Demokratisierung des Mittelmeerraums? Wohin geht die Reise - AZK
Demokratisierung des Mittelmeerraums? Wohin geht die Reise - AZK
Demokratisierung des Mittelmeerraums? Wohin geht die Reise - AZK
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Vortrag:<br />
„<strong>Demokratisierung</strong> <strong>des</strong> <strong>Mittelmeerraums</strong>?<br />
<strong>Wohin</strong> <strong>geht</strong> <strong>die</strong> <strong>Reise</strong> ?<br />
Tunesien, Ägypten und Jemen<br />
Stiftung Christlich-Soziale Politik e.V.<br />
09. März 2011<br />
Dr. Michael A. Lange
Themenüberblick<br />
• Begrüßung/Einführung (1)<br />
• Ursachen der Revolte in Nordafrika / Nahost (2-4)<br />
• Tunesien, Ägypten, Libyen/Jemen, Sonstige<br />
• Ähnlichkeiten und Unterschiede der politischen Prozesse (5)<br />
• Auswirkungen auf <strong>die</strong> Region I - III (6 – 8)<br />
• Auswirkungen auf Europa (9)<br />
• Zukunftsszenarien für <strong>die</strong> Länder (10 - 12)<br />
• Tunesien, Ägypten, Libyen/Jemen<br />
• Zukunftsszenarien für <strong>die</strong> Region I - IV (13 - 16)<br />
• Fazit (19)
Ursachen der Revolte in Tunesien<br />
• Wachsende wirtschaftliche/politische Probleme<br />
• Vernachlässigung ländlicher Regionen<br />
• Korruption nach Verheiratung mit Trabelsi Clan<br />
• Verdrängung nicht-patrimonialer Mittelschichten<br />
• Investitionsverzicht tunesischer Unternehmer<br />
• Wachsende Arbeitslosigkeit<br />
• Auslösen<strong>des</strong> Moment: Selbstverbrennung in Sidi Bouzid<br />
• Protest gegen würdeloser Behandlung<br />
• Solidarisierung der Mittelschicht in Tunis<br />
• Intellektuelle Opposition nutzen Solidarisierung zu<br />
Massenprotesten
Ursachen der Revolte in Ägypten<br />
• Verkrustung <strong>des</strong> politischen Regimes (Überalterung)<br />
• Patrimoniale Aufstiegs- und Subventionsstrukturen<br />
• Würdelose Behandlung der Bürger (Polizei)<br />
• Aufgeschobener (Generations-) Machtwechsel in Politik<br />
und Gesellschaft<br />
• Konflikt innerhalb der ägyptischen Machtelite<br />
• Unternehmer (Gamal) vs. Militär (Tantawai) wegen<br />
wachsendem privatwirtschaftlichen Einfluss in Partei<br />
(NDP) und Gesellschaft (Oligarchen)<br />
• Reformen vs. Status Quo<br />
• Auslöser der Revolte: Entwicklung in Tunesien<br />
• Tötung <strong>des</strong> ägyptischen Bloggers - Mut zum Protest<br />
• Unkontrollierbare neue Netzwerke (Facebook-Twitter)
Ursachen der Revolte in Libyen / Jemen<br />
• Ähnliche Verkrustungen <strong>des</strong> politischen Regimes<br />
(Überalterung)<br />
• Patrimoniale Aufstiegs- und Subventionsstrukturen<br />
• Würdelose Behandlung der Bürger (Polizei)<br />
• Aufgeschobener (Generations-) Machtwechsel in Politik<br />
und Gesellschaft<br />
• Stammes-/Fraktionskonflikte innerhalb <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
• Bevorzugung <strong>des</strong> regierenden Präsidentenstammes<br />
• Schwache demokratische Institutionen<br />
• Auslöser der Revolte: Entwicklung in Tunesien/Ägypten<br />
• Dominoeffekt<br />
• Aber: wenig internationale mediale Präsenz
Ähnlichkeiten-Unterschiede <strong>des</strong> bisherigen Status-quo<br />
• Ähnlichkeiten<br />
• Endlose Herrschaftszeiten<br />
• (Ben Ali-25: Mubarak-30; Salih-33, Gaddafi-40;)<br />
• Keine Hoffnung auf „Regime-Change“- Elitenwechsel<br />
• „Renarchie“ (Republik-Monarchie)<br />
• „Goumlakka“ (Goumhiouriya – mamlakka)<br />
• Polizeistaat statt Rechtsstaat<br />
• Staatsparteien ohne „demokratische“ Alternative<br />
• Unterschiede<br />
• Loyalität der Sicherheitskräfte<br />
• Mubarak, Ben Ali Wehrpflichtarmee; Gaddafi -Söldner<br />
• Integrität/Legitimität <strong>des</strong> Regimes/Präsidenten<br />
• Ben Ali, Mubarak: lange Jahre vorhanden<br />
• Gaddafi, Salih: nie lan<strong>des</strong>weit vorhanden
Auswirkungen auf <strong>die</strong> Region<br />
