Download - Nachhaltigkeit - Wiener Stadtwerke
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Bericht 2005<br />
Die Stadt gehört Dir.<br />
Ein Unternehmen,<br />
das Menschen bewegt<br />
Auf dem Weg zur <strong>Nachhaltigkeit</strong>
Inhalt<br />
Zum Geleit<br />
Geleitworte des Vorstands der <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> 3<br />
Gedanken zur <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
Die Geschäftsführer der <strong>Wiener</strong> Linien im Interview zum Thema „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ 4<br />
Zur Verantwortung verpflichtet<br />
UITP-Charta für eine nachhaltige Entwicklung 6<br />
Dienstleistungen für unsere Stadt<br />
Das Unternehmensprofil der <strong>Wiener</strong> Linien 7<br />
Strategische Steuerung und Managementsysteme<br />
Die Grundlagen für vernetztes Denken und Handeln 9<br />
Wirtschaftlich denken und handeln<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> im ökonomischen Sinn 11<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien aus ökonomischer Sicht 12<br />
Nachhaltige Investitionen 16<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien als Wirtschaftsfaktor 20<br />
Umweltbewusst denken und handeln<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> im ökologischen Sinn 23<br />
Das Umweltleitbild der <strong>Wiener</strong> Linien 24<br />
Lebensqualität in Wien 25<br />
Sozial denken und handeln<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> im sozialen Sinn 35<br />
Menschen in Bewegung 36<br />
Menschen bewegen Menschen 48<br />
Verantwortung für die Zukunft tragen<br />
Die Perspektiven des Unternehmens 53<br />
Glossar 64<br />
Bescheinigung des Wirtschaftsprüfers<br />
Impressum 67
Zum Geleit<br />
Für den <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong>-Konzern als Dienstleister der Daseinsvorsorge hat das soziale und<br />
ökologische Engagement seit jeher einen hohen Stellenwert. Während sich viele Unternehmen<br />
in den letzten Jahren ausschließlich an ökonomischen Aspekten orientiert haben, war <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
für uns stets mehr als ein Schlagwort.<br />
Investitionen – sowohl in die Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch in umweltfreundliche<br />
Anlagen – wurden so getätigt, um auch nachfolgenden Generationen eine bestmögliche<br />
Versorgung mit Energie und öffentlichem Verkehr zu gewährleisten. Die <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> tragen<br />
mit ihren Leistungen viel zur anerkannt guten <strong>Wiener</strong> Lebensqualität bei.<br />
Deshalb haben wir im Juni 2005 einen Prozess zur Erstellung eines konzernweiten <strong>Nachhaltigkeit</strong>sberichts<br />
gestartet, der neben verschiedenen Aktivitäten wie Expertenforen und Mitarbeiter/-innen-<br />
Veranstaltungen auch Aktivitäten im Bereich der Tochtergesellschaften beinhaltet. Es freut uns<br />
besonders, dass die <strong>Wiener</strong> Linien als erstes der Konzernunternehmen mit dem nun vorliegenden<br />
Bericht gelebte <strong>Nachhaltigkeit</strong> in ihrem Bereich dokumentieren.<br />
Dr. Felix Joklik,<br />
Generaldirektor der <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong><br />
Dr. Gabriele Payr,<br />
Vorstandsdirektorin der <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong><br />
3
Die Geschäftsführer<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien,<br />
Dipl.-Ing. Günter<br />
Steinbauer (S),<br />
Dipl.-Ing. Dr. Michael<br />
Lichtenegger (L) und<br />
Mag. Walter Andrle<br />
(A) in einem<br />
Interview<br />
zum Thema<br />
„<strong>Nachhaltigkeit</strong>“<br />
Gedanken zur <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
Warum geben die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
einen <strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht heraus?<br />
S.: Mit diesem Bericht wollen wir über den Beitrag<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien zur <strong>Nachhaltigkeit</strong> informieren.<br />
Was dem Auge des Fahrgastes verborgen bleibt,<br />
welche Arbeit zu leisten ist, damit unsere Dienstleistung<br />
jetzt und in Zukunft angeboten werden<br />
kann, soll dabei mit Hintergrundinformationen<br />
dargestellt werden.<br />
L.: Der Bericht soll unsere Arbeit transparent<br />
machen. Die <strong>Wiener</strong> Linien haben eine Reihe von<br />
Aufgaben zu erfüllen und sind als öffentliches<br />
Unternehmen einerseits ihrem Eigentümer, der<br />
Stadt Wien, andererseits der Bevölkerung, also<br />
den Konsumenten verpflichtet.<br />
A.: Dass die <strong>Wiener</strong> Linien dabei erfolgreich unterwegs<br />
sind, geht immer wieder aus Befragungen<br />
und Städtevergleichen hervor. Wien wird um<br />
seinen hohen Modal Split international beneidet.<br />
Dafür sind viele Faktoren ausschlaggebend, die<br />
die <strong>Wiener</strong> Linien als ihre Stärken bewusst einsetzen.<br />
Die Erfahrung als Verkehrsmanager der<br />
Stadt während vieler Jahrzehnte, die Verbundenheit<br />
mit der Stadt und seiner Bevölkerung, aber<br />
auch der Umstand, dass die <strong>Wiener</strong> Linien ihr<br />
Know-how aus Betrieb, Instandhaltung, Planung<br />
und Infrastruktur in Form eines integrierten<br />
Netzes optimal einbringen können, lässt <strong>Wiener</strong><br />
Linien und Stadtverwaltung gemeinsam für die<br />
Fahrgäste am selben Strang ziehen.<br />
L.: Der <strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht ist für uns auch<br />
ein Instrument, die Mission der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
einem breiten Publikum darzulegen. Mobilität<br />
ist zwar für alle ein wichtiges Thema, wir wollen<br />
aber die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs<br />
noch mehr als bisher im Bewusstsein verankern.<br />
S.: Die <strong>Wiener</strong> Linien sind mit Sicherheit ein<br />
wirtschaftlich gut geführtes Unternehmen.<br />
Der Geschäftsbericht bescheinigt das.<br />
Was mich aber besonders stolz macht, ist, dass<br />
wir es gleichzeitig auch schaffen, ein Produkt in<br />
bester Qualität abzuliefern, was sich im großen<br />
Zuspruch der Fahrgäste ausdrückt. Mit anderen<br />
Worten: Jeder Euro ist bei den <strong>Wiener</strong> Linien im<br />
Sinne der <strong>Nachhaltigkeit</strong> gut angelegt.<br />
Was verstehen die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
unter <strong>Nachhaltigkeit</strong>?<br />
L.: Wir wirken an einer Entwicklung im öffentlichen<br />
Verkehrswesen mit, die den Bedürfnissen<br />
von heute entspricht, ohne dabei die Erfüllung<br />
von Ansprüchen künftiger Generationen einzuschränken.<br />
Das betrifft den Fortbestand des<br />
Unternehmens, den Beitrag der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
4
zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Wien,<br />
die Förderung unserer Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, die Versorgung unserer Kunden mit<br />
öffentlichen Verkehrsdienstleistungen sowie<br />
unseren Beitrag zum Umweltschutz, sei es<br />
ummittelbar im Rahmen der Erstellung unseres<br />
Produkts oder mittelbar durch unseren Beitrag<br />
zur Lebensqualität der Stadt. Gleichzeitig wollen<br />
wir unsere gesellschaftliche Verantwortung<br />
als Unternehmen im öffentlichen Eigentum<br />
wahrnehmen und für die Stadt Wien als<br />
Gesamtanbieter von öffentlichen Verkehrsdienstleistungen<br />
fungieren.<br />
S.: Wenn wir also von <strong>Nachhaltigkeit</strong> reden,<br />
dann beschäftigen wir uns mit den wirtschaftlichen,<br />
sozialen und umweltpolitischen Verpflichtungen<br />
unseres Unternehmens.<br />
Wie „nachhaltig“ sind die <strong>Wiener</strong> Linien?<br />
L.: Weil die Nutzung von Öffis an sich nachhaltig<br />
ist, liegt es an uns, so viele Menschen wie möglich<br />
zum Gebrauch von öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zu bewegen und uns in diesem Sinne an der<br />
Verkehrspolitik bei Planung und Ausführung zu<br />
beteiligen. Denn jeder unserer Fahrgäste trägt<br />
zur allgemeinen <strong>Nachhaltigkeit</strong> bei.<br />
A.: Darüber hinaus bestimmt <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
auch unsere internen Abläufe. Da geht es um<br />
das Management des Unternehmens im Hinblick<br />
auf Wirtschaftlichkeit, Mitarbeiter- und<br />
Kundenorientierung und Ökologie. Dass es<br />
dabei immer wieder Verbesserungspotenziale<br />
gibt, liegt in der Natur der Sache. Der Bericht<br />
soll zeigen, wie weit wir auf diesem Weg schon<br />
fortgeschritten sind.<br />
S.: Der Verkehrsmarkt ist in den letzten Jahren<br />
stark in Bewegung gekommen. Deshalb versuchen<br />
wir, möglichst vorausschauend Weichen<br />
zu stellen. Mit dem Zusammenspiel von wirtschaftlichen,<br />
sozialen und umweltpolitischen<br />
Fragestellungen tun sich natürlich auch Spannungsfelder<br />
auf …<br />
Wie begegnen die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
diesen Herausforderungen?<br />
A.: Spannungsfelder ergeben sich dann, wenn<br />
man alles unter einen Hut bringen will. Wenn<br />
ich beispielsweise alternative Energieformen<br />
nutzen will, ist mit höheren Investitionskosten<br />
zu rechnen. Das Unternehmen nachhaltig führen<br />
heißt nichts anderes, als diese Probleme zu<br />
bewältigen. Deshalb sind Kompromisse am<br />
laufenden Band notwendig.<br />
L.: Unsere Entscheidungen müssen auch entsprechend<br />
kommuniziert werden. Nur verständliche<br />
Informationen können für unser Tun<br />
Akzeptanz und Zustimmung erzeugen.<br />
S.: Der eingeleitete Zertifizierungsprozess, die<br />
Einführung von Managementsystemen und das<br />
laufende Anpassen unserer Strategie sollen den<br />
Grad der Lenkbarkeit erhöhen. Die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
haben sich zu einem schlagkräftigen Dienstleister<br />
weiterentwickelt, der den heutigen und<br />
künftigen Anforderungen gerecht wird.<br />
Mit der Stadt Wien haben wir nicht nur einen<br />
Eigentümer, der Bedacht darauf nimmt, dass wir<br />
gegenwärtig unseren Aufgaben nachkommen,<br />
sondern auch einen strategischen Partner, mit<br />
dem wir gemeinsam den öffentlichen Verkehr<br />
in Zukunft aktiv gestalten wollen.<br />
In welche Richtungen werden die <strong>Wiener</strong><br />
Linien ihre Anstrengungen verstärken?<br />
L.: Mit der Unterzeichnung der UITP-Charta<br />
haben sich die <strong>Wiener</strong> Linien bereits verpflichtet,<br />
nach den Grundsätzen der <strong>Nachhaltigkeit</strong> zu<br />
agieren. Damit wollen wir unsere Anstrengungen<br />
auch nach außen hin dingfest machen.<br />
A.: Die stete Erhöhung der Effizienz im Unternehmen<br />
erscheint mir besonders wichtig. Unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dazu<br />
schon Großartiges geleistet. Wir können auch in<br />
Zukunft auf sie bauen und uns miteinander für<br />
künftige Aufgaben und Rahmenbedingungen<br />
vorbereiten. Nachhaltiges Denken und Tun ist<br />
von jedem von uns gefordert.<br />
L.: Besonders bei langfristigen Projekten wie<br />
dem U-Bahn-Neubau ist es erforderlich, möglichst<br />
früh Entscheidungen herbeizuführen.<br />
Das Gleiche gilt bei Fahrzeugen wie etwa bei<br />
der Niederfluroffensive und auch für die Weiterentwicklung<br />
kundenorientierter Qualitätsstandards.<br />
S.: Die <strong>Wiener</strong> Linien sind für die Zukunft gut<br />
gerüstet. Wir sind der Gesamtnahverkehrsanbieter<br />
für die Stadt Wien und wollen dies<br />
auch weiterhin sein. Wir werden im Sinne der<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> alle Möglichkeiten aufgreifen<br />
und nutzen, und ich habe vollstes Vertrauen,<br />
dass wir unsere Ziele erreichen werden.<br />
Dipl.-Ing. Günter<br />
Steinbauer,<br />
Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung,<br />
Geschäftsführer<br />
für den technischen<br />
Bereich<br />
Dipl.-Ing. Dr. Michael<br />
Lichtenegger,<br />
Geschäftsführer<br />
für den betrieblichen<br />
Bereich<br />
Mag. Walter Andrle,<br />
Geschäftsführer<br />
für den kaufmännischen<br />
Bereich<br />
5
Zur Verantwortung verpflichtet<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind Mitglied der UITP (Union<br />
Internationale des Transports Publics = Internationaler<br />
Verband für Öffentliches Verkehrswesen)<br />
und haben im Juni 2005 beim Weltkongress in<br />
Rom die Verpflichtungserklärung der „UITP-<br />
Charta für eine nachhaltige Entwicklung“<br />
unterzeichnet.<br />
ihre Bereitschaft und ihr Engagement, an einer<br />
nachhaltigen Entwicklung des öffentlichen<br />
Verkehrswesens mitzuarbeiten. Sie haben sich<br />
verpflichtet, bis zum nächsten Weltkongress die<br />
Auflagen der Charta zu erfüllen.<br />
UITP-Weltkongress 2009 in Wien<br />
Unterzeichnung<br />
der UITP-Charta<br />
in Rom, 2005:<br />
Dipl.-Ing. Günter<br />
Steinbauer,<br />
Hans Rat, UITP-<br />
Generalsekretär,<br />
Mag. Walter Andrle,<br />
Dr. Wolfgang Meyer,<br />
UITP-Präsident<br />
2001–2005<br />
(v.l.n.r.)<br />
UITP-Charta für eine nachhaltige<br />
Entwicklung<br />
Die UITP wurde 1885 in Brüssel gegründet, wobei<br />
Wien eines der Gründungsmitglieder war und<br />
bis heute mit Vertretern der <strong>Wiener</strong> Linien in<br />
diversen Fachausschüssen und -kommissionen<br />
sehr aktiv mitwirkt. Die UITP versteht sich als<br />
weltweites Netzwerk von Verkehrsfachleuten,<br />
sieht sich als das internationale Forum für<br />
öffentliche Verkehrspolitik und letztlich als<br />
Fürsprecher und Förderer des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs. Sie hält derzeit bei mehr<br />
als 2.700 Mitgliedern in achtzig Ländern auf<br />
allen Kontinenten der Erde.<br />
Mit der Unterzeichnung der Charta dokumentieren<br />
die <strong>Wiener</strong> Linien auch nach außen hin<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien haben sich gemeinsam mit<br />
dem Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) und<br />
den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) um<br />
die Ausrichtung des 58. UITP-Weltkongresses<br />
und der Ausstellung für Mobilität und Städtisches<br />
Verkehrswesen beworben. Wien hat den<br />
Zuschlag für diese internationale Großveranstaltung<br />
erhalten und wird vom 7. bis zum<br />
11. Juni 2009 Austragungsort für dieses alle zwei<br />
Jahre stattfindende Event sein. Im Jahr 2005<br />
fand die Veranstaltung in Rom statt, 2007 wird<br />
Helsinki Gastgeber sein. Wien konnte aufgrund<br />
seines international vorbildlichen, dichten und<br />
gut organisierten ÖPNV-Netzes (ÖPNV = öffentlicher<br />
Personennahverkehr) die Stimmen der<br />
Jury, die über den Veranstaltungsort des Weltkongresses<br />
2009 entschied, für sich gewinnen.<br />
Auszug aus der Charta<br />
Die UITP, der Internationale Verband für<br />
Öffentliches Verkehrswesen, und ihre<br />
Mitglieder haben sich einer nachhaltigen<br />
Entwicklung verschrieben. Die Unterzeichner<br />
dieser Charta, mit der die von UITP-Mitgliedern<br />
bereits geleistete Arbeit gewürdigt wird,<br />
verpflichten sich, Sorge zu tragen, dass die<br />
drei Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung,<br />
nämlich die soziale, wirtschaftliche<br />
und ökologische Verträglichkeit, in ihren<br />
Aktivitäten fest verankert werden und dass<br />
die Entwicklung des öffentlichen Verkehrssektors<br />
im Hinblick auf ihre sozialen, wirtschaftlichen<br />
und ökologischen Auswirkungen<br />
nachhaltig bleibt.<br />
6
Die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
in Zahlen (2005):<br />
746,8 Mio. Fahrgäste<br />
443 Mio. Euro<br />
Investitionen<br />
354 Mio. Euro<br />
Umsatzerlöse<br />
8.027<br />
Mitarbeiter/-innen<br />
5 U-Bahn-Linien<br />
33 Straßenbahnlinien<br />
81 Autobuslinien<br />
4.385<br />
Haltestellen<br />
und Stationen<br />
931 km Netzlänge<br />
Dienstleistungen für unsere Stadt<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind ein Unternehmen der<br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong>, das sich im Eigentum der<br />
Stadt Wien befindet. In diesem organisatorischen<br />
Umfeld sind sie für die Versorgung der Stadt<br />
mit öffentlichen Verkehrsdienstleistungen<br />
zuständig.<br />
Linienbewusst in die Zukunft<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind der führende Gesamtnahverkehrsanbieter<br />
von öffentlichen Verkehrsdienstleistungen<br />
für Wien und fungieren als<br />
direkter Ansprechpartner für die Stadt Wien<br />
in ÖPNV-Angelegenheiten. Neben dem Betrieb<br />
von U-Bahn-, Straßenbahn- und Autobuslinien<br />
nehmen sie alle Aufgaben des Verkehrsmanagements<br />
wie Betriebszeiten- und Intervallplanung,<br />
Linien- und Haltestellenplanung für alle Verkehrsträger,<br />
Marketing und Vertrieb sowie Betriebslenkung<br />
wahr. Darüber hinaus stellen sie die für<br />
den Betrieb erforderliche Infrastruktur und die<br />
einzusetzenden Fahrzeuge bereit und sind auch<br />
für die Instandhaltung verantwortlich.<br />
Mit diesen Kompetenzen wird ein integriertes<br />
Gesamtnetz für den öffentlichen Verkehr in<br />
Wien angeboten und dabei ein hohes Augenmerk<br />
auf die bestmögliche Effizienz und die<br />
Ausnutzung von Optimierungspotenzialen<br />
gelegt. Gleichzeitig soll unter Wahrung bzw.<br />
Ausbau der Qualität den Fahrgästen ein attraktives<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis geboten werden.<br />
Nachhaltig unterwegs<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien bekennen sich in ihrem Tun<br />
zu den drei Säulen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>: Wirtschaftliche,<br />
soziale und ökologische Aspekte sollen<br />
berücksichtigt und bestmöglich in Einklang<br />
gebracht werden. Dabei will das Unternehmen<br />
an einer Entwicklung im öffentlichen Verkehrswesen<br />
mitwirken, die den Bedürfnissen von<br />
heute entspricht, ohne aber die Erfüllung von<br />
Ansprüchen künftiger Generationen einzuschränken.<br />
Die große Zufriedenheit der Kundinnen und<br />
Kunden mit den Leistungen der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
sowie die hohe Inanspruchnahme von öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln in Wien stellen eine<br />
gute, aber auch herausfordernde Ausgangsposition<br />
für weitere Verbesserungen dar.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien agieren zunehmend unter<br />
den Prämissen der <strong>Nachhaltigkeit</strong> und setzen<br />
verstärkt Maßnahmen, um das Bewusstsein für<br />
dieses Thema im Unternehmen zu verankern<br />
und ihren Beitrag nach außen und innen hin<br />
darzustellen.<br />
7
Die Unternehmensstruktur<br />
Die Organe der Gesellschaft<br />
Stadt Wien<br />
100 %<br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> Holding AG<br />
100 %<br />
Kommanditist<br />
<strong>Wiener</strong> Linien GmbH<br />
Komplementär<br />
<strong>Wiener</strong> Linien GmbH & Co KG<br />
Beteiligungen<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien GmbH ist an der <strong>Wiener</strong> Linien Verkehrsprojekte<br />
GmbH zu 100 % und an der Aktiengesellschaft der <strong>Wiener</strong> Lokalbahnen<br />
zu 97,45 % beteiligt.<br />
Kontrolle<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien unterliegen der Kontrolle der Konzernrevision,<br />
des Kontrollamts der Stadt Wien sowie des Rechnungshofs.<br />
Der Aufsichtsrat der <strong>Wiener</strong> Linien GmbH<br />
Vorsitzender<br />
Dr. Felix Joklik, Generaldirektor,<br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> Holding AG<br />
Vorsitzende(r)-Stellvertreterin<br />
Dr. Gabriele Payr, Vorstandsdirektorin,<br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> Holding AG<br />
Mitglieder<br />
Dr. Josef Kramhöller, Stadt Wien<br />
Dr. Stefan Brezovich, Wirtschaftskammer<br />
Wien<br />
Arbeitnehmervertreter<br />
Karl Kaiser<br />
Michael Bauer<br />
Die Geschäftsführung<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien GmbH & Co KG<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
Direktor Dipl.-Ing. Günter Steinbauer,<br />
Geschäftsführer für den technischen<br />
Bereich<br />
Geschäftsführer<br />
Direktor Mag. Walter Andrle,<br />
Geschäftsführer für den kaufmännischen<br />
Bereich<br />
Direktor Dipl.-Ing. Dr. Michael Lichtenegger,<br />
Geschäftsführer für den betrieblichen<br />
Bereich<br />
Abgrenzung des Berichts<br />
„Die Stadt gehört dir.“ Die <strong>Wiener</strong> Linien sind nachhaltig unterwegs.<br />
Alle Daten im vorliegenden Bericht beziehen<br />
sich auf das Unternehmen <strong>Wiener</strong> Linien GmbH<br />
& Co KG (kurz: <strong>Wiener</strong> Linien). Die Aktivitäten<br />
von Unternehmen, an denen die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
beteiligt sind, bleiben unberücksichtigt.<br />
Da es sich um den ersten <strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien handelt, fließen neben Informationen<br />
aus dem Berichtsjahr 2005 auch<br />
verstärkt Informationen aus Vorperioden in die<br />
Darstellung mit ein. Zeitliche und besondere<br />
inhaltliche Abgrenzungen werden jedenfalls<br />
gesondert vermerkt.<br />
8
Strategische Steuerung<br />
und Managementsysteme<br />
Die Strategie der <strong>Wiener</strong> Linien fasst übergeordnete<br />
Ziele zusammen und bildet den Rahmen<br />
für alle Maßnahmen im Geschäftsalltag.<br />
Managementsysteme sollen helfen, die strategischen<br />
Ziele umzusetzen. Die Erreichung von<br />
wirtschaftlichen Zielen spielt dabei zweifelsohne<br />
eine wichtige Rolle, ist aber letztlich von weiteren<br />
Zielen abhängig. Vielmehr kommt es darauf an,<br />
vernetzt zu denken und auch Aspekte wie Qualität,<br />
Sicherheit und Umweltauswirkungen zu<br />
berücksichtigen.<br />
Genauso wichtig ist es, die eigenen Mitarbeiter/-<br />
innen mit ihrem Know-how als wesentliche<br />
Ressource zu erkennen und zu fördern.<br />
Die Qualität der Dienstleistung ist der Maßstab,<br />
mit dem die <strong>Wiener</strong> Linien vom Kunden gemessen<br />
werden. Ein möglichst strukturiertes Vorgehen<br />
in Form eines integrierten Managementsystems<br />
soll die Dienstleistungsqualität sicherstellen<br />
sowie Umweltauswirkungen und Arbeitssicherheit<br />
steuern.<br />
Balanced Scorecard<br />
Im Jahr 2003 haben die <strong>Wiener</strong> Linien mit der<br />
Einführung eines strategischen Steuerungssystems<br />
– der Balanced Scorecard – begonnen.<br />
Im Zuge der Einführung der Balanced Scorecard<br />
auf Unternehmensebene wurde die Vision des<br />
Unternehmens formuliert, dabei wurden auch<br />
die strategischen Unternehmensziele definiert.<br />
Ausgehend von den Unternehmenszielen haben<br />
auch die einzelnen Profit Center ihre Ziele und<br />
Handlungsschwerpunkte für die Zukunft festgelegt.<br />
Damit verfügen die <strong>Wiener</strong> Linien nun<br />
über ein unternehmensweites strategisches<br />
Zielsystem, an dem sich fortan alle Projekte des<br />
Unternehmens orientieren werden.<br />
Neben der laufenden Weiterentwicklung der<br />
Balanced Scorecard lag der Schwerpunkt des<br />
Jahres 2005 vor allem auch in der Kommunikation<br />
der Unternehmensstrategie.<br />
Die Qualität der<br />
Dienstleistung ist<br />
der Maßstab, mit<br />
dem die <strong>Wiener</strong><br />
Linien von ihren<br />
Kunden gemessen<br />
werden.<br />
9
Die Quality Austria<br />
bestätigte den<br />
<strong>Wiener</strong> Linien<br />
die Ausstellung<br />
von 16 Abteilungszertifikaten.<br />
Managementsysteme<br />
bei den <strong>Wiener</strong> Linien<br />
Qualität, Umwelt und Soziales haben für die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien große strategische Bedeutung.<br />
Daher wird seit 2002 ein Qualitätsmanagementsystem<br />
eingeführt und dieses seit 2005 in ein integriertes<br />
Managementsystem übergeführt, erweitert<br />
mit den Aspekten Umwelt und Sicherheit.<br />
Qualitätsmanagement nach ON EN 13816,<br />
Dienstleistungsqualität im öffentlichen<br />
Personenverkehr<br />
Mit der Implementierung dieser Norm im<br />
Unternehmen werden die Rahmenbedingungen<br />
geschaffen, um Abläufe und die damit verbundene<br />
Dienstleistungsqualität an den Bedürfnissen<br />
und Erwartungen der Kunden zu orientieren.<br />
Auf diese Weise wird ein Prozess des permanenten<br />
Verbesserns in Gang gebracht, der die<br />
Qualität der Leistungen nicht nur sichert,<br />
sondern auch steigert.<br />
Umweltmanagement nach ON ISO 14001<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien haben sich das Ziel gesetzt,<br />
ihre Leistungen noch umweltfreundlicher anzubieten.<br />
Die Einführung eines Umwelt-Managementsystems<br />
nach ISO 14001, die im Jahr 2005<br />
begonnen wurde, unterstützt dieses Vorhaben<br />
wesentlich und trägt zur Sensibilisierung in der<br />
Belegschaft bei.<br />
Im Rahmen dieser Normumsetzung werden<br />
Umweltaspekte ermittelt und bewertet sowie<br />
Umweltziele festgesetzt. In weiterer Folge wird<br />
deren Erreichung überwacht. Die dadurch mögliche<br />
Früherkennung von Umweltproblemen,<br />
das Aufzeigen von Einsparungspotenzialen<br />
sowie die Systematisierung bestehender Umweltmaßnahmen<br />
tragen in diesem Bereich zu einer<br />
effizienteren Unternehmenssteuerung bei.<br />
Diese Maßnahmen sollen auch das positive<br />
Umweltimage des Unternehmens festigen und<br />
erhöhen und das Vertrauen bei Anrainern,<br />
Behörden und Umweltschutz-Organisationen<br />
weiter verbessern.<br />
Sicherheitsmanagement nach OHSAS 18001<br />
OHSAS 18001 ist ein Anforderungsmodell für<br />
betriebliches Gesundheits- und Sicherheitsmanagement.<br />
Die wirtschaftliche und effiziente<br />
Umsetzung entsprechender Programme unter<br />
Berücksichtigung der gesetzlichen Anforderungen<br />
bewirkt eine Erhöhung des Sicherheitslevels<br />
der Mitarbeiter/-innen und als Konsequenz<br />
auch jenes der Kunden.<br />
Strategie und Entscheidungen<br />
Die Zertifizierung des gesamten Unternehmens<br />
soll Ende 2007 abgeschlossen sein.<br />
Das Qualitäts-Sicherheits-Umwelt-Managementsystem<br />
und die Balanced Scorecard bereichern<br />
