Tödlicher Sex?
Die Wahrheit über Spinnen, Sex ...
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Es gibt viele Verleumdungen, die über die
nützlichen Tiere kursieren. Hier ein paar
Richtigstellungen:
Spinnenweibchen fressen die
Männchen immer nach dem Sex auf.
Nein! Viele Männchen können fliehen,
bevor sie von dem Weibchen als Beute
erkannt werden. Und die Seidenspinne
Nephila lebt sogar mit ihren Männchen in
einem Netz.
Verschiedene Spinnenarten können
sich untereinander paaren.
Nein! Die sekundären Geschlechtsorgane
des Männchens einer Art und die Geschlechtsöffnung
des Weibchens passen
genau ineinander. Eine artfremde Befruchtung
ist deswegen nicht möglich.
... und Horrormärchen
Brutpflege: Die Wolfspinne trägt ihre Jungen
mit sich herum
Spinnen legen ihre Eier auch unter
die Haut von anderen Tieren und
sogar Menschen.
Da die Spinnen keinerlei Vorrichtung
haben, um die Eier zu injizieren, ist das
falsch. Die Geschichte, nach der eine Frau
nach einem Tropenurlaub eine Beule im
Gesicht bekam, die unter der warmen
Dusche aufplatzte und Unmengen von
kleinen Spinnen entließ, ist eine moderne
Wandersage und komplett erfunden.
Für den Menschen ungefährlich – eine Wespenspinne
Woher kommt die Angst
Ein ungefährliches Tier
Spinnen stellen in Mitteleuropa keine Gefahr für
Menschen dar. In Deutschland gibt nur zwei
Arten, deren Biss etwa einem Wespenstich
gleichkommt, und diese Arten kommen zudem
überaus selten vor. Und doch empfinden die
meisten Deutschen beim Anblick einer Spinne
Unbehagen, Ekel, und eben Angst. Erstaunlich
angesichts der geringen Bedrohung, die von
den Tieren ausgeht. Wissenschaftler haben
unterschiedliche Erklärungen für das Phänomen
der besonders in westlichen Zivilisationen weit
verbreiteten Spinnenangst, zum Teil widersprüchliche.
zwei Arten
Woher kommt die Angst vor Spinnen?
Bei diesen zwei Arten handelt es sich um die Wasserspinne und
den Dornfinger. Die Wasserspinne ist die einzige Spinnenart,
die unter Wasser lebt. Sie bevorzugt sehr saubere Seen oder sau-
beres, langsam fließendes Gewässer. Da aber die Wasserqualität
in Mitteleuropa vielfach beeinträchtigt ist, ist ihr Bestand stark
rückläufig, weswegen sie zu den stark gefährdeten Arten gehört.
Letzteres gilt auch für den Dornfinger. Der Dornfinger spinnt
aus Grashalmen und dergleichen eine nach unten offene
Gespinstglocke. Auch bei dieser Spinne kommt es nur selten zu
einem direkten Kontakt. Beide Spinnen beißen nur in äußerster
Notwehr zu. Selbst bei empfindlichen Menschen können nach
einem Biss neben einer Schwellung Schmerzen oder vorüber-
gehend Fieber auftreten. Auf der ganzen Welt sind unter den
rund 38.000 Spinnenarten gerade mal etwa 30 für Menschen
gefährlich.
Unberechenbare Achtbeiner
Einige Psychologen vermuten, dass der Mensch
besonders vor Tieren Angst entwickelt, die sich
genetisch sehr von ihm unterscheiden. Die
Spinne könne sich zudem sehr schnell und für
den Menschen nur schwer berechenbar bewegen,
und urplötzlich in seiner Nähe auftauchen.
Biologen wenden dagegen ein, dass diese
Merkmale auch auf Fliegen, Mücken oder Wespen
zutreffen. Und die sind zum Teil für den
Menschen wesentlich gefährlicher als Spinnen,
aber sie lösen bei ihm viel seltener Ängste aus.
Gibt es eine Spinnen-Urangst?
In den 1970er Jahren haben Psychologen die
menschliche Spinnenangst in zahlreichen Tests
untersucht. Dabei stellten sie fest, dass ihre
Probanden auf Bilder von Spinnen stärker mit
Angst reagierten als auf potenziell lebensgefährliche
Alltagsgegenstände wie Autos oder
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