02.01.2015 Aufrufe

Zusammenfassung Funktionalanalysis

Zusammenfassung Funktionalanalysis

Zusammenfassung Funktionalanalysis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die wichtigsten Begriffe und Theoreme<br />

aus der Vorlesung <strong>Funktionalanalysis</strong><br />

von Prof. Rainer Nagel, WS 2007/08<br />

Petra Csomós<br />

29. Januar 2008<br />

1 Banachräume<br />

1.1 Banachräume<br />

Definition 1.1. Sei X ein K (R oder C)-Vektorraum und ‖ · ‖ eine Norm auf X. Dann<br />

heißt (X, ‖ · ‖) ein normierter Vektorraum. Falls X vollständig ist (d.h. jede Cauchyfolge<br />

in X konvergiert in X), heißt X Banachraum.<br />

Definition 1.2. Sei X ein metrischer Raum. Die Menge K ⊂ X heißt (folgen)kompakt,<br />

falls jede Folge (x n ) ⊂ K eine in K konvergente Teilfolge besitzt, d.h. es existiert (x nk )<br />

mit<br />

∃ lim<br />

k→∞<br />

x nk = ¯x ∈ K.<br />

Lemma 1.3 (Riesz). Die Einheitskugel B 1 (0) := {x ∈ X :<br />

dann kompakt, wenn X endlichdimensional ist!<br />

‖x‖ ≤ 1} ⊂ X ist genau<br />

1.2 Linearformen<br />

Definition 1.4. Sei X ein normierter Raum.<br />

(i) Sei X ∗ := {Lineare Abbildungen von X nach K}. Dann heißt ϕ ∈ X ∗ beschränkt,<br />

falls<br />

sup |ϕ(x)| < ∞.<br />

‖x‖≤1<br />

(ii) Sei ϕ ∈ X ∗ beschränkt. Dann ist ‖ϕ‖ := sup |ϕ(x)| die Norm von ϕ.<br />

‖x‖≤1<br />

(iii) Der Raum X ′ := {ϕ ∈ X ∗ : ϕ ist beschränkt} heißt der (stetige) Dualraum von X.<br />

Lemma 1.5. Der Raum X ′ ist ein Vektorraum, und ϕ ↦→ ‖ϕ‖ definiert eine Norm auf<br />

X ′ .<br />

1


Satz 1.6. Sei X normiert, ϕ ∈ X ∗ . Dann sind äquivalent.<br />

(a) ϕ ist gleichmäßig stetig;<br />

(b) ϕ ist stetig;<br />

(c) ϕ ist stetig in 0;<br />

(d) ϕ ist beschränkt;<br />

(e) kerϕ ist abgeschlossen.<br />

Theorem 1.7. Sei (X, ‖ · ‖) ein normierter Vektorraum. Dann ist (X ′ , ‖ · ‖) immer ein<br />

Banachraum! (Auch wenn X selbst nicht vollständig ist.)<br />

Theorem 1.8 (Hahn – Banach). Sei X ein normierter Vektorraum, Y ⊂ X ein linearer<br />

Teilraum. Sei ϕ ∈ Y ′ . Dann existiert Φ ∈ X ′ mit<br />

Φ Y = ϕ und ‖Φ‖ = ‖ϕ‖,<br />

d.h. es existiert eine stetige, normgleiche Fortsetztung von ϕ auf ganz X.<br />

Korollar 1.9. Sei X ein normierter Vektorraum und Y ⊂ X ein linearer Teilraum. Aus<br />

dem Satz von Hahn – Banach folgt:<br />

(i) X ′ ist nicht trivial, d.h. X ≠ {0} ⇒ X ′ ≠ {0}.<br />

Genauer: X ′ trennt die Punkte von X, d.h.<br />

∀x 1 , x 2 ∈ X mit x 1 ≠ x 2 ∃ ϕ ∈ X ′ mit ϕ(x 1 ) ≠ ϕ(x 2 ).<br />

(ii) Es gilt für x ∈ X: ‖x‖ =<br />

sup |ϕ(x)|.<br />

ϕ∈X ′ ,‖ϕ‖≤1<br />

(iii) Y = ⋂ {kerϕ : ϕ ∈ X ′ mit Y ⊆ kerϕ}.<br />

1.3 Hilberträume<br />

Definition 1.10. Sei H ein K-Vektorraum. Die Abbildung (·, ·) : H × H → K heißt<br />

