Caesars Brücke über den Rhein - Wirkung und Bedeutung von ...
Caesars Brücke über den Rhein - Wirkung und Bedeutung von ...
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<strong>Caesars</strong> Brücke über <strong>den</strong> <strong>Rhein</strong> – eine Projektwoche im Lateinunterricht<br />
Im Jahr 55 v. Chr. ließ Caesar innerhalb <strong>von</strong> nur zehn Tagen eine stabile, etwa sechs Meter<br />
breite Holzbrücke über <strong>den</strong> <strong>Rhein</strong> errichten. Im vierten Buch seines Werkes „De bello Gallico“<br />
findet sich eine Bauanleitung. Der Lehrplan (G9: 9.Klasse L1 bzw. 10.Klasse L2) weist<br />
<strong>den</strong> <strong>Rhein</strong>übergang (IV 16-19) als eine der zentralen, lesenswerten Stellen aus. Die Schüler<br />
sollen sich auch mit <strong>den</strong> technischen Leistungen der Römer wie Brückenbau, Straßenbau,<br />
Lagerbau <strong>und</strong> Belagerungstechnik auseinandersetzen. Dazu empfiehlt es sich neben dem<br />
Sammeln <strong>von</strong> Bildmaterial auch Skizzen <strong>und</strong> Modelle zu erstellen.<br />
Inspiriert <strong>von</strong> der Fortbildung „transform Architektur“ sollten die Schüler der 9a diese Brücke<br />
nachbauen. Baumaterial waren Maccaroni, elastischer Bindfa<strong>den</strong> <strong>und</strong> Draht statt der bei Caesar<br />
verwendeten Stämme <strong>und</strong> Eisenklammern.<br />
Unterrichtsverlauf:<br />
In der Klasse 9a (Europäisches Gymnasium) waren 4 Wochenstun<strong>den</strong> Lateinunterricht (sonstige<br />
Zweige: 3 Wochenstun<strong>den</strong>) auf zwei einzelne <strong>und</strong> eine Doppelst<strong>und</strong>e verteilt. Für das<br />
Projekt wurde <strong>den</strong> Schülern ursprünglich eine Unterrichtswoche nach <strong>den</strong> Faschingsferien zur<br />
Verfügung gestellt, dazu kamen dann noch Vertretungsstun<strong>den</strong>, die die Schüler auch für die<br />
Arbeit an ihrer Brücke nutzen konnten. Schon vor <strong>den</strong> Faschingsferien wurde das Unterrichtsprojekt<br />
<strong>den</strong> Schülern vorgestellt, um ihnen Zeit <strong>und</strong> Gelegenheit für erste Planungen <strong>und</strong><br />
v.a. die Materialbeschaffung zu geben. Das im Unterricht verwendete Lektüreheft (Friedrich<br />
Maier, Caesar. Bellum Gallicum. Der Typus des Machtmenschen, aus der Reihe „Antike <strong>und</strong><br />
Gegenwart, C.C.Buchner) bietet auf S. 70 eine Übersetzung der Textstelle (IV 17) <strong>und</strong> eine<br />
Konstruktionszeichnung. Dazu wurde <strong>den</strong> Schülern auch die Originalstelle mit zahlreichen<br />
Anmerkungen versehen ausgeteilt.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sehen <strong>den</strong> Schülern drei Möglichkeiten offen:<br />
1) Die Anfertigung einer Konstruktionsskizze, die dann mit <strong>den</strong> lateinischen Fachbegriffen<br />
der einzelnen Bauteile, Materialien <strong>und</strong> Maße zu versehen ist.<br />
2) Die Anfertigung einer „Bildergeschichte“, in der die einzelnen Bauabschnitte, auch<br />
wieder mit lateinischen Fachbegriffen, gezeichnet wer<strong>den</strong> sollen.<br />
3) Der Bau einer Brückenabschnittes oder der ganzen Brücke mit folgen<strong>den</strong> Materialien:<br />
