FACHMAGAZIN ZEITARBEIT | AUSGABE 04 | 2014
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<strong>FACHMAGAZIN</strong> <strong>ZEITARBEIT</strong> | <strong>AUSGABE</strong> <strong>04</strong> | <strong>2014</strong>
Z direkt!<br />
Editorial<br />
Chance Zeitarbeit<br />
Müsste die Zeitarbeitsbranche das Unwort des Jahres<br />
<strong>2014</strong> wählen, stünden Begriffe wie „Koalitionsvertrag“<br />
und „Höchstüberlassungsdauer“ sehr wahrscheinlich<br />
ganz oben auf der Liste. Auch <strong>2014</strong> war<br />
für die Zeitarbeit kein leichtes Jahr. Die Politik fordert<br />
in ihrer Koalitionsvereinbarung weitere Einschränkungen<br />
der Zeitarbeit – Regulierungen, die in den Tarifverträgen<br />
längst umgesetzt sind. Und die Forderung<br />
nach einer Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten<br />
trifft in erster Linie die Arbeitnehmer: Länger dauernde<br />
Qualifizierungsmaßnahmen und Einsätze in langfristigen<br />
Projekten oder als Vertretung der Stammmitarbeiter,<br />
beispielsweise im Mutterschutz, würden<br />
damit in weite Ferne rücken.<br />
Vor allem die Funktionsträgerinnen und -träger sowie<br />
das Hauptamt des iGZ waren und sind in dieser Situation<br />
gefragt: Es gilt, Aufklärungsarbeit darüber zu leisten,<br />
wie sehr diese geplanten Regulierungen der Realität<br />
zuwider laufen. An dieser Stelle gilt ihnen mein<br />
ganz besonderer Dank für den ebenso professionellen<br />
wie unermüdlichen Einsatz im Dienste der Zeitarbeitsbranche.<br />
Und wir stehen nicht allein da: Zahlreiche<br />
Verbände und Institutionen äußerten sich ebenfalls<br />
zu den Regulierungsplänen der Bundesregierung und<br />
erteilten diesem Ansinnen durchweg klare Absagen.<br />
Zusicherungen der Bundesregierung, den iGZ bei den<br />
Gesprächen dazu mit ins Boot zu holen, und die Möglichkeit<br />
einer Öffnungsklausel lassen nun hoffen.<br />
knapp 20 Vertreter<br />
von iGZ-Mitgliedsunternehmen<br />
gemeinsam<br />
Strategien entwickeln.<br />
Zum Blick<br />
nach vorn gehört<br />
auch der Relaunch<br />
unserer Internetseite<br />
im Januar <strong>2014</strong>.<br />
Modernste Technik<br />
wurde kombiniert mit aktuellen Inhalten und<br />
einem großen Servicebereich nur für iGZ-Mitglieder.<br />
Verknüpft mit allen sozialen Netzwerken und<br />
mit Nutzung aller medialen Möglichkeiten hat sich<br />
www.ig-zeitarbeit.de als Informationsplattform der<br />
ersten Wahl in Sachen Zeitarbeit etabliert. Aus- und<br />
Weiterbildung bleiben ebenfalls zentrale Themen des<br />
iGZ: Erstmals wurden in diesem Jahr E-Learning-Seminare<br />
angeboten.<br />
Nur wenn wir gemeinsam mutig den Schritt ins Morgen<br />
wagen, können wir viel für die Branche erreichen<br />
– um es mit dem französischen Schriftsteller Victor<br />
Hugo zu sagen: „Die Zukunft hat viele Namen: Für<br />
Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen<br />
das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.“<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes<br />
und erfolgreiches Jahr 2015!<br />
Der iGZ ist und bleibt auf einem guten Weg: Veranstaltungen<br />
wie das Potsdamer Rechtsforum und der<br />
Weiterbildungskongress demonstrieren, dass der Verband<br />
lösungsorientiert an innovativen Konzepten für<br />
die Zukunft arbeitet. Das zeigt auch die positive Resonanz<br />
auf die Projektgruppe „Zeitarbeit 2030“, in der<br />
Ariane Durian<br />
iGZ-Bundesvorsitzende<br />
2
Inhalt<br />
Z direkt!<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial<br />
Chance Zeitarbeit<br />
2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
3<br />
Kurz berichtet<br />
4<br />
Impressum<br />
5<br />
Interview<br />
Zehn Fragen an NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin<br />
6 – 7<br />
Titelthema: Zeitarbeit aus Sicht der Kundenunternehmen<br />
Reportage: „Das ist eine Vertrauensgeschichte“<br />
Reportage: Motivation ist die halbe Miete<br />
Statistik – Klebeeffekt<br />
Interview mit Dr. Nico Fickinger, Nordmetall<br />
8 – 9<br />
10 – 11<br />
12<br />
13<br />
14 – 16<br />
Recht direkt!<br />
Vermittlungsprovision<br />
18 – 19<br />
Unterwegs<br />
Zeitarbeit – eine Brücke in den Arbeitsmarkt<br />
iGZ auf der Zukunft Personal<br />
Podiumsdiskussion zu Regulierungsplänen<br />
Landeskongress Bayern/Landeskongress Nord<br />
Weiterbildungskongress/Potsdamer Rechtsforum<br />
20 – 21<br />
22 – 23<br />
24 – 25<br />
26 – 27<br />
28 – 29<br />
Aktiv<br />
Neue iGZ-Kampagne „Vitamin Z“<br />
30 – 31<br />
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3
Z direkt!<br />
Kurz berichtet<br />
Zahl der arbeitenden Rentner verdoppelt<br />
Zeitarbeit ist Beschäftigungsperspektive<br />
321.900 Personen haben in 2013 aus der Beschäftigungslosigkeit<br />
heraus eine Stelle in der<br />
Zeitarbeit gefunden. Das sind 17,4 Prozent der<br />
1,85 Millionen ehemals Arbeitssuchenden, die<br />
eine ungeförderte sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsstelle annahmen. Damit stelle die Branche<br />
Beschäftigungsperspektiven für Arbeitslose, von<br />
Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger<br />
oder Berufsrückkehrer dar, resümiert<br />
die Bundesregierung in einer Antwort auf eine<br />
Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. Etwa 65<br />
Prozent der neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhältnisse<br />
im zweiten Halbjahr 2013 seien mit<br />
Personen abgeschlossen worden, die direkt zuvor<br />
keine Beschäftigung ausübten bzw. noch nie<br />
beschäftigt waren.<br />
Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der<br />
Erwerbstätigen im Rentenalter auf rund 760.000<br />
Personen in 2011 verdoppelt. Für viele sorge<br />
das für mehr Zufriedenheit, in jedem Fall aber<br />
für mehr Geld. Laut einer Studie des Deutschen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erhöhe<br />
sich die spätere Rente für einen westdeutschen<br />
Beschäftigten mit 45 Beitrittsjahren pro Jahr um<br />
1.300 Euro, für einen Arbeitnehmer er im<br />
Osten um 1.200 Euro.<br />
Mindestlöhne zum 1J 1. Januar 2015<br />
Zum Jahreswechsel stehen in<br />
einigen Branchen Tariferhöhungen<br />
an. Für die Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungen<br />
steigt der Mindestlohn auf<br />
13,35 Euro (West mit Berlin)<br />
bzw. 12,50 Euro (Ost). Im Elektrohandwerk sind<br />
künftig 10,10 Euro (West) bzw. 9,35 Euro (Ost<br />
mit Berlin) fällig. Gebäudereiniger dürfen nicht<br />
mehr weniger als 9,55 Euro (West mit Berlin),<br />
bzw. 8,21 Euro (Ost) verdienen. In der Pflegebranche<br />
betragen die Lohnuntergrenzen 9,40<br />
Euro (West mit Berlin) bzw. 8,65 Euro (Ost)<br />
pro Stunde.<br />
Neue Unfallverhütungsvorschrift<br />
Um zu ermitteln, wie viele Sicherheitsbeauftragte<br />
ein Betrieb stellen muss, zählen künftig alle Beschäftigten<br />
eines Betriebes mit, somit auch alle<br />
Zeitarbeitskräfte. Das regelt die neue Unfallverhütungsvorschrift<br />
„DGUV Vorschrift 1“, die zum<br />
1. Oktober <strong>2014</strong> in Kraft trat. Bei der zuvor geltenden<br />
Vorschrift „Grundsätze der Prävention“<br />
(BGV A1) ging es in der Regel nur um die Anzahl<br />
der internen Mitarbeiter der Zentrale.<br />
4<br />
Von EG 3 in EG 4<br />
Gute Nachrichten für Zeitarbeitnehmer, die in<br />
der Entgeltgruppe 3 des iGZ-DGB-Tarifvertrages<br />
eingruppiert sind: Wer am 1. Januar 2015 seit<br />
mindestens einem Jahr in dieser Entgeltgruppe<br />
eingestuft ist, wird dann automatisch in die<br />
Entgeltgruppe 4 hochgeschrieben. Der Arbeitnehmer<br />
muss allerdings die gesamte Zeit lang<br />
im selben Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt<br />
gewesen sein.<br />
Geringere Löhne in Ostdeutschland<br />
dutsc<br />
Um 43,9 Prozent sind die Löhne in den neuen<br />
Bundesländern zwischen 1993 und 2013 gestiegen.<br />
In Westdeutschland erhöhte sich die Bezahlung<br />
hingegen lediglich um 36,4 Prozent. Trotz<br />
dieser Angleichung liege das durchschnittliche<br />
Bruttogehalt in Ostdeutschland noch immer um<br />
777 Euro geringer, fand das IAB in der Studie heraus.<br />
Zudem sei ein Süd-Nord-Gefälle erkennbar.
