓK SZAKSZERVEZETE,<br />

Trade Union of Value Transportation and Security Workers, 2030 Érd, Emília u. 39<br />

Präsident: Sándor Csánics<br />

Mitglied von UNI Global Unions/Europa<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Employers' Association of Hungarian Security Companies, MBVMSZ, Népfürdő u.<br />

19/A II/8, 1138 Budapest, www.mbvmsz.hu<br />

Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

LETTLAND:<br />

Obwohl <strong>in</strong> Lettland auf nationaler Ebene tripartite Gremien bestehen, existiert <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sicherheits<strong>in</strong>dustrie gegenwärtig we<strong>der</strong> auf nationaler noch Unternehmensebene e<strong>in</strong> sozialer<br />

Dialog. In <strong>der</strong> Sicherheitsbranche gibt es we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Arbeitgeberverband noch e<strong>in</strong>e starke<br />

Branchengewerkschaft. In Lettlands privaten etwa 200 Sicherheitsunternehmen arbeiten<br />

zwischen 8000 bis 11000 Personen (nach <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> vergebenen Lizenzen) <strong>in</strong> etwa 200<br />

Firmen. Die Sozialpartner klagen über Löhne unterhalb <strong>des</strong> Existenzm<strong>in</strong>imums.<br />

In Lettland können auf Firmenebene drei o<strong>der</strong> mehr Mitarbeiter bereits e<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeitervertretung bilden und e<strong>in</strong>en Kollektivvertrag <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Gewerkschaft vere<strong>in</strong>baren, die anschließend die Betriebsorganisation und die Interessen <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter vertritt.<br />

Der e<strong>in</strong>zige Gewerkschaftsverband, <strong>der</strong> Sicherheitsmitarbeiter organisiert, ist die<br />

“Gewerkschaft Transport und öffentlicher Dienst“, LAKRS. Der Verband hat 180<br />

Mitgliedsorganisationen, von welchen aber nur zwei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie aktiv s<strong>in</strong>d<br />

(etwa 70 Mitglie<strong>der</strong> konzentriert <strong>in</strong> fünf Firmen). G4S als das größte lettische<br />

Sicherheitsunternehmen hat auf Firmenebene e<strong>in</strong>e eigene Gewerkschaft, die nicht LAKRS<br />

angehört.<br />

Der Verband LAKRS selbst ist die größte Mitgliedsorganisation <strong>des</strong> „Freien<br />

Gewerkschaftsbun<strong>des</strong> von Lettland“, LBAS, welcher die stärkste Nicht-<br />

Regierungsorganisation <strong>in</strong> Lettland darstellt. LBAS koord<strong>in</strong>iert die Zusammenarbeit von 21<br />

unabhängigen Gewerkschaften und ist auf europäischer Ebene <strong>in</strong> <strong>der</strong> ILO vertreten. Neben<br />

dem Verband LBAS existieren noch weitere 130 kle<strong>in</strong>e Gewerkschaften, die meisten von<br />

ihnen auf Unternehmensebene.<br />

Branchengewerkschaft:<br />

• Latvian Trade Union of Public Service and Transport Employees, LAKRS,<br />

Bruņ<strong>in</strong>ieku ielā 29/31 – 503, Riga, LV – 1001,<br />

www.lakrs.lv, arodbiedriba@lakrs.lv, lakrs@riga.mail.telia.com<br />

Präsident: Juris Kalniņš,<br />

LITAUEN:<br />

In Litauens privater Sicherheits<strong>in</strong>dustrie gibt es seit 1995 e<strong>in</strong>en Arbeitgeberverband, AVB,<br />

<strong>der</strong> <strong>zur</strong> Zeit 70 Firmen (von <strong>in</strong>sgesamt ca. 300) umfasst. AVB ist ke<strong>in</strong> Mitglied e<strong>in</strong>er<br />

europäischen Dachorganisation und zeitweise <strong>in</strong> den <strong>sozialen</strong> Dialog e<strong>in</strong>bezogen. Kontakte<br />

10


mit den Gewerkschaften (LPSDPS) bestanden und führten zu e<strong>in</strong>em 2007 Kollektivvertrag,<br />

obwohl Verhandlungen <strong>in</strong> Litauen meist auf Unternehmensebene geführt werden. So wurde<br />

