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Davert Depesche - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.

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Das Interview: Andreas Plietker von der <strong>Davert</strong> GmbH<br />

DAVERT – ein Name ist Programm Veranstaltungen: Januar 2010 – April 2010<br />

Die <strong>Davert</strong> GmbH in Ottmarsbocholt trägt die<br />

<strong>Davert</strong> im Firmennamen und ist daher untrennbar<br />

mit ihr verbunden. Mit dem Geschäftsführer Andreas<br />

Plietker sprach Dr. Thomas Hövelmann von<br />

der <strong>Davert</strong>-<strong>Depesche</strong>.<br />

Herr Plietker, wer ist auf den Namen „<strong>Davert</strong>“ für Ihren Betrieb gekommen?<br />

Der Name geht zurück auf den Firmengründer Rainer Welke, der vor 25 Jahren<br />

diesen Namen der Region als ideal für die alte Mühle in Ottmarsbocholt<br />

ansah. Wir sind heute noch glücklich über diese Namensgebung.<br />

Was verbinden Sie persönlich mit der <strong>Davert</strong>?<br />

Für mich ist die <strong>Davert</strong> ein wunderschönes Waldgebiet mit vielen Spazierwegen,<br />

das sehr schön in die Landschaft südlich von Münster eingebettet ist. Sie<br />

steht für mich aber auch für wunderschöne Gebäude wie Haus Borg und Haus<br />

Bisping oder den Burgturm in Davensberg.<br />

Nutzen Sie die <strong>Davert</strong> auch in Ihrer Freizeit?<br />

Ja, selbstverständlich, ich gehe hier gerne und oft mit meiner Familie und<br />

meinem Hund spazieren.<br />

Wie stehen Sie zu der Naturschutzarbeit des <strong>NABU</strong> in der <strong>Davert</strong>?<br />

Das Engagement des <strong>NABU</strong> in der <strong>Davert</strong> begrüßen wir außerordentlich und<br />

wollen es nach Möglichkeit auch unterstützen. So haben wir jetzt für unsere<br />

Auszubildenden verpflichtend eingeführt, dass sie an Naturschutzmaßnahmen<br />

des <strong>NABU</strong> teilnehmen müssen, um ein Gespür für die Landschaft und<br />

ökologische Zusammenhänge zu bekommen.<br />

Könnten Sie sich vorstellen, dass die <strong>Davert</strong> GmbH ihren Sitz einmal in ein<br />

Billiglohnland verlegen könnte?<br />

(lacht) Nein, natürlich nicht, allein schon wegen des Namens. Unsere Mitarbeiter<br />

wohnen vor Ort, wir nutzen die Handwerker und andere Dienstleistungen<br />

in der Region. Das ist uns für unsere Firmenphilosophie sehr wichtig.<br />

Letzte Frage: Wissen Sie, woher der Begriff „<strong>Davert</strong>“ stammt?<br />

Nein, leider nicht. Wenn es uns jemand verrät, wären wir sehr froh.<br />

Liebe Kinder,<br />

unser <strong>Davert</strong>-Reh hat in diesem Heft Spuren hinterlassen. Findet Ihr sie?<br />

Seit 1984 beliefert die <strong>Davert</strong> GmbH aus<br />

Ottmarsbocholt den Naturkost-Handel bun -<br />

des weit mit Getreide, Reis, Hülsenfrüchten,<br />

Saaten, Trockenfrüchten, Nüssen, Nudeln,<br />

Speiseölen, Dressings, Frühstückscerealien<br />

und Backzutaten. Seit April 2003 ist Andreas<br />

Plietker Geschäftsführer.<br />

<strong>Davert</strong> GmbH, Ascheberger Straße 2<br />

48308 Senden-Ottmarsbocholt<br />

Tel. 02598 - 69-0<br />

Werksverkauf an jedem 2. Samstag im<br />

Monat von 9-13 Uhr<br />

Weitere Informationen unter www.davert.de<br />

Sa 2.1., Fr 8.1., Sa 9.1., Fr 15.1., Sa 16.1. jeweils 19.30 Uhr<br />

So 3.1., So 10.1, So 17.1. jeweils 15.00 Uhr<br />

Theateraufführung Burgturmspielschar Davensberg: „Natur Pur“<br />

Turnhalle Davensberg. Kartenvorbestellung unter 02593 - 202671<br />

Dienstag, den 2.2., 19.30 Uhr<br />

Lichtbild-Vortrag „Die <strong>Davert</strong> - Waldjuwel im <strong>Münsterland</strong>“ von<br />