Styroporplatte, Maccaroni <strong>und</strong> elastischer Bindfa<strong>den</strong>. Die Verwendung weiterer Materialien<br />
ist <strong>den</strong> Schülern freigestellt. Sie verwendeten z.B. Spaghetti zur Verbindung<br />
der Maccaroni, verschie<strong>den</strong>e Drähte <strong>und</strong> Fä<strong>den</strong> zum Ersatz der bei Caesar erwähnten
Eisenklammern. Eine Gruppe hatte sogar Sand <strong>und</strong> blaue Stoffservietten dabei, um<br />
Fluss <strong>und</strong> Ufer darstellen zu können.<br />
Jede Gruppe soll außerdem einen Kurzbericht über ihr Vorgehen <strong>und</strong> ihre Erfahrungen<br />
beim Brückenbau verfassen.<br />
Die meisten Schüler arbeiteten in Kleingruppen an der 3. Aufgabe, nur ein Schüler entschied<br />
sich für die erste Aufgabe.<br />
Außerdem konnten sich die Schüler anhand einer kleinen Ausstellung über Werkzeuge <strong>und</strong><br />
Bautechniken der Römer informieren. (Quellen für die Materialien: dtv-Atlas Baukunst, Teil<br />
1; David Macaulay, Eine Stadt wie Rom; Hermann Koller, Orbis pictus Latinus – Lateinisches<br />
Bildlexikon).<br />
Wie die Bilder zeigen, haben die Schüler mit Feuereifer an verschie<strong>den</strong>en Konstruktionen gearbeitet.<br />
Dass dabei so viele verschie<strong>den</strong>e Modelle entstan<strong>den</strong> sind, liegt unter anderem an<br />
Caesar selbst. Ist doch seine Brückenbeschreibung kein detaillierter Konstruktionsplan, sondern<br />
dient in erster Linie dazu, die technische Leistung der Römer in <strong>den</strong> Vordergr<strong>und</strong> zu<br />
stellen. In <strong>den</strong> ersten bei<strong>den</strong> Unterrichtsstun<strong>den</strong> zeigten sich deutliche Schwierigkeiten, die<br />
Textbeschreibung praktisch umzusetzen. Deshalb wurde das Material durch eine sehr detaillierte<br />
Konstruktionszeichnung ergänzt, die sich bei Peter Connolly, Greece and Rome at<br />
War, S. 240 findet.<br />
Ein Teil der Schüler hatte bereits im Kunstunterricht Erfahrungen mit „Nudelbrücken“<br />
sammeln könne, da sie sich an dem transform-Wettbewerb beteiligt hatten.<br />
Das Projekt eignet sich sicher auch für eine fächerübergreifende Zusammenarbeit (Kunst/<br />
Latein) an einem Projekttag. Dies hätte <strong>den</strong> Vorteil, dass die Schüler effizienter arbeiten<br />
könne, ohne die üblichen Zeitverlust durch das Aufräumen am Ende der Unterrichtsstun<strong>den</strong>.<br />
Aufwand/ Nutzen: Der zeitliche Aufwand lohnt sich auf je<strong>den</strong> Fall, wenn man <strong>den</strong> Erfolg<br />
des Projektes betrachtet. Neben <strong>den</strong> im Fachlehrplan verankerten Lernzielen (Auseinandersetzen<br />
mit <strong>den</strong> technischen Leistungen der Römer wie Brückenbau, Straßenbau, Lagerbau<br />
<strong>und</strong> Belagerungstechnik) liegt der pädagogische Mehrwert in einer in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Monaten<br />
deutlich erkennbaren Motivation der Schüler, der Schulung sozialer Kompetenzen <strong>und</strong><br />
in der Ansprechung aller Sinne statt der sonst eher „kopflastigen“ Übersetzungs- <strong>und</strong> Interpretationsarbeit.
