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Kommunikation<br />
&Recht<br />
Betriebs-Berater für<br />
Medien Telekommunikation Multimedia<br />
9<br />
K&R<br />
Editorial: „Abofalle“ und „Adressbuchschwin<strong>de</strong>l“ –<br />
Schluss mit <strong>de</strong>n Euphemismen! · Dr. Mirko Möller<br />
549 Aktuelle Entwicklungen im Fernabsatzrecht 2011 / 2012<br />
Dr. <strong>Felix</strong> <strong>Buchmann</strong><br />
556 Snippets im Lichte <strong>de</strong>s geplanten Leistungsschutzrechts<br />
für Presseverlage · Dr. Stephan Ott<br />
563 Update: Lizenzen in <strong>de</strong>r Insolvenz <strong>de</strong>s Lizenzgebers<br />
Dr. Urs Verweyen<br />
566 Die geplante KJM-Reform – im Einklang mit <strong>de</strong>m JMStV!<br />
Dr. Jörg Ukrow und Dr. Murad Er<strong>de</strong>mir<br />
572 Die Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Einsatz einer Warteschleife<br />
nach <strong>de</strong>r TKG-Novelle<br />
Dr. Thomas Sassenberg und Dr. Judith Antonia Loeck<br />
577 Verwendung von Verkehrsdaten und mehrstufiges<br />
For<strong>de</strong>rungsinkasso bei Mehrwertdiensten · Dr. Sascha Van<strong>de</strong>r<br />
580 Län<strong>de</strong>rreport Schweiz · Dr. Ursula Widmer<br />
583 EuGH: Eingeschränkte Markenlizenz mit Beauftragung zur<br />
eu-Domain-Anmeldung während Sunrise Period nicht ausreichend<br />
mit Kommentar von Dr. Jan Eichelberger<br />
597 BGH: Eingeschränkte AGB-Kontrolle bei Honorarbedingungen<br />
für freie Journalisten<br />
mit Kommentar von Dr. Axel von Walter<br />
604 BGH: M2Tra<strong>de</strong>: Kein Erlöschen <strong>de</strong>r einfachen Unterlizenz<br />
bei Kündigung <strong>de</strong>r Hauptlizenz<br />
mit Kommentar von Dr. Nils Rauer und Diana Ettig<br />
612 BGH: Werbung für Telefondienstleistung muss Hinweis auf fehlen<strong>de</strong><br />
Call-by-Call-Option enthalten<br />
15. Jahrgang September 2012 Seiten 549 – 632<br />
Deutscher Fachverlag GmbH · Frankfurt am Main
K&R 9/2012<br />
RA Dr. <strong>Felix</strong> <strong>Buchmann</strong>, Reutlingen *<br />
Aktuelle Entwicklungen im Fernabsatzrecht 2011/2012<br />
Im Anschluss an <strong>de</strong>n Beitrag in K&R 2010, S. 551ff.<br />
wer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n die Entwicklungen im Fernabsatzrecht<br />
im Zeitraum August 2011 bis August 2012 dargestellt.<br />
I. Übersicht<br />
Im Berichtszeitraum sind mit <strong>de</strong>r sog. „Button-Lçsung“<br />
und <strong>de</strong>r Verbraucherrechterichtlinie zwei für Online-<br />
Händler wichtige rechtliche Regelungen verabschie<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n. Das erstere Gesetz ist dabei so überflüssig, wie<br />
die Richtlinie dringend notwendig war.<br />
In <strong>de</strong>r Rechtsprechung war zu beobachten, dass diese sich<br />
in Bezug auf das Fernabsatzrecht festigt. Wenn nicht davon<br />
ausgegangen wer<strong>de</strong>n müsste, dass sich die zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n<br />
Regelungen permanent än<strong>de</strong>rn, kçnnte man<br />
schon von einem gewissen Maß an Rechtssicherheit sprechen.<br />
Uneinigkeit besteht insbeson<strong>de</strong>re noch bei <strong>de</strong>r Belehrung<br />
über die sogenannte 40-Euro-Klausel, wie eine<br />
Entscheidung <strong>de</strong>s OLG München1 zeigt. Grundlegen<strong>de</strong><br />
Entscheidungen ergingen zu <strong>de</strong>r Frage, wann und mit<br />
welchem Inhalt Fernabsatzverträge zustan<strong>de</strong> kommen. In<br />
<strong>de</strong>r Praxis bereitet nach wie vor die Frage Schwierigkeiten,<br />
in welcher Hçhe Wertersatz zu leisten ist, und – wie eine<br />
Entscheidung <strong>de</strong>s OLG Koblenz2 ver<strong>de</strong>utlicht – die Belehrung<br />
über das Wi<strong>de</strong>rrufsrecht bei telefonisch abgeschlossenen<br />
Verträgen. Auch nach <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s<br />
BGH in Sachen „Dr. Clau<strong>de</strong>r’s Hufpflege“ 3 stand die<br />
Angabe von Grundpreisen im Internet wie<strong>de</strong>r zur Diskussion<br />
und war Grundlage zahlreicher Abmahnungen. Zu<strong>de</strong>m<br />
erging zahlreiche Rechtsprechung zur Werbung mit<br />
Preisen im Internet. Auch Versandkosten und Lieferbedingungen<br />
waren Gegenstand zahlreicher Rechtsprechung,<br />
wobei insbeson<strong>de</strong>re die vollständige Angabe von Auslandsversandkosten<br />
streitig geblieben ist. Das Datenschutzrecht<br />
bleibt für Online-Händler nach wie vor problematisch,<br />
wobei Händler insbeson<strong>de</strong>re beachten müssen,<br />
dass die Werbung mit alten Kun<strong>de</strong>ndaten nach <strong>de</strong>r BDSG-<br />
Novelle II ab <strong>de</strong>m 1. 9. nicht mehr uneingeschränkt gestattet<br />
ist. Spannend bleibt die lauterkeitsrechtliche Entwicklung,<br />
<strong>de</strong>r BGH zeigte zuletzt <strong>de</strong>utlich mehr Sympathie für<br />
das Vorliegen von Abmahnmissbrauch bei Abmahnungen<br />
im Internet wegen Verstçßen gegen Verbraucherschutzvorschriften.<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Entwicklung im<br />
Internet sind einschränken<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nzen unbedingt notwendig.<br />
II. Neuerungen im Fernabsatzrecht<br />
1. Button-Lçsung<br />
Unter <strong>de</strong>m Stichwort „Button-Lçsung“ 4 verbirgt sich eine<br />
auf <strong>de</strong>n ersten Blick einfache Aufgabe für Versandhändler.<br />
Kommunikation<br />
&Recht<br />
549<br />
§ 312 g Abs. 2 bis 4 BGB n. F. bringt allerdings <strong>de</strong>utlich<br />
mehr Schwierigkeiten mit sich als nur die Umbenennung<br />
<strong>de</strong>s Buttons, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bestellprozess abgeschlossen<br />
wird.<br />
a) Bezeichnung <strong>de</strong>s Buttons<br />
Das Gesetz gibt in § 312 g Abs. 3 BGB n. F. ausdrücklich<br />
nur eine Mçglichkeit vor, <strong>de</strong>n Button zu bezeichnen, mit<br />
<strong>de</strong>m eine kostenpflichtige Bestellung eines Verbrauchers<br />
abgeschlossen wird, nämlich „zahlungspflichtig bestellen“.<br />
Die Begründung <strong>de</strong>s Gesetzesentwurfs5 erwähnt darüber<br />
hinaus weitere Mçglichkeiten, die <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s neuen Gesetzes genügen, nämlich „kostenpflichtig<br />
bestellen“, „zahlungspflichtigen Vertrag schließen“ und<br />
„kaufen“. An einen dieser Vorschläge sollten sich Online-<br />
Händler halten, <strong>Sie</strong> <strong>de</strong>cken die typischen Konstellationen<br />
im Internet ab. Experimentierfreudigkeit führt schlimmstenfalls<br />
zu einer lauterkeitsrechtlichen Abmahnung, <strong>de</strong>nn<br />
auch diese neuen Vorschriften kçnnen über § 4 Nr. 11<br />
UWG abgemahnt wer<strong>de</strong>n. Dieser Button darf dabei ausschließlich<br />
nur diese Information enthalten, damit ein Verbraucher<br />
nicht von dieser wesentlichen Information abgelenkt<br />
wird. Eine Studie von explido6 hat ergeben, dass sich<br />
mit <strong>de</strong>r Bezeichnung „kaufen“ die hçchste conversion rate<br />
erzielen lässt.<br />
b) Weitere Informationspflichten<br />
Darüber hinaus sieht § 312 g Abs. 2 BGB n. F. vor, dass ein<br />
Unternehmer einem Verbraucher die Informationen aus<br />
Art. 246 § 1 Abs. 1 Nr. 4 1. Hs. und Nrn. 5, 7 und 8 EGBGB<br />
unmittelbar bevor <strong>de</strong>r Verbraucher seine Bestellung abgibt,<br />
klar und verständlich in hervorgehobener Weise zur<br />
Verfügung stellt; dies sind „die wesentlichen Merkmale<br />
<strong>de</strong>r Ware o<strong>de</strong>r Dienstleistung“, „die Min<strong>de</strong>stlaufzeit <strong>de</strong>s<br />
Vertrags, wenn dieser eine dauern<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r regelmäßig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong><br />
Leistung zum Inhalt hat“, „<strong>de</strong>r Gesamtpreis<br />
<strong>de</strong>r Ware o<strong>de</strong>r Dienstleistung einschließlich aller damit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Preisbestandteile sowie alle über <strong>de</strong>n Unternehmer<br />
abgeführten Steuern o<strong>de</strong>r, wenn kein genauer Preis<br />
angegeben wer<strong>de</strong>n kann, seine Berechnungsgrundlage, die<br />
<strong>de</strong>m Verbraucher eine Überprüfung <strong>de</strong>s Preises ermçglicht“<br />
und „gegebenenfalls zusätzlich anfallen<strong>de</strong> Lieferund<br />
Versandkosten sowie ein Hinweis auf mçgliche weitere<br />
Steuern o<strong>de</strong>r Kosten, die nicht über <strong>de</strong>n Unternehmer<br />
abgeführt o<strong>de</strong>r von ihm in Rechnung gestellt wer<strong>de</strong>n“.<br />
* Mehr über <strong>de</strong>n Autor erfahren <strong>Sie</strong> auf S. XI.<br />
1 OLG München, 7. 2. 2012 – 29 W 212/12, MMR 2012, 370.<br />
2 OLG Koblenz, 28. 3. 20120 – 9 U 1166/11, K&R 2012, 431 ff.<br />
3 BGH, 26. 2. 2009 – I ZR 163/06, K&R 2009, 651.<br />
4 Vgl. dazu <strong>Buchmann</strong>/Majer, K&R 2010, 635 ff.; Raue, MMR 2012,<br />
438 ff.<br />
5 Gesetzesentwurf <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung v. 16. 11. 2011, S. 14.<br />
6 www.explido.<strong>de</strong>/buttonloesung/.
