12.12.2014 Aufrufe

FACHMAGAZIN ZEITARBEIT | AUSGABE 04 | 2014

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>FACHMAGAZIN</strong> <strong>ZEITARBEIT</strong> | <strong>AUSGABE</strong> <strong>04</strong> | <strong>2014</strong>


Z direkt!<br />

Editorial<br />

Chance Zeitarbeit<br />

Müsste die Zeitarbeitsbranche das Unwort des Jahres<br />

<strong>2014</strong> wählen, stünden Begriffe wie „Koalitionsvertrag“<br />

und „Höchstüberlassungsdauer“ sehr wahrscheinlich<br />

ganz oben auf der Liste. Auch <strong>2014</strong> war<br />

für die Zeitarbeit kein leichtes Jahr. Die Politik fordert<br />

in ihrer Koalitionsvereinbarung weitere Einschränkungen<br />

der Zeitarbeit – Regulierungen, die in den Tarifverträgen<br />

längst umgesetzt sind. Und die Forderung<br />

nach einer Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten<br />

trifft in erster Linie die Arbeitnehmer: Länger dauernde<br />

Qualifizierungsmaßnahmen und Einsätze in langfristigen<br />

Projekten oder als Vertretung der Stammmitarbeiter,<br />

beispielsweise im Mutterschutz, würden<br />

damit in weite Ferne rücken.<br />

Vor allem die Funktionsträgerinnen und -träger sowie<br />

das Hauptamt des iGZ waren und sind in dieser Situation<br />

gefragt: Es gilt, Aufklärungsarbeit darüber zu leisten,<br />

wie sehr diese geplanten Regulierungen der Realität<br />

zuwider laufen. An dieser Stelle gilt ihnen mein<br />

ganz besonderer Dank für den ebenso professionellen<br />

wie unermüdlichen Einsatz im Dienste der Zeitarbeitsbranche.<br />

Und wir stehen nicht allein da: Zahlreiche<br />

Verbände und Institutionen äußerten sich ebenfalls<br />

zu den Regulierungsplänen der Bundesregierung und<br />

erteilten diesem Ansinnen durchweg klare Absagen.<br />

Zusicherungen der Bundesregierung, den iGZ bei den<br />

Gesprächen dazu mit ins Boot zu holen, und die Möglichkeit<br />

einer Öffnungsklausel lassen nun hoffen.<br />

knapp 20 Vertreter<br />

von iGZ-Mitgliedsunternehmen<br />

gemeinsam<br />

Strategien entwickeln.<br />

Zum Blick<br />

nach vorn gehört<br />

auch der Relaunch<br />

unserer Internetseite<br />

im Januar <strong>2014</strong>.<br />

Modernste Technik<br />

wurde kombiniert mit aktuellen Inhalten und<br />

einem großen Servicebereich nur für iGZ-Mitglieder.<br />

Verknüpft mit allen sozialen Netzwerken und<br />

mit Nutzung aller medialen Möglichkeiten hat sich<br />

www.ig-zeitarbeit.de als Informationsplattform der<br />

ersten Wahl in Sachen Zeitarbeit etabliert. Aus- und<br />

Weiterbildung bleiben ebenfalls zentrale Themen des<br />

iGZ: Erstmals wurden in diesem Jahr E-Learning-Seminare<br />

angeboten.<br />

Nur wenn wir gemeinsam mutig den Schritt ins Morgen<br />

wagen, können wir viel für die Branche erreichen<br />

– um es mit dem französischen Schriftsteller Victor<br />

Hugo zu sagen: „Die Zukunft hat viele Namen: Für<br />

Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen<br />

das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.“<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes<br />

und erfolgreiches Jahr 2015!<br />

Der iGZ ist und bleibt auf einem guten Weg: Veranstaltungen<br />

wie das Potsdamer Rechtsforum und der<br />

Weiterbildungskongress demonstrieren, dass der Verband<br />

lösungsorientiert an innovativen Konzepten für<br />

die Zukunft arbeitet. Das zeigt auch die positive Resonanz<br />

auf die Projektgruppe „Zeitarbeit 2030“, in der<br />

Ariane Durian<br />

iGZ-Bundesvorsitzende<br />

2


Inhalt<br />

Z direkt!<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Editorial<br />

Chance Zeitarbeit<br />

2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

3<br />

Kurz berichtet<br />

4<br />

Impressum<br />

5<br />

Interview<br />

Zehn Fragen an NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin<br />

6 – 7<br />

Titelthema: Zeitarbeit aus Sicht der Kundenunternehmen<br />

Reportage: „Das ist eine Vertrauensgeschichte“<br />

Reportage: Motivation ist die halbe Miete<br />

Statistik – Klebeeffekt<br />

Interview mit Dr. Nico Fickinger, Nordmetall<br />

8 – 9<br />

10 – 11<br />

12<br />

13<br />

14 – 16<br />

Recht direkt!<br />

Vermittlungsprovision<br />

18 – 19<br />

Unterwegs<br />

Zeitarbeit – eine Brücke in den Arbeitsmarkt<br />

iGZ auf der Zukunft Personal<br />

Podiumsdiskussion zu Regulierungsplänen<br />

Landeskongress Bayern/Landeskongress Nord<br />

Weiterbildungskongress/Potsdamer Rechtsforum<br />

20 – 21<br />

22 – 23<br />

24 – 25<br />

26 – 27<br />

28 – 29<br />

Aktiv<br />

Neue iGZ-Kampagne „Vitamin Z“<br />

30 – 31<br />

Anzeige<br />

3


Z direkt!<br />

Kurz berichtet<br />

Zahl der arbeitenden Rentner verdoppelt<br />

Zeitarbeit ist Beschäftigungsperspektive<br />

321.900 Personen haben in 2013 aus der Beschäftigungslosigkeit<br />

heraus eine Stelle in der<br />

Zeitarbeit gefunden. Das sind 17,4 Prozent der<br />

1,85 Millionen ehemals Arbeitssuchenden, die<br />

eine ungeförderte sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsstelle annahmen. Damit stelle die Branche<br />

Beschäftigungsperspektiven für Arbeitslose, von<br />

Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger<br />

oder Berufsrückkehrer dar, resümiert<br />

die Bundesregierung in einer Antwort auf eine<br />

Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. Etwa 65<br />

Prozent der neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhältnisse<br />

im zweiten Halbjahr 2013 seien mit<br />

Personen abgeschlossen worden, die direkt zuvor<br />

keine Beschäftigung ausübten bzw. noch nie<br />

beschäftigt waren.<br />

Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der<br />

Erwerbstätigen im Rentenalter auf rund 760.000<br />

Personen in 2011 verdoppelt. Für viele sorge<br />

das für mehr Zufriedenheit, in jedem Fall aber<br />

für mehr Geld. Laut einer Studie des Deutschen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erhöhe<br />

sich die spätere Rente für einen westdeutschen<br />

Beschäftigten mit 45 Beitrittsjahren pro Jahr um<br />

1.300 Euro, für einen Arbeitnehmer er im<br />

Osten um 1.200 Euro.<br />

Mindestlöhne zum 1J 1. Januar 2015<br />

Zum Jahreswechsel stehen in<br />

einigen Branchen Tariferhöhungen<br />

an. Für die Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungen<br />

steigt der Mindestlohn auf<br />

13,35 Euro (West mit Berlin)<br />

bzw. 12,50 Euro (Ost). Im Elektrohandwerk sind<br />

künftig 10,10 Euro (West) bzw. 9,35 Euro (Ost<br />

mit Berlin) fällig. Gebäudereiniger dürfen nicht<br />

mehr weniger als 9,55 Euro (West mit Berlin),<br />

bzw. 8,21 Euro (Ost) verdienen. In der Pflegebranche<br />

betragen die Lohnuntergrenzen 9,40<br />

Euro (West mit Berlin) bzw. 8,65 Euro (Ost)<br />

pro Stunde.<br />

Neue Unfallverhütungsvorschrift<br />

Um zu ermitteln, wie viele Sicherheitsbeauftragte<br />

ein Betrieb stellen muss, zählen künftig alle Beschäftigten<br />

eines Betriebes mit, somit auch alle<br />

Zeitarbeitskräfte. Das regelt die neue Unfallverhütungsvorschrift<br />

„DGUV Vorschrift 1“, die zum<br />

1. Oktober <strong>2014</strong> in Kraft trat. Bei der zuvor geltenden<br />

Vorschrift „Grundsätze der Prävention“<br />

(BGV A1) ging es in der Regel nur um die Anzahl<br />

der internen Mitarbeiter der Zentrale.<br />

4<br />

Von EG 3 in EG 4<br />

Gute Nachrichten für Zeitarbeitnehmer, die in<br />

der Entgeltgruppe 3 des iGZ-DGB-Tarifvertrages<br />

eingruppiert sind: Wer am 1. Januar 2015 seit<br />

mindestens einem Jahr in dieser Entgeltgruppe<br />

eingestuft ist, wird dann automatisch in die<br />

Entgeltgruppe 4 hochgeschrieben. Der Arbeitnehmer<br />

muss allerdings die gesamte Zeit lang<br />

im selben Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt<br />

gewesen sein.<br />

Geringere Löhne in Ostdeutschland<br />

dutsc<br />

Um 43,9 Prozent sind die Löhne in den neuen<br />

Bundesländern zwischen 1993 und 2013 gestiegen.<br />

In Westdeutschland erhöhte sich die Bezahlung<br />

hingegen lediglich um 36,4 Prozent. Trotz<br />

dieser Angleichung liege das durchschnittliche<br />

Bruttogehalt in Ostdeutschland noch immer um<br />

777 Euro geringer, fand das IAB in der Studie heraus.<br />

Zudem sei ein Süd-Nord-Gefälle erkennbar.


Anzeige<br />

Z direkt!<br />

LANDWEHR Zeit<br />

Mehr Flexibilität für<br />

Ihre Mitarbeiter<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

iGZ – Interessenverband Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen e.V.<br />

iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />

PortAL 10 | Albersloher Weg 10<br />

48155 Münster<br />

E-Mail: presse@ig-zeitarbeit.de<br />

www.ig-zeitarbeit.de<br />

Verantwortlich<br />

RA Werner Stolz,<br />

iGZ-Hauptgeschäftsführer<br />

Chefredaktion<br />

Wolfram Linke<br />

Redaktion<br />

Maren Letterhaus, Andrea Resigkeit<br />

Texte<br />

Christina Franzen, Maren Letterhaus,<br />

Wolfram Linke, Sebastian Reinert,<br />

Andrea Resigkeit, Dr. Jenny Rohlmann,<br />

Marcel Speker<br />

Fotos<br />

Maren Letterhaus, Wolfram Linke,<br />

www.istockphoto.com<br />

www.fotolia.com<br />

Überall mobil stempeln<br />

Mit der neuen praktischen App als Zusatzmodul für<br />

LANDWEHR L1 ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern<br />

bequemes und ortsunabhängiges Erfassen von Arbeitszeiten<br />

(Kommen/Gehen) per Smartphone oder Tablet.<br />

Jetzt testen!<br />

Gestaltung, Layout und Satz<br />

Medienhaus Münster GmbH<br />

Schleebrüggenkamp 15<br />

48159 Münster<br />

www.medienhaus-muenster.de<br />

Druck<br />

IVD GmbH & Co. KG<br />

Wilhelmstraße 240<br />

49475 Ibbenbüren<br />

www.ivd.de<br />

Fröhliche Weihnachten<br />

und ein erfolgreiches Jahr 2015<br />

wünscht Ihnen Ihr Softwarepartner<br />

für Personaldienstleister.<br />

www.landwehr-L1.de<br />

5


Z direkt!<br />

Interview<br />

Zehn Fragen an NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin<br />

„Tarifautonomie<br />

ist ein hohes Gut“<br />

Garrelt Duin gibt Gas! Der NRW-Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk<br />

hält die Umsetzung der GroKo-Pläne zur AÜG-Änderung für längst überfällig. Zeitarbeit solle<br />

auf die Kernfunktion beschränkt werden, so der SPDler im Interview mit Andrea Resigkeit und Christina<br />

Franzen aus dem iGZ-Hauptstadtbüro. Dafür sei eine aufziehende Konjunkturschwäche reine<br />

