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hallertau magazin 2013-1

Entdecken Sie das bayerische Hopfenland, eine einzigartige europäische Kulturlandschaft! Reportagen über Menschen, Landschaft, Feste, Freizeitangebot, Spezialitäten, Geschichte, Hopfen und Bier…

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PORTRAIT 33<br />

Palmen und Oleander sind hier anzutreffen,<br />

die auch schon mal für Dreharbeiten ausgeliehen<br />

werden. Ein Glashaus ist allein den<br />

Zitrusfrüchten vorbehalten, deren große<br />

Vielfalt Maria Sansoni so sehr schätzt. Ein<br />

Glashaus wird gerade etwas ausgeräumt,<br />

weil das am Gründonnerstag für eine Hochzeit<br />

angemietet ist. Was für ein schöner<br />

Rahmen für den schönsten Tag des Jahres!<br />

Rückblende. Nach dem Schritt in die<br />

Selbstständigkeit, dem Neubau in Königsgütler,<br />

erfährt das Leben von Maria Sansoni<br />

eine weitere, diesmal schmerzhafte<br />

Zäsur – privat wie geschäftlich. Kurz vor<br />

dem 25. Hochzeitstag wird die Ehe<br />

geschieden. Ihr Ex-Mann geht nach Sri<br />

Lanka, wo er nur ein Jahr lebt, ehe er im<br />

Dezember 2009 ertrinkt.<br />

Zuvor hatte sie ihren Partner „ausbezahlt“<br />

und nun stehen dringend notwenige<br />

Investitionen wie Heizung und<br />

Be-/Entlüftung im Gärtnereibetrieb an.<br />

Neustart? So gut wie. Aber Maria beschließt<br />

nochmals richtig „Gas zu geben“.<br />

„Ein bisschen Selbstständigkeit geht<br />

nicht“<br />

An viel Arbeit ist sie gewöhnt. Zwischen<br />

50 und 70 Stunden die Woche hat sie ohnehin<br />

schon immer gearbeitet. „Ein bisschen<br />

Selbstständigkeit geht nicht“, betont<br />

die Garten-Fachfrau, die einer Künstlerfamilie<br />

aus dem Fichtelgebirge entstammt.<br />

Die Großmutter war Malerin, der Großvater<br />

Bildhauer. Sansoni gestaltet Gärten.<br />

Und sie wollte immer selbstständig sein.<br />

Und Mutter. Drei Söhne hat sie neben der<br />

Arbeit großgezogen: Roland (26), Leonhard<br />

(24) und Julius (17) sind im Gartenbaubetrieb<br />

aufgewachsen. Mit viel Natur,<br />

aber ohne Fernseher.<br />

Das scheint zu prägen. Roland hat nach<br />

seiner Gartenbau-Ausbildung vor drei<br />

Jahren bei Flora Mediterranea angefangen.<br />

Inzwischen hat er mit Dimension<br />

Grün ein Gartenbau-Unternehmen gegründet,<br />

das „überaus erfreulich angelaufen<br />

ist“. Dabei hatte Maria Sansoni die<br />

Hoffnung, dass er sie mehr bei Flora<br />

Mediterranea unterstützen würde. Insbesondere<br />

jetzt, wo mit der Baumschule<br />

Königsgütler ein weiteres Unternehmen<br />

dazugekommen ist: In Ergänzung des eher<br />

exotischen Angebotes von Flora Mediterranea<br />

bietet die Baumschule ein<br />

großes Sortiment an winterharten Pflanzen<br />

an. Während Flora Mediterranea mit<br />

Pflanzenraritäten wie dem Mexikanischen<br />

Flammenwein „Spezialisten“ in ganz<br />

Deutschland, in Österreich, der Schweiz<br />

oder Tschechien anspricht,<br />

offeriert die<br />

Baumschule nun Angebote<br />

für den heimischen<br />

Garten, wie<br />

Rosen, Lavendel oder<br />

auch Hopfen.<br />

Neu ist die Baumschule<br />

für heimische<br />

Pflanzen<br />

Frühjahr ist Hauptsaison.<br />