Dr. Thomas Hövelmann (<strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong>).<br />

Rathaus Senden. Kostenlos, keine Anmeldung erforderlich.<br />

Sonntag, den 21.2., 14.45 Uhr<br />

Winterspaziergang in Davensberg mit anschließendem Herdfeuerabend auf<br />

Hof Holsen, mit plattdeutschen Geschichten von Kiepen kerl Herbert Fink aus Buldern.<br />

Kosten 9,00 Euro für Bewirtung.<br />

Vorherige Anmeldung bei gleichzeitiger Entrichtung des Kosten beitrages im<br />

Salon Grube, Burgstraße 31, bis 13.2.2010.<br />

Samstag, den 13.3., 14.00 Uhr<br />

Aktion „Saubere Landschaft“. Burgturm Davensberg<br />

Sonntag, den 18.4., 15.00 Uhr<br />

Botanischer Spaziergang durch den Frühlingswald <strong>Davert</strong> mit<br />

Dr. Thomas Hövelmann (<strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong>).<br />

Haus Heidhorn, Westfalenstr. 490 in Münster-Hiltrup.<br />

Kosten 5 Euro/Erwachsene, 2,50 Euro/Kinder. Anmeldung erforderlich.<br />

VHS Lüdinghausen 02591- 926 - 346 oder - 347.<br />

Die nächste <strong>Davert</strong>-<strong>Depesche</strong> erscheint voraussichtlich im März 2010. Auch im Netz unter www.<strong>NABU</strong>-Station.de/<strong>Davert</strong>-<strong>Depesche</strong>.<br />

Die <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

Die 1997 gegründete <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong> ist eine Biologische Station in Trägerschaft<br />

des <strong>NABU</strong> NRW und der <strong>NABU</strong>-Kreisverbände Coesfeld, Münster und Warendorf. Sie betreibt Naturschutz<br />

im Kreis Warendorf, in Münster sowie in der gesamten <strong>Davert</strong>. Darüber hinaus entwickelt sie eigene Naturschutz-<br />

und Umweltbildungsprojekte, z.B. „Ein König sucht sein Reich“ zum Laubfrosch-Schutz oder<br />

die NaturGenussRoute, die sich zum Teil auch auf die <strong>Davert</strong> erstrecken. Dabei stehen neben praktischen<br />

Naturschutzmaßnahmen mit intensiver Einbindung des Ehrenamtes auch Öffentlichkeitsarbeit und die Kooperation<br />

mit Partnern aus der Region wie Touristik und Gastronomie im Mittelpunkt.<br />

Seit 2007 hat die <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong> ihren Sitz auf Haus Heidhorn zwischen Hiltrup<br />

und Rinkerode. Auf Haus Heidhorn finden darüber hinaus Umweltbildungsprojekte statt und das Projekt<br />

„Lebensraum Natur“ für an Demenz erkrankte Menschen soll verwirklicht werden.<br />

<strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong>,<br />

Haus Heidhorn, Westfalenstr. 490, 48165 Münster,<br />

Tel. 02501-9719433, info@<strong>NABU</strong>-Station.de, www.<strong>NABU</strong>-Station.de<br />

IMPRESSUM: Herausgeber: <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong> e.V., Haus Heidhorn, Westfalenstr. 490, 48165 Münster, Tel. 0 25 01-9 71 94-33, Fax -38, Info@<strong>NABU</strong>-Station.de, www.<strong>NABU</strong>-Station.de<br />

