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Ausgabe Januar / Februar 2012 - Berufsgenossenschaft Rohstoffe ...

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Baustoffe - Steine - Erden . Bergbau . Chemische Industrie . Lederindustrie . Papierherstellung und Ausrüstung . Zucker<br />

3. Jahrgang . 1/2 <strong>Januar</strong>/<strong>Februar</strong> <strong>2012</strong><br />

Zeitschrift für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie<br />

Der Mensch steht im Mittelpunkt –<br />

die Aufgaben des Betriebsarztes<br />

Gefahrstoff-Symposium „Schlema VII“<br />

Die BG RCI auf der ACHEMA <strong>2012</strong>


Editorial<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Arbeiten in Deutschland ist so sicher wie<br />

selten zuvor. Allein bei der BG RCI sank die<br />

Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle je<br />

1.000 Vollarbeiter seit 2001 um 32,2 Prozent;<br />

von 28,37 auf 19,24. Bei rund 1,2 Millionen<br />

versicherten Vollarbeitern im Jahr 2010 waren<br />

dies aber immer noch fast 23.000 Menschen,<br />

die bei der Arbeit verletzt wurden.<br />

23 von ihnen verloren dabei sogar ihr Leben.<br />

Das ist nicht akzeptabel! Unfälle passieren<br />

„nicht einfach so“! Sie haben immer einen<br />

Grund. Und der liegt leider allzu oft im<br />

menschlichen Fehlverhalten. Wegschauen,<br />

das Dulden sicherheitswidrigen Verhaltens,<br />

fehlende Planung oder mangelnde Aufklärung<br />

sind nur einige Punkte in der vielfältigen<br />

Ursachenkette. Die Folgen aber sind<br />

immer menschliches Leid und hohe Kosten.<br />

Ich bin mir sicher, dass wir dies ändern können.<br />

Dabei ist jeder gefragt und gefordert.<br />

Gemeinsam dürfen wir die „Vision Zero“, also<br />

das Ziel von „Null Arbeitsunfällen“, nie aus<br />

den Augen verlieren!<br />

Einen wesentlichen Beitrag dazu hat die Präventionskampagne<br />

„Risiko raus!“ erbracht.<br />

Ziel war es, die Sicherheit beim betrieblichen<br />

Transport und Verkehr nachhaltig zu steigern.<br />

Wir haben alle Möglichkeiten genutzt,<br />

um zu informieren und zu motivieren – mit<br />

Erfolg, wie die Nachfrage eindeutig zeigt.<br />

Allein mit kampagnenbezogenen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

in Betrieben oder unseren<br />

Bildungsstätten erreichten wir über 19.000<br />

Menschen. Bei Aktionstagen, Fach- und öffentlichen<br />

Veranstaltungen informierten sich<br />

mehr als 130.000 Besucherinnen und Besucher<br />

über das Thema „Sicher fahren und<br />

transportieren“. Die themenbezogenen Betriebsbesichtigungen-<br />

und -beratungen erreichten<br />

knapp die 100.000er Marke. Die<br />

Artikel im BG RCI.magazin wurden von weit<br />

über einer Million Menschen gelesen und<br />

unsere Homepage www.risiko-raus-kam -<br />

pagne.de wurde über 200.000 Mal angewählt.<br />

Mit „Risiko raus!“ haben wir ein Zeichen<br />

gesetzt. Sicheres Fahren und Transportieren<br />

reduziert das Unfallrisiko und ist somit<br />

ein weiterer Schritt hin zur Realisierung der<br />

„Vision Zero“.<br />

Wir unterstützen und beraten Sie dabei<br />

gerne! Sprechen Sie uns einfach an!<br />

Ihr<br />

Ulrich Meesmann<br />

Mitglied der Geschäftsführung<br />

Sicher arbeiten – gesund leben!<br />

Wir unterstützen Sie dabei.<br />

www.bgrci.de<br />

2


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Inhalt<br />

Blickpunkt<br />

Editorial2<br />

Der Mensch steht im Mittelpunkt<br />

Die Aufgaben des Betriebsarztes4<br />

Merkblatt A 005 in neuem Gewand 5<br />

Aktuelle Arbeitshilfen zur<br />

Gefährdungsbeurteilung6<br />

Im Fokus: Sicherheit bei Instandhaltungsarbeiten<br />

Workshop der BG RCI im Haus Maikammer stößt<br />

auf großes Interesse7<br />

Nanotechnologie am Bosporus<br />

XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit<br />

bei der Arbeit8<br />

22 nd World Mining Congress & Expo<br />

Sicherheit im Bergbau – eine globale<br />

Herausforderung9<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong>en<br />

Neue Ausbildungshalle in Bad Münder 11<br />

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis <strong>2012</strong> 11<br />

2. – 4. Mai <strong>2012</strong>, Weimar<br />

Gefahrstoff-Symposium „Schlema VII“ 12<br />

Aus den Branchen<br />

Baustoffe - Steine - Erden<br />

Mobile Arbeitsmedizin – stets nah am Menschen 14<br />

Bergbau<br />

„Eine Bestätigung für die Wirksamkeit der<br />

Prävention“<br />

Branchenprävention Bergbau der BG RCI prämiert<br />

unfallfreie Reviere16<br />

„365 Orte im Land der Ideen“<br />

TU Clausthal: Akustischer Geo-Scanner<br />

ausgezeichnet17<br />

Zur Entscheidung des Bundessozialgerichts vom<br />

17. Mai 2011 zur Berufskrankheit Nr. 4111 18<br />

Chemische Industrie<br />

20. – 21. Juni <strong>2012</strong>, Frankfurt am Main<br />

Druck entspannt betrachten – Wissen vertiefen<br />

Workshop der IVSS-Sektion Chemie während<br />

der ACHEMA20<br />

Die BG RCI auf der ACHEMA <strong>2012</strong><br />

Thema: „Gase unter Druck“21<br />

Industriepark Höchst<br />

„Risiko raus!“-Kampagne ein voller Erfolg 22<br />

Petroplus Raffinerie erhält OHRIS-Zertifikat 23<br />

LederIndustrie<br />

„Leder hoch drei“<br />

Das Deutsche Ledermuseum vereinigt drei<br />

Museen unter einem Dach24<br />

Unternehmerversicherung in der<br />

Branche Lederindustrie 26<br />

„Fit for work“ steht sogar auf dem Speiseplan<br />

Freudenberg Sealing Technologies verbessert<br />

die Ergonomie der Arbeitsplätze27<br />

Papierherstellung und Ausrüstung<br />

Lärmschutz mit System 28<br />

Berichte und Informationen<br />

Gehen und fahren auf Nummer sicher 30<br />

Welttag für Sicherheit und Gesundheit<br />

bei der Arbeit 30<br />

Leserbrief31<br />

Landesverbände Südwest und Mitte der DGUV<br />

Tag der Arbeitssicherheit in Ramstein 31<br />

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

Vorstandsvorsitzende gewählt 31<br />

Passivrauch am Arbeitsplatz 32<br />

Impressum32<br />

Titelbild: Die Mitgliedsbranchen der BG RCI blicken auf eine lange Geschichte<br />

zurück. In einer neuen Serie stellen wir Museen vor, die sich der Arbeit und den<br />

Produkten dieser Industriezweige widmen. Wir beginnen mit dem Ledermuseum<br />

in Offenbach (S. 24). Das Titelbild zeigt einen Einband in Maroquinleder auf<br />

Karton für ein Werk über Pablo Picasso. Foto: ©DLM Deutsches Ledermuseum<br />

Schuhmuseum Offenbach/Corinna Perl-Appl<br />

3


Blickpunkt<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Der Mensch steht im Mittelpunkt<br />

Die Aufgaben des Betriebsarztes<br />

Die betriebsärztliche Betreuung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />

ist wichtiger Bestandteil einer modernen betrieblichen Gesundheitspolitik.<br />

Die Aufgaben des Betriebsarztes reichen dabei von der Vermeidung arbeitsbedingter<br />

Gesundheitsgefahren oder Erkrankungen bis hin zu den Maßnahmen<br />

zeitgemäßer Gesundheitsförderung.<br />

Bereits 1973 hat der Gesetzgeber die Mindestaufgaben<br />

der Betriebsärzte im „Gesetz<br />

über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure<br />

und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit“<br />

(ASiG) festgelegt. Diese gelten für<br />

Betriebe aller Größen und über alle Branchen.<br />

In vielen weiteren Rechtsvorschriften,<br />

z.B. im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), in<br />

der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und<br />

der Verordnung zur arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorge (ArbMedVV), werden ebenfalls<br />

Aufgaben und Anforderungen an die Betriebsärztin<br />

oder den Betriebsarzt und an<br />

die betriebsärztliche Betreuung von Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmern beschrieben<br />

und zum Teil konkretisiert.<br />

Eine moderne betriebsärztliche Tätigkeit<br />

orientiert sich an folgenden wesentlichen<br />

Aufgabenschwerpunkten:<br />

• Prävention<br />

• Beratung<br />

• Gesundheitsförderung<br />

• Erste Hilfe<br />

Ziel des betriebsärztlichen Wirkens ist es,<br />

die Unternehmensleitung und andere verantwortliche<br />

Personen im Betrieb in allen<br />

Fragen der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes<br />

und der Unfallverhütung umfassend<br />

zu unterstützen und zu beraten.<br />

Insbesondere bei<br />

• der Planung und Unterhaltung von Betriebsanlagen,<br />

sanitären und sozialen<br />

Einrichtungen,<br />

• der Einführung von Arbeitsverfahren und<br />

Arbeitsstoffen und der Beschaffung technischer<br />

Arbeitsmittel,<br />

• der Auswahl von Körperschutzmitteln,<br />

• ergonomischen, arbeitshygienischen,<br />

-physiologischen und -psychologischen<br />

Fragen,<br />

• der Organisation der Ersten Hilfe im Unternehmen,<br />

• Fragen zum Arbeitsplatzwechsel und zur<br />

Eingliederung Behinderter in den Arbeitsprozess,<br />

• der Beurteilung von Arbeitsbedingungen<br />

im Rahmen der Gefährdungsermittlung.<br />

Neben seiner Beratungstätigkeit hat der<br />

Betriebsarzt die Durchführung und Umsetzung<br />

von Maßnahmen des Arbeitsschutzes<br />

und der Unfallverhütung zu beobachten.<br />

In diesem Zusammenhang sind die Arbeitsstätten<br />

in regelmäßigen Abständen<br />

zu begehen. Diese Begehungen sollten gemeinsam<br />

mit den Fachkräften für Arbeitssicherheit<br />

durchgeführt werden, um Sy n-<br />

ergieeffekte zu nutzen.<br />

Der Betriebsarzt untersucht Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer im Sinne der<br />

Vorsorge und informiert über Gesundheitsgefahren,<br />

denen sie möglicherweise bei der<br />

Arbeit ausgesetzt sind. Auch die Ursachen<br />

arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren und<br />

Erkrankungen werden vom Betriebsarzt untersucht<br />

und ausgewertet. Hierbei sind beispielsweise<br />

zu berücksichtigen:<br />

• Arbeitseinflüsse, die Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

und Erkrankungen verursachen<br />

oder mit verursachen,<br />

• außerberuflich erworbene Erkrankungen<br />

oder<br />

• eine arbeitsbedingte Gesundheitsgefahr,<br />

die eine individuelle gesundheitliche<br />

Veranlagung in ihrem Verlauf ungünstig<br />

beeinflussen kann.<br />

Liegen Anhaltspunkte vor, dass es sich<br />

bei der Erkrankung eines Beschäftigten<br />

um eine Berufskrankheit handeln könnte,<br />

ist neben dem Unternehmer auch jeder<br />

Arzt dazu verpflichtet, einen solchen<br />

Verdacht entsprechend den gesetzlichen<br />

Vorschriften anzuzeigen. Wegen seiner exklusiven<br />

Kenntnisse der betrieblichen Gegebenheiten<br />

ist hier der Betriebsarzt ganz<br />

besonders gefordert. Natürlich kann der<br />

Betroffene bei der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

auch selbst eine Berufskrankheitenanzeige<br />

veranlassen.<br />

Der Betreuungsumfang durch den Betriebsarzt<br />

und auch durch die Fachkraft für<br />

Arbeits sicherheit ist seit dem 1. <strong>Januar</strong> 2011<br />

in der Unfallverhütungsvorschrift „Betriebsärzte<br />

und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“<br />

(DGUV Vorschrift 2) neu geregelt. Der Umfang<br />

setzt sich aus Zeiten der Grundbetreuung<br />

und dem betriebsspezifischen Teil der<br />

Betreuung zusammen. Die Zeiten der Grundbetreuung<br />

hängen ab von der Zahl der Beschäftigten<br />

und der Betriebsart (nach dem<br />

Wirtschaftszweigschlüssel). Der Umfang<br />

der betriebsspezifischen Betreuung wird<br />

durch den Unternehmer auf der Grundlage<br />

der individuell vorliegenden betrieblichen<br />

Gefährdungen, Belastungen und Besonderheiten<br />

ermittelt und regelmäßig über-<br />

Auch der Betriebsarzt ist zur Verschwiegenheit<br />

verpflichtet. Sie ist<br />

unbedingte Voraussetzung für das<br />

notwendige Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Arzt und Patient.<br />

Foto: bgrci/Bertram<br />

4


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />

prüft. Die Kriterien zur Ermittlung sind in<br />

Anhang 4 der DGUV Vorschrift 2 in Form<br />

eines Leistungskatalogs beschrieben. Bei<br />

der Festlegung der Grundbetreuung und<br />

des betriebsspezifischen Teils der Betreuung<br />

hat der Unternehmer sich durch den<br />

Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

beraten zu lassen.<br />

Darüber hinaus wird der Betriebsarzt<br />

beim betrieblichen Wiedereingliederungsmanagement<br />

nach § 84 (2) Sozialgesetzbuch<br />

Neuntes Buch (SGB IX) tätig. Denn ist<br />

ein Beschäftigter sechs Wochen oder länger<br />

ununterbrochen oder innerhalb eines<br />

Jahres arbeitsunfähig, ist der Arbeitgeber<br />

verpflichtet, eine betriebliche Wiedereingliederung<br />

anzubieten. Die betriebliche<br />

Wiedereingliederung umfasst Maßnahmen,<br />

um Mitarbeiter mit gesundheitlichen Problemen<br />

dauerhaft an ihrem Arbeitsplatz<br />

einzusetzen oder dort wieder einzugliedern.<br />

Der Betriebsarzt unterstützt den Ablauf<br />

mit seinem medizinischem Know-how<br />

und seinen Betriebskenntnissen.<br />

Immer mehr Betriebe erkennen heute den<br />

Nutzen von Gesundheitsmanagementsystemen<br />

oder von integrierten Managementsystemen,<br />

in denen das Thema Gesundheit<br />

implementiert ist. Auch hier, in der betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung, bringt die Arbeitsmedizin<br />

wertvolle Erkenntnisse, Tipps<br />

und Erfahrungen ein.<br />

Ein weiterer aktueller Aspekt der Arbeit<br />

des Betriebsarztes ist der demographische<br />

Wandel. Durch die sinkende Geburtenrate<br />

und längere Lebensarbeitszeiten<br />

werden zunehmend ältere Beschäftigte in<br />

Betrieben und Behörden tätig sein. Die Un-<br />

ternehmen müssen diese Entwicklung, die<br />

zu enormen Veränderungen in der Arbeitswelt<br />

führen wird, erkennen. Sie müssen<br />

die eigene betriebliche Situation und die<br />

zukünftige Entwicklung der Altersstruktur<br />

einschätzen und entsprechende Maßnahmen<br />

entwickeln. Selbstverständlich kann<br />

der Betriebsarzt die Unternehmensverantwortlichen<br />

auch hier beratend begleiten.<br />

Jeder Arzt ist zur Verschwiegenheit darüber,<br />

was er im Rahmen seiner Berufsausübung<br />

erfährt, verpflichtet. Diese<br />

Verschwiegenheit ist unbedingte Voraussetzung<br />

für das zur Untersuchung, Beratung<br />

und Behandlung notwendige Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Arzt und Patient.<br />

Auch das Assistenzpersonal des Arztes<br />

unterliegt dieser Schweigepflicht.<br />

Der Betriebsarzt arbeitet bei der Ausübung<br />

seiner Tätigkeit eng mit den Sicherheitsbeauftragten,<br />

den Fachkräften für Arbeitssicherheit,<br />

dem Betriebsrat, der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

und den Aufsichtsbehörden<br />

der Bundesländer zusammen. Der Mensch<br />

steht dabei im Mittelpunkt. Gemeinsam<br />

mit allen anderen Akteuren im Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz ermöglicht der Betriebsarzt<br />

einen höchstmöglichen Schutz<br />

der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

vor Gefährdungen ihrer Gesundheit und<br />

ihrer Sicherheit.<br />

Dr. med. Eckehard Droll, BG RCI,<br />

<br />

Heidelberg<br />

A 005<br />

„Sicher arbeiten –<br />

Leitfaden für neue<br />

Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen“<br />

Merkblatt A 005 in neuem Gewand<br />

Neue Mitarbeiter in Unternehmen erleiden<br />

besonders häufig einen Arbeitsunfall. Das<br />

Merkblatt A 005 „Sicher arbeiten – Leitfaden<br />

für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“<br />

soll die Einarbeitung im neuen Arbeitsumfeld<br />

unterstützen, indem es Grundzüge der<br />

Arbeitssicherheit zu den Themen<br />

- Allgemeine Sicherheitsratschläge,<br />

- Gefahrstoffe,<br />

- Arbeitsmittel,<br />

- Verhindern von Bränden und Explosionen,<br />

- Lager- und Transportarbeiten,<br />

- Elektrische Betriebsmittel,<br />

- Persönliche Schutzausrüstungen,<br />

- Erste Hilfe<br />

plakativ und in der Sprache der Beschäftigten<br />

darstellt. Ziel ist es dabei nicht, die<br />

Themen umfassend abzuhandeln. Vielmehr<br />

soll das Bewusstsein der Beschäftigten für<br />

Gefährdungen geschärft und sie ermutigt<br />

werden, sich im Zweifelsfall vertrauensvoll<br />

an ihren Vorgesetzten oder an erfahrene Kollegen<br />

zu wenden.<br />

Das Merkblatt wurde grundlegend überarbeitet.<br />

Besonders zu nennen ist die Anpassung<br />

des Abschnitts „Gefahrstoffe“ an die<br />

neue Gefahrstoffverordnung und die neue<br />

Gefahrstoffkennzeichnung. Auch der Abschnitt<br />

„Verhindern von Bränden und Explosionen“<br />

wurde umfangreich ergänzt und an<br />

die aktuellen Vorschriften angepasst. Der<br />

Abschnitt „Erste Hilfe“ ist umfangreicher<br />

als bisher und gibt den Beschäftigten jetzt<br />

auch wichtige Hinweise zum Verhalten als<br />

Helfer im Notfall.<br />

Sicher arbeiten<br />

Leitfaden für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

Das Merkblatt A 005 „Sicher arbeiten – Leitfaden<br />

für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“<br />

kann über den Medienshop der<br />

BG RCI unter www.bgrci.de > prävention ><br />

medienshop bestellt werden. Für Mitgliedsunternehmen<br />

ist es in einer der Betriebsgröße<br />

angemessenen Stückzahl kostenlos.<br />

Allgemeine Themen 7/2011<br />

Dorothea Edelmann, BG RCI, Heidelberg<br />

5


Blickpunkt<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

A 016<br />

BGI 570<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie<br />

A 017<br />

BGI 571<br />

Gefährdungsbeurteilung–<br />

Arbeitshilfen<br />

Postfach 10 14 80<br />

69004 Heidelberg<br />

Kurfürsten-Anlage 62<br />

69115 Heidelberg<br />

www.bgrci.de<br />

Gefährdungsbeurteilung–<br />

Arbeitshilfen<br />

Gefährdungsbeurteilung –<br />

Sieben Schritte zum Ziel<br />

Allgemeine Themen 8/2011<br />

Diesen Ordner können Sie beziehen unter<br />

www.bgrci.de/medienshop<br />

Haben Sie zu diesem Ordner Fragen, Anregungen, Kritik<br />

Dann nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.<br />

> Schriftlich:<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Prävention, Wissens- und Informationsmanagement<br />

