Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
D O K U M E N T A T I O N<br />
Ethisch nicht vertretbar<br />
Herrn Dr. Montgomery ist sehr zu d<strong>an</strong>ken<br />
für sein klares Plädoyer, die Präimplatationsdiagnostik<br />
zu verbieten. Dabei<br />
bildet weniger die Diagnostik <strong>an</strong><br />
sich das Problem; vielmehr sind es die<br />
Konsequenzen, die sich aus dieser Diagnostik<br />
ableiten. Sol<strong>an</strong>ge therapeutische<br />
Möglichkeiten fehlen und sol<strong>an</strong>ge<br />
lediglich die Tötung des ungeborenen<br />
Menschen die Folge ist, lässt sich die<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnosik ethisch nicht<br />
vertreten.<br />
Natürlich ist es Aufgabe eines jeden<br />
Arztes, Kr<strong>an</strong>kheit zu verhindern. Doch<br />
auch hier sind seinem H<strong>an</strong>deln ethische<br />
Grenzen gesetzt. Es ist keine Prophylaxe,<br />
eine Erkr<strong>an</strong>kte/einen Erkr<strong>an</strong>kten<br />
frühzeitig zu identifizieren und d<strong>an</strong>n zu<br />
töten.<br />
Dr. Rupert Pullen<br />
Anemonenweg 1, 42553 Velbert<br />
Alternativen<br />
In den Diskussionsbeiträgen zur Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> leider<br />
nicht durchweg erkennen, dass im Mittelpunkt<br />
aller Überlegungen ein Ehepaar<br />
mit Kinderwunsch steht, das ein hohes<br />
genetisches Risiko trägt und damit<br />
rechnen muss, dass eine oder eine weitere<br />
Fehlgeburt,Totgeburt oder Geburt eines<br />
schwer geschädigten oder bald sterbenden<br />
Kindes zu befürchten ist. Wir<br />
Ärzte werden zum genetischen Risiko<br />
beziehungsweise Wiederholungsrisiko<br />
gefragt,nennen die Gefahr und sind dem<br />
ärztlichen Ethos verpflichtet vorzubeugen<br />
und zu heilen.Die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
bietet die Möglichkeit der<br />
Verminderung des Risikos, dass schwer<br />
defektive Nachkommen entstehen, bevor<br />
der Embryo in den Mutterleib tr<strong>an</strong>sferiert<br />
wird, bevor die Nidation als Bindung<br />
von Embryo und Mutter erfolgt<br />
und bevor Org<strong>an</strong>systeme entstehen, die<br />
das Menschenkind erst einmal lebensfähig<br />
werden lassen. Und schließlich<br />
wird ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch bis<br />
zur zwölften SSW (oder gar noch später)<br />
vermieden.<br />
Der BÄK-Richtlinienentwurf gibt eine<br />
simple Empfehlung, wie die ethischen<br />
Konflikte der <strong>PID</strong> vermeidbar sind: „indem<br />
betroffene Paare bewusst auf Kinder<br />
46<br />
verzichten oder sich zu einer Adoption<br />
entschließen“. Der Ethos vom Verzicht<br />
entspricht der Schicksalsergebenheit gegenüber<br />
einer höheren Gewalt. Ärztlicher<br />
Ethos erlaubt uns nicht, apathischnihilistisch<br />
Kr<strong>an</strong>kheiten, Leiden und<br />
Schäden als Schicksal hinzunehmen, sol<strong>an</strong>ge<br />
Hoffnung auf Vermeidung und<br />
Heilung besteht.<br />
Der BÄK-Richtlinienentwurf nennt<br />
leider nicht die schlechten Ch<strong>an</strong>cen für<br />
eine Adoption. In Deutschl<strong>an</strong>d warten<br />
sechs bis acht Ehepaare auf ein adoptierbares<br />
Kind, die meisten warten frustriert<br />
jahrel<strong>an</strong>g, bis sie schließlich für<br />
die Adoption zu alt geworden sind. Der<br />
BÄK-Richtlinienentwurf nennt leider<br />
auch nicht eine seit über 30 Jahren in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d sehr erfolgreich praktizierte<br />
Heilbeh<strong>an</strong>dlung, die dem Rat suchenden<br />
Ehepaar unbedingt gen<strong>an</strong>nt<br />
werden sollte, die donogene (gespendete,<br />
d. Red.) Insemination und donogene<br />
IVF aus genetischer Indikation. Sie ist<br />
weder ethisch noch rechtlich unzulässig.<br />
Seit Jahren existieren Richtlinien zur<br />
Spenderauswahl und zur Verfahrensweise.<br />
Das Ehepaar muss selbst zwischen<br />
Adoption, donogener Befruchtung und<br />
