09.11.2012 Aufrufe

Chirurgie der Narben - Plastisch- und Handchirurgische Klinik ...

Chirurgie der Narben - Plastisch- und Handchirurgische Klinik ...

Chirurgie der Narben - Plastisch- und Handchirurgische Klinik ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

CME<br />

Bei <strong>der</strong> chirurgischen<br />

Exzision von <strong>Narben</strong> <strong>und</strong><br />

Keloiden muss die Spannung<br />

gut verteilt werden.<br />

22<br />

CHAZ • 10. Jahrgang • 1. Heft • 2009<br />

CHIRURGIE DER NARBEN<br />

Kryotherapie: Kontakt- o<strong>der</strong> Sprühkryochirurgie<br />

mit flüssigem Stickstoff kann zu einer signifikanten<br />

Verbesserung bis zur kompletten Regression sowohl<br />

von hypertrophen <strong>Narben</strong> als auch von Keloiden<br />

führen. Das Hauptproblem bleibt, dass sie nur für<br />

kleine <strong>Narben</strong>areale anwendbar ist [34–36]. Die<br />

Kombination mit intraläsionalem Kortison steigert<br />

den Effekt <strong>der</strong> Kryotherapie noch einmal deutlich<br />

[37]. Ein neuer, äußerst vielversprechen<strong>der</strong> Therapieansatz<br />

ist eine intraläsionale Kryotherapie über<br />

eine longitudinal in die Narbe eingebrachte Nadel.<br />

In ersten Studien liegen die Remissionsraten des<br />

<strong>Narben</strong>volumens pro Sitzung bei 50 Prozent [38].<br />

5-Fluorouracil (5-FU): Die Wirksamkeit dieses intraläsional<br />

verabreichten Chemotherapeutikums konnte<br />

bereits nachgewiesen werden, sowohl bei hypertrophen<br />

<strong>Narben</strong> als auch Keloiden. Die Anwendung<br />

selbst scheint sicher <strong>und</strong> effektiv zu sein [39]. Langzeitergebnisse<br />

stehen allerdings noch aus.<br />

Bleomycin: Für Bleomycin gilt dasselbe wie für das 5-<br />

FU. Dieses Chemotherapeutikum hat jedoch den<br />

Nachteil, dass es häufig angewendet werden muss<br />

<strong>und</strong> die Injektionen sehr schmerzhaft sind. Darüber<br />

hinaus wirkt Bleomycin bei Dosierungen höher als<br />

400 IE lungentoxisch bis hin zur Lungenfibrose [40].<br />

Eine Fülle von unterschiedlichen Präparaten wird zur<br />

flankierenden Therapie von <strong>Narben</strong> angeboten. Einige<br />

<strong>der</strong> typischen <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s häufig in <strong>der</strong> täglichen<br />

Praxis verwendeten Substanzen sind beispielsweise<br />

Salben aus Zwiebelextrakten, Heparin<br />

<strong>und</strong> Allantoin (Contractubex), sogenannte <strong>der</strong>mofunktionale<br />

Substanzen (wie etwa Terprolin), unterschiedliche<br />

Öle <strong>und</strong> Heilpflanzen, hormonhaltige<br />

Cremes <strong>und</strong> Tinkturen, die Vitamin A o<strong>der</strong> das<br />

weibliche Hormon Östrogen (nur bei Frauen!) enthalten,<br />

<strong>und</strong> flüssige Silikongele (z.B. Dermatix, Scarban<br />

u.a.).<br />

Operative Therapiemaßnahmen<br />

Chirurgische Exzision [41]: Die chirurgische Exzision<br />

ist Gr<strong>und</strong>lage bei <strong>der</strong> Behandlung aller ausgereiften<br />

