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Brückenschlag nach Norden Seite 4 - Nordzucker AG

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Akzente<br />

Oktober 2008 ··· Neues aus der <strong>Nordzucker</strong>-Welt<br />

Danisco Sugar –<br />

<strong>Brückenschlag</strong> <strong>nach</strong> <strong>Norden</strong> <strong>Seite</strong> 4<br />

„Effizienter sein als die Wettbewerber“ <strong>Seite</strong> 9<br />

Interview mit Dr. Martin Wienkenhöfer<br />

Rohstoffkonzept:<br />

Neue Zeiten, neue Verträge <strong>Seite</strong> 16<br />

Raffinationsstart in Chełmza <strong>Seite</strong> 23


Editorial<br />

3 Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre<br />

Aktuell<br />

4 <strong>Brückenschlag</strong> <strong>nach</strong> <strong>Norden</strong><br />

6 Danisco Sugar ist der beste Partner für <strong>Nordzucker</strong><br />

8 Kommentar Isermeyer: „Der <strong>Norden</strong> ist uns nahe“<br />

8 Erstes Quartal 2008<br />

9 Interview Dr. Martin Wienkenhöver<br />

11 Kampagnestart in den <strong>Nordzucker</strong>-Werken<br />

11 <strong>Nordzucker</strong> verabschiedet Uve Bonneß<br />

12 Explosion der Energie- und Hilfsstoffkosten<br />

14 Hauptversammlungen 2008<br />

Rübe<br />

16 Rohstoffkonzept: Neue Zeiten, neue Verträge<br />

20 Aus der Restrukturierung das Beste herausgeholt<br />

20 Ganzjahresrüben: Geringere Zuckergehalte bei deutlich höheren Rübenerträgen<br />

22 Nachgefragt. Rübenanbauer im Gespräch<br />

Markt und Kunde<br />

23 Raffinationsstart im polnischen Werk Chełmza<br />

24 Eurosugar Markt-Telegramm<br />

25 Rohrzucker erweitert das SweetFamily-Sortiment<br />

26 SweetFamily: Feiner Zucker im Kleinformat<br />

26 Bioenergie vor Ort: Mit E85 Kosten sparen<br />

Treffpunkt<br />

28 Beraterwissen zum Anfassen – Rübentage in Polen,<br />

Slowakei und Serbien<br />

30 Zu Gast bei Ministerpräsident Wulff<br />

Ehemalige Standorte<br />

30 Königslutter: Standortvorteil Bahnanschluss<br />

Das süße Rezept<br />

32 So genießt Frankreich: Crème Brûlée<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong><br />

Küchenstraße 9 … 38100 Braunschweig<br />

Telefon 0531 / 24 11 - 314 … Telefax 0531 / 24 11 - 106<br />

E-Mail akzente@nordzucker.de<br />

Redaktion (r):<br />

Helmut Bleckwenn, Susanne Dismer-Puls (textesse.de),<br />

Bianca Deppe-Leickel verantw., Rolf Hoffmann, Simone Nickel,<br />

Tanja Schneider-Diehl, Marion Stumpe, Dr. Ulf Wegener<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />

Susanne Brakebusch, Claus-Friso Gellermann, Nora Umlauff,<br />

Stefanie Wolff<br />

Layout und Satz:<br />

KLOCKE-Werbeagentur, Hildesheim<br />

Druck:<br />

CWN - Druck, Hameln<br />

Unser Titelbild ...<br />

4<br />

25<br />

12<br />

28 30<br />

20<br />

16<br />

INHALT<br />

... zeigt im Hintergrund eine Ansicht der Storebælt-Brücke<br />

(dänisch Storebæltsbroen), die seit 1998 die dänischen Inseln<br />

Fünen und Seeland verbindet und zur Querung des Großen<br />

Belts gehört. Sie besteht im östlichen Abschnitt aus der mit<br />

2.694 Metern längsten Hängebrücke Europas mit einer Spannweite von 1.624<br />

Metern.<br />

Anfang September wurde der Staatsvertrag zwischen Dänemark und Deutschland<br />

zum Bau der Fehmarnbeltbrücke unterzeichnet. Die neue, rund 20 Kilometer lange<br />

Straßen- und Eisenbahnbrücke soll die deutsche Ostseeinsel Fehmarn (Puttgarden)<br />

mit der dänischen Insel Lolland (Roedby) verbinden. Mit dem Bau der geplanten<br />

Schrägseilbrücke soll 2011 begonnen werden. Ab 2018 wird sich damit die Fahrzeit<br />

von Hamburg <strong>nach</strong> Kopenhagen um rund eine Stunde verkürzen.


Editorial<br />

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Konsolidierung unserer Branche<br />

hat Fahrt aufgenommen. Der europäische<br />

Zuckermarkt ist nicht nur in<br />

Bewegung gekommen. Mehr noch:<br />

Die europäische Zuckerindustrie wird<br />

sich <strong>nach</strong>haltig verändern.<br />

Denn mit der am 14. Juli in Kopenhagen<br />

unterzeichneten Vereinbarung<br />

avancieren wir – vorbehaltlich der<br />

Genehmigung durch die zuständigen<br />

Wettbewerbsinstanzen – zur unangefochtenen<br />

Nummer zwei in Europa.<br />

<strong>Nordzucker</strong> wird dann einen Markt-<br />

Die Initialzündung dafür hat <strong>Nordzucker</strong><br />

gegeben: Mit der Unterzeichanteil<br />

von rund 16 Prozent halten.<br />

nung der Vereinbarung<br />

über den Erwerb von<br />

Danisco Sugar, Europas<br />

„Die Initialzündung<br />

hat <strong>Nordzucker</strong> gegeben.“<br />

Die mit dem Erwerb<br />

einhergehende geographische<br />

Markterweiterung<br />

fünftgrößtem Zuckerunternehmen. trägt nicht nur dazu bei, unsere Zu-<br />

Inzwischen haben auch die Aktionäre kunftsfähigkeit zu sichern, sondern sie zu uns. Ich bin deshalb fest davon<br />

von Danisco A/S als Eigentümer dem eröffnet uns zugleich neue unterneh- überzeugt, dass wir am Beginn einer<br />

Verkauf an <strong>Nordzucker</strong> zugestimmt merische Gestaltungsmöglichkeiten. unternehmerisch fruchtbaren Verbin-<br />

und damit unsere Pläne für eine Denn wir können den Marktherausfordung stehen.<br />

gemeinsame Zukunft der beiden Underungen unabhängig und aus einer<br />

ternehmen positiv bewertet.<br />

Position der Stärke heraus begegnen. Gleichzeitig müssen und werden<br />

Wir investieren damit zielgerichtet in<br />

die Zukunft unseres Unternehmens.<br />

Dem Erhalt des Rübenanbaus kommt<br />

Wir reagieren nicht,<br />

sondern können aktiv<br />

gestalten.<br />

„Danisco Sugar ist für<br />

<strong>Nordzucker</strong> der bestmögliche<br />

Partner!“<br />

wir weiter konsequent<br />

und zielstrebig daran<br />

arbeiten, <strong>Nordzucker</strong><br />

in allen Unternehmens-<br />

dabei eine maßgebliche Rolle zu. Mit Danisco Sugar haben wir einen bereichen noch leistungsfähiger zu<br />

Zugleich kommen wir dem in unserer leistungsfähigen Partner gewonnen. machen. Denn nur so stellen wir<br />

Strategy Map fixierten Ziel und An- Mehr noch: Danisco Sugar ist für sicher, dass wir auf die vielfältigen<br />

spruch, führendes Zuckerunternehmen <strong>Nordzucker</strong> der bestmögliche Partner! Herausforderungen unseres Marktes<br />

Europas zu werden, einen großen Denn das Unternehmen passt strate- bestens vorbereitet sind.<br />

Schritt näher.<br />

gisch und geographisch hervorragend<br />

Ihr Hans-Gerd Birlenberg<br />

Kopenhagen, 14. Juli 2008 – ein historischer Tag<br />

für die Zuckerwelt der EU: Die Vereinbarungen<br />

über dern geplanten Erwerb von Danisco Sugar<br />

werden unterzeichnet. (v.l.n.r.) Mogens Granborg<br />

– CEO Danisco Sugar, Hans-Gerd Birlenberg –<br />

<strong>Nordzucker</strong>-CEO, Søren Bjerre-Nielsen – CFO<br />

Danisco. Im Hintergrund <strong>Nordzucker</strong>-Vorstand Dr.<br />

Martin Wienkenhöver (r.) und Projektleiterin Tanja<br />

Tamara Dreilich (l.)<br />

3<br />

Akzente Oktober 2008 • Editorial


4<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell<br />

<strong>Brückenschlag</strong> <strong>nach</strong> <strong>Norden</strong><br />

Mit Danisco Sugar die Zukunft gestalten<br />

Nachdem die Vereinbarung über<br />

den geplanten Erwerb von Danisco<br />

Sugar am 14. Juli in Kopenhagen<br />

unterzeichnet worden war, stimmten<br />

Mitte August auch die Aktionäre des<br />

verkaufenden Unternehmens, Danisco<br />

A/S, der Transaktion mit sehr großer<br />

Mehrheit zu. Exakt 99,17 Prozent<br />

der Anteilseigner befürworteten die<br />

<strong>Nordzucker</strong>-Pläne für eine gemeinsame<br />

Zukunft beider Unternehmen.<br />

Damit wird deutlich, dass die im<br />

Vorfeld von <strong>Nordzucker</strong>-CEO Hans-<br />

Gerd Birlenberg stets hervorgehobene<br />

strategische Logik der Partnerschaft<br />

und die daraus resultierenden Perspektiven<br />

rundum überzeugen konnten.<br />

Birlenberg sagte im Anschluss an die<br />

Unterzeichnung der Verkaufsvereinbarung:<br />

„Dies ist ein ganz besonderer<br />

Tag für unser Unternehmen. Denn der<br />

geplante Erwerb von Danisco Sugar<br />

trägt wesentlich dazu bei, dass unser<br />

Unternehmen auch den zukünftigen<br />

Marktherausforderungen erfolgreich<br />

begegnen kann. Danisco Sugar ist für<br />

uns der bestmögliche Partner.“<br />

Gefestigte Position im Konsolidierungsprozess<br />

Mit dem Erwerb von Europas fünftgrößtem<br />

Zuckerunternehmen festigt<br />

<strong>Nordzucker</strong> die eigene Marktposition<br />

<strong>nach</strong>haltig. Der Marktanteil steigt<br />

auf insgesamt rund 16 Prozent. Die<br />

gewachsene unternehmerische Größe<br />

und damit auch Marktbedeutung<br />

versetzt <strong>Nordzucker</strong> gleichzeitig in die<br />

Lage, den weiteren Konsolidierungsprozess<br />

nicht nur aus einer gefestigten<br />

Hans-Gerd Birlenberg, <strong>Nordzucker</strong>-CEO, (l.) und Mogens Granborg, CEO Danisco Sugar, besiegeln die<br />

erfolgreichen Verhandlungen zwischen <strong>Nordzucker</strong> und Danisco mit einem kräftigen Händedruck.<br />

Position zu begleiten, sondern ihn<br />

maßgeblich mit zu gestalten.<br />

Markt mit 30 Millionen Einwohnern<br />

Ein weiteres wichtiges Argument, das<br />

die Logik der Transaktion unterstreicht:<br />

Mit Danisco Sugar gewinnt <strong>Nordzucker</strong><br />

ein unmittelbar angrenzendes,<br />

zusammenhängendes Marktgebiet<br />

hinzu, das bereits heute attraktiv ist<br />

und auch für die Zukunft interessante<br />

Potenziale eröffnet. Zu nennen sind<br />

in diesem Zusammenhang zum einen<br />

natürlich Vorteile im Transport- und<br />

Logistikbereich. Zum anderen ist der<br />

Zuckerverbrauch im skandinavischen<br />

Raum im EU-Vergleich überdurchschnittlich<br />

hoch. Und schließlich bieten<br />

insbesondere das Nicht-EU-Land<br />

Norwegen sowie Island interessante<br />

Entwicklungschancen.<br />

Danisco Sugar ist mit eigenen Produktionsstätten<br />

in Dänemark, Deutschland,<br />

Schweden sowie Finnland und<br />

Litauen aktiv. Die Produkte werden<br />

unter dem Markennamen Dan Sukker<br />

vertrieben.<br />

Erfahrungen im Raffinationsgeschäft<br />

gemeinsam nutzen<br />

Sehr vielversprechend sind weiterhin<br />

die Engagements beider Unternehmen<br />

im Bereich der Raffination von<br />

Rohrrohzucker. Danisco Sugar ist als<br />

sogenannter „Traditional Refiner“<br />

eines der wenigen europäischen<br />

Unternehmen, die hier bereits operativ<br />

tätig sein können und betreibt<br />

zwei Raffinationsanlagen. <strong>Nordzucker</strong><br />

hat in diesem Sommer im polnischen<br />

Chełmza eigene Aktivitäten gestartet.<br />

Vertriebsorganisation von Danisco<br />

Sugar etabliert und erfolgreich<br />

<strong>Nordzucker</strong> profitiert bereits heute von<br />

der Leistungsfähigkeit der europäischen<br />

Vertriebsplattform Eurosugar,<br />

die seit Oktober 2007 gemeinsam mit<br />

Cristal Union (Frankreich) und ED&F<br />

Man (Großbritannien) erfolgreich<br />

betrieben wird. Die Vertriebsstrukturen<br />

von Danisco Sugar im skandinavischen<br />

und baltischen Raum sind<br />

sehr gut aufgestellt. Eine Integration<br />

in die Strukturen von Eurosugar ist aus<br />

aktueller Perspektive allerdings nicht<br />

vorgesehen.


Miteigentümerschaft angeboten<br />

<strong>Nordzucker</strong> setzt auch im Umfeld<br />

von Danisco Sugar auf eine enge und<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

mit den Rübenanbauern. Daher wurde<br />

ihnen angeboten, sich an der zukünftigen<br />

Einheit, in der die heutigen Aktivitäten<br />

von Danisco Sugar gebündelt<br />

werden sollen, mit bis zu 49 Prozent<br />

zu beteiligen. Die entsprechenden<br />

Gespräche sollen zeitnah geführt<br />

werden.<br />

Zustimmung der Wettbewerbsinstanzen<br />

notwendig<br />

Nach der Zustimmung der Danisco-<br />

Aktionäre ist abschließend nun noch<br />

eine Freigabe der Transaktion durch<br />

die zuständigen Wettbewerbsinstanzen<br />

erforderlich. Die dazu notwendigen<br />

Vorarbeiten haben bereits begonnen.<br />

„Grünes Licht“ der Wettbewerbshüter<br />

ist aus heutiger Sicht im Laufe der<br />

nächsten Monate zu erwarten.<br />

Bereits jetzt bereitet <strong>Nordzucker</strong> –<br />

soweit juristisch möglich und sinnvoll<br />

– den unmittelbar <strong>nach</strong> dem „Closing“<br />

beginnenden Integrationsprozess auf<br />

das Sorgfältigste vor. Der <strong>Nordzucker</strong>-<br />

Werke<br />

Marktanteil (in Prozent)<br />

Mitarbeiter<br />

Zuckerproduktion (in Millionen t)<br />

Rübenanbauer<br />

EBIT (in Millionen EUR)<br />

Umsatzgröße (in Millionen EUR)<br />

<strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>Nordzucker</strong> und Danisco Sugar im Vergleich – und das zukünftige Profil<br />

12<br />

9<br />

2.900<br />

1,9<br />

11.400*<br />

110<br />

1.300<br />

CEO: „Nur so können wir gewährleisten,<br />

dass der Übergang reibungslos<br />

verlaufen wird und es uns gelingt, die<br />

sich mit der Partnerschaft bietenden<br />

Potenziale wirklich zu erschließen und<br />

zu nutzen.“<br />

Auf Marktherausforderungen weiter<br />

entschlossen vorbereiten<br />

Die Bündelung der Stärken beider<br />

Part ner ist ein wesentlicher Beitrag,<br />

<strong>Nordzucker</strong> und Danisco Sugar best-<br />

möglich auf die anstehenden Marktherausforderungen<br />

vorzubereiten.<br />

„Die Marktsituation wird künftig sicher<br />

nicht einfacher werden“, so Hans-Gerd<br />

Birlenberg. „Nur Zuckerhersteller, die<br />

strategisch vielversprechend positioniert<br />

sind, zugleich aber auch im operativen<br />

Bereich kontinuierlich an sich<br />

arbeiten und sich verbessern, werden<br />

mittel- und langfristig zu den Gewinnern<br />

gehören. Insofern ist der Erwerb<br />

von Danisco Sugar ein ganz wichtiger<br />

Baustein für unsere Zukunftsfähigkeit,<br />

jedoch nicht der einzige. Parallel<br />

werden wir unsere Anstrengungen,<br />

uns in allen Belangen immer wieder zu<br />

verbessern, konsequent fortsetzen.“<br />

Bianca Deppe-Leickel, Manager Investor Relations<br />

Danisco<br />

Sugar<br />

8<br />

7<br />

2.000<br />

1,0<br />

8.000<br />

78<br />

918<br />

Gemeinsam<br />

20<br />

16<br />

4.900<br />

2,9<br />

19.400<br />

188<br />

2.218<br />

* alle Länder Stand: Geschäftsjahr 2007/08<br />

5<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell


6<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell<br />

Nicht nur als Hoflieferant sehr erfolgreich<br />

Danisco Sugar ist der beste Partner für <strong>Nordzucker</strong><br />

Gegründet als „De Danske Sukkerbrikker“,<br />

produziert Danisco Sugar<br />

seit 1872 Zucker aus „Sukkerroe“<br />

– dänisch für Zuckerrübe. Ebenso<br />

tra ditionsreich wie <strong>Nordzucker</strong>,<br />

entwickelte sich das dänische Unternehmen<br />

von seinen frühen Anfängen<br />

zum führenden Zuckerproduzenten in<br />

Skandinavien und fünftgrößten Europas.<br />

Doch es ist nicht allein die Größe,<br />

die den Hoflieferanten des dänischen<br />

Königshauses für <strong>Nordzucker</strong> attraktiv<br />

macht.<br />

Sieben Prozent Marktanteil<br />

Gut 35 Jahre <strong>nach</strong> dem Start der Rübenzuckerproduktion<br />

in Deutschland<br />

– 1838 in Klein Wanzleben – führte der<br />

dänische Investor und Firmengründer<br />

C.F. Tietgen diese <strong>nach</strong> deutschem<br />

Vorbild in Dänemark ein. Heute<br />

beliefern rund 8.000 Rübenanbauer<br />

Danisco Sugar mit jährlich 6,4 Millionen<br />

Tonnen Rüben. Daraus produziert<br />

das Unternehmen gut eine Million<br />

Tonnen Zucker. So kommt der nordeuropäische<br />

Zuckerproduzent auf gut<br />

sieben Prozent Marktanteil in Europa.<br />

Auf dieser Grundlage erwirtschaftete<br />

Danisco Sugar im Geschäftsjahr<br />

Die Kopenhagener Unternehmenszentrale des Mutterkonzerns Danisco A/S befindet sich in den historischen Gebäuden der ehemaligen Zuckerfabrik.