Einbildung: „Es besteht kein Anlass, die Lage zu dramatisieren.“<br />

die Löhne und Gehälter steigen. Sinkende Ölpreise und<br />

Energiekosten entlasten die privaten Haushalte und stärken<br />

den privaten Konsum. Im kommenden Jahr soll sich<br />

das Wachstum nach Einschätzung der meisten Institute<br />

leicht beschleunigen und auf bis zu 1,9 Prozent steigen.<br />

Das macht mich zuversichtlich.<br />

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin<br />

Z direkt!: Nordrhein-Westfalen ist das wirtschaftsstärkste<br />

Bundesland. Doch die Wirtschaftsprognose für<br />

2015 ist eher dunkelgrau als strahlend weiß. Welche<br />

Auswirkungen erwarten Sie?<br />

Duin: Ich teile diese Einschätzung nicht. Es stimmt, dass<br />

sich die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland nach<br />

dem kräftigen Wachstum im ersten Quartal <strong>2014</strong> spürbar<br />

verlangsamt hat. Ursachen dafür sind die politischen<br />

Unsicherheiten im Nahen Osten und in der Ukraine und<br />

die Schwäche im Euroraum. Die Prognosen für <strong>2014</strong> reichen<br />

von 1,2 bis 1,5 Prozent. Damit wird die deutsche<br />

Wirtschaft zwar langsamer wachsen als noch im Frühjahr<br />

erwartet. Es besteht aber kein Anlass, die Lage zu<br />

dramatisieren. Stabilisierend wirkt die Binnennachfrage.<br />

Sie basiert auf der nach wie vor erfreulichen Entwicklung<br />

auf dem Arbeitsmarkt. Die Einkommen der privaten<br />

Haushalte wachsen, weil mehr Menschen arbeiten und<br />

Z direkt!: Sie verlangen von der SPD einen neuen Kurs<br />

in der Wirtschaftspolitik und sagten: ‚Mehr Regulierung<br />

des Marktes ist falsch‘. Nun hat die Große Koalition gerade<br />

in Bezug auf die Wirtschaft noch einige Regulierungsziele<br />

auf der Agenda, Stichwort Zeitarbeit. Halten<br />

Sie die Umsetzung bei der momentan schlechten Konjunkturlage<br />

für sinnvoll?<br />

Duin: Die angedachten Regulierungen sind überfällig.<br />

NRW setzt sich schon lange dafür ein.<br />

Z direkt!: NRW hat eine Arbeitslosenquote von knapp<br />

acht Prozent. Hinzu kommt ein sehr hoher Anteil an<br />

Langzeitarbeitslosen. Welche Bedeutung wird die Zeitarbeitsbranche<br />

künftig in NRW haben?<br />

Duin: Zeitarbeit hat ihre Bedeutung als Instrument<br />

zum Einstieg in den Arbeitsmarkt. Nach einer angemessenen<br />

Zeit sollte allerdings ein Übergang in „reguläre“<br />

Beschäftigung erfolgen. Dabei spielt der so genannte<br />

Klebeeffekt eine besondere Rolle. Die Zeitarbeitsunternehmen<br />

haben großen Einfluss darauf, wie stark dieser<br />

Effekt wirkt. Wichtig ist, dass die Zeitarbeitgeber ihre<br />

Beschäftigten beim Übergang in ein Kundenunternehmen<br />

unterstützen. Darüber hinaus bleibt Zeitarbeit<br />

selbstverständlich ein wichtiges Instrument, wenn in<br />

Unternehmen vorübergehend Arbeitskräfte fehlen,<br />

etwa bei Auftragsspitzen oder in Krankheitsfällen.<br />

6


Interview<br />

Z direkt!<br />

Z direkt!: Welche Anreize will NRW schaffen, um<br />

dem rückläufigen Ausbau von Beschäftigung entgegenzuwirken?<br />

Duin: Gerade der Mittelstand erweist sich in wirtschaftlich<br />

rauen Zeiten als sehr verlässlich und stabilisiert den<br />

Wirtschaftsstandort. Wir unterstützen kleine und mittlere<br />

Unternehmen in besonderen Phasen – beispielsweise<br />

in der Gründungsphase, bei aufwändigen Wachstumsund<br />

Innovationsvorhaben, beim Schritt auf Auslandsmärkte,<br />

bei der Unternehmensnachfolge oder auch in<br />

unternehmerischen Krisen. In der Mittelstandspolitik<br />

setzt die NRW-Landesregierung auf das Prinzip des Dialogs.<br />

So gelangt zum Beispiel kein Gesetzentwurf mit<br />

Wirtschaftsbezug ins Kabinett, bevor nicht eine neutrale<br />

Clearingstelle über die Mittelstandsverträglichkeit des<br />

neuen Gesetzesvorhabens beraten hat. Diese Clearingstelle<br />

im Rahmen unseres Mittelstandsförderungsgesetzes<br />

ist einmalig in Deutschland. Wir wollen damit für<br />

kleine und mittlere Unternehmen Rahmenbedingungen<br />

schaffen, unter denen sie ihre Flexibilität, Schnelligkeit<br />

und Innovationskraft optimal entfalten können.<br />

Z direkt!: Der iGZ hat in der jüngsten Vergangenheit<br />

viel für Transparenz getan. Trotzdem sprechen Sie immer<br />

noch von prekären Arbeitsverhältnissen und Leiharbeit.<br />

Wird es nicht Zeit für einen Kurswechsel in der politischen<br />

Betrachtung und im Terminus?<br />

Duin: Die Verbesserungen sind begrüßenswert, auch<br />

wenn die Branchenzuschläge in aller Regel nicht an<br />

Equal Pay herankommen. Die Bezeichnung „Leiharbeit“<br />

meine ich nicht abwertend; das ist der Begriff, den das<br />

Arbeitnehmerüberlassungsgesetz benutzt. Die Ausdrücke<br />

„Zeitarbeit“ und „Leiharbeit“ werden synonym verwendet.<br />

Z direkt!: Fachkräftemangel ist eines der bestimmenden<br />

Zukunftsthemen. Die Zeitarbeit wird durch Spezialisierung<br />

und Experteneinsatz dabei eine wichtige Rolle<br />

spielen. Trotzdem will die Regierung eine Begrenzung<br />

der Einsatzdauer auf 18 Monate ins Gesetz schreiben.<br />

Schüttet man hier nicht das Kind mit dem Bade aus?<br />

Duin: Nein, denn Zeitarbeit soll, wie der Name andeutet,<br />

nicht von Dauer sein. Das fordert schon die EU-Richtlinie.<br />

Ein vorübergehender Bedarf an Zeitarbeit muss ein<br />

absehbares Ende haben. Bei der Suche nach Fachkräften<br />

wollen Unternehmen die offenen Stellen schnellstmöglich<br />

besetzen. Wenn die Arbeitgeber Fachkräfte schon<br />

als Zeitarbeitnehmer kennen und schätzen, wird der<br />

Übergang noch schneller gehen. Dann spielt die von Ihnen<br />

genannte Frist ohnehin keine Rolle.<br />

Z direkt!: Auch Sie forderten kürzlich, dass die Zeitarbeit<br />

auf ihre Kernfunktion zurück gebracht werden<br />

muss. Was verstehen Sie unter Kernfunktion?<br />

Duin: Wie ich schon sagte, geht es darum, einen vorübergehenden<br />

Bedarf abzudecken. Das können unerwartete<br />

oder temporäre Auftragsspitzen sein, aber auch<br />

Personalausfälle durch familienbedingte Auszeiten oder<br />

längere Krankheit von Beschäftigten.<br />

Z direkt!: Ihr Parteichef und Bundesarbeitsminister<br />

Sigmar Gabriel attestierte der Zeitarbeit kürzlich eine<br />

wichtige Rolle in der Wirtschaft – stellt das einen Gegensatz<br />

dar?<br />

Duin: Das sehe ich nicht so. Ich habe ja schon darauf<br />

hingewiesen, wie wichtig die Funktion der Zeitarbeit<br />

als Brücke in den Arbeitsmarkt ist. Es ist unbestritten:<br />

Zeitarbeit ist für Unternehmen bedeutsam, um vorübergehende<br />

Mehrarbeit oder Personalausfälle abdecken<br />

zu können.<br />

Z direkt!: Das Gesetz zur Tarifeinheit liegt vor und wird<br />

schon jetzt intensiv diskutiert. Wie ist Ihre Meinung dazu?<br />

Duin: Die Tarifautonomie ist ein hohes Gut, in das sich<br />

die Politik aus gutem Grund nicht einmischt. Die Tarifeinheit<br />

ist eine unverzichtbare Säule davon. Sie verhindert,<br />

dass das Tarifvertragssystem zersplittert, Belegschaften<br />

gespalten werden und sich kollektive Konflikte vervielfachen.<br />

Deshalb hat sich die Bundesregierung in ihrem<br />

Koalitionsvertrag darauf verständigt, den Grundsatz der<br />

Tarifeinheit nach dem betriebsbezogenen Mehrheitsprinzip<br />

unter Einbeziehung der Sozialpartner gesetzlich<br />

festzuschreiben. Der Gesetzentwurf wird jetzt intensiv<br />

diskutiert. Ich gehe davon aus, dass eine verfassungskonforme<br />

Lösung gefunden wird.<br />

Z direkt!: Ihr ganz persönlicher Wunsch für das<br />

Jahr 2015?<br />

Duin: Für das kommende Jahr wünsche ich mir, dass<br />

die Wirtschafts- und Innovationskraft in Nordrhein-<br />

Westfalen weiter steigt.<br />

7


Z direkt!<br />

Titelthema<br />

8


Titelthema<br />

Z direkt!<br />

Zeitarbeit bietet viel mehr als nur Personalüberlassung<br />

Eine Branche im Wandel<br />

Für die Kundenunternehmen war, ist und bleibt die Zeitarbeit ein wichtiges Instrument im deutschen<br />

wie auch im internationalen Wettbewerb. Flexibilisierung und Vertretung sind die Hauptargumente<br />

für den Einsatz von Zeitarbeitskräften – die Zahlen der jüngsten Studie der Soziale Innovation (SI)<br />

GmbH „Zeitarbeit – eine Brücke in den Arbeitsmarkt?“ legen davon bereits Zeugnis ab. Aber das Projekt,<br />

das der iGZ begleitet und unterstützt hat, zeigt auch einen Wandel in der Kundensicht auf die<br />

Zeitarbeitsbranche: Zunehmend ist die Dienstleistung als Rekrutierer gefragt.<br />

Wirtschaftsunternehmen sparen sich aufwendige Bewerbungsverfahren<br />

und nutzen die Möglichkeit, den<br />

Zeitarbeitsunternehmen die Kandidatenkür zu übertragen.<br />

Eindeutiges Indiz dafür: Laut Studie wurden<br />

75,2 Prozent der übernommenen Zeitarbeitnehmer<br />

direkt aus ihrem ersten Einsatz im Kundenunternehmen<br />

ins Stammpersonal der Firma geholt. Die Vakanz<br />

der Stelle erfuhren die meisten Arbeitnehmer<br />

(48,6 Prozent), weil sie direkt auf diesem Posten eingesetzt<br />

waren.<br />

Unverkennbar, die Übernahmequoten steigen kontinuierlich<br />

– das zeigt auch das quartalsweise erscheinende<br />

iGZ-Mittelstandsbarometer. Gut ein Drittel aller<br />

Zeitarbeitskräfte, die das Unternehmen verließen,<br />

wurden von den Kundenunternehmen übernommen.<br />

Das ist ein Indiz für den zunehmenden Fachkräftemangel,<br />

der sich auch weiterhin verschärft.<br />

Mögliche Alternative ist unter anderem die Rekrutierung<br />

aus dem Ausland. Die Messe Zukunft Personal in<br />

Köln zeigte, dass dieser Faktor inzwischen im Fokus<br />

vieler Zeitarbeitsunternehmen liegt.<br />

Weiterer Aspekt: Mittlerweile wirken sich auch die<br />

Branchenzuschlagstarifverträge aus. Die Zeitarbeit<br />

wird mehr und mehr auch für jene spezialisierten<br />

Fachkräfte interessant, die dieses Arbeitsmarkt-Instrument<br />

bislang nicht nutzten. Für die Kundenunternehmen<br />

entwickelt sich die Zeitarbeitsbranche zu einem<br />

multifunktionalen Instrument, mit dem sie nicht nur<br />

flexibel auf die sich ständig ändernden Ansprüche der<br />

Märkte reagieren können. Zeitarbeit ist längst auch<br />

ein Pool von Dienstleistungen auf dem Sektor der Personalentwicklung.<br />

Wolfram Linke<br />

Welche Zusatzdienstleistungen Zeitarbeitsfirmen<br />

anbieten, verrät das iGZ-Mittelstandsbarometer:<br />

www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />

zeitarbeit-erweitert-leistungsspektrum<br />

Anzeige<br />

<br />

<br />

Mit TIME-JOB<br />

<br />

professionell.<br />

TIME-JOB-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

oder<br />

unter 0 64 21 - 94 45-0<br />

9


Z direkt!<br />

Titelthema<br />

Zeitarbeit als langer Arm der Personalabteilung<br />

„Das ist eine<br />

Vertrauensgeschichte“<br />

Motivation und Fähigkeiten sind für Wolfgang Domenghino entscheidend bei der Einstellung neuer Mitarbeiter.<br />

