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Christine Finger Stipendien-Aufenthalt in Chile - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Chile</strong><br />

<strong>Christ<strong>in</strong>e</strong> <strong>F<strong>in</strong>ger</strong><br />

Elite des Landes geformt wird. Nach se<strong>in</strong>er erzieherischen Philosophie ist es<br />

für alle (womit allerd<strong>in</strong>gs nur Jungen geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d!) geöffnet, niemand wird<br />

aus politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Gründen ausgeschlossen. Das<br />

Schulabzeichen klebe nicht nur auf der Jacke, se<strong>in</strong>e Bedeutung sei bis <strong>in</strong>s Herz<br />

gedrungen, behauptet der Lehrer. Die Schüler identifizieren sich sehr mit der<br />

Schule, sagt Carlos Garcés, und fühlen sich auch nach ihrem Abschluss noch<br />

mit ihr verbunden.<br />

4.320 Jungen besuchen die staatliche E<strong>in</strong>richtung, Schulgeld müssen ihre<br />

Eltern nicht bezahlen. Dennoch, weil das „Instituto Nacional“ e<strong>in</strong>e Eliteschule<br />

ist, wird sie <strong>in</strong> der Regel von Söhnen aus wohlhabenderen Familien besucht.<br />

Als ich den Computerexperten auf das Programm „Red Enlaces“ anspreche,<br />

erstaunt mich se<strong>in</strong>e Antwort. Wir haben uns entschieden, nicht daran teilzunehmen,<br />

erklärt Carlos Garcés. Die Technik, die das Bildungsm<strong>in</strong>isterium im<br />

Rahmen von „Red Enlaces“ bereitstellt, wäre angesichts der hohen Schülerzahlen<br />

des „Instituto Nacional“ – 45 Schüler besuchen e<strong>in</strong>e Klasse – ohneh<strong>in</strong><br />

nicht ausreichend und technisch unbefriedigend. So sucht die Schule nach<br />

e<strong>in</strong>er umfassenderen Lösung, sagt der Lehrer, und zählt auf die Zusammenarbeit<br />

mit ehemaligen Schülern, deren Aufgabe es ist, Sponsoren zu f<strong>in</strong>den.<br />

Das sieht erfolgversprechend aus. Carlos Garcés hofft, dass das „Instituto<br />

Nacional“ schon im Jahr 2002 ausreichend mit neuester Computertechnik ausgestattet<br />

werden kann. Zum Zeitpunkt me<strong>in</strong>es Besuches besitzt die Schule<br />

zwei Computerräume, <strong>in</strong> denen 4.320 Schülern <strong>in</strong>sgesamt 68 Rechner zur Verfügung<br />

stehen. Nur 10 davon haben Internetzugänge und die werden hauptsächlich<br />

<strong>in</strong> Workshops genutzt, sonst dürfen die Schüler nur zur Lösung spezieller<br />

Aufgaben „<strong>in</strong>s Netz“, nach vorheriger Anmeldung.<br />

Dennoch haben viele der Jungen, die ich auf den Pausenhöfen und <strong>in</strong> den<br />

Gängen treffe und befrage, schon Erfahrungen mit dem World Wide Web<br />

gesammelt, denn den meisten von ihnen steht im elterlichen Haus e<strong>in</strong> Internetanschluss<br />

zur Verfügung. Ihre Me<strong>in</strong>ungen zu dem Medium s<strong>in</strong>d geteilt:<br />

e<strong>in</strong>ige nutzen das Internet sehr selten, wie der 17-jährige Everson, er zieht<br />

Bücher vor und sucht lieber <strong>in</strong> der Bibliothek nach Informationen. Der gleichaltrige<br />

Manuel dagegen surft gerne und viel. Das hat er sich, wie die meisten<br />

Jungen hier, selber beigebracht. Manuel würde gerne im Unterricht lernen,<br />

Webseiten zu gestalten. Alejandro, ebenfalls 17 Jahre alt, beurteilt das Netz<br />

kritisch: „Das Internet ist die große weltweite Enzyklopädie oder es ist e<strong>in</strong><br />

großer Mülleimer. Manchmal stößt man dar<strong>in</strong> auf Reportagen, die so überraschend<br />

s<strong>in</strong>d, dass man nicht weiß, ob man sie glauben soll oder nicht.“ In<br />

e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>d sich alle diese Jungen e<strong>in</strong>ig: ihre Zukunft können sie sich ohne das<br />

Medium Internet nicht vorstellen.<br />

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