Kompetenznachweis in GENO pe - ABG
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QALIFIZIERUNG Genossenschaftsblatt Nr. 11 vom 15. 11. 2000 8<br />
<strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong> <strong>in</strong> GenoPE<br />
Zielsetzung, Aufbau und Ablauf am Beispiel Servicebank<br />
Kathr<strong>in</strong> Hoffmann, <strong>ABG</strong><br />
„<br />
Ich f<strong>in</strong>de, dass der <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong><br />
e<strong>in</strong>e sehr gute Prüfungsform ist, weil<br />
hier nicht nur Fachwissen abgeprüft<br />
wird. Es s<strong>in</strong>d eben auch noch weitere<br />
As<strong>pe</strong>kte, die <strong>in</strong> der Praxis über unseren<br />
Erfolg entscheiden als die re<strong>in</strong>e Fachkenntnis.“<br />
So lautet der abschließende<br />
Kommentar e<strong>in</strong>es Teilnehmers am ersten<br />
<strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>-Vertrieb der Servicebank<br />
<strong>in</strong> Bayern.<br />
Damit ist e<strong>in</strong> zentrales Ziel der <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>e<br />
angesprochen:Die Überprüfung<br />
und Zertifizierung von Handlungskom<strong>pe</strong>tenz<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em praxisnahen<br />
Rahmen.<br />
Die neue Qualifizierungsstrategie GenoPE<br />
zielt mit dem Konzept der ganzheitlichen<br />
Weiterbildung auf e<strong>in</strong>e Erweiterung<br />
der Handlungskom<strong>pe</strong>tenz der Mitarbeiter<br />
ab. Die e<strong>in</strong>zelnen Module umfassen<br />
fachliche, methodische, <strong>pe</strong>rsonale<br />
und soziale Qualifizierungsanteile.<br />
E<strong>in</strong>e klassische Prüfungsform, die sich<br />
auf das Abfragen von Faktenwissen beschränkt,<br />
kann diesem Qualifizierungskonzept<br />
und den Anforderungen <strong>in</strong> der<br />
Praxis ke<strong>in</strong>eswegs gerecht werden.An e<strong>in</strong>e<br />
Lernkontrolle, die e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegralen<br />
Bestandteil von GenoPE darstellt, werden<br />
deshalb andere Anforderungen gestellt:<br />
In e<strong>in</strong>er modernen Prüfungsform<br />
erleben die Teilnehmer Situationen, die<br />
sie aus ihrer Bankpraxis kennen. Dabei<br />
sollen die Schlüsselqualifikationen erfasst<br />
werden,die zusammengenommen die professionelle<br />
Handlungsfähigkeit und somit<br />
den Erfolg der Mitarbeiter ausmachen<br />
(vgl.Abbildung 1). Natürlich wird immer<br />
wieder die kritische Frage gestellt, <strong>in</strong>wieweit<br />
die überfachlichen Kom<strong>pe</strong>tenzen<br />
überhaupt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Prüfung erfasst werden<br />
können. Dazu wurde mit den <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>en<br />
e<strong>in</strong> Verfahren entwickelt,<br />
das vom Vorgehen her an e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>i-<br />
Assessment-Center er<strong>in</strong>nert. Das bedeutet,<br />
dass mehrere Prüfer die Teilnehmer<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Prüfungssituationen beobachten<br />
und anhand von def<strong>in</strong>ierten<br />
Kriterien beurteilen.<br />
Abbildung 2 zeigt die im <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>-Vertrieb<br />
überprüften Kom<strong>pe</strong>tenzen.<br />
Dabei handelt es sich um Überbegriffe,<br />
die sogenannten Dimensionen.<br />
Jede Dimension wird durch verhaltensnahe<br />
Kriterien<br />
verdeutlicht.<br />
Als Beispiel<br />
f<strong>in</strong>det sich im<br />
Bereich der Sozial-<br />
und Persönlichkeitskom<strong>pe</strong>tenz<br />
die „Überzeugungskraft“<br />
als<br />
wünschenswerte<br />
Kom<strong>pe</strong>tenz.<br />
Die Verhaltensverankerung<br />
dieses zunächst abstrakten Begriffes<br />
Kathr<strong>in</strong> Hoffmann<br />
erfolgt durch die Kriterien:<br />
■ Bezieht e<strong>in</strong>en eigenen Standpunkt<br />
■ Legt Gründe für die eigene Position dar<br />
■ Verdeutlicht die eigene Position anhand<br />
von Beispielen<br />
■ Pariert E<strong>in</strong>wände mit treffenden Argumenten<br />
■ etc.<br />
Die vollständige Auflistung aller Dimensionen<br />
und Kriterien f<strong>in</strong>det sich im Internet<br />
unter www.akadbaygeno.de.<br />
Diese Kriterien spiegeln von Praktikern<br />
