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Durchgangslager Friedland | Janne Teller - Pony

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# 61 | März 2011<br />

readmypony.com | Göttingen | im Frühling<br />

Kitty Solaris | <strong>Durchgangslager</strong> <strong>Friedland</strong> | <strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong> | HBO-Serien | Mai Yamashita & Naoto Kobayashi


Göttingen | im Frühling<br />

Kleine Texte<br />

4 |<br />

5 |<br />

6 |<br />

7 |<br />

Anajo Eine Frage der Gesellschaft<br />

Arno Geiger Der demente Vater<br />

Mai Yamashita & Naoto Kobayashi Go Mainstream<br />

Kitty Solaris Heitere Melancholie des Klangs<br />

Große Texte<br />

8 |<br />

12 |<br />

16 |<br />

HBO-Serien Boardwalk Empire & Treme<br />

<strong>Durchgangslager</strong> <strong>Friedland</strong> Flüchtlingsalltag<br />

<strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong> Nichts als ein toter Haufen<br />

Rubriken & Termine<br />

18 | Theater<br />

20 | Bücher<br />

22 | Kino<br />

24 | Digitales<br />

25 | Spiele<br />

26 | Platten<br />

März 2011<br />

www.readmypony.com<br />

29 | Kolumne<br />

31 |<br />

50 | Stadtplan<br />

52 | Impressum<br />

52 | pony.hof<br />

54 | Sterne


Konzert Anajo<br />

Eine internationale<br />

Band<br />

Michael Saager<br />

pop aus Deutschland mit deutschen Texten verkauft<br />

sich gut, gleichwohl scheint es sich um etwas zu<br />

handeln, das sich nicht von selbst versteht. Zahlreiche<br />

Bands geben ihrem Treiben ein trotzig rechtfertigendes<br />

»Ja, wir machen Deutschpop, na und!« mit<br />

auf den Weg. Es ist eine Art Eiertanz, der vor allem<br />

solche Gruppen betrifft, deren politisch-musikalisches<br />

Selbstverständnis (noch) nicht umstandslos<br />

in einem schwarz-rot-geilen Fahnenmeer aufgegangen<br />

ist oder volkstümliche Liebesschnulzen in ein<br />

Korsett »harten« Indierocks zu stecken locker zuließe.<br />

Linke Bands wie Die Goldenen Zitronen oder<br />

Die Sterne, die die deutsche Sprache gegen deutsche<br />

Verhältnisse selbst in Anschlag zu bringen pflegen,<br />

sind natürlich auch nicht gemeint.<br />

Reden wir also von Anajo, von Oliver Gottwald,<br />

Michael Schmidt und Ingolf Nössner aus Augsburg.<br />

Jung, niedlich, für eine Indieband überaus erfolgreich,<br />

haben sie nach einem Orchesteralbum und<br />

einer Russlandtournee nun ihr drittes Studioalbum<br />

veröffentlicht. Es heißt »Drei« und die Selbstdarstellung<br />

Anajos in dem der Platte beiliegenden<br />

Infozettel fällt aus wie erwartet: Dass Anajo nichts<br />

Interessantes zu sagen haben, wird versuchsweise<br />

4<br />

wegerklärt mit der angeblich »ureigensten« Bedeutung<br />

von »POP« als Stil, der gerade nicht belehren<br />

wolle und mit Schwermut nichts am Hut habe. Ein<br />

Blick in die Geschichte, etwa mit Hilfe von Martin<br />

Büssers Popgeschichtsbuch »On the Wild Side«,<br />

lehrt etwas anderes: die emanzipativen, politischen<br />

Aspekte von Pop zu finden.<br />

Und wenn man als Band oder Plattenfirma ahnt,<br />

dass es in der notorischen Gesellschaft der Sportfreunde<br />

Stiller, Silbermonds und Heinz Rudolf Kunzes<br />

eben doch nicht ganz so leicht ist, einfach nur haltungsfreien<br />

Deutschpop zu machen, weil man dann<br />

nämlich prompt mit solchen Knallchargen verglichen<br />

wird und nicht mit jenen Bands, die man selber hört,<br />

dann macht man was? Man behauptet, der gitarrenbetonte<br />

Indierock, der übrigens gar nicht schlimm<br />

ist, sondern temperamentvoll hübsche Hooks umherhüpfen<br />

lässt, sei ja sowieso eine internationale Angelegenheit.<br />

Und Anajo eine »internationale Band«.<br />

Anajo & Wilhelm Tell Me spielen am 10.3. um<br />

21:00 Uhr im Nörgelbuff. Anajos Album »Drei«<br />

ist bei Tapete / Indigo erschienen.<br />

Lesung Arno Geiger<br />

Poesie der Demenz<br />

Frauke Pahlke<br />

arno Geiger hat ein Buch über seinen an Demenz erkrankten<br />

Vater geschrieben und wird derzeit fast<br />

überall dafür gefeiert: Sein Verlag druckte gleich<br />

140.000 Exemplare von »Der alte König in seinem<br />

Exil«, der Titel landete geradewegs auf diversen<br />

Bestenlisten, ist für den Preis der Leipziger Buchmesse<br />

nominiert, und Geiger wird im Juni mit dem<br />

Hölderlinhauptpreis geehrt, nachdem er 2005 bereits<br />

den zugehörigen Förderpreis erhielt.<br />

Der Autor wird gelobt für die Zärtlichkeit und<br />

Feinfühligkeit seines Portraits, durchaus mit Grund.<br />

Anders als bei vielen anderen ist sein Buch keine Abrechnung<br />

eines Sohnes mit dem Vater, im Gegenteil<br />

– vor allem das scheint eine große Leserschaft anzuziehen,<br />

zu erleichtern und zu begeistern. Insgeheim<br />

ist vielleicht ein Verweis auf Derrida das Motto:<br />

»dass man stets um Vergebung bittet, wenn man<br />

schreibt«. Schreibend setzt sich der Schriftsteller<br />

und Sohn Arno Geiger mit Vater August Geiger auseinander,<br />

erzählt die neuerliche Annäherung, die<br />

ihm eine Krankheit ermöglicht, die sonst fast nur<br />

zu Verlusten führt.<br />

Geiger wurde entwürdigende Darstellung vorgeworfen;<br />

er plündere den Vater aus, benutze ihn<br />

als Material. Entwürdigend enthüllend ist der Text<br />

nicht, doch trifft zu, dass das Buch sprachlich vor<br />

allem von den vielen Zitaten des sonderbar gewandelten,<br />

abweichenden Sprechens des Vaters lebt.<br />

So ist gleichsam ein Poesiealbum der Demenz entstanden.<br />

Man lacht, ist gerührt, empfindet Sympathie<br />

für diesen zur Hauptfigur gemachten Mann –<br />

und ist erstaunt, so wenig von Abgründen zu lesen,<br />

umso mehr jedoch Schilderungen eines Idylls, das<br />

in Wirklichkeit verfällt. In konservativen, fast antimodernen<br />

Anklängen scheint eine Sehnsucht auf,<br />

dies Idyll wieder aufblühen zu lassen – begleitet von<br />

sentenzenhaften Zitaten der Weltliteratur, einem<br />

eher selbstgerechten Seitenhieb gegen Sterbehilfe<br />

und einer zwar penetrant engagierten, gleichwohl<br />

zu seichten Kritik an unserer Leistungsgesellschaft.<br />

So weit, so ambivalent. Die Veröffentlichung einer<br />

Serie von Fotos des Vaters auf der Homepage der<br />

»FAZ« scheint indes mehr als fragwürdig.<br />

Arno Geiger liest am 31.3. als Gast des Lit. Zentrums<br />

im Alten Rathaus um 20:00 Uhr aus seinem<br />

Buch »Der alte König in seinem Exil«<br />

(Hanser 2011, 192 Seiten, 17,90 EUR)<br />

Kleine Texte<br />

5


aussteLLung Mai Yamashita & Naoto Kobayashi<br />

Das Leben ist ein<br />

Fluss<br />

Tina Lüers<br />

Kunst, sagen manche, ist ohne ihre Vorbedingung der<br />

Akzeptanz bestehender gesellschaftlicher Verhältnisse<br />

gar nicht denkbar, werde erst konstituiert in<br />

ihrem Wechselspiel mit dem Markt. Die rahmende<br />

Trennung von Diesseits oder Jenseits der Salons<br />

und Galerien erhebe das Werk in den Stand,<br />

Kunst sein zu dürfen, sein zu können. Einer der vielen<br />

möglichen Wege dahin führt über den Mainstream,<br />

über den gemeinen Geschmack der Massen<br />

und über die Berühmtheit. Mai Yamashita und Naoto<br />

Kobayashi sind sich dessen bewusst und stellen<br />

es dar. »Go mainstream« heißt ihr neues Projekt, in<br />

dem das japanische Künstlerpaar den längsten und<br />

den wasserreichsten Fluss der Erde, den Nil und<br />

den Amazonas, befährt.<br />

Die stattlichen Hauptflüsse, die Mainstreams des<br />

blauen Planeten, so könnte man sie nennen, sind sie<br />

in einem Gummibopt entlang geschippert. Die dabei<br />

entstandene Arbeit »Go mainstream« reflektiert<br />

auf lustig-ironische Weise das Verhältnis von<br />

Kunst und Anerkennung. Derzeit ist sie im Kunstverein<br />

zu sehen: zwei Videoprojektionen der Flussfahrt,<br />

ein Schlauchboot lehnt an der Wand. Die Bedeutung<br />

über Bord zu werfen und sich die dicksten<br />

6<br />

Fische neu zu angeln, ist der fortgesetzte Versuch<br />

des Duos, das Leben in karikierenden Normen und<br />

mit eigenen Bestimmungen angenehmer, aufregender<br />

und bedeutungsvoller zu gestalten oder es einfach<br />

nur ausufernd in Frage zu stellen.<br />

So zählen Yamashita und Kobayashi in ihren Videoarbeiten<br />

an der Ostsee 1.000 Wellen (»1.000<br />

Waves«, 2007), äußeren angesichts einer in Zeitlupe<br />

zwei Minuten lang fallenden Sternschnuppe so<br />

viele private Wünsche wie möglich (»When I wish<br />

upon a star«, 2004), lutschen ein riesiges rotes Bonbon<br />

über mehrere Monate auf seine normale Größe<br />

(»Candy«, 2005) oder unternehmen eine Schlittenfahrt<br />

im Treptower Park in Berlin mit 23 ferngesteuerten,<br />

in Fake Four gekleideten Spielzeugautos, die<br />

die beschwerliche Aufgabe der Schlittenhunde bis<br />

zum totalen Kollaps oder bis zum Ende der Batterieleistung<br />

übernehmen (»Inuzori«, 2008).<br />

»Go mainstream«: bis zum 17.4. im Alten<br />

Rathaus<br />

Konzert Kitty Solaris<br />

Before we break<br />

Michael Saager<br />

was im Alltag von Paaren die Regel ist – andernfalls<br />

gäbe es bald keine mehr –, findet in Songtexten<br />

selten zur Sprache: Die Aufforderung oder der<br />

Wunsch, es lieber noch einmal zu versuchen, »before<br />

we say goodbye«, »before it’s too late«, »before<br />

we break«. Kitty Solaris hat sich im titelgebenden<br />

Eröffnungssong ihres vierten Albums »Golden<br />

Future Paris« gegen die typische On/Off-Liebeslogik<br />

der Popmusik entschieden. Was nicht nur deshalb<br />

schön ist, weil es so selten passiert, sondern<br />

weil in diesem nachdenklichen, gewiss von Zweifeln<br />

besetzten Bewahrenwollen häufig mehr Liebe steckt<br />

als im größten Feuer.<br />

Und wie gut ihre Stimme passt: Hell und sonor,<br />

fast durchsichtig und gesegnet mit einem zurückhaltenden<br />

Optimismus, einer heiteren Melancholie<br />

des Klangs, singt die Berlinerin, begleitet von lockerem<br />

Schlagzeugspiel, (gestopfter) Trompete und<br />

entspannt groovender Gitarre, von Dingen, mit denen<br />

sich viele Großstadtbohemiens fragend die Zeit<br />

vertreiben. Ins Originelle wendet Kirsten Hahn, so<br />

ihr richtiger Name, Themen wie Vernunft und Leidenschaft,<br />

Spaß und Arbeit, indem sie sie ironisch<br />

bricht. Hope Sandoval von Mazzy Star, Cat Power<br />

oder Suzanne Vega sind denkbare Referenzen<br />

für Kitty Solaris’ abwechslungsreich arrangierten,<br />

bisweilen auch drumcomputerbasierten Gitarrenpop,<br />

der aber eben, genau wie die Musik genannter<br />

Künstlerinnen, vor allem von der ausdrucksstarken<br />

Stimme seiner Erfinderin lebt.<br />

Dass Kitty Solaris’ Songs immer mal wieder als Lo-<br />

Fi-Pop bezeichnet werden, obwohl sie produktionstechnisch<br />

überhaupt kein Lo-Fi-Pop sind, hat zum<br />

einen mit Berlins Wohnzimmerbar-Szene in den<br />

90ern zu tun, der Kitty Solaris entstammt. Zum anderen<br />

mit ihrer spontanen Herangehensweise an<br />

das Songmaterial. Was wiederum typisch ist nicht<br />

nur für sie, sondern auch für die Künstler, die auf<br />

ihrem Label Solaris Empire zuhause sind. Der Zeitschrift<br />

»Missy« war das musikalische Miniversum<br />

der umtriebigen Kitty Solaris übrigens ein Cover-Foto<br />

der Künstlerin wert. Da wollten wir uns natürlich<br />

nicht lumpen lassen.<br />

Kitty Solaris spielt am 31.3. um 21:00 Uhr im<br />

Pools. Das Album »Golden Future Paris« ist<br />

bei Solaris Empire / Broken Silence erschienen.<br />

Kleine Texte<br />

7


Die Stadt, der Müll<br />

und das Geld<br />

us-Fernsehschau Der US-Kabelsender HBO zeigt in seinem aktuellen Programm,<br />

dass politische Diskurse in unterhaltsamen TV-Serien gelingen. »Boardwalk<br />

Empire« lotet im mondänen Atlantic City der 1920er Jahre die Untiefen aus<br />

zwischen Ökonomie und Moral, »Treme« ist ein swingendes Opus voller<br />

Jazz und Klassenkampf im New Orleans der Post-Katrina-Wochen.<br />

Peter Kusenberg<br />

ein Mann im Maßanzug geht über den Strand, bleibt<br />

stehen, entzündet mit seinem goldenen Feuerzeug<br />

eine Zigarette, schaut unbestimmt aufs Meer hinaus.<br />

Einige Flaschen schwimmen im Wasser, Canadian<br />

Club. Eine Flasche zerschellt am Pfahl einer<br />

Landungsbrücke, die Musik rockt lost. Während<br />

die Wolken im Zeitraffer über den dunkler werdenden<br />

Himmel ziehen, umkreist die Kamera den Kopf<br />

des Mannes, das Meer füllt sich mit Hunderten von<br />

Whiskyflaschen, die dicht an dicht in den Wellen<br />

hüpfen. Blitze zucken am grauen Himmel, die Flaschen<br />

rollen vor die Lederschuhe des Mannes, dessen<br />

Knöchel vom Meerwasser umspült werden.<br />

Dann wendet er sich um, stapft trockenen Fußes zurück<br />

– zum Boardwalk, der Promenade von Atlantic<br />

City. Der Mann heißt Enoch »Nucky« Thompson, er<br />

ist die Hauptfigur der Fernsehserie »Boardwalk Empire«,<br />

deren pompöses Intro nicht von ungefähr an<br />

den Vorspann der »Sopranos« erinnert. Dort folgt<br />

die Kamera der Autofahrt des Gangsterbosses Tony<br />

Soprano zu seinem Domizil in New Jersey, hier verweilt<br />

die Kamera am Strand des mondänen Badeorts.<br />

In beiden Fällen weiß der Zuschauer sofort: Es<br />

geht um einen dicken Fisch.<br />

„Sopranos“-Autor Terence Winter fungiert als Autor und Produzent der Serie,<br />

deren erste Staffel HBO im letzten Quartal 2010 ausstrahlte – mit gigantischem<br />

8 Große Texte<br />

Erfolg bei Publikum und Kritik. Die Rolle des Nucky Thompson spielt Steve<br />

Buscemi, Tony Sopranos unglücklicher Cousin. Weitere „Sopranos“-Darsteller<br />

wie Aleksa Palladino (als Angela Darmody), Vincent Piazza (als Lucky Luciano)<br />

und nicht zuletzt Greg Antonacci (bei den „Sopranos“: Phil Leotardos Sidekick<br />

