Ausgabe Januar / Februar 2012 - Berufsgenossenschaft Rohstoffe ...
Ausgabe Januar / Februar 2012 - Berufsgenossenschaft Rohstoffe ...
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Baustoffe - Steine - Erden . Bergbau . Chemische Industrie . Lederindustrie . Papierherstellung und Ausrüstung . Zucker<br />
3. Jahrgang . 1/2 <strong>Januar</strong>/<strong>Februar</strong> <strong>2012</strong><br />
Zeitschrift für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie<br />
Der Mensch steht im Mittelpunkt –<br />
die Aufgaben des Betriebsarztes<br />
Gefahrstoff-Symposium „Schlema VII“<br />
Die BG RCI auf der ACHEMA <strong>2012</strong>
Editorial<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Arbeiten in Deutschland ist so sicher wie<br />
selten zuvor. Allein bei der BG RCI sank die<br />
Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle je<br />
1.000 Vollarbeiter seit 2001 um 32,2 Prozent;<br />
von 28,37 auf 19,24. Bei rund 1,2 Millionen<br />
versicherten Vollarbeitern im Jahr 2010 waren<br />
dies aber immer noch fast 23.000 Menschen,<br />
die bei der Arbeit verletzt wurden.<br />
23 von ihnen verloren dabei sogar ihr Leben.<br />
Das ist nicht akzeptabel! Unfälle passieren<br />
„nicht einfach so“! Sie haben immer einen<br />
Grund. Und der liegt leider allzu oft im<br />
menschlichen Fehlverhalten. Wegschauen,<br />
das Dulden sicherheitswidrigen Verhaltens,<br />
fehlende Planung oder mangelnde Aufklärung<br />
sind nur einige Punkte in der vielfältigen<br />
Ursachenkette. Die Folgen aber sind<br />
immer menschliches Leid und hohe Kosten.<br />
Ich bin mir sicher, dass wir dies ändern können.<br />
Dabei ist jeder gefragt und gefordert.<br />
Gemeinsam dürfen wir die „Vision Zero“, also<br />
das Ziel von „Null Arbeitsunfällen“, nie aus<br />
den Augen verlieren!<br />
Einen wesentlichen Beitrag dazu hat die Präventionskampagne<br />
„Risiko raus!“ erbracht.<br />
Ziel war es, die Sicherheit beim betrieblichen<br />
Transport und Verkehr nachhaltig zu steigern.<br />
Wir haben alle Möglichkeiten genutzt,<br />
um zu informieren und zu motivieren – mit<br />
Erfolg, wie die Nachfrage eindeutig zeigt.<br />
Allein mit kampagnenbezogenen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
in Betrieben oder unseren<br />
Bildungsstätten erreichten wir über 19.000<br />
Menschen. Bei Aktionstagen, Fach- und öffentlichen<br />
Veranstaltungen informierten sich<br />
mehr als 130.000 Besucherinnen und Besucher<br />
über das Thema „Sicher fahren und<br />
transportieren“. Die themenbezogenen Betriebsbesichtigungen-<br />
und -beratungen erreichten<br />
knapp die 100.000er Marke. Die<br />
Artikel im BG RCI.magazin wurden von weit<br />
über einer Million Menschen gelesen und<br />
unsere Homepage www.risiko-raus-kam -<br />
pagne.de wurde über 200.000 Mal angewählt.<br />
Mit „Risiko raus!“ haben wir ein Zeichen<br />
gesetzt. Sicheres Fahren und Transportieren<br />
reduziert das Unfallrisiko und ist somit<br />
ein weiterer Schritt hin zur Realisierung der<br />
„Vision Zero“.<br />
Wir unterstützen und beraten Sie dabei<br />
gerne! Sprechen Sie uns einfach an!<br />
Ihr<br />
Ulrich Meesmann<br />
Mitglied der Geschäftsführung<br />
Sicher arbeiten – gesund leben!<br />
Wir unterstützen Sie dabei.<br />
www.bgrci.de<br />
2
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Inhalt<br />
Blickpunkt<br />
Editorial2<br />
Der Mensch steht im Mittelpunkt<br />
Die Aufgaben des Betriebsarztes4<br />
Merkblatt A 005 in neuem Gewand 5<br />
Aktuelle Arbeitshilfen zur<br />
Gefährdungsbeurteilung6<br />
Im Fokus: Sicherheit bei Instandhaltungsarbeiten<br />
Workshop der BG RCI im Haus Maikammer stößt<br />
auf großes Interesse7<br />
Nanotechnologie am Bosporus<br />
XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit<br />
bei der Arbeit8<br />
22 nd World Mining Congress & Expo<br />
Sicherheit im Bergbau – eine globale<br />
Herausforderung9<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong>en<br />
Neue Ausbildungshalle in Bad Münder 11<br />
Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis <strong>2012</strong> 11<br />
2. – 4. Mai <strong>2012</strong>, Weimar<br />
Gefahrstoff-Symposium „Schlema VII“ 12<br />
Aus den Branchen<br />
Baustoffe - Steine - Erden<br />
Mobile Arbeitsmedizin – stets nah am Menschen 14<br />
Bergbau<br />
„Eine Bestätigung für die Wirksamkeit der<br />
Prävention“<br />
Branchenprävention Bergbau der BG RCI prämiert<br />
unfallfreie Reviere16<br />
„365 Orte im Land der Ideen“<br />
TU Clausthal: Akustischer Geo-Scanner<br />
ausgezeichnet17<br />
Zur Entscheidung des Bundessozialgerichts vom<br />
17. Mai 2011 zur Berufskrankheit Nr. 4111 18<br />
Chemische Industrie<br />
20. – 21. Juni <strong>2012</strong>, Frankfurt am Main<br />
Druck entspannt betrachten – Wissen vertiefen<br />
Workshop der IVSS-Sektion Chemie während<br />
der ACHEMA20<br />
Die BG RCI auf der ACHEMA <strong>2012</strong><br />
Thema: „Gase unter Druck“21<br />
Industriepark Höchst<br />
„Risiko raus!“-Kampagne ein voller Erfolg 22<br />
Petroplus Raffinerie erhält OHRIS-Zertifikat 23<br />
LederIndustrie<br />
„Leder hoch drei“<br />
Das Deutsche Ledermuseum vereinigt drei<br />
Museen unter einem Dach24<br />
Unternehmerversicherung in der<br />
Branche Lederindustrie 26<br />
„Fit for work“ steht sogar auf dem Speiseplan<br />
Freudenberg Sealing Technologies verbessert<br />
die Ergonomie der Arbeitsplätze27<br />
Papierherstellung und Ausrüstung<br />
Lärmschutz mit System 28<br />
Berichte und Informationen<br />
Gehen und fahren auf Nummer sicher 30<br />
Welttag für Sicherheit und Gesundheit<br />
bei der Arbeit 30<br />
Leserbrief31<br />
Landesverbände Südwest und Mitte der DGUV<br />
Tag der Arbeitssicherheit in Ramstein 31<br />
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
Vorstandsvorsitzende gewählt 31<br />
Passivrauch am Arbeitsplatz 32<br />
Impressum32<br />
Titelbild: Die Mitgliedsbranchen der BG RCI blicken auf eine lange Geschichte<br />
zurück. In einer neuen Serie stellen wir Museen vor, die sich der Arbeit und den<br />
Produkten dieser Industriezweige widmen. Wir beginnen mit dem Ledermuseum<br />
in Offenbach (S. 24). Das Titelbild zeigt einen Einband in Maroquinleder auf<br />
Karton für ein Werk über Pablo Picasso. Foto: ©DLM Deutsches Ledermuseum<br />
Schuhmuseum Offenbach/Corinna Perl-Appl<br />
3
Blickpunkt<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Der Mensch steht im Mittelpunkt<br />
Die Aufgaben des Betriebsarztes<br />
Die betriebsärztliche Betreuung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />
ist wichtiger Bestandteil einer modernen betrieblichen Gesundheitspolitik.<br />
Die Aufgaben des Betriebsarztes reichen dabei von der Vermeidung arbeitsbedingter<br />
Gesundheitsgefahren oder Erkrankungen bis hin zu den Maßnahmen<br />
zeitgemäßer Gesundheitsförderung.<br />
Bereits 1973 hat der Gesetzgeber die Mindestaufgaben<br />
der Betriebsärzte im „Gesetz<br />
über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure<br />
und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit“<br />
(ASiG) festgelegt. Diese gelten für<br />
Betriebe aller Größen und über alle Branchen.<br />
In vielen weiteren Rechtsvorschriften,<br />
z.B. im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), in<br />
der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und<br />
der Verordnung zur arbeitsmedizinischen<br />
Vorsorge (ArbMedVV), werden ebenfalls<br />
Aufgaben und Anforderungen an die Betriebsärztin<br />
oder den Betriebsarzt und an<br />
die betriebsärztliche Betreuung von Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern beschrieben<br />
und zum Teil konkretisiert.<br />
Eine moderne betriebsärztliche Tätigkeit<br />
orientiert sich an folgenden wesentlichen<br />
Aufgabenschwerpunkten:<br />
• Prävention<br />
• Beratung<br />
• Gesundheitsförderung<br />
• Erste Hilfe<br />
Ziel des betriebsärztlichen Wirkens ist es,<br />
die Unternehmensleitung und andere verantwortliche<br />
Personen im Betrieb in allen<br />
Fragen der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes<br />
und der Unfallverhütung umfassend<br />
zu unterstützen und zu beraten.<br />
Insbesondere bei<br />
• der Planung und Unterhaltung von Betriebsanlagen,<br />
sanitären und sozialen<br />
Einrichtungen,<br />
• der Einführung von Arbeitsverfahren und<br />
Arbeitsstoffen und der Beschaffung technischer<br />
Arbeitsmittel,<br />
• der Auswahl von Körperschutzmitteln,<br />
• ergonomischen, arbeitshygienischen,<br />
-physiologischen und -psychologischen<br />
Fragen,<br />
• der Organisation der Ersten Hilfe im Unternehmen,<br />
• Fragen zum Arbeitsplatzwechsel und zur<br />
Eingliederung Behinderter in den Arbeitsprozess,<br />
• der Beurteilung von Arbeitsbedingungen<br />
im Rahmen der Gefährdungsermittlung.<br />
Neben seiner Beratungstätigkeit hat der<br />
Betriebsarzt die Durchführung und Umsetzung<br />
von Maßnahmen des Arbeitsschutzes<br />
und der Unfallverhütung zu beobachten.<br />
In diesem Zusammenhang sind die Arbeitsstätten<br />
in regelmäßigen Abständen<br />
zu begehen. Diese Begehungen sollten gemeinsam<br />
mit den Fachkräften für Arbeitssicherheit<br />
durchgeführt werden, um Sy n-<br />
ergieeffekte zu nutzen.<br />
Der Betriebsarzt untersucht Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer im Sinne der<br />
Vorsorge und informiert über Gesundheitsgefahren,<br />
denen sie möglicherweise bei der<br />
Arbeit ausgesetzt sind. Auch die Ursachen<br />
arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren und<br />
Erkrankungen werden vom Betriebsarzt untersucht<br />
und ausgewertet. Hierbei sind beispielsweise<br />
zu berücksichtigen:<br />
• Arbeitseinflüsse, die Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
und Erkrankungen verursachen<br />
oder mit verursachen,<br />
• außerberuflich erworbene Erkrankungen<br />
oder<br />
• eine arbeitsbedingte Gesundheitsgefahr,<br />
die eine individuelle gesundheitliche<br />
Veranlagung in ihrem Verlauf ungünstig<br />
beeinflussen kann.<br />
Liegen Anhaltspunkte vor, dass es sich<br />
bei der Erkrankung eines Beschäftigten<br />
um eine Berufskrankheit handeln könnte,<br />
ist neben dem Unternehmer auch jeder<br />
Arzt dazu verpflichtet, einen solchen<br />
Verdacht entsprechend den gesetzlichen<br />
Vorschriften anzuzeigen. Wegen seiner exklusiven<br />
Kenntnisse der betrieblichen Gegebenheiten<br />
ist hier der Betriebsarzt ganz<br />
besonders gefordert. Natürlich kann der<br />
Betroffene bei der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
auch selbst eine Berufskrankheitenanzeige<br />
veranlassen.<br />
Der Betreuungsumfang durch den Betriebsarzt<br />
und auch durch die Fachkraft für<br />
Arbeits sicherheit ist seit dem 1. <strong>Januar</strong> 2011<br />
in der Unfallverhütungsvorschrift „Betriebsärzte<br />
und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“<br />
(DGUV Vorschrift 2) neu geregelt. Der Umfang<br />
setzt sich aus Zeiten der Grundbetreuung<br />
und dem betriebsspezifischen Teil der<br />
Betreuung zusammen. Die Zeiten der Grundbetreuung<br />
hängen ab von der Zahl der Beschäftigten<br />
und der Betriebsart (nach dem<br />
Wirtschaftszweigschlüssel). Der Umfang<br />
der betriebsspezifischen Betreuung wird<br />
durch den Unternehmer auf der Grundlage<br />
der individuell vorliegenden betrieblichen<br />
Gefährdungen, Belastungen und Besonderheiten<br />
ermittelt und regelmäßig über-<br />
Auch der Betriebsarzt ist zur Verschwiegenheit<br />
verpflichtet. Sie ist<br />
unbedingte Voraussetzung für das<br />
notwendige Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Arzt und Patient.<br />
Foto: bgrci/Bertram<br />
4
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />
prüft. Die Kriterien zur Ermittlung sind in<br />
Anhang 4 der DGUV Vorschrift 2 in Form<br />
eines Leistungskatalogs beschrieben. Bei<br />
der Festlegung der Grundbetreuung und<br />
des betriebsspezifischen Teils der Betreuung<br />
hat der Unternehmer sich durch den<br />
Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
beraten zu lassen.<br />
Darüber hinaus wird der Betriebsarzt<br />
beim betrieblichen Wiedereingliederungsmanagement<br />
nach § 84 (2) Sozialgesetzbuch<br />
Neuntes Buch (SGB IX) tätig. Denn ist<br />
ein Beschäftigter sechs Wochen oder länger<br />
ununterbrochen oder innerhalb eines<br />
Jahres arbeitsunfähig, ist der Arbeitgeber<br />
verpflichtet, eine betriebliche Wiedereingliederung<br />
anzubieten. Die betriebliche<br />
Wiedereingliederung umfasst Maßnahmen,<br />
um Mitarbeiter mit gesundheitlichen Problemen<br />
dauerhaft an ihrem Arbeitsplatz<br />
einzusetzen oder dort wieder einzugliedern.<br />
Der Betriebsarzt unterstützt den Ablauf<br />
mit seinem medizinischem Know-how<br />
und seinen Betriebskenntnissen.<br />
Immer mehr Betriebe erkennen heute den<br />
Nutzen von Gesundheitsmanagementsystemen<br />
oder von integrierten Managementsystemen,<br />
in denen das Thema Gesundheit<br />
implementiert ist. Auch hier, in der betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung, bringt die Arbeitsmedizin<br />
wertvolle Erkenntnisse, Tipps<br />
und Erfahrungen ein.<br />
Ein weiterer aktueller Aspekt der Arbeit<br />
des Betriebsarztes ist der demographische<br />
Wandel. Durch die sinkende Geburtenrate<br />
und längere Lebensarbeitszeiten<br />
werden zunehmend ältere Beschäftigte in<br />
Betrieben und Behörden tätig sein. Die Un-<br />
ternehmen müssen diese Entwicklung, die<br />
zu enormen Veränderungen in der Arbeitswelt<br />
führen wird, erkennen. Sie müssen<br />
die eigene betriebliche Situation und die<br />
zukünftige Entwicklung der Altersstruktur<br />
einschätzen und entsprechende Maßnahmen<br />
entwickeln. Selbstverständlich kann<br />
der Betriebsarzt die Unternehmensverantwortlichen<br />
auch hier beratend begleiten.<br />
Jeder Arzt ist zur Verschwiegenheit darüber,<br />
was er im Rahmen seiner Berufsausübung<br />
erfährt, verpflichtet. Diese<br />
Verschwiegenheit ist unbedingte Voraussetzung<br />
für das zur Untersuchung, Beratung<br />
und Behandlung notwendige Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Arzt und Patient.<br />
Auch das Assistenzpersonal des Arztes<br />
unterliegt dieser Schweigepflicht.<br />
Der Betriebsarzt arbeitet bei der Ausübung<br />
seiner Tätigkeit eng mit den Sicherheitsbeauftragten,<br />
den Fachkräften für Arbeitssicherheit,<br />
dem Betriebsrat, der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
und den Aufsichtsbehörden<br />
der Bundesländer zusammen. Der Mensch<br />
steht dabei im Mittelpunkt. Gemeinsam<br />
mit allen anderen Akteuren im Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutz ermöglicht der Betriebsarzt<br />
einen höchstmöglichen Schutz<br />
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
vor Gefährdungen ihrer Gesundheit und<br />
ihrer Sicherheit.<br />
Dr. med. Eckehard Droll, BG RCI,<br />
<br />
Heidelberg<br />
A 005<br />
„Sicher arbeiten –<br />
Leitfaden für neue<br />
Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen“<br />
Merkblatt A 005 in neuem Gewand<br />
Neue Mitarbeiter in Unternehmen erleiden<br />
besonders häufig einen Arbeitsunfall. Das<br />
Merkblatt A 005 „Sicher arbeiten – Leitfaden<br />
für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“<br />
soll die Einarbeitung im neuen Arbeitsumfeld<br />
unterstützen, indem es Grundzüge der<br />
Arbeitssicherheit zu den Themen<br />
- Allgemeine Sicherheitsratschläge,<br />
- Gefahrstoffe,<br />
- Arbeitsmittel,<br />
- Verhindern von Bränden und Explosionen,<br />
- Lager- und Transportarbeiten,<br />
- Elektrische Betriebsmittel,<br />
- Persönliche Schutzausrüstungen,<br />
- Erste Hilfe<br />
plakativ und in der Sprache der Beschäftigten<br />
darstellt. Ziel ist es dabei nicht, die<br />
Themen umfassend abzuhandeln. Vielmehr<br />
soll das Bewusstsein der Beschäftigten für<br />
Gefährdungen geschärft und sie ermutigt<br />
werden, sich im Zweifelsfall vertrauensvoll<br />
an ihren Vorgesetzten oder an erfahrene Kollegen<br />
zu wenden.<br />
Das Merkblatt wurde grundlegend überarbeitet.<br />
Besonders zu nennen ist die Anpassung<br />
des Abschnitts „Gefahrstoffe“ an die<br />
neue Gefahrstoffverordnung und die neue<br />
Gefahrstoffkennzeichnung. Auch der Abschnitt<br />
„Verhindern von Bränden und Explosionen“<br />
wurde umfangreich ergänzt und an<br />
die aktuellen Vorschriften angepasst. Der<br />
Abschnitt „Erste Hilfe“ ist umfangreicher<br />
als bisher und gibt den Beschäftigten jetzt<br />
auch wichtige Hinweise zum Verhalten als<br />
Helfer im Notfall.<br />
Sicher arbeiten<br />
