Cable!Vision 2/2013 - Bmund.de
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Technologie<br />
Be<strong>de</strong>a analysiert Schirmung von Kabeln<br />
EMV von passiven BK-Komponenten mit <strong>de</strong>r Triaxialen Zelle*<br />
Um die Koexistenz von drahtlosen<br />
Diensten mit Kommunikations-<br />
Kabelnetzen zu gewährleisten,<br />
sind Grenzwerte sowohl für die Einstrahlung<br />
als auch für die Abstrahlung<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Dies gilt auch für passive<br />
Breitbandgeräte von koaxialen Kabelnetzen<br />
nach EN 60728-4 im Frequenzbereich<br />
ab 5 MHz bis zu Frequenzen von<br />
3 GHz, bzw. 3,5 GHz.<br />
In <strong>de</strong>n Normen <strong>de</strong>r Reihe EN 50117<br />
und EN 50083 sind die Grenzwerte<br />
für die Schirmwirkung von Kabeln und<br />
passiven Geräten festgelegt und entsprechen<strong>de</strong><br />
Messverfahren beschrieben.<br />
Während die Reihe EN 50117 für die<br />
Messung von Kopplungswi<strong>de</strong>rstand und<br />
Schirmdämpfung das Triaxialverfahren<br />
nach IEC 62153-4-3 und IEC 62153-4-<br />
4 (EN 50289-1-6) vorschreibt, sind in<br />
EN 50083-2 abhängig vom Frequenzbereich<br />
verschie<strong>de</strong>ne Messverfahren<br />
gefor<strong>de</strong>rt:<br />
• 5 MHz bis 30 MHz<br />
Zur Beurteilung bzw. zur Qualifikation<br />
o<strong>de</strong>r zur Fertigungskontrolle einer passiven<br />
Komponente nach EN 50083-2 im<br />
Bereich von z.B. 5 MHz bis 1500 MHz<br />
sind daher drei verschie<strong>de</strong>ne, aufwändige<br />
Messaufbauten mit unterschiedlichen<br />
Messgeräten erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Mit <strong>de</strong>n Triaxialverfahren <strong>de</strong>r Reihe<br />
IEC 62153-4-x, welches jetzt um die Triaxiale<br />
Zelle erweitert wur<strong>de</strong>, kann mit<br />
einem Messaufbau sowohl <strong>de</strong>r Kopplungswi<strong>de</strong>rstand<br />
als auch die Schirmdämpfung<br />
von Kabeln, Steckern und<br />
passiven Komponenten von DC bis zu<br />
3 bzw. 12 GHz, (abhängig vom Durchmesser<br />
<strong>de</strong>s Messrohres bzw. <strong>de</strong>r Zelle),<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Damit können Aufwand und Kosten<br />
zur Beurteilung <strong>de</strong>s EMV-Verhaltens und<br />
Bild 1: Prinzipieller Aufbau zur Messung von Kopplungswi<strong>de</strong>rstand und Schirmdämpfung<br />
Koppeleinheiten-Messverfahren<br />
• 30 MHz bis 1000 MHz Absorberzangen-Verfahren <strong>de</strong>r EN 55013<br />
• 950 MHz bis 3500 MHz<br />
Substitutionsverfahren<br />
ggf. zur Qualifizierung von passiven Geräten<br />
und Komponenten <strong>de</strong>utlich reduziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Neben <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an passive<br />
Komponenten nach EN 50083-2 gibt<br />
es weitere Anfor<strong>de</strong>rungen von Anwen<strong>de</strong>rn<br />
und Netzbetreibern, die sowohl<br />
in <strong>de</strong>n Frequenzbereichen als auch in<br />
<strong>de</strong>n Grenzwerten von <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r<br />
Tabelle 1 abweichen können. Für einen<br />
BK-Abzweiger zur Erdverlegung<br />
wird z.B. von einem Netzbetreiber eine<br />
Schirmdämpfung ≥ 90 dB von 5 MHz bis<br />
862 MHz sowie ≥ 85 dB von 862 MHz<br />
bis 1200 MHz gefor<strong>de</strong>rt. Die Zulassung<br />
und die Fertigungskontrolle kann dabei<br />
durch eine Messung in <strong>de</strong>r Triaxialen<br />
