10.11.2012 Aufrufe

Ohne Namen-2 - Deutsche Parkinson Vereinigung eV

Ohne Namen-2 - Deutsche Parkinson Vereinigung eV

Ohne Namen-2 - Deutsche Parkinson Vereinigung eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausgabe Nr. 103 / Dez. 2007<br />

Diesmal mit vielen<br />

News aus den Regionen<br />

G 12353 F<br />

Entgelt durch Mitgliedsbeiträge abgegolten<br />

PARKINSON<br />

NACHRICHTEN<br />

Magazin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> - Bundesverband - e.V.<br />

Was darf man, was<br />

darf man nicht:<br />

Tabletten teilen,<br />

zerkleinern,<br />

zermörsern?


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

„Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so<br />

sind’s achtzig Jahre“. Das schreibt die Bibel im Psalm 90 zum Älter werden.<br />

Ich denke oft darüber nach.<br />

Wahrscheinlich wurden allerdings<br />

die Lebensjahre zu der Zeit, als die<br />

Bibel geschrieben wurde, anders<br />

berechnet. Und doch, diese Aussage<br />

hat auch heute nicht an Gültigkeit<br />

verloren. Im Gegenteil: Die Risiken<br />

früh zu sterben, sind geringer<br />

geworden. Unser Wohlstand<br />

und der medizinische Fortschritt bewirken,<br />

dass wir immer älter werden.<br />

Und weil im Gegenzug immer weniger<br />

Kinder geboren werden, sprechen<br />

wir allgemein von einem demografischen<br />

Umbruch oder Wandel.<br />

Wie wir uns leicht denken können,<br />

erfolgt dadurch eine immer<br />

ausgeprägtere Belastung unserer<br />

Sozialsicherungssysteme. Wir werden<br />

immer älter, beziehen immer<br />

länger unsere Renten und Pensionen<br />

und erfahren dabei altersbedingte<br />

und krankheitsbedingte Unannehmlichkeiten.<br />

Und eines Tages<br />

sind wir möglicherweise auf Hilfe<br />

von außen angewiesen.<br />

Zur Zeit werden in Deutschland<br />

rund zwei Millionen alte Menschen<br />

gepflegt, die allermeisten von ihren<br />

Angehörigen, andere werden täglich<br />

von ambulanten Diensten besucht,<br />

wieder andere leben in Senioren-<br />

oder Pflegeheimen.<br />

Vor mehr als 10 Jahren wurde<br />

die Pflegeversicherung eingeführt.<br />

Die Leistungen dieser Versicherung<br />

tragen wesentlich dazu bei, dass<br />

viele Pflegebedürftige, gemäß ihrem<br />

Wunsch, zu Hause versorgt<br />

werden können - oft allerdings nur<br />

mit erklecklichen privaten Zuzahlungen.<br />

Vor diesem Hintergrund muss,<br />

so schreibt die Bundesregierung,<br />

die Pflegeversicherung weiterent-<br />

wickelt werden, um für künftige Entwicklungen<br />

gewappnet zu sein. Es<br />

geht somit um die Reform unserer<br />

Pflegeversicherung, von der die Bundesgesundheitsministerin<br />

sagt: „Die<br />

Pflegereform gibt pflegebedürftigen<br />

Menschen bessere Betreuung - mehr<br />

Leistungen - ein Stück Heimat“.<br />

Um die „Reform zur nachhaltigen<br />

Weiterentwicklung der Pflegeversicherung“<br />

finanzieren zu können,<br />

soll der Pflegebeitragssatz zum 1.<br />

Juli 2008 um 0,25 Prozentpunkte<br />

auf 1,95 Prozent, paritätisch von<br />

Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

getragen, angehoben werden. Die<br />

Bundesregierung geht davon aus,<br />

dass damit mindestens bis zum<br />

Jahr 2015 die Finanzierung der Pflegeversicherung<br />

gesichert ist. Sie<br />

spricht von einem „wegweisenden<br />

Konzept“.<br />

Die Ansätze, diese Reform auf<br />

den Weg zu bringen, scheinen nicht<br />

schlecht zu sein: Endlich sollen die<br />

Leistungen der Pflegekassen, die<br />

seit ihrem Bestehen 1995 eingefroren<br />

sind, die ständig steigenden<br />

Kosten auffangen. Demenzkranke<br />

sollen stärker berücksichtigt werden<br />

durch gezieltere Hilfen. Und<br />

pflegende Angehörige sollen eine<br />

sechsmonatige Freistellung von ihrem<br />

Arbeitgeber mit Rückkehrmöglichkeit<br />

erhalten können. Das sind<br />

nur einige Beispiele.<br />

Der kürzlich von der BGW (Berufsgenossenschaft<br />

für Gesundheitsdienst<br />

und Wohlfahrtspflege) herausgegebene<br />

„Pflegereport“, beschäftigt<br />

sich mit den Auswirkungen<br />

des demografischen Wandels, bezogen<br />

auf die Personalstruktur in<br />

der Altenpflege. Dieser Report kann<br />

nur hilfreich sein bei der Durch-<br />

B U N D E S V E R B A N D<br />

1<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

E E E D D I I T T T O O R R I I A A L<br />

L<br />

von Magdalene Kaminski<br />

setzung der Pflegereform. Schildert<br />

er doch die Arbeitsbedingungen der<br />

ambulanten Pflegedienste und der<br />

Pflegekräfte in den Heimen. Alle<br />

Dienste arbeiten sehr viel für sehr<br />

wenig Geld. Liegt das vielleicht u. a.<br />

daran, dass viele Hilfebedürftige<br />

von den Medizinischen Diensten,<br />

natürlich aus Spargründen, in eine<br />

zu niedrige Pflegestufe eingeordnet<br />

werden?<br />

Täglich hören und lesen wir vom<br />

Fachpersonal in den Heimen, das<br />

natürlich mit uns auch immer älter<br />

wird. „Sieht die Pflege der Alten<br />

und Kranken bald alt aus?“ fragt die<br />

BGW. Wir lesen von den Missständen<br />

in den Pflegeeinrichtungen,<br />

von zu wenig Pflegepersonal. Häufig<br />

genug lesen wir nicht nur von<br />

diesen Missständen, sondern dürfen<br />

sogar unsere eigenen lebensnahen<br />

Erfahrungen machen. Und<br />

wir hören von Pflegerinnen, die aufgehört<br />

haben, weil sie aus Zeitmangel<br />

nicht so helfen konnten, wie sie<br />

es gerne getan hätten. Wir alle wissen<br />

es doch, wir haben für unsere<br />

Alten viel zu wenig Zeit, wir wissen,<br />

dass sie zu wenig trinken, und wir<br />

wissen, sie liegen sich wund. Das<br />

alles ist eine Konsequenz des fehlenden<br />

Geldes. Viel zu lange haben<br />

wir diese teils menschenunwürdigen<br />

Zustände geduldet.<br />

„Und wenn’s köstlich gewesen<br />

ist, so ist es Mühe und Arbeit ge-


2 dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Aus dem Inhalt<br />

Editorial 1<br />

Fachtagung Stadtroda<br />

+ Rätsel 2<br />

Tabletten zerteilen,<br />

zerkleinern, zermörsern 3<br />

Patienten mit Wearing-off<br />

profitieren von Umstellung 8<br />

Berichte von Seminaren 10<br />

Vorstandsarbeit<br />

transparent 11<br />

Meldungen: Kurz notiert... 12<br />

Die „Chronikerregelung“:<br />

Interview mit RA Friedrich-<br />

Wilhelm Mehrhoff 15<br />

<strong>Parkinson</strong>-Patienten und<br />

Schwerbehindertenrecht 18<br />

Logopädie 20<br />

Impressum/Adressen 22<br />

<strong>Parkinson</strong> und<br />

Osteoporose (2. Teil) 23<br />

THS - Erfahrungsbericht 24<br />

Regional/Club U 40 25<br />

Hinsehen - Handeln -<br />

Helfen: Aktionsbericht 30<br />

Leserbriefe<br />

und Vermischtes 31<br />

Kleinanzeigen,<br />

Schachecke 32<br />

Bitte beachten Sie auch die<br />

Anzeigen auf den Seiten: 5,<br />

27 und 29.<br />

B U N D E S V E R B A N D<br />

wesen“. So geht es weiter im von<br />

mir oben zitierten Psalm. Vielleicht<br />

konnte ich Sie mit meinem Editorial<br />

nicht nur informieren, sondern<br />

auch ein wenig zum Nachdenken<br />

anregen. Viel Freude beim Lesen<br />

der dPV-Nachrichten!<br />

Das Jahr 2007 neigt sich dem<br />

Ende zu. Schon stehen Weihnach-<br />

14. Fachtagung<br />

in Stadtroda<br />

Zum 14. Mal trafen sich am ersten<br />

Novemberwochenende 2007<br />

im Asklepios Fachklinikum Stadtroda<br />

Psychologen aus den <strong>Parkinson</strong>-<br />

Fachkliniken und Forscher der Universitäten<br />

Würzburg, Wuppertal<br />

und Halle, um sich über Themen<br />

wie Depressionen, Ängste, Psychotherapie<br />

bei Morbus <strong>Parkinson</strong>,<br />

Patientenschulungen und Angehörigenarbeit<br />

auszutauschen. Neu<br />

wurden als Teilnehmer die Selbsthilfegruppenleiter<br />

der dPV in Thüringen<br />

und die Vorsitzenden der<br />

dPV begrüßt. Das Treffen wurde so<br />

nicht nur zu einem Austausch unter<br />

Experten, sondern Betroffene<br />

konnten in Workshops sehr viel zu<br />

psychologischen Themen lernen<br />

Gehirnjogging: Geistig fit bleiben<br />

In dieser Ausgabe finden Sie eine Fortsetzung der in den dPV-Nachrichten<br />

Nr. 102 gestarteten Reihe „Geistig fit bleiben mit Gehirnjogging“.<br />

Hier nun drei Aufgaben, die es zu lösen gilt:<br />

Bei den folgenden Wörtern fehlen jeweils die Vorsilben. Welche passt<br />

zu jedem Wort in der Reihe?<br />

1.) ...wurm, ...feige, ... ring, ...schmuck<br />

2.) ....fisch, ....apfel, ....pfanne, ....kartoffel<br />

ten und der Jahreswechsel vor der<br />

Tür. Ich wünsche Ihnen eine besinnliche<br />

Adventszeit, ein wunderschönes<br />

Weihnachtsfest und für<br />

das neue Jahr natürlich Gesundheit<br />

und viel Optimismus.<br />

Ihre<br />

und Erfahrungen einbringen. Als<br />

wesentliches Fazit sei hier zu vermerken,<br />

dass es einen großen Bedarf<br />

an psychologischer Unterstützung<br />

und Psychotherapie sowohl für<br />

Menschen mit <strong>Parkinson</strong> als auch<br />

deren Angehörige gibt, jedoch zu<br />

wenige Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Bereits entworfene Patientenschulungsprogramme<br />

für <strong>Parkinson</strong><br />

(durch Professor Ellgring, Professor<br />

Macht, Universität Würzburg)<br />

sollten ähnlich den Patientenschulungsprogrammen<br />

bei Diabetes<br />

oder Krebspatienten in die Versorgung<br />

von <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />

aufgenommen werden. Die Fachtagung<br />

war für alle Beteiligten eine<br />

große Bereicherung für ihre Arbeit<br />

mit <strong>Parkinson</strong>-Patienten als auch<br />

für die Selbsthilfegruppenleiter, die<br />

nun viel Neues an ihre Mitglieder weitergeben<br />

können. (v. Susanne Pohle)<br />

In den folgenden drei Buchstabenreihen haben sich jeweils zwei<br />

Sportarten versteckt. Finden Sie heraus, welche es sind!<br />

1.) KIESRGROKETURNENHÖLMENBUMSBHSCHWIMMENLZCHREN<br />

2.) TKDMCMDJUERUPTENNISÖQAQMYNXBGAVOLLEYBALLDWAL<br />

3.) DCFUSSBALLJHLNVDHWEQREITENODNMMHSWZREIREPOIE<br />

Die Auflösung finden Sie auf Seite 22.


M E D I Z I N<br />

Tabletten teilen, zerkleinern,<br />

zermörsern: Was darf man,<br />

was darf man nicht?<br />

von Prof. Dr. med. Wolfgang Greulich, Klinik für Neurologie,<br />

Hagen-Ambrock und Lutz Johner, Medizin-Journalist, Hamburg<br />

Knapp zehn Prozent aller Tabletten haben keine Bruchkerbe, so dass<br />

eine genaue Teilung schwierig ist. Bei vier Prozent der Tabletten ist das<br />

Teilen sogar gefährlich für den Patienten. Dabei stehen für mehr als die<br />

Hälfte der Tabletten ohne Bruchkerbe geeignete Alternativen zur Verfügung,<br />

die oft sogar günstiger sind als solche „Problem-Tabletten“.<br />

Dies sind die Ergebnisse einer Untersuchung, die vor kurzem von Wissenschaftlern<br />

des Universitätsklinikums Heidelberg in der Fachzeitschrift<br />

„European Journal of Clinical Pharmacology“ veröffentlicht worden<br />

ist.<br />

Die Heidelberger Wissenschaftler<br />

haben 905 ambulante Patienten,<br />

die mindestens drei Medikamente<br />

benötigen, zu ihrer Einnahme von<br />

Arzneimitteln und dem Thema Tablettenteilung<br />

befragt. Die Patienten nahmen<br />

insgesamt 3.200 verschiedene<br />

Arzneimittel ein. Am häufigsten geteilt<br />

wurden Medikamente zur Behandlung<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

zur Blutverdünnung und zur<br />

Senkung des Cholesteringehalts im<br />

Blut.<br />

„Tabletten mit Überzug sollten in<br />

der Regel nicht geteilt werden, das<br />

Tablettenteilen kann aus mehreren<br />

Gründen heikel sein“, erklärt Professor<br />

Dr. Walter E. Haefeli von der<br />

Uni-Klinik Heidelberg. Bei vielen Tabletten<br />

wird der Wirkstoff vor dem<br />

sauren Magensaft mit einem magensaftresistenten<br />

Überzug geschützt.<br />

Werden diese Tabletten geteilt, wird<br />

der Wirkstoff bereits im Magen freigesetzt,<br />

dabei zerstört und das Medikament<br />

wird unwirksam. Bei Tabletten<br />

mit einem sogenannten Retard-Überzug,<br />

der die Freisetzung<br />

des Wirkstoffes verlängert, kann die<br />

Wirkung des Medikamentes verkürzt<br />

werden, das Risiko für Nebenwirkungen<br />

steigt. Auch Tabletten<br />

mit speziellen Überzügen, die den<br />

Wirkstoff vor einer Inaktivierung<br />

durch Sauerstoff, Licht oder Feuch-<br />

tigkeit schützen oder einen unangenehmen<br />

Geschmack überdecken,<br />

können nicht ohne weiteres geteilt<br />

werden.<br />

Besonders zu beachten ist, dass<br />

selbst vermeintlich leicht teilbare<br />

Tabletten mit einer Kerbe nicht immer<br />

geteilt werden können, da es<br />

sich in manchen Fällen nur um eine<br />

irreführende „Schmuckkerbe“ handelt.<br />

Fachinformationen für Ärzte<br />

und Beipackzettel für Patienten gehen<br />

auf die Teilungsmöglichkeit von<br />

Tabletten nur unzureichend ein. Es<br />

ist für Patienten und Ärzte häufig<br />

nicht zu sehen, ob die Tabletten<br />

zum Teilen geeignet sind. „Dies ist<br />

problematisch, da die Teilung von<br />

Tabletten in vielen Fällen erforderlich<br />

ist“, so Professor Haefeli, denn<br />

nur dadurch könne die Dosis individuell<br />

angepasst werden. Vor allem<br />

für ältere Menschen stehen Arzneimittel<br />

nicht immer in der gewünschten<br />

Dosis zur Verfügung.<br />

Im übrigen werden Tabletten<br />

nicht nur aus möglichen medizinischen,<br />

sondern auch aus ökonomischen<br />

Gründen geteilt: Wegen der<br />

gesetzlich geforderten Zuzahlungen<br />

pro Packung kann es für den<br />

Patienten günstiger sein, weniger<br />

Packungen mit dem höher dosierten<br />

Medikament zu kaufen und die<br />

3<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Tabletten zu teilen, als eine größere<br />