Danisco Sugar Standorte 2008<br />

2007/08 einen Umsatz von 918 Millionen<br />

Euro und ein EBIT in Höhe von<br />

78 Millionen Euro. <strong>Nordzucker</strong> erwirbt<br />

damit einen attraktiven Partner. „Beide<br />

Unternehmen passen strategisch<br />

hervorragend zueinander, und auch<br />

kulturell sehen wir sehr viele Gemeinsamkeiten.<br />

Kurzum: Danisco Sugar ist<br />

für <strong>Nordzucker</strong> der beste Partner“, so<br />

Hans-Gerd Birlenberg.<br />

Im Markt fest etabliert<br />

Danisco Sugar ist Marktführer<br />

in einem attraktiven Markt mit<br />

rund 30 Millionen Einwohnern.<br />

Mit Dan Sukker besitzt<br />

das Unternehmen eine in<br />

ganz Nordeuropa bekannte<br />

Verbrauchermarke. Rund<br />

17 Prozent der Einnahmen<br />

stammen aus dem Verkauf an<br />

Endverbraucher und 61 Prozent aus<br />

dem Verkauf an industrielle Kunden,<br />

vornehmlich aus der Lebensmittelund<br />

Getränkeindustrie. Die übrigen<br />

22 Prozent entfallen auf den Verkauf<br />

von Futtermitteln und sonstigen Produkten.<br />

Rund 80 Prozent der Einnahmen<br />

werden in den nordeuropäischen<br />

und baltischen Ländern erzielt.<br />

Sechs Zuckerfabriken in fünf Ländern<br />

Danisco Sugar ist mit sechs Zuckerfabriken<br />

in Dänemark (Nakskov, Nykøbing),<br />

Schweden (Örtofta), Deutschland<br />

(Anklam), Finnland (Säkylä) und<br />

Litauen (Kedainiai) aktiv. Die Mehrzahl<br />

der Werke (Nakskov, Nykøbing sowie<br />

Arlöv und Porkkala als Raffinerien) verfügt<br />

über eine Produktionsleistung von<br />

jeweils rund 200.000 Tonnen Zucker<br />

pro Jahr. Die übrigen Werke (Kedainiai,<br />

Säkylä und Anklam) liegen mit zirka<br />

46.000, 101.000 und 136.000 Tonnen<br />

pro Jahr teils deutlich darunter. Die mit<br />

Abstand höchste Leistung erbringt das<br />

schwedische Werk Örtofta mit einer<br />

Produktion von 353.000 Tonnen pro<br />

Jahr.<br />

„Traditional Refiner“<br />

Auch mit der Raffination von Rohrrohzucker<br />

hat das Unternehmen als<br />

„Traditional Refiner“ in seinen zwei<br />

Raffinerien in Schweden (Arlöv) und<br />

Finnland (Porkkala) bereits umfassende<br />

Erfahrungen gesammelt. Mit der Einfuhr<br />

von Rohrrohzucker aus den LDCund<br />

AKP-Ländern ab Ende 2009 wird<br />

die Rohrrohzuckerraffination weiter<br />

erheblich an Bedeutung gewinnen. Sie<br />

wird somit zu einem eminent wichtigen<br />

Standbein auch für <strong>Nordzucker</strong><br />

werden.<br />

Bianca Deppe-Leickel, Manager Investor Relations<br />

7<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell


8<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell<br />

„Der <strong>Norden</strong> ist uns nahe“<br />

Von Dr. Harald Isermeyer, Aufsichtsratsvorsitzender <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong><br />

„Ich freue mich über gleichermaßen. Sie trägt ganz wewortung wird in Zukunft – und das<br />

diesen historischen, sentlich dazu bei, dass <strong>Nordzucker</strong> in wünsche ich mir sehr – auch die Be-<br />

ausgesprochen die Lage versetzt wird, das Heft des ziehung zu den 8.000 Landwirten der<br />

wichtigen Verhand- Handelns – auch auf lange Sicht – Danisco Sugar prägen. Ihnen bietet<br />

lungserfolg und sicher in den Händen zu<br />

<strong>Nordzucker</strong> eine Betei-<br />

den gelungenen ersten Schritt in die behalten. Wir wollen die „Ziel ist auch in Skandinavien ligung am Grundkapital<br />

Zusammenarbeit von <strong>Nordzucker</strong> und derzeit stattfindenden eine dauerhafte, kalkulier- von Danisco Sugar an.<br />

Danisco Sugar. Im Namen des gesam- Markt umbrüche <strong>nach</strong> bare und tragfähige, für Ziel ist auch in Skanditen<br />

Aufsichtsrats danke ich dem er- der EU-Zuckerreform als markt politische Wechselfälle navien eine dauerhafte,<br />

folgreichen <strong>Nordzucker</strong>-Team für gute, ein führender Zucker- gewappnete Partnerschaft kalkulierbare und tragfä-<br />

zum Ziel führende Arbeit. Wichtig ist, hersteller der EU hinter mit der Landwirtschaft.“ hige, für marktpolitische<br />

dass dieser Weg auch weiterhin erfolg- uns lassen. Diesem<br />

Wechselfälle gewappnete<br />

reich beschritten wird – da haben wir gemeinsamen Ziel bringt uns Danisco Partnerschaft mit der Landwirtschaft.<br />

die größere Wegstrecke noch vor uns. Sugar entschieden näher: Von allen <strong>Nordzucker</strong> pflegt diese Unternehmer-<br />

Erst mit den erwar-<br />

Alternativen ist Danisco partnerschaft mit den Landwirten<br />

teten wirtschaftlichen „Wir haben die größere Sugar sicher der beste in Norddeutschland in Form einer<br />

Erfolgen in der Zukunft Wegstrecke noch vor uns.“ Partner für uns. Der historisch gewachsenen Beteiligung<br />

wird sich erweisen, dass<br />

<strong>Norden</strong> ist uns „nahe“: am Unternehmenskapital. Angesichts<br />

dieser strategisch richtige Schritt für Nicht nur „inhaltlich“, im Kernge- schwankender Märkte für Agrarroh-<br />

die <strong>Nordzucker</strong> auch in der Praxis ein schäft Zucker aus Rübe. Natürlich auch stoffe hat eine solche stabile Bindung<br />

Erfolg wird. Das bedeutet für alle Be- räumlich und klimatisch, im EU-Kern- auch für die Zukunft eine herausrateiligten<br />

noch ein hartes Stück Arbeit. markt. Und last but not least – für ein gende Bedeutung: Und zwar gleicher-<br />

reibungsarmes Zusammengehen nicht maßen für den Unternehmenserfolg<br />

Diese Transaktion ist ein wichtiger zu unterschätzen – auch kulturell. von Rübenanbauern und Zuckerher-<br />

Schritt für die Zukunft der Zuckerstellern.“wirtschaft<br />

und des Rübenanbaus in Eine gemeinsame Kultur der Nach-<br />

Norddeutschland und in Skandinavien haltigkeit, Verlässlichkeit und Verant-<br />

Erstes Quartal 2008: <strong>Nordzucker</strong> weiter auf Kurs<br />

Der Überschuss der <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> zum Ende des ersten<br />

Quartals am 31. Mai 2008 lag mit 24,1 Millionen Euro<br />

über dem Ergebnis der Vorjahresperiode (7,7 Millionen<br />

Euro). Dank der stabilen Marktlage konnte in den ersten<br />

drei Monaten des Geschäftsjahres ein Umsatz von 277,2<br />

Millionen Euro erwirtschaftet werden. Die Umsatzerlöse<br />

bewegen sich damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres<br />

(280,1 Millionen Euro).<br />

Die Effekte aus der Quotenrückgabe der<br />

zweiten Rückgabewelle zum 31. März 2008<br />

haben den Abschluss zum ersten Quartal<br />

stark beeinflusst. Sowohl die erwarteten<br />

Zahlungen der Umstrukturierungsbeihilfe<br />

der EU wie auch der Aufwand für die Werkschließungen<br />

in Ungarn sind im vorlie-<br />

genden Abschluss bereits berücksichtigt.<br />

Die Quotenrückgabe ist damit abgeschlossen. Es ist davon<br />

auszugehen, dass sich die Märkte zunächst deutlich<br />

stabilisieren werden. Allerdings befindet sich die gesamte<br />

Branche weiterhin in einer Phase der Veränderung und<br />

Konsolidierung. Mit der angestrebten Akquisition von<br />

Danisco Sugar wurden die Weichen für die <strong>nach</strong>haltige<br />

Entwicklung der <strong>Nordzucker</strong> gestellt.<br />

Bianca Deppe-Leickel, Manager Investor Relations<br />

Den vollständigen Quartalsbericht der <strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>AG</strong> finden Sie als Online-Ausgabe unter<br />

www.nordzucker.de – Investor Relations – im<br />

Downloadcenter.


„Wir müssen effizienter sein als unsere Wettbewerber“<br />

Interview mit Dr. Martin Wienkenhöver, Vorstand Produktion und Technik (COO)<br />

Seit April 2008 ist Dr. Martin Wien­ Bezug zu natürlich <strong>nach</strong>wachsenden<br />

kenhöver (52) Vorstandsmitglied der Ressourcen. Aber unter betriebswirt-<br />

<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong>. Zuständig für das Resschaftlichen Aspekten hat mich die<br />

sort Supply Chain mit den Bereichen große Abhängigkeit unseres Rohstoffs<br />

Einkauf, Produktion und Technik, Rübe vom Wetter doch überrascht und<br />

Qualitätsmanagement sowie Logi­ ist sicher eine besondere Herausforstik,<br />

verantwortet der<br />

promovierte Chemiker<br />

zentrale Bereiche des<br />

Unternehmens. Die<br />

ersten Monate hat der<br />

„Die große Abhängigkeit<br />

unseres Rohstoffs Rübe<br />

vom Wetter hat mich doch<br />

überrascht“<br />

derung auch in meinem<br />

Verantwortungsbereich.<br />

Zum anderen faszinieren<br />

mich die Besonderheiten<br />

des Kampagnebetriebes<br />

gebürtige Westfale genutzt, um sich unserer Werke. Solch deutlich aus- Dr. Martin Wienkenhöver ist seit April 2008 neues<br />

mit Aufgaben, Herausforderungen und geprägte Spezifika habe ich in dieser Vorstandsmitglied der <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong>.<br />

Zielen und natürlich mit den Menschen Konsequenz in meinen bisherigen Auf-<br />

in der neuen Organisation vertraut zu gaben so noch nicht erlebt. In drei bis Und dann habe ich ja das große Glück,<br />

machen. Den Aktionären stand der vier Monaten produzieren wir „volle in meinen ersten Monaten bei Nord-<br />

neue Vorstand auf den Hauptversamm­ Pulle“, sprich „aus allen Rohren“. Die zucker bei der größten Akquisition der<br />

lungen im Juli bereits persönlich Rede sich anschließende Phase wiederum Unternehmensgeschichte gestaltend<br />

und Antwort. Zu seinen Eindrücken, dient <strong>nach</strong> einer Ruhe- und Urlaubs- mitzuwirken. Bei der bevorstehenden<br />

Kernaufgaben und Zielen befragte ihn<br />

Tanja Schneider­Diehl.<br />

Herr Dr. Wienkenhöver, Ihre ersten<br />

Monate bei <strong>Nordzucker</strong> sind vorüber.<br />

Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke<br />

phase der Vorbereitung<br />

der neuen Kampagne,<br />

um dann wieder bereit<br />

zu sein, wenn die<br />

nächsten Rüben verarbeitet<br />

werden. Das<br />

„Von den Ideen und dem<br />

Know-how, die in<br />

beiden Unternehmen vorhanden<br />

sind, können wir alle<br />

nur profitieren.“<br />

Integration von Danisco<br />

Sugar ist ein gegenseitiger<br />

Blick über den Tellerrand<br />

sehr wichtig. Denn<br />

von den Ideen und dem<br />

Know-how, die in beiden<br />

beschreiben – speziell im Hinblick auf ist für mich wirklich eine ganz neue Unternehmen vorhanden sind, können<br />

Ihre Kernaufgaben?<br />

Erfahrung, die umso interessanter und wir alle nur profitieren. Da ich schon<br />

Zuallererst möchte ich mich bei dieser spannender ist.<br />

die eine oder andere Fusion in un-<br />

Gelegenheit bei allen Kollegen und<br />

terschiedlichen Ausprägungen erlebt<br />

Kolleginnen von <strong>Nordzucker</strong> bedan- Welches sind für <strong>Nordzucker</strong> als<br />

habe, wünsche ich uns allen Offenheit<br />

ken, die mich sehr freundlich emp- europa weit agierendes Unternehmen, und keine Berührungsängste. Dadurch<br />

fangen und tatkräftig meinen Einstieg das sich auf Wachstumskurs befindet, kann eine positive Kreativität entste-<br />

unterstützt haben. Ich erlebe Nordzu- die größten Herausforderungen für das hen, die uns über bekannte Prozesse<br />

cker aus den vielen, vielen Gesprächen Ressort Supply Chain?<br />

und Arbeitsabläufe ganz neu <strong>nach</strong>den-<br />

in den ersten Monaten als ein starkes, Im Operativen sind es erst einmal ken lässt.<br />

traditionelles, in der Region verwur- keine spektakulär neuen Dinge. Rezeltes<br />

Unternehmen, das sich seit duzierte Preise innerhalb einer neuen Das klingt <strong>nach</strong> großen Projekten. Was<br />

einigen Jahren auf den Weg gemacht Zuckermarktordnung, deutlich stei- werden Sie tun, um die Aktionäre, aber<br />

hat, noch stärker marktwirtschaftlich, gende Aufwendungen für Energie und nicht zuletzt natürlich die Mitarbeiter<br />

innovativ und international zu agieren. weiter erhöhte Arbeitskosten – dieses im In­ und Ausland für Ihre Ziele zu<br />

