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PESTWURZ. Schon im Mittelalter schätzte man ihre entzün

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Patientin S<strong>im</strong>one Bamert, 34:<br />

«Gegen Heuschnupfen ist<br />

doch ein Kraut gewachsen»<br />

Jetzt fliegen sie wieder – die Pollen. Hasel, Erle, Birke<br />

sind die ersten. Dann folgen die Gräser. Für fast eine<br />

Million Schweizer beginnt damit ein per<strong>man</strong>enter Ausnahmezustand.<br />

Auch S<strong>im</strong>one Bamert hat lange unter<br />

Heuschnupfen gelitten – bis sie die Pestwurz entdeckte.<br />

VON ANGELA FÄSSLER<br />

«Bei mir ging es bereits <strong>im</strong> Kindergarten<br />

los», erinnert sich S<strong>im</strong>one Bamert. «Den<br />

Tag, als ich nach einem Sonntagsspaziergang<br />

mit meinen geschwollenen Augen kaum<br />

noch sehen konnte, habe ich bis heute nicht<br />

vergessen.» 28 «Heuschnupfen-Saisons» hat<br />

die Bündnerin seither tapfer überstanden.<br />

Mit tränenden Augen, triefender Nase und<br />

schier endlosen Niesanfällen. Berge von Taschentüchern<br />

hat sie verbraucht. Und was<br />

hat sie nicht alles ausprobiert! Doch der Heuschnupfen<br />

ist jeden Frühling zurückgekehrt.<br />

«ICH HABE GELERNT, mit meiner Pollenallergie<br />

zu leben», sagt die Physiotherapeutin<br />

und Mutter von vier kleinen Kindern. Gewisse<br />

Blumensträusse müssen mit einem Platz<br />

draussen vor dem Wohnz<strong>im</strong>merfenster vorliebnehmen.<br />

Die ärgsten Feinde <strong>ihre</strong>s Immunsystems<br />

sind Gräserpollen, aber auch<br />

Birken und Eschen peinigen sie.<br />

S<strong>im</strong>one Bamert, ein typischer Fall. In<br />

der Schweiz sind sechs Pflanzenarten für 95<br />

Prozent der Pollenallergien verantwortlich:<br />

Hasel und Erle (Januar/Februar), Birke und<br />

Esche (März/April), Gräser (Mai–Juli) sowie<br />

Beifusspollen (Juli–September). Wobei der<br />

Blütebeginn und damit der Pollenflug von<br />

Jahr zu Jahr variieren können. Auch mit zunehmender<br />

Höhe über dem Meer: In den Alpen<br />

ist die Birkenblüte erst <strong>im</strong> Mai.<br />

«Im Mai hat mein Heuschnupfen <strong>im</strong>mer<br />

Hochsaison», sagt S<strong>im</strong>one Bamert. Bei<br />

schönem Wetter traute sie sich all die Jahre<br />

nur mit einer Sonnenbrille nach draussen,<br />

wenn überhaupt. «Am schl<strong>im</strong>msten war es<br />

be<strong>im</strong> Velofahren, wahrscheinlich wegen all<br />

der Pollen <strong>im</strong> Fahrtwind», erzählt sie. Nach<br />

jedem Aufenthalt <strong>im</strong> Freien musste sich die<br />

Geplagte zu Hause zuerst eine halbe Stunde<br />

hinlegen. Antihistaminika haben ihr zwar<br />

geholfen, doch sie wurde müde und schlapp.<br />

Während <strong>ihre</strong>r vier Schwangerschaften<br />

traute sie sich nicht, Heuschnupfenmittel<br />

zu verwenden. «Nur homöopathische Kügelchen»,<br />

sagt sie. «Ich dachte mir: Nützt es<br />

nichts, so schadet es wenigstens nicht.»<br />

DOCH EINE POLLENALLERGIE ist nicht so<br />

harmlos, wie viele denken. «Wird sie nicht<br />

rechtzeitig oder richtig behandelt, kann es neben<br />

dem Heuschnupfen zu einer Nahrungsmittelallergie<br />

kommen. Im schl<strong>im</strong>msten Fall<br />

droht Asthma», sagt Allergie-Experte PD Dr.<br />

Andreas Schapowal aus Landquart GR. «Verbreitet<br />

ist auch der Irrglaube, dass bei einer Allergie<br />

das Immunsystem nicht mehr reagiere.<br />

Genau das Gegenteil ist der Fall.»<br />

Tritt ein Mensch, der unter einer Allergie<br />

leidet (Atopiker), mit einem Allergen in<br />

Kontakt, versucht das Immunsystem diesen<br />

harmlosen Stoff mit einer Überreaktion abzuwehren.<br />

Die Mastzellen des Körpers schütten<br />

dazu den Zellbotenstoff Histamin aus. Dieses<br />

führt in den Schle<strong>im</strong>häuten zu bekannten Reaktionen<br />

wie Niesen, Juckreiz, roten und verquollenen<br />

Augen oder gar Atemnot.<br />

SIMONE BAMERT HAT GLÜCK <strong>im</strong> Unglück.<br />

So weit ist es bei ihr noch nie gekommen. Inzwischen<br />

hat sie auch ein Mittelchen gefunden,<br />

das <strong>ihre</strong> Nase ganz ohne Nebenwirkungen<br />

wieder frei macht und <strong>ihre</strong> Beschwerden<br />

lindert: Pestwurz (Petasites hybridus). Letztes<br />

Jahr hat sie sich den Pflanzenextrakt zum<br />

ersten Mal von <strong>ihre</strong>m Hausarzt verschreiben<br />

<strong>PESTWURZ</strong>.<br />

<strong>Schon</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Mittelalter</strong><br />

<strong>schätzte</strong> <strong>man</strong><br />

<strong>ihre</strong> <strong>entzün</strong>dungshemmende<br />

Wirkung.<br />

KOMPLEMENTÄRMEDIZIN<br />

lassen und ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen.<br />

Velofahren? Kein Problem mehr!<br />

Sogar ein Familienpicknick <strong>im</strong> Grünen sei<br />

plötzlich keine Qual mehr gewesen, sondern<br />

ein Vergnügen. «Offenbar ist gegen meinen<br />

Heuschnupfen doch noch ein Kraut gewachsen»,<br />

sagt sie vergnügt.<br />

Pestwurz ist seit dem Altertum bekannt.<br />

Die Römer kurierten damit Wunden.<br />

Im <strong>Mittelalter</strong> nutzte <strong>man</strong> <strong>ihre</strong> <strong>entzün</strong>dungshemmenden<br />

Eigenschaften bei Pestbeulen,<br />

Husten und Rheuma. Eher zufällig stiess ein<br />

GESUNDHEIT Sprechstunde 05 | 2008 | 27<br />

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