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Gesund genießen

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Zöliakie. Reizbarkeit, Schulunlust und<br />

Aggressivität zeigen sich häufig, noch<br />

bevor körperliche Symptome auftreten.<br />

Auch in dieser Phase nimmt die Familie<br />

eine ganz entscheidende Rolle ein, sie<br />

ist nicht nur für die glutenfreie Ernährung<br />

verantwortlich, sondern auch mit der Aufgabe<br />

betraut, dem Kind seine Ängste zu<br />

nehmen und es seelisch zu stärken.<br />

Die Jugend ist an sich schon eine „schwierige<br />

Zeit“. Jugendliche sind es auch, die<br />

die größten Schwierigkeiten damit haben,<br />

ein Leben ohne Gluten zu akzeptieren.<br />

Gerade in dieser Phase der Loslösung<br />

von den Eltern bindet die glutenfreie Ernährung<br />

den Jugendlichen wieder mehr<br />

an seine Familie. Und die Vorstellung „anders“<br />

zu sein als seine Freunde und dadurch<br />

nicht die Bestätigung in der Gruppe<br />

zu erfahren, die so wichtig wäre, führt nicht<br />

selten zu Nachlässigkeit oder gar Verweigerung,<br />

die Diät einzuhalten.<br />

MänneR unD FRauen ticken anDeRs<br />

Auch wenn Erwachsene sich besser „im<br />

Griff haben“, löst die Aussicht auf eine<br />

völlige Neuorientierung Gefühle aus, die<br />

aus Psychologensicht keineswegs zu vernachlässigen<br />

sind. Männer scheinen mit<br />

der Umstellung auf die glutenfreie Diät<br />

aus praktischer Sicht leichter um gehen<br />

zu können als Frauen. Dafür tendieren<br />

sie dazu, ihre Zöliakie und auch die damit<br />

einhergehenden Gefühle zu verschweigen.<br />

Frauen sind offener und auch<br />

eigen ständiger im Umgang mit der Diät.<br />

Jedoch empfinden sie sich häufiger als<br />

Belastung für ihr Umfeld und akzeptieren<br />

ihr „Anderssein“ schwerer.<br />

Zöliakie ist nach wie vor unheilbar. Welchen<br />

Beitrag kann also die <strong>Gesund</strong>heitspsychologie<br />

leisten, um den Menschen<br />

in seiner emotionalen <strong>Gesund</strong>heit zu<br />

unterstützen? Rosa Marìa Torralba, Psychologin<br />

von SMAP, der Katalanischen<br />

Vereinigung für Zöliakie-Betroffene, hat<br />

in ihrer langjährigen Praxis vielfach mit<br />

depressiven Erscheinungen – Rückzug,<br />

Unfähigkeit, zukunftsorientierte Entscheidungen<br />

zu treffen, Schlafstörungen,<br />

Leugnung der Krankheit, Angst vor Verlust<br />

der Eigenständigkeit und Stress –<br />

zu tun bekommen. „Meiner Ansicht nach<br />

müssen wir enger zusammenarbeiten. In<br />

den medizinischen Bereich sollten psychologische<br />

Gesichtspunkte einbezogen<br />

werden, die den Rehabilitationsprozess<br />

erleichtern können, und die Psychotherapie<br />

sollte eine zentrale Rolle spielen, um<br />

das Einhalten der Ernährungstherapie zu<br />

unterstützen“, so Torralba.<br />

eMotionale gesunDheit<br />

Der Mensch ist viel stärker von seinen<br />

Gefühlen und persönlichen Beweggründen<br />

geleitet als von seinem Verstand.<br />

Deshalb ist es wichtig, sich selbst<br />

genau kennen zu lernen und die eigene<br />

Problematik konkret zu begreifen – das<br />

heißt, die Realität als solche akzeptieren<br />

und von einem logischen Standpunkt<br />

aus zu betrachten. Nur so ist es möglich,<br />

eigendynamisch zu handeln und die<br />

spezial<br />

Nahrung für die Seele<br />

Zöliakie ist nicht „nur“ ein Fall für die Mediziner. Rosa Marìa<br />

Torralba, Psychologin von SMAP, der Katalanischen Vereinigung<br />

für Zöliakie­Betroffene, fordert eine engere Zusammenarbeit<br />

zwischen Ärzten und Psychologen und hält wertvolle Ratschläge<br />

hinsichtlich einer ganzheitlichen Behandlung bereit.<br />

Energie seines<br />

Willens und Tuns<br />

ziel orientiert und<br />

angstfrei einzusetzen.<br />

Für eine<br />

gestärkte emotionale<strong>Gesund</strong>heit<br />

ist auch die<br />

Einstellung des<br />

familiären und<br />

sozialen Umfelds<br />

entscheidend. Sie ist mitverantwortlich,<br />

dem Betroffenen sein Wohlbefinden zurückzugeben,<br />

seine Selbstständigkeit zu<br />

fördern und ihn wieder zum Herrn über<br />

seine <strong>Gesund</strong>heit zu machen, ohne ihn<br />

jedoch zu sehr zu schonen.<br />

MehR VeRantWoRtung FüR<br />

ganzheitliche gesunDheit<br />

Eine glutenfreie Ernährung ist sehr komplex.<br />

Gerade Ärzte und Fachpersonal<br />

sind – in Hinblick auf eine ganzheitliche<br />

<strong>Gesund</strong>heit – angehalten, diese<br />

Heraus forderung zu erkennen. Hierzu<br />

zählen aufmerksames und gefühlvolles<br />

Zuhören, den Menschen mit möglichen<br />

einhergehenden Sorgen oder Ängsten<br />

wahrnehmen, die Familie mit einbeziehen<br />

und auf die Möglichkeiten, sich in<br />

einer Selbsthilfegruppe auszutauschen<br />

oder vor allem in der Zeit der Umstellung<br />

psychologische Hilfe in Anspruch<br />

zu nehmen, verweisen.<br />

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