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Impressum<br />
Herausgeber<br />
iGZ – Interessenverband Deutscher<br />
Zeitarbeitsunternehmen e.V.<br />
iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />
PortAL 10 | Albersloher Weg 10<br />
48155 Münster<br />
E-Mail: presse@ig-zeitarbeit.de<br />
www.ig-zeitarbeit.de<br />
Verantwortlich<br />
RA Werner Stolz,<br />
iGZ-Hauptgeschäftsführer<br />
Chefredaktion<br />
Wolfram Linke<br />
Redaktion<br />
Maren Letterhaus, Andrea Resigkeit<br />
Texte<br />
Christina Franzen, Maren Letterhaus,<br />
Wolfram Linke, Sebastian Reinert,<br />
Andrea Resigkeit, Dr. Jenny Rohlmann,<br />
Marcel Speker<br />
Fotos<br />
Maren Letterhaus, Wolfram Linke,<br />
www.istockphoto.com<br />
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5
Z direkt!<br />
Interview<br />
Zehn Fragen an NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin<br />
„Tarifautonomie<br />
ist ein hohes Gut“<br />
Garrelt Duin gibt Gas! Der NRW-Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk<br />
hält die Umsetzung der GroKo-Pläne zur AÜG-Änderung für längst überfällig. Zeitarbeit solle<br />
auf die Kernfunktion beschränkt werden, so der SPDler im Interview mit Andrea Resigkeit und Christina<br />
Franzen aus dem iGZ-Hauptstadtbüro. Dafür sei eine aufziehende Konjunkturschwäche reine<br />
Einbildung: „Es besteht kein Anlass, die Lage zu dramatisieren.“<br />
die Löhne und Gehälter steigen. Sinkende Ölpreise und<br />
Energiekosten entlasten die privaten Haushalte und stärken<br />
den privaten Konsum. Im kommenden Jahr soll sich<br />
das Wachstum nach Einschätzung der meisten Institute<br />
leicht beschleunigen und auf bis zu 1,9 Prozent steigen.<br />
Das macht mich zuversichtlich.<br />
NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin<br />
Z direkt!: Nordrhein-Westfalen ist das wirtschaftsstärkste<br />
Bundesland. Doch die Wirtschaftsprognose für<br />
2015 ist eher dunkelgrau als strahlend weiß. Welche<br />
Auswirkungen erwarten Sie?<br />
Duin: Ich teile diese Einschätzung nicht. Es stimmt, dass<br />
sich die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland nach<br />
dem kräftigen Wachstum im ersten Quartal <strong>2014</strong> spürbar<br />
verlangsamt hat. Ursachen dafür sind die politischen<br />
Unsicherheiten im Nahen Osten und in der Ukraine und<br />
die Schwäche im Euroraum. Die Prognosen für <strong>2014</strong> reichen<br />
von 1,2 bis 1,5 Prozent. Damit wird die deutsche<br />
Wirtschaft zwar langsamer wachsen als noch im Frühjahr<br />
erwartet. Es besteht aber kein Anlass, die Lage zu<br />
dramatisieren. Stabilisierend wirkt die Binnennachfrage.<br />
Sie basiert auf der nach wie vor erfreulichen Entwicklung<br />
auf dem Arbeitsmarkt. Die Einkommen der privaten<br />
Haushalte wachsen, weil mehr Menschen arbeiten und<br />
Z direkt!: Sie verlangen von der SPD einen neuen Kurs<br />
in der Wirtschaftspolitik und sagten: ‚Mehr Regulierung<br />
des Marktes ist falsch‘. Nun hat die Große Koalition gerade<br />
in Bezug auf die Wirtschaft noch einige Regulierungsziele<br />
auf der Agenda, Stichwort Zeitarbeit. Halten<br />
Sie die Umsetzung bei der momentan schlechten Konjunkturlage<br />
für sinnvoll?<br />
Duin: Die angedachten Regulierungen sind überfällig.<br />
NRW setzt sich schon lange dafür ein.<br />
Z direkt!: NRW hat eine Arbeitslosenquote von knapp<br />
acht Prozent. Hinzu kommt ein sehr hoher Anteil an<br />
Langzeitarbeitslosen. Welche Bedeutung wird die Zeitarbeitsbranche<br />
künftig in NRW haben?<br />
Duin: Zeitarbeit hat ihre Bedeutung als Instrument<br />
zum Einstieg in den Arbeitsmarkt. Nach einer angemessenen<br />
Zeit sollte allerdings ein Übergang in „reguläre“<br />
Beschäftigung erfolgen. Dabei spielt der so genannte<br />
Klebeeffekt eine besondere Rolle. Die Zeitarbeitsunternehmen<br />
haben großen Einfluss darauf, wie stark dieser<br />
Effekt wirkt. Wichtig ist, dass die Zeitarbeitgeber ihre<br />
Beschäftigten beim Übergang in ein Kundenunternehmen<br />
unterstützen. Darüber hinaus bleibt Zeitarbeit<br />
selbstverständlich ein wichtiges Instrument, wenn in<br />
Unternehmen vorübergehend Arbeitskräfte fehlen,<br />
etwa bei Auftragsspitzen oder in Krankheitsfällen.<br />
6
Interview<br />
Z direkt!<br />
Z direkt!: Welche Anreize will NRW schaffen, um<br />
dem rückläufigen Ausbau von Beschäftigung entgegenzuwirken?<br />
Duin: Gerade der Mittelstand erweist sich in wirtschaftlich<br />
rauen Zeiten als sehr verlässlich und stabilisiert den<br />
Wirtschaftsstandort. Wir unterstützen kleine und mittlere<br />
Unternehmen in besonderen Phasen – beispielsweise<br />
in der Gründungsphase, bei aufwändigen Wachstumsund<br />
Innovationsvorhaben, beim Schritt auf Auslandsmärkte,<br />
bei der Unternehmensnachfolge oder auch in<br />
unternehmerischen Krisen. In der Mittelstandspolitik<br />
setzt die NRW-Landesregierung auf das Prinzip des Dialogs.<br />
So gelangt zum Beispiel kein Gesetzentwurf mit<br />
Wirtschaftsbezug ins Kabinett, bevor nicht eine neutrale<br />
Clearingstelle über die Mittelstandsverträglichkeit des<br />
neuen Gesetzesvorhabens beraten hat. Diese Clearingstelle<br />
im Rahmen unseres Mittelstandsförderungsgesetzes<br />
ist einmalig in Deutschland. Wir wollen damit für<br />
kleine und mittlere Unternehmen Rahmenbedingungen<br />
schaffen, unter denen sie ihre Flexibilität, Schnelligkeit<br />
und Innovationskraft optimal entfalten können.<br />
Z direkt!: Der iGZ hat in der jüngsten Vergangenheit<br />
viel für Transparenz getan. Trotzdem sprechen Sie immer<br />
noch von prekären Arbeitsverhältnissen und Leiharbeit.<br />
Wird es nicht Zeit für einen Kurswechsel in der politischen<br />
Betrachtung und im Terminus?<br />
Duin: Die Verbesserungen sind begrüßenswert, auch<br />
wenn die Branchenzuschläge in aller Regel nicht an<br />
Equal Pay herankommen. Die Bezeichnung „Leiharbeit“<br />
meine ich nicht abwertend; das ist der Begriff, den das<br />
Arbeitnehmerüberlassungsgesetz benutzt. Die Ausdrücke<br />
„Zeitarbeit“ und „Leiharbeit“ werden synonym verwendet.<br />
Z direkt!: Fachkräftemangel ist eines der bestimmenden<br />
Zukunftsthemen. Die Zeitarbeit wird durch Spezialisierung<br />
und Experteneinsatz dabei eine wichtige Rolle<br />
spielen. Trotzdem will die Regierung eine Begrenzung<br />
der Einsatzdauer auf 18 Monate ins Gesetz schreiben.<br />
Schüttet man hier nicht das Kind mit dem Bade aus?<br />
Duin: Nein, denn Zeitarbeit soll, wie der Name andeutet,<br />
nicht von Dauer sein. Das fordert schon die EU-Richtlinie.<br />
Ein vorübergehender Bedarf an Zeitarbeit muss ein<br />
absehbares Ende haben. Bei der Suche nach Fachkräften<br />
wollen Unternehmen die offenen Stellen schnellstmöglich<br />
besetzen. Wenn die Arbeitgeber Fachkräfte schon<br />
als Zeitarbeitnehmer kennen und schätzen, wird der<br />
Übergang noch schneller gehen. Dann spielt die von Ihnen<br />
genannte Frist ohnehin keine Rolle.<br />
Z direkt!: Auch Sie forderten kürzlich, dass die Zeitarbeit<br />
auf ihre Kernfunktion zurück gebracht werden<br />
muss. Was verstehen Sie unter Kernfunktion?<br />
Duin: Wie ich schon sagte, geht es darum, einen vorübergehenden<br />
Bedarf abzudecken. Das können unerwartete<br />
oder temporäre Auftragsspitzen sein, aber auch<br />
Personalausfälle durch familienbedingte Auszeiten oder<br />
längere Krankheit von Beschäftigten.<br />
Z direkt!: Ihr Parteichef und Bundesarbeitsminister<br />
Sigmar Gabriel attestierte der Zeitarbeit kürzlich eine<br />
wichtige Rolle in der Wirtschaft – stellt das einen Gegensatz<br />
dar?<br />
Duin: Das sehe ich nicht so. Ich habe ja schon darauf<br />
hingewiesen, wie wichtig die Funktion der Zeitarbeit<br />
als Brücke in den Arbeitsmarkt ist. Es ist unbestritten:<br />
Zeitarbeit ist für Unternehmen bedeutsam, um vorübergehende<br />
Mehrarbeit oder Personalausfälle abdecken<br />
zu können.<br />
Z direkt!: Das Gesetz zur Tarifeinheit liegt vor und wird<br />
schon jetzt intensiv diskutiert. Wie ist Ihre Meinung dazu?<br />
Duin: Die Tarifautonomie ist ein hohes Gut, in das sich<br />
die Politik aus gutem Grund nicht einmischt. Die Tarifeinheit<br />
ist eine unverzichtbare Säule davon. Sie verhindert,<br />
dass das Tarifvertragssystem zersplittert, Belegschaften<br />
gespalten werden und sich kollektive Konflikte vervielfachen.<br />
Deshalb hat sich die Bundesregierung in ihrem<br />
Koalitionsvertrag darauf verständigt, den Grundsatz der<br />
Tarifeinheit nach dem betriebsbezogenen Mehrheitsprinzip<br />
unter Einbeziehung der Sozialpartner gesetzlich<br />
festzuschreiben. Der Gesetzentwurf wird jetzt intensiv<br />
diskutiert. Ich gehe davon aus, dass eine verfassungskonforme<br />
Lösung gefunden wird.<br />
Z direkt!: Ihr ganz persönlicher Wunsch für das<br />
Jahr 2015?<br />
Duin: Für das kommende Jahr wünsche ich mir, dass<br />
die Wirtschafts- und Innovationskraft in Nordrhein-<br />
Westfalen weiter steigt.<br />
7
Z direkt!<br />
Titelthema<br />
8
Titelthema<br />
Z direkt!<br />
Zeitarbeit bietet viel mehr als nur Personalüberlassung<br />
Eine Branche im Wandel<br />
Für die Kundenunternehmen war, ist und bleibt die Zeitarbeit ein wichtiges Instrument im deutschen<br />
wie auch im internationalen Wettbewerb. Flexibilisierung und Vertretung sind die Hauptargumente<br />
für den Einsatz von Zeitarbeitskräften – die Zahlen der jüngsten Studie der Soziale Innovation (SI)<br />
GmbH „Zeitarbeit – eine Brücke in den Arbeitsmarkt?“ legen davon bereits Zeugnis ab. Aber das Projekt,<br />
