CHÂTEAU D'ESTOUBLON - Schweizerische Weinzeitung
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«Ich würde es nicht wagen,<br />
Wein zu machen, ohne zu wissen,<br />
was im Boden vor sich geht»<br />
R é m y R e b o u l - S c h n e i d e r<br />
Das von Koch Franck Dumont geführte Restaurant<br />
hat an Renommee zugelegt und gehört seiner<br />
ziemlich puristischen Provence-Küche wegen zu den<br />
Vorzügen des Château, das sich längst als<br />
Hochzeits-Location einen Namen gemacht hat.<br />
nicht behaupten. Aber kraftvoll ist er, Würze hat er, und<br />
der Cabernet passt sich gut ein – auch wenn man sich<br />
fragt, ob nicht eine ausschliesslich im Beton gereifte Cuvée<br />
aus Grenache, Mourvèdre und Syrah das Terroir der Alpilles<br />
noch besser zum Ausdruck bringen würde. An so was<br />
ist indes nicht zu denken, an Rebsortenabfüllun gen sehr<br />
wohl. Mourvèdre und Syrah werden neuerdings pur gefüllt.<br />
Weil die reinsortigen Abfüllungen nicht im neuen Holz reifen,<br />
sondern zum Teil in grossen oder gebrauchten kleinen<br />
Fässern, geraten sie weniger üppig und «oaky» als die<br />
«Mogadors», wirken dafür frischer und animierender.<br />
Und ausserdem passt der Trick mit der einen Sorte<br />
pro Wein blendend zum anderen berühmten Produkt des<br />
Hauses. Womit wieder Valérie Reboul-Schneider, womit<br />
auch die Olivenbäume ins Spiel kommen, die hier auf rund<br />
86 Hektaren wachsen. Ein Grossteil von denen war schon<br />
da, als Ernest Schneider hier erstmals vorbeischaute, wurde<br />
im Anschluss an den verheerenden Frost von 1956 gepflanzt.<br />
An den sortenreinen Ausbau dachte man erst später,<br />
die schicken Flaschen mit den nobel wirkenden Etiketten<br />
wären ohne Valéries Design-Bewusstsein nie zustande<br />
gekommen. Picholine und Salonenque sind heute ebenso<br />
als «Monovariétal»-Füllungen zu haben wie Béruguette,<br />
die bereits im Oktober gepflückte Bouteillan oder Grossanne.<br />
Salonenque wirkt eher fruchtig-leicht, besitzt einen<br />
an Banane und frühreife Tomaten erinnernden Charakter,<br />
während Béruguette pfefferig-würzig daherkommt und<br />
eine dezente Bitternote aufweist. Ein in homöopathischen<br />
Mengen gekeltertes Luxus-Öl nennt sich «HO» und stammt<br />
von den ältesten Bäumen. Und die assemblierte Variante?<br />
Sie ist auch im Flacon zum Sprühen verfügbar und gehört<br />
zu den coolsten Ölen, die in der Schweiz zu haben sind.<br />
Konzipiert auf einem Château, das als Olivenölgut mit<br />
angeschlossener Reben- und Eventabteilung wohl doch<br />
am besten beschrieben ist. Als eines der schicksten, die<br />
wir je besucht haben!<br />
Fotos: Herve Fabre Photos (2)<br />
S c h w e i z e r i s c h e We i n z e i t u n g — 54