550 <strong>Buchmann</strong>, Fernabsatzrecht 9/2012 K&R<br />
Unmittelbar ist dabei nach <strong>de</strong>r Gesetzesbegründung zeitlich<br />
und räumlich zu verstehen, ein Verbraucher soll die<br />
relevanten Informationen direkt zum Zeitpunkt seiner Bestellung<br />
zur Kenntnis nehmen kçnnen. 7 Zeitlich be<strong>de</strong>utet,<br />
dass die vorgenannten Informationen in <strong>de</strong>r Bestellübersicht<br />
zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n müssen und nicht nur<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Bestellprozesses aufgeführt sein dürfen.<br />
Räumlich be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bestellprozess abschließen<strong>de</strong><br />
Button unmittelbar räumlich unter diesen Informationen<br />
angeordnet sein muss und sich insbeson<strong>de</strong>re keine<br />
weiteren Informationen (z. B. AGB, Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung,<br />
Lieferadresse etc.) zwischen <strong>de</strong>n zuvor bezeichneten Informationen<br />
und <strong>de</strong>m Bestellbutton befin<strong>de</strong>n dürfen. 8<br />
Nach <strong>de</strong>r Gesetzesbegründung genügt es keinesfalls, wenn<br />
die Informationen erst über einen geson<strong>de</strong>rten Link erreichbar<br />
o<strong>de</strong>r nur einem geson<strong>de</strong>rt herunterzula<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Dokument entnehmbar sind. 9 Der Button muss die Bestellung<br />
insgesamt abschließen, räumlich danach dürfen keine<br />
weiteren Informationen folgen.<br />
Schwierigkeiten bereitet § 312 g Abs. 2 BGB n. F. i.V. m.<br />
Art. 246 § 1 Nr. 4 1. Hs. EGBGB. In die Bestellübersicht<br />
die wesentlichen Merkmale <strong>de</strong>r Ware o<strong>de</strong>r Dienstleistung<br />
aufzunehmen, ist in <strong>de</strong>r Praxis kaum darstellbar, zumal die<br />
streitige Frage bleiben wird, welche Merkmale „wesentlich“<br />
im Sinne <strong>de</strong>s Gesetzes sind, 10 was sich wohl auch nur<br />
im jeweiligen Einzelfall feststellen lässt. Es ist Versandhändlern<br />
auch nicht zumutbar, für je<strong>de</strong>s Produkt eine entsprechen<strong>de</strong><br />
Beschreibung neu zu erstellen, die sich in <strong>de</strong>r<br />
Bestellübersicht räumlich unterbringen lässt. Dieses Merkmal<br />
ist daher eng auszulegen und auf die ganz rudimentären<br />
Produktmerkmale zu beschränken, wie beispielsweise<br />
Grçße, Farbe und Rohstoffzusammensetzung bei Kleidung.<br />
Gleichwohl ist ein zusätzlicher Link „Details“ neben<br />
<strong>de</strong>m Produkt zu empfehlen, <strong>de</strong>r auf die Artikelbeschreibung<br />
verlinkt.<br />
§ 312 g Abs. 4 BGB n. F. sieht schließlich vor, dass ein<br />
Vertrag zwischen einem Verbraucher und einem Unternehmer<br />
nur wirksam zustan<strong>de</strong> kommt, wenn <strong>de</strong>r Button<br />
entsprechend § 312 g Abs. 3 BGB n. F. gekennzeichnet ist.<br />
Die Beweislast trägt insoweit <strong>de</strong>r Unternehmer, 11 <strong>de</strong>r folglich<br />
für je<strong>de</strong>n Einzelfall nachweisen kçnnen muss, dass im<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>r Absendung <strong>de</strong>r Bestellung durch <strong>de</strong>n Verbraucher<br />
<strong>de</strong>r Button richtig bezeichnet war. Dadurch entstehen<br />
einem <strong>Shopbetreiber</strong> erhebliche Risiken, die entwe<strong>de</strong>r<br />
durch eine aufwändige Dokumentation o<strong>de</strong>r durch<br />
externe Gutachten gelçst wer<strong>de</strong>n kçnnen. 12 Die Regelung<br />
ist im Übrigen nicht mit Art. 8 Abs. 2 a. E. <strong>de</strong>r Verbraucherrechterichtlinie,<br />
13 die bis En<strong>de</strong> 2013 in nationales<br />
Recht umgesetzt wer<strong>de</strong>n muss, vereinbar. 14 Dort heißt es<br />
lediglich, dass ein Verbraucher durch <strong>de</strong>n Vertrag o<strong>de</strong>r die<br />
Bestellung nicht gebun<strong>de</strong>n ist, wenn <strong>de</strong>r Bestellbutton<br />
nicht hinreichend gekennzeichnet ist. Es mag vorkommen,<br />
dass einem Verbraucher im Rahmen eines Bestellprozesses<br />
die Bezeichnung <strong>de</strong>s abschließen<strong>de</strong>n Buttons vçllig<br />
gleichgültig ist und er schlicht die Ware erwerben mçchte,<br />
die er sich zuvor ausgesucht hat. Es ist mehr als misslich,<br />
dass sich ein Verbraucher nach <strong>de</strong>m neuen nationalen<br />
Recht nicht sicher sein kann, ob sich <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
nicht plçtzlich auf die Nichtigkeit <strong>de</strong>s Vertrags beruft.<br />
2. Verbraucherrechterichtlinie 2011/83/EU<br />
Die <strong>de</strong>utschen Versandhändler dürften am 22. 11. 2011<br />
aufgeatmet haben, als sich die Nachricht von <strong>de</strong>r Verabschiedung<br />
<strong>de</strong>r neuen Richtlinie über die Rechte <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
(VRRL) 15 verbreitete. Die VRRL lçst insbeson-<br />
<strong>de</strong>re die Fernabsatzrichtlinie16 ab, aber auch die Richtlinie<br />
zum Verbraucherschutz im Falle von außerhalb von Geschäftsräumen<br />
geschlossenen Verträgen (Richtlinie über<br />
Haustürgeschäfte) 17 und än<strong>de</strong>rt die Richtlinie zu bestimmten<br />
Aspekten <strong>de</strong>s Verbrauchsgüterkaufs und <strong>de</strong>r Garantien<br />
für Verbrauchsgüter (Verbrauchsgüterrichtlinie) 18 sowie<br />
die Richtlinie über missbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen<br />
(Klauselrichtlinie). 19<br />
Be<strong>de</strong>nkt man, dass alle diese Richtlinien aus <strong>de</strong>m letzten<br />
Jahrtausend stammen und zu einem Zeitpunkt verabschie<strong>de</strong>t<br />
wur<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l im Internet noch in <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rschuhen steckte, muss die Frage gestattet sein, warum<br />
drängen<strong>de</strong> Probleme <strong>de</strong>s E-Commerce erst jetzt gelçst<br />
wur<strong>de</strong>n. 20 Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re für <strong>de</strong>ssen Vereinheitlichung<br />
auf europäischer Ebene, die für einen unbeschränkten<br />
grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l von oberster Priorität<br />
hätte sein müssen. Bedauerlicherweise war es insbeson<strong>de</strong>re<br />
die <strong>de</strong>utsche Regierung, die sich gegen einen ersten<br />
Entwurf <strong>de</strong>r Kommission vom 8. 10. 2008 gewandt hatte<br />
aus Sorge, das <strong>de</strong>utsche Verbraucherschutzniveau kçnne<br />
durch die geplante Vollharmonisierung gesenkt wer<strong>de</strong>n. 21<br />
Zum Glück für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen und europäischen Versandhan<strong>de</strong>l<br />
und das Zusammenwachsen <strong>de</strong>s europäischen Han<strong>de</strong>ls<br />
insgesamt konnten sich diese praxisfernen und wirtschaftsfeindlichen<br />
Ansätze nicht durchsetzen. Die zigtausend<br />
Abmahnungen, die Versandhändler erhielten, weil sie<br />
sich auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Normgeber verlassen haben, 22 und<br />
die zahlreichen unzulänglichen Nachbesserungen sind Anhaltspunkt<br />
genug für <strong>de</strong>ssen Versagen im Bereich <strong>de</strong>s<br />
Fernabsatzrechts. 23 Auch wenn die Richtlinie erst bis<br />
zum 13. 12. 2013 in nationales Recht umgesetzt sein muss,<br />
ist nun endlich abzusehen, dass unsinnige Regelungen im<br />
<strong>de</strong>utschen Recht alsbald <strong>de</strong>r Vergangenheit angehçren.<br />
Gestaltungsspielraum wird <strong>de</strong>m nationalen Gesetzgeber<br />
bei <strong>de</strong>r Umsetzung kaum gelassen, die Regelungen <strong>de</strong>r<br />
VRRL sind überwiegend zwingend; Öffnungsklauseln fin<strong>de</strong>n<br />
sich nur vereinzelt. 24<br />
Folge <strong>de</strong>r VRRL wird sein, dass sowohl BGB als auch<br />
EGBGB überarbeitet wer<strong>de</strong>n müssen. In diesem Zuge<br />
wäre zu erwägen, ob die Vorschriften u. a. aus Art. 246<br />
EGBGB nicht in das BGB integriert und insgesamt die<br />
7 Gesetzesentwurf <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung v. 16. 11. 2011, S. 12 f.<br />
8 Vgl. dazu auch die Diskussion um die Unmittelbarkeit bei <strong>de</strong>n Grundpreisen,<br />
<strong>Buchmann</strong>, K&R 2012, 91 ff.<br />
9 Gesetzesentwurf v. 16. 11. 2011, S. 10 f.<br />
10 Grüneberg, in: Palandt, BGB, 71. Aufl. 2012, EGBGB Art. 246 § 1 Rn. 6;<br />
Woithe, BB 2003, 2469, 2470; LG Mag<strong>de</strong>burg, 29. 8. 2002 – 36 O 115/02,<br />
NJW-RR 2003, 409.<br />
11 Gesetzesentwurf v. 16. 11. 2011, S. 15.<br />
12 Vgl. z. B. das „Button-Gutachten“: www.zesada.<strong>de</strong>/buttonloesung/.<br />
13 RL 2011/83/EU v. 25. 10. 2011 über die Rechte <strong>de</strong>r Verbraucher.<br />
14 Alexan<strong>de</strong>r, NJW 2012, 1985 ff.; <strong>Buchmann</strong>, K&R Editorial Heft 7/8/<br />
2012.<br />
15 RL 2011/83/EU v. 25. 10. 2011 über die Rechte <strong>de</strong>r Verbraucher.<br />
16 RL 97/7/EG v. 20. 5. 1997 über <strong>de</strong>n Verbraucherschutz bei Vertragsabschlüssen<br />
im Fernabsatz.<br />
17 RL 85/577/EWG v. 20. 12. 1985 betreffend <strong>de</strong>n Verbraucherschutz im<br />
Fall von außerhalb von Geschäftsräumen geschlossenen Verträgen.<br />
18 RL 1999/44/EG v. 25. 5. 1999 zu bestimmten Aspekten <strong>de</strong>s Verbrauchsgüterkaufs<br />
und <strong>de</strong>r Garantien für Verbrauchsgüter.<br />
19 RL 93/13/EWG v. 5. 4. 1993 über missbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen.<br />
20 Zu <strong>de</strong>n teilweise abenteuerlichen Regelungen vgl. <strong>Buchmann</strong>, MMR 2007,<br />
347 ff.; <strong>de</strong>rs., K&R 2008, 12 ff.; Masuch, NJW 2008, 1700 ff.; Witt, NJW<br />
2007, 3759 ff.<br />
21 Vgl. die Stellungnahme <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sjustizministerin Zypries v. 8. 10. 2008,<br />
becklink 268016.<br />
22 Faustmann, MMR 2011, 773.<br />
23 Faustmann, MMR 2011, 773; Schirmbacher, K&R 2009, 433 f.; Fçhlisch,<br />
NJW 2011, 30.<br />
24 Z. B. für telefonisch abgeschlossene Verträge in Art. 8 Abs. 6 VRRL, vgl.<br />
dazu <strong>Buchmann</strong>, K&R 2012, 431, 434.