Leitfaden für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
Das Merkblatt A 005 „Sicher arbeiten – Leitfaden<br />
für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“<br />
kann über den Medienshop der<br />
BG RCI unter www.bgrci.de > prävention ><br />
medienshop bestellt werden. Für Mitgliedsunternehmen<br />
ist es in einer der Betriebsgröße<br />
angemessenen Stückzahl kostenlos.<br />
Allgemeine Themen 7/2011<br />
Dorothea Edelmann, BG RCI, Heidelberg<br />
5
Blickpunkt<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
A 016<br />
BGI 570<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie<br />
A 017<br />
BGI 571<br />
Gefährdungsbeurteilung–<br />
Arbeitshilfen<br />
Postfach 10 14 80<br />
69004 Heidelberg<br />
Kurfürsten-Anlage 62<br />
69115 Heidelberg<br />
www.bgrci.de<br />
Gefährdungsbeurteilung–<br />
Arbeitshilfen<br />
Gefährdungsbeurteilung –<br />
Sieben Schritte zum Ziel<br />
Allgemeine Themen 8/2011<br />
Diesen Ordner können Sie beziehen unter<br />
www.bgrci.de/medienshop<br />
Haben Sie zu diesem Ordner Fragen, Anregungen, Kritik<br />
Dann nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.<br />
> Schriftlich:<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Prävention, Wissens- und Informationsmanagement<br />
Postfach 10 14 80, 69004 Heidelberg<br />
> Kontaktformular im Internet:<br />
www.bgrci.de/kontakt-schriften<br />
> E-Mail: praevention@bgrci.de<br />
Gefährdungsbeurteilung –<br />
Gefährdungskatalog<br />
Jedermann-Verlag GmbH<br />
Postfach 10 31 40<br />
69021 Heidelberg<br />
Telefon 06221 1451-0<br />
Telefax 06221 27870<br />
Internet: www.jedermann.de<br />
ISBN 978-3-920506-53-1<br />
E-Mail: info@jedermann.de<br />
Allgemeine Themen 9/2011<br />
Aktuelle Arbeitshilfen zur Gefährdungsbeurteilung<br />
Merkblätter und Dokumentationshilfen neu erschienen<br />
Die Gefährdungsbeurteilung ist das zentrale<br />
Instrument im Arbeitsschutz und der<br />
Schlüssel zur Verringerung von Arbeitsunfällen,<br />
Berufskrankheiten und arbeitsbedingten<br />
Erkrankungen. Die Arbeitshilfen zur<br />
Durchführung der Gefährdungsbeurteilung<br />
sind jetzt grundlegend überarbeitet worden:<br />
• Merkblatt A 016 „Gefährdungsbeurteilung<br />
– Sieben Schritte zum Ziel“<br />
Das Merkblatt wurde gegenüber der Vorversion<br />
stark gestrafft. Es wurde in einem<br />
branchenübergreifenden Arbeitskreis überarbeitet.<br />
Kern des Merkblattes ist der 4. Abschnitt,<br />
in dem in einem Ablaufdiagramm<br />
die erforderlichen Schritte zur Durchführung<br />
einer Gefährdungsbeurteilung dargestellt<br />
und erläutert sind. Darüber hinaus werden<br />
Arbeitsblätter zur Durchführung und Dokumentation<br />
der Gefährdungsbeurteilung<br />
vorgestellt.<br />
• Merkblatt A 017 „Gefährdungsbeurteilung<br />
– Gefährdungskatalog“<br />
Der Abschnitt 6 des Merkblattes „Gefährdung<br />
durch Stoffe“ wurde an die neue Ge -<br />
fahrstoffverordnung angepasst. Das Schutzstufenkonzept<br />
ist entfallen. Es wird bei<br />
Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ein gefährdungsbezogener<br />
Ansatz zugrunde gelegt<br />
mit Grundpflichten, allgemeinen, zusätzlichen<br />
und besonderen Schutzmaßnahmen.<br />
• Ordner „Gefährdungsbeurteilung –<br />
Arbeitshilfen“<br />
Der Ordner zur handschriftlichen Dokumentation<br />
wurde an die Veränderungen im Merkblatt<br />
A 016 angepasst.<br />
Die Arbeitsblätter des Ordners „Gefährdungsbeurteilung<br />
– Arbeitshilfen“ und das<br />
Merkblatt A 016 sind als Druckversion, aber<br />
auch im Downloadcenter der BG RCI unter<br />
www.bgrci.de/downloadcenter > Downloads<br />
nach Themen > Gefährdungsbeurteilung verfügbar.<br />
Die EDV-gestützte Dokumentation<br />
der Gefährdungsbeurteilung kann auf einfachem<br />
Weg mit einer Excel-Datei (GefDok<br />
light) erfolgen. Auch diese Datei steht im<br />
genannten Downloadcenter zur Verfügung.<br />
Eine datenbankgestützte Möglichkeit zur<br />
Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung<br />
bietet das Programm GefDok 32, das<br />
Teil der DVD „Kompendium Arbeitsschutz“<br />
ist (kostenpflichtig erhältlich unter www.<br />
bgrci.de/medienshop > Elektronische Medien).<br />
Auf dieser DVD befindet sich auch<br />
eine umfangreiche Vorschriftendatenbank<br />
und eine Symbolbibliothek.<br />
Dorothea Edelmann, BG RCI, Heidelberg,<br />
Prof. Dr. Bernd Scheel, BG RCI, Nürnberg<br />
6
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />
Im Fokus: Sicherheit bei Instandhaltungsarbeiten<br />
Workshop der BG RCI im Haus Maikammer stößt auf großes Interesse<br />
Über 50 Instandhaltungsfachleute trafen sich im Herbst letzten Jahres im<br />
Haus Maikammer der BG RCI, um Schwerpunkte und Fragen aus der täglichen<br />
Arbeit zu diskutieren. Dabei wurde in der Informationsvermittlung ein neuer<br />
Weg beschritten: Nicht Lehrvorträge standen im Mittelpunkt, sondern die Erfahrungen<br />
der Teilnehmer, die sich in Gesprächsrunden themenbezogen austauschen<br />
konnten. Ein erfolgreiches Modell der Weiterbildung, wie alle Beteiligten<br />
zum Abschluss der zweitägigen Veranstaltung resümierten.<br />
„Bei unseren Seminaren stellen wir immer<br />
wieder fest, wie komplex die Fragestellungen<br />
im Bereich der Instandhaltung sind und<br />
wie unterschiedlich die Vorgehensweisen in<br />
den verschiedenen Betrieben“, berichtet Dr.<br />
Gerd Uhlmann, Qualifikationsbereichsleiter<br />
Anlagensicherheit der BG RCI im Haus Maikammer.<br />
„So kam die Idee auf, einen Erfahrungsaustausch<br />
in Form eines Workshops<br />
anzubieten.“ Gemeinsam mit Dr. Franz-Josef<br />
Müseler, Gruppenleiter in der Abteilung Anlagensicherheit<br />
bei der BASF SE, Ludwigshafen,<br />
und Dr. Joachim Sommer vom Fachbereich<br />
Anlagen- und Verfahrenstechnik der<br />
BG RCI in Heidelberg wurden aktuelle Themenschwerpunkte<br />
festgelegt und kompetente<br />
Moderatoren gesucht. Die Auswahl blieb<br />
bewusst nicht auf die BG RCI beschränkt:<br />
„Viele Instandhalter sind nicht bei der<br />
BG RCI versichert, auch wenn sie auf Baustellen<br />
in unseren Mitgliedsbetrieben arbeiten“,<br />
so Uhlmann.<br />
Dokumentation sind geläufig Insbesondere<br />
das Thema „Unterschriftsberechtigung für<br />
Freigabescheine“ führte dabei zu intensiven<br />
Debatten.<br />
Dr. Franz-Josef Müseler von der BASF SE<br />
hatte sich für seine Gesprächspartner das<br />
Thema „Kommunikation“ vorgenommen.<br />
Absprachen und Unterweisungen – Wer,<br />
Wann, Was, Wie Was für den eigenen Betrieb<br />
manchmal schon eine Herausforderung<br />
darstellt, insbesondere wenn fremdsprachige<br />
Mitarbeiter mit von der Partie sind,<br />
Andrea Bonner von der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
der Bauwirtschaft, Karlsruhe, beschrieb<br />
die vielfältigen Fragestellungen,<br />
die sich im Zusammenhang mit dem Thema<br />
„Gefahrstoffe“ ergeben. Neben baulichen<br />
Altlasten, wie beispielsweise Asbest, und<br />
verfahrenstechnischen Altlasten, wie Produktrückständen<br />
in Anlagen, bei denen der<br />
Schutz vor möglicher Freisetzung beachtet<br />
werden muss, ist auch ein Augenmerk auf<br />
die Chemikalien und Zubereitungen im handwerklichen<br />
Einsatz und auf den entsprechenden<br />
Schutz vor Exposition zu richten.<br />
Mit dem Thema „Großabstellungen“ führte<br />
Matthias Schönfelder, Leiter der PLT-Werkstatt<br />
und Leiter des Ex-Ausschusses für die<br />
explosionsschutztechnischen Einstufungen<br />
von Anlagen bei Lyondell Basell, Wesseling,<br />
in ein branchentypisches Thema der Großchemie<br />
ein. Wie laufen die Handhabung der<br />
Zum Thema „Fremdfirmenmanagement“ erläuterte<br />
Günter Wagenhäuser, Aufsichtsperson<br />
bei der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> Holz und<br />
Metall, welche Kriterien bei der Auswahl externer<br />
Fachunternehmen gelten, welche Zertifizierungen<br />
von Kontraktoren verlangt werden,<br />
wie die Organisation der Vergabe und<br />
die Vertragsgestaltung verlaufen und was bei<br />
Arbeitnehmerüberlassung zu beachten ist.<br />
Nach der Rekrutierung von „Partnerfirmen“,<br />
wie sie im Sprachgebrauch vieler Unternehmen<br />
genannt werden, ist das Thema „Gefährdungsbeurteilung“<br />
eine zentrale Aufgabe.<br />
Harry Papilion von der Infraserv GmbH &<br />
Co. Höchst KG, Frankfurt, diskutierte in seiner<br />
Gesprächsrunde ein heißes Eisen: Wer<br />
ist seitens des Betriebs für die Gefährdungsbeurteilung<br />
zuständig, wer bei den externen<br />
Instandhaltern verantwortlich Welche<br />
spezifischen Aspekte der Instandhaltung<br />
sind bei der Gefährdungsbeurteilung zu<br />
berücksichtigen und welche Hilfsmittel der<br />
Spätherbstlicher Instandhaltungs-Workshop im Haus Maikammer der BG RCI: Weiterbildung<br />
durch Erfahrungsaustausch. <br />
Foto: bgrci/prävention<br />
wird im Falle der Zusammenarbeit mit Externen<br />
nicht einfacher – vor allem, wenn es<br />
beispielsweise um die Erfolgskontrolle bei<br />
einer Schulung geht.<br />
Dem „klassischen“ Arbeitsschutzthema<br />
„Unfallverhütung“ widmete sich Martin Elpers,<br />
Sicherheitsfachkraft bei der Merck<br />
KGaA, Darmstadt. Im Detail ist dies keine<br />
einfache Sache, denn bei Instandhaltungsarbeiten<br />
müssen Mitarbeiter beispielsweise<br />
in Bereiche gelangen, die im laufenden Betrieb<br />
üblicherweise nicht begangen werden.<br />
In diesen Komplex gehört auch der Umgang<br />
mit Leitern, Gerüsten oder PSA: Wer kontrolliert<br />
was, wann und wie, mit welchen<br />
Konsequenzen Auch diese Fragen wurden<br />
angeregt diskutiert.<br />
Freigabe und die Koordination der Arbeiten<br />
vor Ort bei der Zusammenarbeit oft hunderter<br />
externer Fachkräfte ab Was ist beim Abund<br />
Anfahren einer Anlage zu beachten und<br />
welche Prüfungen vor Wiederinbetriebnahme<br />
dürfen nicht vergessen werden<br />
Während dreier Gesprächsrunden standen<br />
die sechs Moderatoren den Teilnehmern des<br />
Workshops, die sich je nach Interesse in Arbeitsgruppen<br />
zusammenfanden, Rede und<br />
Antwort. Wenngleich keine Patentrezepte<br />
ausgegeben werden konnten, so nutzten<br />
doch alle Teilnehmer die Möglichkeit, die<br />
Facetten der betrieblichen Praxis kennenzulernen<br />
und so möglicherweise neue Wege<br />
für ein sicheres Arbeiten zu beschreiten.<br />
<br />
js/gu<br />
7
Blickpunkt<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Nanotechnologie am Bosporus<br />
XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit<br />
Auf dem XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Istanbul, 11. – 15. September 2011) diskutierten<br />
3.700 Teilnehmer ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm, das die Anforderungen des demographischen<br />
Wandels ebenso umfasste wie die komplexen Fragen des Schutzes vor Gefahrstoffen. Der Kongress ist eine Veranstaltung<br />
der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) und der International Labour Organization (ILO).<br />
Die IVSS-Sektion Chemie hat – unter Federführung<br />
der BG RCI – schon frühzeitig die<br />
Bedeutung der Nanotechnologie für den Arbeitsplatz<br />
erkannt. Dies gilt nicht nur in ökonomischer<br />
Hinsicht, sondern auch mit Blick<br />
auf die Eigenschaften von Nanomaterialien<br />
und die notwendigen Schutzmaßnahmen.<br />
Nach dem erfolgreichen IVSS-Symposium<br />
zur Nanotechnlogie im vergangenen Jahr<br />
in Luzern war es konsequent, das Thema<br />
nun auf globaler Bühne fortzuführen. Für<br />
Istanbul hatte die Nanotechnologiegruppe<br />
der IVSS-Sektion Chemie unter der Leitung<br />
von Dr. Thomas Brock, BG RCI, zwei Veranstaltungen<br />
vorbereitet.<br />
Ein gut besuchter Einführungskurs bot Interessenten<br />
zunächst die Möglichkeit, sich<br />
mit den Grundlagen der Nanotechnologie<br />
und den Anforderungen an die Maßnahmen<br />
am Arbeitsplatz vertraut zu machen. Dabei<br />
wurde den Teilnehmern ein System zur gestaffelten<br />
Expositionsermittlung und Bewertung<br />
vorgestellt. Es ist unter der Leitung von<br />
Dr. Stefan Engel, BASF, in Zusammenarbeit<br />
mit der BG RCI, dem Institut für Arbeitsschutz<br />
der DGUV, der Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz, dem Verband der Chemischen<br />
Industrie und dem Institut für Ener -<br />
gie- und Umwelttechnik<br />
entwickelt<br />
worden. Das System ermöglicht es,<br />
die Exposition mit Nanomaterialien in einem<br />
gestuften Vorgehen so zu ermitteln, dass<br />
mit vertretbarem Aufwand die notwendigen<br />
Erkenntnisse gewonnen werden können.<br />
Als Highlight hatte die IVSS-Sektion Chemie<br />
schließlich zu ihrem „Symposium Nanotechnologie“<br />
eingeladen. Dr. Erwin Radek,<br />
Präsident der Sektion, unterstrich in<br />
seiner Einführung die Rolle der Nanotechnologie<br />
für das 21. Jahrhundert. Als wichtige<br />
Schlüsseltechnologie, deren Potenzial bei<br />
weitem noch nicht absehbar sei, werde sie<br />
sich in den kommenden Jahren stetig fortentwickeln.<br />
Wie die wissenschaftlichen und<br />
technologischen Chancen müssten jedoch<br />
auch die möglichen Effekte auf Mensch und<br />
Umwelt aufmerksam beobachtet werden.<br />
Referenten und Diskussionsteilnehmer aus<br />
vier Kontinenten beleuchteten während des<br />
Symposiums die Chancen und Risiken der<br />
Nanotechnologie und suchten nach Antworten<br />
auf die Fragen zum Schutz der Mitarbeiter<br />
beim Umgang mit diesen Materialien.<br />
Neben technischen, organisatorischen<br />
und persönlichen Schutzmaßnahmen, die<br />
auch hier wirksam eingesetzt werden können,<br />
zeigte sich, dass der Informationsübermittlung<br />
und der Unterweisung der Mitarbeiter<br />
eine entscheidende Rolle für eine<br />
erfolgreiche Prävention zukommt.<br />
„Wir haben es mit einer Technologie zu tun,<br />
die uns in bisher nicht bekannter Ausprägung<br />
zum vernetzten Denken auffordert“,<br />
sagte Thomas Köhler, Generalsekretär der<br />
IVSS-Sektion Chemie und Sprecher der Geschäftsführung<br />
der BG RCI, in seinem Resümee.<br />
Zum einen seien dies die Aspekte<br />
einer globalen Welt, in der es nicht genüge,<br />
wenn Staaten sich isoliert voneinander<br />
mit dem Nutzen und den Risiken der<br />
Nanotechnologie auseinandersetzten. Die<br />
Warenströme, die Mobilität der Arbeitnehmer<br />
und der Firmen, die Auswirkungen auf<br />
die Gesellschaften und letztlich auf unseren<br />
Planeten seien vielmehr globale Aspekte.<br />
Zum anderen seien in der Nanotechnologie<br />
ungewöhnlich viele wissenschaftliche<br />
und technische Disziplinen dazu gezwungen,<br />
auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses<br />
der Natur und einer harmonisierten<br />
Fachsprache zusammenzuarbeiten.<br />
Beides stelle eine hohe Herausforderung<br />
an die Zukunft dar, nicht nur mit Blick auf<br />
eine effiziente Entwicklung von Produkten,<br />
sondern auch hinsichtlich des sicheren Umgangs<br />
bei Produktion, Weiterverarbeitung,<br />
Verwendung und Entsorgung, fasste Köhler<br />
zusammen.<br />
thbr<br />
XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit<br />
bei der Arbeit im September in Istanbul:<br />
Dr. Klaus Bartels, ehem. Generalsekretär der<br />
IVSS-Sektion Chemie, Dr. Thomas Brock, BG RCI,<br />
Leiter der Nanotechnologie-Gruppe der Sektion<br />
und Moderator, und Erdem Babaarslan vom türkischen<br />
Arbeitsministerium (v.l.). Foto: privat<br />
8
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />
22 nd World Mining Congress & Expo<br />
Sicherheit im Bergbau – eine globale Herausforderung<br />
<br />
Fotos: bgrci/he<br />
Vom 11. bis 16. September 2011 war Istanbul auch das Mekka für alle Sicherheitsexperten<br />
des Bergbaus. Aus Anlass des 22. Weltbergbau-Kongresses<br />
und des zeitgleich stattfindenden Weltkongresses für Sicherheit und Gesundheit<br />
bei der Arbeit hatte sich alles, was im Bergbau Rang und Namen hat, am<br />
Bosporus eingefunden.<br />
Der Internationalen Sektion für Prävention<br />
im Bergbau der IVSS (Internationale Vereinigung<br />
für Soziale Sicherheit) bot die Duplizität<br />
beider Kongresse die ideale Gelegenheit,<br />
aktuelle Themen rund um die Sicherheit und<br />
den Gesundheitsschutz im Bergbau vor einem<br />
breiten Fachpublikum anzusprechen,<br />
bewährte Kontakte zu vertiefen und neue<br />
Partnerschaften aufzubauen. Die Federführung<br />
der Sektion liegt bei der BG RCI.<br />
Die weltweit wachsende Nachfrage nach<br />
<strong>Rohstoffe</strong>n und Energie und die spezifische<br />
Arbeitswelt im Bergbau und in der Rohstoffgewinnung<br />
führen dazu, dass die Sicherheit<br />
der Bergleute und der Gesundheitsschutz<br />
im Bergbau nicht nur soziale Verpflichtung<br />
