Christine Finger Stipendien-Aufenthalt in Chile - Heinz-Kühn-Stiftung
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<strong>Chile</strong><br />
<strong>Christ<strong>in</strong>e</strong> <strong>F<strong>in</strong>ger</strong><br />
Programms „Enlaces Rural“ nun regelmäßig zum Gedankenaustausch, Supervisoren<br />
helfen bei Fragen und Problemen.<br />
Ernesto Laval und se<strong>in</strong>e Kollegen haben ehrgeizige Pläne: konnten sie im<br />
Jahr 2001 10 Prozent der Landschulen vernetzen, so sollen es 2002 20 Prozent<br />
werden und bis 2005 sollen alle Schulen mit e<strong>in</strong>er grundlegenden Computertechnologie<br />
ausgestattet se<strong>in</strong>. Zum Internet haben die Mehrheit der<br />
ländlichen Schulen ke<strong>in</strong>en Zugang, nur etwa 20 der <strong>in</strong>sgesamt 3.600 E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Sie alle ans weltweite Netz anzuschließen, ist e<strong>in</strong> weiteres Ziel,<br />
dass Präsident Ricardo Lagos formuliert hat.<br />
Nach Me<strong>in</strong>ung des Koord<strong>in</strong>ators Ernesto Laval ist der Umgang mit den<br />
Medien auch für das Selbstbewusstse<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der sehr wichtig. Wenn sie die<br />
weiterführenden Schulen <strong>in</strong> den Städten besuchen, fühlen sie sich nicht mehr ausgegrenzt<br />
– im Gegenteil, da die Landschulen kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, haben die wenigen Schüler<br />
oft viel mehr Möglichkeiten, an den Rechnern zu arbeiten.<br />
Probleme sehen die Initiatoren von „Enlace Rural“ aber auch: „wir haben<br />
befürchtet, mit der Technologie auch e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante Kultur zu übertragen,<br />
zum Beispiel, wenn wir sie <strong>in</strong> Schulen br<strong>in</strong>gen, die von vielen Mapuchek<strong>in</strong>dern<br />
besucht werden.“ Doch <strong>in</strong> den Schulen selbst wird das nicht so gesehen,<br />
erzählt Ernesto Laval. Die Menschen begreifen das Internet als Möglichkeit,<br />
ihre eigene Kultur zu stärken, <strong>in</strong>dem sie ihre Lebensart und Traditionen nun<br />
e<strong>in</strong>er großen Öffentlichkeit präsentieren können, e<strong>in</strong>e Kultur, die bislang<br />
wenig sichtbar war.<br />
An diesem Tag, <strong>in</strong> derselben E<strong>in</strong>richtung treffe ich mich auch mit Juan Enrique<br />
H<strong>in</strong>ostroza Scheel. Wenn der stellvertretende Direktor von „Red Enlaces“<br />
spricht, wählt er se<strong>in</strong>e Worte sorgfältig. Auf „Enlaces Rural“ angesprochen,<br />
erzählt er mir die folgende Geschichte:<br />
Weil Lernsoftware hauptsächlich <strong>in</strong> englischer Sprache existiert, haben er<br />
und se<strong>in</strong>e Mitarbeiter vor etwa fünf Jahren e<strong>in</strong>e Software <strong>in</strong> spanisch entwickelt<br />
und auch „mapudungun“ benutzt, die Sprache der Mapuche. Dabei<br />
musste das Team feststellen, dass ihnen die Kultur der Indios fast unbekannt<br />
war, denn als die Autoren das Programm über Vögel der Region fertiggestellt<br />
hatten, lehnten die Mapuche diese Software ab. Die Verfasser hatten etwas<br />
Wichtiges übersehen: e<strong>in</strong>er der Vögel, e<strong>in</strong> „Picaflor“ br<strong>in</strong>gt nach dem Glauben<br />
der Mapuche Unglück.<br />
Und Enrique H<strong>in</strong>ostroza macht mich noch auf etwas anderes aufmerksam:<br />
Wenn die neuen Medien die ländliche Bevölkerung erreichen, bee<strong>in</strong>flussen sie<br />
auch das Verhältnis zwischen Eltern und K<strong>in</strong>dern. Sobald e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d Zugang<br />
zum Internet hat, verändert das se<strong>in</strong>en Status. War es vorher jemand, den die<br />
Eltern kommandiert haben, so hat es nun Teil an e<strong>in</strong>er anderen, unbekannten<br />
Welt, die <strong>in</strong> der Realität der Eltern – zwischen Kühe melken und Getreide ernten<br />
– nicht existiert, erklärt Enrique H<strong>in</strong>ostroza.<br />
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