Anzahl Packungen mit dem niedriger<br />

dosierten Medikament.<br />

Gerade für ältere Menschen mit<br />

oft eingeschränkter Fingerfertigkeit<br />

oder Sehschwäche ist es besonders<br />

schwierig, Tabletten fachgerecht<br />

zu teilen. So berichtete jeder<br />

sechste Patient der Heidelberger<br />

Untersuchung über Probleme beim<br />

Teilen von Tabletten. Nur 20 Prozent<br />

dieser Patienten, dies hat die<br />

Umfrage ebenfalls ergeben, benutzen<br />

einen Tablettenteiler. Die meisten<br />

verwenden ein Küchenmesser,<br />

das keine exakte Teilung erlaubt.<br />

Der Heidelberger Pharmakologe<br />

Professor Haefeli empfiehlt deshalb<br />

den Ärzten, die Teilung von Tabletten<br />

nur zu verschreiben, wenn sie<br />

sicher sind, dass dies zulässig ist<br />

und von den Patienten auch fachgemäß<br />

bewältigt werden kann. Außerdem<br />

sollten die Zulassungsbehörden<br />

sicherstellen, dass Fachinformationen<br />

und Beipackzettel künftig<br />

dazu ausreichend Informationen<br />

enthalten.<br />

Wie ist der Sachverhalt bei den<br />

<strong>Parkinson</strong>-Medikamenten?<br />

Die dPV-Nachrichten haben die<br />

Heidelberger Untersuchung zum<br />

Anlass genommen, einmal bei Arzneimittelherstellern,<br />

bei Apotheken,<br />

in Beipackzetteln und in Fachinformationen<br />

für Ärzte nachzuforschen,<br />

wie es um die Teilbarkeit<br />

oder das Zerkleinern von <strong>Parkinson</strong>-Medikamenten<br />

steht. Und das<br />

Thema ist, um es vorweg zu sagen,<br />

ein Verwirrspiel von Informationen,<br />

Teilinformationen und unterschiedlichen<br />

Begrifflichkeiten, dem nicht<br />

nur die Patienten oft hilflos gegenüber<br />

stehen.<br />

So ist zum Beispiel der Begriff<br />

„teilen“ oder „teilbar“ keineswegs<br />

mit dem Begriff „zerkleinern“ oder<br />

„zerkleinerbar“ gleichzusetzen. Denn<br />

letzteres bedeutet, dass das Medikament<br />

nach ärztlicher Verordnung


4 dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

wirklich zerkleinert werden kann<br />

(also die Summe aller Wirkstoffe<br />

erhalten bleibt, während beim Teilen<br />

nur ein Teil oder mehrere gleich<br />

große Teile des Wirkstoffes zur Verfügung<br />

stehen). Dabei sollte man<br />

das Zerkleinern von Tabletten nicht<br />

mit einem Löffel oder Messer vornehmen,<br />

da beim Benutzen solcher<br />

Gerätschaften leicht einmal Teile<br />

der Tablette abspringen und verloren<br />

gehen. In gut sortierten Apotheken<br />

lassen sich dafür Tablettenmörser<br />

erwerben (die Preise für Mörser<br />

aus Plastik liegen je nach Hersteller<br />

zwischen 5 und 15 Euro), in<br />

die man die Tablette einlegen und<br />

durch einfaches Drehen des Mörserkopfes<br />

eine gleichmäßig zerteilte<br />

Menge erhält.<br />

Ist „teilen“ oder „teilbar“ möglich,<br />

gibt es zwei Möglichkeiten des Teilens:<br />

Entweder hat das Medikament<br />

ein oder mehrere Bruchkerben, an<br />

denen geteilt werden kann, oder es<br />

sollte ein Tablettenteiler benutzt<br />

werden, wie ihn z. B. der dPV-Bundesverband<br />

in Neuss für 3 Euro (inkl.<br />

Porto und Verpackung) anbietet.<br />

Leider ist es aber so, dass nicht<br />

alle Hersteller in den Beipackzetteln<br />

oder Fachinformationen angeben,<br />

ob eine Tablette „teilbar“ oder „zerkleinerbar“<br />

ist. Hier ist die Erfahrung<br />

des behandelnden Arztes oder die<br />

Findigkeit der Apotheke gefragt und<br />

im Zweifelsfall über den Arzt oder<br />

Apotheker die Auskunft des Herstellers<br />

einzuholen. Eine solche Auskunft<br />

erfolgt aber meist nicht sofort.<br />

Die Redaktion hat bei entsprechenden<br />

Test-Nachfragen in einem Fall<br />

innerhalb von drei Stunden Auskunft<br />

erhalten, im zweiten Fall innerhalb<br />

von zwei Tagen und im dritten<br />

Fall sogar erst innerhalb von<br />

fünf Tagen - viel Zeit, wenn die Medikamenten-Einnahme<br />

drängt.<br />

Im Folgenden nun eine Darstellung<br />

der mit am häufigsten verordneten<br />

Präparate. Die Darstellung<br />

Fortsetzung auf Seite 7<br />

M E D I Z I N<br />

Arzneimittel - Arten<br />

und Formen<br />

Dragee: eine meistens runde<br />

oder ovale Tablette, die dragiert,<br />

also mit einem Überzug aus Zucker<br />

oder Zuckersirup versehen ist. Der<br />

Überzug kann in seinen Eigenschaften<br />

so gestaltet sein, dass die Dragees<br />

erst im Magen- oder Darmmilieu<br />

zerfallen. Das bedeutet, dass<br />

die Freisetzung der Wirkstoffe gezielt<br />

erfolgen kann. Wenn z. B. Wirkstoffe<br />

nicht säurestabil sind, werden<br />

diese mit einer speziellen Isolierung<br />

so überzogen, dass der Wirkstoff<br />

erst im Darm freigesetzt wird. Das<br />

kann mit Schellack erfolgen.<br />

Filmtablette: Eine Filmtablette ist<br />

eine Tablette, die nur von einer einzigen,<br />

dünnen Schicht überzogen<br />

ist. Früher<br />

wurden<br />

sie auch<br />

als Lacktablettenbezeichnet.Inzwischen<br />

hat sich aber der Begriff Filmtablette<br />

durchgesetzt. Im Unterschied<br />

zu einem Dragee wird eine<br />

Filmtablette mit einem Polymer statt<br />

Zucker überzogen.<br />

Kapsel: Eine Kapsel ist eine feste<br />

Arzneiform, die eine festgelegte<br />

Dosis eines Arzneistoffes darreicht.<br />

Kapseln bestehen aus einer Kapselhülle<br />

und einer Füllung. Die Hülle<br />

besteht heute meist aus Gelatine.<br />

In der Kapselhülle befindet sich eine<br />

Füllung mit dem/den Wirkstoffen<br />

und den verschiedenen Hilfsstoffen.<br />

Die Füllung kann aber auch aus Flüssigkeiten,<br />

Granulaten, Tabletten<br />

oder (kleineren) Kapseln bestehen.<br />

Retardtabletten: Auf eine Tablette<br />

können auch mehrere Schichten<br />

eines Überzuges aus Zucker oder<br />

Schellack aufgetragen sein, so dass<br />

ein Teil des Wirkstoffs sofort und ein<br />

anderer erst später abgegeben wird.<br />

Man spricht dann von einer Retardoder<br />

Depottablette. Retardzuberei-<br />

tungen bieten den Vorteil, dass sie<br />

auf Grund der langen Wirkdauer<br />

häufig nur einmal täglich eingenommen<br />

werden müssen. Sowohl Tabletten<br />

als auch Kapseln können retardiert<br />

sein. Um den Schutzfilm<br />

nicht zu zerstören, dürfen retardierte<br />

Arzneimittel im Allgemeinen nicht<br />

aufgelöst, geteilt oder zerkleinert<br />

werden.<br />

Schmelztablette: Eine Schmelztablette<br />

ist eine Tablette, die nicht in<br />

einem süßen Überzug getaucht ist<br />

und die dazu bestimmt ist, sich im<br />

Mund schnell zu lösen, bevor sie<br />

geschluckt wird.<br />

Transdermales Pflaster: Als sog.<br />

transdermales Pflaster oder transdermales<br />

therapeutisches System<br />

(TTS oder TDS) wird ein Applikations-Medium<br />

für verschiedene Arzneiwirkstoffe<br />

bezeichnet, welches<br />

auf die Haut in Form eines Heftpflasters<br />

aufgeklebt wird. Auf diese Weise<br />

können Wirkstoffe direkt über die<br />

Haut in das Blutgefäßsystem gelangen,<br />

ohne durch den Magen-Darm-<br />

Trakt und die Leber zu müssen.<br />

Trinktabletten: Trinktabletten<br />

sind Tabletten zur Herstellung einer<br />

Lösung zum Einnehmen. Es sind<br />

nicht überzogene Tabletten oder<br />

Filmtabletten, welche vor der Anwendung<br />

in Wasser aufgelöst werden.<br />

Die Lösung kann durch Hilfsstoffe,<br />

die bei der Herstellung der<br />

Tabletten eingesetzt werden,<br />

schwach getrübt sein. Laut pharmakologischen<br />

Vorgaben müssen<br />

Trinktabletten in Wasser bei einer<br />

Temperatur zwischen 15 ° - 25 °C<br />

innerhalb von 3 Minuten zerfallen.<br />

Brausetabletten: Brausetabletten<br />

sind eine Darreichungsform von<br />

Medikamenten, die in Wasser aufgelöst<br />

und getrunken wird. Das Medikament<br />

wird aufgelöst schneller in<br />

die Blutbahn aufgenommen und<br />

kann so auch schneller wirken. In<br />

Wasser aufgelöst sind die Medikamente<br />

im Allgemeinen besser magenverträglich.


5<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)


6Aktion dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Schnupper-<br />

Mitgliedschaft<br />

2008<br />

Als Interessenvertretung der<br />

Menschen mit <strong>Parkinson</strong> und<br />

deren Angehörige setzt sich<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong><br />

<strong>Vereinigung</strong> (dPV) in Gesellschaft<br />

und Politik für die<br />

Belange dieser chronischkranken<br />

Patienten ein. Um<br />

Verbesserungen in der Versorgung<br />

zu erreichen, ist eine<br />

starke Gemeinschaft nötig.<br />

Aus diesem Grund startet<br />

die dPV ab 01. Januar 2008<br />

die Aktion „Schnuppermitgliedschaft<br />

2008“. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />

bietet allen Interessierten<br />

ganze 6 Monate eine kostenlose<br />

Mitgliedschaft an. Befristet<br />

ist diese Aktion bis zum<br />

30. Juni 2008.<br />

Mit Beginn der „Schnuppermitgliedschaft“<br />

können alle<br />

Leistungen der dPV sofort in<br />

Anspruch genommen werden.<br />

Der erste reguläre Jahresbeitrag<br />

von 46 Euro für ein<br />

betroffenes Mitglied wird erst<br />

nach Ablauf von 6 Monaten<br />

fällig.<br />

✂<br />

Ja, ich mache die Probe und werde Mitglied!<br />

Name: Vorname:<br />

Anschrift:<br />

Geburtsdatum: Telefon:<br />

Ich bin: Betroffene(r) Angehörige(r)<br />

Der Jahresbeitrag beträgt 46 Euro. Er beinhaltet das Abonnement der Zeitschrift<br />

„dPV-Nachrichten“, „e-mail aktuell“ und „dPV Aktuell“. Der Beitrag wird<br />

erst 6 Monate nach Beginn meiner Schnuppermitgliedschaft abgebucht. Der<br />

Erfassung meiner Daten für die satzungsmäßigen Zwecke stimme ich zu. Die<br />

dPV verpflichtet sich zu strenger Einhaltung der Datenschutzbestimmungen.<br />

Die dPV ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt, Beiträge und Spenden<br />

können daher steuerrelevant eingesetzt werden.<br />

Einzugsermächtigung:<br />

Hiermit wird die dPV widerruflich ermächtigt, 6 Monate nach Beginn meiner<br />

Schnuppermitgliedschaft den dann fälligen Mitgliedsbeitrag von meinem/unserem<br />

Konto abzubuchen:<br />

Kto-Nr.:<br />

Geldinstitut: BLZ:<br />

Kontoinhaber:<br />

„Schnuppern Sie mit“ bei dieser Aktion!<br />

Gerade jetzt ist es wichtig, dass <strong>Parkinson</strong>-Patienten und deren<br />

Angehörige mit einer gemeinsam und vernehmlichen Stimme in<br />

der Öffentlichkeit auftreten.<br />

❏<br />

Die Teilnahme lohnt sich<br />

Alle <strong>Parkinson</strong>-Patienten und deren Angehörige profitieren von der Interessenvertretung<br />

durch die dPV. Sie profitieren weiter z. B. von<br />

◆ der vierteljährlichen Mitgliederschrift, den „dPV-Nachrichten“<br />

◆ den Informationsdienten „dPV Aktuell“ und „e-mail aktuell“<br />

◆ medizinischer und psychologischer Beratung<br />

◆ Anschriften ambulant behandelnder Neurologen und von Fachkliniken<br />

◆ Krankengymnastik (in den Selbsthilfe-Regionalgruppen)<br />

◆ der Übermittlung von Anschriften der Selbsthilfe-Regionalgruppen (Leitung)<br />

◆ der Teilnahme an allen Informationsveranstaltungen und vielem mehr.<br />

Datum Unterschrift<br />

Bitte senden Sie diesses Formular per Brief an:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e. V., Moselstraße 31, 41464 Neuss<br />


Fortsetzung von Seite 4<br />

enthält keine Wertung über die<br />

Wirksamkeit oder die möglichen<br />

Nebenwirkungen der genannten<br />

oder auch hier aus Platzgründen<br />

nicht aufgeführten Präparate.<br />

Das geht bei<br />

L-Dopa-Präparaten<br />

Levocarb-Gry ® 100/25 mg sowie<br />

Levocarb-Gry ® 250/25 mg Tabl.:<br />

teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />

Levocarb-Teva ® 200/50 mg Tbl.:<br />

teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />

Levocarb-Teva ® 100/25 mg Retardtbl.:<br />

teilbar nein, zerkleinerbar<br />

nein.<br />

Levodopa comp. B Stada ® 100<br />

mg/25 mg sowie 200/50 mg Kaps.:<br />

teilbar nein, zerkleinerbar ja.<br />

Madopar ® 62,5 Kaps. und Madopar<br />

® 125 Kaps.: teilbar nein, zerkleinerbar<br />

nein.<br />

Madopar ® 125 T Tbl. und Madopar ®<br />

250 Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />

Madopar ® LT Tbl.: teilbar ja, löslich<br />

in Wasser.<br />

Madopar ® Depot Retardkaps.: teilbar<br />

nein, zerkleinerbar nein.<br />

Stalevo ® (L-Dopa/Carbidopa und<br />

COMT-Hemmer Entacapon) 50/<br />

12,5/200 mg und 100/25/200 mg<br />

sowie 150/37,5/200 mg Filmtbl.:<br />

teilbar nein. Nach Hersteller-Angaben<br />

darf Stalevo ® zerkleinert werden,<br />

sollte jedoch nach dem Zerkleinern<br />

gleich mit Wasser eingenommen<br />

werden. Die nach dem Zerkleinern<br />

auftretende Färbung des<br />

Wirkstoffes (bräunlich-orange) ist<br />

unbedenklich.<br />

Das geht bei Dopamin-<br />

Agonisten<br />

Almirid ® 20 mg Tabl.: teilbar ja, zerkleinerbar<br />

ja. Das Gleiche gilt für<br />

Almirid ® 40 mg. Bei letzterem handelt<br />

es sich um eine sog. Snap-Ta-<br />

M E D I Z I N<br />

blette, die beim Herausdrücken aus<br />

dem Blister in vier gleich große Teile<br />

zerfällt.<br />

Cabaseril ® 1 mg, 2 mg und 4 mg<br />

Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />

Requip ® 0,25, 0,5 und 1 mg Filmtbl.:<br />

teilbar nein, zerkleinerbar nein.<br />

Requip ® Retard: kommt im 1. Quartal<br />

2008 auf den Markt; teilbar nein,<br />

zerkleinerbar nein.<br />

Sifrol ® 0,088 mg Tabl.: teilbar nein,<br />

zerkleinerbar nein.<br />

Sifrol ® 0,18 mg, 0,35 mg und 0,7<br />

mg Tabl.: teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />

Clarium ® 50 mg Retard-Tbl.: Seit<br />

Novemer 2007 in Deutschland erhältlich,<br />

teilbar nein, zerkleinerbar<br />

nein.<br />

Das geht bei COMT-Hemmern<br />

Comtess ® 200 mg Filmtbl.: teilbar<br />

nein. Nach Hersteller-Angaben darf<br />

Comtess ® zerkleinert werden, sollte<br />

jedoch nach dem Zerkleinern<br />

gleich mit Wasser eingenommen<br />

werden. Die nach dem Zerkleinern<br />

auftretende Färbung des Wirkstoffes<br />

(bräunlich-orange) ist unbedenklich.<br />

Tasmar ® 100 mg Filmtbl.: teilbar<br />

nein; zerkleinerbar nein.<br />

Das geht bei<br />

MAO-B-Hemmern<br />

Azilect ® 1 mg Tbl.: teilbar nein, zerkleinerbar<br />

ja.<br />

Movergan ® 5 mg und 10 mg Tbl.:<br />

teilbar ja, zerkleinerbar ja. Der Wirkstoff<br />

von Movergan ® ist Selegilin.<br />

Die Mehrzahl aller Selegilin-Präparate<br />

darf geteilt und zerkleinert<br />

werden. Keine Erkenntnisse liegen<br />

vor zu: Jutagilin ® 5 mg Tabl.; Selegilin<br />

10 von ct, Tbl.; Selegilin 5 Heumann,<br />

Tbl.; Selegilin Sandoz ® 5 mg<br />

Tbl.; Selemarck ® 5 mg und 10 mg Tbl.<br />

7<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Xilopar: Bei diesem Präparat handelt<br />

