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Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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eunruhigt ist und wissen möchte, was<br />

das genau ist.<br />

Die erste Selektion nimmt also der<br />

Patient selbst oder die Eltern des Patienten<br />

vor. Wenn der oder die es nicht<br />

für nötig halten, einen Arzt aufzusuchen<br />

wird erst gar keine Diagnose gestellt.<br />

Außerdem wird in den Niederlanden<br />

erst seit einigen Jahren eine Registration<br />

der verschiedenen dermatologischen<br />

Diagnosen vorgenommen, aber dabei<br />

wird nicht festgehalten, welche anderen<br />

Diagnosen, z.B. <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, der Patient<br />

noch hat.<br />

Außer den Problemen der Registrierung<br />

und Selektion gibt es noch einen<br />

dritten Faktor, der Einfluss auf die Verlässlichkeit<br />

der Prevalentiezahlen hat.<br />

Dies betrifft die Verlässlichkeit der dermatologischen<br />

Diagnose. Als Beispiel<br />

erwähne ich die Diagnose „atopisches<br />

Ekzem“, das in der Gesamtbevölkerung<br />

immer öfter auftritt, von dem es in vielen<br />

Publikationen heißt, es käme extrem<br />

häufig bei Personen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

vor. In einer neueren Studie, wobei die<br />

Diagnose atopisches Ekzem bei Kindern<br />

<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> nach sehr genauen<br />

und strengen Kriterien untersucht wurde,<br />

zeigte sich, dass die Prevalentie sehr<br />

viel niedriger ausfiel, als bis dahin angenommen.<br />

Folglich ist es nicht so einfach, festzustellen,<br />

ob bestimmte Hauterkrankungen<br />

bei Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

öfter vorkommen als bei anderen<br />

Menschen. Es gibt zwar einige wissenschaftliche<br />

Publikationen, die dies als<br />

Tatsache beschreiben, allerdings stammen<br />

die Angaben bei diesen Zahlen aus<br />

Datenmaterial, das in den Jahren 1960<br />

oder 70 in Institutionen gesammelt wurde.<br />

Aus den neunziger Jahren gibt es einige<br />

Untersuchungsergebnisse über das<br />

Auftreten von Hautproblemen bei Menschen<br />

<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die zu Hause<br />

wohnen. Die Zahlen unterscheiden<br />

sich übrigens nicht sehr voneinander.<br />

Zunächst folgen eine Auflistung und eine<br />

kurze Erklärung aller Hauterkrankungen,<br />

die bei <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> diagnostiziert<br />

werden.<br />

Hauterkrankungen, die bei mehr als<br />

50 % der Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

auftreten<br />

1. Atopische Dermatitis<br />

Dieses Ekzem kann sich schon kurz<br />

nach der Geburt oder während den ers-<br />

ten Kinderjahre entwickeln. Im Gesicht<br />

bekommen die Kinder rötliche, juckende<br />

Flecken, Papeln. Diese können auch<br />

auf den Streckseiten der Arme und Beine<br />

vorkommen. Etwas ältere Kinder<br />

entwickeln dann häufig ein Ekzem an<br />

der Innenseite der Ellenbogen und in<br />

den Kniekehlen. Die Behandlung besteht<br />

aus Fettsalben, die häufig auch<br />

Corticoid enthalten und manchmal Antihistaminica<br />

(Tabletten gegen allergische<br />

Reaktionen).<br />

2. Cheilosis<br />

Eine Entzündung der Haut der Lippen,<br />

wobei sich dann in den Mundwinkeln<br />

Risse (Rhagaden) bilden können. Oft<br />

kommt bei dieser angegriffenen Haut<br />

auch noch eine bakterielle Infektion hinzu.<br />

Fettsalben, milde corticoidhaltige<br />

Cremes werden als Behandlung vorgeschlagen,<br />

zusätzlich eventuell eine medikamentöse<br />

Behandlung der Infektion.<br />

3. Lingua plicata (-scrotalis)<br />

Hier zeigt die Zunge tiefe Furchen, wobei<br />

dies nur selten zu Beschwerden<br />

führt. Diese Diagnose wird bei 80 % der<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> beschrieben,<br />