Für den Inhaber der GeBioM mbH spielen Alter und Behinderung keine Rolle – er hat ein anderes<br />

Problem: „In unserer Firma für biomechanische Messsysteme haben wir sehr spezielle Berufsbilder, die<br />

es in dieser Form oft so gar nicht gibt“, erläutert der 59-Jährige. Bei der Suche vertraut er daher auf Jens<br />

Ahlborn, Geschäftsführer des iGZ-Mitgliedsunternehmens bim Personaldienstleistungen GmbH.<br />

Wolfgang Domenghino (l.) und Jens Ahlborn<br />

Mit guten Erfahrungen: „Wir rekrutieren unsere Mitarbeiter<br />

fast komplett über Zeitarbeit“, erläutert Domenghino.<br />

„Mit hundertprozentiger Übernahmequote“, ergänzt<br />

Ahlborn – und verweist auf die sich wandelnden Anforderungen<br />

des Marktes an die Zeitarbeitsbranche. „Wir<br />

übernehmen immer mehr das Personalmanagement für<br />

unsere Kundenunternehmen“, erklärt der 39-Jährige. Zeitarbeitsunternehmen<br />

entwickeln sich, so der Geschäftsführer,<br />

zum verlängerten Arm der Personalabteilungen.<br />

Das sei ein echter Trend, meint Domenghino. „Uns<br />

bleibt viel Arbeit erspart, wir müssen uns nicht mit<br />

dem Inhalt der Anzeigen für die Medien beschäftigen<br />

und können zunächst testen, ob der Aspirant<br />

die Aufgaben erfüllen kann und er zum Team passt“,<br />

zählt er die Vorteile der Zeitarbeit auf. „Das ist auch<br />

eine Vertrauensgeschichte“, betont der studierte<br />

Sport- und Erdkundelehrer, der Ahlborn bei einem<br />

VBG-Seminar kennenlernte.<br />

Bei der Suche nach möglichen Mitarbeitern ist Flexibilität<br />

gefragt: Das Kundenunternehmen, das seit<br />

20 Jahren am Markt ist, entwickelt, produziert und<br />

vertreibt seine Produkte komplett selbst. „Bike-Fitting<br />

10


Titelthema<br />

Z direkt!<br />

etwa gibt’s so nicht als Beruf. Wir haben dann einen<br />

Physiotherapeuten vermittelt, der bestens dazu befähigt<br />

ist“, nennt Ahlborn ein Beispiel. Bike-Fitting ist<br />

eine umfassende Methode zur optimalen Anpassung<br />

des Fahrrades an die körperlichen Gegebenheiten des<br />

Radlers. GeBioM bietet zudem Antworten auf biomechanische<br />

ergonomische Fragestellungen beim Sitzen,<br />

Liegen, Laufen und Stehen sowie CAD/CAM-Lösungen<br />

für das Handwerk (Schuhleisten, Einlagen).<br />

40 Mitarbeiter hat das Unternehmen mittlerweile – allein<br />

im vergangenen Jahr wurden acht neue Kollegen<br />

eingestellt. Da Motivation und Fähigkeiten an oberster<br />

Stelle stehen, blickt Domenghino auf eine recht bunte<br />

Truppe, die ihm Jens Ahlborn beschert hat: „Die Mitarbeiter<br />

sind zwischen 22 und 60 Jahre alt“, erläutert<br />

Domenghino. Darunter findet sich unter anderem ein<br />

taubstummer Mitarbeiter mit großer Begabung am<br />

Lötkolben. Auch als Ahlborn seinem Kundenunternehmen<br />

eine 60-Jährige vorstellte, zögerte GeBioM<br />

nicht und griff zu. „Wenn jemand mit 50 oder 60<br />

nochmal richtig Gas geben will und überzeugt, nehme<br />

ich ihm das auch ab“, betont Domenghino.<br />

Qualifizierung sei dabei ebenfalls ein Stichwort: „Wir<br />

betreiben auch wissenschaftliche Forschung und<br />

Entwicklung und arbeiten unter anderem mit dem<br />

Frauenhofer-Institut zusammen“, gewährt der Unternehmer<br />

Einblick in die Aufgabenfelder seines Betriebs.<br />

Einer der Schwerpunkte sei die Entwicklung<br />

von Sportkonzepten für die Orthopädie.<br />

Der Bedarf ist offenbar da – im nächsten Jahr plant das<br />

Unternehmen einen Umzug in größere Räumlichkeiten.<br />

„Wir sind über Jahre gewachsen und tummeln uns jetzt<br />

auf 800 Quadratmetern in drei Etagen“, stellt der Münsteraner<br />

fest. Und spätestens dann wird auch iGZ-Mitglied<br />

Jens Ahlborn wohl wieder gefragt sein – immerhin gilt es,<br />

die Übernahmequote von 100 Prozent zu halten…<br />

Wolfram Linke<br />

Anzeige<br />

Nahezu grenzenlose Buchungsmöglichkeiten<br />

in den Ferienparks von Landal GreenParks<br />

10 Parks<br />

in<br />

Deutschland<br />

Flexible Buchungen für mehrere Wochenenden, Kurzwochen und<br />

Wochen, aber auch für längere Zeiträume<br />

Landal GreenParks ist ein Anbieter mit mehr als 70 Ferienparks in sieben Ländern (10 Parks in Deutschland<br />

und 51 Parks in den Niederlanden). Die Parks sind nicht nur ein ideales Urlaubsziel, sondern halten auch für<br />

geschäftliche Gäste ein reichhaltiges Angebot bereit.<br />

Gute Gründe für Landal Business Line:<br />

• Günstige Mietpreise: Kurzwochen schon ab € 29,40 pro Person einschließlich MwSt. und Nebenkosten<br />

• Flexible Buchungszeitpunkte: Reservierungen bis zum Ankunftstag möglich<br />

• Komfortable Übernachtungen in komplett eingerichteten, für zwei bis 32 Personen geeigneten<br />

Unterkünften. Von einer komfortabelen Unterkunft bis hin zu einer Luxusvilla.<br />

Nähere Informationen oder Buchungen:<br />

Rufen Sie uns an: 1806 - 700 830 oder senden Sie uns eine E-Mail: businessline@landal.de<br />

11


Z direkt!<br />

Titelthema<br />

In der Zeitarbeit spielen Sprachkenntnisse und Behinderung keine Rolle<br />

Motivation ist die halbe Miete<br />

Wolfgang Domenghino zückt Zettel und Stift. Neugierig schaut Tim Hindersmann, was sein Chef zu Papier bringt,<br />

nickt dann, streckt demonstrativ seinen Daumen in die Höhe und strahlt in die Kamera. Natürlich hat er nichts<br />

dagegen, fotografiert zu werden.<br />

Zugucken gelernt, im Zweifel wird geschrieben. Auch<br />

die Kommunikation innerhalb des Teams laufe problemlos.<br />

Hindersmann teilt sich seinen Arbeitsplatz mit<br />

einem Schweden, der noch nicht viel Deutsch spricht.<br />

Der hat inzwischen begonnen, erste Begriffe in Gebärdensprache<br />

zu lernen. „Die beiden kommunizieren<br />

im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und<br />

Füßen“, schmunzelt Domenghino.<br />

Praktikum brachte Sicherheit<br />

Tim Hindersmann arbeitet seit Sommer dieses Jahres<br />

im Münsteraner Unternehmen GeBioM mbH, einem<br />

Hersteller für Druckmesssysteme. Dass er taubstumm<br />

ist, stört dabei überhaupt nicht. „Natürlich war ich<br />

überrascht, als das Zeitarbeitsunternehmen mich anrief<br />

und mir mitteilte, es habe einen passenden Mitarbeiter<br />

gefunden – der sei allerdings taubstumm“, räumt Domenghino<br />

ein. „Bedenken hatte ich aber nie.“<br />

Kommunikation mit Händen und Füßen<br />

Zum Vorstellungsgespräch erschien Tim Hindersmann<br />

in Begleitung eines Gebärdendolmetschers. Im laufenden<br />

Betrieb ist das aber nicht nötig. „Tim lernt<br />

sehr schnell“, zeigt sich Domenghino mit seinem neuen<br />

Schützling zufrieden. Viel habe er durch bloßes<br />

Zunächst absolvierte Hindersmann ein zweiwöchiges<br />

Praktikum im Münsteraner Unternehmen. Dabei zeigte<br />

sich schnell: Das passt. „Jeder braucht eine Einarbeitungszeit,<br />

das ist ganz normal. Aber in den zwei<br />

Wochen habe ich gemerkt, dass Tim das hinkriegen<br />

wird“, erinnert sich Domenghino. Und das, obwohl<br />

die neue Tätigkeit für Hindersmann eine Herausforderung<br />

ist. Bislang hatte sich der gelernte Schlosser<br />

mehr mit „groben“ Arbeiten beschäftigt. „Mit Quereinsteigern<br />

habe ich aber überhaupt kein Problem“,<br />

schmunzelt Domenghino, der selbst eigentlich Sportund<br />

Erdkundelehrer ist. Das Geschäftsfeld seines Unternehmens<br />

sei so speziell, dass es ohnehin keine klassische<br />

Berufsausbildung dafür gebe.<br />

Menschlich ins Team passen<br />

„Ob jemand behindert ist oder schon etwas älter, ob<br />

er schlechte Deutschkenntnisse hat oder was auch immer<br />

– wenn jemand motiviert ist, dann ist das schon<br />

die halbe Miete“, findet Domenghino. Die Mitarbeiter<br />

müssten vor allem menschlich gut ins Team passen.<br />

Und sollte sich dann herausstellen, dass die ursprüngliche<br />

Tätigkeit doch nicht so sehr zum neuen Mitarbeiter<br />

passt, „dann haben wir auch noch genügend<br />

andere Aufgaben.“<br />

Maren Letterhaus<br />

12


Titelthema<br />

Z direkt!<br />

Übernahme meist in Anschluss an ersten Kundeneinsatz<br />

Klebeeffekt ist<br />

gute Werbung für Zeitarbeit<br />

Zwar beweist jede Übernahme, wie passgenau die Zeitarbeitsfirma den perfekten Mitarbeiter für<br />

das Kundenunternehmen ausgewählt hat. Doch dieser Werbung für die Qualität der Zeitarbeitsunternehmen<br />

steht der Verlust eines guten Mitarbeiters gegenüber. Laut iGZ-Mittelstandsbarometer<br />

wechseln regelmäßig zwischen 30 und 40 Prozent der Mitarbeiter, die das Zeitarbeitsunternehmen<br />

verlassen, direkt im Anschluss zum Kundenbetrieb.<br />

Das Forschungsinstitut SI GmbH untersuchte diesen<br />

Klebeeffekt und fand heraus: Sowohl für das Image<br />

der Zeitarbeit und des eigenen Unternehmens als<br />

auch für die Kundenbindung hat der Klebeeffekt<br />

(sehr) positive Auswirkungen. Darum erheben auch<br />

nur 20 Prozent der Zeitarbeitsunternehmen eine<br />

Übernahmeprovision. Für die Zukunft erwarten die<br />

Unternehmen, dass der Klebeeffekt steigen wird.<br />

Die Übernahme erfolgt in den allermeisten Fällen in<br />

Anschluss an den ersten Einsatz beim jeweiligen Kundenunternehmen<br />

(75,2 Prozent). In 29,8 Prozent der<br />

Fälle ist der Mitarbeiter zu diesem Zeitpunkt seit sieben<br />

bis zwölf Monaten im Kundenunternehmen tätig.<br />

Weitere 15,4 Prozent arbeiteten bis zur Übernahme<br />

mehr als 18 Monate im Betrieb mit, 13 Prozent sogar<br />

länger als drei Jahre.<br />

Dabei gibt es laut SI GmbH verschiedene Faktoren,<br />

die die Übernahmechance von Zeitarbeitskräften<br />

beeinflussen. Die Erfahrungen der befragten Zeitarbeitsunternehmen<br />

zeigen, dass gerade die Mitarbeiter<br />

übernommen werden, die motiviert, einsatzwillig,<br />

pünktlich und zuverlässig waren. Besonders bei Personen<br />

ohne Berufsausbildung werde honoriert, wenn<br />

sie mehr Einsatz zeigen, als von ihnen erwartet wurde.<br />

Zudem sei es wichtig, sich gut ins Team einzugliedern.<br />

Maren Letterhaus<br />

Wie lange dauerte der Einsatz im Kunden unternehmen,<br />

bis eine Übernahme stattfand?<br />

Dauer<br />

Anzahl<br />

> 18 Monate<br />

28,9%<br />

75,2%<br />

13 – 18 Monate<br />

13,5%<br />

7 – 12 Monate<br />

4 – 6 Monate<br />

14,4%<br />

29,8%<br />

24,8%<br />

≤ 3 Monate<br />

13,5%<br />

1 Einsatz > 1 Einsatz<br />

Quelle: Befragung von Zeitarbeitskräften mit Klebeeffekt in NRW, Soziale Innovation GmbH<br />