es sich um eine Schmelztablette,<br />

sie sollte daher nicht geteilt oder<br />

zerkleinert werden.<br />

Das geht bei Amantadinen<br />

PK-Merz ® 100 mg und 150 mg Filmtbl.:<br />

teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />

PK-Merz ® Brause-Tbl.: teilbar ja,<br />

löslich in Wasser<br />

Die Mehrzahl aller Amantadine darf<br />

geteilt und zerkleinert werden. Keine<br />

Erkenntisse liegen vor zu: Amantadin<br />

Holsten Filmtbl. und Amantadin-Teva<br />

® -Filmtbl.<br />

Das geht bei Anticholinergika<br />

Akineton ® Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar<br />

ja.<br />

Akineton ® retard Retardtbl.: teilbar<br />

ja, zerkleinerbar nein.<br />

Tremarit ® 5 mg Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar<br />

ja.<br />

Tremarit ® 15 mg Manteltbl.: teilbar<br />

nein, zerkleinerbar nein.<br />

Das geht bei Parkinsan<br />

Parkinsan ® 10, 20 und 30 mg magensaftresistente<br />

Tbl.: teilbar nein,<br />

zerkleinerbar nein.<br />

Schlussbemerkung<br />

Die Recherchen zu diesem Beitrag<br />

wurden so sorgfältig wie möglich<br />

durchgeführt. Sollte eine der<br />

gemachten Angaben nicht zutreffen,<br />

bittet die Redaktion um Benachrichtigung<br />

mit Angabe der Quelle.<br />

Im übrigen ist beim dPV-Bundesverband<br />

eine Broschüre im A5-Format<br />

erhältlich, in denen die gängigen<br />

<strong>Parkinson</strong>-Medikamente im<br />

Bild dargestellt sind. Die Broschüre<br />

kann kostenlos (gegen einen mit<br />

1,45 Euro frankierten A5-Umschlag)<br />

dort abgefordert werden.


8 dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

M E D I Z I N<br />

Untersuchung belegt: Patienten mit<br />

Wearing-off profitieren deutlich von<br />

Umstellung ihrer Medikation<br />

„Neurologen fordern: Lebensqualität von <strong>Parkinson</strong>-Patienten muss<br />

in Studien künftig mehr bewertet werden“ - so lautete die Überschrift eines<br />

Berichtes in den dPV-Nachrichten (Nr. 101/Juli 2007). In diesem<br />

Bericht kamen die dort zitierten Autoren, u. a. Prof. Günther Deuschl vom<br />

Neurozentrum Universität Kiel, zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit<br />

einer Therapie auch dahingehend beurteilt werden sollte, ob sie für<br />

den Patienten das Leben in Bezug auf physische, psychische und soziale<br />

Bereiche als lohnenswert erhält.<br />

In einer offenen Studie, die in der<br />

letzten Ausgabe der dPV-Nachrichten<br />

(Seite 19 unten) aus Aktualitätsgründen<br />

nur kurz angerissen wurde,<br />

konnte jetzt gezeigt werden,<br />

dass <strong>Parkinson</strong>-Patienten mit Wearing-off-Symptomen,<br />

die von herkömmlichem<br />

Levodopa (entweder<br />

in Monotherapie oder in Kombination<br />

mit einem Dopaminagonisten<br />

und/oder einem weiteren <strong>Parkinson</strong>-Medikament)<br />

auf das Präparat<br />

Stalevo ® (Levodopa/Carbidopa/Entacapon)<br />

umgestellt wurden, eine<br />

deutliche Zunahme der Lebensqualität<br />

erfuhren und die Anforderungen<br />

des Alltags eindeutig besser<br />

bewältigen konnten.<br />

Nachdem früher angenommen<br />

wurde, dass das Wearing-off, also<br />

das vorzeitige Wiederauftreten von<br />

Symptomen vor der nächsten regulären<br />

Medikamenteneinnahme, erst<br />

nach mehreren Jahren eintritt, weiß<br />

man heute, dass bereits innerhalb<br />

von zwei Jahren nach Therapiebeginn<br />

mit herkömmlichem Levodopa<br />

bei bis zu 50% der Patienten Symptome<br />

auf Grund von Wearing-off<br />

wieder auftreten, wobei das Wearing-off<br />

nicht selten von der Entwicklung<br />

von Dyskinesien begleitet wird.<br />

In die jetzt veröffentlichte, offene<br />

Studie, die bundesweit von<br />

Anfang Mai 2006 bis Ende Januar<br />

2007 an 314 Zentren durchgeführt<br />

wurde, waren 867 Patienten mit Wea-<br />

ring-off-Symptomen eingeschlossen.<br />

Über 90% dieser Patienten waren<br />

mit herkömmlichem Levodopa, meist<br />

in Kombination mit anderen <strong>Parkinson</strong>-Medikamenten,<br />

vorbehandelt<br />

und bedurften einer Optimierung<br />

ihrer Therapie. Die meisten Patienten<br />

befanden sich im Stadium III<br />

nach Hoehn & Yahr.<br />

Der Beobachtungszeitraum pro<br />

Patient erstreckte sich im Mittel auf<br />

10 Wochen. Im Mittelpunkt des Interesses<br />

stand die Untersuchung<br />

des Einflusses von Stalevo ® auf die<br />

Alltagsfertigkeiten der Patienten, gemessen<br />

mittels der Skala UPDRS-<br />

Teil II (Aktivitäten des täglichen Lebens).<br />

Die Ärzte hatten im Studienverlauf<br />

13 Aktivitäten in fünf Abstufungen<br />

(„Normalbefund“ bis hin zu<br />

„erhebliche Beeinträchtigung“) zu<br />

Tabelle 1: Auswertung des Arztfragebogens<br />

bewerten. Im Einzelnen zu beurteilen<br />

waren die Verbesserung oder Verschlechterung<br />

von Sprache, Speichelsekretion,<br />

Schlucken, Handschrift,<br />

Schneiden von Speisen und Umgehen<br />

mit Utensilien, Ankleiden, Hygiene,<br />

Umdrehen im Bett und Zurechtziehen<br />

der Bettwäsche, Fallen<br />

(unabhängig von Freezing), Freezing<br />

beim Gehen, Gehen, Tremor<br />

und sensorische Beschwerden.<br />

Darüber hinaus erfolgte eine Erfassung<br />

von Veränderungen der<br />

Off-Zeit, der Dyskinesien sowie der<br />

<strong>Parkinson</strong>-Medikation. Weiterhin<br />

wurden der Allgemeinzustand der<br />

Patienten am Studienende im Vergleich<br />

zum Ausgangsbefund ohne<br />

Stalevo ® , die Verträglichkeit der<br />

Medikation und der Therapieerfolg<br />

vom Arzt bewertet.<br />

Parallel zu der ärztlichen Datenerhebung<br />

war von den Patienten bei<br />

der Aufnahme- und der Abschlussuntersuchung<br />

ein zweiseitiger Fragebogen<br />

auszufüllen. Es wurden die<br />

gleichen 13 Punkte wie in dem<br />

UPDRS-Bogen abgefragt; teilweise<br />

kamen leichter verständliche Begriffe<br />

zum Einsatz. Die Patienten<br />

sollten die Einflussnahme der Erkrankung<br />

auf diese Aktivitäten vor<br />

Behandlungsbeginn mit Stalevo ®<br />

und während der Behandlung jeweils<br />

in fünf Abstufungen von „sehr<br />

stark“ bis „gar nicht“ bewerten.


Am Ende der Studie zeigten sich<br />

dann hoch interessante Ergebnisse<br />

bei den Besserungsraten. Nicht<br />

nur verminderte sich die Dauer der<br />

täglichen Off-Zeit unter der Behandlung<br />

mit dem Präparat erheblich<br />

(sie sank von im Mittel 99,3 Minuten<br />

auf 49,7 Minuten und die Anzahl<br />

der Patienten ohne Off-Zustände<br />

nahm von anfangs 51 auf 191 zu),<br />

sondern am Studienende litten auch<br />

deutlich weniger Patienten unter<br />

Dyskinesien als zu Beginn (32,4%<br />

vs. 44,9%).<br />

Wie die Ärzte die Veränderungen<br />

im Behandlungsverlauf anhand der<br />

Skala UPDRS-Teil II beurteilten,<br />

Tabelle 2: Auswertung des Patientenfragebogens<br />

verdeutlicht die Tabelle 1 auf Seite<br />

8. Sie gibt einen Überblick über die<br />

Raten an Besserungen bzw. Verschlechterungen<br />

der 13 betrachteten<br />

Alltagsaktivitäten. Besserungsraten<br />

von mindestens 40% waren<br />

unter der Studienmedikation für<br />

Handschrift, Freezing, Gehen und<br />

Tremor zu verzeichnen. Der größte<br />

Behandlungserfolg mit Stalevo ®<br />

zeigte sich beim Freezing; 55,6%<br />

der Patienten konnten einen Vorteil<br />

aus der Umstellung auf das Medikament<br />

ziehen. Insgesamt gesehen<br />

kamen die Ärzte bei der großen<br />

Mehrzahl der Patienten (87,6%) zu<br />

dem Urteil, dass sich der Allgemein-<br />

M E D I Z I N<br />

zustand im Studienverlauf verbessert<br />

hatte. Nur bei 1,2% der Patienten<br />

wurde eine Verschlechterung<br />

festgestellt.<br />

Auch die Patienten selbst, die zu<br />

Studienanfang und Studienende mittels<br />

des Fragebogens Veränderungen<br />

der 13 Aktivitäten zu bewerten<br />

hatten, stellten eine deutliche Verbesserung<br />

ihrer Befindlichkeit fest.<br />

Fast in allen Punkten waren - wie<br />

die Tabelle 2 zeigt - die Besserungsraten<br />

noch höher als von Seiten der<br />

Ärzte.<br />

Unabhängig von diesen Ergebnissen<br />

des Fragebogens attestierten<br />

rund 83% der Patienten Stalevo ® zu<br />

Studienende eine starke Wirksamkeit<br />

und bescheinigten mit jeweils<br />

rund 93% dem Präparat eine gute<br />

Verträglichkeit und eine einfache<br />

Handhabung.<br />

In der Gesamtbeurteilung der<br />

neuen Therapie wurde bei 73% der<br />

Behandelten der Therapieerfolg von<br />

den Ärzten als sehr gut bzw. gut<br />

eingeschätzt. Eine Fortsetzung der<br />

Therapie wurde für rund 89% der<br />

Patienten vorgesehen. Und auch unter<br />

den Patienten selbst zeigte sich<br />

mit fast 90% ebenfalls ein sehr hohes<br />

Maß an Zufriedenheit mit der Behandlung.<br />

(jo)<br />

9<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Neuer Agonist<br />

Seit Mitte November 2007 gibt<br />

es unter dem <strong>Namen</strong> Clarium ®<br />

(Wirkstoff Piribedil) einen weiteren<br />

Dopaminagonisten. Der Wirkstoff<br />

Piribedil zählt zur Gruppe der Non-<br />

Ergot-Dopaminagonisten und wurde<br />

in den 60er Jahren in Frankreich<br />

von der Firma Servier entwickelt.<br />

Zunächst erfolgte auf Grund nachgewiesener<br />

vasodilatatorischer Effekte<br />

der Einsatz in der Indikation<br />

„zentrale Durchblutungsstörungen“.<br />

In weiteren Untersuchungen fand<br />

sich zusätzlich eine starke und spezifische<br />

Affinität von Piribedil zu D2-/<br />

D3-Dopaminrezeptoren, welche die<br />

Basis für die Entwicklung eines Anti-<strong>Parkinson</strong>-Medikamentesdarstellte.1990<br />

wurde Piribedil zur Behandlung<br />

des <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />

in Frankreich zugelassen. Es folgten<br />

weitere klinische Studien, deren<br />

Ergebnisse im August 2006<br />

auch in Deutschland zur Zulassung<br />

des Medikaments für die Monound<br />

Kombinationstherapie des <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />

führten. Am 15.<br />

November wurde nun Piribedil unter<br />

dem Warenzeichen „Clarium ® “ in<br />

Form von 50 mg Retardtabletten in<br />

Deutschland eingeführt.<br />

Redaktionshinweis<br />

zum Lübecker Seminar<br />

Am 22. September fand in Lübeck<br />

der Patiententag „Neues aus<br />

Therapie und Diagnostk statt. Die<br />

dort gehaltenen Vorträge über<br />

Stammzellen-Therapie, neue invasive<br />

Verfahren und genetische<br />

Diagnostik werden voraussichtlich<br />

zusammengefasst in der Nr. 104<br />

der dPV-Nachrichten erscheinen.<br />

Redaktionshinweis<br />

Bitte senden Sie mögliche Beiträge<br />

und Manuskripte immer an<br />

den dPV-Bundesverband in Neuss<br />

und nicht direkt an die Redaktion<br />

in Hamburg!