K&R 9/2012 <strong>Buchmann</strong>, Fernabsatzrecht 551<br />
Untertitel „Beson<strong>de</strong>re Vertriebsformen“ und „Wi<strong>de</strong>rrufsund<br />
Rückgaberecht“ bei Verbraucherverträgen neu und<br />
zusammengefasst wer<strong>de</strong>n. Die gegenwärtigen Regelungen<br />
zum Wertersatz 25 zeigen beispielsweise, dass das Gesetz<br />
ein Flickenteppich ist: Wertersatz für Nutzungen fin<strong>de</strong>t<br />
sich in § 312 e BGB, Wertersatz für die bestimmungsgemäße<br />
Ingebrauchnahme und für Verschlechterungen in<br />
§ 357 BGB. 26<br />
III. Zustan<strong>de</strong>kommen und Inhalt eines<br />
Fernabsatzvertrags<br />
Das AG Frankfurt27 hat entschie<strong>de</strong>n, dass ein Fernabsatzvertrag<br />
auch dann vorliegen kann, wenn <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
zuvor das La<strong>de</strong>ngeschäft besucht hat.<br />
1. Annahmefristen bei Fernabsatzverträgen<br />
Aktuell wer<strong>de</strong>n vermehrt Stimmen laut, nach <strong>de</strong>nen die<br />
Annahmefrist für Versandhändler erheblich einzuschränken<br />
sei. Im Grundsatz gilt für die Frage, wie lange ein<br />
Verbraucher an sein Angebot gebun<strong>de</strong>n ist, die allgemeine<br />
Regelung <strong>de</strong>s § 147 Abs. 2 BGB. Unter Abwesen<strong>de</strong>n ist ein<br />
Verbraucher so lange an sein Angebot gebun<strong>de</strong>n, wie er<br />
<strong>de</strong>n Eingang <strong>de</strong>r Annahmeerklärung unter regelmäßigen<br />
Umstän<strong>de</strong>n erwarten darf. In Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Regel eine vertragliche Vereinbarung,<br />
wie lange <strong>de</strong>r Unternehmer Zeit hat, das ihm<br />
unterbreitete Angebot anzunehmen. Umstritten ist, wie<br />
lange diese Annahmefrist gesetzt wer<strong>de</strong>n darf, ohne unangemessen<br />
im Sinne von § 308 Nr. 1 BGB zu sein. Abzuwägen<br />
sind die Interessen <strong>de</strong>s Verbrauchers, <strong>de</strong>r nicht zu<br />
lange im Ungewissen gelassen wer<strong>de</strong>n soll, ob seine Bestellung<br />
angenommen und ausgeführt wird, mit <strong>de</strong>n Interessen<br />
<strong>de</strong>s Unternehmers, <strong>de</strong>r seinen Vertragspartner nicht<br />
sieht o<strong>de</strong>r kennt und daher ggf. Informationen über diesen<br />
einholen mçchte, bevor er sich zu einem Vertragsschluss<br />
entschei<strong>de</strong>t.<br />
Es muss sorgfältig differenziert wer<strong>de</strong>n: Waren, die „von<br />
<strong>de</strong>r Stange“ verkauft wer<strong>de</strong>n, unterliegen unabhängig von<br />
ihrer Gattung, Grçße o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Vorlieferung einer<br />
einheitlichen Annahmefrist. Denn die Annahmefrist dient<br />
gera<strong>de</strong> nicht dazu, <strong>de</strong>m Unternehmer Prüffrist einzuräumen,<br />
ob er die Ware überhaupt beschaffen kann bzw. wie<br />
lange dies dauert; diese Fragen muss er klären, bevor er die<br />
Ware anbietet, unabhängig davon, ob er die Ware vorrätig<br />
hat o<strong>de</strong>r selbst bestellen muss. Die Annahmefrist muss<br />
aber so lange sein, dass <strong>de</strong>r Unternehmer Erkundigungen<br />
über seinen Vertragspartner einholen kann. Vier Werktage<br />
sollten dafür in <strong>de</strong>r Regel genügen, <strong>de</strong>m Unternehmer ist<br />
zuzugestehen, dass nicht je<strong>de</strong>s Angebot eines Kun<strong>de</strong>n<br />
sofort bearbeitet wer<strong>de</strong>n kann. Auch automatisierte Prozesse<br />
erzeugen Verwaltungsaufwand.<br />
Starre Fristen verbieten sich allerdings, wenn es sich um<br />
Ware han<strong>de</strong>lt, die vom Verbraucher im Rahmen <strong>de</strong>s Bestellprozesses<br />
individuell konfiguriert wird. Hier muss es<br />
<strong>de</strong>m Unternehmer gestattet sein, ggf. bei seinem Vorlieferanten<br />
anzufragen, wann und ob diese individualisierte<br />
Ware geliefert wer<strong>de</strong>n kann. Die Annahmefristen unterliegen<br />
<strong>hier</strong> <strong>de</strong>m Maßstab <strong>de</strong>r Üblichkeit und kçnnen abstrakt<br />
nicht bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Verkauf nur an Unternehmer<br />
Richtet ein Unternehmer seine Angebote nur an an<strong>de</strong>re<br />
Unternehmer, muss er dafür Sorge tragen, dass auch tatsächlich<br />
nur Unternehmer Verträge schließen kçnnen, und<br />
im Zweifel entsprechen<strong>de</strong> Kontrollmaßnahmen treffen.<br />
Dies hat das OLG Hamm 28 zutreffend entschie<strong>de</strong>n. Ansonsten<br />
kçnnte ein Unternehmer ohne Weiteres das gesetzliche<br />
Gewährleistungs- und Wi<strong>de</strong>rrufsrecht umgehen.<br />
Ein einfacher Hinweis, <strong>de</strong>r Verkauf erfolge nur an Unternehmer,<br />
genügt folglich nicht. In <strong>de</strong>r Praxis dürfte es<br />
ausreichen, dass neben einem Hinweis, es wer<strong>de</strong> lediglich<br />
an Unternehmer verkauft, bei <strong>de</strong>r Registrierung im Bestellprozess<br />
die USt.-ID als Pflichtfeld abgefragt wird. Einer<br />
weiteren Validierung, ob die angegebene USt.-ID richtig<br />
ist, bedarf es nicht. Sollte ein Verbraucher eine falsche<br />
USt.-ID eingeben, umgeht er diese Kontrollmaßnahme<br />
vorsätzlich und ist damit nicht schutzbedürftig.<br />
3. Vertragsschluss in Son<strong>de</strong>rkonstellationen<br />
a) Abbruch einer eBay-Auktion<br />
Immer wie<strong>de</strong>r brechen Verkäufer bei Auktionen über die<br />
Han<strong>de</strong>lsplattform eBay ihre Angebote vorzeitig ab. Auch<br />
<strong>hier</strong> kann die allgemeine Regelung <strong>de</strong>s § 145 BGB <strong>de</strong>n<br />
Verkäufer hart treffen. Wer ein rechtsverbindliches Angebot<br />
– wie dies bei eBay <strong>de</strong>r Fall ist29 – einstellt, ist an dieses<br />
Angebot grundsätzlich gebun<strong>de</strong>n, es sei <strong>de</strong>nn, ihm steht ein<br />
gesetzliches o<strong>de</strong>r vertragliches Recht zur Seite, sich von<br />
diesem Angebot zu lçsen. 30 Been<strong>de</strong>t ein Verkäufer sein<br />
Angebot ohne ein solches Recht, kommt ein Vertrag zwischen<br />
<strong>de</strong>m zu diesem Zeitpunkt Hçchstbieten<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m<br />
Verkäufer zum aktuellen Hçchstgebot zustan<strong>de</strong>, wie das<br />
LG Detmold31 zutreffend entschie<strong>de</strong>n hat. Dies ist nur<br />
konsequent und entspricht <strong>de</strong>n AGB von eBay. 32<br />
b) „Shill Bidding“<br />
Verkäufer auf eBay versuchen mitunter, durch Schutzgebote<br />
über einen zweiten Account <strong>de</strong>n Preis für das eigene<br />
Angebot hochzutreiben. Damit wer<strong>de</strong>n Gebühren für das<br />
Einstellen ab einem Euro gespart und das Angebot wirkt<br />
wegen <strong>de</strong>s niedrigen Startpreises attraktiver. Hierbei han<strong>de</strong>lt<br />
es sich um nicht ernst gemeinte Gebote, da <strong>de</strong>r Verkäufer<br />
seine eigene Ware nicht ersteigern will. Zu<strong>de</strong>m<br />
wird regelmäßig <strong>de</strong>r Straftatbestand <strong>de</strong>s (versuchten) Betrugs<br />
erfüllt sein, da Bieter regelmäßig davon ausgehen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass es sich um eine nicht manipulierte Auktion<br />
han<strong>de</strong>lt, an <strong>de</strong>r nur solche Bieter teilnehmen, die <strong>de</strong>n<br />
Artikel tatsächlich erwerben wollen, und sich somit ein<br />
unverfälschter Marktpreis für diese Ware bil<strong>de</strong>t. Zivilrechtlich<br />
kommt ein Kaufvertrag zwischen <strong>de</strong>m Hçchstbieten<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>m Verkäufer zu <strong>de</strong>n Bedingungen zustan<strong>de</strong>,<br />
wie sie sich dargestellt hätten, wenn die Schutzgebote<br />
nicht abgegeben wor<strong>de</strong>n wären.<br />
c) Falsch eingestellte Preise<br />
Es kommt immer wie<strong>de</strong>r vor, dass Preise in einem Online-<br />
Shop falsch (in <strong>de</strong>n streitigen Fällen zu niedrig) angegeben<br />
wer<strong>de</strong>n, sei es durch eine fehlerhafte manuelle Eingabe<br />
o<strong>de</strong>r einen Systemfehler. Gibt ein Käufer ein Angebot ab<br />
und wird dieses durch ein automatisiertes Verfahren zu<br />
<strong>de</strong>m (viel) zu niedrigen Preis angenommen, so kann <strong>de</strong>r<br />
25 Dazu im Einzelnen <strong>Buchmann</strong>/Fçhlisch, K&R 2011, 433, 434 f.<br />
26 <strong>Sie</strong>he schon <strong>Buchmann</strong>, K&R 2011, 551 ff.<br />
