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KreaTiver Showdown David und Goliath sind manchmal wie<br />
füreinander geschaffen, wenn es um Hardware geht. anstatt sich als<br />
Sparringspartner zu messen, kann aus dem Showdown eine kreative<br />
Partnerschaft werden.<br />
In einer ecke des rings steht das iPhone: 1,23 Zentimeter dünn,<br />
11,6 Zentimeter hoch, gerade einmal 135 Gramm schwer. Gemeinsam<br />
mit seinem noch leichteren Bruder, dem iPod touch, ist das<br />
apple-Produkt einer der begehrtesten Taschencomputer der Welt.<br />
Beide wurden bis ende 2009 mehr als 50 Millionen Mal verkauft und<br />
lassen sich mit weit über 100.000 Programmen bespielen. Zusammen<br />
haben sie die Welt der mobilen Kommunikation und Unterhaltung<br />
auf den Kopf gestellt.<br />
In der gegenüberliegenden ecke steht der champion von<br />
Mercedes-Benz: die neue S-Klasse. Genau 5,21 Meter lang, 1,87 Meter<br />
breit und 2 Tonnen schwer. Mit neun verschiedenen Triebwerken –<br />
vom Hybridmotor bis zum 12-Zylinder – und einem leistungsspektrum<br />
von 279 bis maximal 610 PS ist die S-Klasse ein Fahrzeug, das<br />
wie das iPhone neue Standards gesetzt hat. es bündelt modernste<br />
Technik, Komfort und Sicherheit zu einem leistungspaket, bei dem<br />
sich die meisten Herausforderer schnell geschlagen geben.<br />
Wer sich die beiden ungleichen Sparringspartner genauer ansieht,<br />
entdeckt Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte. Sowohl<br />
das iPhone als auch die S-Klasse sind ausdruck eines Innovationsdenkens<br />
und einer Designphilosophie, die Komplexität unter einer<br />
scheinbar mühelos-eleganten oberfläche verbergen. Beide Produkte<br />
haben es dank Heerscharen von Ingenieuren und Programmierern<br />
geschafft, ihre Kunden durch keine störenden nebeneffekte – die<br />
Marktschreier am rande des rings – vom ungetrübten erlebnis abzulenken.<br />
„Mercedes-Benz und apple sind Premiummarken,<br />
bei denen Bedienungsfreundlichkeit und modernes<br />
Design Teil der Unternehmenskultur ist.“<br />
Johann Jungwirth,<br />
ceo Mercedes-Benz research & Development north america, Inc.<br />
Wer sein iPhone in einem neuen Mercedes-Benz benutzt, greift<br />
auf seine Musik direkt über die Benutzeroberfläche des Fahrzeugs<br />
zu. Hinter diesem nahtlosen erlebnis stecken sechs lange Jahre<br />
gemeinsamer entwicklung, des offenen Gedankenaustausches und<br />
experimentierens.<br />
Die Quelle für diesen Kreislauf, der beständig neue Ideen und<br />
Produkte hervorbringt, befindet sich am Hansen Way in Palo alto, wo<br />
das labor für Forschung und entwicklung von Mercedes-Benz<br />
nordamerika residiert, eine erstklassige adresse, wenn man den<br />
Finger am Puls des Silicon Valley haben will. Im Umkreis von<br />
45 Fahrminuten befinden sich neben apple weitere IT-riesen wie<br />
Hewlett-Packard, Intel, Google und yahoo! Zur renommierten Universität<br />
Stanford kann man zur not sogar zu Fuß gehen, um brillante<br />
Professoren und Studenten zu treffen.<br />
In dem zweistöckigen Bau mit angegliederter Werkstatt arbeiten<br />
Ingenieure, Programmierer und andere Fachleute gemeinsam mit<br />
kalifornischen Hightechpionieren an der Hardware und Software von<br />
morgen. Mit apple, dessen chef vom Wirtschaftsmagazin Fortune<br />
gerade zum „ceo des Jahrzehnts“ gekürt wurde, verbindet Mercedes-<br />
Benz eine besondere Beziehung. Johann Jungwirth, Mercedes-Benz<br />
research & Development north america, Inc., ist sich sicher: Der<br />