Szenario heißt für uns: Wir müssen begeistern und mitzunehmen?<br />

Was manche von Ihnen vielleicht nicht effizienter sein als unsere Wettbewer- Dreh- und Angelpunkt ist für mich<br />

wissen: Ich bin auf einem Nebenerber. Dazu sind schlankes Kostenma- die Frage, wie wir es schaffen werden,<br />

werbsbauernhof aufgewachsen und nagement und intelligente Prozessfüh- <strong>nach</strong> dem hoffentlich bald abzu-<br />

habe somit durchaus einen engen rung sehr wichtig.<br />

schließenden Erwerb von Danisco<br />

9<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell


10<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell<br />

Sugar zwei große Zuckerunternehmen Mit Ihrem noch frischen Blick von austellungen bedeutet das: noch intelli-<br />

unter einem gemeinsamen Dach zu ßen auf die <strong>Nordzucker</strong>: Wo sehen Sie gentere Lösungen durch reduzierten<br />

führen. Zunächst einmal müssen wir konkret Potenzial für Veränderungen? Einsatz von wertvollen Ressourcen.<br />

im Vorstand und in der Geschäftslei- Meine erste Kampagne, auf die ich<br />

tung und mit allen maßgeblich Betei- mich sehr freue, steht endlich vor der Zum Schluss eine Frage an den Menligten<br />

den endgültigen Abschluss des Tür. Diese möchte ich natürlich nutzen, schen Dr. Wienkenhöver – wofür begei­<br />

Kaufs gestalten und<br />

managen. Dann gilt<br />

es, zwei Unternehmen<br />

schnell und zugleich<br />

um aus der Erkenntnis, wie<br />

„Dennoch ist es meine Pflicht<br />

wir arbeiten, Rückschlüsse<br />

sämtliche Abläufe erneut<br />

für meine Arbeit zu ziehen.<br />

auf den Prüfstand zu stellen.“<br />

Prozesse und Mechanisstern<br />

Sie sich privat und wo schalten<br />

Sie ab?<br />

Heute bin ich zwar in erster Linie<br />

als Manager tätig, aber technische<br />

behutsam zu integrieren, die dann men sind bei <strong>Nordzucker</strong> über Jahre Lösungen faszinieren mich <strong>nach</strong> wie<br />

den Markt Hand-in-Hand bedienen optimiert worden und laufen sehr gut vor, wenn sie gut funktionieren oder<br />

können und damit für alle Beteiligten und erfolgreich. Dennoch möchte eine ungewöhnliche Idee dahinter<br />

– Kunden, Lieferanten, Aktionäre und ich – und ist es meine Pflicht gerade steckt. Daran habe ich viel Freude.<br />

Mitarbeiter – einen Mehrwert schaffen. vor dem Hintergrund der verschärf- Spaß machen mir auch Dinge, die gut<br />

Mein wesentlicher Part besteht darin,<br />

die besten technischen Lösungen auszuwählen,<br />

umzusetzen und diese allen<br />

Beteiligten in Sachen Chancen, aber<br />

auch Risiken verständlich und <strong>nach</strong>ten<br />

Bedingungen der<br />

neuen Zuckermarktordnung<br />

– sämtliche<br />

Abläufe erneut auf den<br />

Prüfstand stellen. Denn<br />

laufen, weil Menschen<br />

„Spaß machen mir Dinge,<br />

engagiert an einer Sache<br />

die gut laufen, weil Menschen<br />

arbeiten. Dann lasse ich<br />

engagiert an einer Sache<br />

diesen auch ihren Lauf<br />

arbeiten.“<br />

und kann gut loslassen.<br />

vollziehbar nahezubringen. Wie immer unser zukünftiger Erfolg hängt von der Privat verbringe ich am liebsten die<br />

geht es am Ende darum, organisato- Positionierung unseres Unternehmens Zeit mit meiner Familie. Montags könrisch<br />

und wirtschaftlich ein optimales gegenüber dem Wettbewerb ab. Danen Sie mit mir über Fußball diskutie-<br />

Ergebnis zu erzielen.<br />

hinter stehen auch Überlegungen, was ren. Und richtig abschalten kann ich<br />

wir uns in Zukunft noch leisten können<br />

und wollen. Für technologische Frage-<br />

bei einem guten Buch.<br />

Personalnotizen<br />

Dr. Winfried A. Adam (46) ist<br />

seit dem 1. Juli neuer Leiter des<br />

Corporate Council der <strong>Nordzucker</strong>.<br />

Als Chefsyndikus / Chief<br />

Legal Officer und Mitglied der Geschäftsleitung<br />

berichtet er direkt<br />

an den Vorstandsvorsitzenden.<br />

Der Jurist erwarb umfangreiche Erfahrungen als<br />

Rechtsanwalt, geschäftsführender Gesellschafter<br />

/ Managing Partner, Aufsichtsrat / Aufsichtsratsvorsitzender,<br />

Vorstandsmitglied, Geschäftsführer,<br />

Bereichsleiter und Unternehmer. In seiner<br />

bisherigen Berufslaufbahn führte Winfried Adam<br />

über 100 komplexe Unternehmenstransaktionen<br />

und Projekte weltweit erfolgreich durch. Er war<br />

stellvertretender Vorstandsvorsitzender eines weltweit<br />

tätigen börsennotierten Konzerns (IBS), Chief<br />

Financial Officer des Teilkonzerns eines Hochtechnologie-Milliardenkonzerns<br />

(Heraeus) und General<br />

Counsel und Leiter des gesamten weltweiten<br />

Beteiligungsmanagements dieses Konzerns mit<br />

über 150 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften.<br />

Als Aufsichtsratsmitglied / Board of Directors von<br />

Unternehmen war Winfried Adam insbesondere in<br />

den USA, Japan (u. a. Panasonic), China, Brasilien,<br />

Italien, Niederlande, Spanien, Frankreich und der<br />

Schweiz aktiv. Ferner war er in der EU-Kommission<br />

in Brüssel sowie als Rechtsanwalt international führender<br />

Großsozietäten (u.a. Linklaters) in Europa<br />

und den U.S.A. tätig.<br />

Winfried Adam studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften<br />

im In- und Ausland, ist Dr. jur. der<br />

Universität Heidelberg, Master of Laws (LL.M.,<br />

Washington, D.C.) und Harvard-Absolvent.<br />

Stefan Mühl (43), zuletzt tätig als Manager Corporate<br />

Council und Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

ist auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen<br />

ausgeschieden. Seit 2003 war er zunächst als<br />

Assistent des Vorstands für die <strong>Nordzucker</strong> tätig.<br />

2006 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung und<br />

in dieser Funktion Chefjustiziar des Unternehmens.<br />

2007 schließlich war er für den Aufbau des<br />

Bereichs Corporate Council zuständig. In seine<br />

Zeit als Justiziar fielen zahlreiche strategische<br />

Projekte, u. a. die Gründung der Eurosugar S.A.S,<br />

an der er maßgeblichen Anteil hatte. Eine schwere<br />

Erkrankung führte zu seinem Rückzug aus dem<br />

Unternehmen.


Deutschland Lieferbeginn<br />

1. Clauen<br />

23.09.08<br />

2. Nordstemmen 23.09.08<br />

3. Schladen 23.09.08<br />

4. Uelzen<br />

19.09.08<br />

5. Klein Wanzleben 16.09.08<br />

Kampagnestart<br />

in den <strong>Nordzucker</strong>­Werken<br />

Die <strong>Nordzucker</strong>-Kampagne 2008/09<br />

begann am 3. September 2008 mit<br />

der Rübenlieferung im serbischen<br />

Werk Vrbas. Wenn alles <strong>nach</strong> Plan<br />

läuft, werden die elf <strong>Nordzucker</strong>-<br />

Werke am 6. Januar zusammen rund<br />

Kampagneende<br />

06.01.09<br />

06.01.09<br />

06.01.09<br />

06.01.09<br />

06.01.09<br />

Hannover<br />

Berlin<br />

<strong>Nordzucker</strong> verabschiedet Uve Bonneß<br />

Jörg Egert übernimmt das Immobilienmanagement<br />

Uve Bonneß (64), Manager Immobilien,<br />

geht <strong>nach</strong> über 39 Jahren bei<br />

<strong>Nordzucker</strong> und deren Vorgängergesellschaften<br />

in den Ruhestand. Als<br />

Bauingenieur begann Bonneß seine<br />

Laufbahn 1969 in der Zuckerfabrik<br />

Genthin. Eine Reihe unterschiedlicher<br />

Aufgaben ließ ihn bereits zu<br />

DDR-Zeiten vielfältige Erfahrungen<br />

im Bereich „Grundfondswirtschaft“<br />

sammeln. Mit der Wende 1989 eröffneten<br />

sich ihm und seinen Kollegen<br />

und Mitarbeitern neue Perspektiven.<br />

Nachdem er bereits zwei Jahre<br />

zuvor die Leitung der Zuckerfabrik<br />

Genthin übernommen hatte, wurde<br />

Bonneß auch Geschäftsführer der<br />

neuen GmbH. 1993 wechselte er als<br />

Abteilungsleiter Liegenschaften <strong>nach</strong><br />

1<br />

2<br />

3<br />

Verarbeitung<br />

in t Rüben<br />

1.100.000<br />

1.600.000<br />

1.100.000<br />

2.100.000<br />

1.700.000<br />

4<br />

5 6<br />

zehn Millionen Tonnen Rüben verarbeitet<br />

haben.<br />

Axel Aumüller,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

Produktion, Einkauf, Logistik<br />

Polen<br />

6. Chelmza<br />

7. Opalenica<br />

Braunschweig. Über 40 Altstandorte<br />

und ehemalige Annahmestellen<br />

sowie rund 600 Werkswohnungen<br />

waren in eine vernünftige Nachnutzung<br />

zu überführen. Nachnutzungskonzepte<br />

und noch viel mehr<br />

entwickelte der Immobilienexperte<br />

mit seinem Team <strong>nach</strong> und <strong>nach</strong>.<br />

Im Laufe der Jahre gelang es ihm,<br />

Altstandorte mit Potenzial, aber auch<br />

viele Problemstandorte in verkaufsfähige<br />

Objekte zu verwandeln, alle<br />

Slowakei<br />

8. Trecianska<br />

Serbien<br />

9. Kovačica<br />

10. Pećinci<br />

11. Vrbas<br />

Posen Warschau<br />

Lieferbeginn<br />

03.10.08<br />

06.10.08<br />

7<br />

Kampagneende<br />

17.12.08<br />

18.12.08<br />

8<br />

Bratislava<br />

Lieferbeginn<br />

25.09.08<br />

Lieferbeginn<br />

06.10.08<br />

09.09.08<br />

03.09.08<br />

Stand 18. August 2008<br />

Verarbeitung<br />

in t Rüben<br />

450.000<br />

430.000<br />

Kampagneende<br />

18.12.08<br />

11<br />

10 9<br />

Kampagneende<br />

01.11.08<br />

30.11.08<br />

29.11.08<br />

Belgrad<br />

Standorte zu katalogisieren und<br />

Grenzen und Eigentumsverhältnisse<br />

auf der Basis von nicht immer ganz<br />

einfachen historischen Entwicklungen<br />

zu klären. Einige Altstandorte wie<br />

Lehrte, Meine, Fallersleben, Rethen,<br />

Wismar oder Königslutter nahmen so<br />

mit dem Rückbau der Fabriken eine<br />

äußerst positive neue Entwicklung.<br />

Zahlreiche Teichgelände und Auflandeflächen<br />

der ehemaligen Fabri ken<br />

überführte Bonneß gemeinsam mit<br />

Vertretern von Naturschutzorganisationen<br />

und Gemeinden in eine sinnvolle<br />

naturnahe Nachnutzung. Seine Nachfolge<br />

tritt der langjährige Mitarbeiter<br />

und Teamkollege Jörg Egert an.<br />

Tanja Schneider-Diehl, Manager Public Relations<br />

Verarbeitung<br />

in t Rüben<br />

440.000<br />

Verarbeitung<br />

in t Rüben<br />

130.000<br />

450.000<br />

480.000<br />

11<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell


12<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell<br />

Energiepreise auf Rekordniveau<br />

Markt­Know­how und richtiger Kaufzeitpunkt entscheiden<br />

Die Energiepreise erreichen immer<br />

neue Höchststände. Diese Hiobsbotschaft<br />

ist seit dem vergangenen Jahr<br />

an der Tagesordnung. Die Rekordjagd<br />

des Ölpreises und das Nachziehen anderer<br />

Primärenergieträger wie Erdgas<br />

oder Kohle belasten auch die Zuckerproduktion<br />

in dramatischer Weise. Die<br />

Preise für Öl stiegen im Vergleich zum<br />

Vorjahr um rund 90 Prozent, die für<br />

Strom um etwa 30 Prozent und die<br />

für Gas um zirka 80 Prozent. Wenn<br />

auch in den vergangenen Wochen<br />

eine leichte Erholung festzustellen war,<br />

kann nur von einer Verschnaufpause<br />

die Rede sein, die Preisrallye wird<br />

weitergehen.<br />

Öl als spekulatives Anlageobjekt<br />

Seit den Asienkrisen suchen internationale<br />

Finanzanleger <strong>nach</strong> einem<br />

sicheren Hafen. Sie steuerten zuerst<br />

die Internet-Branche an. Nach dem<br />

Zusammenbruch floss das Kapital in<br />

den US-Immobiliensektor, und <strong>nach</strong><br />

Ausbruch der Subprime-Krise1 gilt Öl<br />

als neues spekulatives Anlageobjekt.<br />

Eine Rolle für Preiserwartungen spielen<br />

möglicherweise weitere erwartete Abwertungen<br />

des Dollars sowie eventuell<br />

zunehmende Knappheit des Rohöls.<br />

Energiepreissteigerungen 2008 (Stand 12. August)<br />

Da die beiden großen Notenbanken<br />

der Weltwirtschaft, die Federal Reserve<br />

Bank der USA und die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) in Europa eine<br />

gegensätzliche geldpoli tische Strategie<br />

verfolgen, hat sich ein Zinsgefälle<br />

eröffnet, das auf den Dollar drückt. Da<br />

aber Rohölkontrakte in Dollar gehandelt<br />

werden, muss der Ölpreis steigen,<br />

wenn die Ölproduzenten ihre Kaufkraft<br />

in Euro sichern möchten. Durch die<br />

Kopplung von Öl- und Gaspreis steigt<br />

letzterer ebenfalls kontinuierlich.<br />

Kohle ist insbesondere in den asiatischen<br />

Ländern als Primärenergieträger<br />

zur Stromerzeugung im Einsatz.<br />

Da hier Nachholbedarf besteht und<br />

das ungebremste Wirtschaftswachstum<br />

für Mengenbedarf sorgt, entwickeln<br />

sich die Preise entsprechend. Außerdem<br />

führen die Mengenbewegungen<br />

auf den Weltmeeren zu stetig steigenden<br />

Frachtkosten, die die Preisentwicklung<br />

zusätzlich negativ beeinflussen.<br />

Für Kohle stiegen die Preise um rund<br />

100 Prozent in Vergleich zum Vorjahr.<br />

Stahlpreise folgen<br />

Auch für Stahl sind die Preise gestiegen.<br />

Kostete eine Tonne Flachstahl zu<br />

1 Subprime-Markt heißt der Teil des Hypothekendarlehenmarkts, der überwiegend aus Kreditnehmern mit geringer Bonität besteht.<br />

51<br />

46<br />

41<br />

36<br />

31<br />

26<br />

21<br />

Gas Rohöl<br />

ERG cg AP 1<br />

ERG EGT VP AP<br />

TTF<br />

ERG incl. Erdgassteuer<strong>nach</strong>lass<br />

ERG cg AP 2<br />

Zeebrügge<br />

16<br />

Jun07 Aug07 Okt07 Dez07 Feb08 Apr08 Jun08 Aug08<br />

150 Brent, USD/bl<br />

Gasoil, USD/t<br />

140<br />

Brent CAL08<br />

130<br />

Brent CAL09<br />

Brent CAL10<br />

120<br />

Gasoil CAL08<br />

Gasoil CAL09<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Gasoil CAL10<br />