27 AG Frankfurt a. M., 6. 6. 2011 – 31 C 2577/10 (17), K&R 2011, 747 ff.<br />
28 OLG Hamm, 20. 9. 2011 – 4 U 73/11.<br />
29 BGH, 7. 11. 2001 – VIII ZR 13/01 K&R 2002, 85 ff.<br />
30 Für die Unmçglichkeit BGH, 8. 6. 2011 – VIII ZR 305/10, K&R 2011,<br />
575 f.<br />
31 LG Detmold, 22. 2. 2012 – 10 S 163/11; ebenso AG Nürtingen, 16. 1.<br />
2012 – 11 C 1881/11.<br />
32 Weiterführend Schlçmer/Dittrich, K&R 2012, 160 f.
552 <strong>Buchmann</strong>, Fernabsatzrecht 9/2012 K&R<br />
Verkäufer seine Willenserklärung wegen Irrtums anfechten.<br />
33 Han<strong>de</strong>lt es sich um eine krasse Abweichung zwischen<br />
marktüblichem und angebotenem Preis, muss <strong>de</strong>r<br />
Verkäufer aber auch ohne Anfechtungserklärung nicht<br />
liefern. 34 Wenn <strong>de</strong>r mutmaßliche Käufer ohne Weiteres<br />
erkennen muss, dass es sich evi<strong>de</strong>nt um eine fehlerhafte<br />
Preisangabe han<strong>de</strong>lt, übt er das ihm angeblich zustehen<strong>de</strong><br />
Recht unzulässig aus, wenn er Lieferung verlangt, und<br />
kann sich wegen § 242 BGB nicht auf einen Vertragsschluss<br />
berufen. 35 Der Grundsatz „pacta sunt servanda“<br />
muss dort durchbrochen wer<strong>de</strong>n, wo eine Partei evi<strong>de</strong>nt<br />
nicht schutzwürdig ist. 36<br />
4. Händler-AGB bei Amazon Marketplace<br />
nicht Vertragsbestandteil<br />
Verkäufer, die sich zum Verkauf Ihrer Waren einer Plattform<br />
wie Amazon o<strong>de</strong>r eBay bedienen, sind im Falle einer<br />
lauterkeitsrechtlichen Abmahnung die Leidtragen<strong>de</strong>n,<br />
wenn die Plattform nicht die Mçglichkeit bietet, die Angebote<br />
rechtskonform zu gestalten. 37 Das LG Wiesba<strong>de</strong>n38 hat entschie<strong>de</strong>n, dass Händler auf <strong>de</strong>r Plattform Amazon<br />
die sog. „40-Euro-Klausel“ nicht wirksam vereinbaren<br />
kçnnen, weil die AGB <strong>de</strong>r Händler insgesamt nicht wirksam<br />
mit in <strong>de</strong>n Vertrag einbezogen wer<strong>de</strong>n. Begrün<strong>de</strong>t<br />
wur<strong>de</strong> dies damit, dass Verbraucher nicht ausdrücklich auf<br />
die Geltung <strong>de</strong>r Händler-AGB hingewiesen wer<strong>de</strong>n und<br />
auch nicht in zumutbarer Weise von <strong>de</strong>n AGB Kenntnis<br />
nehmen kçnnen. Tatsächlich wird ein Verbraucher hinter<br />
<strong>de</strong>m Verkäufernamen bzw. <strong>de</strong>m Link „<strong>de</strong>taillierte Verkäuferinformationen“<br />
lediglich verkäuferbezogene Informationen<br />
erwarten und keine kaufbezogenen Informationen,<br />
wie eben z. B. AGB. Zwar kçnnen Links auf die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Informationen genügen, 39 diese müssen dann aber<br />
entsprechend ein<strong>de</strong>utig bezeichnet wer<strong>de</strong>n. 40 Eine Vermischung<br />
von kauf- und verkäuferbezogenen Informationen<br />
ist nicht zulässig. 41<br />
Zwar muss ein Versandhändler nicht zwingend AGB nutzen,<br />
dies be<strong>de</strong>utet dann allerdings, dass er auch die „40-Euro-Klausel“<br />
in <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung nicht verwen<strong>de</strong>n<br />
darf.<br />
IV. Aktuelle Entwicklungen zum Wi<strong>de</strong>rrufsrecht<br />
bei Fernabsatzverträgen<br />
Zum – für das Fernabsatzrecht zentralen – Wi<strong>de</strong>rrufsrecht<br />
sind erneut zahlreiche Entscheidungen ergangen, die überwiegend<br />
die vorhan<strong>de</strong>ne Rechtsprechung gefestigt haben.<br />
1. Beschränkung <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rrufsrechts<br />
auf Verbraucher<br />
Unternehmer sollten sich tunlichst exakt an das Muster <strong>de</strong>r<br />
Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung halten, um nicht <strong>de</strong>ssen privilegieren<strong>de</strong><br />
Wirkung zu verlieren. 42 Streng genommen wird damit<br />
auch einem Unternehmer ein Wi<strong>de</strong>rrufsrecht eingeräumt,<br />
wenn er nach <strong>de</strong>m Muster ohne einschränken<strong>de</strong>n Hinweis<br />
belehrt wird. Denn das Muster unterschei<strong>de</strong>t nicht nach<br />
<strong>de</strong>n Adressaten, obgleich daran bereits lange Kritik geübt<br />
wird. 43 Auf Grundlage <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit kann ein Unternehmer<br />
einem an<strong>de</strong>ren Unternehmer damit selbstverständlich<br />
ein freiwilliges Wi<strong>de</strong>rrufsrecht einräumen. 44<br />
Um Missverständnisse zu vermei<strong>de</strong>n und um die Privilegierung<br />
<strong>de</strong>r Musterwi<strong>de</strong>rrufsbelehrung nicht zu verlieren,<br />
haben sich Versandhändler häufig mit <strong>de</strong>r Überschrift<br />
„Wi<strong>de</strong>rrufsrecht für Verbraucher“ o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung<br />
vorangestellten Hinweis „Verbraucher ha-<br />
ben das folgen<strong>de</strong> Wi<strong>de</strong>rrufsrecht“ beholfen. Zutreffend hat<br />
<strong>de</strong>r BGH 45 die in <strong>de</strong>r obergerichtlichen Rechtsprechung<br />
streitige Frage 46 <strong>de</strong>r Zulässigkeit einer solchen Einschränkung<br />
bejaht. Der BGH begrün<strong>de</strong>te seine Entscheidung<br />
damit, dass eine Überschrift die Musterwi<strong>de</strong>rrufsbelehrung<br />
als solche nicht verän<strong>de</strong>re. Im Übrigen gelte das Klarheitsund<br />
Verständlichkeitsgebot gemäß § 312 c Abs. 1 S. 1,<br />
§ 355 Abs. 2 S. 1 BGB a. F. i.V. m. Art. 246 § 1 Nr. 10<br />
EGBGB nicht für <strong>de</strong>n persçnlichen Anwendungsbereich,<br />
son<strong>de</strong>rn nach Sinn und Zweck sowie nach <strong>de</strong>m Wortlaut<br />
nur für die Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung selbst. 47 Die Begründung<br />
ist sehr formal, im Ergebnis ist diese Entscheidung aber<br />
vçllig richtig. Der BGH führte zu<strong>de</strong>m aus, dass es nicht<br />
Sache <strong>de</strong>s Versandhändlers sei zu prüfen, ob <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />
Verbraucher o<strong>de</strong>r Unternehmer ist, er und daher nicht dafür<br />
verantwortlich sei, wie <strong>de</strong>r jeweilige Kun<strong>de</strong> die Belehrung<br />
interpretiert. Damit dürfte sich die häufig gesehene Definition<br />
<strong>de</strong>s Verbraucherbegriffs in AGB erübrigen. 48 Es<br />
wäre für <strong>de</strong>n Gesetzgeber ein Einfaches gewesen, im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r zahlreichen Anpassungen <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung<br />
<strong>de</strong>ren erstes Wort „<strong>Sie</strong>“ durch „Verbraucher“ zu ersetzen.<br />
2. Belehrung über das Bestehen und Nichtbestehen<br />
<strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rrufsrechts<br />
Nach <strong>de</strong>m ein<strong>de</strong>utigen Wortlaut <strong>de</strong>s Art. 246 § 1 Nr. 10<br />
EGBGB muss ein Unternehmer nicht nur über das Bestehen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch über das Nichtbestehen <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rrufsrechts<br />
informieren. Sofern <strong>de</strong>r Anwendungsbereich <strong>de</strong>s<br />
Fernabsatzrechts über § 312 b Abs. 1 BGB erçffnet ist<br />
und keine <strong>de</strong>r Ausnahmen in § 312 b Abs. 1 2. Hs. o<strong>de</strong>r<br />
Abs. 3 BGB vorliegt, muss ein Unternehmer folglich entwe<strong>de</strong>r<br />
vollständig über das Wi<strong>de</strong>rrufsrecht belehren o<strong>de</strong>r<br />
aber darauf hinweisen, dass ein Wi<strong>de</strong>rrufsrecht nicht besteht.<br />
49 Der BGH legte in dieser klarstellen<strong>de</strong>n Entscheidung<br />
auch fest, dass die Lieferung von Zeitungen, Zeitschriften<br />
und Illustrierten nicht nach § 312 b Abs. 3 Nr. 5<br />
BGB (Haushaltsgegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s täglichen Bedarfs) vom<br />
Anwendungsbereich <strong>de</strong>s Fernabsatzrechts ausgeschlossen<br />
ist, weil § 312 d Abs. 4 Nr. 3 BGB insoweit systematisch<br />
vorrangig sei. 50<br />
Das OLG Hamm51 hat zu<strong>de</strong>m erneut bestätigt, dass die<br />
Verwendung von zwei unterschiedlichen Wi<strong>de</strong>rrufsbeleh-<br />
33 Vgl. schon BGH, 26. 1. 2005 – VIII ZR 79/04, K&R 2005, 176 f.<br />
34 LG Berlin, 21. 5. 2012 – 52 S 140/11.<br />
35 Grüneberg, in: Palandt (Fn. 10), § 242 Rn. 38; a. A. AG Esslingen, 26. 6.<br />
2012 – 3 C 747/12.<br />
36 An<strong>de</strong>rs bei eBay-Auktionen ab einem Euro: BGH 28. 3. 2012 –<br />
VIII ZR 244/10, K&R 2012, 424 ff.<br />
37 OLG Hamm, 20. 5. 2010 – I-4 U 225/09, K&R 2010, 591 ff.; LG Hamburg,<br />
24. 11. 2011 – 327 O 196/11, K&R 2012, 66. Dazu <strong>Buchmann</strong>, K&R<br />
2012, 90 f.<br />
38 LG Wiesba<strong>de</strong>n, 21. 12. 2011 – 11 O 65/11, MMR 2012, 372 m. Anm.<br />
Faustmann.<br />
39 BGH 20. 7. 2006 – I ZR 228/03, K&R 2006, 575 ff.<br />
40 OLG Frankfurt a. M., 14. 12. 2006 – 6 U 129/06, NJW-RR 2007, 482.<br />
41 OLG Hamm, 14. 4. 2005 – 4 U 2/05, K&R 2005, 381 ff.; OLG Jena, 8. 3.<br />
2006 – 2 U 990/05; OLG Hamburg, 3. 2. 2005 – 5 U 128/04.<br />
42 BGH, 1. 3. 2012 – III ZR 83/11 (zur BGB-InfoV), NZG 2012, 427.<br />
43 <strong>Buchmann</strong>, MMR 2007, 347 ff.; <strong>de</strong>rs., K&R 2008, 12, ff.; Masuch, NJW<br />
2008, 1700 ff.<br />
44 BGH, 6. 12. 2011 – XI ZR 401/10; Ebnet, NJW 2011, 1029, 1030 f.;<br />
einschränkend OLG Hamburg, 19. 6. 2009 – 11 U 210/06; a. A. Corzelius,<br />
EWiR 2009, 243, 244.<br />
45 BGH, 9. 11. 2011 – I ZR 123/10, K&R 2012, 428 ff.<br />
46 Dafür: OLG Hamburg, 3. 6. 2010 – 3 U 125/09, K&R 2010, 821 ff.;<br />
dagegen: OLG Stuttgart, 11. 12. 2008 – 2 U 57/08.<br />
47 BGH, 9. 11. 2011 – I ZR 123/10, K&R 2012, 428 ff.<br />
48 OLG Hamburg, 3. 6. 2010 – 3 U 125/09, K&R 2010, 821 ff.<br />
49 BGH, 9. 6. 2011 – I ZR 17/10, K&R 2012, 51 ff.<br />
50 BGH, 9. 6. 2011 – I ZR 17/10, K&R 2012, 51 ff.<br />
51 OLG Hamm, 24. 5. 2012 – I-4 U 48/12, K&R 2012, 618 ff.; OLG Hamm,<br />
26. 5. 2011, I-4 U 35/11.
