Christine Finger Stipendien-Aufenthalt in Chile - Heinz-Kühn-Stiftung
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<strong>Chile</strong><br />
<strong>Christ<strong>in</strong>e</strong> <strong>F<strong>in</strong>ger</strong><br />
anderen Kl<strong>in</strong>ikschulen, <strong>in</strong> Brasilien, Peru und Europa tauschen sich die Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
über das Netz aus. Hilfe bekommen sie dafür nicht, für diese Arbeit<br />
müssen sie sich <strong>in</strong> Eigen<strong>in</strong>itiative fortbilden.<br />
Am Ende me<strong>in</strong>es Besuches erzählt mir Estella, die seit der Eröffnung vor drei<br />
Jahren <strong>in</strong> der Krankenhausschule unterrichtet, noch Barbaras Geschichte: das<br />
kle<strong>in</strong>e Mädchen lebt seit vier Jahren im Krankenhaus, sie sitzt entweder im Rollstuhl<br />
oder liegt im Bett. Barbara ist sieben Jahre alt und leidet an e<strong>in</strong>er Muskelerkrankung,<br />
die ihr nur wenige Bewegungen erlaubt, ihre l<strong>in</strong>ke Hand aber kann<br />
sie bewegen. Aufgrund der begrenzten Zeit, die den Lehrer<strong>in</strong>nen für den E<strong>in</strong>zelunterricht<br />
zur Verfügung steht und Barbaras körperlicher E<strong>in</strong>schränkungen<br />
war es sehr schwierig, Fortschritte beim Lernen zu erzielen – bis das Mädchen<br />
e<strong>in</strong>es Tages an e<strong>in</strong>em Computer saß und die Maus mit der l<strong>in</strong>ken Hand bediente.<br />
Die Lehrer<strong>in</strong>nen bemerkten, dass Barbara über e<strong>in</strong>e große Geschicklichkeit im<br />
Umgang mit der Maus verfügte. Mit Hilfe e<strong>in</strong>er wohltätigen Organisation wurde<br />
e<strong>in</strong> PC an Barbaras Bett <strong>in</strong>stalliert. Nun arbeitet die Kle<strong>in</strong>e mit CD-Roms und<br />
anderen Programmen, lernt so lesen und hat unglaubliche Fortschritte gemacht.<br />
„Für das Mädchen ist der Computer e<strong>in</strong> großes Geschenk“, erzählt Estella<br />
Lecarus, „er erlaubt ihr, die Welt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unglaublichen Weise kennen zulernen:<br />
e<strong>in</strong>fach, <strong>in</strong>dem sie ihre Hand e<strong>in</strong> bisschen bewegt.“<br />
12. Die Mapuche und der Vogel – e<strong>in</strong> Missverständnis<br />
In der Universität „La Frontera“ <strong>in</strong> Temuco arbeitet der Koord<strong>in</strong>ator des<br />
Programms „Enlaces Rural“, was soviel bedeutet wie „Ländlicher Anschluss“.<br />
Erst im Jahr 2000 gestartet, soll sich diese Initiative der Schulen auf dem Land<br />
annehmen. Denn als Anfang der 90er Jahre mit dem allgeme<strong>in</strong>en Programm<br />
„Red Enlaces“ begonnen wurde, blieb e<strong>in</strong>e große Anzahl Schulen unberücksichtigt.<br />
Sie erfüllten die Bed<strong>in</strong>gungen nicht, denn viele besaßen weder Elektrizität<br />
noch Telefon. In ihrer Mehrheit waren das ländliche E<strong>in</strong>richtungen. Als<br />
die Verantwortlichen diesen Missstand entdeckten, beschlossen sie, das Programm<br />
nicht e<strong>in</strong>fach weiter auszudehnen, sondern e<strong>in</strong> neues zu entwickeln,<br />
zugeschnitten auf die Bedürfnisse und Probleme der Landschulen. Zumal<br />
Unterricht bis zum Ende der Militärdiktatur im Jahre 1990 noch häufig dar<strong>in</strong><br />
bestand, dass der Lehrer verschiedene Inhalte zeilenweise an die Tafel schrieb.<br />
Die K<strong>in</strong>der mussten sie e<strong>in</strong>fach nur abschreiben, jedes Schuljahr die ihm<br />
zugedachten Zeilen.<br />
In <strong>Chile</strong> gibt es um die 3.600 E<strong>in</strong>richtungen, die Ernesto Laval und se<strong>in</strong>e<br />
Kollegen als „ländlich“ def<strong>in</strong>ieren und die <strong>in</strong> das Programm „Enlace Rural“<br />
aufgenommen worden s<strong>in</strong>d. „Zuerst dachten wir“, er<strong>in</strong>nert sich der Koord<strong>in</strong>ator,<br />
„die Schwierigkeiten lägen auf struktureller Ebene, beim technischen<br />
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