einander und dienen der Unternehmensleitung<br />
als strategisches Führungs- und Entscheidungsinstrument.<br />
10
Wirtschaftlich denken und handeln<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien orientieren sich bei der Planung und Leistungserbringung an den<br />
Erwartungen und Ansprüchen ihrer Fahrgäste. Nachhaltig wirtschaften heißt daher,<br />
die Mittel bereitstellen zu können, um diese Wünsche auch langfristig erfüllen zu<br />
können.<br />
11
Die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
aus ökonomischer Sicht<br />
<strong>Wiener</strong> Linien auch bewusst die Verantwortung<br />
wahr, mit den anvertrauten Mitteln sorgsam,<br />
effizient und sparsam umzugehen. In diesem<br />
Sinne werden kontinuierlich Rationalisierungsmaßnahmen<br />
umgesetzt.<br />
Das Marktumfeld<br />
746,8 Millionen<br />
Fahrgäste waren<br />
im Jahr 2005 mit<br />
den <strong>Wiener</strong> Linien<br />
unterwegs.<br />
Die Rahmenbedingungen<br />
Wie jedes Unternehmen mit gemeinwirtschaftlichen<br />
Verpflichtungen im Verkehrssektor sind<br />
die <strong>Wiener</strong> Linien neben den selbst erzielten<br />
Umsatzerlösen für Verkehrsdienstleistungen<br />
auch auf die Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen<br />
Leistungen durch die öffentliche Hand<br />
angewiesen. Die Umsatzerlöse des Unternehmens<br />
reichen aufgrund der sozial verträglichen Tarifpolitik<br />
nicht aus, um die gesamten Ausgaben<br />
für den laufenden Betrieb und die Investitionen<br />
zu finanzieren.<br />
Die Finanzierung der <strong>Wiener</strong> Linien durch die<br />
Stadt Wien ist im „Öffentlichen Personennahverkehrs-<br />
und Finanzierungsvertrag“ geregelt.<br />
Darin sind Volumen und Modalitäten für den<br />
Zuschuss zu den laufenden Betriebskosten<br />
(„Finanzieller Ausgleich“), die Kapitalzufuhr für<br />
Investitionen und die Finanzierung des U-Bahn-<br />
Neubaus geregelt. Der U-Bahn-Neubau wird je<br />
zur Hälfte mit Mitteln der Stadt Wien und des<br />
Bundes bestritten.<br />
Herausforderung und Verantwortung<br />
Vor dem Hintergrund steigender Personal- und<br />
Sachkosten sowie der stetigen Erweiterung der<br />
Betriebsleistung stellen die finanziellen Rahmenbedingungen<br />
für das Management eine große<br />
Herausforderung dar. Gleichzeitig nehmen die<br />
Im Juli 2005 wurde der nunmehr bereits dritte<br />
Entwurf für eine Verordnung über öffentliche<br />
Personenverkehrsdienste auf Schiene und Straße<br />
von der Europäischen Kommission veröffentlicht.<br />
Im Vergleich zu früheren Entwürfen weist er<br />
eine deutlich schlankere Struktur auf, sieht aber<br />
weiterhin den verpflichtenden Abschluss von<br />
öffentlichen Dienstleistungsaufträgen vor, sofern<br />
von einer zuständigen Behörde finanzielle Ausgleichsleistungen<br />
oder ausschließliche Rechte<br />
für die Erfüllung gemeinwirtschaftlicher Verpflichtungen<br />
gewährt werden. Für diese Verträge<br />
sind in erster Linie öffentliche Ausschreibungen<br />
vorgesehen, in eingeschränkter Form sind auch<br />
Direktvergaben möglich. Die <strong>Wiener</strong> Linien werden<br />
den weiteren Verlauf des Gesetzgebungsprozesses<br />
aufmerksam verfolgen und sich sowohl auf<br />
österreichischer als auch auf europäischer<br />
Ebene aktiv in den Meinungsbildungsprozess<br />
einbringen. Ziel ist es, eine sachgerechte Regelung<br />
im Interesse der nachhaltigen Erbringung<br />
von integrierten Verkehrsleistungen in hoch<br />
verdichteten städtischen Regionen zu erreichen.<br />
Die Geschäftsbeziehungen<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien haben bei Verfahren zur<br />
Beschaffung von Leistungen die Bestimmungen<br />
des Bundesvergabegesetzes als Sektorenauftraggeber<br />
einzuhalten.<br />
Die Fahrgastzahlen 2005<br />
Im Geschäftsjahr 2005 wurden im Linienverkehr<br />
mit 746,8 Mio. so viele Fahrgäste wie noch nie<br />
befördert. Dies entspricht einer Steigerung von<br />
1,6 % gegenüber dem Vorjahr (735,3 Mio.). Die<br />
Zahl der Jahreskartenbesitzer/-innen ist 2005<br />
von ca. 304.000 auf mehr als 313.000 gestiegen.<br />
12
Fahrgäste (in Mio.)<br />
Die Verkehrsleistungen der <strong>Wiener</strong><br />
Linien im Geschäftsjahr 2005<br />
Die Wagennutzkilometer (gefahrene Kilometer<br />
im Linienverkehr ohne Mietwagenverkehr)<br />
beliefen sich auf insgesamt rund 127,1 Mio.,<br />
wobei im Schienenbetrieb rund 97,7 Mio. und<br />
im Autobusbetrieb inklusive Auftragsverkehr<br />
rund 29,4 Mio. gefahren wurden.<br />
760<br />
750<br />
740<br />
730<br />
720<br />
710<br />
700<br />
690<br />
680<br />
670<br />
660<br />
650<br />
Fahrgäste nach Fahscheinarten<br />
Wagennutzkilometer je Betriebszweig<br />
Die Betriebsleistung beläuft sich in Summe auf<br />
rund 15.029 Mio. Platzkilometer. Davon entfallen<br />
auf den Schienenverkehr 12.697 Mio. Platzkilometer.<br />
Dieses Angebot wurde auf die Bedürfnisse der<br />
Kunden – gemäß den Ergebnisse aus Fahrgastzählungen<br />
sowie unter Berücksichtigung wirtschaftlicher<br />
Aspekte – zugeschnitten.<br />
Jahreskartenkunden<br />
Platzkilometer (in Mio.)<br />
2003 2004 2005<br />
14.755,4 15.033,2 15.028,9<br />
Platzkilometer je Betriebszweig Durchschnittliche Reisegeschwindigkeit 2005<br />
32,749 km/h<br />
28,905 km/h<br />
17,689 km/h<br />
15,184 km/h<br />
13
Wien unterwegs:<br />
Die <strong>Wiener</strong>innen<br />
und <strong>Wiener</strong> steigen<br />
immer häufiger auf<br />
U-Bahn, Straßenbahn<br />
und Bus um.<br />
Seit dem Jahr 1993<br />
hat sich der Anteil<br />
des öffentlichen<br />
Verkehrs im Modal<br />
Split um fünf<br />
Prozentpunkte<br />
erhöht.<br />
Modal Split 1<br />
Modal Split 2005<br />
1) Quelle:<br />
Socialdata GmbH –<br />
Institut für Verkehrund<br />
Infrastrukturforschung:<br />
Mobilitätsverhalten<br />
2005,<br />
Stadt Wien mit<br />
Zeitvergleich,<br />
März 2006<br />
Die Leistungen der <strong>Wiener</strong> Linien führen zu<br />
einem steigenden Anteil des öffentlichen<br />
Verkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen.<br />
Die Analyse der kontinuierlichen Verkehrserhebung<br />
(KONTIV) 2 ergab, dass in Wien seit<br />
1993 der öffentliche Verkehr fünf Prozentpunkte<br />
dazugewonnen hat. Parallel dazu hat sich der<br />
Marktanteil des privaten Autoverkehrs im selben<br />
Ausmaß verringert.<br />
Modal Split – langfristige Entwicklung<br />
2) KONTIV®-Design:<br />
ein speziell von<br />
Socialdata entwickeltes<br />
Erhebungsverfahren,<br />
mit dem<br />
differenzierte Mobilitätsdaten<br />
erhoben<br />
werden können.<br />
Die Daten beziehen<br />
sich jeweils auf alle<br />
sieben Wochentage<br />
und sind „saisonbereinigt“,<br />
stellen<br />
also einen durchschnittlichen<br />
Tag<br />
des Jahres dar.<br />
14
Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
Platzkilometer pro Mitarbeiter im Fahrdienst (in Mio.)<br />
Die Umsatzerlöse stiegen im Jahr 2005 um 2,5 %<br />
von 345,2 Mio. Euro auf 354,0 Mio. Euro. Der<br />
Durchschnittserlös je Fahrgast stieg um 1,0 %.<br />
Umsatzerlöse in Mio. Euro<br />
2003 2004 2005<br />
337,3 345,2 354,0<br />
Durchschnittserlös pro Fahrgast in Cent<br />
2003 2004 2005<br />
46,6 46,9 47,4<br />
Vor allem ein Nächtigungsplus im Städtetourismus<br />
sowie höhere Treibstoffkosten für Pkw<br />
führten zu einer Zunahme der Gelegenheitsfahrer<br />
und somit zu einer Umsatzsteigerung<br />
gegenüber dem Vorjahr. Die verstärkte Fahrscheinkontrolle<br />
hat zusätzlich zu einer Erlössteigerung<br />
beigetragen.<br />
Unter Berücksichtigung der übrigen Erträge und<br />
der Aufwendungen ergab sich ein Jahresfehlbetrag<br />
von 93,79 Mio. Euro, der im Wesentlichen<br />
auf die Abschreibungen des durch den U-Bahn-<br />
Neubau wachsenden Anlagevermögens zurückzuführen<br />
ist. Zur Deckung des Jahresfehlbetrags<br />
wurde eine entsprechende Auflösung der nicht<br />
gebundenen Kapitalrücklage vorgenommen.<br />
Jahresfehlbetrag in Mio. Euro<br />
2003 2004 2005<br />
–94,23 –97,03 –93,79<br />
Fahrgäste pro Mitarbeiter im Fahrdienst<br />
Platzkilometer pro Mitarbeiter im Fahrdienst<br />
Die Produktivitätskennzahl „Platzkilometer<br />
pro Mitarbeiter im Fahrdienst“ stieg auch im<br />
Berichtsjahr wieder an. Seit 1996 ist der Wert<br />
von 4.486,3 Mio. auf 5.249,4 Mio. gewachsen<br />
und entspricht einer Steigerung von 17 %.<br />
Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf Rationalisierungsmaßnahmen<br />
zurückzuführen.<br />
Produktivität<br />
Aufgrund der engen finanziellen Rahmenbedingungen<br />
ist der Kostendruck allgemein<br />
und auch im Personalsektor groß. Die laufenden<br />
Rationalisierungsmaßnahmen bewirken<br />
sinkende Personalstände.<br />
Personalstand Vollzeitäquivalent*<br />
2003 2004 2005<br />
8.239 8.131 7.986<br />
Veränderung gegenüber 2004: –145 (–1,78 %)<br />
*) Ist-Personalstand auf Vollzeitäquivalent umgerechnet,<br />
exkl. Karenzierte und Zivil-/Präsenzdiener,<br />
inkl. Lehrlinge zum 31. 12.<br />
Fahrgäste pro Mitarbeiter im Fahrdienst<br />
Da die Anzahl der Fahrgäste in diese Kennzahl<br />
mit einfließt, kann das Unternehmen auf das<br />
Ergebnis durch konsequente Markt- und Kundenorientierung<br />
sowie Qualitätsverbesserungen<br />
einwirken. Die Kennzahl wird auch durch externe<br />
Faktoren (z. B. Treibstoffkosten für Pkw) beeinflusst.<br />
260.845 Fahrgäste<br />
pro Mitarbeiter im<br />
Fahrdienst waren<br />
im Jahr 2005 mit<br />
U-Bahn, Straßenbahn<br />
und Bus unterwegs.<br />
15
Nachhaltige Investitionen<br />
Bei allen Investitionsentscheidungen stehen<br />
neben der technischen Komponente die qualitative<br />
Verbesserung der Dienstleistungen und<br />
die Schonung natürlicher Ressourcen im Vordergrund.<br />
Um die Kundenbedürfnisse optimal zu<br />
erfüllen, Wartungs- und Instandhaltungskosten<br />
zu minimieren oder die Umwelt zu schonen,<br />
sind die <strong>Wiener</strong> Linien stets bestrebt, Anlagen<br />
und Fahrzeuge auf dem „state of the art“ zu<br />
bieten.<br />
Bauliche Anlagen und Fahrzeuge, insbesondere<br />
Schienenfahrzeuge, weisen eine Lebensdauer<br />
von mehreren Jahrzehnten auf. Gleichzeitig<br />
schreitet die technische Entwicklung voran, auch<br />
umweltpolitische Schwerpunkte verschieben<br />
sich stetig. Auf veränderte Qualitätsansprüche<br />
der Fahrgäste kann aufgrund der beständigen<br />
Auslegung der Anlagen und Fahrzeuge nur<br />
eingeschränkt – vielfach nur in Form von Aufrüstungen,<br />
Erweiterungen oder Umbauten –<br />
reagiert werden.<br />
Investitionsentscheidungen, die ein Unternehmen<br />
für viele Jahre in Qualität und Betriebskosten<br />
binden, müssen daher behutsam getroffen<br />
werden. Aus diesem Grund sind die <strong>Wiener</strong><br />
Linien besonders gefordert, weit in die Zukunft<br />
reichende Investitionsentscheidungen genau zu<br />
prüfen.<br />
Qualität aus Kundensicht hat ihren Preis – nicht<br />
nur in der Anschaffung, sondern auch im laufenden<br />
Betrieb und in Bezug auf Umweltauswirkungen.<br />
Komforterhöhende Einrichtungen wie<br />
Klimaanlagen in Fahrzeugen oder Fahrtreppen<br />
erhöhen zwar die Kundenzufriedenheit, gleichzeitig<br />
steigen tendenziell die Investitionskosten,<br />
Wartungs- und Instandhaltungsaufwände,<br />
mitunter auch der Energieverbrauch. Hoher<br />
Kundennutzen, verbesserte Barrierefreiheit und<br />
Steigerung des ÖV-Anteils im Modal Split sind<br />
allerdings Indikatoren, die diesen Mehraufwand<br />
rechtfertigen können.<br />
2005 haben die <strong>Wiener</strong> Linien rund 443 Mio. Euro<br />
(ohne Finanzanlagen) investiert. Davon gingen<br />
rund 329 Mio. Euro in den U-Bahn-Ausbau.<br />
Die restlichen Mittel wurden größtenteils für<br />
die Erneuerung des Fuhrparks und andere Infrastrukturvorhaben<br />
aufgewendet.<br />
U-Bahn-Neubau<br />
U1-Verlängerung<br />
Die Linie U1 wird von Kagran nach Leopoldau<br />
verlängert. Die Bauarbeiten an der 4,6 Kilometer<br />
langen Verlängerungsstrecke begannen im<br />
Herbst 2001. Im September 2006 wird das neue<br />
Teilstück mit fünf zusätzlichen Stationen in<br />
Betrieb gehen. Die Kosten für das Gesamtprojekt<br />
betragen rund 570 Mio. Euro.<br />
U2-Verlängerung<br />
Die Linie U2 wird seit dem Frühjahr 2003 vom<br />
Schottenring bis zum Stadion verlängert und<br />
2008 zur Verfügung stehen. Im nächsten Schritt<br />
folgt der weitere Anschluss bis zur Aspernstraße.<br />
Die Kosten für das gesamte Projekt – inklusive<br />
Adaptierung der U2-Stammstrecke – betragen<br />
rund 1,33 Mrd. Euro.<br />
Investitionen 2000–2005 (in Mio. Euro)<br />
Autobus-Großgarage Leopoldau<br />
Neben dem U-Bahn-Neubau ist die Autobus-<br />
Großgarage Leopoldau mit einer Investitionssumme<br />
von etwa 51 Mio. Euro das größte<br />
aktuelle Einzelbauprojekt der <strong>Wiener</strong> Linien.<br />
Mit dieser neuen Garage werden die Aktivitäten<br />
an drei zentralen Standorten konzentriert.<br />
Künftig werden die etwa 500 Busse in der<br />
Garage Spetterbrücke in Ottakring, in der Rax-<br />
Garage in Favoriten und in der nun in Bau<br />
befindlichen Garage Leopoldau in Floridsdorf<br />
untergebracht.<br />
16
Rund 329 Millionen<br />
Euro wurden allein<br />
im Jahr 2005 in den<br />
U-Bahn-Ausbau<br />
investiert.<br />
Bild links:<br />
Ausbau der U2-<br />
Strecke im Bereich<br />
Donaukanal.<br />
Bilder unten:<br />
Die Schildvortriebsmaschine<br />
„<strong>Wiener</strong><br />
Maulwurf“ und<br />
Vereisungsmaßnahmen<br />
unter<br />
dem Donaukanal.<br />
In den Bau der<br />
Autobus-Großgarage<br />
Leopoldau werden<br />
rund 51 Millionen<br />
Euro investiert.<br />
17
Ebene Einstiege sind<br />
bei den U-Bahn-<br />
Linien U1 bis U4 seit<br />
jeher Standard.<br />
Auch auf der Linie<br />
U6 werden ab 2009<br />
nur noch Niederflurfahrzeuge<br />
verkehren<br />
(Bild Mitte).<br />
152 Niederflurstraßenbahnen<br />
(ULF)<br />
waren Ende 2005 auf<br />
Wiens Straßen unterwegs<br />
(Bild unten).<br />
Niederfluroffensive im Fuhrpark<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien möchten den Fahrgästen<br />
besten Komfort bieten. Dazu gehört vor allem<br />
ein moderner Fuhrpark mit Niederflurfahrzeugen,<br />
der den Ansprüchen von heute gerecht wird.<br />
U-Bahn<br />
Während bei den Linien U1 bis U4 ebene Einstiege<br />
schon immer Standard waren, verkehrt<br />
die Linie U6 derzeit noch im Mischbetrieb.<br />
Neue Garnituren der Type T1 wurden bereits<br />
bestellt, sodass ab dem Jahr 2009 nur noch<br />
Niederflurfahrzeuge zum Einsatz kommen<br />
werden. Die <strong>Wiener</strong> Linien investieren dafür<br />
ca. 93 Mio. Euro.<br />
ULF<br />
Im Berichtsjahr wurde der 150. ULF in Betrieb<br />
genommen. Damit wurde das erste Beschaffungsprogramm<br />
abgeschlossen. Die Niederfluroffensive<br />
wird nahtlos prolongiert und umfasst<br />
den Ankauf von weiteren 150 Fahrzeugen dieses<br />
Typs bis 2014. Mit Ende 2005 waren 152 ULF im<br />
Einsatz der <strong>Wiener</strong> Linien.<br />
Autobus<br />
Im Jahr 2005 konnten die <strong>Wiener</strong> Linien die<br />
neue Kleinbusflotte in Betrieb nehmen. Diese<br />
umfasst 12 Fahrzeuge, die mit Flüssiggas<br />
betrieben und in Niederflurbauweise ausgeführt<br />
sind. Damit sollen vor allem die in der<br />
<strong>Wiener</strong> Innenstadt zum Einsatz kommenden<br />
Midibusse ersetzt werden. Daneben wurden<br />
Normal- und Gelenkbusse beschafft.<br />
Insgesamt wurden für Busse im Jahr 2005<br />
ca. 14,1 Mio. Euro investiert. Im Laufe des Jahres<br />
2007 wird die gesamte Busflotte auf Niederflurtechnologie<br />
umgestellt sein.<br />
18
Wagenstand zum 31. 12. 2005<br />
2005 +/– 2004 2003<br />
Straßenbahnfahrzeuge 853 –20 873 901<br />
davon Niederflur (ULF) 152 +13 139 122<br />
U-Bahn-Wagen der Linie U6 172 0 172 172<br />
davon Niederflur Type T 78 0 78 78<br />
U-Bahn-Wagen der Linien U1–U4 512 0 512 512<br />
Autobusse 492 +9 483 495<br />
Durchschnittsalter des Fuhrparks (in Jahren)<br />
2003 2004 2005<br />
U-Bahn U1–U4 18,5 19,5 20,5<br />
U6 14,7 15,7 16,7<br />
Straßenbahn 26,3 26,1 26,1<br />
Autobus 6,9 7,0 6,9<br />
12 Niederflur-<br />
Kleinbusse, die mit<br />
Flüssiggas betrieben<br />
werden, sind seit<br />
2005 in der <strong>Wiener</strong><br />
Innenstadt im<br />
Einsatz.<br />
Das Durchschnittsalter ausgeschiedener Busse<br />
betrug im Berichtsjahr 15 Jahre, das von Straßenbahn-Triebwagen<br />
38 Jahre und von Straßenbahn-<br />
Beiwagen 45 Jahre.<br />
Nahezu 90 %<br />
Niederflur bei der<br />
Busflotte der <strong>Wiener</strong><br />
Linien: 240 Niederflur-Normalbusse<br />
(Bild links),<br />
183 Niederflur-<br />
Gelenkbusse – um<br />
27 mehr als 2004 –<br />
(Bilder links außen<br />
und unten) sowie<br />
6 Midi- und<br />
12 Kleinbusse.<br />
Platzangebot<br />
(Fassungsvermögen an Fahrgästen)<br />
2003 2004 2005<br />
U-Bahn 96.904 96.904 96.904<br />
Straßenbahn 92.545 91.759 91.424<br />
Autobus 39.506 38.944 37.654<br />
Gesamt 228.955 227.607 225.982<br />
Mag. Brigitte Ederer,<br />
Vorsitzende des Vorstands der Siemens AG Österreich<br />
„Die Stadt Wien gehört bekanntlich zu den lebenswertesten Städte der<br />
Welt. Ein Grund dafür ist nicht zuletzt der exzellente öffentliche Verkehr.<br />
Ich bin stolz, dass die Siemens AG durch die jahrelange Partnerschaft mit<br />
den <strong>Wiener</strong> Linien mit modernen U-Bahnen und dem ULF dafür die<br />
Grundlage liefern kann. Als Infrastrukturkonzern ist <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
eigentlich unser Programm.“<br />
19
Die <strong>Wiener</strong> Linien als Wirtschaftsfaktor<br />
Verkehrspolitik befindet sich stets im Spannungsfeld<br />
von Ökonomie und Ökologie. Der öffentliche<br />
Nahverkehr schafft unbestritten am besten<br />
einen Ausgleich dieser Interessen. Auch bei rein<br />
wirtschaftlicher Betrachtung ermöglicht kein<br />
anderes Transportmittel eine effizientere Erfüllung<br />
des Mobilitätsbedürfnisses bei gleichzeitiger<br />
Verringerung des Energieverbrauchs und<br />
umweltschädlicher Emissionen – eine „Win-win-<br />
Situation“ für beide Seiten.<br />
Wirtschaftsfaktor Mobilität<br />
Wirtschaftliche Entwicklung und sozialer Wohlstand<br />
sind sehr eng mit Mobilität verbunden.<br />
Wirtschaft ist nicht ohne Transport denkbar –<br />
egal, ob es sich um kleinräumige Distanzen oder<br />
um global agierende Unternehmen handelt.<br />
Dabei geht es nicht nur um den Transport<br />
von Waren, sondern auch um die Verbindung<br />
zwischen Arbeits- und Wohnstätten sowie um<br />
Wege der Konsumenten. Eine gute Verkehrsanbindung<br />
ist ein wesentlicher Standort- und<br />
Produktionsfaktor, was die höhere Attraktivität<br />
von Büros oder Betriebsstandorten „,mit U-Bahn-<br />
Nähe“ deutlich belegt.<br />
Investitionen sichern Arbeitsplätze<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind mit rund 8.000 Beschäftigten<br />
nicht nur einer der größten Arbeitgeber<br />
Wiens. Durch die hohen Investitionen, die bei<br />
den <strong>Wiener</strong> Linien alljährlich getätigt werden,<br />
tragen sie als Auftraggeber zur Arbeitsplatzsicherung<br />
in Wien und in ganz Österreich bei.<br />
Die Verlängerungen der U1 bis Leopoldau und<br />
der U2 bis Aspern sind mit einem Investitionsvolumen<br />
von zusammen rund 1,9 Mrd. Euro<br />
Wiens derzeit größtes Infrastrukturvorhaben<br />
(Preisbasis 2006). Sie sichern rund 2.900<br />
Arbeitsplätze in ganz Österreich über einen<br />
Zeitraum von zehn Jahren (ca. 29.000 Personenarbeitsjahre).<br />
Das Angebot der <strong>Wiener</strong> Linien trägt zur Funktionstüchtigkeit<br />
des Verkehrs in und rund um<br />
Wien bei und schafft für die Wirtschaft Rahmenbedingungen,<br />
die Kosten sparen.<br />
Mit den angeführten Leistungsdaten kann die<br />
Bedeutung des Unternehmens als Mobilitätsdienstleister<br />
für die Stadt recht gut ermessen<br />
werden. Welchen Einfluss üben die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
auf die Sicherung und Stärkung des Wirtschaftsstandorts<br />
Wien aber direkt aus, und welche<br />
Rolle spielen die <strong>Wiener</strong> Linien in einer volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtschau tatsächlich?<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind nicht nur einer der größten<br />
Arbeitgeber Wiens, sie sichern auch u. a. durch den<br />
U-Bahn-Bau Tausende Arbeitsplätze.<br />
Dipl.-Ing. Horst Pöchhacker,<br />
Präsident der Vereinigung industrieller Bauunternehmer Österreichs,<br />
Generaldirektor Allgemeine Baugesellschaft – A. Porr AG<br />
„Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur sichern nicht nur die<br />
Qualität eines Wirtschaftsstandorts, sie bieten auch den ausführenden<br />
Unternehmen die Chance, eine wettbewerbsfähige Kompetenz zu entwickeln.<br />
Porr hat z. B. durch die jahrelange Beschäftigung bei den <strong>Wiener</strong><br />
Linien die Basis für erfolgreiche Auslandsaufträge besonders im U-Bahn-<br />
Bau geschaffen.“<br />
20
Der öffentliche<br />
Verkehr bindet das<br />
gesamte Einkaufsvolumen<br />
der Fahrgäste<br />
in der Stadt,<br />
während Autofahrer<br />
rund 40 % außerhalb<br />
Wiens ausgeben.<br />
Wirtschaftliche und stadtstrukturelle<br />
Wirkungen der <strong>Wiener</strong> U-Bahn 1<br />
• Seit dem Beginn des U-Bahn-Baus im Jahr<br />
1967 wurden 6,6 Mrd. Euro investiert.<br />
• Auf heutiger Preisbasis wurden pro Jahr<br />
durchschnittlich 255 Mio. Euro für den U-Bahn-<br />
Bau ausgegeben.<br />
• Ingesamt entstehen durch den Bau und die<br />
Folgenachfrage 253 Mio. Euro an Wertschöpfung<br />
pro Jahr.<br />
• In einem durchschnittlichen Jahr kommen<br />
4.700 Arbeitskräfte zum Einsatz. Davon wohnen<br />
2.490 (= 53 %) in anderen Bundesländern als<br />
Wien.<br />
• Durch den laufenden Betrieb der U-Bahn<br />
werden zusätzlich weitere 5.450 Arbeitsplätze<br />
pro Jahr in ganz Österreich gesichert.<br />
• In der Wertschöpfung ist ein Steueraufkommen<br />
von 91 Mio. Euro enthalten. Dieser Mittelrückfluss<br />
an die öffentliche Hand vermindert die<br />
Nettobelastung der Budgets durch die<br />
Investitionsausgaben schließlich um 36 %.<br />
Einkaufsverkehr 2<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien tragen über die Beförderung<br />
von Konsumenten mittelbar zum Erfolg des<br />
städtischen Einzelhandels bei. Mindestens ein<br />
Viertel der gesamten Kaufsumme der <strong>Wiener</strong><br />
Einkaufstraßen geht über den öffentlichen<br />
Verkehr in die Geschäfte. Während Autofahrer<br />
rund 40 % der Einkaufssummen außerhalb<br />
Wiens ausgeben, bindet der öffentliche Verkehr<br />
das gesamte Einkaufsvolumen der Fahrgäste in<br />
der Stadt. Dort, wo Geschäftsstrukturen mit<br />
dem öffentlichen Verkehr optimal bedient<br />
werden, werden deutlich höhere Umsätze<br />
erzielt. Die Integration des öffentlichen Verkehrs<br />
in die Wirtschaftsstrukturen ist daher von entscheidender<br />
Bedeutung für ihre nachhaltige<br />
und krisenfeste Sicherung.<br />
Öffis machen den Gesamtverkehr<br />
billiger 3<br />
Aus Untersuchungen der UITP geht hervor, dass<br />
die Gesamtkosten des Verkehrs für die Gesellschaft<br />
(in % des BIP) in Städten mit einem<br />
höheren Verkehrsanteil von ÖPNV, Zu-Fuß-Gehen<br />
und Radfahren niedriger sind.<br />
In Städten, die es geschafft haben, den Anteil des<br />
öffentlichen Verkehrs im Modal Split zwischen<br />
1995 und 2001 auf gleichem Niveau zu halten<br />
oder sogar auszubauen, ist ein Sinken der<br />
Kosten für das Gesamtverkehrsaufkommen zu<br />
beobachten. Diese setzen sich aus den Betriebskosten<br />
und den Investitionen im ÖPNV, den<br />
Ausgaben für den Straßenbau und den Kosten<br />
für den Gebrauch von Privat-Pkw zusammen.<br />
In Wien sanken diese Kosten zwischen 1995 und<br />
2001 von 6,88 % auf 6,55 % des BIP.<br />
1) Quelle:<br />
Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />
Wilfried Schönbäck,<br />
Department für<br />
Raumentwicklung,<br />
Infrastruktur- und<br />
Umweltplanung,<br />
Fachbereich Finanzwissenschaft<br />
und<br />
Infrastrukturpolitik<br />
IFIP der TU Wien<br />
und ÖIR (Österreichisches<br />
Institut für<br />
Raumplanung):<br />
Regionalwirtschaftliche<br />
und stadtstrukturelle<br />
Wirkungen<br />
des U-Bahn-Ausbaus<br />
in Wien, 2005<br />
2) Quelle:<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing.<br />
Dr. techn. Hermann<br />
Knoflacher:<br />
Die Bedeutung der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien für<br />
den Einkaufsverkehr,<br />
2004<br />
3) Quelle:<br />
UITP: ÖPNV im Jahre<br />
2020: Von der Vision<br />
zum Handeln, 2005<br />
21
1) Quelle:<br />
Rosinak und Partner<br />
Ziviltechniker GmbH,<br />
Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />
Markus Hofreither<br />
(Institut für Wirtschaft,<br />
Politik und<br />
Recht, Universität<br />
für Bodenkultur),<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing.<br />
Dr. techn. Gerd<br />
Sammer et al.<br />
(Institut für Verkehrswesen,<br />
Universität<br />
für Bodenkultur):<br />
MS Wien – Volkswirtschaftliche<br />
Auswirkungen<br />
eines<br />
reduzierten ÖV-<br />
Anteils des Modal<br />
Splits im <strong>Wiener</strong><br />
Verkehr, Sept. 2004<br />
Einsparungen? –<br />
Ein Gedankenexperiment 1<br />
Aus einer engen betriebswirtschaftlichen Sicht<br />
könnte eine Einsparung im öffentlichen Verkehr<br />
für vorteilhaft gesehen werden. Wenn es<br />
dadurch zu einem Rückgang der Fahrgastzahlen<br />
kommt, sind allerdings massive negative Auswirkungen<br />
für den Wirtschaftsstandort und in<br />
Folge für das Stadtbudget zu erwarten. Darüber<br />
hinaus sind volkswirtschaftliche Kosten, z. B. in<br />
Form von gesundheitlichen Schäden oder des<br />
Verlustes an Freizeit, ins Treffen zu führen.<br />
Was wäre, wenn …? – Volkswirtschaftliche<br />
Gesamtbetrachtung bei Einsparungen<br />
Ausgehend von der Annahme, Einsparungen<br />
im ÖPNV vorzunehmen, sodass der Modal Split<br />
von 33 % (Basis 2000) auf 25 % sinkt, wurden<br />
die Auswirkungen in einer Studie in zwei<br />
