29.11.2014 Aufrufe

juridikumnr 1 - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft

juridikumnr 1 - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft

juridikumnr 1 - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

thema<br />

Das Thema Gesetzesfolgenabschätzung wird in Österreich<br />

schon lange diskutiert. So gab es im Rahmen der<br />

Aufgabenreformkommission 1 unter Prof. Raschauer oder<br />

dem Österreich-Konvent 2 Bemühungen, diesem Thema auch<br />

in Österreich zum Durchbruch zu verhelfen. Doch leider sind<br />

die Ansätze bisher nur kursorisch geblieben.<br />

Erst kürzlich hat nun EU-Kommissar Verheugen eine Mitteilung<br />

der EU-Kommission 3 vorgestellt, in der das Thema<br />

„Better Regulation“ als Mittel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

Europas dargestellt wird. In dieser Kommunikation<br />

wird das Thema „Impact Assessment“ deutlich hervorgehoben.<br />

In Zukunft sollen verstärkt die Auswirkungen von Regelungen<br />

auf die Wirtschaft – insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit<br />

– geprüft werden. Darüber hinaus will Kommissar<br />

Verheugen die Mitgliedstaaten dazu anhalten, auch auf nationaler<br />

Ebene verstärkt „Better Regulation“-Maßnahmen zu<br />

setzen. Auch hier soll das Instrument des „Impact Assessment“<br />

gefördert werden.<br />

Diese Entwicklung auf EU-Ebene im Zusammenhang<br />

mit der anstehenden österreichischen Ratspräsidentschaft<br />

2006 könnte zu einem wichtigen Anstoß für<br />

eine neue österreichische Initiative zur Einführung eines<br />

effizienten Gesetzesfolgeabschätzungssystems<br />

werden. Der folgende Artikel will europäische Benchmarks<br />

und eine Idee für eine innerösterreichische Umsetzung<br />

darstellen und so beitragen, diesem wichtigen<br />

Thema wieder „mehr Schwung zu verleihen“.<br />

Die neue Beurteilungsmethode ist sektorübergreifend und<br />

integriert bzw ersetzt alle vorhergehenden Einzelbewertungen,<br />

wie zB Wirtschaft, Gesundheit, aber auch Geschlechterpolitik.<br />

Er kombiniert die Best Practice-Beispiele aus den Mitgliedstaaten<br />

und anderen OSZE-Ländern und ermöglicht den<br />

Entscheidungsträgern eine umfangreiche und kohärente Analyse<br />

aller relevanten Auswirkungen in den verschiedensten<br />

politischen Bereichen.<br />

Seit der Einführung des neuen Prozesses beginnend 2003<br />

wurden mehr als 50 erweiterte Gesetzesfolgenabschätzungen<br />

in den verschiedensten Sektoren, von der „Zuckermarktreform“<br />

über „Leitlinien für die transeuropäischen Energie- und<br />

Verkehrsnetze“ bis hin zur „Europäischen Initiative für Demokratie<br />

und Menschen<strong>recht</strong>e“ durchgeführt. Damit wurden<br />

über 50 % der Vorschläge des Arbeitsprogramms der Kommission<br />

durch Folgenabschätzungen begleitet, ab 2005 soll<br />

dies bei allen Initiativen der Fall sein.<br />

Gesetzesfolgenabschätzung<br />

Stefan Mara/Ingrid Schopf<br />

........................<br />

1. Die Gesetzesfolgenabschätzung<br />

auf EU-Ebene<br />

1.1 Die Aktivitäten der EU-Kommission<br />

Im Jahr 2002 hat die Europäische Kommission als Reaktion<br />

auf die Schlussfolgerungen der Europäischen Räte von Göteborg<br />

und Laeken ein neues Verfahren zur Gesetzesfolgenabschätzung<br />

eingeführt, das zu einem effizienten Regelungsumfeld<br />

und einer kohärenten Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

beitragen soll.<br />

Hinter dem neuen Ansatz zum Impact Assessment stehen<br />

zwei politische Ziele:<br />

• Die Agenda zur Besseren Rechtssetzung und der korrespondierende<br />

Aktionsplan aus 2002, die Initiativen zur Förderung<br />

von gut funktionierender Verwaltung als Teil der Erfüllung<br />

der Ziele von Lissabon bis 2010 festlegen<br />

• Die Strategie zur nachhaltigen Entwicklung, die Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Kohärenz der wirtschaftlichen, sozialen<br />

und ökologischen Dimension<br />

Die Bewertung dient dazu, die Transparenz der Gesetzgebung<br />

zu steigern, ihre Qualität zu verbessern, die Kommission<br />

in ihrem Initiativ<strong>recht</strong> zu unterstützen und ausgeglichene Lösungen<br />

im Einklang mit den politischen Zielsetzungen der<br />

Union zu finden.<br />

............................................<br />

1.2 Das Impact Assessment der Kommission 4<br />

Die Folgenabschätzung soll einen Beitrag zur besseren und<br />

schnelleren Entscheidungsfindung auf EU-Ebene leisten. Die<br />

Kommission untersucht insbesondere die Auswirkungen auf<br />

Wirtschaft, Umwelt und den Sozialbereich, da dieser dreiseitige<br />

Ansatz eine umfassende Analyse sowie die gegenseitige<br />

Abstimmung erlaubt.<br />

Dazu hat sie eine indikative Liste zu den einzelnen Bereichen<br />

erstellt, die die wesentlichen Punkte wiedergibt, die Beachtung<br />

finden müssen. Dazu eine Auswahl der möglichen<br />

Themenbereiche:<br />

• Wirtschaft: Wettbewerbsfähigkeit, direkte und indirekte<br />

Kosten für Unternehmen, Innovation und Forschung, Verwaltungsbelastung,<br />

Verbraucher, internationale Beziehungen,<br />

makroökonomisches Umfeld<br />

• Umwelt: Qualität von Boden, Luft und Wasser, Klimaschutz,<br />

erneuerbare und nicht-erneuerbare Ressourcen,<br />

Abfall und Wiederaufbereitung, Transport und Energie,<br />

Umweltschäden<br />

• Soziales: Arbeitsmarkt, Verbraucherschutz, Gesundheit,<br />

Schutz und Sicherheit, Gleichheit, soziale Rechte und Standards,<br />

Zugang zu Bildung<br />

Es gibt zwei Stufen des Verfahrens:<br />

1. Die Roadmap gibt einen vorläufigen Überblick über die<br />

Problemfaktoren, die betroffenen Bereiche und mögliche<br />

1) Bericht der Aufgabenreformkommission (2001)<br />

126; http://verwaltungheute.wienerzeitung.at/<br />

reform2001.pdf.<br />

2) Positionspapier der Industriellenvereinigung an<br />

den Österreich-Konvent v September 2004 (188/<br />

POSP-K); http://www.konvent.gv.at.<br />

3) Communication from the Commission to the<br />

Council and the European Parliament, Better Regulation<br />

for Growth an Jobs in the European Union,<br />

COM (2005); http://europa.eu.int/comm/<br />

enterprise/regulation/better_regulation/<br />

better_reg_com_en.pdf.<br />

4) 4 http://europa.eu.int/comm/enterprise/<br />

regulation/better_regulation/impact_assessment/<br />

index.htm.<br />

Seite 30 <strong>juridikum</strong> 2005 / 1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!