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MAGAZIN FÃœR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK

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SUT_02/06 Layout_Fedi_NEU-5.0 28.03.2006 9:59 Uhr Seite 3<br />

Häfen und Hinterland<br />

Die Übernahmeschlacht der letzten Monate um<br />

den britischen Hafenbetreiber P&O zwischen<br />

Unternehmen aus Dubai und Singapur, die Ablehnung<br />

des obsiegenden arabischen Hafenbetreibers<br />

DP World durch den amerikanischen Senat<br />

aus vorgeschobenen Sicherheitsbedenken und<br />

der erzwungene Verkauf der US Häfen an vermutlich<br />

amerikanische Betreiber, aber auch das<br />

Gerangel um die Übernahme der Betreiberfunktion<br />

für den neuen Containertiefwasserhafen<br />

JadeWeserPort in Deutschland macht deutlich,<br />

dass das Hafengeschäft weltweit zu den Boombranchen<br />

gehört, wo offensichtlich gutes Geld zu<br />

verdienen ist. Häfen sind die Nadelöhre der<br />

Globalisierung und schon heute in vielen Fällen<br />

hoffnungslos überlastet – die nach wie vor<br />

üblichen Wartezeiten an den Containerterminals<br />

in Rotterdam zeigen dies seit zwei Jahren. Trotz<br />

erheblicher Investitionen hinken die Hafenbetreiber<br />

dem weltweiten Mengenwachstum immer<br />

noch hinterher, denn an vielen Standorten steht<br />

in den nächsten acht Jahren eine weitere Verdoppelung<br />

der Umschlagsmengen ins Haus. Auch<br />

deshalb sind weltweit tätige Hafenlogistik-Konzerne<br />

wie PSA aus Singapur, DP World aus Dubai,<br />

MAERSK aus Dänemark aber auch der europäische<br />

Platzhirsch EUROGATE bereit, Milliarden<br />

Summen in die Hand zu nehmen, um im Verteilungskampf<br />

über die weltweiten Hafenstandorte<br />

zu punkten.<br />

Das weltweite Handels- und Transportwachstum<br />

wird nicht nur durch eine immer engmaschiger<br />

werdende internationale Arbeitsteilung der Produktionsstandorte<br />

getrieben, sondern fußt auch<br />

auf zweistelligen Wachstumsraten der großen<br />

Volkswirtschaften in Asien, die wiederum Investitionen<br />

an Standorten in anderen Regionen der<br />

Welt zufolge haben. So investiert der deutsche<br />

Stahlhersteller ThyssenKrupp in ein neues Stahlwerk,<br />

das unmittelbar an brasilianischen Erzvorkommen<br />

positioniert ist und liefert von dort<br />

jährlich 4,4 Mio. t Brammen zu Weiterverarbeitungsstandorten<br />

in Nordamerika und Deutschland.<br />

Dies führt wiederum zu Investitionen in<br />

Umschlagsanlagen in See- und Binnenhäfen und<br />

erfordert auch neue Transportkapazitäten bei<br />

Bahn und Binnenschiff, wie in diesem Heft nachzulesen<br />

ist.<br />

Dieses Beispiel macht deutlich, dass es in Zukunft<br />

auch interessanter werden wird, Güter aller Art<br />

mit Schiffen und Eisenbahn zu transportieren. Im<br />

Vergleich zu Lkw oder Flugzeugen wird das umso<br />

günstiger, je höher der Ölpreis steigt. Internationale<br />

Energieexperten und Banken sprechen mittlerweile<br />

von Fasspreisen zwischen 120 und 200 $.<br />

Kommt es zu dieser Entwicklung, so werden die<br />

energiesparenden Verkehrsträger Bahn und<br />

Schiff eine weitere Renaissance erleben – wenn<br />

die notwendige Infrastruktur verfügbar ist.<br />

Während China, Indien und Australien gewaltig<br />

in ihre Verkehrsinfrastruktur investieren und uns<br />

Frankreich mit dem Bau des Seine-Rhein-Kanals<br />

vormacht, wie man ein solches Projekt mit EU-<br />

Kofinanzierung in sechs Jahren durchzieht,<br />

brauchen neue Infrastrukturprojekte in Deutschland<br />

trotz Planungsbeschleunigungsgesetz nach<br />

wie vor Jahrzehnte bis zu ihrer Realisierung – ein<br />

Tatbestand, der sich mehr und mehr zum hochwirksamen<br />

Gegenmittel gegen weitere Wachstumsprozesse<br />

der Volkswirtschaft des Exportweltmeisters<br />