Jun07 Aug07 Okt07 Dez07 Feb08 Apr08 Jun08 Aug08<br />

1.350<br />

1.250<br />

1.150<br />

1.050<br />

950<br />

850<br />

750<br />

650<br />

550<br />

450


Jahresbeginn noch weniger als 500<br />

Euro, waren es im April bereits 600<br />

Euro. Für Lieferungen ab September<br />

verlangen die Stahlhersteller bereits<br />

770 Euro. Dass Stahl teurer geworden<br />

ist, hat mehrere Ursachen:<br />

1. Teurere Primärenergie: Für das Elektrostahlverfahren,<br />

bei dem Schrott und<br />

Eisenschwamm eingeschmolzen wird,<br />

werden große Mengen an elektrischer<br />

Energie benötigt. Die Energieträger für<br />

den Hochofen (Kokskohle) und für die<br />

Reduktionsanlage (Erdgas) sind auch<br />

deutlich teurer geworden. So verdoppelte<br />

sich der Kokskohlepreis innerhalb<br />

des letzten Jahres.<br />

2. Schrott: Der Einkaufspreis für Stahlschrott<br />

hat sich innerhalb eines Jahres<br />

verdoppelt. Massive Preissteigerungen<br />

beim Stahlschrott auf 380 Euro je<br />

Tonne führen zu atemberaubenden<br />

Verkaufspreisen für Stahlendprodukte<br />

wie Betonstahl, Träger und Stabstahl.<br />

Der Schrottzuschlag für Träger<br />

stieg seit April von 166 Euro auf 241<br />

Euro. Für Juli war bereits eine weitere<br />

Erhöhung um etwa 70 Euro pro Tonne<br />

angekündigt.<br />

3. Erzminen: Bei den Erzminen liegen<br />

fast oligopole Zustände vor. Markt-<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

macht führt zu weiter steigenden<br />

Preisen. Die durchschnittlichen Verteuerungen<br />

beim Eisenerz liegen bei über<br />

40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

4. Legierungen: Auch die Legierungen<br />

wie Chrom, Nickel, Mangan, Vanadium<br />

haben bereits massive Preissteigerungen<br />

hinter sich.<br />

Über allem steht auch hier die massive<br />

Nachfrage aus Asien, dort besonders<br />

aus China und Indien.<br />

Der „richtige Zeitpunkt“ entscheidet<br />

Was unternimmt <strong>Nordzucker</strong>, um diese<br />

Preisspirale abzufedern? Wichtiger<br />

denn je ist die intensive und zeitnahe<br />

Beobachtung der Energiemärkte. In<br />

diesen volatilen Märkten ist der richtige<br />

Kaufzeitpunkt entscheidend. Ein<br />

ausgewogener Mix zwischen langfristigen<br />

Verträgen und der probaten<br />

Salami-Taktik – sukzessiver Einkauf von<br />

Teilmengen bei günstigen Bestellzeitpunkten<br />

zur Minimierung von Risiken<br />

exzessiver Preisentwicklungen – ist<br />

das Gebot der Stunde. Dabei müssen<br />

für das Heizöl S (schwerflüssig) unsere<br />

Bevorratungsmöglichkeiten und der<br />

Direktverbrauch in der Kampagne<br />

berücksichtigt werden. Darüber hinaus<br />

ist auch der Einsatz von Instrumenten<br />

Kohle Strom<br />

EUR/t<br />

API#2 CAL08<br />

API#2 CAL09<br />

API#2 CAL10<br />

Jun07 Aug07 Okt07 Dez07 Feb08 Apr08 Jun08 Aug08<br />

zur Preisabsicherung in ständiger<br />

Prüfung.<br />

Den günstigsten Mix finden und<br />

Energieeffizienz weiter ausbauen<br />

Zusammen mit der Produktion<br />

werden die Möglichkeiten der bioder<br />

sogar trivalenten Fahrweise der<br />

Primärenergie träger genutzt, um den<br />

günstigsten Energiemix für die Kampagne<br />

festzulegen. Bei den Investitionen<br />

in ihren Werken legt <strong>Nordzucker</strong><br />

besonderes Augenmerk auf Energieeffizienz<br />

und die Flexibilität einzusetzender<br />

Primärenergie. Die Pflege und<br />

der weitere Ausbau von Know-how in<br />

Sachen Energieeffizienz sind daher von<br />

elementarer Bedeutung, damit <strong>Nordzucker</strong><br />

weiter vom neuesten Stand der<br />

Technik profitieren kann.<br />

Dr. Harald Powitz, Manager Einkauf<br />

Investitionen und Energie<br />

VIK­Strompreisindex für Mittelspannung<br />

250,00<br />

240,00<br />

230,00<br />

220,00<br />

210,00<br />

200,00<br />

190,00<br />

180,00<br />

183,15<br />

188,49<br />

183,20<br />

179,00<br />

163,46<br />

170,00<br />

164,76<br />

161,89<br />

160,00<br />

150,00<br />

162,49<br />

Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Juni Juli<br />

Quelle: VIK<br />

190,64<br />

Stand: Juli 2008 (Januar 2002 = 100)<br />

236,49<br />

229,43<br />

210,42<br />

192,54<br />

195,29<br />

13<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell<br />

Henning Sander,<br />

CPO, Manager Einkauf


14<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell<br />

Hauptversammlungen 2008: <strong>Nordzucker</strong>­Kurs bestätigt<br />

Wachstum im Kerngeschäft sichert attraktive Dividende<br />

Ganz im Zeichen von Wachstum stand<br />

die Hauptversammlung der <strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>AG</strong> in Braunschweig. Aufsichtsratsvorsitzender<br />

und Versammlungsleiter<br />

Dr. Harald Isermeyer führte durch die<br />

Veranstaltung und hob hervor: „<strong>Nordzucker</strong><br />

ist aktiv in Bewegung und hat<br />

gute Zahlen vorgelegt. Das ist für<br />

die zukünftige Positionierung besonders<br />

wichtig.“ Vorstandsvorsitzender<br />

Hans-Gerd Birlenberg unterstrich vor<br />

den versammelten Aktionären, dass<br />

<strong>Nordzucker</strong> mit der strategischen Konzentration<br />

auf das Kerngeschäft Zucker<br />

aus Rüben und dem europäischen<br />

Vertrieb auch unter den neuen Marktbedingungen<br />

ein insgesamt sehr überzeugendes<br />

Konzernergebnis erreicht<br />

habe. „<strong>Nordzucker</strong> ist <strong>nach</strong>haltig<br />

profitabel und investiert zudem gezielt<br />

in zusätzliche Wachstumsfelder“, sagte<br />

Birlenberg.<br />

So übertraf das Unternehmen im<br />

Geschäftsjahr 2007/08 mit einem Konzernumsatz<br />

von 1,3 Milliarden Euro<br />

das Vorjahr (1,2). Der Konzernjahresüberschuss<br />

lag zwar mit 80 Millionen<br />

Euro (115) unter dem herausragenden<br />

Ergebnis des Vorjahres. Im Kontext<br />

härterer Marktbedingungen bildet es<br />

dennoch die Grundlage einer kontinuierlich<br />

attraktiven Dividendenpolitik.<br />

Wie im Vorjahr nahmen die Aktionäre<br />

den Vorschlag an, eine Dividende von<br />

0,48 Euro (0,48) je Aktie auszuschütten.<br />

„Wachstum ist und bleibt unser Weg<br />

zum Erfolg“, hob der Unternehmenschef<br />

hervor. Neue Geschäftsfelder<br />

wie der Einstieg in den Energiesektor<br />

mit Bioethanol und Biogas oder die<br />

Rohrrohzuckerumarbeitung eröffneten<br />

neue Wachstumsperspektiven<br />

für das Unternehmen. Die Aktionäre<br />

bestätigten eindrucksvoll den Kurs<br />

des Unternehmens. Für eine weitere<br />

Amtsperiode wurden die Landwirte<br />

Hans Jochen Bosse, Ohrum und Helmut<br />

Meyer, Betheln in den Aufsichtsrat<br />

gewählt. Aus dem Aufsichtsrat schied<br />

der ehemalige Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />

Hans-Dieter Paschwitz aus.<br />

<strong>Nordzucker</strong> Holding <strong>AG</strong> setzt auf<br />

Chancen im Rübenanbau<br />

„Jeder Rübenanbauer bemerkt den<br />

riesigen Umbruch in der Zuckerwelt.<br />

Erfolgreicher Zuckerrübenanbau kann<br />

<strong>Nordzucker</strong>-Hauptversammlung 2008: Gute Zahlen vorgelegt Dr. Harald Isermeyer verabschiedete den ehemaligen<br />

Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Hans-Dieter<br />

Paschwitz aus dem Aufsichtsrat<br />

mittelfristig nur auf hohem Ertragsniveau<br />

unter minimalen Kosten für den<br />

landwirtschaftlichen Betrieb erfolgreich<br />

sein“, unterstrich der Vorstandsvorsitzende<br />

der <strong>Nordzucker</strong> Holding <strong>AG</strong>,<br />

Hans-Heinrich Prüße, anlässlich der<br />

Hauptversammlung in Braunschweig.<br />

Prüße: „Rübenanbau attraktiv halten,<br />

Aktienwert steigern“<br />

Er bekräftigte, dass nur eine starke<br />

<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> den Rübenanbauern<br />

und Aktionären eine Perspektive für<br />

die Zukunft aufzeigen kann. Dazu gehöre<br />

die Zahlung einer angemessenen<br />

Dividende und eines guten Rübengeldes.<br />

Um das zu erreichen, müsse es<br />

der <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> gelingen, sich in<br />

der neuen Zuckerwelt auf die veränderten<br />

Marktbedingungen einzustellen<br />

und diese erfolgreich zu nutzen.<br />

Die <strong>Nordzucker</strong> Holding <strong>AG</strong>, die als<br />

Mehrheitsaktionärin 76,22 Prozent der<br />

Anteile an der <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> hält,<br />

hat als Ziel formuliert, langfristig eine<br />

Mehrheitsbeteiligung aller Holdings<br />

von über 50 Prozent an der <strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>AG</strong> zu halten und zu sichern.<br />

Freundlicher Empfang in der Braunschweiger<br />

Stadthalle


Hauptversammlungen 2008 – Alle Abstimmungsergebnisse auf einen Blick<br />

Abstimmung über (in %)<br />

Gewinnverwendung<br />

Entlastung Vorstand/Geschäftsführung<br />

Entlastung Aufsichtsrat<br />

Wahl des Abschlussprüfers<br />

Änderung der Lieferrechtsgarantie<br />

Einziehung von Geschäftsanteilen<br />

Wahlen zum Aufsichtsrat / Geschäftsführung<br />

Anwesendes Kapital<br />

stand nicht zur Abstimmung<br />

„Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat<br />

die <strong>Nordzucker</strong> Holding das Restrukturierungsprogramm<br />

der EU als eine<br />

Chance begriffen, sich für die Zukunft<br />

eine gute Startposition zu sichern“,<br />

sagte Prüße. Die Entscheidungen, die<br />

die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> zur Werkstruktur<br />

getroffen hatte, habe die Holding einvernehmlich<br />

mitgetragen. Prüße: „Das<br />

Risiko, eine unkalkulierbare Zwangskürzung<br />

der Zuckerquote im Jahr 2010<br />

zu erfahren, war für uns Rübenanbauer<br />

und Aktionäre nicht akzeptabel.“ Im<br />

Zuge der Restrukturierung habe die<br />

Holding den Lieferrechtspool als Möglichkeit,<br />

jährlich Lieferrechte zusätzlich<br />

zu nutzen oder abzugeben, unterstützt.<br />

„Das ist eine Chance für den<br />

Einzelbetrieb, flexibel und individuell<br />

Flächenanpassungen für den Anbau<br />

von Zuckerrüben vorzunehmen.“<br />

Wolfgang Täger-Farny (2.vl) im Gespräch mit Mitarbeitern<br />

des <strong>Nordzucker</strong>-Rübenmanagements<br />

<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> <strong>Nordzucker</strong> Union-Zucker Nordharzer<br />

Holding <strong>AG</strong> Südhannover<br />

GmbH<br />

Zucker <strong>AG</strong><br />

99,98<br />

99,01<br />

100,00 93,59<br />

99,96<br />

73,33<br />

100,00 97,47<br />

99,96<br />

88,22<br />

96,76<br />

99,97<br />

97,91<br />

100,00<br />

100,00<br />

100,00<br />

96,77<br />

99,97 - 99,98 29,07 - 97,94 100,00 95,95 - 95,96<br />

95,82<br />

32,63<br />

61,6<br />

31,68<br />

Abstimmungsergebnisse<br />

Die Versammlung stimmte mit sehr<br />

großer Mehrheit für die Zahlung einer<br />

Dividende von 0,44 Euro (Vorjahr<br />

0,44) pro Aktie. Mit überzeugenden<br />

Mehrheiten wurden Vorstand und<br />

Aufsichtsrat entlastet.<br />

Für eine weitere Periode in ihren<br />

Ämtern bestätigt wurden mit sehr hoher<br />

Zustimmung Dr. Ortrud Moshake,<br />

Eilum, Rainer Knackstedt, Dedeleben,<br />

Andreas Scheffrahn, Cramme, Fritz<br />

Segger, Cremlingen, Wolfgang Täger-<br />

Farny, Groß Twülpstedt und Jürgen<br />

Winter, Bohlsen. Neu in den Aufsichtsrat<br />

der <strong>Nordzucker</strong> Holding <strong>AG</strong> wählte<br />

die Versammlung mit überzeugenden<br />

Ergebnissen Eckhard Clausen, Rögen<br />

und Eckhard Hinrichs, Wieren.<br />

Ausgeschieden sind Hans-Konrad<br />

Fennel, Heringsand sowie Michael<br />

Pahlow, Zülow.<br />

Zwei zuvor gestellte Gegenanträge hat<br />

die Versammlung mit großer Mehrheit<br />

abgelehnt. Es handelte sich dabei<br />

um Anträge, das ausgeschiedene<br />

Aufsichtsratsmitglied Michael Pahlow,<br />

Zülow, wieder in den Aufsichtsrat der<br />

Gesellschaft zu wählen sowie die Entlastung<br />

von Vorstand und Aufsichtsrat<br />

der <strong>Nordzucker</strong> Holding <strong>AG</strong> wegen<br />

eines noch schwebenden Verfahrens<br />

zu verweigern.<br />

Tanja Schneider-Diehl, Manager Public Relations<br />

Dr. Andreas Windt (l) und Heinrich-Joachim Liehe informierten über den<br />

Zuckerrüben-Lieferungsvertrag 2009<br />

15<br />

Akzente Oktober 2008 • Aktuell


16<br />

Akzente Oktober 2008 • Rübe<br />

ROHSTOFFKONZEPT:<br />

Die Senkung der Zuckerrübenpreise<br />

im Rahmen der EU­Zuckermarktreform<br />

und die seit Mitte 2007 massiv gestiegenen<br />

Erzeugerpreise für Getreide und<br />

Ölsaaten haben den Wettbewerbsvorteil<br />

der Zuckerrübe gegenüber den<br />

alternativen Ackerkulturen europaweit<br />

verringert.<br />

Neue Zeiten, neue Verträge<br />

Die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> hat die neue Wettbewerbssituation<br />

für die Zuckerrübe<br />

sehr früh zum Thema gemacht und<br />

arbeitet kontinuierlich an einer sicheren<br />

und finanziell tragbaren Rohstoffversorgung.<br />

Die Herausforderung besteht<br />

darin, den Anbau von Zuckerrüben für<br />

den Landwirt wirtschaftlich interessant<br />

zu gestalten, die sichere Erfüllung der<br />

Vertragsmengen zu erreichen und<br />

gleichzeitig die Industrierübenerzeugung<br />

für die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> marktgerecht<br />

und steuerbar zu akquirieren.<br />

Für die Akzente­Leser stellen Volker<br />

Bückmann und Dr. Gerd Jung das neue<br />

Rohstoffkonzept der <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> vor.