Szenarien untersucht und die Indikatoren<br />
Schadstoffemissionen, Energieverbrauch und<br />
Fahrzeugbetrieb, Reisezeit, Lärmbelastung,<br />
Verkehrsinfrastruktur, Trennwirkung und Unfälle)<br />
monetär bewertet (Basis 2002).<br />
Szenario 1: „Stau statt ÖV“<br />
Im Szenario 1 kommt es trotz Reduktion des<br />
ÖV-Anteils um 8 % zu keinen Ersatzmaßnahmen<br />
im Straßennetz. Das heißt: Die wahlfreien<br />
ÖV-Benutzer werden aufgrund der<br />
schlechteren Bedingungen die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel in geringerem Ausmaß benutzen<br />
und vermehrt die Wege mit dem Pkw,<br />
--<br />
zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.<br />
Szenario 2: „Straßenbau statt ÖV“<br />
Szenario 2 sieht solange Kapazitätsausweitung<br />
für den MIV vor, bis im Gesamten trotz<br />
des reduzierten ÖV-Angebots eine ähnliche<br />
Mobilität wie im Ist-Zustand gegeben ist.<br />
Dazu werden, basierend auf den Maßnahmen<br />
im Generalverkehrsplan Österreich, im<br />
dünner bebauten Gebiet Straßenneubauten<br />
und im dicht bebauten Gebiet der Ersatz von<br />
Parkstreifen durch Fahrstreifen bei gleichzeitigem<br />
Garagenausbau simuliert.<br />
Veränderungen des Verkehrszustands<br />
im Szenario 1 „Stau statt ÖV“<br />
• Pkw-Kilometer im <strong>Wiener</strong> Staßennetz nehmen<br />
um 9,6 % zu und steigen von 15,4 Millionen<br />
Pkw-Kilometer pro Tag auf 16,9 Millionen Pkw-<br />
Kilometer.<br />
• Die mittlere Geschwindigkeit im Straßennetz<br />
in der Spitzenstunde sinkt von 21,2 km/h auf<br />
19,1 km/h.<br />
• Die Fahrzeit der Wege mit dem ÖV steigt aufgrund<br />
von Behinderungen durch den Autoverkehr,<br />
aber vor allem durch die längeren Intervalle<br />
(Wartezeiten bei Umsteigevorgängen)<br />
durchschnittlich von 22,1 auf 29,6 Minuten.<br />
Im Unterschied zu Szenario 1 werden im<br />
Szenario 2 Maßnahmen ergriffen, um die<br />
Fahrzeitverlängerung im MIV wieder zu<br />
kompensieren.<br />
Ein Euro „gespart“, zwei Euro mehr bezahlt<br />
Einsparungen bei den Betriebskosten in der<br />
Höhe von 223,7 Millionen Euro pro Jahr stehen<br />
zusätzlich verursachte volkswirtschaftliche<br />
Gesamtkosten von 295,9 Millionen Euro pro<br />
Jahr im Szenario 1 und 440,9 Millionen Euro pro<br />
Jahr im Szenario 2 gegenüber.<br />
• Im Szenario 1 „Stau statt ÖV“ entstehen für<br />
jeden eingesparten Euro volkswirtschaftliche<br />
Kosten von 1,32 Euro.<br />
• Im Szenario 2 „Straßenbau statt ÖV“ kommen<br />
auf jeden eingesparten Euro volkswirtschaftliche<br />
Kosten von 1,97 Euro. Das entspricht fast<br />
einer Verdoppelung der volkswirtschaftlichen<br />
Ausgaben gegenüber den einseitig beim ÖV<br />
erzielten Einsparungen.<br />
Einkommensschwache Haushalte<br />
leiden doppelt<br />
Die Verteuerung der Mobilität wirkt sich für<br />
einkommensschwache Haushalte relativ stärker<br />
aus, weil diese es sich nicht leisten können,<br />
vermehrt auf den MIV umzusteigen. Insgesamt<br />
belaufen sich die unmittelbaren Mehrkosten<br />
für alle privaten Haushalte im Szenario 1 auf<br />
durchschnittlich 283 Euro und im Szenario 2 auf<br />
durchschnittlich 111 Euro pro Haushalt und Jahr<br />
(z. B. durch Verlust an Freizeit).<br />
Resümee:<br />
Mehr ÖPNV ist die bessere Strategie<br />
Beide Szenarien beweisen, dass die Stadt und<br />
ihre Bewohner/-innen wesentlich besser fahren,<br />
wenn wir in Wien weiterhin auf einen leistungsfähigen,<br />
attraktiven ÖPNV setzen. Dieser bewirkt<br />
10 % kürzere und schnellere Pkw-Fahrten, um<br />
ein Drittel kürzere Öffi-Fahrten, bis zu 50 %<br />
geringere Kosten für den Gesamtverkehr und<br />
fast 300 Euro Ersparnis für jeden privaten Haushalt.<br />
22
Umweltbewusst denken und handeln<br />
In städtischen Ballungsräumen ist der öffentliche Verkehr nicht nur die unbestritten<br />
wirtschaftlichste Alternative, um das Bedürfnis nach Mobilität zu erfüllen, sondern<br />
auch die umweltverträglichste. Die <strong>Wiener</strong> Linien erweisen sich als eine nachhaltige<br />
Antwort auf die viel diskutierte Verkehrsproblematik.<br />
23
Eine umweltfreundliche<br />
Flotte sichert<br />
den <strong>Wiener</strong> Linien<br />
eine Vorreiterposition<br />
im internationalen<br />
Vergleich.<br />
Durch das hochwertige<br />
Angebot<br />
wird das Bewusstsein<br />
für eine<br />
umweltfreundliche<br />
Mobilität der<br />
Menschen in der<br />
Region gefördert.<br />
Das Umweltleitbild der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien erfüllen die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen in der Region<br />
Wien kundenorientiert und umweltschonend.<br />
Durch das hochwertige Angebot benützen immer mehr Menschen unsere öffentlichen<br />
Verkehrsmittel. Damit fördern wir eine umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl.<br />
Wir sind wesentlicher Impulsgeber und Mitgestalter einer nachhaltigen Verkehrsplanung<br />
und fördern somit das Bewusstsein für eine umweltfreundliche Mobilität der Menschen<br />
in der Region Wien.<br />
Wir verstehen Umweltschutz als einen gesellschaftspolitischen Auftrag, der zum Vorteil<br />
des Gemeinwohls gleichbedeutend mit dem wirtschaftlichen Erfolg ist.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien gestalten ihr Verkehrsangebot so,<br />
dass die Umwelt entlastet wird.<br />
Eine umweltfreundliche Flotte sichert uns eine Vorreiterposition im internationalen Vergleich.<br />
Wir integrieren die Umsetzung des Umweltgedankens in alle unsere Tätigkeiten.<br />
Wir verringern unsere anteilsmäßigen Emissionen konsequent bei gleichzeitiger Steigerung<br />
unseres Angebots.<br />
Innovation und Weltoffenheit sind die Basis unserer Verantwortung<br />
gegenüber Umwelt und Mensch.<br />
Als führendes Verkehrsunternehmen in Wien setzen wir auf Fortschritt und entwickeln Lösungen<br />
für umweltfreundliche Mobilität laufend weiter.<br />
Wir bereiten uns bewusst auf Zukunftstrends vor – neue Herausforderungen hinsichtlich<br />
Sicherheit, Gesundheit, Zugänglichkeit, Umwelt und Information meistern wir durch stetige<br />
Innovation.<br />
Wir schätzen und fördern die Ideen unserer Mitarbeiter/-innen, die mit ihrem Verhalten die<br />
nachhaltige Entwicklung der <strong>Wiener</strong> Linien bestimmen.<br />
24
Lebensqualität in Wien<br />
Einsatz für die Umweltziele der Stadt<br />
Der positive Effekt des öffentlichen Verkehrs zur<br />
Erfüllung der Umweltziele und zur Sicherung<br />
der Lebensqualität in Wien ist unbestritten und<br />
zeigte sich auch bei der Kundenbefragung, in<br />
der der diesbezügliche Beitrag der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
von den Fahrgästen als sehr hoch bewertet<br />
wurde. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien bezeichnen den hohen<br />
Stellenwert ihrer Tätigkeit für Umwelt- und<br />
Lebensqualität als ihr wesentliches Motivationsund<br />
Identifikationsargument.<br />
Die aktive Teilnahme an allen Umweltprogrammen<br />
und Umweltprozessen der Stadt ist für die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien eine Selbstverständlichkeit. Dies<br />
betrifft das Klimaschutzprogramm, die Umweltluftinitiative<br />
und auch den Verkehrsmasterplan.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien nehmen in diesen Prozessen<br />
bzw. Programmen eine aktive beratende Rolle<br />
wahr.<br />
Beitrag zur Stadtplanung<br />
Um eine bestmögliche Integration des öffentlichen<br />
Verkehrs in den öffentlichen Raum zu<br />
erreichen, nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien an allen diesbezüglichen<br />
Gestaltungsprozessen teil. In rund 8.000<br />
Gesprächen jährlich stimmen sie sich mit den<br />
Magistratsabteilungen der Stadt Wien ab – von<br />
der generellen Planung über Detailplanung bis<br />
zur Bauausführung.<br />
Durch diese im internationalen Vergleich intensive<br />
Einbeziehung der <strong>Wiener</strong> Linien in die<br />
Gestaltung von öffentlichen Räumen und Flächen<br />
ist eine gesamtheitliche und nachhaltige Stadtgestaltung<br />
gesichert. Weiters können aufgrund<br />
des Betreiber-Know-hows sowie der Marktkenntnis<br />
des Unternehmens die verkehrlichen<br />
Rahmenbedingungen optimiert werden.<br />
Beitrag zur Stadtentwicklung<br />
Der enorme Beitrag des öffentlichen Verkehrs<br />
zur Stadtentwicklung ist deutlich an den Beispielen<br />
Mariahilfer Straße, Landstraßer Hauptstraße<br />
und des gesamten 1. Bezirks zu erkennen,<br />
wenn man Lebensqualität, Geschäftstätigkeit,<br />
Grundstück- und Immobilienpreise sowie die<br />
Reinvestition in Gebäude vor und nach der<br />
Inbetriebnahme der U-Bahn betrachtet.<br />
Mit der U-Bahn wurde wieder „Leben“ in das<br />
Herz der Stadt gebracht, das einer Metropole<br />
wie Wien gerecht wird. Dadurch übernehmen<br />
die <strong>Wiener</strong> Linien auch Verantwortung in der<br />
nachhaltigen Sicherung des Wirtschafts-,<br />
Geschäfts- und Tourismusstandortes Wien.<br />
Der Ausbau des<br />
öffentlichen Verkehrs<br />
– insbesondere der<br />
U-Bahn-Bau – verändert<br />
das Gesicht<br />
der Stadt. Überall<br />
dort, wo die U-Bahn<br />
Einzug hält, präsentieren<br />
sich Bezirksteile<br />
völlig neu:<br />
urbaner, grüner,<br />
lebenswerter. So<br />
zum Beispiel der<br />
Reumannplatz in<br />
Favoriten.<br />
25
Energiemanagement<br />
Energieverbrauch von Fahrzeugen<br />
Mehr als zwei Millionen Fahrgäste sind täglich<br />
mit den <strong>Wiener</strong> Linien unterwegs. Die durchschnittliche<br />
Belegung von privaten Kraftfahrzeugen<br />
im städtischen Bereich beträgt 1,3 Personen.<br />
Ohne das Angebot der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
würden daher rund 1,5 Millionen Fahrten mehr<br />
auf Wiens Straßen stattfinden – und zwar täglich.<br />
Um diese Verkehrslawine bewältigen zu können,<br />
würde unsere Stadt zehn zusätzliche Südosttangenten<br />
benötigen.<br />
Entgegen der landläufigen Meinung, dass die<br />
Industrie für Umweltschäden hauptverantwortlich<br />
ist, sorgt heute vor allem der Verkehr für<br />
schlechte Luft. Verkehr beeinträchtigt die Umwelt<br />
und damit auch unsere eigene Lebensqualität<br />
und Gesundheit in mehrfacher Hinsicht, vor<br />
allem aber durch Energieverbrauch, Flächenverbrauch,<br />
Schadstoffemissionen und Lärm.<br />
Laut Umweltbundesamt war die Industrie im<br />
Jahr 2000 mit 37 % zwar nach wie vor der<br />
größte CO 2 -Verursacher (CO 2 ist der wichtigste<br />
Bestandteil der Treibhausgasemissionen), die<br />
Emissionen waren aber gegenüber 1990 „nur“<br />
um 7 % gestiegen. Der Verkehr – 2000 mit 30 %<br />
der zweitgrößte CO 2 -Emittent – verzeichnete im<br />
gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 35 %.<br />
Ein Beispiel: CO 2 -Ausstoß pro Person<br />
bei einer Fahrt von P&R Erdberg zum Westbahnhof<br />
Länge Zeit CO 2 -Ausstoß<br />
(km) (Min.) pro Person<br />
U3 6,96 ca. 14 0,02 kg<br />
VW Golf 1,9 TDI (Diesel) 143 CO 2 g/km 8,95 ca. 25 0,98 kg<br />
VW Golf 2,0 FSI (Benzin) 192 CO 2 g/km 8,95 ca. 25 1,32 kg<br />
Aktiver Klimaschutz kann von den <strong>Wiener</strong> Linien<br />
durch folgende Maßnahmen betrieben werden:<br />
• Energieeffizienz optimieren<br />
• Komfort für die Fahrgäste weiter verbessern<br />
• Attraktivität für jene Fahrgäste, die bisher<br />
Pkws nützen, steigern<br />
• Bewusstsein für Klimaschutz und öffentlichen<br />
Verkehr schaffen<br />
Der Energieverbrauch von Fahrzeugen setzt sich<br />
aus dem Traktionsstromverbrauch für Schienenfahrzeuge,<br />
dem Flüssiggasverbrauch für Busse<br />
und dem Dieseltreibstoffverbrauch für Hilfsfahrzeuge<br />
zusammen.<br />
Fahrzeugflotte Schiene<br />
Energieeinsparung im Verkehrsgeschehen ist<br />
nicht nur ein Thema des Individualverkehrs,<br />
sondern selbstverständlich auch des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs. Die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
beschäftigen sich schon seit langer Zeit – nicht<br />
zuletzt auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
– mit Fragen der Energieeinsparung.<br />
Maßnahmen zum Schutz der Umwelt<br />
Energieeinsparung<br />
durch energiewirtschaftliches Fahren:<br />
Derzeit sparen die <strong>Wiener</strong> Linien auf den Linien<br />
U1 bis U4 durch energiewirtschaftliches Fahren<br />
ca. 7 % an Traktionsstrom ein, das entspricht<br />
fast 10 Mio. kWh. Im Jahr 2005 wurden auf den<br />
Linien U1–U4 131.283.444 kWh verbraucht.<br />
Ein Fahrplanrechner regelt dabei die Zugsgeschwindigkeit<br />
auf ein pünktliches Ankommen<br />
in der Folgehaltestelle, d. h. jeder gegenüber der<br />
vorgesehenen Fahrplanzeit früher beendete<br />
Fahrgastwechsel kann in eine niedrigere Zugsgeschwindigkeit<br />
umgemünzt werden. Da es sich<br />
hierbei lediglich um Sekundenwerte handelt, ist<br />
diese Vorgangsweise für den Fahrgast nicht<br />
merkbar und wird daher nicht als Beeinträchtigung<br />
der Reisequalität wahrgenommen.<br />
Energierückspeisung:<br />
Die U-Bahn-Wagen werden mit Leistungselektronik<br />
ausgerüstet, um die Bewegungsenergie<br />
der Züge beim Bremsen wieder in elektrische<br />
Energie zurückzuwandeln und in das Stromnetz<br />
rückspeisen zu können. Zurzeit gibt es bereits<br />
117 Drehstrom-Doppeltriebwagen der zweiten<br />
<strong>Wiener</strong> U-Bahn-Wagengeneration, die je nach<br />
Linie einen Rückspeisegrad (abhängig von den<br />
Netzverhältnissen wie etwa Quer- bzw. Längsverbindungen<br />
in der Traktionsstromversorgung)<br />
Univ.-Prof. Dr. phil. Helga Kromp-Kolb,<br />
Institut für Meteorologie am Department Wasser, Atmosphäre und Umwelt der Universität für Bodenkultur Wien,<br />
Österreichs „Wissenschaftlerin des Jahres 2005“<br />
„Vermeiden lässt sich der von Menschen gemachte Klimawandel nicht mehr. Um dramatische Folgen zu verhindern, muss man<br />
den globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad beschränken. Dazu müssen die Treibhausgasemissionen deutlich gesenkt werden.<br />
Jeder, der anstatt mit dem Auto zu fahren die Öffis benutzt, trägt aktiv zum Klimaschutz bei.“<br />
26
von ca. 35 % aufweisen. Bei den Niederflurfahrzeugen<br />
der U6 beträgt der Rückspeisegrad ca.<br />
30 % der aufgenommenen Traktionsenergie.<br />
In ähnlicher Weise wird nun bei der Niederflurstraßenbahn<br />
ULF verfahren. Hier wird zurzeit<br />
ein Rückspeisewert von bis zu 28 % erreicht,<br />
da die Traktionsverhältnisse im Straßenbahnbetrieb<br />
wesentlich inhomogener als im U-Bahn-<br />
Betrieb ablaufen.<br />
Aber auch in Zukunft ist mit weiteren Energieeinsparungen<br />
im Bereich der Traktion zu rechnen.<br />
Seit 2002 werden die U-Bahn-Fahrzeuge der<br />
ersten Generation mit Drehstromantriebstechnik<br />
ausgestattet, bis 2009 werden schrittweise 74<br />
der insgesamt 136 Doppeltriebwagen der Type U<br />
umgebaut. Im Jahr 2006 werden die ersten<br />
Serienfahrzeuge der dritten U-Bahn-Wagengeneration<br />
(Type V) in Betrieb gehen, bis zum<br />
Jahr 2009 werden die U6-Fahrzeuge der Typen<br />
E6 und c6 durch 38 Stück der Type T1 ersetzt.<br />
Fahrzeugflotte Schiene: Traktionsstromverbrauch (in kWh)<br />
Fahrzeugflotte Busse: Flüssiggasverbrauch (in Liter)<br />
Die Energieeinsparung im Jahr 2004 aufgrund<br />
der Energierückspeisung im Überblick:<br />
U1–U4<br />
U6<br />
Straßenbahn<br />
1,70 kWh je Wagennutz-km<br />
1,05 kWh je Wagennutz-km<br />
0,89 kWh je Wagennutz-km<br />
In Summe konnten 114,325 Mio. kWh<br />
eingespart werden.<br />
Fahrzeugflotte Busse<br />
Die Busse der <strong>Wiener</strong> Linien sind extrem<br />
schadstoffarm unterwegs. Sie fahren mit<br />
Flüssiggas und Katalysator und ersparen der<br />
<strong>Wiener</strong> Bevölkerung somit 80 Prozent der<br />
Abgase einer vergleichbaren Dieselbusflotte.<br />
Umrechnung des Treibstoffverbrauchs (LPG) in kWh<br />
2003 2004 2005<br />
187.622.385 kWh* 198.771.907 kWh* 202.399.661 kWh*<br />
* Theoretischer Wert ohne Berücksichtigung des Wirkungsgrads des Motors,<br />
der Umwelteinflüsse, der geografischen Gegebenheiten und der Geschwindigkeit.<br />
Extrem schadstoffarm<br />
und daher<br />
umweltfreundlich:<br />
Die Busse der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien fahren<br />
mit Flüssiggas und<br />
Katalysator.<br />
27
Maßnahmen zum Schutz der Umwelt<br />
Flüssiggasbusse:<br />
Flüssiggasbusse unterschreiten die derzeit gültige<br />
Abgasnorm EURO 4 sowie die 2008 in Kraft<br />
tretende Abgasnorm EURO 5 bereits heute.<br />
Durch seine einfache chemische Struktur (leicht<br />
verflüssigbare Kohlenwasserstoffe mit 3 oder 4<br />
Kohlenstoffatomen) verbrennt Flüssiggas<br />
außerordentlich sauber und praktisch rußfrei.<br />
Der Ausstoß von Stickoxiden (NO X ) ist bei Flüssiggasbussen<br />
durch den Einsatz von geregelten<br />
Drei-Wege-Katalysatoren ebenfalls geringer als<br />
bei Dieselbussen. Die <strong>Wiener</strong> Linien haben deshalb<br />
alle ihre Busse mit Katalysatoren ausgestattet,<br />
bevor eine gesetzliche Verpflichtung<br />
dazu bestand. Lediglich der Ausstoß von CO 2 ist<br />
bei Flüssiggasbussen – bedingt durch den geringeren<br />
Wirkungsgrad von Ottomotoren gegenüber<br />
Dieselmotoren – geringfügig höher als bei<br />
Dieselbussen (ca. 5 %). Ab 2005 erfolgt jedoch<br />
der Einsatz einer neuen Motorengeneration,<br />
die eine erhebliche Reduzierung des Treibstoffverbrauchs<br />
und somit auch eine wesentliche<br />
Senkung des CO 2 -Ausstoßes aufweist.<br />
Gebäude: Energieverbrauch Strom (in kWh)<br />
Geringe Emissionswerte:<br />
Auch bei der neuesten Niederflurbusgeneration<br />
wurde der einmal beschrittene Weg beibehalten.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien haben beträchtliche Investitionen<br />
getätigt, um durch Flüssiggasmotor mit<br />
Lambda-Sonde und Drei-Weg-Katalysator eine<br />
Reduzierung der Umweltbelastung zu erreichen.<br />
Fahrzeugflotte Hilfsfahrzeuge<br />
Die 310 Hilfsfahrzeuge der <strong>Wiener</strong> Linien haben<br />
2005 bei einer Gesamtkilometerleistung von<br />
2.343.000 km rund 496.000 Liter Diesel verbraucht.<br />
100 % der Hilfsfahrzeuge (Pkw, Transporter<br />
< 3,5 t) der <strong>Wiener</strong> Linien fahren mit<br />
Dieseltreibstoff.<br />
Maßnahmen zum Schutz der Umwelt (ab 2006)<br />
• Anschaffung von Dieselfahrzeugen mit Rußpartikelfilter,<br />
sobald diese von den Fahrzeugherstellern<br />
angeboten werden<br />
• Einsatz von Erdgas-Fahrzeugen in Zusammenarbeit<br />
mit Wien Energie<br />
• Anschaffung von Lkws, die die Schadstoffnorm<br />
EURO 4 erfüllen<br />
Energieverbrauch von Gebäuden<br />
Bei den <strong>Wiener</strong> Linien kommen in Verwaltung,<br />
Stationen und Werkstätten die Energieträger<br />
Strom, Fernwärme und Gas zum Einsatz.<br />
Gebäude: Energieverbrauch Wärme (in MWh)<br />
Der Jahresverbrauch bei Wärme richtet sich nach den Heizgradtagen<br />
im jeweiligen Jahr.<br />
Maßnahmen zum Schutz der Umwelt<br />
Nutzung der Erdwärme:<br />
Die Tiefstationen der U2-Verlängerung (Schottenring,<br />
Taborstraße, Praterstern, Messe Prater)<br />
sowie das neu errichtete Werkstättengebäude<br />
am Bahnhof Erdberg werden mit Erdwärmeanlagen<br />
zur Beheizung und Klimatisierung der<br />
Betriebsräume ausgestattet. Die sich daraus<br />
ergebenden Vorteile liegen unter anderem in<br />
der Umweltfreundlichkeit, da Alternativenergie<br />
und erneuerbare Energieträger eingesetzt<br />
werden. Durch Einbau einer Wärmepumpe in<br />
der Wendeanlage Reumannplatz wird die anfallende<br />
Abwärme zur Beheizung der Betriebsräume<br />
genutzt und keine zusätzliche Heizenergie<br />
benötigt.<br />
Energieeinsparung durch moderne Regelungen:<br />
Durch Einsatz von modernen Regelungen der<br />
HKLS-Anlagen (Heizung, Klima, Lüftung und<br />
Sanitär) können die gewünschten Parameter<br />
(Raumtemperatur, Luftmenge etc.) genauer<br />
eingehalten werden. Dadurch ist es möglich,<br />
eine Energieeinsparung zwischen 15 und 20 %<br />
28
116 Fahrtreppen<br />
wurden bis 2005 mit<br />
neuen Regelungen<br />
ausgestattet. Diese<br />
Modernisierung<br />
bewirkt sowohl<br />
eine Verbesserung<br />
des Fahrkomforts<br />
als auch eine<br />
Energieeinsparung.<br />
des Jahresgesamtwärmebedarfs des jeweiligen<br />
Gebäudes zu erzielen. Umgestellt wurden Teile<br />
des U-Bahn-Netzes sowie Bahnhöfe und Garagen.<br />
Die Umstellung aller Anlagen ist für das Jahr<br />
2011 geplant.<br />
Energieeinsparung durch Einsatz<br />
von Solaranlagen:<br />
Solaranlagen für Warmwasserbereitung befinden<br />
sich in den Betriebsgebäuden Bahnhof Gürtel,<br />
U-Bahn-Bahnhof Wasserleitungswiese (2 Anlagen),<br />
U-Bahn-Bahnhof Michelbeuern (2 Anlagen),<br />
U-Bahn-Abstellhalle Rösslergasse, Abstellhalle<br />
Hütteldorf, Bahnhof Gürtel und Bahnhof Floridsdorf.<br />
Ab 2006 kommen der Bahnhof Rudolfsheim<br />
sowie der Bahnhof Hernals dazu.<br />
Mit der derzeit installierten Kollektorfläche von<br />
500 m 2 werden ca. 85.000 kWh/Jahr an Energie<br />
umweltfreundlich erzeugt. Das entspricht einer<br />
Vermeidung an CO 2 -Ausstoß von ca. 70 Tonnen<br />
pro Jahr. Ein weiterer Ausbau der Solaranlagen<br />
ist vorgesehen.<br />
Nachrüstung der Regelung von Fahrtreppen<br />
und Aufzügen:<br />
Bis 2005 wurden 21 Aufzüge und 116 Fahrtreppen<br />
mit neuen Regelungen ausgestattet. Von 2006<br />
bis 2012 sind 18 Aufzüge und von 2006 bis 2015<br />
48 Fahrtreppen für die Umrüstung auf neue<br />
Regelungen vorgesehen. Diese Modernisierung<br />
bewirkt nicht nur eine Verbesserung des Fahrkomforts,<br />
sondern bringt auch eine Energieeinsparung.<br />
Durch Rückspeisung in das Netz,<br />
geringere Stromaufnahme durch Langsamfahrten,<br />
Vermeidung von Stromspitzen und<br />
Unterbindung von Blindstrom liegt das Einsparungspotenzial<br />
bei ca. 20 % des Verbrauchs.<br />
Feinstaub- und sonstige Emissionen<br />
Um die Emissionen und die Feinstaubemission<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien zu erfassen und die Planungen<br />
auch hinsichtlich Reduktion dieser Emissionen<br />
optimieren zu können, tätigt das Unternehmen<br />
Investitionen in eine entsprechende Software<br />
und diverse Studien.<br />
Mit dieser in der Testphase befindlichen Software<br />
ist es möglich, die verbrauchten Energiemengen<br />
auf die ökologischen Auswirkungen<br />
(NO x ,CO 2 , Partikel etc.) zu zerlegen und somit<br />
eine Ökobilanz zu erstellen. Weiters werden die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien in der Lage sein, die künftige<br />
Verkehrsplanung auch auf ökologische Aspekte<br />
hin zu bewerten.<br />
Lärm<br />
Im Jahr 2005 wurden im Kundenzentrum der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien 39 Beschwerden betreffend Lärm<br />
aufgezeichnet. Beim U-Bahn-Neubau zählte<br />
man rund 50 weitere Beschwerden, die direkt<br />
an den dafür zuständigen Ombudsmann<br />
gerichtet wurden.<br />
Behandlung von Beschwerden<br />
Um einer Beschwerde nachzugehen, werden als<br />
erster Schritt von den <strong>Wiener</strong> Linien Lärmmessungen<br />
veranlasst. Aufgrund dieser erfolgen<br />
dann weitere Maßnahmen. Das Spektrum ist<br />
dabei sehr groß und reicht von zusätzlicher<br />
Reinigung, Maßnahmen an Fahrzeugen und an<br />
der Gleiskonstruktion bis hin zum Einbau von<br />
körperschalldämmenden Oberbaukonstruktionen.<br />
29
U-Bahn-Bau und -Erhaltung<br />
ULF, Silberpfeil & Co<br />
sollen im Interesse<br />
der Anrainer möglichst<br />
geräuscharm<br />
unterwegs sein.<br />
Schienenschmieranlagen<br />
bzw.<br />
Schmierwagen<br />
tragen zur Lärmreduzierung<br />
bei.<br />
Fahrzeuge<br />
Schallleistungspegelbereich* (dB)<br />
Straßenbahn 84,4–98,3<br />
U-Bahn U1–U4 90,6–99,4<br />
U6 88,0–97,0<br />
* Einflussgrößen: Geschwindigkeit, Fahrzeugtype<br />
Für den Schallleistungspegelbereich sind keine<br />
gesetzlichen Grenzwerte vorgegeben.<br />
Maßnahmen zur Lärmreduktion<br />
Schienenschmierung dient sowohl der Lärmreduzierung<br />
durch Abrollgeräusche als auch der<br />
Verschleißminderung der Gleise und Radreifen<br />
der Schienenfahrzeuge. Die Funktion der Schienenschmierung<br />
wird durch ortsfeste Anlagen<br />
sichergestellt. Bei speziellen und nicht regelmäßig<br />
auftretenden Problemen sind überdies<br />
die Schmierwagen unterwegs, die schnell und<br />
praktisch überall im Netz einsetzbar sind und<br />
die anstehenden Lärmprobleme beheben können.<br />
Als Schmiermittel werden biologisch abbaubare<br />
Fließfette verwendet. Derzeit sind ca. 170 stationäre<br />
Schienenschmieranlagen und vier Fahrzeuge<br />
zur mobilen Schmierung im Straßenbahnbereich<br />
sowie ca. 80 stationäre Schienenschmieranlagen<br />
im U-Bahn-Bereich in Betrieb.<br />
Lärmschutzmaßnahmen<br />
Die auf Basis der schallschutztechnischen<br />
Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse und<br />
in der Folge getroffenen bautechnischen Maßnahmen<br />
dienen einerseits den Anrainern,<br />
andererseits aber auch den Fahrgästen zum<br />
Schutz vor Lärm.<br />
Bei den Streckenführungen im Freien wurde<br />
aus luftschalltechnischen Gründen überall der<br />
Schotterquerschwellenoberbau errichtet.<br />
Vergleichsmessungen zeigten, dass Schienen<br />
auf Querschwellen im Schotterbett eine niedrige<br />
Schallemission hervorrufen.<br />
Weiters wurden auf den Hochstrecken und auf<br />
Brückentragwerken beiderseits der Gleistrasse<br />
durchgehend hochschallabsorbierende Lärmschutzwände<br />
mit einer Höhe von rund 1,50<br />
Meter über der Schienenoberkante errichtet.<br />
In jenen Bereichen, wo es aufgrund der Messergebnisse<br />
erforderlich war, sind zwischen den<br />
beiden in Gegenrichtung führenden Gleisen<br />
zusätzlich hochschallabsorbierende Schallschutzwände<br />
errichtet worden.<br />
Bei den Schallmessungen vor und nach Errichtung<br />
der U-Bahn-Trassen konnte nachgewiesen werden,<br />
dass der ursprünglich vorherrschende Schallpegel<br />
durch den U-Bahn-Betrieb nicht erhöht wurde.<br />
Schwingungsdämmende<br />
Oberbau-Konstruktion<br />
Bei den innerstädtischen unterirdischen Trassen<br />
der U-Bahn nahe, neben oder auch unter der<br />