2009 auch e<strong>in</strong> Kollektivvertrag von LPSDPS mit G4S geschlossen, e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> größten<br />

Sicherheitsunternehmen <strong>in</strong> Litauen.<br />

„Die Gewerkschaft <strong>der</strong> Sicherheitsmitarbeiter (APDS) <strong>in</strong> Litauen wurde vor fünf Jahren <strong>in</strong><br />

G4S gegründet. Sie ist Mitglied von LPSDPS, welche vor fast sechs Jahren gegründet wurde.<br />

LPSDPS gehört dem größten nationalen Gewerkschaftsverband <strong>in</strong> Litauen, <strong>der</strong> LPSK an.<br />

LPSDPS ist die drittgrößte Branchengewerkschaft unter den 26 Gewerkschaften von LPSK<br />

und umfasst 5000 Mitglie<strong>der</strong>.<br />

APS umfasst etwa 800 Mitglie<strong>der</strong>, die meisten von ihnen <strong>in</strong> G4S. Vor e<strong>in</strong>igen Wochen wurde<br />

die Gewerkschaft <strong>in</strong> “Ekskomisarų biuras” (etwa 40 Mitglie<strong>der</strong>) gegründet. Auch gibt es<br />

kle<strong>in</strong>e Gruppen von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Firmen wie “Apsaugos komanda”, “Trikampis žiedas”,<br />

„Jungtis“, „Grifs“, „Argus“, „Euro Cash“. Dieses s<strong>in</strong>d die größten <strong>in</strong> Litauen aktiven<br />

Sicherheitsfirmen (<strong>in</strong>sgesamt etwa 200 Mitglie<strong>der</strong> von den mehr als 10000 Beschäftigten)“<br />

(Posochovas, Nyon 2010). Seit 2007 ist LPSDPS/ADPS Mitglied von UNI-Europa und im<br />

europäischen <strong>sozialen</strong> Dialog vertreten.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> genannten Verhandlungen gibt es ke<strong>in</strong>en weiteren <strong>in</strong>formellen o<strong>der</strong><br />

formellen <strong>sozialen</strong> Dialog <strong>in</strong> <strong>der</strong> litauischen privaten Sicherheits<strong>in</strong>dustrie. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es<br />

<strong>in</strong> letzter Zeit (2009/2010) Klagen <strong>der</strong> Gewerkschaften, dass Angriffe <strong>der</strong> Arbeitgeberseite<br />

gegen Arbeitnehmervertreter stark zunehmen und Verhandlungen abgebrochen werden (so<br />

kündigte G4S bereits nach e<strong>in</strong>em halben Jahr den Kollektivvertrag von 2009, nahm<br />

Lohnkürzungen vor und attackierte scharf die Gewerkschaften).<br />

Branchengewerschaft:<br />

• Lithuanian Service Workers Trade Union, LPSDPS,<br />

J. Jas<strong>in</strong>skio g.9 – 106, 01111 Vilnius,<br />

a.posochovas@lpsdps.com, <strong>in</strong>fo@lpsdps.com<br />

Chairman: Aleksandras Posochovas<br />

Arbeitgeberverband:<br />

AVB<br />

MAZEDONIEN:<br />

In <strong>der</strong> mazedonischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie ist <strong>der</strong>zeit nur die repräsentative „Kammer <strong>der</strong><br />

Republik Mazedonien für die Sicherheit von Personen und Eigentum“ aktiv. Die Kammer<br />

vere<strong>in</strong>t etwa 280 Firmen mit etwa 4800 Angestellten (von 60000 lizensierten Wachleuten)<br />

e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> fünf größten Unternehmen mit jeweils mehr als 250 Mitarbeitern. E<strong>in</strong>e<br />

Arbeitsgesetzgebung ist vorhanden (174 monatliche Arbeitsstunden, 190 bezahlte<br />

Überstunden jährlich etc.) aber dennoch werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche nur ger<strong>in</strong>ge Löhne bezahlt,<br />

durchschnittlich monatlich zwischen 205 € (Objektschutz) und 341 € (Ermittlungsdienste)<br />

und die Branche leidet unter Schwarzarbeit und Lohndump<strong>in</strong>g. Vor kurzem wurde e<strong>in</strong> Gesetz<br />

verabschiedet, welches mehr Kontrolle <strong>des</strong> Sicherheitsmarktes erlauben soll.<br />

Obwohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> mazedonischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie vier Gewerkschaftsverbände aktiv s<strong>in</strong>d,<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e Branchengewerkschaft und ke<strong>in</strong>e <strong>sozialen</strong> Dialog auf Branchenebene.<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Chamber of the Republic of Macedonia of Security of People and Property,<br />

11


Ul. Orce Nikolov br. 20, 1/4 1000 SKOPJE,<br />

sanjak@obezbeduvanje.org.mk, www.obezbeduvanje.org.mk<br />

Assoziiertes Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

POLEN:<br />

Polens private Sicherheits<strong>in</strong>dustrie umfasst ca. 3500 Firmen, die etwa 200000 Mitarbeiter<br />

beschäftigen. Die sieben größten (Solid, Konsalnet, Impel, G4S, Securitas, Ecotrade,<br />

Juventus) kontrollieren etwa 43% <strong>des</strong> Marktes.<br />

Gegenwärtig gibt ke<strong>in</strong> übergreifen Sozialdialogkomitee und auch ke<strong>in</strong> <strong>sozialen</strong> Dialog auf<br />

Branchenebene.<br />

Der Arbeitgeberverband <strong>der</strong> Branche, KZP OCHRONA, vertritt etwa 30 Firmen und 15% <strong>der</strong><br />

Mitarbeiterschaft; er ist ke<strong>in</strong> Mitglied von <strong>CoESS</strong> und nicht auf europäischer Ebene aktiv.<br />

Obwohl <strong>in</strong>formelle Kontakte mit <strong>der</strong> Branchengewerkschaft bestehen, ist <strong>der</strong> Verband nicht<br />

an weitergehenden Verhandlungen beteiligt.<br />

Der Organisationsgrad von Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> polnischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie<br />

ist sehr niedrig. In den meisten Unternehmen gibt es ke<strong>in</strong>e Gewerkschaften. Es gibt Klagen<br />

über häufige Angriffe von Arbeitgebern auf Gewerkschaftsvertreter.<br />

Der Gewerkschaftsbund OPZZ, Nachfolgeorganisation <strong>des</strong> alten sozialistischen<br />

Gewerkschaftsbun<strong>des</strong>, hat nur wenige Mitglie<strong>der</strong> im Sicherheitssektor und führt ke<strong>in</strong>e<br />

Kollektivverhandlungen.<br />

Der Gewerkschaftsverband NSZZ SOLIDARNOCS ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche aktiv und umfasst<br />

<strong>der</strong>zeit etwa 4300 Mitglie<strong>der</strong>. Die gewerkschaft konzentriert sich <strong>der</strong>zeit auf die Gew<strong>in</strong>nung<br />

neuer Mitglie<strong>der</strong> und direkte Verhandlungen mit den größeren Unternehmen <strong>der</strong> Branche.<br />

Seit 2008 ist die für die Sicherheitsbranche zuständige Abteilung von SOLIDARNOSC<br />

Mitglied von UNI-Europa und im europäischen <strong>sozialen</strong> Dialog aktiv.<br />

Branchengewerkschaften:<br />

• NSZZ SOLIDARNOCS,<br />

Ul. Waly Piastowskie 24, 80-855 Gdansk<br />

www.solidarnosc.org.pl/drz<br />

Referent: Krzysztof Zgoda<br />

Mitglied von UNI-Europa<br />

• Ogólnopolskie Porozumienie Związków Zawodowych - OPZZ<br />

ul. Kopernika 36/40<br />

00-924 Warszawa<br />

www.opzz.org.pl<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Polski Zwiazek Pracodawców OCHRONA,<br />

ul. Konwiktorska 9, 00-216 Warszawa,<br />

biuro@kzpochrona.com.pl<br />

12


RUMÄNIEN:<br />

Die rumänische Sicherheits<strong>in</strong>dustrie leidet unter e<strong>in</strong>er un<strong>zur</strong>eichenden Gesetzgebung, die<br />

noch nicht ersetzt o<strong>der</strong> überarbeitet wurde. Es existieren etwa 1900 Sicherheitsfirmen, die<br />

geschätzte 70000 bis 80000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Industrie leidet auch unter<br />

unlauterem Wettbewerb, Schwarzarbeit, nicht transparenter Auftragsvergabe, Lohn- und<br />