Rübenanbauer und <strong>Nordzucker</strong> gewinnen<br />

mehr Sicherheit und Flexibilität<br />

Neue Anreize für Zuckerrübenanbau in Norddeutschland<br />

In Deutschland haben <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong><br />

und der Dachverband Norddeutscher<br />

Zuckerrübenanbauer e.V. (DNZ) mit<br />

dem neuen Zuckerrüben-Lieferungsvertrag<br />

2009 einen Meilenstein für<br />

die Sicherung der Rohstoffversorgung<br />

gesetzt. Mit den vier Kernelementen<br />

• Versand und Abschluss im Sommer<br />

des Vorjahres,<br />

• Treuebonus,<br />

• Verbindlichkeit und<br />

• Lieferrechtspool<br />

bietet der neue Vertrag gleich mehrere<br />

Anreize für den Landwirt, auch künftig<br />

auf den Zuckerrübenanbau zu setzen.<br />

Besser planen durch frühzeitigen Abschluss<br />

des Vertrages<br />

Der Versand des Zuckerrüben-Lieferungsvertrages<br />

mit der dazugehörigen<br />

Anbauempfehlung im Sommer des<br />

Vorjahres ermöglicht es dem Landwirt,<br />

noch vor der Herbstbestellung seine<br />

Anbauplanung auf die Zuckerrübenfläche<br />

abzustimmen. Die <strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>AG</strong> bekommt mit der Rücksendung<br />

der Verträge bis Ende August im<br />

Gegenzug schon im Spätsommer des<br />

Vorjahres einen Überblick über die<br />

zu erwartende Zuckerrübenmenge<br />

der nächsten Kampagne und kann<br />

gegebenenfalls frühzeitig Kontrakte<br />

mit (Industrie-) Zuckerkunden schließen<br />

und die Rohstoffversorgung der<br />

Bioethanolanlage der fuel 21 planen.<br />

Treuebonus – Überrüben werden wirtschaftlich<br />

interessant<br />

Der Treuebonus beginnt bei 101<br />

Prozent Lieferrechtserfüllung mit<br />

0,15 Euro je Tonne Rüben (bei einem<br />

Zucker gehalt von 16 Prozent). Er<br />

erhöht sich je Prozentpunkt Lieferrechtserfüllung<br />

um weitere 0,15 Euro<br />

je Tonne Rüben bis 1,50 Euro je Tonne<br />

Rüben bei 110 Prozent Lieferrechtserfüllung<br />

erreicht sind. Der Treuebonus<br />

bietet damit einen finanziellen<br />

Anreiz für den Landwirt, nicht nur sein<br />

Quotenlieferrecht sicher zu erfüllen,<br />

sondern auch noch zehn Prozent<br />

Überrüben zu erzeugen. Das Treuebonussystem<br />

sichert die Bereitstellung<br />

der für fuel 21 und die Industriezuckerkontrakte<br />

notwendigen Industrierübenmengen.<br />

Lieferrechtspool – Rübenanbau flexibler<br />

an Schlagstrukturen anpassen<br />

Außerdem haben die Landwirte in<br />

Zukunft die Möglichkeit, ihren Zuckerrübenanbau<br />

flexibler zu gestalten.<br />

Hierzu hat <strong>Nordzucker</strong> für das Rübenanbaujahr<br />

2009 den so genannten<br />

Lieferrechtspool geschaffen. Liefer-<br />

Bieterverfahren<br />

Erweiterter Anbau<br />

Einjährige<br />

Vertragsmenge<br />

300 t<br />

Bieterverfahren<br />

Zuckerrüben-Lieferungsvertrag 2009<br />

1.000 t<br />

Anbau des vollen Lieferrechts<br />

1.000 t<br />

300 t<br />

Festlegung der<br />

Liefermenge<br />

Regelfall<br />

Einjährige<br />

Vertragsmenge<br />

rechtsinhaber können einen Teil ihres<br />

Lieferrechts für die Dauer eines Jahres<br />

in den Pool abgeben. Das Lieferrecht<br />

wird dann „neutralisiert“, das heißt es<br />

wird „geparkt“.<br />

Ab 2009 kann Rübenlieferrecht geparkt werden<br />

Landwirte, die ihren Rübenanbau<br />

ausdehnen wollen, können in einem<br />

Bieterverfahren die dem geparkten<br />

Lieferrecht entsprechende Vertragsmenge<br />

zur einjährigen Nutzung<br />

ersteigern. Der durchschnittliche<br />

Gebotspreis pro Tonne Lieferrecht ist<br />

gleichzeitig der Preis, den diejenigen<br />

Lieferrechtinhaber bekommen, die<br />

Lieferrecht in den Pool abgegeben<br />

Lieferrechtspool<br />

Neutralisierung<br />

für 1 Jahr<br />

Einjährige Reduzierung<br />

­ 300 t<br />

Reduzierter Anbau<br />

­ 300 t<br />

Abgabe in Lieferrechtspool<br />

für 1 Jahr<br />

Der neue Lieferrechtspool hilft Landwirten in Norddeutschland, den Rübenanbau flexibler als bisher an<br />

Schlagstrukturen anzupassen.<br />

17<br />

Akzente Oktober 2008 • Rübe


18<br />

Akzente Oktober 2008 • Rübe<br />

haben. Der Vorteil für den Landwirt<br />

besteht darin, dass sich das Lieferrecht<br />

den Schlagstrukturen anpasst. Wenn<br />

beispielsweise ein Schlag, auf dem<br />

Zuckerrüben angebaut werden sollen,<br />

größer ist als die für den Anbau des<br />

Lieferrechts notwendige Fläche, dann<br />

hat der Rübenanbauer die Option,<br />

entweder das zur „Auffüllung“ des<br />

Schlages notwendige Lieferrecht aus<br />

dem Lieferrechtspool zu ersteigern,<br />

oder das „überhängige“ Lieferrecht in<br />

den Lieferrechtspool abzugeben. Unter<br />

dem Strich bleibt das von der Gesamtheit<br />

der Landwirte für die <strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>AG</strong> angebaute Lieferrecht gleich, während<br />

der einzelne Rübenanbauer die<br />

für ihn <strong>nach</strong> seinen Schlagstrukturen<br />

optimierte Lieferrechtsmenge anbauen<br />

kann.<br />

Beide <strong>Seite</strong>n gewinnen<br />

Insgesamt bieten die mit dem Zuckerrüben-Lieferungsvertrag<br />

2009 einge-<br />

Auch in den mittel- und osteuropäischen<br />

Ländern (MOEL) waren die<br />

Vertragsverhandlungen vom gestiegenen<br />

Wettbewerbsdruck zwischen<br />

den Ackerkulturen geprägt. Neben<br />

einem Rübenpreis, der sowohl eine<br />

rentable Rübenproduktion als auch<br />

eine wirtschaftliche Zuckerproduktion<br />

gewährleisten soll, waren aus Anbauerwie<br />

auch aus <strong>Nordzucker</strong>-Sicht sichere<br />

führten Neuerungen ausschließlich<br />

Vorteile – sowohl für den Rübenanbauer<br />

als auch für die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong>.<br />

Rohstoffsicherung bleibt im Fokus<br />

Die Kernelemente des Liefervertrages<br />

sind neu formuliert. Die Rohstoffsicherung<br />

bleibt für <strong>Nordzucker</strong> aber<br />

auch <strong>nach</strong> der Einführung des neuen<br />

Zuckerrüben-Lieferungsvertrages<br />

weiter im Fokus, damit die Zuckerrübe<br />

als Rohstoff für die Zucker- und<br />

Energieproduktion dauerhaft attraktive<br />

„Königin der Feldfrüchte“ für den<br />

Landwirt bleibt.<br />

Anbauberatung intensivieren<br />

Aus diesem Grund intensiviert<br />

<strong>Nordzucker</strong> die Anbauberatung. Im<br />

vergangenen Jahr wurden zusätzliche<br />

Anbauberater eingestellt. Die gesamte<br />

Anbauberatung wird sich künftig noch<br />

näher am Rübenanbauer ausrichten.<br />

Neben der Anbauberatung ist Nord-<br />

MOEL: Langjährige Rübenlieferverträge<br />

mit interessanten Konditionen<br />

<strong>Nordzucker</strong> profitiert vom Image als verlässlicher Partner<br />

Planbarkeit und hohe Verlässlichkeit<br />

die wichtigsten Verhandlungsziele.<br />

Langjährige Lieferverträge garantieren<br />

Planbarkeit<br />

Sowohl in Polen als auch in der Slowakei<br />

garantieren langjährige Lieferverträge<br />

seit dem Anbaujahr 2008 eine<br />

sichere Mengen- und Finanzplanung<br />

für beide <strong>Seite</strong>n. Die neuen Verträge<br />

zucker in diversen Forschungs- und<br />

Versuchsvorhaben bestrebt, neue Verfahren<br />

zu entwickeln, die die Zuckerrübe<br />

für den Landwirt noch ertragreicher<br />

machen. Als Beispiele seien hier das<br />

Schlitzsaatverfahren (siehe Akzente,<br />

Ausgabe Mai 2008), die Langzeitlagerungsversuche<br />

und die Versuche zur<br />

ganzjährigen Rohstoffversorgung von<br />

Biogasanlagen mit Zuckerrüben (Jährlingsrüben,<br />

siehe Ausgabe Mai 2008)<br />

zu nennen.<br />

Insgesamt unternehmen wir damit<br />

einen bunten Strauß an Aktivitäten<br />

und konzeptioneller Arbeit zur Rohstoffsicherung<br />

in Deutschland, der<br />

zuversichtlich in die<br />

neuen Zeiten<br />

blicken lässt.<br />

Volker Bückmann,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

Rohstoffbeschaffung Deutschland<br />

bringen viel Verlässlichkeit in die<br />

Planungen, denn im Gegensatz dazu<br />

zeigte sich im spekulativen Umfeld der<br />

Rohstoffpreise in den letzten Monaten,<br />

dass „Wohl und Wehe“ hier oft dicht<br />

beieinander liegen.<br />

Der verlässlich kalkulierbare Geldfluss<br />

in Bezug auf die Auszahlungshöhe,<br />

den Auszahlungstermin sowie die


Auszahlungssicherheit des Rübengeldes<br />

durch die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> ist<br />

in den MOEL für die Beziehung zum<br />

Rohstofflieferanten von herausragender<br />

Bedeutung.<br />

Interessante Konditionen der Lieferverträge<br />

für den Rübenanbau<br />

Die Anbau- und Liefertreue, ausgedrückt<br />

über die individuelle Lieferrechtserfüllung,<br />

ist für <strong>Nordzucker</strong><br />

ein weiteres wichtiges Kriterium<br />

bei der jährlichen Mengenplanung.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde eine<br />

Quotener füllungsprämie als neues<br />

Prämien element in den langjährigen<br />

Lieferverträgen verankert. In Anlehnung<br />

an dieses Modell ist der Treuebonus<br />

im deutschen Liefervertrag 2009<br />

entwickelt worden.<br />

Liefertreue wird besonders honoriert<br />

In Serbien, also außerhalb des EU-<br />

Quotensystems, wird die individuelle<br />

Anbau- und Liefertreue der Rübenanbauer<br />

mit einer früheren Auszahlung<br />

des Rübengeldes honoriert, was für die<br />

teilweise angespannte Liquiditätssituation<br />

der Betriebe erhebliche Vorteile<br />

bringt.<br />

Chancen und Risiken teilen<br />

Zentrales neues Element der Verträge<br />

in der Slowakei ist die Kopplung<br />

einer Prämie beim Rübenpreis an<br />

den Zuckerverkaufspreis. Mit diesem<br />

System partizipiert der Anbauer von<br />

hohen Erlösen auf der Zuckerseite.<br />

Auf der anderen <strong>Seite</strong> bedingt dieses<br />

System, dass der Zuckerhersteller<br />

fairerweise nur dann prämiert, wenn<br />

die Rahmenbedingungen entsprechend<br />

positiv sind.<br />

In ähnlicher Weise sind die Industrierübenpreise<br />

über eine Formel an den<br />

Verkauferlös des daraus erzeugten<br />

Zuckers gekoppelt, so dass Chance<br />

und Risiko einer Überproduktion zwischen<br />

Rübenanbauer und Zuckerindustrie<br />

geteilt werden.<br />

„Weiche Komponenten“ mit großer<br />

Wirkung<br />

Auch in den MOEL gilt wie in Deutschland,<br />

dass das Rohstoffsicherungskonzept<br />

der Zukunft nicht nur aus<br />

monetären Anreizen besteht. So hat<br />

die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> in Zusammenarbeit<br />

Nicht nur monetäre Anreize zählen<br />

Terminnotiz Norddeutscher Zuckerrübentag am 9. Oktober 2008<br />

„Energie aus Zuckerrüben“ steht<br />

im Mittelpunkt des 3. Norddeutschen<br />

Zuckerrübentages am 9.<br />

Oktober 2008 auf dem Klostergut<br />

Mönchehof in Kolenfeld (A2 Abfahrt<br />

Kolenfeld). Vorgestellt werden die<br />

Vorzüge der Zuckerrübe als Rohstoff<br />

für Zucker, Futtermittel, Bioethanol<br />

und Biogas sowie neueste Technik zu<br />

Zuckerrübenaussaat, Zuckerrübenernte,<br />

Mietenpflege, Aufbereitung,<br />

Laden&Reinigen sowie Transport. In<br />

der Ausstellungshalle können sich<br />

Besucher außerdem über Saatgut,<br />

Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie<br />

zu Forschung und Beratung rund um<br />

die Zuckerrübe informieren.<br />

Für Rückfragen:<br />

Dr. Clemens Becker,<br />

Zuckerrübenanbauerverbände,<br />

Tel: 05121/ 206466,<br />

E-Mail: mail@zav-mitte-sued.de<br />

mit der ARGE-Nord und dem Institut<br />

für Zuckerrübenforschung in Göttingen<br />

(IfZ) in den MOEL ein eigenes<br />

Versuchswesen aufgebaut. Die dort erarbeiteten<br />

Ergebnisse und Erkenntnisse<br />

werden als Grundlage für produktionstechnische<br />

Beratungen herangezogen.<br />

Die kostenlose Anbauberatung setzt<br />

schwerpunktmäßig auf vegetationsabhängige<br />

Beratungsansätze und<br />

Entscheidungshilfen. Monitoring von<br />

Insektenkalamitäten und Blattkrankheiten<br />

sowie intensive Feldkonsultationen<br />

und Informationsübermittlung<br />

per SMS sind die Bestandteile einer<br />

möglichst direkten Beratung mit hoher<br />

Intensität. Weiteren Nutzen ziehen die<br />

Rübenanbauer aus einem von <strong>Nordzucker</strong><br />

zentral organisierten Einkauf von<br />

Saatgut, Pflanzenschutzmitteln und<br />

Dünger.<br />

Vom Austausch profitieren<br />

So wie einige Ansätze zur Rohstoffbeschaffung,<br />

wie beispielsweise das<br />

Versuchswesen von Deutschland, in<br />

abgewandelter Form auf die MOEL<br />

übertragen worden sind, kann die<br />

Rohstoffbeschaffung in Deutschland<br />

auch von den Erfahrungen und Ideen<br />

in den MOEL, wie zum Beispiel bei der<br />

Quotenerfüllungsprämie (Treuebonus<br />

in Deutschland), profitieren. Die Rohstoffbeschaffung<br />

hat zwar nationale<br />

und regionale Besonderheiten, sie darf<br />

aber vom Grundsatz her nie national<br />

oder gar regional isoliert betrachtet<br />

werden. In der <strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>AG</strong> wird dieser<br />

Austausch zwischen<br />

den Regionen und<br />

Ländern gepflegt<br />

und intensiv genutzt.<br />

19<br />

Akzente Oktober 2008 • Rübe<br />

Dr. Gerd Jung,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

Rohstoffbeschaffung International


20<br />

Akzente Oktober 2008 • Rübe<br />

Aus der Restrukturierung das Beste herausgeholt<br />

Ergebnisse der freiwilligen Lieferrechtsrückgabe<br />

Wie alle Zuckerunternehmen der EU<br />

hat auch <strong>Nordzucker</strong> die Reform des<br />

EU-Zuckermarktes und die damit verbundene<br />

Rückgabe von Zuckerquote<br />

und Lieferrechten umgesetzt.<br />

Nord zucker hat die Chancen der<br />

unausweichlichen Restrukturierung<br />

genutzt und ihre Strukturen für die<br />

Rohstoffbeschaffung weiter optimiert.<br />

Deutschland:<br />

Verringerte Frachtentfernung,<br />

erhöhter Durchschnittsertrag<br />

Anstatt die Lieferrechte linear – also<br />

für alle Rübenanbauer anteilig gleich –<br />

zurückzunehmen, hat <strong>Nordzucker</strong> in<br />

Deutschland auf die freiwillige Lieferrechtsrückgabe<br />

gesetzt. Mit einem<br />

lukrativen Angebot waren besonders<br />

frachtfern arbeitende Landwirte angesprochen<br />

worden, aus dem Rübenanbau<br />

auszusteigen, um den Anbau zu<br />

konzentrieren. So wurde Landwirten,<br />

die weiter als 80 Kilometer von<br />

der nächsten 2008 produzierenden<br />

Zuckerfabrik entfernte Anbaustandorte<br />

hatten und ganz auf den Zucker<br />

rübenanbau für die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong><br />

verzichtet haben, zusätzlich zu der<br />

gesetzlich festgelegten Entschädigung<br />

ein Frachtbonus<br />

gezahlt. Die freiwillige<br />

Lieferrechtsrückgabe<br />

war ein Erfolg. Unterm<br />

Strich konnte <strong>Nordzucker</strong><br />

die mittlere<br />

Frachtentfernung von<br />

59 auf 48 Kilometer<br />

senken. Künftig sparen wir<br />

dadurch in erheblichem Maße<br />

Frachtkosten.<br />

Zweites wichtiges Ergebnis ist der Anstieg<br />

der durchschnittlichen Rübenerträge<br />

von 57 auf 59 Tonnen je Hektar,<br />

<strong>nach</strong>dem vorwiegend Anbauer mit<br />

unterdurchschnittlichen Rübenerträgen<br />

Lieferrechte zurückgegeben haben.<br />

Ganzjahresrüben: Geringere Zuckergehalte<br />

bei deutlich höheren Rübenerträgen<br />

Gute Ergebnisse bei Versuchen mit überwinterten Rüben<br />

Nach den guten Erfahrungen im<br />

vergangenen Jahr ist die Arbeitsgemeinschaft<br />

zur Förderung des Zuckerrübenanbaus<br />

in Norddeutschland e.V.<br />

(ARGE Nord) auch im Winter 2007/08<br />

der Frage <strong>nach</strong>gegangen, ob Zuckerrüben<br />

unter hiesigen Witterungsverhältnissen<br />

im Boden ohne größere<br />

Verluste überwintern können (Akzente,<br />

Mai 2008).<br />

Andere Qualitätsansprüche<br />

Die mehrjährigen Erfahrungen mit<br />

langzeitgelagerten, eingemieteten<br />

Rüben zeigen, dass die Lagerverluste<br />

ab Februar – je <strong>nach</strong> Winterwitterung<br />

– erheblich zunehmen können. Spät<br />

gerodete Rüben interessieren jedoch in<br />

erster Linie als Rohstoff für ganzjährig<br />

arbeitende Biogasanlagen. Hier sind<br />

die Qualitätsansprüche anders, als sie<br />

Polen und Slowakei – Rübenanbau rückt<br />

enger an die Werke<br />

In Polen und in der Slowakei hat <strong>Nordzucker</strong><br />

die Restrukturierung ebenfalls<br />

dazu nutzen können, die Rübenlogistik<br />

zu optimieren. Auch hier haben<br />

im Wesentlichen die weiter<br />

entfernt wirtschaftenden<br />

Landwirte ihr Rübenlieferrecht<br />

abgegeben. In<br />

Polen sank die mittlere<br />

Frachtentfernung von 39<br />

auf 35 Kilometer und in<br />

der Slowakei von 73 auf 66<br />

Kilometer. Wie in Deutschland<br />

sind auch in diesen Ländern<br />

überwiegend Betriebe mit geringem<br />

Ertragsniveau aus dem Rübenanbau<br />

ausgestiegen. In Ungarn wurde die<br />

Zuckerproduktion und damit auch der<br />

Rübenanbau ganz eingestellt<br />

(Akzente,<br />

Mai 2008).<br />

1<br />

Dr. Henrik Einfeld,<br />

Vorstand Rohstoffbeschaffung (CAO)