13


Z direkt!<br />

Titelthema<br />

Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger im Interview<br />

Faires Einstiegsinstrument<br />

Keine Branche nutzt die Zeitarbeit so stark zur flexiblen Personalplanung wie die Metall- und Elektroindustrie.<br />

Warum das so ist und welche Folgen eine weitere gesetzliche Regulierung der Zeitarbeit<br />

haben würde, verriet Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall,<br />

im Gespräch mit iGZ-Redakteurin Maren Letterhaus.<br />

Z direkt!: Zwei Drittel der Zeitarbeitskräfte sind in<br />

der M+E-Industrie eingesetzt. Warum ist der Bedarf<br />

flexibler Personalplanung in Ihrer Branche so hoch?<br />

Fickinger: Weil kaum eine andere Branche so wettbewerbsorientiert<br />

ist wie unsere. Im Schnitt gehen<br />

fast zwei Drittel unserer Produkte ins Ausland, in einigen<br />

Unternehmen liegt die Exportquote sogar über<br />

90 Prozent. Wer so stark dem Weltmarkt ausgesetzt<br />

ist, bekommt den Pulsschlag der Weltkonjunktur täglich<br />

zu spüren – und muss deshalb auch blitzschnell<br />

reagieren können. Dass Aufträge über Nacht wegbrechen<br />

können, haben die Unternehmen in der großen Krise<br />

2008/2009 erlebt – diese Erfahrung steckt vielen noch<br />

tief in den Knochen. Doch genauso schnell kann es dann<br />

wieder aufwärts gehen. Solche Auf- und Abschwünge<br />

können sie nicht allein über das Stammpersonal abfedern.<br />

Z direkt!: Aufgrund der Branchenzuschläge ist Zeitarbeit<br />

für die Kundenunternehmen deutlich teurer geworden.<br />

Ein Hindernis für Ihre Mitglieder?<br />

Fickinger: Stimmt, das ohnehin schon teure Instrument<br />

ist noch einmal teurer geworden. Dass es<br />

sich am Ende trotzdem für viele Firmen rechnet,<br />

zeigt, welchen hohen Wert unsere Unternehmen<br />

einer beweglichen Personalpolitik zumessen – Flexibilität<br />

hat eben ihren Preis.<br />

Z direkt!: Welche Rolle spielt Zeitarbeit als Rekrutierungskanal?<br />

Fickinger: Bei den meisten Unternehmen steht sicher<br />

der Wunsch nach möglichst großer Flexibilität<br />

im Personaleinsatz im Vordergrund – und nicht der<br />

Wunsch, Zeitarbeiter erst einmal risikolos zu erproben<br />

und dann bei Bedarf übernehmen zu können. Umgekehrt<br />

liegt es natürlich nahe, dass sich die Unternehmen,<br />

wenn sie denn Personalbedarf haben, zunächst<br />

aus dem Pool der Zeitarbeiter bedienen – so<br />

verpflichtet man nicht die Katze im Sack, sondern hat<br />

sich schon kennen und schätzen gelernt.<br />

Z direkt!: Ist es für Langzeitarbeitslose leichter, über<br />

Zeitarbeit in der M+E-Branche Fuß zu fassen?<br />

»Flexibilität hat eben ihren Preis.«<br />

Fickinger: Ich glaube schon, dass die Einstellungshürden<br />

in den Köpfen der Menschen sinken, wenn<br />

sie einen neuen Mitarbeiter erst unverbindlich testen<br />

14


Titelthema<br />

Z direkt!<br />

können. Da ist immer auch etwas Psychologie dabei.<br />

Außerdem erfährt das Kundenunternehmen gar nichts<br />

über die Vorgeschichte des Zeitarbeiters; eventuelle<br />

Vorbehalte können so gar nicht entstehen. So gesehen<br />

ist Zeitarbeit ein sehr faires Einstiegsinstrument.<br />

Z direkt!: Die Bundesregierung plant, Zeitarbeitseinsätze<br />

auf maximal 18 Monate zu beschränken. Ihre<br />

Meinung dazu?<br />

Fickinger: Von einer generellen gesetzlichen Beschränkung<br />

der Einsatzdauer halte ich wenig. Dafür<br />

sind die Einsatzmöglichkeiten viel zu vielschichtig. Für<br />

eine Elternzeitvertretung reichen 18 Monate nicht aus,<br />

für ein anspruchsvolles Ingenieurprojekt noch weniger.<br />

Dem tragen die Zeitarbeitsfirmen und die DGB-Gewerkschaften<br />

einerseits in dem Branchentarifvertragswerk,<br />

andererseits auch die Metallarbeitgeber und<br />

IG Metall im TV LeiZ durch differenzierte Regelungen<br />

Rechnung. Diese Freiheit, durch Tarifvertrag vom Gesetz<br />

abweichen zu dürfen, muss unbedingt erhalten<br />

bleiben. Nicht die Politik, sondern die Betriebs- und Tarifparteien<br />

wissen am besten, was für ein bestimmtes<br />

Unternehmen angemessen ist und was nicht.<br />

Z direkt!: Wie ist die Stimmung unter den Mitgliedern<br />

von Nordmetall mit Blick auf die Pläne der Großen<br />

Koalition?<br />

»Nicht die Politik, sondern die Betriebsund<br />

Tarifparteien wissen am besten,<br />

was für ein bestimmtes Unternehmen<br />

angemessen ist und was nicht.«<br />

Fickinger: Ich könnte jetzt spotten und sagen: Unsere<br />

Mitglieder sind leidgeprüft, auch das werden sie<br />

noch überstehen. Aber die Politik sollte sich nicht in<br />

Sicherheit wiegen. Die M+E-Unternehmen sind zwar<br />

das Herz der Wirtschaft, und dieses Herz ist ein Kämpferherz.<br />

Doch auch das stärkste Herz macht irgendwann<br />

einmal schlapp, wenn ihm die Blutbahnen zu<br />

stark eingeengt oder zu viel Belastung auferlegt wird.<br />

Z direkt!: Welche Szenarien, in denen ein längerfristiger<br />

Einsatz nötig ist, begegnen Ihnen in der<br />

M+E-Industrie?<br />

Anzeige<br />

ES Zeitarbeit - Softwarelösung für mehr Zeit!<br />

Die Branchenlösung für Personaldienstleister<br />

ES Zeitarbeit<br />

ES Personalabrechnung<br />

ES Rechnungswesen<br />

ES Controlling<br />

www.es-software.de<br />

15


Z direkt!<br />

Titelthema<br />

Anzeige<br />

den Unternehmen ihre Flexibilität rauben und damit<br />

eine weitere wichtige Standortbedingung deutlich<br />

verschlechtern.<br />

Z direkt!: Es gibt nicht wenige Stimmen, die angesichts<br />

der wirtschaftlichen Zwänge und Realitäten<br />

davon sprechen, dass Zeitarbeit schon jetzt<br />

nicht mehr nur betriebliche Auftragsspitzen abfedern<br />

muss, sondern auch konjunkturelle Zyklen.<br />

Kann sie das abfedern?<br />

»Ich glaube, langfristig werden Unternehmen<br />

nur dann einen Erfolg am Markt haben, wenn sie<br />

einen gewissen Puffer an Zeitarbeits kräften haben,<br />

den sie rasch hoch und runter fahren können.«<br />

Fickinger: Die wichtigsten sind Krankheitsvertretungen<br />

oder die Überbrückung von Elternzeit. Aber<br />

auch viele Projekte im Entwicklungs- und Konstruktionsbereich<br />

müssen langfristig bearbeitet werden. 18<br />

Monate reichen dafür keinesfalls aus. All das wäre<br />

gefährdet, wenn die Überlassungsdauer auf maximal<br />

eineinhalb Jahre festgeschrieben würde. Man würde<br />

viele Zeitarbeitnehmer so um ihren Job bringen,<br />

Fickinger: Das tut sie doch schon. Dass die M+E-<br />

Industrie in der großen Krise rund 800.000 Stammkräfte<br />

an Bord halten konnte, war nur möglich, weil<br />

es den Schutzpuffer der Zeitarbeitskräfte gab. Ich<br />

glaube, langfristig werden Unternehmen nur dann<br />

einen Erfolg am Markt haben, wenn sie einen gewissen<br />

Puffer an Zeitarbeitskräften haben, den sich<br />

rasch hoch und runter fahren können. Die Alternative<br />

wäre, in einem gigantischen „hire and fire“ jeden<br />

Monat viele Hunderte oder Tausende von Mitarbeitern<br />

zu entlassen, um sie einige Zeit später gegebenenfalls<br />

wieder einzustellen.<br />

Z direkt!: Der iGZ setzt sich dafür ein, dass nicht<br />

nur die Kundenbranchen, sondern auch die Zeitarbeit<br />

selbst tarifliche Regelungen vereinbaren kann, um<br />

die Abweichungen von den 18 Monaten zu ermöglichen.<br />

Das ist für den iGZ auch eine Frage der Tarifautonomie.<br />

Kann die Zeitarbeitsbranche bei dieser<br />

Forderung auf Ihre Unterstützung bauen?<br />

Fickinger: Die Zeitarbeitsbranche ist eine Branche<br />

wie alle anderen auch. Insofern hat sie auch das<br />

Recht, ihre Arbeits- und Einkommensbedingungen eigenständig<br />

und einvernehmlich zu regeln.<br />

Anzeige<br />

Anzeige<br />

16


Z direkt!<br />

Die neue Organisation der Zeitarbeit<br />

prosoftstaff.Director ® ist die einfache und intelligente<br />

Komplettlösung für Personaldienstleister, die Sie bei allen<br />

Prozessen in der Zeitarbeit unterstützt: vom Bewerber- und<br />

Personalmanagement über die Zeiterfassung bis hin zur<br />

Lohnabrechnung.<br />

Mit prosoftstaff.Director ® veröffentlicht prosoft die<br />

Nachfolgeversion der Erfolgssoftware AÜOffice ® .<br />

17<br />

www.prosoft.net 1


Z direkt!<br />

§<br />

Recht direkt!<br />

Vermittlungsprovisionen wirksam vereinbaren<br />

Finanzielle Ausgleichsforderung<br />

muss angemessen sein<br />

Insbesondere aufgrund des Fachkräftemangels haben Arbeitgeber ein Interesse daran, ihre Mitarbeiter<br />

an das Unternehmen zu binden. Bei einer Übernahme durch ein Kundenunternehmen möchten sie per<br />

Vermittlungsprovision einen finanziellen Ausgleich erhalten. Die Übernahme eines Zeitarbeitnehmers ist<br />

auch nach Auffassung des Bundesgerichtshofs (BGH) honorarwürdig. Voraussetzung für die Wirksamkeit<br />

einer Vermittlungsprovision ist allerdings, dass diese auch „angemessen“ ist. Zu berücksichtigen ist, dass<br />

nach Auffassung des BGH etwa eine zu hoch angesetzte Höhe die Unwirksamkeit der gesamten Vermittlungsprovision<br />

zur Folge hat. Eine Reduzierung der Vermittlungsprovision auf die gerade noch zulässige<br />

