Prof. Dr. Gerd Stein Rede zur Verleihung des Dr ... - Karl-Rudolf Korte
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1<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gerd</strong> <strong>Stein</strong><br />
<strong>Rede</strong> <strong>zur</strong> <strong>Verleihung</strong> <strong>des</strong> <strong>Dr</strong>. Peter Cinka-Preises<br />
an Herrn Timo Grunden<br />
im Rahmen der Absolvent(inn)enfeier<br />
der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften<br />
der Universität Duisburg/Essen<br />
am 17. Juli 2003<br />
Spectabilis, liebe Absolventinnen und Absolventen, werte Gäste!<br />
Die diesjährige <strong>Verleihung</strong> <strong>des</strong> <strong>Dr</strong>. Cinka-Preises gibt mir Gelegenheit, als Vertreter <strong>des</strong><br />
Instituts für Politikwissenschaft den Preisstifter – Herrn <strong>Dr</strong>. Peter Cinka – für seine beispielhafte<br />
Tat öffentlich zu loben und ihm dafür ausdrücklich Dank zu sagen; konkret: Lob und Dank der<br />
Lehrenden wie der Studierenden im IfPW für die fachbezogene Förderung <strong>des</strong><br />
wissenschaftlichen Nachwuchses an ihrer „alma mater“ durch einen vor mehr als 10 Jahren<br />
promovierten Absolventen der damaligen Gerhard Mercator-Universität Duisburg.<br />
Am 1. Januar dieses Jahres ist <strong>Dr</strong>. Peter Cinka kurz vor Vollendung seines 81. Lebensjahres<br />
gestorben.<br />
Um ihm und seiner dankens- wie lobenswerten Preis-Stiftungs-Tat ein ehren<strong>des</strong> Andenken zu<br />
bewahren, haben die Mitglieder <strong>des</strong> IfPW der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften<br />
beschlossen, auch nach seinem Tod den von ihm gestifteten Förderpreis weiterhin zu verleihen<br />
- in memoriam <strong>des</strong> ursprünglichen Preisstifters <strong>Dr</strong>. Peter Cinka. Das Preisgeld soll – wie in<br />
diesem Jahr – künftig jeweils <strong>zur</strong> Hälfte aus Mitteln <strong>des</strong> IfPW und aus Spenden der Lehrenden<br />
dieses Instituts erbracht werden.<br />
Was hat denn eigentlich seinerzeit <strong>Dr</strong>. Peter Cinka bewogen, einen Preis <strong>zur</strong> Förderung von<br />
Studierenden zu stiften, die ihre sozialwissenschaftlichen Studien mit einer hervorragenden<br />
Diplomarbeit abschließen?
2<br />
<strong>Dr</strong>. Peter Cinka, 1922 in Duisburg-Meiderich geboren, ist seiner Heimat-Stadt und deren<br />
Universität in besonderer Weise verbunden: Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er (in Mainz<br />
und Köln) Geschichte, Deutsch und Englisch, trat 1952 seinen Referendariatsdienst an und war<br />
bis 1966 als Lehrer (und anschließend als Direktor) an Duisburger Gymnasien tätig. Von 1961-<br />
1984 engagierte er sich zudem als Kommunal-Politiker für die Stadt Duisburg, hatte hier den<br />
Vorsitz der CDU-Fraktion sowie im Schul- und Kulturausschuss inne.<br />
Was aber hier und heute besonders hervorgehoben werden soll ist dies: An der Universität<br />
Duisburg promovierte er als Senior-Student am 15. Oktober 1991 (wohlgemerkt: in seinem 70.<br />
Lebensjahr) mit einer Arbeit zum Thema „Träger kommunaler Entscheidungsprozesse in<br />
Duisburg in der Zeit von 1890-1910“. Diese seine Dissertation, vom Gründungs-<strong>Prof</strong>essor für<br />
Politikwissenschaft an der Universität-Gesamthochschule-Duisburg <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Schallenberger<br />
angeregt und nach <strong>des</strong>sen Tod (dann: im Fach Geschichte) hauptsächlich von <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.<br />
Henning betreut, wurde mit dem Prädikat „cum laude“ bewertet.<br />
„Cum laude“, mit [öffentlichem] Lob – und mit nachdrücklichem Dank der Lehrenden wie der<br />
Studierenden <strong>des</strong> IfPW verbunden – soll heute rückblickend noch einmal gewürdigt werden,<br />
dass der seinerzeit durch bemerkenswerte wissenschaftliche Leistung – in fortgeschrittenem<br />
Alter! – sich auszeichnende Promovend <strong>Dr</strong>. Peter Cinka hernach seiner Universität gegenüber<br />
fachlichen Respekt und dankbare Verbundenheit bekundet hat, eben: durch die Stiftung eines<br />
Förderpreises für junge Nachwuchswissenschaftler/innen im Fach Politikwissenschaft.<br />
Durch den von <strong>Dr</strong>. Peter Cinka gestifteten Preis war es alljährlich möglich, im IfPW entstandene<br />
qualifizierte Arbeiten von Studierenden auch außer-universitär einer interessierten Öffentlichkeit<br />
bekannt zu machen. Dies geschieht durch die Publikation besonders hervorragender Diplomoder<br />
Doktorarbeiten im Rahmen der Schriftenreihe „Duisburger Materialien <strong>zur</strong> Politik- und<br />
Verwaltungswissenschaft“, deren <strong>Dr</strong>ucklegung bisher Jahr für Jahr vornehmlich durch die<br />
Spende unseres Mäzens <strong>Dr</strong>. Peter Cinka finanziert worden ist.