sind, sondern in erheblichem Umfang auch<br />
ein wirtschaftlicher Faktor. Für die Akzeptanz<br />
von Bergbauaktivitäten gelten Sicherheit<br />
und Gesundheitsschutz überall auf der<br />
Welt als unverzichtbar.<br />
Die IVSS-Sektion Bergbau hatte deshalb,<br />
wie auch bei früheren Weltkongressen, unter<br />
dem Motto „Vision 2020 – A One World<br />
Approach for a Global Preventive Network<br />
in Mining“ zu einem Symposium nach Istanbul<br />
eingeladen, das sie gemeinsam mit<br />
dem türkischen Arbeitsministerium und<br />
der Hacettepe Universität organisiert hatte.<br />
Referenten aus Deutschland, den USA, der<br />
Schweiz, der Türkei<br />
und aus Indonesien<br />
befassten sich mit der<br />
Frage, wie die Unfallraten<br />
im Bergbau gesenkt werden<br />
können, welche gesetzgeberischen<br />
Voraussetzungen hierzu zu schaffen<br />
sind, wie spezifische Risiken, wie z. B.<br />
Methangas-Konzentrationen, kontrolliert<br />
werden können und wie durch verbesserte<br />
internationale Kooperation das gemeinsame<br />
Ziel eines unfallfreien Bergbaus erfolgreich<br />
zu erreichen ist. Auf besonderes Interesse<br />
stieß der Vortrag von Mark Füllemann<br />
aus der Schweiz, der vor dem Hintergrund<br />
seiner jahrzehntelangen Erfahrungen in der<br />
Industrie auf die besondere Verantwortung<br />
des Managements für sicherheitsgerechtes<br />
Verhalten und für eine neue Sicherheitskultur<br />
in den Unternehmen einging. Dass erfolgreiche<br />
Sicherheitsarbeit auch in kleinen<br />
Steinbruchbetrieben möglich ist, zeigte Dr.<br />
Bettina Nickel, Geschäftsführerin der Johannes<br />
Nickel GmbH & Co. KG im hessischen<br />
Nidda, in ihrem Vortrag „Make it Important<br />
– Behavioural Aspects and Measures of Improving<br />
OHS in SME* Mines“.<br />
Der Präsident der IVSS-Sektion Bergbau, Theodor Bülhoff (l.), übergibt dem Generaldirektor des<br />
staatlichen türkischen Steinkohlen-Unternehmens TKK im Beisein von Helmut Ehnes, Generalsekretär<br />
der Sektion, Mustafa Simsek, stellv. TTK-Generaldirektor, und Berater Nevzat Bagli (v.l.) einen<br />
Bericht über die im Rahmen der bisherigen Zusammenarbeit entstandenen Sicherheits-Audits.<br />
<br />
Fotos: bgrci/he<br />
Erfreulicherweise war es der IVSS-Sektion<br />
Bergbau gelungen, das Thema „Arbeitsschutz“<br />
beim Weltbergbau-Kongress, dem<br />
* OHS = Occupational Health and Safety<br />
SME = Small and Medium Enterprises<br />
9
Blickpunkt<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
22 nd World Mining Congress: Der IVSS-Sektion Bergbau ist es gelungen, das Thema Arbeitsschutz erstmals in das Tagungsprogramm einzubringen.<br />
weltweit größten Kongress auf diesem Gebiet,<br />
erstmalig in das Tagungsprogramm einzubringen.<br />
Damit und mit einem zusätzlichen<br />
Informationsstand war es möglich, die<br />
mehr als 1.500 Teilnehmer aus aller Welt mit<br />
den Botschaften und Zielsetzungen der Sektion<br />
bekanntzumachen.<br />
Den Auftakt der IVSS-Programmbeiträge<br />
bildete der Keynote-Vortrag des Generalsekretärs<br />
der Bergbau-Sektion, Helmut Ehnes,<br />
zum Thema „Vision 2020: Sicherer Bergbau<br />
weltweit!“, in dem der Referent eine verstärkte<br />
internationale Zusammenarbeit einforderte,<br />
um dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen.<br />
John McEndoo, Vizepräsident der<br />
Sektion Bergbau, moderierte das anschließende<br />
IVSS-Symposium. Hier stellte Ehnes<br />
die „7 Goldenen Regeln“ der Sektion vor,<br />
die nach Ansicht führender Arbeitsschutz-<br />
Experten als Voraussetzung für erfolgreichen<br />
Arbeitsschutz gelten und die länderübergreifend<br />
zur Anwendung kommen sollten. Die<br />
besondere Verantwortung des Managements<br />
und gute Führung, gezielte Risikoanalysen,<br />
systematisches Vorgehen und die Ausbildung<br />
und Motivation aller Bergleute sind<br />
Kennzeichen dieses Programms.<br />
Die Frage, ob ein Bergbau ohne Unfälle eine<br />
Illusion oder ein realistisches Ziel ist, untersuchte<br />
Dieter Mantwill, bis vor kurzem<br />
Sicherheitschef beim deutschen Steinkohleproduzenten,<br />
der RAG Aktiengesellschaft.<br />
Mantwill, der inzwischen in einem anderen<br />
Unternehmensbereich tätig ist, beschrieb<br />
eindrucksvoll den Weg, den sein Unternehmen<br />
beschritten hat, um das Unfallrisiko<br />
in den letzten 15 Jahren um 93 Prozent auf<br />
heute 4,2 gemeldete Unfälle je 1 Mio. Arbeitsstunden<br />
zu verringern.<br />
Hans-Georg Beyer, BG RCI, Bochum, und<br />
Ramazan Karaaslan, TTK, Zonguldak, Türkei,<br />
berichteten von einem Gemeinschaftsprojekt<br />
der Sektion Bergbau mit dem türkischen<br />
Steinkohlenbergbau. Es hat zum Ziel, die<br />
hohen Unfallrisiken in der Türkei auf der Basis<br />
gemeinsam durchgeführter Sicherheitsaudits<br />
zu verbessern. Die Sektion Bergbau<br />
wird das gemeinschaftlich mit der Türkei<br />
entwickelte Know-how in der Folge auch<br />
anderen Ländern anbieten.<br />
Den Nutzen eines systematischen Vorgehens<br />
und eines Arbeitsschutz-Managementsystems<br />
beleuchtete Dr. Andreas Grimmeiß,<br />
BG RCI, Nürnberg. Er schilderte die signifikanten<br />
Unterschiede zwischen Unternehmen,<br />
welche ein durch die BG RCI zertifiziertes<br />
System einsetzen, und solchen, die<br />
dies noch nicht eingeführt haben.<br />
Weitere Vorträge zu den Themen Arbeitsschutzkultur<br />
(Gye Wan Bae, Occupational<br />
Safety and Health Agency, KOSHA, Südkorea),<br />
Biomonitoring von aromatischen Aminen<br />
und Benzo[a]pyren bei Kokereiarbeitern<br />
(Dr. Tobias Weiss, Institut für Prävention und<br />
Arbeitsmedizin, IPA, Bochum) und zum Einsatz<br />
persönlicher Schutzausrüstungen unter<br />
extremen klimatischen Bedingungen wie in<br />
Sibirien (Prof. Dr. Vladimir Rodin, Direktor,<br />
Safety Scientific Research Institute Yekaterinburg,<br />
Russland, und Prof. h.c. Karl-Heinz<br />
Noetel, Fachbereich Persönliche Schutzausrüstungen<br />
der DGUV) rundeten das IVSS-<br />
Programm ab.<br />
Wie bei solchen Anlässen üblich, waren<br />
die vielfältigen Gespräche am Rande der<br />
beiden Kongresse nicht ohne besondere<br />
Bedeutung. In einer Unterredung mit dem<br />
türkischen Minister für Energie und <strong>Rohstoffe</strong>,<br />
Taner Yildiz, wurde eine langfristige Zusammenarbeit<br />
auf dem Gebiet der Bergbausicherheit<br />
vereinbart. Das größte türkische<br />
Steinkohlenunternehmen TTK ist der Sektion<br />
Bergbau daraufhin beigetreten.<br />
Alles in allem fällt die Bilanz des Istanbuler<br />
Bergbau-Kongresses positiv aus: das Thema<br />
sicherer Bergbau gewinnt weltweit an Fahrt.<br />
<br />
he<br />
Tanz der Derwische: XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.<br />
10
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />
Foto: bg bau<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong>en<br />
Neue Ausbildungshalle in Bad Münder<br />
Eine neu gestaltete Ausbildungshalle für<br />
Praxislehrgänge im Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
ist Ende November in Bad Münder<br />
ihrer Bestimmung übergeben worden.<br />
Auf mehr als 600 qm können Sicherheitsfachkräfte<br />
und andere Lehrgangsteilnehmer<br />
aus den Unternehmen verschiedener Wirtschaftszweige<br />
ihr theoretisches Wissen mit<br />
praktischen Übungen unter realistischen Arbeitsplatzbedingungen<br />
kombinieren. Dazu<br />
gehören etwa Bauarbeiten mit Gerüsten an<br />
einem Rohbau, Gabelstapler-Fahrten an ei-<br />
nem Hochregallager und der sichere Umgang<br />
mit <strong>Rohstoffe</strong>n sowie die Rettung aus<br />
Schächten. Träger der Bildungsstätte sind<br />
die <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en Bauwirtschaft,<br />
Handel- und Warendistribution, <strong>Rohstoffe</strong><br />
und chemische Industrie, Nahrungsmittel<br />
und Gastgewerbe sowie Energie, Textil, Elektro<br />
und Medienerzeugnisse.<br />
Schwerpunkt der Bildungsarbeit in Bad<br />
Münder bilden fachspezifische Lehrgänge,<br />
die das Bewusstsein für Risiken schärfen<br />
und dazu beitragen, kritische Situationen<br />
im Arbeitsalltag von vornherein systematisch<br />
auszuschalten. Mit der Bildungsstätte<br />
nehmen die <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en ihren<br />
Bildungsauftrag gemeinschaftlich wahr.<br />
Das Haus bietet 120 modern ausgestattete<br />
Gästezimmer und vollwertig ausgestattete<br />
Lehrgangsräume für jeweils etwa 20 Teilnehmer.<br />
Bei rund 8.000 Gästen im Jahr ist die<br />
Bildungsstätte in Bad Münder ganz auf die<br />
Bedürfnisse der Teilnehmer eingestellt und<br />
erfreut sich großen Zuspruchs. nul<br />
Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis <strong>2012</strong><br />
Die Ausschreibung für den 5. Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis<br />
(JAZ) ist angelaufen. Auszubildende, die auf besonders praxisorientierte<br />
und innovative Weise einen Beitrag zu mehr Sicherheit<br />
und Gesundheit am Arbeitsplatz entwickelt haben, können bis<br />
zum 30. Juni <strong>2012</strong> ihre Beiträge einreichen.<br />
Die Gewinner werden bei der Eröffnungsveranstaltung zur Messe<br />
„Arbeitsschutz Aktuell – Das Präventionsforum“ ausgezeichnet,<br />
die vom 16. bis zum 18. Oktober <strong>2012</strong> in Augsburg stattfindet.<br />
Für die ersten drei Platzierungen winken Preisgelder in Höhe von<br />
insgesamt 6.000 Euro.<br />
Der Deutsche Jugend-Arbeitsschutz-Preis hat das Ziel, mit innovativen<br />
Ideen und Wirtschaftlichkeit den Arbeitsschutz in Unternehmen<br />
zu verbessern. Initiator ist die<br />
Fachvereinigung Arbeitssicherheit (FASI)<br />
e.V., Dachverband der drei technisch-wissenschaftlichen<br />
Vereine „Verein Deutscher<br />
Gewerbeaufsichtsbeamter e.V. (VDGAB)“,<br />
„Verein Deutscher Revisions-Ingenieure<br />
e.V. (VDRI)“ und „Verband Deutscher Sicherheitsingenieure<br />
e.V. (VDSI)“.<br />
Unter www.jugendarbeitsschutzpreis.de sind die Teilnahmekriterien<br />
und Berichte über die Gewinnerbeiträge der Vorjahre abrufbar.<br />
Rückfragen beantwortet die Geschäftsstelle der Fachvereinigung<br />
Arbeitssicherheit (FASI) e.V. unter Telefon 0611/15755-40,<br />
E-Mail: info@fasi.de.<br />
nvs<br />
11
Blickpunkt<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Das Kongresszentrum in Weimar ist der Veranstaltungsort des Gefahrstoff-Symposiums „Schlema VII“. <br />
Fotos: bgrci/Norbert Ulitzka, wfg weimar<br />
2. – 4. Mai <strong>2012</strong>, Weimar<br />
Gefahrstoff-Symposium „Schlema VII“<br />
Die 1993 in Schlema im Erzgebirge begonnene Kongress-Reihe zur Gefahrstoff-Problematik findet in diesem Jahr in<br />
Weimar mit „Schlema VII“ ihre Fortsetzung. Tagungsort ist das dortige Kongresszentrum im Weimarhallenpark. Das<br />
Symposium findet statt in der Zeit vom 2. bis. 4. Mai <strong>2012</strong>. Veranstalter ist die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und<br />
chemische Industrie mit ihrem in Bochum beheimateten Kompetenz-Center „Institut für Gefahrstoff-Forschung – IGF“.<br />
unter der Leitung von Dr. rer. nat. Dirk Dahmann.<br />
„Schlema VII“ wird sich unter dem BG RCI-<br />
Motto „Wir verbinden Kompetenzen!“ der<br />
Aufgabe stellen, im Sinne eines integrativen<br />
Ansatzes die verschiedenen Sichtweisen der<br />
BG RCI-Branchen so zu präsentieren, dass<br />
deren Erkenntnisse durch die jeweils anderen<br />
gewinnbringend umgesetzt werden<br />
können. Insbesondere die einmalige Konstellation,<br />
dass in der BG RCI Hersteller und<br />
Nutzer von Produkten des stofflichen Bereichs<br />
unter präventiven wie versicherungsrechtlichen<br />
Gesichtspunkten unter einem<br />
Dach vereint sind, soll diesmal besondere<br />
Aufmerksamkeit finden.<br />
Themenschwerpunkte<br />
• Der rechtliche Rahmen – Neues aus dem<br />
Regelwerk<br />
• Arbeitsmedizin – Aktuelle Aspekte<br />
• Staub am Arbeitsplatz – Neue Risiken<br />
• Gefahrstoffe – Berichte aus der betrieblichen<br />
Praxis<br />
• Exkursion am Nachmittag des 3. Kongress-Tages:<br />
Herzogin Anna Amalia Bibliothek,<br />
Weimar<br />
Die Einzelheiten entnehmen Sie bitte der nebenstehenden<br />
Kurzfassung des Programms.<br />
Anmeldung<br />
Das Symposium richtet sich vornehmlich an<br />
betriebliche und überbetriebliche Gefahrstoffexperten,<br />
an die Vertreter der Arbeitnehmer,<br />
an Ausbilder, Arbeitsmediziner,<br />
Sicherheitsingenieure, Ergonomen und Sicherheitsfachkräfte<br />
in den Unternehmen der<br />
verschiedenen Branchen der BG RCI sowie<br />
an Vertreter der Behörden und anderer Unfallversicherungsträger.<br />
Es entstehen keine<br />
Teilnahmegebühren.<br />
Das detaillierte Kongress-Programm mit der<br />
Anmeldekarte können Sie formlos unter<br />
redaktion@bgrci.de anfordern.<br />
<br />
Norbert Ulitzka, BG RCI, Bochum<br />
Eine Veranstaltung aus der protect-Reihe<br />
12
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />
„Schlema VII“: Programm<br />
Mittwoch, 2. Mai <strong>2012</strong><br />
13.00 – 14.00 Uhr<br />
Registrierung<br />
14.00 – 14.15 Uhr<br />
Begrüßung<br />
Ulrich Meesmann, Mitglied der Geschäftsführung<br />
der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und<br />
chemische Industrie, Heidelberg<br />
Der rechtliche Rahmen – Neues aus dem<br />
Regelwerk<br />
14.15 – 14.45 Uhr<br />
(jeweils incl. 10 Minuten Diskussion)<br />
Die neue Gefahrstoff-Verordnung – Ein Erfahrungsbericht<br />
Dr. rer. nat. Thomas Brock, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Heidelberg<br />
14.45 – 15.15 Uhr<br />
Das ERB-Konzept – Was hat die Erprobung<br />
gebracht<br />
Prof. Dr. rer. nat. Helmut Blome, IFA – Institut<br />
für Arbeitsmedizin, DGUV, St. Augustin<br />
15.15 – 15.45 Uhr<br />
DNEL und DMEL – Hilfsmittel für die Praxis<br />
Prof. Dr. rer. nat. Herbert Bender, BASF SE,<br />
Ludwigshafen<br />
16.00 – 16.30 Uhr<br />
GHS – Was ändert sich bei der Gefahrstoffkennzeichnung<br />
im Betrieb Die neue TRGS 201<br />
Dipl.-Biochem. Antje Ermer, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Heidelberg<br />
16.30 – 17.00 Uhr<br />
Die neue TRGS 551 „Teer und andere Pyrolyseprodukte<br />
aus organischem Material“<br />
Dr. rer. nat. Thorsten Reinecke, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
der Bauwirtschaft, Hannover<br />
17.00 – 17.30 Uhr<br />
Der neue Fachbereich „<strong>Rohstoffe</strong> und Chemische<br />
Industrie“ der DGUV<br />
Dr. rer. nat. Michael Glück, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Heidelberg<br />
Donnerstag, 3. Mai <strong>2012</strong><br />
Arbeitsmedizin – Aktuelle Aspekte<br />
9.00 – 9.30 Uhr<br />
DGUV: Aktuelles aus der Arbeitsmedizin<br />
Dipl.-Ing. Manfred Rentrop, Deutsche Gesetzliche<br />
Unfallversicherung (DGUV), St. Augustin<br />
9.30 – 10.00 Uhr<br />
Nachgehende Vorsorge bei Quarzexposition<br />
Dr. rer. nat. Heinz Otten, Deutsche Gesetz liche<br />
Unfallversicherung (DGUV), St. Augustin<br />
10.00 – 10.30 Uhr<br />
Arbeitsmedizinische Vorsorge bei chronischer<br />
Berylliose<br />
Dr. med. Ulrike Euler, Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin<br />
11.00 – 11.30 Uhr<br />
Kieselerdeexposition und Silikose – Ergebnisse<br />
einer Kohortenstudie<br />
Dipl.-Stat. Dirk Taeger, IPA – Institut für Prävention<br />
und Arbeitsmedizin der DGUV – Institut<br />
an der Ruhr-Universität Bochum<br />
11.30 – 12.00 Uhr<br />
Ergebnisse der prospektiven Studie UroScreen<br />
zur Früherkennung von Blasenkrebs<br />
Dr. med. Matthias Kluckert, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Heidelberg<br />
12.00 – 12.30 Uhr<br />
Kohlendioxid – Neues von einem alten Grenzwert<br />
Dr. med. Christian Broding, IPA – Institut für<br />
Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV –<br />
Institut an der Ruhr-Universität Bochum<br />
Staub am Arbeitsplatz – Neue Risiken<br />
14.00 – 14.30 Uhr<br />
Der neue Grenzwert für alveolengängigen<br />
Staub – Ableitung und Kritik<br />
PD Dr. rer. medic. Peter Morfeld, Institut für<br />
Epidemiologie und Risikobewertung in der<br />
Arbeitswelt (IERA) der Evonik Industries, Essen<br />
14.30 – 15.00 Uhr<br />
Der neue Grenzwert für alveolengängigen<br />
Staub – Messtechnische Aspekte<br />
Dr. rer. nat. Markus Mattenklott, IFA – Institut<br />
für Arbeitsmedizin der DGUV, St. Augustin<br />
15.00 – 15.30 Uhr<br />
Der neue Grenzwert für alveolengängigen<br />
Staub – Möglichkeiten der regulatorischen<br />
Umsetzung<br />
Dr. rer. nat. Henning Wriedt, Beratungsstelle<br />
Arbeit & Gesundheit, Hamburg<br />
16.00 – 16.30 Uhr<br />
nepSi – eine Zwischenbilanz<br />
Dr.-Ing. Karlheinz Guldner, Verwaltungs-<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong>, Würzburg<br />