entwickelte Anforderungsprofile wider.<br />
Bei der Festlegung der Kriterien wurde<br />
darauf geachtet, dass sie verhaltensnah<br />
formuliert und tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er abgegrenzten<br />
Prüfungssituation beobachtbar<br />
s<strong>in</strong>d. Das hatte zur Folge, dass e<strong>in</strong>zelne<br />
Anforderungen – <strong>in</strong>sbesondere im Bereich<br />
der Persönlichkeitskom<strong>pe</strong>tenz – aus<br />
dem Kriterienkatalog aussortiert wurden.<br />
Es ist e<strong>in</strong>sichtig, dass <strong>pe</strong>rsönliche Werte<br />
und E<strong>in</strong>stellungen, die sich z.B. h<strong>in</strong>ter<br />
Begriffen wie „Verantwortlichkeit“ oder<br />
„Identifikation mit der Bank“ verbergen,<br />
Abbildung 1<br />
Schlüsselqualifikationen<br />
Fachkom<strong>pe</strong>tenz<br />
Methodenkom<strong>pe</strong>tenz<br />
Persönlichkeitskom<strong>pe</strong>tenz<br />
Sozialkom<strong>pe</strong>tenz<br />
Handlungskom<strong>pe</strong>tenz
9 Genossenschaftsblatt Nr. 11 vom 15. 11. 2000<br />
QUALIFIZIERUNG<br />
Abbildung 2<br />
Fachkom<strong>pe</strong>tenz<br />
Gewichtung 25%<br />
■ Produktkenntnisse<br />
Methodenkom<strong>pe</strong>tenz<br />
Gewichtung 35%<br />
■ Moderationstechnik<br />
■ Präsentationstechnik<br />
■ Analytisches Denken und Problemlösen<br />
■ Verkauf<br />
nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er punktuellen Prüfung erfassbar<br />
s<strong>in</strong>d. Rückmeldungen über derartige<br />
Kom<strong>pe</strong>tenzas<strong>pe</strong>kte sollten s<strong>in</strong>nvollerweise<br />
aufgrund von längerfristigen Beobachtungen<br />
direkt <strong>in</strong> der Bank erfolgen.<br />
Im <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>-Vertrieb der<br />
Servicebank absolvieren die Teilnehmer<br />
fünf verschiedene Aufgaben: Am ersten<br />
Tag f<strong>in</strong>det vormittags e<strong>in</strong>e mündliche<br />
Prüfung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es aufgabenbezogenen<br />
Prüfungsgespräches statt. Dabei<br />
wird jeweils e<strong>in</strong> s<strong>pe</strong>zielles Thema <strong>in</strong>tensiv<br />
besprochen, z.B. die bedarfsorientierte<br />
Beratung, rechtliche As<strong>pe</strong>kte im Privatkundengeschäft<br />
oder Anlageberatung.<br />
Nachmittags absolviert jeder Teilnehmer<br />
e<strong>in</strong>e praktische Übung, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e<br />
komplexe Kundenberatungssituation simuliert<br />
wird. Dabei wird z.B. beobachtet,<br />
<strong>in</strong>wieweit die Teilnehmer Cross-Sell<strong>in</strong>g-<br />
Signale erkennen und im Verkauf kundenorientiert<br />
vorgehen.<br />
Der zweite Tag startet morgens mit e<strong>in</strong>er<br />
Grup<strong>pe</strong>ndiskussion zu e<strong>in</strong>em bankrelevanten<br />
Thema, anschließend wird e<strong>in</strong>e<br />
90-m<strong>in</strong>ütige Multiple-Choice-Klausur<br />
geschrieben. Zum Schluss präsentiert jeder<br />
Teilnehmer e<strong>in</strong> Thema, auf das er sich<br />
<strong>in</strong> der freien Zeit zwischen den verschiedenen<br />
Aufgaben vorbereiten konnte. Dabei<br />
soll sich der Vortragende mit se<strong>in</strong>en<br />
Ausführungen auf e<strong>in</strong>e bestimmte Zielgrup<strong>pe</strong>,<br />
z.B. Kunden, Kollegen oder Vorstände<br />
e<strong>in</strong>stellen und die Zuhörer von e<strong>in</strong>em<br />
Produkt oder e<strong>in</strong>er s<strong>pe</strong>ziellen Ansprachestrategie<br />
überzeugen.<br />
Die Bewertung e<strong>in</strong>er Teilprüfung erfolgt<br />
zunächst unabhängig durch zwei<br />
Inhalte KN ServiceBANK<br />
Sozial- und<br />
Persönlichkeitskom<strong>pe</strong>tenz<br />
Gewichtung 45%<br />
■ Flexibilität<br />
■ Sicherheit im Auftreten<br />
■ Positive Ausstrahlung<br />
■ E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />
■ Beziehungsmanagement<br />
■ Überzeugungskraft<br />
■ Kommunikation<br />
■ Teamverhalten<br />
Abb. 1 bis 3: © 2000 <strong>ABG</strong>/MLL<br />
s<strong>pe</strong>ziell tra<strong>in</strong>ierte Prüfer, die e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung<br />
des gezeigten Verhaltens <strong>in</strong><br />
den verschiedenen Kom<strong>pe</strong>tenzbereichen<br />