Zelle erfolgen.<br />
Tabelle 1: Schirmungsklassen von passiven Geräten nach EN 50083-2<br />
Triaxialverfahren<br />
Das Triaxialverfahren ist eines <strong>de</strong>r<br />
klassischen Verfahren zur Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Schirmwirkung von Kabeln und<br />
Steckern. Mit einem Messaufbau kann<br />
sowohl <strong>de</strong>r Kopplungswi<strong>de</strong>rstand als<br />
auch die Schirmdämpfung gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Das zu prüfen<strong>de</strong> Kabel wird an einem<br />
En<strong>de</strong> mit einem Stecker und am an<strong>de</strong>ren<br />
Tabelle 2: Schirmungsklassen von CATV-Kabeln nach EN 50117-2-4 und EN 50117-4-1<br />
* Bernhard Mund, Dipl.-Ing. Nachrichenund<br />
Mikroprozessortechnik, bei be<strong>de</strong>a<br />
zuständig für EMV-Messtechnik und Normung<br />
<strong>Cable</strong>!<strong>Vision</strong> 2/<strong>2013</strong> 37
Technologie<br />
Bild 2: Prinzipdarstellung, „Triaxiale Zelle“ zur Messung von Kopplungswi<strong>de</strong>rstand<br />
und Schirmdämpfung mit Rohr im Rohr Verfahren nach IEC 62153-4-7<br />
Tabelle 3: Resonanzfrequenzen verschie<strong>de</strong>ner Triaxialer Zellen<br />
En<strong>de</strong> mit einem Abschlusswi<strong>de</strong>rstand<br />
versehen. Der Prüfling wird in das Rohr<br />
eingebaut und am sen<strong>de</strong>rseitigen En<strong>de</strong><br />
mit <strong>de</strong>m Rohr kurzgeschlossen. Über<br />
<strong>de</strong>n Sen<strong>de</strong>r wird Energie in <strong>de</strong>n Prüfling<br />
eingespeist.<br />
Die aus <strong>de</strong>m Kabel bzw. <strong>de</strong>m Prüfling<br />
austreten<strong>de</strong> Energie breitet sich im äußeren<br />
System aus. Für die, zum sen<strong>de</strong>rnahen<br />
En<strong>de</strong> laufen<strong>de</strong> Welle entsteht am<br />
Kurzschluss eine Totalreflexion, so dass<br />
am Empfänger die Überlagerung aus<br />
hin- und rücklaufen<strong>de</strong>r Welle bzw. aus<br />
Nah- und Fernnebensprechen gemessen<br />
wird.<br />
Das logarithmische Verhältnis von eingespeister<br />
Leistung P 1<br />
zur gemessenen<br />
Leistung P 2<br />
am Empfänger ist bei hohen<br />
Frequenzen die Schirmdämpfung a S<br />
. Bei<br />
tiefen Frequenzen ergibt sich über die<br />
Berechnung <strong>de</strong>s Spannungsverhältnisses<br />
U 2<br />
/U 1<br />
sowie <strong>de</strong>r Länge l und <strong>de</strong>s<br />
Wellenwi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s Z 1<br />
<strong>de</strong>s Prüflings <strong>de</strong>r<br />
Kopplungswi<strong>de</strong>rstand Z T<br />
zu:<br />
(1)<br />
dabei ist U 1<br />
die Eingangsspannung<br />
und U 2<br />
die gemessene Spannung.<br />
Die Schirmdämpfung als Leistungsverhältnis<br />
wird dann auf <strong>de</strong>n standardisierten<br />
Wellenwi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>s äußeren<br />
Systems von 150 Ω bezogen zu:<br />
(2)<br />
wobei Z 1<br />
<strong>de</strong>n Wellenwi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>s<br />
Prüflings darstellt und Z S<br />
150 Ω beträgt.<br />
Bild 3: Verschie<strong>de</strong>ne Ausführungen Triaxialer Zellen <strong>de</strong>s CoMeT Systems<br />
Triaxiale Zelle<br />
Größere Stecker und Komponenten<br />
passen nicht in die, ursprünglich für<br />
Kommunikationskabel ausgelegten,<br />
han<strong>de</strong>lsüblichen Messrohre <strong>de</strong>s Triaxialverfahrens<br />
mit Innendurchmessern<br />
von 40 mm und von 90mm. Zur Messung<br />