3<br />
<strong>Dr</strong>. Peter Cinka hat sich damit ausdrücklich als Freund und Förderer politikwissenschaftlicher<br />
Forschung von Studierenden an der Gerhard Mercator- Universität Duisburg gezeigt – und<br />
zwar lange bevor sich Lehrende und Studierende der Politikwissenschaft in Duisburg angeregt<br />
durch unseren neuen Fach-Kollegen <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Korte</strong> <strong>zur</strong> Gründung eines „Vereins der Freunde<br />
und Förderer <strong>des</strong> Instituts für Politikwissenschaft der Universität Duisburg/Essen (VFuF) e.V.“<br />
entschlossen haben. Mit dem am 12. Februar dieses Jahres – auf Anregung unseres neuen<br />
Kollegen <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Korte</strong> - gegründeten Verein hat also ein außergewöhnlich gutes Beispiel<br />
persönlichen Mäzenatentums offensichtlich anregend gewirkt und eine höchst erfreuliche<br />
Initiative gezeitigt.<br />
Diese tatkräftig zu unterstützen, sind nicht nur alle Absolventinnen und Absolventen <strong>des</strong><br />
Instituts für Politikwissenschaft herzlich eingeladen, sondern darüber hinaus alle heute hier<br />
Anwesenden wie Nicht-Anwesenden , die im Sinne der Zwecksetzung <strong>des</strong> Vereins der<br />
“Freunde und Förderer <strong>des</strong> Instituts für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen e.V.“<br />
– daran interessiert sind, mitzuwirken<br />
sowohl an „der Pflege <strong>des</strong> Kontakts der Absolventinnen und Absolventen untereinander“<br />
sowie eines fortdauerndenden<br />
Kontakts „zu den Mitarbeitern der Instituts für<br />
Politikwissenschaft“<br />
als auch mitzuwirken an „der Stärkung der Praxisbezüge von Forschung und Lehre“<br />
diese Instituts (vgl. § 1, Abs. 2 der Satzung).<br />
Der diesjährige <strong>Dr</strong>. Peter Cinka-Preis wird - „auf Vorschlag der Dozierenden <strong>des</strong> IfPW und<br />
nach Beschlussfassung der Institutskonferenz Politikwissenschaft“ (so der Text der Urkunde) -<br />
Herrn TIMO GRUNDEN verliehen. „Damit...“, so heißt es weiter in der Urkunde, „erkennt das<br />
IfPW der Universität Duisburg-Essen die besondere wissenschaftliche Leistung an, die Herr<br />
Timo Grunden sich durch die Bearbeitung <strong>des</strong> Themas
4<br />
„Nach dem Machtwechsel der Politikwechsel?<br />
Die Frage der sozialen Gleichheit<br />
in christdemokratischer und sozialdemokratischer<br />
Haushalts- und Steuerpolitik 1994-2002“<br />
im Rahmen seiner Diplomarbeit im Integrierten Studiengang Sozialwissenschaft, Fach<br />
Politikwissenschaft, ...erworben hat.“ [gez. <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Dieter Grunow, Direktor <strong>des</strong> Institut für<br />
Politikwissenschaft]<br />
TIMO GRUNDEN hat sich in seiner Arbeit mit dem als „Machtwechsel“ bezeichneten Übergang<br />
von der Regierung Kohl zu der Regierung Schröder befasst und diesbezüglich – konzentriert<br />
(wie gesagt) auf den Bereich der Haushalts- und Steuerpolitik – die Frage zu klären gesucht,<br />
inwieweit dieser Regierungswechsel Kontinuität oder Diskontinuität deutscher Sozialpolitik <strong>zur</strong><br />
Folge gehabt hat. Sein Forschungsergebnis lautet: „Ein Politikwechsel hat nicht stattgefunden.<br />
Die Fragen der sozialen Gleichheit begründen zwischen Christ- und Sozialdemokraten keine<br />
systematische Parteiendifferenz mehr.“ (Diplomarbeit, S. 96)<br />
In den Gutachten <strong>zur</strong> mit dem <strong>Dr</strong>. Peter Cinka-Preis ausgezeichneten Diplomarbeit wird<br />