auf e<strong>in</strong>er 100-Prozent-Skala vornehmen.<br />
Anschließend begründen die beiden Prüfer<br />
ihre jeweilige E<strong>in</strong>schätzung anhand<br />
der Verhaltensbeobachtungen. Sie haben<br />
die Aufgabe, sich auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
Bewertung zu e<strong>in</strong>igen. Außerdem notieren<br />
sie die positiven und die verbesserungswürdigen<br />
As<strong>pe</strong>kte im Verhalten des<br />
jeweiligen Prüfl<strong>in</strong>gs, um im Rückmeldegespräch<br />
zum Ende des <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>es<br />
gezielt auf Stärken und Schwächen<br />
e<strong>in</strong>gehen zu können.<br />
Zur Ergebnisbestimmung werden die<br />
vergebenen Prozentwerte auf die jeweiligen<br />
Punktwerte <strong>in</strong> der Kom<strong>pe</strong>tenzmatrix<br />
umgerechnet und für die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Kom<strong>pe</strong>tenzbereiche addiert.Am Ende erhält<br />
man die kumulierten Punkte <strong>in</strong> der<br />
Fachkom<strong>pe</strong>tenz, der Methodenkom<strong>pe</strong>tenz<br />
und der Sozial- und Persönlichkeitskom<strong>pe</strong>tenz<br />
sowie das Gesamtergebnis<br />
des <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>es.<br />
Bestanden hat e<strong>in</strong> Teilnehmer, wenn er<br />
<strong>in</strong>sgesamt und <strong>in</strong> jedem Kom<strong>pe</strong>tenzbereich<br />
m<strong>in</strong>destens 50 Prozent der möglichen<br />
Punkte erzielt hat.<br />
Das Ergebnis wird jedem Prüfl<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em <strong>pe</strong>rsönlichen Gespräch mit e<strong>in</strong>em<br />
der Prüfer mitgeteilt. Es ist verständlich,<br />
dass die Teilnehmer vor allem mit der<br />
großen Frage „Bestanden oder nicht bestanden“<br />
<strong>in</strong>s Feedbackgespräch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehen.Aber<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der anschließenden<br />
Begründung des Ergebnisses anhand<br />
der <strong>in</strong> den verschiedenen Übungen<br />
gezeigten Stärken und Schwächen liegt<br />
e<strong>in</strong>e große Chance,konkrete H<strong>in</strong>weise zur<br />
Optimierung der eigenen Handlungskom<strong>pe</strong>tenz<br />
mitzunehmen.<br />
Dies ist e<strong>in</strong>e wichtige Intention des aufwendigen<br />
Verfahrens <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>:<br />
Den Teilnehmern nicht nur e<strong>in</strong>en<br />
Punktwert oder e<strong>in</strong>e Note zu nennen,<br />
sondern ihnen nützliches und konkretes<br />
Feedback zu geben, um ihre gezielte Weiterentwicklung<br />
zu unterstützen. Umgekehrt<br />
ist die Rückmeldung der Teilnehmer<br />
zum <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong> als Methode<br />
ebenso wichtig. Obwohl die Prüfungsform<br />
im Ganzen breite Akzeptanz bei<br />
der ersten Durchführung im Bereich Servicebank<br />
fand, wurden e<strong>in</strong>zelne Details<br />
auch kritisch bewertet. So empfanden die<br />
Teilnehmer die Wartezeiten zwischen den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Prüfungsteilen als unangenehm<br />
und wünschten sich e<strong>in</strong>e Art Rahmenprogramm<br />
oder e<strong>in</strong>e Verdichtung des Ablaufes.<br />
Aufgrund des <strong>in</strong>novativen Prüfungskonzeptes<br />
s<strong>in</strong>d und bleiben die <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>e<br />
vorerst noch „work <strong>in</strong> progress“.<br />
Das Feedback von Teilnehmern, Prüfern<br />
und Projektleitern trägt zur kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Weiterentwicklung bei, so dass<br />
GenoPE dem Anspruch e<strong>in</strong>er weitgehenden<br />
Verzahnung von Praxisfeld, Lernfeld<br />
und Prüffeld immer stärker gerecht wird<br />
(vgl. Abbildung 3).<br />
Am Abend nach dem <strong>Kom<strong>pe</strong>tenznachweis</strong>-Vertrieb<br />
der Servicebank spielen<br />
derartige Überlegungen für die meisten<br />
der Absolventen nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />
Rolle: Sie planen stattdessen, ihre<br />
Sozialkom<strong>pe</strong>tenz auch noch auf dem<br />
Oktoberfest unter Beweis zu stellen.<br />
Abbildung 3<br />
Anforderungsprofil<br />
LERNfeld<br />
AUFGABENfeld<br />
Kom<strong>pe</strong>tenzNACHWEISE<br />
PRÜFfeld