• Temporäre Destabilisierung der Arabischen Welt:<br />
• Jordanien – Marokko: Regierungswechsel<br />
• Saudi Arabien – Bahrain: Geldgeschenke<br />
• Algerien – Syrien: Friedhofsruhe ?<br />
• Relativer Machtzuwachs der Türkei und <strong>des</strong> Iran:<br />
• Stabile Türkei (AKP) als politisch-säkulares Modell ?<br />
• Iran als theokratisch-islamisches Modell ?<br />
• Verschlechterung der strategischen Lage Israels:<br />
• Mehr demokratische Teilhabe – mehr Kritik an Israel<br />
• Wachsender Antagonismus erfordert erhöhte<br />
Verteidigungsbereitschaft (Südwest-Front)
Auswirkungen auf <strong>die</strong> Region II<br />
• Revolten in der Arabischen Welt verdrängen Palästina-<br />
/Irankonflikt aus den Weltnachrichten:<br />
• Erhöhte Kompromissbereitschaft Israels ?<br />
• Erhöhte Kompromissbereitschaft der Palästinenser ?<br />
• Israelisch-Syrische Annäherung ?<br />
• Zukunft der bilateralen Friedensverträge ungewiss ?<br />
• Ägypten = f (neuen demokratischen Ordnung)<br />
• Jordanien = f (Entwicklungen in Ägypten)<br />
• Machtfaktor Muslimbruderschaft<br />
• Welche Rolle für <strong>die</strong> Muslimbrüder ?<br />
• Von „Reformern“ zu „Radikalen“ ?<br />
Von Bani Sadr zu Ahmedinejad (soft start–hard end)
Auswirkungen auf <strong>die</strong> Region III<br />
• Keine wirklich „demokratische“ Alternative ohne politische<br />
Einbeziehung der Muslimbrüder<br />
• Vertretung durch politische Parteien oder Individuen<br />
• Fraktion - Koalitionspartner - Koalitionsführer ?<br />
• Einbeziehung welcher Muslimbrüder ?<br />
• Muslimbruderschaft homogen und fraktioniert zugleich<br />
• Ähnliche religiöse/moralische Wertmaßstäbe<br />
• Unterschiedliche Reform-/Toleranzbereitschaft (Generationen)<br />
• Abspaltung <strong>des</strong> politische Islam<br />
• Fördert Demografie Intoleranz ?<br />
• Austausch der Eliten nach welchen (religiösen) Kriterien?<br />
• Mobilisierungskraft religiöser Parolen
Auswirkungen auf Europa<br />
• Wirtschaftliche Risiken der Revolten ?<br />
• Ungeregelte Einwanderung (Illegale Migration)<br />
• Schergen <strong>des</strong> alten Systems ?<br />
• Brain Drain vs. Neuaufbau der Wirtschaft und Gesellschaft<br />
• Beeinträchtigung der Energieversorgung (Öl, Gas)<br />
• Weitere Belastung der schwachen EU-Mitglieder (PIGS)<br />
• Sicherheitspolitische Risiken ?<br />
• Militärische vs. (entwicklungs-) politische Intervention?<br />
• Gleiche Interessen: USA - NATO - Europa<br />
• Politische Neuorientierung der „Südanreiner“<br />
• Welche Zukunft für <strong>die</strong> Mittelmeerkooperation<br />
• Welche neuen Ansprechpartner/Kooperationsformate
Zukunftsszenario Tunesien<br />
• Geordneter ziviler politischer Übergang ?<br />
• RCD-freie Übergangsregierung<br />
• Re-Organisation <strong>des</strong> vor-/politischen Raumes<br />
• Verfassungsgebender Prozess<br />
• Vorbereitung von Parlamentswahlen<br />
• Vorbereitung von Präsidentschaftswahlen<br />
• Reorganisation der Wirtschaft<br />
• Rekuperation <strong>des</strong> gestohlenen Staatsvermögens<br />
• „Erlösung“ <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> von Staatskorruption<br />
• Wirtschaftliches Wachstum durch Arbeit & Tourismus
Zukunftsszenario Ägypten<br />
• Friedlicher Übergang nur mit Hilfe <strong>des</strong> Militärs<br />
• Privilegien <strong>des</strong> Militärs werden erhalten bleiben (müssen)<br />
• Einflussverlust der Wirtschaft/Großindustrie<br />
• Kompromiss zwischen Politik und Militär notwendig<br />
• Personeller Umbau der Verfassungsorgane:<br />
• Umbau der Legislative und Judikative<br />
• Neuordnung <strong>des</strong> (vor-) politischen Raumes<br />
• Vorbereitung der Parlaments-/ Präsidentschaftswahlen<br />
• Reorganisation der Wirtschaft<br />
• Rekuperation <strong>des</strong> gestohlenen Staatsvermögens<br />
• Wirtschaftliches Wachstum durch Arbeit & Tourismus
