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Download (pdf) - Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft

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Renata Lupi ist gerne in der Natur – hier mit Cristina Minotti, der Leiterin des MS-Zentrums in Lugano.<br />

Sich den Veränderungen anpassen<br />

Trotz der Diagnose lebt Renata ihr bisheriges<br />

Leben unbeirrt weiter. «Ich habe einen<br />

sekundär-progredienten Verlauf und<br />

konnte so zum Glück noch lange Zeit viel<br />

unternehmen. Ich ging schwimmen, skifahren<br />

und reiten. Die Einschränkungen<br />

kamen erst später. Auch den Rollstuhl<br />

habe ich zwar irgendwann in mein Leben<br />

gelassen, aber lange Zeit nicht in meine<br />

Wohnung. Am Anfang benutzte ich ihn<br />

vor allem, um mich zu setzen, wenn ich<br />

unterwegs müde wurde, zum Beispiel an<br />

einem Konzert. Oft verwendete ich ihn<br />

wie einen Rollator», erzählt Renata. In<br />

dieser Lebensphase setzt Filo, ihr Partner,<br />

sich jeweils in den Rollstuhl, damit<br />

dieser nicht kippt, und Renata stösst das<br />

Gefährt, während der Hund des Paares<br />

nebenher tippelt. Doch die Beschwerden<br />

nehmen zwar langsam, aber stetig zu. Betroffen<br />

sind vor allem Renatas Beine und<br />

Hände. Ihr Hausarzt hat vorausschauend<br />

schon frühzeitig einen Antrag an die IV<br />

gestellt. 1998 muss Renata schliesslich<br />

FORTE<br />

ihre berufliche Tätigkeit aufgeben. Sie tut<br />

dies zwar mit Wehmut, aber ohne Bitterkeit.<br />

«Meine MS schreitet langsam voran<br />

und so hatte ich stets Zeit, mich auf Veränderungen<br />

einzustellen.»<br />

Organisierter Alltag<br />

Mit dem zunehmenden Verlust ihrer Gehfähigkeit<br />

kann sich Renata irgendwann<br />

nur noch im Rollstuhl vorwärtsbewegen.<br />

Mit dem manuellen Gefährt, wenn sie zu<br />

Hause ist und mit dem elektrischen unterwegs.<br />

Denn sie liebt es, sich draussen<br />

aufzuhalten, am Leben teilzunehmen. Es<br />

gelingt ihr, sich auf jede Veränderung wieder<br />

neu einzustellen und sich besser zu organisieren.<br />

Heute hat sie einen festen Kreis<br />

an lieben Menschen, die ihr helfen. Ohne<br />

diese Unterstützung könnte sie den Alltag<br />

nicht bewältigen. «Ich schäme mich nicht,<br />

um Hilfe zu bitten», sagt die Tessinerin.<br />

Angestellte des Sozialdienstes helfen ihr<br />

beim Aufstehen. Jeden Tag fährt sie in die<br />

Therapie und eine liebe Freundin kommt<br />

praktisch täglich bei ihr vorbei, hilft ihr<br />

im Haushalt und kocht. Eine andere «gute<br />

Seele» hilft Renata beim Zubettgehen und<br />

ihren Nachbarn kann sie im Notfall sogar<br />

nachts anrufen. Bedingt durch ihre körperlichen<br />

Einschränkungen ähneln sich<br />

die Tagesabläufe sehr. Trotzdem kann Renata<br />

ihrem Alltag viel Positives abgewinnen:<br />

«Ich finde es schön, Leute zu treffen,<br />

mit ihnen Blicke, Wörter, Grüsse oder ein<br />

Lächeln auszutauschen. Lachen ist die<br />

beste Medizin, sagt man, und diese Weisheit<br />

trifft auf mich zu.»<br />

REPORTAGE<br />

AUSKLANG<br />

Geschätzte Angebote der Regionalgruppe<br />

Die unternehmenslustige Frau ist auch<br />

Mitglied der Regionalgruppe Sopraceneri<br />

der Schweiz. MS-<strong>Gesellschaft</strong>. «Ich schätze<br />

die gemeinsamen Aktivitäten sehr, vor<br />

allem die Handarbeiten und die Mittagessen.<br />

Ein Höhepunkt im Jahresablauf ist<br />

jeweils die Ferienwoche. Dieses Angebot<br />

der Regionalgruppe ist äusserst wichtig<br />

für Menschen, die in einer ähnlichen Situation<br />

sind wie ich. Ohne Hilfe könnten<br />

wir niemals in die Ferien verreisen.» Zusätzlich<br />

zur Ferienwoche verreist Renata<br />

Lupi manchmal auch privat, wenn sie eine<br />

Begleitperson findet*. Zum Beispiel Luigi,<br />

einen Bekannten, mit dem sie schon viel<br />

unternommen hat und noch weitere Reisen<br />

plant. «Ich bin glücklich, dass er und<br />

andere Freunde für mich da sind. Viel zu<br />

verdanken habe ich auch meinen Eltern,<br />

weil sie mich gelehrt haben, in den ‹sauren<br />

Apfel zu beissen› und positiv zu bleiben.»<br />

Renata ist dankbar für die Unterstützung,<br />

die sie erhält. Doch sie gibt mit ihrem Optimismus,<br />

ihrer Offenheit und ihrer Heiterkeit<br />

den Helfenden auch viel zurück.<br />

Text: Erica Sauta<br />

Fotos: Tres Camenzind<br />

* Das Team Freiwilligenarbeit der Schweiz.<br />

MS-<strong>Gesellschaft</strong> hilft gerne bei der Suche nach<br />

Begleitpersonen. 043 444 43 43<br />

Nr. 3 | August 2012 | 7

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