juridikumnr 1 - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft
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thema<br />
Wie sollte eine GFA ablaufen?<br />
Ist die oben beschriebene Durchführungsentscheidung positiv,<br />
so wird ein kleines Team aus der GFA-Gruppe und den<br />
zuständigen Beamten gebildet. Dann legt das Team die Methoden<br />
und das Vorgehen von Fall zu Fall fest, um eine größtmögliche<br />
Flexibilität zu sichern.<br />
Welche Methoden könnten zur Anwendung kommen?<br />
Die technische Form der Durchführung der GFA – ob zB<br />
ein Planspiel, eine Befragung, diverse ökonomische Berechnungen<br />
durchgeführt oder nur auf statistische Daten zurückgegriffen<br />
wird – ist eine technische Frage, die von Fall zu Fall<br />
von der GFA-Gruppe entschieden werden sollte.<br />
Sinnvoll erscheint aber, für alle Bereiche sogenannte Listen<br />
des Sachverstandes 17 zu führen, die Personen und Einrichtungen<br />
beinhalten, welche in der Lage und bereit sind, zu bestimmten<br />
Themen im Rahmen einer Gesetzesfolgenabschätzung<br />
beizutragen oder die GFA gänzlich durchzuführen. Dies<br />
hätte insbesondere für Gesetzesinitiativen, die durch Volksbegehren,<br />
Initiativanträge von Abgeordneten oder Beschlüsse<br />
des Bundesrates zustande kommen, Bedeutung.<br />
Wie ist das Verhältnis zu etwaigen Begutachtungsverfahren?<br />
Sollte eine GFA für einen Regelungsentwurf, der auch<br />
durch eine „Begutachtungsphase“ läuft, durchgeführt werden,<br />
sollen die zur Stellungnahme eingeladenen Kreise auch die<br />
Möglichkeit haben, sich zur Folgenabschätzung zu äußern.<br />
Außerdem sollte das GFA-Team die endgültige Regierungsvorlage<br />
nochmals kommentieren können.<br />
Was soll mit dem Ergebnis der GFA geschehen?<br />
Die GFA sollte veröffentlicht werden.<br />
3. Conclusio<br />
Die europäischen Beispiele zeigen eines ganz deutlich – Impact<br />
Assessment ist nicht nur ein theoretisches Konstrukt sondern<br />
ein mittlerweile in der Praxis bewährtes Instrument. Es<br />
hat sich herausgestellt, dass die Gesetzesfolgenabschätzung<br />
einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Gesetzgebung liefern<br />
kann. Das dies ebenfalls keine „l´art pour l´art“-Aktivität<br />
darstellt, zeigt sich daran, dass die Europäische Kommission<br />
dieses Tool als wesentliches Mittel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und damit zur Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
ansieht 18 .<br />
Die politische Initiative der EU-Kommission, die anstehende<br />
Ratspräsidentschaft Österreichs und vor allem die Herausforderungen<br />
vor denen der Standort Österreich steht, eröffnen<br />
ein „window of opportunity“, diese wichtige Maßnahme<br />
endlich in Österreich praktikabel umzusetzen. Der<br />
Standort braucht eine solche Initiative als Teil eines Pakets,<br />
um sowohl inner-europäisch als auch global wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben. Was wir jetzt brauchen ist der politische Wille<br />
zur Umsetzung.<br />
Mag. Mag. (FH) Stefan Mara ist Bereichsleiter für<br />
Rechtspolitik und Verwaltungsreform in der Industriellenvereinigung;<br />
s.mara@iv-net.at;<br />
Mag. Ingrid Schopf ist Referentin im Büro Brüssel der<br />
Industriellenvereinigung für die Bereiche Energiepolitik,<br />
Verwaltungsreform, Staatsbeihilfen, Recht, Migration.<br />
............................................<br />
17) Gemäß einer Idee von Binder/Enzenhofer/Leitl/<br />
Strehl, Studie zur Berechnung und Abschätzung der<br />
Folgekosten von Gesetzen und Österreich unter Berücksichtigung<br />
ausländischer Maßnahmen und Erfahrungen<br />
(1999); http://www.vw<strong>recht</strong>.jku.at/<br />
Folgekosten.html.<br />
18) Communication from the Commission to the<br />
Council and the European Parliament, Better Regulation<br />
for Growth an Jobs in the European Union, COM<br />
(2005).<br />
Seite 34 <strong>juridikum</strong> 2005 / 1