Wohnbebauung ist eine effiziente Körperschalldämmung<br />
eine große Herausforderung.<br />
Für das <strong>Wiener</strong> U-Bahn-Netz wurde ein spezielles<br />
Oberbausystem entwickelt. Das Ergebnis der<br />
mehrjährigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />
war das als „<strong>Wiener</strong> Oberbau“ bekannt<br />
gewordene System. Es besteht aus Kunststoffschwellen<br />
(teilweise mit Holzkern) in Gummischuhen,<br />
die auf einer zweiteiligen Gleistragplatte<br />
mit zentraler Entwässerungsrinne gelagert<br />
sind. Darunter befinden sich als elastisches<br />
Flächenlager 5 cm starke hochgepresste Glaswollematten<br />
(„Roofingmatten“).<br />
Das System kam erstmals in den Tunneln der U1<br />
zum Einsatz und wurde seither bei allen unterirdischen<br />
Strecken der <strong>Wiener</strong> U-Bahn verwendet.<br />
Für alle weiteren Streckenausbauten der U1 und<br />
U2 wurde das erfolgreiche System zum hochgedämmten<br />
schotterlosen Biblockschwellenoberbau<br />
weiterentwickelt.<br />
30
Beispiel Musikvereinsgebäude:<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien setzen zur Sicherung von<br />
Kulturgütern wie beispielsweise des <strong>Wiener</strong><br />
Musikvereinsgebäudes ein spezielles Masse-<br />
Feder-System ein. Bei der Verlängerung der<br />
U-Bahn-Linie U2 war es erforderlich, den Tunnel<br />
in 4 m Seitenabstand zum empfindlichen <strong>Wiener</strong><br />
Musikvereinsgebäude zu führen. Vom <strong>Wiener</strong><br />
Musikverein wurde im Hinblick auf die ausgezeichnete,<br />
einzigartige Akustik der Säle gefordert,<br />
dass „jede wahrnehmbare Veränderung der<br />
Immissionssituation“ vermieden werden muss.<br />
Mit Hilfe des VibroScan®-Verfahrens wurden die<br />
beim U-Bahn-Betrieb auftretenden Körperschallund<br />
Erschütterungsausbreitungen nachgebildet<br />
und untersucht. Die Messergebnisse führten<br />
zur optimalen Abstimmung der Oberbaukonstruktion<br />
auf die lokalen geo- und baudynamischen<br />
Verhältnisse.<br />
Durch die in der Folge getroffenen bautechnischen<br />
Maßnahmen wurden die Forderungen<br />
des <strong>Wiener</strong> Musikvereins voll erfüllt: Der Einsatz<br />
von elastischen Dämpfungselementen entkoppelt<br />
den Gleiskörper vom Tunnelbauwerk<br />
bzw. vom Untergrund. Die durch den U-Bahn-<br />
Betrieb entstehenden Erschütterungen werden<br />
soweit reduziert, dass sie für Konzertbesucher<br />
absolut nicht spürbar sind.<br />
Straßenbahnbau und -Erhaltung<br />
Lärm- und Schalldämmung<br />
Schallgedämmter Oberbau:<br />
Die Gummi-Styropor-Zwischenlagen zwischen<br />
Schiene und Betonplatte stellen eine Barriere<br />
für den sekundären Luftschall (Körperschall)<br />
dar und verhindern weitestgehend eine Übertragung<br />
des Schalls über den Boden in die<br />
angrenzenden Häuser. Die im Splittbett verlegten<br />
Betonplatten „schlucken“ ebenfalls entstehenden<br />
Körperschall.<br />
„Superschallgedämmter“ Oberbau:<br />
Dieses System funktioniert auf zwei Ebenen,<br />
nämlich mit dem oben beschriebenen Gummi-<br />
Styropor-System und mit dem System Masse-<br />
Feder. Dies bedeutet: Der Oberbau ist elastischer,<br />
womit noch weniger Schallemission entsteht.<br />
Der entstehende Körperschall wird durch die<br />
Masse in Form der Gleistragplatte absorbiert.<br />
Dieser Oberbau bedingt durch den hohen<br />
Aufwand allerdings um ca. 70 % höhere Kosten<br />
und eine entsprechend längere Bauzeit.<br />
Der schallgedämmte Oberbau ist im Netz der<br />
<strong>Wiener</strong> Straßenbahn mittlerweile flächendeckend<br />
eingebaut, wobei der Anteil von superschallgedämmtem<br />
Oberbau ca. 5 % der gesamten<br />
Straßenbahnnetzlänge von ca. 450 km beträgt.<br />
Flächenverbrauch<br />
Flächenverbrauch<br />
Aufgrund des geringen Flächenverbrauchs des<br />
öffentlichen Verkehrs im Vergleich zum Individualverkehr<br />
können bei Verlagerung zum öffentlichen<br />
Verkehr derzeitige Verkehrsflächen im öffentlichen<br />
Raum wieder zurückgewonnen und<br />
anders genutzt werden.<br />
Gelingt es beispielsweise, für nur eine Fahrt<br />
800 Autofahrer (das entspricht etwa der Fahrgastzahl<br />
eines U-Bahn-Zuges) zum Umsteigen<br />
zu bewegen, so vermindert sich im selben<br />
Augenblick die Staulänge an der Oberfläche.<br />
800 Pkws entsprechen immerhin einer Länge<br />
von fast 6 km.<br />
Gelingt es weiters, diese 800 Autofahrer als<br />
Fahrgäste dauerhaft an den öffentlichen Verkehr<br />
zu binden, so könnte eine derzeitige Parkspur<br />
mit einer Länge von mehr als 3 km beispielsweise<br />
für eine Baumreihe genützt werden.<br />
In Wien beträgt der Gesamtraumbedarf des<br />
Verkehrs 24.913.273 m 2 . Davon werden 10,5 %<br />
durch den ÖV beansprucht. Obwohl die Verkehrsarten<br />
öffentlicher Verkehr und Individualverkehr<br />
in Wien etwa die gleiche Verkehrsleistung<br />
erbringen, benötigt der öffentliche Verkehr nur<br />
ein Zehntel der gesamten Verkehrsfläche.<br />
IV = Individualverkehr,<br />
ÖV = öffentlicher<br />
Verkehr<br />
Dr. Willi Nowak,<br />
Geschäftsführer, Verkehrsclub Österreich (VCÖ)<br />
„Schnell, sicher und umweltfreundlich – das sind die Vorzüge des öffentlichen<br />
Verkehrs. Täglich entscheiden sich mehr als zwei Millionen Fahrgäste<br />
in Wien für die Öffis und ersparen der Stadt viele Staus. Wien liegt<br />
im internationalen Städtevergleich bei der Lebensqualität seit Jahren im<br />
Spitzenfeld. Diesen Spitzenplatz verdanken wir ganz wesentlich auch den<br />
<strong>Wiener</strong> Linien und ihren Fahrgästen. In diesem Sinne wünscht der VCÖ<br />
den <strong>Wiener</strong> Linien auch in Zukunft steigende Fahrgastzahlen.<br />
31
Umweltfreundlicher<br />
Materialeinsatz<br />
ist bei den <strong>Wiener</strong><br />
Linien eine Selbstverständlichkeit.<br />
So auch in der<br />
Hauptwerkstätte<br />
in Simmering (Bild).<br />
Umweltfreundlicher Materialeinsatz<br />
Materialwirtschaft im Hinblick<br />
auf Umwelt- und Arbeitnehmerschutz<br />
Wichtigste Grundlage der Materialwirtschaft<br />
bzw. des technischen Einkaufs sind die jeweils<br />
geltenden Gesetze und Vorschriften. Zusätzlich<br />
werden darüber hinausgehende Punkte beachtet,<br />
so z. B.:<br />
• Strenge Überprüfung bei der Beschaffung<br />
von Materialien und Produkten auf problematische<br />
Inhaltsstoffe.<br />
• Ersatz von Aerosolen (Spraydosen) durch<br />
gleichwertige Produkte in Großgebinden<br />
sowie geeignete Applikationstechnologien<br />
(z. B. Lecksucher, Rostlöser etc. Hier wurden<br />
Spraydosen durch Ware im 20-Liter-Kanister<br />
ersetzt, die durch Druckluft verarbeitet wird).<br />
• Umstellung auf wasserlösliche Lacke.<br />
Der derzeitige Anteil an Lacken auf Wasserbasis<br />
beträgt 95 % (z. B. Reparaturlackierungen<br />
an der Niederflurstraßenbahn ULF ab Jänner<br />
2006 mit Lacken auf Wasserbasis).<br />
• Substitution neu zugekauften Materials durch<br />
wiederaufbereitetes (z. B. Hydrauliköl, Aceton).<br />
• Genaue Trennung der Abfälle, um die Wiederverwertung<br />
zu ermöglichen oder zu erleichtern<br />
bzw. den möglichst wirtschaftlichen Umgang<br />
mit den Abfällen zu gewährleisten.<br />
Diese Auflistung umfasst nur die wichtigsten<br />
Punkte. Darüber hinaus wird ständig auch bei<br />
so genannten „Kleinigkeiten“ auf bestmögliche<br />
Ressourcenschonung geachtet.<br />
Holzspänepressanlage<br />
Um die Entsorgungs- und Abtransportkosten<br />
für Sägespäne einzusparen, werden diese zu<br />
Holzbriketts gepresst. Pro Jahr werden im<br />
Durchschnitt 5 Tonnen Holzbriketts hergestellt.<br />
Die Kosten für den Einbau der Holzspänepressanlage<br />
haben sich innerhalb von drei Jahren<br />
amortisiert.<br />
32
Abfall<br />
Umweltrelevante Vorkommnisse<br />
Das Gesamtabfallaufkommen der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
lag im Jahr 2005 bei 6.572 Tonnen (exkl. Bodenaushub<br />
beim U-Bahn-Neubau*). Es handelte<br />
sich dabei um Restmüll, Papier, sonstigen<br />
Systemabfall, Werkstättenabfall, Altöl, Bauschutt<br />
sowie sonstigen gefährlichen und nicht gefährlichen<br />
Abfall aus Verwaltung und Werkstätten<br />
inkl. der Bahnhöfe und Garagen.<br />
Die Abfallmengen in den Stationen wurden<br />
nicht erhoben.<br />
Ausgeschiedene Fahrzeuge<br />
Type<br />
Menge<br />
In der Garage Spetterbrücke und am Bahnhof<br />
Favoriten kam es im Jahr 2005 zu Defekten am<br />
Ölabscheider, wodurch Kohlenwasserstoffe in<br />
die Kanalisation gelangten. Durch sofortige<br />
Reparatur und Adaptierung des Ölabscheiders<br />
konnte dieses Problem behoben werden.<br />
Um derartige Vorfälle in Hinkunft zu vermeiden,<br />
wurde ein Wartungsvertrag zur regelmäßigen<br />
Überprüfung der Ölabscheider abgeschlossen.<br />
Außer diesen beiden Vorfällen gab es bei den<br />
<strong>Wiener</strong> Linien keine umweltrelevanten Vorkommnisse.<br />
Schienenfahrzeuge 38<br />
Busse 28<br />
Hilfsfahrzeuge 27<br />
Im Jahr 2005 wurden alle ausgeschiedenen<br />
Fahrzeuge verkauft, davon erhielten Schrotthändler<br />
22 Busse und 11 Straßenbahnen zur<br />
Verwertung.<br />
Maßnahmen zur Abfallreduktion<br />
• Beschaffung von Materialien<br />
in Großpackungen<br />
• Verwendung von einseitig bedrucktem Papier<br />
als Konzeptpapier<br />
• Recycling von Tonerkartuschen und Druckerpatronen<br />
• Verwendung von Refill-Stationen für Druckgaspackungen<br />
• Reduktion von Spraydosen<br />
Abfallaufkommen<br />
*) Der Bodenaushub<br />
beim U-Bahn-Bau<br />
(Bauabschnitte<br />
U2/1–U2/5) betrug<br />
im Jahr 2005<br />
686.688,18 Tonnen.<br />
Wasser<br />
Das in Verwaltung und Werkstätten benötigte<br />
Wasser stammt aus dem öffentlichen Netz<br />
sowie aus zwölf betriebseigenen Brunnen.<br />
Wasserverbrauch (in m 3 )<br />
Maßnahmen zur Reduktion<br />
der Abwasserbelastung<br />
• Einsatz von Wasserspararmaturen<br />
(45 % Reduktion).<br />
• 50 % der Waschanlagen sind mit Wasseraufbereitungsanlagen<br />
ausgestattet. In den<br />
nächsten acht Jahren sollen die restlichen<br />
Anlagen diesbezüglich aufgerüstet werden.<br />
• Nutzwasserleitung der Fernwärme Wien<br />
zum Bahnhof Wasserleitungswiese.<br />
Dieses Wasser wird zum Reinigen<br />
von Fahrzeugen verwendet.<br />
33
Auch ältere<br />
Hochstationen<br />
wie etwa die Station<br />
Kagran wurden mit<br />
vogelschlagsicherer<br />
Verglasung<br />
ausgestattet.<br />
Naturschutz<br />
Vogelschlagsichere Verglasung<br />
Die Einhausung der neuen Hochstationen bietet<br />
den Anrainern einen Schallschutz und den<br />
U-Bahn-Fahrgästen einen Witterungsschutz.<br />
Durch den großflächigen Einsatz von Glas<br />
gelangt mehr Tageslicht in die Stationen,<br />
zugleich wird Beleuchtungsenergie eingespart.<br />
Durch Transparenz und Helligkeit wird das<br />
Sicherheitsgefühl der Fahrgäste erhöht.<br />
Bei der Verglasung werden spezielle, im Siebdruckverfahren<br />
mit hellgrauen Horizontalstreifen versehene<br />
gehärtete Glastafeln eingesetzt.<br />
Diese Lösung ergab sich aus zahlreichen Untersuchungen<br />
diverser Institute (z. B. Biologische<br />
Station Hohenau-Ringelsdorf im Auftrag der<br />
<strong>Wiener</strong> Umweltanwaltschaft), die zum Ziel<br />
hatten, den Vogelschlag zu verhindern bzw.<br />
hintan zu halten.<br />
Die Erkenntnisse dieser Studien zeigen, dass<br />
heranfliegende Vögel die Streifen im Glas als<br />
Hindernis erkennen können und damit eine<br />
Dr. Helmut Pechlaner,<br />
Direktor des Tiergartens Schönbrunn, Vorstandsmitglied des Nationalparks<br />
Neusiedler See-Seewinkel, Präsident des WWF Österreich<br />
„Der Tiergarten Schönbrunn ist auf die öffentlichen Verkehrsmittel<br />
extrem angewiesen, denn ein Großteil unserer Besucher kommt mit den<br />
Öffis zu uns. Nur so ist unsere Jahresbesucheranzahl von ca. 1,7 bis<br />
2 Millionen Menschen zu bewältigen. Aber nicht nur in Bezug auf den<br />
Tiergarten schaffen die <strong>Wiener</strong> Linien Lebensqualität. Öffentliche Verkehrsmittel<br />
greifen in Lebensräume von Mensch und Tier wesentlich geringer<br />
ein als der Autoverkehr. Insofern kann ich die Ambitionen der <strong>Wiener</strong><br />
Linien in Sachen <strong>Nachhaltigkeit</strong> nur begrüßen.“<br />
(im Regelfall tödliche) Kollision mit der Verglasung<br />
vermeiden. Die horizontale Führung<br />
der Streifen bringt für die Menschen den Vorteil,<br />
dass die Landschaft bzw. die Objekte hinter der<br />
Verglasung nicht zerstückelt wahrgenommen<br />
werden, wie dies bei einer vertikalen Streifen-<br />
Anordnung der Fall ist, und eine ausreichende<br />
Transparenz mit entsprechend gutem Lichteinfall<br />
für ein helles und freundliches Ambiente<br />
der Stationen ermöglicht wird.<br />
Neuntöter<br />
Zum Schutz des Neuntöter-Brutvorkommens<br />
beim Stadlauer Friedhof wurde am Rand der<br />
künftigen U-Bahn-Trasse eine Strauchpflanzung<br />
für die Vögel vorgenommen, die sowohl in Dichte<br />
als auch standortgerechter Artenzusammensetzung<br />
und Ausdehnung als Brutplatz geeignet<br />
ist (wie z. B. Schlehe, Weißdorn und Heckenrose).<br />
Damit entstand ein vermehrtes Angebot an<br />
Brutplätzen für den Neuntöter und andere<br />
Buschbrüter.<br />
Insektenfreundliche Beleuchtung<br />
Durch Baustellenbeleuchtung kann es in Gebieten<br />
mit geringer künstlicher Beleuchtung wie z. B.<br />
in Teilen des Praters zu lokaler Anlockung von<br />
nachtaktiven Fluginsekten kommen. Wenn auch<br />
der zusätzliche Anlockungseffekt vor dem Hintergrund<br />
der Beleuchtung der Stadt gering ist, so<br />
soll er doch möglichst vermieden werden. Als<br />
Baustellenbeleuchtung werden daher Metalldampflampen<br />
eingesetzt. Diese Lampen locken<br />
Schmetterlinge deutlich weniger an als die herkömmliche<br />
Baustellenbeleuchtung.<br />
34
Sozial denken und handeln<br />
Bei den <strong>Wiener</strong> Linien sind Menschen im Einsatz, die rund um die Uhr dafür sorgen,<br />
die Mobilität anderer Menschen zu gewährleisten. Das Unternehmen <strong>Wiener</strong> Linien<br />
trägt somit Verantwortung für seine Fahrgäste sowie für seine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
35
94 % der Fahrgäste<br />
sind mit den<br />
Leistungen der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien<br />
zufrieden.<br />
Menschen in Bewegung<br />
*) Quelle:<br />
Socialdata GmbH –<br />
Institut für Verkehrund<br />
Infrastrukturforschung:<br />
Erhebung<br />
zu Einstellungen<br />
und Einschätzungen<br />
der Mobilität bei<br />
den Bürgerinnen<br />
und Bürgern der<br />
Stadt Wien,<br />
Februar 2006.<br />
Untersuchungsmethode:<br />
Mündliche<br />
Vertiefungsinterviews<br />
in zufällig ausgewählten<br />
Haushalten.<br />
Für ein Dienstleistungsunternehmen ist es<br />
eine Selbstverständlichkeit, kundenorientiert<br />
zu handeln. Alle Aktivitäten der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
münden daher in dem Ziel, den Fahrgästen ein<br />
optimales Service zu bieten. Die gegenwärtigen<br />
und zukünftigen Ansprüche der Fahrgäste sind<br />
die Eckpunkte, an denen sich die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
orientieren.<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Die Zufriedenheit mit dem Angebot an allen<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien ist in den<br />
letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und<br />
liegt nun bei 84 %. Deutlich verringert hat sich<br />
gleichzeitig der Anteil derer, die mit dem ÖPNV<br />
Zufriedenheit mit dem ÖPNV *<br />
unzufrieden sind. Der Anteil der Unzufriedenen<br />
mit dem Gesamtangebot an öffentlichen Verkehrsleistungen<br />
in Wien lag 1993 noch bei 31 %<br />
und liegt heute (2005) bei nur noch 8 %.<br />
Noch besser fällt die Beurteilung speziell für die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien aus. Im Jahr 2005 bekunden rund<br />
94 % der befragten Personen ihre Zufriedenheit<br />
mit den Leistungen der <strong>Wiener</strong> Linien.<br />
Das Mobilitätsangebot<br />
Mobilität heißt flächendeckende Versorgung<br />
des gesamten Stadtgebiets und Service rund<br />
um die Uhr. Auf die sich dabei stellenden Herausforderungen<br />
gibt es für die <strong>Wiener</strong> Linien eine<br />
Antwort: Qualität, leistbar für alle. Die <strong>Wiener</strong><br />
Linien sichern jeder <strong>Wiener</strong>in und jedem <strong>Wiener</strong><br />
maximale Mobilität mit sozialer Verantwortung.<br />
Dazu zählt etwa die Tarifgestaltung oder das<br />
Engagement für die Umwelt. Seit mehr als<br />
hundert Jahren sind die <strong>Wiener</strong> Linien als Mobilitätsanbieter<br />
für alle <strong>Wiener</strong>innen und <strong>Wiener</strong><br />
im Einsatz und kennen somit die Bedürfnisse<br />
ihrer Kunden wie kein anderes Unternehmen.<br />
Sie sind darauf bedacht, ihr Leistungsangebot<br />
optimal auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten,<br />
damit sie auch in Zukunft die erste<br />
Wahl in Sachen Mobilität in Wien bleiben.<br />
Immerhin waren 2005 rund 746,8 Millionen<br />
Fahrgäste mit den <strong>Wiener</strong> Linien unterwegs.<br />
36
Erschließungsgrad (2004) aus ÖIR-Studie<br />
Darstellung und Analyse der Haltestelleneinzugsbereiche: Primärnetz (U-Bahn und Eisenbahn) – Radius 500 m;<br />
Sekundärnetz (Straßenbahn, Bus und Regionalbus) – Radius 300 m. Quelle: Österreichisches Institut für Raumplanung,<br />
Netzanalyse <strong>Wiener</strong> Linien, Jänner 2006<br />
Zuwachs an Fahrgastzahlen<br />
Warum Wien die einzige Metropole Europas ist,<br />
in der dem Zuwachs an Fahrgastzahlen im<br />
öffentlichen Verkehr ein gleich großer Rückgang<br />
des Anteils an privaten Autofahrten gegenübersteht,<br />
hat viele Gründe. Einer davon ist, dass es<br />
einfach gemütlicher ist, bei Tempo achtzig in<br />
der Zeitung zu blättern, als sich im Schritttempo<br />
durch den Stoßverkehr zu quälen. Damit das<br />
aber auch nachhaltig funktioniert, arbeiten die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien stetig an der Verbesserung und<br />
Ausweitung des Netzes.<br />
Das <strong>Wiener</strong> Verkehrskonzept<br />
Die Zukunft fährt öffentlich. Wenn 2010 die<br />
U-Bahn-Station Aspernstraße eröffnet wird,<br />
werden die <strong>Wiener</strong> Linien ihren letzten großen<br />
Schritt zur Umsetzung des <strong>Wiener</strong> Verkehrskonzepts<br />
1994 getan haben. Darin wurde die<br />
Rolle des öffentlichen Verkehrs als ein Schlüsselfaktor<br />
bei der Schaffung einer zukunftsfähigen,<br />
1 00<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
1 0<br />
0<br />
98,9<br />
Schulplätze<br />
Erschließungsgrad Netz 2004<br />
96,0<br />
Einwohner<br />
96,0<br />
Arbeitsplätze<br />
90,4<br />
Wohnnutzfläche<br />
88,1<br />
Bebaute Fläche<br />
57,8<br />
Der Erschließungsgrad gibt den Anteil der im Einzugsbereich um eine<br />
Haltestelle des ÖV wohnenden Einwohner (oder vorhandenen Arbeitsplätze,<br />
Schulplätze) an allen Einwohnern (Arbeitsplätzen, Schulplätzen) einer Raumeinheit<br />
an.<br />
Gesamtfläche<br />
37
Der neue V-Wagen<br />
der <strong>Wiener</strong> U-Bahn<br />
ist durchgehend<br />
begehbar.<br />
nachhaltigen Stadt in den allgemeinen verkehrspolitischen<br />
und verkehrsplanerischen Grundsätzen<br />
festgeschrieben. Dementsprechend hoch<br />
gesteckte Ziele wurden formuliert, etwa die<br />
Erhöhung des Marktanteils des öffentlichen<br />
Verkehrs von 29 auf 35 % bis zum Jahr 2010.<br />
Ausschlaggebend für diese Forderung waren<br />
die steigenden Bevölkerungszahlen im Norden<br />
und Osten von Wien, das Zusammenwachsen<br />
Europas samt der damit verbundenen Chancen<br />
für den Wirtschaftsstandort Wien, das klare<br />
Bekenntnis zur Reduktion von Schadstoffen in<br />
der Luft sowie das Halten bzw. Heben der <strong>Wiener</strong><br />
Lebensqualität.<br />
Wie engagiert die <strong>Wiener</strong> Linien diese Vorgaben<br />
umgesetzt haben, beweist allein die Tatsache,<br />
dass bereits 2001 ein Marktanteil von 34 %<br />
erreicht wurde und die U-Bahn heute das mit<br />
Abstand beliebteste öffentliche Verkehrsmittel<br />
der <strong>Wiener</strong> ist. 34 % aller Wege in Wien werden<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt,<br />
35 % mit dem Auto, dem Moped oder Motorrad<br />
und 31 % zu Fuß oder per Fahrrad.<br />
Mitverantwortlich für diesen Erfolg sind ein<br />
modernes Marketing, spezielle Bevorrangungsprogramme,<br />
ein rechnergesteuertes Betriebsleitsystem<br />
(bis 2007 im gesamten Oberflächennetz)<br />
oder die Verlängerung von Straßenbahnlinien<br />
in neue Stadterweiterungsgebiete.<br />
Mit derzeit 61 Kilometer Länge und 85 U-Bahn-<br />
Stationen trennen das <strong>Wiener</strong> U-Bahn-Netz nur<br />
noch 14 Kilometer und 16 Stationen von seiner<br />
derzeit angepeilten Ausbaustufe von sodann<br />
75 Kilometer U-Bahn und 101 Stationen.<br />
Qualitätsoffensive für alle<br />
Einen Schwerpunkt der <strong>Wiener</strong> Linien bildet die<br />
Qualitätsoffensive, die sich auch in der Modernisierung<br />
des Fuhrparks widerspiegelt.<br />
Jeder Generation ihre Bim<br />
Einen großen Anteil am Erfolg der <strong>Wiener</strong> Offis<br />
hat die gute, alte Bim. Die heißt zwar jetzt ULF<br />
(ultra low floor), macht sich aber immer noch<br />
bimmelnd bemerkbar. Das Kürzel ULF spiegelt<br />
damit schon das markanteste Konstruktionsmerkmal<br />
der Fahrzeugtype, nämlich die von<br />
keinem anderen Niederflurfahrzeug erreichte<br />
Einstiegshöhe von nur 197 Millimeter über dem<br />
Straßenniveau wider.<br />
Da in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
das <strong>Wiener</strong> Straßenbahnnetz kaum<br />
zurückgebaut wurde, um dem Auto Platz zu<br />
machen, verfügt Wien noch immer über das<br />
drittgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Bis ins<br />
Jahr 2014 werden die <strong>Wiener</strong> Linien den Fuhrpark<br />
der Niederflurstraßenbahnen sukzessive<br />
auf 300 Fahrzeuge erweitern.<br />
Neue U-Bahn-Wagen<br />
Die alten Garnituren der U6 werden laufend<br />
durch neue Fahrzeuge ersetzt. Ist dieser Prozess<br />
abgeschlossen, wird der Betrieb dann ausschließlich<br />
auf Niederflurbasis geführt.<br />
Der Bestand an Fahrzeugen der Linien U1, U2,<br />
U3 und U4 wird mit den durchgehend begehbaren<br />
und klimatisierten neuen U-Bahn-<br />
Wagen (V-Wagen) schrittweise erweitert und<br />
erneuert.<br />
Information und Kommunikation<br />
Ankunftsanzeige in U-Bahn-Stationen<br />
Seit Mai 2000 sind alle U-Bahn-Bahnsteige mit<br />
Ankunftsanzeigen ausgestattet. Die Fahrgäste<br />
erhalten somit verlässliche Informationen, in<br />
wie vielen Minuten der nächste U-Bahn-Zug in<br />
die Station einfährt.<br />
Rechnergesteuertes Betriebsleitsystem<br />
für Straßenbahn und Autobus<br />
Seit Jahren sorgt das rechnergesteuerte<br />
Betriebsleitsystem (RBL) für mehr Regelmäßigkeit<br />
und Pünktlichkeit im Linienbetrieb. Durch<br />
die Integration von weiteren 16 Linien im Jahr<br />
2005 sind insgesamt schon 80 Straßenbahnund<br />
Autobuslinien erfasst. Bis 2007 soll das<br />
System flächendeckend ausgebaut werden.<br />
Das rechnergesteuerte Betriebsleitsystem<br />
bringt auch entscheidende Fortschritte im<br />
Bereich der Fahrgastinformation.<br />
Dynamische, der jeweiligen Verkehrssituation<br />
entsprechend aktualisierte Fahrgastinformationssysteme<br />
konnten erst mit Einführung des RBL<br />
Wirklichkeit werden. Dazu gehört z. B. die<br />
Echtzeitanzeige an den Haltestellen, die dem<br />
Fahrgast ankündigt, in wie vielen Minuten der<br />
nächste Zug oder Bus einer bestimmten Linie<br />
abfährt und wohin er fahren wird.<br />
Rund 210 Anzeigen in Straßenbahn- und Autobushaltestellen<br />
sind derzeit bereits in Betrieb.<br />
Im Laufe des Jahres 2006 werden rund 75<br />
weitere dazukommen. Insgesamt planen die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien, Schritt für Schritt 500 derartige<br />
Anzeigen in „Schwerpunkthaltestellen“ zu<br />
errichten.<br />
38
Kundendienst<br />
Anlaufstelle für Informationen ist der Kundendienst<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien. Im Jahr 2001 wurde<br />
die Kunden-Hotline unter der Nummer<br />
01/7909-100 erweitert, im Jahr 2005 hat das<br />
Call-Center etwa 160.000 Anrufe beantwortet.<br />
Mit dem Ausbau des U-Bahn-Netzes wächst<br />
auch die Zahl der Informationsstellen in den<br />
Stationen, die von 600.000 Kundinnen und<br />
Kunden jährlich aufgesucht werden.<br />
Als neues, bequemes Informations- und Servicemedium<br />
wird auch das Internet-Angebot der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien von den Kunden bereits intensiv<br />
genutzt. Mehr als 10 Millionen Anfragen über<br />
Routen, Fahrpläne und sonstiges werden bereits<br />
pro Jahr unter www.wienerlinien.at gezählt.<br />
Anrufe am Kundentelefon 7909-100<br />
2004 2005<br />
Anrufe 168.664 163.702<br />
Verlässliche<br />
Informationen über<br />
die Ankunftszeit des<br />
nächsten Zuges<br />
erhalten die Fahrgäste<br />
durch die<br />
Ankunftsanzeigen<br />
in den Stationen<br />
und an Haltestellen.<br />
davon beantwortet 92,9 % 95,9 %<br />
(für 2003 sind keine Daten verfügbar)<br />
Kundendienstschulungen<br />
Bei unangenehmen Erlebnissen der Fahrgäste<br />
ist der Kontakt zwischen Kundendienstmitarbeitern<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien und den Kunden<br />
oftmals von sehr starken Emotionen begleitet.<br />
Die Mitarbeiter/-innen der <strong>Wiener</strong> Linien sollen<br />
durch spezielle Schulungsmaßnahmen auch in<br />
Konfliktsituationen in der Lage sein, den an sie<br />
herangetragenen Emotionen richtig zu begegnen,<br />
also höflich, korrekt und mit größtmöglichem<br />
Sachbezug den Kunden gegenüber kompetent<br />
aufzutreten und ihnen das Gefühl zu vermitteln,<br />
dass sie mit ihren Anliegen ernst genommen<br />
werden.<br />
Die Informationsstellen<br />
der <strong>Wiener</strong><br />
Linien werden<br />
jährlich von rund<br />
600.000 Kundinnen<br />
und Kunden in<br />
Anspruch genommen.<br />