Die Schüler bei der Arbeit:
Die einzelnen Gruppen:<br />
1) Angelika Demling, Carmen Hofmann, Vera Scholler<br />
2) Katharina Martin, Franziska Kränzlein, Sina Herbst, Julia Zenk, Stefanie Stubenvoll
3) Simon Schwandner, Sebastian Neubauer, Felix Waldmann<br />
„Zuerst haben wir gegenüberliegende Pfeiler, die aus zwei sich überkreuzen<strong>den</strong> Nudeln,<br />
die wir in der Mitte mit Draht verbun<strong>den</strong> haben, bestehen, in die Styroporplatte gesteckt.<br />
Wir haben sechs solcher Pfeilerpaare in einem Abstand <strong>von</strong> 12 cm hingestellt. Diese Pfeilerpaare<br />
haben wir mit einer Nudel, die wir auf die Pfeiler aufgelegt haben, verbun<strong>den</strong>.<br />
Diese „Stütz“nudeln ban<strong>den</strong> wir zusätzlich mit Draht an <strong>den</strong> Pfeilern fest.<br />
Als nächstes reihten wir 4 ganze Nudeln aneinander, indem wir dünne Spagetti in diese<br />
schoben. Wir bauten vier solche Gestelle. Diese Nudelaneinanderreihungen haben wir auf<br />
die fertigen Stützen draufgelegt, die wir an jeder Stütze mit Draht festgebun<strong>den</strong> haben.<br />
Auf dieses Nudelgitter haben wir so viele Nudeln parallel zu <strong>den</strong> Verbindungen der Pfeiler<br />
gelegt, dass sie eine einheitliche Fläche bildeten. Zur Stabilisierung der Nudelfläche<br />
haben wir nun parallel zur Nudelaneinanderreihung Nudeln so darauf gebun<strong>den</strong>, dass sie<br />
die ganze Fläche festhielten.<br />
Dann haben wir an je<strong>den</strong> Pfeiler noch eine weiter außenstehende Nudel zur Stabilisierung<br />
hingebun<strong>den</strong>. Zuletzt haben wir Wellenbrecher, bestehend aus drei aneinandergebun<strong>den</strong>en<br />
kurzen Nudeln, vor jedes Pfeilerpaar gestellt.“<br />
4) Paulina Gelbe, Hannah Stein, Vanessa Knöller
„Bauplan:<br />
Material: Styroporplatte, Maccaroni, Draht<br />
Vorgehensweise:<br />
Zuerst bauten wir Stützpfeiler (sublica), indem wir zwei Maccaroni x-förmig mit Draht zusammenban<strong>den</strong>.<br />
Insgesamt sind es sechs Stützpfeiler, <strong>von</strong> <strong>den</strong>en je zwei sich gegenüberstehen<br />
<strong>und</strong> im Styropor befestigt wur<strong>den</strong>.<br />
Danach legten wir je einen Querbalken (trabs) in die entstan<strong>den</strong>en Winkel <strong>und</strong> befestigten<br />
diese mit Draht.<br />
Um die Längsbalken (longurius) in die gewünschte Länge zu bringen, verban<strong>den</strong> wir sie, indem<br />
wir Spagetti hindurchsteckten.<br />
Diese legten wir auf die Querbalken <strong>und</strong> verban<strong>den</strong> sie mit Draht.<br />
Hierauf verban<strong>den</strong> wir 2x40 Maccaroni an <strong>den</strong> Seiten mit Draht <strong>und</strong> verwendeten sie als<br />
Gehfläche. Die Lücken in der Gehfläche füllten wir mit einzelnen Maccaroni.<br />
Um die Strömung abzuhalten, baute Caesar Pfeiler (aries), was wir mit Maccaroni nachstellten.<br />
Da es zu einigen Komplikationen beim Bau der Brücke kam, mussten wir diese einige Male<br />
reparieren.<br />
Anders als im Original bauten wir:<br />
• Die Stützpfeiler, die eigentlich parallel <strong>und</strong> nicht x-förmig sein sollten<br />
• Die Querbalken, die die Stützpfeiler zusammenhalten sollen, fehlen bei unserem Nachbau<br />
• Da wir die Stützpfeiler anders bauten, haben die Pfeiler, die die Strömung abhalten<br />
sollen, nicht die gewünschte <strong>Wirkung</strong><br />
