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Christine Finger Stipendien-Aufenthalt in Chile - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Chile</strong><br />

<strong>Christ<strong>in</strong>e</strong> <strong>F<strong>in</strong>ger</strong><br />

„Mit den Fernsehern hat es auch so angefangen“, erzählt sie, „erst hatten nur<br />

wenige so e<strong>in</strong> Gerät im Haus und jetzt haben alle e<strong>in</strong>en. So wird es mit Computern<br />

auch se<strong>in</strong>“, glaubt Maria Carrasco, also will sie damit umgehen können.<br />

Sie würde auch gerne e<strong>in</strong>en Rechner zu Hause haben, für ihre K<strong>in</strong>der. Ihr Junge<br />

wird dieses Jahr an die Universität gehen, „für alles braucht man da e<strong>in</strong>en Computer“.<br />

Doch die Anschaffung ist zu teuer, vom Gehalt ihres Mannes kann ihre<br />

Familie das nicht f<strong>in</strong>anzieren. Trotzdem hofft Maria Carrasco, dass sie sich<br />

irgendwann e<strong>in</strong>en eigenen PC leisten können. Ich frage, ob sie auch hofft, mit den<br />

neu erworbenen Computerkenntnissen e<strong>in</strong>e Arbeit für sich zu f<strong>in</strong>den. „Das<br />

wäre ideal“, antwortet sie, „aber <strong>in</strong> diesem Dorf gibt es ke<strong>in</strong>e Arbeit für uns. Doch<br />

womöglich wird es uns woanders e<strong>in</strong>mal helfen, diesen Kurs gemacht zu haben“.<br />

Und mit 44 Jahren, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „reiferen Alter“, wie sie sich ausdrückt, mit mehr<br />

Lebenserfahrung noch e<strong>in</strong>en Schulabschluss zu machen und den Umgang mit<br />

Computern zu lernen, damit fühlt sich Maria Carrasco „reich, e<strong>in</strong>fach prächtig“,<br />

zumal ihr das nicht leicht gefallen ist.<br />

Schwierig war die erste Begegnung mit dem Computer auch für Patricia<br />

Uquenao, dennoch war sie sehr glücklich, als sie <strong>in</strong> die Schule ihres Sohnes<br />

e<strong>in</strong>geladen wurde, um an e<strong>in</strong>em Kurs teilzunehmen. Inzwischen kann sie sich<br />

ihr Leben ohne dieses Medium nicht mehr vorstellen. Patricia Uquenao lebt<br />

acht Kilometer entfernt von Los Laureles auf dem Land, es ist schwierig für<br />

sie, den Ort zu erreichen. Doch auch <strong>in</strong> der größten Hitze kommt sie jedesmal<br />

zum Kurs, zu Fuß, weil es ihr sehr wichtig ist, nichts zu verpassen. Sie ist<br />

Vertreter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Indio-Geme<strong>in</strong>schaft und träumt davon, die Technologie für<br />

die 23 zusammenlebenden Familien nutzen zu können. Ihre Leute kennen<br />

ke<strong>in</strong>e „neuen“ Medien, der Fernseher ist das E<strong>in</strong>zige. Das Internet liebt Patricia<br />

Uquenao, „es ist wie e<strong>in</strong>e Reise des Geistes an jeden Ort, an den man reisen<br />

möchte“, sagt sie.<br />

So nutzt sie auch häufig das „Telecentro“ von Los Laureles, das ebenfalls<br />

<strong>in</strong> der Schule untergebracht ist. Dieses Internetzentrum besteht aus nur zwei<br />

Rechnern, die <strong>in</strong> der Ecke der kle<strong>in</strong>en Bibliothek e<strong>in</strong>en Platz gefunden haben<br />

und leicht zu übersehen s<strong>in</strong>d.<br />

Patricia Uquenao sitzt hier, so oft es ihr möglich ist, besonders seitdem sie<br />

e<strong>in</strong>e Broschüre gefunden hat, <strong>in</strong> der Ausbildungen mit Hilfe des Internets<br />

angeboten wurden. Daraufh<strong>in</strong> hat sich Patricia Uquenao vorgestellt, „dass<br />

bestimmt viele Leute gerne studieren möchten, aber nicht wissen, wie und wo<br />

oder ke<strong>in</strong>e Zeit haben, weil sie arbeiten müssen.“ E<strong>in</strong>e Art „virtuelle Fernausbildung“<br />

wäre die perfekte Lösung. „Man lernt gleichzeitig, den Computer<br />

zu bedienen und beispielsweise Buchhaltung.“ Darüber hat Patricia Uquenao<br />

mit vielen Leuten ihrer Geme<strong>in</strong>schaft und aus Los Laureles gesprochen<br />

und ist auf großes Interesse gestoßen. Die Direktor<strong>in</strong> der Schule hat erlaubt,<br />

dass sie die Rechner des „Telecentros“ für diese Fernkurse nutzen dürfen.<br />

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