Preisdump<strong>in</strong>g und mangeln<strong>der</strong> Überwachung <strong>der</strong> Arbeitsgesetze. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von Beschwerden über aggressives Verhalten <strong>der</strong> Arbeitgeberseite gegenüber den<br />

Gewerkschaften und Wi<strong>der</strong>stand gegen Tarifverhandlungen auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Arbeitgeberverbände.<br />

Die beiden Arbeitgeberverbände “Romanian Fe<strong>der</strong>ation of Security Services” und “Romanian<br />

Security Industry Association” vertreten etwa 140 Firmen mit ca. 35000 Beschäftigten. Sie<br />

arbeitebn eng zusammen und s<strong>in</strong>d seit als Mitglie<strong>der</strong> von <strong>CoESS</strong> auf europäischer Ebene<br />

aktiv.<br />

In Rumänien ist die Zersplitterung <strong>der</strong> Gewerkschaften außerordentlich stark. Auf nationaler<br />

Ebene gibt es fünf, meist konkurrierende Gewerkschaftsbünde und hun<strong>der</strong>te von kle<strong>in</strong>en<br />

Gewerkschaftsorganisationen auf regionaler und Unternehmensebene.<br />

Obwohl auf Unternehmensebene e<strong>in</strong>e Anzahl von Gewerkschaften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheitsbranche<br />

tätig ist, gibt es noch ke<strong>in</strong>e gewerkschaftliche Sozialpartnerorganisation auf Branchenebene.<br />

Als Branchengewerkschaft wurde 2009 die Organisation „Protec“ gegründet, die gegenwärtig<br />

nach eigener Auskunft etwa hun<strong>der</strong>t Mitglie<strong>der</strong> hat. „Protec“ gehört zum Gewerkschaftsbund<br />

CATEL ALFA und kann damit nach rumänischer Gesetzgebung auch als repräsentativ<br />

anerkannt werden. CARTEL ALFA wurde 1990 gegründet und hat etwa 30000 Mitglie<strong>der</strong>,<br />

überwiegend konzentriert <strong>in</strong> sechs Branchen. Der Gewerkschaftsverband hat e<strong>in</strong>e christliche<br />

Orientierung und ist Mitglied von ETUC und ICCTU.<br />

Gegenwärtig existieren verschiedene Spannungen zwischen Protec/CARTEL ALFA und den<br />

Arbeitgeberverbänden <strong>der</strong> Sicherheitsbranche. Dennoch steht die Branche angesichts <strong>des</strong><br />

unkontrollierten Arbeitsmarktes und <strong>des</strong> Fehlens e<strong>in</strong>er geeigneten Gesetzgebung stark unter<br />

Druck, Kollektivverhandlungen aufzunehmen.<br />

Branchengewerkschaft:<br />

• CONFEDERATIA NATIONALA SINDICALA CARTEL ALFA – International<br />

Dep.,<br />

Splaiul Independentei, N° 202A, etaj 2, sec.6, Bucharest,<br />

International@cartel-alfa.ro<br />

Mitglied von ETUC and ICCTU<br />

Arbeitgeberverbände:<br />

• Fe<strong>der</strong>atia Serviciilor de Securitate - Romanian Fe<strong>der</strong>ation of Security Services, FSS,´<br />

Matei Basarab nr. 106, Bl. 73, Ap. 3, Sector 3, BUCURESTI,<br />

contact@patrosec.ro<br />

President: Ion Popescu<br />

Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

• Asociatia Romana a Industriei de Securitate, A.R.I.S. – Romanian Security Industry<br />

Association,<br />

Romania, Bucharest, 3rd Piata Alba Iulia Street, block I2, sc A, 7th floor, flat 32,<br />

district 3, postal code 031104<br />

President: M.Sc Gabriel Badea<br />

g.m.badea@arisonl<strong>in</strong>e.ro.com, lum<strong>in</strong>ita.butnariu@rompetrol.com<br />