Anruf-Sammel-Taxi (ASTAX)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel fahren in Wien<br />
nicht nur streng nach Fahrplan, sondern auch<br />
„auf Bestellung“.<br />
Sammeltaxi und Rufbus sind somit eine lohnende<br />
und vor allem preisgünstige Alternative zum<br />
„normalen“ Taxi. Zusätzlich besteht für die Fahrgäste<br />
die Möglichkeit, sich gegen einen geringen<br />
Aufpreis direkt vor die Haustür chauffieren zu<br />
lassen.<br />
Die Einführung einer ASTAX-Linie zielt darauf<br />
ab, die Wirtschaftlichkeit einer Buslinie bei<br />
meist gleichzeitiger Erweiterung des Bedienungsgebiets<br />
zu verbessern und dient als flexible<br />
Alternative außerhalb der Hauptverkehrszeiten.<br />
Das Anruf-Sammel-<br />
Taxi – kurz „ASTAX“<br />
genannt – ist außerhalb<br />
der Hauptverkehrszeiten<br />
eine<br />
optimale Ergänzung<br />
zum regulären<br />
Linienverkehr.<br />
39
Transparente<br />
Liftanlagen und<br />
nach oben offene<br />
Stiegenhäuser<br />
erhöhen das<br />
subjektiven Sicherheitsgefühl<br />
der<br />
Fahrgäste.<br />
Form und Funktion – Kunst und Design<br />
Wien ist Kulturstadt. Als Teil von Wien sind die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien einerseits die Visitenkarte von<br />
Wien, andererseits gestalten sie auch das Bild<br />
der Stadt mit. Als ÖPNV-Unternehmen tragen<br />
die <strong>Wiener</strong> Linien Verantwortung für die Gestaltung<br />
des öffentlichen Raums. Die Stationen der<br />
<strong>Wiener</strong> U-Bahn zeichnen sich nicht nur durch<br />
hohe Funktionalität, sondern auch durch die<br />
ansprechende Architektur und zahlreiche Kunstobjekte<br />
aus. Somit sind sie kultureller Impulsgeber<br />
für Planer, Architekten oder Künstler und<br />
eröffnen mit ihrem Bau sogar Archäologen<br />
unerwartete Möglichkeiten. Die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
präsentieren somit Kunst im öffentlichen Raum<br />
– quasi ein „Museum für jedermann“ – und<br />
wecken damit das Interesse und die Neugier so<br />
mancher Vorbeieilender. Das gestaltete Umfeld<br />
schafft eine angenehme Atmosphäre, in der<br />
sich die Fahrgäste wohl fühlen können.<br />
U-Bahn-Stationsgestaltung<br />
Ein durchdachtes Architektur-Corporate-Design,<br />
das sowohl Form als auch Funktion berücksichtigt,<br />
führt zur ganzheitlichen Gestaltung<br />
der Stationen im <strong>Wiener</strong> U-Bahn-Netz.<br />
Die ganzheitliche Gestaltung baut auf dem<br />
Linienimage auf. Eine U-Bahn-Linie soll für den<br />
Kunden als kontinuierliches Bauwerk erlebbar<br />
sein. Dies wird durch eine einheitliche Kennfarbe<br />
für die jeweilige Linie sowie durch gleiche<br />
Gestaltungs- und Ausstattungselemente<br />
erreicht.<br />
Einheitliches Leit- und Informationssystem<br />
für mehr Sicherheit<br />
Ein leicht erfassbares einheitliches Leit- und<br />
Informationssystem ist Standard bei allen<br />
U-Bahn-Stationen der <strong>Wiener</strong> Linien. Das subjektive<br />
Sicherheitsgefühl des Fahrgastes zu<br />
heben ist bei jeder U-Bahn eines der wichtigsten<br />
Ziele der Innenraumgestaltung. Transparente<br />
Stationseingänge, verglaste und daher jederzeit<br />
einsehbare Liftanlagen, helle Wandverkleidungen<br />
und gut einsehbare Gänge mit heller, gleichmäßiger<br />
Beleuchtung sowie optimal ausgeleuchtete,<br />
nach oben offene Stiegenhäuser sind<br />
nur einige der Mittel, die dazu beitragen, dass<br />
sich die Fahrgäste sicher fühlen.<br />
Durch den bewusst hell gehaltenen Fahrgastbereich<br />
wird das subjektive Sicherheitsgefühl<br />
der Fahrgäste deutlich angehoben. Demgegenüber<br />
soll der rohe, dunkle, unnahbare Gleisbereich<br />
Gefahr vermitteln („<strong>Wiener</strong> System“). Um ein<br />
dauerhaft einladendes, gepflegtes Erscheinungsbild<br />
zu erhalten, werden stabile, erhaltungsfreundliche<br />
und weitgehend vandalensichere<br />
Produkte eingesetzt. Die entsprechende Ausstattung<br />
soll einerseits die Verschmutzung auf<br />
ein Minimum reduzieren, andererseits sollen<br />
die gewählten Materialien und Oberflächen die<br />
Reinigung erleichtern. Die Verwendung von<br />
qualitativ hochwertigen Materialien senken die<br />
Folgekosten bei der Erhaltung. Die <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
ist dadurch für viele Jahrzehnte gesichert.<br />
Kunst in der U-Bahn<br />
Unter den mehr als 200 Millionenstädten der<br />
Welt gehört Wien sicherlich zu den Kulturmetropolen.<br />
Das belegen einzigartige Museen,<br />
Theater, Musik- und Kulturveranstaltungen,<br />
aber auch die <strong>Wiener</strong> U-Bahn. Denn bei der<br />
Gestaltung der Stationen haben sich die <strong>Wiener</strong><br />
Linien, ihrem kommunalpolitischen Auftrag<br />
entsprechend, auch in den Kultur- und Sozialprozess<br />
Wiens eingebracht – als wichtiger<br />
Impulsgeber für Kunst im öffentlichen Raum.<br />
Und speziell die Linien U2 und U3 sind diesbezüglich<br />
einzigartig – dank unzähliger, beim<br />
U-Bahn-Bau freigelegter und in die Stationen<br />
integrierter historischer Artefakte (Virgilkapelle<br />
am Stephansplatz, alte Stadtmauer am Stubentor,<br />
Renaissance am Schwedenplatz, Römerzeit<br />
in der Rochusgasse u. v. m.) sowie der Werke<br />
anerkannter zeitgenössischer Künstler, die<br />
sich hier mit der Zeit, der Gesellschaft und der<br />
Mobilität des 21. Jahrhunderts auseinandergesetzt<br />
haben.<br />
40
Ein Aufzug für jeden Bahnsteig<br />
Mittlerweile ist jede U-Bahn-Station mit zumindest<br />
einem Lift ausgestattet (mit Ausnahme<br />
der Station Schottenring, die im Zuge der U2-<br />
Verlängerung entsprechend adaptiert wird).<br />
Damit wird vor allem für mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen, aber auch für alle anderen<br />
U-Bahn-Benützer eine Komfortverbesserung<br />
beim Auf- und Abgang erzielt.<br />
In den U-Bahn-Stationen des bestehenden<br />
Liniennetzes sind derzeit insgesamt 171 Personenaufzüge<br />
installiert.<br />
Adolf Frohners<br />
Kunstwand unter<br />
dem Europaplatz<br />
(U-Bahn-Station<br />
Westbahnhof) zeigt<br />
– in 55 Schritten –<br />
einen Weg durch die<br />
Entwicklung Europa<br />
(Bild links).<br />
Zugang für jedermann<br />
Niederflurfahrzeuge<br />
Bei der U-Bahn-Linien U1–U4 ist eine hundertprozentige<br />
Barrierefreiheit erreicht, ebenso auch<br />
bei der U6 durch den Einsatz von Mischzügen<br />
(d. h. jeder Zug hat einen Niederflurwagen).<br />
Niederflur-Anteil<br />
2003 2004 2005<br />
Gesamtbusflotte 77 % 84 % 89 %<br />
Straßenbahnzüge 27 % 34 % 38 %<br />
Barrierefreiheit<br />
„Menschen sind nicht behindert, sie werden<br />
behindert“ – ein Grundsatz, den sich auch die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien zu Herzen nehmen. Soziale Verantwortung<br />
bedeutet für die <strong>Wiener</strong> Linien vor<br />
allem barrierefreie Mobilität für alle – vom Kind<br />
über Eltern mit Kindern bis zu älteren und<br />
gebrechlichen Menschen. Ein besonderes Augenmerk<br />
gilt selbstverständlich Menschen, die in<br />
ihrer Hör- oder Sehkraft oder in ihren körperlichen<br />
Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt<br />
sind. Dass auch diese Kunden mit den <strong>Wiener</strong><br />
Linien flexibel und sicher unterwegs sein können,<br />
war und ist zentrale Motivation bei der Gestaltung<br />
der Wagen, Stationen und der Leit- und<br />
Orientierungssysteme. Die <strong>Wiener</strong> Linien arbeiten<br />
bereits seit vielen Jahren eng mit Selbsthilfeorganisationen<br />
zusammen. Gemeinsam mit den<br />
Betroffenen wurden eine Reihe von Systemen<br />
entwickelt (Klapprampen, Blindenleitsystem,<br />
Maßnahmen bei Fahrzeugneuentwicklungen<br />
wie ULF und neuer U-Bahn-Wagen), die sich<br />
bewährt haben. Diese enge Kooperation wird<br />
fortgesetzt, um so allen Menschen individuelle<br />
Mobilität zu ermöglichen.<br />
Aufstiegshilfen<br />
Aufzüge<br />
(U-Bahn und UStrab)<br />
2003 2004 2005<br />
187 192 192<br />
Fahrtreppen 334 333 331<br />
Der Rückgang erklärt sich aus dem Ersatz<br />
von Fahrtreppen durch Aufzüge.<br />
Klapprampen für Rollstuhlfahrer<br />
Durch Klapprampen in den neuen U-Bahn-<br />
Wagen (Fahrzeugtype T1 und V), in den Straßenbahnwagen<br />
ULF („ultra low floor“) und in den<br />
Niederflur-Linienbussen sowie durch die Errichtung<br />
von Haltestellenkaps für ein niveaugleiches<br />
Ein- und Aussteigen werden auch mobilitätseingeschränkten<br />
Menschen eine individuelle<br />
Mobilität und ein wichtiger Schritt in eine<br />
barrierefreie Zukunft ermöglicht.<br />
Niederflur<br />
auf allen Ebenen:<br />
Barrierefreiheit für<br />
mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen<br />
in Stationen und<br />
Fahrzeugen.<br />
41
Ein spezielles<br />
Leitsystem in den<br />
U-Bahn-Stationen<br />
hilft Blinden bei der<br />
Orientierung.<br />
Taktile<br />
Stationspläne in<br />
Brailleschrift sind<br />
eine wichtige<br />
Informationsquelle<br />
für Blinde und<br />
Sehbehinderte.<br />
Das Tarifangebot<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien ist<br />
umfangreich und<br />
sozial verträglich.<br />
Blindenleitsystem<br />
Es entspricht der Zielsetzung des Pre-On-Post-<br />
Trip-Informationssystems (POPTIS), im Interesse<br />
der blinden und schwer sehbehinderten Verkehrsteilnehmer<br />
gemeinsam mit Experten ein effizientes<br />
Verkehrs- und Reiseinformationssystem<br />
zu entwickeln, das eine bessere Nutzung der<br />
bereits vorhandenen Infrastruktur- und Orientierungshilfen<br />
gewährleisten soll.<br />
POPTIS steht zur Verkehrserziehung Jugendlicher,<br />
zur Ausbildung spät erblindeter Menschen, als<br />
Richtlinie für Mobilitätstrainer, als Wegbegleiter<br />
und Erinnerungshilfe allen Nutzern jederzeit zur<br />
Verfügung. In der Pre-Trip-Funktion über Internet<br />
ist POPTIS am Computer ein für die Reisevorbereitung<br />
wichtiger Ratgeber. In der On-Trip-Funktion<br />
kann man sich jede beliebige Information<br />
über ein Mobiltelefon in Erinnerung rufen. In der<br />
Post-Trip-Funktion kann man jeden persönlich<br />
erprobten Weg aus dem Baukasten auf ein<br />
eigenes zur Verfügung stehendes Trägerelement<br />
zur Erinnerung abspeichern.<br />
Mobilitätstrainer können mit POPTIS Trainingseinheiten<br />
für Sehbehinderte erstellen. Ausgangspunkt<br />
ist das taktile Stationsleitsystem für blinde<br />
und schwer sehbehinderte Menschen sowie das<br />
im Zuge des unter dem Projektstitel POPTIS 1<br />
erarbeitete akustische Orientierungssystem für<br />
die Linie U3.<br />
Die Gehwegbeschreibungen der U3-Stationen<br />
haben bei allen betroffenen Fahrgästen zu einer<br />
positiven Resonanz geführt. Die logische Forderung<br />
nach der Weiterentwicklung und dem Ausbau<br />
des Projekts auf das gesamte U-Bahn-Netz<br />
wurde inzwischen an die <strong>Wiener</strong> Linien herangetragen<br />
und soll im Zuge des Folgeprojekts<br />
POPTIS 2 bis 2008 realisiert werden.<br />
IG Blickkontakt<br />
Eine wichtige Stütze für Blinde und Sehbehinderte<br />
stellt auch das gemeinsam mit der Interessengemeinschaft<br />
„Blickkontakt“ entwickelte<br />
Infopaket, das Tonkassetten, taktile Stationspläne<br />
und Informationsmaterial in Brailleschrift<br />
beinhaltet, dar.<br />
Informationsveranstaltungen<br />
Erreichbar zu sein ist noch nicht genug, es wird<br />
auch immer wichtiger, die Kunden zu erreichen,<br />
auf die Kunden zuzugehen. Neben den klassischen<br />
Messeauftritten auf Seniorenmessen<br />
wurde in den letzten Jahren die Präsenz auf<br />
Publikumsveranstaltungen intensiviert. Dazu<br />
gehören Spezialmessen für mobiltätseinge-<br />
42
schränkte Personen, Veranstaltungen in den<br />
Bezirken sowie Leistungsschauen und Informationsveranstaltungen<br />
in Seniorenheimen. Dabei<br />
werden sicherheitsrelevante Informationen<br />
leicht verständlich aufbereitet und vermittelt.<br />
In einer der Altersgruppe entsprechenden Form<br />
erfahren die Kunden die für sie wichtigsten<br />
Inhalte.<br />
kann man mit einem einzigen Fahrausweis auf<br />
jeder beliebigen Strecke innerhalb des Verbundbereichs<br />
(z. B. von der ungarischen Grenze bis<br />
St. Pölten oder vom Waldviertel zum Neusiedler<br />
See) unterwegs sein. Für alle Verbundlinien gilt<br />
der gleiche Tarif.<br />
Sicherheit<br />
Tarifpolitik<br />
Sozial verträglich – value for money<br />
Mobilitätserfüllung mit sozialer Verantwortung<br />
beginnt für die <strong>Wiener</strong> Linien und die Stadt<br />
Wien als deren Auftraggeber mit sozial verträglichen<br />
Tarifen. Den Wünschen vor allem der<br />
jüngeren Fahrgäste sowie der Zeitkartenbesitzer<br />
entsprechend, wurde der Extratarif für die<br />
NightLine aufgelöst.<br />
Das Tarifangebot<br />
Nach wie vor ist man auch im internationalen<br />
Vergleich mit den <strong>Wiener</strong> Linien besonders<br />
günstig unterwegs. Insbesondere die Zeitkarten<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien sind im Verhältnis zur gebotenen<br />
Leistung stark begünstigt. Mit einer<br />
Wochen-, Monats- oder Jahreskarte steht dem<br />
Fahrgast ein Streckennetz (= Linienlänge) von<br />
931 Kilometer und 4.385 Haltestellen bzw.<br />
Stationen zur Verfügung. 94 % aller Fahrgäste<br />
machen daher vom Zeitkartenangebot der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien Gebrauch.<br />
Soziale Verantwortung heißt aber auch individuelles<br />
Angebot für jeden Bedarf: Bei den<br />
<strong>Wiener</strong> Linien gibt es daher ein umfangreiches<br />
Tarifangebot – vom Halbpreisfahrschein für<br />
Kurzstrecken über die <strong>Wiener</strong> Einkaufskarte,<br />
„24 Stunden“- bzw. „72 Stunden“-Wien-Karte<br />
oder 8-Tage-Karte für Gelegenheitsnutzer bis<br />
zur Wochen- und Monatskarte für Regelmäßigfahrer<br />
und zur Jahreskarte für Vielfahrer. Dazu<br />
kommen Vergünstigungen und Spezialtarife für<br />
besondere Kundengruppen wie Grundwehrdiener,<br />
Kinder, Senioren, Schüler und Studenten.<br />
Und auf immer mehr Eintrittskarten für Kulturund<br />
Sportveranstaltungen in Wien findet sich<br />
der Hinweis „Gilt als Fahrschein in Wien“. Diese<br />
Eintrittskarten können ab zwei Stunden vor und<br />
bis zu sechs Stunden nach Beginn des Events<br />
als Netzkarte in ganz Wien verwendet werden.<br />
Ein durchschaubares Tarifsystem<br />
Durch die Zusammenarbeit aller wichtigen<br />
Nahverkehrsunternehmen von Wien und Umgebung<br />
im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR)<br />
Das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
ist die sicherste Art der Fortbewegung in Wien.<br />
Die konsequente Weiterentwicklung der Sicherheitsvorkehrungen<br />
gewährleistet auch in<br />
Zukunft einen hohen Sicherheitsstandard.<br />
Zu den Sicherheitsstandards gehören beispielsweise:<br />
• die laufende Wartung aller Fahrzeuge, Gleisanlagen,<br />
Rolltreppen, Anlagen der Sicherheitstechnik<br />
und der Stromversorgung,<br />
• Instandhaltung des Wagenparks in den<br />
eigenen Werkstätten,<br />
• Einsatz der modernsten Technik wie z. B. ULF<br />
und V-Wagen,<br />
• automatische Fahr- und Bremsregelung der<br />
U-Bahn für eine sichere Abfertigung des Zuges<br />
in der Station,<br />
• Sicherheitsinseln mit Notruf sowie Feuerlöscher<br />
und Zugnotstopp-Einrichtung auf<br />
allen U-Bahn-Bahnsteigen,<br />
• sicherer Zugverkehr auf allen Strecken dank<br />
der zentralen Leitstelle, durch die das Verkehrsgeschehen<br />
im <strong>Wiener</strong> U-Bahn-Netz jederzeit<br />
überschaubar ist,<br />
• bauliche Planung im U-Bahn-Bereich: kurze,<br />
möglichst gerade Wegführung, ausreichende<br />
Beleuchtung, transparente Lifte und breite<br />
Bahnsteige, klare Beschilderung und Farbleitsysteme,<br />
Brandmeldeanlagen, Brandrauchentlüftung<br />
und für den Notfall ausreichende<br />
Fluchtwege.<br />
Sicherheitseinrichtungen<br />
mit Notruf, Zugnotstopp-Einrichtung<br />
und Feuerlöscher<br />
gibt es auf allen<br />
U-Bahn-Bahnsteigen.<br />
43
Das „Help U“-Team<br />
dient Fahrgästen<br />
und Passanten<br />
in der Hauptpassage<br />
Karlsplatz als<br />
kompetente<br />
Ansprechstelle in<br />
Problemsituationen.<br />
Unfallstatistik<br />
Im Jahr 2005 ereignete sich bei der U-Bahn pro<br />
rund 205.000 beförderter Personen ein Unfall,<br />
bei der Straßenbahn pro ca. 75.000, und beim<br />
Autobus kam es pro rund 52.000 Fahrgästen<br />
zu einem Unfall (erfasst wurden Niederstoßen,<br />
Zusammenstöße sowie sonstige Unfälle mit<br />
Verletzten.)<br />
Gewerbliche Nutzung von Raumkubaturen<br />
Menschen fühlen sich im Allgemeinen an Orten<br />
sicher, an denen sie aus ihrer subjektiven Wahrnehmung<br />
heraus nicht allein sind. Um dieses<br />
Gefühl der Sicherheit in den U-Bahn-Stationen<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien zu fördern, ist es zielführend,<br />
Geschäftslokale in den Stationsgebäuden zu<br />
errichten, die naturgemäß Menschen anziehen.<br />
Aufgrund der Tatsache, dass man in den<br />
Geschäften erkennen kann, was außen geschieht<br />
(und umgekehrt), ist eine gewisse „soziale Überwachung“<br />
gegeben. Die <strong>Wiener</strong> Linien versuchen<br />
daher, die Raumkubaturen in den U-Bahn-<br />
Stationen bestmöglich zu nützen, indem auch<br />
entsprechende Geschäftsflächen in dafür geeigneten<br />
Stationen eingerichtet bzw. vermietet<br />
werden. Vielerorts wird dadurch die vorhandene<br />
Nahversorgung mit Kaufangeboten des täglichen<br />
Bedarfs noch zusätzlich verbessert.<br />
Für Sicherheit sorgen<br />
Der öffentliche Raum ist für alle zugänglich,<br />
demnach auch für sozial desintegrierte Randgruppen.<br />
Daraus ergeben sich vielfältige Probleme,<br />
die das Wohlbefinden und das Sicherheitsgefühl<br />
aller Menschen, die städtische Ballungsräume<br />
frequentieren, beeinträchtigen. Gegen Fahrgäste<br />
und Passanten, deren Verhalten anderen gegenüber<br />
belästigend oder sogar gefährdend ist,<br />
können Maßnahmen lt. Beförderungsbedingungen<br />
ergriffen werden.<br />
Außerhalb jener Bereiche, in denen die Beförderungsbedingungen<br />
gelten, befinden sich vereinzelt<br />
Passagen, die als öffentliche Durchgänge<br />
gewidmet und als solche auch außerhalb der<br />
Betriebszeiten zugänglich sind. Hier sind die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien ganz besonders auf die Mithilfe<br />
der Exekutive angewiesen.<br />
Um den gestiegenen Anforderungen der Fahrgäste<br />
in Zukunft noch besser gerecht werden<br />
zu können, werden auch neue Wege beschritten,<br />
beispielsweise zwei Projekte in Zusammenarbeit<br />
mit dem Fond Soziales Wien:<br />
Streetworker<br />
Im Bereich der Westpassage Karlsplatz wird eine<br />
neue, größere Station für die „Streetworker“<br />
errichtet. Der Stützpunkt wird entsprechende<br />
Räumlichkeiten für die Betreuung der Drogenabhängigen<br />
und zeitgemäße Aufenthaltsräume<br />
für das Betreuungsteam aufweisen.<br />
„Help U“<br />
In der Hauptpassage Karlsplatz wird ein „Help U“-<br />
Stützpunkt errichtet. Das Team dieses Stützpunkts<br />
setzt sich aus Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern der <strong>Wiener</strong> Linien und des Fonds<br />
Soziales Wien zusammen, soll als kompetente<br />
Ansprechstelle für Fahrgäste und Passanten<br />
dienen, diese in schwierigen Situationen unterstützen<br />
und kurzfristig allfällige Missstände<br />
beseitigen. Zu seinen Aufgaben zählen u. a.<br />
Troubleshooting, Krisenintervention in Notfällen,<br />
Fördern der friedliche Koexistenz, Erste-Hilfe-<br />
Leistung und gegebenenfalls auch das Hinzuziehen<br />
zuständiger Spezialisten von Polizei,<br />
Rettung oder sozialen Einrichtungen. Sozial<br />
desintegrierten Menschen soll angemessenes<br />
Verhalten im öffentlichen Raum kommuniziert<br />
werden.<br />
Durch beide Maßnahmen erhoffen sich die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien eine spürbare Verbesserung der<br />
Sicherheit und des subjektiven Sicherheitsgefühls<br />
ihrer Kunden, ohne dabei den sozialen<br />
Aspekt außer Acht zu lassen.<br />
BEST-Studie 2005<br />
Wie bereits in den Jahren zuvor wurden auch<br />
2005 wieder 1.000 Fahrgäste aus Wien und<br />
Umgebung für die BEST-Studie (Benchmarking<br />
in European Service of Public Transport) telefonisch<br />
befragt.<br />
Gleichartige Studien wurden auch in Barcelona,<br />
Kopenhagen, Helsinki, Oslo, Stockholm, Genf,<br />
Prag und Berlin durchgeführt. Wien weist im<br />
Städtevergleich in allen Kategorien überdurchschnittlich<br />
gute Werte auf.<br />
44
Die allgemeine Zufriedenheit mit dem ÖPNV<br />
lag während des gesamten Projektzeitraums<br />
konstant auf sehr hohem Niveau. Besonders<br />
herausragend waren die Ergebnisse für den<br />
Bereich persönliche Sicherheit. Hier konnte Wien<br />
in allen fünf Teilnahmejahren den Bestwert<br />
erzielen. Beim Thema Sicherheit bzw. Sicherheitsgefühl<br />
liegen die <strong>Wiener</strong> Linien im europäischen<br />
Städtevergleich auf Platz 1, ebenso, was die<br />
Loyalität der Kunden betrifft.<br />
Einsatzübung als Sicherheitstest<br />
Die Unterbrechung des regulären Betriebs der<br />
U2 im Zuge von Erweiterungsarbeiten wurde<br />
dazu genutzt, eine groß angelegte Einsatzübung<br />
durchzuführen und die Sicherheitseinrichtungen,<br />
die Maßnahmen im „Katastrophenfall“ und die<br />
Zusammenarbeit der Einsatzkräfte in einem<br />
möglichst realistischen Szenario auf ihre Effizienz<br />
hin zu testen. Im Mittelpunkt der Übung standen<br />
die Sicherheitseinrichtungen der neuen U-Bahn-<br />
Garnituren. Sowohl die <strong>Wiener</strong> Linien als auch<br />
die Einsatzkräfte waren mit dem Ergebnis der<br />
Übung zufrieden.<br />
Testbetrieb für Videoüberwachung<br />
Für die Videoüberwachung in den U-Bahn-Zügen<br />
und den Straßenbahngarnituren starteten die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien im August 2005 einen einjährigen,<br />
von der Datenschutzkommission genehmigten<br />
Testbetrieb. Mit Kameras ausgestattet wurden<br />
der Prototyp des neuen U-Bahn-Wagens<br />
(V-Wagen), ein Doppeltriebwagen eines herkömmlichen<br />
„Silberpfeils“ sowie zwei Straßenbahn-Beiwagen.<br />
Läuft der Test erfolgreich, werden Schritt für<br />
Schritt weitere U-Bahn-Züge und Straßenbahnen<br />
mit Kameras bestückt sowie entsprechende<br />
Aufzeichnungsmöglichkeiten geschaffen.<br />
Neben der Videoüberwachung in den U-Bahn-<br />
Fahrzeugen liefern derzeit rund 1.000 Videokameras<br />
Livebilder von den Bahnsteigen, Gängen<br />
und Rolltreppen auf die Monitore der Stationsüberwachung<br />
und der zentralen Leitstelle.<br />
Schulung der Mitarbeiter/-innen<br />
Wesentliches Augenmerk wird außerdem auf<br />
eine intensive und umfangreiche Schulung der<br />
Mitarbeiter/-innen gelegt, die sich nicht nur auf<br />
die technische Ausbildung und das Fahrtraining<br />
beschränkt, sondern auch Verantwortungsbewusstsein<br />
und Serviceorientierung der Fahrer/-<br />
innen fördert. Immerhin trägt ein Autobuslenker<br />
die Verantwortung für die sichere Beförderung<br />
von bis zu 120 Fahrgästen, ein Straßenbahnfahrer<br />
für bis zu 200 und ein U-Bahn-Fahrer sogar für<br />
mehr als 800 Fahrgäste.<br />
Neben der Fahrer- und Lenkerausbildung werden<br />
die Fahrdienst-Mitarbeiter/-innen auch psychologisch<br />
geschult, so zum Beispiel in Kursen zur<br />
Stressvermeidung. Aber auch Persönlichkeitstraining,<br />
Sprachkurse und Ausbildungen in<br />
Sprechtechnik sowie Schulungen zu Konfliktmanagement<br />
zählen zum laufenden Weiterbildungsprogramm<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien.<br />
Rund 1.000 Videokameras<br />
liefern<br />
Livebilder von den<br />
Bahnsteigen, Gängen<br />
und Rolltreppen<br />
auf die Monitore<br />
der Stationsüberwachung<br />
(Bild oben) und der<br />
zentralen Leitstelle<br />
(unten).<br />
45
Fahrlehrer fahren Straßenbahn<br />
Schienengebundene Verkehrsmittel können in<br />
einer Gefahrensituation aus der Natur der Sache<br />
nicht so flexibel reagieren, wie dies Fußgängern,<br />
Radfahrern oder Autofahrern möglich ist.<br />
Deshalb erhalten Wiens Fahrlehrer die Gelegenheit,<br />
bei einem Fahrkurs mit einer <strong>Wiener</strong><br />
Schulungsstraßenbahn Erfahrungen für ihren<br />
Unterricht mit den zukünftigen motorisierten<br />
Verkehrsteilnehmern zu sammeln. In Begleitung<br />
von erfahrenen Tramwayfahrern dürfen sie<br />
selbst eine Straßenbahn durch Wiens Straßen<br />
steuern und können dabei die Eigenheiten eines<br />
Schienenfahrzeugs kennen lernen.<br />
Diese Verkehrssicherheitsaktion soll das wechselseitige<br />
Verständnis zwischen Autolenkern und<br />
Straßenbahnfahrern verstärken, die Stärken und<br />
Schwächen des anderen sollen im Bewusstsein<br />
verankert werden.<br />
Seit dem Start der Aktion Ende Oktober 2004<br />
haben mehr als 150 <strong>Wiener</strong> Fahrschullehrer in<br />
Kleingruppen an derartigen Kursen teilgenommen.<br />
Die Sicherheitsführungen<br />
in den<br />
U-Bahn-Stationen<br />
werden von Schulklassen<br />
und Kindergartengruppen<br />
gern in Anspruch<br />
genommen (Bild<br />
oben).<br />
Wiens Fahrlehrer<br />
haben die Gelegenheit,<br />
die Eigenheiten<br />
eines Schienenfahrzeugs<br />
kennen zu<br />
lernen (unteres Bild).<br />
Verkehrssicherheitsveranstaltungen für Kinder<br />
Seit Jänner 2002 gibt es U-Bahn-Sicherheitsführungen<br />
für Schüler/-innen, Kindergartenkinder<br />
und Pädagogen. Bis Ende 2005 haben in bereits<br />
1.374 Sicherheitsführungen rund 27.500 Kinder<br />
praktische Tipps für das richtige und sichere<br />
Verhalten in den <strong>Wiener</strong> U-Bahn-Stationen<br />
erhalten.<br />
Aber auch die erwachsenen Fahrgäste werden<br />
in Sicherheit unterrichtet. Neben entsprechenden<br />
Informationen in den Stationen und leicht verständlich<br />
aufbereiteten Sicherheitsbroschüren<br />
gehören regelmäßig durchgeführte Informationsveranstaltungen<br />
etwa in Seniorenheimen zum<br />
Sicherheitsservice der <strong>Wiener</strong> Linien.<br />
Fahrgastbeirat: Alltagsexperten als Sprachrohr<br />