Redaktion: Dr. Thomas Hövelmann (verantwortlich) · Erscheinungsweise: 4x jährlich · Gestaltung und Satz: Blauensteiner . Groß-Weege, Tel. 02 51-3 62 68 · Auflage: 10000 · Druck: Printzipia (ökolog. Onlinedruckerei)<br />

Papier: FSC Mix · Fotos: T. Hövelmann, B. Stephan, T. Israel, M. Steven, W. Schürmann, K. Mantel, Luise Richard, Heimatverein Davensberg/G. Breithaupt (Grafik Schenkewald), <strong>Davert</strong> GmbH, F. Stelzner<br />

Ausgabe Nr. 1 · Kostenloses Exemplar<br />

<strong>Davert</strong> <strong>Depesche</strong><br />

Wir in der <strong>Davert</strong>!<br />

DAVERTNICKEL – eine ausgestorbene Pferderasse<br />

MÜHLENMUSEUM RINKERODE – Leben im Museum<br />

INTERVIEW – mit der <strong>Davert</strong> GmbH<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Winter<br />

2009/10<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Sie halten die erste Ausgabe der neuen <strong>Davert</strong>-<br />

<strong>Depesche</strong> in der Hand. Sie soll in Zukunft<br />

viermal im Jahr über unsere Heimat, die <strong>Davert</strong>,<br />

berichten und Natur, Kultur, Geschichte und<br />

Menschen näher bringen.<br />

Herausgeber ist die <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong><br />

<strong>Münsterland</strong>, die als Biologische Station Naturschutz<br />

in der <strong>Davert</strong> betreibt und ihren Sitz auf<br />

Haus Heidhorn hat.<br />

In der ersten Ausgabe finden Sie interessante<br />

Beiträge über die <strong>Davert</strong> als europäisches Naturerbe,<br />

das Mühlenmuseum in Rinkerode und die<br />

<strong>Davert</strong>nickel, eine ausgestorbene Pferderasse. Im<br />

Veranstaltungsteil können Sie sich über Vorträge<br />

und Exkursionen vor Ort informieren.<br />

Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen<br />

und hoffen, dass Ihnen das neue Heft gefällt!<br />

Ihr Dr. Thomas Hövelmann,<br />

<strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

»


Venner Moor<br />

DIE DAVERT – eine Waldlandschaft von europäischer Bedeutung LEBEN IM MUSEUM – das Mühlenmuseum in Rinkerode<br />

Waldrand mit Fingerhut<br />

Teufelsabbiss<br />

Mittelspecht<br />

Davensberg<br />

Amelsbüren<br />

Hiltrup<br />

NSG<br />

<strong>Davert</strong><br />

Rinkerode<br />

Die <strong>Davert</strong> ist etwas ganz Besonderes: mit ca. 44 qkm ist sie das größte zusammenhängende<br />

Waldgebiet im <strong>Münsterland</strong> und ein Naturerbe von europäischer Bedeutung! Sie be herbergt<br />

nicht nur eine große Fülle seltener Pflanzen- und Tierarten, sondern bietet auch Wohn- und<br />

Erholungsraum für zahlreiche Menschen der umliegenden Gemeinden und ist Lebensgrundlage<br />

für Land- und Forstwirtschaft.<br />

Das Besondere an der <strong>Davert</strong> sind die großflächigen und in weiten Teilen naturnahen Wälder.<br />

Wegen der überragenden Ausstattung mit gefährdeten Biotopen und Arten ist die <strong>Davert</strong> auf<br />

etwa der Hälfte der Fläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen und in den gleichen Grenzen als<br />

FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) Bestandteil des Europäischen Schutzgebietssystems NA-<br />

TURA 2000.<br />

Besonders bedeutend sind die Eichenwälder, die je nach Bodenverhältnissen in verschiedenen<br />

Typen vorkommen. So stellen die Bestände des Stieleichen-Hainbuchenwaldes auf<br />

staunassen Böden das fünftgrößte zusammenhängende Vorkommen in ganz Deutschland<br />

dar. Neben der Größe der Fläche sind vor allem auch die gute Ausprägung und der hohe<br />