Butch) tummeln sich im Sündenpfuhl Atlantic City anno 1920 ff., als die Prohibition<br />

geschäftssinnigen Zeitgenossen neue Investitionsmöglichkeiten eröffnete.<br />

Im Zentrum des Geschehens steht besagter Nucky, der Strippenzieher aller<br />

legalen und illegalen Geschäfte im Badeort unweit der Metropole New York.<br />

Der historische Nucky Thompson war ein 1,90 Meter großer, korpulenter und<br />

ausschweifender Mann, wie Besucher der Homepage des heutigen Krisenstädtchens<br />

Atlantic City erfahren. Mit diesem Wissen wirkt der schmächtige Verlierer-Darsteller<br />

Buscemi zunächst als Fehlbesetzung, andererseits: Welcher TV-<br />

Zuschauer kannte vor „Boardwalk Empire“ den historischen Nucky Thompson?<br />

Das Wesen der Nucky-Figur verkörpert Buscemi auf überzeugende Weise. Er ist<br />

einerseits „so korrupt wie der Tag lang“, wie es sein Gegenspieler ausdrückt, der<br />

FBI-Agent Nelson Van Alden; Nucky ist vulgär, versoffen, erzählt dumme Witze,<br />

vergnügt sich mit Huren und Glücksspiel. Andererseits spendet Nucky großzügig,<br />

er hilft in Not geratenen Menschen unterer Klassen, sympathisiert mit der<br />

Schwarzen-Community und verabscheut den örtlichen Ku Klux Klan. Über sich<br />

selbst sagt er: „Ich versuche nur, ein guter Mensch zu sein.“<br />

Motherfucker?<br />

Was soll das denn sein?<br />

Der korrupte Wirtschaftslenker als autokratischer<br />

Wohltäter: Nucky ist kein soziopathischer<br />

Brutalo-Kapitalist wie Tony Soprano, der geschäftliche,<br />

familiäre oder selbstsüchtige Investitionen<br />

tätigt, während Nucky das Geld nutzt,<br />

um seine Macht zu erhalten, zu mehren und in<br />

moralisches Kapital umzuwandeln. Durch seine<br />

sittlich ambivalente, ökonomisch expansive<br />

Lebensweise beeinflusst er das Handeln der übrigen<br />

Hauptpersonen: des Kriegsheimkehrers<br />

Jimmy Darmody, der Frauenrechtlerin Margaret<br />

Schroeder (bezaubernd: Kelly MacDonald)<br />

und des irren Agenten Van Alden, der in einer<br />

Szene auf Jiddisch beschimpft wird, was eine<br />

jüdische Hausfrau so übersetzt: »Fuck your<br />

grandmother with your little faggot dick.« Diese<br />

hübschen Obszönitäten, das englisch-jiddischitalienisch-deutsche<br />

Kauderwelsch der Nebenfiguren,<br />

das Genuschel der Gangster und Huren<br />

versprachlichen das derbe Geschehen auf<br />

anschauliche Weise – freilich nur in der Originalversion.<br />

Der Zuschauer erfährt zudem etwas über die Genese des Wortes<br />

»Motherfucker«: »Motherfucker? Was soll das denn sein?«, wundert sich Nu-<br />

9


cky, nachdem der schwarze Community-Chef Chalky White (!) diesen neuartigen<br />

Begriff verwendet hat.<br />

Chalky White ist in der ersten „Boardwalk Empire“-Staffel eine Nebenfigur,<br />

doch Darsteller Michael Kenneth Williams erlaubt eine Überleitung zum zweiten<br />

HBO-Kracher. Williams spielt in der laut „Time Magazine“ allerbesten TV-<br />

Serie, „The Wire“, den schwulen Ganoven Omar Little. „The Wire“ ist das Werk<br />

des US-Autoren David Simon, der hauptverantwortlich ist für „Treme“ (gesprochen:<br />

Treméj). Der Titel der Serie, deren erste Staffel HBO im Frühjahr 2010 ausstrahlte,<br />

bezeichnet einen Stadtteil von New Orleans und erinnert an das lateinische<br />

Wort für Beben (tremor). Während in „The Wire“ die vom Strukturwandel<br />

gebeutelte Stadt Baltimore der Protagonist ist, handelt „Treme“ von der Jazz-<br />

und Karnevalsstadt, die der Sturm Katrina im Jahre 2005 verwüstete. Die erste<br />

Folge spielt kurz nach der Katastrophe und erzählt die Geschichten einer Barbesitzerin,<br />

einer Köchin, einer Anwältin, eines Dozenten, eines „Indian Chiefs“,<br />

eines Hippie-DJs und einiger Musiker.<br />

Anders als in „Boardwalk Empire“ agieren hier Menschen ohne Macht, hart<br />

arbeitende, leidende und leidenschaftliche Menschen, die allesamt verstrickt<br />

sind ins ökonomisch-politische Ganze. Simons Kunst besteht darin, Rassismus,<br />

Immobilien-Schiebereien, polizeiliche Willkür, kulturelle Mainstreamisierung<br />

und Klassenkampf von oben als selbstverständliche Elemente der filmischen<br />

Wirklichkeit zu inszenieren. Der farbige Posaunist Antoine Batiste wird nach einer<br />

durchzechten Nacht von Polizisten zusammengeschlagen, nachdem seine<br />

Posaune einen Streifenwagen touchierte. In einer anderen Szene fährt ein Bus<br />

voller Touristen ins Viertel zum Zwecke des Katastrophen-Sightseeings, was<br />

den „Indian Chief“ Albert in Rage versetzt. Später kämpft Albert für die Wiedereröffnung<br />

der Sozialwohnungen,<br />

die Katrina<br />

verschont hat, die indes<br />

aus politischem Kalkül<br />

geschlossen bleiben.<br />

Die Perspektive der<br />

Herrschenden ist in<br />

»Treme« minder transparent<br />

als in »The Wire«,<br />

wo Bürgermeister und<br />

Lobbyisten genau so<br />

wichtig sind wie Hustler,<br />

Cops und Junkies. »Treme«<br />

wirkt dadurch bodenständiger und kämpferischer, was durch die exzellente<br />

Inszenierung von Musik, Tanz, Essen, Streit und Geschlechtsverkehr zum<br />

Ausdruck kommt. Der grandiose New-Orleanser (!) Schauspieler Wendell Pierce<br />

singt und posauniert in »Treme« wie ein echter Musiker – und säuft so exzessiv<br />

wie in seiner Rolle als Homicide-Cop in »The Wire«. Die Liebe zu New Orleans<br />

verbindet die Figuren miteinander, deren Lebenswege sich gelegentlich kreuzen,<br />

und die dennoch auf eigenen Handlungssträngen wandeln – oder besser:<br />

zum Sound der Trompete auf den Straßen tanzen, denn »Treme« brodelt und<br />

jazzt, dass es eine Freude ist.<br />

10 Große Texte<br />

Die englischsprachige<br />

DVD-Version von<br />

»Treme« ist ab April<br />

erhältlich (etwa<br />

bei Amazon.co.uk).<br />

Seit Anfang Februar<br />

wird »Treme« auf<br />

TNT Serie in deutscher<br />

Sprachfassung<br />

ausgestrahlt. Ebenfalls<br />

seit Februar läuft<br />

im selben Programm<br />

die Serie »Boardwalk<br />

Empire«.


Can you help me?<br />

FLüchtLingsaLLtag Seit 1945 bereitet man im südniedersächsischen Grenzdurchgangslager<br />

<strong>Friedland</strong> Menschen auf ein Leben in Deutschland vor. Eine Reportage.<br />

Benjamin Laufer<br />

adrett gekleidet schreitet Heinrich Hörnschemeyer durch den langen, beigen Flur<br />

von Haus 6. Er trägt einen braunen Anzug, ein braunes Hemd mit Krawatte und<br />

einen Schnurrbart. Aus den weißen Türen rechts und links des Ganges kommen<br />

Menschen mit dunkler Hautfarbe, dunkelbraunen Haaren und abgetragener<br />

Kleidung. Die Flüchtlinge tragen rosa Trainingsanzüge und schlagen die Zeit<br />

in ihren Unterkünften tot; einer schläft in seinem Zimmer mit dem Kopf auf dem<br />

Tisch. Einige sind neugierig und folgen uns. »Can you help me?«, nuschelt jemand<br />

in gebrochenem Englisch. »Yes, I can, wait please«, antwortet Hörnschemeyer.<br />

Dann geht er weiter.<br />

Hörnschemeyer ist Leiter des Grenzdurchgangslagers <strong>Friedland</strong> am südlichen<br />

Ende Niedersachsens. Bereits seit 1945 werden hier Flüchtlinge aufgenommen<br />

und auf ein Leben in Deutschland vorbereitet. Nachdem im vergangenen<br />

Sommer die letzten der 2.500 Kontingentflüchtlinge aus dem Irak das Lager verlassen<br />

haben, kommen hier seit Anfang Januar Asylbewerber an.<br />

21 vorwiegend junge Menschen aus dem Irak, Afghanistan und dem Libanon<br />

sind es Ende Januar, täglich können es mehr werden. Sie leben in karg eingerichteten<br />

Zimmern mit zwei bis acht Etagenbetten und stellen im Lager ihren Asylantrag.<br />

Etwa zwei Monate bleiben Sie in <strong>Friedland</strong>, dann werden Sie in Niedersachsen<br />

»verteilt«, wie Lagerleiter Hörnschemeyer sagt. Erst dann erfahren Sie,<br />

ob ihr Antrag angenommen wurde und sie bleiben dürfen.<br />

»Wer‹s bis <strong>Friedland</strong> schafft und an die Tür klopft, der ist drin«, sagt Martin<br />

Steinberg. Er ist Leiter der Inneren Mission der evangelischen Kirche im Lager.<br />

Auf welchem Weg die Flüchtlinge genau nach <strong>Friedland</strong> kamen, weiß hier<br />

noch niemand so genau. Einige sind irregulär eingereist und wurden von der<br />

Polizei hierher geschickt. Manche bekommen auch Unterstützung von Schlepperbanden,<br />

glaubt Steinberg. »Die Flüchtlinge vermuten in jedem von uns Unterstützung«,<br />

sagt er. Seit Jahren arbeitet der Pastor in <strong>Friedland</strong> mit Flüchtlingen<br />

und versucht zu helfen, wo er kann. »Das waren sehr gute Erfahrungen. Es<br />

macht richtig Spaß hier.«<br />

40 Euro Taschengeld, keine Sprachkurse<br />

Die Flüchtlinge, die jetzt nach <strong>Friedland</strong> kommen, sind schlechter dran als<br />

die meisten ihrer Vorgänger. Sie haben einen ungeklärten Aufenthaltsstatus<br />

und werden nach dem Asylbewerberleistungsgesetz versorgt. Das bedeutet,<br />

sie erhalten hauptsächlich Sachleistungen, Gutscheine und 40 Euro Taschengeld<br />

im Monat. Pastor Steinberg findet, das reicht nicht. Aber ändern<br />

kann er es nicht.<br />

12 Große Texte<br />

13


Abgetragene Kleidung können die Flüchtlinge<br />

von Steinbergs Innerer Mission kostenlos erhalten.<br />

Auch eine Beratung zum Asylverfahren bieten<br />

die Christen neben Seelsorge und Gottesdienst<br />

an. Auf Informationsveranstaltungen erklären<br />

sie das Gesundheits- und Bildungssystem. »Und<br />

wie bargeldloser Geldverkehr funktioniert«, sagt<br />

Steinberg.<br />

Auch Sprachkurse erhalten die Asylbewerber<br />

bislang keine, anders als die Spätaussiedler im Lager.<br />

Sie sind für den Aufenthalt nicht vorgesehen.<br />

»Zwei Monate ohne jedes Angebot ist ›ne Härte«,<br />

findet Pastor Steinberg. Deswegen versucht die Diakonie<br />

gerade, niedrigschwellige Sprachangebote zu<br />

finanzieren. Hinter den unterschiedlichen Privilegien,<br />

die die jeweiligen Gruppen im Flüchtlingslager<br />

haben, vermutet er Konfliktpotential. »Wir<br />

werden schlichten müssen!«<br />

Auch für Heinrich Hörnschemeyer hat sich einiges<br />

verändert. Sein Grenzdurchgangslager ist jetzt<br />

keine eigene Behörde mehr, sondern untersteht<br />

der niedersächsischen Landesaufnahmebehörde.<br />

Weil die neuen Flüchtlinge unterschiedliche<br />

Sprachen sprechen, braucht er neue Dolmetscher.<br />

»Wir haben derzeit 240 Dauergäste«, sagt der Lagerleiter.<br />

Damit meint er die Spätaussiedler und<br />

jüdische Zuwanderer, die nach wie vor hier ihre<br />

sechsmonatigen Integrationskurse absolvieren. Für<br />

die Asylbewerber sind zunächst 150 Betten vorgesehen,<br />

bis Mitte des Jahres sollen es 350 werden.<br />

»Wir werden in <strong>Friedland</strong> nicht die Welt verändern«,<br />

glaubt Pastor Steinberg. Aber er will es<br />

versuchen, den Flüchtlingen »offen, freundlich<br />

und hilfreich« begegnen. »Wir dürfen aber auch<br />

keine falschen Versprechungen machen«, betont<br />

er. Steinberg ist sich sicher: Einige der Flüchtlinge<br />

werden nach ihrem Aufenthalt in <strong>Friedland</strong> wieder<br />

abgeschoben werden. Wenn das Bundesamt für<br />

Migration und Flüchtlinge eine negative Prognose<br />

stellt, werden die Flüchtlinge ins Lager nach Bramsche<br />

verlegt und dort auf ihre Abschiebung vorbereitet.<br />

Auch das ist neu im Grenzdurchgangslager.<br />

Ab 16:30 Uhr gibt es im Lager Abendessen. Bereits<br />

einige Minuten zuvor stehen die Flüchtlinge in der<br />

Kälte Schlange vor dem Speisesaal. »Da ist der junge<br />

Mann, der vorhin um Hilfe gebeten hatte«, bemerkt<br />

Lagerleiter Hörnschemeyer. Dann läuft er<br />

ihm hinterher, um zu sehen, ob er helfen kann.<br />

14 Große Texte


Der Berg der Bedeutung<br />

disKussionsstoFF Vom Objekt pädagoischer Entrüstung zur Schullektüre: »Nichts«, der<br />

Roman der dänischen Autorin <strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong>, handelt von Schülern in einer Spirale<br />

der Fanatisierung.<br />

Michael Saager<br />

zweite Augustwoche, die großen Ferien sind gerade vorüber. Pierre Anthon ist<br />

Schüler der 7A in einer ganz normalen Schule in Täring, dem Vorort einer dänischen<br />

Provinzstadt. Er ist überzeugt, etwas Wichtiges begriffen zu haben:<br />

»Nichts bedeutet irgendetwas. Das weiß ich schon lange. Deshalb lohnt es sich<br />

nicht, irgendetwas zu tun. Das habe ich gerade herausgefunden.«<br />

Kaum hat Pierre Anthon die Sätze ausgesprochen, verlässt er Klassenzimmer<br />

und Schule und klettert auf einen Baum auf dem Grundstück seiner Eltern,<br />

von dem er so schnell nicht mehr herabsteigen wird. Was tun seine Klassenkameraden?<br />

Nein, sie schütteln nicht den Kopf, erklären Pierre Anthon für einen<br />

ausgemachten Spinner und lassen ihn auf seinem blöden Baum verschimmeln.<br />

So würde das wohl im echten Leben laufen. Aber das echte Leben bekommt ja<br />

auch keinen Luchs-Preis, einen der renommiertesten Kinder- und Jugendliteraturpreise<br />

Deutschlands. Das echte Leben ist kein Roman.<br />

»Nichts. Was im Leben wichtig ist«, das Debüt der 1964 in Kopenhagen geborenen<br />

Schriftstellerin <strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong>, hat eine bemerkenswerte Karriere hinter<br />

sich. Im Jahr 2000 erschienen, war es an dänischen Schulen zunächst verboten,<br />

weil zahlreiche Lehrer und Lehrerinnen Sturm dagegen liefen. Kurze Zeit später<br />

wendete sich das Blatt und das Buch wurde mit Preisen im In- und Ausland überhäuft.<br />

Inzwischen ist es nicht nur ein dänischer Jugendbuchklassiker, sondern<br />

auch Abiturprüfungsstoff und Lektüre im Konfirmandenunterricht. Die deutsche<br />