Höhe ist dann unzulässig.<br />

§Die maximale Obergrenze einer wirksamen Provi-<br />

sion<br />

ist umstritten. Diese sollte jedoch in jedem Fall<br />

höchstens drei Bruttomonatsgehälter betragen. Der<br />

BGH verlangt, dass durch die Provisionsregel ein angemessenes<br />

Verhältnis zur Qualifikation und Tätigkeit<br />

des<br />

Mitarbeiters sowie zum „Marktwert“ seiner Arbeitsleistung<br />

und einer hierauf bezogenen Personalvermittlung<br />

hergestellt werden muss (BGH, Urteil vom<br />

10.11.2011 – III ZR 77/11). Entscheidend ist also in al-<br />

ler Regel der Einzelfall. Insbesondere bei weniger qualifizierten<br />

Mitarbeitern ist demnach Vorsicht geboten<br />

bei Pauschalbeträgen, die nicht auf den „Marktwert“<br />

des konkreten Mitarbeiters abstellen. Der BGH hat jedenfalls<br />

in dieser Entscheidung eine Provision in Höhe<br />

von 15 Prozent des Jahresbruttogehalts (umgerechnet<br />

1,8 Bruttomonatsgehälter) als wirksam angesehen,<br />

zwei Bruttomonatsgehälter sollen ebenfalls zulässig<br />

sein. Diese „Starthöhe“ könne für jeden Mitarbeiter<br />

unabhängig seiner Qualifikation oder Tätigkeit genutzt<br />

werden.<br />

Reduzierung nach Überlassungsdauer<br />

§<br />

Entscheidend für die Angemessenheit der Provision sei<br />

nach Auffassung des BGH außerdem die Dauer der<br />

vorangegangen Überlassung und die Höhe des vom<br />

Kunden bereits gezahlten Entgelts. Der wirtschaftliche<br />

Nachteil des Verlusts eines Mitarbeiters werde durch<br />

den bereits gezahlten Verrechnungssatz kompensiert.<br />

Die Höhe der Provision müsse deshalb in Abhängigkeit<br />

der Dauer der vorangegangenen Überlassung nach Zeitabschnitten<br />

(absteigend) gestaffelt sein. Soll der Kunde<br />

innerhalb einer Frist von bis zu zwölf Monaten noch zur<br />

Zahlung einer Provision verpflichtet werden, so müsse<br />

die Provision mindestens quartalsweise (also im Drei-Monats-Rhythmus)<br />

und so im Verhältnis abgesenkt werden,<br />

dass die Übernahme spätestens nach einem Jahr der<br />

Überlassung kostenlos erfolgen §g kann. Ebenfalls möglich<br />

ist in diesem Fall natürlich auch die in<br />

der Praxis häufig<br />

anzutreffende Reduzierung der Provision um ein Zwölftel<br />

für jeden Monat der vorangegangenen Überlassung.<br />

18


Recht direkt! §<br />

Z direkt!<br />

Übernahme nach Ende der Überlassung<br />

Schließt der Mitarbeiter nach dem Ende der Überlassung<br />

an den Kunden mit diesem in zeitlichem Abstand<br />

ein Arbeitsverhältnis, so kann auch dann noch<br />

ein Anspruch auf Provision bestehen. Eine entsprechende<br />

Regelung (möglich: bis zu sechs Monate nach<br />

Ende der Überlassung) ist nach Auffassung des BGH<br />

dann wirksam, wenn dem Kunden ausdrücklich die<br />

Möglichkeit des Gegenbeweises eingeräumt werde.<br />

Der Kunde müsse die Möglichkeit haben gegebenenfalls<br />

zu beweisen, dass die frühere Überlassung nicht<br />

ursächlich für den Abschluss des Arbeitsverhältnisses<br />

war (etwa weil der Mitarbeiter früher schon einmal<br />

fest bei ihm angestellt war). Dies dürfte dem Kunden<br />

in der Praxis aber häufig nicht gelingen.<br />

Übernahme ohne vorherige Überlassung<br />

In der Provisionsvereinbarung sollte auch ausdrück-<br />

lich die „Übernahme“ des Mitarbeiters ohne vorhe-<br />

rige Überlassung geregelt sein. Außerdem sollte der<br />

Personaldienstleister bereits vor der Übersendung der<br />

Mitarbeiterprofile an den Kunden die Vereinbarung<br />

entweder schriftlich abschließen bzw. sich die Allge-<br />

meine<br />

lassen. Das OLG Saarbrücken (Urteil vom 15.10.<strong>2014</strong><br />

– 1 U<br />

113/13) hat Letzteres ausreichen lassen. Auch<br />

die Herstellung des Kontaktes zwischen Kunden und<br />

Kandidatin wurde außerdem als ursächlich für den<br />

meinen Geschäftsbedingungen beweisbar bestätigen<br />

§<br />

späteren Abschluss des Arbeitsvertrages zwischen §en sen angesehen. Der Kunde hatte in diesem Fall nach<br />

einem durch den Personaldienstleister arrangierten<br />

Vorstellungsgespräch eine Kandidatin, die sich bereits<br />

bei einem anderen Kunden über den Personaldienstleister<br />

im Einsatz befand, im Nachhinein ohne zwi-<br />

dieschenzeitliche<br />

Überlassung eingestellt.<br />

„Basis“ für die Vermittlungsprovision<br />

Das Oberlandesgericht Oldenburg (Urteil vom<br />

30.10.<strong>2014</strong> – 1 U 42/14) hält eine Provisionsvereinbarung<br />

allein deshalb für unwirksam, weil bei der<br />

Höhe nur auf das Mehrfache des Verrechnungssatzes<br />

abgestellt wird. Eine solche undifferenzierte Klausel<br />

ohne eine am Einkommen des Arbeitnehmers orientierte<br />

Beschränkung sei keine „angemessene“ Provision,<br />

zumal sich durch die Vereinbarung abstrakt<br />

auch eine Provision von mehr als dem zweifachen<br />

Bruttomonatsgehalt ergeben könnte. Es ist nicht auszuschließen,<br />

dass sich weitere Gerichte dieser Auffassung<br />

anschließen. Auch wenn der Verrechnungssatz<br />

dem Personaldienstleister bekannt ist und dieses<br />

Vorgehen in der Praxis somit Vorteile bietet, sollte ein<br />

– sicheres – Abstellen auf das Bruttomonatsgehalt<br />

angedacht werden. In diesem Fall wird jedenfalls ein<br />

konkreter Bezug zum Wert der Arbeitsleistung und<br />

der Qualifikation des Mitarbeiters hergestellt.<br />

Ass. jur. Sebastian Reinert<br />

Anzeige<br />

19


Z direkt!<br />

Unterwegs<br />

v.l.: Wilhelm Oberste-Beulmann (BAP), Wener Stolz<br />

(iGZ-Hauptgeschäftsführer), Guntram Schneider<br />

(NRW-Arbeitsminister) und Sven Kramer (stellvertretender<br />

iGZ-Bundesvorsitzender)<br />

SI GmbH veröffentlicht Studienergebnisse<br />

Brücke in den Arbeitsmarkt<br />

28,9 Prozent der Zeitarbeitnehmer sind bereits über 18 Monate im Einsatz, bevor sie vom jeweiligen<br />

Kundenunternehmen übernommen werden. 29,8 Prozent sind sieben bis zwölf Monate im Einsatz,<br />

bis sie in ihren neuen – alten – Arbeitsplatz wechseln. Mit teils überraschenden Ergebnissen wartete<br />

Dr. Cordula Sczesny, Geschäftsführerin der Soziale Innovation (SI) GmbH, bei der Vorstellung der Ergebnisse<br />

der Studie „Zeitarbeit – eine Brücke in den Arbeitsmarkt?“ auf. Rund 250 Teilnehmer kamen<br />

zur Abschlussveranstaltung nach Dortmund.<br />

Sczesny betonte, Übernahmen seien für die Zeitarbeitsunternehmen<br />

ein Handlungsdilemma: „Die Firma<br />

hat einerseits den Verlust eines guten Mitarbeiters<br />

zu verkraften, andererseits ist gerade das aber<br />

auch ein gutes Instrument der Kundenbindung“,<br />

erläuterte die Expertin. Für das Projekt, für das sich<br />

auch der iGZ engagierte, verzeichnete die SI GmbH<br />

bei den Umfragen einen sehr guten Rücklauf von<br />

13,3 Prozent bei den Zeitarbeitsunternehmen, 21<br />

Prozent bei den Zeitarbeitskräften und 12,4 Prozent<br />

Gemeinsames Forschungsprojekt in NRW<br />

20<br />

Viel und kontrovers wird in<br />

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

diskutiert, ob die Zeitarbeit<br />

tatsächlich die Brücke in<br />

den Arbeitsmarkt ist. Oftmals<br />

wird die Beschäftigung vormals<br />

Arbeitsloser als Indiz für die<br />

Brückenfunktion angesehen.<br />

Die Bundesagentur für Arbeit<br />

beziffert diesen Anteil auf rund<br />

60 Prozent. Andere beschreiben<br />

die Brückenfunktion als Hilfe<br />

zum Einstieg in eine Beschäftigung<br />

außerhalb der Zeitarbeit.<br />

So kommt 2008 eine Untersuchung<br />

für das Ministerium für<br />

Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

des Landes NRW zu dem Ergebnis,<br />

dass „knapp einem Drittel<br />

der Zeitarbeitnehmer/innen,<br />

die vor der Zeitarbeit arbeitslos<br />

waren, (…) ein Einstieg in eine<br />

Vollzeit-/Teilzeitbeschäftigung<br />

in einem anderen Wirtschaftsbereich“<br />

gelingt.<br />

Das Projekt „Zeitarbeit – eine<br />

Brücke in den Arbeitsmarkt?“<br />

startete am 1. Januar 2012 und<br />

sollte am 31. Dezember 2013<br />

enden. Es wurde bis zum 30.<br />

Dezember <strong>2014</strong> verlängert,<br />

um noch weitere Infoveranstaltungen<br />

durchführen zu können.<br />

Aktuell läuft auf Wunsch des<br />

Ministeriums für Arbeit, Integration<br />

und Soziales des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen (MAIS) ein<br />

weiterer Verlängerungsantrag<br />

(bis 30.9.2015), da noch weitere<br />

rund 20 Infoveranstaltungen in<br />

Jobcentern durchgeführt werden<br />

sollen. Das Projekt wird<br />

durch das Land NRW und aus<br />

Mitteln der Europäischen Union<br />

(Europäischer Sozialfonds)<br />

gefördert. Der iGZ begleitet das<br />

Projekt als Partner.


Unterwegs<br />

Z direkt!<br />

bei ehemaligen Zeitarbeitnehmern. Außerdem wurden<br />

17 Interviews geführt.<br />

Zeitarbeit ist und bleibt offenbar erstes Mittel der Wahl<br />

bei dem Weg aus der Arbeitslosigkeit: „56,8 Prozent<br />

der Befragten gaben an, mittels Zeitarbeit Arbeitslosigkeit<br />

zu vermeiden oder zu beenden“, so Sczesny.<br />

55,4 Prozent hoffen auf den Klebeeffekt, 42,5 Prozent<br />

fanden die angebotene Arbeitsstelle attraktiv.<br />

„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Zeitarbeit<br />

ein Weg aus der Arbeitslosigkeit sein kann“, zog<br />

die Geschäftsführerin ein erstes Fazit.<br />

Interessant sei in diesem Zusammenhang auch die<br />

Zahl der Einsätze bis zu einer Übernahme in das<br />

Kundenunternehmen – 75,2 Prozent der Zeitarbeitskräfte<br />

wurden bereits nach lediglich einem Einsatz<br />

übernommen. Die Übernahme scheint aus Sicht der<br />

Zeitarbeitsunternehmen dabei in erster Linie Sache<br />

von Zeitarbeitnehmer und Kundenunternehmen zu<br />

sein: Den größten Einfluss darauf haben mit 43,7<br />

Prozent die Zeitarbeitnehmer selbst, 44,5 Prozent<br />

beruht auf Initiative der Kundenbetriebe, 9,2 Prozent<br />

gehen auf das Konto der Zeitarbeitsfirmen.<br />

Qualifizierung vor und während des Einsatzes fand<br />

bei 21,3 Prozent statt. „Hier wird eher auf Passgenauigkeit<br />

gesetzt“, erklärte Sczesny die niedrige Quote<br />

– Zeitarbeitnehmer werden gezielt nach ihrer zum<br />

vakanten Arbeitsplatz passenden Qualifikation ausgesucht.<br />

Als wichtigste Faktoren für eine Übernahme<br />

wurden laut Sczesny die gute Einarbeitung, die Integration<br />

ins Team und die gute Abforderung der Fähigkeiten<br />

genannt. Aus Sicht der Zeitarbeitsunternehmen<br />

wesentliche Aspekte seien für eine Übernahme<br />

Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Motivation, Teamfähigkeit<br />