Unser Nachbau zeigt einen Ausschnitt aus der <strong>Rhein</strong>brücke <strong>Caesars</strong>.“<br />
5) Leo Lohmann, Thomas Kühn, Eiko Hönig<br />
„Wir hielten uns an die Abbildung in Textheft <strong>und</strong> an <strong>den</strong> Text. Das einzige, was wir<br />
anders gemacht haben, ist, dass unsere Pfahlpaare nicht parallel sind, weil es sonst<br />
Konstruktionsschwierigkeiten gegeben hätte.<br />
Zuerst steckten wir zwei Maccaroni senkrecht nach oben spitz zulaufend in die Platte.<br />
Dann brachten wir unten zwei Querbalken zur Stabilisierung an <strong>und</strong> oben zwei dünne<br />
Querbalken, um die Auflageverbindungen zu halten. Diese Brückenpfeiler brachten<br />
wir auf jeder Seite dreimal gegenüberliegend an.<br />
Danach steckten wir drei Maccaroni senkrecht in <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>, so dass sie ein Dreieck<br />
bildeten, <strong>und</strong> verban<strong>den</strong> sie mit Draht, <strong>und</strong> zwar an der Seite, <strong>von</strong> der die Strömung<br />
kommt, außen, um Schiffe <strong>und</strong> treibende Stöcke abzuwehren, <strong>und</strong> an der gegenüberliegen<strong>den</strong><br />
Seite innen, um die Pfeiler zu entlasten.
Als nächstes verban<strong>den</strong> wir drei Maccaroni mit einem Draht <strong>und</strong> steckten diese durch<br />
<strong>den</strong> Zwischenraum der oberen Querbalken zweier gegenüberliegender Pfeiler, die als<br />
Auflagefläche dienten.<br />
Als nächstes steckten wir zwei Maccaroni mit einer Spagetti längs zusammen – dies<br />
machten wir dreimal – <strong>und</strong> legten diese längs auf die Auflagebalken, die als letzte Auflagebalken<br />
dienen.<br />
Darauf legten wir quer viele halbe Maccaroni als Oberfläche, die wir zusammenhefteten.<br />
Die größten Schwierigkeiten waren die Befestigung der Querbalken an <strong>den</strong> Pfeilern<br />
<strong>und</strong> die oberste Fläche.“<br />
6) Julia Klemens, Katharina Gassauer<br />
7) Jana Müller, Maria Weller, Julia Oberg
8) Phillip Hellmold, Benedikt Übler, Sebastian Lang<br />
9) Lukas Greim (Zeichnungen)
„Probleme mit der „Anleitung“ zur Konstruktion der Caesarbrücke:<br />
Es ist eine Tatsache, dass Caesar über <strong>den</strong> <strong>Rhein</strong> eine Brücke baute. Leider legte Caesar<br />
mehr Wert darauf, seine Brücke anzupreisen als einen halbwegs brauchbaren Konstruktionsplan<br />
abzuliefern.<br />
Es ist nämlich unter anderem recht fragwürdig, ob der Abstand „40 pedes“ der Pfeiler<br />
am Gr<strong>und</strong> des Flusses oder an der Wasseroberfläche war.<br />
Auch ist es schwierig zu beurteilen, wie schräg die Pfeiler waren oder wie weit die Abstände<br />
der einzelnen Gr<strong>und</strong>pfeilerreihen <strong>von</strong> einander waren.<br />
Das Schwierigste an der Beschreibung aber sind die Dinge, die die Römer wussten <strong>und</strong><br />
für selbstverständlich hielten, was bei uns in der Gegenwart hingegen nicht der Fall ist.<br />
Dazu gehört die Bezeichnung „Klammerpaare“. In der Vorderansicht der Brücke sind<br />
das zwei Balken, die sich unter dem obersten Querbalken zu kreuzen scheinen.<br />
Ebenfalls stellt sich die Frage, wie die einzelnen Balken aneinander befestigt wur<strong>den</strong>. Natürlich<br />
waren dies sicher Nägel, aber allein das kann nicht sehr stabil sein.<br />
Auch ist es fraglich, wie die zusätzlichen Balken, die als „Mauerbrecher“ dienten, genau<br />
ausgesehen haben.“