Mehrbildtechniken in der digitalen Photogrammetrie - Institute of ...
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Als Nicht-Meßkameras s<strong>in</strong>d Stillvideokameras für photogrammetrische Anwendungen unbed<strong>in</strong>gt zu<br />
kalibrieren. Die <strong>in</strong>nere Geometrie <strong>der</strong> Kameras ist nicht bekannt und kann sich durch Fokussieren<br />
o<strong>der</strong> Objektivwechsel massiv verän<strong>der</strong>n. Dazu kommen die Objektivverzeichnung, welche bei Weitw<strong>in</strong>kelobjektiven<br />
<strong>in</strong> den Bildecken mehr als 10 Pixel ausmachen kann, sowie Effekte des CCD<br />
Sensors und <strong>der</strong> A/D Wandlung des Bildes. Hier ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong> horizontaler Maßstabsfaktor zu<br />
nennen, welcher <strong>in</strong> Echtzeitsystemen mit CCD Kameras nach Standardvideonormen, analogem<br />
Bilddatentransfer und Framegrabber aufgrund von Unterschieden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Taktrate von Kamera und<br />
Framegrabber auftritt; bei mo<strong>der</strong>nen Stillvideokameras mit <strong>in</strong>terner A/D Wandlung sollte dieser<br />
Effekt pr<strong>in</strong>zipiell nicht mehr auftreten, konnte jedoch verschiedentlich signifikant nachgewiesen<br />
werden (z.B. Keller, 1995). Neben ihren <strong>of</strong>fensichtlichen Vorteilen stellen Kameras dieses Typs<br />
damit auch neue Probleme, welche bei photogrammetrischen Anwendungen spezielle Berücksichtigung<br />
f<strong>in</strong>den müssen.<br />
Da e<strong>in</strong>e geeignete Ausstattung für e<strong>in</strong>e Laborkalibrierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel we<strong>der</strong> beim Benutzer noch<br />
beim Anbieter digital-photogrammetrischer Systems zur Verfügung steht - und e<strong>in</strong>e Laborkalibrierung<br />
auch mangels zeitlicher Stabilität <strong>der</strong> Kameraparameter unpraktikabel wäre - werden Kameras<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch Testfeldaufnahmen o<strong>der</strong> Verfahren <strong>der</strong> Selbst- o<strong>der</strong> Simultankalibrierung (häufig<br />
mit geodätischer Zusatz<strong>in</strong>formation) kalibriert. Die Bestimmbarkeit <strong>der</strong> Kameraparameter stellt<br />
dabei spezielle Anfor<strong>der</strong>ungen an die Netzgeometrie, wobei die Theorie <strong>der</strong> ‘gefährlichen Flächen’<br />
aus <strong>der</strong> analogen und analytischen <strong>Photogrammetrie</strong> deutlich komplexer wird.<br />
3.2.1. Kalibrierverfahren<br />
Während Photogrammeter häufig zwischen Kamerakalibrierung und -orientierung unterscheiden,<br />
verstehen Anwen<strong>der</strong> unter dem Begriff <strong>der</strong> Kalibrierung e<strong>in</strong>es photogrammetrischen Systems <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel die Bestimmung aller Systemparameter, also sowohl <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> äußeren Orientierung<br />
wie auch <strong>der</strong> Kameraparameter. Da gerade bei den häufig benutzten Verfahren <strong>der</strong> Selbstkalibrierung<br />
tatsächlich alle Parameter geme<strong>in</strong>sam bestimmt werden, ist diese Sichtweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Grade auch berechtigt, wenngleich die Kalibrierungsparameter e<strong>in</strong>es Systems unter geometrischen<br />
und physikalischen Gesichtspunkten <strong>in</strong> zwei Gruppen getrennt werden können und die geme<strong>in</strong>same<br />
Bestimmung aufgrund hoher Korrelationen teilweise zu Problemen führen kann.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahbereichsphotogrammetrie sehr häufig verwendetes Sensormodell be<strong>in</strong>haltet den<br />
Zusatzparametersatz nach (Brown, 1971), <strong>der</strong> zusätzlich zu den drei Parametern <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Orientierung<br />
drei Koeffizienten e<strong>in</strong>es Polynoms für die radiale Objektivverzeichnung und zwei Koeffizienten<br />
für die Dezentrierverzeichnung enthält:<br />
Für die digitale Nahbereichsphotogrammetrie wurde dieser Parametersatz noch um zwei Parameter<br />
e<strong>in</strong>er Aff<strong>in</strong>transformation erweitert, welche e<strong>in</strong>en horizontalen Maßstabsfaktor und die Nicht-Ortho-<br />
x i<br />
′ = x i<br />
′ + dx i<br />
y i<br />
′ = y i<br />
′ + dy i<br />
mit dx i = x i ′ ⋅ ( k 1 r i ′ 2 + k 2 r i ′ 4 + k 3 r i ′ 6 ) + p 1 ⋅ ( r i ′ 2 + 2x i ′ 2 ) + 2 p 2 x i ′y i ′<br />
dy i = y i ′ ⋅ ( k 1 r i ′ 2 + k 2 r i ′ 4 + k 3 r i ′ 6 ) + 2 p 1 x i ′y i ′ + p 2<br />
⋅ ( r i ′ 2 + 2y i ′ 2 )<br />
und<br />
r i<br />
′ 2 = x i<br />
′ 2 + y i<br />
′ 2<br />
k 1 , k 2 , k 3 : radiale Verzeichnung<br />
p 1 , p 2 : Dezentrierverzeichnung<br />
(6)<br />
39 Stand: 9. 10. 97