Vollständigkeitsgrad der Lebensgemeinschaften, zum Beispiel mit charakteristischen Arten<br />

wie dem Mittelspecht, von herausragender Bedeutung. Weitere bedeutende Waldtypen in<br />

der <strong>Davert</strong> sind alte bodensaure Eichenwälder auf ärmeren Sandböden und Restbestände von<br />

Moorwäldern auf nassen Torfen. In den Wäldern finden sich bedeutende Vorkommen der<br />

gefährdeten Flatter-Ulme und ein hoher Anteil totholzreicher Altholzbestände.<br />

Auch mit ihrer Ausstattung an seltenen Tierarten kann sich die <strong>Davert</strong> sehen lassen. Eine Reihe<br />

von gefährdeten Vogelarten ist hier noch als Brutvogel zu finden wie Schwarzspecht, Wespenbussard,<br />

Rotmilan und Baumfalke. Gelegentlich dreht der Schwarzstorch seine Run den, und<br />

vielleicht zählt auch dieser eindrucksvolle Großvogel bei uns schon bald zu den Brutvögeln.<br />

Eine besonders charakteristische Art ist der Mittelspecht, eine typische Art alter Eichenwälder.<br />

Das Vorkommen in der <strong>Davert</strong> von mehr als 120 Brutpaaren stellt das größte in NRW dar.<br />

Zahlreiche Fledermausarten finden in der <strong>Davert</strong> einen geeigneten Lebensraum, und<br />

mit der Kreuzotter und der Ringelnatter leben sogar zwei Schlangenarten bei uns.<br />

Seinen Ruf als „Schmetterlingswald“ verdankt die <strong>Davert</strong> dem Vorkommen von 36 Tagfalter-<br />

Arten, darunter Seltenheiten wie Kaisermantel, Kleiner Eisvogel und Schillerfalter. Eine Besonderheit<br />

der <strong>Davert</strong> ist das größte Vorkommen der Helm-Azurjungfer in NRW. Diese Libellenart<br />

kommt am Emmerbach in großer Zahl vor.<br />

Man kann also mit Fug und Recht stolz auf unsere <strong>Davert</strong> sein und sich glücklich schätzen,<br />

eine solche Perle der Natur vor der Haustür zu haben. Der Erhalt und der Schutz dieses Naturerbes<br />

ist aber auch eine große Verantwortung für uns alle, der wir jetzt und in Zukunft gerecht<br />