16.30 – 17.00 Uhr<br />
Carbon Nano Tubes – Chancen und Risiken<br />
einer neuen Technologie<br />
Dr. Jacques Ragot, Bayer MaterialScience AG,<br />
Leverkusen<br />
17.00 – 17.30 Uhr<br />
Qualitätssicherung für die Nanopartikel-Messtechnik<br />
– Das Nano Test Center des IGF<br />
Dr. rer. nat. Dirk Dahmann, IGF – Institut für<br />
Gefahrstoff-Forschung der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Bochum<br />
Freitag, 4. Mai <strong>2012</strong><br />
Gefahrstoffe – Berichte aus der betrieblichen<br />
Praxis<br />
9.00 – 9.30 Uhr<br />
Dieselmotoremissionen – Neues zum Stand<br />
der Technik<br />
Dr.-Ing. Heinrich Sönksen, K+S AG, Kassel<br />
9.30 – 10.00 Uhr<br />
Nanocellulose – Mögliche Produktlösungen<br />
und Gefährdungspotentiale<br />
Tiemo Arndt, Papiertechnische Stiftung (PTS),<br />
Heidenau<br />
10.00 – 10.30 Uhr<br />
Isocyanatexpositionen am Arbeitsplatz<br />
Dr. rer. nat. Bernhardt Brandt, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Mainz<br />
11.00 – 11.30 Uhr<br />
Praxisorientierte Umsetzung der CLP-Verordnung<br />
(GHS) bei der RAG Aktiengesellschaft<br />
Andreas Herrmann, RAG Aktiengesellschaft,<br />
Bottrop<br />
11.30 – 12.00 Uhr<br />
Der Einsatz von Servicefirmen bei Reinigungs-,<br />
Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />
Dr. rer. nat. Ralf Hebisch, Bundesanstalt für<br />
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA),<br />
Dortmund<br />
12.00 – 12.30 Uhr<br />
Wie staubig ist dieses Produkt – DIN EN 15051<br />
in der Praxis<br />
Dipl.-Ing. Klemens Möcklinghoff, IGF – Institut<br />
für Gefahrstoff-Forschung der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />
Bochum<br />
12.30 Uhr<br />
Resümee und Ausblick<br />
Post-Congress<br />
14.00 Uhr<br />
Audio Guide-Besichtigung des Rokokosaals<br />
im Historischen Gebäude der Herzogin Anna<br />
Amalia Bibliothek, Weimar, und Kurzführung<br />
durch das neue Studienzentrum<br />
13
Aus den Branchen<br />
Baustoffe - Steine - Erden<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
1996 hat das „Röntgenmobil“ seine Arbeit aufgenommen und steuert bis zu vier Betriebe am<br />
Tag an. Es bündelt Fachkompetenz und Technik auf kleinem Raum: Die Untersuchungen im Truck<br />
gehen wesentlich schneller vonstatten als ein Besuch in der betriebsärztlichen Praxis. Das Team<br />
der mobilen Röntgenanlage arbeitet in zwei Schichten mit jeweils drei Personen: Wolfgang Pohle,<br />
Jutta Adler, Simone Freiberger (Bild rechts außen, v. l.). Fotos: bgrci/prävention, Thomas Toth<br />
Mobile Arbeitsmedizin – stets nah am Menschen *<br />
Mit ihrem 19 Meter langen Untersuchungs-Truck bringt die <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie arbeitsmedizinische Vorsorge<br />
unmittelbar in die Betriebe. In der rollenden Arztpraxis untersuchen Experten<br />
die Beschäftigten auf Erkrankungen durch Staubbelastungen am Arbeitsplatz.<br />
Bei einem Stopp in Mainz-Amöneburg hat sich das BG RCI.magazin die<br />
mobile Vorsorge angeschaut.<br />
und berät die Patienten im Arztraum des<br />
„Röntgenmobils“, wie die dreiköpfige Besatzung<br />
ihre fahrende Praxis selbst gern<br />
nennt. Zum Team gehören neben der Ärztin<br />
Fahrer und Röntgenassistent. Es wechselt<br />
sich alle zwei Wochen ab.<br />
Schon frühmorgens strömen die ersten<br />
Mitarbeiter der Firma Sopro Bauchemie<br />
GmbH mit Sitz in Wiesbaden zu dem weißblauen<br />
Truck, der auf dem asphaltierten<br />
Betriebshof für sie bereitsteht. Der Grund:<br />
Bei der Produktion von Baustoffen und<br />
Produkten für Fliesentechnik kann Quarzstaub<br />
freigesetzt werden, der zu der Lungenerkrankung<br />
Silikose führen kann. Wird<br />
der feine Staub eingeatmet, vernarbt die<br />
Lunge, wodurch sie weniger Sauerstoff<br />
aufnehmen kann. Die Folge: eine „Staublunge“.<br />
Schutz gegen diese Gesundheitsgefährdung<br />
bietet eine Atemschutzmaske<br />
– wenn sie regelmäßig getragen und richtig<br />
benutzt wird. Auch bei Sopro gehört<br />
diese persönliche Schutzausrüstung zur<br />
Ausstattung der Mitarbeiter, die heute hier<br />
antreten.<br />
Zwischen dem Einatmen von Staub bis zum<br />
Ausbruch der Silikose können Jahrzehnte<br />
vergehen. „Deshalb setzen wir auf Prävention<br />
– also die regelmäßige Aufklärung<br />
über die Gesundheitsgefahren – und eine<br />
Früherkennung möglicher Krankheitssymptome“,<br />
berichtet Simone Freiberger. Die<br />
Fachärztin für Arbeitsmedizin untersucht<br />
Eine kleine Stahltreppe führt in die Aufnahme,<br />
wo Wolfgang Pohle die Beschäftigten<br />
in Empfang nimmt. Er ist Fahrer des ungewöhnlichen<br />
Lasters und steuert pro Tag bis<br />
zu vier Betriebe an. Vor Ort erfasst Pohle<br />
Namen, Gewicht und Größe der angetretenen<br />
Mitarbeiter in einer digitalen Karteikarte.<br />
„Wenn wir vor Ort sind und während der<br />
Arbeitszeit die Untersuchungen anbieten,<br />
erreichen wir auch Mitarbeiter, die eher selten<br />
einen Hausarzt aufsuchen“, nennt Pohle<br />
ein wichtiges Argument für den Einsatz<br />
des Röntgenmobils. „Zudem ersparen wir<br />
den Unternehmen jedes Jahr circa 10.000<br />
14
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />
Baustoffe - Steine - Erden<br />
Stunden Arbeitsausfall durch zeitlich optimierte<br />
Untersuchungen und entfallende<br />
Wegezeiten.“<br />
Im Nachbarraum geht es direkt mit den<br />
medizinischen Untersuchungen los. Jutta<br />
Adler, medizinisch-technische Röntgenassistentin,<br />
misst den Blutdruck und erstellt<br />
digitale Röntgenbilder der Lungen.<br />
Dabei sind die zu Untersuchenden einer<br />
nur sehr geringen Strahlendosis ausgesetzt,<br />
wie sie etwa bei einem Transatlantikflug<br />
auftritt. Ein zusätzlicher Lungenfunktionstest<br />
zeigt, wie gut die Atmung<br />
funktioniert. Abschließend fügt Adler<br />
dem elektronischen Datenblatt des Versicherten<br />
die Ergebnisse ihrer Untersuchungen<br />
an. So stehen schließlich alle aufgenommenen<br />
Gesundheitsdaten und das<br />
digi tale Röntgenbild zeitgleich zur Verfü -<br />
gung.<br />
Bei Simone Freiberger laufen alle Fäden zusammen.<br />
Aus Gründen der nötigen Diskretion<br />
hat die arbeitsmedizinische Fachärztin,<br />
die seit 2004 mobile Untersuchungen<br />
durchführt, einen separaten Arbeitsplatz<br />
im Röntgenmobil. Hier kann sie in Ruhe<br />
mit ihren Probanden sprechen. Das ist<br />
wichtig, damit sie aktiv Aufklärungsarbeit<br />
leisten kann: „Vielen Mitarbeitern sind Risiken<br />
und Folgen einer Silikose kaum bewusst“,<br />
gibt sie zu bedenken. Die durch<br />
Quarzstaub induzierte Silikose ist irreparabel,<br />
einmal begonnen, schreitet sie in der<br />
Lunge stetig fort. Deshalb sind die alle drei<br />
Jahre angesetzten Arbeitsmedizinischen<br />
Vorsorgeuntersuchungen und deren Dokumentation<br />
so wichtig. Freiberger: „Bei<br />
unseren Besuchen werden Veränderungen<br />
bei den Mitarbeitern, die durch ihre Tätigkeit<br />
gefährdet seien könnten, frühzeitig<br />
sichtbar.“ Häufig berät Frau Freiberger<br />
außerdem auch zu Fragen der richtigen<br />
Ernährung bei Übergewicht, zu Bluthochdruck<br />
und Raucherentwöhnung.<br />
Und was passiert, wenn das medizinische<br />
Team bei der Untersuchung auf dem Betriebshof<br />
Anzeichen für eine Silikose feststellt<br />
„Dann sprechen wir mit dem Mitarbeiter,<br />
und die <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
schaltet sich ein, zusätzlich werden die<br />
Betroffenen an einen Facharzt für Lungenkrankheiten<br />
verwiesen“, erklärt Freiberger.<br />
Der gute Gesundheitszustand der Mitarbeiter<br />
in Amöneburg zeigt: die erfolgreiche<br />
Präventionsarbeit des Betriebs und des<br />
rollenden Praxisteams ergänzen sich in<br />
optimaler Weise.<br />
<br />
Thomas Toth, Wiesbaden<br />
* aus: DGUV Arbeit & Gesundheit 11/12 2011<br />
15
Aus den Branchen<br />
Bergbau<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Erstmals waren auch Vertreter der Bergleute von der Saar bei der Auszeichnung der<br />
unfallfreien Reviere an Rhein und Ruhr dabei, begrüßt vom BG RCI-Branchenbeirat<br />
Mirko Skela (r.) und RAG-Vorstandsmitglied Jürgen Eikhoff (2. v. r.). Bisher hatten die<br />
Saar-Bergleute ein eigenes Prämiensystem.<br />
Mirko Skela begrüßt die Vertreter der unfallfreien Reviere<br />
auf Zollern II/IV im Namen des Branchenbeirats Bergbau<br />
der BG RCI. <br />
Fotos: bgrci/Thomas Hölken<br />
„Eine Bestätigung für die Wirksamkeit der Prävention“<br />
Branchenprävention Bergbau der BG RCI prämiert unfallfreie Reviere<br />
Sicherheit hat Tradition – auch im Bergbau. Seit rund 20 Jahren zeichnet die<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong> jährlich besondere sicherheitliche Leistungen im Bereich<br />
der Steinkohle aus. Im November war es wieder so weit: Vertreter von<br />
35 Revieren an Rhein, Ruhr, aus Ibbenbüren und von der Saar nahmen im<br />
Dortmunder Industriemuseum Zeche Zollern II/IV Urkunden und Prämien in<br />
Empfang.<br />
Erstmals waren bei dieser Auszeichnungsrunde<br />
auch Bergleute von der Saar dabei.<br />
Mit der Entstehung der neuen <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie<br />
war es auch für den Branchenbeirat<br />
Bergbau eine Selbstverständlichkeit, den<br />
gesamten deutschen Steinkohlenbergbau<br />
und die mit ihm verbundenen Unternehmen<br />
in den Wettbewerb mit einzubeziehen.<br />
Insgesamt 109 Reviere und Betriebsbereiche<br />
hatten sich um die Auszeichnung beworben.<br />
Aber nicht jeder erfüllt die Kriterien.<br />
Prämiert werden Mannschaften, die mindestens<br />
doppelt so viele Arbeitsstunden unfallfrei<br />
geleistet haben wie der Durchschnitt<br />
vergleichbarer Steinkohlenreviere. Typische<br />
Tätigkeitsbereiche der Reviere sind Abbau,<br />
Vortrieb, Logistik oder Instandhaltung. Ob<br />
die geforderten Kriterien, in der Regel über<br />
einen Zeitraum von einem Jahr, erfüllt sind,<br />
darüber befindet der Branchenbeirat Bergbau<br />
der BG RCI. Diese Betriebsbereiche waren<br />
diesmal erfolgreich:<br />
• dh mining systems, Dortmund: Mechanische<br />
Bearbeitung Halle 2<br />
• RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH: Kraftwerk<br />
Block B, Reviere 150/Baustellen und<br />
Sanierungen von Bunkeranlagen, 151/<br />
Senkrevier,<br />
• RAG Bergwerk Auguste Victoria, Marl: Reviere<br />
015, 016, 036, 057, 158, 159, 220,<br />
255, 267; Bereich Logistik und Transport<br />
unter Tage: Reviere 233, 236, 238, 239,<br />
333<br />
• RAG Bergwerk Ost, Hamm: Reviere 021/<br />
Abbau, 253/Maschinen-Technik/Schächte/Transport<br />
• RAG Bergwerk Prosper-Haniel, Bottrop:<br />
Reviere 006/Abbau, 007/Abbau, 047/<br />
Herrichten<br />
• RAG Bergwerk Saar, Ensdorf: Duhamel,<br />
Reviere 232, 378<br />
• RAG Servicebereich Technik und Logistikdienste,<br />
Bottrop: Logistik Ruhr und Saar,<br />
Zentralwerkstatt Prosper<br />
• RAG Bergwerk West, Kamp-Lintfort: Reviere<br />
003, 077, 079, 231, 236, 330<br />
• Thyssen Schachtbau, Mülheim: Bereich<br />
Bergbau, Betriebsstelle Prosper-Haniel<br />
• Thyssen Schachtbau, Mülheim: Bereich<br />
Schachtbau und Bohren, Bohrbetrieb<br />
Insgesamt repräsentieren die ausgezeichneten<br />
Bereiche und Betriebsstätten mehr als<br />
Ein historischer Tiefstand bei der Unfallkennziffer:<br />
RAG-Vorstandsmitglied Jürgen Eikhoff rief<br />
die enormen Anstrengungen in Erinnerung, die<br />
zu diesem Ergebnis geführt haben.<br />
3.200 Beschäftigte. „Aber auch alle anderen<br />
gemeldeten Reviere, die oft nur knapp an<br />
der statistischen Hürde des Gesamtdurchschnitts<br />
gescheitert sind, haben gezeigt,<br />
welch hohen Stellenwert die Arbeitssicher-<br />
16
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />
Bergbau<br />
„365 Orte im Land der Ideen“<br />
TU Clausthal:<br />
Akustischer Geo-Scanner<br />
ausgezeichnet<br />
Prof. Dr. Hossein Tudeshki, Lehrstuhlinhaber für Tagebau<br />
und Internationalen Bergbau an der Technischen<br />
Universität Claus thal, ist für die Entwicklung<br />
des „Akustischen Geo-Scanners“ als Preisträger<br />
im Rahmen des bundesweiten Innovationswettbewerbs<br />
„365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet<br />
worden.<br />
Eine gewaltige Maschine mit 500 Tonnen Presskraft: Uwe Graute, Volker Klose und Axel Schneider<br />
sowie weitere Vertreter des Bergwerks Auguste Viktoria sind stolz auf ihre Entwicklung einer Bolzendrückvorrichtung.<br />
<br />
Foto: Axel Schneider<br />
heit im deutschen Steinkohlenbergbau innehat“,<br />
resümierte Mirko Skela, Mitglied<br />
des Branchenbeirats Bergbau der BG RCI<br />
und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender<br />
auf Prosper-Haniel.<br />
Jürgen Eikhoff, Mitglied des Vorstands der<br />
RAG Aktiengesellschaft, hob in seinem Gruß<br />
an die Vertreter der prämierten Reviere einen<br />
anderen Aspekt hervor: „Derzeit haben<br />
wir im Steinkohlenbergbau eine Unfallkennziffer<br />
von 4,2 Unfällen je 1 Million geleisteter<br />
Arbeitsstunden. Das ist ein historischer<br />
Tiefstand, der sich auch im internationalen<br />
Vergleich sehen lassen kann.“ Um diesen<br />
Stand sei in den vergangenen Jahrzehnten<br />
hart gerungen worden, beschrieb Eikhoff<br />
den Prozess, Arbeits-, Gesundheits- und<br />
Umweltschutz in dem Bergbau-Unternehmen<br />
systematisch zu strukturieren. Dieses<br />
Vorhaben sei begleitet gewesen von vielen<br />
großen und schmerzlichen Herausforderungen.<br />
Personalabbau, Stilllegungen und die<br />
Verlegung von Mitarbeitern hätten für alle<br />
Beteiligten enorme zusätzliche Belastungen<br />
bedeutet. Das gemeinsame Ziel, die Zahl der<br />
Unfälle zu senken, habe jedoch alle Akteure<br />
vereint und enger zusammenrücken lassen.<br />
Eikhoff: „Der Rückgang der Unfallzahlen bestätigt<br />
dem Unternehmen und der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
die vorbildliche Fürsorge und<br />
die Wirksamkeit ihrer Präventionsarbeit.“<br />
BG RCI zeichnet auch<br />
Bolzendrückvorrichtung aus<br />
Auf Zollern wurde nicht nur die Arbeit unfallfreier<br />
Reviere ausgezeichnet. Prämiert<br />
wurde auch der Erfindungsgeist dreier Mitarbeiter<br />
des Bergwerks Auguste Victoria in<br />
Marl. Uwe Graute, Volker Klose und Axel<br />
Schneider haben eine gewaltige Pressvorrichtung<br />
entwickelt, um die Demontage des<br />
Schildausbaus unter Tage weiter zu vereinfachen<br />
und damit sicherer und schneller zu<br />
machen. Hauptkappe und Bruchschild eines<br />
Schildausbaus, der den Gewinnungsbereich<br />
vor hereinbrechendem Gestein schützt, sind<br />
mit großen, schweren Bolzen verbunden,<br />
den sogenannten Hauptkappenbolzen. Sie<br />
können im Fall der Demontage nicht einfach<br />
gezogen werden, sondern lassen sich nur<br />
äußerst mühsam und aufwendig, oft auch<br />
unter Einsatz von Fremdfirmen, entfernen.<br />
Meist bleibt nur das Sägen der Bolzen<br />
oder das Ausbrennen mithilfe von Sauerstofflanzen.<br />
Graute, Klose und Schneider<br />
gehen einen anderen Weg und setzen ihre<br />
Bolzendrückvorrichtung ein. Sie drückt die<br />
Hauptkappenbolzen bei einem Druck von<br />
300 bar und einer Presskraft von 500 Tonnen<br />
heraus und erleichtert die schwere Arbeit<br />
enorm. Der Bau der Drückvorrichtung erfolgte<br />
in Zusammenarbeit mit der Maschinenfabrik<br />
Glückauf in Gelsenkirchen. Statt vier<br />
bis fünf Stunden pro Schild dauert der Arbeitsvorgang<br />
des Einraubens jetzt keine 45<br />
Minuten – auch nach Auffassung der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
unter den Gesichtspunkten<br />
der Arbeitssicherheit, der Ergonomie und<br />
der Kostenersparnis ein Vorzeigeprojekt.<br />
<br />
Norbert Ulitzka, BG RCI, Bochum<br />
Das akustische Scanverfahren erkennt anhand von<br />
Körperschallschwingungen die Mineralbeschaffenheit<br />
einer Lagerstätte. Jeder Gesteinsart – ob<br />
beispielsweise Ton, Sand oder Kies – kann bei<br />
Reibung eine spezifische Schwingung zugeordnet<br />
werden, deren „Klang“ als eindeutiges Erkennungsmerkmal<br />
dient. Der Geo-Scanner war eine<br />
von 2.600 Bewerbungen für den Preis. Schon auf<br />
der Internationalen Baumaschinen-Messe Bauma<br />
2010 war ihm der „Innovation Award“ zuerkannt<br />
worden.<br />
Mit der Auszeichnung für den Geo-Scanner reiht<br />
sich das Institut für Bergbau an der TU Clausthal ein<br />
in den Kreis von 365 Preisträgern, die jährlich von<br />
der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“<br />
und der Deutschen Bank unter der Schirmherrschaft<br />
des Bundespräsidenten prämiert werden.<br />
Udo Rzesacz, Repräsentant des Geldinstituts,<br />
hob hervor, dass der Geo-Scanner nicht nur für<br />