Skalarprodukt auf X, falls<br />

(i) (x, x) ≥ 0, (x, x) = 0 ⇒ x = 0 ∀x ∈ X;<br />

(ii) (x 1 + x 2 , y) = (x 1 , y) + (x 2 , y) ∀x 1 , x 2 , y ∈ X,<br />

(αx, y) = α(x, y) ∀α ∈ K, ∀x, y ∈ X;<br />

(iii) (x, y) = (y, x) ∀x, y ∈ X.<br />

Bemerkung 1.11. Aus der Definition folgt:<br />

(i) (x, βy) = β(x, y) ∀β ∈ K, ∀x, y ∈ H,<br />

(x, y 1 + y 2 ) = (x, y 1 ) + (x, y 2 ) ∀x, y 1 , y 2 ∈ H;<br />

2


(ii) (x, 0) = (0, x) = 0 ∀x ∈ H.<br />

Satz 1.12 (Cauchy – Schwarz–Ungleichung). Sei X ein K-Vektorraum mit Skalarprodukt<br />

(·, ·). Dann gilt:<br />

|(x, y)| 2 ≤ (x, x) · (y, y) ∀x, y ∈ H.<br />

Lemma 1.13. Sei H ein K-Vektorraum mit Skalarprodukt (·, ·). Definiere ‖x‖ := √ (x, x).<br />

Dann ist H ein normierter Raum bezüglich ‖ · ‖.<br />

Definition 1.14. Ein K-Vektorraum mit Skalarprodukt (·, ·) heißt Prähilbertraum.<br />

Satz 1.15 (Parallelogrammgleichung). Sei ( H, ‖ · ‖ ) ein Prähilbertraum. Dann gilt:<br />

‖x + y‖ 2 + ‖x − y‖ 2 = 2‖x‖ 2 + 2‖y‖ 2 ∀x, y ∈ H.<br />

Definition 1.16. Prähilbertraum H heißt Hilbertraum, wenn H vollständig ist, d.h. H<br />

ein Banachraum bezüglich der vom Skalarprodukt induzierten Norm ist.<br />

Theorem 1.17 (Projektionssatz). Sei H ein Hilbertraum, M ≠ ∅ abgeschlossen und<br />

konvex, x /∈ M. Dann existiert genau ein Element in M mit minimalen Abstant von x,<br />

d.h.<br />

∀x ∈ X ∃! x 0 ∈ M : d(x, M) = ‖x 0 − x‖.<br />

Definition 1.18. Sei H ein Prähilbertraum mit Skalarpodukt (·, ·), x, y ∈ H, M ⊂ H.<br />

(i) x⊥y (x ist senkrecht oder orthogonal zu y), falls (x, y) = 0.<br />

(ii) x⊥M, falls x⊥y für alle y ∈ M.<br />

(iii) M ⊥ := {y ∈ H : y⊥M}.<br />

(iv) M ⊥⊥ := ( M ⊥) ⊥<br />

.<br />

Theorem 1.19 (Zerlegungssatz). Sei H ein Hilbertraum, F ein abgeschlossener linearer<br />

Teilraum. Dann H = F ⊕ F ⊥ , d.h.<br />

∀x ∈ H ∃! x 1 ∈ F, x 2 ∈ F ⊥ mit x = x 1 + x 2 .<br />

Insbesondere gilt ‖x‖ 2 = ‖x 1 ‖ 2 + ‖x 2 ‖ 2 .<br />

Satz 1.20. Sei H ein Hilbertraum.<br />

(i) Die Menge M ⊥ ist ein abgeschlossener Teilraum, und M ⊥ =<br />

(ii) M ⊥⊥⊥ = M ⊥ .<br />

(iii) lin(M) = M ⊥⊥ .<br />

(<br />

lin(M)) ⊥.<br />

3


Definition 1.21. Sei H ein Hilbertraum.<br />

(i) (x α ) α∈A ⊂ H heißt Orthogonalsystem (OGS), falls x α ⊥x β für alle α ≠ β.<br />

(ii) (x α ) α∈A ⊂ H heißt Orthonormalsystem (ONS), falls<br />

{ 0, α ≠ β,<br />

(x α , x β ) =<br />

1, α = β.<br />

Korollar 1.22 (Pythagoras). Sei H ein Hilbertraum, {x 1 , x 2 , . . . , x n } Othogonalsystem.<br />