ei der Zuckerproduktion gelten. Nicht<br />

die Minimierung des Zuckerverlustes,<br />

sondern der Erhalt, gegebenenfalls die<br />

Zunahme der organischen Trockensubstanz<br />

über Winter, sind für die Bio gasanlagen<br />

wichtig.<br />

Im Umkreis von Schellerten und<br />

Groß Munzel standen rund 40 Hektar<br />

Zuckerrüben auf sechs Schlägen, die<br />

für die Versorgung der Biogas-Pilotanlage<br />

Groß Munzel vorgesehen<br />

waren (Abb. 1). Hierzu wurde eine<br />

Reihe von Beobachtungen über den<br />

Lagerzeitraum bis April 2008 gemacht.<br />

Deutliche Abnahme der Blattmasse<br />

Vergleicht man den Blattapparat Mitte<br />

Januar mit dem Blatt zum Ende des<br />

normalen Rodeablaufs Mitte November,<br />

fällt eine deutliche Abnahme der<br />

Blattmenge ins Auge. Die Reihen sind<br />

wieder geöffnet (Abb.2). In vielen<br />

Fällen waren die noch bei wärmeren<br />

Bedingungen im Herbst mit Cercospora<br />

und Ramularia infizierten Blätter<br />

komplett abgestorben. Der zweite<br />

Grund für die geringe Blattmasse ist<br />

die natürliche Alterung der Blätter.<br />

Darüber hinaus reduzieren Frosttemperaturen<br />

unter minus fünf Grad<br />

Celsius den Blattapparat (Abb. 3) .<br />

Alle Schläge waren mit Fungiziden<br />

behandelt worden, allerdings mit<br />

unterschiedlicher Intensität.<br />

Sortenunterschiede<br />

Sowohl bei der Frostempfindlichkeit<br />

als auch im Blatt-Neuaustrieb zeigten<br />

sich deutliche Sortenunterschiede<br />

(Abb. 4). Bei den milden Wintertemperaturen<br />

waren die Rübenkörper<br />

auf allen Schlägen<br />

gesund geblieben. Lediglich<br />

auf einem Schlag konnte man<br />

ab März bis zu 10 Prozent faulende<br />

Rüben beob achten, was durch Wasser<br />

im Hohlkörper des Kopfes und <strong>nach</strong>folgende<br />

Fäulnisbildung zu erklären ist<br />

(Abb. 5). Rübenschädigende Insekten<br />

waren nicht in den Beständen. Eine<br />

Absaugung der Bestände durch Mitarbeiter<br />

der Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen förderten Anfang März<br />

keine Blattläuse zu Tage. Moosknopfkäfer<br />

schädigen alte Rüben nicht (Abb. 6).<br />

Deutliche Zuwächse beim Rübenertrag<br />

Ende April 2008 wurden die überwinterten<br />

Rüben gerodet. Nach Meinung<br />

einiger der beteiligten Landwirte<br />

waren die Rodebedingungen besser als<br />

im Herbst 2007. Wie bereits im Vorjahr<br />

zeigte sich, dass der Rübenertrag über<br />

den Winterzeitraum leicht gestiegen<br />

und der Zuckergehalt um 0,5 bis 0,75<br />

Prozent gefallen war. Der durchschnittliche<br />

Rübenertrag betrug 83 Tonnen<br />

je Hektar bei Zuckergehalten von 15,5<br />

bis 19 Prozent.<br />

Insgesamt können wir von positiven<br />

Erfahrungen mit überwinternden<br />

Rüben aus den vergangenen beiden<br />

Jahren berichten. Sicherlich auch ein<br />

Effekt der milden Winter 2006 und<br />

2007.<br />

Mehr Informationen und Ergebnisse über<br />

weitere Rübenanbauversuche der ARGE<br />

Nord finden Sie unter www.arge-nord.de<br />

Franz Hesse, Manager<br />

Rübenbeschaffung, Nordstemmen<br />

Gero Schlinker, Geschäftsführer<br />

ARGE Nord, Braunschweig<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

21<br />

Akzente Oktober 2008 • Rübe


22<br />

Akzente Oktober 2008 • Rübe<br />

Nachgefragt<br />

Rübenanbauer im Gespräch: Maciej Rosolski, Ruchocice, Polen<br />

Mit seinen Kollegen im Rübenbüro des<br />

<strong>Nordzucker</strong>­Werks Opalenica berät<br />

und betreut Adam Kostrzewski etwas<br />

mehr als die Hälfte von insgesamt<br />

3.300 Landwirten, die in Polen im<br />

zehnten Jahr erfolgreich Zuckerrüben<br />

für <strong>Nordzucker</strong> anbauen. Die Zuckermarktreform<br />

und Preissprünge bei<br />

verlassen können. Kalkulierbare Einnahmen<br />

also, die für die Rückzahlung<br />

eines konkreten Kredits eingeplant<br />

werden können.<br />

Zuckerrüben ermöglichen uns eine<br />

gesunde und betriebswirtschaftlich<br />

interessante Fruchtfolge. Außerdem<br />

Alternativfrüchten haben auch hier reduzieren wir mit dem Rübenanbau<br />

eine intensive Diskussion<br />

das Missernterisiko bei<br />

„Für uns ist der sichere<br />

um künftige Faktoren<br />

ungünstigen Wetterver-<br />

Preis für Zuckerrüben wichtig,<br />

für den erfolgreichen<br />

hältnissen. Die Rübe hat<br />

der noch vor der Rübensaat<br />

Rübenanbau in Gang<br />

arbeitswirtschaftliche<br />

festgelegt wird.“<br />

gesetzt. Für Akzente hat<br />

Vorteile für uns, weil sich<br />

Kostrzewski den Landwirt Maciej Rosol­ die Feldarbeiten mit Rübenanbau insski<br />

aus Ruchocice (17 Kilometer südlich gesamt günstiger verteilen lassen.<br />

von Opalenica) besucht.<br />

Speziell in unserem Betrieb setzen wir<br />

Warum ist die Zuckerrübe jetzt und in außerdem Zuckerrüben-Pressschnitzel<br />

Zukunft eine interessante Frucht für als Viehfutter ein. Die Zuckerfabrik<br />

Ihren Betrieb?<br />

stellt dazu die neuesten Technologien<br />

„Für uns wichtig ist der sichere Preis der Pressschnitzel-Silierung zur Ver-<br />

für Zuckerrüben, der im Anbauvertrag fügung, so dass wir ein sehr hochwer-<br />

noch vor der Rübensaat<br />

festgelegt wird. Ebenfalls<br />

sehr wichtig ist,<br />

„Mit dem Rübenanbau das<br />

Missernterisiko senken.“<br />

tiges Futter bekommen.<br />

Die Rübenabnahme, aber<br />

auch die Rück lieferungen<br />

dass wir uns auf eine termingemäße der Schnitzel zu meinem Betrieb<br />

und fest kalkulierbare Rübenbezahlung sind durch <strong>Nordzucker</strong> hervorragend<br />

Maciej Rosolski (27) aus Ruchocice, 174 Hektar Ackerfläche, davon 25 Hektar Zuckerrüben<br />

organisiert. Außerdem schätze ich<br />

den guten Direktkontakt zu meinem<br />

Anbauberater, der bei<br />

Anbau- oder Organisationsproblemen<br />

schnell Lösungen<br />

garantiert.“<br />

Adam Kostrzewski,<br />

Rohstoffdirektor, Werk Opalenica<br />

Betriebsspiegel<br />

Maciej Rosolski, Ruchocice in Polen<br />

Landwirtschaftliche Nutzfläche: 174 ha<br />

ha Ertrag t/ha<br />

Zuckerrüben 25 58<br />

Weizen 23 7<br />

Wintergerste 14 7<br />

Sommergerste 30 5,5<br />

Tritikale 13 7<br />

Roggen 12 4,5<br />

Hafer 6 4<br />

Mais (Silomais) 9 45<br />

Raps 34 3,5<br />

Wiesen und Weiden (Heu) 8 12<br />

Tierproduktion Stück<br />

Mastrinder 140<br />

Schweine – Mastschweine 240


Raffinationsstart im polnischen Werk Chełmza<br />

Großer Schritt in eine gute Zukunft<br />

Die Reform der Zuckermarktordnung<br />

zwingt alle EU-Zuckerhersteller zur<br />

Anpassung ihrer Rohstoffbasis an neue<br />

Marktgegebenheiten. Dies geschieht<br />

durch Maßnahmen im Bereich des<br />

traditionellen Rohstoffs Zuckerrübe<br />

und den Einsatz von aus Übersee<br />

importiertem Rohrrohzucker, der den<br />

fehlenden EU-Rübenzucker ersetzt.<br />

Rohrrohzucker ist in verschiedenen<br />

Sorten und Handelsqualitäten auf dem<br />

Markt erhältlich. Er muss in der Regel<br />

weiter aufbereitet werden, bevor er<br />

den Anforderungen von EU-Kunden in<br />

Industrie und Handel entspricht.<br />

Nach eingehender Analyse der geo-<br />

Rohrrohzucker in Chełmza: Vor der Raffination<br />

und <strong>nach</strong>her<br />

graphischen Lage und der Erzeugungskosten<br />

hatte die <strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> die<br />

Entscheidung für Bau und Inbetriebnahme<br />

einer Anlage für die Raffination<br />

des Rohrrohzuckers im polnischen<br />

Werk Chełmza getroffen. Die Geneh-<br />

Werk Chełmza, Polen: Ein ehemaliges Lager für<br />

Trockenschnitzelpellets wurde zum Rohrrohzuckerlager<br />

für den Raffinationsbetrieb umfunktioniert<br />

Werk Chełmza, Raffination: In Kontizentrifugen verliert der Rohrrohzucker <strong>nach</strong> der Affination<br />

einen Teil der Farbe.<br />

migung wurde vom Aufsichtsrat der<br />

<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> im September 2007<br />

erteilt. Zunächst sollte die Anlage<br />

hochreinen Zucker mit hohem Zuckergehalt<br />

und niedrigen Farbwerten,<br />

sogenannten vhp-Zucker (very high<br />

polarisation), verarbeiten. Wegen der<br />

Beschaffenheiten des auf dem Markt<br />

verfügbaren, über Eurosugar vermittelten<br />

Rohstoffs wurde die Anlage um<br />

eine Entfärbungsstation erweitert.<br />

Im Juni legte das erste Zuckerschiff in<br />

Danzig an<br />

Anfang Juni traf der erste Rohrrohzucker<br />

in Danzig ein. Dank der Bemühungen<br />

aller Mitarbeiter, die am<br />

Bau der Anlage mitgewirkt haben,<br />

wurde die Anlage bereits im Juli betriebsbereit<br />

fertig gestellt. Am 21. Juli<br />

2008 gab der Vorstand der <strong>Nordzucker</strong><br />

<strong>AG</strong> grünes Licht für den historischen<br />

Start der Verarbeitung. Die<br />

erste Raffinations-Kampagne begann<br />

am 24. Juli und wird bis Mitte September<br />

laufen.<br />

Großes Interesse bei den Kunden<br />

Obwohl es keinen Unterschied zwischen<br />

Weißzucker aus Zuckerrohr und<br />

Weißzucker aus Zuckerrüben gibt,<br />

beobachten wir ein großes Interesse<br />

der Kunden an dem „neuen Produkt“.<br />

Die Kunden kaufen den „neuen“ Zucker<br />

gern und besuchen unser Werk in<br />

Chełmza, um dort den Herstellprozess<br />

sowie die Maßnahmen zur Sicherung<br />

der hohen Qualität kennen zu lernen.<br />

Der im Danziger Hafen angelieferte<br />

Rohrrohzucker wird zum Teil im Hafen<br />

selbst gelagert und teilweise sofort in<br />

das Lager in Chełmza transportiert. Für<br />

die Zuckerlagerung wurde das ehemalige<br />

Pelletlager eingerichtet. Neu<br />

errichtet wurde eine LKW-Entladung<br />

sowie ein Fördersystem. Aus dem<br />

Lager wird der Zucker zur Affinationsmaische<br />

transportiert und dann weiter<br />

zu den Affinationszentrifugen, wo<br />

der an der Kristalloberfläche haftende<br />

Sirup teilweise abzentrifugiert wird.<br />

Anschließend durchfließt die Kläre die<br />

Reinigung, die Filtration und Entfärbung.<br />

Da<strong>nach</strong> wird sie eingedickt und<br />

in sechs Stufen kristallisiert. Am Ende<br />

erhält man Weißzucker zwei (WZ 2).<br />

23<br />

Akzente Oktober 2008 • Markt und Kunde


24<br />

Akzente Oktober 2008 • Markt und Kunde<br />

Erste professionelle Raffinationsanlage<br />

in Polen<br />

Obwohl in Polen bereits in den 80er<br />

Jahren Rohrrohzucker aus Kuba<br />

verarbeitet wurde, ist die Anlage in<br />

Chełmza die erste voll professionelle<br />

Linie nur für diesen Zweck. Mit der<br />

ersten Raffinationskampagne hat die<br />

<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> einen großen Schritt in<br />