Postfach 10 14 80, 69004 Heidelberg<br />

> Kontaktformular im Internet:<br />

www.bgrci.de/kontakt-schriften<br />

> E-Mail: praevention@bgrci.de<br />

Gefährdungsbeurteilung –<br />

Gefährdungskatalog<br />

Jedermann-Verlag GmbH<br />

Postfach 10 31 40<br />

69021 Heidelberg<br />

Telefon 06221 1451-0<br />

Telefax 06221 27870<br />

Internet: www.jedermann.de<br />

ISBN 978-3-920506-53-1<br />

E-Mail: info@jedermann.de<br />

Allgemeine Themen 9/2011<br />

Aktuelle Arbeitshilfen zur Gefährdungsbeurteilung<br />

Merkblätter und Dokumentationshilfen neu erschienen<br />

Die Gefährdungsbeurteilung ist das zentrale<br />

Instrument im Arbeitsschutz und der<br />

Schlüssel zur Verringerung von Arbeitsunfällen,<br />

Berufskrankheiten und arbeitsbedingten<br />

Erkrankungen. Die Arbeitshilfen zur<br />

Durchführung der Gefährdungsbeurteilung<br />

sind jetzt grundlegend überarbeitet worden:<br />

• Merkblatt A 016 „Gefährdungsbeurteilung<br />

– Sieben Schritte zum Ziel“<br />

Das Merkblatt wurde gegenüber der Vorversion<br />

stark gestrafft. Es wurde in einem<br />

branchenübergreifenden Arbeitskreis überarbeitet.<br />

Kern des Merkblattes ist der 4. Abschnitt,<br />

in dem in einem Ablaufdiagramm<br />

die erforderlichen Schritte zur Durchführung<br />

einer Gefährdungsbeurteilung dargestellt<br />

und erläutert sind. Darüber hinaus werden<br />

Arbeitsblätter zur Durchführung und Dokumentation<br />

der Gefährdungsbeurteilung<br />

vorgestellt.<br />

• Merkblatt A 017 „Gefährdungsbeurteilung<br />

– Gefährdungskatalog“<br />

Der Abschnitt 6 des Merkblattes „Gefährdung<br />

durch Stoffe“ wurde an die neue Ge -<br />

fahrstoffverordnung angepasst. Das Schutzstufenkonzept<br />

ist entfallen. Es wird bei<br />

Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ein gefährdungsbezogener<br />

Ansatz zugrunde gelegt<br />

mit Grundpflichten, allgemeinen, zusätzlichen<br />

und besonderen Schutzmaßnahmen.<br />

• Ordner „Gefährdungsbeurteilung –<br />

Arbeitshilfen“<br />

Der Ordner zur handschriftlichen Dokumentation<br />

wurde an die Veränderungen im Merkblatt<br />

A 016 angepasst.<br />

Die Arbeitsblätter des Ordners „Gefährdungsbeurteilung<br />

– Arbeitshilfen“ und das<br />

Merkblatt A 016 sind als Druckversion, aber<br />

auch im Downloadcenter der BG RCI unter<br />

www.bgrci.de/downloadcenter > Downloads<br />

nach Themen > Gefährdungsbeurteilung verfügbar.<br />

Die EDV-gestützte Dokumentation<br />

der Gefährdungsbeurteilung kann auf einfachem<br />

Weg mit einer Excel-Datei (GefDok<br />

light) erfolgen. Auch diese Datei steht im<br />

genannten Downloadcenter zur Verfügung.<br />

Eine datenbankgestützte Möglichkeit zur<br />

Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung<br />

bietet das Programm GefDok 32, das<br />

Teil der DVD „Kompendium Arbeitsschutz“<br />

ist (kostenpflichtig erhältlich unter www.<br />

bgrci.de/medienshop > Elektronische Medien).<br />

Auf dieser DVD befindet sich auch<br />

eine umfangreiche Vorschriftendatenbank<br />

und eine Symbolbibliothek.<br />

Dorothea Edelmann, BG RCI, Heidelberg,<br />

Prof. Dr. Bernd Scheel, BG RCI, Nürnberg<br />

6


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />

Im Fokus: Sicherheit bei Instandhaltungsarbeiten<br />

Workshop der BG RCI im Haus Maikammer stößt auf großes Interesse<br />

Über 50 Instandhaltungsfachleute trafen sich im Herbst letzten Jahres im<br />

Haus Maikammer der BG RCI, um Schwerpunkte und Fragen aus der täglichen<br />

Arbeit zu diskutieren. Dabei wurde in der Informationsvermittlung ein neuer<br />

Weg beschritten: Nicht Lehrvorträge standen im Mittelpunkt, sondern die Erfahrungen<br />

der Teilnehmer, die sich in Gesprächsrunden themenbezogen austauschen<br />

konnten. Ein erfolgreiches Modell der Weiterbildung, wie alle Beteiligten<br />

zum Abschluss der zweitägigen Veranstaltung resümierten.<br />

„Bei unseren Seminaren stellen wir immer<br />

wieder fest, wie komplex die Fragestellungen<br />

im Bereich der Instandhaltung sind und<br />

wie unterschiedlich die Vorgehensweisen in<br />

den verschiedenen Betrieben“, berichtet Dr.<br />

Gerd Uhlmann, Qualifikationsbereichsleiter<br />

Anlagensicherheit der BG RCI im Haus Maikammer.<br />

„So kam die Idee auf, einen Erfahrungsaustausch<br />

in Form eines Workshops<br />

anzubieten.“ Gemeinsam mit Dr. Franz-Josef<br />

Müseler, Gruppenleiter in der Abteilung Anlagensicherheit<br />

bei der BASF SE, Ludwigshafen,<br />

und Dr. Joachim Sommer vom Fachbereich<br />

Anlagen- und Verfahrenstechnik der<br />

BG RCI in Heidelberg wurden aktuelle Themenschwerpunkte<br />

festgelegt und kompetente<br />

Moderatoren gesucht. Die Auswahl blieb<br />

bewusst nicht auf die BG RCI beschränkt:<br />

„Viele Instandhalter sind nicht bei der<br />

BG RCI versichert, auch wenn sie auf Baustellen<br />

in unseren Mitgliedsbetrieben arbeiten“,<br />

so Uhlmann.<br />

Dokumentation sind geläufig Insbesondere<br />

das Thema „Unterschriftsberechtigung für<br />

Freigabescheine“ führte dabei zu intensiven<br />

Debatten.<br />

Dr. Franz-Josef Müseler von der BASF SE<br />

hatte sich für seine Gesprächspartner das<br />

Thema „Kommunikation“ vorgenommen.<br />

Absprachen und Unterweisungen – Wer,<br />

Wann, Was, Wie Was für den eigenen Betrieb<br />

manchmal schon eine Herausforderung<br />

darstellt, insbesondere wenn fremdsprachige<br />

Mitarbeiter mit von der Partie sind,<br />

Andrea Bonner von der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

der Bauwirtschaft, Karlsruhe, beschrieb<br />

die vielfältigen Fragestellungen,<br />

die sich im Zusammenhang mit dem Thema<br />

„Gefahrstoffe“ ergeben. Neben baulichen<br />

Altlasten, wie beispielsweise Asbest, und<br />

verfahrenstechnischen Altlasten, wie Produktrückständen<br />

in Anlagen, bei denen der<br />

Schutz vor möglicher Freisetzung beachtet<br />

werden muss, ist auch ein Augenmerk auf<br />

die Chemikalien und Zubereitungen im handwerklichen<br />

Einsatz und auf den entsprechenden<br />

Schutz vor Exposition zu richten.<br />

Mit dem Thema „Großabstellungen“ führte<br />

Matthias Schönfelder, Leiter der PLT-Werkstatt<br />

und Leiter des Ex-Ausschusses für die<br />

explosionsschutztechnischen Einstufungen<br />

von Anlagen bei Lyondell Basell, Wesseling,<br />

in ein branchentypisches Thema der Großchemie<br />

ein. Wie laufen die Handhabung der<br />

Zum Thema „Fremdfirmenmanagement“ erläuterte<br />

Günter Wagenhäuser, Aufsichtsperson<br />

bei der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> Holz und<br />

Metall, welche Kriterien bei der Auswahl externer<br />

Fachunternehmen gelten, welche Zertifizierungen<br />

von Kontraktoren verlangt werden,<br />

wie die Organisation der Vergabe und<br />

die Vertragsgestaltung verlaufen und was bei<br />

Arbeitnehmerüberlassung zu beachten ist.<br />

Nach der Rekrutierung von „Partnerfirmen“,<br />

wie sie im Sprachgebrauch vieler Unternehmen<br />

genannt werden, ist das Thema „Gefährdungsbeurteilung“<br />

eine zentrale Aufgabe.<br />

Harry Papilion von der Infraserv GmbH &<br />

Co. Höchst KG, Frankfurt, diskutierte in seiner<br />

Gesprächsrunde ein heißes Eisen: Wer<br />

ist seitens des Betriebs für die Gefährdungsbeurteilung<br />

zuständig, wer bei den externen<br />

Instandhaltern verantwortlich Welche<br />

spezifischen Aspekte der Instandhaltung<br />

sind bei der Gefährdungsbeurteilung zu<br />

berücksichtigen und welche Hilfsmittel der<br />

Spätherbstlicher Instandhaltungs-Workshop im Haus Maikammer der BG RCI: Weiterbildung<br />

durch Erfahrungsaustausch. <br />

Foto: bgrci/prävention<br />

wird im Falle der Zusammenarbeit mit Externen<br />

nicht einfacher – vor allem, wenn es<br />

beispielsweise um die Erfolgskontrolle bei<br />

einer Schulung geht.<br />

Dem „klassischen“ Arbeitsschutzthema<br />

„Unfallverhütung“ widmete sich Martin Elpers,<br />

Sicherheitsfachkraft bei der Merck<br />

KGaA, Darmstadt. Im Detail ist dies keine<br />

einfache Sache, denn bei Instandhaltungsarbeiten<br />

müssen Mitarbeiter beispielsweise<br />

in Bereiche gelangen, die im laufenden Betrieb<br />

üblicherweise nicht begangen werden.<br />

In diesen Komplex gehört auch der Umgang<br />

mit Leitern, Gerüsten oder PSA: Wer kontrolliert<br />

was, wann und wie, mit welchen<br />

Konsequenzen Auch diese Fragen wurden<br />

angeregt diskutiert.<br />

Freigabe und die Koordination der Arbeiten<br />

vor Ort bei der Zusammenarbeit oft hunderter<br />

externer Fachkräfte ab Was ist beim Abund<br />

Anfahren einer Anlage zu beachten und<br />

welche Prüfungen vor Wiederinbetriebnahme<br />

dürfen nicht vergessen werden<br />

Während dreier Gesprächsrunden standen<br />

die sechs Moderatoren den Teilnehmern des<br />

Workshops, die sich je nach Interesse in Arbeitsgruppen<br />

zusammenfanden, Rede und<br />

Antwort. Wenngleich keine Patentrezepte<br />

ausgegeben werden konnten, so nutzten<br />

doch alle Teilnehmer die Möglichkeit, die<br />

Facetten der betrieblichen Praxis kennenzulernen<br />

und so möglicherweise neue Wege<br />

für ein sicheres Arbeiten zu beschreiten.<br />

<br />

js/gu<br />

7


Blickpunkt<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Nanotechnologie am Bosporus<br />

XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit<br />

Auf dem XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Istanbul, 11. – 15. September 2011) diskutierten<br />

3.700 Teilnehmer ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm, das die Anforderungen des demographischen<br />

Wandels ebenso umfasste wie die komplexen Fragen des Schutzes vor Gefahrstoffen. Der Kongress ist eine Veranstaltung<br />

der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) und der International Labour Organization (ILO).<br />

Die IVSS-Sektion Chemie hat – unter Federführung<br />

der BG RCI – schon frühzeitig die<br />

Bedeutung der Nanotechnologie für den Arbeitsplatz<br />

erkannt. Dies gilt nicht nur in ökonomischer<br />

Hinsicht, sondern auch mit Blick<br />

auf die Eigenschaften von Nanomaterialien<br />

und die notwendigen Schutzmaßnahmen.<br />

Nach dem erfolgreichen IVSS-Symposium<br />

zur Nanotechnlogie im vergangenen Jahr<br />

in Luzern war es konsequent, das Thema<br />

nun auf globaler Bühne fortzuführen. Für<br />

Istanbul hatte die Nanotechnologiegruppe<br />

der IVSS-Sektion Chemie unter der Leitung<br />

von Dr. Thomas Brock, BG RCI, zwei Veranstaltungen<br />

vorbereitet.<br />

Ein gut besuchter Einführungskurs bot Interessenten<br />

zunächst die Möglichkeit, sich<br />

mit den Grundlagen der Nanotechnologie<br />

und den Anforderungen an die Maßnahmen<br />

am Arbeitsplatz vertraut zu machen. Dabei<br />

wurde den Teilnehmern ein System zur gestaffelten<br />

Expositionsermittlung und Bewertung<br />

vorgestellt. Es ist unter der Leitung von<br />

Dr. Stefan Engel, BASF, in Zusammenarbeit<br />

mit der BG RCI, dem Institut für Arbeitsschutz<br />

der DGUV, der Bundesanstalt<br />

für Arbeitsschutz, dem Verband der Chemischen<br />

Industrie und dem Institut für Ener -<br />

gie- und Umwelttechnik<br />

entwickelt<br />

worden. Das System ermöglicht es,<br />

die Exposition mit Nanomaterialien in einem<br />

gestuften Vorgehen so zu ermitteln, dass<br />

mit vertretbarem Aufwand die notwendigen<br />

Erkenntnisse gewonnen werden können.<br />

Als Highlight hatte die IVSS-Sektion Chemie<br />

schließlich zu ihrem „Symposium Nanotechnologie“<br />

eingeladen. Dr. Erwin Radek,<br />

Präsident der Sektion, unterstrich in<br />

seiner Einführung die Rolle der Nanotechnologie<br />

für das 21. Jahrhundert. Als wichtige<br />

Schlüsseltechnologie, deren Potenzial bei<br />

weitem noch nicht absehbar sei, werde sie<br />

sich in den kommenden Jahren stetig fortentwickeln.<br />

Wie die wissenschaftlichen und<br />

technologischen Chancen müssten jedoch<br />

auch die möglichen Effekte auf Mensch und<br />

Umwelt aufmerksam beobachtet werden.<br />

Referenten und Diskussionsteilnehmer aus<br />

vier Kontinenten beleuchteten während des<br />

Symposiums die Chancen und Risiken der<br />

Nanotechnologie und suchten nach Antworten<br />

auf die Fragen zum Schutz der Mitarbeiter<br />

beim Umgang mit diesen Materialien.<br />

Neben technischen, organisatorischen<br />

und persönlichen Schutzmaßnahmen, die<br />

auch hier wirksam eingesetzt werden können,<br />

zeigte sich, dass der Informationsübermittlung<br />

und der Unterweisung der Mitarbeiter<br />

eine entscheidende Rolle für eine<br />

erfolgreiche Prävention zukommt.<br />

„Wir haben es mit einer Technologie zu tun,<br />

die uns in bisher nicht bekannter Ausprägung<br />

zum vernetzten Denken auffordert“,<br />

sagte Thomas Köhler, Generalsekretär der<br />

IVSS-Sektion Chemie und Sprecher der Geschäftsführung<br />

der BG RCI, in seinem Resümee.<br />

Zum einen seien dies die Aspekte<br />

einer globalen Welt, in der es nicht genüge,<br />

wenn Staaten sich isoliert voneinander<br />

mit dem Nutzen und den Risiken der<br />

Nanotechnologie auseinandersetzten. Die<br />

Warenströme, die Mobilität der Arbeitnehmer<br />

und der Firmen, die Auswirkungen auf<br />

die Gesellschaften und letztlich auf unseren<br />

Planeten seien vielmehr globale Aspekte.<br />

Zum anderen seien in der Nanotechnologie<br />

ungewöhnlich viele wissenschaftliche<br />

und technische Disziplinen dazu gezwungen,<br />

auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses<br />

der Natur und einer harmonisierten<br />

Fachsprache zusammenzuarbeiten.<br />

Beides stelle eine hohe Herausforderung<br />

an die Zukunft dar, nicht nur mit Blick auf<br />

eine effiziente Entwicklung von Produkten,<br />

sondern auch hinsichtlich des sicheren Umgangs<br />

bei Produktion, Weiterverarbeitung,<br />

Verwendung und Entsorgung, fasste Köhler<br />

zusammen.<br />

thbr<br />

XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit<br />

bei der Arbeit im September in Istanbul:<br />

Dr. Klaus Bartels, ehem. Generalsekretär der<br />

IVSS-Sektion Chemie, Dr. Thomas Brock, BG RCI,<br />

Leiter der Nanotechnologie-Gruppe der Sektion<br />

und Moderator, und Erdem Babaarslan vom türkischen<br />

Arbeitsministerium (v.l.). Foto: privat<br />

8


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />

22 nd World Mining Congress & Expo<br />

Sicherheit im Bergbau – eine globale Herausforderung<br />

<br />

Fotos: bgrci/he<br />

Vom 11. bis 16. September 2011 war Istanbul auch das Mekka für alle Sicherheitsexperten<br />

des Bergbaus. Aus Anlass des 22. Weltbergbau-Kongresses<br />

und des zeitgleich stattfindenden Weltkongresses für Sicherheit und Gesundheit<br />

bei der Arbeit hatte sich alles, was im Bergbau Rang und Namen hat, am<br />

Bosporus eingefunden.<br />

Der Internationalen Sektion für Prävention<br />

im Bergbau der IVSS (Internationale Vereinigung<br />

für Soziale Sicherheit) bot die Duplizität<br />

beider Kongresse die ideale Gelegenheit,<br />

aktuelle Themen rund um die Sicherheit und<br />

den Gesundheitsschutz im Bergbau vor einem<br />

breiten Fachpublikum anzusprechen,<br />

bewährte Kontakte zu vertiefen und neue<br />

Partnerschaften aufzubauen. Die Federführung<br />

der Sektion liegt bei der BG RCI.<br />

Die weltweit wachsende Nachfrage nach<br />

<strong>Rohstoffe</strong>n und Energie und die spezifische<br />

Arbeitswelt im Bergbau und in der Rohstoffgewinnung<br />

führen dazu, dass die Sicherheit<br />

der Bergleute und der Gesundheitsschutz<br />

im Bergbau nicht nur soziale Verpflichtung<br />

sind, sondern in erheblichem Umfang auch<br />

ein wirtschaftlicher Faktor. Für die Akzeptanz<br />

von Bergbauaktivitäten gelten Sicherheit<br />

und Gesundheitsschutz überall auf der<br />

Welt als unverzichtbar.<br />

Die IVSS-Sektion Bergbau hatte deshalb,<br />

wie auch bei früheren Weltkongressen, unter<br />

dem Motto „Vision 2020 – A One World<br />

Approach for a Global Preventive Network<br />

in Mining“ zu einem Symposium nach Istanbul<br />

eingeladen, das sie gemeinsam mit<br />

dem türkischen Arbeitsministerium und<br />

der Hacettepe Universität organisiert hatte.<br />

Referenten aus Deutschland, den USA, der<br />

Schweiz, der Türkei<br />

und aus Indonesien<br />

befassten sich mit der<br />

Frage, wie die Unfallraten<br />

im Bergbau gesenkt werden<br />

können, welche gesetzgeberischen<br />

Voraussetzungen hierzu zu schaffen<br />

sind, wie spezifische Risiken, wie z. B.<br />

Methangas-Konzentrationen, kontrolliert<br />

werden können und wie durch verbesserte<br />

internationale Kooperation das gemeinsame<br />

Ziel eines unfallfreien Bergbaus erfolgreich<br />

zu erreichen ist. Auf besonderes Interesse<br />

stieß der Vortrag von Mark Füllemann<br />

aus der Schweiz, der vor dem Hintergrund<br />

seiner jahrzehntelangen Erfahrungen in der<br />

Industrie auf die besondere Verantwortung<br />

des Managements für sicherheitsgerechtes<br />

Verhalten und für eine neue Sicherheitskultur<br />

in den Unternehmen einging. Dass erfolgreiche<br />

Sicherheitsarbeit auch in kleinen<br />

Steinbruchbetrieben möglich ist, zeigte Dr.<br />

Bettina Nickel, Geschäftsführerin der Johannes<br />

Nickel GmbH & Co. KG im hessischen<br />

Nidda, in ihrem Vortrag „Make it Important<br />

– Behavioural Aspects and Measures of Improving<br />

OHS in SME* Mines“.<br />

Der Präsident der IVSS-Sektion Bergbau, Theodor Bülhoff (l.), übergibt dem Generaldirektor des<br />

staatlichen türkischen Steinkohlen-Unternehmens TKK im Beisein von Helmut Ehnes, Generalsekretär<br />

der Sektion, Mustafa Simsek, stellv. TTK-Generaldirektor, und Berater Nevzat Bagli (v.l.) einen<br />