∑<br />

Dann ‖ n ∑<br />

x i ‖ 2 = n ‖x i ‖ 2 .<br />

i=1<br />

i=1<br />

Definition 1.23. Sei H Hilbertraum, S := {e 1 , e 2 , . . . } ONS, x ∈ H. Dann heißt (x, e n ) ∈<br />

C der n-te Fourierkoeffizient von x bezüglich S.<br />

Satz 1.24. Sei H Hilbertraum, S := {e 1 , e 2 , . . . } (abzählbares) ONS, x ∈ H. Dann gilt:<br />

(i)<br />

(ii)<br />

∞∑<br />

|(x, e n )| 2 ≤ ‖x‖ 2<br />

n=1<br />

∞∑<br />

(x, e n )e n = lim<br />

n=1<br />

(iii) x − y ∈ (linS) ⊥ .<br />

k→∞ n=1<br />

(Besselsche Ungleichung).<br />

k∑<br />

(x, e n )e n =: y existiert.<br />

Satz 1.25. Sei S := {e 1 , e 2 , . . . } ONS in einem Hilbertraum H. Die folgenden Aussagen<br />

sind äquivalent.<br />

∑<br />

(a) Für alle x ∈ H gilt: x = ∞ (x, e n )e n (‖ · ‖-Konvergenz!).<br />

(b) S ⊥ = 0.<br />

n=1<br />

(c) Die Menge linS liegt dicht in H (d.h. linS = H).<br />

Definition 1.26.<br />

(i) Ein ONS in H heißt Orthonormalbasis ONB (oder Hilbertraumbasis oder ein vollständiges<br />

ONS), falls eine der äquivalenten Bedingungen (a)–(c) des letzten Satzes gilt.<br />

∑<br />

(ii) Die Reihe ∞ (x n , e n )e n heißt die Fourierreihe von x bzgl. der ONB {e n : n ∈ N}.<br />

n=1<br />

Satz 1.27. Jeder Hilbertraum besitzt eine ONB. Die Mächtigkeit dieser ONB ist eindeutig<br />

bestimmt.<br />

Satz 1.28. Sei H Hilbertraum, S := {e 1 , e 2 , . . . } ONB. Dann gilt:<br />

∞∑<br />

|(x, e n )| 2 = ‖x‖ 2<br />

n=1<br />

(Parsevalsche Gleichung).<br />

4


Theorem 1.29 (Darstellungstheorem). Jeder separable (unendlichdimensionale) Hilbertraum<br />

ist isometrisch isomorph zu l 2 (N).<br />

Theorem 1.30. Für alle x ∈ H definiert die Abbildung ϕ : H → C, y ↦→ ϕ x (y) := (y, x)<br />

ein Element aus H ′ mit ‖x‖ = ‖ϕ x ‖. Außerdem gibt es für jedes x ∈ H genau ein solches<br />

ϕ x . Die Abbildung x ↦→ ϕ x ist (konjugiert) linear. Damit kann H ′ mit H identifiziert<br />

werden.<br />

1.4 Banachräume stetiger Funktionen<br />

Definition 1.31. Für ein kompakter metrischer Raum K sei C(K) := {f : K →<br />

C | f stetig} mit ‖f‖ ∞ := sup |f(s)| < +∞.<br />

s∈K<br />

Satz 1.32 (Stone – Weierstraß). Sei K ein kompakter metrischer Raum. Ein linearer<br />

Teilraum Y von C(K) ist dicht bzgl. ‖ · ‖, falls<br />

(i) die konstanten Funktionen zu Y gehören,<br />

(ii) für s ≠ t ∈ K ein f ∈ Y mit f(s) ≠ f(t) existiert,<br />

(iii) fg, ¯f ∈ Y für f, g ∈ Y .<br />

Korollar 1.33. Die Polynome sind dicht in C[0, 1].<br />

Satz 1.34. Sei X = C(K). Dann ist X eine kommutative Banachalgebra mit Einheit<br />

1, d.h. X ist ein Banachraum und eine kommutative Algebra bezüglich (f, g) ↦→ fg mit<br />

(fg)(s) := f(s)g(s) für alle s ∈ K, und ‖fg‖ ≤ ‖f‖ · ‖g‖ für alle f, g ∈ X, und ‖1‖ = 1.<br />

Theorem 1.35 (Gelfand). Sei a eine kommutative Banachalgebra mit Einheit, und<br />