Mitglied von <strong>CoESS</strong><br />

13


SERBIEN:<br />

Die serbische Sicherheits<strong>in</strong>dustrie umfasst etwa 150 Firmen mit 28500 Mitarbeitern. E<strong>in</strong><br />

Gesetz für die Sicherheitswirtschaft ist <strong>in</strong> Vorbereitung und wird noch für 2011 erwartet. Die<br />

serbische Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> privaten Sicherheitsunternehmen SAPSC ist assoziiertes Mitglied<br />

von <strong>CoESS</strong> und ist gewillt, noch <strong>in</strong> 2011 Tarifverhandlungen zu beg<strong>in</strong>nen. Die<br />

Gewerkschaften <strong>in</strong> Serbien s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong> sehr schwach und zersplittert. E<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Branchengewerkschaft <strong>der</strong> Sicherheits<strong>in</strong>dustrie existiert nicht.<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Serbian Association of Private Security Companies, SAPSC<br />

Gracanicka 18<br />

11000 Belgrado<br />

dcentar@iksi.bg.ac.yu<br />

SLOWAKISCHE REPUBLIK:<br />

Die slowakische Sicherheits<strong>in</strong>dustrie umfasst etwa 1700 Firmen. E<strong>in</strong> nicht bekannter Teil von<br />

ihnen ist Mitglied <strong>der</strong> Arbeitgebervere<strong>in</strong>igung ZOMO. In <strong>der</strong> slowakischen<br />

Sicherheits<strong>in</strong>dustrie ist <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e Branchengewerkschaft aktiv und es ist ke<strong>in</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Gewerkschaftsverband bekannt, <strong>der</strong> die Arbeitnehmer auf Branchenebene vertreten könnte.<br />

Der Arbeitgeberverband ZOMO verhandelt die Angelegenheiten <strong>der</strong> Branche ausschließlich<br />

mit den zuständigen Behörden, e<strong>in</strong> Verfahren, welches er als „<strong>sozialen</strong> Dialog“ begreift.<br />

Gewerkschaften werden nicht als Verhandlungspartner gesehen o<strong>der</strong> anerkannt. Der<br />

traditionellen Verfahrensweise <strong>der</strong> ehemals sozialistischen Län<strong>der</strong> entsprechend wird <strong>der</strong><br />

Staat als die zuständige Autorität für die Regelung sozialer Angelegenheiten und <strong>in</strong>dustrieller<br />

Beziehungen gesehen. In <strong>der</strong> privaten Sicherheits<strong>in</strong>dustrie steht die Aufnahme e<strong>in</strong>es <strong>sozialen</strong><br />

<strong>Dialogs</strong> nicht an erster Stelle <strong>der</strong> Tagesordnung und wird auch von den Hauptakteuren nicht<br />

angestrebt.<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Zdruzenie ochrany majetku a osob, ZOMO,<br />

Mariánska 12, SK-81108 Bratislava<br />

www.zomo.sk, www.esboc.eu<br />

Mitglied von ESBOC<br />

SLOWENIEN:<br />

Die slowenische Sicherheitskammer wurde 1994 als Branchenorganisation mit verb<strong>in</strong>dlicher<br />

Mitgliedschaft für alle Sicherheitsunternehmen gegründet. Die Kammer vertritt die Branche<br />

gegenüber <strong>der</strong> Regierung und <strong>in</strong> den Verhandlungen mit den Gewerkschaft. 2009 wurde die<br />

Zwangsmitgliedschaft aufgehoben und die Kammer ist nun e<strong>in</strong> freier Arbeitgeberverband, <strong>der</strong><br />

aber immer noch mehr als 95% <strong>der</strong> Unternehmen repräsentiert.<br />

E<strong>in</strong> erster Kollektivvertrag wurde 2005 mit <strong>der</strong> Branchengewerkschaft SKVNS<br />

abgeschlossen. Nach se<strong>in</strong>em Auslaufen <strong>in</strong> 2006 wurde er nicht erneuert und seitdem besteht<br />

e<strong>in</strong> Konflikt mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen den slowenischen<br />

Sozialpartnern, <strong>der</strong> sogar von Gewerkschaftsseite vor die Vollversammlung <strong>des</strong> europäischen<br />

14


<strong>sozialen</strong> <strong>Dialogs</strong> gebracht wurde. Gegenwärtig s<strong>in</strong>d daher Verhandlungen mit e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Branchengewerkschaft <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />

Die Branchengewerkschaft SKVNS ist Mitglied <strong>des</strong> Gewerkschaftsbun<strong>des</strong> ZSSS. Dieser<br />

entstand 1989 aus den alten staatlichen Gewerkschaften und ist noch immer <strong>der</strong> größte neben<br />

vier weiteren Verbänden (zwei s<strong>in</strong>d Abspaltungen von ZSSS und zwei wurden nach 1990 neu<br />

gegründet) und etlichen selbständigen Gewerkschaften.<br />

Der Verband KSS PERGAM trennte sich 1990 von ZSSS und organisiert nun e<strong>in</strong>ige hun<strong>der</strong>t<br />

Mitarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheitsbranche. Die für Dienstleistungen zuständige Abteilung <strong>des</strong><br />

Verban<strong>des</strong> ist Mitglied von UNI-Europa.<br />

Branchengewerkschaften:<br />

• S<strong>in</strong>dikat Komunale Varovanta <strong>in</strong> Neprehicn<strong>in</strong>, SKVNS/ZSSS,<br />

1000 Ljuvlojana, Dalmat<strong>in</strong>ova 4 andlovic.skvns@s<strong>in</strong>dikat-zsss.si,<br />

skvns@s<strong>in</strong>dikat-zsss.si<br />

Präsident: Dragica Andlovic,<br />

• Konfe<strong>der</strong>acija s<strong>in</strong>dikatov 90,<br />

Gregorčičeva 7, 1000 Ljubljana<br />

pergam@siol.net<br />

President: Bojan Kočevar<br />

Arbeitgeberverband:<br />

• Slovenian Chamber for Private Security, Zbornica za razvoj slovenskega zasebnega<br />

varovanja, ZRSZV,<br />

Dimičeva 9, 1000 Lubljana,<br />

zrszv@zrszv.si, www.zrszv.si<br />

Präsident: Branco Slak<br />

Mitglied von UNI-Europe<br />

Schlussfolgerungen und Perspectiven<br />

Wie schon beschrieben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> osteuropäischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie Formen<br />

demokratischer Interessenvertretung aufgrund <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Region nur ger<strong>in</strong>g<br />

entwickelt. In e<strong>in</strong>igen Län<strong>der</strong>n existieren noch ke<strong>in</strong>e Arbeitgeberverbände, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d sie<br />

noch schlecht organisiert, auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene kaum aktiv unfd nicht Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Dachverban<strong>des</strong> <strong>CoESS</strong>. In allen Län<strong>der</strong>n gibt es Klagen über den schlechten Zustand <strong>der</strong><br />

Industrie (Niedriglöhne, unlauterer Wettbewerb, Schwarzarbeit, schlechte Sozial- und<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, etc.) und aggressives Vorgehen von Unternehmensseite gegen<br />

Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter, obwohl <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> allen neuen<br />

Mitgliedstaaten Arbeitsgesetzgebungen nach europäischem Standard weitgehend<br />

übernommen wurden.<br />

Angesichts dieser <strong>Situation</strong> sollte es e<strong>in</strong> ernsthaftes und vordr<strong>in</strong>gliches Anliegen <strong>der</strong><br />

europäischen Dachverbände se<strong>in</strong>, stärker für ausgeglichene <strong>in</strong>dustrielle Beziehungen und die<br />

gegenseitige Achtung <strong>der</strong> Sozialpartner e<strong>in</strong>zutreten, um den <strong>sozialen</strong> Dialog <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

osteuropäischen Sicherheits<strong>in</strong>dustrie voranzubr<strong>in</strong>gen, und e<strong>in</strong> Anliegen <strong>der</strong> Commission,<br />

demokratische Interessenvertretung zu stärken.<br />

Auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Gewerkschaften ist die Lage durchaus noch schlimmer. Sie s<strong>in</strong>d nicht nur<br />

mit den Spannungen und Arbeitskonflikten e<strong>in</strong>es neuen und außerordentlich<br />

konkurrenzbetonten Gewerbes konfrontiert, son<strong>der</strong>n auch mit e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> historischen<br />

Entwicklung entstammenden schlechten Ansehen als Agentur <strong>des</strong> Staates, alten<br />

