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Ihr Kinderlein kommet… - VSETH - ETH Zürich

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Kulturstelle<br />

Der Ozeanpianist<br />

Polykum 5/05–06<br />

29<br />

Novecento ist die ergreifende Geschichte eines Pianisten, dessen Leben und Lieben untrennbar mit einem<br />

Linienschiff verknüpft ist. Unter kühner Pianobegleitung liest der <strong>ETH</strong>-Doktorand Mathias Wellner Alessandro<br />

Bariccos Bühnenroman. Die Kulturstelle präsentiert den Anlass zusammen mit AV<strong>ETH</strong>.<br />

Marc Philip Seidel > marc@kulturstelle.ch<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbindet das<br />

Linienschiff «Virginian» Europa und Amerika.<br />

Zu den Passagieren zählen neben wohlhabenden<br />

Geschäftsleuten und Handelsreisenden<br />

auch viele Einwanderer, die sich mit<br />

Mühe und Not ein Ticket der dritten Klasse<br />

leisten können. Im Jahr 1900 lassen Einwanderer<br />

ein Neugeborenes auf dem Flügel im<br />

Ballsaal des Schiffes zurück. Ein Bootsmann<br />

findet und adoptiert den Kleinen. Er tauft ihn<br />

auf den Namen «Novecento».<br />

Novecento wächst auf diesem Schiff heran<br />

und beginnt, Klavier zu spielen. Beeinflusst<br />

von den Volksliedern der Einwanderer und<br />

dem beginnenden Jazz entwickelt er einen<br />

eigenen, meisterhaften Stil. Es kommt sogar<br />

zum Klavier-Duell mit Jelly Roll Morton,<br />

nach eigenen Angaben der Erfinder des Jazz.<br />

Novecento, der Ozeanpianist, wird das Schiff<br />

niemals verlassen, die Welt da draussen ist ihm<br />

zu gross, eine endlose Klaviertastatur.<br />

Das 1994 publizierte Buch «Novecento.<br />

Die Legende vom Ozeanpianisten» wurde vom<br />

italienischen Schriftsteller Alessandro Baricco<br />

verfasst und ist 2000 auch als Film erschienen.<br />

Der fiktive Monolog des Novecento, der dessen<br />

Geschichte erzählt, wurde jedoch eigentlich<br />

für die Bühne geschrieben. <strong>ETH</strong>-Doktorand<br />

Mathias Wellner wird am 26. April die ergreifende<br />

Erzählung Bariccos mit einer sehr unmittelbaren<br />

und dennoch lyrischen Sprache<br />

wiedergeben. Begleitet wird er dabei, wie könnte<br />

es anders sein, von Pianoklängen.<br />

> Lesung am 26. April 2006, 19.30 Uhr, im<br />

Hauptgebäude <strong>ETH</strong> Zentrum, HG E3, mit<br />

Mathias Wellner und Pianobegleitung von<br />

Mathias Inauen.<br />

Bild: Emre Telci<br />

Die Tasten, die für Novecento die<br />

Welt bedeuteten.<br />

Eine bleibende Liebeserklärung<br />

Michelle Flückiger, Matthias Sala und Andrea M. Meyer – sie alle studieren oder doktorieren an der <strong>ETH</strong>.<br />

Und sie alle haben je zwei Tickets für das Tonhalle LATE-Konzert am 3. März gewonnen, welche die Kulturstelle<br />

in ihrem Newsletter verlost hat. Michelle berichtet ihre entrückten Eindrücke vom Event «Shakespeare<br />

in Love». Michelle Flückiger > flueckim@student.ethz.ch<br />

Ein eindrückliches Erlebnis, das war es! Allein<br />

schon das Anstehen hatte seinen Charme.<br />

Im dichten Gedränge um die vier Garderoben,<br />

wo jeweils nur gerade eine Dame damit<br />

beschäftigt war, die Unmengen an dicken<br />

Mänteln und Schals in ordentlicher Manier<br />

zu verstauen, wandelten nämlich leicht und<br />

flüchtig ein paar Schauspieler zwischen den<br />

ungeduldigen Konzertbesuchern umher.<br />

Mitunter blieb ihr entrückter Blick an einem<br />

verloren herumstehenden Gast hängen, den<br />

sie dann unverhofft anzusprechen begannen.<br />

Mit Shakespeareschen Liebeserklärungen<br />

aus dem Mund einer vollbusigen Blondine<br />

beglückt zu werden, das passiert wohl nicht<br />

alle Tage!<br />

Den efeuumrankten Treppengeländern<br />

nach ging es dann hoch in den bis auf den allerletzten<br />

Platz besetzten Grossen Saal, wo das<br />

Tonhalleorchester vier klassische Stücke zum<br />

Besten gab, die alle in irgend einer Weise mit<br />

Shakespeare verbandelt waren. Den Übergang<br />

zum modernen Partyblock des Abends machte<br />

Bernsteins ‹West Side Story›, mit Abstand<br />

das impulsivste und beste Stück des ganzen<br />

Konzerts. Die Finger wollten mitschnippen,<br />

die Hüften mitwippen und in den Fusssohlen<br />

begann es bereits gewaltig zu kitzeln.<br />

Mit dem Tanzvergnügen musste dann<br />

aber doch noch etwas zugewartet werden,<br />

experimentelle Klänge beherrschten das<br />

Entrée, nicht jedermanns Sache, aber eindrücklich<br />

trotz allem. Verständlicher und<br />

umgänglicher waren da die Melodien der<br />

Tonhallesolisten, welche wohl in Anlehnung<br />

an Yello einen elektronisch gefärbten<br />

Klangteppich mit sphärischen<br />

Gesangseinlagen fabrizierten.<br />

Die Tonhalle für einmal<br />

nicht bloss als Cüpli- und Wein-<br />

Nipp-Location zu erleben, wo<br />

man sich auf Stil und gute Manieren was<br />

einbilden darf, sondern als Treffpunkt jeglicher<br />

Bevölkerungsschichten, vom Studenten<br />

über den Musikfreak hin zum Börsenheini<br />

und dem alternativen Sozialarbeiter, war eine<br />

fast ebenso interessante Erfahrung wie das<br />

Mischen von Klassik mit Elektronik. Alles<br />

in allem ein gelungener Abend, der in guter<br />

Erinnerung bleiben wird.<br />

> Weitere Informationen zu Tonhalle LATE<br />

unter www.tonhalle.ch/LATE<br />

> Anmeldung für den Kulturstelle-Newsletter<br />

unter www.kulturstelle.ch<br />

T H E A T E R<br />

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Die Kulturstelle will Kultur vermitteln<br />

und studentischen Projekten Raum<br />

geben: eine kulturelle Plattform von<br />

Studierenden für Studierende.<br />

www.kulturstelle.ch

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