Ergotherapie bei Kindern mit Epidermolysis bullosa - DEBRA Austria
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PÄDIATRIE<br />
um Stolpern zu vermeiden, geeignete Bodenbeläge, die <strong>bei</strong>m<br />
Krabbeln und Robben möglichst wenig Reibung erzeugen etc.)<br />
• Beratung <strong>bei</strong> der Adaptierung von Spielgeräten (z.B. Polstern von<br />
Sitzen und Griffen, Verwendung eines Schaffells <strong>bei</strong>m Rutschen<br />
zur Reduktion der Reibung, Anschaffung von sturzsicheren Kinderfahrzeugen<br />
wie z.B. ein dreirädriger Roller), s. Abb. 4.<br />
• Elterncoaching und Bewusstseinsbildung: Durch verbesserte motorische<br />
Fertigkeiten sinkt auch das Verletzungsrisiko, die Selbstständigkeit<br />
des Kindes wird deutlich erweitert und Lebensfreude<br />
sowie Selbstvertrauen steigen. Das Spiel <strong>mit</strong> Gleichaltrigen und<br />
die Integration in eine Kindergruppe sind leichter möglich. Durch<br />
eine verbesserte Aufrichtung und gesteigerte Haltungskontrolle<br />
wird dem EB-typischen Kontrakturmuster entgegengewirkt.<br />
Anleitung der Eltern/Erzieher, wie dem Kind zuhause oder in einer<br />
Kindergruppe <strong>bei</strong> geringstem Verletzungsrisiko Bewegungserfahrungen<br />
ermöglicht werden können (z.B. durch Einbandagierung<br />
von dämpfenden Schaumstoffmaterialien in die oberste Verbandsschicht,<br />
Verwendung von Neoprenschützern für Knie und<br />
Ellenbogen)<br />
• Gezieltes Training von motorischen Fertigkeiten (z.B. Erar<strong>bei</strong>ten<br />
von Bewegungsübergängen, Erlernen von kompensatorischen<br />
Bewegungsabläufen, die eine Belastung der exponierten Körperstellen<br />
reduzieren)<br />
• Wahrnehmungsförderung besonders im vestibulären und propriozeptiven<br />
Bereich unter möglichst geringer Belastung durch<br />
Druck und Reibung (z.B. Verbesserung der Stabilität, Erar<strong>bei</strong>tung<br />
einer gesteigerten posturalen Kontrolle), s. Abb. 5.<br />
Hierzu ist anzumerken, dass die Beobachtung der vergangenen<br />
Jahre <strong>bei</strong> vielen EB-Betroffenen Defizite im Bereich der vestibulären<br />
und propriozeptiven Wahrnehmung (interessanterweise<br />
weniger im taktilen Bereich) erkennen ließ. Das wird interpretiert<br />
<strong>mit</strong> einem krankheitsbedingten Erfahrungsmangel, da kaum Bewegungsaufgaben<br />
durchführbar sind, die Zug, Druck, Reibung<br />
oder starken Widerstand erfordern. Auch das Balancieren und<br />
Erproben des Gleichgewichts ist häufig durch Blasen und die Verletzungsgefahr<br />
durch Stürze eingeschränkt (Weiß/Prinz 2013).<br />
Selbstständigkeit im Alltag und Hilfs<strong>mit</strong>telversorgung<br />
Ein Schwerpunkt in der Behandlung liegt in der therapeutischen<br />
Unterstützung zur größtmöglichen Selbstständigkeit im Alltag. Zur<br />
Identifikation vorhandener Ressourcen, aber auch möglicher Betätigungsschwierigkeiten<br />
steht ein umfangreicher Elternfragebogen<br />
zur Alltagsbewältigung (Abb. 10) zur Verfügung, der wichtige ADL-<br />
Bereiche wie Selbstversorgung (darunter An- und Auskleiden, Essen,<br />
Körperpflege, Schlafen, Haushalt, Einkaufen), Freizeit und Hobbys,<br />
Kindergarten und Schule sowie den Bereich Mobilität abfragt (Weiß/<br />
Prinz 2013, S. 62ff). Da<strong>bei</strong> können die Eltern für die Kinder in einem<br />
System aus Smileys ankreuzen, inwieweit eine Fertigkeit (z.B. „Unterwäsche<br />
an- und ausziehen“) selbstständig beherrscht wird oder<br />
unterstützt werden muss. Auch der bereits stattfindende Einsatz<br />
von Hilfs<strong>mit</strong>teln oder die Umsetzung EB-spezifischer Copingstrategien<br />
werden erfragt. Gemeinsam können dann bestimmte Bereiche<br />
oder einzelne Fertigkeiten, an denen gear<strong>bei</strong>tet werden soll, ausgewählt<br />
werden. Für Kinder zwischen 8-13 Jahren kann als klientenzentriertes<br />
Befundungsinstrument das Child Occupational Self<br />
Assessment (COSA) (Keller et al. 2005, Pätzold et al. 2008) eingesetzt<br />
werden, das für Kinder <strong>mit</strong> EB adaptiert und erweitert wurde<br />
(Weiß/Prinz 2013, S. 95ff). Als konkrete therapeutische Intervention<br />
können der Einsatz bestimmter Hilfs<strong>mit</strong>tel oder Adaptierungen zielführend<br />
sein. Eine Sammlung therapeutischer Erfahrungen vereint<br />
Abb. 4: Verletzungsarmes Spielgerät Abb. 5: Balancierparcours Abb. 6: Tischschere<br />
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Prinz F. Die Haut, so empfindlich wie die Flügel ... Et Reha 52. Jg., 2013, Nr. 8: 16-20, Hrsg. DVE<br />
Deutscher Verband der<br />
Ergotherapeuten e.V.