Involution ∗ , sodass ‖xx ∗ ‖ = ‖x‖ 2 für alle x ∈ a. Dann existiert ein kompakter Raum K,<br />

so dass a ∼ = C(K).<br />

Theorem 1.36 (Arzelà – Ascoli). Sei X = C(K), K kompakt. Sei M ⊂ X. Dann sind<br />

die folgenden Aussagen äquivalent.<br />

(a) M ist relativkompakt, d.h. M ist kompakt.<br />

(b) M ist beschränkt und M ist gleichgradig stetig, d.h.<br />

∀ε > 0 ∃ δ > 0 : d(s, t) < δ =⇒ |f(s) − f(t)| < ε ∀f ∈ M.<br />

(Wichtig: δ ist von f unabhängig!)<br />

5


2 Lineare Operatoren<br />

2.1 Beschränkte lineare Operatoren<br />

Definition 2.1. Seien X 1 , X 2 normierte Vektorräume.<br />

(i) Der Operator T ∈ L(X 1 , X 2 ) := {f : X 1 → X 2 | f linear} heißt beschränkt, falls<br />

∃ c > 0 mit ‖T x‖ ≤ c für alle x ∈ X 1 mit ‖x‖ ≤ 1 (also aus der Einheitskugel).<br />

(ii) L(X 1 , X 2 ) := {T ∈ L(X 1 , X 2 ) : T beschränkt}, L(X) := L(X, X).<br />

(iii) T ∈ L(X 1 , X 2 ) : ‖T ‖ := sup ‖T x‖ (< +∞) definiert eine Norm auf L(X 1 , X 2 ).<br />

‖x‖≤1<br />

Satz 2.2. Sei X normiert, T ∈ L(X). Dann sind äquivalent.<br />

(a) T ist gleichmäßig stetig;<br />

(b) T ist stetig;<br />

(c) T ist stetig in 0;<br />

(d) T ist beschränkt.<br />

Bemerkung 2.3. Ist X 2 vollständig, so ist auch L(X 1 , X 2 ) vollständig.<br />

Definition 2.4. Sei X ein Banachraum und T ∈ L(X). Den zu T adjungierten Operator<br />

T ′ ∈ L(X ′ ) definieren wir als (T ′ ϕ)(x) := ϕ(T x) für alle x ∈ X und ϕ ∈ X ′ . Es gilt<br />

‖T ‖ = ‖T ′ ‖.<br />

2.2 Hauptsätze über L(X, Y )<br />

Theorem 2.5 (Prinzip der gleichmäßigen Beschränktheit). Sei X Banachraum,<br />

Y normierter Raum. Sei B ⊂ L(X, Y ). Falls B punktweise beschränkt auf X ist, dann<br />

ist B gleichmäßig beschränkt. Das heißt:<br />

∀x ∈ X ∃ c x > 0 : ‖T x‖ ≤ c x ∀T ∈ B<br />

⇓<br />

∃ c > 0 : ‖T ‖ ≤ c ∀T ∈ B.<br />

(Die umgekehrte Richtung gilt natürlich immer.)<br />

Theorem 2.6 (Banach – Steinhaus). Seien X, Y Banachräume, {T n : n ∈ N} ⊂<br />

L(X, Y ). Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.<br />

(a) Es existiert lim<br />

n→∞<br />

T n x für alle x ∈ X.<br />

(b) Es existiert eine dichte Teilmenge D ⊂ X, so dass lim<br />

n→∞<br />

T n x existiert für alle x ∈ D,<br />

und ∃ c > 0 mit ‖T n ‖ ≤ c ∀n ∈ N.<br />

6


Korollar 2.7. Falls eine der äquivalenten Bedingungen (a),(b) des letzten Theorems gilt,<br />

definiere T x := lim<br />

n→∞<br />

T n x für alle x ∈ X. Dann ist T ∈ L(X, Y ).<br />

Theorem 2.8 (Banachscher Homomorphiesatz). Seien X, Y Banach, T ∈ L(X, Y )<br />

bijektiv. Dann ist T −1 linear und stetig (d.h. T bijektiv ⇒ ∃ T −1 ∈ L(Y, X)).<br />

Varianten: Satz vom abgeschlossenen Graphen, Satz von der stetigen Inversen.<br />