Im März 2004 wurde der Fahrgastbeirat der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien installiert. Er ist als beratendes<br />
Organ unabhängig von den <strong>Wiener</strong> Linien tätig,<br />
greift selbständig Themen auf bzw. sammelt<br />
Ideen, die von den Fahrgästen kommen, um sie<br />
gemeinsam mit den <strong>Wiener</strong> Linien und der<br />
Stadtverwaltung umzusetzen. Die Fahrgastbeiräte<br />
ergänzen somit die betriebliche Sicht<br />
des Unternehmens durch die Wahrnehmung<br />
der Nutzer, die in ihrer Gesamtheit die <strong>Wiener</strong><br />
Linien täglich erleben. Für die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
bietet sich dabei die Gelegenheit, mit Kunden<br />
intensiv in Kontakt zu treten.<br />
Der Fahrgastbeirat besteht aus 16 Personen, die<br />
mit Hilfe eines externen Beratungsbüros aus<br />
mehr als 600 Bewerberinnen und Bewerbern<br />
ausgewählt wurden. Es wurde darauf geachtet,<br />
dass alle sozialen Gruppen möglichst paritätisch<br />
vertreten sind. Den Vorsitz führt Univ.-Prof.<br />
Dipl.-Ing. Dr. Hermann Knoflacher, der das<br />
Gremium auch nach außen vertritt. An den<br />
Sitzungen nimmt zumindest ein Geschäftsführer<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien teil. In der relativ kurzen<br />
Zeit der bisherigen Tätigkeit des Fahrgastbeirats<br />
konnten bereits einige konkrete Maßnahmen<br />
in Angriff genommen werden:<br />
• Das Budget für ein verbessertes Informationssystem,<br />
insbesondere an den Umsteigehalte-<br />
46
stellen, wurde gezielt umgeschichtet, um die<br />
Fahrplananzeige nicht nur zu verbessern und<br />
zu erweitern, sondern auch Vorinformationen<br />
schon beim Zugang zu den Bahnsteigen zu<br />
erhalten.<br />
• Die Abfallkübel, die am Haltestellenständer<br />
direkt unter der Fahrplantafel angebracht sind,<br />
werden an „angenehmeren“ Stellen positioniert.<br />
• „Sauberkeitskampagnen“ verschiedener Art<br />
wurden angeregt. Eine derartige Kampagne ist<br />
in Zusammenarbeit mit der U-Bahn-Zeitung<br />
bereits erfolgreich durchgeführt worden.<br />
• Der Wunsch nach schnelleren und besseren<br />
Durchsagen bei Betriebsstörungen wurde in die<br />
Tat umgesetzt.<br />
• Neben den unmittelbaren und lokalen Themen<br />
informiert sich der Fahrgastbeirat laufend nicht<br />
nur über die Planungen der <strong>Wiener</strong> Linien,<br />
sondern auch über jene der Stadt Wien und lädt<br />
zu diesem Zweck sowohl die für den Verkehr<br />
zuständigen Politiker der verschiedenen Parteien<br />
als auch Fachleute der Stadt Wien, die mit dem<br />
öffentlichen Verkehr zu tun haben, ein.<br />
Schwächen und Chancen<br />
Kommunikation bei Störungen<br />
Am Verhalten und der entsprechenden Reaktion<br />
eines Verkehrsbetriebs bei Auftreten einer<br />
Störung tritt die Problemlösungskompetenz<br />
der Organisation und das Engagement der<br />
Mitarbeiter/-innen deutlich zutage. Einer der<br />
wichtigsten Punkte ist hierbei eine gute, möglichst<br />
punktgenaue Fahrgastinformation.<br />
Die Organisation der Störungsbehebung erfolgt<br />
in den diversen Leitstellen und Zentralen.<br />
Ein Verbesserungspotenzial liegt darin, die<br />
Information über die zentral geplanten Abläufe<br />
noch schneller an die Mitarbeiter/-innen mit<br />
direktem Kundenkontakt (Fahrpersonal,<br />
Stationsaufsichten) zu bringen, um diese dann<br />
in persönlichen Kontakten an die Kunden weitergeben<br />
zu können. Schulungen und Bewusstseinsbildungsmaßnahmen<br />
sollen dazu beitragen, die<br />
Kommunikation in diesem Bereich noch zusätzlich<br />
zu verbessern.<br />
Persönlicher Kundenkontakt<br />
Das Auftreten des Fahrpersonals gegenüber<br />
den Kunden kann durchaus als „gut“ eingestuft<br />
werden. Eine repräsentative Studie hat ergeben,<br />
dass 85 % der Mitarbeiter/-innen im direkten<br />
Kundenkontakt („face to face“) freundlich oder<br />
zumindest sachlich neutral reagieren.<br />
Trotz dieses Ergebnisses gilt es, den Kundendienstgedanken<br />
noch mehr als bisher zu verankern,<br />
denn die <strong>Wiener</strong> Linien wollen als Dienstleister<br />
weltweit zu den Besten gehören. Dementsprechend<br />
werden die Mitarbeiter/-innen noch<br />
intensiver unterstützt, diesbezügliche Verbesserungspotenziale<br />
zu nutzen. Betroffene Mitarbeiter/-innen<br />
sind nicht nur Fahrer/-innen<br />
und Lenker/-innen, sondern auch Stationswarte,<br />
Fahrscheinkontrollore und Mitarbeiter/-innen<br />
im Vorverkauf sowie im Kundendienst.<br />
Den Kunden der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien dient<br />
der Fahrgastbeirat<br />
als Sprachrohr.<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hermann Knoflacher,<br />
Technische Universität Wien, Vorsitzender des Fahrgastbeirats<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
„Die Fahrgäste der <strong>Wiener</strong> Linien sind Fußgeher, Radfahrer und gehören<br />
damit zum Umweltverbund der Verkehrsteilnehmer, jener nachhaltigen<br />
Mobilitätsform, die die Zukunft der Städte bestimmen wird.<br />
Die Forderungen des Fahrgastbeirats, Finanzmittel für den Straßenausbau<br />
in Wien zu stoppen und diese Beträge für die Optimierung des<br />
öffentlichen Verkehrs einzusetzen, sind daher Forderungen im Interesse<br />
der <strong>Nachhaltigkeit</strong> der Stadt Wien, die nicht zuletzt deshalb ihren<br />
Spitzenplatz im internationalen Wettbewerb in Bezug auf die Lebensqualität<br />
der Bevölkerung einnimmt.“<br />
47
Der Fahrer bzw.<br />
die Fahrerin eines<br />
U-Bahn-Zuges trägt<br />
Verantwortung<br />
für mehr als<br />
800 Fahrgäste.<br />
Menschen bewegen Menschen<br />
1) Bei den zugewiesenen<br />
Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern<br />
handelt<br />
es sich um die nach<br />
dem <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong>-Zuweisungsgesetz<br />
den <strong>Wiener</strong><br />
Linien zur Dienstleistung<br />
zugewiesenen<br />
Bediensteten<br />
der Gemeinde Wien<br />
(exkl. Karenzierte<br />
und Zivil-/Präsenzdiener).<br />
2) Kollektivvertragsmitarbeiter/-innen<br />
(exkl. Karenzierte<br />
und Zivil-/Präsenzdiener)<br />
3) inkl. Lehrlinge<br />
*) Anzahl der Teilzeitbeschäftigten<br />
an<br />
der Gesamtzahl der<br />
Mitarbeiter/-innen<br />
exkl. Karenzierte<br />
und Zivil- und<br />
Präsenzdiener<br />
Jede einzelne Mitarbeiterin, jeder einzelne Mitarbeiter<br />
trägt mit seiner Arbeit zur <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
des Unternehmens und des öffentlichen<br />
Verkehrs bei. Das Unternehmen vertraut den<br />
Fähigkeiten, der Motivation und der Flexibilität<br />
seiner Mitarbeiter/-innen, Höchstleistungen zu<br />
erbringen und will dazu bestmögliche Arbeitsbedingungen<br />
und Entwicklungschancen bieten.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien als Arbeitgeber<br />
Erfolgsfaktor Mitarbeiter/-innen<br />
Neben ihrer Funktion als Dienstleister der Stadt<br />
und ihrer Bewohner/-innen sind die <strong>Wiener</strong><br />
Linien auch ein wichtiger Arbeitgeber. Rund<br />
8.000 Menschen haben hier einen sicheren<br />
Arbeitsplatz und tragen durch ihr Engagement<br />
sowohl zum wirtschaftlichen Erfolg als auch<br />
zum guten Ruf des Unternehmens bei. Die<br />
überwiegende Zahl ist im Verkehr und im technischen<br />
Dienst beschäftigt.<br />
Durch umfangreiche und zielgruppenorientierte<br />
Bildungsangebote ist gewährleistet, dass die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien auch in Zukunft ein attraktiver<br />
Arbeitgeber für topqualifizierte Mitarbeiter/-<br />
innen sind.<br />
Ist-Personalstand zum 31. 12.<br />
Vollzeitäquivalent zum 31. 12.<br />
Durchschnittliche Teilzeitquote*<br />
2003 2004 2005<br />
Zugewiesene 1 7.618 7.271 6.944<br />
KV 2 536 756 928<br />
Gesamt 3 8.278 8.171 8.027<br />
2003 2004 2005<br />
Zugewiesene 1 7.583 7.231 6.905<br />
KV 2 532 756 926<br />
Gesamt 3 8.239 8.131 7.986<br />
Ø 2003 Ø 2004 Ø 2005<br />
1,07 % 1,06 % 1,25 %<br />
Durchschnittsdauer der Dienstzugehörigkeit<br />
nach Jahren<br />
Ø 2003 Ø 2004 Ø 2005<br />
14,72 15,29 15,65<br />
Fluktuationsrate Kollektivvertragsmitarbeiter/-<br />
innen im Fahrdienst<br />
2003 2004 2005<br />
13,9 % 13,44 % 12,81 %<br />
48
Vom Pragmatikum zum Kollektivvertrag<br />
Die <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> und somit auch die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien haben in den letzten Jahren einige<br />
grundlegende Änderungen erfahren – weg von<br />
einer öffentlich rechtlichen Einrichtung, hin zu<br />
einer privatrechtlichen Unternehmensstruktur.<br />
So konnten im Jahr 2001 die Verhandlungen<br />
zum Kollektivvertrag zwischen der <strong>Wiener</strong><br />
<strong>Stadtwerke</strong> Holding AG und der Gewerkschaft<br />
der Gemeindebediensteten sowie den <strong>Wiener</strong><br />
Linien zu einem erfolgreichen Abschluss<br />
gebracht werden. Der ausverhandelte Kollektivvertrag<br />
sieht auch ein modernes und zukunftsorientiertes<br />
Leistungsbewertungssystem vor.<br />
Durch dieses System erhalten die Führungskräfte<br />
ein neues Instrument der Personalführung, mit<br />
dem leistungsgerechte Prämien ausgezahlt<br />
werden können. Weiters wurde ein Nachwuchskräfteprogramm<br />
entwickelt, das die Mitarbeiter/-innen<br />
auf ihre zukünftigen Aufgaben<br />
vorbereiten soll. Auch im Recruiting neuer Mitarbeiter/-innen<br />
werden schon seit einigen Jahren<br />
zeitgemäße Methoden wie etwa Potenzialeinschätzungstests<br />
eingesetzt. Das wesentliche<br />
Ziel der gesetzten Maßnahmen und Aktivitäten<br />
besteht in der Hebung der Motivation und<br />
Zufriedenheit der Mitarbeiter/-innen.<br />
MitarbeiterInnenbefragung<br />
Wie erfolgreich die <strong>Wiener</strong> Linien auch in Zukunft<br />
sein werden, hängt ganz entscheidend vom<br />
persönlichen Engagement jeder einzelnen Mitarbeiterin<br />
und jedes einzelnen Mitarbeiters ab.<br />
Motivierte Mitarbeiter/-innen tragen erheblich<br />
zu einer positiven Weiterentwicklung des Unternehmens<br />
bei.<br />
Um gezielt zu erfahren, wie zufrieden die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit<br />
sind und wie wohl sie sich in ihrem direkten<br />
Arbeitsumfeld fühlen, haben die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
im Jahr 2005 eine Befragung unter dem Motto<br />
„Unsere Zukunft – Gemeinsam ans Ziel“ durchgeführt.<br />
Denn nur, wenn der Arbeitgeber weiß,<br />
„wo der Schuh drückt“, können konkrete Maßnahmen<br />
gesetzt werden, um die Arbeitssituation<br />
für die Mitarbeiter/-innen gegebenenfalls<br />
zu verbessern.<br />
Die Ergebnisse und Anregungen werden im<br />
Unternehmen analysiert, wobei ein breiter<br />
Diskussionsprozess über Erfolgsfaktoren und<br />
Verbesserungsmöglichkeiten geführt wird.<br />
Die Maßnahmenkataloge werden dann sukzessive<br />
umgesetzt.<br />
Mit wiederkehrenden Befragungen sollen die<br />
Mitarbeiter/-innen die Möglichkeit erhalten,<br />
weiterhin aktiv ihre Meinungen und Vorschläge<br />
einzubringen, um dadurch einen Beitrag zur<br />
Entwicklung der <strong>Wiener</strong> Linien zu leisten.<br />
Angedacht sind Intervalle von ca. zwei Jahren.<br />
Mitarbeitervorschlagswesen<br />
Mit Beginn der Einführungsphase des neuen<br />
Qualitätsmanagementsystems wurde das<br />
bereits bestehende betriebliche Vorschlagswesen<br />
bei den <strong>Wiener</strong> Linien überarbeitet.<br />
Mitarbeitern steht nun ein sehr effektives<br />
Werkzeug zur Erhöhung des Qualitätsniveaus<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien zur Verfügung: das Mitarbeitervorschlagswesen.<br />
Mit diesem Instrument können Mitarbeiter/-<br />
innen in ihrem unmittelbaren Arbeitsbereich,<br />
aber auch unternehmensweit Verbesserungen<br />
erreichen, die letztendlich die von den Kunden<br />
wahrgenommene Dienstleistungsqualität<br />
wesentlich erhöht. Dabei ist es wichtig, dass<br />
alle Mitarbeiter/-innen von diesem Instrument<br />
Gebrauch machen, um die Zufriedenheit, Sicherheit<br />
und Effektivität in allen Bereichen der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien zu erhöhen.<br />
Im Jahr 2005 wurden insgesamt 263 Mitarbeitervorschläge<br />
(fast täglich einer!) eingereicht,<br />
wovon 98 umgesetzt wurden. Dies entspricht<br />
einem Umsetzungsgrad von 37,26 %. Besonders<br />
herausragende und Kosten optimierende bzw.<br />
Image fördernde Mitarbeitervorschläge werden<br />
prämiert.<br />
Infotafeln und Intranet<br />
Ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden<br />
Unternehmenskultur ist die Kommunikation<br />
und Information untereinander.<br />
Die neu geschaffenen Mitarbeiter/-innen-<br />
Informationstafeln sollen allen Mitarbeitern –<br />
vor allem in den Garagen, Bahnhöfen und<br />
Werkstätten – wichtige und interessante Inhalte<br />
näher bringen.<br />
Karl Kaiser,<br />
Zentralbetriebsratsvorsitzender der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
„Als Arbeitnehmervertreter liegt mir in Sachen <strong>Nachhaltigkeit</strong> vor allem<br />
das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Herzen. Damit der<br />
Unternehmensbestand nachhaltig gesichert wird und Arbeitsplätze<br />
erhalten werden, bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen der<br />
Geschäftsführung und dem Betriebsrat. Nur so können wir in solch<br />
turbulenten Zeiten wie jetzt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
Rückhalt bieten.“<br />
49
Im Abstand von vier Wochen stehen auf mittlerweile<br />
rund 80 Tafeln laufend neue Informationen<br />
für die Mitarbeiter/-innen bereit. Wesentliche<br />
Informationen des Unternehmens werden<br />
parallel dazu auch über das Intranet publiziert.<br />
Führungsgrundsätze<br />
Die Verankerung eines gemeinsamen Führungsverständnisses<br />
ist ein wesentlicher Baustein<br />
einer gut entwickelten Unternehmenskultur.<br />
Aus diesem Grund wurde in einem übergreifenden<br />
Projekt das Handbuch „Unsere Führungsgrundsätze“<br />
entwickelt. An der Entwicklung<br />
waren Führungskräfte der verschiedensten<br />
Ebenen, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beteiligt.<br />
Im Rahmen von Workshops haben rund 200<br />
Mitarbeiter/-innen der <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> ihre<br />
Führungserfahrungen eingebracht und gemeinsam<br />
Führungsgrundsätze für das Unternehmen<br />
erarbeitet. Die Ausgabe des Handbuches an die<br />
Führungskräfte der ersten Ebenen erfolgte im<br />
Jänner 2004.<br />
Natürlich ist es erforderlich, dass ein gemeinsames<br />
Führungsverständnis alle Führungskräfte<br />
eines Unternehmens umfasst. Daher haben die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien im Frühjahr 2005 mit der Durchführung<br />
von eintägigen Workshops begonnen,<br />
um die Implementierung der Führungsgrundsätze<br />
zu unterstützen. Die Teilnehmer/-innen<br />
setzten sich dabei intensiv mit der Thematik<br />
„Führen“ auseinander. Bis zum Ende des Jahres<br />
2005 haben 301 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit Führungsfunktionen (Werkmeister/-innen,<br />
Referatsleiter/-innen etc.) diese Workshops<br />
besucht.<br />
Gesundheit und Förderung<br />
Betriebliche Gesundheitsförderung<br />
Bei der Betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
handelt es sich um ein ganzheitliches Projekt<br />
nach den Kriterien der Luxemburger Deklaration.<br />
Die Zielgruppe besteht aus Fahrerinnen und<br />
Fahrern aus dem Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-<br />
Bereich und kann auf das Gesamtunternehmen<br />
Barbara Wehofschütz,<br />
erste Kfz-Mechanikerin bei den <strong>Wiener</strong> Linien<br />
„Ich habe von Beginn an weder Probleme mit der ‚harten‘ Arbeit, noch<br />
mit den männlichen Kollegen gehabt. Auch heute – ein Jahrzehnt später –<br />
würde ich, ohne lange überlegen zu müssen, wieder diesen Beruf<br />
erlernen. Er passt einfach zu mir, und ich möchte ihn bis zu meiner<br />
Pension ausüben.“<br />
einschließlich der Mitarbeiter/-innen aus dem<br />
Werkstätten- und Verwaltungsbereich ausgeweitet<br />
werden. Im März 2005 wurde am U-Bahn-<br />
Bahnhof Michelbeuern mit ca. 110 Fahrerinnen<br />
und Fahrern begonnen. Ziel ist es, gesundheitshemmende,<br />
gesundheitsstabilisierende sowie<br />
gesundheitsförderliche Aspekte auf bio-psychosozialer<br />
Ebene im Unternehmen zu identifizieren<br />
sowie durch geeignete Interventionsmaßnahmen<br />
zu thematisieren und im Sinne der <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
im Unternehmen langfristig im Rahmen<br />
eines Gesundheitsmanagements zu implementieren.<br />
Das Pilotprojekt wird zu 50 % vom Fonds<br />
Gesundes Österreich gefördert.<br />
Die Betriebskrankenkasse<br />
Die Betriebskrankenkasse der <strong>Wiener</strong> Verkehrsbetriebe<br />
wurde 1871 von den Mitarbeitern der<br />
zwei <strong>Wiener</strong> Tramwaygesellschaften gegründet.<br />
Mit Ausnahme des Zeitraums von 1939 bis 1945<br />
werden seither die Beiträge durch die Vertreter<br />
der Dienstnehmer und des Dienstgebers im<br />
Rahmen der gesetzlichen Vorschriften selbst<br />
verwaltet. Dem Grundgedanken der Einrichtung<br />
einer Betriebskrankenkasse entsprechend, sind<br />
die Leistungen und Einrichtungen der Kasse den<br />
Bedürfnissen der Beschäftigten angepasst. Der<br />
Versichertenstand der BKK beträgt derzeit rund<br />
22.000 (Aktive, Angehörige und Pensionisten).<br />
Die eigenen Einrichtungen umfassen die Zahnund<br />
Physikoambulatorien, das Labor, die interne<br />
Station, das Röntgenambulatorium und den<br />
kontrollärztlichen Bereich. Weiters steht den<br />
Versicherten ein Kurhaus in Bad Schallerbach<br />
zur Verfügung.<br />
Die Versicherten nehmen die Einrichtungen<br />
vermehrt in Anspruch, im Durchschnitt hat<br />
jeder BKK-Versicherte viermal pro Jahr Kontakt<br />
mit der BKK. Viele Mitarbeiter/-innen können<br />
von dem Angebot der Behandlungen in unmittelbarer<br />
Nähe ihres Arbeitsplatzes Gebrauch machen<br />
(Zahnambulatorium Brigittenau, zwei Ambulatorien<br />
in der Hauptwerkstätte Simmering).<br />
Die Verwaltungskosten werden von den <strong>Wiener</strong><br />
Linien übernommen. Die Selbstverwaltung<br />
gewährleistet, dass die Beiträge der Mitarbeiter/-innen<br />
den Versicherten zur Gänze in Form<br />
von Leistungen zugute kommen. Die Ambulatorien<br />
stehen sowohl den Versicherten der BKK<br />
als auch den Versicherten anderer Kassen zur<br />
Verfügung. Trotz starken Kostendrucks von<br />
außen ist die BKK weiterhin bemüht, den derzeitigen<br />
Leistungsstandard für die Versicherten<br />
zu erhalten.<br />
50
Der Kultur- und Sportverein<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien unterstützen zusammen mit<br />
der Mitarbeiter-/-innenvertretung den Kulturund<br />
Sportverein (KSV), dessen potenzielle Nutznießer<br />
die Mitarbeiter/-innen der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
(und auch jene, die sich bereits im Ruhestand<br />
befinden) mit ihren Angehörigen sind. Der KSV<br />
existiert (inklusive seiner Vorläuferformationen)<br />
bereits seit mehr als 100 Jahren und besteht<br />
mittlerweile aus 30 Kultur- und Sportsektionen,<br />
einem umfangreichen Urlaubsangebot sowie<br />
wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben wie das<br />
Hotelrestaurant Hochkogelhaus und das Straßenbahnerbad.<br />
Die Tätigkeit des Vereins ist nicht<br />
auf Gewinn ausgerichtet und in allen Belangen<br />
gemeinnützig im Sinne der Bundesabgabenordnung,<br />
wobei Zweck und Aufgabe des Vereins<br />
die Pflege und Förderung sämtlicher Bestrebungen<br />
von an geistiger, kultureller und sportlicher<br />
Betätigung interessierten Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern der <strong>Wiener</strong> Linien ist.<br />
Arbeitssicherheit<br />
Im Jahr 2005 wurden von den Unfallversicherungsträgern<br />
438 Unfallereignisse bei den<br />
<strong>Wiener</strong> Linien per Bescheid als Dienstunfall<br />
(d. h. Arbeits- und Wegunfall) anerkannt. Dies<br />
bedeutet eine Reduktion der Unfallzahlen im<br />
Vergleich zum Jahr 2004 um 16 %. Eine Reduktion<br />
in dieser Größenordnung ist auf eine intensive<br />
sicherheitstechnische Betreuung und eine<br />
genaue Unfallanalyse zurückzuführen sowie der<br />
Bereitschaft aller Mitarbeiter, Beratungs- und<br />
Verbesserungsvorschläge anzunehmen und<br />
umzusetzen. Wie auch in den Vorjahren hat sich<br />
2005 kein tödlicher Arbeitsunfall ereignet.<br />
Krankenstandsquote aufgrund von Unfällen<br />
im Dienst<br />
Ø 2003 Ø 2004 Ø 2005<br />
0,44 % 0,49 % 0,52 %<br />
Die Quote besagt, wie viel der Soll-Arbeitszeit<br />
(= vertragliche Nettoarbeitszeit abzgl. Jahresurlaubsanspruch)<br />
aufgrund von Dienstverhinderungen<br />
wegen Unfällen im Dienst ausfällt.<br />
Chancengleichheit<br />
Durchschnittlicher Anteil an Frauen<br />
Ø 2003 Ø 2004 Ø 2005<br />
manuell 1 7,86 % 7,80 % 7,86 %<br />
nicht manuell mit BB 2 22,32 % 22,89 % 23,1 %<br />
nicht manuell ohne BB 3 37,47 % 37,71 % 37,72 %<br />
Töchtertag: Der <strong>Wiener</strong> Töchtertag unterstützt<br />
Mädchen bei ihrer Berufsorientierung. Bei dieser<br />
Aktion der Stadt Wien, der <strong>Wiener</strong> Wirtschaftskammer<br />
und des Stadtschulrates soll den<br />
Mädchen Mut zu technischen, handwerklichen<br />
und naturwissenschaftlichen Ausbildungen<br />
gemacht werden. Am Töchtertag begleiten<br />
Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren ihre<br />
Eltern zur Arbeit, lernen dabei deren Arbeitsplatz<br />
kennen und erfahren, welche Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und Berufe es im Unternehmen<br />
gibt. Am 28. April 2005 besuchten insgesamt<br />
25 Töchter von Mitarbeiter/-innen die Hauptwerkstätte<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien in Simmering und<br />
konnten sich über die Tätigkeiten und Berufe<br />
vor Ort informieren.<br />
Durchschnittliche Anzahl an Mitarbeiter/-innen<br />
mit Behinderung 4<br />
Ø 2003 Ø 2004 Ø 2005<br />
114 128 139<br />
Herausforderung Arbeitszeit<br />
Die Anforderungen an einen öffentlichen Verkehrsdienstleister<br />
machen es notwendig, dass<br />
an jedem Tag in der Woche, teilweise sogar rund<br />
um die Uhr „die Räder rollen“. Da es dazu natürlich<br />
auch immer der Mitarbeiter/-innen bedarf,<br />
die den Betrieb am Laufen halten, ist es für<br />
diese erforderlich, eben auch am Wochenende,<br />
am Feiertag oder in der Nacht Dienst zu leisten.<br />
Gerade aber für neu aufgenommene Mitarbeiter/-innen,<br />
die das aufgrund ihres bisherigen<br />
Arbeitslebens nicht gewohnt waren, bedeuten<br />
diese Arbeitszeiten eine gravierende Umstellung<br />
ihrer Lebensgewohnheiten.<br />
Die Bedürfnisse der Mitarbeiter/-innen mit den<br />
Notwendigkeiten eines ÖPNV in Einklang zu<br />
bekommen, stellt eine große Herausforderung<br />
an die <strong>Wiener</strong> Linien dar.<br />
Als eine Initiative wurden Arbeitszeitmodelle<br />
mit so genannten „rollenden freien Tagen“ entwickelt,<br />
wodurch sich für die in so einem Modell<br />
Beschäftigten in regelmäßigen Abständen ein<br />
freies Wochenende ergibt. Daraus folgt aber im<br />
Gegenzug, dass Mitarbeiter/-innen, die bereits<br />
bisher jedes Wochenende frei hatten, auf diese<br />
Regelung – zumindest teilweise – wieder verzichten<br />
müssten.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien bemühen sich daher, vorrangig<br />
Personalabgänge für die Umstellung auf<br />
„rollende freie Tage“ zu nutzen, um Härten zu<br />
vermeiden.<br />
1) Frauen<br />
in manuellen<br />
Tätigkeiten<br />
2) Frauen in<br />
nicht manuellen<br />
Tätigkeiten (mit<br />
Betriebsbeamten)<br />
3) Frauen<br />
in nicht manuellen<br />
Tätigkeiten (ohne<br />
Betriebsbeamte)<br />
4) Begünstigt<br />
Behinderte im Sinne<br />
des Behinderteneinstellungsgesetzes<br />
51
Lehrlingsausbildung<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
bilden mehr Jugendliche<br />
aus, als sie für<br />
den Eigenbedarf<br />
benötigen.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind seit 1953 um eine qualitativ<br />
hochwertige Lehrlingsausbildung bemüht.<br />
Ziel der Lehrlingsausbildung ist einerseits,<br />
Jugendlichen eine fundierte, zukunftsorientierte<br />
Ausbildung zu geben, und andererseits, qualifizierten<br />
Nachwuchs heranzubilden. Ergebnis<br />
dieser Bemühungen ist die Anerkennung als<br />
ausgezeichneter Lehrbetrieb durch das Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Arbeit im<br />
November 2002. Seit nunmehr drei Jahren bilden<br />
die <strong>Wiener</strong> Linien sogar mehr Jugendliche aus,<br />
als für den Eigenbedarf benötigt wird.<br />
Während der gesamten Ausbildungszeit steht<br />
neben zahlreichen Schulungen die fachliche<br />
und persönliche Unterstützung jedes Einzelnen<br />
im Vordergrund. Natürlich nimmt in dieser Zeit<br />
auch die Berufsschule eine wichtige Stellung<br />
ein. Hervorragende Leistungen werden honoriert<br />
und prämiert.<br />
Das Lehrstellenangebot umfasst u. a. die Bereiche<br />
Maschinenbautechnik, Bürokaufmann/-frau,<br />
Kommunikationstechnik/Nachrichtenelektronik,<br />
Elektroenergietechnik, Kfz-Technik/-Elektrik,<br />
Technische(r) Zeichner/-in, ab Sept. 2006 auch<br />
Mechatronik). Es besteht ein Ausbildungsverbund<br />
mit der Einrichtung „Jugend am Werk“,<br />
die im handwerklichen Bereich die Grundausbildung<br />
übernimmt.<br />
Lehrlings-Personalstand zum 31. 12.<br />
2003 2004 2005<br />
124 144 155<br />
davon weibliche Lehrlinge zum 31. 12.<br />
2003 2004 2005<br />
17 20 18<br />
Das Schulungsangebot<br />
Die Grundlage für die Ausrichtung der Aus- und<br />
Weiterbildung bei den <strong>Wiener</strong> Linien sind die<br />
strategischen Unternehmensleitlinien und die<br />
im Unternehmen verankerten Wertvorstellungen.<br />
Chancengleichheit, Flexibilität, Innovation und<br />
Ganzheitlichkeit sind die bildungspolitischen<br />
Ausrichtungen und Wertehaltungen.<br />
Die wesentlichen Bildungsgrundsätze lauten<br />