das der iGZ begleitet und unterstützt hat, zeigt auch einen Wandel in der Kundensicht auf die<br />
Zeitarbeitsbranche: Zunehmend ist die Dienstleistung als Rekrutierer gefragt.<br />
Wirtschaftsunternehmen sparen sich aufwendige Bewerbungsverfahren<br />
und nutzen die Möglichkeit, den<br />
Zeitarbeitsunternehmen die Kandidatenkür zu übertragen.<br />
Eindeutiges Indiz dafür: Laut Studie wurden<br />
75,2 Prozent der übernommenen Zeitarbeitnehmer<br />
direkt aus ihrem ersten Einsatz im Kundenunternehmen<br />
ins Stammpersonal der Firma geholt. Die Vakanz<br />
der Stelle erfuhren die meisten Arbeitnehmer<br />
(48,6 Prozent), weil sie direkt auf diesem Posten eingesetzt<br />
waren.<br />
Unverkennbar, die Übernahmequoten steigen kontinuierlich<br />
– das zeigt auch das quartalsweise erscheinende<br />
iGZ-Mittelstandsbarometer. Gut ein Drittel aller<br />
Zeitarbeitskräfte, die das Unternehmen verließen,<br />
wurden von den Kundenunternehmen übernommen.<br />
Das ist ein Indiz für den zunehmenden Fachkräftemangel,<br />
der sich auch weiterhin verschärft.<br />
Mögliche Alternative ist unter anderem die Rekrutierung<br />
aus dem Ausland. Die Messe Zukunft Personal in<br />
Köln zeigte, dass dieser Faktor inzwischen im Fokus<br />
vieler Zeitarbeitsunternehmen liegt.<br />
Weiterer Aspekt: Mittlerweile wirken sich auch die<br />
Branchenzuschlagstarifverträge aus. Die Zeitarbeit<br />
wird mehr und mehr auch für jene spezialisierten<br />
Fachkräfte interessant, die dieses Arbeitsmarkt-Instrument<br />
bislang nicht nutzten. Für die Kundenunternehmen<br />
entwickelt sich die Zeitarbeitsbranche zu einem<br />
multifunktionalen Instrument, mit dem sie nicht nur<br />
flexibel auf die sich ständig ändernden Ansprüche der<br />
Märkte reagieren können. Zeitarbeit ist längst auch<br />
ein Pool von Dienstleistungen auf dem Sektor der Personalentwicklung.<br />
Wolfram Linke<br />
Welche Zusatzdienstleistungen Zeitarbeitsfirmen<br />
anbieten, verrät das iGZ-Mittelstandsbarometer:<br />
www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />
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9
Z direkt!<br />
Titelthema<br />
Zeitarbeit als langer Arm der Personalabteilung<br />
„Das ist eine<br />
Vertrauensgeschichte“<br />
Motivation und Fähigkeiten sind für Wolfgang Domenghino entscheidend bei der Einstellung neuer Mitarbeiter.<br />
Für den Inhaber der GeBioM mbH spielen Alter und Behinderung keine Rolle – er hat ein anderes<br />
Problem: „In unserer Firma für biomechanische Messsysteme haben wir sehr spezielle Berufsbilder, die<br />
es in dieser Form oft so gar nicht gibt“, erläutert der 59-Jährige. Bei der Suche vertraut er daher auf Jens<br />
Ahlborn, Geschäftsführer des iGZ-Mitgliedsunternehmens bim Personaldienstleistungen GmbH.<br />
Wolfgang Domenghino (l.) und Jens Ahlborn<br />
Mit guten Erfahrungen: „Wir rekrutieren unsere Mitarbeiter<br />
fast komplett über Zeitarbeit“, erläutert Domenghino.<br />
„Mit hundertprozentiger Übernahmequote“, ergänzt<br />
Ahlborn – und verweist auf die sich wandelnden Anforderungen<br />
des Marktes an die Zeitarbeitsbranche. „Wir<br />
übernehmen immer mehr das Personalmanagement für<br />
unsere Kundenunternehmen“, erklärt der 39-Jährige. Zeitarbeitsunternehmen<br />
entwickeln sich, so der Geschäftsführer,<br />
zum verlängerten Arm der Personalabteilungen.<br />
Das sei ein echter Trend, meint Domenghino. „Uns<br />
bleibt viel Arbeit erspart, wir müssen uns nicht mit<br />
dem Inhalt der Anzeigen für die Medien beschäftigen<br />
und können zunächst testen, ob der Aspirant<br />
die Aufgaben erfüllen kann und er zum Team passt“,<br />
zählt er die Vorteile der Zeitarbeit auf. „Das ist auch<br />
eine Vertrauensgeschichte“, betont der studierte<br />
Sport- und Erdkundelehrer, der Ahlborn bei einem<br />
VBG-Seminar kennenlernte.<br />
Bei der Suche nach möglichen Mitarbeitern ist Flexibilität<br />
gefragt: Das Kundenunternehmen, das seit<br />
20 Jahren am Markt ist, entwickelt, produziert und<br />
vertreibt seine Produkte komplett selbst. „Bike-Fitting<br />
10
Titelthema<br />
Z direkt!<br />
etwa gibt’s so nicht als Beruf. Wir haben dann einen<br />
Physiotherapeuten vermittelt, der bestens dazu befähigt<br />
ist“, nennt Ahlborn ein Beispiel. Bike-Fitting ist<br />
eine umfassende Methode zur optimalen Anpassung<br />
des Fahrrades an die körperlichen Gegebenheiten des<br />
Radlers. GeBioM bietet zudem Antworten auf biomechanische<br />
ergonomische Fragestellungen beim Sitzen,<br />
Liegen, Laufen und Stehen sowie CAD/CAM-Lösungen<br />
für das Handwerk (Schuhleisten, Einlagen).<br />
40 Mitarbeiter hat das Unternehmen mittlerweile – allein<br />
im vergangenen Jahr wurden acht neue Kollegen<br />
eingestellt. Da Motivation und Fähigkeiten an oberster<br />
Stelle stehen, blickt Domenghino auf eine recht bunte<br />
Truppe, die ihm Jens Ahlborn beschert hat: „Die Mitarbeiter<br />
sind zwischen 22 und 60 Jahre alt“, erläutert<br />
Domenghino. Darunter findet sich unter anderem ein<br />
taubstummer Mitarbeiter mit großer Begabung am<br />
Lötkolben. Auch als Ahlborn seinem Kundenunternehmen<br />
eine 60-Jährige vorstellte, zögerte GeBioM<br />
nicht und griff zu. „Wenn jemand mit 50 oder 60<br />
nochmal richtig Gas geben will und überzeugt, nehme<br />
ich ihm das auch ab“, betont Domenghino.<br />
Qualifizierung sei dabei ebenfalls ein Stichwort: „Wir<br />
betreiben auch wissenschaftliche Forschung und<br />
Entwicklung und arbeiten unter anderem mit dem<br />
Frauenhofer-Institut zusammen“, gewährt der Unternehmer<br />
Einblick in die Aufgabenfelder seines Betriebs.<br />
Einer der Schwerpunkte sei die Entwicklung<br />
von Sportkonzepten für die Orthopädie.<br />
Der Bedarf ist offenbar da – im nächsten Jahr plant das<br />
Unternehmen einen Umzug in größere Räumlichkeiten.<br />
„Wir sind über Jahre gewachsen und tummeln uns jetzt<br />
auf 800 Quadratmetern in drei Etagen“, stellt der Münsteraner<br />
fest. Und spätestens dann wird auch iGZ-Mitglied<br />
Jens Ahlborn wohl wieder gefragt sein – immerhin gilt es,<br />
die Übernahmequote von 100 Prozent zu halten…<br />
Wolfram Linke<br />
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11
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Titelthema<br />
In der Zeitarbeit spielen Sprachkenntnisse und Behinderung keine Rolle<br />
Motivation ist die halbe Miete<br />
Wolfgang Domenghino zückt Zettel und Stift. Neugierig schaut Tim Hindersmann, was sein Chef zu Papier bringt,<br />
nickt dann, streckt demonstrativ seinen Daumen in die Höhe und strahlt in die Kamera. Natürlich hat er nichts<br />
dagegen, fotografiert zu werden.<br />
Zugucken gelernt, im Zweifel wird geschrieben. Auch<br />
die Kommunikation innerhalb des Teams laufe problemlos.<br />
Hindersmann teilt sich seinen Arbeitsplatz mit<br />
einem Schweden, der noch nicht viel Deutsch spricht.<br />
Der hat inzwischen begonnen, erste Begriffe in Gebärdensprache<br />
zu lernen. „Die beiden kommunizieren<br />
im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und<br />
Füßen“, schmunzelt Domenghino.<br />
Praktikum brachte Sicherheit<br />
Tim Hindersmann arbeitet seit Sommer dieses Jahres<br />
im Münsteraner Unternehmen GeBioM mbH, einem<br />
Hersteller für Druckmesssysteme. Dass er taubstumm<br />
ist, stört dabei überhaupt nicht. „Natürlich war ich<br />
überrascht, als das Zeitarbeitsunternehmen mich anrief<br />
und mir mitteilte, es habe einen passenden Mitarbeiter<br />
gefunden – der sei allerdings taubstumm“, räumt Domenghino<br />
ein. „Bedenken hatte ich aber nie.“<br />
Kommunikation mit Händen und Füßen<br />
Zum Vorstellungsgespräch erschien Tim Hindersmann<br />
in Begleitung eines Gebärdendolmetschers. Im laufenden<br />
Betrieb ist das aber nicht nötig. „Tim lernt<br />
sehr schnell“, zeigt sich Domenghino mit seinem neuen<br />
Schützling zufrieden. Viel habe er durch bloßes<br />
Zunächst absolvierte Hindersmann ein zweiwöchiges<br />
Praktikum im Münsteraner Unternehmen. Dabei zeigte<br />
sich schnell: Das passt. „Jeder braucht eine Einarbeitungszeit,<br />
das ist ganz normal. Aber in den zwei<br />
Wochen habe ich gemerkt, dass Tim das hinkriegen<br />
wird“, erinnert sich Domenghino. Und das, obwohl<br />
die neue Tätigkeit für Hindersmann eine Herausforderung<br />
ist. Bislang hatte sich der gelernte Schlosser<br />
mehr mit „groben“ Arbeiten beschäftigt. „Mit Quereinsteigern<br />
habe ich aber überhaupt kein Problem“,<br />
schmunzelt Domenghino, der selbst eigentlich Sportund<br />
Erdkundelehrer ist. Das Geschäftsfeld seines Unternehmens<br />
sei so speziell, dass es ohnehin keine klassische<br />
Berufsausbildung dafür gebe.<br />
Menschlich ins Team passen<br />
„Ob jemand behindert ist oder schon etwas älter, ob<br />
er schlechte Deutschkenntnisse hat oder was auch immer<br />
– wenn jemand motiviert ist, dann ist das schon<br />
die halbe Miete“, findet Domenghino. Die Mitarbeiter<br />
müssten vor allem menschlich gut ins Team passen.<br />
Und sollte sich dann herausstellen, dass die ursprüngliche<br />
Tätigkeit doch nicht so sehr zum neuen Mitarbeiter<br />
passt, „dann haben wir auch noch genügend<br />
andere Aufgaben.“<br />
Maren Letterhaus<br />
12
Titelthema<br />
Z direkt!<br />
Übernahme meist in Anschluss an ersten Kundeneinsatz<br />
Klebeeffekt ist<br />
gute Werbung für Zeitarbeit<br />
Zwar beweist jede Übernahme, wie passgenau die Zeitarbeitsfirma den perfekten Mitarbeiter für<br />
das Kundenunternehmen ausgewählt hat. Doch dieser Werbung für die Qualität der Zeitarbeitsunternehmen<br />