10 B U N D E S V E R B A N D<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

3. <strong>Parkinson</strong>-Patienten-Seminar in Bonn<br />

Zum dritten Mal luden der dPV-Bundesverband gemeinsam mit Professor<br />

Ullrich Wüllner (ltd. Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik<br />

Bonn) <strong>Parkinson</strong>-Patienten mit ihren Angehörigen zu einem Patienten-<br />

Seminar in den Uniclub Bonn ein.<br />

Eröffnet wurde das Seminar, an<br />

dem rund 100 Gäste teilnahmen, mit<br />

einem Gedicht von Uwe Tarnow aus<br />

Bonn, der selber an <strong>Parkinson</strong> erkrankt<br />

ist. Professor Wüllner berichtete<br />

über „Neues aus der <strong>Parkinson</strong>-<br />

Forschung“. Er verwies darauf, dass<br />

zusätzlich zu motorischen Defiziten<br />

auch nicht-motorische Symptome<br />

den Verlauf des idiopathischen <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />

(iPS) bestimmen.<br />

Neben einer Verbesserung der dopaminergen<br />

Therapie sei daher das<br />

erfolgreiche Management von kognitiver<br />

Störung, Schlafstörung, Depression<br />

und autonomen Symptomen<br />

ein wichtiger Bestandteil zukünftiger<br />

Therapien. Wüllner machte<br />

deutlich, dass zusätzlich zur symptomatischen<br />

Behandlung die Entwicklung<br />

heilender oder zumindest<br />

verlaufsverändernder Therapeutika<br />

die entscheidende Herausforderung<br />

darstellt. Der enorme Wissenszuwachs<br />

der letzen Jahre zeige jedoch,<br />

dass der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit keine<br />

einheitliche Entstehungsgeschichte<br />

zu Gunde liege. Besonders deutlich<br />

werde dies anhand der jüngsten Identifizierung<br />

genetisch determinierter,<br />

familiärer <strong>Parkinson</strong>-Syndrome (fPS):<br />

Mutationen in den Parkin-, PINK1<br />

(PTEN-induced putative kinase 1)-,<br />

DJ1- und LRRK2 (leucine-rich repeat<br />

kinase 2)-Genen können das klinische<br />

Vollbild eines iPS hervorrufen.<br />

Analog sei vorstellbar, dass nicht nur<br />

das familiäre <strong>Parkinson</strong>-Syndrom,<br />

sondern auch das „typische“ iPS unterschiedliche<br />

Kranheits-Ursachen<br />

haben könne: den besonderen klinischen<br />

Bildern, die Patienten mit iPS<br />

aufweisen (z. B. Tremor-dominant,<br />

Akinetisch-rigide mit/ohne kognitive<br />

Einbußen) liegen vermutlich spezifische,<br />

verlaufsverändernde Faktoren<br />

(genetische Veranlagung, Umwelt-<br />

einflüsse) zu Grunde. Wüllner wies<br />

darauf hin, dass die frühe symptomatische<br />

Behandlung des iPS, so<br />

legen zumindest verschiedene große<br />

<strong>Parkinson</strong>-Studien nahe, sich<br />

generell günstig auf das Fortschreiten<br />

der Erkrankung auswirkt. Der<br />

Bonner Neurologe erläuterte ferner,<br />

dass sich für die symptomatische<br />

Therapie neben der Entwicklung<br />

dopaminerger Substanzen mit neuen<br />

pharmakokinetischen Eigenschaften<br />

(transdermale Systeme: Rotigotin<br />

und Lisurid; continous-release<br />

Zubereitungen von Ropinirol und<br />

Pramipexol), Dopamin-reuptake-<br />

Hemmer und neue Dopamin-Agonisten<br />

in der klinischen Testung befinden.<br />

Darüber hinaus sollen weitere<br />

Langzeitstudien klären, ob die<br />

aktuell verfügbaren nicht-ergolinen<br />

Dopaminagonisten auch klinisch relevante<br />

verlaufsveränderende Eigenschaften<br />

aufweisen.<br />

Nach Prof. Wüllner sprach Dr.<br />

Karin Kielwein, Ärztin für Traditionelle<br />

Chinesische Medizin (TCM) an der<br />

Uniklinik Bonn, über Qigong, Tai-Chi<br />

und die Möglichkeiten der TCM bei<br />

Bewegungsstörungen. Sie stellte<br />

Akupunktur, Kräuter-Therapie und<br />

Moxibustion vor und erklärte die Unterschiede<br />

und Parallelen der TCM<br />

mit der westlichen Medizin. Gemeinsam<br />

mit allen Teilnehmern praktizierte<br />

sie eine Folge von Qigong-Übungen<br />

im Sitzen. Wichtige Botschaft an<br />

alle Betroffenen war, dass die Tai-<br />

Chi- und Qigong-Übungen fast überall<br />

in Kursen angeboten und von jedem<br />

erlernt werden können. Kielwein<br />

wies in diesem Zusammenhang<br />

auf eine Studie mit <strong>Parkinson</strong>-<br />

Patienten an der Neurologischen<br />

Uniklinik in Bonn hin, die gezeigt habe,<br />

dass es Patienten, die regelmäßig<br />

Qigong oder Tai-Chi üben, besser<br />

geht. Manchen Patienten geht es<br />

auch nach der Anwendung von Reiki<br />

besser, das schließlich Dr. Wolfgang<br />

Götz vorstellte. Er sprach über diese<br />

Entspannungs- und Heilungsmethode<br />

und seine eigene langjährige<br />

Erfahrung als Reiki-Meister (zu Reiki<br />

und Qigong siehe dPV-Nachrichten<br />

Nr. 90 (Okt. 2004), S. 9).<br />

Im zweiten Teil des Seminars ging<br />

es um die Frage „Wann haben Sie<br />

zuletzt gesungen?“ Der Bonner Musiker<br />

Ali Andrzejewski hatte dazu ein<br />

abwechslungsreiches Programm mit<br />

Liedern und Gedichten im Wechsel<br />

vorbereitet und die Texte in einem<br />

extra für diesen Anlass angefertigten<br />

Mitsing-Liederheft gleich für jeden<br />

mitgebracht. Und so sangen alle<br />

mit Freude und guter Laune altbekannte<br />

Volkslieder und hörten zu den<br />

Liedern passende Gedichte von Uwe<br />

Tarnow.<br />

4. Patienten-Infotag in Tübingen<br />

Einer mittlerweile guten Tradition folgend fand am 19.09.2007 im Zentrum<br />

für Neurologie der Universität Tübingen der 4. Informationstag für <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />

und deren Angehörige statt. Im Mittelpunkt der durch PD<br />

Dr. R. Krüger in Zusammenarbeit mit der dPV organisierten Veranstaltung<br />

stand diesmal das Thema „Möglichkeiten der Behandlung bei bereits fortgeschrittener<br />

Erkrankung“. Dass dieses Thema auf ein besonderes Interesse<br />

bei Betroffenen und deren Angehörigen stieß, zeigte die überwältigende<br />

Resonanz mit über 200 angemeldeten Teilnehmern. Auf Grund der großen<br />

Teilnehmerzahl fand die Veranstaltung in zwei Sälen statt, wobei eine<br />

Video-Live-Übertragung der Vorträge in einen benachbarten Vortragsraum<br />

durchgeführt wurde, damit alle Gäste der Veranstaltung folgen konnten.


In seinem Grußwort bedankte sich<br />

Professor Gasser für das große Interesse<br />

und verwies auf die stetig<br />

zunehmende Teilnehmerzahl bei den<br />

Tübinger-Informationsveranstaltungen.<br />

Im folgenden Vortrag zur medikamentösen<br />

Therapie stellte Frau<br />

Prof. Berg neue Wirkstoffe und Darreichungsformen<br />

von Medikamenten<br />

vor, die dazu beitragen, Schwankungen<br />

der Beweglichkeit über den Tag<br />

zu vermeiden. Dazu erläuterte sie<br />

das Prinzip der möglichst gleichmäßigen<br />

Medikamenten-Wirkung über<br />

den Tag vor, das es ermöglicht, unerwünschte<br />

Schwankungen der Beweglichkeit<br />

zu vermeiden.<br />

In diesem Zusammenhang wurde<br />

u. a. die Verwendung von neuen<br />

Medikamenten-Pflastern und Medikamenten,<br />

welche die Wirkung von<br />

L-Dopa verlängern, gezeigt. Darüber<br />

hinaus wies Frau Berg auf neu in<br />

Tübingen durchgeführte Studien hin,<br />

die den Nutzen von körperlicher Betätigung<br />

bei der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit<br />

weiter belegen sollen.<br />

PD Dr. Krüger berichtete über den<br />

Einsatz von Medikamenten-Pumpen<br />

bei der Behandlung der fortgeschrittenen<br />

<strong>Parkinson</strong>-Krankheit mit starken<br />

Schwankungen der Beweglichkeit.<br />

Dabei werden die Wirkstoffe<br />

kontinuierlich entweder unter die<br />

Haut oder direkt in den Darm abgegeben.<br />

Auch hier gilt, je gleichmäßiger<br />

der Körper mit dem Medikament<br />

versorgt wird, desto weniger Komplikationen<br />

werden beobachtet. Bei<br />

beiden Methoden der Pumpenbehandlung<br />

kann die Tabletteneinnahme<br />

in der Folge deutlich reduziert<br />

werden. In diesem Zusammenhang<br />

wies Herr Krüger auf eine im Januar<br />

2008 in Tübingen beginnende Studie<br />

zur Einführung eines neuen Medikamentes<br />

in der Pumpenbehandlung<br />

hin. Dr. Wächter und PD Dr.<br />

Vorstandsarbeit transparent<br />

Dieser Bericht behandelt die Vorstandssitzung<br />

am 22. und 23. November<br />

2007 in Kassel, bei der u. a.<br />

Hans-Jürgen Mayhack als neues Vorstandsmitglied<br />

wurde begrüßt wurde.<br />

Von den Mitgliedern der Landesversammlung<br />

Niedersachsen ist er<br />

- satzungsgemäß - für zwei Jahre als<br />

stimmberechtigter Vertreter dieses<br />

mitgliederstarken Landes in den<br />

Bundesvorstand gewählt worden.<br />

In ihrem Arbeitsbericht ging unsere<br />

Vorsitzende, Magdalene Kaminski<br />

(die übrigens bei den Vorstandssitzungen<br />

streng auf die Einhaltung<br />

der vereinsrechtlichen Regularien<br />

achtet), auf von ihr besuchte Veranstaltungen<br />

ein, so z. B. der <strong>Parkinson</strong>-Tag<br />

in Hanau, der 14. Psychologentag<br />

in Stadtroda/Thüringen,<br />

aber auch 25-Jahresfeiern einiger<br />

Regionalgruppen. Von der Beratung<br />

im Arbeitskreis „<strong>Parkinson</strong> Nurse“<br />

konnte sie berichten, dass der erste<br />

Ausbildungskurs Anfang 2008 be-<br />

endet sein wird. Ein neuer Kurs fürs<br />

kommende Jahr ist in Vorbereitung.<br />

dPV-Geschäftsführer Friedrich-<br />

Wilhelm Mehrhoff informierte zunächst<br />

darüber, dass zum gegebenen<br />

Zeitpunkt sechs Regionalgruppen<br />

noch keine Jahresabrechnung<br />

für das Kalenderjahr 2006 vorgelegt<br />

haben. Die Sperrung dieser Regionalgruppenkonten<br />

ist veranlasst worden.<br />

Es handelt sich hier - das zur Erinnerung<br />

- um Unterkonten des Bundesverbandes,<br />

die entsprechend zu<br />

führen und abzurechnen sind. Mehrhoff<br />

berichtete weiterhin über die in<br />

Thüringen, Nordrhein-Westfalen und<br />

Niedersachsen durchgeführten Regionalgruppenleiter-Schulungen(vorwiegend<br />

zu Fragen der Verwaltung,<br />

der Finanzen, des Umgangs mit Spenden),<br />

die von den Teilnehmern als<br />

erfolgreich und sehr sinnvoll eingeschätzt<br />

wurden. Der Bedarf an weiteren<br />

Schulungen, so haben diese<br />

Veranstaltungen gezeigt, ist vorhan-<br />

B U N D E S V E R B A N D 11<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Gharabaghi stellten schließlich als einzige<br />

nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeit<br />

die Tiefe Hirnstimulation<br />

vor. Ausführlich wurden die<br />

Kriterien dargestellt, nach denen die<br />

Patienten in Tübingen ausgewählt<br />

werden, die am besten von der sog.<br />

‚Hirnschrittmacher’-Therapie profitieren<br />

und wie der Weg von der ersten<br />

Vorstellung in der Ambulanz für Tiefe<br />

Hirnstimulation bis zur Operation<br />

verläuft. Dabei wurde deutlich, dass<br />

für jeden Patienten eine ausführliche<br />

Abwägung des Nutzens und der persönlichen<br />

Risiken (z. B. Begleiterkrankungen)<br />

erfolgt, damit ein optimales<br />

Ergebnis durch die Tiefe Hirnstimulation<br />

erreicht werden kann.<br />

Für interessierte Patienten und<br />

Angehörige ist eine Zusammenstellung<br />

der wichtigsten Informationen<br />

aus den Vorträgen der Veranstaltung<br />

über das Internet (http://www.hihtuebingen.de/infotag/)<br />

erhältlich.<br />

den. Deshalb legte der Vorstand fest,<br />

diese Form der Schulung länderweise<br />

auch 2008 durchzuführen.<br />

Weiterhin berichtete Mehrhoff von<br />

den zunehmenden Problemen des<br />

Sponsorings bzw. der Verteilung von<br />

Spenden durch Pharamaunternehmen.<br />

Sowie die offenen Fragen geklärt<br />

sind, wird die Geschäftsstelle<br />

die Regionalleiter darüber informieren,<br />

und zwar in „dPV-Intern“. Das<br />

gilt auch für andere Probleme, zu<br />

denen Gespräche geführt werden<br />

und Vereinbarungen in Arbeit sind<br />

(„dPV-Intern“ ist eine wichtige Informationsquelle<br />

für Regionalgruppenleiter,<br />

vor allem was Aktualität<br />

und neue Angebote betrifft). Schließlich<br />

erläuterte Mehrhoff den Finanzabschluss<br />

zum 31. Oktober und beantwortete<br />

Fragen zu den einzelnen<br />

Positionen.<br />

Auf der Tagesordnung stand ferner<br />

die Neuberufung von Beiräten in<br />

den Vorstand. Diese haben eine beratende<br />

Funktion ohne Stimmbe-<br />

Fortsetzung auf Seite 12


12 K U R Z N O T I E R T . . .<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Neuer Ratgeber: <strong>Parkinson</strong> - Informationen<br />

für Betroffene und Angehörige<br />

Zittern, Bewegungsarmut und Steifigkeit sind Hauptmerkmale der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit.<br />

Der Ratgeber informiert über die wichtigsten medizinischen<br />

Aspekte dieser neurodegenerativen Erkrankung<br />

und geht insbesondere auf emotionale Probleme<br />

des Alltages ein. Dies betrifft neben Ängsten und<br />

Depressionen vor allem die Gefühle von Scham, Peinlichkeit<br />

und Unsicherheit, die oft im Zusammenhang<br />

mit den <strong>Parkinson</strong>-Symptomen auftreten. Der Ratgeber<br />

zeigt auf, was selbst zur Verbesserung des Alltagssituation<br />

unternommen werden kann und was<br />

besser nicht getan werden sollte. Er gibt Anregungen<br />

dazu, wie mit Fremden über die Symptome und<br />

Beschwerden gesprochen, wie die eigene Stresskompetenz gesteigert<br />

und wie mit Verschlechterungen umgegangen werden kann. Dargestellt<br />

wird außerdem, wann und in welcher Form zusätzliche psychologische<br />

Hilfen sinnvoll sind. Der Ratgeber bietet zahlreiche Anregungen, die Fähigkeit<br />

zur Teilnahme am sozialen Leben so weit wie möglich zu erhalten.<br />

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Ratgeber <strong>Parkinson</strong> - Informationen für<br />