den Bergbau eine herausragende Innovation darstelle,<br />
die mit ihrem Potenzial einen Beitrag zur<br />
Ressourcenschonung sowie zur Reduzierung des<br />
Energiebedarfs leiste. Universitätspräsident Prof.<br />
Dr. Thomas Hanschke unterstrich die große Bedeutung<br />
des Bergbaus für die TU Clausthal und wies<br />
auf die lange Clausthaler Tradition der Bergbau-<br />
Erfindungen hin, die durch den akustischen Scanner<br />
nun eine Fortsetzung erfahre. nul<br />
Lagerstätten an ihrem „Klang“ erkennen: Prof. Dr.<br />
Hossein Tudeshki (l.) sammelt mit seinem Geo-Scanner<br />
zahlreiche Auszeichnungen ein.Foto: TU Clausthal<br />
17
Aus den Branchen<br />
Bergbau<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Neue Rechtsprechung zum Berufskrankheitenrecht *<br />
Zur Entscheidung des Bundessozialgerichts vom<br />
17. Mai 2011 zur Berufskrankheit Nr. 4111 1<br />
Von Dirk Dahm<br />
Am 1. Dezember 1997 ist die Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) vom 31. Oktober 1997 (BGBl. I S. 2623) in Kraft getreten.<br />
Sie hat – wie schon im Entwurf einer Berufskrankheiten-Verordnung des Bundesministers für Arbeit und Soziales<br />
vorgesehen – in ihrer Anlage als Nr. 4111 die chronische obstruktive Bronchitis oder Emphysem von Bergleuten<br />
unter Tage im Steinkohlenbergbau bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Dosis von in der Regel 100 Feinstaubjahren<br />
[(mg/m³) x Jahre] aufgenommen. Diese Berufskrankheit hat – wie keine andere – die Sozialgerichtsbarkeit<br />
beschäftigt. 2 Selbst das Bundesverfassungsgericht ist wiederholt angerufen worden. 3<br />
Schon in den ersten Entscheidungen zur Berufskrankheit<br />
nach Nr. 4111 stand immer wieder<br />
die der Berufskrankheit durch § 6 Abs. 1<br />
BKV (a.F.) beigefügte Rückwirkungsklausel<br />
(Stichtagsregelung) im Vordergrund. 4 § 6<br />
Abs. 1 BKV (a.F.) lautete wie folgt: „Leidet<br />
ein Versicherter am 1. Dezember 1997 an<br />
einer Krankheit nach Nummer ... oder 4111<br />
der Anlage zur BKV, ist diese auf Antrag als<br />
Berufskrankheit anzuerkennen, wenn der<br />
Versicherungsfall nach dem 31. Dezember<br />
1992 eingetreten ist.“<br />
Nach Art. 1 Nr. 2 b der Verordnung zur Änderung<br />
der Berufskrankheiten-Verordnung vom<br />
5. September 2002 (BGBl. I S. 3541) ist § 6<br />
BKV dahingehend geändert worden, dass<br />
die bisherigen Absätze 1 bis 4 die Absätze<br />
2 bis 5 geworden sind.<br />
Durch Art. 1 Nr. 2 d der Zweiten Verordnung<br />
zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung<br />
vom 11. Juni 2009 (BGBl. I S. 1273) ist<br />
§ 6 Abs. 3 Satz 2 BKV eingefügt worden. Danach<br />
ist eine Erkrankung nach Nummer 4111<br />
der Anlage (ab 1.7.2009 Anlage 1) zur BKV<br />
auch dann als Berufskrankheit anzuerkennen,<br />
wenn die Erkrankung bereits vor dem<br />
1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetreten und einem Unfallversicherungsträger<br />
bis zum 31. Dezember<br />
2009 bekannt geworden ist. Diese neue<br />
Regelung in § 6 BKV, die am 1. Juli 2009 in<br />
Kraft getreten ist (Art. 2 der Zweiten Verordnung<br />
zur Änderung der Berufskrankheiten-<br />
Verordnung), ist auch streitentscheidend in<br />
der nachfolgend wiedergegebenen neuen<br />
Entscheidung des Bundessozialgerichts.<br />
Die neue Entscheidung des Bundessozialgerichts<br />
vom 17. Mai 2011<br />
Der Streitsache liegt im Wesentlichen folgender<br />
Sachverhalt zugrunde: Der Kläger, der im<br />
Bergbau vorwiegend als Maschinenhauer<br />
tätig war, macht die Gewährung einer Entschädigung<br />
aus Anlass einer Berufskrankheit<br />
nach Nr. 4111 der Anlage 1 zur BKV geltend.<br />
Auf eine ärztliche Anzeige über den<br />
Verdacht des Vorliegens einer BK 4111 vom<br />
26. Oktober 1998 lehnte die Beklagte die<br />
Feststellung und Entschädigung dieser Berufskrankheit<br />
ab, weil der Versicherungsfall<br />
nicht nach dem 31. Dezember 1992 eingetreten<br />
sei (Bescheid vom 23. 9. 1999 in der<br />
Fassung des Widerspruchsbescheides vom<br />
4. 2. 2000). Hiergegen hat der Kläger Klage<br />
vor dem Sozialgericht erhoben.<br />
Nachdem durch die Zweite Verordnung zur<br />
Änderung der BKV vom 11. Juni 2009 zum<br />
1. Juli 2009 § 6 Abs. 3 Satz 2 BKV mit der<br />
eingangs erwähnten Rechtsfolge eingefügt<br />
worden war, stellte die Beklagte während<br />
des Klageverfahrens das Recht auf eine<br />
Verletztenrente nach einer Minderung der<br />
Erwerbsfähigkeit (MdE) von 20 v.H. fest;<br />
sie räumte mit Bescheid vom 25. September<br />
2009 Zahlungsansprüche für Zeiten ab<br />
1. <strong>Januar</strong> 2005 ein und teilte mit, dass als<br />
Zeitpunkt des Versicherungsfalls der 17. <strong>Februar</strong><br />
1983 gelte. Das Sozialgericht hat die<br />
Klagen, im Wesentlichen auf Verurteilung<br />
zur Zahlung der Verletztenrente bereits für<br />
Zeiten ab 26. Oktober 1998 gerichtet, durch<br />
Urteil vom 30. Juli 2010 abgewiesen. Nach<br />
§ 6 Abs. 6 Satz 2 BKV könnten Leistungen<br />
rückwirkend längstens für einen Zeitraum<br />
bis zu vier Jahren vor dem Jahr erbracht werden,<br />
in dem der Antrag gestellt worden sei;<br />
dieser Antrag hätte wirksam nicht vor dem<br />
1. Juli 2009 gestellt werden können, da erst<br />
zu diesem Zeitpunkt durch die 2. BKV-ÄndV<br />
die Anerkennung einer vor dem 1. <strong>Januar</strong><br />
1993 eingetretenen Erkrankung als BK 4111<br />
ermöglicht worden sei.<br />
Das Bundessozialgericht hat die zulässige<br />
(Sprung-)Revision zurückgewiesen; ein Zahlungsanspruch<br />
unter Berücksichtigung auch<br />
von Zeiten vor dem 1. <strong>Januar</strong> 2005 stehe dem<br />
Kläger nicht zu.<br />
Das Revisionsgericht weist zunächst zutreffend<br />
darauf hin, dass der Versicherungsfall<br />
der BK 4111 nicht kraft normativer Bestimmungen<br />
mit dem Eintritt der Erkrankung am<br />
17. <strong>Februar</strong> 1983 vorgelegen habe. 5 Nach der<br />
zu diesem Zeitpunkt geltenden Vorschrift<br />
des § 551 Abs. 1 Satz 2 RVO i.V.m. § 1 der<br />
Siebenten Berufskrankheiten-Verordnung<br />
vom 20. Juni 1968 seien Berufskrankheiten<br />
nur diejenigen Krankheiten, welche die<br />
Bundesregierung durch Rechtsverordnung<br />
mit Zustimmung des Bundesrates als Berufskrankheiten<br />
bezeichnet (Listen-BK); in<br />
der Anlage zur BKVO sei die BK 4111 indes<br />
nicht enthalten gewesen. Die Erkrankung<br />
„Chronische obstruktive Bronchitis oder<br />
Emphysem von Bergleuten unter Tage im<br />
Steinkohlenbergbau bei Nachweis der Einwirkung<br />
einer kumulativen Dosis von in der<br />
Regel 100 Feinstaubjahren [(mg/m³) x Jahre]“<br />
sei erst mit Wirkung vom 1. Dezember<br />
18
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin<br />
Aus den Branchen<br />
Bergbau<br />
1997 (§ 8 Abs. 1 BKV) als BK 4111 in die Anlage<br />
der BKV vom 31. Oktober 1997 aufgenommen<br />
worden.<br />
Allerdings sei der Versicherungsfall der BK<br />
4111 auch nicht mit dem Inkrafttreten der<br />
BKV am 1. Dezember 1997 nach der § 551<br />
Abs. 1 Satz 2 RVO entsprechenden Nachfolgeregelung<br />
des § 9 Abs. 1 Satz 1 SGB VII<br />
i.V.m § 1 BKV und der Anlage hierzu eingetreten;<br />
allein mit dem Vorliegen der seit 17.<br />
<strong>Februar</strong> 1983 bestehenden Erkrankung am<br />
1. Dezember 1997 sei, auch wenn sie infolge<br />
einer den Versicherungsschutz nach<br />
§§ 2, 3 oder 6 SGB VII begründenden Tätigkeit<br />
verursacht worden sei, der Tatbestand<br />
der BK 4111 noch nicht erfüllt gewesen. 6 Er<br />
habe außerdem vorausgesetzt, dass die Erkrankung<br />
nach dem 31. Dezember 1992 aufgetreten<br />
sei; das ergebe sich aus § 6 Abs. 1<br />
BKV a.F., wonach eine am 1. Dezember 1997<br />
bestehende Krankheit nach 4111 nur dann auf<br />
Antrag als BK anzuerkennen sei, wenn der<br />
Versicherungsfall „nach dem 31. Dezember<br />
1992“ eingetreten sei.<br />
Der Versicherungsfall der BK 4111 sei beim<br />
Kläger erst am 1. Juli 2009 eingetreten; erst<br />
zu diesem Zeitpunkt sei deren Anerkennung<br />
für vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetretene Erkrankungen<br />
eröffnet worden: Nach § 6 Abs.<br />
3 Satz 2 BKV sei eine Erkrankung nach Nr.<br />
4111 auch dann als Berufskrankheit anzuerkennen,<br />
wenn die Erkrankung bereits vor<br />
dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetreten und einem<br />
Unfallversicherungsträger bis zum 31. Dezember<br />
2009 bekannt geworden sei. Die Voraussetzungen<br />
dieser Vorschrift hat das Revisionsgericht<br />
als erfüllt angesehen; von der<br />
1983 beim Kläger aufgetretenen Erkrankung<br />
hat die Beklagte 1998 Kenntnis erlangt.<br />
§ 6 Abs. 3 Satz 2 BKV sei indes am 1. Juli<br />
2009 in Kraft getreten und entfalte daher<br />
erst ab diesem Tag Rechtswirkungen. Das<br />
BSG beruft sich in diesem Zusammenhang<br />
auf Art. 82 Abs. 2 Satz 1 und 2 GG und betont<br />
zu Recht, dass erst das Inkrafttreten<br />
einer Rechtsnorm zur Wirksamkeit der Gestaltungsanordnung<br />
führt. 7 Ergänzend geht<br />
das Revisionsgericht auf den Entwurf der<br />
Bundesregierung zur 2. BKV-ÄndV ein. Darin<br />
werde ausgeführt, dass die zeitliche Begrenzung<br />
der rückwirkenden Anerkennung bereits<br />
bestehender Erkrankungsfälle bei der<br />
BK 4111 nicht sachgerecht sei. 8 Indem von<br />
der „rückwirkenden Anerkennung“ die Rede<br />
sei, werde nicht schon der in der BKV nicht<br />
erklärte Wille verdeutlicht, dass die Rechtsfolge<br />
des Eintritts des Versicherungsfalls der<br />
BK 4111 wegen einer vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993<br />
aufgetretenen Erkrankung bereits vor dem<br />
1. Juli 2009 eintreten soll; § 6 Abs. 3 Satz 2<br />
BKV ziele darauf ab, entgegen dem früheren<br />
Recht ab dem 1. Juli 2009 die Anerkennung<br />
einer vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 aufgetretenen<br />
Erkrankung als Versicherungsfall<br />
der BK 4111 zu eröffnen, ohne den Zeitpunkt<br />
der Einführung der BK 4111 zum 1. Dezember<br />
1997 oder der Erweiterung des sachlichen<br />
Anwendungsbereiches zum 1. Juli 2009 in<br />
Frage zu stellen. 9 Nicht die rückwirkende Anerkennung<br />
der BK 4111, sondern lediglich die<br />
Anerkennung der zurück- (vor dem 1.1.1993)<br />
liegenden Erkrankungen als BK 4111 sollte<br />
eingeräumt werden; hätte die Bundesregierung<br />
bei einer vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 aufgetretenen<br />
Erkrankung den Versicherungsfall<br />
der BK 4111 bereits vor dem 1. Juli 2009 einführen<br />
wollen – und dieser Auffassung des<br />
BSG ist ausdrücklich zuzustimmen –, hätte<br />
es einer rückwirkenden Inkraftsetzung des<br />
§ 6 Abs. 3 Satz 2 BKV bedurft. Das Revisionsgericht<br />
kommt damit überzeugend zu dem<br />
Ergebnis, dass wegen des am 1. Juli 2009<br />
eingetretenen Versicherungsfalls der BK<br />
4111 Zahlungsansprüche vor dem 1. <strong>Januar</strong><br />
2005 ausgeschlossen sind; § 6 Abs. 6 Satz<br />
2 BKV legt den Umfang des erst aufgrund der<br />
Inkraftsetzung des neuen BK-Tatbestandes<br />
entstandenen Leistungsanspruchs fest. Danach<br />
werden Leistungen rückwirkend längstens<br />
für einen Zeitraum bis zu vier Jahren ab<br />
Beginn des Jahres erbracht, in dem der Antrag<br />
gestellt worden ist. Hierzu hat das BSG<br />
festgehalten, dass ein solcher Antrag vom<br />
Sozialgericht zwar nicht festgestellt worden<br />
ist, die Vorschrift des § 6 Abs. 6 Satz 2<br />
BKV aber auch auf den in § 6 Abs. 3 Satz 2<br />
BKV geregelten Fall anzuwenden ist, dass<br />
einem Unfallversicherungsträger die vor dem<br />
1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetretene Erkrankung (bis<br />
zum 31. 12. 2009) auch ohne Antrag bekannt<br />
wird. 10 <br />
Dirk Dahm, Bochum<br />
1 Az.: B 2 U 19/10 R.<br />
2 Zu ersten Entscheidungen der Sozialgerichte<br />
zur Emphysembronchitis vgl. Dahm in<br />
Kompass 1998, S. 64.<br />
3 U.a. Beschluss des BVerfG vom 23.6.2005 –<br />
1 BvR 235/00 – zu diesem Beschluss auch<br />
Dahm in: Kompass 5/6 2005, S. 4 – oder<br />
Beschluss des BVerfG vom 30.3.2007 –<br />
1 BvR 3144/06 – zu diesem Beschluss Dahm<br />
in: BG 2007, S. 397.<br />
4 Rechtsprechungsbeispiele für die streitentscheidende<br />
Bedeutung der Stichtagsregelung<br />
bei Dahm in: Kompass 1/2 2001, S. 7.<br />
5 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 13.<br />
6 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 14.<br />
7 Das Revisionsgericht nimmt insoweit ausdrücklich<br />
Bezug auf BSG vom 16.3.2010 – B 2<br />
U 8/09 R – SozR 4 – 2700 § 63 Nr. 5 RdNr. 17.<br />
8 Vgl. BT-Drucks. 242/09 S. 12 zu Nr. 2 Buchst. d.<br />
9 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 19.<br />
10 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 23.<br />
* aus: WzS 10/11, 295 ff.<br />
19
Aus den Branchen<br />
Chemische Industrie<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Section on Prevention in the Chemical Industry<br />
20. – 21. Juni <strong>2012</strong>, Frankfurt am Main<br />
Druck entspannt betrachten – Wissen vertiefen<br />
Workshop der IVSS-Sektion Chemie während der ACHEMA<br />
„Gase unter Druck – Druck entspannt betrachtet“ – unter diesem Motto veranstaltet die Sektion Chemie der Internationalen<br />
Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) am 20. und 21. Juni <strong>2012</strong> während der ACHEMA in Frankfurt am Main<br />
einen internationalen Workshop.<br />
Ein abwechslungsreiches, breit gefächertes<br />
Programm mit renommierten Referenten<br />
erwartet die Besucherinnen und Besucher.<br />
Neben den Fachvorträgen ist die Podiumsdiskussion<br />
zum Thema „Sauerstoff“ ein<br />
Schwerpunkt der Veranstaltung. Nutzen<br />
Sie die Gelegenheit, sich auf dem Gebiet<br />
der Druckgase einen aktuellen Überblick zu<br />
verschaffen. Alle Vorträge und Diskussionen<br />
werden simultan ins Deutsche, Englische<br />
und Französische übersetzt.<br />
Der Workshop steht allen Interessierten<br />
offen. Die Teilnahme ist kostenfrei, jedoch<br />
ist eine Anmeldung erforderlich. Hinweise<br />
hierzu sind abrufbar unter www.issa.int/<br />
prevention-chemistry oder www.bgrci.de/<br />
wir-ueber-uns/ivss/chemische-industrie/<br />
sowie bei der IVSS-Sektion Chemie, c/o<br />
BG RCI, Postfach 10 14 80, 69004 Heidelberg.<br />
Antje Ermer und Dr. Joachim Sommer,<br />
<br />
BG RCI, Heidelberg<br />
Programm<br />
Mittwoch, 20. Juni <strong>2012</strong><br />
10.00 Uhr<br />
Begrüßung<br />
Dr. Erwin Radek, Präsident der IVSS-<br />
Sektion Chemie<br />
10.10 Uhr<br />
Einführung<br />
Thomas Köhler, Generalsekretär der<br />
IVSS-Sektion Chemie und Sprecher<br />
der Geschäftsführung der Berufs genossenschaft<br />
<strong>Rohstoffe</strong> und chemi -<br />
sche Indus trie (BG RCI)<br />
10.20 Uhr<br />
Grußwort<br />
Dr. Heiner Wahl, Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales (BMAS)<br />
10.40 Uhr<br />
Prävention bei Gasen unter Druck:<br />
Risikomanagement – Warum<br />
Philip Brickell, Generalsekretär des<br />
Europäischen Industriegaseverbandes<br />
(EIGA)<br />
11.10 Uhr<br />
Technische Aspekte des Lagerns von<br />
Druckgasen<br />
Gérard Lahaye, Stellvertretender<br />
Direktor für Forschungstransfer<br />
und Marketing, Institut National de<br />
l’Environnement Industriel et des<br />
Risques (INERIS)<br />
11.40 Uhr<br />
Druckgeräte: Einstufung und Prüfung<br />
bei Herstellung und Betrieb<br />
Dr.-Ing. Gerhard Schuler,<br />
Vice President Technische Anlagenüberwachung,<br />
BASF SE<br />
13.30 Uhr<br />
Druckgasflaschen sicher handhaben:<br />
Risikoanalyse und Notfallmanagement<br />
Dr. Hervé Barthélémy, International<br />
Fellow, Air Liquide Deutschland GmbH<br />
14.00 Uhr<br />
Lebenszyklus von Druckgasflaschen:<br />
Beschaffung, Wartung, Instandhaltung<br />
und Entsorgung<br />
Dr. Wolfgang Dörner, Global Authority<br />
Cylinder Packages, Linde AG<br />
14.30 Uhr<br />
Sichere Lagerung von Flüssiggas im<br />
stationären Lagerbehälter<br />
Marian Scholz, Leiter Technischer<br />
Service, Westfalen AG<br />
20
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />
Chemische Industrie<br />
Donnerstag, 21. Juni <strong>2012</strong><br />
10.05 Uhr<br />
Spraydosen: Gefahren und sichere<br />
Handhabung<br />
Prof. Dr. Thomas Schendler, Leiter Abteilung<br />
Chemische Sicherheit, Bundesanstalt<br />
für Materialforschung und<br />
-prüfung (BAM)<br />
10.35 Uhr<br />
Vorsicht beim Löschen von Gasbränden<br />
Werner Seidl, Abschnittsbrandinspektor,<br />
Landesfeuerwehrverband Steiermark<br />
11.05 Uhr<br />
Podiumsdiskussion<br />
Gefahren durch Sauerstoff<br />
Detlev Flott, Obmann der Arbeitskreise<br />
„Sauerstoff“ und „Gase“ im bisherigen<br />