K&R 9/2012 <strong>Buchmann</strong>, Fernabsatzrecht 553<br />
rungen für dasselbe Angebot unzulässig ist. Wer über das<br />
Bestehen o<strong>de</strong>r Nichtbestehen <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rrufsrechts belehrt,<br />
darf folglich an allen relevanten Stellen nur einen einzigen<br />
Wortlaut verwen<strong>de</strong>n. 52<br />
Wenig überraschend entschied das OLG Hamm, 53 dass im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung nicht mehr auf die BGB-<br />
InfoV verwiesen wer<strong>de</strong>n darf. 54 Insbeson<strong>de</strong>re han<strong>de</strong>lt es<br />
sich dabei nicht um eine Bagatelle, so dass die Grenze <strong>de</strong>r<br />
Spürbarkeit überschritten ist. 55<br />
Wird nicht entsprechend <strong>de</strong>r gesetzlichen Vorgaben über<br />
das Wi<strong>de</strong>rrufsrecht belehrt, läuft eine unendliche Wi<strong>de</strong>rrufsfrist,<br />
vgl. § 355 Abs. 4 S. 3 BGB. 56<br />
3. Bitte zur Rücksendung in Originalverpackung<br />
Macht ein Verbraucher vom Wi<strong>de</strong>rrufsrecht Gebrauch,<br />
muss er lediglich die Ware an <strong>de</strong>n Versandhändler zurücksen<strong>de</strong>n.<br />
Dazu kann er sich irgen<strong>de</strong>iner Verpackung bedienen,<br />
das Aufbewahren <strong>de</strong>r Originalverpackung kann einem<br />
Verbraucher, <strong>de</strong>r sich seiner Kaufentscheidung noch gar<br />
nicht sicher ist, offenbar nicht zugemutet wer<strong>de</strong>n. Dieser<br />
Ansatz ist unverständlich. Zwar hat <strong>de</strong>r EuGH57 klargestellt,<br />
die Fernabsatzrichtlinie müsse dahingehend ausgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass an einen Verbraucher keine Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
gestellt wer<strong>de</strong>n dürfen, die ihn von <strong>de</strong>r Ausübung<br />
seines Wi<strong>de</strong>rrufsrechts abhalten kçnnten. Aber zumin<strong>de</strong>st<br />
bei Waren, die als Paket verschickt wer<strong>de</strong>n kçnnen, stellt<br />
sich die berechtigte Frage, warum insoweit das Gebot <strong>de</strong>s<br />
§ 241 Abs. 2 BGB, auf die Interessen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Vertragspartei<br />
Rücksicht zu nehmen, unbeachtet bleiben soll.<br />
Ohne Originalverpackung ist diese Ware in <strong>de</strong>r Regel nur<br />
mit hohen Preisnachlässen zu verkaufen.<br />
Versandhändler versuchen daher, mit verschie<strong>de</strong>nen Mitteln<br />
zu erreichen, dass Verbraucher bei Ausübung <strong>de</strong>s<br />
Wi<strong>de</strong>rrufsrechts die Originalverpackung verwen<strong>de</strong>n. Das<br />
LG Hamburg58 hat entschie<strong>de</strong>n, dass die einfache Bitte um<br />
Rücksendung <strong>de</strong>r Ware in <strong>de</strong>r Originalverpackung lauterkeitsrechtlich<br />
nicht zu beanstan<strong>de</strong>n ist. Dabei stellte das<br />
Gericht klar, dass weitere Hinweise, die zu einer gewissen<br />
Verbindlichkeit führen, nicht zulässig sind. Eine hçchstrichterliche<br />
Klärung dieser Frage steht noch aus. Die einschränken<strong>de</strong><br />
Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s LG Hamburg für das ausufern<strong>de</strong><br />
Wi<strong>de</strong>rrufsrecht ist jedoch zu begrüßen.<br />
4. Postfach in <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung genügt (nicht<br />
mehr)<br />
Nach einer Entscheidung <strong>de</strong>s BGH59 Anfang <strong>de</strong>s Jahres<br />
2012 genügt in einer Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung die Angabe eines<br />
Postfachs. Zu beachten ist allerdings, dass diese Entscheidung<br />
nur noch historischen Wert hat, da sie sich noch auf<br />
die BGB-InfoV bezieht. Zwar wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>r<br />
BGB-InfoV insoweit in Art. 245 § 1 Nr. 10 EGBGB übernommen,<br />
allerdings sieht <strong>de</strong>r neu eingeführte § 360 Abs. 1<br />
Nr. 3 BGB vor, dass die Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung eine ladungsfähige<br />
Adresse <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rrufsadressaten enthalten muss.<br />
Die Vorschriften sind insoweit nicht konform und <strong>de</strong>ren<br />
Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r ist nicht ganz ein<strong>de</strong>utig. <strong>Sie</strong> enthalten<br />
verschie<strong>de</strong>ne Anfor<strong>de</strong>rungen, ohne dass dafür ein erkennbarer<br />
Grund besteht. Ein Postfach genügt § 360 Abs. 1<br />
Nr. 3 BGB je<strong>de</strong>nfalls nicht. 60<br />
5. Wi<strong>de</strong>rrufsfrist bei eBay<br />
Das LG Dortmund hatte mit einem Beschluss bei eBay-<br />
Händlern kurz für Irritationen gesorgt, in <strong>de</strong>m u. a. einem<br />
Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung stattge-<br />
geben wur<strong>de</strong>, weil die Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung erst 49 Stun<strong>de</strong>n<br />
nach <strong>de</strong>m erfolgreichen Gebot (allerdings sofort nach Beendigung<br />
<strong>de</strong>r Auktion) in Textform an <strong>de</strong>n Käufer geschickt<br />
wur<strong>de</strong>. Dies sei nicht „unverzüglich“ im Sinne<br />
<strong>de</strong>s Gesetzes (§ 355 Abs. 2 S. 2 BGB), so dass die Wi<strong>de</strong>rrufsfrist<br />
einen Monat betrage. Das LG hat diesen Beschluss<br />
insoweit allerdings bereits auf <strong>de</strong>n ergangenen Wi<strong>de</strong>rspruch<br />
korrigiert und wur<strong>de</strong> durch das OLG Hamm 61 darin<br />
bestätigt. 62<br />
6. Berechnung <strong>de</strong>s Nutzungsersatzes nach Wi<strong>de</strong>rruf<br />
In <strong>de</strong>r Praxis unklar ist immer noch die Frage, wie <strong>de</strong>r<br />
Nutzungsersatz im Falle eines wi<strong>de</strong>rrufenen Fernabsatzvertrags<br />
berechnet wer<strong>de</strong>n soll. 63 In Betracht kommt eine<br />
lineare Berechnung (Verhältnis benutzte Zeit zur Gesamtnutzungsdauer),<br />
die allerdings nicht berücksichtigt, dass<br />
<strong>de</strong>r Wertverlust bei vielen Waren bei <strong>de</strong>r anfänglichen<br />
Nutzung entsteht. Diese Metho<strong>de</strong> wählte z. B. das AG<br />
Steinfurt, 64 ein Verbraucher hatte ein Notebook knapp vier<br />
Monate verwen<strong>de</strong>t. Für je<strong>de</strong> Woche <strong>de</strong>r Nutzung erhielt<br />
<strong>de</strong>r Versandhändler 2,24 Euro. Vorteile hat insoweit eine<br />
<strong>de</strong>gressive Berechnung, die <strong>de</strong>n Wertverlust am Anfang<br />
stärker berücksichtigt, allerdings muss § 357 Abs. 3 BGB<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n. Einen interessanten Weg wählte das AG<br />
Kçln: 65 vom geltend gemachten Wertersatzanspruch von<br />
30 % <strong>de</strong>s Kaufpreises für eine Matratze, die unstreitig fünf<br />
Tage vom Verbraucher benutzt wur<strong>de</strong>, gestand das Gericht<br />
<strong>de</strong>m Versandhändler 60 % zu. Die Matratze hätte hçchstens<br />
zwei Tage verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n dürfen, so dass die<br />
übrigen drei Tage wertersatzpflichtig seien.<br />
7. „40-Euro-Klausel“<br />
Die sog. „40-Euro-Klausel“ wird alsbald <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
angehçren, weil die VRRL eine solche Ausnahme<br />
künftig nicht mehr zulässt. Bis zur Umsetzung <strong>de</strong>r Richtlinie<br />
besteht diesbezüglich weiterhin Rechtsunsicherheit.<br />
Streitig ist, ob die Klausel, wenn sie in <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung<br />
verwen<strong>de</strong>t wird, noch einmal geson<strong>de</strong>rt in <strong>de</strong>n<br />
AGB vereinbart wer<strong>de</strong>n muss. Dafür spricht <strong>de</strong>r (ein<strong>de</strong>utige)<br />
Wortlaut von § 357 Abs. 3 S. 2 BGB, fraglich ist nur,<br />
ob die in <strong>de</strong>n AGB abgedruckte Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung genügt,<br />
um eine entsprechen<strong>de</strong> Vereinbarung herbeizuführen.<br />
66 Das OLG München hat nunmehr als einziges Ober-<br />
52 Dazu auch Schlçmer/Dittrich, K&R 2012, 160, 163 f.<br />
53 OLG Hamm 13. 10. 2011 – I-4 U 99/11, K&R 2012, 218 ff.; so auch LG<br />
Cottbus, 23. 8. 2011 – 11 O 73/11.<br />
54 Das entsprechen<strong>de</strong> Gesetz ist bereits am 10. 6. 2010 in Kraft getreten, dazu<br />
<strong>Buchmann</strong>, K&R 2010, 533 ff.<br />
55 OLG Jena, 20. 7. 2011 – 2 W 320/11, K&R 2011, 667 ff.: Das Aktualisieren<br />
veralteter Vorschriften in <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung lässt die Wie<strong>de</strong>rholungsgefahr<br />
entfallen.<br />
56 Klarstellend AG Hamburg-Wandsbek, 13. 1. 2012 – 716a C 354/11.<br />
57 EuGH, 3. 9. 2009 – C-489/07, K&R 2009, 703 ff. m. Anm. Ballhausen;<br />
dazu ausführlich: Fçhlisch/<strong>Buchmann</strong>, MMR 2010, 3, 4; dies., K&R<br />
2010, 433, 434 f.<br />
58 LG Hamburg, 6. 1. 2011 – 327 O 779/10 in Abgrenzung zu LG Dortmund,<br />
8. 5. 2008 – 18 O 118/07, LG Düsseldorf, 17. 5. 2006 – 12 O 496/05 und<br />
OLG Koblenz, 19. 4. 2007 – 4 U 305/07.<br />
59 BGH, 25. 1. 2012 – VIII ZR 95/11, K&R 2012, 283 f.<br />
60 OLG Saarbrücken, 12. 8. 2010 – 8 U 3437/09.<br />
61 OLG Hamm, 10. 1. 2012 – I-4 U 145/11, K&R 2012, 219 ff.<br />
62 Zum Ganzen auch Schlçmer/Dittrich, K&R 2012, 160, 164 f.<br />
63 Zum Ganzen ausführlich <strong>Buchmann</strong>/Fçhlisch, K&R 2011, 433 ff.<br />
64 AG Steinfurt, 12. 10. 2011 – 4 C 168/10.<br />
65 AG Kçln, 4. 4. 2012 – 119 C 462/11.<br />
66 Nicht ausreichend: OLG Bran<strong>de</strong>nburg, 22. 2. 2011 – 6 U 80/10, K&R<br />
2011, 267 ff.; OLG Stuttgart, 10. 12. 2009 – 2 U 51/09; OLG Hamm,<br />
2. 3. 2010 – 4 U 180/09; OLG Koblenz, 8. 3. 2010 – 9 U 1283/09, K&R<br />
2010, 353 ff.; OLG Hamburg, 17. 2. 2010 – 5 W 10/10; LG Dortmund,<br />
26. 3. 2009 – 16 O 46/09; LG Hannover, 17. 3. 2010 – 22 O 16/10; a. A.<br />
LG Frankfurt a. M., 4. 12. 2009 – 3-12 O 123/09, K&R 2010, 208 ff.