Betroffene und Angehörige, Bernd Leplow, Ratgeber zur Reihe „Fortschritte<br />

der Psychotherapie“, 2007, 64 Seiten, EUR 8,95, ISBN 978-3-8017-20099-5.<br />

Fortsetzung von S. 11 / Vorstandsarbeit ...<br />

rechtigtigung. Einstimmig berufen<br />

wurden Iris Sengstacke aus Bremen<br />

und Eva Schmoeger, die dem Vorstand<br />

lange Jahre als Beisitzerin angehörte<br />

und über reiche Erfahrungen<br />

verfügt. Der Vorstand bestätigte<br />

außerdem die Mitglieder des Ärztlichen<br />

und des Psychologischen Beirates<br />

sowie die Mitglieder des Arbeitskreises<br />

Forschungsförderung<br />

und der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik.<br />

Von den beim Bundesverband<br />

eingereichten Anträgen auf Forschungsförderung<br />

konnten die Vorstandsmitglieder<br />

nach Beratung im<br />

Arbeitskreis Forschungsförderung<br />

und auf seine Empfehlung hin zwei<br />

Projekten zustimmen. Dabei handelt<br />

es sich um eine „Offene Langzeitstudie<br />

zur kognitiven und emotionalen<br />

Entwicklung sowie zur Lebensqualität<br />

bei Patienten mit M. <strong>Parkinson</strong><br />

nach Tiefer Hirnstimulation im<br />

N. subthalamicus“ (Prof. Claudia<br />

Trenkwalder und Dr. Frederike Sixel-<br />

Döring, beide Paracelsus-Elena-Kli-<br />

nik Kassel). Für zwei Jahre wurden<br />

dafür Mittel bewilligt. Eine Verlängerung<br />

wird vom Ergebnis abhängig<br />

gemacht. Ein von Prof. Rüdiger Hilker<br />

(Klinikum der Goethe-Universität<br />

Frankfurt/M.) vorgelegtes Projekt<br />

zur bildlichen Darstellung bestimmter<br />

Hirnausschnitte wurde ebenfalls<br />

bewilligt.<br />

Hinsichtlich künftiger Bundesdelegiertenversammlungen<br />

einigte<br />

sich der Vorstand darauf, 2008 in<br />

Nürnberg den diesjährigen Ablauf<br />

beizubehalten.<br />

Breiten Raum nahm wiederum<br />

der Ambulante Rehabilitationssport<br />

ein. Herr Mehrhoff informierte über<br />

die derzeit bestehenden Schwierigkeiten<br />

bei der Kostenübernahme<br />

durch die Krankenkassen. Er erläuterte<br />

einen Vorschlag zur unterstützenden<br />

Finanzierung durch die dPV,<br />

wenn eine entsprechende Kostenübernahme<br />

durch die Kasse abgelehnt<br />

wird. Die Vorstandsmitglieder<br />

gaben nach umfassender Diskussion<br />

ihre Zustimmung.<br />

von Karin Karlsson-Hammer, Dresden<br />

25 Jahre Ludwigshafen<br />

Mit einem Festakt in der Aula des<br />

Heinrich Pesch-Hauses - Bildungszentrum<br />

Ludwigshafen - feierte am<br />

17. Oktober die Regionalgruppe<br />

Ludwigshafen ihr 25-jähriges Bestehen.<br />

Im Auftrag der Stadt überbrachte<br />

Sozialdezernent Wolfgang van<br />

Vliet Glückwünsche und sprach Hilde<br />

Böttcher, Gründerin und Leiterin<br />

der Gruppe, Dank und Anerkennung<br />

aus (unterstrichen mit einem Scheck<br />

für die Gruppenarbeit). Glückwünsche<br />

(und ebenfalls einen Scheck)<br />

überbrachte auch Dr. Michael Werner,<br />

Chefarzt der Klinik Lindenallee,<br />

Bad Schwalbach. Zur Feier - musikalisch<br />

umrahmt von drei Musik-Studenten<br />

der Musikhochschule Mannheim<br />

- waren auch Magdalene<br />

Kaminski und Friedrich-Wilhelm<br />

Mehrhoff vom Bundesverband aus<br />

Neuss angereist. Der medizinische<br />

Teil der Veranstaltung wurde von<br />

Prof. Reiner Thümler, Mainz, mit einem<br />

Referat bestritten.<br />

Seminar in Hanau<br />

Schon zum zweiten Mal veranstaltete<br />

die Hanauer Regionalgruppe<br />

am 26. September unter dem Titel<br />

„Patienten fragen - Neurologen<br />

antworten“ in der Aula der Psychiatrie/Neurologie<br />

am Klinikum Hanau<br />

einen Patienten-Nachmittag. Unter<br />

der Schirmherrschaft von PD Dr.<br />

Horst Baas war auch dieser Tag<br />

wieder ein voller Erfolg. Ein Außenstehender<br />

kann nicht ermessen, mit<br />

wie vielen und welchen Fragen die<br />

Ärzte „bombardiert“ wurden. So stellten<br />

sich auch die mit beteiligten Ärzte<br />

- Dr. Werner (Klinikzentrum Lindenallee,<br />

Bad Schwalbach) und Dr.<br />

Oechsner (<strong>Parkinson</strong>-Klinik Bad Nauheim)<br />

- nach ihren Vorträgen noch<br />

erheblich länger als vorgesehen den<br />

Patienten-Fragen. Die Frage- und<br />

Vortragsreihe in Zusammenarbeit<br />

mit Dr. Baas soll demnächst fortgesetzt<br />

werden. Infos erhalten Interessenten<br />

unter den Tel.-Nr. 06181-84<br />

210 oder 06184-50775.


Abschiedsfest für von Heyden-Linden<br />

Vor 20 Jahren hat Helmuth von Heyden-Linden die RG Stade gegründet<br />

und sie durch all die Jahre geleitet. Er organisierte Treffen vor Ort und<br />

engagierte sich zudem als Landesbeauftragter im Bundesverband der<br />

dPV. Aus gesundheitlichen Gründen muss der Himmelpfortener nun selber<br />

kürzer treten. Mit einer Feier in Dollern bereiteten die Stader dem 80jährigen<br />

einen herzlichen Abschied.<br />

Welche Spuren von Heyden-Linden auch in ihren Breitengraden hinterließ,<br />

machten die Redner Werner Seydel (Landesbeauftragter Mecklenburg-Vorpommern),<br />

Hans-Jürgen Cosmo (Landesbeauftragter Niedersachsen)<br />

und Marianne Braun (Landesbeauftragte Schleswig-Holstein)<br />

deutlich. Für sie alle war der Senior ein „Ziehvater“, der immer Rat wusste<br />

und sich für die Familie der <strong>Parkinson</strong>-Betroffenen aufopferte. „Aus<br />

Liebe zur Sache“ habe er diese Dienste geleistet, erklärte von Heyden-<br />

Linden den 80 Gästen. Er weiß die Stader RG mit ihren 70 Mitgliedern in<br />

guten Händen: Marietta Jörgen aus Bützfleth und Karl Heinz Szidat aus<br />

Stade übernahmen das Ruder und wollen mit bewährten und neuen Angeboten<br />

den Zusammenhalt Gruppe stärken.<br />

„Saarlands Bester“<br />

Seit geraumer Zeit gibt es bei<br />

Saarbrücker Zeitung eine Aktion<br />

unter dem Motto „Saarlands Bester“.<br />

Dabei wählen die Leser einmal<br />

im Monat unter verschiedenen Vorschlägen<br />

per Telefon drei Kandidaten<br />

als beste Personen, die sich um<br />

das Gemeinwohl verdient gemacht<br />

haben. Im September fiel die Wahl<br />

u. a. auf Karl Musielak, seit 2001 Leiter<br />

der dPV-Regionalgruppe Saarbrücken,<br />

als Beispiel für individuelle<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Die Saarbrücker<br />

Zeitung würdigte Musielak<br />

und die Arbeit der Gruppe in einem<br />

dreispaltigen Beitrag.<br />

„Behandlung<br />

aus einer Hand“<br />

Den Patienten eine „Behandlung<br />

aus einer Hand“ zu bieten, ist das<br />

Ziel einer gesetzlich gewollten, neuen<br />

Struktur zur ambulanten Versorgung.<br />

Sie basiert auf einer engen<br />

Kooperation von niedergelassenen<br />

Ärzten und Kliniken. In Friedberg<br />

(Bundesland Hessen) wurde zum 1.<br />

Juli das erste Medizinische Versorgungszentrum<br />

(MVZ) der Region<br />

gegründet. Gesellschafter der „Cen-<br />

tromed Friedberg Medizinische<br />

Versorgungszentrum GmbH“ sind<br />

das Gesundheitszentrum Wetterau<br />

(GZW) und die <strong>Parkinson</strong>klinik Bad<br />

Nauheim. In das MVZ bringen die<br />

beiden Ärzte Dr. Karl Josef Gruber<br />

einen chirurgischen und Thomas<br />

Bergheuer einen neurologischen<br />

Facharztsitz ein. Das Versorgungszentrum<br />

hat seinen Sitz in Friedberg<br />

im Haingraben 11. Den Patienten soll<br />

durch das neue Versorgungszentrum<br />

ein sorgfältig aufeinander abgestimmtes<br />

medizinisches Angebot<br />

mit kurzen Wegen geboten werden.<br />

K U R Z N O T I E R T . . . 13<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Der Patient profitiert dabei in mehrfacher<br />

Hinsicht, unter anderem durch<br />

die Vermeidung von Doppeluntersuchungen<br />

und die Behandlung durch<br />

einen ihm vertrauten Arzt im ambulanten<br />

und stationären Bereich.“ Seit<br />

2004 sind in Deutschland mehr als<br />

160 MVZs für die ambulante ärztliche<br />

Versorgung zugelassen und stehen<br />

gleichwertig neben den niedergelassenen<br />

Ärzten.<br />

Verdienstkreuze<br />

Eckhard Kleinlützum aus Mönchengladbach,<br />

vor 18 Jahren an <strong>Parkinson</strong><br />

erkrankt und seit 15 Jahren<br />

Mitglied der dPV, hat von Bundespräsident<br />

Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande verliehen<br />

bekommen. Kleinlützum wurde für<br />

sein langjähriges ehrenamtliches<br />

Engagement zu Gunsten psychisch<br />

und suchtkranker Menschen in Mönchengladbach<br />

geehrt, das er trotz eigener<br />

Krankheit ausübt.<br />

Ebenfalls ein Bundesverdienstkreuz<br />

hat Irmgard Hansen aus Köln<br />

erhalten, die seit 1996 als Nicht-<br />

Erkrankte die dPV-Regionalgruppe<br />

in Porz leitet. Die Auszeichnung<br />

wurde in beiden Fällen von den jeweiligen<br />

Oberbürgermeistern überreicht.<br />

Schwester Bartholomäa im Ruhestand<br />

Ein „Urgestein“ der dPV zieht sich in den Ruhestand<br />

zurück: Schwester Bartholomäa aus Langenfeld hat im<br />

September ihr langjähriges Wirkungsfeld verlassen und<br />

wohnt jetzt im St. Gerhardus-Haus, einer Einrichtung der<br />

Franziskanerinnen in Drolshagen. Schwester Bartholomäa,<br />

die selbst mit 32 Jahren (1971) an <strong>Parkinson</strong> erkrankte,<br />

setzte sich unermüdlich mit großem Erfolg für die Belange der dPV ein.<br />

1987 gründete sie in Langenfeld-Richrath die <strong>Parkinson</strong>-Selbsthilfegruppe<br />

Langenfeld. Schwester Bartholomäa, die 1993 mit der Verdienstmedaille<br />

des Bundesverdienstordens ausgezeichnet wurde, kümmerte sich um<br />

die Einrichtung diverser Kontaktstellen und Regionalgruppen in Nordrhein-Westfalen<br />

und gehörte lange Jahre dem dPV-Bundesvorstand an.<br />

Nicht nur ihre „alte“ Regionalgruppe, heute 132 Mitglieder stark, sondern<br />

auch alle, die sie von vielen Delegiertenversammlungen kennen, wünschen<br />

der umtriebigen Schwester auch für die Zukunft alles Gute.


14 K U R Z N O T I E R T . . .<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Familienseminar in Leuscheid<br />

Vom 5. bis 12.08.2007 fand in Leuscheid im Westerwald ein Familienseminar<br />

für <strong>Parkinson</strong>-Patienten statt. Das von 33 Teilnehmern<br />

besuchte Seminar stand unter der bewährten Leitung von Familie Holzschuh<br />

mit ihrer Tochter Doris Hindelang, die während des Seminars unsere<br />

Therapeutin war. Tagungsstätte war das Kurhaus Windeck des<br />

Erholungszentrums Leuscheid. Es war Erholung pur in idyllischer Landschaft!<br />

Zum Tagesprogramm gehörten neben Atem-, Wasser- und Gruppengymnastik<br />

auch Nordic Walking, Entspannung, Rückenschule sowie<br />

Motorik- und Mimikübungen.<br />

Neben einem trotz<br />

Nebel interessanten<br />

Ausflug nach Hachenburg<br />

bei dem der<br />

Busfahrer viele Geschichten<br />

über Land<br />

und Leute erzählen<br />

konnte, gab es eine<br />

Besichtigung des<br />

Basaltkraters in Kuchenhausen,Tanzübungen<br />

und bunte<br />

Abende mit Gesang<br />

Ein Teil der Seminar-Gruppe beim Basaltkrater in Kuchenhausen<br />

und auswendig gelernten<br />

Gedichten. Den Abschluss des Seminars bildete ein Fachvortrag<br />

von Frau Dr. Csoti, Chefärztin der <strong>Parkinson</strong> Klinik Biskirchen, die u. a.<br />

neue Studien und Therapieformen vorstellte.<br />

von Adelheid Epple, Weilheim<br />

Information und Erlebnis im ICE-Umfeld<br />

Weit mehr als 100 Teilnehmer gab es beim „ICE-ParkinSonntag“ am 30.<br />

September in Montabaur (Kreisstadt des Westerwaldkreises in Rheinland-<br />

Pfalz) unter der Schirmherrschaft des dortigen Landrates, Peter Paul Weinert.<br />

Der Vormittag des Info-Tages verlief zweigleisig: Für dPV-Mitglieder und<br />

Angehörige fand vormittags eine Fahrt im Sonderwaggon der Vectus Verkehrsgesellschaft<br />

von Montabaur nach Limburg und zurück statt. Ab Limburg<br />

fuhr Dr. Michael Werner vom Klinikzentrum Lindenallee, Bad Schwalbach,<br />

mit im Zug, referierte über die derzeitigen<br />

Therapiemöglichkeiten und wurde<br />

nicht müde, Fragen dazu zu beantworten.<br />

Über die logopädischen Möglichkeiten<br />

bei <strong>Parkinson</strong> gab dann die<br />

Logopädin Karin Wallner aus Montabaur<br />

einen Einblick. Drehorgel- und<br />

Akkordeonspieler sorgten für die musikalische<br />

Umrahmung.<br />

Parallel zur ICE-Fahrt und dann<br />

am Nachmittag gab es in einem Raum<br />

des ICE-Bahnhofes für interessierte<br />

Besucher (es waren sehr viele) In-<br />

<strong>Parkinson</strong>-Sonntag in Mantabauer (v. l.: Dr.<br />

Michael Werner, Bad Schwalbach (Referent);<br />

Dietlind Zolondek (RG Limburg-Weilburg) und<br />

Josef Becker (RG Westerwald))<br />

formationen und Vorträge (auch Dr.<br />

Werner war wieder mit von der Partie).<br />

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen<br />

Event hatte der Regionalleiter<br />

von Westerwald Josef Becker. Als<br />

Mitstreiter konnte er Hannelore Lenz,<br />

Leiterin der Gruppe Koblenz und Dietlinde<br />

Zolondek, Leiterin der Gruppe<br />

Limburg-Weilburg gewinnen, die<br />

gemeinsam die Planung und Durchführung<br />

in der Hand hatten.<br />

25 Jahre<br />

Mönchengladbach<br />

Nach Neuss und Düsseldorf war<br />

es die Mönchengladbacher Regionalgruppe<br />

aus Nordrhein-Westfalen,<br />

die im April auf ihr 25-jähriges<br />

Bestehen zurückblicken konnte. Mit<br />

vereinten Kräften und nach langer<br />

Vorarbeit feierten nun am 12. September<br />

die Mönchengladbacher im<br />

festlich geschmückten Vereinsheim<br />

des TuS Jahn von 1893 das Ereignis.<br />

Gruppenleiter Horst Burmann<br />

konnte zu der Feier den 2. Bürgermeister<br />

von Mönchengladbach, Klaus<br />

Schäfer, dPV-Landesbeauftragte Ursula<br />

Morgenstern, Prof. Johannes-<br />

Richard Jörg vom Ärztlichen Beirat<br />

der dPV sowie die 1. Vorsitzende<br />

der dPV, Magdalene Kaminski, begrüßen.<br />

Auch von den Nachbargruppen<br />

aus Düsseldorf, Neuss, Jülich<br />

und Düren waren die Regionalleiter<br />

erschienen. Das abwechslungsreiche<br />

Programm mit Büfett und Musik<br />

ließ keine Wünsche offen. Die<br />

Gruppe zählt zur Zeit 171 Mitglieder.<br />

Jeden Donnerstag treffen sich<br />

ab 9.30 Uhr im Altensportzentrum<br />

„Sport für betagte Bürger“ jeweils<br />

40-50 Mitglieder, aufgeteilt in drei<br />

Gruppen, zur gezielten <strong>Parkinson</strong><br />

Gymnastik. An jedem letzten Mittwoch<br />

im Monat gibt es um 15 Uhr<br />

ein gemütliches Beisammensein im<br />

Restaurant im Park, (Schmölderpark<br />

in Rheydt), bei dem mehrmals im<br />

Jahr auch Vorträge aus verschiedenen<br />

Fachrichtungen gehalten werden.<br />

von Horst Burmann und Ellen Schadwald


R E C H T<br />

Die „Chronikerregelung“ und<br />

„therapiegerechtes Verhalten“<br />

Ein Interview mit F.-W. Mehrhoff, Geschäftsführer dPV-Bundesverband, Neuss<br />

Einleitung<br />

Das Solidaritätsprinzip ist die<br />

strukturelle Basis der gesetzlichen<br />

Kranken-, Unfall-, Renten-, Pflegeund<br />

Arbeitslosenversicherung. Es<br />

besagt, dass der Leistungsanspruch<br />

in der Regel nach der Bedürftigkeit<br />

und nicht nach dem individuellen<br />

Risiko der Versicherten richtet. Das<br />

Solidaritätsprinzip lässt sich kurz<br />

durch den Grundsatz „Einer für Alle<br />

- Alle für Einen“ charakterisieren.<br />

Im Unterschied zur privaten Krankenversicherung<br />

besteht Kontrahierungszwang<br />

(das ist die Pflicht<br />

der Krankenkasse, jeden Antragsteller<br />

aufzunehmen, der zum Kreis der<br />

Versicherungsberechtigten oder Versicherungspflichtigen<br />

gehört). Die<br />

Versicherungsbeiträge werden nicht<br />

nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

(Risiko und Leistung) festgelegt,<br />

sondern nach sozialen Aspekten als<br />

Prozentsatz des Lohnes/Gehalt. Daraus<br />

folgt eine Einkommensumverteilung<br />

zugunsten des sozial schwächer<br />

gestellten Teiles der Bevölkerung.<br />

Leistungen werden insgesamt nur<br />

bei Notwendigkeit erbracht und richten<br />

sich grundsätzlich nach der individuellen<br />

Bedürftigkeit. Die Dauer<br />

der Zugehörigkeit bzw. die fehlende<br />

Inanspruchnahme von Leistungen<br />

über längere Zeit führen nicht zu einer<br />

Leistungsberechtigung im Sinne<br />

eines Ansparens von Leistungen.<br />

Soweit der Gesetzgeber in der<br />

Vergangenheit beschlossen hat, die<br />

Inanspruchnahme von bestimmten<br />

Leistungen aus der Krankenversicherung<br />

an finanzielle Zuzahlungen<br />

zu knüpfen, wurde damit das Prinzip<br />

der Solidarität innerhalb der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung in<br />