Übersetzung ließ ein bisschen länger auf sich warten. Warum auch immer.<br />

Sandalen, Zöpfe, Goldhamster<br />

Natürlich erzählt »Nichts« mehr als nur die Geschichte von einem intelligenten<br />

naseweisen Jungen, der aus luftiger Höhe reife Victoria-Pflaumen auf seine<br />

Mitschüler und Mitschülerinnen schleudert. Realistisch oder nicht: Die Kinder<br />

nehmen sich Pierre Anthons Sätze zu Herzen. Intuitiv erkennen sie darin eine<br />

dunkle existenzialistische, ungemein nihilistische Wahrheit. Der Sinn ihres Lebens<br />

steht auf dem Spiel. »Aus uns sollte etwas werden«, heißt es an einer Stelle.<br />

Aber wenn Nichts etwas bedeutet? Wozu sollte dann das, was da noch kommen<br />

könnte, gut sein?<br />

Pierre Anthon provoziert munter weiter: »Die Erde ist Milliarden Jahre alt.<br />

Wir werden doch gerade mal hundert.« Oder: »Ich frage mich, warum es so<br />

wichtig sein soll, sich fürs Essen zu bedanken und für den Besuch und Danke<br />

gleichfalls zu sagen und Guten Tag und Wie geht es, wenn schon bald keiner von<br />

uns noch irgendwohin geht und das alle auch wissen und man stattdessen hier<br />

sitzen und Pflaumen essen und den Gang der Erde um die Sonne beobachten<br />

und sich darin üben kann, ein Teil von nichts zu werden?«<br />

16 Große Texte<br />

Was tun? Schließlich haben sie alle Angst, Pierre Anthon könnte recht haben.<br />

<strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong>s Protagonisten, die durch die Bank leider etwas blass um ihre Nasen<br />

bleiben, eher zweidimensionale Funktionserfüllungsgehilfen dieser modernen<br />

Parabel sind als facettenreiche Charaktere, beschließen, Pierre Anthon das<br />

Gegenteil zu beweisen. In einem alten Sägewerk beginnen Ich-Erzählerin Agnes<br />

und ihre Klassenkameraden, Dinge aufzutürmen. Dinge, die ihnen viel bedeuten.<br />

Ein beweiskräftiger »Berg der Bedeutung« soll so entstehen. Das Projekt<br />

beginnt recht harmlos. Doch einer Lieblingspuppe, einem Tagebuch und<br />

einem Paar schicker Sandalen folgen rasch Dinge, die mehr Opferbereitschaft<br />

verlangen: Riekes Zöpfe werden abgeschnitten, Gerdas Goldhamster muss sterben,<br />

ein Kindersarg samt Leiche und der Gebetsteppich eines strenggläubigen<br />

muslimischen Jungen landen auf dem Berg. Tränen fließen, aber immerhin: Der<br />

Berg wächst und wächst.<br />

Nichts als ein toter Haufen<br />

»Nichts. Was im Leben wichtig ist« folgt einer absehbaren Logik der Steigerung.<br />

Deshalb ist das Buch auch ein bisschen zäh und nur passagenweise wirklich<br />

spannend. Man ahnt schnell, dass das alles sehr schlimm enden wird. Sogar<br />

als der Kreislauf aus Zwang, Rachsucht und Gewalt immer härtere Kurven<br />

nimmt, Sofie die Unschuld verliert und der talentierte Gitarrist Johan seinen<br />

Zeigefinger einbüßt, ist die letzte Stufe der Eskalation noch nicht erreicht. Gegen<br />

Ende des Buches kommt die Polizei dazu, schließlich nimmt die Weltpresse<br />

Notiz, und zum Schluss ist jemand tot. Und der Berg der Bedeutung? Ist, was<br />

er ist: ein Berg aus abgetrennten, kaputten, vor sich hinfaulenden Dingen – ein<br />

toter Haufen ohne nennenswerte Bedeutung.<br />

Die tragische Dimension von »Nichts. Was im Leben wichtig ist« liegt weniger<br />

im vergeblichen Bemühen, echte Bedeutung anzuhäufen. Auf die Idee, dass<br />

es stets kluge oder gemeine Einwände gegen die Bedeutung des Lebens geben<br />

kann, sofern man nur willens ist, sie zu formulieren, kommen die Schüler der 7A<br />

nicht. Dafür sind sie vielleicht zu jung. Das Tragische ist, dass sie im Zuge ihrer<br />

Fanatisierung Dinge tun, an deren Konsequenzen sie verdammt lange zu knabbern<br />

haben werden – sie haben in einen Abgrund geschaut, haben soziale und<br />

intime Werte preisgegeben, Freundschaften zerstört, einander Gewalt angetan<br />

und einen Menschen totgeschlagen – im Grunde für nichts.<br />

Zum Glück handelt es sich bloß um ein Buch. Gleichwohl zeigt die Diskussion,<br />

die es vor Jahren in Dänemark darum gab, wie nah manchem Lehrer und mancher<br />

Lehrerin diese Geschichte gegangen sein muss. Sie zeigt auch, dass einige<br />

der pädagogischen Leser das Buch offensichtlich nicht verstehen wollten. Die<br />

Geschichte ist ja gerade kein Plädoyer für die Sinnlosigkeit des Lebens, keine Bestätigung<br />

seiner Bedeutungslosigkeit. Das sagt auch die Autorin. <strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong>s<br />

Buch stellt kluge Fragen und übt unter der Hand Kritik an Gleichgültigkeit und<br />

Ignoranz. Antworten auf Fragen nach dem Sinn des Lebens gibt das Buch keine.<br />

Wie könnte es auch? Wohl aber lädt es möglicherweise dazu ein, auf behutsame<br />

Weise Sinn im Leben zu finden. »Nichts. Was im Leben wichtig ist« ist ein<br />

Plädoyer für offenes Fragen und für offene Antworten, erzählt mit den Mitteln<br />

einer drastischen Parabel mit schrecklichem Ausgang.<br />

<strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong> spricht<br />

am 28.3. um 19:00<br />

Uhr als Gast des<br />

Lit. Zentrums im<br />

Alten Rathaus mit<br />

der Philosophin Michaela<br />

Rehm über<br />

ihr Buch »Nichts.<br />

Was im Leben wichtig<br />

ist« (Hanser<br />

2010, 139 Seiten,<br />

12.90 EUR). Die DT-<br />

Schauspielerin Paula<br />

Hans leiht Agnes,<br />

der Erzählerin<br />

des Romans, ihre<br />

Stimme.<br />

17


Mörderische Träume<br />

Tina Fibiger<br />

die Kriegshelden spüren noch den Rausch der<br />

Schlacht. Vollgepumpt mit Adrenalin und auf dem<br />

absoluten Testosteron-Trip stürmen sie die Bühne<br />

des Deutschen Theaters. Allen voran Macbeth,<br />

Shakespeares ungestümer Königsmörder.<br />

In Mark Zurmühles Inszenierung von »Macbeth«<br />

erzählen zunächst die Körper von überschwänglichen<br />

Kraftakten, auch wenn längst kein<br />

Blut mehr fließt und nur noch ein paar Verräterköpfe<br />

rollen müssen. Frauen stören da nur, so wie jetzt<br />

Katharina Heyer, deren sportliche Artistik belächelt<br />

wird. Ihre Lady Macbeth punktet erst später, auf einem<br />

anderen Schlachtfeld, um Schottlands Krone<br />

für ihren siegreichen Kämpfer zu sichern. Ein<br />

neckisches Hexentrio macht sich bereit: Koboldhaft<br />

und gewitzt sonnen sich die drei in seinen Einflüsterungen<br />

und genießen die Irritation im Kopf<br />

des immer noch euphorisierten Macbeth. Sie haben<br />

es im Grunde mit einem Zeitgenossen zu tun,<br />

der neben seinen militärischen Meriten ganz gern<br />

auf Moral und Anstand vertrauen würde. Dies um<br />

so mehr, als er nun in die Abgründe seiner Machtfantasien<br />

blickt.<br />

Den souveränen Strategen verweigert ihm Alois<br />

Reinhardt von Anfang an, indem er in seinem Macbeth<br />

eine explosive Mischung aus Panik, Misstrauen<br />

und Aggression freisetzt, die sich an den Konsequenzen<br />

des Königsmordes entzündet. Vergiftet ist bald<br />

auch das Ehebündnis, in dem die eigentliche Karriereantreiberin<br />

ihre Alptraumfantasien noch weniger<br />

zu bändigen weiß. Es fließt kein Tropfen Theaterblut<br />

in Shakespeares mörderischer Tour de Force, an der<br />

Zurmühle die Stadien einer psychischen Deformation<br />

sondiert und sein Schauspielteam bis auf das Königspaar<br />

mit wechselnden Rollen und Positionen<br />

konfrontiert, die sich in der Körpersprache mehr<br />

noch als im Text entladen. Jede mutige, verzweifelte<br />

oder verräterische Geste wird sichtbar entlarvt als<br />

das, was sie in diesem politischen Schlachtfeld bedeutet:<br />

wenn sich der Machthunger verselbstständigt,<br />

bis hin zu einem Nullsummenspiel, von dem am<br />

Ende nur die existenzielle Leere bleibt.<br />

Szenenwechsel. Das Diktat der Ökonomie duldet<br />

keine Schwächen, schon gar nicht solche, wie<br />

18 Theater<br />

Tod eines Handlungsreisenden (DT) | Jan Reinartz<br />

sie Willy Loman mehr und mehr zusetzen. Er ist<br />

müde und verbraucht, macht keinen Umsatz mehr<br />

und lebt nur noch von falschen Hoffnungen. Mit der<br />

Familienenklave als Stützkorsett, wo die Söhne Biff<br />

und Happy eigentlich auf Erfolgskurs getrimmt werden<br />

sollten, Ehefrau Linda die fürsorgliche Kontrolle<br />

bekam und das Eigenheim fast abbezahlt ist.<br />

»Der Tod eines Handlungsreisenden« ist<br />

auch in der Inszenierung von Andreas Döring am<br />

Jungen Theater längst Fakt, auch wenn sich Arthur<br />

Millers Überlebenskämpfer den Realitäten<br />

verweigert und seine Erfolgsfassade wütend und<br />

uneinsichtig verteidigt. Das Bühnenbild mit der<br />

häuslichen Kulisse, die nach außen hin so wohnlich<br />

geordnet anmutet, ummantelt nur die Risse, die<br />

diese Familie nicht zu bewältigen vermag. In den<br />

Innenräumen kommen andere Verletzungen zur<br />

Sprache als draußen. Und doch fehlen die Worte,<br />

offen mit den gescheiterten Lebens- und Karriereträumen<br />

umzugehen, weil die zwanghaft optimistischen<br />

Parolen dieses Willy Loman keine Alternativen<br />

vorsahen. All das ganz im Vertrauen auf ein<br />

System, in dem nur Leistungswille und selbstbewusstes<br />

Auftreten zählen. So stürzt auch diese Familie<br />

ab. Die Kraft ihrer Lebenslügen hat sich verbraucht.<br />

Foto Clemens Eulig<br />

deutsches theater<br />

Telefon: 4 96 911 | www.dt-goettingen.de<br />

2.3. 19.45 Cabaret<br />

3.3. 18.00 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Macbeth<br />

20.00 DTK Alter Ford Escort Dunkelblau<br />

4.3. 19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTS Der Tod des Bunny Munro<br />

5.3. 19.45 Göttinger Elch 2011<br />

20.00 DTS A True Lovestory<br />

6.3. 16.00 Die Mittagsfrau<br />

20.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

8.3. 19.45 Macbeth<br />

9.3. 10.30 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

10.3. 19.45 Der Mann in Schwarz<br />

20.00 DTS Beautiful – Ein Bindegewebe<br />

21.00 DTK StudiDT<br />

11.3. 19.45 Macbeth<br />

20.00 DTS Kassandra – Ein Monolog<br />

20.00 DTK Zurück zur Natur<br />

12.3. 19.45 Wunderkinder<br />

16.00 Der kleine Vampir<br />

18.00 DTS Der kleine Prinz<br />

19.45 Wunderkinder<br />

15.3. 10.00 DTS Beautiful – Ein Bindegewebe<br />

19.45 Macbeth<br />

16.3. 20.30 Cabaret<br />

17.3. 19.45 2. Konzert Sonderzyklus Wiener<br />

Klassik<br />

20.00 DTK Alter Ford Escort Dunkelblau<br />

18.3. 19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTS Kassandra – Ein Monolog<br />

19.3. 18.00 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Cabaret<br />

20.3. 16.00 DTS Sophiechen und der Riese<br />

20.00 DTK Zurück zur Natur<br />

21.3. 19.45 Eine Familie<br />

23.3. 17.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

24.3. 19.45 Wunderkinder<br />

20.00 DTS Kassandra – Ein Monolog<br />

20.00 DTK Alter Ford Escort Dunkelblau<br />

25.3. 19.45 DTK Hauptsache Arbeit!<br />

26.3. 19.30 DTS Der Tod des Bunny Munro<br />

19.45 Wunderkinder<br />

27.3. 19.45 Cabaret<br />

28.3. 10.30 DTS Das Wolkenzimmer<br />

19.45 Diebe<br />

29.3. 19.45 Wunderkinder<br />

30.3. 19.45 Um alles in der Welt<br />

20.00 DTS Der kleine Prinz<br />

31.3. 19.45 Eine Familie<br />

20.00 DTK Wer kocht, schiesst nicht<br />

Junges theater<br />

Telefon: 4 95 015 | www.junges-theater.de<br />

1.3. 20.00 Nach dem Ende<br />

3.3. 20.00 Tod eines Handlungsreisenden<br />

4.3. 20.00 Warteraum Zukunft<br />

5.3. 20.00 Die Physiker<br />

6.3. 11.00 New Orleans Syncopators - Jazz<br />

8.3. 20.00 Tod eines Handlungsreisenden<br />

9.3. 20.00 Die Präsidentinnen – öffentl. GP<br />

10.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

11.3. 20.00 Wir müssen reden<br />

12.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

14.3. 20.00 Jan Weiler – Mein Leben als Mensch<br />

15.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

16.3. 20.00 Nach dem Ende<br />

17.3. 20.00 Die Berater<br />

18.3. 20.00 Wir müssen reden<br />

19.3. 20.00 Außer Kontrolle<br />

20.3. 16.00 Pinocchio<br />

22.3. 20.00 Tod eines Handlungsreisenden<br />

23.3. 20.00 Die Physiker<br />

24.3. 20.00 Die Präsidentinnen<br />

25.3. 20.00 Außer Kontrolle<br />

26.3. 20.00 Die Berater<br />

29.3. 20.00 Die Berater<br />

30.3. 20.00 Woyzeck – öffentl. GP<br />

31.3. 20.00 Woyzeck<br />

Lumière<br />

Telefon: 48 45 23 | www.improshow.de<br />

13.3. 20.00 KUNST-Gala (Stadthalle)<br />

19.3. 20.00 Impro Show<br />

Literarisches zentrum<br />

Telefon: 4 95 68 23 | www.lit-zentrum-goe.de<br />

6.3. 15.00 Ole Könnecke – Ein bunter Mitmach-<br />

Sonntag<br />

7.3. 20.00 Rosemarie Tietze, neu_übersetzt:<br />

Tolstois »Anna Karenina«<br />

11.3. 20.00 M. Günter & C. Hölscher – Stolz und<br />

Vorurteil<br />

24.3. 20.00 Angela Krauß – Im schönsten Fall<br />

28.3. 19.00 <strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong> - Nichts<br />

