RV2 - Magnat
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<strong>RV2</strong><br />
“Der zweite Streich<br />
Vor drei Jahren haben wir das gelungene Debüt beklatscht:<br />
Den ersten Röhrenverstärker der in dieser Hinsicht bis dato<br />
noch völlig unverdächtigen Marke <strong>Magnat</strong>. Mit einem optisch<br />
wie technisch weiterentwickelten Modell schlägt man nun<br />
das nächste Kapitel auf<br />
Logischerweise trägt der Nachfolger den Namen RV-2 –<br />
schlicht und einfach, wie das Konzept, das er grundsätzlich<br />
von seinem Vorgänger übernommen hat. Grob vereinfacht<br />
bedeutet das: Je ein Paar Doppeltrioden für die Eingangsund<br />
die Phasenumkehrstufe, dann ein Quartett Pentoden in<br />
Push-Pull-Schaltung für die Leistungsverstärkung. Dennoch:<br />
Veränderungen und Verbesserungen hat es in den Details etliche<br />
gegeben. So ist man in der Endstufe von den Standard-<br />
EL34 auf 6550-Pentoden ausgewichen – was dem RV-2 auf<br />
dem Papier erst einmal einen satten Leistungszuwachs beschert.<br />
Eine große Veränderung hat es auch bei der Phonostufe<br />
gegeben, die nicht mehr in Röhrentechnik ausgeführt<br />
ist, sondern als Halbleiterschaltung. Im Gegenzug gibt’s dafür<br />
einen MC-Eingang – dagegen wird ja auch kaum jemand<br />
etwas haben. Die größte und offensichtlichste Änderung hat<br />
jedoch am Kleid des Verstärkers stattgefunden – ob der RV-<br />
1 seinen Erbauern nicht mehr gefallen hat oder ob man versucht,<br />
ein bisschen mehr „stylish“ zu sein, entzieht sich<br />
meiner Kenntnis. Mir hat damals das bewusst reduzierte<br />
Retro-Design des RV-1 sehr gut gefallen – vor allem deswegen,<br />
weil man sich für ein geschlossenes Gehäuse entschieden<br />
hatte. Insofern ist der RV-2 wieder ein Schritt<br />
zurück zum üblichen „Pult-Design“ der meisten Röhrenverstärker.<br />
Eine Umfrage unter Kollegen zeigt ein eindeutiges<br />
Ergebnis: Der schwarze RV-2 mit seinen markant abgesetzten<br />
Bedienelementen in Chrom gefällt den meisten deutlich<br />
besser. Der dominante Lautstärkeregler in der Mitte der<br />
Frontplatte hat ja auch etwas: Mit seinem Turbinen-Design<br />
erinnert er mich an die große Zeit der amerikanischen Straßenkreuzer,<br />
als den Heckflossen keine Grenzen gesetzt<br />
waren und allenthalben Chrom dominierte. Aber zurück von<br />
der Straße in den Hörraum: Der RV-2 ist zweifellos auch technisch<br />
ein mächtiger Verstärker. Ganz nach der alten Schule:<br />
Zwei ECC83 in der Eingangsstufe, zwei ECC82 in der Treiberstufe,<br />
die die 6550 so weit auf Touren bringen, dass an<br />
Lautsprechern mit vier wie acht Ohm Nennimpedanz immerhin<br />
50 Watt pro Kanal zur Verfügung stehen. Das ist auch<br />
für einen Push-Pull-Verstärker ein respektables Ergebnis,<br />
wenn auch immer noch kein Freibrief dafür, jede beliebige<br />
Box mit dem <strong>Magnat</strong> zu betreiben. In der Praxis hat sich aber<br />
gezeigt, dass der RV-2 zumindest mit allen Boxen, die wir<br />
angeschlossen haben, ohne Wenn und Aber funktioniert hat.<br />
Messtechnisch ergibt sich ebenfalls ein durch und durch<br />
sauberes Bild – vor allem in Sachen Klirrarmut kann sich der<br />
<strong>Magnat</strong> durchaus mit seinen Transistorkollegen messen. Und<br />
das kann er vor allem auch in Sachen Klang: Noch etwas<br />
zupackender und lebendiger als sein direkter Vorgänger, der<br />
ja vor allem durch seine fast schon strenge Neutralität überzeugt<br />
hat. Hier geht der RV-2 doch seinen eigenen Weg, der<br />
sich durch einen etwas vollmundigeren Klang auszeichnet,<br />
Sängern noch etwas mehr Brust verleiht und Saiteninstrumenten<br />
dieses ganz spezielle Flirren. Nur, um es richtig<br />
einzuordnen: Der <strong>Magnat</strong> ist beileibe keine „gesoundete“<br />
Maschine – er steht nur richtig in Saft und Kraft. Dabei hat<br />
er durchaus feine Manieren – weder geraten ihm die Bässe<br />
zu polternd, noch werden Höhen überbetont. Es herrschen<br />
Ausgewogenheit und Disziplin allenthalben, auch wenn der<br />
RV-2 richtig dynamisch zupackt. In Sachen Klang reiht sich<br />
der <strong>Magnat</strong> zwischen den sehr sauber und disziplinert<br />
spielenden Transistorverstärkern und den Single-Ended-<br />
Röhrenverstärkern ein, die wir in dieser Ausgabe parallel<br />
getestet haben. Ersteren hat er eine etwas erdigere Spielweise<br />
voraus, muss sich aber in Sachen absoluter Präzision<br />
knapp geschlagen geben – wirklich sehr knapp. Gegenüber<br />
den Single-Ended-Kandidaten nimmt sie sich dagegen schon<br />
fast als Neutralitätswunder aus. Klarer, nüchterner, aber auch<br />
genauer spielt er im direkten Vergleich. Ein Kompromiss?<br />
Wenn man so will: Ich würde es eher als gelungene<br />
Kombination von Alltagstauglichkeit mit Röhrenflair<br />
bezeichnen. Ich kann mir aber eine Menge Leute vorstellen,<br />
denen der satte Klang des <strong>Magnat</strong> RV-2 bereits weit genug<br />
in die Gefilde klassischer Röhrenverstärker geht und die es<br />
sehr zu schätzen wissen, dass der Vollverstärker eine<br />
komplette Ausstattung mit Phonoteil hat und sich vor allem<br />
zum Zusammenspiel mit fast allen Lautsprechern gerne<br />
bereiterklärt.”<br />
Die Anschlüsse sollten im Normalfall immer ausreichen. Löblich: Es gibt<br />
einen Ausgang für einen Rekorder. Die Lautsprecherklemmen mit den<br />
typischen Abgriffen für 4 und 8 Ohm sind sehr solide.