Deutschland entwickelt. Wenn<br />

beispielsweise die Wirtschaft im Elbe-Saale-<br />

Raum seit 15 Jahren vergeblich darauf wartet,<br />

dass Versprechungen des Bundesverkehrswegeplanes<br />

1992 zum Ausbau von Elbe und Saale<br />

Wirklichkeit werden, dann ist es nicht verwunderlich,<br />

wenn Industriebetriebe an andere<br />

Standorte verlagert werden. Ein Teilnehmer des<br />

Festaktes zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins<br />

zur Hebung der Saale Schifffahrt (VHdS) Anfang<br />

März brachte es auf den Punkt: „Mit Einführung<br />

der Lkw Maut und Verteuerung der Straßentransporte<br />

hat mir der Staat die Wettbewerbsfähigkeit<br />

meines Betriebes an der Saale genommen,<br />

eine Verbesserung der Standortqualität<br />

durch den Bau einer leistungsfähigen Saale-Elbe<br />

Binnenschifffahrtsverbindung steht andererseits<br />

weiter in den Sternen, weil klare Bekenntnisse<br />

der neuen Regierung hierzu fehlen!“<br />

EDITORIAL<br />

Auch beim Ausbau der Bahninfrastruktur ist nicht<br />

erkennbar, dass die neue Bundesregierung von<br />

den Fehlern ihrer Vorgängerregierung gelernt<br />

hätte. Nach wie vor überlässt sie es dem Gutdünken<br />

von Bahnchef Mehdorn, ob die stetig<br />

wachsende Zahl von Langsamfahrstrecken im<br />

Schienennetz beseitigt wird oder das Polieren der<br />

DB-Konzernbilanz durch weitere Ausgabenkürzungen<br />

für den bevorstehenden Börsengang<br />

wichtiger ist. So hat der niedersächsische Landtagsabgeordnete<br />

Roland Riese unmittelbar nach<br />

Verkündung des JadeWeserPort Betreibers darauf<br />

hingewiesen, dass die Eisenbahnanbindungen<br />

des neuen Tiefwasserhafens dringend<br />

verbessert werden müssen. Hier gebe es etliche<br />

Langsamfahrstrecken und Brückenbauwerke, die<br />

in zeitgemäßen Zustand zu versetzen seien.<br />

„Verkehrsinfrastruktur funktioniert nur in Vernetzung“,<br />

so Riese. Das Land nehme alle Kraft<br />

zusammen, um künftig in der Weltliga der<br />

Containerhäfen mitzuspielen. Der Bund als<br />

Eigner der Deutschen Bahn dürfe jetzt nicht<br />

zurückstehen.<br />

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee<br />

muss in der Infrastrukturpolitik endlich deutlichere<br />

Akzente setzen und auch die EU in die<br />

Finanzierung von Infrastrukturprojekten im<br />

Transitland Deutschland stärker einbinden.<br />

Bislang ist aus den Versprechungen des Koalitionspapiers,<br />

mehr Investitionen in die Infrastruktur<br />

fließen zu lassen, nichts geworden. Im<br />

Haushaltsplan 2006 gibt die Regierung zunächst<br />

einmal insgesamt weniger aus, als die Vorgängerregierung<br />

noch geplant hat. Die im Hause<br />

Tiefensee verbreitete Begründung, es gebe zu<br />

wenig baureife Infrastrukturprojekte, entspricht<br />

dem alten Spardenken – nicht klotzen sondern<br />

kleckern. Andererseits gibt es erheblichen Instandhaltungsbedarf<br />

bei Straßen, Schienen und<br />

Wasserstraßen, der unter Einschaltung privater<br />

Planungs- und Ingenieurbüros auch kurzfristig zu<br />

bedienen wäre und dafür sorgen könnte, dass<br />

die Bilanz der Langsamfahrstrecken bei der Bahn<br />

rückläufig wäre oder die Befahrbarkeit der Elbe<br />

an 345 Tagen im Jahr mit 1,6 m Wassertiefe<br />

schneller möglich würde. Aber vielleicht muss<br />

Wolfgang Tiefensee hierzu auch nach Mängeln<br />

im eigenen Hause forschen. So begrüßenswert<br />

der personelle Wechsel auf der Staatssekretärsebene<br />

war, auf der Ebene der politischen<br />

Beamten steht eine personelle Erneuerung noch<br />

aus.<br />

3<br />

<strong>MAGAZIN</strong> FÜR <strong>INTERMODALEN</strong> <strong>TRANSPORT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LOGISTIK</strong><br />

2/2006

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