31.3. 20.00 Arno Geiger – Der alte König in<br />

seinem Exil<br />

thop<br />

Telefon: 39 70 77 | www.thop.uni-goettingen.de<br />

Die Kunstmaschine:<br />

9./ 11./ 12./ 15./ 16./ 18./ 19./ 22./ 23./ 25. Und 26.3.<br />

jeweils um 20.00 Uhr<br />

Theaterprogramm 19


oman Roberto Cotroneo<br />

Die Jahre aus Blei<br />

Insel 2010 | 295 Seiten | 19,90 EUR<br />

Ulrich Kriest<br />

hey, sie spielen mal wieder unser Lied! Während uns<br />

Andres Veiel im Kino mit »Wer wenn nicht wir« gerade<br />

erzählt, wie das damals war mit Bernward, Gudrun,<br />

Andreas und Walter Jens in Tübingen, im Kolloquium<br />

für neuere und neueste deutsche Literatur, also<br />

eher langweilig und anstrengend und sehr deutsch<br />

und authentisch bis zum letzten Fleck an der Tapete,<br />

geht Roberto Cotroneo einen anderen Weg: Er packt<br />

einen richtig spannenden Polit-Thriller auf den Tisch.<br />

Im Rückblick sind diese Jahre aus Blei keineswegs<br />

glamourös, eher schon ein Marionettentheater. Aus<br />

zwei Perspektiven schließt der Autor uns die Zeit<br />

auf: Da ist Giulia, Tochter eines für den KGB arbeitenden,<br />

überzeugten Kommunisten. Als Sympathisantin<br />

war sie in die Entführung und Ermordung<br />

von Aldo Moro verwickelt, hat es aber mittlerweile<br />

zur erfolgreichen Fernsehmoderatorin gebracht.<br />

Und dann ist da Cristiano, Sohn eines faschistischen<br />

Geheimdienstlers, der aus Protest gegen den<br />

Vater einst in den bewaffneten Untergrund gegangen<br />

war; inzwischen lebt er inkognito in Südamerika.<br />

Beide haben die Jahre aus Blei längst weit hinter<br />

sich gelassen, als prompt ein Dokument auftaucht,<br />

dass sich so verstehen lässt: Der Terrorismus der<br />

70er Jahre war weit umfassender von internationalen<br />

Geheimdiensten gesteuert, als bislang bekannt.<br />

Cristiano und Giulia müssen aus der Deckung – es<br />

geht um ihre Väter und um die eigenen Biografien.<br />

Give a little bit Verschwörungstheorie: Cotroneo<br />

ist ein spannender Thriller mit Sogwirkung gelungen.<br />

Ausnahmsweise geht es nicht um die Kritik des<br />

Jahres 1968 und das, was danach geschah. Der Roman<br />

malt aus, wie es sich anfühlt, wenn sogar der<br />

Protest gegen die Väter von den eigenen Vätern initiiert<br />

wurde. Und da sind wir dann doch wieder bei<br />

Andres Veiel, der in der Schlüsselszene von „Wer<br />

wenn nicht wir“ die Mutter sagen lässt: „Ohne den<br />

Führer hätte es dich gar nicht gegeben. Dein Vater<br />

wollte gar keine Kinder!“ Dieses Geständnis schlägt<br />

dem antifaschistischen Selbstverständnis doch<br />

glatt die Beine weg. Man schaut in einen Abgrund –<br />

lauter mörderische Väter.<br />

20 Bücher<br />

roman Nicole Krauss<br />

Das große Haus<br />

Rowohlt 2011 | 375 Seiten | 19,95 EUR<br />

Kerstin Cornils<br />

ein chilenischer Dichter, dem in einem Folterkeller<br />

Pinochets die Nägel gezogen werden. Eine Jüdin<br />

aus Nürnberg, die im Kindertransport nach London<br />

entkommt, jedoch nie ihre Eltern wiedersehen wird.<br />

Ein Antiquitätenhändler, der in allen Weltteilen<br />

nach den Möbeln fahndet, die einst in der Budapester<br />

Wohnung seines beim Todesmarsch verendeten<br />

Vaters gestanden haben, um in Israel haargenau<br />

jene Heimat rekonstruieren zu können, die seine<br />

Familie 1944 für immer verlassen hat. Schon auf der<br />

ersten Seite ihres neuen Romans »Das große Haus«<br />

macht die New Yorker Autorin Nicole Krauss unmissverständlich<br />

klar, dass es ihr bei der Jagd nach<br />

einem verschollenen Schreibtisch um nichts Geringeres<br />

als die schlimmsten Katastrophen des 20.<br />

Jahrhunderts geht.<br />

In jeder Faser des kunstvoll gesponnenen Textes<br />

dräuen Geheimnisse und auf den kostbaren Antiquitäten<br />

hat sich ein satter Mehltau der Melancholie<br />

abgesetzt. Ein Schmunzeln käme angesichts so<br />

feierlicher Themen wie der jüdischen Identität und<br />

dem Holocaust einer Besudelung gleich. Mal dürfen<br />

die Leser in einen existenziellen Abgrund spähen,<br />

mal stoßen sie auf eine Wand, die in andere Dimensionen<br />

führt. Und damit auch ja kein Zweifel an<br />

der Vielschichtigkeit der vertrackten Lebensläufe<br />

all dieser edlen Eltern und blitzgescheiten Gelehrten<br />

entsteht, beteuert die Autorin: »Die hinter den<br />

Dingen verborgenen Schatten fluteten von überall<br />

her.« Ganz gleich, welche Tür man in diesem großen<br />

Haus auch aufstößt – es ist bis unters Dach vollgestopft<br />

mit zentnerschwerer Bedeutung.<br />

Dabei vermag Krauss durchaus sensibel nachzuzeichnen,<br />

was Verluste mit Menschen anrichten<br />

können. Sowohl der Möbelhändler, der seine Kinder<br />

zu ihrem Glück zwingen will, als auch die Nürnbergerin,<br />

die ihrem Mann den Zugang zu ihrer Trauer<br />

versagt, kommen nicht nur als Opfer, sondern auch<br />

als beschädigte Menschen in all ihrer Aggressivität<br />

in den Blick. Doch diesem Haus im erlesenen Zuckerbäckerstil<br />

der Betrübtheit hätte ein wenig mehr<br />

Schlichtheit gut getan.<br />

roman Thomas Glavinic<br />

Lisa<br />

Hanser 2011 | 208 Seiten | 17,90 EUR<br />

Michael Saager<br />

»Lisa« heißt der jüngste Roman von Thomas Glavinic.<br />

Der Titel ist klug gewählt, schließlich ist Lisa allgegenwärtig,<br />

so wie der Vorname. Allerdings fühlt man<br />

sich von einem Vornamen kaum verfolgt. Als wahrhaft<br />

unheimliche Verfolgerin aus Fleisch und Blut<br />

wiederum denkt sich Tom, der Ich-Erzähler, »seine«<br />

Lisa zurecht. Man darf das ruhig so sagen, darf<br />

auf das Hirngespinstartige dieser Frauenfigur hinweisen.<br />

Eine Massenmörderin soll sie sein. Hat auf<br />

dem halben Erdball Brüste amputiert, junge Frauen<br />

erwürgt, Nieren aus Körpern geschnitten, gefoltert<br />

und verstümmelt. Angeblich.<br />

Die Allgegenwart Lisas ist das atmosphärische<br />

Triebmittel der Geschichte. Im Mittelpunkt steht indes<br />

die durch schwersten Konsum von Kokain und Whisky<br />

gepushte, paranoid gefärbte Schwatz-Suada unseres<br />

ziemlich einsamen Helden. Der hat sich mit seinem<br />

kleinen Sohn in einer Hütte in den Bergen verschanzt<br />

und quatscht nun Abend für Abend ein virtuelles Publikum<br />

übers Internetradio platt – falls jemand zuhört.<br />

Tom plappert von Sex, Drogen, Ex-Frauen, tanzenden<br />

Katzen, italienischen Filmen, besessenen Polizisten<br />

und tausend anderen Dingen. Es ist kaum<br />

zum Aushalten! Und doch eine einigermaßen gelungene<br />

Abbildung des ganz »normalen« egomanischen<br />

Laber-Wahnsinns unserer Gegenwart im Web. Vielleicht<br />

kann man es auch so sehen: Wenn sich unser<br />

Ich, befeuert von allerlei Selbst(er)findungsdiskursen<br />

und überzogenen neoliberalen Leistungsansprüchen,<br />

schließlich wichtiger nimmt, als gut für uns und unsere<br />

Mitwelt ist, dann kommt so etwas dabei heraus.<br />

Ironisch, traurig, stellenweise lustig, häufiger<br />

nervtötend – all das ist dieser Roman. Nur schaurig<br />

nicht. Und Spannung kommt schon gar keine<br />

auf. Die Geschichte bewegt sich kein Stück. Dass<br />

der Autor am Ende mit einer bösen Überraschung<br />

aufwartet, erinnert an jenen Zaubertrick, von dem<br />

Schriftsteller generell die Finger lassen sollten:<br />

Wenn nichts mehr geht, die Konstruktion nicht<br />

trägt, muss das Kaninchen her. Leider merkt man<br />

allzu deutlich, weshalb es in den Hut gesteckt wurde.<br />

Die Vorstellung rettet es ohnehin nicht.


true grit von Joel und Ethan Coen seit 24.2. winter’s Bone von Debra Granik<br />

aB 31.3.<br />

Das Mundwerk entscheidet Country Noir<br />

Andreas Busche<br />

Die Coens bewegen sich also erneut mit großer Stil-<br />

Carsten Happe<br />

viel zu früh erwachsen gewordenen Mädchen bleibt<br />

es braucht mindestens einen Dude, um den Duke zu sicherheit durch ein neues Metier. »True Grit« ist<br />

wenn Debra Graniks »Winter’s Bone« Ende März nur ein Ausweg: Sie muss ihren Vater ausfindig ma-<br />

ersetzen. Henry Hathaways Buddy-Western »True nicht die Reanimation eines seit Ewigkeiten totge-<br />

schließlich in den deutschen Kinos anläuft, hat er bechen, will ihn zur Rechenschaft ziehen.<br />

Grit« brachte John Wayne 1969 seinen einzigen Ossagten Genres, auch kein aufgemotztes Modernisiereits<br />

einiges erlebt: zahlreiche Festivals, Preisver- »Winter’s Bone« ist trotz dramatischer Zuspitzuncar<br />

ein, was sicher auch damit zu tun hatte, dass ihm rungsprojekt wie James Mangolds »Todeszug nach<br />

leihungen zuhauf und seine Anwesenheit auf allergen eine Gesellschaftsstudie, die mit ethnografischem<br />

damals ein vorlautes Mädchen zur Seite stand. Das Yuma«. sondern ein im besten Sinne altmodischer<br />

hand Jahresbestenlisten. Los ging’s mit dem Grand Blick ihr Sujet seziert. Anklänge des Film Noir verbin-<br />

war neues Terrain für den alten Kommifresser, der Western: klassisches Handwerk, weite Landschaf-<br />

Jury Prize beim Sundance Film Festival 2010. Die von det der Film mit präzisen Beobachtungen eines Le-<br />

noch ein Jahr zuvor mit »Die grünen Teufel« den Viten (Roger Deakins’ Kamera erfasst das ganze Spek-<br />

»Winter’s Bone« absolvierte Karriere ist ein Paradebens abseits des American Way of Life und erreicht so<br />

etnamkrieg nach Hause geholt hatte. Wayne ging es trum von episch bis dreckverkrustet), hier etwas Pebeispiel<br />

für einen kleinen Independentfilm, der ganz streckenweise eine Authentizität, die schlicht atem-<br />

bereits um sein Lebensvermächtnis, und so verwanckinpah-Gewalt, dort etwas Hawks-Romantizismus.<br />

groß raus kommt.<br />

beraubend ist, weil sie einen unverstellten, traurigdelte<br />

er den Roman von Charles Portis in eine One- Und sie geben Portis’ Geschichte mit der vier-<br />

Von der ersten Minute an baut »Winter’s Bone« schönen Blick auf das andere Amerika gestattet.<br />

Man-Show voll selbstironischer Mätzchen.<br />

zehnjährigen Hailee Steinfeld ihr emotionales Zen-<br />

eine ungemein stimmige Atmosphäre auf. Ort seines Die Adaption des gleichnamigen Romans von Da-<br />

Die Coen-Brüder haben mit ihrer Neuverfilmung ettrum zurück. Bei den Coens fällt ihre Rolle weniger<br />

Schauplatzes ist Ozark Mountains in Missouri. Das niel Woodrell (dt.: »Winters Knochen«; Liebeskind<br />

was von Portis’ neutestamentarischer Strenge und la- backfischig aus – Steinfelds Mattie ist ein knallhar-<br />

Leben in dieser hinterwäldlerischen Gegend ist hart, 2011), der zuvor am Drehbuch des ähnlich sensiblen<br />

tent amoralischer Böswilligkeit bewahrt – und sie hates Frontier-Mädchen mit einem unstillbaren Rache-<br />

das Klima unwirtlich, die Arbeit – sofern es sie über- »Ride with the Devil« mitgeschrieben hatte und seiben<br />

nicht zuletzt natürlich den Dude Lebowski in der durst. Auf der Jagd nach dem Mörder ihres Vaters,<br />

haupt gibt – wahrhaft stumpfsinnig. Die Menschen nen Stil treffend »country noir« nennt, besticht nicht<br />

Hinterhand. Jeff Bridges Marshal Rooster Cogburn ist quer durch Indianer-Territorium, ist sie buchstäblich<br />

wirken abweisend und desillusioniert. Gezwunge- nur durch ihre dokumentarischen Qualitäten, son-<br />

eine nicht minder imposante Erscheinung als Wayne, das Bindeglied zwischen dem grummelnden Bridges<br />

nermaßen hat die 17jährige Ree anstelle ihrer psydern auch durch das engagierte Ensemble. Insbeson-<br />

allerdings ohne dessen Hang zur Grandeur. (Die Au- und Matt Damons etwas tölpelhaftem Texas Ranger<br />

chisch kranken Mutter die Fürsorge der kleinen dere Jennifer Lawrence, die junge Hauptdarstellerin,<br />

genklappe sieht an Bridges auch nicht wie ein cooles (am ehesten eine typische Coen-Figur). Denn letzt-<br />

Geschwister übernommen. Rees mit Drogen dea- agiert sensationell gut! Möglicherweise haben wir sie<br />

Accessoire aus; sein Rooster ist wirklich ein verlebtes endlich entscheidet in »True Grit« nicht der schnellender<br />

Vater ist schon lange verschwunden. Dass nun an den Mainstream verloren – sie spielt im nächs-<br />

Wrack). Das ruft Erinnerungen wach – nicht an »The lere Revolver, sondern das losere Mundwerk.<br />

er keine Haftstrafe absitzt, sondern gerichtlich geten »X-Men«-Film. Aber wer weiß, vielleicht setzt sie<br />

Big Lebowski«, sondern an Bridges in der Rolle des lesucht<br />

wird, erfährt Ree erst, als die Polizei mit Pfän- die eindrucksvolle Reise, die sie mit »Winter’s Bone«<br />

gendären Revolverhelden Wild Bill Hickok in Walter<br />

dung droht. Auf dem Spiel das gesamte familiäre begonnen hat, ja auch nur auf anderer Ebene fort.<br />

Hills todesdräuenden Spätwestern »Wild Bill«.<br />

USA 2010 | 110 Min. | Hailee Steinfeld | Jeff Bridges u. a. Hab und Gut, inklusive Blockhütte. Dem toughen, USA 2010 | 100 Min. | Jennifer Lawrence | John Hawkes u. a.<br />