aber nur bei 3 bis 5 % der Gesamtbevölkerung.<br />

4. Hautinfektionen<br />

4a Onychomykosis<br />

Pilzerkrankung der Nägel<br />

4b Tinea pedis<br />

Eine Fußpilzinfektion, die auch in der<br />

Gesamtbevölkerung häufig auftritt. So<br />

wurde das Vorkommen von Tinea pedis<br />

in den Niederlanden beim europäischen<br />

„Achilles-Projekt“ (1997–1998) <strong>mit</strong> 40<br />

% angegeben.<br />

5. Bakterielle Hautinfektionen<br />

5a Pityrosporum follikulitis<br />

Haarwurzelbeutelentzündung, die verursacht<br />

wird durch einen Hefepilz. Die<br />

Beschwerden beinhalten häufig Kopfschuppen<br />

und/oder eine seborrhoische<br />

Dermatitis (siehe nachher).<br />

5b Xerosis<br />

Viele Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> haben<br />

eine trockene, raue, schuppende<br />

Haut. Wenn die Haut sehr trocken ist,<br />

kann leicht eine Dermatitis entstehen.<br />

Die häufig geröteten Backen der Kinder<br />

MEDIZIN<br />

sind wahrscheinlich die Folge einer<br />

Xerosis, aber oft wird hier eine falsche<br />

Diagnose, nämlich atopisches Ekzem,<br />

festgestellt. Die Behandlung (auch präventiv)<br />

besteht aus dem regelmäßigen<br />

Auftragen einer Feuchtigkeitscreme.<br />

5c Palmoplantaire Hyperkeratose<br />

Verstärkte Hornhautbildung an den<br />

Händen und Füßen. Bei Beschwerden<br />

kann eine symptomatische Behandlung<br />

<strong>mit</strong> Keratolytica (Stoffen, die die Hornhaut<br />

weich machen) oder auch das Entfernen<br />

der verdickten Hautareale helfen.<br />

Hauterkrankungen, die bei weniger<br />

als 50 % der Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> auftreten<br />

1. Acrocyanosis<br />

Bläuliche Verfärbung von Körperteilen,<br />

die – was der Blutzirkulation betrifft –<br />

am weitesten vom Herzen entfernt sind<br />

wie die Finger, Zehen, Nase oder Ohren.<br />

2. Alopecia areata<br />

Bei dieser Autoimmun-Erkrankung entstehen<br />

kreisrunde kahle Stellen am<br />

Kopf. Der Haarausfall kann aber alle<br />

Haare des Körpers betreffen, wie Augenbrauen<br />

oder Bart. Manchmal treten<br />

zusätzlich Nägelabweichungen auf, die<br />

oft schon vor dem Haarausfall feststellbar<br />

sind. Das Vorkommen bei Menschen<br />

<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> wird <strong>mit</strong> 6 bis<br />

9 % angegeben, in der Gesamtbevölkerung<br />

<strong>mit</strong> 0,1 bis 1 %.<br />

Bei den meisten Patienten kommt<br />

das Haar auch ohne Behandlung innerhalb<br />

eines Jahres wieder vollständig<br />

zurück. Abhängig vom Patienten und<br />

vom Ausmaß des Haarverlustes sind<br />

verschiedene Therapien möglich.<br />

3. Cutis marmorata<br />

Das Auftreten einer „marmorierten“<br />

Haut ist wahrscheinlich zurückzuführen<br />

auf eine Instabilität der Blutgefäße. Vor<br />

allem beim Übergang von einer kalten in<br />

eine warme Umgebung kann dies auftreten.<br />

4. Elastosis perforans serpiginosa<br />

Bei dieser Hauterkrankung sind kleine,<br />

rote, verhornte Papeln ringförmig angeordnet<br />

(im Nacken, am Hals, an den<br />

Wangen, Ellenbogen oder Knie). Es sind<br />

mehr und auch größere elastische Fasern<br />

vorhanden als normal. Dieses<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 40, Mai 2002 21

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