Bericht über die im Rahmen der bisherigen Zusammenarbeit entstandenen Sicherheits-Audits.<br />

<br />

Fotos: bgrci/he<br />

Erfreulicherweise war es der IVSS-Sektion<br />

Bergbau gelungen, das Thema „Arbeitsschutz“<br />

beim Weltbergbau-Kongress, dem<br />

* OHS = Occupational Health and Safety<br />

SME = Small and Medium Enterprises<br />

9


Blickpunkt<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

22 nd World Mining Congress: Der IVSS-Sektion Bergbau ist es gelungen, das Thema Arbeitsschutz erstmals in das Tagungsprogramm einzubringen.<br />

weltweit größten Kongress auf diesem Gebiet,<br />

erstmalig in das Tagungsprogramm einzubringen.<br />

Damit und mit einem zusätzlichen<br />

Informationsstand war es möglich, die<br />

mehr als 1.500 Teilnehmer aus aller Welt mit<br />

den Botschaften und Zielsetzungen der Sektion<br />

bekanntzumachen.<br />

Den Auftakt der IVSS-Programmbeiträge<br />

bildete der Keynote-Vortrag des Generalsekretärs<br />

der Bergbau-Sektion, Helmut Ehnes,<br />

zum Thema „Vision 2020: Sicherer Bergbau<br />

weltweit!“, in dem der Referent eine verstärkte<br />

internationale Zusammenarbeit einforderte,<br />

um dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen.<br />

John McEndoo, Vizepräsident der<br />

Sektion Bergbau, moderierte das anschließende<br />

IVSS-Symposium. Hier stellte Ehnes<br />

die „7 Goldenen Regeln“ der Sektion vor,<br />

die nach Ansicht führender Arbeitsschutz-<br />

Experten als Voraussetzung für erfolgreichen<br />

Arbeitsschutz gelten und die länderübergreifend<br />

zur Anwendung kommen sollten. Die<br />

besondere Verantwortung des Managements<br />

und gute Führung, gezielte Risikoanalysen,<br />

systematisches Vorgehen und die Ausbildung<br />

und Motivation aller Bergleute sind<br />

Kennzeichen dieses Programms.<br />

Die Frage, ob ein Bergbau ohne Unfälle eine<br />

Illusion oder ein realistisches Ziel ist, untersuchte<br />

Dieter Mantwill, bis vor kurzem<br />

Sicherheitschef beim deutschen Steinkohleproduzenten,<br />

der RAG Aktiengesellschaft.<br />

Mantwill, der inzwischen in einem anderen<br />

Unternehmensbereich tätig ist, beschrieb<br />

eindrucksvoll den Weg, den sein Unternehmen<br />

beschritten hat, um das Unfallrisiko<br />

in den letzten 15 Jahren um 93 Prozent auf<br />

heute 4,2 gemeldete Unfälle je 1 Mio. Arbeitsstunden<br />

zu verringern.<br />

Hans-Georg Beyer, BG RCI, Bochum, und<br />

Ramazan Karaaslan, TTK, Zonguldak, Türkei,<br />

berichteten von einem Gemeinschaftsprojekt<br />

der Sektion Bergbau mit dem türkischen<br />

Steinkohlenbergbau. Es hat zum Ziel, die<br />

hohen Unfallrisiken in der Türkei auf der Basis<br />

gemeinsam durchgeführter Sicherheitsaudits<br />

zu verbessern. Die Sektion Bergbau<br />

wird das gemeinschaftlich mit der Türkei<br />

entwickelte Know-how in der Folge auch<br />

anderen Ländern anbieten.<br />

Den Nutzen eines systematischen Vorgehens<br />

und eines Arbeitsschutz-Managementsystems<br />

beleuchtete Dr. Andreas Grimmeiß,<br />

BG RCI, Nürnberg. Er schilderte die signifikanten<br />

Unterschiede zwischen Unternehmen,<br />

welche ein durch die BG RCI zertifiziertes<br />

System einsetzen, und solchen, die<br />

dies noch nicht eingeführt haben.<br />

Weitere Vorträge zu den Themen Arbeitsschutzkultur<br />

(Gye Wan Bae, Occupational<br />

Safety and Health Agency, KOSHA, Südkorea),<br />

Biomonitoring von aromatischen Aminen<br />

und Benzo[a]pyren bei Kokereiarbeitern<br />

(Dr. Tobias Weiss, Institut für Prävention und<br />

Arbeitsmedizin, IPA, Bochum) und zum Einsatz<br />

persönlicher Schutzausrüstungen unter<br />

extremen klimatischen Bedingungen wie in<br />

Sibirien (Prof. Dr. Vladimir Rodin, Direktor,<br />

Safety Scientific Research Institute Yekaterinburg,<br />

Russland, und Prof. h.c. Karl-Heinz<br />

Noetel, Fachbereich Persönliche Schutzausrüstungen<br />

der DGUV) rundeten das IVSS-<br />

Programm ab.<br />

Wie bei solchen Anlässen üblich, waren<br />

die vielfältigen Gespräche am Rande der<br />

beiden Kongresse nicht ohne besondere<br />

Bedeutung. In einer Unterredung mit dem<br />

türkischen Minister für Energie und <strong>Rohstoffe</strong>,<br />

Taner Yildiz, wurde eine langfristige Zusammenarbeit<br />

auf dem Gebiet der Bergbausicherheit<br />

vereinbart. Das größte türkische<br />

Steinkohlenunternehmen TTK ist der Sektion<br />

Bergbau daraufhin beigetreten.<br />

Alles in allem fällt die Bilanz des Istanbuler<br />

Bergbau-Kongresses positiv aus: das Thema<br />

sicherer Bergbau gewinnt weltweit an Fahrt.<br />

<br />

he<br />

Tanz der Derwische: XIX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.<br />

10


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />

Foto: bg bau<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong>en<br />

Neue Ausbildungshalle in Bad Münder<br />

Eine neu gestaltete Ausbildungshalle für<br />

Praxislehrgänge im Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

ist Ende November in Bad Münder<br />

ihrer Bestimmung übergeben worden.<br />

Auf mehr als 600 qm können Sicherheitsfachkräfte<br />

und andere Lehrgangsteilnehmer<br />

aus den Unternehmen verschiedener Wirtschaftszweige<br />

ihr theoretisches Wissen mit<br />

praktischen Übungen unter realistischen Arbeitsplatzbedingungen<br />

kombinieren. Dazu<br />

gehören etwa Bauarbeiten mit Gerüsten an<br />

einem Rohbau, Gabelstapler-Fahrten an ei-<br />

nem Hochregallager und der sichere Umgang<br />

mit <strong>Rohstoffe</strong>n sowie die Rettung aus<br />

Schächten. Träger der Bildungsstätte sind<br />

die <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en Bauwirtschaft,<br />

Handel- und Warendistribution, <strong>Rohstoffe</strong><br />

und chemische Industrie, Nahrungsmittel<br />

und Gastgewerbe sowie Energie, Textil, Elektro<br />

und Medienerzeugnisse.<br />

Schwerpunkt der Bildungsarbeit in Bad<br />

Münder bilden fachspezifische Lehrgänge,<br />

die das Bewusstsein für Risiken schärfen<br />

und dazu beitragen, kritische Situationen<br />

im Arbeitsalltag von vornherein systematisch<br />

auszuschalten. Mit der Bildungsstätte<br />

nehmen die <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en ihren<br />

Bildungsauftrag gemeinschaftlich wahr.<br />

Das Haus bietet 120 modern ausgestattete<br />

Gästezimmer und vollwertig ausgestattete<br />

Lehrgangsräume für jeweils etwa 20 Teilnehmer.<br />

Bei rund 8.000 Gästen im Jahr ist die<br />

Bildungsstätte in Bad Münder ganz auf die<br />

Bedürfnisse der Teilnehmer eingestellt und<br />

erfreut sich großen Zuspruchs. nul<br />

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis <strong>2012</strong><br />

Die Ausschreibung für den 5. Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis<br />

(JAZ) ist angelaufen. Auszubildende, die auf besonders praxisorientierte<br />

und innovative Weise einen Beitrag zu mehr Sicherheit<br />

und Gesundheit am Arbeitsplatz entwickelt haben, können bis<br />

zum 30. Juni <strong>2012</strong> ihre Beiträge einreichen.<br />

Die Gewinner werden bei der Eröffnungsveranstaltung zur Messe<br />

„Arbeitsschutz Aktuell – Das Präventionsforum“ ausgezeichnet,<br />

die vom 16. bis zum 18. Oktober <strong>2012</strong> in Augsburg stattfindet.<br />

Für die ersten drei Platzierungen winken Preisgelder in Höhe von<br />

insgesamt 6.000 Euro.<br />

Der Deutsche Jugend-Arbeitsschutz-Preis hat das Ziel, mit innovativen<br />

Ideen und Wirtschaftlichkeit den Arbeitsschutz in Unternehmen<br />

zu verbessern. Initiator ist die<br />

Fachvereinigung Arbeitssicherheit (FASI)<br />

e.V., Dachverband der drei technisch-wissenschaftlichen<br />

Vereine „Verein Deutscher<br />

Gewerbeaufsichtsbeamter e.V. (VDGAB)“,<br />

„Verein Deutscher Revisions-Ingenieure<br />

e.V. (VDRI)“ und „Verband Deutscher Sicherheitsingenieure<br />

e.V. (VDSI)“.<br />

Unter www.jugendarbeitsschutzpreis.de sind die Teilnahmekriterien<br />

und Berichte über die Gewinnerbeiträge der Vorjahre abrufbar.<br />

Rückfragen beantwortet die Geschäftsstelle der Fachvereinigung<br />

Arbeitssicherheit (FASI) e.V. unter Telefon 0611/15755-40,<br />

E-Mail: info@fasi.de.<br />

nvs<br />

11


Blickpunkt<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Das Kongresszentrum in Weimar ist der Veranstaltungsort des Gefahrstoff-Symposiums „Schlema VII“. <br />

Fotos: bgrci/Norbert Ulitzka, wfg weimar<br />

2. – 4. Mai <strong>2012</strong>, Weimar<br />

Gefahrstoff-Symposium „Schlema VII“<br />

Die 1993 in Schlema im Erzgebirge begonnene Kongress-Reihe zur Gefahrstoff-Problematik findet in diesem Jahr in<br />

Weimar mit „Schlema VII“ ihre Fortsetzung. Tagungsort ist das dortige Kongresszentrum im Weimarhallenpark. Das<br />

Symposium findet statt in der Zeit vom 2. bis. 4. Mai <strong>2012</strong>. Veranstalter ist die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und<br />

chemische Industrie mit ihrem in Bochum beheimateten Kompetenz-Center „Institut für Gefahrstoff-Forschung – IGF“.<br />

unter der Leitung von Dr. rer. nat. Dirk Dahmann.<br />

„Schlema VII“ wird sich unter dem BG RCI-<br />

Motto „Wir verbinden Kompetenzen!“ der<br />

Aufgabe stellen, im Sinne eines integrativen<br />

Ansatzes die verschiedenen Sichtweisen der<br />

BG RCI-Branchen so zu präsentieren, dass<br />

deren Erkenntnisse durch die jeweils anderen<br />

gewinnbringend umgesetzt werden<br />

können. Insbesondere die einmalige Konstellation,<br />

dass in der BG RCI Hersteller und<br />

Nutzer von Produkten des stofflichen Bereichs<br />

unter präventiven wie versicherungsrechtlichen<br />

Gesichtspunkten unter einem<br />

Dach vereint sind, soll diesmal besondere<br />

Aufmerksamkeit finden.<br />

Themenschwerpunkte<br />

• Der rechtliche Rahmen – Neues aus dem<br />

Regelwerk<br />

• Arbeitsmedizin – Aktuelle Aspekte<br />

• Staub am Arbeitsplatz – Neue Risiken<br />

• Gefahrstoffe – Berichte aus der betrieblichen<br />

Praxis<br />

• Exkursion am Nachmittag des 3. Kongress-Tages:<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek,<br />

Weimar<br />

Die Einzelheiten entnehmen Sie bitte der nebenstehenden<br />

Kurzfassung des Programms.<br />

Anmeldung<br />

Das Symposium richtet sich vornehmlich an<br />

betriebliche und überbetriebliche Gefahrstoffexperten,<br />

an die Vertreter der Arbeitnehmer,<br />

an Ausbilder, Arbeitsmediziner,<br />

Sicherheitsingenieure, Ergonomen und Sicherheitsfachkräfte<br />

in den Unternehmen der<br />

verschiedenen Branchen der BG RCI sowie<br />

an Vertreter der Behörden und anderer Unfallversicherungsträger.<br />

Es entstehen keine<br />

Teilnahmegebühren.<br />

Das detaillierte Kongress-Programm mit der<br />

Anmeldekarte können Sie formlos unter<br />

redaktion@bgrci.de anfordern.<br />

<br />

Norbert Ulitzka, BG RCI, Bochum<br />

Eine Veranstaltung aus der protect-Reihe<br />

12


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Blickpunkt<br />

„Schlema VII“: Programm<br />

Mittwoch, 2. Mai <strong>2012</strong><br />

13.00 – 14.00 Uhr<br />

Registrierung<br />

14.00 – 14.15 Uhr<br />

Begrüßung<br />

Ulrich Meesmann, Mitglied der Geschäftsführung<br />

der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und<br />

chemische Industrie, Heidelberg<br />

Der rechtliche Rahmen – Neues aus dem<br />

Regelwerk<br />

14.15 – 14.45 Uhr<br />

(jeweils incl. 10 Minuten Diskussion)<br />

Die neue Gefahrstoff-Verordnung – Ein Erfahrungsbericht<br />

Dr. rer. nat. Thomas Brock, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Heidelberg<br />

14.45 – 15.15 Uhr<br />

Das ERB-Konzept – Was hat die Erprobung<br />

gebracht<br />

Prof. Dr. rer. nat. Helmut Blome, IFA – Institut<br />

für Arbeitsmedizin, DGUV, St. Augustin<br />

15.15 – 15.45 Uhr<br />

DNEL und DMEL – Hilfsmittel für die Praxis<br />

Prof. Dr. rer. nat. Herbert Bender, BASF SE,<br />

Ludwigshafen<br />

16.00 – 16.30 Uhr<br />

GHS – Was ändert sich bei der Gefahrstoffkennzeichnung<br />

im Betrieb Die neue TRGS 201<br />

Dipl.-Biochem. Antje Ermer, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Heidelberg<br />

16.30 – 17.00 Uhr<br />

Die neue TRGS 551 „Teer und andere Pyrolyseprodukte<br />

aus organischem Material“<br />

Dr. rer. nat. Thorsten Reinecke, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

der Bauwirtschaft, Hannover<br />

17.00 – 17.30 Uhr<br />

Der neue Fachbereich „<strong>Rohstoffe</strong> und Chemische<br />

Industrie“ der DGUV<br />

Dr. rer. nat. Michael Glück, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Heidelberg<br />

Donnerstag, 3. Mai <strong>2012</strong><br />

Arbeitsmedizin – Aktuelle Aspekte<br />

9.00 – 9.30 Uhr<br />

DGUV: Aktuelles aus der Arbeitsmedizin<br />

Dipl.-Ing. Manfred Rentrop, Deutsche Gesetzliche<br />

Unfallversicherung (DGUV), St. Augustin<br />

9.30 – 10.00 Uhr<br />

Nachgehende Vorsorge bei Quarzexposition<br />

Dr. rer. nat. Heinz Otten, Deutsche Gesetz liche<br />

Unfallversicherung (DGUV), St. Augustin<br />

10.00 – 10.30 Uhr<br />

Arbeitsmedizinische Vorsorge bei chronischer<br />

Berylliose<br />

Dr. med. Ulrike Euler, Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin<br />

11.00 – 11.30 Uhr<br />

Kieselerdeexposition und Silikose – Ergebnisse<br />

einer Kohortenstudie<br />

Dipl.-Stat. Dirk Taeger, IPA – Institut für Prävention<br />

und Arbeitsmedizin der DGUV – Institut<br />

an der Ruhr-Universität Bochum<br />

11.30 – 12.00 Uhr<br />

Ergebnisse der prospektiven Studie UroScreen<br />

zur Früherkennung von Blasenkrebs<br />

Dr. med. Matthias Kluckert, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Heidelberg<br />

12.00 – 12.30 Uhr<br />

Kohlendioxid – Neues von einem alten Grenzwert<br />

Dr. med. Christian Broding, IPA – Institut für<br />

Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV –<br />

Institut an der Ruhr-Universität Bochum<br />

Staub am Arbeitsplatz – Neue Risiken<br />

14.00 – 14.30 Uhr<br />

Der neue Grenzwert für alveolengängigen<br />

Staub – Ableitung und Kritik<br />

PD Dr. rer. medic. Peter Morfeld, Institut für<br />

Epidemiologie und Risikobewertung in der<br />

Arbeitswelt (IERA) der Evonik Industries, Essen<br />

14.30 – 15.00 Uhr<br />

Der neue Grenzwert für alveolengängigen<br />

Staub – Messtechnische Aspekte<br />

Dr. rer. nat. Markus Mattenklott, IFA – Institut<br />

für Arbeitsmedizin der DGUV, St. Augustin<br />

15.00 – 15.30 Uhr<br />

Der neue Grenzwert für alveolengängigen<br />

Staub – Möglichkeiten der regulatorischen<br />

Umsetzung<br />

Dr. rer. nat. Henning Wriedt, Beratungsstelle<br />

Arbeit & Gesundheit, Hamburg<br />

16.00 – 16.30 Uhr<br />

nepSi – eine Zwischenbilanz<br />

Dr.-Ing. Karlheinz Guldner, Verwaltungs-<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong>, Würzburg<br />

16.30 – 17.00 Uhr<br />

Carbon Nano Tubes – Chancen und Risiken<br />

einer neuen Technologie<br />

Dr. Jacques Ragot, Bayer MaterialScience AG,<br />

Leverkusen<br />

17.00 – 17.30 Uhr<br />

Qualitätssicherung für die Nanopartikel-Messtechnik<br />

– Das Nano Test Center des IGF<br />

Dr. rer. nat. Dirk Dahmann, IGF – Institut für<br />

Gefahrstoff-Forschung der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Bochum<br />

Freitag, 4. Mai <strong>2012</strong><br />

Gefahrstoffe – Berichte aus der betrieblichen<br />

Praxis<br />

9.00 – 9.30 Uhr<br />

Dieselmotoremissionen – Neues zum Stand<br />

der Technik<br />

Dr.-Ing. Heinrich Sönksen, K+S AG, Kassel<br />

9.30 – 10.00 Uhr<br />

Nanocellulose – Mögliche Produktlösungen<br />

und Gefährdungspotentiale<br />

Tiemo Arndt, Papiertechnische Stiftung (PTS),<br />

Heidenau<br />

10.00 – 10.30 Uhr<br />

Isocyanatexpositionen am Arbeitsplatz<br />

Dr. rer. nat. Bernhardt Brandt, <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Mainz<br />