werden müssen.<br />

Wir in der <strong>Davert</strong><br />

Käte u. Dr. Horst Merten vor Ihrem Museum<br />

Das Ehepaar Käte und Dr. Horst Merten hat die alte<br />

Rinkeroder Dampfmühle und vormalige Kornwindmühle<br />

direkt an der B 54 vor 30 Jahren bezogen und<br />

lebt seitdem Tür an Tür mit Maschinen und Geräten<br />

einer anderen Zeit. Im nächsten Jahr wird die Mühle<br />

200 Jahre alt. Sie zu erhalten und zu pflegen, ist für<br />

die Eheleute Merten so etwas wie eine Lebensaufgabe<br />

geworden.<br />

„Wir waren gar nicht auf der Suche nach einer neuen<br />

Bleibe, als uns ein Freund, der bereits hier im alten<br />

Müllerhaus wohnte, die Mühle 1978 zeigte“, erzählt<br />

Käte Merten. Der Anblick war eher traurig: Seit langem<br />

nicht mehr in Betrieb, das Dach kaputt, überall<br />

Staub und Spinnweben, und die Säcke noch so,<br />

wie der letzte Müller sie hinterlassen hatte. Aber der<br />

Funke sprang über. Ein Jahr später zogen die Architektin<br />

und der Chemiker ein. Die Mühle selbst kam<br />

wegen ihrer Eigenart und fehlender Dämmmöglichkeit<br />

fürs Wohnen nicht in Frage. Deshalb richteten<br />

sie für sich und die beiden Kinder im 150 m² großen<br />

ehemaligen Dampfkesselhaus eine Wohnung ein, bis<br />

die Mühle selbst nach und nach gesäubert, in Schuss<br />

gebracht und am 1. Mai 1995 als Rinkeroder Mühlen-<br />

und Gerätemuseum eingeweiht wurde. Seitdem<br />

haben knapp 22.000 Besucher gesehen, wie vormals<br />

Korn gemahlen wurde.<br />

Heute ist die 15,40 m hohe Mühle ein Schmuckstück,<br />

das seinesgleichen sucht. Auf fünf Etagen laufen die<br />

Maschinen – jetzt nicht mehr mit Dampfbetrieb,<br />

sondern von einem Elektromotor angetrieben. Im<br />

Schneckentempo allerdings, damit die Besucher genau<br />

sehen können, wie sich der Mühlstein dreht, wie<br />

Kornelevator, Mehlelevator, Siebtrommel und „Plansichter“,<br />

also die Maschine zum Sieben des Mehls,<br />

funktionieren. Eine Schemazeichnung an der Wand<br />

zeigt die Funktionsweise. Die ursprüngliche Technik<br />

von 1935 ist so nachvollziehbar. „Man könnte auf jeden<br />

Fall mit der Mühle arbeiten. Eine Tonne Korn<br />

am Tag schaffte der Müller damals“, erklären Käte<br />

Eindrucksvolle historische Mühlentechnik in der knapp 200 Jahre alten Mühle<br />

und Horst Merten. Und weiter: „Alles was zur Technik<br />

gehört, bewegt sich und ist zu sehen.“<br />

Spannend und interessant ist das alles für die vielen<br />

Kinder, die jedes Jahr die Mühle besuchen und<br />

sich von den auf den Wänden aufgemalten Mühlengeistern<br />

über den Kopf pusten lassen, und auch für<br />

die Erwachsenen. Viele sind erstaunt ob der hohen<br />

Handwerkskunst des Müllers. „Man kann sehen, wie<br />

auch ein kleiner Müller mit der Zeit ging und die<br />

Technik laufend weiterentwickelt wurde“, sagt Horst<br />

Merten. Der letzte Müller Bernhard Wünnemann hat<br />

in die alte Windmühle 1936 die damals neue Technik<br />

des Dampfbetriebs eingebaut. Damit hat er bis zum<br />

Schluss gearbeitet, als andere schon auf den Antrieb<br />

durch Dieselmotoren umgestellt hatten. Ein Zufall<br />

wollte es, dass zur vorhandenen Mahltechnik das<br />

gesamte Inventar einer anderen Mühle in Gütersloh<br />

abgebaut und übernommen werden konnte. Auch sie<br />

steht gesäubert, fein und flott gemacht im Rinkeroder<br />

Mühlen- und Gerätemuseum:<br />

Heute ist das gesamte Anwesen unter Denkmalschutz<br />

gestellt. Die Rinkeroder Mühle ist als technisches Industriedenkmal<br />

eingestuft und gehört zur Industriekultur<br />

Westfalens<br />

Luise Richard, freie Journalistin, Drensteinfurt<br />

MÜHLEN- U. GERÄTEMUSEUM RINKERODE<br />

Eickenbeck 44 (An der B 54)<br />

48317 Drensteinfurt-Rinkerode<br />

Telefon: 0 25 38 -756<br />

www.Muehlenmuseum-Rinkerode.de<br />

Besichtigung nach Vereinbarung<br />

DAVERTNICKEL – eine ausgestorbene Pferderasse<br />

Die Dülmener Wildbahn im Merfelder Bruch kennt jeder. Was kaum jemand weiß: Noch vor<br />

200 Jahren gab es auch in der <strong>Davert</strong> eine solche Wildbahn. Dort wurde eine heute ausgestorbene<br />

Pferderasse gezüchtet – die <strong>Davert</strong>nickel.<br />

Die <strong>Davert</strong> war früher unwirtlich, schwer zugänglich, teilweise sumpfig und daher nicht gut<br />

für landwirtschaftliche Zwecke zu gebrauchen. Holznutzung und Hudewirtschaft waren jedoch<br />

möglich und so entwickelten sich im Mittelalter großflächige Heideflächen, die sich gut<br />

für die Pferdehaltung eigneten. Wann genau die 3.400 ha große Wildbahn und die damit verbundene<br />