eine gute Zukunft gemacht.<br />

Der Unterzeichnende bedankt sich bei<br />

allen Kollegen und Mitarbeitern, die<br />

Der Zuckermarkt der EU-27 bleibt<br />

auch im September 2008 von erheblichen<br />

Preisunterschieden auf den<br />

regionalen Märkten geprägt. Zwischen<br />

den osteuropäischen Mitgliedsländern<br />

und den Ländern der so genannten<br />

Alt-EU verläuft derzeit noch eine<br />

unsichtbare Preisgrenze, an der die<br />

Preise teilweise erheblich differieren.<br />

Im Westen der EU haben sich die<br />

Preise – auch aufgrund guter Nachfrage<br />

der Zucker verarbeitenden Industrie<br />

– mittlerweile auf gutem Niveau<br />

stabilisiert. Im Ostteil der EU realisiert<br />

man dagegen bisher noch zögerlich<br />

die künftige Unterversorgung aus<br />

heimischer Produktion, <strong>nach</strong>dem<br />

etablierte Zuckerhersteller 2008 ihre<br />

Erzeugung ganz oder teilweise ein-<br />

zum schnellen und effektiven Bau der<br />

Anlage sowie zur logistischen Organisation<br />

der Rohstofflieferungen beigetragen<br />

haben.<br />

Vielen Dank.<br />

Dr. Piotr Wawro,<br />

Vorstandsmitglied Produktion und<br />

Personal, Polska S.A.<br />

gestellt haben. Wir gehen davon aus,<br />

dass der heute partiell noch heftige<br />

regionale Preiswettbewerb im Ostteil<br />

der EU kurzfristig auch ruhigeres Fahrwasser<br />

erreicht.<br />

Preisgefälle fördert „Zuckertourismus“<br />

Die in der EU nicht zu vermarktenden<br />

Überschüsse an Quotenzucker werden<br />

derzeit mit Exportlizenzen der EU in<br />

Drittländer außerhalb der EU verkauft.<br />

Mit ihrer restriktiven Lizenz-Vergabe<br />

hat die EU dafür gesorgt, dass dieses<br />

Vermarktungsinstrument für kleinere<br />

Marktteilnehmer zunehmend uninteressant<br />

wurde. Exportlizenzen<br />

„kosten“ inzwischen so viel, dass viele<br />

Hersteller es vorziehen, in angrenzenden<br />

Märkten anzubieten, um<br />

Markt­Telegramm<br />

Neue Balance und ruhigeres Fahrwasser in Sicht<br />

Werk Chełmza, Raffination: Raffinierter Rohrrohzucker<br />

passiert in Chełmza eine Entfärbungsanlage,<br />

um den hohen Qualitätsstandards sicher zu<br />

genügen. Beim Kunden gibt es schließlich keinen<br />

Unterschied mehr zwischen Zucker aus Rohr oder<br />

Rübe.<br />

kurzfristig Liquidität zu gewinnen. Je<br />

größer die Preisunterschiede, um so<br />

attraktiver ist der „Zuckertourismus“,<br />

der Dumping-Preisen Vorschub leistet.<br />

Handelshäuser ohne langfristige Strategie<br />

mit kurzfristigem Profitinteresse<br />

verstärken diese Effekte.<br />

Lichtblicke in der Mittelmeerregion<br />

Neben den eher kurzfristigen Absatzstrategien<br />

kommen inzwischen die<br />

langfristigen Vermarktungsstrategien<br />

ins Spiel. Die großen Zuckerhersteller<br />

Europas versuchen ausnahmslos, sich<br />

in den neuen Defizitländern der EU am<br />

Mittelmeer „in Stellung zu bringen“.<br />

Dahinter steht die Erwartung, dass der<br />

hier nahezu vollständig eingestellte<br />

Rübenanbau und die daraus folgende


Rohrzucker erweitert das<br />

SweetFamily­Sortiment<br />

Ab Oktober 2008 gibt es Rohr zucker<br />

im Handel auch in SweetFamily-<br />

Qualität. Mit dem neuen, qualitativ<br />

hochwertigen Produkt erweitert<br />

SweetFamily das Sortiment und profitiert<br />

von der wachsenden Nachfrage<br />

<strong>nach</strong> Rohrzucker, der unter anderem<br />

gerne für Caipirinha verwendet wird.<br />

Die besondere Verpackung und das<br />

naturbelassene Papier unterstreichen<br />

die Natürlichkeit sowie die hohe Qualität<br />

des Rohrzuckers. Ein Sicht fenster<br />

zeigt die goldbraune Farbe und der<br />

schützende Innenbeutel bewahrt die<br />

Qualität des Produktes.<br />

Unterversorgung zu den höchsten<br />

Zuckerpreisen der EU führen werden.<br />

Preislimits im Markt setzen derzeit vor<br />

allem noch italienische Interventionsbestände,<br />

während sich die Preise in<br />

Spanien bereits deutlicher erholen.<br />

Preisanstieg durch hohe Energiekosten<br />

Durch den Wegfall von rund<br />

5,7 Millionen Tonnen EU-Zucker <strong>nach</strong><br />

den Quotenrückgaben kommt der<br />

Zuckermarkt insgesamt zur Ruhe.<br />

Angebot und Nachfrage sehen wir in<br />

neuer Balance. Regional beobachten<br />

wir jedoch erhebliche Unterschiede<br />

zwischen überversorgten und defizitären<br />

Regionen. Weiter offen bleibt,<br />

ob die ab 2009 möglichen Importe<br />

aus LDC-Ländern in den dann erfor-<br />

SweetFamily Rohrzucker ist geeignet<br />

für die ganzjährige Verwendung<br />

zum Kochen, Backen und Süßen von<br />

Speisen und Getränken. Er unterscheidet<br />

sich damit von den gängigen<br />

Produkten, die die saisonale Verwendung<br />

für Cocktails auf der Verpackung<br />

betonen. SweetFamily Rohrzucker ist<br />

in der Ein-Kilogramm-Verpackung zu<br />

einem Preis von 1,99 Euro im Handel<br />

erhältlich.<br />

Anika Ernst,<br />

Junior Produktmanager Handel<br />

derlichen Mengen und Qualitäten<br />

lieferbar sein werden. In den laufenden<br />

Gesprächen mit unseren Kunden<br />

müssen wir <strong>nach</strong> dem starken Anstieg<br />

der Energiepreise höhere Produktionskosten<br />

geltend machen und entsprechende<br />

Marktprämien erzielen. Dabei<br />

profitieren wir vom positiven Marktauftritt<br />

des Gemeinschaftsunternehmens<br />

Eurosugar, das von unseren Kunden<br />

als sicherer, starker Partner wahrgenommen<br />

und<br />

respektiert<br />

wird.<br />

Manfred Steffen,<br />

CEO Eurosugar S.A.S, Paris<br />

Personalnotizen<br />

Dr. Rahel Buczys (44), hat am<br />

1. Juli ihre Arbeit als Quality<br />

Manager der Eurosugar S.A.S.<br />

aufgenommen. Sie berichtet in<br />

dieser Funktion an den Manager,<br />

Quality & Customer Service,<br />

Dr. Volker Diehl.<br />

Ausgehend von ihrer Forschungstätigkeit im<br />

Bereich Zuckertechnologie war sie für <strong>Nordzucker</strong><br />

in Projekten des Qualitätsmanagements, der<br />

Produktentwicklung sowie der Produktionsoptimierung<br />

tätig und arbeitete als Qualitätsmanagerin<br />

für die InnoSweet GmbH. Rahel Buczys hat<br />

Lebensmittelchemie studiert und am Institut für<br />

Technologie der Kohlenhydrate (Zuckerinstitut)<br />

promoviert.<br />

Bernd Lingelbach (36) ist seit<br />

1. Juli als Marketing Manager für<br />

Eurosugar in Deutschland tätig.<br />

Er ist in dieser Position für das Industrie-<br />

und Endverbrauchermarketing<br />

sowie für Marktforschung<br />

und Category Management<br />

verantwortlich. Seine berufliche Laufbahn startete<br />

er bei Unilever mit einem Traineeprogramm Sales/<br />

Marketing und war dort im Anschluss in mehreren<br />

Marketing-Funktionen tätig. Zuletzt arbeitete<br />

er bei Eckes-Granini und betreute dort die Marke<br />

granini für den Bereich Lebensmitteleinzelhandel.<br />

Lingelbach hat Betriebswirtschaftslehre mit dem<br />

Schwerpunkt Anglistik an der Universität Mannheim<br />

studiert.<br />

Achim Lukas (51) verlässt <strong>nach</strong><br />

mehr als 15-jähriger Tätigkeit<br />

den <strong>Nordzucker</strong>-Konzern zum<br />

30. September. Seine Stationen<br />

bei <strong>Nordzucker</strong> waren Leiter<br />

Controlling, Leiter Geschäftsbereich<br />

Zucker International der<br />

<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong> und zuletzt CFO der Eurosugar<br />

S.A.S.<br />

25<br />

Akzente Oktober 2008 • Markt und Kunde


26<br />

Akzente Oktober 2008 • Markt und Kunde<br />

SweetFamily:<br />

Feiner Zucker im Kleinformat<br />

Das wichtigste Produkt im Handel hat<br />

Nachwuchs bekommen: Feinen Zucker<br />

gibt es ab Oktober auch in der kleinen,<br />

handlichen 250-Gramm-Packung.<br />

Mit dem neuen „Mini Pack“ folgt<br />

SweetFamily dem Trend zu Kleinverpackungen.<br />

Die kleinere Packung setzt<br />

im Zuckerregal Akzente und spricht<br />

Bioenergie vor Ort: Interview mit Ronald Westphal<br />

Mit E85 jährlich bis zu 500 Euro Spritkosten sparen<br />

Anhaltend hohe Benzin­ und Dieselpreise<br />

und kaum Aussichten auf deutliche<br />

Senkung führen dazu, dass sich<br />

immer mehr Autofahrer mit möglichen<br />

Kraftstoff­Alternativen beschäftigen.<br />

Eine sparsamere Alternative zu Benzin<br />

oder Super ist der Ethanolkraftstoff<br />

E85. Wie denken Tankstellenbetreiber<br />

über E85? Für Akzente hat Dr. Andreas<br />

Schwarz mit Ronald Westphal gesprochen.<br />

Westphal ist Geschäftsführer<br />

der Agro Bördegrün GmbH & Co.<br />

KG in Niederndodeleben. Zu seinem<br />

Unternehmen gehört neben einem<br />

landwirtschaftlichen Betrieb das Bioölwerk<br />

Magdeburg und die Tankstelle in<br />

neue Zielgruppen an. Sie ist ideal für<br />

alle, die selten Zucker verwenden, wie<br />

zum Beispiel Singles oder Senioren,<br />

für unterwegs im Urlaub oder auf dem<br />

Campingplatz. Für den kleinen Bedarf<br />

eignet sich der Feine Zucker zum Süßen<br />

von Speisen und Getränken, sowie<br />

zum Kochen und Backen.<br />

Niederndodeleben, die neben anderen<br />

Biokraftstoffen E85 verkauft.<br />

Herr Westphal, warum engagieren Sie<br />

sich im Bereich Biokraftstoffe?<br />

Speziell E85?<br />

Weil wir hier wirkliche Kreislaufwirtschaft<br />

haben: Die Rohstoffe werden<br />

lokal erzeugt, das Ethanol wird lokal<br />

produziert und lokal verbraucht. Das<br />

schont die Umwelt, senkt CO -Emissi-<br />

2<br />

onen und spart fossile Brennstoffe.<br />

Für wen ist E85 interessant?<br />

Unsere E85-Kunden sind nicht nur Besitzer<br />

von FFV-Fahrzeugen. Wir haben<br />

auch viele E85-Kunden, deren Autos<br />

herkömmliche Ottomotoren haben.<br />

Diese werden mit selbst zusammengestellten<br />

Mischungen von bis zu<br />

30 Prozent Bioethanolanteil offenbar<br />

problemlos betrieben. 1<br />

Welche Chancen und Risiken sehen Sie<br />

für E85?<br />

Wünschenswert ist, dass sich die positiven<br />

ökologischen und ökonomischen<br />

Vorteile dieses Kraftstoffes mit Hilfe<br />

1 Anmerkung der Redaktion: Bitte informieren Sie sich vor dem Betanken von Ottomotorfahrzeugen mit höherem Ethanolanteil in Ihrer Fachwerkstatt.<br />

Feiner Zucker im „Mini Pack“ ist ab<br />

0,49 Euro im Handel erhältlich.<br />

Anika Ernst, Junior Produktmanager Handel<br />

Ronald Westphal, Agro Bördegrün GmbH & Co.KG<br />

einer langfristigen Politik auf breiter<br />

Ebene in der Bevölkerung durchsetzen.<br />

Im Wesentlichen sehe ich zwei Risiken:<br />

Zum einen gibt es keine gesicherte<br />

Preisstabilität, wenn die notwendige<br />

Steuerentlastung des Kraftstoffs<br />

2015 endet. Ein weiteres Risiko ist<br />

die öffentliche Vor verurteilung des<br />

Bioethanols durch die unsachliche<br />

„Tank-Teller-Diskussion“. Bei Bioethanol<br />

müssen Sie kritisch auf die Herkunft<br />

schauen. Wussten Sie: Auf einem<br />

Hektar Ackerfläche wachsen etwa 60<br />

Tonnen Zuckerrüben. Daraus werden<br />

6,5 Kubikmeter Bioethanol gewonnen<br />

sowie die wertvollen Futtermittel Pellets,<br />

Pressschnitzel und Vinasse. Diese<br />

Futtermittel brauchen also nicht extra<br />

angebaut werden, was wiederum<br />

Ackerfläche einspart.


Warum ist die Rübe ein guter Rohstoff<br />

für die Bioethanolproduktion?<br />

Die Rübe hat per se einen hohen<br />

Energiegehalt. Der Hektarertrag liegt<br />

weit über dem von Konkurrenzfrüchten.<br />

Parallel zur Bioethanolgewinnung<br />

fallen Futtermittel an. Zudem ist die<br />

Rübe ein wichtiges Glied in der Fruchtfolge.<br />

Was wäre aus Ihrer Sicht notwendig,<br />

um E85 als Kraftstoff zu etablieren?<br />

Es sollten mehr Werkstätten den<br />

Umrüstungsservice auf FFV-Betrieb<br />

anbieten. Von <strong>Seite</strong>n der Automobilhersteller<br />

sollte ein klares Bekenntnis<br />

zu FFV-Fahrzeugen in Deutschland und<br />

Europa kommen. In Brasilien verkaufen<br />

neben VW fast alle namhaften Automobilhersteller<br />

seit etwa 25 Jahren<br />

Ethanolfahrzeuge. Die Blockierung<br />

von E85 durch die großen Tankstellenmarken<br />

muss aufhören, damit eine<br />

deutliche Ausweitung des E85-Tankstellennetzes<br />

erreicht wird.<br />

Warum gibt es in Sachsen­Anhalt bisher<br />

so wenig E85­Tankstellen?<br />

Weil in Sachsen-Anhalt die geltenden<br />

Vorschriften für Errichtung und Betrieb<br />

Personalnotizen<br />

Dr. Albrecht Schaper (45) hat im<br />

Juni die Geschäftsführung der fuel<br />

21 GmbH & Co KG zusammen<br />

mit Sven Buhrmann übernommen.<br />

In dieser Funktion ist er für<br />

die Bereiche Vertrieb, Finanzen<br />

und Public Affairs zuständig.<br />

Bereits seit Januar 2007 baute er den Vertrieb<br />

der fuel 21 federführend auf. Schaper ist seit<br />

November 2000 in verschiedenen Positionen für<br />

<strong>Nordzucker</strong> und ihre Tochtergesellschaften tätig.<br />

Er führte das Controlling der ehemaligen Tochter<br />

Syral in Marckolsheim und war am erfolgreichen<br />

Aufbau der InnoSweet federführend beteiligt.<br />

Der Chemiker begann seine berufliche Laufbahn<br />

E85-Tankstellen im Großraum Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (Stand August 2008)<br />

E85 ist an immer mehr Tankstellen in Deutschland erhältlich. Zurzeit gibt es bundesweit etwa 200 Tankstellen.<br />

Das heißt, derzeit bieten 1,3 Prozent aller Tankstellen E85 an. Jedoch wächst das deutsche Netz<br />

kontinuierlich. Ende 2007 gab es erst rund 100 E85-Tankstellen in Deutschland.<br />

fuel 21 prüft, wie der Ausbau des E85-Tankstellennetzes – insbesondere im <strong>Nordzucker</strong>-Kerngebiet –<br />

unterstützt werden kann. In dem Zusammenhang freuen wir uns über die Eröffnung einer E85-Tankstelle<br />

in Salzgitter-Salder im April 2008 sowie über die Eröffnung einer E85-Tankstelle in Hildesheim, Steuerwalder<br />