2.3 Kompakte Operatoren<br />

Definition 2.9. Seien X, Y Banachräume, T ∈ L(X, Y ).<br />

(i) T heißt kompakt, falls T ( B 1 (0) ) relativkompakt ist.<br />

Oder: für jede beschränkte Folge (x n ) ⊂ X besitzt (T x n ) eine in Y konvergente<br />

Teilfolge.<br />

(ii) K(X, Y ) := {T ∈ L(X, Y ) : T kompakt}, K(X) := K(X, X).<br />

Satz 2.10. Seien X, Y Banachräume.<br />

(i) K(X, Y ) ist ein abgeschlossener linearer Teilraum von L(X, Y ).<br />

(ii) K(X) ist ein abgeschlossenes Ideal in L(X).<br />

Bemerkung 2.11. Ein kompakter Operator auf einem unendlichdimensionalen Banachraum<br />

kann nie invertierbar sein!<br />

Theorem 2.12 (Fredholm-Alternative). Sei X ein Banachraum, T ∈ K(X), S :=<br />

Id − T . Dann sind äquivalent:<br />

(a) ∀y ∈ X<br />

∃ x ∈ X mit x − T x = y (d.h. S ist surjektiv).<br />

(b) Falls T x = x (also Sx = 0), dann x = 0 (d.h. S ist injektiv).<br />

(S surjektiv ⇐⇒ S injektiv ⇐⇒ S bjiektiv)<br />

3 Spektraltheorie<br />

3.1 Spektrum und Resolvente<br />

Definition 3.1. Sei X ein komplexer Banachraum, T ∈ L(X).<br />

(i) Die Menge ϱ(T ) := {λ ∈ C : (λ − T ) bijektiv auf X} heißt die Resolventenmenge<br />

des Operators T .<br />

(ii) Die Menge σ(T ) := C\ϱ(T ) heißt das Spektrum von T .<br />

(iii) Sei λ ∈ ϱ(T ), dann heißt der Operator R(λ, T ) := (λ − T ) −1 die Resolvente von T<br />

in λ.<br />

7


(iv) Die Abbildung ϱ(T ) ∋ λ ↦→ R(λ, T ) ∈ L(X) heißt die Resolventenabbildung.<br />

(v) Die Zahl r(T ) := sup |λ| heißt der Spektralradius von T .<br />

λ∈σ(T )<br />

Definition 3.2 (Feinstruktur des Spektrums). Sei X ein komplexer Banachraum,<br />

T ∈ L(X).<br />

P σ(T ) := {λ ∈ C : (λ − T ) nicht injektiv auf X} Punktspektrum,<br />

Rσ(T ) := {λ ∈ C : Bild(λ − T ) nicht dicht in X} Residualspektrum,<br />

Aσ(T )<br />

:= {λ ∈ C : ∃ (x n ) ⊂ X, ‖x n ‖ = 1 mit ‖(λ − T )x n ‖ n→∞<br />

−−−→ 0}<br />

approximatives<br />

= {λ ∈ C : Bild(λ − T ) nicht abgeschlossen} Punktspektrum,<br />

dabei heißt λ ∈ P σ(T ) Eigenwert von T , und λ ∈ Aσ(T ) approximativer Eigenwert von<br />

T .<br />

Satz 3.3. Sei X ein komplexer Banachraum, T ∈ L(X).<br />

(i) r(T ) ≤ ‖T ‖, d.h. σ(T ) ⊆ {λ ∈ C : |λ| ≤ ‖T ‖}.<br />

(ii) ϱ(T ) ist offen, und σ(T ) ist kompakt.<br />

(iii) Die Resolventenabbildung ϱ(t) ∋ λ ↦→ R(λ, T ) ∈ L(X) ist holomorph.<br />

(iv) σ(T ) ≠ ∅.<br />

Satz 3.4. Sei X ein komplexer Banachraum, T ∈ K(X) (d.h. T kompakt).<br />

(i) σ(T )\{0} = P σ(T )\{0}.<br />

(ii) σ(T )\{0} ist entweder endlich oder eine Folge (λ n ) mit λ n<br />

(iii) Für 0 ≠ λ ∈ σ(T ) gilt: 0 ≠ dimker(λ − T ) < +∞.<br />

Bemerkung 3.5. σ(T ) = Rσ(T ) ∪ Aσ(T ).<br />

Satz 3.6. Sei X Banachraum und T ∈ L(X). Dann gilt:<br />

(i) Rσ(T ) = P σ(T ′ ).<br />

(ii) ∂σ(T ) ⊂ Aσ(T ) (∂σ(T ) sei der topologische Rand des Spektrums).<br />

3.2 Operatoren auf Hilberträumen<br />

n→∞<br />

−−−→ 0 ( ”<br />

Nullfolge“).<br />

Definition 3.7. Sei H Hilbertraum und T ∈ L(H). Setze (T ∗ x, y) := (x, T y) für alle<br />