11.00 – 11.30 Uhr<br />

Praxisorientierte Umsetzung der CLP-Verordnung<br />

(GHS) bei der RAG Aktiengesellschaft<br />

Andreas Herrmann, RAG Aktiengesellschaft,<br />

Bottrop<br />

11.30 – 12.00 Uhr<br />

Der Einsatz von Servicefirmen bei Reinigungs-,<br />

Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

Dr. rer. nat. Ralf Hebisch, Bundesanstalt für<br />

Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA),<br />

Dortmund<br />

12.00 – 12.30 Uhr<br />

Wie staubig ist dieses Produkt – DIN EN 15051<br />

in der Praxis<br />

Dipl.-Ing. Klemens Möcklinghoff, IGF – Institut<br />

für Gefahrstoff-Forschung der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie,<br />

Bochum<br />

12.30 Uhr<br />

Resümee und Ausblick<br />

Post-Congress<br />

14.00 Uhr<br />

Audio Guide-Besichtigung des Rokokosaals<br />

im Historischen Gebäude der Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek, Weimar, und Kurzführung<br />

durch das neue Studienzentrum<br />

13


Aus den Branchen<br />

Baustoffe - Steine - Erden<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

1996 hat das „Röntgenmobil“ seine Arbeit aufgenommen und steuert bis zu vier Betriebe am<br />

Tag an. Es bündelt Fachkompetenz und Technik auf kleinem Raum: Die Untersuchungen im Truck<br />

gehen wesentlich schneller vonstatten als ein Besuch in der betriebsärztlichen Praxis. Das Team<br />

der mobilen Röntgenanlage arbeitet in zwei Schichten mit jeweils drei Personen: Wolfgang Pohle,<br />

Jutta Adler, Simone Freiberger (Bild rechts außen, v. l.). Fotos: bgrci/prävention, Thomas Toth<br />

Mobile Arbeitsmedizin – stets nah am Menschen *<br />

Mit ihrem 19 Meter langen Untersuchungs-Truck bringt die <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie arbeitsmedizinische Vorsorge<br />

unmittelbar in die Betriebe. In der rollenden Arztpraxis untersuchen Experten<br />

die Beschäftigten auf Erkrankungen durch Staubbelastungen am Arbeitsplatz.<br />

Bei einem Stopp in Mainz-Amöneburg hat sich das BG RCI.magazin die<br />

mobile Vorsorge angeschaut.<br />

und berät die Patienten im Arztraum des<br />

„Röntgenmobils“, wie die dreiköpfige Besatzung<br />

ihre fahrende Praxis selbst gern<br />

nennt. Zum Team gehören neben der Ärztin<br />

Fahrer und Röntgenassistent. Es wechselt<br />

sich alle zwei Wochen ab.<br />

Schon frühmorgens strömen die ersten<br />

Mitarbeiter der Firma Sopro Bauchemie<br />

GmbH mit Sitz in Wiesbaden zu dem weißblauen<br />

Truck, der auf dem asphaltierten<br />

Betriebshof für sie bereitsteht. Der Grund:<br />

Bei der Produktion von Baustoffen und<br />

Produkten für Fliesentechnik kann Quarzstaub<br />

freigesetzt werden, der zu der Lungenerkrankung<br />

Silikose führen kann. Wird<br />

der feine Staub eingeatmet, vernarbt die<br />

Lunge, wodurch sie weniger Sauerstoff<br />

aufnehmen kann. Die Folge: eine „Staublunge“.<br />

Schutz gegen diese Gesundheitsgefährdung<br />

bietet eine Atemschutzmaske<br />

– wenn sie regelmäßig getragen und richtig<br />

benutzt wird. Auch bei Sopro gehört<br />

diese persönliche Schutzausrüstung zur<br />

Ausstattung der Mitarbeiter, die heute hier<br />

antreten.<br />

Zwischen dem Einatmen von Staub bis zum<br />

Ausbruch der Silikose können Jahrzehnte<br />

vergehen. „Deshalb setzen wir auf Prävention<br />

– also die regelmäßige Aufklärung<br />

über die Gesundheitsgefahren – und eine<br />

Früherkennung möglicher Krankheitssymptome“,<br />

berichtet Simone Freiberger. Die<br />

Fachärztin für Arbeitsmedizin untersucht<br />

Eine kleine Stahltreppe führt in die Aufnahme,<br />

wo Wolfgang Pohle die Beschäftigten<br />

in Empfang nimmt. Er ist Fahrer des ungewöhnlichen<br />

Lasters und steuert pro Tag bis<br />

zu vier Betriebe an. Vor Ort erfasst Pohle<br />

Namen, Gewicht und Größe der angetretenen<br />

Mitarbeiter in einer digitalen Karteikarte.<br />

„Wenn wir vor Ort sind und während der<br />

Arbeitszeit die Untersuchungen anbieten,<br />

erreichen wir auch Mitarbeiter, die eher selten<br />

einen Hausarzt aufsuchen“, nennt Pohle<br />

ein wichtiges Argument für den Einsatz<br />

des Röntgenmobils. „Zudem ersparen wir<br />

den Unternehmen jedes Jahr circa 10.000<br />

14


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />

Baustoffe - Steine - Erden<br />

Stunden Arbeitsausfall durch zeitlich optimierte<br />

Untersuchungen und entfallende<br />

Wegezeiten.“<br />

Im Nachbarraum geht es direkt mit den<br />

medizinischen Untersuchungen los. Jutta<br />

Adler, medizinisch-technische Röntgenassistentin,<br />

misst den Blutdruck und erstellt<br />

digitale Röntgenbilder der Lungen.<br />

Dabei sind die zu Untersuchenden einer<br />

nur sehr geringen Strahlendosis ausgesetzt,<br />

wie sie etwa bei einem Transatlantikflug<br />

auftritt. Ein zusätzlicher Lungenfunktionstest<br />

zeigt, wie gut die Atmung<br />

funktioniert. Abschließend fügt Adler<br />

dem elektronischen Datenblatt des Versicherten<br />

die Ergebnisse ihrer Untersuchungen<br />

an. So stehen schließlich alle aufgenommenen<br />

Gesundheitsdaten und das<br />

digi tale Röntgenbild zeitgleich zur Verfü -<br />

gung.<br />

Bei Simone Freiberger laufen alle Fäden zusammen.<br />

Aus Gründen der nötigen Diskretion<br />

hat die arbeitsmedizinische Fachärztin,<br />

die seit 2004 mobile Untersuchungen<br />

durchführt, einen separaten Arbeitsplatz<br />

im Röntgenmobil. Hier kann sie in Ruhe<br />

mit ihren Probanden sprechen. Das ist<br />

wichtig, damit sie aktiv Aufklärungsarbeit<br />

leisten kann: „Vielen Mitarbeitern sind Risiken<br />

und Folgen einer Silikose kaum bewusst“,<br />

gibt sie zu bedenken. Die durch<br />

Quarzstaub induzierte Silikose ist irreparabel,<br />

einmal begonnen, schreitet sie in der<br />

Lunge stetig fort. Deshalb sind die alle drei<br />

Jahre angesetzten Arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorgeuntersuchungen und deren Dokumentation<br />

so wichtig. Freiberger: „Bei<br />

unseren Besuchen werden Veränderungen<br />

bei den Mitarbeitern, die durch ihre Tätigkeit<br />

gefährdet seien könnten, frühzeitig<br />

sichtbar.“ Häufig berät Frau Freiberger<br />

außerdem auch zu Fragen der richtigen<br />

Ernährung bei Übergewicht, zu Bluthochdruck<br />

und Raucherentwöhnung.<br />

Und was passiert, wenn das medizinische<br />

Team bei der Untersuchung auf dem Betriebshof<br />

Anzeichen für eine Silikose feststellt<br />

„Dann sprechen wir mit dem Mitarbeiter,<br />

und die <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

schaltet sich ein, zusätzlich werden die<br />

Betroffenen an einen Facharzt für Lungenkrankheiten<br />

verwiesen“, erklärt Freiberger.<br />

Der gute Gesundheitszustand der Mitarbeiter<br />

in Amöneburg zeigt: die erfolgreiche<br />

Präventionsarbeit des Betriebs und des<br />

rollenden Praxisteams ergänzen sich in<br />

optimaler Weise.<br />

<br />

Thomas Toth, Wiesbaden<br />

* aus: DGUV Arbeit & Gesundheit 11/12 2011<br />

15


Aus den Branchen<br />

Bergbau<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Erstmals waren auch Vertreter der Bergleute von der Saar bei der Auszeichnung der<br />

unfallfreien Reviere an Rhein und Ruhr dabei, begrüßt vom BG RCI-Branchenbeirat<br />

Mirko Skela (r.) und RAG-Vorstandsmitglied Jürgen Eikhoff (2. v. r.). Bisher hatten die<br />

Saar-Bergleute ein eigenes Prämiensystem.<br />

Mirko Skela begrüßt die Vertreter der unfallfreien Reviere<br />

auf Zollern II/IV im Namen des Branchenbeirats Bergbau<br />

der BG RCI. <br />

Fotos: bgrci/Thomas Hölken<br />

„Eine Bestätigung für die Wirksamkeit der Prävention“<br />

Branchenprävention Bergbau der BG RCI prämiert unfallfreie Reviere<br />

Sicherheit hat Tradition – auch im Bergbau. Seit rund 20 Jahren zeichnet die<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> jährlich besondere sicherheitliche Leistungen im Bereich<br />

der Steinkohle aus. Im November war es wieder so weit: Vertreter von<br />

35 Revieren an Rhein, Ruhr, aus Ibbenbüren und von der Saar nahmen im<br />

Dortmunder Industriemuseum Zeche Zollern II/IV Urkunden und Prämien in<br />

Empfang.<br />

Erstmals waren bei dieser Auszeichnungsrunde<br />

auch Bergleute von der Saar dabei.<br />

Mit der Entstehung der neuen <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemische Industrie<br />

war es auch für den Branchenbeirat<br />

Bergbau eine Selbstverständlichkeit, den<br />

gesamten deutschen Steinkohlenbergbau<br />

und die mit ihm verbundenen Unternehmen<br />

in den Wettbewerb mit einzubeziehen.<br />

Insgesamt 109 Reviere und Betriebsbereiche<br />

hatten sich um die Auszeichnung beworben.<br />

Aber nicht jeder erfüllt die Kriterien.<br />

Prämiert werden Mannschaften, die mindestens<br />

doppelt so viele Arbeitsstunden unfallfrei<br />

geleistet haben wie der Durchschnitt<br />

vergleichbarer Steinkohlenreviere. Typische<br />

Tätigkeitsbereiche der Reviere sind Abbau,<br />

Vortrieb, Logistik oder Instandhaltung. Ob<br />

die geforderten Kriterien, in der Regel über<br />

einen Zeitraum von einem Jahr, erfüllt sind,<br />

darüber befindet der Branchenbeirat Bergbau<br />

der BG RCI. Diese Betriebsbereiche waren<br />

diesmal erfolgreich:<br />

• dh mining systems, Dortmund: Mechanische<br />

Bearbeitung Halle 2<br />

• RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH: Kraftwerk<br />

Block B, Reviere 150/Baustellen und<br />

Sanierungen von Bunkeranlagen, 151/<br />

Senkrevier,<br />

• RAG Bergwerk Auguste Victoria, Marl: Reviere<br />

015, 016, 036, 057, 158, 159, 220,<br />

255, 267; Bereich Logistik und Transport<br />

unter Tage: Reviere 233, 236, 238, 239,<br />

333<br />

• RAG Bergwerk Ost, Hamm: Reviere 021/<br />

Abbau, 253/Maschinen-Technik/Schächte/Transport<br />

• RAG Bergwerk Prosper-Haniel, Bottrop:<br />

Reviere 006/Abbau, 007/Abbau, 047/<br />

Herrichten<br />

• RAG Bergwerk Saar, Ensdorf: Duhamel,<br />

Reviere 232, 378<br />

• RAG Servicebereich Technik und Logistikdienste,<br />

Bottrop: Logistik Ruhr und Saar,<br />

Zentralwerkstatt Prosper<br />

• RAG Bergwerk West, Kamp-Lintfort: Reviere<br />

003, 077, 079, 231, 236, 330<br />

• Thyssen Schachtbau, Mülheim: Bereich<br />

Bergbau, Betriebsstelle Prosper-Haniel<br />

• Thyssen Schachtbau, Mülheim: Bereich<br />

Schachtbau und Bohren, Bohrbetrieb<br />

Insgesamt repräsentieren die ausgezeichneten<br />

Bereiche und Betriebsstätten mehr als<br />

Ein historischer Tiefstand bei der Unfallkennziffer:<br />

RAG-Vorstandsmitglied Jürgen Eikhoff rief<br />

die enormen Anstrengungen in Erinnerung, die<br />

zu diesem Ergebnis geführt haben.<br />

3.200 Beschäftigte. „Aber auch alle anderen<br />

gemeldeten Reviere, die oft nur knapp an<br />

der statistischen Hürde des Gesamtdurchschnitts<br />

gescheitert sind, haben gezeigt,<br />

welch hohen Stellenwert die Arbeitssicher-<br />

16


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />

Bergbau<br />

„365 Orte im Land der Ideen“<br />

TU Clausthal:<br />

Akustischer Geo-Scanner<br />

ausgezeichnet<br />

Prof. Dr. Hossein Tudeshki, Lehrstuhlinhaber für Tagebau<br />

und Internationalen Bergbau an der Technischen<br />

Universität Claus thal, ist für die Entwicklung<br />

des „Akustischen Geo-Scanners“ als Preisträger<br />

im Rahmen des bundesweiten Innovationswettbewerbs<br />

„365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet<br />

worden.<br />

Eine gewaltige Maschine mit 500 Tonnen Presskraft: Uwe Graute, Volker Klose und Axel Schneider<br />

sowie weitere Vertreter des Bergwerks Auguste Viktoria sind stolz auf ihre Entwicklung einer Bolzendrückvorrichtung.<br />

<br />

Foto: Axel Schneider<br />

heit im deutschen Steinkohlenbergbau innehat“,<br />

resümierte Mirko Skela, Mitglied<br />

des Branchenbeirats Bergbau der BG RCI<br />

und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender<br />

auf Prosper-Haniel.<br />

Jürgen Eikhoff, Mitglied des Vorstands der<br />

RAG Aktiengesellschaft, hob in seinem Gruß<br />

an die Vertreter der prämierten Reviere einen<br />

anderen Aspekt hervor: „Derzeit haben<br />

wir im Steinkohlenbergbau eine Unfallkennziffer<br />

von 4,2 Unfällen je 1 Million geleisteter<br />

Arbeitsstunden. Das ist ein historischer<br />

Tiefstand, der sich auch im internationalen<br />

Vergleich sehen lassen kann.“ Um diesen<br />

Stand sei in den vergangenen Jahrzehnten<br />

hart gerungen worden, beschrieb Eikhoff<br />

den Prozess, Arbeits-, Gesundheits- und<br />

Umweltschutz in dem Bergbau-Unternehmen<br />

systematisch zu strukturieren. Dieses<br />

Vorhaben sei begleitet gewesen von vielen<br />

großen und schmerzlichen Herausforderungen.<br />

Personalabbau, Stilllegungen und die<br />

Verlegung von Mitarbeitern hätten für alle<br />

Beteiligten enorme zusätzliche Belastungen<br />

bedeutet. Das gemeinsame Ziel, die Zahl der<br />

Unfälle zu senken, habe jedoch alle Akteure<br />

vereint und enger zusammenrücken lassen.<br />

Eikhoff: „Der Rückgang der Unfallzahlen bestätigt<br />

dem Unternehmen und der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

die vorbildliche Fürsorge und<br />

die Wirksamkeit ihrer Präventionsarbeit.“<br />

BG RCI zeichnet auch<br />

Bolzendrückvorrichtung aus<br />

Auf Zollern wurde nicht nur die Arbeit unfallfreier<br />

Reviere ausgezeichnet. Prämiert<br />

wurde auch der Erfindungsgeist dreier Mitarbeiter<br />

des Bergwerks Auguste Victoria in<br />

Marl. Uwe Graute, Volker Klose und Axel<br />

Schneider haben eine gewaltige Pressvorrichtung<br />

entwickelt, um die Demontage des<br />

Schildausbaus unter Tage weiter zu vereinfachen<br />

und damit sicherer und schneller zu<br />

machen. Hauptkappe und Bruchschild eines<br />

Schildausbaus, der den Gewinnungsbereich<br />

vor hereinbrechendem Gestein schützt, sind<br />

mit großen, schweren Bolzen verbunden,<br />

den sogenannten Hauptkappenbolzen. Sie<br />

können im Fall der Demontage nicht einfach<br />

gezogen werden, sondern lassen sich nur<br />

äußerst mühsam und aufwendig, oft auch<br />

unter Einsatz von Fremdfirmen, entfernen.<br />

Meist bleibt nur das Sägen der Bolzen<br />

oder das Ausbrennen mithilfe von Sauerstofflanzen.<br />

Graute, Klose und Schneider<br />

gehen einen anderen Weg und setzen ihre<br />

Bolzendrückvorrichtung ein. Sie drückt die<br />

Hauptkappenbolzen bei einem Druck von<br />

300 bar und einer Presskraft von 500 Tonnen<br />

heraus und erleichtert die schwere Arbeit<br />

enorm. Der Bau der Drückvorrichtung erfolgte<br />

in Zusammenarbeit mit der Maschinenfabrik<br />

Glückauf in Gelsenkirchen. Statt vier<br />

bis fünf Stunden pro Schild dauert der Arbeitsvorgang<br />

des Einraubens jetzt keine 45<br />

Minuten – auch nach Auffassung der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

unter den Gesichtspunkten<br />

der Arbeitssicherheit, der Ergonomie und<br />

der Kostenersparnis ein Vorzeigeprojekt.<br />

<br />

Norbert Ulitzka, BG RCI, Bochum<br />

Das akustische Scanverfahren erkennt anhand von<br />

Körperschallschwingungen die Mineralbeschaffenheit<br />

einer Lagerstätte. Jeder Gesteinsart – ob<br />

beispielsweise Ton, Sand oder Kies – kann bei<br />

Reibung eine spezifische Schwingung zugeordnet<br />

werden, deren „Klang“ als eindeutiges Erkennungsmerkmal<br />

dient. Der Geo-Scanner war eine<br />

von 2.600 Bewerbungen für den Preis. Schon auf<br />

der Internationalen Baumaschinen-Messe Bauma<br />

2010 war ihm der „Innovation Award“ zuerkannt<br />

worden.<br />

Mit der Auszeichnung für den Geo-Scanner reiht<br />

sich das Institut für Bergbau an der TU Clausthal ein<br />

in den Kreis von 365 Preisträgern, die jährlich von<br />

der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“<br />

und der Deutschen Bank unter der Schirmherrschaft<br />

des Bundespräsidenten prämiert werden.<br />

Udo Rzesacz, Repräsentant des Geldinstituts,<br />

hob hervor, dass der Geo-Scanner nicht nur für<br />

den Bergbau eine herausragende Innovation darstelle,<br />

die mit ihrem Potenzial einen Beitrag zur<br />

Ressourcenschonung sowie zur Reduzierung des<br />

Energiebedarfs leiste. Universitätspräsident Prof.<br />

Dr. Thomas Hanschke unterstrich die große Bedeutung<br />

des Bergbaus für die TU Clausthal und wies<br />

auf die lange Clausthaler Tradition der Bergbau-<br />

Erfindungen hin, die durch den akustischen Scanner<br />

nun eine Fortsetzung erfahre. nul<br />

Lagerstätten an ihrem „Klang“ erkennen: Prof. Dr.<br />

Hossein Tudeshki (l.) sammelt mit seinem Geo-Scanner<br />

zahlreiche Auszeichnungen ein.Foto: TU Clausthal<br />

17


Aus den Branchen<br />

Bergbau<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Neue Rechtsprechung zum Berufskrankheitenrecht *<br />