554 <strong>Buchmann</strong>, Fernabsatzrecht 9/2012 K&R<br />
gericht die Auffassung vertreten, eine zusätzliche Vereinbarung<br />
sei nicht erfor<strong>de</strong>rlich, die Belehrung über das Wi<strong>de</strong>rrufsrecht<br />
beinhalte nach <strong>de</strong>r allgemeinen Auffassung<br />
naturgemäß auch Einschränkungen. 67 Diese Einschätzung<br />
ist rechtsdogmatisch falsch, es wird die gesetzlich zwingend<br />
vorgesehene Unterscheidung zwischen gesetzlicher<br />
Informationspflicht und vertraglicher Vereinbarung nicht<br />
berücksichtigt. Dies zeigt Art. 246 § 2 Abs. 3 EGBGB. 68<br />
8. Telefonisch geschlossene Fernabsatzverträge<br />
Bietet ein Versandhändler neben seinem Online-Shop auch<br />
die Mçglichkeit, Waren telefonisch zu bestellen, erçffnen<br />
sich dadurch zahlreiche, kaum mehr zu durchdringen<strong>de</strong><br />
Folgeprobleme. 69 Dies zeigt auch eine Entscheidung <strong>de</strong>s<br />
OLG Koblenz. 70 Mçchte ein Unternehmer am Telefon vor<br />
Abschluss <strong>de</strong>s Vertrags einen Verbraucher gemäß Art. 246<br />
§ 1 EGBGB belehren, muss er beachten, dass er nicht auf<br />
die Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung im Online-Shop verweisen darf<br />
bzw. diese auch nicht mündlich verwen<strong>de</strong>n darf. Denn im<br />
Online-Shop kommt <strong>de</strong>r Vertrag im elektronischen Geschäftsverkehr<br />
zustan<strong>de</strong>, so dass die beson<strong>de</strong>ren Voraussetzungen<br />
von § 312 g BGB Anwendung fin<strong>de</strong>n. Hierdurch<br />
muss auch innerhalb <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung auf<br />
die Erfüllung <strong>de</strong>r Pflichtinformationen gemäß § 312 g<br />
Abs. 1 S. 1 BGB i.V. m. Art. 246 § 3 EGBGB hingewiesen<br />
wer<strong>de</strong>n, da dies Voraussetzung für <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsfrist<br />
ist.<br />
Ein Vertragsabschluss per Telefon ist keiner im elektronischen<br />
Geschäftsverkehr. 71 Dieser Teil <strong>de</strong>s Satzes ist<br />
daher in <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung zu streichen. Mçchte<br />
ein Unternehmer die Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung im Übrigen genauso<br />
verwen<strong>de</strong>n wie im Online-Shop, müsste er diese<br />
<strong>de</strong>m Verbraucher am Telefon mit <strong>de</strong>r genannten Modifikation<br />
vollständig vorlesen. Unternehmer, die diesen wenig<br />
praktikablen Weg nicht gehen mçchten, müssen zumin<strong>de</strong>st<br />
im Rahmen von § 360 Abs. 1 BGB belehren. Die<br />
Wi<strong>de</strong>rrufsfrist beträgt in diesen Fällen wegen § 355 Abs. 2<br />
S. 3 BGB einen Monat. Denn selbst wenn ein Unternehmer<br />
<strong>de</strong>m Verbraucher unverzüglich nach Vertragsschluss die<br />
Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung in Textform zusen<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong> (z. B. per<br />
E-Mail), so wür<strong>de</strong>n doch die Voraussetzungen von § 355<br />
Abs. 2 S. 2 BGB nicht vorliegen, <strong>de</strong>nn dann hätte <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer gemäß Art. 246 Abs. 1 Nr. 10 EGBGB vollständig<br />
belehren müssen.<br />
Der Unternehmer kann auch keinen Wertersatz für eine<br />
durch die bestimmungsgemäße Ingebrauchnahme <strong>de</strong>r Sache<br />
entstan<strong>de</strong>ne Verschlechterung <strong>de</strong>r Ware verlangen,<br />
<strong>de</strong>nn dazu müsste ein Verbraucher nach § 357 Abs. 3 S. 2<br />
BGB vor Abgabe seiner Vertragserklärung über die Wertersatzpflicht<br />
unterrichtet wor<strong>de</strong>n sein. Schließlich muss<br />
auch bedacht wer<strong>de</strong>n, dass – selbst wenn dies geschehen<br />
wäre – die Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung in Textform unverzüglich<br />
nach Vertragsschluss an <strong>de</strong>n Verbraucher übermittelt wer<strong>de</strong>n<br />
müsste. Erfolgt die Zustellung <strong>de</strong>r Ware nicht innerhalb<br />
von 24 Stun<strong>de</strong>n, 72 müsste dies also vorab per Fax o<strong>de</strong>r<br />
E-Mail geschehen.<br />
V. Lieferung, Versandkosten und Preisangaben<br />
1. Lieferzeiten<br />
Die Lieferzeit ist für Online-Shops ein wesentliches Merkmal.<br />
Online-Käufer mçchten zwar gerne die in <strong>de</strong>r Regel<br />
günstigeren Preise genießen, gleichzeitig aber die Ware<br />
auch so schnell wie mçglich erhalten. Der BGH73 entschied,<br />
dass die Google-AdWords-Werbung „Lieferung<br />
innerhalb von 24 Stun<strong>de</strong>n“ lauterkeitsrechtlich unbe<strong>de</strong>nklich<br />
sei, wenn es zu Einschränkungen komme, die ein<br />
Verbraucher erwarte. Im Übrigen la<strong>de</strong> diese erkennbar<br />
unvollständige Kurzangabe ähnlich einer Überschrift lediglich<br />
dazu ein, die ausführlichen Informationen zur<br />
Kenntnis zu nehmen, die sich <strong>hier</strong> unmittelbar hinter <strong>de</strong>m<br />
Link befan<strong>de</strong>n. Dort wur<strong>de</strong> einschränkend festgehalten,<br />
dies gelte nur bei einer Bestellung bis 16:45 Uhr Montag<br />
bis Samstag und das Paket sei in <strong>de</strong>r Regel am nächsten<br />
Werktag beim Kun<strong>de</strong>n. 74 Einen ähnlichen Ansatz verfolgt<br />
das OLG Hamm75 im Fall sog. Preisgarantien; auch <strong>hier</strong><br />
darf ein plakativer Hinweis zum günstigsten Preis eingeschränkt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Lieferzeiten müssen im Übrigen so angegeben wer<strong>de</strong>n,<br />
dass klar ist, wann die Ware spätestens beim Kun<strong>de</strong>n<br />
eintrifft, und nicht, wann das Paket vom Versandhändler<br />
an <strong>de</strong>n Paketdienst übergeben wird. 76 Dies impliziert<br />
Art. 246 § 1 Nr. 9 EGBGB, <strong>de</strong>r ausdrücklich von <strong>de</strong>r „Lieferung“<br />
spricht. 77 Eine Lieferung liegt aber erst vor, wenn<br />
die Gefahr <strong>de</strong>s zufälligen Untergangs auf <strong>de</strong>n Verbraucher<br />
übergegangen ist, wegen § 474 Abs. 2 S. 2 BGB folglich<br />
erst mit <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r Ware an <strong>de</strong>n Verbraucher.<br />
2. Versandkosten<br />
Die Angabe von Auslandsversandkosten ist in <strong>de</strong>r Praxis<br />
nach wie vor ein Problem, wenn die Berechnung aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>r Ware erst erfolgen kann, nach<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Verbraucher mitgeteilt hat, wohin exakt er die Ware<br />
geliefert haben mçchte. Versandhändler behelfen sich in<br />
diesen Fällen entwe<strong>de</strong>r mit einer Pauschale, die je nach<br />
Fallkonstellation für die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Vertragspartei<br />
unangemessen sein kann, o<strong>de</strong>r stellen die Berechnung<br />
zurück, stellen eine spätere Berechnung in Aussicht o<strong>de</strong>r<br />
verweisen darauf, dass diese „auf Anfrage“ berechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die obergerichtliche Rechtsprechung ist <strong>hier</strong> uneinheitlich.<br />
Das OLG Hamm hatte die Angabe von Auslandsversandkosten<br />
als Verpflichtung erachtet, das OLG Frankfurt<br />
hingegen befand, dass dieser Verstoß gegen § 1 Abs. 2<br />
PAngV nicht spürbar im Sinne von § 3 Abs. 1 UWG sei.<br />
Denn die PAngV gelte nur für im Inland ansässige Verbraucher.<br />
Diese müssten folglich einen Versand ins Ausland<br />
wünschen. Solche Fälle seien zwar <strong>de</strong>nkbar, aber<br />
selten.<br />
Solange eine hçchstrichterliche Klärung dieser Frage aussteht,<br />
ist es Versandhändlern zu raten, die Auslandsversandkosten<br />
so exakt wie mçglich zu bestimmen. Das OLG<br />
Frankfurt hat zu § 5 a Abs. 3 Nr. 4 Abs. 4 UWG keine<br />
Stellung genommen.<br />
Min<strong>de</strong>rmengenzuschläge sind nach Ansicht <strong>de</strong>s OLG<br />
Hamm78 nicht Bestandteil <strong>de</strong>r Versandkosten, so dass<br />
darauf geson<strong>de</strong>rt verwiesen wer<strong>de</strong>n muss. Ein Hinweis<br />