x, y ∈ H.<br />

Satz 3.8. Sei H Hilbertraum und T ∈ L(H). Dann σ(T ∗ ) = σ(T ).<br />

8


Definition 3.9. Sei H Hilbertraum und T ∈ L(H). Dann heißt T<br />

(i) selbstadjungiert, falls T ∗ = T ;<br />

(ii) unitär, falls ∃ T −1 und T −1 = T ∗ ;<br />

(iii) normal, falls T T ∗ = T ∗ T (z.B. selbstadjungierte oder unitäre Operatoren);<br />

(iv) positiv definit, falls (T x, x) > 0 für alle 0 ≠ x ∈ H;<br />

(v) orthogonale Projektion, falls T 2 = T = T ∗ .<br />

Satz 3.10. Sei H Hilbertraum und T ∈ L(H) selbstadjungiert. Dann gelten:<br />

(i) σ(T ) ⊂ R;<br />

(ii) r(T ) = ‖T ‖.<br />

Satz 3.11 (Spektralsatz). Sei H Hilbertraum und T ∈ K(H) (d.h. kompakt und) selbstadjungiert.<br />

Dann existieren λ n ∈ R, |λ n | −−−→ n→∞<br />

0 und orthogonale Projektionen P n = Pn<br />

∗<br />

mit<br />

T x =<br />

∞∑<br />

λ n P n x ∀x ∈ H.<br />

n=1<br />

4 Mehr als Banachräume und Funktionen<br />

4.1 Lokalkonvexe Vektorräume<br />

Definition 4.1. Sei X ein Vektorraum. Dann heißt p : X → R + eine Halbnorm, falls<br />

(i) x = 0 =⇒ p(x) = 0,<br />

(ii) p(λx) = |λ| · p(x) ∀x ∈ X, ∀λ ∈ C,<br />

(iii) p(x + y) ≤ p(x) + p(y) ∀x, y ∈ X.<br />

(Keine Norm, weil die Rückrichtung in (i) nicht gefordert wird.)<br />

Definition 4.2. X heißt lokalkonvexer Vektorraum, falls<br />

(i) ∃ Familie {p α : α ∈ A} von Halbnormen auf X;<br />

(ii) ∀ 0 ≠ x ∈ X ∃ p α mit p α (x) ≠ 0.<br />

Schreibe: (X, {p α }).<br />

Satz 4.3. Sei (X, {p α }) ein lokalkonvexer Vektorraum. Dann existiert genau eine Topologie<br />

τ auf X, so dass<br />

x n<br />

τ<br />

−−→ x =⇒ p α (x n − x) −−−→ n→∞<br />

0 ∀α ∈ A.<br />

9


Definition+Satz 4.4. Sei (X, {p α }) lokalkonvexer Vektorraum.<br />

Def.: X ′ := {f : X → C mit f linear und stetig} Dualraum von X.<br />

Beh.: X ′ trennt die Punkte in X, d.h.<br />

∀ x ≠ y ∈ X<br />

∃ϕ ∈ X ′ mit ϕ(x) ≠ ϕ(y).<br />

Definition 4.5. (X, {p α }) heißt Fréchetraum, falls X metrisierbar und vollständig ist.<br />

(Metrisierbar erfüllt, falls es abzählbar viele Halbnormen gibt.)<br />

4.2 Topologien punktweiser Konvergenz<br />

Definition 4.6. Sei X ein Banachraum, für alle x ∈ X definieren wir eine Halbnorm auf<br />

L(X) durch<br />

p x (T ) := ‖T x‖<br />

T ∈ L(X).<br />

Die von {p x } induzierte Topologie auf L(X) heißt starke Operatortopologie (stop).<br />

