Flecken Ottersberg Winter 2014/15
Magazin für die Wümme-Wieste Region
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Abschreiben unmöglich...<br />
... in Everinghausen befand sich die kleinste Schule Deutschlands<br />
1909 wurde in Everinghausen mit dem<br />
Bau einer Schule begonnen. Auf einer<br />
Fläche von 8,00 x 8,95 m entstand ein<br />
kleines aber vollwertig ausgestattetes<br />
Schulgebäude mit Flur, Klassenzimmer,<br />
getrennten Toiletten und Ofen.<br />
Das Klassenzimmer von knapp <strong>15</strong> m 2 war<br />
ausreichend groß und bot der damaligen<br />
Lehrerin und ihren Schülern ausreichend<br />
Platz. Ab 1935 besuchten nur noch 2 Schüler<br />
die kleine Dorfschule an der Sanddüne<br />
von Everinghausen. Der kleine Ort zählte<br />
damals nur sieben Häuser plus Schule.<br />
In herrlicher Lage, umringt von Wäldern,<br />
Wiesen und Sanddünen war das beschauliche<br />
Dorf nur schwer erreichbar.<br />
Viele der Bewohner lebten als Selbstversorger.<br />
Man unterhielt eine kleine Landwirtschaft,<br />
baute Gemüse an und hielt ein<br />
paar Gänse und Schweine. Ansonsten war<br />
das Leben hart und oft einsam.<br />
Der Bau einer Schule war zur damaligen<br />
Zeit besonders für die Schüler und Lehrer<br />
ein großer Gewinn, denn zuvor wurde<br />
der Unterricht in Ställen und Scheunen<br />
abgehalten, was besonders in den <strong>Winter</strong>monaten<br />
zu häufigem Unterichtsausfall<br />
führte.<br />
Das neue Schulgebäude hingegen bot<br />
viele Annehmlichkeiten. Mit Ofen, Schulbänken,<br />
Tafel und vielen Anschauungsobjekten<br />
konnte sich fortan aufs Lernen<br />
konzentriert werden. Und gelernt haben<br />
die Schüler in Everinghausen damals viel.<br />
Die Klassengröße betrug zu Höchstzeiten<br />
17 Schüler, am Schluß und zum Großteil<br />
der Zeit waren es nur zwei Schüler. Somit<br />
war ein intensiver und vielseitiger Untericht<br />
gegeben. Erna Jäger und Hermann<br />
Helms errinnerten sich später dankend an<br />
ihre Schulzeit zurück.<br />
Zusammen mit ihrer Lehrerin unternahmen<br />
sie damals viele Wanderungen in die<br />
Umgebung, lernten nebem dem normalen<br />
Unterricht auch vieles über die Tier- und<br />
Pflanzenwelt ihrer Heimat. Selbst der<br />
Sportunterricht war abwechslungsreich.<br />
Auf dem 2200 m 2 großen Schulhof war<br />
ausreichend Platz für vielseitige sportliche<br />
Aktivitäten.<br />
Am 1. April 1937 wurde die kleine Schule<br />
aufgrund zu weniger Schüler geschlossen.<br />
Fortan mussten die Schüler den Weg nach<br />
Stuckenborstel aufnehmen. Hier waren<br />
Klassengrößen von 25-30 Schülern die<br />
Regel. Für die Schüler aus Everinghausen<br />
war das eine ganz neue Situation.<br />
Für den Ort Everinghausen standen nach<br />
1936 weitere Veränderungen an. Der Bau<br />
der Autobahn zerteilte das Dorf. Die Abtragung<br />
der Sanddünen konnte zum Glück<br />
noch verhindert werden. Eigentlich war<br />
geplant, den für den Autobahnbau erforderlichen<br />
Sand aus der Sanddüne zu nehmen.<br />
Das Umweltministerium untersagte<br />
den schon geplanten Schritt noch rechtzeitig.<br />
Als Alternative beschloss man, den<br />
Sand etwas weiter nördlich zu entnehmen.<br />
So entstand der Grundbergsee.<br />
Das reizvolle Schulgebäude ist bis heute<br />
erhalten geblieben und wurde von seinen<br />
heutigen Besitzern liebevoll und behutsam<br />
restauriert, sodass das Gebäude seinen<br />
Charme bewahrt hat. Wer auf der Suche<br />
nach Ruhe ist, hat die Gelegenheit, in der<br />
einst kleinsten Schule Ferien zu machen,<br />
denn das bezaubernde Kleinod ist heute<br />
ein Ferienhaus der ganz besonderen Art.<br />
Wir danken Hans-Richard Buthmann für<br />
die Bereitstellung der Informationen.<br />
4 <strong>Ottersberg</strong> Magazin <strong>2014</strong>