Straße im Februar 2008.<br />

von E85-Tankstellen von den Behörden<br />

offenbar strenger ausgelegt werden als<br />

in anderen Bundesländern.<br />

Herr Westphal, wir<br />

danken Ihnen recht<br />

herzlich für das<br />

Gespräch!<br />

Dr. Andreas Schwarz, Projektmanager E85,<br />

fuel 21 GmbH & Co. KG<br />

in der europäischen Stärkeindustrie. Sechs Jahre<br />

verbrachte er in Frankreich, wo er Funktionen in<br />

Process Engineering, Produktionsleitung, Instandhaltung<br />

und Investitionen innehatte.<br />

Anne­Katrin Rohde ist seit Juni<br />

neue Betriebsleiterin der fuel 21<br />

GmbH & Co KG. Sie leitet das<br />

operative Geschäft und berichtet<br />

an den Technischen Geschäftsführer,<br />

Sven Buhrmann. Rohde<br />

ist verantwortlich für die Bereiche<br />

Produktion, Technik und Personal.<br />

Ihre <strong>Nordzucker</strong>-Laufbahn begann im April 1991<br />

in der Zuckerfabrik Lehrte. Nach der Stilllegung<br />

Unter www.lab-biokraftstoffe.de finden<br />

Sie das aktuelle E85-Tankstellennetz für<br />

Deutschland sowie viele weitere interessante<br />

Informationen rund um Bio ethanol<br />

und E85.<br />

wechselte die Technikerin im März 1999 in den<br />

Bereich Umwelt und Genehmigungen der Unternehmenszentrale<br />

in Braunschweig. Seit August<br />

2000 war sie persönliche Assistentin des Vorstands<br />

Produktion und Technik (COO). Von 2000 bis<br />

2004 übernahm sie zusätzlich die Aufgaben<br />

der Konzern-Beauftragten für die <strong>Nordzucker</strong><br />

Ideenbörse. Seit Januar 2004 war sie außerdem als<br />

Referentin Verbraucherzufriedenheit für den Bereich<br />

Vertrieb/Kundenservice tätig. Von Januar bis<br />

Mai 2008 war Anne-Katrin Rohde als Managerin<br />

im Bereich Strategische Projekte tätig, betreute<br />

intensiv die fuel 21 und führte sie erfolgreich zum<br />

ersten Zertifizierungsaudit.<br />

27<br />

Akzente Oktober 2008 • Markt und Kunde


28<br />

Akzente Oktober 2008 • Markt und Kunde<br />

Steckbrief Ethanolkraftstoff<br />

Was ist E85? Ein genormter, sauberer Hochleistungskraftstoff<br />

aus rund 85 Prozent Bioethanol<br />

und 15 Prozent Superbenzin. Sauber heißt: E85<br />

verursacht im Vergleich zu fossilen Brennstoffen<br />

weniger CO -Emissionen und einen geringeren<br />

2<br />

Schadstoffausstoß.<br />

E85 ist ein Hochleistungskraftstoff. Das heißt, er<br />

hat eine Oktanzahl (ROZ) von 109; im Vergleich<br />

dazu Superbenzin: 98. Das macht eine höhere<br />

effektive Verdichtung und somit eine Mehrleistung<br />

bis zu 25 Prozent möglich.<br />

Wer kann E85 tanken? Während im Dieselbereich<br />

Biodiesel eine biogene Alternative ist, gilt<br />

entsprechendes im Ottokraftstoffbereich für den<br />

Ethanolkraftstoff E85.<br />

E85 ist ein Kraftstoff für sogenannte FFV‘s (flexible<br />

fuel vehicles), also für speziell für den Ethanolbetrieb<br />

ausgerüstete PKWs. Flexibel steht für<br />

wahlweise E85 oder Superbenzin, wobei nur ein<br />

Tank notwendig ist. Die Umrüstung von Fahrzeugen<br />

mit konventionellen Ottomotoren ist möglich<br />

und wird von Fachwerkstätten ab 790 Euro je<br />

Fahrzeug angeboten.<br />

Ein FFV-Fahrzeug kostet zum Beispiel bei Ford<br />

rund 300 Euro mehr als ein vergleichbares Fahrzeug<br />

mit Ottomotor. Durch den geringeren Heizwert<br />

des Ethanols im Vergleich zu Superbenzin<br />

ergibt sich ein Mehrverbrauch für E85 von rund<br />

25 bis 30 Prozent gegenüber Superbenzin.<br />

Beraterwissen zum Anfassen<br />

<strong>Nordzucker</strong>­Rübentage in Polen, der Slowakei und Serbien<br />

Im Mai und Juni 2008 hatte <strong>Nordzucker</strong><br />

zu Rübentagen in Polen, der<br />

Slowakei und in Serbien eingeladen.<br />

Hohe Besucherzahlen zeigten das<br />

große Interesse der Rübenanbauer an<br />

den Veranstaltungen, die reichlich Gelegenheit<br />

für Begegnung mit Kollegen<br />

und den fachlichen Austausch mit den<br />

<strong>Nordzucker</strong>-Anbauberatern boten.<br />

Gute Resonanz bei den Landwirten<br />

Auch 2008 bewiesen die vielen interessierten<br />

Besucher die fachliche Qualität<br />

Mit E85 bis zu 500,– Euro pro Jahr Spritkosten sparen<br />

Preisvorteil in Euro pro Jahr bei unterschiedlichen<br />

Preisabständen und Kilometerleistungen<br />

Preisvorteil in Euro/Jahr bei einem<br />

Preisabstand von Super zu E85<br />

von 40 ct/l Kraftstoff<br />

Preisabstand von 50 ct/l<br />

Preisabstand von 60 ct/l<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Lohnt sich die Investition in ein FFV-Fahrzeug? Vergleicht man ein Ottomotorfahrzeug mit einem Verbrauch<br />

von acht Liter Superkraftstoff auf 100 Kilometer mit dem entsprechenden FFV-Modell ergeben<br />

sich je <strong>nach</strong> Jahresfahrleistung und Preisunterschied zwischen Super und E85 trotz des Mehrverbrauchs<br />

teilweise große finanzielle Vorteile für den E85-Betrieb.<br />

<strong>Nordzucker</strong>-Rübentag 2008 in Celarevo, Serbien<br />

0<br />

0 5.000 10.000 15.000 20.000<br />

Jahresfahrleistung (km/Jahr)


<strong>Nordzucker</strong>-Rübentag 2008 in Polen: 1.800 Besucher kamen <strong>nach</strong> Trzcianka<br />

und die Bedeutung der Veranstaltungen.<br />

In Polen konnte <strong>Nordzucker</strong><br />

mehr als 1.800 Besucher am Standort<br />

Trzcianka bei Opalenica (Polen)<br />

begrüßen. Auch in der Nove Sady<br />

(Slowakei) und in Celarevo (Serbien)<br />

war die Besucherresonanz so gut, dass<br />

die präsentierten Versuchsflächen kaum<br />

Platz für alle Besucher ließen.<br />

Beratung sichert Anbauerfolg<br />

Schwerpunkte der präsentierten<br />

Beratungsthemen waren Mulchsaat,<br />

Unkrautbekämpfung, Sorten, Düngung<br />

und Blattkrankheitenkontrolle, die bei<br />

Führungen entlang eines Parcours mit<br />

Felddemonstrationen und Exaktversuchen<br />

hervorragend vor Ort gezeigt<br />

werden konnten. In Zusammenarbeit<br />

mit den Zuckerrübenzüchtern sowie<br />

Vertretern aus Düngemittel-, Pflanzenschutzmittel-<br />

und Landmaschinenindustrie<br />

konnten kostenoptimierte<br />

Anbauverfahren demonstriert werden,<br />

die die Rentabilität der Rübenproduktion<br />

weiter erhöhen.<br />

Gute Erträge sichern Vorzüglichkeit<br />

Thema waren außerdem wichtige<br />

agrarpolitische Fragen wie der Stand<br />

der Reform der EU-Zuckermarktordnung<br />

sowie aktuelle Entwicklungen<br />

bei <strong>Nordzucker</strong>, die den Gästen in<br />

Referaten vorgestellt wurden. Hauptthema<br />

der Diskussionen war die<br />

<strong>Nordzucker</strong>-Rübentag 2008 in Nove Sady in der Slowakei<br />

Zukunft des Rübenanbaus im reformierten<br />

Marktumfeld. Dabei wurde<br />

deutlich, dass die relative Vorzüglichkeit<br />

der Zuckerrübe gegenüber den Alternativfrüchten<br />

unter den veränderten<br />

Marktbedingungen zwar gesunken,<br />

aber bei regional erreichbarem hohem<br />

Ertragsniveau <strong>nach</strong> wie vor gegeben<br />

ist. Der Schlüssel zum Erfolg liegt weiter<br />

in der Nutzung vorhandener Potenziale.<br />

Je <strong>nach</strong> Land und Anbauregion<br />

liegen sie zum Beispiel in natürlichen<br />

Vorzügen bei Boden und Witterung<br />

oder in niedrigeren Arbeitserledigungskosten<br />

in Großbetriebs- und Großflächenstrukturen.<br />

Dr. Ulf Wegener,<br />

Manager Rübenbeschaffung International<br />

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Akzente Oktober 2008 • Treffpunkt


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Akzente Oktober 2008 • Treffpunkt<br />

Ministerpräsident Wulff begrüßt Wachstumskurs<br />

Der niedersächsische Ministerpräsident<br />

Christian Wulff würdigte <strong>Nordzucker</strong> in<br />

einem Gespräch mit dem Vorsitzenden<br />

des <strong>Nordzucker</strong>-Gesamtbetriebsrats,<br />

Wolfgang Wiesener, dessen Stellvertreter<br />

Dieter Woischke und dem für<br />

Public Affairs verantwortlichen Mitglied<br />

der Geschäftsleitung, Christian<br />

Kionka, als bedeutendes Unternehmen<br />

für Niedersachsen. Das Unternehmen<br />

sei mit der Zentrale in Braunschweig<br />

und vier Zuckerfabriken in Niedersachsen<br />

ein wichtiger Arbeitgeber und<br />

für viele tausend Rübenanbauer ein<br />

verlässlicher Partner. Der Ministerpräsident<br />

begrüßte den Wachstumskurs<br />

der <strong>Nordzucker</strong> <strong>nach</strong> der Reform der<br />

Zuckermarktordnung. Er sagte die<br />

Unterstützung der niedersächsischen<br />

Landesregierung zu, um durch Erhöhung<br />

des Marktanteils der <strong>Nordzucker</strong><br />

in Europa die heimischen Standorte zu<br />

sichern und zu stärken.<br />

Standortvorteil Bahnanschluss<br />

In Königslutter arbeiteten 73 Jahre lang zwei Zuckerfabriken<br />

Im November 1849 baten die Kaufleute<br />

August Rühland und Hermann<br />

Jürgens aus Königslutter bei der<br />

herzoglichen Domänenkammer in<br />

Braunschweig um die Erlaubnis, eine<br />

Rübenzuckerfabrik in Königslutter zu<br />

gründen. Damit waren sie keineswegs<br />

die ersten, die sich in Königslutter<br />

um die Zuckerherstellung aus Rüben<br />

bemühten. Bereits 1787 hatte der<br />

Stadtphysikus Johann Dedekind hier<br />

Zucker aus Runkelrüben hergestellt.<br />

Weder in Braunschweig noch in<br />

Berlin fand Dedekind Gehör für seine<br />

Entdeckung. „Offizieller“ Erfinder der<br />

Christian Kionka, Wolfgang Wiesener und Dieter Woischke folgten der Einladung von Ministerpräsident<br />

Christian Wulff (2. von rechts) <strong>nach</strong> Hannover<br />

Im Gespräch mit Wolfgang Wiesener<br />

und Dieter Woischke interessierte sich<br />

der Ministerpräsident insbesondere für<br />

die Themen Sozialpartnerschaft, Europäischer<br />

Betriebsrat sowie Arbeitszeitregelungen<br />

im Kampagnebetrieb. Er<br />

äußerte sich kritisch zum Vorhaben des<br />

Zuckerfabrikation wurde der Berliner<br />

Franz Carl Archard, der ab 1802 die<br />

erste Zuckerfabrik in Cunern betrieb.<br />

1850 holten die Kaufleute Versäumtes<br />

<strong>nach</strong> und starteten in der Zuckerfabrik<br />

Königslutter C.S. Rühland, Jürgens &<br />

Co. eine Probekampagne, in der 250<br />

Zentner Rüben verarbeitet wurden.<br />

In den ersten Jahren war der Aktionär<br />

Amtsrat Cleve der größte Rübenlieferant.<br />

Anfangs bewirtschaftete<br />

die Fabrik eigene Felder. Innerhalb<br />

weniger Jahre stellten die Landwirte<br />

vermehrt auf Rübenanbau um. Voraus-<br />

Bundeslandwirtschaftsministers, eine<br />

Ampelkennzeichnung für Lebensmittel<br />

einzuführen. Christian Kionka bot die<br />

Unterstützung der <strong>Nordzucker</strong> bei der<br />

sachgerechten Information der Verbraucher<br />

über Zucker als Bestandteil<br />

einer ausgewogenen Ernährung an. r<br />

Um die Höhenunterschiede der Gelände<br />

auszugleichen, benutzten beide Zuckerfabriken<br />

Seilbahnen für den Materialtransport<br />

setzung war der Ausbau der Chausseestraßen,<br />

der den Transport der Rüben<br />

im Herbst erst ermöglichte.<br />

Zwei Zuckerfabriken an einem Ort<br />

Nur sechs Jahre später, 1856, gründeten<br />

70 Aktionäre eine zweite Zucker-


fabrik in Königslutter: Die Aktien-<br />

Zuckerfabrik Königslutter. Während<br />

bei kontinuierlicher Steigerung die<br />

Rühländische Fabrik stets etwa 5.000<br />

Tonnen mehr verarbeiten konnte, lag<br />

die Aktien-Zuckerfabrik Königslutter<br />

verkehrsgünstiger. Bereits 1872,<br />

<strong>nach</strong> der Eröffnung der Bahnstrecke<br />

Helmstedt-Braunschweig, erhielt sie<br />

ein eigenes Anschlussgleis. Ebenso<br />

wichtig wie die beständige Steigerung<br />

der Verarbeitung war das Vertrauen der<br />

Aktionäre in ihre Fabriken. Besonders<br />

deutlich wurde das in den beiden Kampagnen<br />

der Rühländischen Zuckerfabrik<br />

von 1917 bis 1919.<br />

Liquidation <strong>nach</strong> negativen Ergebnissen<br />

Nach zwei Negativergebnissen in<br />

Folge, verursacht durch Kohlemangel<br />

in der einen Kampagne und einen<br />

vierwöchigen Maschinenschaden in<br />

der anderen, liquidierten die Aktionäre<br />

die Fabrik kurzer Hand. Die Fabrik lief<br />

dennoch auf Probe weiter und wurde<br />

1920 neu gegründet. Im gleichen Jahr<br />

erhielt auch sie einen eigenen Bahnanschluss.<br />

Damit war der Standortvorteil<br />

der Aktien-Zuckerfabrik aufgehoben.<br />

Gemälde der Rühlandischen Zuckerfabrik, etwa um 1940<br />

Aktie <strong>nach</strong> der Fusion der beiden<br />

Königslutter Zuckerfabriken 1929<br />

Überlegungen über eine Fusion gab es<br />

lange, sprach doch vieles dafür. 1929<br />

erfolgte der Beschluss, die Rühländische<br />

Zuckerfabrik, die bereits 1872 in<br />

Zuckerfabrik Königslutter <strong>AG</strong> umbenannt<br />

worden war, als die technisch<br />

modernere und kapazitätsstärkere<br />

weiter auszubauen und die Aktien-<br />

Zuckerfabrik am Bahnhof zu schließen.<br />

Die durchschnittliche Tagesverarbeitung<br />

stieg auf 690 Tonnen. Bis 1996<br />

konnte sie auf 7.200 Tonnen gesteigert<br />

werden. 1930 erwarb die Fabrik das<br />

Rühländische Gut, von dem sie praktisch<br />

umschlossen war.<br />

Kriegszerstörung<br />

und Wiederaufbau ab 1949<br />

Während eines Bombenangriffs im<br />

Januar 1944 wurden nicht nur Rübenkeller,<br />

Anschlussgleis und Kesselhaus<br />

zerstört. Schwerwiegender war der<br />

Tod von sieben Mitarbeitern. Der<br />

Wiederaufbau ab 1949 war ein Kraftakt<br />

und erforderte großes Vertrauen der<br />

Rübenlieferanten und Aktionäre, die ihr<br />

Rübengeld der Fabrik als Darlehen zur<br />

Verfügung stellten, um die Erneuerung<br />

von Dampfturbine, Kesselhaus und<br />

Kalkofen zu finanzieren. 1951 folgte<br />

die Umstellung auf Weißzucker mit der<br />

Abgabe von 500-Gramm- und Ein-<br />

Kilogramm-Packungen. Den Verkauf<br />

übernahm ab 1965 die „Norddeutsche<br />

Zucker GmbH“.<br />

Fusionen und Übernahmen<br />

bis zur Schließung 1998<br />

Trotz der positiven Entwicklung auf<br />

dem Zuckermarkt <strong>nach</strong> dem Krieg<br />

nahm der Konkurrenzdruck weiter zu<br />

und förderte Zusammenschlüsse der<br />

norddeutschen Zuckergesellschaften.<br />

Bereits 1925 übernahm Königslutter<br />

die Rübenlieferungen der Zuckerfabrik<br />

Trendelbusch. Ihre Blättertrocknung<br />

kam <strong>nach</strong> Königslutter, wurde<br />

1957 aufgekauft und geschlossen. Im<br />

gleichen Jahr übernahmen die Zuckerfabriken<br />

Königslutter, Schöppenstedt<br />

und Watenstedt je zu einem Drittel<br />

die Zuckerfabrik Söllingen, die wegen<br />

Auslastungschwierigkeiten schließen<br />

musste. 1972 erfolgte die Fusion<br />

mit der Zuckerfabrik Watenstedt, die<br />

1975 stillgelegt wurde und schließlich<br />

fusionierten Twülpstedt und Königslutter<br />

1985. Nur fünf Jahre später wurde<br />

Twülpstedt geschlossen. Erst 1992<br />

schloß sich die Königslutter-Twülpstedt<br />

<strong>AG</strong> der Zucker Aktiengesellschaft<br />

Uelzen-Braunschweig an. Zeitgleich<br />

wurden die Rübenannahmestellen in<br />

Watenstedt und Twülpstedt geschlossen.<br />

1998 endete mit der Stilllegung<br />

der Zuckerfabrik die lange Geschichte<br />

der Zuckerfabrikation in Königslutter.<br />

Heute erinnern Straßennamen an<br />

das frühere Fabrikgelände, das sich<br />

als Wohn- und Gewerbegebiet in das<br />

heutige Stadtbild integriert.<br />

Manuela Obermeier, freie Journalistin<br />

Birgit Rothe, Archiv Werk Uelzen<br />

31<br />

Akzente Oktober 2008 • Ehemalige Standorte


<strong>Nordzucker</strong> <strong>AG</strong>, Küchenstraße 9, 38100 Braunschweig<br />

Deutsche Post<br />

Entgelt bezahlt (ZL)<br />

38100 Braunschweig<br />

Deutschland

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