22 Kino Kino<br />

23


shitstorms – ein deFinitions- und wetterBericht<br />

Die volle Wucht der<br />

Scheiße<br />

Henning Lisson<br />

das jüngste Shitsorm-Beispiel ist eher untypisch.<br />

Die erschreckend dreiste Nutzung der Copy&Paste-<br />

Funktion bei der Anfertigung seiner Dissertation hat<br />

einen Sturm der Entrüstung entfacht, was Glaubwürdigkeit<br />

und Gradlinigkeit des jungen dynamischen<br />

»Ausnahmepolitikers« zu Guttenberg anbelangt.<br />

Leider kann von substantieller Kritik kaum<br />

die Rede sein. Und vielleicht ist, wenn dieser Text<br />

erscheint, eh schon wieder alles vorbei. Die Lebensdauer<br />

eines Shitstorms ist selten lang.<br />

Ein Shitstorm, erklärt uns das Urban Dictionary<br />

blumig, aber einleuchtend, ist definiert als Situation,<br />

in der dich all die Scheiße auf einmal trifft. Eben typisch<br />

Internet. Während Nachrichten in der Antike<br />

Wochen oder Monate unterwegs waren, läuft Nachrichtenübermittlung<br />

heutzutage nahezu in Echtzeit<br />

ab. Der libysche Demonstrant twittert Demo-Bilder<br />

und ich betrachte sie drei Sekunden nach dem Upload<br />

in der S-Bahn auf einem Smartphone.<br />

Die hohe Geschwindigkeit des Informationsflusses<br />

ist Grundvoraussetzung eines jeden Shitstorms.<br />

Doch warum brechen solche Entrüstungsstürme<br />

überhaupt los und gegen wen richten sie sich? Die<br />

Einfachheit der Mittel, bidirektionale Kommunikation<br />

und nicht zuletzt die Anonymität im Netz sind<br />

die größten Multiplikatoren solch einer exponentiellen<br />

Entrüstung via WWW. Adressaten sind Polarisierer,<br />

Netz-Querulanten, Firmen, offizielle Stellen<br />

oder Autoritäten, die es gewagt haben, ein Mitglied<br />

der Netzgemeinde, meist eines mit Underdog-Status,<br />

in irgendeiner Form zu benachteiligen.<br />

Ein gutes Beispiel ist der Streit zwischen dem<br />

prominenten Blogger René Walter (Nerdcore.de)<br />

und dem Service-Dienstleister Euroweb. Walter,<br />

zu einer Geldstrafe wegen Beleidigung verurteilt,<br />

dachte nicht daran, seine Schuld zu begleichen. Die<br />

Pfändung seiner Domain und Übergabe derselben<br />

an den Kläger waren die Konsequenzen. Walter rief<br />

daraufhin zum Shitsorm gegen Euroweb auf. Mit<br />

Erfolg. Seine Fans leisteten ganze Arbeit: Der Begriff<br />

Euroweb wurde einer der populärsten im deutschen<br />

Twitter-Netz. Wenig später berichteten sogar<br />

erwachsene Medien wie die Online-Ausgaben des<br />

»Spiegel«, der »Frankfurter Rundschau« und der<br />

»Süddeutschen Zeitung«. Euroweb musste, für einen<br />

Shitstorm durchaus typisch, eine Menge barsche,<br />

nicht selten fäkalsprachliche Kommentare<br />

seitens der Netzgemeinde über sich ergehen lassen.<br />

Bei aller berechtigten Kritik – TV-Beiträge über<br />

zweifelhafte Geschäftsgebaren wurden (wieder-)<br />

entdeckt und entsprechend verlinkt – trat im Zuge<br />

dieser Angelegenheit ein zentrales Merkmal von<br />

Shitstorms markant hervor. Allgemein formuliert:<br />

Die übermäßige, wenig substantielle Kritik unterminiert<br />

berechtigte Kritik, schaltet sie aus, nimmt<br />

ihr den Raum. Die Aufmerksamkeit driftet fort vom<br />

eigentlichen Sachverhalt und gleichzeitig kommt es,<br />

und das ist das eigentlich Bemerkenswerte, zu Effekten<br />

der Sympathie für den oder die Kritisierten.<br />

Gut zu beobachten im Falle zu Guttenberg: Die Umfragen<br />

sind stabil positiv und große Teile der Bevölkerung<br />

echauffieren sich längst über die sogenannte<br />

Hexenjagd auf den konservativen Hoffnungsträger.<br />

Obwohl zu Guttenberg nachweislich gelogen und<br />

betrogen hat.<br />

Doch weshalb ist der Fall zu Guttenberg ein eher<br />

untypisches Beispiel? Motor der öffentlichen Entrüstung<br />

waren ausnahmsweise die Mainstream-<br />

Medien selbst. Nachdem bei einer Überprüfung der<br />

Dissertation deutlich geworden war, dass zu Guttenberg<br />

fleißig kopiert hatte, ohne zu zitieren und Quellen<br />

kenntlich zu machen, stürzten sich die großen<br />

Redaktionen mit noch größerer Lust auf den Minister.<br />

Weil sie selbst zu Guttenbergs Copy&Paste-Opfer<br />

waren? Wahrscheinlicher ist, dass der selbstherrliche<br />

Karrierist und Leichengänger zu Guttenberg<br />

längst auf der Speisekarte stand – als politisches<br />

Wunschfeindabendessen aus feinem Hause.<br />

LittLe Big pLanet 2 Jump&Run-Game<br />

Korkklumpen kullern anders<br />

Florian Brauer<br />

zweiFeLLos hat »Little Big Planet«, das großartige Spiel<br />

der englischen Entwicklerfirma Media Molecule,<br />

das Genre der Jump&Run-Plattformer auf eine<br />

neue Ebene gehoben. Das Besondere daran: nahezu<br />

haptische Oberflächen und eine 3D-artige Perspektive,<br />

die einem das Gefühl gab, in eine Art Puppenhaus<br />

zu schauen. Und dann war da natürlich noch<br />

der unwiderstehliche Held Sackboy – die abgeliebte<br />

Handpuppe mit den groben Texturen. Da »Little Big<br />

Planet« exklusiv für Sonys PS3 angefertigt wurde,<br />

war das Game auch ein Kommentar zu Nintendos<br />

Vorherrschaft auf dem Feld niedlicher Hüpfspiele.<br />

Mit dem süßen Sackboy hatte Sony zudem einen dicken<br />

Trumpf in der Hand: im Kampf um jene Käuferschaft,<br />

die knuddelige und kindgerechte Spiele ohne<br />

Gewalt und Ballerei zu wünschen pflegen.<br />

Der zweite Teil von »Little Big Planet« setzt noch<br />

eins drauf, indem er seinen quasi-pädagogischen<br />

Wert bereits im Intro betont. Da werden glückliche<br />

Kinder beim Spielen gezeigt; mit Kreide, Luftballons<br />

und Bauklötzen lassen sie ihrer Fantasie<br />

freien Lauf. Man könnte fast meinen, dass aus allen<br />

Kindern, die »Little Big Planet 2« spielen, automatisch<br />

smarte Grafikdesigner werden müssen.<br />

Gleichwohl muss man zugeben: Die Spiel-Optionen<br />

von »Little Big Planet 2« stellen die der meisten<br />

Jump&Run-Games weit in den Schatten. Dreißig<br />

Standard-Levels sind eine Menge; daneben gibt<br />

es die Möglichkeit, eine schier unendliche Anzahl<br />

von Levels selbst zu kreieren. Im normalen Story-<br />

Modus, der sachte mit einem Tutorial beginnt und<br />

dessen Schwierigkeitsgrad ganz soft angehoben<br />

wird, sammelt man diverse Verkleidungen für Sackboy,<br />

Materialien für Level-Designs und Sticker, mit<br />

denen man Levels ausschmücken, Schalter fixieren<br />

und besondere Stellen markieren kann.<br />

Ein herausragendes Feature ist die Physics-Engine,<br />

durch die die dreidimensionalen Objekte bewegt<br />

werden, sich Sackboy mit dem Wurfhaken hangeln<br />

kann und man Gewicht und materielle Beschaffenheit<br />

einzelner Objekte zu spüren scheint. Korkklumpen<br />

kullern anders als klebrige Marmeladenbälle<br />

oder Schokoladentörtchen. Man sieht: Bei »Little<br />

Sony Computer Entertainment | PS3<br />

Big Planet 2« schätzt man alltägliche Gegenstände<br />

des Lebens sehr. Im Grunde gibt es hier nichts, was<br />

es nicht gibt oder was sich nicht locker im Level-Editor<br />

verbauen ließe.<br />

Wenn man den normalen Story-Modus mit all<br />

seinen originellen Charakteren aus Schreibblöcken<br />

und Pappschachteln durchgespielt, sich an der Vielzahl<br />

von Rutschen, Röhren, Sprungfedern, Greifarmen<br />

ausgetobt hat, kann man schließlich selbst kreativ<br />

werden, mit anderen Sackboys und Sackgirls<br />

zusammen spielen, fremde Levels bewerten, sich<br />

allgemein austauschen. Einziges Manko: die etwas<br />

verwirrende Kameraführung im Mehrspieler-Modus.<br />

Ansonsten handelt es sich bei »Little Big Planet<br />

2« eindeutig um eine Verbesserung eines ohnehin<br />

schon liebevoll gestalteten, höchst umfangreichen<br />

modernen Klassikers.<br />

24 Digitales Spiele 25


Die Platte am Anfang Eben! Und jetzt kommt James Blake und singt uns<br />

KreidLer Tank<br />

Bureau B | Indigo<br />

aLLe reden über die neue Kreidler. Dabei<br />

fällt auf, die Sprache, derer man sich<br />

beim Annähern an »Tank« bedient, bedient<br />

sich des Vokabulars von Unverhältnismäßigkeiten.<br />

Etwas Monströses hat die Band<br />

aus Berlin und Düsseldorf da geschaffen, kein<br />

Monster, sondern etwas, dessen Proportionen verunsichern.<br />

Hellauf begeistert schreibt der Musikredakteur<br />

dieses Magazins eine E-Mail und fühlt sich<br />

an »diesen 80er-Police-Control-Film ›Das fliegende<br />

Auge‹« erinnert – nicht ohne zu erwähnen, dass der<br />

junge Co-Pilot gerne mit dem Spruch »Das find’ ich<br />

riesig!« auftrumpft. »Spex« konstatiert in der<br />

»Tank«-Rezension, die Band nähere sich dem Zustand<br />

einer fleischfressenden Pflanze an. »Intro«<br />

schwärmt gar von einer »in Stein gehauenen Präsenz«<br />

des Schlagzeugs.<br />

Dabei lässt das Quartett doch verlauten, für<br />

»Tank« nach einem »einfachen Plan« vorgegangen<br />

zu sein. Um das Im-Moment-Sein des Live-<br />

Spielens einzufangen, haben sich Kreidler bewusst<br />

beschränkt. Drei Tage lang haben sie im Festsaal<br />

Kreuzberg diese sechs Stücke nach dem Prinzip<br />

des »First Take« aufgenommen, haben sich für<br />

den eleganten Rock-Produzenten Tobias Levin (u.<br />

a. verantwortlich für »Tocotronic«, das Feinstoffliche<br />

unter den Tocotronic-Alben) entschieden und<br />

auf Band abgemischt, also analog.<br />

Das produktive Missverhältnis auf Tank ergibt<br />

sich durch ein Debattieren der Tonspuren. Man<br />

liegt gut im Groove miteinander, und beharrt dabei<br />

auf den Unterschieden: Alex Paulick schlägt<br />

Furchen in die Bassläufe, Schlagzeug und Drum-<br />

Machine-Loops pulsieren ebenso in gekerbten<br />

Räumen. Über Hügel und Täler breitet sich indes<br />

dieses atmosphärische Rauschen aus, das auch<br />

schon »Mosaik« in ein endloses Fließen versetzt<br />

hat. »Das find’ ich riesig«? Durchaus, wie in einem<br />

dieser HiTech-Fantasy-Filme von heute, wenn sich<br />

das Ungeheuer erst aufbläht, um dann zu zeigen,<br />

dass es auch echt lieb sein kann und die kleine Heldin<br />

auf seinem Rücken mitnimmt. »Tank« ist ein<br />

schwarzer Strom. Christoph Braun<br />

mogwai Hardcore Will Never Die,<br />

But You Will<br />

PIAS | Rock Action Records | Rough Trade<br />

dass eine Bestandsaufnahme ansteht,<br />

war nach Live-Album nebst Live-Performance-Doku<br />

im letzten Jahr zu erwarten.<br />

Dass auf Mogwai Verlass ist,<br />

war nach sechs ausdrücklich an Tieren getesteten<br />

und nicht zuletzt deshalb durchweg großartigen Alben<br />

auch klar. Dass die sechs schottischen Post-<br />

Rock-Heroen – wiedervereint mit Paul Savage, der<br />

einst das Debüt »Young Team« produziert hat – mit<br />

»Hardcore Will Never Die, But You Will« nun eine<br />

derart fulminante Reminiszenz an die Wurzeln, aus<br />

denen das Ganze gewachsen ist, abliefern und zugleich<br />

all ihre Stärken so nonchalant aktualisieren,<br />

treibt dann aber selbst hartgesottenen Fans Tränen<br />

in die Augen.<br />

Dabei lässt sich neben konzentrierter Besinnung<br />

durchaus Überraschendes entdecken. Während das<br />

grandiose »You’re Lionel Richie« in klassischer Manier<br />

in bedächtiger Klanglandschaft behutsam Gitarrenwand<br />

über Gitarrenwand schichtet und das<br />

Ganze schließlich nicht minder bedächtig zusammenfallen<br />

lässt, »Rano Pano« die Simultaneität von<br />

melodischer Schönheit mit Halskloßgarantie und<br />

ihrer absoluten Verzerrung ausmisst und man der<br />

Nachbarschaft mit »San Pedro« mal wieder zeigen<br />

kann, wie gut Rock-Hymnen auch ohne Mitgrölrefrain<br />

funktionieren, marschiert »Mexican Grand<br />

Prix« plötzlich in bester Krautrock-Motorik nach<br />

vorn und beweist, dass selbst Vocoder-Stimmen<br />

nicht peinlich klingen müssen. Und für kurze Zeit<br />

fehlt in dieser Welt nichts. Robert Matthies<br />

gruFF rhys Hotel Shampoo<br />

Turnstile | PIAS<br />

sin Fang Summer Echoes<br />

Morr Music | Indigo<br />

auch wenn sie ein Dutzend Lebensjahre<br />

trennt, eint Gruff Rhys und Sindri Már<br />

Sigfússon (alias Sin Fang) ihre ungemeine<br />

Produktivität.<br />

Während der Waliser auf elf Alben mit den Super<br />

Furry Animals, zwei Solowerke und eine Disco-<br />

Hommage zurückblicken kann, hat der Isländer seit<br />

2008 immerhin fünf LPs eingespielt. Drei mit dem<br />

Septett Seabear, dessen zarter Folk-Pop vernachlässigten<br />

Fans von Belle & Sebastian erfolgreich Linderung<br />

bot. Zwei im Alleingang als Sin Fang. Die erste,<br />

»Clangour«, ist eine herrlich sprunghafte Psychedelia-Platte<br />

im Animal-Collective-Stil, die sich zum Seabear-Debüt<br />

verhielt wie mehrere Tassen Espresso<br />

zu einem Pott Kamillentee. Beim Zweitwerk »Summer<br />

Echoes« verschwimmen jedoch die Grenzen zu<br />

Sigfússons Hauptprojekt. Zwar kommt es den Tribal-Drumming-Parts<br />

zugute, dass diesmal ein Profi<br />

engagiert wurde. Doch das notorische Schellenkranz-Geschüttle,<br />

Glockenspiel-Gebimmle und<br />

Vocal-Multitracking erweist sich bald als einlullend<br />

und legt den Verdacht nahe, dass ein Verstehen der<br />

Texte gar nicht beabsichtigt ist.<br />

Nun konnte auch Gruff Rhys in den SFA-Anfangsjahren<br />

kaum verschleiern, dass Englisch nicht seine<br />

Muttersprache ist. Doch beim dritten Solowerk<br />

ist nicht nur der Gesang fast akzentfrei, sondern<br />

hat auch der Wortwitz seiner Texte eine neue Qualitätsstufe<br />

erreicht. Ein Faible für Alliterationen hatte<br />

Rhys schon früher an den Tag gelegt, doch solch ein<br />

poetisches Motto wie » Take a sentence and repeat<br />

until the siren sings« ist ihm bisher noch nicht geglückt.<br />

Dass beim Locken der Sirene auch ein Streicherarrangement<br />

von Sean O’Hagen (High Llamas)<br />

zum Einsatz kommt, dürfte dem Erfolg nur zuträglich<br />

sein. Markus von Schwerin<br />

James BLaKe James Blake<br />

Atlas | Universal<br />