beste Beweis für die enge Zusammenarbeit der beiden Marken ist die<br />
Integration des iPod und des iPhone in die neue S-Klasse. Die Partnerschaft<br />
feierte auf der Macworld 2005 ihre Premiere, als applechef<br />
Steve Jobs in einer viel beachteten Demonstration an einem<br />
Mercedes-Benz das erste voll integrierte iPod-Kit vorstellte. Seitdem<br />
ist eine enge und regelmäßige Zusammenarbeit beider Unternehmen<br />
herangereift, sagt Jungwirth. „Perfektion passiert nicht über nacht. es<br />
ist enorm wichtig, vor ort zu sein. So kann man sich unkompliziert und<br />
schnell am Telefon oder persönlich treffen, um Ideen, anregungen<br />
und die Vision zu besprechen, die hinter dem Ganzen steht.“<br />
„Bei Verbraucherelektronik besteht die erwartung,<br />
dass man sein Gerät alle zwei bis drei Jahre<br />
austauscht. ein Mercedes-Benz soll 30 Jahre<br />
lang halten.“<br />
Bharat BalasuBramanian,<br />
leiter der Direktion Produktinnovationen & Prozesstechnologien in<br />
der Konzernforschung und Vorentwicklung<br />
Bharat Balasubramanian, in der <strong>Daimler</strong>-Konzernforschung und Vorentwicklung<br />
für Produktinnovation und Prozesstechnologien verantwortlich,<br />
weiß um die strategische notwendigkeit, frische Ideen auch<br />
jenseits des eigenen Unternehmens bei kompetenten Partnern zu<br />
suchen: „Unsere Mitarbeiter und die Mitarbeiter von apple verbindet<br />
der respekt vor dem tiefen Fachwissen. Sie sind begeistert von der<br />
Qualität unserer Integration, vom smart bis zur S-Klasse. Die gute<br />
Vernetzung liegt nicht nur an der räumlichen nähe, sondern auch an<br />
den entwicklungsteams, die durch die enge Kooperation auf neue<br />
Ideen kommen.“ (Siehe Interview auf Seite 46.)<br />
Dazu treffen sich Mercedes-Benz experten circa einmal pro<br />
Woche mit apple-Ingenieuren in cupertino, ergänzt durch Treffen auf<br />
der Führungsebene, wenn es um wichtige Meilensteine bei der entwicklung<br />
geht. oft sitzen die Tüftler stundenlang im Fahrzeug und<br />
testen ihre Geistesblitze – seien es neue Schnittstellen für die Head<br />
Unit, um beispielsweise die cover art eines Musikstücks darzustellen,<br />
oder seien es Details wie die Scroll-Geschwindigkeit, die auf einem<br />
Display im Wagen anders sein muss als in der Hand.<br />
„Dieser unkomplizierte und oft persönliche Kontakt lässt uns bei<br />
Innovationen schneller sein und neue Ideen besser implementieren“,<br />
erklärt Khaled Mosalem, engineering Director in Palo alto. „apple ist<br />
an unserem Feedback interessiert, denn für den Kunden soll am ende<br />
ein ganzheitliches erlebnis stehen: ein perfektes apple-Produkt in<br />
einem perfekten Mercedes-Benz zu genießen.“<br />
KulTurauSTauSch Die Schnittstelle im Silicon Valley bewährt<br />
sich auch, wenn es darum geht, Ideen über den atlantik zu bringen,<br />
damit Mercedes-Benz Ingenieure sie noch besser in die Produktentwicklung<br />
einbeziehen können. So hat das Team aus Palo alto drei<br />
Fahrzeuge in Sindelfingen stehen, um neue Konzepte vorzuführen.<br />
„Bis vor ein paar Jahren haben wir Head Units in speziellen Koffern<br />
nach Deutschland geflogen“, sagt Mosalem. „Jetzt geht es bedeutend<br />
einfacher und schneller, Innovationen vor den wichtigen Fachleuten<br />
und entscheidern zum leben zu erwecken.“ außerdem findet ein<br />
reger austausch an Mitarbeitern zwischen Sindelfingen und Kalifornien<br />
statt, die ein halbes Jahr oder länger in die jeweils andere<br />
Kultur eintauchen können.<br />
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