und mehr Einsatz als erwartet.<br />

„Das Ergebnis lautet, dass der Klebeeffekt bis hin zu<br />

ungelernten Hilfskräften feststellbar ist. Dieser Effekt<br />

kann durch intensive Personalbetreuung seitens der<br />

Zeitarbeitsunternehmen und Jobcenter noch erhöht<br />

werden. Kundenunternehmen sind gefragt, wenn es<br />

um faire und gute Bedingungen für die Arbeitskräfte<br />

geht“, unterstrich Cordula Sczesny abschließend.<br />

Die SI GmbH habe auf Basis dieser Ergebnisse nun Kriterien<br />

und ein Konzept für gute Personalbetreuung<br />

entwickelt. Diese Leitlinien wurden in einem Info-Flyer<br />

zusammengefasst und es wurden – bislang – zwölf<br />

Informationsveranstaltungen für Arbeitsvermittler in<br />

Jobcentern durchgeführt.<br />

Wolfram Linke<br />

Warum haben (ehemalige) Zeitarbeitskräfte eine<br />

Tätigkeit in der Branche aufgenommen?<br />

Arbeitslosigkeit vermeiden/beenden<br />

Hoffnung, darüber Stelle außerhalb<br />

der Zeitarbeit zu finden<br />

Stelle attraktiv<br />

42,5%<br />

56,8%<br />

55,4%<br />

Arbeitgeber attraktiv<br />

Einzige Möglichkeit, an Job zu kommen<br />

Stelle bot gute berufliche Perspektiven<br />

Stelle entsprach genau Qualifikation<br />

Vermittlung über Agentur für Arbeit<br />

Vermittlung über Jobcenter<br />

Sonstiges<br />

25,7%<br />

24,6%<br />

18,4%<br />

14,7%<br />

6,4%<br />

2,3%<br />

11,3%<br />

Quelle: Befragung von aktuellen Zeitarbeitskräften sowie Zeitarbeitskräften<br />

mit Klebeeffekt in NRW, Soziale Innovation GmbH<br />

21


Z direkt!<br />

Unterwegs<br />

iGZ-Mitglieder profitieren von Gemeinschaftsstand<br />

Mehrwert Messe<br />

Einer der Höhepunkte im jährlichen Personaldienstleisterkalender ist die Fachmesse „Zukunft Personal“<br />

in Köln. Auch der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) ist regelmäßig gemeinsam<br />

mit einigen seiner Mitglieder dabei. Doch was bringt es, sich dem Fachpublikum auf dieser<br />

Messe zu präsentieren?<br />

„Für uns ist es wichtig, dass wir in der Öffentlichkeit<br />

auch als iGZ-Mitglied gesehen werden, denn das<br />

kommt einem Qualitätssiegel gleich“, sind sich Claudia<br />

Meyer und Frank Müller, Piening Personal GmbH, einig.<br />

Vor allem angehende Personaldienstleistungskaufleute<br />

suchen, so Meyer, den direkten Kontakt „und stellen<br />

clevere Fragen“. Die Auszubildenden interessieren sich<br />

etwa dafür, warum ein Betrieb die iGZ-Mitgliedschaft<br />

gewählt und welche Vorteile das habe.<br />

Natürlich werde mit Blick auf den Abschluss der<br />

Ausbildung auch für die Zeit danach gezielt Kontakt<br />

aufgenommen. Studierende und Fachkräfte<br />

finden laut Frank Müller ebenfalls häufig den Weg<br />

zum Messestand: „Sie interessieren sich meist dafür,<br />

welche Chancen ihnen die Zeitarbeit bietet.“<br />

Und auch Dienstleister der Branche nutzen die Gelegenheit,<br />

bieten ihre Software, Sprachkurse oder<br />

E-Learning an. „Interessant“, unterstreicht Müller,<br />

22


Unterwegs<br />

Z direkt!<br />

„sind dabei die vielen Möglichkeiten, die hier vorgestellt<br />

werden – wie beispielsweise die Rekrutierung<br />

von Fachkräften aus Griechenland.“<br />

Die Firma Meteor ist – wie Piening auch – bereits zum<br />

fünften Mal mit dabei: Für Uwe Schulz und Benedikt<br />

Mense dient die Messe vor allem dem Netzwerken:<br />

„Für uns ist es wichtig, die Kontakte zu unseren Kundenunternehmen<br />

zu vertiefen. Imagepflege gehört<br />

selbstverständlich auch dazu“, betonen die beiden<br />

Meteor-Mitarbeiter. „Außerdem nutzen viele PDK-<br />

Azubis die Messe regelrecht als Jobbörse“, haben sie<br />

beobachtet. „Wir haben daraufhin auch schon Auszubildende<br />

zu Vorstellungsgesprächen eingeladen“,<br />

erinnert sich Uwe Schulz. „Wir bekommen immer<br />

mehr Anfragen.“ Oft, haben beide festgestellt, stehen<br />

neuerdings private Personalvermittler an ihrem<br />

Stand, die Gutscheine von der Arbeitsagentur nutzen.<br />

Oliver Ulbrich, R.H. Personalmanagement, ist mit seinem<br />

iGZ-Mitgliedsunternehmen zum ersten Mal in<br />

Köln dabei. „Sehr viele interessante und interessierte<br />

Besucher“, zieht er erfreut eine erste Bilanz. „Wir haben<br />

viele gute Gespräche geführt“, unterstreicht Ulbrich. In<br />

erster Linie fanden potenzielle Kundenunternehmen<br />

den Weg zu seinem Stand – „Fast alles Neukunden. Es<br />

wurden sogar einige Aufträge gestellt“, ist der Unternehmer<br />

begeistert. Aber auch an der Zeitarbeitsbranche<br />

Interessierte, die sich beruflich verändern möchten,<br />

habe er vielfach gesprochen. Besonders Facharbeiter<br />

und Ingenieure suchen laut Ulbrich über die Messe die<br />

Chance, sich neu zu orientieren.<br />

Claudia Meyer und Frank Müller (Piening Personal) im Gespräch<br />

mit iGZ-Redakteur Wolfram Linke (M.).<br />

Oliver Ulbrich, R.H. Personalmanagenent (r.), freut sich über<br />

neue Kundenkontakte.<br />

Ähnliches weiß er von den PDK-Azubis zu berichten:<br />

„Viele wollen offenbar nach der Ausbildung den Arbeitsplatz<br />

wechseln und interessieren sich schon frühzeitig<br />

für die Personaldienstleistungsunternehmen.“<br />

Die Visite von Bestandskunden, „die gerne diese<br />

Möglichkeit der Kontaktpflege genutzt haben“, rundet<br />

den Messeauftritt von R.H. Personalmanagement<br />

ab. Fazit: „Die sehr große Resonanz hat uns positiv<br />

überrascht und wir möchten auf jeden Fall auch im<br />

nächsten Jahr wieder gemeinsam mit dem iGZ dabei<br />

sein“, plant Ulbrich für die Zukunft.<br />

Wolfram Linke<br />

Benedikt Mense (l.) und Uwe Schulz (Meteor) nutzen die<br />

Messe zum Netzwerken mit Kundenunternehmen.<br />

23


Z direkt!<br />

Unterwegs<br />

Podiumsdiskussion zu Zeitarbeitsregulierungen mit reichlich Zündstoff<br />

Offener Schlagabtausch<br />

über GroKo-Pläne<br />

Gesetzliche Regulierung der Zeitarbeit und betriebliche Flexibilität – geht das zusammen? Und wenn<br />