steht der Verlust eines guten Mitarbeiters gegenüber. Laut iGZ-Mittelstandsbarometer<br />
wechseln regelmäßig zwischen 30 und 40 Prozent der Mitarbeiter, die das Zeitarbeitsunternehmen<br />
verlassen, direkt im Anschluss zum Kundenbetrieb.<br />
Das Forschungsinstitut SI GmbH untersuchte diesen<br />
Klebeeffekt und fand heraus: Sowohl für das Image<br />
der Zeitarbeit und des eigenen Unternehmens als<br />
auch für die Kundenbindung hat der Klebeeffekt<br />
(sehr) positive Auswirkungen. Darum erheben auch<br />
nur 20 Prozent der Zeitarbeitsunternehmen eine<br />
Übernahmeprovision. Für die Zukunft erwarten die<br />
Unternehmen, dass der Klebeeffekt steigen wird.<br />
Die Übernahme erfolgt in den allermeisten Fällen in<br />
Anschluss an den ersten Einsatz beim jeweiligen Kundenunternehmen<br />
(75,2 Prozent). In 29,8 Prozent der<br />
Fälle ist der Mitarbeiter zu diesem Zeitpunkt seit sieben<br />
bis zwölf Monaten im Kundenunternehmen tätig.<br />
Weitere 15,4 Prozent arbeiteten bis zur Übernahme<br />
mehr als 18 Monate im Betrieb mit, 13 Prozent sogar<br />
länger als drei Jahre.<br />
Dabei gibt es laut SI GmbH verschiedene Faktoren,<br />
die die Übernahmechance von Zeitarbeitskräften<br />
beeinflussen. Die Erfahrungen der befragten Zeitarbeitsunternehmen<br />
zeigen, dass gerade die Mitarbeiter<br />
übernommen werden, die motiviert, einsatzwillig,<br />
pünktlich und zuverlässig waren. Besonders bei Personen<br />
ohne Berufsausbildung werde honoriert, wenn<br />
sie mehr Einsatz zeigen, als von ihnen erwartet wurde.<br />
Zudem sei es wichtig, sich gut ins Team einzugliedern.<br />
Maren Letterhaus<br />
Wie lange dauerte der Einsatz im Kunden unternehmen,<br />
bis eine Übernahme stattfand?<br />
Dauer<br />
Anzahl<br />
> 18 Monate<br />
28,9%<br />
75,2%<br />
13 – 18 Monate<br />
13,5%<br />
7 – 12 Monate<br />
4 – 6 Monate<br />
14,4%<br />
29,8%<br />
24,8%<br />
≤ 3 Monate<br />
13,5%<br />
1 Einsatz > 1 Einsatz<br />
Quelle: Befragung von Zeitarbeitskräften mit Klebeeffekt in NRW, Soziale Innovation GmbH<br />
13
Z direkt!<br />
Titelthema<br />
Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger im Interview<br />
Faires Einstiegsinstrument<br />
Keine Branche nutzt die Zeitarbeit so stark zur flexiblen Personalplanung wie die Metall- und Elektroindustrie.<br />
Warum das so ist und welche Folgen eine weitere gesetzliche Regulierung der Zeitarbeit<br />
haben würde, verriet Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall,<br />
im Gespräch mit iGZ-Redakteurin Maren Letterhaus.<br />
Z direkt!: Zwei Drittel der Zeitarbeitskräfte sind in<br />
der M+E-Industrie eingesetzt. Warum ist der Bedarf<br />
flexibler Personalplanung in Ihrer Branche so hoch?<br />
Fickinger: Weil kaum eine andere Branche so wettbewerbsorientiert<br />
ist wie unsere. Im Schnitt gehen<br />
fast zwei Drittel unserer Produkte ins Ausland, in einigen<br />
Unternehmen liegt die Exportquote sogar über<br />
90 Prozent. Wer so stark dem Weltmarkt ausgesetzt<br />
ist, bekommt den Pulsschlag der Weltkonjunktur täglich<br />
zu spüren – und muss deshalb auch blitzschnell<br />
reagieren können. Dass Aufträge über Nacht wegbrechen<br />
können, haben die Unternehmen in der großen Krise<br />
2008/2009 erlebt – diese Erfahrung steckt vielen noch<br />
tief in den Knochen. Doch genauso schnell kann es dann<br />
wieder aufwärts gehen. Solche Auf- und Abschwünge<br />
können sie nicht allein über das Stammpersonal abfedern.<br />
Z direkt!: Aufgrund der Branchenzuschläge ist Zeitarbeit<br />
für die Kundenunternehmen deutlich teurer geworden.<br />
Ein Hindernis für Ihre Mitglieder?<br />
Fickinger: Stimmt, das ohnehin schon teure Instrument<br />
ist noch einmal teurer geworden. Dass es<br />
sich am Ende trotzdem für viele Firmen rechnet,<br />
zeigt, welchen hohen Wert unsere Unternehmen<br />
einer beweglichen Personalpolitik zumessen – Flexibilität<br />
hat eben ihren Preis.<br />
Z direkt!: Welche Rolle spielt Zeitarbeit als Rekrutierungskanal?<br />
Fickinger: Bei den meisten Unternehmen steht sicher<br />
der Wunsch nach möglichst großer Flexibilität<br />
im Personaleinsatz im Vordergrund – und nicht der<br />
Wunsch, Zeitarbeiter erst einmal risikolos zu erproben<br />
und dann bei Bedarf übernehmen zu können. Umgekehrt<br />
liegt es natürlich nahe, dass sich die Unternehmen,<br />
wenn sie denn Personalbedarf haben, zunächst<br />
aus dem Pool der Zeitarbeiter bedienen – so<br />
verpflichtet man nicht die Katze im Sack, sondern hat<br />
sich schon kennen und schätzen gelernt.<br />
Z direkt!: Ist es für Langzeitarbeitslose leichter, über<br />
Zeitarbeit in der M+E-Branche Fuß zu fassen?<br />
»Flexibilität hat eben ihren Preis.«<br />
Fickinger: Ich glaube schon, dass die Einstellungshürden<br />
in den Köpfen der Menschen sinken, wenn<br />
sie einen neuen Mitarbeiter erst unverbindlich testen<br />
14
Titelthema<br />
Z direkt!<br />
können. Da ist immer auch etwas Psychologie dabei.<br />
Außerdem erfährt das Kundenunternehmen gar nichts<br />
über die Vorgeschichte des Zeitarbeiters; eventuelle<br />
Vorbehalte können so gar nicht entstehen. So gesehen<br />
ist Zeitarbeit ein sehr faires Einstiegsinstrument.<br />
Z direkt!: Die Bundesregierung plant, Zeitarbeitseinsätze<br />
auf maximal 18 Monate zu beschränken. Ihre<br />
Meinung dazu?<br />
Fickinger: Von einer generellen gesetzlichen Beschränkung<br />
der Einsatzdauer halte ich wenig. Dafür<br />
sind die Einsatzmöglichkeiten viel zu vielschichtig. Für<br />
eine Elternzeitvertretung reichen 18 Monate nicht aus,<br />
für ein anspruchsvolles Ingenieurprojekt noch weniger.<br />
Dem tragen die Zeitarbeitsfirmen und die DGB-Gewerkschaften<br />
einerseits in dem Branchentarifvertragswerk,<br />
andererseits auch die Metallarbeitgeber und<br />
IG Metall im TV LeiZ durch differenzierte Regelungen<br />
Rechnung. Diese Freiheit, durch Tarifvertrag vom Gesetz<br />
abweichen zu dürfen, muss unbedingt erhalten<br />
bleiben. Nicht die Politik, sondern die Betriebs- und Tarifparteien<br />
wissen am besten, was für ein bestimmtes<br />
Unternehmen angemessen ist und was nicht.<br />
Z direkt!: Wie ist die Stimmung unter den Mitgliedern<br />
von Nordmetall mit Blick auf die Pläne der Großen<br />
Koalition?<br />
»Nicht die Politik, sondern die Betriebsund<br />
Tarifparteien wissen am besten,<br />
was für ein bestimmtes Unternehmen<br />
angemessen ist und was nicht.«<br />
Fickinger: Ich könnte jetzt spotten und sagen: Unsere<br />
Mitglieder sind leidgeprüft, auch das werden sie<br />
noch überstehen. Aber die Politik sollte sich nicht in<br />
Sicherheit wiegen. Die M+E-Unternehmen sind zwar<br />
das Herz der Wirtschaft, und dieses Herz ist ein Kämpferherz.<br />
Doch auch das stärkste Herz macht irgendwann<br />
einmal schlapp, wenn ihm die Blutbahnen zu<br />
stark eingeengt oder zu viel Belastung auferlegt wird.<br />
Z direkt!: Welche Szenarien, in denen ein längerfristiger<br />
Einsatz nötig ist, begegnen Ihnen in der<br />
M+E-Industrie?<br />
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15
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Titelthema<br />
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den Unternehmen ihre Flexibilität rauben und damit<br />
eine weitere wichtige Standortbedingung deutlich<br />
verschlechtern.<br />
Z direkt!: Es gibt nicht wenige Stimmen, die angesichts<br />
der wirtschaftlichen Zwänge und Realitäten<br />
davon sprechen, dass Zeitarbeit schon jetzt<br />
nicht mehr nur betriebliche Auftragsspitzen abfedern<br />
muss, sondern auch konjunkturelle Zyklen.<br />
Kann sie das abfedern?<br />
»Ich glaube, langfristig werden Unternehmen<br />
nur dann einen Erfolg am Markt haben, wenn sie<br />
einen gewissen Puffer an Zeitarbeits kräften haben,<br />
den sie rasch hoch und runter fahren können.«<br />
Fickinger: Die wichtigsten sind Krankheitsvertretungen<br />
oder die Überbrückung von Elternzeit. Aber<br />
auch viele Projekte im Entwicklungs- und Konstruktionsbereich<br />
müssen langfristig bearbeitet werden. 18<br />
Monate reichen dafür keinesfalls aus. All das wäre<br />
gefährdet, wenn die Überlassungsdauer auf maximal<br />
eineinhalb Jahre festgeschrieben würde. Man würde<br />
viele Zeitarbeitnehmer so um ihren Job bringen,<br />
Fickinger: Das tut sie doch schon. Dass die M+E-<br />
Industrie in der großen Krise rund 800.000 Stammkräfte<br />
an Bord halten konnte, war nur möglich, weil<br />
es den Schutzpuffer der Zeitarbeitskräfte gab. Ich<br />
glaube, langfristig werden Unternehmen nur dann<br />
einen Erfolg am Markt haben, wenn sie einen gewissen<br />
Puffer an Zeitarbeitskräften haben, den sich<br />
rasch hoch und runter fahren können. Die Alternative<br />
wäre, in einem gigantischen „hire and fire“ jeden<br />
Monat viele Hunderte oder Tausende von Mitarbeitern<br />
zu entlassen, um sie einige Zeit später gegebenenfalls<br />
wieder einzustellen.<br />
Z direkt!: Der iGZ setzt sich dafür ein, dass nicht<br />
nur die Kundenbranchen, sondern auch die Zeitarbeit<br />
selbst tarifliche Regelungen vereinbaren kann, um<br />
die Abweichungen von den 18 Monaten zu ermöglichen.<br />
Das ist für den iGZ auch eine Frage der Tarifautonomie.<br />
Kann die Zeitarbeitsbranche bei dieser<br />
Forderung auf Ihre Unterstützung bauen?<br />
Fickinger: Die Zeitarbeitsbranche ist eine Branche<br />
wie alle anderen auch. Insofern hat sie auch das<br />
Recht, ihre Arbeits- und Einkommensbedingungen eigenständig<br />