Zur Entscheidung des Bundessozialgerichts vom<br />

17. Mai 2011 zur Berufskrankheit Nr. 4111 1<br />

Von Dirk Dahm<br />

Am 1. Dezember 1997 ist die Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) vom 31. Oktober 1997 (BGBl. I S. 2623) in Kraft getreten.<br />

Sie hat – wie schon im Entwurf einer Berufskrankheiten-Verordnung des Bundesministers für Arbeit und Soziales<br />

vorgesehen – in ihrer Anlage als Nr. 4111 die chronische obstruktive Bronchitis oder Emphysem von Bergleuten<br />

unter Tage im Steinkohlenbergbau bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Dosis von in der Regel 100 Feinstaubjahren<br />

[(mg/m³) x Jahre] aufgenommen. Diese Berufskrankheit hat – wie keine andere – die Sozialgerichtsbarkeit<br />

beschäftigt. 2 Selbst das Bundesverfassungsgericht ist wiederholt angerufen worden. 3<br />

Schon in den ersten Entscheidungen zur Berufskrankheit<br />

nach Nr. 4111 stand immer wieder<br />

die der Berufskrankheit durch § 6 Abs. 1<br />

BKV (a.F.) beigefügte Rückwirkungsklausel<br />

(Stichtagsregelung) im Vordergrund. 4 § 6<br />

Abs. 1 BKV (a.F.) lautete wie folgt: „Leidet<br />

ein Versicherter am 1. Dezember 1997 an<br />

einer Krankheit nach Nummer ... oder 4111<br />

der Anlage zur BKV, ist diese auf Antrag als<br />

Berufskrankheit anzuerkennen, wenn der<br />

Versicherungsfall nach dem 31. Dezember<br />

1992 eingetreten ist.“<br />

Nach Art. 1 Nr. 2 b der Verordnung zur Änderung<br />

der Berufskrankheiten-Verordnung vom<br />

5. September 2002 (BGBl. I S. 3541) ist § 6<br />

BKV dahingehend geändert worden, dass<br />

die bisherigen Absätze 1 bis 4 die Absätze<br />

2 bis 5 geworden sind.<br />

Durch Art. 1 Nr. 2 d der Zweiten Verordnung<br />

zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung<br />

vom 11. Juni 2009 (BGBl. I S. 1273) ist<br />

§ 6 Abs. 3 Satz 2 BKV eingefügt worden. Danach<br />

ist eine Erkrankung nach Nummer 4111<br />

der Anlage (ab 1.7.2009 Anlage 1) zur BKV<br />

auch dann als Berufskrankheit anzuerkennen,<br />

wenn die Erkrankung bereits vor dem<br />

1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetreten und einem Unfallversicherungsträger<br />

bis zum 31. Dezember<br />

2009 bekannt geworden ist. Diese neue<br />

Regelung in § 6 BKV, die am 1. Juli 2009 in<br />

Kraft getreten ist (Art. 2 der Zweiten Verordnung<br />

zur Änderung der Berufskrankheiten-<br />

Verordnung), ist auch streitentscheidend in<br />

der nachfolgend wiedergegebenen neuen<br />

Entscheidung des Bundessozialgerichts.<br />

Die neue Entscheidung des Bundessozialgerichts<br />

vom 17. Mai 2011<br />

Der Streitsache liegt im Wesentlichen folgender<br />

Sachverhalt zugrunde: Der Kläger, der im<br />

Bergbau vorwiegend als Maschinenhauer<br />

tätig war, macht die Gewährung einer Entschädigung<br />

aus Anlass einer Berufskrankheit<br />

nach Nr. 4111 der Anlage 1 zur BKV geltend.<br />

Auf eine ärztliche Anzeige über den<br />

Verdacht des Vorliegens einer BK 4111 vom<br />

26. Oktober 1998 lehnte die Beklagte die<br />

Feststellung und Entschädigung dieser Berufskrankheit<br />

ab, weil der Versicherungsfall<br />

nicht nach dem 31. Dezember 1992 eingetreten<br />

sei (Bescheid vom 23. 9. 1999 in der<br />

Fassung des Widerspruchsbescheides vom<br />

4. 2. 2000). Hiergegen hat der Kläger Klage<br />

vor dem Sozialgericht erhoben.<br />

Nachdem durch die Zweite Verordnung zur<br />

Änderung der BKV vom 11. Juni 2009 zum<br />

1. Juli 2009 § 6 Abs. 3 Satz 2 BKV mit der<br />

eingangs erwähnten Rechtsfolge eingefügt<br />

worden war, stellte die Beklagte während<br />

des Klageverfahrens das Recht auf eine<br />

Verletztenrente nach einer Minderung der<br />

Erwerbsfähigkeit (MdE) von 20 v.H. fest;<br />

sie räumte mit Bescheid vom 25. September<br />

2009 Zahlungsansprüche für Zeiten ab<br />

1. <strong>Januar</strong> 2005 ein und teilte mit, dass als<br />

Zeitpunkt des Versicherungsfalls der 17. <strong>Februar</strong><br />

1983 gelte. Das Sozialgericht hat die<br />

Klagen, im Wesentlichen auf Verurteilung<br />

zur Zahlung der Verletztenrente bereits für<br />

Zeiten ab 26. Oktober 1998 gerichtet, durch<br />

Urteil vom 30. Juli 2010 abgewiesen. Nach<br />

§ 6 Abs. 6 Satz 2 BKV könnten Leistungen<br />

rückwirkend längstens für einen Zeitraum<br />

bis zu vier Jahren vor dem Jahr erbracht werden,<br />

in dem der Antrag gestellt worden sei;<br />

dieser Antrag hätte wirksam nicht vor dem<br />

1. Juli 2009 gestellt werden können, da erst<br />

zu diesem Zeitpunkt durch die 2. BKV-ÄndV<br />

die Anerkennung einer vor dem 1. <strong>Januar</strong><br />

1993 eingetretenen Erkrankung als BK 4111<br />

ermöglicht worden sei.<br />

Das Bundessozialgericht hat die zulässige<br />

(Sprung-)Revision zurückgewiesen; ein Zahlungsanspruch<br />

unter Berücksichtigung auch<br />

von Zeiten vor dem 1. <strong>Januar</strong> 2005 stehe dem<br />

Kläger nicht zu.<br />

Das Revisionsgericht weist zunächst zutreffend<br />

darauf hin, dass der Versicherungsfall<br />

der BK 4111 nicht kraft normativer Bestimmungen<br />

mit dem Eintritt der Erkrankung am<br />

17. <strong>Februar</strong> 1983 vorgelegen habe. 5 Nach der<br />

zu diesem Zeitpunkt geltenden Vorschrift<br />

des § 551 Abs. 1 Satz 2 RVO i.V.m. § 1 der<br />

Siebenten Berufskrankheiten-Verordnung<br />

vom 20. Juni 1968 seien Berufskrankheiten<br />

nur diejenigen Krankheiten, welche die<br />

Bundesregierung durch Rechtsverordnung<br />

mit Zustimmung des Bundesrates als Berufskrankheiten<br />

bezeichnet (Listen-BK); in<br />

der Anlage zur BKVO sei die BK 4111 indes<br />

nicht enthalten gewesen. Die Erkrankung<br />

„Chronische obstruktive Bronchitis oder<br />

Emphysem von Bergleuten unter Tage im<br />

Steinkohlenbergbau bei Nachweis der Einwirkung<br />

einer kumulativen Dosis von in der<br />

Regel 100 Feinstaubjahren [(mg/m³) x Jahre]“<br />

sei erst mit Wirkung vom 1. Dezember<br />

18


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin<br />

Aus den Branchen<br />

Bergbau<br />

1997 (§ 8 Abs. 1 BKV) als BK 4111 in die Anlage<br />

der BKV vom 31. Oktober 1997 aufgenommen<br />

worden.<br />

Allerdings sei der Versicherungsfall der BK<br />

4111 auch nicht mit dem Inkrafttreten der<br />

BKV am 1. Dezember 1997 nach der § 551<br />

Abs. 1 Satz 2 RVO entsprechenden Nachfolgeregelung<br />

des § 9 Abs. 1 Satz 1 SGB VII<br />

i.V.m § 1 BKV und der Anlage hierzu eingetreten;<br />

allein mit dem Vorliegen der seit 17.<br />

<strong>Februar</strong> 1983 bestehenden Erkrankung am<br />

1. Dezember 1997 sei, auch wenn sie infolge<br />

einer den Versicherungsschutz nach<br />

§§ 2, 3 oder 6 SGB VII begründenden Tätigkeit<br />

verursacht worden sei, der Tatbestand<br />

der BK 4111 noch nicht erfüllt gewesen. 6 Er<br />

habe außerdem vorausgesetzt, dass die Erkrankung<br />

nach dem 31. Dezember 1992 aufgetreten<br />

sei; das ergebe sich aus § 6 Abs. 1<br />

BKV a.F., wonach eine am 1. Dezember 1997<br />

bestehende Krankheit nach 4111 nur dann auf<br />

Antrag als BK anzuerkennen sei, wenn der<br />

Versicherungsfall „nach dem 31. Dezember<br />

1992“ eingetreten sei.<br />

Der Versicherungsfall der BK 4111 sei beim<br />

Kläger erst am 1. Juli 2009 eingetreten; erst<br />

zu diesem Zeitpunkt sei deren Anerkennung<br />

für vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetretene Erkrankungen<br />

eröffnet worden: Nach § 6 Abs.<br />

3 Satz 2 BKV sei eine Erkrankung nach Nr.<br />

4111 auch dann als Berufskrankheit anzuerkennen,<br />

wenn die Erkrankung bereits vor<br />

dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetreten und einem<br />

Unfallversicherungsträger bis zum 31. Dezember<br />

2009 bekannt geworden sei. Die Voraussetzungen<br />

dieser Vorschrift hat das Revisionsgericht<br />

als erfüllt angesehen; von der<br />

1983 beim Kläger aufgetretenen Erkrankung<br />

hat die Beklagte 1998 Kenntnis erlangt.<br />

§ 6 Abs. 3 Satz 2 BKV sei indes am 1. Juli<br />

2009 in Kraft getreten und entfalte daher<br />

erst ab diesem Tag Rechtswirkungen. Das<br />

BSG beruft sich in diesem Zusammenhang<br />

auf Art. 82 Abs. 2 Satz 1 und 2 GG und betont<br />

zu Recht, dass erst das Inkrafttreten<br />

einer Rechtsnorm zur Wirksamkeit der Gestaltungsanordnung<br />

führt. 7 Ergänzend geht<br />

das Revisionsgericht auf den Entwurf der<br />

Bundesregierung zur 2. BKV-ÄndV ein. Darin<br />

werde ausgeführt, dass die zeitliche Begrenzung<br />

der rückwirkenden Anerkennung bereits<br />

bestehender Erkrankungsfälle bei der<br />

BK 4111 nicht sachgerecht sei. 8 Indem von<br />

der „rückwirkenden Anerkennung“ die Rede<br />

sei, werde nicht schon der in der BKV nicht<br />

erklärte Wille verdeutlicht, dass die Rechtsfolge<br />

des Eintritts des Versicherungsfalls der<br />

BK 4111 wegen einer vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993<br />

aufgetretenen Erkrankung bereits vor dem<br />

1. Juli 2009 eintreten soll; § 6 Abs. 3 Satz 2<br />

BKV ziele darauf ab, entgegen dem früheren<br />

Recht ab dem 1. Juli 2009 die Anerkennung<br />

einer vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 aufgetretenen<br />

Erkrankung als Versicherungsfall<br />

der BK 4111 zu eröffnen, ohne den Zeitpunkt<br />

der Einführung der BK 4111 zum 1. Dezember<br />

1997 oder der Erweiterung des sachlichen<br />

Anwendungsbereiches zum 1. Juli 2009 in<br />

Frage zu stellen. 9 Nicht die rückwirkende Anerkennung<br />

der BK 4111, sondern lediglich die<br />

Anerkennung der zurück- (vor dem 1.1.1993)<br />

liegenden Erkrankungen als BK 4111 sollte<br />

eingeräumt werden; hätte die Bundesregierung<br />

bei einer vor dem 1. <strong>Januar</strong> 1993 aufgetretenen<br />

Erkrankung den Versicherungsfall<br />

der BK 4111 bereits vor dem 1. Juli 2009 einführen<br />

wollen – und dieser Auffassung des<br />

BSG ist ausdrücklich zuzustimmen –, hätte<br />

es einer rückwirkenden Inkraftsetzung des<br />

§ 6 Abs. 3 Satz 2 BKV bedurft. Das Revisionsgericht<br />

kommt damit überzeugend zu dem<br />

Ergebnis, dass wegen des am 1. Juli 2009<br />

eingetretenen Versicherungsfalls der BK<br />

4111 Zahlungsansprüche vor dem 1. <strong>Januar</strong><br />

2005 ausgeschlossen sind; § 6 Abs. 6 Satz<br />

2 BKV legt den Umfang des erst aufgrund der<br />

Inkraftsetzung des neuen BK-Tatbestandes<br />

entstandenen Leistungsanspruchs fest. Danach<br />

werden Leistungen rückwirkend längstens<br />

für einen Zeitraum bis zu vier Jahren ab<br />

Beginn des Jahres erbracht, in dem der Antrag<br />

gestellt worden ist. Hierzu hat das BSG<br />

festgehalten, dass ein solcher Antrag vom<br />

Sozialgericht zwar nicht festgestellt worden<br />

ist, die Vorschrift des § 6 Abs. 6 Satz 2<br />

BKV aber auch auf den in § 6 Abs. 3 Satz 2<br />

BKV geregelten Fall anzuwenden ist, dass<br />

einem Unfallversicherungsträger die vor dem<br />

1. <strong>Januar</strong> 1993 eingetretene Erkrankung (bis<br />

zum 31. 12. 2009) auch ohne Antrag bekannt<br />

wird. 10 <br />

Dirk Dahm, Bochum<br />

1 Az.: B 2 U 19/10 R.<br />

2 Zu ersten Entscheidungen der Sozialgerichte<br />

zur Emphysembronchitis vgl. Dahm in<br />

Kompass 1998, S. 64.<br />

3 U.a. Beschluss des BVerfG vom 23.6.2005 –<br />

1 BvR 235/00 – zu diesem Beschluss auch<br />

Dahm in: Kompass 5/6 2005, S. 4 – oder<br />

Beschluss des BVerfG vom 30.3.2007 –<br />

1 BvR 3144/06 – zu diesem Beschluss Dahm<br />

in: BG 2007, S. 397.<br />

4 Rechtsprechungsbeispiele für die streitentscheidende<br />

Bedeutung der Stichtagsregelung<br />

bei Dahm in: Kompass 1/2 2001, S. 7.<br />

5 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 13.<br />

6 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 14.<br />

7 Das Revisionsgericht nimmt insoweit ausdrücklich<br />

Bezug auf BSG vom 16.3.2010 – B 2<br />

U 8/09 R – SozR 4 – 2700 § 63 Nr. 5 RdNr. 17.<br />

8 Vgl. BT-Drucks. 242/09 S. 12 zu Nr. 2 Buchst. d.<br />

9 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 19.<br />

10 BSG vom 17.5.2011, Rd.- Nr. 23.<br />

* aus: WzS 10/11, 295 ff.<br />

19


Aus den Branchen<br />

Chemische Industrie<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Section on Prevention in the Chemical Industry<br />

20. – 21. Juni <strong>2012</strong>, Frankfurt am Main<br />

Druck entspannt betrachten – Wissen vertiefen<br />

Workshop der IVSS-Sektion Chemie während der ACHEMA<br />

„Gase unter Druck – Druck entspannt betrachtet“ – unter diesem Motto veranstaltet die Sektion Chemie der Internationalen<br />

Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) am 20. und 21. Juni <strong>2012</strong> während der ACHEMA in Frankfurt am Main<br />

einen internationalen Workshop.<br />

Ein abwechslungsreiches, breit gefächertes<br />

Programm mit renommierten Referenten<br />

erwartet die Besucherinnen und Besucher.<br />

Neben den Fachvorträgen ist die Podiumsdiskussion<br />

zum Thema „Sauerstoff“ ein<br />

Schwerpunkt der Veranstaltung. Nutzen<br />

Sie die Gelegenheit, sich auf dem Gebiet<br />

der Druckgase einen aktuellen Überblick zu<br />

verschaffen. Alle Vorträge und Diskussionen<br />

werden simultan ins Deutsche, Englische<br />

und Französische übersetzt.<br />

Der Workshop steht allen Interessierten<br />

offen. Die Teilnahme ist kostenfrei, jedoch<br />

ist eine Anmeldung erforderlich. Hinweise<br />

hierzu sind abrufbar unter www.issa.int/<br />

prevention-chemistry oder www.bgrci.de/<br />

wir-ueber-uns/ivss/chemische-industrie/<br />

sowie bei der IVSS-Sektion Chemie, c/o<br />

BG RCI, Postfach 10 14 80, 69004 Heidelberg.<br />

Antje Ermer und Dr. Joachim Sommer,<br />

<br />

BG RCI, Heidelberg<br />

Programm<br />

Mittwoch, 20. Juni <strong>2012</strong><br />

10.00 Uhr<br />

Begrüßung<br />

Dr. Erwin Radek, Präsident der IVSS-<br />

Sektion Chemie<br />

10.10 Uhr<br />

Einführung<br />

Thomas Köhler, Generalsekretär der<br />

IVSS-Sektion Chemie und Sprecher<br />

der Geschäftsführung der Berufs genossenschaft<br />

<strong>Rohstoffe</strong> und chemi -<br />

sche Indus trie (BG RCI)<br />

10.20 Uhr<br />

Grußwort<br />

Dr. Heiner Wahl, Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales (BMAS)<br />