bei <strong>de</strong>n Versandkosten genügt daher nicht.<br />
67 OLG München, 7. 2. 2012 – 29 W 212/12.<br />
68 Zum Ganzen ausführlich <strong>Buchmann</strong>, K&R 2010, 458 ff.<br />
69 Dazu <strong>Buchmann</strong>, K&R 2012, 431 ff.<br />
70 OLG Koblenz, 28. 3. 2012 – 9 U 1166/11, K&R 2012, 431 ff. m. Anm.<br />
<strong>Buchmann</strong>.<br />
71 Grüneberg, in: Palandt (Fn. 10), § 312 g Rn. 2.<br />
72 Ausführlich <strong>Buchmann</strong>, K&R 2010, 533, 534.<br />
73 BGH, 12. 5. 2011 – I ZR 199/10.<br />
74 Zur Zulässigkeit von Lieferangaben „in <strong>de</strong>r Regel“ vgl. OLG Frankfurt<br />
a. M., 27. 7. 2011 – 6 W 55/11, K&R 2011, 740 ff.; zuvor bereits OLG<br />
Bremen, 8. 9. 2009 – 2 W 55/09; KG Berlin, 3. 4. 2007 – 5 W 73/07.<br />
75 OLG Hamm, 2. 8. 2011 – I-4 U 93/11, K&R 2011, 805 ff.<br />
76 So aber wohl LG Hamburg, 12. 11. 2008 – 312 O 733/08.<br />
77 Grüneberg, in: Palandt (Fn. 10), EGBEB Art. 246 § 1 Rn. 9.<br />
78 OLG Hamm, 28. 6. 2012 – I-4 U 69/12, K&R 2012, 619 ff.
K&R 9/2012 <strong>Buchmann</strong>, Fernabsatzrecht 555<br />
3. Grundpreise<br />
Gemäß § 2 Abs. 1 PAngV müssen die Grundpreise in<br />
unmittelbarer Nähe zum Endpreis angegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Das OLG Hamm urteilte, dass die fehlen<strong>de</strong> Angabe <strong>de</strong>s<br />
Grundpreises stets unlauter ist, 79 und rückte damit unter<br />
Verweis auf die RL 98/6/EG80 teilweise von einer zuvor<br />
geäußerten Beurteilung81 ab.<br />
Mit seiner Entscheidung in Sachen „Dr. Clau<strong>de</strong>r’s Hufpflege“<br />
hatte <strong>de</strong>r BGH82 bereits im Jahr 2009 klargestellt,<br />
dass die Grundpreisangabe immer in unmittelbarer Nähe<br />
zum Endpreis stehen muss und damit nicht erst auf einer<br />
Unterseite mit einer <strong>de</strong>taillierten Beschreibung <strong>de</strong>r angebotenen<br />
Ware, son<strong>de</strong>rn auch auf einer Übersichtsseite,<br />
z. B. bei <strong>de</strong>r Darstellung in einer Preissuchmaschine o<strong>de</strong>r<br />
bei Übersichtsseiten. Konsequenterweise stellte das LG<br />
Hamburg fest, dass auch auf <strong>de</strong>n Übersichtsseiten von<br />
eBay die Grundpreise angegeben wer<strong>de</strong>n müssen. 83<br />
Hçchstrichterlich ungeklärt bleibt die Frage, wo sich auf<br />
dieser gleichen Internetseite <strong>de</strong>r Grundpreis räumlich befin<strong>de</strong>n<br />
muss, um noch im Sinne von § 2 Abs. 1 PAngV in<br />
„unmittelbarer Nähe“ zu stehen. Damit Endpreis und<br />
Grundpreis räumlich in unmittelbarer Nähe zueinan<strong>de</strong>r<br />
stehen, dürfen zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Informationen nicht<br />
noch weitere kauf- o<strong>de</strong>r verkäuferbezogene Informationen<br />
aufgeführt wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m darf <strong>de</strong>r Grundpreis nicht so<br />
weit vom Endpreis entfernt stehen, dass bei<strong>de</strong> Preise nicht<br />
auf einen Blick wahrgenommen wer<strong>de</strong>n kçnnen. Eine<br />
rechtskonforme Darstellung bei eBay ist damit (gegenwärtig<br />
noch) nicht mçglich. 84<br />
Das OLG Kçln85 entschied, dass Gratis-Zugaben in <strong>de</strong>n<br />
Grundpreis mit eingerechnet wer<strong>de</strong>n müssen. Streitig war<br />
in <strong>de</strong>m Verfahren, ob <strong>de</strong>r Grundpreis aus <strong>de</strong>n verkauften<br />
zwçlf Flaschen (dann 0,67 Euro/Liter) o<strong>de</strong>r unter Einschluss<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n zusätzlichen Gratisflaschen (dann<br />
0,57 Euro/Liter) anzugeben ist. Sinn und Zweck <strong>de</strong>s<br />
Grundpreises ist es, einem Endverbraucher die Vergleichbarkeit<br />
mit an<strong>de</strong>ren Waren in Fertigpackungen, offenen<br />
Packungen o<strong>de</strong>r als Verkaufseinheiten ohne Umhüllung<br />
nach Gewicht, Volumen, Länge o<strong>de</strong>r Fläche zu ermçglichen.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd kommt es nur darauf an, was <strong>de</strong>r Endverbraucher<br />
für seine Gegenleistung erhält. Bekommt er<br />
14 Flaschen zum Preis von 12, so ist es für einen Verbraucher<br />
ohne je<strong>de</strong> Relevanz, ob er zwei davon als Gratiszugabe<br />
bekommt o<strong>de</strong>r ob er insgesamt pro Flasche weniger<br />
bezahlt. Entschei<strong>de</strong>nd ist für ihn nur das En<strong>de</strong>rgebnis und<br />
damit <strong>de</strong>r Grundpreis auf alle 14 Flaschen gerechnet.<br />
Unternehmer kçnnen daher die Gratiszugaben in <strong>de</strong>n<br />
Grundpreis einrechnen, müssen es aber nicht. Weisen sie<br />
nur <strong>de</strong>n Grundpreis ohne die Zugaben aus (und damit einen<br />
hçheren Grundpreis), so ist dies zu ihrem Nachteil. Dies ist<br />
nicht unlauter.<br />
VI. Gewährleistung und Garantie<br />
Die Einschränkung <strong>de</strong>r gesetzlichen Gewährleistungsrechte<br />
eines Verbrauchers ist stets wettbewerbswidrig, dies hat<br />
das OLG Hamm 86 für <strong>de</strong>n Fall einer zweiwçchigen Rügefrist<br />
auch für offensichtliche Mängel erneut bestätigt.<br />
Verstoßen AGB gegen gelten<strong>de</strong>s Recht, liegt stets auch ein<br />
Lauterkeitsverstoß vor. 87<br />
Die Werbung mit Garantien in einem Online-Shop wur<strong>de</strong><br />
in einem Urteil <strong>de</strong>s BGH zunächst von allen weiteren<br />
Erfor<strong>de</strong>rnissen freigestellt; da es sich dort lediglich um<br />
eine invitatio ad offerendum han<strong>de</strong>le, müsste eine <strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s § 477 BGB entsprechen<strong>de</strong> Garantie-<br />
erklärung nicht bereits im Online-Shop abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
88 Daraus wur<strong>de</strong> geschlossen, dass bei eBay eine vollständige<br />
Garantieerklärung im Angebot enthalten sein<br />
müsse, da es sich um ein rechtlich bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Angebot<br />
handle. 89 Für etwas Irritation sorgt insoweit ein Urteil<br />
<strong>de</strong>s BGH zum Rechtsmissbrauch. Dort hatte ein Händler<br />
auf eBay mit „2 Jahre Garantie“ geworben und war dafür<br />
abgemahnt wor<strong>de</strong>n. Nach Auffassung <strong>de</strong>s BGH bestand<br />
ein Unterlassungsanspruch nicht, da nur Willenserklärungen,<br />
„die zum Abschluss eines Kaufvertrags (unselbständige<br />
Garantie) o<strong>de</strong>r eines eigenständigen Garantievertrags<br />
führen, nicht dagegen die Werbung, die <strong>de</strong>n Verbraucher<br />
lediglich zur Bestellung auffor<strong>de</strong>rt und in diesem Zusammenhang<br />
eine Garantie ankündigt, ohne sie bereits rechtsverbindlich<br />
zu versprechen“, 90 unter <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Garantieerklärung<br />
nach § 477 Abs. 1 BGB fallen. Im Zweifel<br />
han<strong>de</strong>le es sich im Internet um eine invitatio ad offerendum.<br />
Die vertraglich bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Übernahme einer Beschaffenheitsgarantie<br />
sei we<strong>de</strong>r festgestellt noch ersichtlich. Die<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten zum Vertragsschluss bei eBay 91 erçrtert<br />
<strong>de</strong>r BGH nicht. Es ist aber mangels weiterer Ausführungen<br />
auch nicht davon auszugehen, dass <strong>de</strong>r BGH <strong>de</strong>n Vertragsschluss<br />
bei eBay neu beurteilen wollte.<br />
VII. Lauterkeitsrechtliche Implikationen<br />
Die verbraucherschützen<strong>de</strong>n fernabsatzrechtlichen Normen<br />
sind immer wie<strong>de</strong>r Gegenstand von lauterkeitsrechtlichen<br />
Abmahnungen. Bei <strong>de</strong>n Gerichten setzt sich langsam<br />
die Erkenntnis durch, dass viele Verstçße gegen verbraucherschützen<strong>de</strong><br />
Vorschriften auf <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l überhaupt<br />
keinen Einfluss haben. Kein Wettbewerber verkauft<br />
auch nur einen Artikel mehr, weil er in <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsbelehrung<br />
auf § 312 e BGB statt auf § 312 g BGB verweist.<br />
Es bleibt die spannen<strong>de</strong> Frage, warum ein Wettbewerber<br />
ein erhebliches Kostenrisiko auf sich nimmt, um z. B.<br />
einen solchen (zweifelsohne bestehen<strong>de</strong>n) Lauterkeitsverstoß<br />
abzumahnen.<br />
Der BGH hat – in Bestätigung <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s<br />
OLG Hamm – eine Reihe weiterer (keineswegs abschließen<strong>de</strong>r)<br />
Kriterien aufgestellt, die in die Abwägung, ob<br />
Rechtsmissbrauch nach § 8 Abs. 4 UWG vorliegt, einzustellen<br />
sind. 92 Entschei<strong>de</strong>nd ist, ob sachfrem<strong>de</strong> Ziele die<br />
eigentliche Triebfe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s geltend gemachten Anspruchs<br />
sind. Dies kçnne nur durch eine sorgfältige Abwägung <strong>de</strong>r<br />
maßgeblichen Einzelumstän<strong>de</strong> festgestellt wer<strong>de</strong>n, wobei<br />
das Verhalten <strong>de</strong>s Gläubigers bei <strong>de</strong>r Verfolgung dieses<br />
und an<strong>de</strong>rer Verstçße maßgeblich sei. Zu berücksichtigen<br />
79 OLG Hamm, 9. 2. 2012 – 4 U 70/11; differenzierend LG Hamburg, 24. 11.<br />
2011 – 327 O 196/11, K&R 2012, 66 f.<br />
80 RL 98/6/EG v. 16. 2. 1998 über <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r Verbraucher bei <strong>de</strong>r<br />
Angabe <strong>de</strong>r Preise <strong>de</strong>r ihnen angebotenen Erzeugnisse.<br />
81 OLG Hamm, 10. 12. 2009 – 4 U 156/09, K&R 2010, 279 ff.<br />
82 BGH, 26. 2. 2009 – I ZR 163/06, K&R 2009, 651 ff m. Anm. <strong>Buchmann</strong>.<br />
83 LG Hamburg, 24. 11. 2011 – 327 O 196/11, K&R 2012, 66 f.<br />
84 Vgl. dazu ausführlich <strong>Buchmann</strong>, K&R 2012, 90 ff. eBay hat mittlerweile<br />
reagiert, ab Oktober 2012 soll die Angabe von Grundpreisen mçglich sein:<br />
http://sellerupdate.ebay.<strong>de</strong>/autumn2012/unit-prices.<br />
85 OLG Kçln, 29. 6. 2012 – 6 U 174/11 (Revision beim BGH anhängig,<br />
I ZR 139/12).<br />
86 OLG Hamm, 24. 5. 2012 – I-4 U 48/12, K&R 2012, 618 f.<br />
87 BGH, 31. 5. 2012 – I ZR 45/11, K&R 2012, 591 ff.<br />
88 BGH, 14. 4. 2011 – I ZR 133/09, K&R 2011, 501 ff.<br />
89 OLG Hamm, 22. 11. 2011 – 4 U 98/11; OLG Hamm, 15. 12. 2011 –<br />
I-4 U 116/11.<br />
90 BGH, 15. 12. 2012 – I ZR 174/10, K&R 2012, 518 ff. m. Anm. Schmitt-<br />
Gaedke.<br />
91 BGH, 3. 11. 2004 – VIII ZR 375/03, K&R 2005, 33 ff.<br />
92 BGH, 15. 12. 2012 – I ZR 174/10, K&R 2012, 518 ff. m. Anm. Schmitt-<br />
Gaedke.