ja, wie? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Fachmesse<br />

„Zukunft Personal“ in Köln, der über 100 Teilnehmer lauschten.<br />

Marcel Speker, Leiter der iGZ-Kommunikationsabteilung,<br />

stellte zunächst die Pläne der Bundesregierung<br />

vor: Equal Pay nach neun Monaten sowie eine<br />

Höchstüberlassungsgrenze von 18 Monaten. Dabei<br />

hätten die Tarifpartner mit den Branchenzuschlags-<br />

Tarifverträgen bereits eine Lösung der Lohnangleichung<br />

gefunden. „Warum braucht es trotzdem ein<br />

Gesetz?“, fragte er in die Runde.<br />

Gesetzliche Mindeststandards nötig<br />

Dass die Branchenzuschläge ein deutlicher Schritt nach<br />

vorne seien, gab Roland Matzdorf, Abteilungsleiter „Arbeit<br />

und Qualifizierung“ im NRW-Ministerium für Arbeit,<br />

Integration und Soziales, zu. „Wir nehmen die Tarifautonomie<br />

in NRW sehr ernst“, betonte er. Es spreche auch<br />

nichts dagegen, wenn Tarifpartner über die gesetzlichen<br />

Regelungen hinaus weitere Vereinbarungen träfen.<br />

„Trotzdem brauchen wir ein Gesetz, um Mindeststandards<br />

festzulegen“, positionierte er sich deutlich.<br />

Equal Pay nicht praxistauglich<br />

Dem widersprach Sven Kramer, stellvertretender<br />

iGZ-Bundesvorsitzender und Verhandlungsführer in<br />

der iGZ-Tarifkommission: „Wenn der Gesetzgeber<br />

Equal Pay nach neun Monaten haben möchte, dann<br />

frage ich mich ernsthaft, wie das gehen soll.“ Bei<br />

den Verhandlungen der Branchenzuschläge habe<br />

es alleine drei Tage gedauert, die zahlreichen bestehenden<br />

Tarifverträge mit dem iGZ-DGB-Tarifvertrag<br />

in Einklang zu bringen. „Das war unglaublich<br />

schwierig. Da gibt es unterschiedliche Regionen,<br />

unterschiedliche Entgelthöhen, unterschiedliche<br />

Eingruppierungssätze“, berichtete er aus seiner<br />

Erfahrung. Die Tarifpartner hätten hier in langwierigen<br />

Verhandlungsrunden Einigungen erzielt und<br />

in zweieinhalb Jahren 15 Tarifverträge abgeschlossen.<br />

„Denkt der Gesetzgeber trotzdem, dass wir<br />

das nicht im Griff haben?“, zeigte sich der iGZ-Verhandlungsführer<br />

verärgert.<br />

24


Unterwegs<br />

Z direkt!<br />

Tariföffnungsklausel nur für Kundenbranchen?<br />

Zu mehr Gelassenheit mahnte Rainer Bischoff, Mitglied<br />

des Arbeitskreises Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

in der SPD-Landtagsfraktion NRW: „Gesetzliche<br />

Grundlagen sind doch nichts Neues“, versuchte er zu<br />

beruhigen. Tarifverträge könnten immer nur Verbesserungen<br />

für die Arbeitnehmer regeln. „Wir wären<br />

wesentlich gelassener, wenn wir wüssten, dass es im<br />

Gesetz eine Tariföffnungsklausel gibt“, sprach Speker<br />

für die Zeitarbeitsbranche. Eine solche Regelung<br />

müsse in den Verhandlungen sicher eine Rolle spielen,<br />

räumte Bischoff ein, begrenzte jedoch: „Wenn<br />

aber im Gesetz direkt drinsteht, dass die Zeitarbeit<br />

die Höhe der Höchstüberlassungsdauer selbst regeln<br />

darf, wofür brauchen wir dann ein Gesetz?“ Seiner<br />

Meinung nach sei eine Tariföffnungsklausel nur dann<br />

sinnvoll, wenn die Kundenbranchen über eine abweichende<br />

Überlassungsdauer entscheiden, nicht aber<br />

die Zeitarbeitsbranche selbst.<br />

Branchenspezifische Lösungen gefunden<br />

Empört reagierte Kramer auf diesen Vorschlag. „Mir<br />

fällt überhaupt nicht ein, warum wir nicht mit den<br />

zuständigen Gewerkschaften regeln dürfen, was für<br />

unsere Branche sinnvoll ist. Warum sollte Herr Iwanowski<br />

künftig mit Gesamtmetall über Bedingungen<br />

in der Zeitarbeit verhandeln, anstatt mit uns?“, brachte<br />

er Christian Iwanowski, Gewerkschaftssekretär der<br />

IG Metall NRW und damit Verhandlungspartner der<br />

Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit (VGZ), ins Spiel.<br />

Kramer betonte nochmals, dass die Zeitarbeit bei den<br />

Branchenzuschlägen mit den jeweiligen Gewerkschaften<br />

spezifische Lösungen im allseitigen Einvernehmen<br />

ausgehandelt habe. „Und glauben Sie mal nicht, dass<br />

die IG Metall alles unterschreibt, was wir möchten“,<br />

richtete sich Kramer erneut an Bischoff. „Wir können<br />

das nicht einseitig festlegen. Da sitzt eine Gewerkschaft<br />

mit am Tisch!“<br />

EU-Recht einhalten<br />

Christian Iwanowski forderte, einen Blick in die Praxis<br />

zu werfen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir<br />

künftig einen Tarifvertrag mit Gesamtmetall machen“,<br />

lenkte er ein. Für ihn sei zunächst relevant, dass überhaupt<br />

einmal definiert werde, welche Überlassungslänge<br />

normal üblich sei. Schließlich gehe es hier um<br />

die Einhaltung von EU-Recht. „Ob das am Ende genau<br />

18 Monate sind, ein paar mehr oder ein paar weniger<br />

– das ist mir gar nicht so wichtig“, räumte er ein.<br />

Doch erst nach der genauen Definition könne man<br />

nach Ausnahmelösungen suchen – „und das Betrieb<br />

für Betrieb“.<br />

Zeitarbeitsmarkt in Ordnung<br />

Das sah Hendrik Wüst, Sprecher für Wirtschaft, Mittelstand<br />

und Energie der CDU-Landtagsfraktion NRW,<br />

anders. „Es geht hier um die Branche, nicht um den<br />

Betrieb“, betonte er. Vor dem Hintergrund der konjunkturellen<br />

Entwicklung forderte er, den Koalitionsvertrag<br />

noch einmal sehr genau anzuschauen. Zeitarbeit<br />

sei eine Erfolgsgeschichte beim Akquirieren von<br />

Langzeitarbeitslosen und dem Einstieg von frisch ausgebildeten<br />

Kräften. Außerdem reguliere sich die Anzahl<br />

der Zeitarbeitskräfte von selbst analog zur konjunkturellen<br />

Entwicklung. „Diese Tendenz zeigt, dass<br />

der Zeitarbeitsmarkt in Ordnung ist“, resümierte er.<br />

Maren Letterhaus<br />

25<br />

Marcel Speker (l.) und Sven Kramer.<br />

Hendrik Wüst<br />

Rainer Bischoff


Z direkt!<br />

Unterwegs<br />

iGZ-Landeskongress Bayern<br />

„Unternehmen nicht<br />

die Luft zum Atmen nehmen“<br />

„Die Auftragslage ist extrem volatil, da braucht man Zeitarbeit“, lautete das Fazit von Dirk Pollert<br />

beim iGZ-Landeskongress Bayern. In der Würzburger Festung Marienberg appellierte der stellvertretende<br />

Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) deshalb direkt an die<br />

Bundesregierung: „Nehmen Sie den Unternehmen nicht die Luft zum Atmen!“<br />

Unter den Eindrücken der Regulierungspläne der Großen<br />

Koalition nahmen die Teilnehmer die Situation<br />

der Zeitarbeit in Bayern unter die Lupe. Dabei kristallisierte<br />

sich schnell die Meinung heraus, dass sich<br />

die Zeitarbeit „keine weiteren Einschränkungen gefallen<br />

lassen“ dürfe, wie iGZ-Landesbeauftragte Petra<br />

Eisen die Situation in Worte fasste. Als „Vitamin für<br />

Wirtschaft und Arbeitsmarkt“ leiste Zeitarbeit einen<br />

großen Beitrag zu einer gesunden Wirtschaft.<br />

Dem stimmte Pollert zu und erinnerte daran, dass die Zeitarbeit<br />

für Unternehmen schon aufgrund der Branchenzuschläge<br />

deutlich teurer geworden sei. Wenn jetzt noch<br />

weitere gesetzliche Regulierungen dazu kämen, führe das<br />

nicht zu einem Anstieg der Stammbelegschaft, „sondern<br />

zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland.“<br />

RA Dr. Martin Dreyer, iGZ-Geschäftsführer, erklärte,<br />

wie die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

in der Zeitarbeit umgesetzt werden müssen. Dabei<br />

ging er insbesondere auf das Tarifautonomiestär-<br />

kungsgesetz gese<br />

ein. „Die Lohnuntergrenzenver-<br />

ordnung regelt, dass der<br />

Weitere Kongressthemen auf der iGZ-Homepage:<br />

Controlling – Führen mit Kennzahlen<br />

Thorsten Rensing, iGZ-Bundesvorstand<br />

Webinare und E-Learning<br />

Dr. Bernd Benikowski, TrainingsZentrumZeitarbeit<br />

Förderprogramme der BA<br />

Kirstin Laukamp, iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />

Petra Eisen und Dirk Pollert<br />

iGZ-DGB-Tarifvertrag weiterhin Vorrang vor dem<br />

künftigen gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 8,50<br />

Euro hat“, machte er deutlich. Allerdings würden<br />

Branchenmindestlöhne dann auch für Zeitarbeitskräfte<br />

gelten, wenn sie eine entsprechende branchentypische<br />

Tätigkeit übernehmen. „Wenn jemand im Malerbetrieb<br />

angestellt ist, aber den ganzen Tag lang nur<br />

Gerüste aufbaut, dann gilt für ihn der Mindestlohn<br />

des Gerüstbauerhandwerks, nicht der der Maler und<br />

Lackierer“, gab er ein Praxisbeispiel.<br />

Maren Letterhaus<br />

Zur ausführlichen Kongressberichterstattung:<br />

Reisekostenrecht<br />

RA Stefan Sudmann, iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />

Recruiting mit Social Media<br />

www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />

nicht-die-luft-zum-atmen-nehmen<br />

Prof. Dr. Thorsten Petry, Hochschule RheinMain<br />

26


Unterwegs<br />

Z direkt!<br />

iGZ-Landeskongress Nord<br />

„Zeitarbeit absolut notwendig“<br />

Bettina Schiller, iGZ-Landesbeauftragte Bremen, brachte die Sache auf den Punkt: „Wir hier im Norden<br />

sind zwar sturmerprobt, aber was im Zuge der Bundestagswahl auf uns zukam, das war schon<br />

heftig – auch für uns Nordlichter!“ Welche Folgen es für die Zeitarbeit haben könnte, wenn die Bundesregierung<br />

eine Beschränkung der Höchstüberlassungsdauer und gesetzliches Equal Pay einführt,<br />

war Mittelpunkt der Podiumsdiskussion beim iGZ-Landeskongress Bremen.<br />

„Ich bin geschockt von diesen Gewerkschaftsthesen.<br />

Das ist nur noch hanebüchen und entbehrt de facto<br />

jeder wissenschaftlichen Grundlage. Das ist einfach<br />

Käse“, reagierte der iGZ-Landesbeauftragte Christian<br />

Baumann auf eine Anmerkung Annette Dürings,<br />

DGB-Regionsvorsitzende Bremen-Elbe-Weser: Mit der<br />

Aussage, der Begriff „Sklaventreiber“ komme ja nicht<br />

von ungefähr und es gebe in der Branche schwarze<br />

Schafe, die erheblichen Handlungsbedarf erzeugen,<br />

sorgte die DGB-Vertreterin für erhebliche Unruhe. Unter<br />

der Moderation von Marcel Speker, Leiter Kommunikation<br />

im iGZ, debattierten Harald Schumacher,<br />

Wirtschaftswoche, Annette Düring, DGB-Regionsvorsitzende<br />

Bremen-Elbe-Weser, Christian Baumann,<br />

iGZ-Landesbeauftragter für Hamburg, RA Cornelius<br />

Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer Die Unternehmensverbände<br />

im Lande Bremen e.V., und Dieter<br />

Reinken, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik in der SPD-<br />

Bürgerschaftsfraktion.<br />

Schumacher reagierte überrascht, wie emotional die<br />

Diskussion ablaufe: „Die Zeitarbeit hat sich doch strukturell<br />

stark geändert. Ich kann der Skandalisierung der<br />

Zeitarbeitsverhältnisse nicht mehr folgen. Wo ist eigentlich<br />

der Respekt vor den Leuten, die in dieser Branche<br />

arbeiten? Ich kann das Verhalten nicht nachvollziehen“,<br />

betonte Schumacher in Richtung Gewerkschaften.<br />

Düring beschwichtigte, sie sei „froh, dass wir Tarifverträge<br />

verhandelt haben. Aber das ist nicht immer der<br />

Weisheit letzter Schluss.“ Das Tarifwerk müsse weiterentwickelt<br />

werden. Sie vertrete die Auffassung, Regelungen<br />

müssten per Tarifvertrag und nicht via Gesetz<br />

definiert werden.<br />

Reinken verwies darauf, dass ein Teil der Probleme<br />

durch die Branchenzuschläge entschärft werde. Die<br />

öffentliche Wahrnehmung sei leider langsam wie ein<br />

Bettina Schiller, Mitglied des iGZ-Bundesvorstandes<br />

und Landesbeauftragte Bremen<br />

Tanker, ergänzte Harald Schumacher. Die nun weiße<br />

Weste der Zeitarbeit sei noch nicht registriert worden,<br />

sagte er. Neumann-Redlin unterstrich, die Zeitarbeit<br />

sei wegen ihrer Flexibilität für die Wirtschaft absolut<br />

notwendig: „Wir müssen drohenden Flexibilitätseinbußen<br />

der Politik mit Tarifverträgen begegnen. Die<br />

Zeitarbeit ist die Branche par excellence, in der man<br />

auf solche gesetzlichen Regelungen verzichten kann.“<br />

Er forderte, es solle wenigstens Öffnungsklauseln geben,<br />

„um die Flexibilität nicht einzuschränken“.<br />

Arbeiten in der Zeitarbeit sei ganz oft eine bewusst getroffene<br />

Entscheidung, stellte Baumann fest. „Viele verzichten<br />

bei Übernahmeangeboten. Eine Befristung von<br />

18 Monaten nimmt Mitarbeitern die Möglichkeiten, die<br />

ihnen die Zeitarbeit bietet. Die Regulierung ist unfair gegenüber<br />

den Mitarbeitern. Das sind qualifizierte Kräfte<br />

und keine hirnlosen Affen“, ärgerte sich der iGZ-Landesbeauftragte<br />

über die geplanten Regulierungen.<br />

Wolfram Linke<br />

Weitere Inhalte des Kongresses auf:<br />

www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />

scharfe-kritik-groko-plaenen<br />

27


Z direkt!<br />

Unterwegs<br />

iGZ-Weiterbildungskongress<br />

Podiumsdiskussion<br />

verriet Finanzierungswege<br />

Viele Beispiele und Ideen gelungener Qualifizierungsmodelle bekamen die Teilnehmer des iGZ-Weiterbildungskongresses<br />

in Karlsruhe mit auf den Weg. Häufig stand jedoch am Ende die Frage nach<br />

der Realisierbarkeit, insbesondere nach der Finanzierung. Die abschließende Podiumsdiskussion, moderiert<br />

von iGZ-Bundesvorstandsmitglied Angelo Wehrli, bot den passenden Rahmen, um sich hierüber<br />

im Plenum auszutauschen.<br />

Angelo Wehrli (M.) leitete die Podiumsdiskussion mit (v.l.) Ariane<br />

Durian, Leni Breymaier, Christian Baumann und Marianne Staudte.<br />

iGZ-Bundesvorsitzende Ariane Durian erinnerte daran,<br />

dass auch der Kunde an der Weiterbildung der<br />

Mitarbeiter beteiligt sei. „Wenn wir einen passenden<br />

Mitarbeiter vermitteln, der lange im Einsatzunternehmen<br />

bleibt, dann ist der Kunde auch bereit, sich<br />

finanziell an einer Weiterqualifizierung zu beteiligen“,<br />

berichtete sie aus ihrer Erfahrung.<br />

Dem stimmte Christian Baumann, iGZ-Landesbeauftragter<br />

Hamburg, zu. Bis zu einem gewissen Kostenbetrag<br />

sei zudem eine Rückfinanzierung über den<br />

Verrechnungssatz denkbar. Irgendwann sei jedoch<br />

eine Querfinanzierung nötig, damit die Qualifizierung<br />

für das Zeitarbeitsunternehmen rentabel bleibe.<br />

Um den Mitarbeiter nach einer aufwendigen Weiterbildungsmaßnahme<br />

an das Unternehmen zu binden, komme<br />

eine Rückzahlungsvereinbarung in Betracht, verriet<br />

iGZ-Juristin RAin Christiane Buß einen weiteren Ansatz.<br />

Für iGZ-Mitglieder stünden vorformulierte Vereinbarungen<br />

im internen Bereich der iGZ-Homepage bereit.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen unterstützt die<br />