Zucht der <strong>Davert</strong>nickel entstanden, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass die Wildbahn<br />

bereits 1339 bestand.<br />

Die Häuser Davensberg, Romberg, Byink, Kakesbeck und Borg hatten das „Recht auf Wildbahn“,<br />

das heißt auf die Zucht der ganzjährig in der Wildbahn lebenden <strong>Davert</strong>nickel. Nur<br />

die Familie Freiherr von Kerkering-Borg durfte einen Hengst halten. Das Haus Davensberg<br />

führte die Aufsicht über die Wildbahn und beschäftigte zwei Wildbahnmeister, die u.a. für die<br />

Instandhaltung der Umzäunung zuständig waren.<br />

Viel weiß man nicht über die <strong>Davert</strong>nickel, denn es gibt keine Bilder oder Urkunden zu ihrer<br />

Zucht. Nachgewiesenerweise wurde der <strong>Davert</strong>nickel nicht größer als 1,52 m Stockmaß. Der<br />

Name gibt weitere Aufschlüsse über ihr Äußeres und ihren Charakter. Die Gebrüder Grimm<br />

beispielsweise verwendeten das Wort „Nickel“ in ihren Märchen als Namen für kleine, unansehnliche<br />

Pferde. Auch im heutigen Sprachgebrauch wird ein etwas kleinlicher und bösartiger<br />

Mensch noch als „nickelig“ bezeichnet. Diese Eigenschaft mag auch auf die <strong>Davert</strong>nickel zugetroffen<br />

haben.<br />

Trotz ihrer vermuteten Eigenwilligkeit – wem ist es nach einer Jugend in „freier Wildbahn“ zu<br />

verdenken – waren die <strong>Davert</strong>nickel mit ihren harten Hufen beliebte Arbeits- und Zugpferde.<br />

Sie wurden mit „Regen“, in Kopfhöhe der Pferde angebrachten starken Stricken, von Bäumen<br />

aus oder bei Futterscheunen, in denen im Winter eine Zufütterung erfolgte, einzeln gefangen<br />

und auf dem Pferdemarkt in Coesfeld verkauft.<br />

1812 versteigerte Freiherr von Elverfeld von Haus Byink 18 in der Wildbahn gezogene Pferde<br />

und leitete damit das Ende der Zucht und auch das Aussterben der <strong>Davert</strong>nickel ein. Anschließend<br />

wurde das Gelände für die Unterstellung von Arbeitspferden in den Wintermonaten<br />

genutzt, Stück für Stück aufgeforstet oder in landwirtschaftliche Nutzung genommen. Das<br />

endgültige Ende der wild lebenden Pferde kam mit der Teilung der <strong>Davert</strong> 1841.<br />

Heute leben die <strong>Davert</strong>nickel nur noch in den alten Sagen und Mythen fort, zum Beispiel in<br />

der Geschichte des grausamen Rentmeisters Schenkewald, der, aus dem Schloss Nordkirchen<br />

vertrieben, noch heute in einer Kutsche – gezogen von vier schwarzen <strong>Davert</strong>nickeln – durch<br />

die <strong>Davert</strong> rumpeln soll...<br />

Friederike Stelzner, Studentin, Münster<br />

Heckrinder in der Emsaue bei Telgte<br />

Konikpferde in den Emsauen<br />

Feuchtwiesen am Emmerbach<br />

RÜCKKEHR DER WILDBAHN<br />

Die <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

plant in der <strong>Davert</strong> ein großflächiges<br />

Beweidungsprojekt mit Heckrindern und<br />

Konikpferden. Mehr dazu in der nächsten<br />

Ausgabe der <strong>Davert</strong>-<strong>Depesche</strong>.

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