Fachausschuss Chemie der Deutschen<br />
Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(DGUV)<br />
Schutz der Mitarbeiter – Sicheres<br />
Arbeiten<br />
Hartmut Öhmen, Leiter Safety, Health,<br />
Environment and Quality (SHEQ),<br />
Air Liquide Deutschland GmbH<br />
Prüfung von Armaturen und nichtmetallischen<br />
Materialien bei der Verwendung<br />
mit Sauerstoff<br />
Dr. Christian Binder, Leiter der Arbeitsgruppe<br />
Sicherer Umgang mit Sauerstoff,<br />
Bundesanstalt für Materialforschung<br />
und -prüfung (BAM)<br />
13.50 Uhr<br />
Gefahren durch Sauerstoffmangel<br />
Dr. Michel Falcy, Stellvertretender Leiter<br />
der Abteilung für medizinische Studien<br />
und Beratung, Institut National de<br />
Recherche et de Sécurité (INRS)<br />
14.20 Uhr<br />
Sicheres Arbeiten unter Druck: Arbeitsmedizinische<br />
Erfahrungen aus der<br />
Praxis<br />
Dr. Claudia Pletscher, Arbeitsmedizinische<br />
Vorsorge, Schweizerische Unfallversicherungsanstalt<br />
(Suva)<br />
14.50 Uhr<br />
Abschlussdiskussion<br />
15.15 Uhr<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Wilfrid Strauss, Vizepräsident der IVSS-<br />
Sektion Chemie und Direktor des INRS<br />
Centre de Lorraine, Institut National de<br />
Recherche et de Sécurité (INRS)<br />
Messe Frankfurt, Halle 9.1<br />
Die BG RCI auf der<br />
ACHEMA <strong>2012</strong><br />
Thema: „Gase unter Druck“<br />
Vom 18. bis zum 22. Juni <strong>2012</strong> steht<br />
Frankfurt ganz im Zeichen der<br />
ACHEMA. Das Messegelände wird<br />
dann zum Weltforum der Prozessindustrie<br />
und zum richtungsweisenden<br />
Technologiegipfel für Chemische<br />
Technik, Umweltschutz und<br />
Biotechnologie. Mit dabei in Halle<br />
9.1: die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong><br />
und chemische Industrie.<br />
Für die BG RCI und die Besucher an ihrem<br />
Messestand dreht sich <strong>2012</strong> alles um das<br />
Thema „Gase unter Druck – die Gefahren<br />
kennen!“ Täglich wechseln sich spannende<br />
Experimentalvorträge und informative Referate<br />
ab. „Bei Ihrem Besuch erfahren Sie aus<br />
erster Hand, was Sie über den sicheren Umgang<br />
mit Gasen wissen müssen“, verspricht<br />
Peter Guterl, Leiter der Vorbereitungsgruppe<br />
für den Messeauftritt der BG RCI: „Unsere<br />
Experten zeigen Ihnen anhand spannender<br />
Aktionen und Präsentationen, worauf<br />
es bei Gasen unter Druck ankommt. Nutzen<br />
Sie die Chance, wertvolle Einblicke zu erhalten,<br />
weiterführende Kontakte zu Experten zu<br />
knüpfen und sich über sicherheitsrelevante<br />
Fragen zu informieren!“<br />
Das ausführliche Tagesprogramm zur<br />
ACHEMA stellen wir in der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />
des BG RCI.magazins vor.<br />
js/mm/pg<br />
21
Aus den Branchen<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Chemische Industrie<br />
„Schieflage“ beim Selbstversuch im Gabelstaplerkippsimulator –<br />
natürlich vorschriftsmäßig gesichert.<br />
<br />
Fotos: BayerCrop Science (2), Infraserv<br />
Industriepark Höchst<br />
„Risiko raus!“-Kampagne ein voller Erfolg<br />
Mitarbeiter erleben hautnah, wie man mehr Sicherheit beim<br />
Fahren und Transportieren erreicht<br />
Sie fahren am Steuer Ihres Autos auf einer Landstraße. Allerdings fällt<br />
Ihnen das Lenken schwer. Denn Sie haben 0,8 Promille Alkohol im Blut. In<br />
den Kurven nähern Sie sich bereits gefährlich der Fahrbahnbegrenzung. Aber<br />
Sie schaffen es bis in die Stadt. Hinter dem Ortsschild taucht rechts ein Parkstreifen<br />
auf. Mehrere Autos stehen dort. Bei einem öffnet sich plötzlich die<br />
Fahrertür. Das erkennen Sie zu spät – Crash!<br />
Zum Glück handelt es sich hier nur um eine<br />
Situation im Fahrsimulator im Rahmen der<br />
Aktionstage „Risiko raus!“, zu denen die<br />
acht Unternehmen BayerCrop Science, Celanese,<br />
Clariant, Infraserv Höchst, Infraserv<br />
Logistics, Kuraray, Sanofi und Solvay im Industriepark<br />
Höchst in Frankfurt am Main ihre<br />
Mitarbeiter eingeladen hatten.<br />
Die Aufklärungs-Kampagne „Risiko raus!“<br />
ist eine bundesweite Präventionskampagne<br />
der BG RCI und der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung. Ihr Ziel ist es,<br />
das Bewusstsein für Gefahrensituationen<br />
im Straßenverkehr zu schärfen und die Zahl<br />
der Unfälle im Zusammenhang mit dem innerbetrieblichen<br />
Transport zu minimieren.<br />
Zwei Zahlen veranschaulichen, warum die<br />
Aktion so wichtig ist: Allein im Jahr 2008<br />
verzeichneten die gesetzlichen Unfallversicherungen<br />
über 227.000 Arbeitsunfälle in<br />
Betrieben und über 134.000 Unfälle auf dem<br />
Weg zur Arbeit und zurück.<br />
Zur Veranschaulichung der unterschiedlichen<br />
Gefahrensituationen hatten die Veranstalter<br />
zahlreiche Aktionsstände aufgebaut.<br />
Ausstellungen und Kurzfilme zum Thema<br />
„Risiken beim Fahren und Transportieren<br />
im Betrieb“ und ein Modell zur Ladungssicherung<br />
lieferten den theoretischen Hintergrund.<br />
Auf den Außenflächen wurden<br />
den Besuchern dann Mut und Geschick<br />
bei praktischen Übungen abverlangt. So<br />
konnten sich die Beschäftigten nicht nur<br />
im Fahrsimulator, sondern auch mit Hilfe<br />
eines Brems- und Aufprallsimulators sowie<br />
eines Überschlagsimulators in schwierige<br />
Situationen begeben. Fachleute erläuterten<br />
dabei das richtige Verhalten bei Unfällen<br />
und was man zur Vorbeugung tun kann.<br />
Besonders auf den innerbetrieblichen Alltag<br />
zielten Demonstrationen mit einem Gabelstapler-Simulator<br />
unter Einwirkung der<br />
Fliehkraft sowie eine Vorrichtung, mit der<br />
das korrekte Sichern von Ladung gegen Ver-<br />
22
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />
Chemische Industrie<br />
Petroplus Raffinerie<br />
erhält OHRIS-Zertifikat<br />
Wenn sich 6 Stundenkilometer wie 25 anfühlen: Mitarbeiter des Industrieparks im Bremssimulator.<br />
Nur nicht den Kopf verlieren: Wer nach einem Überschlag<br />
kopfüber im Auto sitzt, ist zunächst orientierungslos.<br />
Da heißt es kühlen Kopf bewahren und richtig<br />
handeln.<br />
Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer<br />
hat die Petroplus Raffinerie in Ingolstadt,<br />
ein Mitgliedsunternehmen der BG RCI,<br />
mit dem OHRIS-Zertifikat ausgezeichnet.<br />
OHRIS steht für Occupational Health- and<br />
Riskmanagementsys tem und wurde vom<br />
bayerischen Arbeitsministerium gemeinsam<br />
mit der Industrie entwickelt. Haderthauer:<br />
„Jeder weiß, dass nur gesunde, aktive und<br />
motivierte Mitarbeiter Unternehmen zum<br />
Erfolg führen. Deshalb appelliere ich an alle<br />
Unternehmen, sich dem Vorbild der Petroplus<br />
Raffinerie anzuschließen und in ihren<br />
Betrieben das Arbeitsschutzmanagementsystem<br />
OHRIS einzuführen.“<br />
Für die Raffinerie nahm Werkleiter Gerhard<br />
Fischer die Auszeichnung entgegen: „Diese<br />
Urkunde ist eine Anerkennung für unsere<br />
Arbeit, für gute Arbeitsschutzmanagementsysteme<br />
und die Teamarbeit in unserer Belegschaft.<br />
Wir verstehen die Auszeichnung<br />
als Ansporn, das Begonnene erfolgreich<br />
fortzuführen.“<br />
rutschen und Umkippen aufgezeigt werden.<br />
Tipps zur Fahrradsicherheit und ein Profi-<br />
Check für das eigene Fahrrad rundeten das<br />
Angebot ab.<br />
Gefahrensituationen am eigenen Leib zu<br />
spüren und dabei einen höchstmöglichen<br />
Lerneffekt zu bewirken, diese Kombination<br />
erwies sich als das beste Konzept zur Vermittlung<br />
der sicherheitlichen Botschaften.<br />
Dies zeigte sich auch anhand der Rückmeldungen<br />
der Mitarbeiter vor Ort. Neben dem<br />
Lob für die große Anschaulichkeit betonten<br />
viele, dass sie jetzt noch besser verstünden,<br />
warum Aufmerksamkeit, Umsicht und<br />
Konzentration die eigene Sicherheit deutlich<br />
erhöhen.<br />
So musste mancher im Brems- und Aufprallsimulator<br />
feststellen, wie sehr er sich<br />
mit seiner Geschwindigkeit und deren Folgen<br />
verschätzt hatte. Ein Probefahrer hatte<br />
die tatsächliche Geschwindigkeit von 6,4<br />
Stundenkilometern aufgrund der Heftigkeit<br />
des Aufpralls auf über 25 Stundenkilometer<br />
geschätzt. Hauptattraktion war der<br />
Pkw-Überschlagsimulator, bei dem sich<br />
die Insassen über Kopf aus dem Fahrzeug<br />
befreien müssen. Selbst die Zuschauer<br />
mussten einsehen, wie wichtig der Sicherheitsgurt<br />
ist und wie gefährlich herumfliegende,<br />
lose Gegenstände im Fall des Falles<br />
sein können. „Der Überschlagsimulator hat<br />
mir erst klargemacht, wie orientierungslos<br />
man ist, wenn alles auf dem Kopf steht, der<br />
Gurt unter Spannung nicht aufgeht und man<br />
versuchen muss, das Auto ohne Panik und<br />
ohne weiteres Sicherheitsrisiko zu verlassen“,<br />
schildert ein Industriepark-Mitarbeiter<br />
seine gerade gemachten Erfahrungen.<br />
Dieter Korger, Bayer CropScience,<br />
Susanne Schläfer, Infraserv Höchst<br />
Der Erfolg des Arbeitssicherheitskonzepts<br />
wurde durch 13 Jahre ohne meldepflichtigen<br />
Unfall innerhalb der Petroplus-Belegschaft<br />
eindrucksvoll bewiesen. Damit nimmt die<br />
Raffinerie in Deutschland wie im internationalen<br />
Vergleich einen Platz in der Spitzengruppe<br />
ein. Über 350 Unternehmen in<br />
Bayern – vom Automobilhersteller bis zum<br />
Handwerksbetrieb – mit insgesamt 168.000<br />
Beschäftigten arbeiten bereits mit dem<br />
OHRIS-System.<br />
nul<br />
Die bayerische Staatsministerin Christine Haderthauer<br />
übergibt das OHRIS-Zertifikat an Gerhard Fischer,<br />
Werk leiter der Petroplus Raffinerie in Ingolstadt. Die<br />
Mitarbeiter Thomas Höninger, Hermann Weigl, Michael<br />
Babinger und Andreas Weber (v. l.) freuen sich ebenfalls<br />
über die Auszeichnung.<br />
Foto: petroplus<br />
23
Aus den Branchen<br />
Lederindustrie<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Römische Legionärssandale,<br />
1. Jahrhundert nach Christi,<br />
gefunden in Mainz.<br />
„Leder hoch drei“<br />
Das Deutsche Ledermuseum vereinigt<br />
drei Museen unter einem Dach<br />
Von Dr. Joachim Sommer<br />
Rund zehntausend verschiedene Schuhe. Gut zweitausend Handtaschen, Koffer und Rucksäcke. Dazu jede Menge<br />
Kleider, Gürtel, Schmuck und Accessoires. Eine illustre, eine beachtenswerte Kollektion. Zu finden ist sie nicht etwa<br />
bei einem heimlichen Blick in die Kleiderkammer einer sammelwütigen Prominenten, sondern ganz öffentlich – im<br />
Deutschen Ledermuseum in Offenbach.<br />
„Leder gehört zu den kulturgeschichtlich<br />
ältesten Werkstoffen des Menschen“, führt<br />
Dr. Rosita Nenno in ihr Reich ein. Die Kunsthistorikerin<br />
ist die stellvertretende Direktorin<br />
des Museums. Im Laufe der Zeit kamen<br />
so viele verschiedene Exponate zusammen,<br />
dass eine einzelne Ausstellung dafür<br />
nicht ausreichte. Und so vereinigt das<br />
Ledermuseum heute gleich drei Museen<br />
unter einem Dach: das Schuhmuseum mit<br />
Fußbekleidung aus vier Jahrtausenden, das<br />
Museum für angewandte Kunst mit Kunsthandwerk<br />
und Design vom Mittelalter bis<br />
zur Gegenwart und das Ethnologische Museum<br />
mit den Schwerpunkten Afrika, Amerika<br />
und Asien.<br />
Opanken und die Turnschuhe<br />
Joschka Fischers<br />
Das Schuhmuseum gibt einen spannenden<br />
Einblick in die Entwicklung der Fußbekleidung.<br />
Ob die rekonstruierten Bergschuhe<br />
der Ötztalmumie, dreieinhalb Jahrtausende<br />
alte Ziegenledersandalen aus ägyptischen<br />
Mumiengräbern, Stiefelamulette des 8. vorchristlichen<br />
Jahrhunderts aus Luristan, armenische<br />
Opanken, perlenbestickte Indianermokassins,<br />
Chopinen der italienischen<br />
Renaissance, chinesische Gin Lien, Plateausandalen<br />
aus osmanischen Harems,<br />
ob Schnabelschuhe aus dem 15. Jahrhundert,<br />
Horn- und Kuhmaulschuhe aus dem<br />
frühen 16. Jahrhundert oder funktionale<br />
Sicherheitsschuhe der Gegenwart, sogar<br />
Schlangenlederschuhe des brasilianischen<br />
Kaisers, die Seidenstiefel der Kaiserin Sissy<br />
und die Turnschuhe Joschka Fischers – im<br />
Schuhmuseum sind sie alle ausgestellt. Von<br />
besonderer Ästhetik sind die reich dekorierten<br />
Pantoffeln und Badeschuhe des Nahen<br />
Ostens und die höchst kunstvoll bestickten,<br />
Warum das Deutsche Ledermuseum in<br />
Offenbach steht<br />
Offenbach gilt in der Branche als „Lederstadt“.<br />
Frei vom Zunftzwang wurden hier<br />
seit dem späten 18. Jahrhundert Schatullen,<br />
Portefeuilles und Börsen mit unkomplizierten<br />
Klebetechniken von angelernten<br />
Arbeitskräften hergestellt. Dies<br />
geschah in vielen kleinen Betrieben, deren<br />
Mitarbeiter man liebevoll-ironisch als<br />
„Babbscher“ bezeichnete (von „pappen“<br />
= kleben). Aus bescheidenen Werkstätten<br />
der Heimindustrie entwickelten sich<br />
große Fabriken für exklusive Taschen,<br />
Koffer und jede Art von Etuis mit einem<br />
weltweiten Absatz, die teilweise in eigenen<br />
Ladenketten unter dem Label „Offenbacher<br />
Lederwaren“ vermarktet werden.<br />
Nähere Informationen unter www.ledermuseum.de.<br />
seidenen Stelzschuhe und Stiefel aus dem<br />
China des 19. Jahrhunderts. Impulse für den<br />
nächsten Schuhkauf gibt es hier mehr als<br />
genug.<br />
Accessoires und avantgardistisches<br />
Design<br />
Das Museum für angewandte Kunst umspannt<br />
etwa 1.000 Jahre europäischer Kulturgeschichte.<br />
Von ägyptisch-koptischen<br />
Gürteln und spätromanisch verzierten Buchfutteralen<br />
geht die Zeitreise über die Gotik<br />
mit einer Sammlung von Minnekästchen,<br />
darunter ein franko-flämisches Exemplar<br />
aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,<br />
über Ledermobiliar und Ledertapeten der<br />
Renaissance bis zu den erlesenen Produkten<br />
der Handwerkskunst an den adeligen<br />
Höfen und in den bürgerlichen Häusern des<br />
17. bis 19. Jahrhunderts.<br />
Zu den Glanzlichtern der Sammlung zählen<br />
auch Gebrauchsgegenstände aus Leder. So<br />
lässt sich hier die Entwicklung von der Reisetruhe<br />
über Schrankkoffer zum Kleidersack<br />
des modernen Jetsetters verfolgen, vom mittelalterlichen<br />
Siegelfutteral über Napoleons<br />
originale Aktentasche zum Attaché-Case mit<br />
Platz für Laptop und Handy. Neben Reliquienkästen<br />
und liturgischem Gewand stehen<br />
Falkenhaube, Fußball und Boxhandschuh.<br />
„Selbst im 21. Jahrhundert hat das Material<br />
Leder für die Bekleidung und die Accessoires<br />
des modernen Menschen seine Anziehung<br />
nicht verloren“, berichtet Nenno.<br />
Das Ledermuseum in Offenbach.<br />
24
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />
Lederindustrie<br />
Ekoi-Maske aus Südnigeria.<br />
Dreigesichtige Stulpmaske<br />
der Ejagham, Cross River.<br />
Seidenstiefel und<br />
Ballschuh der Kaiserin<br />
Elisabeth „Sissy“<br />
von Österreich (1837-<br />
1898), um 1865. Für die<br />
Kaiserin galt die alte<br />
Hofordnung, täg lich<br />
1 Paar neue Schuhe zu<br />
tragen. Vergeblich hat<br />
sie sich gegen diese<br />
Regelung aufgelehnt.<br />
Meist wurden die Schuhe,<br />
nachdem sie sie ge -<br />
tragen hatte, der Hierarchie<br />
folgend, an die Bediensteten<br />
weitergegeben.<br />
Nur vereinzelte Stücke, so wie diese Exemplare, sind tatsächlich nur an einem<br />
Tag getragen und anschließend verwahrt worden. Die Sohlen der Schuhe tragen den<br />
Stempel der Garderobe der Kaiserin.<br />
Häuptlingsgewand in festlicher Aufmachung<br />
mit Bärenklauenkette. Crow- oder Blackfoot-<br />
Indianer, um 1840.<br />
Nicht nur die Leder- und Pelztrachten bäuerlicher<br />
Kulturen vergangener Zeiten leben<br />
in den sogenannten Landmoden weiter, Leder<br />
ist heute bevorzugtes Material auch bei<br />
avantgardistischen Designs in der Bekleidungsindustrie.<br />
Stolz ist das Museum in Offenbach auf Europas<br />
größte Sammlung von Handtaschen:<br />
Vom einfachen Beutel des 15. Jahrhunderts<br />
über elegante Damenhandtaschen des Jugendstils<br />
bis zu den modischen Stadtrucksäcken<br />
der 2. Jahrtausendwende reicht die<br />
Spanne. Abgeschlossen ist die Sammlung<br />
jedoch nicht, denn die preisgekrönten Gegenstände<br />
des Deutschen Lederwarenpreises,<br />
der alle zwei Jahre abwechselnd<br />
für Damenhandtaschen, Reisegepäck und<br />
Kleinlederwaren sowie für Schuhe verliehen<br />
wird, kommen jedes Mal hinzu.<br />
Rochenleder für Europas Fürstenhäuser<br />
Ein großes Lederzelt der Tuareg dominiert<br />
die Afrika-Abteilung im Ethnologischen Museum.<br />
In den traditionellen Bauernkulturen<br />
der Savanne und des Sahel-Raumes Westafrikas<br />