Methodenkompetenz, Praxisorientierung,<br />
Qualitätssicherung, Serviceorientierung und<br />
wirtschaftliche Ausrichtung. Erklärtes Ziel der<br />
Personalentwicklung der <strong>Wiener</strong> Linien ist es,<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowohl im<br />
fachlichen als auch im persönlichen Bereich<br />
Unterstützung anzubieten, damit sie den stetig<br />
steigenden Anforderungen der Arbeitswelt<br />
gewachsen sind.<br />
Im Jahr 2005 war die Implementierung der<br />
Führungsgrundsätze der <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong><br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Neben einer verstärkten Initiative, die Fremdsprachenkenntnisse<br />
der Mitarbeiter/-innen<br />
mit Kundenkontakt zu verbessern, wird auch<br />
im Jahr 2006 das Fortbildungsprogramm auf<br />
allen Führungsebenen einen Schwerpunkt<br />
bilden.<br />
Weitere Schwerpunkte<br />
Neben den laufenden Bildungsaktivitäten, die<br />
auf die Bedürfnisse der Zielgruppen zugeschnitten<br />
werden, gab es weitere inhaltliche Schwerpunkte:<br />
• die Newcomer-Ausbildung, die die Sozialisierung<br />
neu aufgenommener Mitarbeiter/-innen<br />
unterstützt,<br />
• Informationsveranstaltungen mit unternehmensspezifischen<br />
Inhalten, um die Kernkompetenzen<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien kennen zu<br />
lernen und auch die Identifikation mit dem<br />
Unternehmen zu stärken,<br />
• Maßnahmen zur Stärkung der Kundenorientierung,<br />
die für ein Dienstleistungsunternehmen<br />
von essenzieller Bedeutung sind,<br />
• Unterstützung bei Veränderungsprozessen,<br />
da dies einen wesentlichen Faktor für deren<br />
erfolgreiche Umsetzung darstellt.<br />
Anzahl der Bildungstage 2005:<br />
ca. 27.100 Tage<br />
52
Verantwortung für die Zukunft tragen<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien wirken aktiv an der Gestaltung des Verkehrsnetzes und der Rahmenbedingungen<br />
mit. Sie sind bestrebt, das Know-how des Unternehmens in Diskussionsprozesse<br />
einzubringen, ihr Wissen zu vergrößern und nachhaltig zum Nutzen des<br />
Unternehmens, der Mitarbeiter/-innen sowie der Fahrgäste umzusetzen.<br />
53
Die Perspektiven des Unternehmens<br />
Die U2-Station<br />
Stadion im Jahr 2008<br />
(Bild Seite 53)<br />
© KOMME<br />
® Z<br />
1) Quelle:<br />
Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />
Wilfried Schönbäck,<br />
Department für<br />
Raumentwicklung,<br />
Infrastruktur- und<br />
Umweltplanung,<br />
Fachbereich Finanzwissenschaft<br />
und<br />
Infrastrukturpolitik<br />
IFIP der TU Wien<br />
und ÖIR (Österreichisches<br />
Institut für<br />
Raumplanung):<br />
Regionalwirtschaftliche<br />
und stadtstrukturelle<br />
Wirkungen<br />
des U-Bahn-Ausbaus<br />
in Wien, 2005<br />
Netzentwicklung und Infrastruktur<br />
Mobilität in der Zukunft<br />
Wien wächst und vernetzt sich immer stärker<br />
mit den benachbarten Regionen. Verkehrsprognosen<br />
lassen daher für die kommenden<br />
Jahrzehnte eine deutliche Zunahme des Gesamtverkehrs<br />
erwarten. Eine nachhaltige Entwicklung<br />
des Verkehrs ist damit nur möglich, wenn der<br />
öffentliche Verkehr Marktanteile gewinnt und<br />
der Verkehr mit Kraftfahrzeugen zurückgeht.<br />
Daher hat sich die Stadt Wien den Rückgang auf<br />
25 % im „Masterplan Verkehr Wien 2003“ zum<br />
Ziel gesetzt.<br />
Diese Reduktion des Kfz-Verkehrs erfordert ein<br />
stark geändertes Verkehrsverhalten. Ziel ist es,<br />
vor allem Menschen aus dem Bereich des<br />
Pendlerverkehrs und Freizeitverkehrs durch ein<br />
attraktives Angebot (dichtes Netz, kurze Intervalle)<br />
zum Umsteigen zu bewegen.<br />
Seit den frühen 1990er-Jahren werden die<br />
Entwicklungen in regelmäßig durchgeführten<br />
Verkehrserhebungen dargestellt.<br />
Partner für Stadtentwicklung<br />
und Standortsicherung<br />
Wien erweitert sich aber nicht nur am Stadtrand<br />
mit neuen Wohnsiedlungen und Gewerbegebieten,<br />
auch innerhalb der Stadt entstehen<br />
neue Agglomerationen, die das Stadtbild verändern.<br />
Daraus ergeben sich neue Anforderungen<br />
an die öffentliche Verkehrsversorgung.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind durch die laufende<br />
Vernetzung mit den entsprechenden Stellen,<br />
insbesondere der Stadtplanung, bereits am<br />
Planungsprozess beteiligt und können somit<br />
rechtzeitig dafür sorgen, dass die Menschen,<br />
die ihre neuen Wohnungen oder Arbeitsplätze<br />
beziehen, dann auch ein entsprechendes öffentliches<br />
Verkehrsangebot vorfinden.<br />
Die Möglichkeiten, neue Mobilitätsbedürfnisse<br />
zu erfüllen, reichen dabei von Betriebszeitverlängerungen<br />
und Erhöhung der Intervalldichte<br />
bis zur Einführung neuer oder der<br />
Verlängerung bestehender Linien.<br />
Bei der Planung neuer Linien und Stationen<br />
kann auf sinnvolle Verbindungen geachtet<br />
werden, um den Ein- und Umstieg auf die<br />
<strong>Wiener</strong> Linien zu erleichtern. Das reicht von der<br />
Anbindungen anderer öffentlicher Zubringer<br />
wie Bahn oder S-Bahn bis zur Einbindung einer<br />
Park&Ride-Anlage für Einpendler aus dem <strong>Wiener</strong><br />
Umland. In neu entstehenden Stadtteilen sind<br />
die Stationen der <strong>Wiener</strong> Linien darüber hinaus<br />
oftmals wichtiger Impulsgeber für neue lokale<br />
Infrastruktur. Nicht zuletzt sind auch die Erfolge<br />
Wiens bei internationalen Betriebsansiedelungen<br />
auf das Vorhandensein eines gut funktionierenden<br />
öffentlichen Verkehrswesens zurückzuführen.<br />
Beeinflussung der Stadtstruktur<br />
und der Stadtentwicklung 1<br />
In Wien besteht eine Tendenz der Verlagerung<br />
von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung von<br />
zentrumsnahen zu peripheren Gebieten.<br />
Zwar befanden sich im Jahr 2001 immer noch<br />
594.000 (72 %) der 821.000 <strong>Wiener</strong> Arbeitsplätze<br />
im großteils gut erschlossenen, dicht bebauten<br />
Stadtgebiet, doch der höchste prozentuelle Zuwachs<br />
vollzog sich außerhalb des dicht bebauten<br />
Gebiets (um 19 % zwischen 1991 und 2001).<br />
Diesem Trend kann die U-Bahn räumlich begrenzt<br />
entgegenwirken: Innerhalb des Gürtels kam es<br />
zwischen 1991 und 2001 in Gebieten ohne<br />
U-Bahn-Anbindung zu einem Beschäftigtenrückgang<br />
um 5 %, in jenen mit U-Bahn-Anbindung<br />
aber zu einem Beschäftigtenanstieg um 15 %.<br />
In einigen Gebieten erzeugte die U-Bahn darüber<br />
hinaus erst jene Standortqualität, die diesen zur<br />
Entwicklung als Bürozentren vorher fehlten (z. B.<br />
Dresdner Straße, Lassallestraße, Erdberger Mais).<br />
Künftig sind die stärksten stadtwirtschaftlichen<br />
Impuls- und ökologischen Entlastungswirkungen<br />
neuer U-Bahn-Anbindungen nicht am Stadtrand,<br />
sondern in den breiten Zonen des Übergangs<br />
von den Innen- zu den Außenbezirken zu<br />
erwarten, wo es noch nennenswerte freie Flächen<br />
gibt.<br />
Eine „kompakte Innenentwicklung“ Wiens mit<br />
der entsprechenden Optimierung des Verkehrsangebots<br />
in diesem Bereich bis ins Jahr 2015<br />
würde für folgende Faktoren ein Optimum<br />
bedeuten:<br />
• Ausschöpfung wirtschaftlicher Wachstumspotenziale,<br />
• Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel,<br />
• Verminderung von CO 2 -Emissionen/Umweltbelastung.<br />
54
U-Bahn-Netzplan 2010<br />
U-Bahn-Netzplan der Zukunft<br />
55
Netzanalyse – Netzentwicklung<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien haben in den Jahren 2001 bis<br />
2002 mit der „Netzanalyse“ eine umfangreiche<br />
Studie in Auftrag gegeben, die in Abstimmung<br />
mit den Vorgaben von Stadtentwicklung und<br />
Verkehrspolitik eine entscheidende Grundlage<br />
für ein optimales öffentliches Verkehrsangebot<br />
in Wien liefert.<br />
Die zentralen Themen der Arbeit waren:<br />
• Wie können künftig Fahrgäste für die <strong>Wiener</strong><br />
Linien gewonnen und wirtschaftlich befördert<br />
werden?<br />
• Welche Anforderungen müssen an die Stadtentwicklung<br />
und an die Verkehrspolitik gestellt<br />
werden, damit die Linien effizient betrieben<br />
werden können?<br />
Ausgehend von einer weitreichenden Bestandsanalyse<br />
des öffentlichen, motorisierten und<br />
nicht motorisierten Verkehrs in Wien wurde<br />
nach verkehrswissenschaftlichen Methoden<br />
unter anderem auch ein zukunftsorientiertes<br />
Zielnetz entwickelt. Dabei wurden die Verkehrsentwicklungen<br />
der Ostregion und die derzeit<br />
laufenden U-Bahn-Verlängerungen berücksichtigt.<br />
Da alle Ressourcen in einer Hand sind, ermöglicht<br />
das von den <strong>Wiener</strong> Linien angebotene System<br />
höchstmögliche Flexibilität, um auf Änderungen<br />
kurzfristig, zielführend und effizient im Sinne<br />
der Kunden, aber auch im Interesse der Stadt<br />
reagieren zu können.<br />
Daher wird auch diese Studie mit dem neuesten<br />
Datenmaterial und bereits durchgeführten bzw.<br />
konkretisierten Verbesserungsmaßnahmen in<br />
geeigneten Zeitabständen aktualisiert. Ein<br />
Ergebnis der derzeit laufenden Aktualisierung<br />
wird bis Mitte 2006 erwartet.<br />
Durch die in der Netzanalyse aufgezeigten<br />
Maßnahmen können die Qualität der Verkehrsdienstleistung<br />
und eine positive Entwicklung<br />
des Modal Split in Wien langfristig und nachhaltig<br />
gesichert werden.<br />
Mag. Reinhold Deußner,<br />
Österreichisches Institut für Raumplanung<br />
„In der Großstadt Wien bestehen die besten Möglichkeiten, umweltfreundlich<br />
mobil zu sein. Die <strong>Wiener</strong> Linien bieten mit U-Bahn, Straßenbahn<br />
und Bussen ein abgestimmtes Gesamtnetz an. In der Netzanalyse<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien wurde untersucht, ob das Netz der künftigen Herausforderung<br />
entspricht, mehr Menschen zum Umsteigen auf den öffentlichen<br />
Verkehr zu bewegen. Die Studie zeigt, dass neben anderen Maßnahmen<br />
der weitere Ausbau des Gesamtsystems öffentlicher Verkehr<br />
von U-Bahn, Straßenbahn und Bus notwendig ist.“<br />
U-Bahn-Neubau<br />
Vorhaben wie der U-Bahn-Neubau setzen nachhaltige<br />
Verkehrspläne in die Tat um und berühren<br />
alle drei Dimensionen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>:<br />
• Der Bau und der Betrieb der U-Bahn sind<br />
wichtige Impulsgeber für die Wirtschaft.<br />
• Der Bau selbst mag zwar auch negative<br />
Umweltauswirkungen aufweisen, langfristig<br />
wird die Verlagerung vom MIV auf den ÖPNV<br />
gefördert.<br />
• Ein Zugang zur Mobilität wird für jedermann<br />
erschlossen.<br />
Die 3. Ausbauphase der <strong>Wiener</strong> U-Bahn<br />
U1<br />
Die U1 wird bis an den nördlichen Stadtrand<br />
verlängert. Seit Herbst 2001 wird an der 4,6<br />
Kilometer langen Verlängerungstrecke gebaut.<br />
Im September 2006 wird das neue Teilstück<br />
mit den fünf zusätzlichen Stationen Kagraner<br />
Platz, Rennbahnweg, Aderklaaer Straße, Großfeldsiedlung<br />
und Leopoldau in Betrieb gehen.<br />
Die Linie U1 als Nord-Süd-Durchmesser stellt<br />
das Rückgrat des <strong>Wiener</strong> U-Bahn-Netzes dar.<br />
Mit der Verlängerung wird dieses öffentliche<br />
Verkehrsangebot noch attraktiver. Immerhin<br />
wohnen in Donaustadt und Floridsdorf zusammen<br />
rund 260.000 Menschen. Nach ihrer<br />
Fertigstellung wird die U1 eine Gesamtlänge<br />
von 14.656 Meter aufweisen. Sie verbindet dann<br />
sechs Bezirke (1., 2., 4., 10., 21. und 22.). Schon jetzt<br />
bietet sie Umsteigemöglichkeiten zu drei anderen<br />
U-Bahn-Linien (U2, U3 und U4) sowie zu den<br />
Schnellbahnlinien der Stammstrecke am Südtiroler<br />
Platz und am Praterstern (Wien Nord),<br />
nach der Verlängerung nochmals in Leopoldau.<br />
56
Die Gesamtfahrzeit vom Reumannplatz bis<br />
zur neuen Endstelle Leopoldau – nahezu eine<br />
komplette Nord-Süd-Durchquerung Wiens –<br />
wird ca. 25 Minuten betragen.<br />
Mit der Verlängerung wird dem Gedanken des<br />
„Schienenverbundprojekts“ (Grundlage der<br />
Verträge zwischen Bund und Land Wien bei<br />
öffentlichen Nahverkehrsvorhaben) durch einen<br />
optimierten Anschluss an den ÖBB-Bahnhof<br />
Leopoldau samt Park&Ride-Anlage Rechnung<br />
getragen werden. Die Bezirke Floridsdorf und<br />
Donaustadt werden wesentlich vom Durchzugsverkehr<br />
(Einpendler aus dem Weinviertel) entlastet<br />
werden. Darüber hinaus wird die U1-<br />
Verlängerung die bestehenden Verkehrsprobleme<br />
des großen Einzugsbereichs nördlich der Donau<br />
spürbar entschärfen.<br />
U2<br />
Mit der U2 wird man 2008 über die bisherige<br />
Endstelle Schottenring hinaus bis zum Stadion<br />
fahren können. Die neue Strecke umfasst die<br />
Stationen Schottenring, Taborstraße, Praterstern,<br />
Messe Prater, Krieau und Stadion.<br />
Im nächsten Schritt folgt dann der weitere<br />
Anschluss über die Stationen Donaumarina,<br />
Donaustadtbrücke, Stadlau, Hardeggasse,<br />
Donauspital bis zur Aspernstraße.<br />
Die U2 wird nach ihrer Fertigstellung eine Länge<br />
von 12,547 km aufweisen. In insgesamt 17 Stationen<br />
werden Fahrgäste ein- oder aussteigen<br />
können. Die neue U2 verbindet dann acht Bezirke<br />
(1., 2., 4., 6., 7., 8., 9., und 22.) und bietet Umsteigemöglichkeiten<br />
zu drei anderen U-Bahn-Linien<br />
(U1, U3 und U4) sowie zwei Schnellbahnanschlüsse<br />
(Praterstern und Stadlau). Sowohl<br />
die überwiegend von Jungfamilien bewohnte<br />
Donaustadt, der flächenmäßig mit Abstand<br />
größte Bezirk Wiens mit der höchsten Einwohnerzunahme<br />
in den letzen zehn Jahren, als auch die<br />
bevölkerungsstarke Leopoldstadt bekommen<br />
mit der Linie U2 ein attraktives öffentliches<br />
Verkehrsangebot. Darüber hinaus gewinnt Wien<br />
durch den U-Bahn-Anschluss an das Ernst-<br />
Happel-Stadion, an die Freizeit- und Naherholungsbereiche<br />
Prater und Neue Donau sowie<br />
an die „Messe Wien“ weiter an Attraktivität für<br />
Besucher und Firmen aus dem In- und Ausland.<br />
Ideale Anschlussmöglichkeiten<br />
an<br />
das ÖBB- und<br />
Schnellbahnnetz<br />
ergeben sich durch<br />
den U-Bahn-Ausbau<br />
für Einpendler aus<br />
dem Umland.<br />
Die U1-Station<br />
Rennbahnweg ist<br />
in Hochlage mit<br />
Mittelbahnsteig<br />
konzipiert.<br />
Die Trasse der U2-<br />
Verlängerungsstrecke<br />
führt vorerst<br />
über Messe, Prater<br />
und Krieau zum<br />
Ernst-Happel-<br />
Stadion, 2010 weiter<br />
bis zur Aspernstraße.<br />
57
Forschung und Entwicklung<br />
Ein Unternehmen handelt nachhaltig, wenn es<br />
Wissenszuwachs fördert und Wissenstransfer<br />
betreibt. Über die Mitgliedschaft in zahlreichen<br />
nationalen und internationalen Organisationen<br />
sowie im Rahmen von Kooperationen bringen<br />
die <strong>Wiener</strong> Linien ihre Interessen und Expertise<br />
nicht nur in verkehrspolitische Diskussionen,<br />
sondern auch in die Forschung und Entwicklung<br />
laufend ein. Die <strong>Wiener</strong> Linien stellen an ihre<br />
F&E-Projekte den Anspruch, innovative und<br />
umsetzbare Lösungen zum Nutzen des Unternehmens<br />
und der Fahrgäste zu liefern.<br />
Networking<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind in ein enges Netz von<br />
Verkehrsexperten eingebunden. Dazu gehört<br />
unter anderem die Mitgliedschaft in nationalen<br />
und internationalen Verbänden wie der UITP<br />
und dem VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen).<br />
Einige Plattformen und Aktivitäten<br />
sollen hier näher vorgestellt werden.<br />
Österreichische Forschungsgesellschaft<br />
Straße – Schiene – Verkehr<br />
Das BMVIT hat die Österreichische Forschungsgesellschaft<br />
Straße – Schiene – Verkehr (FSV)<br />
beauftragt, die entsprechenden Regelwerke für<br />
den Straßen- und den Eisenbahnbereich auszuarbeiten<br />
und aktuell zu halten. Etwa 2.000 Experten<br />
erarbeiten, in Arbeitsgruppen und Ausschüssen<br />
gegliedert, die jeweiligen Richtlinien, Merkblätter<br />
und Arbeitspapiere. Mitarbeiter der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
nehmen Aufgaben in den Führungs- und Entscheidungsgremien<br />
der FSV wahr. So können die<br />
Interessen des ÖPNV und des Eisenbahnwesens<br />
in den österreichischen Regelwerken verankert<br />
werden. Durch den Austausch mit Wissenschaft,<br />
Industrie, den Vertretern der Projektierung und<br />
Planung sowie der Wirtschaft ist ein hohes Maß<br />
an Praxistauglichkeit und Aktualität sichergestellt.<br />
Kooperationsvertrag <strong>Wiener</strong> Linien –<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Norbert Ostermann,<br />
Institut für Eisenbahnwesen, Verkehrswirtschaft und Seilbahnen, TU Wien<br />
„Forschung auf Spitzenniveau kann nur funktionieren, wenn sich das<br />
Know-how der Wissenschaft mit der Innovationskraft der Industrie und<br />
der Betreiber vereint. Wien hat da gute Chancen, vorne mitzumischen,<br />
besonders, wenn es darum geht, vorhandene Ressourcen des Forschungsbetriebs<br />
optimal zu nutzen, in Kooperationen Lösungen zu entwickeln<br />
und in der Praxis zu erproben. Mit den <strong>Wiener</strong> Linien hat die TU Wien<br />
einen dafür passenden Partner gefunden.“<br />
Technische Universität Wien<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien haben mit der TU Wien einen<br />
Kooperationsvertrag geschlossen, der auch die<br />
Erweiterung auf andere Fachgebiete ermöglicht.<br />
Ziel ist, Wien zu einem Nahverkehrskompetenzzentrum<br />
aufzubauen. Als Schnittstelle und<br />
direkter Ansprechpartner fungiert das Institut<br />
für Eisenbahnwesen, Verkehrswirtschaft und<br />
Seilbahnen.<br />
Die Kooperation umfasst folgende Aktivitäten:<br />
• Gemeinsame internationale Veranstaltungen<br />
zu ausgewählten Problemen und Fragestellungen<br />
des Eisenbahnwesens mit Schwerpunkt Nahverkehr<br />
• Gemeinsames Auftreten bei der Bewerbung<br />
und Abwicklung von Forschungsaufträgen<br />
• Einbringen von praxisorientierten Fragestellungen<br />
im Rahmen von Lehrveranstaltungen,<br />
Seminaren und Exkursionen<br />
• Praxisorientierte Aufgabenstellung bei großen<br />
Entwürfen, Diplomarbeiten und Dissertationen<br />
• Erarbeiten von theoretischen Grundlagen und<br />
Analysen im Rahmen des Forschungs- und Lehrbetriebs.<br />
Mitwirkung an Ausbildungsprogrammen<br />
In Deutschland, aber auch in der Schweiz sind<br />
für den Verkehrswegebau – somit auch für den<br />
Eisenbahnoberbau – Lehrberufe vorhanden.<br />
In Österreich wurde vor einigen Jahren eine<br />
gemeinsame Initiative der <strong>Wiener</strong> Linien und<br />
der ÖBB gestartet, solch einen Lehrberuf auch<br />
hierzulande einzuführen.<br />
Erste Umsetzungsmaßnahmen sind eine enzyklopädische<br />
Darstellung des Eisenbahnoberbaus<br />
im Zuge der Tiefbauerausbildung an der Bauakademie<br />
und eine Initiative der Bauindustrie,<br />
einen eigenen Kurs für Eisenbahnoberbauer<br />
einzurichten.<br />
Gemeinsam mit Bauindustrie, ÖBB, <strong>Wiener</strong> Linien<br />
und der Bauakademie wurde dieser Kurs konzipiert,<br />
gestaltet und seit einigen Jahren in der<br />
Bauakademie – auch mit Unterstützung des AMS<br />
(Arbeitsmarktservice Österreich) – abgehalten.<br />
Als Trainer für den Nahverkehrsteil – U-Bahn,<br />
Straßenbahn – und alle damit im Zusammenhang<br />
stehenden Lehrstoffe sowie für die<br />
Gestaltung und Führung von Fachexkursionen<br />
sind qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien im Einsatz, die auch<br />
bei der Abschlussprüfung – vom Ablauf vergleichbar<br />
mit einer Lehrabschlussprüfung –<br />
maßgeblich mitwirken.<br />
58
Die Gleismesswagen<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
(links der Messwagen<br />
für das U-Bahn-<br />
Netz, daneben der<br />
für das Straßenbahnnetz)<br />
erfassen<br />
kontinuierlich<br />
mittels modernster<br />
Lasertechnik alle<br />
Daten über<br />
Schienenprofile<br />
und Gleisgeometrie.<br />
RTCA – Rail Technology Cluster Austria<br />
Der Rail Technology Cluster Austria (RTCA)<br />
verfolgt als technologieorientierte Plattform<br />
den Ausbau des technologischen Vorsprungs<br />
seiner Mitglieder und die Erhöhung der Serviceorientierung<br />
des Eisenbahnsystems durch neue<br />
Produkte. Dadurch unterstützt der RTCA das<br />
erfolgreiche Auftreten der Clustermitglieder,<br />
der heimischen Eisenbahnindustrie und anderer<br />
relevanter Unternehmen auf dem internationalen<br />
Markt.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien konnten bisher den Sitz im<br />
Präsidium für die nationale Thematisierung<br />
von erfolgsrelevanten Themen (z. B. Sicherheitsmanagement-Systeme)<br />
nutzen. Ein erhöhter<br />
Informationsfluss und diverse Projektkooperationen<br />
stellen konkreten Nutzen dar.<br />
F&E-Projekte<br />
Die Aktivitäten des technischen Bereichs der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien zielen primär auf Verbesserungen<br />
der Prozesse bei der Instandhaltung von Infrastruktureinrichtungen<br />
und Fahrzeugen ab.<br />
Es kommen dabei die neuesten Technologien<br />
zum Einsatz, die es erlauben, zum optimalen<br />
Zeitpunkt Maßnahmen zu setzen. Dies soll die<br />
Qualität der Anlagen sichern und zu einer<br />
wesentlichen Kostenreduktion führen.<br />
Langfristig sollen die Erkenntnisse in die Entwicklung<br />
neuer, optimierter Oberbauformen<br />
und Fahrzeugtypen einfließen.<br />
Ein weiterer wesentlicher Fokus liegt in der<br />
konsequenten Erhöhung des Fahrgastkomforts<br />
durch eine systemische Abstimmung von Fahrzeug<br />
und Fahrweg sowie der Eliminierung von<br />
Störeinflüssen in beiden Systemen.<br />
Gleismessung der Straßenbahn<br />
und der U-Bahn<br />
Regelmäßige Maßkontrollen der Schienenprofile<br />
und der Gleisgeometrie sind ein wesentlicher<br />
Faktor für die Betriebssicherheit der <strong>Wiener</strong><br />
Linien und somit vor allem für die Sicherheit der<br />
Fahrgäste, die mit U-Bahn und Straßenbahn<br />
unterwegs sind. Damit die Wartungen gezielt<br />
durchgeführt werden können, ist es notwendig,<br />
im Vorfeld genau zu wissen, in welchem Zustand<br />
sich die Schienenprofile hinsichtlich ihrer<br />
Abnützungen befinden.<br />
Regelmäßige Messungen werden nunmehr mit<br />
den neuen, speziell gefertigten Gleismesswagen<br />
auf den Straßenbahn- und U-Bahn-Gleisen<br />
durchgeführt.<br />
Die Gleismessungen geben über den Zustand<br />
der Schienenprofile exakt Auskunft. Der U-Bahn-<br />
Messwagen und der Straßenbahnmesswagen<br />
funktionieren in Bezug auf das grundsätzliche<br />
Messsystem ähnlich. Aufgrund der geometrisch<br />
aufwändigeren Form der Rillenschiene sind<br />
beim Straßenbahnmesswagen mehr Kameras<br />
im Einsatz, um besser „einsehen“ zu können.<br />
Auch die Auswertungen und Analysen mit<br />
Empfehlungen für die Instandhaltungsarbeiten<br />
sind den jeweiligen Bahnsystemen U-Bahn bzw.<br />
Straßenbahn angepasst.<br />
Beide Messfahrzeuge können grundsätzlich –<br />
Einschränkungen gibt es z. B. bei unterschiedlichen<br />
Spurweiten und Stromsystemen – auch<br />
auf anderen Netzen eingesetzt werden.<br />
Auf den Straßenbahnnetzen in Berlin und<br />
Budapest wurden umfangreiche Test- und<br />
Demonstrationsfahrten unternommen, wobei<br />
in beiden Städten jeweils eine Strecke in ihrer<br />
Gesamtheit analysiert und dargestellt wurde.<br />
59
CUBAL (Curvature based Localisation<br />
of Railway Data)<br />
Eine Grundvoraussetzung für ein modernes Infrastrukturmanagement<br />
im schienengebundenen<br />
Nahverkehr ist die digitale Abbildung der vorhandenen<br />
Fahrweginfrastruktur.<br />
Im Forschungsprojekt CUBAL wurde ein präzises<br />
krümmungsbasiertes Verortungssystem für<br />
Gleismessdaten entwickelt. Mit dem Folgeprojekt<br />
NetScan sollen weiters die dazu notwendigen<br />
Referenzdaten durch Analyse der aufgezeichneten<br />
Krümmungsbilder erzeugt werden.<br />
Dadurch soll Nahverkehrsbetreibern die Einführung<br />
eines zustandsbasierten Wartungsund<br />
Sicherheitsmanagements ohne aufwändige<br />
Neuvermessung ihres Netzes und ohne zusätzliche<br />
Investitionen in die Streckeninfrastruktur<br />
ermöglicht werden.<br />
In einem weiteren Schritt werden die entwickelten<br />
Methoden anhand realer urbaner Schienennetze<br />
in- und ausländischer Betreiber getestet<br />
und evaluiert werden. Die <strong>Wiener</strong> Linien haben<br />
in diesem Bereich mittlerweile die weltweite<br />
Technologieführerschaft erreicht. CUBAL wurde<br />
für den Staatspreis Transportlogistik 2005 des<br />
BMVIT nominiert.<br />
Effizientes<br />
Wartungsmanagement:<br />
der Gleismesswagen<br />
für das U-Bahn-Netz<br />
mit seinem Messsystem<br />
<strong>Wiener</strong> Bogen<br />
Auf Basis der Erfindung von Dipl.-Ing. Dr. techn.<br />
Herbert L. Haslinger haben die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
eine neue Trassierungsgeometrie gemeinsam<br />
mit em. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Gerhard<br />
Stolitzka entwickelt. Diese ermöglicht eine<br />
längere Liegedauer der Gleise durch verschleißarme<br />
Bogenfahrten. Ein Element aus dieser<br />
neuen Trassierungsgeometrie ist der „<strong>Wiener</strong><br />
Bogen“. Dieses Trassierungsverfahren ist durch<br />
internationale Patente, die die <strong>Wiener</strong> Linien<br />
gemeinsam mit den Österreichischen Bundesbahnen<br />
halten, geschützt.<br />
Ein optimaler Kräfteverlauf bewirkt sowohl eine<br />
Reduktion des Schienenverschleißes als auch<br />
eine Reduktion des Radverschleißes. Die Verlängerung<br />
des Lebenszyklus wurde theoretisch und<br />
durch Messungen nachgewiesen. Das Fahrzeug<br />
wird durch die neue Trassierungsgeometrie<br />
stetig und ruckfrei geführt. Der Komfort für die<br />
Fahrgäste wird wesentlich erhöht und die<br />
Betriebssicherheit noch weiter gesteigert.<br />
Der Gleismesswagen<br />
für das Straßenbahnnetz<br />
im Einsatz<br />
vor der Votivkirche<br />
60
Der <strong>Wiener</strong> Bogen<br />
im Schotterbett<br />
(oben) und auf<br />
fester Fahrbahn<br />