10.40 Uhr<br />

Prävention bei Gasen unter Druck:<br />

Risikomanagement – Warum<br />

Philip Brickell, Generalsekretär des<br />

Europäischen Industriegaseverbandes<br />

(EIGA)<br />

11.10 Uhr<br />

Technische Aspekte des Lagerns von<br />

Druckgasen<br />

Gérard Lahaye, Stellvertretender<br />

Direktor für Forschungstransfer<br />

und Marketing, Institut National de<br />

l’Environnement Industriel et des<br />

Risques (INERIS)<br />

11.40 Uhr<br />

Druckgeräte: Einstufung und Prüfung<br />

bei Herstellung und Betrieb<br />

Dr.-Ing. Gerhard Schuler,<br />

Vice President Technische Anlagenüberwachung,<br />

BASF SE<br />

13.30 Uhr<br />

Druckgasflaschen sicher handhaben:<br />

Risikoanalyse und Notfallmanagement<br />

Dr. Hervé Barthélémy, International<br />

Fellow, Air Liquide Deutschland GmbH<br />

14.00 Uhr<br />

Lebenszyklus von Druckgasflaschen:<br />

Beschaffung, Wartung, Instandhaltung<br />

und Entsorgung<br />

Dr. Wolfgang Dörner, Global Authority<br />

Cylinder Packages, Linde AG<br />

14.30 Uhr<br />

Sichere Lagerung von Flüssiggas im<br />

stationären Lagerbehälter<br />

Marian Scholz, Leiter Technischer<br />

Service, Westfalen AG<br />

20


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />

Chemische Industrie<br />

Donnerstag, 21. Juni <strong>2012</strong><br />

10.05 Uhr<br />

Spraydosen: Gefahren und sichere<br />

Handhabung<br />

Prof. Dr. Thomas Schendler, Leiter Abteilung<br />

Chemische Sicherheit, Bundesanstalt<br />

für Materialforschung und<br />

-prüfung (BAM)<br />

10.35 Uhr<br />

Vorsicht beim Löschen von Gasbränden<br />

Werner Seidl, Abschnittsbrandinspektor,<br />

Landesfeuerwehrverband Steiermark<br />

11.05 Uhr<br />

Podiumsdiskussion<br />

Gefahren durch Sauerstoff<br />

Detlev Flott, Obmann der Arbeitskreise<br />

„Sauerstoff“ und „Gase“ im bisherigen<br />

Fachausschuss Chemie der Deutschen<br />

Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV)<br />

Schutz der Mitarbeiter – Sicheres<br />

Arbeiten<br />

Hartmut Öhmen, Leiter Safety, Health,<br />

Environment and Quality (SHEQ),<br />

Air Liquide Deutschland GmbH<br />

Prüfung von Armaturen und nichtmetallischen<br />

Materialien bei der Verwendung<br />

mit Sauerstoff<br />

Dr. Christian Binder, Leiter der Arbeitsgruppe<br />

Sicherer Umgang mit Sauerstoff,<br />

Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung (BAM)<br />

13.50 Uhr<br />

Gefahren durch Sauerstoffmangel<br />

Dr. Michel Falcy, Stellvertretender Leiter<br />

der Abteilung für medizinische Studien<br />

und Beratung, Institut National de<br />

Recherche et de Sécurité (INRS)<br />

14.20 Uhr<br />

Sicheres Arbeiten unter Druck: Arbeitsmedizinische<br />

Erfahrungen aus der<br />

Praxis<br />

Dr. Claudia Pletscher, Arbeitsmedizinische<br />

Vorsorge, Schweizerische Unfallversicherungsanstalt<br />

(Suva)<br />

14.50 Uhr<br />

Abschlussdiskussion<br />

15.15 Uhr<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Wilfrid Strauss, Vizepräsident der IVSS-<br />

Sektion Chemie und Direktor des INRS<br />

Centre de Lorraine, Institut National de<br />

Recherche et de Sécurité (INRS)<br />

Messe Frankfurt, Halle 9.1<br />

Die BG RCI auf der<br />

ACHEMA <strong>2012</strong><br />

Thema: „Gase unter Druck“<br />

Vom 18. bis zum 22. Juni <strong>2012</strong> steht<br />

Frankfurt ganz im Zeichen der<br />

ACHEMA. Das Messegelände wird<br />

dann zum Weltforum der Prozessindustrie<br />

und zum richtungsweisenden<br />

Technologiegipfel für Chemische<br />

Technik, Umweltschutz und<br />

Biotechnologie. Mit dabei in Halle<br />

9.1: die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Rohstoffe</strong><br />

und chemische Industrie.<br />

Für die BG RCI und die Besucher an ihrem<br />

Messestand dreht sich <strong>2012</strong> alles um das<br />

Thema „Gase unter Druck – die Gefahren<br />

kennen!“ Täglich wechseln sich spannende<br />

Experimentalvorträge und informative Referate<br />

ab. „Bei Ihrem Besuch erfahren Sie aus<br />

erster Hand, was Sie über den sicheren Umgang<br />

mit Gasen wissen müssen“, verspricht<br />

Peter Guterl, Leiter der Vorbereitungsgruppe<br />

für den Messeauftritt der BG RCI: „Unsere<br />

Experten zeigen Ihnen anhand spannender<br />

Aktionen und Präsentationen, worauf<br />

es bei Gasen unter Druck ankommt. Nutzen<br />

Sie die Chance, wertvolle Einblicke zu erhalten,<br />

weiterführende Kontakte zu Experten zu<br />

knüpfen und sich über sicherheitsrelevante<br />

Fragen zu informieren!“<br />

Das ausführliche Tagesprogramm zur<br />

ACHEMA stellen wir in der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />

des BG RCI.magazins vor.<br />

js/mm/pg<br />

21


Aus den Branchen<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Chemische Industrie<br />

„Schieflage“ beim Selbstversuch im Gabelstaplerkippsimulator –<br />

natürlich vorschriftsmäßig gesichert.<br />

<br />

Fotos: BayerCrop Science (2), Infraserv<br />

Industriepark Höchst<br />

„Risiko raus!“-Kampagne ein voller Erfolg<br />

Mitarbeiter erleben hautnah, wie man mehr Sicherheit beim<br />

Fahren und Transportieren erreicht<br />

Sie fahren am Steuer Ihres Autos auf einer Landstraße. Allerdings fällt<br />

Ihnen das Lenken schwer. Denn Sie haben 0,8 Promille Alkohol im Blut. In<br />

den Kurven nähern Sie sich bereits gefährlich der Fahrbahnbegrenzung. Aber<br />

Sie schaffen es bis in die Stadt. Hinter dem Ortsschild taucht rechts ein Parkstreifen<br />

auf. Mehrere Autos stehen dort. Bei einem öffnet sich plötzlich die<br />

Fahrertür. Das erkennen Sie zu spät – Crash!<br />

Zum Glück handelt es sich hier nur um eine<br />

Situation im Fahrsimulator im Rahmen der<br />

Aktionstage „Risiko raus!“, zu denen die<br />

acht Unternehmen BayerCrop Science, Celanese,<br />

Clariant, Infraserv Höchst, Infraserv<br />

Logistics, Kuraray, Sanofi und Solvay im Industriepark<br />

Höchst in Frankfurt am Main ihre<br />

Mitarbeiter eingeladen hatten.<br />

Die Aufklärungs-Kampagne „Risiko raus!“<br />

ist eine bundesweite Präventionskampagne<br />

der BG RCI und der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung. Ihr Ziel ist es,<br />

das Bewusstsein für Gefahrensituationen<br />

im Straßenverkehr zu schärfen und die Zahl<br />

der Unfälle im Zusammenhang mit dem innerbetrieblichen<br />

Transport zu minimieren.<br />

Zwei Zahlen veranschaulichen, warum die<br />

Aktion so wichtig ist: Allein im Jahr 2008<br />

verzeichneten die gesetzlichen Unfallversicherungen<br />

über 227.000 Arbeitsunfälle in<br />

Betrieben und über 134.000 Unfälle auf dem<br />

Weg zur Arbeit und zurück.<br />

Zur Veranschaulichung der unterschiedlichen<br />

Gefahrensituationen hatten die Veranstalter<br />

zahlreiche Aktionsstände aufgebaut.<br />

Ausstellungen und Kurzfilme zum Thema<br />

„Risiken beim Fahren und Transportieren<br />

im Betrieb“ und ein Modell zur Ladungssicherung<br />

lieferten den theoretischen Hintergrund.<br />

Auf den Außenflächen wurden<br />

den Besuchern dann Mut und Geschick<br />

bei praktischen Übungen abverlangt. So<br />

konnten sich die Beschäftigten nicht nur<br />

im Fahrsimulator, sondern auch mit Hilfe<br />

eines Brems- und Aufprallsimulators sowie<br />

eines Überschlagsimulators in schwierige<br />

Situationen begeben. Fachleute erläuterten<br />

dabei das richtige Verhalten bei Unfällen<br />

und was man zur Vorbeugung tun kann.<br />

Besonders auf den innerbetrieblichen Alltag<br />

zielten Demonstrationen mit einem Gabelstapler-Simulator<br />

unter Einwirkung der<br />

Fliehkraft sowie eine Vorrichtung, mit der<br />

das korrekte Sichern von Ladung gegen Ver-<br />

22


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />

Chemische Industrie<br />

Petroplus Raffinerie<br />

erhält OHRIS-Zertifikat<br />

Wenn sich 6 Stundenkilometer wie 25 anfühlen: Mitarbeiter des Industrieparks im Bremssimulator.<br />

Nur nicht den Kopf verlieren: Wer nach einem Überschlag<br />

kopfüber im Auto sitzt, ist zunächst orientierungslos.<br />

Da heißt es kühlen Kopf bewahren und richtig<br />

handeln.<br />

Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer<br />

hat die Petroplus Raffinerie in Ingolstadt,<br />

ein Mitgliedsunternehmen der BG RCI,<br />

mit dem OHRIS-Zertifikat ausgezeichnet.<br />

OHRIS steht für Occupational Health- and<br />

Riskmanagementsys tem und wurde vom<br />

bayerischen Arbeitsministerium gemeinsam<br />

mit der Industrie entwickelt. Haderthauer:<br />

„Jeder weiß, dass nur gesunde, aktive und<br />

motivierte Mitarbeiter Unternehmen zum<br />

Erfolg führen. Deshalb appelliere ich an alle<br />

Unternehmen, sich dem Vorbild der Petroplus<br />

Raffinerie anzuschließen und in ihren<br />

Betrieben das Arbeitsschutzmanagementsystem<br />

OHRIS einzuführen.“<br />

Für die Raffinerie nahm Werkleiter Gerhard<br />

Fischer die Auszeichnung entgegen: „Diese<br />

Urkunde ist eine Anerkennung für unsere<br />

Arbeit, für gute Arbeitsschutzmanagementsysteme<br />

und die Teamarbeit in unserer Belegschaft.<br />

Wir verstehen die Auszeichnung<br />

als Ansporn, das Begonnene erfolgreich<br />

fortzuführen.“<br />

rutschen und Umkippen aufgezeigt werden.<br />

Tipps zur Fahrradsicherheit und ein Profi-<br />

Check für das eigene Fahrrad rundeten das<br />

Angebot ab.<br />

Gefahrensituationen am eigenen Leib zu<br />

spüren und dabei einen höchstmöglichen<br />

Lerneffekt zu bewirken, diese Kombination<br />

erwies sich als das beste Konzept zur Vermittlung<br />

der sicherheitlichen Botschaften.<br />

Dies zeigte sich auch anhand der Rückmeldungen<br />

der Mitarbeiter vor Ort. Neben dem<br />

Lob für die große Anschaulichkeit betonten<br />

viele, dass sie jetzt noch besser verstünden,<br />

warum Aufmerksamkeit, Umsicht und<br />

Konzentration die eigene Sicherheit deutlich<br />

erhöhen.<br />

So musste mancher im Brems- und Aufprallsimulator<br />

feststellen, wie sehr er sich<br />

mit seiner Geschwindigkeit und deren Folgen<br />

verschätzt hatte. Ein Probefahrer hatte<br />

die tatsächliche Geschwindigkeit von 6,4<br />

Stundenkilometern aufgrund der Heftigkeit<br />

des Aufpralls auf über 25 Stundenkilometer<br />

geschätzt. Hauptattraktion war der<br />

Pkw-Überschlagsimulator, bei dem sich<br />

die Insassen über Kopf aus dem Fahrzeug<br />

befreien müssen. Selbst die Zuschauer<br />

mussten einsehen, wie wichtig der Sicherheitsgurt<br />

ist und wie gefährlich herumfliegende,<br />

lose Gegenstände im Fall des Falles<br />

sein können. „Der Überschlagsimulator hat<br />

mir erst klargemacht, wie orientierungslos<br />

man ist, wenn alles auf dem Kopf steht, der<br />

Gurt unter Spannung nicht aufgeht und man<br />

versuchen muss, das Auto ohne Panik und<br />

ohne weiteres Sicherheitsrisiko zu verlassen“,<br />

schildert ein Industriepark-Mitarbeiter<br />

seine gerade gemachten Erfahrungen.<br />

Dieter Korger, Bayer CropScience,<br />

Susanne Schläfer, Infraserv Höchst<br />

Der Erfolg des Arbeitssicherheitskonzepts<br />

wurde durch 13 Jahre ohne meldepflichtigen<br />

Unfall innerhalb der Petroplus-Belegschaft<br />

eindrucksvoll bewiesen. Damit nimmt die<br />

Raffinerie in Deutschland wie im internationalen<br />

Vergleich einen Platz in der Spitzengruppe<br />

ein. Über 350 Unternehmen in<br />

Bayern – vom Automobilhersteller bis zum<br />

Handwerksbetrieb – mit insgesamt 168.000<br />

Beschäftigten arbeiten bereits mit dem<br />

OHRIS-System.<br />

nul<br />

Die bayerische Staatsministerin Christine Haderthauer<br />

übergibt das OHRIS-Zertifikat an Gerhard Fischer,<br />

Werk leiter der Petroplus Raffinerie in Ingolstadt. Die<br />

Mitarbeiter Thomas Höninger, Hermann Weigl, Michael<br />

Babinger und Andreas Weber (v. l.) freuen sich ebenfalls<br />

über die Auszeichnung.<br />

Foto: petroplus<br />

23


Aus den Branchen<br />

Lederindustrie<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Römische Legionärssandale,<br />

1. Jahrhundert nach Christi,<br />

gefunden in Mainz.<br />

„Leder hoch drei“<br />

Das Deutsche Ledermuseum vereinigt<br />

drei Museen unter einem Dach<br />

Von Dr. Joachim Sommer<br />

Rund zehntausend verschiedene Schuhe. Gut zweitausend Handtaschen, Koffer und Rucksäcke. Dazu jede Menge<br />

Kleider, Gürtel, Schmuck und Accessoires. Eine illustre, eine beachtenswerte Kollektion. Zu finden ist sie nicht etwa<br />

bei einem heimlichen Blick in die Kleiderkammer einer sammelwütigen Prominenten, sondern ganz öffentlich – im<br />

Deutschen Ledermuseum in Offenbach.<br />

„Leder gehört zu den kulturgeschichtlich<br />

ältesten Werkstoffen des Menschen“, führt<br />

Dr. Rosita Nenno in ihr Reich ein. Die Kunsthistorikerin<br />

ist die stellvertretende Direktorin<br />

des Museums. Im Laufe der Zeit kamen<br />

so viele verschiedene Exponate zusammen,<br />

dass eine einzelne Ausstellung dafür<br />

nicht ausreichte. Und so vereinigt das<br />

Ledermuseum heute gleich drei Museen<br />

unter einem Dach: das Schuhmuseum mit<br />

Fußbekleidung aus vier Jahrtausenden, das<br />

Museum für angewandte Kunst mit Kunsthandwerk<br />

und Design vom Mittelalter bis<br />

zur Gegenwart und das Ethnologische Museum<br />

mit den Schwerpunkten Afrika, Amerika<br />

und Asien.<br />

Opanken und die Turnschuhe<br />

Joschka Fischers<br />

Das Schuhmuseum gibt einen spannenden<br />

Einblick in die Entwicklung der Fußbekleidung.<br />

Ob die rekonstruierten Bergschuhe<br />

der Ötztalmumie, dreieinhalb Jahrtausende<br />

alte Ziegenledersandalen aus ägyptischen<br />

Mumiengräbern, Stiefelamulette des 8. vorchristlichen<br />

Jahrhunderts aus Luristan, armenische<br />

Opanken, perlenbestickte Indianermokassins,<br />

Chopinen der italienischen<br />

Renaissance, chinesische Gin Lien, Plateausandalen<br />

aus osmanischen Harems,<br />

ob Schnabelschuhe aus dem 15. Jahrhundert,<br />

Horn- und Kuhmaulschuhe aus dem<br />

frühen 16. Jahrhundert oder funktionale<br />

Sicherheitsschuhe der Gegenwart, sogar<br />

Schlangenlederschuhe des brasilianischen<br />

Kaisers, die Seidenstiefel der Kaiserin Sissy<br />

und die Turnschuhe Joschka Fischers – im<br />

Schuhmuseum sind sie alle ausgestellt. Von<br />

besonderer Ästhetik sind die reich dekorierten<br />

Pantoffeln und Badeschuhe des Nahen<br />

Ostens und die höchst kunstvoll bestickten,<br />

Warum das Deutsche Ledermuseum in<br />

Offenbach steht<br />

Offenbach gilt in der Branche als „Lederstadt“.<br />

Frei vom Zunftzwang wurden hier<br />

seit dem späten 18. Jahrhundert Schatullen,<br />

Portefeuilles und Börsen mit unkomplizierten<br />

Klebetechniken von angelernten<br />

Arbeitskräften hergestellt. Dies<br />

geschah in vielen kleinen Betrieben, deren<br />

Mitarbeiter man liebevoll-ironisch als<br />

„Babbscher“ bezeichnete (von „pappen“<br />

= kleben). Aus bescheidenen Werkstätten<br />

der Heimindustrie entwickelten sich<br />

große Fabriken für exklusive Taschen,<br />

Koffer und jede Art von Etuis mit einem<br />

weltweiten Absatz, die teilweise in eigenen<br />

Ladenketten unter dem Label „Offenbacher<br />

Lederwaren“ vermarktet werden.<br />

Nähere Informationen unter www.ledermuseum.de.<br />

seidenen Stelzschuhe und Stiefel aus dem<br />

China des 19. Jahrhunderts. Impulse für den<br />

nächsten Schuhkauf gibt es hier mehr als<br />

genug.<br />

Accessoires und avantgardistisches<br />

Design<br />

Das Museum für angewandte Kunst umspannt<br />

etwa 1.000 Jahre europäischer Kulturgeschichte.<br />

Von ägyptisch-koptischen<br />

Gürteln und spätromanisch verzierten Buchfutteralen<br />

geht die Zeitreise über die Gotik<br />

mit einer Sammlung von Minnekästchen,<br />

darunter ein franko-flämisches Exemplar<br />

aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,<br />

über Ledermobiliar und Ledertapeten der<br />

Renaissance bis zu den erlesenen Produkten<br />

der Handwerkskunst an den adeligen<br />

Höfen und in den bürgerlichen Häusern des<br />

17. bis 19. Jahrhunderts.<br />

Zu den Glanzlichtern der Sammlung zählen<br />

auch Gebrauchsgegenstände aus Leder. So<br />

lässt sich hier die Entwicklung von der Reisetruhe<br />

über Schrankkoffer zum Kleidersack<br />

des modernen Jetsetters verfolgen, vom mittelalterlichen<br />

Siegelfutteral über Napoleons<br />

originale Aktentasche zum Attaché-Case mit<br />

Platz für Laptop und Handy. Neben Reliquienkästen<br />

und liturgischem Gewand stehen<br />

Falkenhaube, Fußball und Boxhandschuh.<br />

„Selbst im 21. Jahrhundert hat das Material<br />

Leder für die Bekleidung und die Accessoires<br />

des modernen Menschen seine Anziehung<br />

nicht verloren“, berichtet Nenno.<br />

Das Ledermuseum in Offenbach.<br />

24


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />

Lederindustrie<br />

Ekoi-Maske aus Südnigeria.<br />

Dreigesichtige Stulpmaske<br />

der Ejagham, Cross River.<br />

Seidenstiefel und<br />

Ballschuh der Kaiserin<br />

Elisabeth „Sissy“<br />

von Österreich (1837-<br />

1898), um 1865. Für die<br />

Kaiserin galt die alte<br />

Hofordnung, täg lich<br />

1 Paar neue Schuhe zu<br />

tragen. Vergeblich hat<br />

sie sich gegen diese<br />

Regelung aufgelehnt.<br />

Meist wurden die Schuhe,<br />

nachdem sie sie ge -<br />

tragen hatte, der Hierarchie<br />

folgend, an die Bediensteten<br />

weitergegeben.<br />

Nur vereinzelte Stücke, so wie diese Exemplare, sind tatsächlich nur an einem<br />

Tag getragen und anschließend verwahrt worden. Die Sohlen der Schuhe tragen den<br />