Da ist jeder<br />

im Betrieb gefordert.<br />

Maria Sansoni hilft<br />

beim Abladen des<br />

LKW, fährt selbst Stapler und schleppt<br />

auch schwere Bäume und Säcke. „Der Betrieb<br />

ist mein Fitness-Studio“, erzählt die<br />

drahtige Garten-Expertin, „ich bin auch<br />

viel lieber draußen beim Aufbinden von<br />

Passiflora oder dem Schneiden von Bougainvillea<br />

als im Büro.“ Dabei klingelt<br />

während unseres Gespräches beinahe unentwegt<br />

das Telefon. Ein Transportunternehmen,<br />

das wegen der Zustellung einer<br />

Sendung anruft. Kunden, die Termine vereinbaren<br />

wollen. Medien, die wegen der<br />

Expertise von Maria Sansoni anrufen.<br />

Oder Sohn Roland, der sich nach Lieferungen<br />

erkundigt. Bei all dem Trubel<br />

bleibt sie erstaunlich gelassen.<br />

Neben ihrer Tätigkeit in Königsgütler ist<br />

die gefragte Expertin immer häufiger auch<br />

als Beraterin für Projekte im In- und Ausland<br />

unterwegs. Auf Mallorca hat sie<br />

soeben einen umfangreichen Beratungsauftrag<br />

abgeschlossen. Im Auftrag eines<br />

Sohn Roland Köchel hat mit „Dimension Grün“<br />

ein eigenes Gartenbau-Unternehmen gegründet.<br />

vermögenden Kunden am Gardasee ist sie<br />

bei der Restauration eines Zitronenschutzhauses<br />

(„Limonaia“) eingebunden. Als<br />

„Branch-Head“ der „Mediterranean Garden<br />

Society“ für Deutschland, Österreich<br />

und die Schweiz ist sie weltweit gefragte<br />

Referentin und Teilnehmerin an Exkursionen<br />

(„das ist meine Fortbildung“), wie<br />

zuletzt in Australien.<br />

Das dabei erlangte Wissen gibt sie an<br />

ihre Kunden weiter. In der Fachliteratur<br />

wie in der Beratung vor Ort. Auch für den<br />

kleineren Garten.<br />

Die 4. Dimension im Garten ist Zeit<br />

„Die 4. Dimension im Garten ist die<br />

Zeit“, erläutert Sansoni, entsprechend<br />

sollte man vorgehen und sich einen Rat<br />

beim Gärtner holen („den gibt’s beim<br />

Discounter nicht!“). Der Garten ist für<br />

sie Struktur und Ordnung. Das Gegenteil<br />

also von Unordnung, die sie verabscheut.<br />

Und wenn der Garten sie einmal loslässt,<br />

dann zieht es sie zum Wandern in<br />

die Berge. Die Gratwanderung vom<br />

Herzogstand zur Heimgartenhütte ist<br />

ihre Lieblings-Tour. Nach 20 Jahren<br />

Pause hat sie vor kurzem auch wieder<br />

begonnen, Querflöte zu spielen. Nicht<br />

wenig Zeit nimmt ihre Tätigkeit im Vorstand<br />

der evangelischen Kirche in Au in<br />

Anspruch, die sie seit Jahren ausübt.<br />

Zum Ende unseres Gespräches werden<br />

zwei außergewöhnliche Bäume angeliefert.<br />

Maria Sansoni erklärt, dass es sich<br />

dabei um einen „Eisenholz-Baum“ und um<br />

eine Hainbuche als Pon-Pon-Bonsaibaum<br />

handelt. Beide gut drei Meter hoch und<br />

von bizarrer Form. Mehr als 5.000 Euro<br />

kosten die Solitäre jeweils. „Glücklicherweise<br />

habe ich ein großzügiges Zahlungsziel<br />

vereinbaren können“, freut sich die<br />

Unternehmerin über diese Gelegenheit.<br />

Nun ist sie gespannt, wie lange diese Exoten<br />

in Königsgütler verweilen. ah<br />

www.floramediterranea.de

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