Frage gestellt. Denn der ehemals<br />

gültige Satz „Einer für Alle - Alle für<br />

Einen“ galt nunmehr nur noch eingeschränkt<br />

für chronisch Kranke und<br />

Behinderte. Gerade diese Bevölkerungsgruppe<br />

ist aber in besonderer<br />

Weise auf Leistungen aus der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung angewiesen<br />

und wäre bei einer uneingeschränkten<br />

Zuzahlung in besonderem<br />

Maße finanziell betroffen<br />

worden. Da es sich sehr häufig hierbei<br />

um Teile der Bevölkerung handelt,<br />

die über ein geringeres Einkommen<br />

verfügt, wären gerade chronisch<br />

Kranke und Behinderte in besonderem<br />

Maße von der Aufweichung<br />

des Solidaritätsprinzips betroffen<br />

gewesen.<br />

Vor diesem Hintergrund hat daher<br />

der Gesetzgeber durch die Ausformulierung<br />

einer so genannten<br />

„Chronikerregelung“ dem Grundsatz<br />

Rechnung getragen, dass gerade<br />

diese Patienten in besonderem Maße<br />

auf das Gesundheitssystem angewiesen<br />

sind. Durch die Festlegung<br />

von bestimmten Freigrenzen, die zu<br />

einer vollkommenen Entlastung bei<br />

den Zuzahlungen führen, bis zu bestimmten<br />

Obergrenzen ist seitens<br />

des Gesetzgebers versucht worden,<br />

dem Solidaritätsprinzip innerhalb der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

Rechnung zu tragen. Allerdings ist<br />

dies nur eingeschränkt möglich. Bereits<br />

die Gesundheitsreform 2003<br />

hat dies mehr als deutlich gemacht.<br />

Nüchtern betrachtet ist die Ausgliederung<br />

des Zahnbereiches eine Beitragserhöhung<br />

der gesetzlichen Krankenkasse,<br />

denn Zahnleistungen wurden<br />

gestrichen und müssen extra<br />

versichert werden. Immer bessere<br />

Behandlungsmethoden werden zum<br />

Wohl der Patienten entwickelt, was<br />

aber auch die Kosten immer mehr<br />

15<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

ansteigen lässt. Die Chronikerregelung<br />

kann damit nicht die letzte Antwort<br />

darauf sein, das Solidaritätsprinzip<br />

uneingeschränkt für chronisch<br />

Kranke und behinderte Menschen<br />

gelten zu lassen. Zu diesen<br />

Themen hier nun die Fragen der Redaktion<br />

und die Antworten von dPV-<br />

Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm<br />

Mehrhoff:<br />

? Durch das GKV-Wettbewerbs-Stärkungsgesetz<br />

(seit 1.April 2007 in Kraft)<br />

wurden auch Änderungen bei der so genannten<br />

Chroniker-Regelung vorgenommen.<br />

Nicht therapiegerechtes Verhalten<br />

soll danach insofern bestraft werden, als<br />

dann 2% der jährlichen Bruttoeinnahmen<br />

zum Lebensunterhalt als Leistungsgrenze<br />

gelten und nicht 1%. Was halten Sie generell<br />

von dieser Art finanzieller Negativanreize?<br />

Gäbe es Ihrer Ansicht nach nicht<br />

auch sinnvollere, weil positive Anreize für<br />

ein therapiegerechtes Verhalten?<br />

! Seit Beginn der 80er Jahre wird<br />

versucht, durch verschiedene Reformvorhaben<br />

die Krankenversicherung<br />

zu reformieren. War es zu Beginn<br />

der BRD noch so, dass Rentner<br />

beitragsfrei versichert waren und<br />

z. T. Knappschaftsärzte die ihnen<br />

von den Versicherten übergebenen<br />

Krankenversicherungsscheine mit<br />

der Briefwaage wogen und danach<br />

das Entgelt festgelegt wurde, haben<br />

sich diese Zeiten sehr stark verändert.<br />

Über verschiedene Reformvorhaben<br />

wurde nicht nur die beitragsfreie<br />

Krankenversicherung der Rentner<br />

abgeschafft, sondern auch immer<br />

mehr der Leistungskatalog der<br />

gesetzlichen Krankenkassen und<br />

der Ersatzkassen eingeschränkt.<br />

Höhepunkt dieser Entwicklung war<br />

sicherlich die Einführung von Zuzahlungen<br />

für Versicherte, z. B. bei den<br />

Medikamenten, dem Praxisbesuch<br />

oder bei der Inanspruchnahme von<br />

anderen Leistungen der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung. Hieraus<br />

hat sich mittlerweile ein sehr umfangreicher<br />

Leistungskatalog entwickelt,<br />

der die Versicherten zwingt, für verschiedene<br />

Formen der Inanspruch-


16<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

nahme von Leistungen aus der Krankenversicherung<br />

neben der Versicherungsprämie<br />

auch umfangreiche<br />

Zuzahlungen zu leisten.<br />

Die seinerzeitige Entscheidung<br />

des Gesetzgebers, hier zusätzliche<br />

Entgelte zu fordern, beruhte zum einen<br />

auf der Voraussetzung, dass neben<br />

dem Beitragsaufkommen dem<br />

System auch noch sonstige Entgelte<br />

zugeführt werden müssen. Denn<br />

gerade in den zurückliegenden Jahren<br />

zeichnete sich deutlich ab, dass<br />

die Prämien im Hinblick auf die<br />

schlechte ökonomische Lage nicht<br />

in der gebotenen Weise weiter angehoben<br />

werden konnten.<br />

An dieser Festlegung hält auch<br />

das Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs<br />

in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

fest und knüpft<br />

neue Bedingungen an reduzierte Zuzahlungen,<br />

wie z. B. therapiegerechtes<br />

Verhalten.<br />

Generell ist die Art des monetären<br />

Negativanreizes zu begrüßen.<br />

Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass, egal ob chronisch krank oder<br />

nur vorübergehend krank, viele Versicherungsnehmer<br />

der Ansicht sind,<br />

dass mit der Bezahlung der Prämie<br />

uneingeschränkt Leistungen aus der<br />

gesetzlichen Versicherung in Anspruch<br />

genommen werden können.<br />

Ausdruck dieser besonderen Haltung<br />

ist auch ein Feldversuch der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

gewesen, den Versicherten Rechnungen<br />

über ihren jeweiligen ambulanten<br />

Arztbesuch auszustellen. Viele<br />

Versicherungsnehmer waren an<br />

diesen Rechnungen nicht interessiert<br />

bzw. haben sich diese gar nicht<br />

aushändigen lassen.<br />

Von daher ist die Überlegung des<br />

Gesetzgebers, die durch ein System<br />

abgestufte Zuzahlungen einen Anreiz<br />

zu schaffen, Leistungen der<br />

Krankenversicherung nur in einem<br />

notwendigen Maße in Anspruch zu<br />

nehmen, vom Ansatz her zu begrüßen.<br />

Dies darf aber auf der anderen<br />

R E C H T<br />

Seite nicht dazu führen, dass durch<br />

eine Ausweitung des Kataloges insbesondere<br />

chronisch kranke Menschen<br />

finanziell benachteiligt werden<br />

bzw. medizinische Leistungen nicht<br />

mehr in Anspruch nehmen können,<br />

weil ihnen die Finanzmittel fehlen. Es<br />

bedarf daher einer sehr austarierten<br />

und abgewogenen Abstufung, für<br />

welche Leistungen zusätzliche Entgelte<br />

gefordert werden und wie hier<br />

insbesondere der Personengruppe<br />

der chronisch Kranken entgegengekommen<br />

werden kann, die in einem<br />

besonderen Maße auf dieses System<br />

der sozialen Krankenversicherung<br />

angewiesen sind. Denn kein<br />

Mensch hat sich ausgesucht, mit einer<br />

chronischen Erkrankung belastet<br />

zu sein. Die sich in den letzten<br />

Jahren abzeichnende Tendenz, den<br />

Katalog der Zuzahlungen immer weiter<br />

zu vergrößern, durch den Einschluss<br />

von Hilfsmitteln, Zuzahlungen<br />

bei Zusatztherapien etc. hat<br />

sicherlich gerade bei chronisch Kranken<br />

zu einer Situation geführt, die in<br />

finanzieller Hinsicht oft als desaströs<br />

bezeichnet werden muss. Der<br />

nunmehrige Versuch des Gesetzgebers,<br />

die Chronikerregelung dahingehend<br />

zu verschärfen, dass neben<br />

den anderen Bedingungen auch ein<br />

therapiegerechtes Verhalten gefordert<br />

wird, stellt aus unserer Sicht für<br />

die Indikation <strong>Parkinson</strong> einen weiteren<br />

unsinnigen Versuch dar, durch<br />

Einschränkung von Leistungsinanspruchnahme<br />

bzw. Generierung von<br />

neuen Finanzmitteln das System finanziell<br />

zu retten. Es bleibt abzuwarten,<br />

wie sich diese neue Regelung<br />

auswirkt und inwieweit ein therapiegerechtes<br />

Verhalten bei <strong>Parkinson</strong><br />

ein geeignetes Kriterium ist, die Begrenzung<br />

der Zuzahlung bei <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />

aufzuweichen.<br />

? Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />

(G-BA) hat am 31. Juli 2007 Richtlinien<br />

festgelegt, wonach sich Versicherte ab einem<br />

bestimmten Alter einmalig über die<br />

Vor- und Nachteile von Früherkennungsmaßnahmen<br />

beraten lassen müssen. Diese<br />

Beratungsplicht gilt zunächst nur für<br />

Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs.<br />

Glauben Sie, dass auch für die <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />

noch eine solche Beratungspflicht<br />

kommen wird?<br />

! Grundsätzlich ist es zu begrüßen,<br />

dass es zukünftig obligatorisch<br />

sein soll, an der Beratung für bestimmte<br />

Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen<br />

zu müsssen. Ob und inwieweit<br />

Patienten, die in der Vergangenheit<br />

bestimmte Voruntersuchungen<br />

nicht haben durchführen lassen, mit<br />

Konsequenzen zu rechnen haben, muss<br />

noch abgewartet werden. Wichtig<br />

wäre aber insbesondere zu wissen,<br />

in welcher Form Patienten,die künftig<br />

nicht an solchen Beratungen teilnehmen,<br />

mit negativen Konsequenzen<br />

rechnen müssen.<br />

Hinsichtlich der <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />

bin ich jedoch der Ansicht, dass<br />

diese Indikation nicht geeignet ist,<br />

durch entsprechende Frühuntersuchungen<br />

„entdeckt“ zu werden.<br />

Nach heutigen medizinischen Erkenntnissen<br />

treten die ersten Symptome<br />

der <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />

auf, wenn circa 70 - 80% der dopaminergen<br />

Nervenzellen untergegangen<br />

sind. D. h., der zukünftige<br />

Patient lebt symptom- und schmerzfrei<br />

während des degenerativen Prozesses<br />

und es sind auch durch Blutuntersuchungen<br />

oder entsprechende<br />

Tests im Massenscreeningverfahren<br />

keine Anzeichen zu erkennen,<br />

dass jemand möglicherweise einen<br />

<strong>Parkinson</strong> entwickeln könnte.<br />

Soweit in der Vergangenheit bildgebende<br />

Verfahren zur Erkennung<br />

von <strong>Parkinson</strong>-Symptomen entwickelt<br />

worden sind, sind diese Verfahren<br />

sicherlich so ausgefeilt, dass sie<br />

durchaus in der Lage sind, durch vergleichende<br />

Aufnahmen einen beginnenden<br />

vorzeitigen degenerativen<br />

Prozess in der Substantia nigra zu<br />

belegen. Diese bildgebenden Verfahren<br />

sind jedoch aus unserer Sicht<br />

zum heutigen Zeitpunkt nicht geeignet,<br />

in einem Massenverfahren Men-


schen einer Früherkennung hinsichtlich<br />

der Erkrankung-<strong>Parkinson</strong> zu<br />

unterziehen. Hiergegen sprechen<br />

zum einen die finanziellen Aufwendungen,<br />

die nötig wären, um bestimmte<br />

Bevölkerungspopulationen<br />

einem solchen Frühtest zu unterziehen.<br />

Hinzu kommt, dass in den meisten<br />

Fällen erst durch vergleichende<br />

Aufnahmen mit zeitlichen Zwischenräumen<br />

konkrete Aussagen hinsichtlich<br />

des degenerativen Prozesses<br />

gemacht werden.<br />

Als Fazit kann man sagen, dass<br />

im Sinne dieses Gesetzes die Indikation<br />

<strong>Parkinson</strong> eine Ausnahmeindikation<br />

darstellt, für die es bisher<br />

keine geeignete Massenfrüherkennungsuntersuchung<br />

gibt. Von daher<br />

wären hier Ausnahmen notwendig.<br />

? Der G-BA hat auch zu definieren,<br />

was in den einzelnen Indikationen therapiegerechtes<br />

Verhalten ist, welches dann<br />

von den behandelnden Ärzten bescheinigt<br />

werden muss. <strong>Ohne</strong> diese Bescheinigung<br />

kann die Belastungsgrenze auf 2% steigen.<br />

Welche speziellen Probleme sehen Sie<br />

diesbezüglich bei <strong>Parkinson</strong> auf Sie zukommen?<br />

Lässt sich therapiegerechtes Verhalten<br />

bei <strong>Parkinson</strong> einfach so definieren?<br />

Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit<br />

ein, dass der G-BA auch<br />

Richtlinien für <strong>Parkinson</strong> erlässt?<br />

! In der Tat sieht das zum 01. April<br />

2007 in Kraft getretene Gesetz zur<br />

Stärkung des Wettbewerbs in der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