<strong>de</strong>r Schirmwirkung größerer Bauteile<br />
wur<strong>de</strong> daher die „Triaxiale Zelle“<br />
entwickelt.<br />
Die Verhältnisse <strong>de</strong>s Triaxialverfahrens<br />
im Messrohr lassen sich prinzipiell<br />
auch auf rechteckige Gehäuse übertragen.<br />
Ein rechteckiges Gehäuse kann<br />
mit einem Rohr auch in Kombination<br />
betrieben wer<strong>de</strong>n. Die Schirmwirkung<br />
größerer passiver Komponenten kann<br />
somit in <strong>de</strong>r „Triaxialen Zelle“ bzw. in<br />
einer Kombination aus Rohr und Zelle<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Grenzfrequenzen, höhere Mo<strong>de</strong>n<br />
Das Gehäuse bzw. die „Triaxiale Zelle“<br />
stellt im Prinzip einen Hohlraumresonator<br />
bzw. eine Kavität dar, die in Abhängigkeit<br />
von ihren Abmessungen<br />
verschie<strong>de</strong>ne Resonanzfrequenzen aufweist.<br />
Für einen leeren Hohlraum lassen<br />
sich die Resonanzfrequenzen nach Gleichung<br />
(3) berechnen.<br />
(3)<br />
mit<br />
M,N,P<br />
Mo<strong>de</strong>nzahlen (ganzzahlig, 2 von 3 > 0)<br />
a,b,c<br />
Abmessungen <strong>de</strong>s Hohlraums [mm]<br />
c 0<br />
Lichtgeschwindigkeit im freien Raum<br />
Für die Abmessungen <strong>de</strong>r Triaxialen<br />
Zellen mit 136/136/99 mm, 750/250/<br />
250 mm und 1000/150/150mm sind<br />
die ersten auftreten<strong>de</strong>n Resonanzen wie<br />
in Tabelle 1 dargestellt, zu erwarten. Da<br />
bei <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>r Prüfling durch die<br />
Zelle geführt ist, was zu einer Verstimmung<br />
<strong>de</strong>s Resonators führt, können die<br />
tatsächlich auftreten<strong>de</strong>n Resonanzen<br />
von <strong>de</strong>n errechneten Werten abweichen.<br />
Vergleichen<strong>de</strong> Messungen von Kopplungswi<strong>de</strong>rstand<br />
und Schirmdämpfung<br />
38 <strong>Cable</strong>!<strong>Vision</strong> 2/<strong>2013</strong>
Technologie<br />
an Kabeln in Triaxialen Zellen und im<br />
Messrohr liefern bis zur ersten Resonanzfrequenz<br />
nach Tabelle 3 die gleichen<br />
Ergebnisse. Oberhalb <strong>de</strong>r ersten<br />
Resonanzfrequenz liegen die Unterschie<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Amplitu<strong>de</strong> im Bereich<br />
von 3 dB. Das Verhalten <strong>de</strong>r Zellen<br />
oberhalb <strong>de</strong>r ersten Resonanzfrequenz<br />
sowie die Lage <strong>de</strong>s Prüflings in <strong>de</strong>r Zelle<br />
ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.<br />
Bild 4: BK-Abzweiger in Triaxialer Zelle<br />
Messungen an BK-Komponenten<br />
Die Schirmwirkung <strong>de</strong>s in Bild 4 dargestellten<br />
BK-Abzweigers <strong>de</strong>r Intica Systems<br />
AG in Passau für <strong>de</strong>n Frequenzbereich<br />
von 5 MHz bis 1500 MHz wur<strong>de</strong><br />
mit Hilfe <strong>de</strong>r Triaxialen Zelle in mehreren<br />
Schritten optimiert und ist inzwischen<br />
bei verschie<strong>de</strong>nen Netzbetreibern<br />
zugelassen.<br />
Am gesamten System aus Abzweiger,<br />
Hülsen und KES-Steckern wur<strong>de</strong> nach<br />
<strong>de</strong>r Optimierung in <strong>de</strong>r Triaxialen Zelle<br />
eine Schirmdämpfung von > 95 dB<br />
bis zur Frequenz von 1 GHz gemessen,<br />
entsprechend <strong>de</strong>r Schirmungsklasse A+<br />
nach EN 50117. Im Bereich von 1000<br />
MHz bis 1500 MHz beträgt die Schirmwirkung<br />
nach <strong>de</strong>r Optimierung > 85<br />