556 Ott, Snippets im Lichte <strong>de</strong>s geplanten Leistungsschutzrechts 9/2012 K&R<br />
sei aber auch Art und Schwere <strong>de</strong>s Verstoßes. 93 Der BGH<br />
betont auch, dass neben <strong>de</strong>r Erzielung von Gebühren auch<br />
die Geltendmachung von Vertragsstrafen ein missbräuchliches<br />
Ziel sein kann. Das Versprechen einer Vertragsstrafe<br />
ist nach richtiger Ansicht <strong>de</strong>s BGH bei <strong>de</strong>n Informationspflichten<br />
im Versandhan<strong>de</strong>l eine Haftungsfalle. 94 Folgen<strong>de</strong><br />
Indizien für Rechtsmissbrauch hat <strong>de</strong>r BGH angenommen:<br />
Verwirken einer Vertragsstrafe ohne Verschul<strong>de</strong>n;<br />
Vertragsstrafe in Hçhe von 5100 Euro für Verstoß<br />
gegen Informationspflichten, da kein nennenswertes Interesse<br />
an Rechtsverfolgung begrün<strong>de</strong>t; 95 zu weit gefasste<br />
vorformulierte Unterlassungserklärung; Vermengung von<br />
Unterwerfungserklärung und Kostenerstattungsanspruch<br />
in Formulierung und bei <strong>de</strong>r Frist; Vereinbarung <strong>de</strong>s Gerichtsstands<br />
<strong>de</strong>s Prozessbevollmächtigten. Rechtsmissbrauch<br />
kann auch schon bei einer einzigen Abmahnung<br />
vorliegen, wobei die systematische Geltendmachung von<br />
Unterlassungsansprüchen ein weiteres Indiz für Missbrauch<br />
ist.<br />
Bei <strong>de</strong>n Gerichten wird häufig verkannt, dass die Gefahr in<br />
<strong>de</strong>r Praxis nicht in <strong>de</strong>r Abmahnung, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Unterlassungserklärung<br />
lauert. <strong>Sie</strong> gibt <strong>de</strong>m Unterlassungsgläubiger<br />
ein nahezu unkontrollierbares und zeitlich unbegrenztes<br />
96 Schwert in die Hand. Von <strong>de</strong>m Unterlassungsvertrag<br />
kann sich <strong>de</strong>r Schuldner kaum wie<strong>de</strong>r lçsen. 97<br />
Vertragsstrafen wer<strong>de</strong>n gerne, Ordnungsgel<strong>de</strong>r hingegen<br />
bei verbraucherrechtlichem Hintergrund sehr selten geltend<br />
gemacht (vom Ordnungsgeld hat <strong>de</strong>r Gläubiger nichts).<br />
Auch dies sollte ein Zeichen dafür sein, dass Unterlassungsansprüche<br />
häufig nicht wegen <strong>de</strong>s Lauterkeitsverstoßes<br />
geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Sogar Gerichte empfehlen<br />
mittlerweile, keine Unterlassungserklärungen mehr abzugeben.<br />
Das Internet führt das <strong>de</strong>utsche System <strong>de</strong>s Lauterkeitsrechts<br />
an seine Grenzen. 98 Der Wettbewerbsbegriff ist zu<br />
weit gefasst. Nicht alle Angebote, die irgendwo abrufbar<br />
sind, sind auch geeignet, spürbaren Wettbewerbsdruck<br />
auszuüben. Theoretische Mçglichkeiten sind zu wenig<br />
für die massiven Folgen eines Unterlassungsanspruchs.<br />
Vçllig zu Recht hat das OLG Celle 99 geurteilt, dass zwi-<br />
Dr. Stephan Ott, München *<br />
schen einem Online-Händler und einem stationären La<strong>de</strong>ngeschäft<br />
nicht per se ein konkretes Wettbewerbsverhältnis<br />
besteht. Es verbietet sich, sklavisch am Lauterkeitsverstoß<br />
zu kleben, dieser steht häufig gar nicht in Frage.<br />
Die Frage ist vielmehr, ob diesem Abmahner im Verhältnis<br />
zum Abgemahnten ein Unterlassungsanspruch zusteht.<br />
Um Recht sprechen zu kçnnen, müssen die Gerichte dafür<br />
allen Hinweisen nachgehen, wenn die vorgebrachten Tatsachen<br />
Zweifel an <strong>de</strong>n tatsächlichen Interessen <strong>de</strong>s Abmahners<br />
aufkommen lassen.<br />
VIII. Fazit<br />
Die Rechtsprechung im Bereich <strong>de</strong>s Fernabsatzrechts konsolidiert<br />
sich langsam. Dies ist einerseits erfreulich, vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r alsbald umzusetzen<strong>de</strong>n VRRL aber<br />
noch lange nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Entwicklung. Gleichwohl,<br />
viele wesentliche Fragen sind weitestgehend geklärt.<br />
Spannend bleiben die lauterkeitsrechtlichen Bezüge, <strong>hier</strong><br />
tut sich die Rechtsprechung noch schwer. Der BGH hat mit<br />
seiner jüngsten Entscheidung die Ten<strong>de</strong>nz aber klar vorgegeben.<br />
In Zukunft wird bei Internetsachverhalten nicht<br />
mehr ohne Weiteres je<strong>de</strong>m Unterlassungsanspruch stattgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Entwicklung <strong>de</strong>s „Entwurfs eines<br />
Gesetzes gegen unseriçse Geschäftspraktiken“ bleibt abzuwarten.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis wür<strong>de</strong>n solche Regelungen wenig<br />
nützen.<br />
93 BGH, 15. 12. 2012 – I ZR 174/10, K&R 2012, 518 ff., Tz. 15.<br />
94 BGH, 15. 12. 2012 – I ZR 174/10, K&R 2012, 518 ff., Tz. 19.<br />
95 So auch LG Bochum, 12. 1. 2012 – I-41 O 189/11. Den Streit, ob für eine<br />
Vertragsstrafe unter 5000 Euro das AG o<strong>de</strong>r LG zuständig ist, ließ <strong>de</strong>r<br />
BGH ausdrücklich offen.<br />
96 Unterlassungsverträge sind Dauerschuldverhältnisse und als solche zeitlich<br />
unbefristet.<br />
97 OLG Hamm, 22. 3. 2012 – I-4 U 194/11; LG Tübingen, 21. 11. 2011 –<br />
20 O 27/11.<br />
98 Dies wur<strong>de</strong> auch im BMJ erkannt, allerdings sind die vorgeschlagenen<br />
Instrumente im „Entwurf eines Gesetzes gegen unseriçse Geschäftspraktiken“<br />
untauglich. <strong>Sie</strong> bekämpfen Symptome. <strong>Sie</strong>he auch Maaßen,<br />
GRUR-Prax 2012, 252; <strong>Buchmann</strong>, Editorial Heft 7/8/2012.<br />
99 OLG Celle, 8. 3. 2012 – 13 U 174/11, K&R 2012, 368, OLG Celle 2. 8.<br />
2012 – 13 U 4/12; vgl.auchOLG Braunschweig:27. 1. 2010–2 U 225/09.<br />
Snippets im Lichte <strong>de</strong>s geplanten Leistungsschutzrechts<br />
für Presseverlage<br />
Der Beitrag untersucht die Auswirkungen <strong>de</strong>s umstrittenen<br />
Gesetzesvorhabens auf Suchmaschinen.<br />
I. Einleitung<br />
„Verlage sollen im Online-Bereich nicht schlechter gestellt<br />
sein als an<strong>de</strong>re Werkmittler. Wir streben daher die Schaffung<br />
eines Leistungsschutzrechts für Presseverlage zur<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s Schutzes von Presseerzeugnissen im<br />
Internet an.“ Mit diesen Worten im Koalitionsvertrag 1<br />
begann 2009 die politische und rechtliche Diskussion um<br />
Sinn o<strong>de</strong>r Unsinn <strong>de</strong>s Vorhabens. 2 Diese litt lange Zeit<br />
darunter, dass niemand so recht zu sagen vermochte, wie<br />
das Leistungsschutzrecht eigentlich aussehen soll und <strong>de</strong>s<br />
Öfteren mehrere Fragestellungen, insbeson<strong>de</strong>re kartellund<br />
urheberrechtliche, miteinan<strong>de</strong>r vermengt wur<strong>de</strong>n. 3<br />
* Mehr über <strong>de</strong>n Autor erfahren <strong>Sie</strong> auf S. XII.<br />
1 Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP vom 26. 10. 2009,<br />
Nr. 4775 ff.<br />
2 Die For<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre intensiv diskutiert,<br />
allerdings mit an<strong>de</strong>rer Zielrichtung, siehe Ehmann/Szilagyi, K&R Beih.<br />
2/2009, 3 m. w. N.<br />
3 Schweizer, „Fair Share“: Verlage sollten angemessen an Werbeeinnahmen<br />
aus Links beteiligt wer<strong>de</strong>n, http://carta.info/18559/fair-share-verlage-leis<br />
tungsschutzrecht-robert-schweizer/.