auch eine neue Definition der Belastungsgrenze<br />

für chronisch Kranke<br />

vor. In diesem Gesetz wird die Belastungsgrenze<br />

von 1% nur noch für<br />

chronisch kranke Menschen gem. §<br />

62 gelten, die in den vorangegangenen<br />

Jahren Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen<br />

in Anspruch genommen<br />

haben, die an einem indikationsbezogenenManagementprogramm<br />

teilnehmen oder sich<br />

nach ärztlicher Bescheinigung therapiegerecht<br />

verhalten. Auch wenn<br />

diese Regelung nur für nach dem 01.<br />

April 1972 geborene (bezüglich DMP)<br />

R E C H T<br />

bzw. nach dem 01. April 1987 geborene<br />

weibliche und nach dem 01.<br />

April 1962 geborene männliche Versicherte<br />

(bezügl. Früherkennungsuntersuchungen)<br />

gilt, stellt sich aus<br />

unserer Sicht die Frage, was unter<br />

therapiegerechtem Verhalten zu verstehen<br />

ist. Soweit es sich hierbei um<br />

einen unbestimmten Rechtsbegriff<br />

handelt, geben auch die Beratungsprotokolle<br />

zur Gesetzesvorlage keinen<br />

konkreten Hinweis darauf, dass<br />

unter einem solchen Verhalten zu<br />

verstehen ist. Anfragen unsererseits<br />

beim Ärztlichen Beirat der dPV verliefen<br />

ebenso ergebnislos, da auch<br />

die Ärzte der Definition eines therapiegerechten<br />

Verhaltens fragend<br />

gegenüberstehen.<br />

Nähert man sich dem Begriff unter<br />

dem Aspekt der Ausprägung der<br />

Erkrankung wäre dies eventuell ein<br />

Weg, eine Definition zu erstellen. Bei<br />

der <strong>Parkinson</strong>schen Erkrankung handelt<br />

es sich um eine Bewegungsstörung,<br />

die Menschen je nach Ausprägung<br />

der Erkrankung erheblich in<br />

ihrer Bewegungsfähigkeit einschränkt.<br />

Der natürliche Drang oder die Ausführung<br />

von bestimmten Bewegungen<br />

ist krankheitsbedingt nicht bzw.<br />

nur eingeschränkt möglich. Hiervon<br />

ausgehend kann man sicherlich mit<br />

Fug und Recht behaupten, dass jeder<br />

Mensch, der von einer solchen<br />

Erkrankung betroffen ist, bestrebt ist,<br />

durch eine entsprechende medikamentöse<br />

Therapie seine alte Beweglichkeit<br />

wiederzuerlangen. Er wird also<br />

alles unternehmen, um seine alte<br />

Beweglichkeit wiederzugewinnen.<br />

Dies schließt zum einen die regelmäßige<br />

Einnahme von Tabletten aber<br />

auch die Durchführung der Begleittherapien<br />

ein. Geht man von dieser<br />

Grundvoraussetzung aus, ist es konsequent<br />

zu behaupten, dass jeder<br />

<strong>Parkinson</strong>-Patient, der entsprechend<br />

der ärztlichen Verordnung die Tabletten<br />

zu sich nimmt und sich bestimmter<br />

Begleittherapien unterzieht, sich<br />

therapiegerecht verhält.<br />

Vor diesem Hintergrund sehe ich<br />

bezüglich der Erkrankung Morbus<br />

17<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

<strong>Parkinson</strong> keine besonderen Probleme<br />

für <strong>Parkinson</strong>-Patienten, da jedes<br />

andere Verhalten der menschlichen<br />

Natur widersprechen würde.<br />

Die Frage der Definition eines therapiegerechten<br />

Verhaltens wäre somit<br />

auch einfacher zu definieren und<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass gerade<br />

im Hinblick auf dieses Krankheitsbild<br />

der G-BA Richtlinien erlässt, halte ich<br />

für eher unwahrscheinlich.<br />

? Außerdem sollen alle Versicherten,<br />

die einem für ihre Erkrankung bestehenden<br />

strukturellen Behandlungsprogramm<br />

(DMP) teilnehmen, ebenfalls mit einer geringeren<br />

Belastungsgrenze von 1% belohnt<br />

werden. Für <strong>Parkinson</strong> gibt es jedoch bis<br />

heute kein DMP. Sehen Sie sich dadurch einer<br />

Chance für eine geringere Eigenbeteiligung<br />

beraubt? Wäre für Sie ein DMP<br />

<strong>Parkinson</strong> überhaupt wünschenswert?<br />

! Bei dem so genannten Disease-<br />

Management-Programm (DMP) handelt<br />

es sich um speziell strukturierte<br />

Programme für chronische Krankheiten.<br />

Diese zielen darauf, die Versorgung<br />

chronisch Erkrankter zu verbessern.<br />

Man bezeichnet DMPs daher<br />

auch als Chronikerprogramme.<br />

Im Falle chronischer Erkrankungen<br />

ist ein gut abgestimmtes und kontinuierliches<br />

Vorgehen bei der gesundheitlichen<br />

Versorgung sehr wichtig,<br />

um etwa das Risiko für Komplikationen<br />

oder Folgeschäden zu reduzieren<br />

oder vermeiden zu können. DMP-<br />

Programme können derzeit u. a. für<br />

Diabetes Typ I + Typ II, Brustkrebs,<br />

koronare Herzerkrankungen und<br />

Asthma/COPD angeboten werden.<br />

Innerhalb dieser Programme ist ein<br />

strukturiertes Vorgehen festgelegt,<br />

das die Einbeziehung von Qualitätskriterien<br />

und ein eng abgestimmtes<br />

Zusammenarbeiten aller am Behandlungsprozess<br />

beteiligten Personen<br />

(Ärzte, Krankenhäuser, Patienten) vorsieht.<br />

Beispielsweise werden verbindliche<br />

Dokumentationsparameter<br />

genutzt und die Therapie an bestimmten<br />

wissenschaftlichen Empfehlungen<br />

ausgerichtet. Letztlich zielt dieses<br />

gemeinsame und Institutionen


18<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

übergreifende Vorgehen zu einer<br />

besseren Versorgung und damit zu<br />

einer erhöhten Lebensqualität für<br />

chronisch kranke Patienten.<br />

Bisher gibt es für <strong>Parkinson</strong> kein<br />

Disease-Management-Programm.<br />

Aus Sicht der dPV scheint es jedoch<br />

zunehmend wünschenswert, dass<br />

solche Programme auch für <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />

entwickelt werden.<br />

Betrachtet man die heutige Versorgungssituation<br />

von <strong>Parkinson</strong>-Patienten,<br />

scheint es mehr denn je opportun,<br />

die Behandlungsschritte in<br />

den einzelnen Krankheitsstadien zu<br />

definieren, einheitlich zu dokumentieren<br />

und nach einheitlichen Schritten<br />

vorzugehen. Selbstverständlich<br />

6) „RF“: Für die Zuerkennung<br />

dieses Merkzeichens ist eine Sehbehinderung<br />

wesentlich, die für sich<br />

alleine bereits einen GdB von mind.<br />

60 ausmacht.<br />

Dazu zählen die Gehörlosen und<br />

diejenigen, die an beiden Ohren<br />

mind. eine hochgradige kombinierte<br />

Schwerhörigkeit oder hochgradige<br />

Innenohrschwerhörigkeit mit einem<br />

GdB von mind. 50 alleine aufgrund<br />

der Hörbehinderung haben.<br />

Eine reine Schallleitungsschwerhörigkeit<br />

ermöglicht im allgemeinen<br />

bei Benutzung von Hörhilfen eine<br />

ausreichende Verständigung, so<br />

dass hierbei die gesundheitlichen<br />

Voraussetzungen im allgemeinen<br />

nicht erfüllt sind.<br />

Ständig gehindert, an öffentlichen<br />

Veranstaltungen jeder Art teilzunehmen,<br />

setzt voraus, dass die<br />

Behinderung mind. einen GdB von<br />

80 ausmacht.<br />

Die Voraussetzungen sind gegeben<br />

bei:<br />

R E C H T<br />

<strong>Parkinson</strong>-Patienten & Schwerbehindertenrecht<br />

- 3. und letzter Teil, Fortsetzung aus den dPV-Nachrichten Nr. 102 (Okt. 2007) -<br />

von RA Friedrich-Wilhelm Mehrhoff, Neuss<br />

muss dabei immer die Möglichkeit<br />

bestehen bleiben, dass, z. B. bei individueller<br />

Unverträglichkeit der Medikamente<br />

ein gewisser Spielraum<br />

für die Behandlung bleibt. Insgesamt<br />

gesehen jedoch ist aus Sicht der dPV<br />

die Schaffung eines DMP-Programmes<br />

für <strong>Parkinson</strong>-Patienten wünschenswert,<br />

da so insbesondere einheitliche<br />

Standards geschaffen werden<br />

können, die dazu beitragen können,<br />

dass Behandlungsniveau insbesondere<br />

in Bezug auf die medikamentöse<br />

Versorgung und die Verordnung<br />

von Begleittherapien zu gewährleisten.<br />

Das Interview wurde in leicht veränderter<br />

Form aus dem Informationsdienst parkinsonweb.de<br />

nachgedruckt.<br />

◆ Behinderten mit schweren Bewegungsstörungen,<br />

auch durch innere<br />

Leiden (schwere Herzleistungsschwäche,<br />

schwere Lungenfunktionsstörungen),<br />

die deshalb auf<br />

Dauer selbst mit Hilfe von Begleitpersonen<br />

oder mit technischen Hilfsmitteln<br />

(z. B. Rollstuhl) öffentliche<br />

Veranstaltungen in ihnen zumutbarer<br />

Weise nicht besuchen können;<br />

◆ Behinderten, die durch ihre Behinderung<br />

auf ihre Umwelt unzumutbar<br />

abstoßend und störend wirken<br />

(z. B. durch Entstellung, Geruchsbelästigung<br />

bei nicht funktionsfähigem<br />

künstlichen Darmausgang,<br />

häufigen hirnorganischen<br />

Anfällen, grobe unwillkürliche Kopfund<br />

Gliedmaßenbewegungen bei<br />

Spastikern, laute Atemgeräusche<br />

wie etwa bei Asthmaanfällen und<br />

Kanülenträgern, ständig wiederkehrenden<br />

akuten Hustenanfällen<br />

mit Auswurf bei Kehlkopflosen);<br />

◆ Behinderte mit - nicht nur vorübergehend<br />

- ansteckungsfähiger<br />

Lungentuberkulose;<br />

◆ geistig oder seelisch Behinderte,<br />

bei denen befürchtet werden<br />

muss, dass sie beim Besuch öffentlicher<br />

Veranstaltungen durch motorische<br />

Unruhe, lautes Sprechen oder<br />

aggressives Verhalten stören.<br />

Die Behinderten müssten allgemein<br />

von öffentlichen Zusammenkünften<br />

ausgeschlossen sein. Es<br />

genügt nicht, dass sich die Teilnahme<br />

an einzelnen, nur gelegentlich<br />

stattfindenden Veranstaltungen bestimmter<br />

Art verbietet. Behinderte,<br />

die noch in nennenswertem Umfange<br />

an öffentlichen Veranstaltungen<br />

teilnehmen können, erfüllen die Voraussetzungen<br />

nicht. Die Berufstätigkeit<br />

eines Behinderten ist in der<br />

Regel ein Indiz dafür, dass öffentliche<br />

Veranstaltungen - zumindest<br />

gelegentlich - besucht werden können,<br />

es sei denn, dass eine der vorgenanntenFunktionsbeeinträchtigungen<br />

vorliegt, die bei Menschenansammlungen<br />

zu unzumutbaren<br />

Belastungen für die Umgebung<br />

oder für den Betroffenen führt. „Bei<br />

Reisen mit der <strong>Deutsche</strong>n Bahn AG<br />

erfordern die Schädigungsfolgen im<br />

Sinne des Bundesversorgungsgesetzes/Bundesentschädigungsgesetzes<br />

die Unterbringung in der<br />

ersten Wagenklasse“:<br />

7) „1. Klasse“: Die Voraussetzungen<br />

für die Benutzung der 1.<br />

Wagenklasse mit dem Fahrausweis<br />

der 2. Wagenklasse erfüllen ausschließlich<br />

schwer Kriegsbeschädigte<br />

und Verfolgte im Sinne des<br />

Bundesentschädigungsgesetz (BEG)<br />

mit einer Minderung der Erwerbsfähigkeit<br />

(MdE) um mind. 70 %,<br />

wenn der auf den erkannten Schädigungsfolgen<br />

beruhende körperliche<br />

Zustand bei Eisenbahnfahrten<br />

ständig die Unterbringung in der 1.<br />

Wagenklasse erfordert. Bei schwer<br />

kriegsbeschädigten Empfängern<br />

der drei höchsten Pflegezulagenstufen<br />

sowie bei Kriegsblinden, kriegsbeschädigten<br />

Ohnhändern und kriegsbeschädigtenQuerschnittsgelähmten<br />

wird das Vorliegen der Voraussetzungen<br />

unterstellt.


Muster des europäischen Parkausweises, der seit dem 1. Januar<br />

2001 ausgegeben wird (Farbe hellblau). Die davor national<br />

ausgegebenen Parkausweise (Farbe mittelblau) sind noch<br />

bis zum 31.12.2010 gültig, werden im europäischen Ausland<br />

jedoch teilweise nicht anerkannt.<br />

Ausweis für die unentgeltliche<br />

Beförderung im öffentlichen Personenverkehr<br />

(Ausweis mit orangefarbenemFlächenaufdruck/„Freifahrt-Ausweis“).<br />

Den „Freifahrt-Ausweis“<br />

(linke Seite grün/rechte Seite<br />

orange) erhalten:<br />

◆ Gehbehinderte („G“)<br />

◆ außergewöhnlich Gehbehinderte<br />

(„aG“)<br />

◆ Hilflose („H“)<br />

◆ Gehörlose<br />

◆ Versorgungsberechtigte.<br />

In einem Ausweis bedeutet das<br />

auf der Vorderseite aufgedruckte<br />

Merkzeichen „B“ „die Notwendigkeit<br />

ständiger Begleitung ist nachgewiesen“.<br />

Das Merkzeichen berechtigt<br />

den Schwerbehinderten, im öffentlichen<br />

Personenverkehr ohne Kilometerbegrenzung<br />

eine Begleitperson<br />

kostenlos mitzunehmen (auch<br />

wenn er selbst bezahlen muss).<br />

Das auf der Rückseite im 1. Feld<br />

eingedruckte „G“ bedeutet, dass<br />

der Ausweisinhaber in seiner Bewegungsfähigkeit<br />

im Straßenverkehr<br />

erheblich beeinträchtigt ist.<br />

Diese Eintragung im Ausweis ist<br />

von Bedeutung bei der Lohn- und<br />

Einkommensteuer, in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung.<br />

Das<br />

Merkzeichen „aG“ bedeutet, dass<br />

der Ausweisinhaber außergewöhnlich<br />

gehbehindert ist. Dieses Merkzeichen<br />

ist von Bedeutung für die<br />

R E C H T<br />

Freifahrt, die Kraftfahrzeugsteuerbefreiung,<br />

evtl. noch den Beitragsnachlass<br />

in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung<br />

und für Parkerleichterungen.Grundsätzlich<br />

ist für jedes der<br />

genannten Merkzeichen<br />

erforderlich, dass im<br />

Rahmen des Verfahrens<br />

möglichst alle ärztlichen<br />

Unterlagen, Behandlungszeiten<br />

etc. lückenlos<br />

dokumentiert<br />

werden. Je umfangreicher<br />

dies geschieht,<br />

desto kürzer ist die Antragsbearbeitungszeit.<br />

Als Antragsteller sollten<br />

Sie zumindest Ihren Hausarzt über<br />

die Antragstellung beim Versorgungsamt<br />

unterrichten und ihn darauf<br />

hinweisen, dass das Versorgungsamt<br />

Auskünfte über ihren Gesundheitszustand<br />

einziehen wird. Der Arzt<br />

ist dabei zu bitten, dass er in seiner<br />

Antwort an das Versorgungsamt nicht<br />

nur auf die medizinische Diagnose der<br />

Gesundheitsstörung eingeht, sondern<br />

möglichst genau auch die Auswirkungen<br />

beschreibt. Dies ist zur Beurteilung<br />

des jeweiligen Antrages sehr<br />

wichtig. Insbesondere hängt hiervon<br />

ab, wie hoch das Versorgungsamt den<br />

Grad der Behinderung feststellt. Das<br />

beinhaltet, dass die angegebenen<br />

Ärzte, Krankenanstalten und Behörden<br />

von ihrer Schweigepflicht entbunden<br />

werden.<br />

Sobald der Antrag auf Feststellung<br />

beim Versorgungsamt eingegangen<br />

ist, erhält der Antragsteller<br />

eine schriftliche Eingangsbestätigung.<br />

Diese kann z. B. dem Arbeitgeber<br />

vorgelegt werden, um Kündigungsschutz<br />

oder Zusatzurlaub<br />

geltend zu machen. Spricht der Arbeitgeber<br />

nach Antrag auf Feststellung<br />

der Schwerbehinderteneigenschaft<br />

die Kündigung aus, sollte<br />

das Versorgungsamt sofort darüber<br />

informiert werden. Regelmäßig wird<br />

man sich dann um eine beschleunigte<br />

Bearbeitung bemühen.<br />

19<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Die Auswirkungen der Funktionsbeeinträchtigung<br />

werden als<br />

Grad der Behinderung nach 10er<br />

Graden abgestuft, von 20 - 100 festgestellt.<br />

Dabei werden einzelne<br />

Funktionsbeeinträchtigungen berücksichtigt,<br />

wenn sie für sich alleine<br />

einen Grad der Behinderung von<br />

mind. 10 ausmachen würden. In Einzelfällen<br />

werden zur Feststellung der<br />

Gesundheitsstörung zusätzliche<br />

Untersuchungen erforderlich. Dabei<br />

werden vom Versorgungsamt auch<br />

Experten und Gutachter eingeschaltet.<br />

Sollten Sie von einer solchen<br />

Überprüfung betroffen sein, ist zu<br />

raten, nach Absprache mit Ihrem behandelnden<br />

Arzt Medikamente am<br />

Tage der Untersuchung möglichst<br />

nicht einzunehmen. Nur so ist es dem<br />

begutachtenden Arzt möglich, das<br />

volle Ausmaß der Beeinträchtigung<br />

zu erkennen und eine wirklichkeitsgetreue<br />

Beurteilung zu erstellen.<br />

Liegen mehrere Behinderungen<br />

vor, werden diese in der Reihenfolge<br />

ihres Schweregrades beurteilt.<br />

Dies erfolgt dabei nach den bereits<br />

angesprochenen „Anhaltspunkten<br />

für die ärztliche Gutachtertätigkeit im<br />

Sozialen Entschädigungsrecht“ und<br />

nach dem „Schwerbehindertengesetz“.<br />

Bei der Ermittlung des Gesamt-GdB<br />

für Schwerbehinderungen<br />

dürfen jedoch die einzelnen<br />

GdB-Werte nicht addiert werden.<br />

Maßgebend sind die Auswirkungen<br />

der einzelnen Behinderungen in ihrer<br />

Gesamtheit unter Berücksichtigung<br />

ihrer wechselseitigen Beziehungen<br />

zueinander. Ist so auf diese<br />

Weise ein Gesamt-GdB ermittelt worden,<br />

wird dieser in einem entsprechenden<br />

Schreiben und Bescheid dem<br />

Antragsteller mitgeteilt. Hiermit ist<br />

zunächst das Feststellungsverfahren<br />

abgeschlossen.<br />

Sollte der Antragsteller der Ansicht<br />

sein, dass einzelne Behinderungen<br />

nicht ausreichend gewürdigt worden<br />

sind, steht das Widerspruchsverfahren<br />

sowie das anschließende Klageverfahren<br />

vor dem Sozialgericht zur<br />

Verfügung.