im Tunnel (links)<br />
61
Die GüterBim<br />
ist seit August 2005<br />
innerbetrieblich im<br />
Einsatz.<br />
GüterBim<br />
Ziel des Projekts „GüterBim“ (Güterbeförderung<br />
im Stadtgebiet auf bestehender ÖPNV-Infrastruktur),<br />
das vom Bundesministerium für<br />
Verkehr, Innovation und Technologie teilweise<br />
finanziell gefördert wurde, war es, die Nutzung<br />
der ÖPNV-Schienen-Infrastruktur durch den<br />
Güterverkehr in Ballungszentren zu ermöglichen.<br />
Das Projektteam bestand aus den <strong>Wiener</strong> Linien,<br />
TINA Vienna, den <strong>Wiener</strong> Lokalbahnen und<br />
Vienna Consult.<br />
Mit diesem Projekt wurde an die Geschichte der<br />
Güterstraßenbahn von Wien angeknüpft, um<br />
die Vorbereitung für ein modernes telematikgestütztes<br />
Güterbeförderungssystem zu schaffen.<br />
Das Pilotfahrzeug, das von den <strong>Wiener</strong> Linien<br />
gebaut und im Rahmen einer Demonstrationsfahrt<br />
am 17. Mai 2005 getestet wurde, ist seit<br />
August vergangenen Jahres für die Güterbeförderung<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien im Einsatz.<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien haben beschlossen, bei der<br />
neuerlichen Ausschreibung des BMVIT ein Folgeprojekt<br />
einzureichen. „GüterBim-Telematik“ wird<br />
ebenfalls vom Bundesministerium für Verkehr,<br />
Innovation und Technologie teilweise gefördert<br />
und startete Anfang 2006. Inhalt des Projekts<br />
ist die Entwicklung einer intermodalen, interoperablen,<br />
telematikgestützten Plattform.<br />
Durch den Einsatz eines innovativen Technologiesystems<br />
soll die Nutzung bestehender Infrastruktur<br />
optimiert werden. Ein offenes, schnittstellenbasiertes<br />
Telematiksystem wird den<br />
Betreibern, Nutzern und Dritten zur Verfügung<br />
stehen. Die Abwicklung des urbanen Schienengüterverkehrs<br />
wird damit vereinfacht und somit<br />
die Schaffung vernetzter Wertketten gefördert.<br />
RAVE<br />
Ziel der Studie ist die Untersuchung der Machbarkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit einer „rechnerunterstützten<br />
Abwicklung des Veranstaltungsverkehrs“<br />
in einer U-Bahn-Station mit folgenden<br />
Aufgaben:<br />
• Sicherung eines effizienten und zuverlässigen<br />
Schutzes vor Engpässen auf den Bahnsteigen,<br />
• Sicherstellung einer hohen Verkehrsleistung<br />
für den Zeitraum der Leerung des Stadions<br />
nach einer Großveranstaltung.<br />
Vera Fochler,<br />
Head of Unit Projectmanagement, TINA Vienna-Transport Strategies GmbH<br />
„Die GüterBim ist zu einem internationalen Beispiel für nachhaltige und<br />
umweltschonende, den Zielen des Kyoto-Protokolls und des Weißbuches<br />
Verkehr folgende Verkehrspolitik geworden. Projekte wie GüterBim zeigen,<br />
dass auch in scheinbar ausgereizten Technologien erhebliche Potenziale<br />
schlummern. Wir sind mit den <strong>Wiener</strong> Linien bestrebt, solche Potenziale<br />
aufzudecken und zu prüfen, ob man diese für die Stadt und ihre Bewohner<br />
und nicht zuletzt für die Wirtschaft sinnvoll nutzen kann.“<br />
Für die in Bau befindliche <strong>Wiener</strong> U2-Station<br />
Stadion ist eine Dosieranlage vorgesehen, die<br />
eine Regelung des Personenzuflusses zu den<br />
Bahnsteigen ermöglicht. Zur Bestimmung der<br />
zu erwartenden Zählgenauigkeiten dient ein<br />
U-Bahn-Aufgang in der Station Hütteldorf.<br />
Zu ausgewählten Zeitpunkten nach Veranstaltungen<br />
im Hanappi-Stadion wird der Personenzufluss<br />
mit video- und infrarotbasierten Zählsystemen<br />
erfasst und evaluiert.<br />
62
Für die Messung des Personenabflusses wird<br />
eine Bestimmung der Fahrgastanzahl durch<br />
Gewichtsgeber in den U-Bahn-Garnituren<br />
konzipiert und während Testszenarien evaluiert.<br />
JUNCTION FLOW<br />
Ziel des Projekts JUNCTION FLOW ist die Entwicklung<br />
eines innovativen Pilotsystems zur<br />
automatisierten Fahrgaststromerfassung an<br />
neuralgischen Knotenpunkten. Mit diesem<br />
mobil und kontinuierlich einsetzbaren Verkehrstelematiksystem<br />
kann das Umsteigeverhalten<br />
an Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs<br />
automatisch quantitativ erfasst und analysiert<br />
werden. Auf dieses Weise können aktuelle und<br />
präzise Fahrgaststromdaten mit geringem<br />
Aufwand regelmäßig, auf Anforderung kurzfristig<br />
sowie auch über beliebig lange Zeiträume<br />
hinweg ermittelt werden.<br />
Die durch das Pilotsystem gewonnenen Umsteigeprofile<br />
ermöglichen es Verkehrsbetrieben,<br />
zielgerichtete Maßnahmen tages- und jahreszeitabhängig<br />
so zu setzen, dass verfügbare<br />
Kapazitäten optimal ausgelastet und Fahrgastströme<br />
an Knotenpunkten optimiert werden<br />
können.<br />
Bewertung der Projekte hinsichtlich ihrer <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
Projekt Impact Bewertung<br />
Gleismessung<br />
Wirtschaft ● ● ●<br />
CUBAL<br />
Umwelt<br />
● ● ●<br />
NetScan<br />
Soziales<br />
● ● ●<br />
<strong>Wiener</strong> Bogen Wirtschaft ● ● ●<br />
Umwelt<br />
● ● ●<br />
Soziales<br />
● ● ●<br />
GüterBim Wirtschaft ● ● ●<br />
Umwelt<br />
● ● ●<br />
Soziales<br />
● ● ●<br />
RAVE Wirtschaft ● ● ●<br />
Umwelt<br />
● ● ●<br />
Soziales<br />
● ● ●<br />
JUNCTION FLOW Wirtschaft ● ● ●<br />
Umwelt<br />
● ● ●<br />
Soziales<br />
● ● ●<br />
Motorenentwicklung Wirtschaft ● ● ●<br />
Autobus<br />
Umwelt<br />
● ● ●<br />
Soziales<br />
● ● ●<br />
Motorenentwicklung Autobus<br />
Die <strong>Wiener</strong> Linien sind bestrebt, ihren Fahrgästen<br />
langfristig die weiterhin umweltfreundlichste<br />
Busflotte der Welt zur Verfügung zu stellen.<br />
Seit Mitte 2005 wird daher ein neuer Flüssiggasmotor<br />
in neue Normal- und Gelenkbusse<br />
eingebaut. Der Hersteller MAN hat diesen<br />
Motor in enger Kooperation mit den <strong>Wiener</strong><br />
Linien als Testunternehmen entwickelt.<br />
Obwohl dieser Motor um 20 kW leistungsstärker<br />
als sein Vorgänger ist, verbraucht er um 14 %<br />
weniger Treibstoff. Dementsprechend verringert<br />
sich auch der CO 2 -Ausstoß. Zusätzlich unterschreitet<br />
dieser Motor die erst 2008 gültige<br />
Abgasnorm EURO 5 um mehr als die Hälfte.<br />
Auch die Emissionsnorm EEV wird um mehr als<br />
die Hälfte unterschritten. Der neue Flüssiggasmotor<br />
ist somit der umweltfreundlichste<br />
Antriebsmotor, der serienmäßig in Bussen<br />
dieser Art zum Einsatz kommt.<br />
Der neue Flüssiggasmotor<br />
verbraucht<br />
um 14 % weniger<br />
Treibstoff.<br />
63
Glossar<br />
ASTAX<br />
PKW oder Kleinbus, der im Auftrag der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien bei Bedarf innerhalb<br />
einer vorgegebenen Betriebszeit<br />
zwischen festgelegten und gekennzeichneten<br />
Ein- und Aussteigestellen<br />
verkehrt. Der Fahrgast meldet seinen<br />
Fahrtwunsch bei einer entsprechend<br />
verlautbarten Telefonnummer an, ihm<br />
wird die voraussichtliche Abfahrtszeit<br />
bei der Einsteigestelle mitgeteilt.<br />
Die Anmeldungen werden gesammelt<br />
und nach Ein- und Aussteigestelle<br />
sowie Zeitpunkt zusammengefasst,<br />
um ggf. mehrere Fahrgäste mit einer<br />
Fahrt befördern zu können. Es gilt der<br />
entsprechende Tarif der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
ohne Aufzahlung. Gegen Aufpreis wird<br />
der Fahrgast innerhalb eines festgelegten<br />
Bedienungsgebiets auch bis zur<br />
Haustür gebracht.<br />
Auftragsverkehr<br />
Verkehr von Buslinien durch Drittunternehmen<br />
im Auftrag der <strong>Wiener</strong><br />
Linien, wobei die <strong>Wiener</strong> Linien die<br />
entsprechenden Linienkonzessionen<br />
inne haben.<br />
Balanced Scorecard (BSC)<br />
Eine ganzheitlich orientierte, zielund<br />
kennzahlenbasierte Managementmethode.<br />
Vision und Strategie eines<br />
Unternehmens werden auf Ziele und<br />
Kennzahlen in meist vier Bereichen<br />
(Finanzen, Kunden, interne Abläufe,<br />
Wachstum/Reifung/Potenziale) abgebildet.<br />
Dadurch soll eine einseitige Ausrichtung<br />
auf finanzielle Aspekte vermieden<br />
und eine Ausgewogenheit<br />
erreicht werden.<br />
BEST<br />
Der Begriff BEST (Benchmarking in European<br />
Service of Public Transport) steht<br />
für ein Benchmarking-Projekt, das in<br />
neun europäischen Städten durchgeführt<br />
wird. Zielsetzung ist der Wissensaustausch<br />
von bewährten Methoden<br />
in Bezug auf die Organisation des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs.<br />
Betriebsbeamte<br />
Begriff aus der Besoldungsordnung<br />
1994. Mitarbeiter/-innen, die bei entsprechender<br />
Qualifikation bspw. Aufsichtsdienste<br />
übernehmen.<br />
Betriebsleistung<br />
Verkehrsangebot in einem bestimmten<br />
Zeitraum, gemessen u. a. in Platzkilometer,<br />
Wagennutzkilometer.<br />
Bim<br />
Umgangssprachlich für Straßenbahn<br />
(aufgrund des Klanges der Signalglocke).<br />
BMVIT<br />
Bundesministerium für Verkehr,<br />
Innovation und Technologie.<br />
www.bmvit.gv.at<br />
CUBAL<br />
Die Bezeichnung für ein Forschungsprojekt,<br />
in dessen Rahmen ein Verortungssystem<br />
für Gleismessdaten<br />
entwickelt wurde.<br />
Energierückspeisung<br />
Bezeichnet einen Vorgang, bei dem<br />
z. B. die beim Bremsen entstehende<br />
Energie eines strombetriebenen Fahrzeugs<br />
(tlw.) an das Stromnetz zugeführt<br />
wird.<br />
Fahrgastbeirat<br />
Ein im März 2004 gegründetes, von<br />
den <strong>Wiener</strong> Linien unabhängiges<br />
bestehendes Organ, das selbständig<br />
Themen aufgreift bzw. Ideen sammelt,<br />
die von den Fahrgästen eingebracht<br />
werden, um sie gemeinsam mit den<br />
<strong>Wiener</strong> Linien und der Stadtverwaltung<br />
umzusetzen (unter der Leitung von<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hermann<br />
Knoflacher).<br />
Fahrgastzahlen: Erhebung<br />
Fahrgastzahlenerhebung auf Basis der<br />
verkauften Tickets eines Jahres zum<br />
Verbundtarif.<br />
Fahrzeugtypen<br />
Technische Informationen zu allen<br />
Fahrzeugtypen der <strong>Wiener</strong> Linien sind<br />
unter www.wienerlinien.at zu finden.<br />
Flüssiggasbus<br />
Bus, der mit dem Kraftstoff Flüssiggas<br />
(LPG = Liquified Petroleum Gas) betrieben<br />
wird.<br />
GüterBim<br />
Projekt, das sich mit der Durchführung<br />
von Gütertransporten auf dem Gleisnetz<br />
der <strong>Wiener</strong> Straßenbahnen<br />
beschäftigt.<br />
Heizgradtage<br />
Heizgradtage sind ein rechnerisches<br />
Maß. Sie beschreiben den Einfluss des<br />
Klimas auf den Heizenergieverbrauch<br />
eines Gebäudes und bezeichnen die<br />
Differenz zwischen der gewünschten<br />
Raumtemperatur und der mittleren<br />
Außentemperatur eines Tages, falls<br />
diese Außentemperatur unter einer<br />
angenommenen Heizgrenze liegt.<br />
HELP U<br />
Interventionsteam – auf Initiative des<br />
Fonds Soziales Wien und der <strong>Wiener</strong><br />
Linien –, das einen Beitrag für ein<br />
konfliktfreies Miteinander und für<br />
Sicherheit am städtischen Brennpunkt<br />
Karlsplatz leistet.<br />
Individualverkehr (IV)<br />
Zum Individualverkehr zählen im<br />
Verkehrswesen der nicht motorisierte<br />
Individualverkehr (Fußgänger, Radfahrer)<br />
und der motorisierte Individualverkehr<br />
(Pkw, Motorrad). Im Gegensatz<br />
zum öffentlichen Verkehr (öffentlicher<br />
Personennahverkehr, Schienenpersonennahverkehr,<br />
Schienenpersonenfernverkehr,<br />
Flugverkehr, Schifffahrt) benutzt<br />
beim Individualverkehr der Einzelne<br />
ein ihm zur Verfügung stehendes<br />
Verkehrsmittel (Auto, Fahrrad, Motorrad)<br />
bzw. er geht zu Fuß, wobei er im<br />
Wesentlichen frei über Zeiten und<br />
Wege entscheiden kann (englisch:<br />
choice rider). Es besteht keine<br />
gewerbsmäßige Verwertung des<br />
Verkehrsprozesses sowie keine prozessbezogene<br />
Durchführungsvorschrift<br />
(z. B. Fahrplan, Entgelt, Betriebsmodus<br />
64
etc.), wie es im ÖV üblich ist. Ist der<br />
Reisende in irgendeiner Weise in seiner<br />
Entscheidung abhängig (z. B. als Mitfahrer),<br />
wird dieser als captive rider<br />
bezeichnet.<br />
Intervall<br />
Begriff für die Zeitdauer, die an einer<br />
Haltestelle des öffentlichen Verkehrs<br />
zwischen der Abfahrt eines Fahrzeugs<br />
und der Abfahrt des nachfolgenden<br />
Fahrzeugs einer Linie verstreicht.<br />
JUNCTION FLOW<br />
Forschungsprojekt, dessen Ziel in der<br />
Entwicklung eines Verkehrstelematiksystems<br />
zur automatisierten Fahrgaststromerfassung<br />
liegt.<br />
Klimaschutzprogramm<br />
Stellt ein Maßnahmenbündel dar, das<br />
auf die Reduktion der CO 2 -Emissionen<br />
in der Stadt Wien ausgerichtet ist.<br />
Die einzelnen Maßnahmen werden<br />
in fünf klimaschutzrelevanten Handlungsfeldern<br />
der Stadt Wien zusammengefasst<br />
(Strom- und Fernwärmeerzeugung,<br />
Wohnen, Betriebe, Mobilität,<br />
Stadtverwaltung).<br />
Kollektivvertragsmitarbeiter/-innen<br />
Mitarbeiter/-innen, die in einem Arbeitsverhältnis<br />
zur <strong>Wiener</strong> Linien GmbH &<br />
Co KG stehen und dem Kollektivvertrag<br />
der <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong> unterliegen.<br />
KONTIV®-Design<br />
Ein von Socialdata entwickeltes<br />
Erhebungsverfahren, mit dem differenzierte<br />
Mobilitätsdaten besonders<br />
verlässlich erhoben werden können.<br />
Masterplan Verkehr<br />
Der Masterplan Verkehr 2003 der<br />
Stadt Wien gibt – im Dialog mit ihren<br />
Bürgern – die Richtung für die städtische<br />
Verkehrsentwicklung der nächsten<br />
zwanzig Jahre vor.<br />
Modal Split<br />
Modal Split wird in der Verkehrsstatistik<br />
die Verteilung eines Transportaufkommens<br />
auf verschiedene Verkehrsträger<br />
(Modi) genannt. Eine andere gebräuchliche<br />
Bezeichnung im Personenverkehr<br />
ist Verkehrsmittelwahl. Der Modal<br />
Split ist Folge des Mobilitätsverhaltens<br />
der Menschen und der wirtschaftlichen<br />
Entscheidungen von Unternehmen<br />
einerseits und des Verkehrsangebots<br />
andererseits. Die Verbesserung des<br />
Modal Splits zielt auf die Erhöhung<br />
des Anteils des ÖV sowie der Radfahrer<br />
und Fußgänger ab. Umgangssprachlich<br />
ist mit Modal Split aus der Sicht eines<br />
ÖPNV-Anbieters wie der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
nur der Anteil des ÖV gemeint.<br />
Motorisierter Individualverkehr (MIV)<br />
Kraftfahrzeuge zur individuellen<br />
Nutzung wie Pkw und Motorrad werden<br />
als motorisierter Individualverkehr<br />
bezeichnet.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
Unter <strong>Nachhaltigkeit</strong> sind die Verantwortung,<br />
der Beitrag und die Maßnahmen<br />
eines Unternehmens im<br />
Umgang mit Ressourcen in den<br />
Bereichen Wirtschaft, Soziales und<br />
Umwelt zu verstehen.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht<br />
Ein <strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht stellt die<br />
Verantwortung, den Beitrag und die<br />
Maßnahmen eines Unternehmens im<br />
Umgang mit Ressourcen in den<br />
Bereichen Wirtschaft, Soziales und<br />
Umwelt umfassend dar.<br />
Niederflur<br />
Die Niederflurtechnik wird heute bei<br />
neuen Bussen und Schienenfahrzeugen<br />
eingesetzt. Sie dient dazu, den Fahrgästen<br />
einen möglichst bequemen<br />
Ein- und Ausstieg ohne Stufen zu<br />
ermöglichen, ohne dazu Hochbahnsteige<br />
zu bauen, die in der Regel<br />
schlecht in das Stadtbild integrierbar<br />
sind. Je nach Ausprägungsgrad ist der<br />
Boden des Fahrgastraumes mehr oder<br />
weniger abgestuft. Diese Technik ist<br />
die Basis für einen schnellen Fahrgastwechsel<br />
und somit für eine hohe Reisegeschwindigkeit.<br />
NightLine<br />
Nachtverkehrsnetz der <strong>Wiener</strong> Linien.<br />
Oberbau<br />
Bezeichnung für bestimmte bauliche<br />
Einrichtungen. Bei Bahnen ist damit<br />
das Gleis mit seiner Bettung gemeint,<br />
die wiederum auf dem Unterbau oder<br />
Kunstbauten, z. B. Brücken, ruht.<br />
Öffentlicher Personennahverkehr<br />
(ÖPNV)<br />
Ein Teilsystem des öffentlichen Verkehrs<br />
(ÖV). ÖPNV ist die allgemein zugängliche<br />
Beförderung von Personen mit<br />
Verkehrsmitteln im Linienverkehr auf<br />
Schiene und Straße, die überwiegend<br />
dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage<br />
im Stadt-, Vorort- und<br />
Regionalverkehr zu befriedigen.<br />
Öffentlicher Verkehr (ÖV)<br />
Bezeichnet den Transport von Gütern<br />
und Personen mit Verkehrsmitteln,<br />
die der allgemeinen Bevölkerung zum<br />
urbanen, regionalen bzw. überregionalen<br />
Verkehr dienen.<br />
Öffis<br />
Umgangssprachlich für öffentliche<br />
Verkehrsmittel.<br />
OHSAS 18001<br />
(Occupational Health and Safety<br />
Assessment Series) ist ein internationaler<br />
Standard zur Bewertung und<br />
Zertifizierung eines Arbeitsschutzmanagementsystems.<br />
Mit einem Zertifikat wird belegt, dass<br />
die internen Unternehmensabläufe<br />
geprüft wurden und dem internationalen<br />
Standard für Arbeitsschutz entsprechen.<br />
Gegenüber Mitarbeiter/-innen und<br />
Kunden wird dokumentiert, dass man<br />
proaktiv den Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
in den Mittelpunkt des<br />
unternehmerischen Handelns stellt.<br />
ÖIR<br />
Österreichisches Institut für Raumplanung.<br />
65
Platzkilometer (Platz-km)<br />
Eine Messzahl für die Betriebsleistung:<br />
Produkt aus den gefahrenen Wagennutzkilometern<br />
und der Platzzahl<br />
(Fahrzeugfassungsvermögen) der<br />
eingesetzten Fahrzeuge.<br />
POPTIS<br />
Pre-On-Post-Trip-Informationssystems.<br />
Dient als akustisches Leitsystem für<br />
Sehbehinderte.<br />
RAVE<br />
Forschungsprojekt, das die Einsatzmöglichkeiten<br />
einer rechnerunterstützten<br />
Abwicklung des Veranstaltungsverkehrs<br />
untersucht.<br />
Regiekilometer<br />
Kilometerleistung, die nicht im Linieneinsatz<br />
erbracht wird (z. B. Weg zum<br />
Linieneinsatz, Werkstätte, Bahnhof,<br />
Garage).<br />
RBL<br />
Rechnergesteuertes bzw. -gestütztes<br />
Betriebsleitsystem. Dient unter anderem<br />
der Betriebslenkung, der Anschlusssicherung<br />
sowie der Verbesserung der<br />
Fahrgastinformation.<br />
Silberpfeil<br />
U-Bahn-Zug der Typen U, U11, U2 in<br />
silbergrauer Farbe (auf den Linien<br />
U1–U4 im Einsatz).<br />
Traktion<br />
Traktion bezeichnet bei Bahnen die<br />
kraftbetriebene Fortbewegung mit<br />
bzw. von Eisenbahnfahrzeugen.<br />
Man unterscheidet nach dem Antrieb<br />
Dampftraktion, Dieseltraktion und<br />
elektrische Traktion.<br />
Traktionsstrom<br />
Die für die Traktion (und Beheizung/<br />
Klimatisierung) von U-Bahnen und<br />
Straßenbahnen benötigte elektrische<br />
Energie.<br />
UITP<br />
Union Internationale des Transports<br />
Publics = Internationaler Verband für<br />
öffentliches Verkehrswesen.<br />
www.uitp.com<br />
ULF<br />
Ultra Low Floor; Straßenbahn mit<br />
extrem niedriger Einstiegshöhe in<br />
durchgängiger Niederflurbauweise.<br />
UStrab<br />
Unterpflasterstraßenbahn. Unterirdische<br />
Straßenbahnstrecke auf<br />
eigenem Bahnkörper – in der Regel<br />
signalgesichert. In Wien verläuft sie<br />
zwischen den Stationen Eichenstraße<br />
und Südtiroler Platz mit einer Zweigstrecke<br />
von der Station Matzleinsdorfer<br />
Platz.<br />
Verkehrsclub Österreich (VCÖ)<br />
Ein unabhängiger Verein, der sich seit<br />
dem Jahr 1988 konsequent für eine<br />
ökologisch sichere, verträgliche und<br />
wirtschaftlich sinnvollere Mobilität<br />
einsetzt.<br />
www.vcoe.at<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV)<br />
Im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
sind die Unternehmen des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs und<br />
des Güterverkehrs mit Schwerpunkt<br />
Eisenbahngüterverkehr in Deutschland<br />
organisiert. Die <strong>Wiener</strong> Linien sind als<br />
österreichisches Unternehmen außerordentliches<br />
Mitglied.<br />
www.vdv.de<br />
Verkehrsmasterplan<br />
Siehe Masterplan Verkehr (eigentlich<br />
korrekte Bezeichnung).<br />
Verkehrsverbund Ost-Region (VOR)<br />
Der VOR umfasst das Gebiet der Stadt<br />
Wien, Teile Niederösterreichs und des<br />
Burgenlandes und fungiert neben<br />
sonstigen Aufgaben als Verbundunternehmen<br />
vor allem als Koordinationsstelle<br />
für Verkehrsunternehmen<br />
(v. a. Fahrpreise und Fahrpläne) und als<br />
Clearingstelle für die Einnahmenaufteilung.<br />
www.vor.at<br />
Vollzeitäquivalent<br />
Personalstand, bei dem die Teilzeitbeschäftigten<br />
auf Vollzeitbeschäftigte<br />
umgelegt werden.<br />
Wagenkilometer<br />
Die auf den Fahrzeugeinsatz bezogene<br />
statistische Einheit der Betriebsleistung.<br />
Ein Wagenkilometer wird geleistet,<br />
wenn ein Fahrzeug 1 km zurücklegt.<br />
Die Wagenkilometerleistung setzt sich<br />
aus Wagennutzkilometern und Regiekilometern<br />
zusammen.<br />
Wagennutzkilometer<br />
Ein Wagennutzkilometer wird geleistet,<br />
wenn ein Fahrzeug 1 km im Linieneinsatz<br />
zurücklegt.<br />
<strong>Wiener</strong> Bogen<br />
Eine neue, innovative Trassierungsmethode,<br />
wobei fahrzeugsschwerpunktsnahe<br />
trassiert und somit hoher<br />
Fahrkomfort erzielt wird. Diese Art<br />
führt zur Minimierung von Kräften<br />
zwischen Oberbau und Fahrzeug<br />
und somit zu einer Reduktion des<br />
Verschleißes von Gleis und Rad.<br />
<strong>Wiener</strong> Linien<br />
Der führende Gesamtnahverkehrsanbieter<br />
von öffentlichen Verkehrsdienstleistungen<br />
für Wien mit den<br />
Betriebszweigen U-Bahn-, Straßenbahn<br />
und Autobus.<br />
www.wienerlinien.at<br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong><br />
Der <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong>-Konzern zählt<br />
zu den größten Mischkonzernen<br />
Österreichs und versorgt die am dichtesten<br />
besiedelten Region des Landes<br />
mit Infrastrukturdienstleistungen.<br />
www.wienerstadtwerke.at<br />
Zugewiesene Mitarbeiter/-innen<br />
Bedienstete der Gemeinde Wien, die<br />
nach dem <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong>-Zuweisungsgesetz<br />
der <strong>Wiener</strong> Linien GmbH<br />
& Co KG zur Dienstleistung zugewiesen<br />
wurden.<br />
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Bescheinigung des Wirtschaftsprüfers<br />
Impressum<br />
Wir wurden von der <strong>Wiener</strong> Linien GmbH &<br />
Co KG mit Schreiben vom 20. 3. 2006 beauftragt,<br />
jene Finanzzahlen, die im Kapitel<br />
„Wirtschaftlich denken und handeln“ des<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sberichts der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
GmbH & Co KG für das Geschäftsjahr 2005<br />
enthalten sind, zu verifizieren. Für die Aufstellung<br />
des vorliegenden Berichts ist die<br />
Unternehmensleitung der <strong>Wiener</strong> Linien<br />
GmbH & Co KG verantwortlich.<br />
Auf der Grundlage des uns erteilten Auftrags<br />
erteilen wir folgende Bescheinigung:<br />
Die im <strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht im Kapitel<br />
„Wirtschaftlich denken und handeln“ dargestellten<br />
Finanzzahlen sind Auszüge aus den<br />
von uns geprüften Einzelabschlüssen der<br />
<strong>Wiener</strong> Linien GmbH & Co KG zum<br />
31. Dezember 2005, 31. Dezember 2004 bzw.<br />
31. Dezember 2003, die nach den in Österreich<br />
geltenden handelsrechtlichen Vorschriften<br />
aufgestellt wurden und denen wir jeweils<br />
einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk<br />
erteilt haben.<br />
Die im Kapitel „Wirtschaftlich denken und<br />
handeln“ dieses Berichts angegebenen<br />
Finanzzahlen sind zutreffend wiedergegeben.<br />
Wien, 13. April 2006<br />
KPMG Austria GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsund<br />
Steuerberatungsgesellschaft<br />
Dr. Johann Mühlehner<br />
Mag. Helmut Kerschbaumer<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
Kontakt<br />
<strong>Wiener</strong> Linien GmbH & Co KG<br />
A-1031 Wien, Erdbergstraße 202<br />
Telefon: +43 (1) 7909-100<br />
kundendienst@wienerlinien.at<br />
<strong>Download</strong> dieses Berichts<br />
und weitere Informationen unter<br />
www.wienerlinien.at<br />
Eigentümer, Herausgeber und Verleger:<br />
<strong>Wiener</strong> Linien GmbH & Co KG<br />
A-1031 Wien, Erdbergstraße 202<br />
www.wienerlinien.at<br />
Projektteam:<br />
Mag. Andreas Kindler (Projektleitung)<br />
Mag. Johann Ehrengruber<br />
Mag. Thomas Hubin<br />
Ing. Claudia Ramskogler<br />
Ing. Sonja Reiter<br />
Dipl.-Ing. Richard Stranz<br />
Erweitertes Projektteam:<br />
Dipl.-Ing. Christian Hochreiter<br />
Ing. Kurt Höfling<br />
Gerhard Horvath<br />
Brigitte Gindl<br />
Dipl.-Ing. Dr. Markus Ossberger<br />
Rudolf Pospisil<br />
Ing. Wolfgang Rollinger<br />
Mag. Gerhard Schillinger<br />
Dipl.-Ing. Maria-Regina Trummler<br />
Mag. Dr. Brigitte Trumpes<br />
Matthias Winkler<br />
Das Projektteam bedankt sich bei den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller<br />
Unternehmensbereiche, die Informationen<br />
zur Verfügung gestellt haben, sowie bei der<br />
Abteilung Marketing & Medien für die Unterstützung<br />
bei der Produktion. Ebenso sei all jenen<br />
außerhalb des Unternehmens gedankt, die mit<br />
ihren Inputs, Studien und Statements zur<br />
Erstellung dieses Berichts beigetragen haben,<br />
insbesondere Herrn Mag. Reinhold Deußner (ÖIR)<br />
und Herrn Dipl.-Ing. Dr. Gerfried Jungmeier<br />
(Joanneum Research).<br />
Redaktion und Gestaltung: Franz Josef Barta<br />
Fotos: Manfred Weihs, Norbert Geiter,<br />
<strong>Wiener</strong> Linien, <strong>Wiener</strong> <strong>Stadtwerke</strong><br />
Druck: Gerin Druck, A-2120 Wolkersdorf<br />
Das Projektteam wurde beraten von<br />
DENKSTATT Umweltberatung und -management<br />
GmbH. (MMag. Aloisia Predota,<br />
Dipl.-Ing. Dr. Christian Plas), A-1150 Wien.<br />
Der Bericht entstand mit Unterstützung der<br />
Magistratsabteilung 22/Umweltschutz<br />
im Rahmen des ÖkoBusinessPlans Wien.<br />
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