Bundesagentur für Arbeit Qualifizierungen finanziell.<br />

Welche Wege es hier gibt, stellte Marianne Staudte,<br />

Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit Karlsruhe-<br />

Rastatt, vor – verwies jedoch auch auf ein Problem:<br />

„Es wäre sinnvoll, einsatzfreie Zeiten für Weiterbildungen<br />

zu nutzen. Allerdings probieren Zeitarbeitsunternehmen<br />

ja gerade, diese Zeiten zu vermeiden.“<br />

Leni Breymaier, Landesbezirksleiterin ver.di, legte Wert<br />

darauf, dass nicht nur die Geld-, sondern auch die<br />

Zeitfrage in die Diskussion mit einfließe. „Ein Staplerschein<br />

ist ja kein Freizeitvergnügen“, forderte Breymaier,<br />

dass auch die Zeit der Qualifizierung vergütet<br />

werden solle.<br />

Maren Letterhaus<br />

Zahlreiche Praxisbeispiele vom<br />

Weiterbildungskongress unter:<br />

28<br />

www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />

weiterbildung-als-gemeinsames-projekt


Unterwegs<br />

Z direkt!<br />

Finnischer Generalanwalt hält Plädoyer<br />

Starre Grenze zulässig?<br />

„Höchstüberlassungsdauer erlaubt?“, fragte Prof. Dr. Martin Franzen, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht<br />

und Arbeitsrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Rahmen seines Vortrags beim dritten<br />

Potsdamer Rechtsforum. „Ja, erlaubt“, lautet das Fazit von Generalanwalt Maciej Szpunar, der nun<br />

sein Plädoyer zur Klage einer finnischen Gewerkschaft gegen ein internationales Unternehmen hielt.<br />

In dem Fall ging es darum, dass die in Finnland 1997<br />

geschlossenen Rahmentarifverträge der Transportbranche<br />

eine Regelung enthielten, nach der das<br />

Überlassen von Arbeitnehmern unlauter und damit<br />

rechtswidrig sei, wenn der Zeitarbeitnehmer während<br />

eines längeren Zeitraums normale Arbeiten des Unternehmens<br />

neben dessen Stammmitarbeitern und unter<br />

derselben Leitung ausführen.<br />

Nach Auffassung von Generalanwalt Szpunar stehe<br />

die EU-Richtlinie (Art. 4 Abs. 1 2008/1<strong>04</strong>) einer nationalen<br />

Regelung nicht entgegen, wenn diese Norm<br />

den Einsatz von Zeitarbeit auf vorübergehende Aufgaben<br />

beschränke. Diese Arbeiten müssten dann aber<br />

aus objektiven Gründen nicht von der Stammbelegschaft<br />

ausgeführt werden können.<br />

Wenn der EuGH die Begründung des Generalanwalts<br />

übernimmt, was zu erwarten ist, kann die Bundesregierung<br />

die geplante Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten<br />

realisieren. Es ist allerdings auch damit zu rechnen,<br />

dass der EuGH nicht darüber entscheiden wird, ob eine<br />

starre Grenze wie die geplanten 18 Monate zulässig ist.<br />

Das Urteil wird im Frühjahr 2015 erwartet.<br />

Prof. Dr. Martin Franzen<br />

Mit dieser Entscheidung könnte übrigens auch das<br />

Verbot der Überlassung ins Bauhauptgewerbe kippen:<br />

Er stellte fest, dass der Ausschluss von Zeitarbeit in<br />

einem ganzen Wirtschaftszweig nicht zu rechtfertigen<br />

sei. Beim Fehlen anderweitiger Rechtfertigungsgründe<br />

mit dem Ziel, Missbräuche beim Abschluss von Zeitarbeitsverträgen<br />

zu verhindern, bedeute das „nicht einen<br />

quasigenerellen Ausschluss dieser Arbeitsform“.<br />

Eine Maßnahme, „die die missbräuchliche Ausübung<br />

eines Rechts verhindern soll, darf nicht einer Versagung<br />

des fraglichen Rechts gleichkommen“, betont<br />

Generalanwalt Szpunar in seiner Begründung.<br />

Wolfram Linke<br />

Anzeige<br />

Seminare für Personaldienstleister<br />

Katalog<br />

interaktiv:<br />

Termine<br />

2015<br />

Stand: Dezember <strong>2014</strong><br />

Zeitarbeit<br />

perfekt im Kopf!<br />

SEMINAR-ÜBERSICHT<br />

SCHULUNG & TRAINING FÜR PERSONALDIENSTLEISTER<br />

2015<br />

bit.ly/Seminare2015<br />

Scannen Sie den Code mit Ihrem<br />

Smartphone oder geben Sie den<br />

bit.ly-Kurzlink im Browser ein.<br />

29<br />

www.akademie-der-zeitarbeit.de · Telefon: <strong>04</strong>274 9315-0 · info@akademie-der-zeitarbeit.de


Z direkt!<br />

Aktiv<br />

Marketingkampagne Vitamin Z<br />

Zeitarbeit – Vitamin für<br />

Wirtschaft und Arbeitsmarkt<br />

„Vitamine sind lebenswichtige Wirkstoffe, die für die Aufrechterhaltung aller Lebensvorgänge notwendig<br />

sind. Bei unzureichender Vitaminzufuhr kommt es zu bestimmten Ausfallerscheinungen“ – so lautet<br />

die übliche Definition für Vitamine. Und für den iGZ steht fest: Was Vitamine für die Gesundheit sind, ist<br />

Zeitarbeit für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Ohne Zeitarbeit wären die Beschäftigtenzahlen rückläufig,<br />

würden Chancen für Arbeitsuchende verbaut und die notwendige Flexibilität für Unternehmen reduziert.<br />

Mit seiner neuen Kampagne „VITAMIN Z. Zeitarbeit –<br />

Vitamin für Wirtschaft und Arbeitsmarkt“ macht der<br />

Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen<br />

in seiner Kommunikation einen großen Schritt nach<br />

vorn. „In den letzten Jahren haben wir uns in unserer<br />

Öffentlichkeitsarbeit meist darauf konzentriert,<br />

uns von Missbräuchen in der Zeitarbeit abzugrenzen.<br />

Von dieser Rechtfertigungsposition verabschieden wir<br />

uns“, erläutert Bettina Schiller, im iGZ-Vorstand verantwortlich<br />

für den Bereich Marketing. „Ab jetzt geht<br />

es ohne Wenn und Aber um die unentbehrliche Rolle<br />

der Branche für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.<br />

Wir haben uns mittlerweile ein Ansehen erarbeitet,<br />

mit dem wir sehr selbstbewusst auftreten können.<br />

Das unterstreichen wir mit dieser kommunikativen<br />

Neuausrichtung.“<br />

Unverwechselbar<br />

Durch den einprägsamen Slogan gepaart mit der<br />

frischen Optik der Zitrone ist dem Verband ein unverwechselbares<br />

Keyvisual gelungen. Der iGZ bleibt<br />

seiner Gestaltungslinie dabei treu: Text und Bildmotiv<br />

stehen weiterhin vor einem weißen Hintergrund, so<br />

dass der Fokus des Betrachters auf die Botschaft gelenkt<br />

wird. Die helle Gestaltungslinie steht für eine of-<br />

30


Aktiv<br />

Z direkt!<br />

fene Branche, die Unmittelbarkeit der iGZ-Arbeit und<br />

eine klare Themensetzung.<br />

Vitamin Z-Schachteln<br />

In die Öffentlichkeit gegangen ist der Verband zunächst<br />

mit kleinen Schachteln, die den Aufdruck „VITAMIN Z.<br />

Zeitarbeit – Vitamin für Wirtschaft und Arbeitsmarkt“<br />

tragen. Stilechter Inhalt sind grüne Vitamindragees in<br />

Blisterverpackungen. Die Packungsbeilage erläutert<br />

in typischer Beipackzettel-Manier die Bedeutung der<br />

Zeitarbeit und macht die negativen Auswirkungen der<br />

GroKo-Pläne deutlich. Unter „Risiken und Nebenwirkungen“<br />

heißt es beispielsweise: „Risiken und Nebenwirkungen<br />

der Zeitarbeit sind weder für Arbeitnehmer,<br />

noch für Unternehmen belegt. Dennoch plant<br />

die Bundesregierung, die Zeitarbeit weiter zu regulieren.<br />

Damit geht sie selbst erhebliche Risiken auf Nebenwirkungen<br />

ein! […] Eine gesetzliche Angleichung<br />

des Arbeitsentgelts von Mitarbeitern der Zeitarbeit mit<br />

den Stammarbeitnehmern nach neun Monaten wäre<br />

nur ein Placebo.“ Demnach lautet der abschließende<br />

Warnhinweis auch: „Zu starke gesetzliche Regulierung<br />

der Zeitarbeit gefährdet die tarifliche Autonomie<br />

und den wirtschaftlichen Erfolg.“<br />

Wirksamkeit bestätigt<br />

Den Erfolg der neuen Kampagne haben seit seiner<br />

Einführung auf dem 3. Potsdamer Rechtsforum im<br />

September zahlreiche Stimmen aus der Mitgliedschaft<br />

und der Politik bestätigt. „Das neue Kampagnenmotiv<br />

ist ein echter Hingucker und stellt die hohe Bedeutung<br />

der Branche unmissverständlich in den Vordergrund.<br />

Ich finde die Idee, Zeitarbeit mit einem lebensnotwendigen<br />

Vitamin für den Arbeitsmarkt gleichzusetzen,<br />

sehr gelungen und habe für mein Unternehmen sofort<br />

mehrere Vitaminschachteln als Werbemittel bestellt“,<br />

resümiert Thomas Dick, iGZ-Regionalkreisleiter<br />

Rheinland-Pfalz Süd.<br />

Personalmesse<br />

Inzwischen prägt die neue Optik die gesamte iGZ-Öffentlichkeitsarbeit.<br />

So zum Beispiel wurde das leuchtend<br />

gelbe Zitronenmotiv sehr erfolgreich auf Europas<br />

größter Personalmesse, der Zukunft Personal in Köln,<br />

eingesetzt. In Verbindung mit erfrischenden Vitamin-<br />

Cocktails machte der iGZ an seinem Messestand Zeitarbeit<br />

als wertvolles Vitamin für Wirtschaft und Arbeitsmarkt<br />

publik.<br />

Vitamine für Politiker<br />

Wichtig ist, dass die Verantwortlichen in der Großen<br />

Koalition das erfolgreiche Arbeitsmarktinstrument<br />

Zeitarbeit nicht einschränken. Begleitend zu ihren<br />

Verhandlungen stellt der iGZ seine Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

unter das Motto Vitamin Z. Aktuell<br />

rechnet der Verband damit, dass die Entscheidungen<br />

zur Zeitarbeit im ersten Quartal 2015 auf der Agenda<br />

stehen. Bis dahin heißt es, die Verantwortlichen mit<br />

reichlich Vitamin Z zu versorgen. In den kalten Wintermonaten<br />

erhalten deshalb die Entscheidungsträger<br />

den eigens bedruckten Vitamin Z-Glasbecher gefüllt<br />

mit den Verbandspositionen zu den Groko-Vorhaben<br />

und einem Päckchen „Heiße Zitrone“.<br />

Jenny Rohlmann<br />

Zum iGZ-Shop:<br />

www.ig-zeitarbeit.de/igz/shop<br />

Vitamin Z-Produkte im Shop<br />

In dieser Ausgabe ist der neue Wandkalender<br />

2015 mit Vitamin Z-Motiv beigelegt. Weitere<br />

Vitamin Z-Produkte finden iGZ-Mitglieder<br />

im Online-Shop unter www.ig-zeitarbeit.de/<br />

igz/shop. Damit können iGZ-Mitglieder gemeinsam<br />

mit dem Verband selbstbewusst<br />

für die vielen positiven Wirkungen von<br />

Vitamin Z! werben.<br />

31


Z direkt!<br />

iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />

V.i.S.d.P.: RA Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer<br />

PortAL 10 | Albersloher Weg 10 | 48155 Münster<br />

Telefon: 0251 32262-0 | Fax: 0251 32262-100<br />

iGZ-Hauptstadtbüro<br />

Schumannstraße 17 | 10117 Berlin<br />

Telefon: 030 28<strong>04</strong>59-88 | Fax: 030 28<strong>04</strong>59-90<br />

info@ig-zeitarbeit.de | www.ig-zeitarbeit.de<br />

Jetzt vormerken<br />

iGZ-KONGRESS-HIGHLIGHTS<br />

Landeskongress NRW<br />

25. Februar 2015 in Dortmund<br />

Bundeskongress<br />

29. April 2015 in Berlin<br />

www.ig-zeitarbeit.de/veranstaltungen<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!