Stempel der Garderobe der Kaiserin.<br />

Häuptlingsgewand in festlicher Aufmachung<br />

mit Bärenklauenkette. Crow- oder Blackfoot-<br />

Indianer, um 1840.<br />

Nicht nur die Leder- und Pelztrachten bäuerlicher<br />

Kulturen vergangener Zeiten leben<br />

in den sogenannten Landmoden weiter, Leder<br />

ist heute bevorzugtes Material auch bei<br />

avantgardistischen Designs in der Bekleidungsindustrie.<br />

Stolz ist das Museum in Offenbach auf Europas<br />

größte Sammlung von Handtaschen:<br />

Vom einfachen Beutel des 15. Jahrhunderts<br />

über elegante Damenhandtaschen des Jugendstils<br />

bis zu den modischen Stadtrucksäcken<br />

der 2. Jahrtausendwende reicht die<br />

Spanne. Abgeschlossen ist die Sammlung<br />

jedoch nicht, denn die preisgekrönten Gegenstände<br />

des Deutschen Lederwarenpreises,<br />

der alle zwei Jahre abwechselnd<br />

für Damenhandtaschen, Reisegepäck und<br />

Kleinlederwaren sowie für Schuhe verliehen<br />

wird, kommen jedes Mal hinzu.<br />

Rochenleder für Europas Fürstenhäuser<br />

Ein großes Lederzelt der Tuareg dominiert<br />

die Afrika-Abteilung im Ethnologischen Museum.<br />

In den traditionellen Bauernkulturen<br />

der Savanne und des Sahel-Raumes Westafrikas<br />

sowie bei den Rinder- und Kamelnomaden<br />

in der Sahara und den Steppen<br />

Ostafrikas spielte bis zur Einführung von<br />

Plastik und Wellblech das Leder als Werkstoff<br />

eine überaus wichtige Rolle, und das<br />

Lederhandwerk Westafrikas erreichte ein<br />

hohes Niveau.<br />

Die Abteilung Amerika zeigt, in welch symbiotischer<br />

Abhängigkeit die Indianer von<br />

dem lebten, was ihnen ihre Umwelt bereitstellte.<br />

Vor allem die Plains- und Prärie-Indianer<br />

sowie die Stämme der kanadischen<br />

Subarktis fertigten daraus Dinge des täglichen<br />

Bedarfs, aber auch reich verzierte<br />

Schmuckgegenstände aus Leder und Pelzen<br />

ihrer Jagdtiere, meist Bison und Hirsch.<br />

Robbe und Eisbär bestimmen dagegen die<br />

Kultur der Inuit (Eskimos). Neben Leder und<br />

Pelz sind Fischhäute, Därme, Sehnen und<br />

Knochen Ausgangsmaterialien für das karge<br />

Leben in der Arktis, Kajak und Anorak aus<br />

Seehundsleder gehören wie rentierpelzbesetzte<br />

Schneestiefel zu den Offenbacher Exponaten<br />

aus dieser Region.<br />

Auch in Ostasien hat das Lederkunsthandwerk<br />

eine lange Tradition. Die Samurai-Ritter<br />

des japanischen Mittelalters griffen beispielsweise<br />

für ihre kostbaren Rüstungen<br />

meist auf Hirschleder zurück. In China wurden<br />

Koffer und Kästchen aus Leder mit Lack<br />

überzogen und dann reliefartig geschnitzt<br />

und vergoldet. Zu den Besonderheiten des<br />

chinesisch-japanischen Raums zählt das Rochenleder.<br />

Um 1600 fand dieses meist grün<br />

oder beige gefärbte Leder aus Fischhaut<br />

auch in Europas Fürstenhäusern Eingang.<br />

„Durch internationale Beziehungen können<br />

wir immer wieder einen Einblick in die un-<br />

„Wanderung<br />

durch die Hölle“.<br />

Chinesisches<br />

Schattenspiel aus<br />

dem Satz „Spiel des<br />

Mandschu-Prinzen“.<br />

25


Aus den Branchen<br />

Lederindustrie<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Roger Vivier: Dunkelvioletter<br />

Spangenschuh, 1933.<br />

Paul Eluard: A Pablo Picasso, Genf und Paris 1944. Mosaikeinband<br />

von Hugo Peller, Maroquinleder auf Karton, Mosaik, Gold- und Kerzenrußdruck.<br />

Tom Ford für Gucci, Italien, 2004. Damen-Blouson,<br />

Python-Leder.<br />

Fotos: ©DLM Deutsches Ledermuseum Schuhmuseum Offenbach/Corinna<br />

Perl-Appl<br />

terschiedlichen Kulturen bieten“, erläutert<br />

Nenno das Konzept eines lebendigen Museums.<br />

So zeigten beispielsweise die Mitglieder<br />

der indonesischen Gemeinschaft<br />

Javanisches Schattentheater und Tanz mit<br />

Originalmusik ihres Gamelan-Orchesters,<br />

eine nigerianische Prinzessin organisierte<br />

Modenschauen mit klassischer Musik der<br />

Griots und Spezialitäten aus ihrer westafrikanischen<br />

Heimat, mexikanische Azteken<br />

und Hopi aus den USA richteten ein<br />

Kinderfest aus mit indianischen Märchen,<br />

Tänzen und Akrobaten, oder türkisch-deutsche<br />

Freundschaftsvereine boten anatolische<br />

Folk lore, Küche und Schattenspiele<br />

mit der berühmten Hauptfigur „Karagöz“.<br />

Zu den Schätzen im Ledermuseum zählen<br />

auch die prunkvollen Schattenspielfiguren<br />

des chinesischen Kaisers Qianlong<br />

aus dem 18. Jahrhundert. Zu den großen<br />

Zeremonien bei Hochzeiten oder Beisetzungen<br />

wurden nächtelang chinesische<br />

Märchen, Dramen und Liebesgeschichten<br />

aufgeführt. Der Sturz der Qin-Dynastie 1912<br />

entzog dem Adel und den professionellen<br />

Schattenspielerensemb les die Lebensgrundlage.<br />

So gelangten diese Spielsätze<br />

in den Handel und wurden Anfang der<br />

1930er Jahre dem Ledermuseum angeboten<br />

– denn sie bestehen aus getrockneter<br />

Rohhaut des Esels.<br />

Nach einem Besuch des Museums kann<br />

man Dr. Bernhard Brandt verstehen,<br />

der bei der BG RCI als Aufsichtsperson<br />

für die Branche Lederindustrie tätig ist,<br />

wenn er meint: „Eigentlich könnte unsere<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> >BG Leder und<br />

Lederersatzstoffe< heißen. Leder dient als<br />

Material für Zelte (statt anderer Baustoffe),<br />

als Kleidung (statt Chemiefasern) und als<br />

Schmuck (statt Edelsteinen), Pergament<br />

dient als Schreibmaterial (statt Papier),<br />

und sogar Zucker lässt sich aus Leder gewinnen.“<br />

Leder – ein wundervoller Rohstoff,<br />

fürwahr. <br />

Dr. Joachim Sommer, BG RCI, Heidelberg<br />

Minnekästchen, Deutschland oder Österreich,<br />

15. Jahrhundert, 7 x 15,4 x 10 cm (H x B x T), Leder<br />

über Holzkern, Verzierung: Lederschnitt<br />

und Punzung, Messingbeschläge.<br />

Innenfutter: rotes Ziegenleder.<br />

Unternehmerversicherung in der Branche Lederindustrie<br />

In der BG RCI, Branche Lederindustrie, besteht<br />

– wie zuvor in der ehemaligen Lederindustrie-<strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

− für den<br />

Unternehmer und seinen unentgeltlich<br />

mitarbeitenden Ehegatten eine satzungsmäßige<br />

Unternehmerversicherung. Auch<br />

in der BG RCI wird diese Versicherung als<br />

Pflichtversicherung für die der Branche<br />

Lederindustrie zugehörigen Unternehmer<br />

bzw. Ehegatten fortgeführt. Sofern Sie auf<br />

die Vorteile der Unternehmerversicherung<br />

verzichten möchten, ist eine Befreiung auf<br />

schriftlichen Antrag möglich (wirksam ab<br />

dem Folgemonat nach Antragseingang).<br />

Die für die Berechnung der Beiträge und der<br />

Geldleistungen geltende Mindestversicherungssumme<br />

beträgt ab dem 1. <strong>Januar</strong> <strong>2012</strong><br />

in den neuen Bundesländern einschließlich<br />

des ehemaligen Stadtteils Berlin (Ost)<br />

21.600 Euro, in den alten Bundesländern<br />

einschließlich des ehemaligen Stadtteils<br />

Berlin (West) 25.200 Euro. Eine höhere Versicherungssumme<br />

bis zu dem Höchstbetrag<br />

von 74.400 Euro kann jederzeit beantragt<br />

werden.<br />

Auch bei der freiwilligen Versicherung von<br />

Personen, die in Kapital- oder Personenhandelsgesellschaften<br />

regelmäßig wie Unternehmer<br />

selbstständig tätig sind (unternehmerähnliche<br />

Personen, insbesondere<br />

GmbH-Gesellschafter/Geschäftsführer mit<br />

beherrschender Stellung, AG-Vorstandsmitglieder),<br />

gelten für die Mindestversicherungssumme<br />

und den Höchstbetrag<br />

die oben genannten Werte.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie bei der<br />

BG RCI, Abteilung Mitgliedschaft und Beitrag,<br />

Telefon 06221/5108-42490 oder unter<br />

www.bgrci.de.<br />

<br />

sb<br />

26


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />

Lederindustrie<br />

„Fit for work“ steht sogar auf dem Speiseplan<br />

Freudenberg Sealing Technologies verbessert die Ergonomie der Arbeitsplätze<br />

Es ist ein gesellschaftliches Phänomen, das die meisten Unternehmen in Deutschland vor neue Herausforderungen<br />

stellt: Die Menschen leben und arbeiten länger, das Durchschnittsalter der Mitarbeiter in Betrieben steigt. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es besonders wichtig, die Leistungskraft auch im fortgeschrittenen Lebensalter zu erhalten. In<br />

Anbetracht des drohenden Fachkräftemangels spielt dieser Aspekt eine immer größere Rolle. Unternehmen, die in<br />

Gesundheitsvorsorge und -förderung investieren, punkten als attraktive Arbeitgeber im Wettbewerb um motivierte<br />

und qualifizierte Arbeitskräfte.<br />

Häufigste Ursache für Fehltage in Unternehmen<br />

sind zumeist Muskel-Skelett-Erkrankungen.<br />

Mit steigendem Alter erhöht<br />

sich das Risiko, dass Muskeln und Gelenke<br />

durch wiederkehrende Arbeiten in Mitleidenschaft<br />

gezogen werden; zumal wenn<br />

bestimmte Tätigkeiten und Bewegungen<br />

über Jahre hinweg ausgeführt werden. Ergonomisch<br />

ausgefeilte Arbeitsbedingungen<br />

tragen dazu bei, solchen Erkrankungen<br />

vorzubeugen. Der Dichtungsspezialist Freudenberg<br />

Sealing Technologies ist dieses<br />

Thema systematisch mit der mehrstufigen<br />

OCRA-Methode an zwei seiner Standorte<br />

angegangen und hat damit sehr gute Erfolge<br />

erzielt.<br />

Die OCRA-Methode ist ein physisches Arbeitsanalyseverfahren,<br />

das sich besonders<br />

für repetitive Tätigkeiten eignet. Alle Mitarbeiter<br />

wurden medizinisch untersucht und<br />

ihre Arbeitsplätze unter ergonomischen<br />

Gesichtspunkten bewertet. Beobachtet<br />

und beurteilt wurden dabei Faktoren wie<br />

Kraftaufwand und Körperhaltung bei der Arbeit,<br />

die Frequenz der Tätigkeit, aber auch<br />

Erholungsmöglichkeiten. Die Ergebnisse<br />

dieser Analyse flossen in eine „Ergonomie-<br />

Landkarte“ für die gesamte Fabrik ein. Sie<br />

markiert rote, gelbe und grüne Bereiche.<br />

Besonders an den rot gekennzeichneten<br />

Arbeitsplätzen besteht Handlungsbedarf.<br />

Oft reichen einfache Verbesserungen, um<br />

Belastungen zu senken, zum Beispiel ein<br />

höherer Stuhl oder bei stehenden Tätigkeiten<br />

ein Podest. Teils müssen Arbeitsplatz,<br />

Werkzeuge oder Arbeitsabläufe neu gestaltet<br />

werden, um die Gesundheit der Mitarbeiter<br />

nachhaltig zu schützen. Die bei Freudenberg<br />

Sealing Technologies umgesetzte<br />

OCRA-Methode mündet in einen kontinuierlichen<br />

Prozess, so dass nach und nach die<br />

Farbe Rot aus der „Ergonomie-Landkarte“<br />

völlig verschwindet. Wichtiger Erfolgsfaktor<br />

sind dabei die betrieblichen Führungskräfte,<br />

die in Fragen der Ergonomie umfassend<br />

geschult werden.<br />

In die gleiche Richtung zielen die mit dem<br />

BG RCI-Sonderpreis 2011 bedachten Gesundheitsanweisungen<br />

von Freudenberg<br />

Sealing Technologies am Standort Weinheim.<br />

Sie werden an jedem Arbeitsplatz von<br />

einem Team aus Sicherheitsfachkraft, einem<br />

Vertreter der Arbeitswirtschaft, einem<br />

Physiotherapeuten und dem jeweiligen Mitarbeiter<br />

erarbeitet. Kurz, anschaulich und<br />

übersichtlich informieren sie in Wort und<br />

Bild, was an jedem Arbeitsplatz zum Schutz<br />

der Gesundheit zu beachten ist.<br />

Höhepunkt der Gesundheitsaktivitäten bei<br />

Freudenberg in Weinheim sind die jährlich<br />

stattfindenden Gesundheitswochen. Von<br />

Blutcheck und Impfberatung bis hin zu<br />

Yoga und gemeinsamem Rückentraining<br />

reicht dann das Informations- und Mitmach<br />

angebot an die Mitarbeiter. Und in<br />

der Kantine steht passend dazu während<br />

der Gesundheitswochen das „Fit for work“-<br />

Menü auf dem Speiseplan.<br />

Das Thema Gesundheitsförderung zielt<br />

bei Freudenberg in Weinheim auch in eine<br />

weitere Richtung. Branchenübergreifend<br />

erkranken und fehlen Mitarbeiter immer<br />

häufiger wegen psychosomatischer Pro b-<br />

leme. Der Begriff Burn-out ist inzwischen<br />

in aller Munde. Nicht tabuisieren, sondern<br />

offen auf psychische Probleme der Mitarbeiter<br />

eingehen, lautet die Devise bei Freudenberg.<br />

Am Standort Weinheim steht den<br />

Mitarbeitern wöchentlich ein Diplom-Psychologe<br />

für Gespräche zur Verfügung. Neben<br />

der direkten Hilfe lautet eine seiner<br />

Aufgaben, Führungskräfte für die psychischen<br />

Probleme ihrer Mitarbeiter zu sensibilisieren.<br />

Die Vielzahl der gesundheitsfördernden<br />

Aktivitäten wird Freudenberg Sealing Technologies<br />

künftig in einer eigenen Initiative –<br />

„Health 4 us“ – bündeln und systematisch<br />

auf alle Standorte in Europa ausweiten.<br />

Volker Fath, Freudenberg Sealing<br />

<br />

Technologies, Weinheim<br />

Höhepunkt der Gesundheitsaktivitäten bei Freudenberg Sealing Technologies in Weinheim sind die jährlichen Gesundheitswochen. Das Angebot<br />

für die Beschäftigten reicht von Blutcheck und Impfberatung bis zu Yoga und gemeinsamem Rückentraining.<br />

Fotos: Freudenberg<br />

27


Aus den Branchen<br />

Papierherstellung und Ausrüstung<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Die Sicherheitsfachkräfte Maria Franco und Torsten Arendes<br />

bei der Erfassung des Ist-Zustands in der Ausrüstung.<br />

Der Shredder ohne …<br />

Lärmschutz mit System<br />

Die Lärmbelastung in der Papierindustrie ist ein Dauerthema. 60 Prozent aller<br />

angezeigten Berufskrankheiten in der Branche „Papier“ werden durch<br />

langjährige Lärmeinwirkung verursacht. Lärmschwerhörigkeit ist in diesem<br />

Bereich seit vielen Jahren die häufigste Erkrankung mit dauerhaft hohen Neu-<br />