und einvernehmlich zu regeln.<br />
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§<br />
Recht direkt!<br />
Vermittlungsprovisionen wirksam vereinbaren<br />
Finanzielle Ausgleichsforderung<br />
muss angemessen sein<br />
Insbesondere aufgrund des Fachkräftemangels haben Arbeitgeber ein Interesse daran, ihre Mitarbeiter<br />
an das Unternehmen zu binden. Bei einer Übernahme durch ein Kundenunternehmen möchten sie per<br />
Vermittlungsprovision einen finanziellen Ausgleich erhalten. Die Übernahme eines Zeitarbeitnehmers ist<br />
auch nach Auffassung des Bundesgerichtshofs (BGH) honorarwürdig. Voraussetzung für die Wirksamkeit<br />
einer Vermittlungsprovision ist allerdings, dass diese auch „angemessen“ ist. Zu berücksichtigen ist, dass<br />
nach Auffassung des BGH etwa eine zu hoch angesetzte Höhe die Unwirksamkeit der gesamten Vermittlungsprovision<br />
zur Folge hat. Eine Reduzierung der Vermittlungsprovision auf die gerade noch zulässige<br />
Höhe ist dann unzulässig.<br />
§Die maximale Obergrenze einer wirksamen Provi-<br />
sion<br />
ist umstritten. Diese sollte jedoch in jedem Fall<br />
höchstens drei Bruttomonatsgehälter betragen. Der<br />
BGH verlangt, dass durch die Provisionsregel ein angemessenes<br />
Verhältnis zur Qualifikation und Tätigkeit<br />
des<br />
Mitarbeiters sowie zum „Marktwert“ seiner Arbeitsleistung<br />
und einer hierauf bezogenen Personalvermittlung<br />
hergestellt werden muss (BGH, Urteil vom<br />
10.11.2011 – III ZR 77/11). Entscheidend ist also in al-<br />
ler Regel der Einzelfall. Insbesondere bei weniger qualifizierten<br />
Mitarbeitern ist demnach Vorsicht geboten<br />
bei Pauschalbeträgen, die nicht auf den „Marktwert“<br />
des konkreten Mitarbeiters abstellen. Der BGH hat jedenfalls<br />
in dieser Entscheidung eine Provision in Höhe<br />
von 15 Prozent des Jahresbruttogehalts (umgerechnet<br />
1,8 Bruttomonatsgehälter) als wirksam angesehen,<br />
zwei Bruttomonatsgehälter sollen ebenfalls zulässig<br />
sein. Diese „Starthöhe“ könne für jeden Mitarbeiter<br />
unabhängig seiner Qualifikation oder Tätigkeit genutzt<br />
werden.<br />
Reduzierung nach Überlassungsdauer<br />
§<br />
Entscheidend für die Angemessenheit der Provision sei<br />
nach Auffassung des BGH außerdem die Dauer der<br />
vorangegangen Überlassung und die Höhe des vom<br />
Kunden bereits gezahlten Entgelts. Der wirtschaftliche<br />
Nachteil des Verlusts eines Mitarbeiters werde durch<br />
den bereits gezahlten Verrechnungssatz kompensiert.<br />
Die Höhe der Provision müsse deshalb in Abhängigkeit<br />
der Dauer der vorangegangenen Überlassung nach Zeitabschnitten<br />
(absteigend) gestaffelt sein. Soll der Kunde<br />
innerhalb einer Frist von bis zu zwölf Monaten noch zur<br />
Zahlung einer Provision verpflichtet werden, so müsse<br />
die Provision mindestens quartalsweise (also im Drei-Monats-Rhythmus)<br />
und so im Verhältnis abgesenkt werden,<br />
dass die Übernahme spätestens nach einem Jahr der<br />
Überlassung kostenlos erfolgen §g kann. Ebenfalls möglich<br />
ist in diesem Fall natürlich auch die in<br />
der Praxis häufig<br />
anzutreffende Reduzierung der Provision um ein Zwölftel<br />
für jeden Monat der vorangegangenen Überlassung.<br />
18
Recht direkt! §<br />
Z direkt!<br />
Übernahme nach Ende der Überlassung<br />
Schließt der Mitarbeiter nach dem Ende der Überlassung<br />
an den Kunden mit diesem in zeitlichem Abstand<br />
ein Arbeitsverhältnis, so kann auch dann noch<br />
ein Anspruch auf Provision bestehen. Eine entsprechende<br />
Regelung (möglich: bis zu sechs Monate nach<br />
Ende der Überlassung) ist nach Auffassung des BGH<br />
dann wirksam, wenn dem Kunden ausdrücklich die<br />
Möglichkeit des Gegenbeweises eingeräumt werde.<br />
Der Kunde müsse die Möglichkeit haben gegebenenfalls<br />
zu beweisen, dass die frühere Überlassung nicht<br />
ursächlich für den Abschluss des Arbeitsverhältnisses<br />
war (etwa weil der Mitarbeiter früher schon einmal<br />
fest bei ihm angestellt war). Dies dürfte dem Kunden<br />
in der Praxis aber häufig nicht gelingen.<br />
Übernahme ohne vorherige Überlassung<br />
In der Provisionsvereinbarung sollte auch ausdrück-<br />
lich die „Übernahme“ des Mitarbeiters ohne vorhe-<br />
rige Überlassung geregelt sein. Außerdem sollte der<br />
Personaldienstleister bereits vor der Übersendung der<br />
Mitarbeiterprofile an den Kunden die Vereinbarung<br />
entweder schriftlich abschließen bzw. sich die Allge-<br />
meine<br />
lassen. Das OLG Saarbrücken (Urteil vom 15.10.<strong>2014</strong><br />
– 1 U<br />
113/13) hat Letzteres ausreichen lassen. Auch<br />
die Herstellung des Kontaktes zwischen Kunden und<br />
Kandidatin wurde außerdem als ursächlich für den<br />
meinen Geschäftsbedingungen beweisbar bestätigen<br />
§<br />
späteren Abschluss des Arbeitsvertrages zwischen §en sen angesehen. Der Kunde hatte in diesem Fall nach<br />
einem durch den Personaldienstleister arrangierten<br />
Vorstellungsgespräch eine Kandidatin, die sich bereits<br />
bei einem anderen Kunden über den Personaldienstleister<br />
im Einsatz befand, im Nachhinein ohne zwi-<br />
dieschenzeitliche<br />
Überlassung eingestellt.<br />
„Basis“ für die Vermittlungsprovision<br />
Das Oberlandesgericht Oldenburg (Urteil vom<br />
30.10.<strong>2014</strong> – 1 U 42/14) hält eine Provisionsvereinbarung<br />
allein deshalb für unwirksam, weil bei der<br />
Höhe nur auf das Mehrfache des Verrechnungssatzes<br />
abgestellt wird. Eine solche undifferenzierte Klausel<br />
ohne eine am Einkommen des Arbeitnehmers orientierte<br />
Beschränkung sei keine „angemessene“ Provision,<br />
zumal sich durch die Vereinbarung abstrakt<br />
auch eine Provision von mehr als dem zweifachen<br />
Bruttomonatsgehalt ergeben könnte. Es ist nicht auszuschließen,<br />
dass sich weitere Gerichte dieser Auffassung<br />
anschließen. Auch wenn der Verrechnungssatz<br />
dem Personaldienstleister bekannt ist und dieses<br />
Vorgehen in der Praxis somit Vorteile bietet, sollte ein<br />
– sicheres – Abstellen auf das Bruttomonatsgehalt<br />
angedacht werden. In diesem Fall wird jedenfalls ein<br />
konkreter Bezug zum Wert der Arbeitsleistung und<br />
der Qualifikation des Mitarbeiters hergestellt.<br />
Ass. jur. Sebastian Reinert<br />
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19
Z direkt!<br />
Unterwegs<br />
v.l.: Wilhelm Oberste-Beulmann (BAP), Wener Stolz<br />
(iGZ-Hauptgeschäftsführer), Guntram Schneider<br />
(NRW-Arbeitsminister) und Sven Kramer (stellvertretender<br />
iGZ-Bundesvorsitzender)<br />
SI GmbH veröffentlicht Studienergebnisse<br />
Brücke in den Arbeitsmarkt<br />
28,9 Prozent der Zeitarbeitnehmer sind bereits über 18 Monate im Einsatz, bevor sie vom jeweiligen<br />
Kundenunternehmen übernommen werden. 29,8 Prozent sind sieben bis zwölf Monate im Einsatz,<br />
bis sie in ihren neuen – alten – Arbeitsplatz wechseln. Mit teils überraschenden Ergebnissen wartete<br />
Dr. Cordula Sczesny, Geschäftsführerin der Soziale Innovation (SI) GmbH, bei der Vorstellung der Ergebnisse<br />
der Studie „Zeitarbeit – eine Brücke in den Arbeitsmarkt?“ auf. Rund 250 Teilnehmer kamen<br />
zur Abschlussveranstaltung nach Dortmund.<br />
Sczesny betonte, Übernahmen seien für die Zeitarbeitsunternehmen<br />
ein Handlungsdilemma: „Die Firma<br />
hat einerseits den Verlust eines guten Mitarbeiters<br />
zu verkraften, andererseits ist gerade das aber<br />
auch ein gutes Instrument der Kundenbindung“,<br />
erläuterte die Expertin. Für das Projekt, für das sich<br />
auch der iGZ engagierte, verzeichnete die SI GmbH<br />
bei den Umfragen einen sehr guten Rücklauf von<br />
13,3 Prozent bei den Zeitarbeitsunternehmen, 21<br />
Prozent bei den Zeitarbeitskräften und 12,4 Prozent<br />
Gemeinsames Forschungsprojekt in NRW<br />
20<br />
Viel und kontrovers wird in<br />
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
diskutiert, ob die Zeitarbeit<br />
tatsächlich die Brücke in<br />
den Arbeitsmarkt ist. Oftmals<br />
wird die Beschäftigung vormals<br />
Arbeitsloser als Indiz für die<br />
Brückenfunktion angesehen.<br />
Die Bundesagentur für Arbeit<br />
beziffert diesen Anteil auf rund<br />
60 Prozent. Andere beschreiben<br />
die Brückenfunktion als Hilfe<br />
zum Einstieg in eine Beschäftigung<br />
außerhalb der Zeitarbeit.<br />
So kommt 2008 eine Untersuchung<br />
für das Ministerium für<br />
Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />
des Landes NRW zu dem Ergebnis,<br />
dass „knapp einem Drittel<br />
der Zeitarbeitnehmer/innen,<br />
die vor der Zeitarbeit arbeitslos<br />
waren, (…) ein Einstieg in eine<br />
Vollzeit-/Teilzeitbeschäftigung<br />
in einem anderen Wirtschaftsbereich“<br />
gelingt.<br />
Das Projekt „Zeitarbeit – eine<br />
Brücke in den Arbeitsmarkt?“<br />
startete am 1. Januar 2012 und<br />
sollte am 31. Dezember 2013<br />
enden. Es wurde bis zum 30.<br />
Dezember <strong>2014</strong> verlängert,<br />
um noch weitere Infoveranstaltungen<br />
durchführen zu können.<br />
Aktuell läuft auf Wunsch des<br />
Ministeriums für Arbeit, Integration<br />
und Soziales des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen (MAIS) ein<br />
weiterer Verlängerungsantrag<br />
(bis 30.9.2015), da noch weitere<br />
rund 20 Infoveranstaltungen in<br />
Jobcentern durchgeführt werden<br />
sollen. Das Projekt wird<br />
durch das Land NRW und aus<br />
Mitteln der Europäischen Union<br />
(Europäischer Sozialfonds)<br />
gefördert. Der iGZ begleitet das<br />
Projekt als Partner.
