Broschüre - Studienseminar Eschwege
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4<br />
Einleitung<br />
Kompetenzorientierter Unterricht geht von vorhandenem Wissen und Können<br />
aus und ist auf den Erwerb von Kompetenzen ausgerichtet, die sich<br />
aus dem Bildungsauftrag der Schulen ergeben. Der in der Alltagssprache weit<br />
verbreitete und mit unterschiedlichen Bedeutungen besetzte Begriff „Kompetenz“<br />
wird auch in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedlich<br />
benutzt. In der pädagogischen Diskussion hat sich jedoch Weinerts Definition<br />
durchgesetzt, da sie die für Lernprozesse bedeutsamen Dimensionen des<br />
Begriffs verknüpft und auch Einstellungen einschließt: Nach Weinert „versteht<br />
man unter Kompetenzen die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie<br />
die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften<br />
und Fähigkeiten, um Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und<br />
verantwortungsvoll nutzen zu können“ (Weinert 2002, S. 27f). Von diesem Kompetenzbegriff<br />
geht die Expertise zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards<br />
für den allgemeinbildenden Bereich aus (Klieme 2003).<br />
Der Begriff der Handlungskompetenz als Ziel beruflicher Bildung weist zahlreiche<br />
Bezüge hierzu auf: Handlungskompetenz „wird hier verstanden als die Bereitschaft<br />
und Befähigung des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen<br />
und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial<br />
verantwortlich zu verhalten“ (KMK 2007, S.10). Der Weinertsche Kompetenzbegriff<br />
liegt auch der gesamten folgenden Darstellung zugrunde.<br />
In Kompetenzmodellen werden fachbezogene bzw. überfachliche Kompetenzen<br />
in eine fachdidaktische bzw. pädagogische Struktur eingebettet. Wenn<br />
zu Kompetenzen überprüfbare Standards vorliegen, erhalten Lehrende und<br />
Lernende eine Orientierung im Hinblick auf zu erreichende Kompetenzniveaus<br />
nach bestimmten Lernabschnitten. Kompetenzorientierter Unterricht kann damit<br />
auch standardorientiert werden.<br />
Aber es geht keineswegs nur um eine neue Form der Zielorientierung mit regelmäßiger<br />
„Messung“ der Ergebnisse durch Lernstandserhebungen, sondern<br />
vor allem um „verständnisorientiertes Lernen“ (Prenzel 2004, S. 318). Folglich<br />
um die Gestaltung des Weges zu tiefem Verstehen und flexibler selbstorganisierter<br />
Handlungsfähigkeit in Anforderungssituationen, also zu so genanntem<br />
intelligenten Wissen. Damit sind erweiterte Anforderungen sowohl an die Gestaltung<br />
von Lehr-Lernarrangements als auch an das Rollenverständnis der Beteiligten<br />
verbunden. Lernende können allerdings „nicht einfach durch äußere<br />
Eingriffe kompetent ‚gemacht’“ werden. „Kompetenzen müssen vielmehr angeeignet,<br />
entwickelt und organisiert werden, wobei kognitive und motivationale<br />
Prozesse eine Rolle spielen“ (Klieme 2009, S. 47).