Heft 4/2002 - Pro Tier
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Foto: Frank Albrecht<br />
Die kranke Jenny mit<br />
einer Leidensgenossin<br />
Elefantenshows sind <strong>Tier</strong>quälerei<br />
Das Leid der<br />
Zirkuselefanten<br />
Angekettet vegetieren immer noch viele Elefanten in erbärmlichen<br />
Unterkünften hinter glamourösen Zirkuszelten. Ihr kurzer, täglicher<br />
Einsatz in einer unwürdigen Show als Clowns ist die einzige<br />
Abwechslung in ihrem tristen Leben. Darum fordert <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>:<br />
Keine Wildtiere in Zirkussen!<br />
VON NATHALIE DUBOIS<br />
Seit über einem Jahr tingelt<br />
Wendel Huber mit seinen<br />
beiden Elefanten Moçamba<br />
und Somali durch die Schweiz.<br />
Stolz präsentiert er die «gewichtigste<br />
Show der Welt», bei der auch<br />
drei Bernhardiner «mitspielen». Die<br />
komödiantische Nummer degradiert<br />
die würdevollen <strong>Tier</strong>e aus Afrika<br />
zu Clowns. Der allabendliche<br />
Auftritt ist das eine, die erbärmliche<br />
Unterkunft für den Rest der Zeit das<br />
andere. Die beiden Dickhäuter sind<br />
in einem dürftigen Zelt mit Fussfesseln<br />
angekettet; gegen vorne ist das<br />
Zelt mit einem Strom geladenen<br />
Netz gesichert. Die Stosszähne wurden<br />
den beiden Elefanten gekürzt,<br />
damit sie sich nicht gegenseitig verletzen<br />
können. Auch im Stallzelt<br />
müssen sie neuerdings durch ein<br />
elektrisches Netz voneinander getrennt<br />
werden, da Moçamba und<br />
Somali seit geraumer Zeit miteinander<br />
Streit haben. Kein Wunder:<br />
Bei diesen engen Platzverhältnissen<br />
werden die <strong>Tier</strong>e aggressiv.<br />
Von der Wildnis<br />
ins Zirkuszelt<br />
So stehen sie also da und machen<br />
einen sehr unglücklichen Eindruck<br />
– die beiden Wildfänge aus Simbabwe.<br />
Seit 1987, damals zwei- und<br />
dreijährig, fristen sie hier ihr trauriges<br />
Dasein zur unnötigen Belustigung<br />
der Zuschauer während der<br />
eineinhalbstündigen Show oder der<br />
grossen Popcorn-Orgie jeweils zum<br />
Schluss der Vorstellung. Sie würden<br />
sich ihr Futter wohl lieber selber<br />
suchen, auf den kilometerlangen<br />
Wanderungen, die Elefanten<br />
normalerweise in Freiheit mit ihrer<br />
Herde zurücklegen. Natürlich glänzen<br />
Kinderaugen, wenn sie einem<br />
solch imposanten <strong>Tier</strong> Popcorn verfüttern<br />
dürfen. Doch der pädagogische<br />
Wert ist mehr als fragwürdig,<br />
weil die Kinder so den Eindruck erhalten,<br />
der grösste Landsäuger der<br />
Welt fühle sich wohl in Gefangenschaft.<br />
Kinder sollen lernen, dass<br />
<strong>Tier</strong>e Geschöpfe mit ureigensten<br />
Bedürfnissen und Ansprüchen sind<br />
– und nicht zur Unterhaltung der<br />
Menschen herhalten wollen.<br />
Leiden auch<br />
in deutschem Zirkus<br />
Noch schlimmer erging es der asiatischen<br />
Elefantin Jenny, einem der<br />
fünf Elefanten im deutschen Zirkus<br />
Barelli. Der <strong>Tier</strong>rechtler Frank Albrecht<br />
hat sich seit Jahren auf Recherchen<br />
über die <strong>Tier</strong>haltung in<br />
Zoos und Zirkussen spezialisiert.<br />
Am 18.8.<strong>2002</strong> verfasste er ein <strong>Tier</strong>schauprotokoll<br />
anlässlich eines<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />
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