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ürokratischen Strukturen und e<strong>in</strong>er Arbeiterschaft, die nicht gewöhnt ist, für ihre Interessen<br />

zu kämpfen. Diese <strong>Situation</strong> kann als Herausfor<strong>der</strong>ung für die Dachorganisationen,<br />

<strong>in</strong>ternationale Gewerkschaftsorganisationen und Gewerkschaften <strong>der</strong> Nachbarlän<strong>der</strong> gesehen<br />

werden, Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften zu unterstützen und demokratische<br />

Traditionen <strong>in</strong> Osteuropa zu stärken. In <strong>der</strong> Tat sche<strong>in</strong>t es so zu se<strong>in</strong>, dass ohne externe<br />

Unterstützung <strong>in</strong> den meisten neuen Mitgliedstaaten die Entwicklung nachhaltiger<br />

Sozialpartnerbeziehungen und e<strong>in</strong> stabiles Wachstum <strong>des</strong> Sektors auf Jahre h<strong>in</strong>aus h<strong>in</strong>ter<br />

europäischen Standards <strong>zur</strong>ückbleiben wird.<br />

Informationsquellen<br />

Die wichtigsten Informationsquellen für diesen <strong>Bericht</strong> und zugleich se<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit<br />

waren persönliche Kontakte und Interviews mit Vertretern von Gewerkschaften und<br />

Arbeitgebervere<strong>in</strong>igungen <strong>der</strong> neuen Mitgliedstaaten. Die Gespräche richteten sich dabei<br />

nicht nur auf die Organisation <strong>des</strong> Gegenübers, son<strong>der</strong>n auch auf se<strong>in</strong>e Sichtweise <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen <strong>Situation</strong> im Land und die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Organisationen,<br />

Sozialpartner o<strong>der</strong> auch Wettbewerber. Somit wurde e<strong>in</strong>e Vielzahl subjektiv gefärbter<br />

Informationen gesammelt, bee<strong>in</strong>flusst durch aktuellen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen, ideologische<br />

Vore<strong>in</strong>stellungen und ökonomische Interessen. In <strong>der</strong> Tat weisen sogar die Zahlen bezüglich<br />

<strong>der</strong> privaten Sicherheits<strong>in</strong>dustrie und ihre <strong>sozialen</strong> und rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen diese<br />

Bee<strong>in</strong>flussungen auf, die <strong>in</strong> den offiziellen Untersuchungen “Private Security Overview <strong>in</strong> EU<br />

Countries” (Brussels 2009) und “Panoramic Overview of the Private Security Industry <strong>in</strong> the<br />

25 Member States of the EU” (Brussels 2004) zusammengetragen wurden, und s<strong>in</strong>d nur<br />

bed<strong>in</strong>gt verlässlich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e was Aussagen über die jeweils an<strong>der</strong>en<br />

Sozialpartnerorganisationen betrifft.<br />

E<strong>in</strong> weitere eher offizielle Informationsquelle waren die Vorträge von Vertretern <strong>der</strong><br />

Sozialpartner auf <strong>in</strong>ternationalen Konferenzen, überwiegend im Rahmen von<br />

kommissionsgeför<strong>der</strong>ten Projekten zum europäischen <strong>sozialen</strong> Dialog <strong>in</strong> den Jahren 2005 bis<br />

2010, die <strong>in</strong> den Protokollen <strong>der</strong> Treffen o<strong>der</strong> den Projektberichten zu f<strong>in</strong>den waren.<br />

Wichtigste Quelle bezüglich <strong>des</strong> offiziellen Status von Mitgliedsorganisationen und ihrer<br />

Vertretung waren natürlich die Webseiten <strong>der</strong> europäischen Dachorganisationen UNI Global<br />

Unions Europe und <strong>der</strong> Confe<strong>der</strong>ation of European Security Services <strong>CoESS</strong>, ebenso wie<br />

<strong>in</strong>formelle Kontakte mit Vertretern bei<strong>der</strong> Organisationen.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Entwicklung <strong>der</strong> Gewerkschaften <strong>in</strong><br />

Osteuropa waren die <strong>Bericht</strong>e <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung und Veröffentlichungen von ETUI<br />

und ILO sehr hilfreich.<br />

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