BaBy dee Regifted Light<br />

Drag City | Rough Trade<br />

oKay! Reden wir über die menschliche<br />

Stimme, die ja in den vergangenen Jahren<br />

zum Kampfgebiet neuester Technologien<br />

wurde. Stichwort: Autotune.<br />

Singst du noch oder tunest du schon? Von mir immer<br />

sehr geschätzt, schon bei Cher damals, aktuell<br />

bei Kanye West und von Timbaland höchst ironisch<br />

bei »Morning After Dark« eingesetzt. Wo ich den<br />

Witz höre, erkennen andere eine Tendenz zur »Pornografisierung<br />

des Pop« (Klaus Walter), allerdings<br />

auch nur als steile These, die dann als zu dogmatisch<br />

zurückgenommen wird, weil ja auch Burial ...<br />

zu feinster elektronischer Kammermusik die Ohren<br />

wund, als wäre er Antony Hegarty. Wo Antony singt,<br />

spielt James Blake auf Effektivste mit: Autotune. Mit<br />

ihm könnten sich Soundkonzepte des britischen<br />

Dubstep aus dem Ghetto der stets gut informierten<br />

Hipster tatsächlich in den Mainstream vortasten.<br />

Mit brüchigem, an große Blue-Eyed-Soul-Traditionen<br />

gemahnenden Falsettgesang überführt er<br />

die Dubstep-Ästhetik gekonnt ins Reich des Popsongs<br />

– ohne deshalb gleich an Ausverkauf denken<br />

zu lassen. Dazu nämlich sind Blakes Ideen viel zu<br />

experimentell; etwa wenn er britische Folksongs<br />

in fragilen Elektro-Gospel verwandelt („Lindisfarne<br />

I &II“) oder mit dramaturgisch ausgeklügelten<br />

Lücken-Dub-Grooves spielt („The Wilhelm Scream“).<br />

Wer es indessen lieber klassisch mag, also<br />

mit Steinway, Cello, Tuba, großer Geste und in einer<br />

alles und jeden in den Bann schlagenden „natürlichen“<br />

Stimme, der greife einfach zum neuen<br />

Album von Baby Dee! Ulrich Kriest<br />

surF city Kudos<br />

Fire Records | Cargo<br />

surF City sind vier junge Hüpfer aus Neuseeland,<br />

deren toller erster Longplayer<br />

»Kudos« auf dem feinen englischen Label<br />

Fire Records erschienen ist. Dort<br />

hätschelt man auch, in Form von Reissues, Legenden<br />

der Achtziger-Psychedelic, etwa die TV Personalities<br />

und Spacemen 3 – Vorläuferbands Surf Citys.<br />

Der hypnotische Loop bedeutet dem Quartett<br />

nicht alles, aber eine Menge. Bei Loop fällt einem möglicherweise<br />

Loop ein, die fast vergessene 3-Akkord-<br />

Psychedelic-Dronerockband aus London. Und Neu!,<br />

die Altmeister der Kreisbewegung, sollen selbstverständlich<br />

auch nicht unerwähnt bleiben. Keine Ahnung,<br />

ob Surf City das ganze Zeug kennen. Auf jeden<br />

Fall lieben sie melodienseligen Kiwi-Rock, wie er Anfang<br />

der achtziger Jahre von The Clean oder The Gordons<br />

in schönster Lo-Fi-Manier geschrammelt wurde.<br />

Verhuschter, mitunter mehrstimmiger Gesang,<br />

Feedback-Rituale, Hall im Quadrat. Schon klar, die<br />

Spielregeln sind bekannt. Aber auch Fußball basiert<br />

auf einem Satz fixer Regeln. Wer würde ernsthaft<br />

behaupten wollen, dass es sich stets um das gleiche<br />

Spiel handelt? Michael Saager<br />

26 Platten Platten 27


Frauke Pahlke<br />

ich gehe immer wieder da hin. Zurückkehren wäre<br />

nicht das richtige Wort; der Ort erlaubt ein Zurückkehren<br />

nicht. Er schneidet jedes Gestern von sich<br />

ab. Verführt zu Vermutungen, Vergleichen, zu Bildern,<br />

die nicht treffen. Dieser Ort lässt vielleicht<br />

nicht einmal eine Gegenwart zu, ein Gegenüber<br />

nicht Position beziehen. Er lässt sich nicht verbinden,<br />

nicht besetzen, nicht besitzen, nicht aneignen.<br />

Ist widerspenstig, widerständig, widersteht. Bleibt<br />

unerreicht. Ist immun gegen die Zeit und was wir<br />

in ihr tun. Machen, tun, jeder für sich. Setzen, legen,<br />

stellen. Unklar stellen. Auf Null stellen. Als<br />

genügte es nicht, auf die Escape-Taste zu drücken<br />

oder plötzlich in Kataplexie und Schlaflähmung zu<br />

fallen, nein. Aufs Ganze gehen oder vielmehr ganz<br />

davon absehen, delete, reset. Ein leises Geräusch,<br />

kaum hörbar, nur eine kleine Bewegung der sachte<br />

Schlag auf die Taste, fast zärtlich, aber jeder Tastendruck<br />

ein Schmerz, merklich spürbar, ein nicht zu<br />

ignorierender Angriff. Eine Provokation, nicht nachzugeben.<br />

Nachlegen. Zugeben (wenigstens so viel:<br />

es geht nicht um Geständnisse, allenfalls um Zugeständnisse).<br />

Zugabe. Zutaten und Zutun. Doch das<br />

Handeln hat hier keinen Sinn, muss schließlich jeden<br />

Sinn entbehren, läuft ins Leere. Zirkuliert. Ich<br />

kann mich darin drehen und wenden mit biegsamen<br />

geschmeidigen Gliedern, erfasst vom Schwindel der<br />

Vorstellung, biegen und brechen. Unbeugsam sein<br />

und brechen, jeder krachend splitternde Ton verschluckt<br />

von der Leere. Bildbruch, Steinbruch. Ein<br />

Ort der Arbeit: Auf Versuche zu fassen und zu begreifen<br />

folgen Fassungslosigkeit und abermals Leere.<br />

Ausbleiben von Erkenntnis, des Verstehens. Und<br />

leere Hände. Eine einfache Haut ohne Reibungsfläche.<br />

Kältebrücken führen von hier an einen Ort, den<br />

es nicht gibt. Leerstelle, Nullpunkt. Zusammenge-<br />

www.fehmibaumbach.de · www.myspace.com/fehmii<br />

Konjugation:<br />

Alles auf Null stellen<br />

setzte Substantive, gespreizt oder verdichtet, Eitelkeiten<br />

und grelle Posen. Tätigkeitsworte, Verben<br />

und ihre Konjugation. Fehlen. Ich könnte grammatische<br />

Subjekte zuordnen, ein Akt der Logik, der<br />

Konvention oder bloßer Akt der Willkür. Ich verzichte<br />

darauf, vermeide die Entscheidung und lüge<br />

im selben Atemzug, wenn ich behaupte, ich bleibe<br />

bei den Infinitiven. Lüge vielleicht auch, indem ich<br />

von Entscheidungen spreche. Alles auf Null stellen.<br />

Die Grausamkeit benennen und doch für einen Augenblick<br />

eine Verheißung: alles auf Null. Als wäre<br />

das möglich. Als wäre es möglich, neu anzufangen.<br />

Allein, immer wenn es dringend wird, versagt die<br />

Sprache, versagt und verspricht sich, ist verschlissen<br />

und verbraucht wie das Wort Neuanfang, das<br />

keine Hoffnung mehr zu wecken vermag. Katachrese.<br />

Alles auf Null, alles löschen, sterben in Serie. Pathetisieren.<br />

Pathologisieren und fragwürdige Diagnosen<br />

ausstellen, eine davon lautet fortgeschrittene<br />

Literarisierung, eine andere chronische Amnesie.<br />

Verwechseln von Symptom und Ursache. Abwehr,<br />

Verdrängung im Übermaß versus Vergessen und<br />

Verdrängen als Kulturleistung. Zitieren, sich durch<br />

Mythen bewegen, unvordenkliche Zeiten und Räume,<br />

unmöglich sie zu erinnern. Die Nachwelt im<br />

zwielichtigen Hinterzimmer der Vorwelt, wo die<br />

Zeichen zu unterschiedslosen Ovalen verschwimmen.<br />

Druckraum, Fixpunkt. Sperrschrift und Festabstände.<br />

Ratlos, rastlos über Lichtschranken springen.<br />

Vergeblich Fragen in eine Gegensprechanlage<br />

sprechen. Ich gehe immer wieder da hin. Will keine<br />

Nachlässigkeiten erlauben. Nachlegen. Nachleben.<br />

Ableben. Verleben. Verkommen. Der Ort und seine<br />

ungeschriebenen Gesetze. Nichts wird stattgefunden<br />

haben. Kleinere Folgen schleppen sich durch<br />

deinen Tag. Ich verliere die Lust zu lesen.<br />

Kolumne<br />

29


März 2011<br />

Must of the Month<br />

Wer Kitty Solaris<br />

Wann 31.3. | 21:00 Uhr<br />

Wo Pools


Kalenderwoche 48.1.<br />

MO<br />

28.2.<br />

DI<br />

1.3.<br />

MI<br />

2.3.<br />

DO<br />

3.3.<br />

FR<br />

4.3.<br />

SA<br />

5.3.<br />

SO<br />

6.3.<br />

MO<br />

28.2.<br />

DI<br />

1.3.<br />

MI<br />

2.3.<br />

DO<br />

3.3.<br />

FR<br />

4.3.<br />

SA<br />

5.3.<br />

SO<br />

6.3.<br />

Apex Capo Diva Lounge Eins B<br />

FaberhaftGuth<br />

20:15 (Kabarett)<br />

Shopping Music<br />

13:00<br />

Jamaica hot<br />

Reloaded<br />

22:00<br />

Funk-House-<br />

Session<br />

22:00<br />

tba<br />

23:00<br />

tba<br />

23:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

& GNTM<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Bundesliga Live<br />

10:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort-Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

Back to the Future<br />

23:00<br />

Karnevalsparty<br />

an Weiberfastnacht<br />

23:00<br />

Georgia Club<br />

HipHop & Funk<br />

23:00<br />

Interessengem. Elektronische<br />

Tanzmusik<br />

23:00<br />

Exil Freihafen Irish Pub Diverses<br />

Wild’n Weiz’n<br />

22:00<br />

Rock Jukebox<br />

DJ Wishmaster<br />

22:00<br />

Headbanger’s<br />

Ballroom<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

The Golden House<br />

23:00<br />

Paper Planes<br />

23:00<br />

Irish Night<br />

15:00<br />

Holly Rua<br />

22:00 (Konzert)<br />

Holly Rua<br />

22:00 (Konzert)<br />

Hefe-Tag<br />

15:00<br />

Stan silver<br />

22:00 (Konzert)<br />

Stan silver<br />

22:00 (Konzert)<br />

Maß-Tag<br />

15:00<br />

Monster-Weizen<br />

17:00<br />

Gromo Café<br />

Unight<br />

21:00<br />

Savoy<br />

Cocktail-Night<br />

20:00<br />

Cine Café<br />

Musik-Bingo<br />

20:00<br />

Cafe Schroeder<br />

Ole Könnecke<br />

15:00<br />

Lit. Zentrum<br />

Immer Drama um Tamara<br />

Lumière 3.3. | 22:00<br />

die Comic-Künstlerin Posy Simmonds lieferte mit<br />

»Tamara Drew« die lustige Vorlage zu Stephen Frears’<br />

Verfilmung »Immer Drama um Tamara«. Eine<br />

ähnlich unterhaltsame Komödie hat der Regisseur<br />

von »Gefährliche Liebschaften« draus gemacht.<br />

Die dank Nasen-OP ziemlich hübsche Journalistin<br />

Tamara darf im Comic wie im Film – luftig bekleidet<br />

mit Hot Pants und knallrotem Unterhemdchen<br />

– emotionale Verwirrungen in einem Dorf stiften. Etwas<br />

schwach auf der Brust sind die Charaktere, aber<br />

das waren sie auch schon im Comic.<br />

Please Me<br />

pools 4.3. | 20:00<br />

machen wir ein bisschen auf sophisticated: Vor welche<br />

Wahl stellt uns eigentlich der Schrägstrich im Bandnamen<br />

please/me? Was trennt er? Vielleicht will er<br />

(der Schrägstrich) paradoxerweise ignoriert, überlesen<br />

werden, damit der Name zur Aufforderung wird:<br />

»Befriedige mich!«/ »Bitte ich«? Ergäbe folglich: Ein<br />

unersättliches Ich – möglicherweise in Konfrontation<br />

mit einem knauserigen bzw. großzügigen und hingebungsvollen<br />

Du. Jedenfalls geht’s um Aufmerksamkeit.<br />

Könnte was mit Musik oder Sex zu tun haben.<br />

pony.express 33


Kalenderwoche 48.2<br />

MO<br />

28.2.<br />

DI<br />

1.3.<br />

MI<br />

2.3.<br />

DO<br />

3.3.<br />

FR<br />

4.3.<br />

SA<br />

5.3.<br />

SO<br />

6.3.<br />

MO<br />

28.2.<br />

DI<br />

1.3.<br />

MI<br />

2.3.<br />

DO<br />

3.3.<br />

FR<br />

4.3.<br />

SA<br />

5.3.<br />

SO<br />

6.3.<br />

JT-Keller Musa Nörgelbuff Pools<br />

Weekender<br />

Britpop & Madchester<br />

23:00<br />

La Boum<br />

Eighties mit Toto<br />

23:00<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

Beatsport<br />

21:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

Eighties Fusion<br />

by DJane Viper M<br />

21:00<br />

Monstersound<br />

by Mr. Mean<br />

21:00<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

PowerDance<br />

DJ Martin<br />

21:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

Salsa en Sotano<br />

Salsa & Latin-Party<br />

22:00<br />

Traumatanz<br />

22:00<br />

Gypsy Juice<br />

22:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Wishes<br />

Gedeck -Nacht<br />

23:00<br />

Favorites<br />

23:00<br />

Bad Taste<br />

Die Party<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle-<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Funkgalore<br />

21:00<br />

Cuba & Maniac Time<br />

10:00<br />

Please Me<br />

20:00 (Konzert)<br />

Deep-Plantion<br />

21:00<br />

XR Farlight<br />

& Binoculars<br />

20:00 (Konzert)<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

Ladies Only!<br />

21:30 (K)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

FaberhaftGuth<br />

Apex 4.3. | 20:15<br />

eine häufig unterschätzte Krankheit: die Hälfte des<br />

Lebens, oft auch Midlife Crisis genannt. Das heimtückische<br />

Virus befällt mit Vorliebe gestandene Väter,<br />

die plötzlich nicht mehr saufen, sondern lieber die<br />

Bergluft der Alpen schnuppern wollen. Ihr Apotheker<br />

rät, im Fall einer Erkrankung umgehend das Kabarett-Duo<br />

FaberhaftGuth aufzusuchen. Die Gewinner<br />

der St. Ingberter Pfanne verstehen sich nämlich<br />

meisterhaft darauf, die Leiden alter Säcke mit schrillem<br />

Liedgut und hinterhältigem Witz zu kurieren.<br />

Paper Planes<br />

Freihafen 5.3. | 23:00<br />

anders als der Name vermuten ließe, haben die Paper-<br />

Planes-Partys im Freihafen weder mit Papier noch<br />

mit Flugzeugen zu tun, sondern mit der Zeile »I fly<br />

like Paper, get high like planes« von M.I.A. Und so<br />

ist dann etwas kryptisch darüber Auskunft erteilt,<br />

welche Musik den tanzwilligen Gast erwartet: DJ<br />

Bionique und die Turn Table Twins legen die Black<br />

Eyed Peas auf, den Wu-Tang-Clan, aber auch Peter<br />

Fox. Das Ganze geht ins Ohr, stört garantiert nicht<br />

beim Tanzen und schimpft sich Urban Pop.<br />

pony.express 35


Kalenderwoche 49.1<br />

MO<br />

7.3.<br />

DI<br />

8.3.<br />

MI<br />

9.3.<br />

DO<br />

10.3.<br />

FR<br />

11.3.<br />

SA<br />

12.3.<br />

SO<br />

13.3.<br />

MO<br />

7.3.<br />

DI<br />

8.3.<br />

MI<br />

9.3.<br />

DO<br />

10.3.<br />

FR<br />

11.3.<br />

SA<br />

12.3.<br />

SO<br />

13.3.<br />

Apex Capo Diva Lounge Eins B<br />

Caminho<br />

20:15 (Konzert)<br />

Luise Kinseher<br />

20:15 (Kabarett)<br />

Jamaica hot<br />

Reloaded<br />

22:00<br />

I like good music<br />

22:00<br />

tba<br />

23:00<br />

tba<br />

23:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

& GNTM<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Bundesliga Live<br />

10:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

King Kamehamea Klub<br />

Sexy Sander & Kennie D<br />

23:00<br />

Ein Kessel Buntes<br />

Schlagerparty<br />

23:00<br />

Exil Freihafen Irish Pub Diverses<br />

Wild’n Weiz’n<br />

22:00<br />

Rock Jukebox<br />

DJ Wishmaster<br />

22:00<br />

Nacht der Schatten<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

Freihafen Rockt!<br />

23:00<br />

Black Wazabi<br />

DJ Oscar & Cobra Verde<br />

23:00<br />

Faschingsparty<br />

20:00<br />

Foxy<br />

22:00 (Konzert)<br />

Foxy<br />

22:00 (Konzert)<br />

Jonathan Kluth<br />

22:00 (Konzert)<br />

Gypsy Dave<br />

22:00 (Konzert)<br />

Gypsy Dave<br />

22:00 (Konzert)<br />

Paddy Schmidt Solo<br />

21:00 (Konzert)<br />

Rosemarie Tietze<br />

20:00<br />

Lit. Zentrum<br />

Kunstmaschine<br />

20:15<br />

ThOP<br />

Bier-Tag<br />

18:00<br />

Cine Cafe<br />

Günter & Hölscher<br />

20:00<br />

Lit. Zentrum<br />

Sausa Ritmo<br />

20:00<br />

Sausalitos<br />

KUNST-Gala<br />

17:00<br />

Stadthalle<br />

Die Kunstmaschine<br />

ThOP ab 9.3. | 20:15<br />

BLitzLichtgewitter, ein Maler oder Marketingprodukt und<br />

ein zerbrochener Kunstbegriff, ein Agent sowie ein<br />

Kunstterrorist, der möglicherweise als Heilsfigur<br />

auftritt, den verkommenen Künstler bewegend »zu<br />

einer neuen Form des Menschseins«. Kunstmaschine<br />

und Mensch, antike mythische Figuren (Prometheus),<br />

Gott, Surrealismus, Geschichte, Kausalitäten:<br />

»Ars Ex Machina – Die Kunstmaschine«,<br />

geschrieben und inszeniert von Serdar Sezenoglu,<br />

hat sich eine Menge vorgenommen. Hoffentlich<br />

geht’s gut.<br />

Schmidt’s Katzen<br />

Nörgelbuff 11.3. | 20:30<br />

göttinger sind in Sachen Improtheater ja alte Hasen.<br />

Der eine oder andere von uns aber hat seine ersten<br />

Begegnungen, ja Selbstversuche mit diesem<br />

unheimlich spontanen Genre, das anarchisch mal,<br />

selten regulierend daherkommt, in Hildesheim gemacht.<br />

In 48-Stunden-Unis, deren Lust und Länge<br />

die Hemmschwelle für viele Dinge herabsetzt. Direkt<br />

von dort kommen auch Schmidt’s Katzen mit<br />

ihrem Improtheater, sie sind dabeigeblieben, haben<br />

die Lust und die Schnelligkeit, den markanten Stegreif<br />

kultiviert.<br />

pony.express 37


Kalenderwoche 49.2<br />

MO<br />

7.3.<br />

DI<br />

8.3.<br />

MI<br />

9.3.<br />

DO<br />

10.3.<br />

FR<br />

11.3.<br />

SA<br />

12.3.<br />

SO<br />

13.3.<br />

MO<br />

7.3.<br />

DI<br />

8.3.<br />

MI<br />

9.3.<br />

DO<br />

10.3.<br />

FR<br />

11.3.<br />

SA<br />

12.3.<br />

SO<br />

13.3.<br />

JT-Keller Musa Nörgelbuff Pools<br />

Vollmond-Party<br />

extremtanzbar<br />

23:00<br />

Cry Baby Club<br />

DJ Bionique<br />

23:00<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

Beatsport<br />

21:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

Funkytown<br />

by Manito Loco<br />

21:00<br />

Break The funk<br />

by Slicktec<br />

21:00<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi<br />

21:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

NB-Houseband<br />

Funk,Soul & Jazz<br />

21:30 (Konzert)<br />

Salsa en Sotano<br />

Dj Raul<br />

22:00<br />

Anajo<br />

& Wilhelm Tell Me<br />

21:00 (Konzert)<br />

Schmidt´s Katzen<br />

Improvisationstheater<br />

20:30<br />

Schlagseite<br />

21:00 (Konzert)<br />

Tangente Thanner’s<br />

Wishes<br />

Gedeck -Nacht<br />

23:00<br />

Zartbitter-Party<br />

23:00<br />

Strictly 90’s<br />

Eurodance & Pop<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Klangnacht<br />

Unplugged Live Musik<br />

20:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Eva´s Rosenmontag<br />

Geburtstagsparty<br />

21:00<br />

Tannenzäpfle-<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Funkgalore<br />

21:00<br />

David Lemaitre<br />

& Deep Sea Diver<br />

20:00 (Konzert)<br />

Stereophonic<br />

21:00<br />

White Label<br />

Deep House Party<br />

22:00<br />

Prosecco<br />

Frühstück<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

Ladies Only!<br />

21:30 (K)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

Zartbitterparty<br />

Tangente 11.3. | 23:00<br />

»never change a running System!« möchte man den<br />

Betreibern der Zartbitter-Party zurufen, wenn sie<br />

ihren Termin vom Mittwoch auf den zweiten Freitag<br />

im Monat verlegen – schließlich gehen die Leute<br />

seit Jahren jedes Mal Mittwochs in die Tangente und<br />

könnten bitter enttäuscht sein, wenn die erwartete<br />

zarte Mischung aus Indie, Alternative und Hardcore<br />

ausbleibt. Aber eigentlich muss man sich keine Gedanken<br />

machen: Schnell wird der Freitag etabliert<br />

sein, und am Wochenende tanzt es sich bekanntlich<br />

eh entspannter.<br />

Andro Wekua & Nina Canell<br />

Fridericianum (KS) ab 12.3.<br />

irgendwo zwischen Nähe und Distanz ist der Ort, wo<br />

das eine aufhört und das andere anfängt. Manchmal<br />

ist der Übergang ein kaum merklicher, nur schwerlich<br />

festzuschreibender Prozess, ein anderes Mal<br />

bietet der Übertritt eine Erschütterung, ein vehementes<br />

Ruckeln über eine Schwelle. Manchmal sind<br />

es die kleinen Dinge. Nina Canell ist Expertin für die<br />

äußeren Enden, für das Durchdringen, Übergehen,<br />

Berühren. Andro Wekua zeigt ganz andere Arbeiten:<br />

Pink Wave Hunter. Keine Barriere zwischen<br />

ihm und der Angst.<br />

pony.express 39


Kalenderwoche 50.1<br />

MO<br />

14.3.<br />

DI<br />

15.3.<br />

MI<br />

16.3.<br />

DO<br />

17.3.<br />

FR<br />

18.3.<br />

SA<br />

19.3.<br />

SO<br />

20.3.<br />

MO<br />

14.3.<br />

DI<br />

15.3.<br />

MI<br />

16.3.<br />

DO<br />

17.3.<br />

FR<br />

18.3.<br />

SA<br />

19.3.<br />

SO<br />

20.3.<br />

Apex Capo Diva Lounge Eins B<br />

Bob Bonastre<br />

20:15 (Konzert)<br />

Fine Kwiatkowski<br />

20:15 (Konzert)<br />

Manfred<br />

Maurenbrecher<br />

20:15 (Konzert)<br />

Die kleine Raupe<br />

Nimmersatt<br />

16:00 (Theater)<br />

Jamaica hot<br />

Reloaded<br />

22:00<br />

Funk House<br />

Session<br />

22:00<br />

tba<br />

23:00<br />

tba<br />

23:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Champions League<br />

Live<br />

20:00<br />

Champions League<br />

Live<br />

20:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

& GNTM<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Bundesliga Live<br />

10:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort-Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

Kong Kong Kicks<br />

23:00<br />

Kill Your Idols<br />

23:00<br />

Exil Freihafen Irish Pub Diverses<br />

Wild’n Weiz’n<br />

22:00<br />

Paddy’s Funeral<br />

& The Daltons<br />

21:00 (Konzert)<br />

Rocknacht<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

Sabor Latino<br />

23:00<br />

Kill Your Idols<br />

23:00<br />

Irish Night<br />

15:00<br />

Barry Foley<br />

22:00 (Konzert)<br />

Barry Foley<br />

22:00 (Konzert)<br />

St. Patricks Day<br />

15:00<br />

Thomas Merrit<br />

& Phillipp Felwor<br />

22:00 (Konzert)<br />

Thomas Merrit<br />

& Phillipp Felwor<br />

22:00 (Konzert)<br />

Maß-Tag<br />

15:00<br />

Jan Weiler<br />

20:00<br />

Junges Theater<br />

Unight<br />

22:00<br />

Savoy<br />

Bier-Tag<br />

18:00<br />

Cine Cafe<br />

Kapelle Vorw. u. a.<br />

21:30<br />

JuzI<br />

Fußball-Bingo<br />

21:00<br />

Schroeder<br />

Monsterfrühstück<br />

10:00<br />

Gromo Café<br />

Wunderkinder<br />

Deutsches Theater 12.3. | 20:00<br />

hugo Hartung veröffentlichte 1957 den Roman, den<br />

der Filmemacher Kurt Hoffmann ein Jahr später<br />

unter gleichem Titel auf die Leinwand brachte:<br />

»Wir Wunderkinder«. Das Performancekollektiv<br />

andcompany&Co. setzt sich nun mit der Satire auseinander,<br />

untersucht deren kritisches Potential in einer<br />

Revue. Unter Einsatz andco-bewährter Mittel, dem<br />

Remix von Fakten und Fiktion, wird die kontroverse<br />

Rezeption des Films einbezogen. Neu: Statt selbst<br />

auf der Bühne auf die Pauke zu hauen, inszenieren sie<br />

erstmals mit einem Schauspiel-Ensemble.<br />

KUNST-Gala<br />

Stadthalle 13.3. | 17:00<br />

schon lange nichts mehr für die Kulturszene getan?<br />

Macht nichts, geht jetzt nämlich ganz leicht. Mit<br />

dem Erwerb von Tickets für die zehnte Göttinger<br />

Kunst-Gala unterstützen Sie die Zusammenarbeit<br />

hiesiger Schulen mit Kultureinrichtungen. Und<br />

Spaß macht das Ganze auch noch: Ihr verträumter<br />

Neffe wird sich an einem Auftritt der Balletttruppe<br />

Art la Danse erfreuen. Ihr gestresster Schwippschwager<br />

darf über die Comedy Company gackern.<br />

Und Sie selbst haben doch schon immer für den interkulturellen<br />

HipHop geschwärmt!<br />

pony.express 41


Kalenderwoche 50.2<br />

MO<br />

14.3.<br />

DI<br />

15.3.<br />

MI<br />

16.3.<br />

DO<br />

17.3.<br />

FR<br />

18.3.<br />

SA<br />

19.3.<br />

SO<br />

20.3.<br />

MO<br />

14.3.<br />

DI<br />

15.3.<br />

MI<br />

16.3.<br />

DO<br />

17.3.<br />

FR<br />

18.3.<br />

SA<br />

19.3.<br />

SO<br />

20.3.<br />

JT-Keller Musa Nörgelbuff Pools<br />

Dance dance<br />

Devastation<br />

23:00<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

PowerDance<br />

DJ Martin<br />

21:00<br />

Jukebox Explosion World-Beat-Party<br />

Indie, Electroclash & Bastard Heisse Beats aus aller Welt<br />

23:00<br />

21:00<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

Beatsport<br />

21:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

Manito Loco<br />

& Friends<br />

21:00<br />

Nuzzlefunk<br />

by Elnite<br />

21:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

Querbeat<br />

Bandsession<br />

21:30 (Konzert)<br />

Salsa en Sotano<br />

Salsa & Latin-Party<br />

22:00<br />

Rockformation<br />

diskokugel<br />

21:30 (Konzert)<br />

Ü31-Party<br />

22:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Ballroom-Blitz-<br />

Party<br />

23:00<br />

Gaynight<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle-<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Funkgalore<br />

21:00<br />

Cuba & Maniac Time<br />

10:00<br />

Stereophonic<br />

21:00<br />

Deep-Plantion<br />

21:00<br />

Prosecco-<br />

Frühstück<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Dan Webb<br />

and the Spiders<br />

21:00 (T)(Konzert)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

Jan Weiler<br />

Junges Theater 14.3. | 20:00<br />

Jan Weiler ist eine dieser Großzeitungs-Edelfedern,<br />

die es mit ihren Texten zu einer Leserschaft gebracht<br />

haben, die weit über die ihrer Zeitung hinaus<br />

geht. Weiler verdankt seinen Ruhm dem Schwiegervater<br />

Antonio samt italienischer Sippe, die er zunächst<br />

im »SZ«-Magazin und später in dem Roman<br />

»Maria, ihm schmeckt‹s nicht« porträtierte. Antonio<br />

gibt offenbar so viele Geschichten her, dass er<br />

nach wie vor Gegenstand der Kolumne »Mein Leben<br />

als Mensch« ist – daraus der trägt Weiler im JT<br />

ein Best of vor.<br />

Dan Webb and the Spiders<br />

T-Keller 15.3. | 21:00<br />

der Schummelbaron wäre verrückt geworden: Weniger<br />

aussagekräftiges Material zum fröhlichen Abschreiben<br />

als zu Dan Webb and the Spiders aus Boston<br />

muss man erst mal ins Netz stellen! Ach so, am<br />

Land liegt’s: Wenn man die Suche auf Amerika ausweitet,<br />

hagelt es Rezensionen. Wir zitieren das Magazin<br />

»Rockfreaks«. Dort heißt es über die Wahlverwandten<br />

der australischen The Saints: »vibrant<br />

and fuzzy garage rock riffs and a positive, easy-going<br />

mood.« Müssen wir nicht ergänzen, passt. Geheimtipp.<br />

pony.express 43


Kalenderwoche 51.1<br />

MO<br />

21.3.<br />

DI<br />

22.3.<br />

MI<br />

23.3.<br />

DO<br />

24.3.<br />

FR<br />

25.3.<br />

SA<br />

26.3.<br />

SO<br />

27.3.<br />

MO<br />

21.3.<br />

DI<br />

22.3.<br />

MI<br />

23.3.<br />

DO<br />

24.3.<br />

FR<br />

25.3.<br />

SA<br />

26.3.<br />

SO<br />

27.3.<br />

Apex Capo Diva Lounge Eins B<br />

Jazz-Session<br />

20:15 (Konzert)<br />

Pömps<br />

20:15 (Kabarett)<br />

Lüder Wohlenberg<br />

20:15 (Kabarett)<br />

Jamaica hot<br />

Reloaded<br />

22:00<br />

I like good music<br />

22:00<br />

tba<br />

23:00<br />

tba<br />

23:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

& GNTM<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Bundesliga Live<br />

10:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort-Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

I Love 00s<br />

23:00<br />

Stereo Clash<br />

DJ Toxico<br />

23:00<br />

Exil Freihafen Irish Pub Diverses<br />

Wild’n Weiz’n<br />

22:00<br />

Boogie’n’Blues<br />

Küche<br />

22:00<br />

Klangwelt<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

HipHop vs. House<br />

23:00<br />

Jugendsünde!<br />

23:00<br />

Irish Night<br />

15:00<br />

Students Night<br />

15:00<br />

Rüdiger Mund<br />

22:00 (Konzert)<br />

Hefe-Tag<br />

15:00<br />

Phil Roberts<br />

22:00 (Konzert)<br />

Phil Roberts<br />

22:00 (Konzert)<br />

Maß-Tag<br />

15:00<br />

Monster-Weizen<br />

17:00<br />

Gromo Café<br />

Unight<br />

22:00<br />

Savoy<br />

Angela Krauß<br />

20:00<br />

Lit. Zentrum<br />

Amerk. Komödien<br />

20:00<br />

Stadtbibliothel<br />

Sausa Ritmo<br />

20:00<br />

Sausalitos<br />

Monsterfrühstück<br />

10:00<br />

Gromo Café<br />

Kapelle Vorwärts u. a.<br />

JuzI 18.3. | 21:30<br />

den Verdacht, dass die Mitglieder von Kapelle Vorwärts<br />

aus Nordrhein-Westfalen Fans von Oma<br />

Hans sind, muss man wohl nicht loswerden. Es<br />

gibt schlechtere Referenzen. Bollert jedenfalls gut<br />

los, ihr Sound of Widerstand. Klassischer Hool-Oi!-<br />

Punk mit Rotzsprechgesang kommt aus Düsseldorf<br />

von United Struggle. Und schließlich spielen diesen<br />

Abend noch Göttingens Punk-Urgesteine Nancy<br />

and I. Am besten zum Schluss, denn im Gegensatz<br />

zu den anderen Bands können diese Jungs richtig<br />

schöne Melodien schreiben. So was rundet einen<br />

Abend ab.<br />

World Beat Party<br />

Musa 19.3. | 21:00<br />

was klingt wie eine Neuauflage von Weltmusik, bekommt<br />

angesichts der Umbrüche, die gerade in<br />

Ägypten, Tunesien und dem Jemen stattfinden, einen<br />

ganz anderen Beigeschmack: Heiße Beats aus<br />

aller Welt verspricht die Musa mit ihrem neu aufgelegten<br />

Partyformat World Beat Party. Da kann man<br />

sich ja in punkto Umsturzpotential vielleicht noch<br />

was abschauen. Besonders interessant ist da neben<br />

DJ Ringo und Roy auch DJ Joseph, der die Musikrichtungen<br />

Afrika und Arabien mitbringt. Wir<br />

sind gespannt, wie das klingen wird.<br />

pony.express 45


Kalenderwoche 51.2<br />

MO<br />

21.3.<br />

DI<br />

22.3.<br />

MI<br />

23.3.<br />

DO<br />

24.3.<br />

FR<br />

25.3.<br />

SA<br />

26.3.<br />

SO<br />

27.3.<br />

MO<br />

21.3.<br />

DI<br />

22.3.<br />

MI<br />

23.3.<br />

DO<br />

24.3.<br />

FR<br />

25.3.<br />

SA<br />

26.3.<br />

SO<br />

27.3.<br />

JT-Keller Musa Nörgelbuff Pools<br />

Basement Invasion<br />

Urbanpop<br />

23:00<br />

Black Shampoo<br />

23:00<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

Beatsport<br />

21:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

Bicki Bash’s<br />

Beat Bomb<br />

21:00<br />

KNRZ<br />

by Def<br />

21:00<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi<br />

21:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

NB-Houseband<br />

Funk,Soul & Jazz<br />

21:30 (Konzert)<br />

Salsa en Sotano<br />

Salsa & Latin-Party<br />

22:00<br />

Telesushi<br />

& Nördliche Gärten<br />

21:30 (Konzert)<br />

Musikuss Band Event<br />

Cross Generation Rock<br />

19:00 (Konzert)<br />

Ukulelen-Spielkreis<br />

15:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Wishes<br />

Gedeck -Nacht<br />

23:00<br />

Hard aber Herzlich<br />

23:00<br />

Just 00’s<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Rockstelle<br />

21:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle-<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Funkgalore<br />