sowie bei den Rinder- und Kamelnomaden<br />
in der Sahara und den Steppen<br />
Ostafrikas spielte bis zur Einführung von<br />
Plastik und Wellblech das Leder als Werkstoff<br />
eine überaus wichtige Rolle, und das<br />
Lederhandwerk Westafrikas erreichte ein<br />
hohes Niveau.<br />
Die Abteilung Amerika zeigt, in welch symbiotischer<br />
Abhängigkeit die Indianer von<br />
dem lebten, was ihnen ihre Umwelt bereitstellte.<br />
Vor allem die Plains- und Prärie-Indianer<br />
sowie die Stämme der kanadischen<br />
Subarktis fertigten daraus Dinge des täglichen<br />
Bedarfs, aber auch reich verzierte<br />
Schmuckgegenstände aus Leder und Pelzen<br />
ihrer Jagdtiere, meist Bison und Hirsch.<br />
Robbe und Eisbär bestimmen dagegen die<br />
Kultur der Inuit (Eskimos). Neben Leder und<br />
Pelz sind Fischhäute, Därme, Sehnen und<br />
Knochen Ausgangsmaterialien für das karge<br />
Leben in der Arktis, Kajak und Anorak aus<br />
Seehundsleder gehören wie rentierpelzbesetzte<br />
Schneestiefel zu den Offenbacher Exponaten<br />
aus dieser Region.<br />
Auch in Ostasien hat das Lederkunsthandwerk<br />
eine lange Tradition. Die Samurai-Ritter<br />
des japanischen Mittelalters griffen beispielsweise<br />
für ihre kostbaren Rüstungen<br />
meist auf Hirschleder zurück. In China wurden<br />
Koffer und Kästchen aus Leder mit Lack<br />
überzogen und dann reliefartig geschnitzt<br />
und vergoldet. Zu den Besonderheiten des<br />
chinesisch-japanischen Raums zählt das Rochenleder.<br />
Um 1600 fand dieses meist grün<br />
oder beige gefärbte Leder aus Fischhaut<br />
auch in Europas Fürstenhäusern Eingang.<br />
„Durch internationale Beziehungen können<br />
wir immer wieder einen Einblick in die un-<br />
„Wanderung<br />
durch die Hölle“.<br />
Chinesisches<br />
Schattenspiel aus<br />
dem Satz „Spiel des<br />
Mandschu-Prinzen“.<br />
25
Aus den Branchen<br />
Lederindustrie<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Roger Vivier: Dunkelvioletter<br />
Spangenschuh, 1933.<br />
Paul Eluard: A Pablo Picasso, Genf und Paris 1944. Mosaikeinband<br />
von Hugo Peller, Maroquinleder auf Karton, Mosaik, Gold- und Kerzenrußdruck.<br />
Tom Ford für Gucci, Italien, 2004. Damen-Blouson,<br />
Python-Leder.<br />
Fotos: ©DLM Deutsches Ledermuseum Schuhmuseum Offenbach/Corinna<br />
Perl-Appl<br />
terschiedlichen Kulturen bieten“, erläutert<br />
Nenno das Konzept eines lebendigen Museums.<br />
So zeigten beispielsweise die Mitglieder<br />
der indonesischen Gemeinschaft<br />
Javanisches Schattentheater und Tanz mit<br />
Originalmusik ihres Gamelan-Orchesters,<br />
eine nigerianische Prinzessin organisierte<br />
Modenschauen mit klassischer Musik der<br />
Griots und Spezialitäten aus ihrer westafrikanischen<br />
Heimat, mexikanische Azteken<br />
und Hopi aus den USA richteten ein<br />
Kinderfest aus mit indianischen Märchen,<br />
Tänzen und Akrobaten, oder türkisch-deutsche<br />
Freundschaftsvereine boten anatolische<br />
Folk lore, Küche und Schattenspiele<br />
mit der berühmten Hauptfigur „Karagöz“.<br />
Zu den Schätzen im Ledermuseum zählen<br />
auch die prunkvollen Schattenspielfiguren<br />
des chinesischen Kaisers Qianlong<br />
aus dem 18. Jahrhundert. Zu den großen<br />
Zeremonien bei Hochzeiten oder Beisetzungen<br />
wurden nächtelang chinesische<br />
Märchen, Dramen und Liebesgeschichten<br />
aufgeführt. Der Sturz der Qin-Dynastie 1912<br />
entzog dem Adel und den professionellen<br />
Schattenspielerensemb les die Lebensgrundlage.<br />
So gelangten diese Spielsätze<br />
in den Handel und wurden Anfang der<br />
1930er Jahre dem Ledermuseum angeboten<br />
– denn sie bestehen aus getrockneter<br />
Rohhaut des Esels.<br />
Nach einem Besuch des Museums kann<br />
man Dr. Bernhard Brandt verstehen,<br />
der bei der BG RCI als Aufsichtsperson<br />
für die Branche Lederindustrie tätig ist,<br />
wenn er meint: „Eigentlich könnte unsere<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong> >BG Leder und<br />
Lederersatzstoffe< heißen. Leder dient als<br />
Material für Zelte (statt anderer Baustoffe),<br />
als Kleidung (statt Chemiefasern) und als<br />
Schmuck (statt Edelsteinen), Pergament<br />
dient als Schreibmaterial (statt Papier),<br />
und sogar Zucker lässt sich aus Leder gewinnen.“<br />
Leder – ein wundervoller Rohstoff,<br />
fürwahr. <br />
Dr. Joachim Sommer, BG RCI, Heidelberg<br />
Minnekästchen, Deutschland oder Österreich,<br />
15. Jahrhundert, 7 x 15,4 x 10 cm (H x B x T), Leder<br />
über Holzkern, Verzierung: Lederschnitt<br />
und Punzung, Messingbeschläge.<br />
Innenfutter: rotes Ziegenleder.<br />
Unternehmerversicherung in der Branche Lederindustrie<br />
In der BG RCI, Branche Lederindustrie, besteht<br />
– wie zuvor in der ehemaligen Lederindustrie-<strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
− für den<br />
Unternehmer und seinen unentgeltlich<br />
mitarbeitenden Ehegatten eine satzungsmäßige<br />
Unternehmerversicherung. Auch<br />
in der BG RCI wird diese Versicherung als<br />
Pflichtversicherung für die der Branche<br />
Lederindustrie zugehörigen Unternehmer<br />
bzw. Ehegatten fortgeführt. Sofern Sie auf<br />
die Vorteile der Unternehmerversicherung<br />
verzichten möchten, ist eine Befreiung auf<br />
schriftlichen Antrag möglich (wirksam ab<br />
dem Folgemonat nach Antragseingang).<br />
Die für die Berechnung der Beiträge und der<br />
Geldleistungen geltende Mindestversicherungssumme<br />
beträgt ab dem 1. <strong>Januar</strong> <strong>2012</strong><br />
in den neuen Bundesländern einschließlich<br />
des ehemaligen Stadtteils Berlin (Ost)<br />
21.600 Euro, in den alten Bundesländern<br />
einschließlich des ehemaligen Stadtteils<br />
Berlin (West) 25.200 Euro. Eine höhere Versicherungssumme<br />
bis zu dem Höchstbetrag<br />
von 74.400 Euro kann jederzeit beantragt<br />
werden.<br />
Auch bei der freiwilligen Versicherung von<br />
Personen, die in Kapital- oder Personenhandelsgesellschaften<br />
regelmäßig wie Unternehmer<br />
selbstständig tätig sind (unternehmerähnliche<br />
Personen, insbesondere<br />
GmbH-Gesellschafter/Geschäftsführer mit<br />
beherrschender Stellung, AG-Vorstandsmitglieder),<br />
gelten für die Mindestversicherungssumme<br />
und den Höchstbetrag<br />
die oben genannten Werte.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie bei der<br />
BG RCI, Abteilung Mitgliedschaft und Beitrag,<br />
Telefon 06221/5108-42490 oder unter<br />
www.bgrci.de.<br />
<br />
sb<br />
26
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />
Lederindustrie<br />
„Fit for work“ steht sogar auf dem Speiseplan<br />
Freudenberg Sealing Technologies verbessert die Ergonomie der Arbeitsplätze<br />
Es ist ein gesellschaftliches Phänomen, das die meisten Unternehmen in Deutschland vor neue Herausforderungen<br />
stellt: Die Menschen leben und arbeiten länger, das Durchschnittsalter der Mitarbeiter in Betrieben steigt. Vor diesem<br />
Hintergrund ist es besonders wichtig, die Leistungskraft auch im fortgeschrittenen Lebensalter zu erhalten. In<br />
Anbetracht des drohenden Fachkräftemangels spielt dieser Aspekt eine immer größere Rolle. Unternehmen, die in<br />
Gesundheitsvorsorge und -förderung investieren, punkten als attraktive Arbeitgeber im Wettbewerb um motivierte<br />
und qualifizierte Arbeitskräfte.<br />
Häufigste Ursache für Fehltage in Unternehmen<br />
sind zumeist Muskel-Skelett-Erkrankungen.<br />
Mit steigendem Alter erhöht<br />
sich das Risiko, dass Muskeln und Gelenke<br />
durch wiederkehrende Arbeiten in Mitleidenschaft<br />
gezogen werden; zumal wenn<br />
bestimmte Tätigkeiten und Bewegungen<br />
über Jahre hinweg ausgeführt werden. Ergonomisch<br />
ausgefeilte Arbeitsbedingungen<br />
tragen dazu bei, solchen Erkrankungen<br />
vorzubeugen. Der Dichtungsspezialist Freudenberg<br />
Sealing Technologies ist dieses<br />
Thema systematisch mit der mehrstufigen<br />
OCRA-Methode an zwei seiner Standorte<br />
angegangen und hat damit sehr gute Erfolge<br />
erzielt.<br />
Die OCRA-Methode ist ein physisches Arbeitsanalyseverfahren,<br />
das sich besonders<br />
für repetitive Tätigkeiten eignet. Alle Mitarbeiter<br />
wurden medizinisch untersucht und<br />
ihre Arbeitsplätze unter ergonomischen<br />
Gesichtspunkten bewertet. Beobachtet<br />
und beurteilt wurden dabei Faktoren wie<br />
Kraftaufwand und Körperhaltung bei der Arbeit,<br />
die Frequenz der Tätigkeit, aber auch<br />
Erholungsmöglichkeiten. Die Ergebnisse<br />
dieser Analyse flossen in eine „Ergonomie-<br />
Landkarte“ für die gesamte Fabrik ein. Sie<br />
markiert rote, gelbe und grüne Bereiche.<br />
Besonders an den rot gekennzeichneten<br />
Arbeitsplätzen besteht Handlungsbedarf.<br />
Oft reichen einfache Verbesserungen, um<br />
Belastungen zu senken, zum Beispiel ein<br />
höherer Stuhl oder bei stehenden Tätigkeiten<br />
ein Podest. Teils müssen Arbeitsplatz,<br />
Werkzeuge oder Arbeitsabläufe neu gestaltet<br />
werden, um die Gesundheit der Mitarbeiter<br />
nachhaltig zu schützen. Die bei Freudenberg<br />
Sealing Technologies umgesetzte<br />
OCRA-Methode mündet in einen kontinuierlichen<br />
Prozess, so dass nach und nach die<br />
Farbe Rot aus der „Ergonomie-Landkarte“<br />
völlig verschwindet. Wichtiger Erfolgsfaktor<br />
sind dabei die betrieblichen Führungskräfte,<br />
die in Fragen der Ergonomie umfassend<br />
geschult werden.<br />
In die gleiche Richtung zielen die mit dem<br />
BG RCI-Sonderpreis 2011 bedachten Gesundheitsanweisungen<br />
von Freudenberg<br />
Sealing Technologies am Standort Weinheim.<br />
Sie werden an jedem Arbeitsplatz von<br />
einem Team aus Sicherheitsfachkraft, einem<br />
Vertreter der Arbeitswirtschaft, einem<br />
Physiotherapeuten und dem jeweiligen Mitarbeiter<br />
erarbeitet. Kurz, anschaulich und<br />
übersichtlich informieren sie in Wort und<br />
Bild, was an jedem Arbeitsplatz zum Schutz<br />
der Gesundheit zu beachten ist.<br />
Höhepunkt der Gesundheitsaktivitäten bei<br />
Freudenberg in Weinheim sind die jährlich<br />
stattfindenden Gesundheitswochen. Von<br />
Blutcheck und Impfberatung bis hin zu<br />
Yoga und gemeinsamem Rückentraining<br />
reicht dann das Informations- und Mitmach<br />
angebot an die Mitarbeiter. Und in<br />
der Kantine steht passend dazu während<br />
der Gesundheitswochen das „Fit for work“-<br />
Menü auf dem Speiseplan.<br />
Das Thema Gesundheitsförderung zielt<br />
bei Freudenberg in Weinheim auch in eine<br />
weitere Richtung. Branchenübergreifend<br />
erkranken und fehlen Mitarbeiter immer<br />
häufiger wegen psychosomatischer Pro b-<br />
leme. Der Begriff Burn-out ist inzwischen<br />
in aller Munde. Nicht tabuisieren, sondern<br />
offen auf psychische Probleme der Mitarbeiter<br />
eingehen, lautet die Devise bei Freudenberg.<br />
Am Standort Weinheim steht den<br />
Mitarbeitern wöchentlich ein Diplom-Psychologe<br />
für Gespräche zur Verfügung. Neben<br />
der direkten Hilfe lautet eine seiner<br />
Aufgaben, Führungskräfte für die psychischen<br />
Probleme ihrer Mitarbeiter zu sensibilisieren.<br />
Die Vielzahl der gesundheitsfördernden<br />
Aktivitäten wird Freudenberg Sealing Technologies<br />
künftig in einer eigenen Initiative –<br />
„Health 4 us“ – bündeln und systematisch<br />
auf alle Standorte in Europa ausweiten.<br />
Volker Fath, Freudenberg Sealing<br />
<br />
Technologies, Weinheim<br />
Höhepunkt der Gesundheitsaktivitäten bei Freudenberg Sealing Technologies in Weinheim sind die jährlichen Gesundheitswochen. Das Angebot<br />
für die Beschäftigten reicht von Blutcheck und Impfberatung bis zu Yoga und gemeinsamem Rückentraining.<br />
Fotos: Freudenberg<br />
27
Aus den Branchen<br />
Papierherstellung und Ausrüstung<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Die Sicherheitsfachkräfte Maria Franco und Torsten Arendes<br />
bei der Erfassung des Ist-Zustands in der Ausrüstung.<br />
Der Shredder ohne …<br />
Lärmschutz mit System<br />
Die Lärmbelastung in der Papierindustrie ist ein Dauerthema. 60 Prozent aller<br />
angezeigten Berufskrankheiten in der Branche „Papier“ werden durch<br />
langjährige Lärmeinwirkung verursacht. Lärmschwerhörigkeit ist in diesem<br />
Bereich seit vielen Jahren die häufigste Erkrankung mit dauerhaft hohen Neu-<br />
Registrierungen.<br />
In der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung<br />
vom März 2007 wurden die<br />
Grenzwerte für die Lärmgefährdung am<br />
Arbeitsplatz neu festgelegt. Durch die um<br />
5 dB(A) abgesenkten Grenzwerte müssen<br />
Maschinenhersteller und Betreiber verstärkt<br />
nach technischen Lösungen zur Schallreduzierung<br />
suchen. Für beide gilt das Minimierungsgebot<br />
für Gefährdungen durch Lärm.<br />
Bereits ab 80 dB(A) muss der Arbeitgeber<br />
handeln.<br />
Die Smurfit Kappa C. D. Haupt Papier- und<br />
Pappenfabrik GmbH mit Sitz in Diemelstadt-Wrexen<br />
ist ein Tochterunternehmen<br />
der Smurfit Kappa Group, einem der weltweit<br />
führenden Anbieter von Verpackungen<br />
aus diesem Material. Als Teil dieser Gruppe<br />
beschäftigt das Unternehmen in einem<br />
5-Schichtsystem rund 265 Mitarbeiter im Bereich<br />
Papier und Pappen und ist spezialisiert<br />
auf die Produktion von braunen und weißen<br />
Wellpappenrohpapieren und Buchbinderpappe.<br />
Der Bereich Pappe betreibt eine Ausrüstungsabteilung,<br />
in der das Produkt direkt<br />
auf Kundenwunsch an Winkelkreisscheren<br />
und Planschneidern für den weltweiten Versand<br />
zugeschnitten wird.<br />
Da das Unternehmen in der Ausrüstung mit<br />
erhöhten Lärmpegeln zu kämpfen hatte, hat<br />
die Geschäftsleitung Mittel bereitgestellt,<br />
um ein Lärmminderungsprogramm zu entwickeln<br />
und umzusetzen. Ziel war es, ein<br />
ganzheitliches Lärmschutzkonzept zu erstellen,<br />
um die Erfahrungen und Ergebnisse bei<br />
künftigen Neu- oder Umplanungen nutzen<br />
zu können. Die Planung und Umsetzung des<br />
Lärmminderungsprogramms erfolgte in Zusammenarbeit<br />
mit der Reiss Industrieakustik<br />
AG, Homberg.<br />
Bestandsaufnahme und erste Erfolge<br />
Um den Ist-Zustand festzustellen, wurden<br />
zunächst alle relevanten Daten des Projektes<br />
ermittelt:<br />
• Maschinenaufstellung<br />
• Maschinenabstände<br />
• Messung der Lärmpegel an den Arbeitsplätzen<br />
• Messung der Lärmpegel an den Maschinen<br />
zur Lokalisierung der Geräuschquellen<br />
• Aufenthaltsdauer der Mitarbeiter in den<br />
jeweiligen Bereichen<br />
• Messung der Raumakustik: Nachhallzeit,<br />
Pegelabnahme pro Abstandsverdoppelung<br />
• Errechnung der mittleren Schallabsorption<br />
des Raumes<br />
• Bauliche Vorgaben, wie z.B. Statik, Bauphysik,<br />
Optik<br />
Die Ursachenanalyse zeigte, dass sich<br />
vielfältige Möglichkeiten für einen besseren<br />
Lärmschutz anboten. Zunächst wurden<br />
die Lärmquellen an den vorhandenen Maschinen<br />
lokalisiert und mögliche Veränderungen<br />
besprochen. Die Bedienbarkeit und<br />
der Materialfluss sollten durch die Lärmschutzmaßnahmen<br />
nicht behindert werden.<br />
Trotzdem konnten bereits durch einfache<br />
technische Maßnahmen erhebliche<br />
Pegelminderungen erzielt werden:<br />
• Austausch der Luftdüsen durch lärmarme<br />
Versionen<br />
• Anpassung des notwendigen Luftdrucks<br />
• Einsatz von Lochblechen zur Schallbrechung<br />
• Veränderung von Anschlagblechen<br />
• Versetzen von Motoren aus dem Arbeitsbereich<br />
der Mitarbeiter<br />
• Kapselung von Motoren und Maschinen<br />
(Shredder)<br />
• Beschichtung schallharter Maschinenflächen<br />
mit absorbierenden Materialien<br />
• Entdröhnen schwingender Gehäuseteile<br />
durch Antidröhnbeläge<br />
Alle technischen Maßnahmen wurden von<br />
Marco Löber, Abteilungsleiter der Ausrüstung,<br />
geplant und in Zusammenarbeit mit<br />
der eigenen Instandhaltungsabteilung ausgeführt.<br />
Angenehme Atmosphäre –<br />
die Raumakustik<br />
Die genannten Maßnahmen reichten aber<br />
noch nicht aus, die angestrebte Minderung<br />
der Schallpegel zu erreichen. Wie die nebenstehende<br />
Grafik zeigt, resultieren die auf<br />
den Mitarbeiter einwirkenden Schallpegel<br />
aus Direktschall- und Reflexionsschallanteilen.<br />
Reflexionen werden durch Einbauten<br />
wie z.B. Maschinen, Behälter, Rohrleitun-<br />
28
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />
Papierherstellung und Ausrüstung<br />
… und mit Einhausung.<br />
Die Halle mit der installierten Schallschutzdecke,<br />
einem offenen Baffel-System.<br />
Die gemessene mittlere Nachhallzeit ohne und mit Akustikdecke.<br />
Fotos und Grafiken: Smurfit Kappa C. D. Haupt Papierund<br />
Pappenfabrik/Reiss Industrie akustik AG<br />
