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Materialien zur Dacheindeckung - Restaurator im Handwerk eV

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Strangpressen: der<br />

aus der Schneckenpresse<br />

endlos<br />

austretende Strang<br />

wird mit einem<br />

manuell betätigten<br />

Abschneider<br />

auf Länge und in<br />

Form geschnitten<br />

und die Formlinge<br />

auf Trockenrähmchen<br />

abgezogen,<br />

um 1920<br />

Spätrömisches<br />

oder mittelalterliches<br />

Dach: in<br />

der spätrömischen<br />

Zeit benutzte man<br />

trapezförmige<br />

Leistenziegel<br />

die auf einer<br />

Zwischenlage<br />

gebrannter Tonplatten<br />

aufgelegt<br />

wurden. Die<br />

einzelnen Reihen<br />

berühren sich<br />

nicht mehr direkt.<br />

Das Leistenziegeldach<br />

der Römer,<br />

auch altrömisches<br />

Dach genannt,<br />

bestehend aus Tegula<br />

(rechteckiger<br />

Leistenziegel) und<br />

Imbrex (runder<br />

Deckziegel). Die<br />

Leistenziegel<br />

berühren sich und<br />

wurden direkt<br />

auf die Sparren<br />

aufgelegt.<br />

6<br />

dar. Hierbei erhalten die<br />

extrudierten Formlinge<br />

durch eine Nachpresse<br />

noch eine Bombierung in<br />

der Längsrichtung, wobei<br />

gleichzeitig zwei Aufhängenasen<br />

eingepresst werden.<br />

Diese Ziegelart ist<br />

vor allem in England und<br />

Frankreich he<strong>im</strong>isch. Alle<br />

vier Herstellarten sind heute noch gebräuchlich, wobei<br />

die handgestrichenen Dachziegel insbesondere für die<br />

Restaurierung der Dächer denkmalgeschützter Gebäude<br />

hergestellt werden.<br />

Dachziegelklassiker von der Römerzeit bis<br />

<strong>zur</strong> Industrialisierung (43 n. Chr. -1820)<br />

Nach dem Leistenziegel entstanden zwischen dem<br />

11. und 16. Jahrhundert die Krempziegel, die Hohlziegel<br />

oder Mönch-Nonnenziegel, die Flachziegel oder Biberschwanzziegel<br />

und die Hohlpfannen, die bis zum Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts die Hauptformen des Dachziegels<br />

darstellten.<br />

Leistenziegel<br />

Der Leistenziegel, wie der zweiteilige Dachziegel der<br />

Römer heute genannt wird, bestand aus dem Tegula,<br />

dem Flachziegel, und dem Imbrex, dem fugendeckenden<br />

Hohlziegel. Die in Germanien hergestellten Tegulae<br />

wiesen Längen von 45-55 cm, Breiten von 35-40 cm und<br />

Dicken von 2-4 cm auf.<br />

Zunächst wurde die römische Art der Dachdeckung<br />

mit Flach- und Hohlziegeln noch während des ganzen<br />

Frühmittelalters beibehalten. Allerdings hatte das sog.<br />

altrömische Dach, das aus großen rechteckigen Leistenziegel<br />

bestand, in der spätrömischen Zeit eine bedeutende<br />

Änderung dadurch erfahren, daß man eine bereits in<br />

der hellenistischen Zeit Griechenlands nachgewiesene<br />

Variante einführte, bei welcher der Leistenziegel kleiner<br />

und trapezförmig ausgebildet ist. Diese Leistenziegel<br />

wurden so verlegt, daß sich die einzelnen Reihen nicht<br />

mehr berührten und nicht mehr direkt auf den Sparren<br />

auflagen, sondern auf einer Zwischenlage gebrannter<br />

Tonplatten. Diese Eindeckungsmethode wurde spätrömisches<br />

oder mittelalterliches Dach genannt. Man kam<br />

hier noch ohne Aufhängenase aus, und es genügte gegen<br />

den geringen Schub der oberen Reihe, nur die untere<br />

Reihe mit zwei Nägeln gegen Abrutschen zu sichern. Bei<br />

dem in der Renaissance üblichen sog. italienischen Dach<br />

waren die Leistenziegel mit Aufhängenasen versehen.<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 1/2011<br />

Krempziegel<br />

Die erste Neuentwicklung der nachrömischen Zeit ist<br />

der um 1000 n. Chr. entstandene Krempziegel. Er beruht<br />

auf der Kombination des Leistenziegels mit dem deckenden<br />

Hohlziegel. Die Grundform ist eine Platte, welche<br />

rechts einen erhöhten Rand, den sog. Wasserfalz, und<br />

links einen konisch verlaufenden Deckwulst, die Krempe,<br />

besitzt. Im Allgemeinen befindet sich die Krempe an<br />

der linken Seite, regional (westliches Münsterland) aber<br />

auch an der rechten Seite, und dementsprechend unterscheidet<br />

man zwischen Links- und Rechtskrempern.<br />

Oben und Mitte:<br />

Historische<br />

Krempziegel in drei<br />

Ausführungen: mit<br />

konischer Krempe,<br />

mit gestufter, eingeschnittener<br />

Krempe<br />

und darunter eine<br />

regionale Formvariante<br />

mit schwalbenschwanzförmigausgeschnittenem<br />

Fuß<br />

Unten:<br />

links stranggezogener<br />

Krempziegel<br />

mit gerader Krempe,<br />

rechts: zwei gepresste<br />

Krempziegel mit<br />

konischer Krempe<br />

als Links- und<br />

Rechtskremper<br />

Bei den historischen Krempziegeln unterscheidet man<br />

ferner zwischen drei Formvarianten:<br />

• ungestufte, mit durchgehend konisch (tütenförmig)<br />

durchlaufender Krempe;<br />

• gestufte, mit eingeschnürter Krempe;<br />

• mit schwalbenschwanzförmig ausgeschnittener Fußkante<br />

(Nordhessen).<br />

Die Abmessungen sind, wie bei allen historischen Dachziegelmodellen,<br />

unterschiedlich, häufig war eine Länge<br />

von ca. 37 cm und eine Breite von 25 cm.<br />

Hohlziegel oder Mönch-Nonnenziegel<br />

Ab dem 11. Jahrhundert benutzte man anstelle des unteren<br />

Leistenziegels gleichfalls einen Hohlziegel, den man<br />

einfach umgekehrt verlegte und so das Hohlziegel- oder<br />

Klosterdach erhielt. Der Volkswitz belegte es später in<br />

derber Anspielung auf die Zustände in den damaligen<br />

Klöstern mit dem Ausdruck „Mönch- und Nonnendach“.<br />

Über den Zeitpunkt dieser Begriffsprägung gibt<br />

es unterschiedliche Angaben. Erstmals soll er <strong>im</strong> 13.<br />

Jahrhundert in Lübeck belegt, anderen Angaben zufolge<br />

erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstanden sein.<br />

Im Mittelalter wird der obere Hohlziegel als „preiss“,<br />

der untere als „haken“ bezeichnet, so daß man allgemein<br />

vom Haken-Preisendach sprach. Die heute übliche Bezeichnung<br />

ist Mönch und Nonne, in der Schweiz auch<br />

Ober- und Unterdächler.<br />

Im Laufe der Zeit war die Eindeckung durch die Art<br />

und Ausführung von Ober- und Unterziegel verschiede-

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