dB. Das Bauelement ist damit sowohl<br />
für die Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Rückkanal<br />
als auch für die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
digitalen Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> geeignet und bietet<br />
Bild 5: CATV-Dose in Triaxialer Zelle mit<br />
Rohr im Rohr<br />
Bild 6: Schirmdämpfung eines zweifach BK- Abzweigers 5 -2400 MHz in Triaxialer Zelle<br />
bis 1,5 GHz ausreichend Reserve für weitere<br />
Dienste.<br />
In gleicher Weise wie Abzweiger können<br />
z.B. auch Antennendosen in <strong>de</strong>r<br />
Triaxialen Zelle gemessen wer<strong>de</strong>n. Mit<br />
<strong>de</strong>m „Rohr im Rohr“-Verfahren nach<br />
IEC 62153-4-7 bietet sich zusätzlich die<br />
Möglichkeit, <strong>de</strong>n Prüfling mit einem HFdichten<br />
Rohr direkt anzuschließen. Damit<br />
kann <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Anschlusskabel<br />
bei <strong>de</strong>r Messung minimiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>r Triaxialen Zelle kann mit einem<br />
Messaufbau die Schirmwirkung<br />
von passiven Komponenten (je nach<br />
Größe <strong>de</strong>r Zelle) bis über 2 GHz gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Damit steht mit <strong>de</strong>m Triaxialverfahren<br />
neben <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>r Schirmwirkung<br />
von Kommunikationskabeln auch ein<br />
geeignetes, leicht zu handhaben<strong>de</strong>s<br />
Werkzeug zur Messung <strong>de</strong>r Schirmwirkung<br />
von passiven Komponenten zur<br />
Verfügung.<br />
Gegenüber <strong>de</strong>n Verfahren <strong>de</strong>r EN<br />
50083-2 können Aufwand und Kosten<br />
gespart wer<strong>de</strong>n.<br />
Neben zahlreichen Messrohren sind<br />
bereits einige Triaxiale Zellen bei Herstellern<br />
und Netzbetreibern im Einsatz.<br />
Die Anwendung <strong>de</strong>r Triaxialen Zelle für<br />
passive Komponenten nach EN 60728-4<br />
bzw. EN 50083-2 sollte daher in Fachkreisen<br />
weiter diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Messverfahren mit <strong>de</strong>r Triaxialen<br />
Zelle befin<strong>de</strong>t sich zurzeit bei IEC TC 46/<br />
WG 5 als IEC 62153-4-15 bzw. 46/454/<br />
CD in <strong>de</strong>r internationalen Normung.<br />
Weitere Info: bmund@be<strong>de</strong>a.com<br />
Dipl.-Ing. Bernhard Mund, Nachrichtenund<br />
Mikroprozessortechnik, bei be<strong>de</strong>a<br />
zuständig für EMV-Messtechnik und<br />
Normung<br />
Literatur<br />
[1] Bernhard Mund: Messen mit <strong>de</strong>r Triaxialen<br />
Zelle, <strong>Cable</strong>!<strong>Vision</strong> 4/2012<br />
[2] Bernhard Mund, Thomas Schmid:<br />
Measuring EMC of HV cables and<br />
components with Triaxial Cell, Wire<br />
& <strong>Cable</strong> Technology international<br />
01/03-2012<br />
[3] Bernhard Mund, Thomas Schmid:<br />
Schirmwirkung von HV-Leitungen<br />
mit <strong>de</strong>r Triaxialen Zelle, 5. Anwen<strong>de</strong>rkongress<br />
Steckverbin<strong>de</strong>r 2011,<br />
Vogel Verlag, Würzburg,<br />
[4] Bernhard Mund: EMC of <strong>Cable</strong>s &<br />
Connectors & Test methods, EMC<br />
Zurich 2007<br />
[5] Bernhard Mund: Measuring the<br />
EMC on RF-connectors and connecting<br />
hardware, Tube in tube test<br />
procedure, IWCS (International wire<br />
and cable symposium) 2004<br />
<strong>Cable</strong>!<strong>Vision</strong> 2/<strong>2013</strong> 39