Unterwegs<br />
Z direkt!<br />
bei ehemaligen Zeitarbeitnehmern. Außerdem wurden<br />
17 Interviews geführt.<br />
Zeitarbeit ist und bleibt offenbar erstes Mittel der Wahl<br />
bei dem Weg aus der Arbeitslosigkeit: „56,8 Prozent<br />
der Befragten gaben an, mittels Zeitarbeit Arbeitslosigkeit<br />
zu vermeiden oder zu beenden“, so Sczesny.<br />
55,4 Prozent hoffen auf den Klebeeffekt, 42,5 Prozent<br />
fanden die angebotene Arbeitsstelle attraktiv.<br />
„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Zeitarbeit<br />
ein Weg aus der Arbeitslosigkeit sein kann“, zog<br />
die Geschäftsführerin ein erstes Fazit.<br />
Interessant sei in diesem Zusammenhang auch die<br />
Zahl der Einsätze bis zu einer Übernahme in das<br />
Kundenunternehmen – 75,2 Prozent der Zeitarbeitskräfte<br />
wurden bereits nach lediglich einem Einsatz<br />
übernommen. Die Übernahme scheint aus Sicht der<br />
Zeitarbeitsunternehmen dabei in erster Linie Sache<br />
von Zeitarbeitnehmer und Kundenunternehmen zu<br />
sein: Den größten Einfluss darauf haben mit 43,7<br />
Prozent die Zeitarbeitnehmer selbst, 44,5 Prozent<br />
beruht auf Initiative der Kundenbetriebe, 9,2 Prozent<br />
gehen auf das Konto der Zeitarbeitsfirmen.<br />
Qualifizierung vor und während des Einsatzes fand<br />
bei 21,3 Prozent statt. „Hier wird eher auf Passgenauigkeit<br />
gesetzt“, erklärte Sczesny die niedrige Quote<br />
– Zeitarbeitnehmer werden gezielt nach ihrer zum<br />
vakanten Arbeitsplatz passenden Qualifikation ausgesucht.<br />
Als wichtigste Faktoren für eine Übernahme<br />
wurden laut Sczesny die gute Einarbeitung, die Integration<br />
ins Team und die gute Abforderung der Fähigkeiten<br />
genannt. Aus Sicht der Zeitarbeitsunternehmen<br />
wesentliche Aspekte seien für eine Übernahme<br />
Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Motivation, Teamfähigkeit<br />
und mehr Einsatz als erwartet.<br />
„Das Ergebnis lautet, dass der Klebeeffekt bis hin zu<br />
ungelernten Hilfskräften feststellbar ist. Dieser Effekt<br />
kann durch intensive Personalbetreuung seitens der<br />
Zeitarbeitsunternehmen und Jobcenter noch erhöht<br />
werden. Kundenunternehmen sind gefragt, wenn es<br />
um faire und gute Bedingungen für die Arbeitskräfte<br />
geht“, unterstrich Cordula Sczesny abschließend.<br />
Die SI GmbH habe auf Basis dieser Ergebnisse nun Kriterien<br />
und ein Konzept für gute Personalbetreuung<br />
entwickelt. Diese Leitlinien wurden in einem Info-Flyer<br />
zusammengefasst und es wurden – bislang – zwölf<br />
Informationsveranstaltungen für Arbeitsvermittler in<br />
Jobcentern durchgeführt.<br />
Wolfram Linke<br />
Warum haben (ehemalige) Zeitarbeitskräfte eine<br />
Tätigkeit in der Branche aufgenommen?<br />
Arbeitslosigkeit vermeiden/beenden<br />
Hoffnung, darüber Stelle außerhalb<br />
der Zeitarbeit zu finden<br />
Stelle attraktiv<br />
42,5%<br />
56,8%<br />
55,4%<br />
Arbeitgeber attraktiv<br />
Einzige Möglichkeit, an Job zu kommen<br />
Stelle bot gute berufliche Perspektiven<br />
Stelle entsprach genau Qualifikation<br />
Vermittlung über Agentur für Arbeit<br />
Vermittlung über Jobcenter<br />
Sonstiges<br />
25,7%<br />
24,6%<br />
18,4%<br />
14,7%<br />
6,4%<br />
2,3%<br />
11,3%<br />
Quelle: Befragung von aktuellen Zeitarbeitskräften sowie Zeitarbeitskräften<br />
mit Klebeeffekt in NRW, Soziale Innovation GmbH<br />
21
Z direkt!<br />
Unterwegs<br />
iGZ-Mitglieder profitieren von Gemeinschaftsstand<br />
Mehrwert Messe<br />
Einer der Höhepunkte im jährlichen Personaldienstleisterkalender ist die Fachmesse „Zukunft Personal“<br />
in Köln. Auch der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) ist regelmäßig gemeinsam<br />
mit einigen seiner Mitglieder dabei. Doch was bringt es, sich dem Fachpublikum auf dieser<br />
Messe zu präsentieren?<br />
„Für uns ist es wichtig, dass wir in der Öffentlichkeit<br />
auch als iGZ-Mitglied gesehen werden, denn das<br />
kommt einem Qualitätssiegel gleich“, sind sich Claudia<br />
Meyer und Frank Müller, Piening Personal GmbH, einig.<br />
Vor allem angehende Personaldienstleistungskaufleute<br />
suchen, so Meyer, den direkten Kontakt „und stellen<br />
clevere Fragen“. Die Auszubildenden interessieren sich<br />
etwa dafür, warum ein Betrieb die iGZ-Mitgliedschaft<br />
gewählt und welche Vorteile das habe.<br />
Natürlich werde mit Blick auf den Abschluss der<br />
Ausbildung auch für die Zeit danach gezielt Kontakt<br />
aufgenommen. Studierende und Fachkräfte<br />
finden laut Frank Müller ebenfalls häufig den Weg<br />
zum Messestand: „Sie interessieren sich meist dafür,<br />
welche Chancen ihnen die Zeitarbeit bietet.“<br />
Und auch Dienstleister der Branche nutzen die Gelegenheit,<br />
bieten ihre Software, Sprachkurse oder<br />
E-Learning an. „Interessant“, unterstreicht Müller,<br />
22
Unterwegs<br />
Z direkt!<br />
„sind dabei die vielen Möglichkeiten, die hier vorgestellt<br />
werden – wie beispielsweise die Rekrutierung<br />
von Fachkräften aus Griechenland.“<br />
Die Firma Meteor ist – wie Piening auch – bereits zum<br />
fünften Mal mit dabei: Für Uwe Schulz und Benedikt<br />
Mense dient die Messe vor allem dem Netzwerken:<br />
„Für uns ist es wichtig, die Kontakte zu unseren Kundenunternehmen<br />
zu vertiefen. Imagepflege gehört<br />
selbstverständlich auch dazu“, betonen die beiden<br />
Meteor-Mitarbeiter. „Außerdem nutzen viele PDK-<br />
Azubis die Messe regelrecht als Jobbörse“, haben sie<br />
beobachtet. „Wir haben daraufhin auch schon Auszubildende<br />
zu Vorstellungsgesprächen eingeladen“,<br />
erinnert sich Uwe Schulz. „Wir bekommen immer<br />
mehr Anfragen.“ Oft, haben beide festgestellt, stehen<br />
neuerdings private Personalvermittler an ihrem<br />
Stand, die Gutscheine von der Arbeitsagentur nutzen.<br />
Oliver Ulbrich, R.H. Personalmanagement, ist mit seinem<br />
iGZ-Mitgliedsunternehmen zum ersten Mal in<br />
Köln dabei. „Sehr viele interessante und interessierte<br />
Besucher“, zieht er erfreut eine erste Bilanz. „Wir haben<br />
viele gute Gespräche geführt“, unterstreicht Ulbrich. In<br />
erster Linie fanden potenzielle Kundenunternehmen<br />
den Weg zu seinem Stand – „Fast alles Neukunden. Es<br />
wurden sogar einige Aufträge gestellt“, ist der Unternehmer<br />
begeistert. Aber auch an der Zeitarbeitsbranche<br />
Interessierte, die sich beruflich verändern möchten,<br />
habe er vielfach gesprochen. Besonders Facharbeiter<br />
und Ingenieure suchen laut Ulbrich über die Messe die<br />
Chance, sich neu zu orientieren.<br />
Claudia Meyer und Frank Müller (Piening Personal) im Gespräch<br />
mit iGZ-Redakteur Wolfram Linke (M.).<br />
Oliver Ulbrich, R.H. Personalmanagenent (r.), freut sich über<br />
neue Kundenkontakte.<br />
Ähnliches weiß er von den PDK-Azubis zu berichten:<br />
„Viele wollen offenbar nach der Ausbildung den Arbeitsplatz<br />
wechseln und interessieren sich schon frühzeitig<br />
für die Personaldienstleistungsunternehmen.“<br />
Die Visite von Bestandskunden, „die gerne diese<br />
Möglichkeit der Kontaktpflege genutzt haben“, rundet<br />
den Messeauftritt von R.H. Personalmanagement<br />
ab. Fazit: „Die sehr große Resonanz hat uns positiv<br />
überrascht und wir möchten auf jeden Fall auch im<br />
nächsten Jahr wieder gemeinsam mit dem iGZ dabei<br />
sein“, plant Ulbrich für die Zukunft.<br />
Wolfram Linke<br />
Benedikt Mense (l.) und Uwe Schulz (Meteor) nutzen die<br />
Messe zum Netzwerken mit Kundenunternehmen.<br />
23
Z direkt!<br />
Unterwegs<br />
Podiumsdiskussion zu Zeitarbeitsregulierungen mit reichlich Zündstoff<br />
Offener Schlagabtausch<br />
über GroKo-Pläne<br />
Gesetzliche Regulierung der Zeitarbeit und betriebliche Flexibilität – geht das zusammen? Und wenn<br />
ja, wie? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Fachmesse<br />
„Zukunft Personal“ in Köln, der über 100 Teilnehmer lauschten.<br />
Marcel Speker, Leiter der iGZ-Kommunikationsabteilung,<br />
stellte zunächst die Pläne der Bundesregierung<br />
vor: Equal Pay nach neun Monaten sowie eine<br />
Höchstüberlassungsgrenze von 18 Monaten. Dabei<br />
hätten die Tarifpartner mit den Branchenzuschlags-<br />
Tarifverträgen bereits eine Lösung der Lohnangleichung<br />
gefunden. „Warum braucht es trotzdem ein<br />
Gesetz?“, fragte er in die Runde.<br />
Gesetzliche Mindeststandards nötig<br />
Dass die Branchenzuschläge ein deutlicher Schritt nach<br />
vorne seien, gab Roland Matzdorf, Abteilungsleiter „Arbeit<br />
und Qualifizierung“ im NRW-Ministerium für Arbeit,<br />
Integration und Soziales, zu. „Wir nehmen die Tarifautonomie<br />
in NRW sehr ernst“, betonte er. Es spreche auch<br />
nichts dagegen, wenn Tarifpartner über die gesetzlichen<br />
Regelungen hinaus weitere Vereinbarungen träfen.<br />
„Trotzdem brauchen wir ein Gesetz, um Mindeststandards<br />
festzulegen“, positionierte er sich deutlich.<br />
Equal Pay nicht praxistauglich<br />
Dem widersprach Sven Kramer, stellvertretender<br />
iGZ-Bundesvorsitzender und Verhandlungsführer in<br />
der iGZ-Tarifkommission: „Wenn der Gesetzgeber<br />
Equal Pay nach neun Monaten haben möchte, dann<br />
frage ich mich ernsthaft, wie das gehen soll.“ Bei<br />
den Verhandlungen der Branchenzuschläge habe<br />
es alleine drei Tage gedauert, die zahlreichen bestehenden<br />
Tarifverträge mit dem iGZ-DGB-Tarifvertrag<br />
in Einklang zu bringen. „Das war unglaublich<br />
schwierig. Da gibt es unterschiedliche Regionen,<br />
unterschiedliche Entgelthöhen, unterschiedliche<br />
Eingruppierungssätze“, berichtete er aus seiner<br />
Erfahrung. Die Tarifpartner hätten hier in langwierigen<br />
Verhandlungsrunden Einigungen erzielt und<br />
in zweieinhalb Jahren 15 Tarifverträge abgeschlossen.<br />
„Denkt der Gesetzgeber trotzdem, dass wir<br />
das nicht im Griff haben?“, zeigte sich der iGZ-Verhandlungsführer<br />
verärgert.<br />
24
Unterwegs<br />
Z direkt!<br />
Tariföffnungsklausel nur für Kundenbranchen?<br />
Zu mehr Gelassenheit mahnte Rainer Bischoff, Mitglied<br />
des Arbeitskreises Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />
in der SPD-Landtagsfraktion NRW: „Gesetzliche<br />
Grundlagen sind doch nichts Neues“, versuchte er zu<br />
beruhigen. Tarifverträge könnten immer nur Verbesserungen<br />
für die Arbeitnehmer regeln. „Wir wären<br />
wesentlich gelassener, wenn wir wüssten, dass es im<br />
Gesetz eine Tariföffnungsklausel gibt“, sprach Speker<br />
für die Zeitarbeitsbranche. Eine solche Regelung<br />
müsse in den Verhandlungen sicher eine Rolle spielen,<br />
räumte Bischoff ein, begrenzte jedoch: „Wenn<br />