Verzicht entscheiden.<br />
Prof. Dr. E. Günther<br />
Max-Steenbeck-Straße 46, 07745 Jena<br />
Anspruchsdenken verschließen<br />
Mit der In-vitro-Fertilisation hat m<strong>an</strong><br />
die Basis ärztlichen H<strong>an</strong>delns verlassen.<br />
Mit ESchG und Richtlinien zur<br />
<strong>PID</strong> versucht m<strong>an</strong> jetzt Dämme aufzurichten,<br />
die wahrscheinlich nicht l<strong>an</strong>ge,<br />
auf keinen Fall ewig halten werden. Offen<br />
wird in einzelnen Diskussionsbeiträgen<br />
bereits von eugenischen Zielsetzungen<br />
gesprochen. Zuerst wollte<br />
m<strong>an</strong> nur den Kinderwunsch von Paaren<br />
erfüllen, jetzt wird bereits von amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Gerichten ein Recht des Kindes<br />
auf körperliche und geistige Gesundheit<br />
festgelegt, demnächst wird ein behindertes<br />
Kind seine Eltern auf Schadensersatz<br />
verklagen können. Und niem<strong>an</strong>d<br />
k<strong>an</strong>n sich damit entschuldigen,<br />
das habe er nicht gewollt.<br />
Erst 1968 wurde von der Bundesregierung<br />
das 1933 erlassene „Gesetz zur<br />
Verhütung erbkr<strong>an</strong>ken Nachwuchses“<br />
endgültig für unwirksam erklärt, vorher<br />
war es nur dispensiert. Die Idee der Eugenik<br />
geht auf Sir Fr<strong>an</strong>cis Galton<br />
zurück, welcher forderte, eine ver<strong>an</strong>twortungsvolle<br />
Menschheit müsse ihre<br />
„Zuchtwahl“ selbst in die H<strong>an</strong>d nehmen,<br />
um die Bevölkerung vor einem<br />
vermeintlichen biologischen Niederg<strong>an</strong>g<br />
zu bewahren. Und 1930 rief der<br />
Generalsekretär der Americ<strong>an</strong> Eugenics<br />
Society aus:„In Zukunft wird der<br />
Mensch auf das 20. Jahrhundert zurückblicken<br />
und es das eugenische Jahrhundert<br />
nennen. Eugenik fegt wie eine<br />
große Religion über die Welt.“ Der Medizin<br />
wuchs die Rolle des Vollstreckers<br />
des sozial Wünschenswerten und<br />
scheinbar wissenschaftlich Erforderlichen<br />
zu. Wie es geendet hat, wissen wir.<br />
Was vergessen wurde, ist die Reson<strong>an</strong>z,<br />
welche diese Ideen seinerzeit hatten.<br />
Selbst die späteren Friedensnobelpreisträger<br />
Aiva und Gunnar Myrdal<br />
forderten ein schonungsloses Sterilisationsprogramm,<br />
und der amerik<strong>an</strong>ische<br />
Physik-Nobelpreisträger W. Shockley<br />
wollte alle Menschen mit niedrigem IQ<br />
sterilisiert wissen. Zw<strong>an</strong>gssterilisationen<br />
so gen<strong>an</strong>nter Erbkr<strong>an</strong>ker f<strong>an</strong>den<br />
bis in die jüngste Zeit in europäischen<br />
Ländern statt.<br />
Und jetzt leben diese Ideen in neuem<br />
Gew<strong>an</strong>d wieder auf. Statt der Zuchtwahl<br />
geht es jetzt um die Evolution, „es sei <strong>an</strong><br />
der Zeit, dass der Mensch seine Evolution<br />
selbst in die H<strong>an</strong>d nehme“, so Nobelpreisträger<br />
James Watson auf einem<br />
Symposion der Universität von Kalifornien<br />
in Los Angeles 1998. Vordergründig<br />
wird die Notwendigkeit einer Keimbahntherapie<br />
mit dem bisherigen Misserfolg<br />
der somatischen Gentherapie begründet.James<br />
Watson stritt mögliche Erfolge<br />
der somatischen Therapieform<br />
rundweg ab, darauf könne m<strong>an</strong> warten,<br />
„bis die Sonne erlischt“.Gerade die Möglichkeit<br />
des Verwerfens von misslungenen<br />
Keimen im Blastozystenstadium wurde<br />
von allen <strong>an</strong>wesenden Wissenschaftern<br />
(Molekularbiologen, Evolutionsbiologen,<br />
Ethikern) als der große Vorteil gegenüber<br />
der unsicheren somatischen Gentherapie<br />
ohne Widerspruch begrüßt. Keimbahntherapie<br />
sei schließlich nur eine Erweiterung<br />
der somatischen Gentherapie,<br />
gab der Molekularbiologe John Campbell<br />
zu verstehen. Sie verurteilten einhellig<br />
alle Versuche von gesetzlichen Regle-