Satz 4.7. Seien T n ∈ L(X). Dann<br />

T n<br />

stop<br />

−−→ T,<br />

falls p x (T n − t) n→∞<br />

−−−→ 0 ∀x ∈ X,<br />

d.h. ‖T n x − T x‖ n→∞<br />

−−−→ 0 ∀x ∈ X.<br />

Bemerkung 4.8. Konvergenz in starker Operatortopologie bedeutet punktweise Konvergenz<br />

auf X!<br />

Satz 4.9. Seien T n ∈ L(X), T ∈ L(X), T n<br />

stop<br />

−−→ T . Dann ist T ∈ L(X).<br />

Satz 4.10. Sei X ein Banachraum. Für ϕ ∈ X ′ definiere die Halbnorm<br />

p ϕ (x) := |ϕ(x)|<br />

∀x ∈ X<br />

auf X. Die zugehörige Topologie heißt schwache Topologie auf X (σ(X, X ′ )), d.h.<br />

x n<br />

σ(X,X ′ )<br />

−−−−→ x,<br />

falls ∀ϕ ∈ X ′ gilt p ϕ (x n − x) = |ϕ(x n ) − ϕ(x)| n→∞<br />

−−−→ 0,<br />

d.h. ϕ(x n ) n→∞<br />

−−−→ ϕ(x) für alle ϕ ∈ X ′ .<br />

Definition 4.11. Sei X ′ der Dualraum von X. Definiere die Halbnormen p x (ϕ) := |ϕ(x)|<br />

für x ∈ X und ϕ ∈ X ′ . Die zugehörige Topologie heißt schwach*-Topologie auf X ′ .<br />

Schreibe σ(X ′ , X).<br />

Bemerkung 4.12. σ(X ′ , X) ≠ σ(X ′ , X ′′ ), weil im allgemeinen X ≠ X ′′ .<br />

Theorem 4.13 (Kompaktheit der Einheitskugel in X ′ und X). Sei X ein Banachraum.<br />

(i) U ◦ := {ϕ ∈ X ′ : ‖ϕ‖ ≤ 1} ist schwach*-kompakt;<br />

(ii) U := {x ∈ X : ‖x‖ ≤ 1} ist schwach-kompakt ⇐⇒ X = X ′′ (d.h. X ist<br />

reflexiv). Insbesondere für Hilberträume!<br />

10


4.3 Verallgemeinerte Funktionen (Distributionen)<br />

Definition 4.14. Schwartzraum = Raum der in allen Ableitungen schnell fallenden Funktionen:<br />

{<br />

}<br />

S = S(R) := f ∈ C ∞ (R, C) : ∀k, l ∈ N gilt ‖f‖ k,l := sup |s l f (k) (s)| < +∞<br />

s∈R<br />

.<br />

Satz 4.15. Der Raum S(R) ist ein Fréchetraum bezüglich der Halbnormen ‖ · ‖ k,l für alle<br />

k, l ∈ N.<br />

Definition 4.16. Der Raum S ′ = S(R) ′ heißt der Raum der temperierten Distributionen.<br />

Definition 4.17 (Konvergenz in S ′ ).<br />

ϕ n<br />

n→∞<br />

−−−→ ϕ in S ′ ⇐⇒ ϕ n (f) −−−→ n→∞<br />

ϕ(f) ∀f ∈ S.<br />

Definition 4.18 (Verallgemeinerte (distributionelle) Ableitung).<br />

Sei ϕ ∈ S ′ . Dann ist die distributionelle Ableitung<br />

(D n ϕ)(f) := (−1) n ϕ(D n f) ∀f ∈ S, ∀ϕ ∈ S ′ .<br />

Definition+Satz 4.19. (Verallgemeinerte (distributionelle) Fouriertransformation)<br />

Definiere die distributionelle Fouriertransformation F : S ′ → S ′ als<br />

(Fϕ)(f) := ϕ( ̂f) ∀f ∈ S, ∀ϕ ∈ S ′ ,<br />

wobei ̂f die auf S definiertn Fouriertransformation von f ist. Dann gilt<br />

Fϕ g = ϕ bg ∀g ∈ S.<br />

Literatur<br />

[1] <strong>Funktionalanalysis</strong> Vorlesung von Prof. Rainer Nagel gehalten in WS 2006/2007 :)<br />

[2] D. Werner, <strong>Funktionalanalysis</strong>, Springer-Verlag, Berlin. (2005)<br />

[3] H. Heuser, <strong>Funktionalanalysis</strong>, Teubner-Verlag, Wiesbaden. (2006)<br />

[4] N. Dunford, J., T. Schwartz, Linear operators, Part I.–III., John Wiley & Sons, Inc.,<br />

New York. (1988)<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!