insbesondere lobend hervorgehoben:<br />
zum einen „dass nicht nur eine materialreiche Begründung dieser These erfolgt, sondern<br />
dass auf der Grundlage gegenwärtiger politikwissenschaftlicher Theorien zugleich<br />
Erklärungen für diese Entwicklung geliefert werden“<br />
zum anderen dass „die empirische Beweisführung... absolut eindeutig (ist). In der Zeit<br />
der Regierungstätigkeit von Oscar Lafontaine gab es gerade unter dem Gesichtspunkt<br />
der sozialen Gleichheit (freilich: nur für 5 Monate) einen Politikwechsel. In der<br />
Gesamtbetrachtung der Regierung Schröder, also in der Zeit danach, hat die Regierung<br />
kein einziges Kriterium einer Politik der sozialen Gleichheit einlösen können. Somit kann<br />
der Nachweis am Auswahlfeld der Steuer- und Haushaltspolitik geführt werden, dass ein<br />
Politikwechsel nicht stattgefunden hat. In der ... präzisen Zusammenfassung [seiner
5<br />
Forschungsergebnisse] kommt [...] Timo Grunden zu einem Ergebnis, das aufhorchen<br />
lässt. Denn die öffentliche Diskussion dreht sich <strong>zur</strong> Zeit einmal mehr um die Frage der<br />
sozialen Gerechtigkeit und [vor allem darum], wer von den großen Volksparteien eher in<br />
der Lage ist, dieses Kriterium der sozialen Gerechtigkeit bei der Reform der<br />
Sozialsysteme zu erfüllen. Gemeinhin wird dabei davon ausgegangen, das<br />
sozialdemokratische Parteien dies eher einlösen. Timo Grunden kann somit [durch seine<br />
Diplomarbeit] aufräumen mit einem Vorurteil.“ Eine m. E. nicht unbedeutende Leistung<br />
politikwissenschaftlicher Analyse und Kritik!<br />
Anzumerken wäre abschließend noch dreierlei:<br />
1. Mit dem diesjährigen Preisträger wird also nunmehr eine Diplomarbeit ausgezeichnet, die<br />
sich - theoriegeleitet und praxisbezogen - mit einer nicht nur politikwissenschaftlich<br />
interessanten, sondern auch politisch höchst-aktuellen Frage beschäftigt hat, nämlich:<br />
Welche (Regierungs-)Partei(en) fördern am ehesten „Soziale Gerechtigkeit“ durch ihre<br />
Politik in unserem Lande?<br />
2. Der Zufall hat es m. E. recht glücklich so gefügt, dass die Arbeit <strong>des</strong> diesjährigen Preis-<br />
Trägers eine Frage thematisiert und problematisiert, die auch für die kommunalpolitische<br />
Arbeit <strong>des</strong> Preis-Stifters in Gedanken, Worten und Taten stets maßgebliche Orientierung<br />
gewesen ist, eben: die Frage nach der realen Förderung sozialer Gerechtigkeit in Staat und<br />
Gesellschaft, auf allen Ebenen und in allen Bereichen politischen Lebens.<br />
3. Zu meiner Freude – und vielleicht auch zu der einiger anderer Mitglieder <strong>des</strong> Instituts für<br />
Politikwissenschaft – hat sich der diesjährige Preisträger mit seiner Diplomarbeit nicht nur<br />
für die <strong>Verleihung</strong> <strong>des</strong> <strong>Dr</strong>. Peter Cinka-Preises qualifiziert, sondern darüber hinaus für<br />
seinen Eintritt in den Kreis der Lehrenden und Forschenden unseres Instituts – in<br />
Verbindung mit seinem Diplom-Vater, unserem Kollegen <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Karl</strong>-<strong>Rudolf</strong> <strong>Korte</strong>.
6<br />
So liegt es nur allzu nahe (und dem gemäß möchte ich jetzt verfahren), die Urkunde betreffend<br />
den diesjährigen <strong>Dr</strong>. Peter Cinka-Preis über den Diplom-Vater persönlich in die Hände seines<br />
jüngsten akademischen Sohnes gelangen zu lassen...