21:00<br />

Cuba & Maniac Time<br />

10:00<br />

Stereophonic<br />

21:00<br />

Deep-Plantion<br />

21:00<br />

Prosecco-<br />

Frühstück<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Matula<br />

21:00 (T)(Konzert)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

Ira Atari<br />

Karoshi (KS) 19.3. | 22:00<br />

mitte März erscheint »Shift«, das Album der »Female<br />

Audiolith Lady Ira Atari«. Jetzt schon erhältlich: die<br />

Single-Auskopplung »Don’t Wanna Miss You«, wo<br />

die gebürtige Kasselanerin einen hübschen Spagat<br />

macht zwischen Pop und Underground, Soul-Disco<br />

der späten 70er, maximalen Clubsounds aus dem<br />

Hier und Jetzt und – sagen wir – 80er-Retro-Knallbonbons,<br />

wie man sie von Zoot Woman bekam, als<br />

die Band noch gut war. Das Album ist ein bisschen<br />

ruppiger. In anderen Worten: Wo Audiolith drauf<br />

steht, ist auch Audiolith drin!<br />

Angela Krauß<br />

Lit. Zentrum 24.3. | 20:00<br />

üBeraLL, wo wir derzeit hinschauen, fallen festgefügte<br />

Staatsgebilde in Schutt und Asche. Da ist es beruhigend,<br />

wenn sich hierzulande jemand um die großen<br />

Zusammenhänge kümmert. Lauschen wir zum Beispiel<br />

der gedankenvollen Prosa der 1950 in Chemnitz<br />

geborenen Autorin Angela Krauß. Ihr neuer Roman<br />

»Im schönsten Fall« macht uns mit bedeutungsvollen<br />

Nachrichten aus der Zukunft vertraut. Einem beherzten<br />

Griff nach den Sternen steht nichts mehr im<br />

Wege: »Das Weltgebäude will errichtet werden. Man<br />

muss ja irgendwo wohnen!<br />

pony.express 47


Kalenderwoche 52.1 & 2<br />

MO<br />

28.3.<br />

DI<br />

29.3.<br />

MI<br />

30.3<br />

MO<br />

28.3.<br />

DI<br />

29.3.<br />

MI<br />

30.3<br />

MO<br />

28.3.<br />

DI<br />

29.3.<br />

MI<br />

30.3<br />

MO<br />

28.3.<br />

DI<br />

29.3.<br />

MI<br />

30.3<br />

Apex Capo Diva Lounge Eins B<br />

Jamaica hot<br />

Reloaded<br />

22:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Cover the World<br />

23:00<br />

Exil Freihafen Irish Pub Diverses<br />

Wild’n Weiz’n<br />

22:00<br />

Irish Night<br />

15:00<br />

Jan Sperhake<br />

22:00 (Konzert)<br />

Jan Sperhake<br />

22:00 (Konzert)<br />

<strong>Janne</strong> <strong>Teller</strong><br />

20:00<br />

Lit. Zentrum<br />

Unight<br />

22:00<br />

Savoy<br />

JT-Keller Musa Nörgelbuff Pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

Beatsport<br />

21:00<br />

Schöngeist<br />

21:00 (Konzert)<br />

Spielstunde<br />

21:30<br />

Salsa en Sotano<br />

Salsa & Latin-Party<br />

22:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Wishes<br />

Gedeck -Nacht<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle-<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Funkgalore<br />

21:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

Ladies Only!<br />

21:30 (K)<br />

Stille Hunde: US-Komödien<br />

Stadtbibliothek 25.3. | 20:00<br />

die Stillen Hunde alias Stefan Dehler und Christoph<br />

Huber sind fleißig zurzeit: Kürzlich brachten<br />

sie »Cyrano de Bergerac« auf die Bühne, jetzt versuchen<br />

sie sich an dem US-amerikanischen Schriftsteller<br />

und Satiriker Mark Twain, der im April vor<br />

100 Jahren gestorben ist. Zwei Erzählungen Twains<br />

nehmen sich die beiden vor und zeichnen nach,<br />

wie der meistgelesene Autor der USA sein Land beschrieben<br />

und zugleich kritisiert hat – eine Reise,<br />

die vom puritanischen Hadleyburg bis an den Polarkreis<br />

führt.<br />

Stereo Clash<br />

EinsB 26.3. | 23:00<br />

KommuniKation auf Partys ist ja manchmal so schwierig.<br />

Die Musik ist laut, andere Personen interessanter<br />

als die, mit der man sich unterhält. Sprechblasen<br />

erleichtern hier das flächendeckende Messaging.<br />

Wie Helden aus Comics sind die Besucher der Stereo-Clash-Party<br />

im Eins B damit ausgestattet. Das<br />

Lettering ist allerdings ebenso trivial wie aussagekräftig:<br />

Neben »Did you see my shoes?« werden Fragen<br />

wie »How did I get here?« und Aussagen in der<br />

Art von »Legen...wait for it...dary!« oder »Ooh! I’m<br />

tellin’ momma!« gemacht. Clashig.<br />

pony.express 49


pony.Stadtmagazin<br />

Herausgeber<br />

pony.medien<br />

Tim Kießling<br />

Hospitalstraße 35 / 37073 Göttingen<br />

Kontakt<br />

Tel.: +49 (0) 551 - 99 51 430<br />

info@readmypony.com<br />

Geschäftsführung<br />

Tim Kießling<br />

Chefredaktion<br />

Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />

saager@readmypony.com<br />

Redaktion<br />

Kerstin Cornils<br />

Jan Langehein<br />

Henning Lisson<br />

Tina Lüers<br />

Frauke Pahlke<br />

Mitarbeit<br />

Florian Brauer, Christoph Braun, Andreas Busche,<br />

Tina Fibiger, Benjamin Laufer, Carsten Happe, Ella<br />

Jaspers, Ulrich Kriest, Peter Kusenberg, Robert<br />

Matthies, Markus von Schwerin<br />

Fotos | Illustration<br />

Fehmi Baumbach, Jean Luc Bertini, Clemens Eulig,<br />

Marco Flammang, Morton holtum Nielsen, Michaela<br />

Oswald, Ascot Film, Paramount, Prokino, Sony Entertainment,<br />

Suhrkamp Verlag<br />

Cover<br />

© PhillipKoschel / Solaris-Empire<br />

Gestaltung<br />

Ronald Weller - www.ronaldweller.de<br />

Anzeigen<br />

Kirsten Tavener, Frank Stietenroth<br />

Druck<br />

Grafische Werkstatt von 1980 GmbH<br />

Die Meinungen in den veröffentlichten Texten geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.


das Leben ist hart, und dann stirbt man. Wir könnten<br />

jetzt so tun, als sei dieser schöne, unsere Existenz<br />

so pointiert auf den Punkt bringende Satz, von uns.<br />

Ist er nicht. Er ist von … verdammt, von wem noch<br />

gleich!? Na, jedenfalls haben wir uns beinahe bemüht,<br />

kein geistiges Eigentum zu stehlen. Weshalb die<br />

Tasten mit den Anführungszeichen ausgerechnet<br />

jetzt klemmen müssen … das grenzt ja an Verschwörung!<br />

Sehen Sie, schon sind wir das Opfer. Und wäre<br />

in der Angelegenheit zu Guttenberg nicht auch etwas<br />

mehr Milde angebracht gewesen, nachdem der<br />

»Schummelbaron« (»Menschen bei Maischberger«)<br />

früh schon durch ein schrapnellhartes »Stahlgewitter«<br />

(Norbert Geis, CSU) getrieben wurde? Wer<br />

wird sie nun lesen, all die »schönen Stellen« (Geis),<br />

die zweifellos auch in dieser Arbeit stehen? Ja, wer<br />

bloß? Der dicke Bär mit dem Schießgewehr? Vielleicht.<br />

Wo so viel Hass und Häme ist – ist denn da überhaupt<br />

noch Platz für die Liebe? Ja, denn: »Die Liebe,<br />

die Liebe, immerdar!« dichtete vor ein paar Jahren<br />

der bekannte Philosoph und Poet Henning Lisson.<br />

Ein Beispiel, dem Andreas Veiel in seinem RAF-<br />

Film »Wer wenn nicht wir« allzu gern folgt, und<br />

uns Urszenen der beliebten Terrorbewegung als romantische<br />

Herzensangelegenheit präsentiert. Was<br />

nicht allen recht war: Die »Junge Welt« nannte das<br />

Stück gallig eine »Seifenoper«. Apropos nicht recht:<br />

Schnalzen Sie mit der Zunge, da haben wir einiges<br />

auf Lager! Nicht recht war etwa einer Figur aus Tina<br />

Uebels düsterem Sittengemälde »Last Exit Volksdorf«<br />

genau das: eine Figur des Romans zu sein,<br />

weshalb der Verlag C.H. Beck ihn vom Markt nehmen<br />

musste. Nicht recht war der Nachbarin unseres<br />

ungehobelten Herausgebers, Tim Kießling, dass der<br />

seine riesigen Schuhe vor und nicht, wie es sich gehört,<br />

hinter der Wohnungstür zu parken pflegte. Deshalb<br />

klagt die Nachbarin derzeit auf »Unterlassung<br />

wegen Minderung des Lebensgefühls« – mit Recht!<br />

Nicht recht zu verstehen und schon gar nicht zu<br />

mögen scheinen die Redakteure des Göttinger Lokalteils<br />

der »HNA« die Linken Göttingens, weshalb<br />

sie Begriffe wie »linksextrem« und »autonom«<br />

durcheinanderwürfeln, umgeworfene Mülleimer für<br />

Resultate typisch linksextremer Gewalt halten und<br />

sich in der Sache »Kreishausbrand« noch durch artigstes<br />

Nachplappern »der Meinung« der Göttinger<br />

Polizei auszeichneten, als die Polizei selbst längst<br />

schon nicht mehr glauben wollte, keine dicken Böcke<br />

geschossen zu haben. Oh, bevor wir es aus Versehen<br />

vergessen: Dieses Thema eben haben wir von unsern<br />

geschätzten Kollegen von »Monsters of Goettingen«<br />

(monsters.blogsport.de) geleast. Genaueres<br />

erfahren Sie dort. Und schließlich: Überhaupt<br />

gar nicht recht ist mehreren Bewohnern der Nikolaistraße,<br />

dass in ihrer Straße derzeit »Kriegszustände«<br />

wie im »Ballermann« herrschen. Unvorstellbar<br />

– aufgepasst, wir zitieren gleich das »Göttinger Tageblatt«<br />

beim Zitieren eines Betroffenen – sei das alles:<br />

Jugendliche »liegen auf dem Gehweg, fallen einfach<br />

um, pissen und kotzen in die Ecken.« Schuld soll<br />

der Club »Gap« sein sowie der Verkauf von Spirituosen<br />

an Jugendliche durch Kioske. Mittlerweile werden<br />

polizeiliche Sonderkontrollen durchgeführt. Das<br />

sei aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss, nicht<br />

des Pudels Kern jugendlicher Randale: »Man müsse<br />

tiefer gehen.« Wir sind wahnsinnig gespannt!<br />

52 pony.hof pony.hof<br />

53


54 Sterne<br />

Sterne im März<br />

Ella Jaspers<br />

Wassermann 21.1. – 19.2.<br />

Tränen für alle Fälle bereithalten. Den Kühlschrank<br />

mit Trostpflastern füllen, den Sekt wegkippen, das<br />

Bett abziehen, zurückrudern, schnell! Die Schotten<br />

öffnen, alles fließt und wird dann vielleicht noch gut.<br />

Fische 20.2. – 20.3.<br />

Dem Haltbarkeitsdatum kannst du nur noch hinterherhinken,<br />

ein größter, ein schnellster Spurt wäre<br />

die einzige Möglichkeit des Aufholens, doch vergibst<br />

du sie sicher. Verschleudert und verschenkt.<br />

Widder 21.3. – 20.4.<br />

Ein Stück Papier herausgerissen. Die Ränder sind<br />

weich, ihre wolkigen Bögen verletzen niemanden,<br />

Schnipsel statt Sätzen. Wortfetzen sind dazwischen<br />

zu erkennen, von niemandem geküsst.<br />

Stier 21.4. – 20.5.<br />

Hartes Lager weich gekocht. Die Heimat im Gelben<br />

ertasten. Von Finger zu Finger schwappen, fest in<br />

den Nacken beißen. Die roten Stellen leuchten von<br />

Weitem, eine Brosche deiner Zuneigung.<br />

Zwillinge 21.05. – 21.06.<br />

Die Senkrechte rückt ins Blickfeld. Tanzen statt stehen.<br />

Kopfnicken ist mehr begeistern, meistern, unterstützen<br />

als nur bejahen. Schönstes Glück liegt<br />

im unvergleichlichen Vor und Zurück. Anfeuerndes<br />

Manifest.<br />

Krebs 22.06. – 22.07.<br />

Erhebungen auf der Haut notieren das Wichtigste.<br />

Nachzuzeichnende Erforschung, wie auf der Rückseite<br />

von Maschinenschrift. Umgedreht verläuft das<br />

neue Sprechen in den Rinnen, schwingt sich auf und<br />

vibriert.<br />

Löwe 23.7. – 23.8.<br />

Der neue Umgang klappt nicht. Losgelöste Schwere,<br />

tropft in Brocken auf das Sprechen. Es holpert.<br />

Eine lange Sprechpause, das Klingeln könnte dein<br />

Wecker sein. Du küsst den Text von Zeit zu Zeit und<br />

das Menschenfleisch.<br />

Jungfrau 24.8. – 23.9.<br />

Dem Diktiergerät entschlüpfen kleine Happen.<br />

Bruchworte, die Laute zeichnen ein abseitiges Bild<br />

wie von gestopften Lappen, angedickten Überbleibseln,<br />

die nicht hindurchpassen.<br />

Waage 24.9. – 23.10.<br />

Es ist spät geworden. Die Geräusche überlagern einander,<br />

einzelne Töne sind kaum zu erkennen, die Lautlosigkeiten<br />

aber schreien laut. Den Leerlauf der Annäherung<br />

ausschalten. Gegenhalten, besser: Gegentreten.<br />

Skorpion 24.10. – 22.11.<br />

Organisierte Substanzen zerbrechen nach und nach zu<br />

Schaum. Kleine Blasen färben sich rosa, zerplatzen an<br />

der oberen Begrenzung des Schuppenpanzers und bieten<br />

neuen Schutz, verkleben Fluchtwege, etwas rinnt herab.<br />

Schütze 23.11. – 21.12.<br />

Dem Knacken und Knirschen der eigenen Befindlichkeiten<br />

lauschen. Außerhalb dessen weit, weit über sich<br />

hinausspringen, die Sicherheit des Fangnetzes ist da.<br />

Unzerreißbar. Neue Bande knüpfen und Banden bilden.<br />

Steinbock 22.12. – 20.1.<br />

Verklebtes Horchen, gummihaftes Pfeifen. Im Hinterherlaufen<br />

die durchgestrichenen Flecken plötzlich<br />

bemerken und danebenhauen. Der Tisch ist<br />

scharfkantig, die Zungen weich und rundlich. Lachen<br />

poltert herab und platscht auf. Es spritzt.

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