gen und durch den Raum selbst verursacht.<br />
Hierbei sind schallharte Oberflächen wie<br />
Blech, Fliesen oder Glas von großem Nachteil,<br />
denn die Reflexionen erhöhen die auf<br />
die Mitarbeiter einwirkenden Schallpegel erheblich.<br />
Verglichen mit dem aktuellen Stand<br />
der Lärmminderungstechnik ergab sich hier<br />
die Chance, durch raumakustische Maßnahmen<br />
wie Schallabsorber eine weitere Reduzierung<br />
der Schallpegel zu erreichen.<br />
Nach der rechnerischen Simulation wurde<br />
eine auf das vorhandene Frequenzspektrum<br />
angepasste Schallschutzdecke, bestehend<br />
aus feuerbeständigen und für den Hygienebereich<br />
geeigneten Lärmschutzbaffeln, installiert.<br />
Die Montage konnte in Abstimmung<br />
mit dem Betrieb während der Produktion erfolgen.<br />
Somit entstanden keine Betriebsstillstände.<br />
Schon während der Montage waren<br />
die Mitarbeiter von der Wirkung der Schallabsorber<br />
überrascht. Die nachfolgende Messung<br />
der Raumakustik zeigte die gewünschten<br />
Ergebnisse.<br />
Im Vergleich zur Situation vorher (Werte<br />
in Klammern) wurden erhebliche Verbesserungen<br />
erreicht:<br />
• Mittlere Nachhallzeit<br />
T (60) 500-5000 Hz<br />
= 0,66 s (2,15 s)<br />
• Pegelabnahme pro<br />
Abstandsverdoppelung<br />
DL 2 (mitte) 500-5000 Hz<br />
= 5,1 dB(A) (2 dB(A))<br />
• Mittlerer Schallabsorptionsgrad<br />
des Raumes<br />
ã 125-6300 Hz<br />
= 0,38 (0,2)<br />
Diese Resultate entsprechen den Planungsrichtlinien<br />
der Behörden und dem aktuellen<br />
Stand der Lärmminderungstechnik. Durch<br />
die erhebliche Verbesserung der Raumakustik<br />
ist es nun möglich, sich normal<br />
zu unterhalten, und entfernte Geräusche<br />
werden nicht mehr oder nur noch schwach<br />
wahrgenommen.<br />
Direktschall- und Reflexionsschallanteile<br />
wirken auf den Mitarbeiter<br />
ein.<br />
Messbare Erfolge<br />
Ziel aller Planungen und Maßnahmen war<br />
es, den auf die Mitarbeiter einwirkenden<br />
Schallpegel während einer Arbeitsschicht<br />
– den Expositionspegel – deutlich zu reduzieren.<br />
Für den Vorher-/Nachher-Vergleich<br />
standen betriebseigene und von der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
durchgeführte Messergebnisse<br />
zur Darstellung des Ist-Zustandes<br />
zur Verfügung. In diesem Fall war ein<br />
Vergleich gut möglich, da die Messberichte<br />
alle erforderlichen Angaben, wie z.B. das<br />
während der Messung gefertigte Produkt<br />
und die Leistung der Maschinen, enthielten.<br />
Der mit Spannung von allen Beteiligten<br />
erwartete Vergleich mit den Ausgangswerten<br />
ergab Pegelminderungen von mindestens<br />
4 bis 5 dB(A), in den Bereichen mit Einhausungen<br />
und Kapselungen von 10 dB(A).<br />
Am Shredder konnte durch die Kombination<br />
der Schutzmaßnahmen sogar eine Reduzierung<br />
um 26 dB(A) erreicht werden. Die<br />
zulässigen Peak-Werte wurden in keinem<br />
Bereich der Produktion mehr erreicht oder<br />
überschritten.<br />
Abschließend muss erwähnt werden, dass<br />
solche Erfolge bei der Umsetzung eines<br />
Lärmminderungsprogramms nur durch<br />
eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen den beteiligten Firmen, der<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong> und insbesondere<br />
dem gesamten Team der Sicherheitsfachkräfte<br />
und Sicherheitsbeauftragten des<br />
Unternehmens zu erreichen sind.<br />
Maria Franco Mateos, Diemelstadt,<br />
Manfred Hess, Homberg/Efze<br />
29
Berichte und Informationen<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Foto: bgrci<br />
Gehen und fahren auf Nummer sicher<br />
Verkehrssicherheit im Werk hat Vorfahrt<br />
Unfälle im Straßenverkehr verursachen in den meisten Fällen schwerwiegendere Verletzungen als beispielsweise Unfälle<br />
am Arbeitsplatz. So verwundert es nicht, dass sich mehr als 60 Prozent aller tödlichen Arbeits- und Wegeunfälle<br />
im Straßenverkehr ereignen.<br />
Zu den üblichen Gefährdungen im innerbetrieblichen<br />
Verkehr zählen beispielsweise<br />
schmale oder unübersichtliche Wege, im<br />
Verkehrsbereich gestapeltes Lagergut, das<br />
die freie Sicht einschränkt, glatter oder unebener<br />
Boden oder Arbeitsplätze in unmittelbarer<br />
Nähe zum Fahrzeugverkehr. Hinzu<br />
kommen spezielle betriebliche Gefährdungen<br />
wie Transporte mit Kranen, Flurförderzeugen<br />
oder Schienenbahnen. Der Betreiber<br />
eines nichtöffentlichen Verkehrsbereichs,<br />
zu dem das Werksgelände gehört, ist verpflichtet,<br />
solche Gefährdungen zu berücksichtigen<br />
und für den sicheren Verkehr zu<br />
sorgen.<br />
Grundsätzlich hat der Unternehmer die Möglichkeit,<br />
den Verkehr auf seinem Werksgelände<br />
individuell zu regeln. Er wird aber<br />
gut daran tun, wenn er sich an die Regeln<br />
hält, die die Verkehrsteilnehmer bereits<br />
beherrschen. Der Hinweis „Hier gilt<br />
die Straßen verkehrsordnung“ am Zugang<br />
zum Werks gelände kann deswegen hilfreich<br />
und sinnvoll sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />
ist dabei entsprechend den<br />
betrieblichen Verhältnissen festzulegen.<br />
Die Sicherheit von Verkehrswegen haben<br />
bei den Verkehrssicherungspflichten eine<br />
herausragende Bedeutung. Mit einer Beschilderung<br />
lassen sich Ein- und Ausfahrten<br />
eindeutig kennzeichnen und Hinweise<br />
geben auf die zugelassene Höchstgeschwindigkeit<br />
und auf Vorfahrtsregeln. Zonen, die<br />
vorübergehend ein erhöhtes Unfallrisiko<br />
bieten, wie Baustellen, lassen sich mit<br />
Schranken, Absperrgurten oder Warn kegeln<br />
sichern.<br />
Die Verkehrswege sollten nicht nur mit<br />
breiten, farbigen Streifen auf dem Boden<br />
markiert, sondern auch für Fußgänger und<br />
Fahrzeuge getrennt sein. Die Wege müssen<br />
zudem rutschhemmend, ohne Stolperfallen<br />
und beleuchtet sein. An besonders unübersichtlichen<br />
Stellen haben sich Verkehrsspiegel<br />
oder Blinkanlagen mit Ultraschallsensoren<br />
bewährt, die bei einer Annäherung<br />
von Fahrzeugen oder Personen automatisch<br />
auslösen.<br />
Besondere Bedeutung haben die Flucht- und<br />
Rettungswege. Droht Gefahr, müssen sie gewährleisten,<br />
dass der Arbeitsplatz schnell<br />
und sicher verlassen oder vom Rettungspersonal<br />
erreicht werden kann. Sie sind ihrem<br />
Zweck entsprechend eindeutig und leicht<br />
erkennbar zu kennzeichnen − vor allem aber<br />
jederzeit freizuhalten. Auf gar keinen Fall<br />
dürfen sie verstellt oder eingeengt werden.<br />
Dies kann im Notfall böse Folgen haben.<br />
Das Zustellen von Notausgängen oder das<br />
Zuparken von Rettungswegen ist kein Kavaliersdelikt<br />
und darf nicht geduldet werden!<br />
Auch die Beschäftigten müssen von der<br />
Notwendigkeit der getroffenen Maßnahmen<br />
überzeugt und aktiv eingebunden werden.<br />
Bei Verkehrssicherheitsaktionen, anhand<br />
von Plakaten oder in Sicherheitsgesprächen<br />
lernen sie, aufeinander Rücksicht zu nehmen,<br />
mit Fahrzeugen nur die freigegebenen<br />
Wege zu befahren und nur die ausgewiesenen<br />
Parkflächen zu benutzen. Die Fahrzeuggeschwindigkeit<br />
ist neben den innerbetrieblichen<br />
Beschränkungen auch dem<br />
Straßenzustand und der Sicht anzupassen.<br />
Auch Fußgänger müssen ihre besondere<br />
Verantwortung kennen. Bei gemeinsam<br />
von Fahrzeugen und Fußgängern benutzten<br />
Verkehrswegen sollen Fußgänger immer<br />
am äußersten Rand der Verkehrswege gehen<br />
und frühzeitig Blickkontakt mit dem Fahrer<br />
aufnehmen. Rücksichtsvolles und defensives<br />
Verhalten sollte bei allen Verkehrsteilnehmern<br />
auf dem Werksgelände selbstverständlich<br />
sein.<br />
Dr. Michael Glück, BG RCI, Heidelberg<br />
28. April <strong>2012</strong><br />
Welttag für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit<br />
Die ILO (International Labour Organization),<br />
Genf, begeht am 28. April <strong>2012</strong> den diesjährigen<br />
Welttag für Sicherheit und Gesundheit<br />
bei der Arbeit. Der Welttag hat zum Ziel, die<br />
Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten<br />
in globalem Maßstab zu fördern<br />
und die internationale Öffentlichkeit<br />
auf das weltweit wachsende Ausmaß an<br />
Verletzungen, Erkrankungen und tödlich<br />
verlaufenden Ereignissen im beruflichen<br />
Unfeld hinzuweisen. Der Welttag <strong>2012</strong> steht<br />
unter dem Motto „Green jobs: promoting<br />
safety and health in a green economy“. In<br />
vielen Teilen der Welt werden staatliche Einrichtungen,<br />
Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen<br />
und Arbeitsschutzexperten<br />
die unterschiedlichsten Aktionen organisieren,<br />
um diesen Tag zu begehen.<br />
Der 28. April ist zugleich auch internationaler<br />
Gedenktag der Gewerkschaftsbewegung<br />
zur Erinnerung an die Opfer von<br />
Arbeitsunfällen und beruflich bedingten<br />
Erkrankungen.<br />
nul<br />
30
1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Berichte und Informationen<br />
Leserbrief …<br />
… zum Beitrag „Unfälle in der Papierindustrie<br />
– sind Schwerpunkte erkennbar“,<br />
BG RCI.magazin 7/8 2011,<br />
S. 30 – 31, in dem das Abschleifen<br />
eines für eine bestimmte Arbeit ungeeigneten<br />
Maulschlüssels mittels eines<br />
Doppelschleifbocks und die daraus resultierenden<br />
Unfallfolgen durch Einziehen<br />
beschrieben wurden:<br />
Das Fazit, das bei der Beschreibung<br />
des Unfalls „Schleifen eines Werkstücks“<br />
gezogen wurde, ist nicht richtig<br />
und bedarf nach meiner Einschätzung einer<br />
Korrektur. Im Beitrag wird vorgeschlagen:<br />
„Ein fest eingespannter Schlüssel,<br />
mit einem Winkelschleifer bearbeitet,<br />
wäre die bessere Wahl gewesen.“ Richtiger<br />
wäre es vielmehr gewesen, einen<br />
Ringschlüssel flacherer Bauart zu besorgen.<br />
Das Verändern von Schraubenschlüsseln<br />
durch Abschleifen wie auch<br />
die Verlängerung mit einem Aufsteckrohr<br />
sind unbedingt zu unterlassen. Die Bauweise<br />
eines jeden Schraubenschlüssels<br />
entspricht der zulässigen Hebelkraft, die<br />
mit dem Werkzeug noch sicher übertragen<br />
werden kann. Verbotenerweise durchgeführte<br />
Veränderungen von Schraubenschlüsseln<br />
können zum Werkzeugbruch<br />
und/oder zur Aufweitung des Mauls mit<br />
nachfolgendem Abrutschen des Werkzeugs<br />
führen. Hierdurch entsteht eine große<br />
Verletzungsgefahr für den Schlosser,<br />
Gesichts- und Nasenverletzungen sowie<br />
Stürze könnten die Folge sein.<br />
Heinz Vetter, Anlagenfahrer, InfraServ<br />
GmbH & Co. Gendorf KG, Leitwarte,<br />
Burgkirchen<br />
Landesverbände Südwest und Mitte der DGUV<br />
Tag der Arbeitssicherheit in Ramstein<br />
Der diesjährige Tag der Arbeitssicherheit<br />
der Landesverbände Südwest und Mitte<br />
der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(DGUV) findet am 9. Mai <strong>2012</strong> im<br />
Kultur- und Tagungszentrum Ramstein-Miesenbach,<br />
Rheinland-Pfalz, statt.<br />
Auf dem Programm stehen aktuelle und praxisnahe<br />
Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />
Neues aus dem Gefahrstoffrecht,<br />
Nachhaltigkeit, Neue Medien und<br />
neue Risiken sind die Themenschwerpunkte.<br />
Eine Ausstellung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
begleitet die Fachtagung.<br />
Anmeldeschluss: 4. April <strong>2012</strong><br />
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Sie beginnt<br />
um 9.20 Uhr (Einlass bereits ab 8.30 Uhr)<br />
und endet gegen 17.00 Uhr. Interessenten<br />
melden sich an bei der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung, Landesverband<br />
Südwest, Kurfürstenanlage 62, 69115 Heidelberg,<br />
Dr. Volker Wittneben, Tel.: 06221/5108-<br />
24600, Fax: 06221/5108-24699, E-Mail:<br />
volker.wittneben@bgrci.de.<br />
Ka<br />
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
Vorstandsvorsitzende gewählt<br />
Der neu konstituierte Vorstand der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (DGUV) hat Marina Schröder und<br />
Dr. Hans-Joachim Wolff für weitere sechs Jahre in ihrem Amt<br />
als Vorstandsvorsitzende bestätigt. Beide wurden einstimmig<br />
gewählt. Der Vorsitz wird alternierend ausgeübt und<br />
wechselt nach einem Jahr. Derzeit hat Frau Marina Schröder<br />
den Vorsitz inne.<br />
Marina Schröder und Dr. Hans-Joachim Wolff wurden für weitere<br />
sechs Jahre in ihrem Amt als Vorstandsvorsitzende der Deutschen<br />
Gesetzlichen Unfallversicherung bestätigt. <br />
Fotos: DGUV<br />
Ebenfalls neu gewählt wurden die Vorsitzenden<br />
der Mitgliederversammlung der DGUV:<br />
Benannt wurden Helmut Etschenberg und<br />
Manfred Wirsch.<br />
Nach den Sozialwahlen 2011 haben sich die<br />
ehrenamtlichen Gremien der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung neu zusammengesetzt.<br />
Mitgliederversammlung und Vorstand sind<br />
paritätisch mit Vertretern von Arbeitnehmern<br />
und Arbeitgebern besetzt. Die Mitgliederversammlung,<br />
das „Parlament“ der<br />
DGUV, berät und entscheidet mindestens<br />
einmal jährlich über Grundsatzfragen. Der<br />
Vorstand wird von der Mitgliederversammlung<br />
gewählt. Er führt die Geschäfte der<br />
DGUV und wählt den Hauptgeschäftsführer.<br />
Der Verband „Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung“<br />
ist der Spitzenverband der<br />
gewerblichen <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en und<br />
der Unfallversicherungsträger der öffentli-<br />
chen Hand. Er nimmt die gemeinsamen Interessen<br />
seiner Mitglieder wahr und fördert<br />
deren Aufgaben zum Wohl der Versicherten<br />
und der Unternehmen. Er vertritt die gesetzliche<br />
Unfallversicherung gegenüber Politik,<br />
Bundes-, Landes-, europäischen und sonstigen<br />
nationalen und internationalen Institutionen<br />
sowie gegenüber den Sozialpart -<br />
nern.<br />
<br />
<br />
bg<br />
31
Berichte und Informationen<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
ZKZ-Nr.: 57433 ISSN 2193-102X<br />
Passivrauch am Arbeitsplatz: Die Belastung kann so hoch<br />
sein wie bei einem Kneipenbesuch<br />
Die öffentliche Diskussion um die Gesundheitsrisiken durch Passivrauchen<br />
am Arbeitsplatz konzentriert sich vor allem auf die Beschäftigten in der Gastronomie.<br />
Dass es eine Vielzahl anderer, ähnlich oder ebenso stark belasteter<br />
Arbeitsbereiche gibt, die die gleiche Aufmerksamkeit verlangen, belegt ein<br />
neuer Report der Unfallversicherungsträger und der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (DGUV).<br />
Aus Sicht des Arbeitsschutzes fehlten bislang<br />
verlässliche Angaben über Vorkommen<br />
und Ausmaß von Tabakrauchexpositionen<br />
an Arbeitsplätzen. Mit Hilfe von<br />
Arbeitsplatzmessungen und auf der Basis<br />
von Modellrechnungen hat das Projektteam<br />
belastete Arbeitsbereiche identifiziert und<br />
in vier Klassen eingestuft: Bereiche ohne<br />
Exposition, z.B. unter Tage, Bereiche, für die<br />
eine Exposition weitgehend auszuschließen<br />
ist, z.B. in der Chemischen Industrie, Bereiche<br />
mit geringer Exposition, z.B. in Werkhallen<br />
mit technischer Lüftung, und Bereiche<br />
mit Exposition, z.B. Fahrerkabinen im gewerblichen<br />
Transportwesen. Die Expositionsberechnungen<br />
berücksichtigen neben<br />
der Grundfläche des Raumes und seinem<br />
Volumen den Luftwechsel im Raum, die Anzahl<br />
der rauchenden und nicht rauchenden<br />
Mitarbeiter, die Anzahl der Zigaretten pro<br />
Raucher und Stunde sowie die Dauer der<br />
Tabakrauchbelastung. Die berechneten Szenarien<br />
unterscheiden außerdem zwischen<br />
der Belastungssituation im Sommer und im<br />
Winter, da unterschiedliches Lüftungsverhalten<br />
zu erheblich veränderten Belastungswerten<br />
führen kann.<br />
„Alle reden von Gaststätten und Diskotheken.<br />
Unsere Untersuchungen zeigen allerdings,<br />
dass zum Beispiel auch in einem<br />
Zweimannbüro, in dem ein Kollege raucht,<br />
vor allem in den Wintermonaten Tabakrauchkonzentrationen<br />
erreicht werden,<br />
die denen in einer Raucherkneipe in nichts<br />
nachstehen“, sagt Professor Dr. Helmut Blome,<br />
Gefahrstoffexperte und Direktor des Instituts<br />
für Arbeitsschutz der DGUV (IFA). In<br />
Sachen Passivrauch gelte es folglich, den<br />
Blick zu weiten und für einen konsequenten<br />
Schutz an allen Arbeitsplätzen einzustehen,<br />
wie dies die DGUV fordert.<br />
Den DGUV-UVT-Report „Passivrauchen am<br />
Arbeitsplatz“ können Sie unter www.dguv.<br />
de/ifa > Publikationen > Reports Download<br />
herunterladen.<br />
nvs<br />
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