Registrierungen.<br />

In der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung<br />

vom März 2007 wurden die<br />

Grenzwerte für die Lärmgefährdung am<br />

Arbeitsplatz neu festgelegt. Durch die um<br />

5 dB(A) abgesenkten Grenzwerte müssen<br />

Maschinenhersteller und Betreiber verstärkt<br />

nach technischen Lösungen zur Schallreduzierung<br />

suchen. Für beide gilt das Minimierungsgebot<br />

für Gefährdungen durch Lärm.<br />

Bereits ab 80 dB(A) muss der Arbeitgeber<br />

handeln.<br />

Die Smurfit Kappa C. D. Haupt Papier- und<br />

Pappenfabrik GmbH mit Sitz in Diemelstadt-Wrexen<br />

ist ein Tochterunternehmen<br />

der Smurfit Kappa Group, einem der weltweit<br />

führenden Anbieter von Verpackungen<br />

aus diesem Material. Als Teil dieser Gruppe<br />

beschäftigt das Unternehmen in einem<br />

5-Schichtsystem rund 265 Mitarbeiter im Bereich<br />

Papier und Pappen und ist spezialisiert<br />

auf die Produktion von braunen und weißen<br />

Wellpappenrohpapieren und Buchbinderpappe.<br />

Der Bereich Pappe betreibt eine Ausrüstungsabteilung,<br />

in der das Produkt direkt<br />

auf Kundenwunsch an Winkelkreisscheren<br />

und Planschneidern für den weltweiten Versand<br />

zugeschnitten wird.<br />

Da das Unternehmen in der Ausrüstung mit<br />

erhöhten Lärmpegeln zu kämpfen hatte, hat<br />

die Geschäftsleitung Mittel bereitgestellt,<br />

um ein Lärmminderungsprogramm zu entwickeln<br />

und umzusetzen. Ziel war es, ein<br />

ganzheitliches Lärmschutzkonzept zu erstellen,<br />

um die Erfahrungen und Ergebnisse bei<br />

künftigen Neu- oder Umplanungen nutzen<br />

zu können. Die Planung und Umsetzung des<br />

Lärmminderungsprogramms erfolgte in Zusammenarbeit<br />

mit der Reiss Industrieakustik<br />

AG, Homberg.<br />

Bestandsaufnahme und erste Erfolge<br />

Um den Ist-Zustand festzustellen, wurden<br />

zunächst alle relevanten Daten des Projektes<br />

ermittelt:<br />

• Maschinenaufstellung<br />

• Maschinenabstände<br />

• Messung der Lärmpegel an den Arbeitsplätzen<br />

• Messung der Lärmpegel an den Maschinen<br />

zur Lokalisierung der Geräuschquellen<br />

• Aufenthaltsdauer der Mitarbeiter in den<br />

jeweiligen Bereichen<br />

• Messung der Raumakustik: Nachhallzeit,<br />

Pegelabnahme pro Abstandsverdoppelung<br />

• Errechnung der mittleren Schallabsorption<br />

des Raumes<br />

• Bauliche Vorgaben, wie z.B. Statik, Bauphysik,<br />

Optik<br />

Die Ursachenanalyse zeigte, dass sich<br />

vielfältige Möglichkeiten für einen besseren<br />

Lärmschutz anboten. Zunächst wurden<br />

die Lärmquellen an den vorhandenen Maschinen<br />

lokalisiert und mögliche Veränderungen<br />

besprochen. Die Bedienbarkeit und<br />

der Materialfluss sollten durch die Lärmschutzmaßnahmen<br />

nicht behindert werden.<br />

Trotzdem konnten bereits durch einfache<br />

technische Maßnahmen erhebliche<br />

Pegelminderungen erzielt werden:<br />

• Austausch der Luftdüsen durch lärmarme<br />

Versionen<br />

• Anpassung des notwendigen Luftdrucks<br />

• Einsatz von Lochblechen zur Schallbrechung<br />

• Veränderung von Anschlagblechen<br />

• Versetzen von Motoren aus dem Arbeitsbereich<br />

der Mitarbeiter<br />

• Kapselung von Motoren und Maschinen<br />

(Shredder)<br />

• Beschichtung schallharter Maschinenflächen<br />

mit absorbierenden Materialien<br />

• Entdröhnen schwingender Gehäuseteile<br />

durch Antidröhnbeläge<br />

Alle technischen Maßnahmen wurden von<br />

Marco Löber, Abteilungsleiter der Ausrüstung,<br />

geplant und in Zusammenarbeit mit<br />

der eigenen Instandhaltungsabteilung ausgeführt.<br />

Angenehme Atmosphäre –<br />

die Raumakustik<br />

Die genannten Maßnahmen reichten aber<br />

noch nicht aus, die angestrebte Minderung<br />

der Schallpegel zu erreichen. Wie die nebenstehende<br />

Grafik zeigt, resultieren die auf<br />

den Mitarbeiter einwirkenden Schallpegel<br />

aus Direktschall- und Reflexionsschallanteilen.<br />

Reflexionen werden durch Einbauten<br />

wie z.B. Maschinen, Behälter, Rohrleitun-<br />

28


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Aus den Branchen<br />

Papierherstellung und Ausrüstung<br />

… und mit Einhausung.<br />

Die Halle mit der installierten Schallschutzdecke,<br />

einem offenen Baffel-System.<br />

Die gemessene mittlere Nachhallzeit ohne und mit Akustikdecke.<br />

Fotos und Grafiken: Smurfit Kappa C. D. Haupt Papierund<br />

Pappenfabrik/Reiss Industrie akustik AG<br />

gen und durch den Raum selbst verursacht.<br />

Hierbei sind schallharte Oberflächen wie<br />

Blech, Fliesen oder Glas von großem Nachteil,<br />

denn die Reflexionen erhöhen die auf<br />

die Mitarbeiter einwirkenden Schallpegel erheblich.<br />

Verglichen mit dem aktuellen Stand<br />

der Lärmminderungstechnik ergab sich hier<br />

die Chance, durch raumakustische Maßnahmen<br />

wie Schallabsorber eine weitere Reduzierung<br />

der Schallpegel zu erreichen.<br />

Nach der rechnerischen Simulation wurde<br />

eine auf das vorhandene Frequenzspektrum<br />

angepasste Schallschutzdecke, bestehend<br />

aus feuerbeständigen und für den Hygienebereich<br />

geeigneten Lärmschutzbaffeln, installiert.<br />

Die Montage konnte in Abstimmung<br />

mit dem Betrieb während der Produktion erfolgen.<br />

Somit entstanden keine Betriebsstillstände.<br />

Schon während der Montage waren<br />

die Mitarbeiter von der Wirkung der Schallabsorber<br />

überrascht. Die nachfolgende Messung<br />

der Raumakustik zeigte die gewünschten<br />

Ergebnisse.<br />

Im Vergleich zur Situation vorher (Werte<br />

in Klammern) wurden erhebliche Verbesserungen<br />

erreicht:<br />

• Mittlere Nachhallzeit<br />

T (60) 500-5000 Hz<br />

= 0,66 s (2,15 s)<br />

• Pegelabnahme pro<br />

Abstandsverdoppelung<br />

DL 2 (mitte) 500-5000 Hz<br />

= 5,1 dB(A) (2 dB(A))<br />

• Mittlerer Schallabsorptionsgrad<br />

des Raumes<br />

ã 125-6300 Hz<br />

= 0,38 (0,2)<br />

Diese Resultate entsprechen den Planungsrichtlinien<br />

der Behörden und dem aktuellen<br />

Stand der Lärmminderungstechnik. Durch<br />

die erhebliche Verbesserung der Raumakustik<br />

ist es nun möglich, sich normal<br />

zu unterhalten, und entfernte Geräusche<br />

werden nicht mehr oder nur noch schwach<br />

wahrgenommen.<br />

Direktschall- und Reflexionsschallanteile<br />

wirken auf den Mitarbeiter<br />

ein.<br />

Messbare Erfolge<br />

Ziel aller Planungen und Maßnahmen war<br />

es, den auf die Mitarbeiter einwirkenden<br />

Schallpegel während einer Arbeitsschicht<br />

– den Expositionspegel – deutlich zu reduzieren.<br />

Für den Vorher-/Nachher-Vergleich<br />

standen betriebseigene und von der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

durchgeführte Messergebnisse<br />

zur Darstellung des Ist-Zustandes<br />

zur Verfügung. In diesem Fall war ein<br />

Vergleich gut möglich, da die Messberichte<br />

alle erforderlichen Angaben, wie z.B. das<br />

während der Messung gefertigte Produkt<br />

und die Leistung der Maschinen, enthielten.<br />

Der mit Spannung von allen Beteiligten<br />

erwartete Vergleich mit den Ausgangswerten<br />

ergab Pegelminderungen von mindestens<br />

4 bis 5 dB(A), in den Bereichen mit Einhausungen<br />

und Kapselungen von 10 dB(A).<br />

Am Shredder konnte durch die Kombination<br />

der Schutzmaßnahmen sogar eine Reduzierung<br />

um 26 dB(A) erreicht werden. Die<br />

zulässigen Peak-Werte wurden in keinem<br />

Bereich der Produktion mehr erreicht oder<br />

überschritten.<br />

Abschließend muss erwähnt werden, dass<br />

solche Erfolge bei der Umsetzung eines<br />

Lärmminderungsprogramms nur durch<br />

eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen den beteiligten Firmen, der<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> und insbesondere<br />

dem gesamten Team der Sicherheitsfachkräfte<br />

und Sicherheitsbeauftragten des<br />

Unternehmens zu erreichen sind.<br />

Maria Franco Mateos, Diemelstadt,<br />

Manfred Hess, Homberg/Efze<br />

29


Berichte und Informationen<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

Foto: bgrci<br />

Gehen und fahren auf Nummer sicher<br />

Verkehrssicherheit im Werk hat Vorfahrt<br />

Unfälle im Straßenverkehr verursachen in den meisten Fällen schwerwiegendere Verletzungen als beispielsweise Unfälle<br />

am Arbeitsplatz. So verwundert es nicht, dass sich mehr als 60 Prozent aller tödlichen Arbeits- und Wegeunfälle<br />

im Straßenverkehr ereignen.<br />

Zu den üblichen Gefährdungen im innerbetrieblichen<br />

Verkehr zählen beispielsweise<br />

schmale oder unübersichtliche Wege, im<br />

Verkehrsbereich gestapeltes Lagergut, das<br />

die freie Sicht einschränkt, glatter oder unebener<br />

Boden oder Arbeitsplätze in unmittelbarer<br />

Nähe zum Fahrzeugverkehr. Hinzu<br />

kommen spezielle betriebliche Gefährdungen<br />

wie Transporte mit Kranen, Flurförderzeugen<br />

oder Schienenbahnen. Der Betreiber<br />

eines nichtöffentlichen Verkehrsbereichs,<br />

zu dem das Werksgelände gehört, ist verpflichtet,<br />

solche Gefährdungen zu berücksichtigen<br />

und für den sicheren Verkehr zu<br />

sorgen.<br />

Grundsätzlich hat der Unternehmer die Möglichkeit,<br />

den Verkehr auf seinem Werksgelände<br />

individuell zu regeln. Er wird aber<br />

gut daran tun, wenn er sich an die Regeln<br />

hält, die die Verkehrsteilnehmer bereits<br />

beherrschen. Der Hinweis „Hier gilt<br />

die Straßen verkehrsordnung“ am Zugang<br />

zum Werks gelände kann deswegen hilfreich<br />

und sinnvoll sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

ist dabei entsprechend den<br />

betrieblichen Verhältnissen festzulegen.<br />

Die Sicherheit von Verkehrswegen haben<br />

bei den Verkehrssicherungspflichten eine<br />

herausragende Bedeutung. Mit einer Beschilderung<br />

lassen sich Ein- und Ausfahrten<br />

eindeutig kennzeichnen und Hinweise<br />

geben auf die zugelassene Höchstgeschwindigkeit<br />

und auf Vorfahrtsregeln. Zonen, die<br />

vorübergehend ein erhöhtes Unfallrisiko<br />

bieten, wie Baustellen, lassen sich mit<br />

Schranken, Absperrgurten oder Warn kegeln<br />

sichern.<br />

Die Verkehrswege sollten nicht nur mit<br />

breiten, farbigen Streifen auf dem Boden<br />

markiert, sondern auch für Fußgänger und<br />

Fahrzeuge getrennt sein. Die Wege müssen<br />

zudem rutschhemmend, ohne Stolperfallen<br />

und beleuchtet sein. An besonders unübersichtlichen<br />

Stellen haben sich Verkehrsspiegel<br />

oder Blinkanlagen mit Ultraschallsensoren<br />

bewährt, die bei einer Annäherung<br />

von Fahrzeugen oder Personen automatisch<br />

auslösen.<br />

Besondere Bedeutung haben die Flucht- und<br />

Rettungswege. Droht Gefahr, müssen sie gewährleisten,<br />

dass der Arbeitsplatz schnell<br />

und sicher verlassen oder vom Rettungspersonal<br />

erreicht werden kann. Sie sind ihrem<br />

Zweck entsprechend eindeutig und leicht<br />

erkennbar zu kennzeichnen − vor allem aber<br />

jederzeit freizuhalten. Auf gar keinen Fall<br />

dürfen sie verstellt oder eingeengt werden.<br />

Dies kann im Notfall böse Folgen haben.<br />

Das Zustellen von Notausgängen oder das<br />

Zuparken von Rettungswegen ist kein Kavaliersdelikt<br />

und darf nicht geduldet werden!<br />

Auch die Beschäftigten müssen von der<br />

Notwendigkeit der getroffenen Maßnahmen<br />

überzeugt und aktiv eingebunden werden.<br />

Bei Verkehrssicherheitsaktionen, anhand<br />

von Plakaten oder in Sicherheitsgesprächen<br />

lernen sie, aufeinander Rücksicht zu nehmen,<br />

mit Fahrzeugen nur die freigegebenen<br />

Wege zu befahren und nur die ausgewiesenen<br />

Parkflächen zu benutzen. Die Fahrzeuggeschwindigkeit<br />

ist neben den innerbetrieblichen<br />

Beschränkungen auch dem<br />

Straßenzustand und der Sicht anzupassen.<br />

Auch Fußgänger müssen ihre besondere<br />

Verantwortung kennen. Bei gemeinsam<br />

von Fahrzeugen und Fußgängern benutzten<br />

Verkehrswegen sollen Fußgänger immer<br />

am äußersten Rand der Verkehrswege gehen<br />

und frühzeitig Blickkontakt mit dem Fahrer<br />

aufnehmen. Rücksichtsvolles und defensives<br />

Verhalten sollte bei allen Verkehrsteilnehmern<br />

auf dem Werksgelände selbstverständlich<br />

sein.<br />

Dr. Michael Glück, BG RCI, Heidelberg<br />

28. April <strong>2012</strong><br />

Welttag für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit<br />

Die ILO (International Labour Organization),<br />

Genf, begeht am 28. April <strong>2012</strong> den diesjährigen<br />

Welttag für Sicherheit und Gesundheit<br />

bei der Arbeit. Der Welttag hat zum Ziel, die<br />

Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten<br />

in globalem Maßstab zu fördern<br />

und die internationale Öffentlichkeit<br />

auf das weltweit wachsende Ausmaß an<br />

Verletzungen, Erkrankungen und tödlich<br />

verlaufenden Ereignissen im beruflichen<br />

Unfeld hinzuweisen. Der Welttag <strong>2012</strong> steht<br />

unter dem Motto „Green jobs: promoting<br />

safety and health in a green economy“. In<br />

vielen Teilen der Welt werden staatliche Einrichtungen,<br />

Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen<br />

und Arbeitsschutzexperten<br />

die unterschiedlichsten Aktionen organisieren,<br />

um diesen Tag zu begehen.<br />

Der 28. April ist zugleich auch internationaler<br />

Gedenktag der Gewerkschaftsbewegung<br />

zur Erinnerung an die Opfer von<br />

Arbeitsunfällen und beruflich bedingten<br />

Erkrankungen.<br />

nul<br />

30


1/2 <strong>2012</strong> BG RCI.magazin Berichte und Informationen<br />

Leserbrief …<br />

… zum Beitrag „Unfälle in der Papierindustrie<br />

– sind Schwerpunkte erkennbar“,<br />

BG RCI.magazin 7/8 2011,<br />

S. 30 – 31, in dem das Abschleifen<br />

eines für eine bestimmte Arbeit ungeeigneten<br />

Maulschlüssels mittels eines<br />

Doppelschleifbocks und die daraus resultierenden<br />

Unfallfolgen durch Einziehen<br />

beschrieben wurden:<br />

Das Fazit, das bei der Beschreibung<br />

des Unfalls „Schleifen eines Werkstücks“<br />

gezogen wurde, ist nicht richtig<br />

und bedarf nach meiner Einschätzung einer<br />

Korrektur. Im Beitrag wird vorgeschlagen:<br />

„Ein fest eingespannter Schlüssel,<br />

mit einem Winkelschleifer bearbeitet,<br />

wäre die bessere Wahl gewesen.“ Richtiger<br />

wäre es vielmehr gewesen, einen<br />

Ringschlüssel flacherer Bauart zu besorgen.<br />

Das Verändern von Schraubenschlüsseln<br />

durch Abschleifen wie auch<br />

die Verlängerung mit einem Aufsteckrohr<br />

sind unbedingt zu unterlassen. Die Bauweise<br />

eines jeden Schraubenschlüssels<br />

entspricht der zulässigen Hebelkraft, die<br />

mit dem Werkzeug noch sicher übertragen<br />

werden kann. Verbotenerweise durchgeführte<br />

Veränderungen von Schraubenschlüsseln<br />

können zum Werkzeugbruch<br />

und/oder zur Aufweitung des Mauls mit<br />

nachfolgendem Abrutschen des Werkzeugs<br />

führen. Hierdurch entsteht eine große<br />

Verletzungsgefahr für den Schlosser,<br />

Gesichts- und Nasenverletzungen sowie<br />

Stürze könnten die Folge sein.<br />

Heinz Vetter, Anlagenfahrer, InfraServ<br />

GmbH & Co. Gendorf KG, Leitwarte,<br />

Burgkirchen<br />

Landesverbände Südwest und Mitte der DGUV<br />

Tag der Arbeitssicherheit in Ramstein<br />

Der diesjährige Tag der Arbeitssicherheit<br />

der Landesverbände Südwest und Mitte<br />

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV) findet am 9. Mai <strong>2012</strong> im<br />

Kultur- und Tagungszentrum Ramstein-Miesenbach,<br />

Rheinland-Pfalz, statt.<br />

Auf dem Programm stehen aktuelle und praxisnahe<br />

Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />

Neues aus dem Gefahrstoffrecht,<br />

Nachhaltigkeit, Neue Medien und<br />

neue Risiken sind die Themenschwerpunkte.<br />

Eine Ausstellung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

begleitet die Fachtagung.<br />

Anmeldeschluss: 4. April <strong>2012</strong><br />

Die Veranstaltung ist kostenfrei. Sie beginnt<br />

um 9.20 Uhr (Einlass bereits ab 8.30 Uhr)<br />

und endet gegen 17.00 Uhr. Interessenten<br />

melden sich an bei der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung, Landesverband<br />

Südwest, Kurfürstenanlage 62, 69115 Heidelberg,<br />

Dr. Volker Wittneben, Tel.: 06221/5108-<br />

24600, Fax: 06221/5108-24699, E-Mail:<br />

volker.wittneben@bgrci.de.<br />

Ka<br />

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

Vorstandsvorsitzende gewählt<br />

Der neu konstituierte Vorstand der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (DGUV) hat Marina Schröder und<br />

Dr. Hans-Joachim Wolff für weitere sechs Jahre in ihrem Amt<br />

als Vorstandsvorsitzende bestätigt. Beide wurden einstimmig<br />

gewählt. Der Vorsitz wird alternierend ausgeübt und<br />

wechselt nach einem Jahr. Derzeit hat Frau Marina Schröder<br />

den Vorsitz inne.<br />

Marina Schröder und Dr. Hans-Joachim Wolff wurden für weitere<br />

sechs Jahre in ihrem Amt als Vorstandsvorsitzende der Deutschen<br />

Gesetzlichen Unfallversicherung bestätigt. <br />

Fotos: DGUV<br />

Ebenfalls neu gewählt wurden die Vorsitzenden<br />

der Mitgliederversammlung der DGUV:<br />

Benannt wurden Helmut Etschenberg und<br />

Manfred Wirsch.<br />

Nach den Sozialwahlen 2011 haben sich die<br />

ehrenamtlichen Gremien der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung neu zusammengesetzt.<br />

Mitgliederversammlung und Vorstand sind<br />

paritätisch mit Vertretern von Arbeitnehmern<br />

und Arbeitgebern besetzt. Die Mitgliederversammlung,<br />

das „Parlament“ der<br />

DGUV, berät und entscheidet mindestens<br />

einmal jährlich über Grundsatzfragen. Der<br />

Vorstand wird von der Mitgliederversammlung<br />

gewählt. Er führt die Geschäfte der<br />

DGUV und wählt den Hauptgeschäftsführer.<br />

Der Verband „Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung“<br />

ist der Spitzenverband der<br />

gewerblichen <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en und<br />

der Unfallversicherungsträger der öffentli-<br />

chen Hand. Er nimmt die gemeinsamen Interessen<br />

seiner Mitglieder wahr und fördert<br />

deren Aufgaben zum Wohl der Versicherten<br />

und der Unternehmen. Er vertritt die gesetzliche<br />

Unfallversicherung gegenüber Politik,<br />

Bundes-, Landes-, europäischen und sonstigen<br />

nationalen und internationalen Institutionen<br />

sowie gegenüber den Sozialpart -<br />

nern.<br />

<br />

<br />

bg<br />

31


Berichte und Informationen<br />

BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />

ZKZ-Nr.: 57433 ISSN 2193-102X<br />

Passivrauch am Arbeitsplatz: Die Belastung kann so hoch<br />

sein wie bei einem Kneipenbesuch<br />

Die öffentliche Diskussion um die Gesundheitsrisiken durch Passivrauchen<br />

am Arbeitsplatz konzentriert sich vor allem auf die Beschäftigten in der Gastronomie.<br />

Dass es eine Vielzahl anderer, ähnlich oder ebenso stark belasteter<br />

Arbeitsbereiche gibt, die die gleiche Aufmerksamkeit verlangen, belegt ein<br />

neuer Report der Unfallversicherungsträger und der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (DGUV).<br />

Aus Sicht des Arbeitsschutzes fehlten bislang<br />

verlässliche Angaben über Vorkommen<br />

und Ausmaß von Tabakrauchexpositionen<br />

an Arbeitsplätzen. Mit Hilfe von<br />

Arbeitsplatzmessungen und auf der Basis<br />

von Modellrechnungen hat das Projektteam<br />

belastete Arbeitsbereiche identifiziert und<br />

in vier Klassen eingestuft: Bereiche ohne<br />

Exposition, z.B. unter Tage, Bereiche, für die<br />

eine Exposition weitgehend auszuschließen<br />

ist, z.B. in der Chemischen Industrie, Bereiche<br />

mit geringer Exposition, z.B. in Werkhallen<br />

mit technischer Lüftung, und Bereiche<br />

mit Exposition, z.B. Fahrerkabinen im gewerblichen<br />

Transportwesen. Die Expositionsberechnungen<br />

berücksichtigen neben<br />

der Grundfläche des Raumes und seinem<br />

Volumen den Luftwechsel im Raum, die Anzahl<br />

der rauchenden und nicht rauchenden<br />

Mitarbeiter, die Anzahl der Zigaretten pro<br />

Raucher und Stunde sowie die Dauer der<br />

Tabakrauchbelastung. Die berechneten Szenarien<br />

unterscheiden außerdem zwischen<br />

der Belastungssituation im Sommer und im<br />

Winter, da unterschiedliches Lüftungsverhalten<br />

zu erheblich veränderten Belastungswerten<br />

führen kann.<br />

„Alle reden von Gaststätten und Diskotheken.<br />

Unsere Untersuchungen zeigen allerdings,<br />

dass zum Beispiel auch in einem<br />

Zweimannbüro, in dem ein Kollege raucht,<br />

vor allem in den Wintermonaten Tabakrauchkonzentrationen<br />

erreicht werden,<br />

die denen in einer Raucherkneipe in nichts<br />

nachstehen“, sagt Professor Dr. Helmut Blome,<br />

Gefahrstoffexperte und Direktor des Instituts<br />

für Arbeitsschutz der DGUV (IFA). In<br />

Sachen Passivrauch gelte es folglich, den<br />

Blick zu weiten und für einen konsequenten<br />

Schutz an allen Arbeitsplätzen einzustehen,<br />

wie dies die DGUV fordert.<br />

Den DGUV-UVT-Report „Passivrauchen am<br />

Arbeitsplatz“ können Sie unter www.dguv.<br />

de/ifa > Publikationen > Reports Download<br />

herunterladen.<br />

nvs<br />

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BGRCI.<br />

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