aber im Gesetz direkt drinsteht, dass die Zeitarbeit<br />
die Höhe der Höchstüberlassungsdauer selbst regeln<br />
darf, wofür brauchen wir dann ein Gesetz?“ Seiner<br />
Meinung nach sei eine Tariföffnungsklausel nur dann<br />
sinnvoll, wenn die Kundenbranchen über eine abweichende<br />
Überlassungsdauer entscheiden, nicht aber<br />
die Zeitarbeitsbranche selbst.<br />
Branchenspezifische Lösungen gefunden<br />
Empört reagierte Kramer auf diesen Vorschlag. „Mir<br />
fällt überhaupt nicht ein, warum wir nicht mit den<br />
zuständigen Gewerkschaften regeln dürfen, was für<br />
unsere Branche sinnvoll ist. Warum sollte Herr Iwanowski<br />
künftig mit Gesamtmetall über Bedingungen<br />
in der Zeitarbeit verhandeln, anstatt mit uns?“, brachte<br />
er Christian Iwanowski, Gewerkschaftssekretär der<br />
IG Metall NRW und damit Verhandlungspartner der<br />
Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit (VGZ), ins Spiel.<br />
Kramer betonte nochmals, dass die Zeitarbeit bei den<br />
Branchenzuschlägen mit den jeweiligen Gewerkschaften<br />
spezifische Lösungen im allseitigen Einvernehmen<br />
ausgehandelt habe. „Und glauben Sie mal nicht, dass<br />
die IG Metall alles unterschreibt, was wir möchten“,<br />
richtete sich Kramer erneut an Bischoff. „Wir können<br />
das nicht einseitig festlegen. Da sitzt eine Gewerkschaft<br />
mit am Tisch!“<br />
EU-Recht einhalten<br />
Christian Iwanowski forderte, einen Blick in die Praxis<br />
zu werfen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir<br />
künftig einen Tarifvertrag mit Gesamtmetall machen“,<br />
lenkte er ein. Für ihn sei zunächst relevant, dass überhaupt<br />
einmal definiert werde, welche Überlassungslänge<br />
normal üblich sei. Schließlich gehe es hier um<br />
die Einhaltung von EU-Recht. „Ob das am Ende genau<br />
18 Monate sind, ein paar mehr oder ein paar weniger<br />
– das ist mir gar nicht so wichtig“, räumte er ein.<br />
Doch erst nach der genauen Definition könne man<br />
nach Ausnahmelösungen suchen – „und das Betrieb<br />
für Betrieb“.<br />
Zeitarbeitsmarkt in Ordnung<br />
Das sah Hendrik Wüst, Sprecher für Wirtschaft, Mittelstand<br />
und Energie der CDU-Landtagsfraktion NRW,<br />
anders. „Es geht hier um die Branche, nicht um den<br />
Betrieb“, betonte er. Vor dem Hintergrund der konjunkturellen<br />
Entwicklung forderte er, den Koalitionsvertrag<br />
noch einmal sehr genau anzuschauen. Zeitarbeit<br />
sei eine Erfolgsgeschichte beim Akquirieren von<br />
Langzeitarbeitslosen und dem Einstieg von frisch ausgebildeten<br />
Kräften. Außerdem reguliere sich die Anzahl<br />
der Zeitarbeitskräfte von selbst analog zur konjunkturellen<br />
Entwicklung. „Diese Tendenz zeigt, dass<br />
der Zeitarbeitsmarkt in Ordnung ist“, resümierte er.<br />
Maren Letterhaus<br />
25<br />
Marcel Speker (l.) und Sven Kramer.<br />
Hendrik Wüst<br />
Rainer Bischoff
Z direkt!<br />
Unterwegs<br />
iGZ-Landeskongress Bayern<br />
„Unternehmen nicht<br />
die Luft zum Atmen nehmen“<br />
„Die Auftragslage ist extrem volatil, da braucht man Zeitarbeit“, lautete das Fazit von Dirk Pollert<br />
beim iGZ-Landeskongress Bayern. In der Würzburger Festung Marienberg appellierte der stellvertretende<br />
Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) deshalb direkt an die<br />
Bundesregierung: „Nehmen Sie den Unternehmen nicht die Luft zum Atmen!“<br />
Unter den Eindrücken der Regulierungspläne der Großen<br />
Koalition nahmen die Teilnehmer die Situation<br />
der Zeitarbeit in Bayern unter die Lupe. Dabei kristallisierte<br />
sich schnell die Meinung heraus, dass sich<br />
die Zeitarbeit „keine weiteren Einschränkungen gefallen<br />
lassen“ dürfe, wie iGZ-Landesbeauftragte Petra<br />
Eisen die Situation in Worte fasste. Als „Vitamin für<br />
Wirtschaft und Arbeitsmarkt“ leiste Zeitarbeit einen<br />
großen Beitrag zu einer gesunden Wirtschaft.<br />
Dem stimmte Pollert zu und erinnerte daran, dass die Zeitarbeit<br />
für Unternehmen schon aufgrund der Branchenzuschläge<br />
deutlich teurer geworden sei. Wenn jetzt noch<br />
weitere gesetzliche Regulierungen dazu kämen, führe das<br />
nicht zu einem Anstieg der Stammbelegschaft, „sondern<br />
zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland.“<br />
RA Dr. Martin Dreyer, iGZ-Geschäftsführer, erklärte,<br />
wie die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
in der Zeitarbeit umgesetzt werden müssen. Dabei<br />
ging er insbesondere auf das Tarifautonomiestär-<br />
kungsgesetz gese<br />
ein. „Die Lohnuntergrenzenver-<br />
ordnung regelt, dass der<br />
Weitere Kongressthemen auf der iGZ-Homepage:<br />
Controlling – Führen mit Kennzahlen<br />
Thorsten Rensing, iGZ-Bundesvorstand<br />
Webinare und E-Learning<br />
Dr. Bernd Benikowski, TrainingsZentrumZeitarbeit<br />
Förderprogramme der BA<br />
Kirstin Laukamp, iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />
Petra Eisen und Dirk Pollert<br />
iGZ-DGB-Tarifvertrag weiterhin Vorrang vor dem<br />
künftigen gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 8,50<br />
Euro hat“, machte er deutlich. Allerdings würden<br />
Branchenmindestlöhne dann auch für Zeitarbeitskräfte<br />
gelten, wenn sie eine entsprechende branchentypische<br />
Tätigkeit übernehmen. „Wenn jemand im Malerbetrieb<br />
angestellt ist, aber den ganzen Tag lang nur<br />
Gerüste aufbaut, dann gilt für ihn der Mindestlohn<br />
des Gerüstbauerhandwerks, nicht der der Maler und<br />
Lackierer“, gab er ein Praxisbeispiel.<br />
Maren Letterhaus<br />
Zur ausführlichen Kongressberichterstattung:<br />
Reisekostenrecht<br />
RA Stefan Sudmann, iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />
Recruiting mit Social Media<br />
www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />
nicht-die-luft-zum-atmen-nehmen<br />
Prof. Dr. Thorsten Petry, Hochschule RheinMain<br />
26
Unterwegs<br />
Z direkt!<br />
iGZ-Landeskongress Nord<br />
„Zeitarbeit absolut notwendig“<br />
Bettina Schiller, iGZ-Landesbeauftragte Bremen, brachte die Sache auf den Punkt: „Wir hier im Norden<br />
sind zwar sturmerprobt, aber was im Zuge der Bundestagswahl auf uns zukam, das war schon<br />
heftig – auch für uns Nordlichter!“ Welche Folgen es für die Zeitarbeit haben könnte, wenn die Bundesregierung<br />
eine Beschränkung der Höchstüberlassungsdauer und gesetzliches Equal Pay einführt,<br />
war Mittelpunkt der Podiumsdiskussion beim iGZ-Landeskongress Bremen.<br />
„Ich bin geschockt von diesen Gewerkschaftsthesen.<br />
Das ist nur noch hanebüchen und entbehrt de facto<br />
jeder wissenschaftlichen Grundlage. Das ist einfach<br />
Käse“, reagierte der iGZ-Landesbeauftragte Christian<br />
Baumann auf eine Anmerkung Annette Dürings,<br />
DGB-Regionsvorsitzende Bremen-Elbe-Weser: Mit der<br />
Aussage, der Begriff „Sklaventreiber“ komme ja nicht<br />
von ungefähr und es gebe in der Branche schwarze<br />
Schafe, die erheblichen Handlungsbedarf erzeugen,<br />
sorgte die DGB-Vertreterin für erhebliche Unruhe. Unter<br />
der Moderation von Marcel Speker, Leiter Kommunikation<br />
im iGZ, debattierten Harald Schumacher,<br />
Wirtschaftswoche, Annette Düring, DGB-Regionsvorsitzende<br />
Bremen-Elbe-Weser, Christian Baumann,<br />
iGZ-Landesbeauftragter für Hamburg, RA Cornelius<br />
Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer Die Unternehmensverbände<br />
im Lande Bremen e.V., und Dieter<br />
Reinken, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik in der SPD-<br />
Bürgerschaftsfraktion.<br />
Schumacher reagierte überrascht, wie emotional die<br />
Diskussion ablaufe: „Die Zeitarbeit hat sich doch strukturell<br />
stark geändert. Ich kann der Skandalisierung der<br />
Zeitarbeitsverhältnisse nicht mehr folgen. Wo ist eigentlich<br />
der Respekt vor den Leuten, die in dieser Branche<br />
arbeiten? Ich kann das Verhalten nicht nachvollziehen“,<br />
betonte Schumacher in Richtung Gewerkschaften.<br />
Düring beschwichtigte, sie sei „froh, dass wir Tarifverträge<br />
verhandelt haben. Aber das ist nicht immer der<br />
Weisheit letzter Schluss.“ Das Tarifwerk müsse weiterentwickelt<br />
werden. Sie vertrete die Auffassung, Regelungen<br />
müssten per Tarifvertrag und nicht via Gesetz<br />
definiert werden.<br />
Reinken verwies darauf, dass ein Teil der Probleme<br />
durch die Branchenzuschläge entschärft werde. Die<br />
öffentliche Wahrnehmung sei leider langsam wie ein<br />
Bettina Schiller, Mitglied des iGZ-Bundesvorstandes<br />
und Landesbeauftragte Bremen<br />
Tanker, ergänzte Harald Schumacher. Die nun weiße<br />
Weste der Zeitarbeit sei noch nicht registriert worden,<br />
sagte er. Neumann-Redlin unterstrich, die Zeitarbeit<br />
sei wegen ihrer Flexibilität für die Wirtschaft absolut<br />
notwendig: „Wir müssen drohenden Flexibilitätseinbußen<br />
der Politik mit Tarifverträgen begegnen. Die<br />
Zeitarbeit ist die Branche par excellence, in der man<br />
auf solche gesetzlichen Regelungen verzichten kann.“<br />
Er forderte, es solle wenigstens Öffnungsklauseln geben,<br />
„um die Flexibilität nicht einzuschränken“.<br />
Arbeiten in der Zeitarbeit sei ganz oft eine bewusst getroffene<br />
Entscheidung, stellte Baumann fest. „Viele verzichten<br />
bei Übernahmeangeboten. Eine Befristung von<br />
18 Monaten nimmt Mitarbeitern die Möglichkeiten, die<br />
ihnen die Zeitarbeit bietet. Die Regulierung ist unfair gegenüber<br />
den Mitarbeitern. Das sind qualifizierte Kräfte<br />
und keine hirnlosen Affen“, ärgerte sich der iGZ-Landesbeauftragte<br />
über die geplanten Regulierungen.<br />
Wolfram Linke<br />
Weitere Inhalte des Kongresses auf:<br />
www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />
scharfe-kritik-groko-plaenen<br />
27
Z direkt!<br />
Unterwegs<br />
iGZ-Weiterbildungskongress<br />
Podiumsdiskussion<br />
verriet Finanzierungswege<br />
Viele Beispiele und Ideen gelungener Qualifizierungsmodelle bekamen die Teilnehmer des iGZ-Weiterbildungskongresses<br />
in Karlsruhe mit auf den Weg. Häufig stand jedoch am Ende die Frage nach<br />
der Realisierbarkeit, insbesondere nach der Finanzierung. Die abschließende Podiumsdiskussion, moderiert<br />
von iGZ-Bundesvorstandsmitglied Angelo Wehrli, bot den passenden Rahmen, um sich hierüber<br />
im Plenum auszutauschen.<br />
Angelo Wehrli (M.) leitete die Podiumsdiskussion mit (v.l.) Ariane<br />
Durian, Leni Breymaier, Christian Baumann und Marianne Staudte.<br />
iGZ-Bundesvorsitzende Ariane Durian erinnerte daran,<br />
dass auch der Kunde an der Weiterbildung der<br />
Mitarbeiter beteiligt sei. „Wenn wir einen passenden<br />
Mitarbeiter vermitteln, der lange im Einsatzunternehmen<br />