Zukunftsszenario Libyen / Jemen<br />
• Anhaltender Stammes-/Bürgerkrieg ?<br />
• Spaltung der Armee und der Sicherheitsorgane<br />
• Auflösung der Verfassungsorgane<br />
• Spaltung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
• Externe Mediation (Schlichtung) ?<br />
• Schlichtung durch <strong>die</strong> Arabischen Liga<br />
• Schlichtung durch <strong>die</strong> EU<br />
• Schlichtung durch <strong>die</strong> UN<br />
• Externe Intervention ?<br />
• „responsibility to protect“ (Bosnien)<br />
• Mandatierung durch Weltsicherheitsrat<br />
• Flugverbotszone – Truppenpräsenz
Zukunftsszenario Region I<br />
• Alte arabische Herrschaftssysteme haben keine Zukunft<br />
• Ehrliche <strong>Demokratisierung</strong> fordert ihren Tribut...<br />
• Aufwertung der Legislative……<br />
• Aufwertung der Rolle der politischen Parteien…..<br />
• Wachsende Unabhängigkeit der Justiz…..<br />
• Zivile Staatsführung als Symbol <strong>des</strong> Neuanfangs<br />
• Opposition zersplittert, Muslimbruderschaft abwartend<br />
• Zivile Macht vor der Bewährung ?<br />
• Neuordnung der Arabischen Liga ?<br />
• Monarchien vs. Parteiendemokratien<br />
• Wachsender Antagonismus ?<br />
• Araber – Israelis; Muslime - Juden ?<br />
• Zivilisierung – Islamisierung ?<br />
• Staat – Umma ?
Zukunftsszenario Region II<br />
• Türkei und Iran – Nichtarabische Dominanz Arabiens?<br />
• Weiterer Bedeutungs-/Einflussgewinn<br />
• Türkei (Sunniten) – Modell: AKP<br />
• Iran, Libanon (Schiiten) – Modell: Pasteran - Hizbollah<br />
• Weiterer Bedeutungs-/Einflussverlust<br />
• Ägypten, Saudi Arabien (Sunniten)<br />
• Irak (Schiiten)<br />
• Westliche Sorgen – Gratwanderung in <strong>die</strong> Zukunft<br />
• US Militärdominanz bedroht ?<br />
• Ägypten/Jordanien/Saudi Arabien/Israel - geschwächt<br />
• Europäische Zivilmacht<br />
• Förderung <strong>des</strong> demokratischen Umbaus in der Region
Zukunftsszenario Region III<br />
• Europa‘ s Erfahrung – Europa‘ s Verantwortung ?<br />
• Ähnlichkeiten zur europäischen <strong>Demokratisierung</strong> ?<br />
• Osteuropa, Südosteuropa<br />
• Europa‘ s Gestaltungsausgabe<br />
• Stunde der Bewährung europäischer Außenpolitik:<br />
Motto: Erfahrungen nutzen – Beispiel geben<br />
• Politische Zusammenarbeit intensivieren<br />
• Politische Stiftungen einsetzen
Zukunftsszenario Region IV<br />
• Wirtschaftliche Folgen der Revolte ?<br />
• Große Schäden am Privateigentum (Plünderungen/Brände)<br />
• Exodus der Unternehmer / ausländischen Unternehmen<br />
• Konjunktureinbruch /weiter steigende Arbeitslosigkeit<br />
• Rückgewinnung wirtschaftlicher Stabilität ?<br />
• Wie wahrscheinlich sind Auslandsinvestitionen ?<br />
• Wie reagiert der Aktien- und Devisenmarkt ?<br />
• Wir groß ist <strong>die</strong> Kapitalflucht ?<br />
• Kann man freie Wahlen essen ?<br />
• Vertreibt der Hunger <strong>die</strong> Demokratie ?
Fazit<br />
• Globalisierung der Werte<br />
• Jugendrevolte = Ausdruck der Globalisierung von Werten<br />
• Entideologisierung der Jugend<br />
• Ende von Klientelismus und Korruption?<br />
• Die „Digitalisierung“ der Revolte<br />
• Erste „Facebook Revolte der Neuzeit = Unkontrollierbare<br />
Netzwelt Gegenöffentlichkeit<br />
• Zukünftiger „Cyber-War“ der Konfliktparteien<br />
(Internet, Mobilfunk, neue Me<strong>die</strong>n)<br />
• Europa‘ s Gestaltungsausgabe<br />
• Erfahrungen nutzen – Beispiel geben<br />
• Politische Zusammenarbeit intensivieren<br />
• Politische Stiftungen einsetzen
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit !<br />
Dr. Michael Lange<br />
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.<br />
Europäische und Internationale Zusammenarbeit<br />
10907 Berlin<br />
Tel. +49 (0)30 26996 – [3512]<br />
Fax +49 (0)30 26996 – [3551]<br />
E-Mail michael.lange@kas.de<br />
Internet www.kas.de