<strong>Narben</strong>, hypertrophen <strong>Narben</strong> sowie aller fortgeschrittenen<br />

therapieresistenten Keloide. Die Indikation<br />

zum Schnitt ist allerfrühestens sechs Monate<br />

nach <strong>der</strong> vorangegangenen Verletzung/Inzision zu<br />

stellen, um nicht Gefahr zu laufen einfach nur eine<br />

unreife Narbe überzubehandeln, die auch ohne<br />

Intervention gut abgeheilt wäre.<br />

Generell gilt, dass die Spannung gut verteilt werden<br />

sollte – einerseits durch ausreichende subkutane<br />

Mobilisation an<strong>der</strong>erseits durch eine ordentliche<br />

subkutane Adaptation. Die Enden <strong>der</strong> Dermis selbst<br />

sollten sich dann locker einan<strong>der</strong> gegenüber liegen<br />

<strong>und</strong> mit Intrakutannähten o<strong>der</strong> Einzelknopfnähten<br />

verschlossen werden [10, 16]. Das Fadenmaterial<br />

sollte mindestens für zwei bis drei Wochen belassen<br />

werden. Für die Planung <strong>der</strong> gewählten Schnittführung<br />

muss man sich immer zwei Fragen stellen:<br />

� Wie hoch ist die erwartete Spannung?<br />

� Wie verläuft die Narbe zu den Hautspaltlinien<br />

<strong>und</strong> den funktionelle/ästhetischen Einheiten?<br />

Bei <strong>Narben</strong>, die günstig zu den Hautspaltlinien liegen<br />

<strong>und</strong> nicht beson<strong>der</strong>s breit sind, reicht eine spindelförmige<br />

Exzision aus. Diese Art <strong>der</strong> Ausschneidung<br />

hat sich auch bei Konturstörungen bewährt,<br />

wobei <strong>der</strong> Niveauunterschied am besten entwe<strong>der</strong><br />

durch Ausdünnung des erhabenen Teils <strong>der</strong> W<strong>und</strong>e<br />

o<strong>der</strong> durch Formung einer Plikatur des niedrigen<br />

Teils <strong>der</strong> W<strong>und</strong>e ausgeglichen wird - o<strong>der</strong> bei hohem<br />

Niveauunterschied durch eine Kombination bei<strong>der</strong><br />

Techniken.<br />

Muss eine <strong>der</strong> beiden oben gestellten Fragen o<strong>der</strong><br />

gar beide mit „JA“ beantwortet werden, so ist bei <strong>der</strong><br />

Korrektur darauf zu achten, dass es zu einer Umverteilung<br />

des bisherigen Zuges auf die Narbe kommt.<br />

Eine Reihe von Techniken steht uns hierzu zur Verfügung:<br />

Die S-förmige Exzision: Dadurch lässt <strong>der</strong> Spannungsverlauf<br />

gerade bei geringen Abweichungen<br />

von den Hautspaltlinien gut verteilen.<br />

Die Z-Plastik: Nach spindelförmiger Exzision des<br />

<strong>Narben</strong>areals lässt sich durch Z-förmige Erweiterung<br />

<strong>der</strong> Inzision im 60-Grad-Winkel eine Z-förmige<br />

Lappenplastik anfertigen. Nach ausreichen<strong>der</strong><br />

subkutaner Mobilisation werden die Enden <strong>der</strong><br />

Lappenspitzen nun jeweils in das gegenüberliegende<br />

Eck geschwenkt <strong>und</strong> vernäht (Abb. 14). Es werden<br />

dadurch zwei Effekte erreicht: Einerseits verläuft <strong>der</strong><br />

Hauptspannungsvektor nun im 90-Grad-Winkel<br />

zur ursprünglichen Narbe <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits wird<br />

<strong>der</strong> Zug auf die Narbe insgesamt verringert, da<br />

Gewebe von <strong>der</strong> Seite in Längsrichtung eingeschwenkt<br />

wird <strong>und</strong> dadurch eine Zugentlastung auf<br />

die Längsstrecke <strong>der</strong> Narbe stattfindet. Auf diese Art<br />

<strong>und</strong> Weise lassen sich auch hervorragende Kontrakturen<br />

auflösen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!