bleibt, dann ist der Kunde auch bereit, sich<br />
finanziell an einer Weiterqualifizierung zu beteiligen“,<br />
berichtete sie aus ihrer Erfahrung.<br />
Dem stimmte Christian Baumann, iGZ-Landesbeauftragter<br />
Hamburg, zu. Bis zu einem gewissen Kostenbetrag<br />
sei zudem eine Rückfinanzierung über den<br />
Verrechnungssatz denkbar. Irgendwann sei jedoch<br />
eine Querfinanzierung nötig, damit die Qualifizierung<br />
für das Zeitarbeitsunternehmen rentabel bleibe.<br />
Um den Mitarbeiter nach einer aufwendigen Weiterbildungsmaßnahme<br />
an das Unternehmen zu binden, komme<br />
eine Rückzahlungsvereinbarung in Betracht, verriet<br />
iGZ-Juristin RAin Christiane Buß einen weiteren Ansatz.<br />
Für iGZ-Mitglieder stünden vorformulierte Vereinbarungen<br />
im internen Bereich der iGZ-Homepage bereit.<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen unterstützt die<br />
Bundesagentur für Arbeit Qualifizierungen finanziell.<br />
Welche Wege es hier gibt, stellte Marianne Staudte,<br />
Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit Karlsruhe-<br />
Rastatt, vor – verwies jedoch auch auf ein Problem:<br />
„Es wäre sinnvoll, einsatzfreie Zeiten für Weiterbildungen<br />
zu nutzen. Allerdings probieren Zeitarbeitsunternehmen<br />
ja gerade, diese Zeiten zu vermeiden.“<br />
Leni Breymaier, Landesbezirksleiterin ver.di, legte Wert<br />
darauf, dass nicht nur die Geld-, sondern auch die<br />
Zeitfrage in die Diskussion mit einfließe. „Ein Staplerschein<br />
ist ja kein Freizeitvergnügen“, forderte Breymaier,<br />
dass auch die Zeit der Qualifizierung vergütet<br />
werden solle.<br />
Maren Letterhaus<br />
Zahlreiche Praxisbeispiele vom<br />
Weiterbildungskongress unter:<br />
28<br />
www.ig-zeitarbeit.de/presse/artikel/<br />
weiterbildung-als-gemeinsames-projekt
Unterwegs<br />
Z direkt!<br />
Finnischer Generalanwalt hält Plädoyer<br />
Starre Grenze zulässig?<br />
„Höchstüberlassungsdauer erlaubt?“, fragte Prof. Dr. Martin Franzen, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht<br />
und Arbeitsrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Rahmen seines Vortrags beim dritten<br />
Potsdamer Rechtsforum. „Ja, erlaubt“, lautet das Fazit von Generalanwalt Maciej Szpunar, der nun<br />
sein Plädoyer zur Klage einer finnischen Gewerkschaft gegen ein internationales Unternehmen hielt.<br />
In dem Fall ging es darum, dass die in Finnland 1997<br />
geschlossenen Rahmentarifverträge der Transportbranche<br />
eine Regelung enthielten, nach der das<br />
Überlassen von Arbeitnehmern unlauter und damit<br />
rechtswidrig sei, wenn der Zeitarbeitnehmer während<br />
eines längeren Zeitraums normale Arbeiten des Unternehmens<br />
neben dessen Stammmitarbeitern und unter<br />
derselben Leitung ausführen.<br />
Nach Auffassung von Generalanwalt Szpunar stehe<br />
die EU-Richtlinie (Art. 4 Abs. 1 2008/1<strong>04</strong>) einer nationalen<br />
Regelung nicht entgegen, wenn diese Norm<br />
den Einsatz von Zeitarbeit auf vorübergehende Aufgaben<br />
beschränke. Diese Arbeiten müssten dann aber<br />
aus objektiven Gründen nicht von der Stammbelegschaft<br />
ausgeführt werden können.<br />
Wenn der EuGH die Begründung des Generalanwalts<br />
übernimmt, was zu erwarten ist, kann die Bundesregierung<br />
die geplante Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten<br />
realisieren. Es ist allerdings auch damit zu rechnen,<br />
dass der EuGH nicht darüber entscheiden wird, ob eine<br />
starre Grenze wie die geplanten 18 Monate zulässig ist.<br />
Das Urteil wird im Frühjahr 2015 erwartet.<br />
Prof. Dr. Martin Franzen<br />
Mit dieser Entscheidung könnte übrigens auch das<br />
Verbot der Überlassung ins Bauhauptgewerbe kippen:<br />
Er stellte fest, dass der Ausschluss von Zeitarbeit in<br />
einem ganzen Wirtschaftszweig nicht zu rechtfertigen<br />
sei. Beim Fehlen anderweitiger Rechtfertigungsgründe<br />
mit dem Ziel, Missbräuche beim Abschluss von Zeitarbeitsverträgen<br />
zu verhindern, bedeute das „nicht einen<br />
quasigenerellen Ausschluss dieser Arbeitsform“.<br />
Eine Maßnahme, „die die missbräuchliche Ausübung<br />
eines Rechts verhindern soll, darf nicht einer Versagung<br />
des fraglichen Rechts gleichkommen“, betont<br />
Generalanwalt Szpunar in seiner Begründung.<br />
Wolfram Linke<br />
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Aktiv<br />
Marketingkampagne Vitamin Z<br />
Zeitarbeit – Vitamin für<br />
Wirtschaft und Arbeitsmarkt<br />
„Vitamine sind lebenswichtige Wirkstoffe, die für die Aufrechterhaltung aller Lebensvorgänge notwendig<br />
sind. Bei unzureichender Vitaminzufuhr kommt es zu bestimmten Ausfallerscheinungen“ – so lautet<br />
die übliche Definition für Vitamine. Und für den iGZ steht fest: Was Vitamine für die Gesundheit sind, ist<br />
Zeitarbeit für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Ohne Zeitarbeit wären die Beschäftigtenzahlen rückläufig,<br />
würden Chancen für Arbeitsuchende verbaut und die notwendige Flexibilität für Unternehmen reduziert.<br />
Mit seiner neuen Kampagne „VITAMIN Z. Zeitarbeit –<br />
Vitamin für Wirtschaft und Arbeitsmarkt“ macht der<br />
Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen<br />
in seiner Kommunikation einen großen Schritt nach<br />
vorn. „In den letzten Jahren haben wir uns in unserer<br />
Öffentlichkeitsarbeit meist darauf konzentriert,<br />
uns von Missbräuchen in der Zeitarbeit abzugrenzen.<br />
Von dieser Rechtfertigungsposition verabschieden wir<br />
uns“, erläutert Bettina Schiller, im iGZ-Vorstand verantwortlich<br />
für den Bereich Marketing. „Ab jetzt geht<br />
es ohne Wenn und Aber um die unentbehrliche Rolle<br />
der Branche für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.<br />
Wir haben uns mittlerweile ein Ansehen erarbeitet,<br />
mit dem wir sehr selbstbewusst auftreten können.<br />
Das unterstreichen wir mit dieser kommunikativen<br />
Neuausrichtung.“<br />
Unverwechselbar<br />
Durch den einprägsamen Slogan gepaart mit der<br />
frischen Optik der Zitrone ist dem Verband ein unverwechselbares<br />
Keyvisual gelungen. Der iGZ bleibt<br />
seiner Gestaltungslinie dabei treu: Text und Bildmotiv<br />
stehen weiterhin vor einem weißen Hintergrund, so<br />
dass der Fokus des Betrachters auf die Botschaft gelenkt<br />
wird. Die helle Gestaltungslinie steht für eine of-<br />
30
Aktiv<br />
Z direkt!<br />
fene Branche, die Unmittelbarkeit der iGZ-Arbeit und<br />
eine klare Themensetzung.<br />
Vitamin Z-Schachteln<br />
In die Öffentlichkeit gegangen ist der Verband zunächst<br />
mit kleinen Schachteln, die den Aufdruck „VITAMIN Z.<br />
Zeitarbeit – Vitamin für Wirtschaft und Arbeitsmarkt“<br />
tragen. Stilechter Inhalt sind grüne Vitamindragees in<br />
Blisterverpackungen. Die Packungsbeilage erläutert<br />
in typischer Beipackzettel-Manier die Bedeutung der<br />
Zeitarbeit und macht die negativen Auswirkungen der<br />
GroKo-Pläne deutlich. Unter „Risiken und Nebenwirkungen“<br />
heißt es beispielsweise: „Risiken und Nebenwirkungen<br />
der Zeitarbeit sind weder für Arbeitnehmer,<br />
noch für Unternehmen belegt. Dennoch plant<br />
die Bundesregierung, die Zeitarbeit weiter zu regulieren.<br />
Damit geht sie selbst erhebliche Risiken auf Nebenwirkungen<br />
ein! […] Eine gesetzliche Angleichung<br />
des Arbeitsentgelts von Mitarbeitern der Zeitarbeit mit<br />
den Stammarbeitnehmern nach neun Monaten wäre<br />
nur ein Placebo.“ Demnach lautet der abschließende<br />
Warnhinweis auch: „Zu starke gesetzliche Regulierung<br />
der Zeitarbeit gefährdet die tarifliche Autonomie<br />
und den wirtschaftlichen Erfolg.“<br />
Wirksamkeit bestätigt<br />
Den Erfolg der neuen Kampagne haben seit seiner<br />
Einführung auf dem 3. Potsdamer Rechtsforum im<br />
September zahlreiche Stimmen aus der Mitgliedschaft<br />
und der Politik bestätigt. „Das neue Kampagnenmotiv<br />
ist ein echter Hingucker und stellt die hohe Bedeutung<br />
der Branche unmissverständlich in den Vordergrund.<br />
Ich finde die Idee, Zeitarbeit mit einem lebensnotwendigen<br />
Vitamin für den Arbeitsmarkt gleichzusetzen,<br />
sehr gelungen und habe für mein Unternehmen sofort<br />
mehrere Vitaminschachteln als Werbemittel bestellt“,<br />
resümiert Thomas Dick, iGZ-Regionalkreisleiter<br />
Rheinland-Pfalz Süd.<br />
Personalmesse<br />
Inzwischen prägt die neue Optik die gesamte iGZ-Öffentlichkeitsarbeit.<br />
So zum Beispiel wurde das leuchtend<br />
gelbe Zitronenmotiv sehr erfolgreich auf Europas<br />
größter Personalmesse, der Zukunft Personal in Köln,<br />
eingesetzt. In Verbindung mit erfrischenden Vitamin-<br />
Cocktails machte der iGZ an seinem Messestand Zeitarbeit<br />
als wertvolles Vitamin für Wirtschaft und Arbeitsmarkt<br />
publik.<br />
Vitamine für Politiker<br />
Wichtig ist, dass die Verantwortlichen in der Großen<br />
Koalition das erfolgreiche Arbeitsmarktinstrument<br />
Zeitarbeit nicht einschränken. Begleitend zu ihren<br />
Verhandlungen stellt der iGZ seine Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
unter das Motto Vitamin Z. Aktuell<br />
rechnet der Verband damit, dass die Entscheidungen<br />
zur Zeitarbeit im ersten Quartal 2015 auf der Agenda<br />
stehen. Bis dahin heißt es, die Verantwortlichen mit<br />
reichlich Vitamin Z zu versorgen. In den kalten Wintermonaten<br />
erhalten deshalb die Entscheidungsträger<br />
den eigens bedruckten Vitamin Z-Glasbecher gefüllt<br />
mit den Verbandspositionen zu den Groko-Vorhaben<br />
und einem Päckchen „Heiße Zitrone“.<br />
Jenny Rohlmann<br />
Zum iGZ-Shop:<br />
www.ig-zeitarbeit.de/igz/shop<br />
Vitamin Z-Produkte im Shop<br />
In dieser Ausgabe ist der neue Wandkalender<br />
2015 mit Vitamin Z-Motiv beigelegt. Weitere<br />
Vitamin Z-Produkte finden iGZ-Mitglieder<br />
im Online-Shop unter www.ig-zeitarbeit.de/<br />
igz/shop. Damit können iGZ-Mitglieder gemeinsam<br />
mit dem Verband selbstbewusst<br />
für die vielen positiven Wirkungen von<br />
Vitamin Z! werben.<br />
31
Z direkt!<br />
iGZ-Bundesgeschäftsstelle<br />
V.i.S.d.P.: RA Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer<br />
PortAL 10 | Albersloher Weg 10 | 48155 Münster<br />
Telefon: 0251 32262-0 | Fax: 0251 32262-100<br />
iGZ-Hauptstadtbüro<br />
Schumannstraße 17 | 10117 Berlin<br />
Telefon: 030 28<strong>04</strong>59-88 | Fax: 030 28<strong>04</strong>59-90<br />
info@ig-zeitarbeit.de | www.ig-zeitarbeit.de<br />
Jetzt vormerken<br />
iGZ-KONGRESS-HIGHLIGHTS<br />
Landeskongress NRW<br />
25. Februar 2015 in Dortmund<br />
Bundeskongress<br />
29. April 2015 in Berlin<br />
www.ig-zeitarbeit.de/veranstaltungen<br />
32