20<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Christine Gebert, Logopädin,<br />

Hamburg<br />

möchten wir Ihnen heute berichten.<br />

L O G O P Ä D I E<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass etwa 20%<br />

der <strong>Parkinson</strong>-Kranken im Krankheitsverlauf eine<br />

Demenz entwickeln. Die <strong>Parkinson</strong>-Demenz unterscheidet<br />

sich insofern von der Alzheimer-Demenz,<br />

als hier Gedächtnisstörungen erst spät auftreten<br />

und Informationen noch lange gespeichert und abgerufen<br />

werden können. Darauf basiert auch der<br />

speziell für die Abklärung einer <strong>Parkinson</strong>-Demenz<br />

entwickelte PANDA-Test. Das Vorliegen einer Demenz<br />

muss in der logopädischen Therapie in besonderer<br />

Weise berücksichtigt werden; darüber<br />

Logopädische Therapie bei Patienten mit<br />

Morbus <strong>Parkinson</strong> und Demenz<br />

von Petra Benecke, Isabel Kretschmer, Logopädinnen, Paracelsus-Elena-Klinik, Kassel<br />

Einleitung<br />

Obwohl die <strong>Parkinson</strong>- Erkrankung keinesfalls allgemein mit Demenz<br />

einhergeht, gibt es doch vor allem in höherem Lebensalter und bei langjähriger<br />

Erkrankungsdauer eine nicht zu vernachlässigende Gruppe von<br />

<strong>Parkinson</strong>-Patienten, bei denen eine Demenz vorliegt. Die Frage an uns<br />

Logopädinnen ist dann, welche Art von logopädischer Therapie für diese<br />

Patienten sinnvoll ist, bzw. ob Logopädie hier überhaupt angebracht ist.<br />

Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Einige grundsätzliche Überlegungen<br />

können aber helfen, für den Einzelfall die Frage nach der<br />

Therapieindikation zu beantworten.<br />

Zunächst einmal gilt es zu klären,<br />

in welchen Bereichen der Patient<br />

Probleme hat. Besteht z. B.<br />

der Verdacht auf Vorliegen einer<br />

Schluckstörung, dann ist es immer<br />

sinnvoll, den Schluckvorgang durch<br />

eine Fachtherapeutin überprüfen<br />

zu lassen, damit gegebenenfalls<br />

Maßnahmen ergriffen werden können,<br />

durch die eine ausreichende<br />

und sichere Versorgung<br />

des Patienten<br />

mit Flüssigkeit,Nahrung<br />

und Medikamentengewährleistet<br />

wird.<br />

Bei Einschränkungen<br />

in der<br />

Kommunikation<br />

durch stimmliche,artikulato-<br />

Die Autorinnen dieses Beitrages: Petra Benecke<br />

(links), Isabel Kretschmer (rechts), Logopädinnen,<br />

Paracelsus-Elena-Klinik, Kassel<br />

rische oder sprachliche Defizite<br />

aufgrund der <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />

und der Demenz ist die Frage,<br />

ob logopädische Therapie indiziert<br />

ist, nicht so eindeutig zu beantworten.<br />

Grundsätzlich sollte vor<br />

einem möglichen Therapiebeginn<br />

das Seh- und Hörvermögen des<br />

Patienten, sowie der Zahnstatus<br />

überprüft und möglichen Beeinträchtigungen<br />

in<br />

diesen Bereichen<br />

so weit wie<br />

möglich abgeholfen<br />

werden.<br />

Generell gilt<br />

außerdem, dass<br />

es bei Patienten<br />

mit <strong>Parkinson</strong><br />

und Demenz in<br />

der logopädischen<br />

Therapie<br />

weniger um eine messbare Verbesserung<br />

einzelner Funktionen, als um<br />

eine Steigerung von Lebensqualität<br />

und - freude geht. Die Therapie sollte<br />

daher so gestaltet werden, dass<br />

sie diesem übergeordneten Ziel<br />

Rechnung trägt. Betrachten wir die<br />

Bereiche im Einzelnen:<br />

Schlucken<br />

Schluckstörungen sind ein häufiges<br />

<strong>Parkinson</strong>-Symptom. Sie können<br />

in jedem Stadium der Erkrankung<br />

auftreten, finden sich jedoch<br />

gehäuft in den fortgeschrittenen<br />

Stadien. Ihr Ausprägungsgrad reicht<br />

von leichten Beeinträchtigungen bis<br />

zu schweren Schluckstörungen, bei<br />

denen eine ausreichende und sichere<br />

orale Versorgung nicht mehr möglich<br />

ist. Schluckstörungen bleiben<br />

häufig lange unentdeckt mit den Folgen<br />

von Mangelernährung und Austrocknung<br />

bei unzureichender Versorgung<br />

und Komplikationen mit<br />

Verschleimung der Atemwege bis<br />

hin zu Lungenentzündungen durch<br />

gehäuftes Verschlucken. Daher ist<br />

es sehr wichtig, auf Anzeichen einer<br />

möglichen Störung in diesen Bereich<br />

zu achten. Bei Patienten mit Demenz<br />

ist dies die Aufgabe von Angehörigen<br />

oder Pflegern, da die Betroffenen<br />

selbst dazu meist nicht in<br />

der Lage sind. Wenn eine Schluckstörung<br />

vorliegt, sollte dieses Problem<br />

mit dem behandelnden Arzt<br />

besprochen werden. Er kann z. B.<br />

durch eine optimale Abstimmung<br />

der Medikamenteneinnahmezeiten<br />

auf die Mahlzeiten das Schlucken<br />

verbessern. In vielen Fällen ist zusätzlich<br />

eine logopädische Beratung<br />

oder Übungsbehandlung notwendig,<br />

welche der Arzt verordnen<br />

kann. Die Kosten für die Therapie<br />

werden dann von der Kasse übernommen.<br />

Neben speziellen Übungen<br />

für die Mund-, Rachen- und<br />

Kehlkopfmuskulatur können Techniken<br />

gelernt werden, um das Risiko<br />

des Verschluckens zu verringern.<br />

Bei Patienten mit Demenz ist es in<br />

den meisten Fällen sinnvoll, wenn


Angehörige mit in die Therapie einbezogen<br />

werden, damit die Übungen<br />

mit den Patienten auch zu Hause<br />

durchgeführt werden können.<br />

Bei fortgeschrittenen Schluckstörungen<br />

muss außerdem eine Anpassung<br />

des Ess- und Trinkangebotes<br />

an die Fähigkeiten des Patienten<br />

vorgenommen werden, so<br />

dass besser und v. a. sicherer, d. h.<br />

ohne Verschlucken geschluckt werden<br />

kann.<br />

Informationen und Rezepte dazu<br />

finden Sie in dem Buch: „Ernährung<br />

bei Schluckstörungen“, Hrsg. G.D.<br />

Borasio/I. M. Husemeyer (Kohlhammer<br />

- Verlag ISBN 3-17-<br />

017914-4)<br />

Eine Kurzinformation bietet auch<br />

die - kostenlose - Broschüre mit vielen<br />

Hilfen, Tipps und einer Nahrungsmittelliste<br />

bei Schluckstörungen:<br />

„Patienteninformation Dysphagie<br />

- wenn das Schlucken zum<br />

Problem wird“ (Fa. Fresenius Kabi,<br />

Bad Homburg /v.d.H., Tel. 06172 /<br />

686-8200).<br />

Im Spätstadium kann es notwendig<br />

werden, zur Ergänzung des Bedarfs<br />

an Flüssigkeit und Nahrung<br />

aber auch zur regelmäßigen Versorgung<br />

mit notwendigen Medikamenten,<br />

eine Magensonde anzulegen.<br />

Selbst in diesen Fällen kann<br />

aber in der Regel weiterhin ausgewählte<br />

Kost und Flüssigkeit über<br />

den Mund geschluckt werden. Dies<br />

dem Patienten zu ermöglichen ist<br />

ein wichtiger Faktor seiner Lebensqualität!<br />

Sehr wichtig ist es gerade<br />

bei Patienten mit Demenz auf eine<br />

aufreichende Flüssigkeitszufuhr zu<br />

achten. Da die Patienten selbst oft<br />

keinen Durst verspüren, müssen sie<br />

zum Trinken immer wieder animiert<br />

werden. Dabei sollten ihnen abwechslungsreiche<br />

Getränke nach ihrem<br />

Geschmack angeboten werden.<br />

Kommunikation<br />

Die Kommunikation von Patien-<br />

L O G O P Ä D I E<br />

ten mit M. <strong>Parkinson</strong> und Demenz<br />

kann eingeschränkt sein durch:<br />

1. leises, verwaschenes, z. T. überhastetes<br />

Sprechen aufgrund der<br />

<strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />

2. Wortfindungsstörungen oder<br />

andere Störungen des Sprachsystems<br />

3. Gedächtnisprobleme, Fadenrisse<br />

im Gespräch<br />

4. Verminderung des Sprechantriebs<br />

Zum 1.Punkt können mit den<br />

Patienten einfache, klar strukturierte<br />

und sich häufig wiederholende<br />

Übungen aus der Sprechtherapie<br />

oft gut durchgeführt werden. Dabei<br />

ist es meistens hilfreich, wenn Angehörige<br />

die Therapie unterstützen,<br />

ihre Partner bestärken und zum gemeinsamen<br />

Üben motivieren. Gerade<br />

durch Stimmkräftigungsübungen<br />

erleben die Patienten häufig<br />

schnelle Erfolge. Sie können in der<br />

Übungssituation ihre Sprechlautstärke<br />

gut verbessern und sprechen<br />

dadurch wesentlich verständlicher.<br />

Diese Erfolgserlebnisse sind gerade<br />

für Patienten mit einer Demenz,<br />

die sonst davon wenig erleben, sehr<br />

motivierend und die Übungen bereiten<br />

ihnen daher Freude. Bei überhastetem<br />

Sprechen hilft es oft, mit<br />

dem Patienten einen Takt zu klopfen<br />

und ihn aufzufordern, dazu jedes<br />

Wort einzeln zu sprechen.<br />

Übungsbeispiele:<br />

1. Erhöhen der Lautstärke<br />

Sprechen Sie zuerst in normaler<br />

Lautstärke, dann lauter, dann<br />

rufend:<br />

Hallo...Hallo!...Hallo!!!<br />

Pass auf...Pass auf!...Pass auf!!!<br />

Geh weg...Geh weg!...Geh weg!!!<br />

Sprechen Sie nun bewusst in<br />

guter Lautstärke folgende Redewendungen:<br />

21<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Guten Tag. Wie geht´s ? Danke,<br />

gut. Bis bald!<br />

Fragen Sie einen Übungspartner,<br />

ob Sie laut genug gesprochen<br />

haben und er Sie gut verstehen<br />

konnte.<br />

2. Wortweises Sprechen<br />

Klopfen Sie mit einer Hand einen<br />

Takt und sprechen Sie dazu Wort<br />

für Wort:<br />

Mein - Name - ist - ...<br />

Ich - wohne - in -...<br />

Ich - bin - ... - Jahre - alt.<br />

Wie war das Sprechen zu verstehen?<br />

Probieren Sie weitere Sätze<br />

nach dem gleichen Prinzip zu<br />

sprechen.<br />

Wortfindungs- und Gedächtnisübungen<br />

müssen immer in einen<br />

für den Patienten mit Demenz bedeutsamen<br />

Zusammenhang gestellt<br />

werden. Wenn dies gelingt<br />

und das Üben dem Patienten Freude<br />

bereitet, dann wird sich dies<br />

auch positiv auf die Sprechfreudigkeit<br />

auswirken. Dies kann noch dadurch<br />

unterstützt werden, dass die<br />

Betroffenen auch im Alltag in positiver<br />

Weise von ihrem Gesprächspartner<br />

zum Sprechen angeregt<br />

werden.<br />

Außerdem gibt es einige Tipps ,<br />

die Kommunikation mit dem an<br />

Demenz erkrankten Menschen zu<br />

erleichtern:<br />

Kommunikationsregeln:<br />

◆ Suchen Sie Blickkontakt, um die<br />

Aufmerksamkeit des Patienten<br />

zu erlangen.<br />

◆ Erklären Sie, worüber Sie mit<br />

dem Patienten sprechen wollen,<br />

um den Einstieg ins Gespräch<br />

zu erleichtern.<br />

◆ Sprechen Sie in kurzen, einfachen<br />

Sätzen.<br />

Fortsetzung auf Seite 22, rechts


22 B U N D E S V E R B A N D<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

IMPRESSUM<br />

dPV Nachrichten © für Mitglieder<br />

Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong><br />

<strong>Vereinigung</strong> - Bundesverband - e.V.<br />

Herausgeber<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />

- Bundesverband - e.V.,<br />

Moselstraße 31, 41464 Neuss,<br />

Telefon: (0 21 31) 41 01 6/7<br />

Fax.: (0 21 31) 4 54 45<br />

Fax-Abruf „dPV aktuell“: 01805-727 546<br />

Internet: www.parkinson-vereinigung.de<br />

e-mail: parkinsonv@aol.com<br />

Verantwortlich<br />

Magdalene Kaminski, 1. Vorsitzende<br />

Ärztlicher Beirat<br />

Prof. Dr. med. Wolfgang Greulich, Klinik<br />

für Neurologie, Hagen-Ambrock, koordiniert<br />

die Arbeit des Ärztlichen Beirates;<br />

Prof. Dr. med. A. O. Ceballos-Baumann<br />

Neurologisches Krankenhaus München;<br />

Prof. Dr. Wolfgang Jost, <strong>Deutsche</strong> Klinik<br />

für Diagnostik, Wiesbaden;<br />

Prof. Dr. med. Johannes-Richard Jörg,<br />

Neurologische Klinik der Universität<br />

Witten/Herdecke, Klinikum Wuppertal;<br />

Prof. Dr. med. Guido Nikkhah,<br />

Neurochirurgische Uni-Klinik Freiburg;<br />

Prof. Dr. med. Wolfgang Oertel,<br />

Universität Marburg;<br />

Prof. Dr. med. Heinz Reichmann<br />

Neurologische Universitätsklinik, Dresden<br />

Psychologischer Beirat<br />

Dipl.-Psych. Renate Annecke, Kassel,<br />

koordiniert die Arbeit des Psych. Beirates;<br />

Prof. Dr. Heiner Ellgring<br />

Universität Würzburg;<br />

Dipl. Psych. Walter Kaiser,<br />

Fachklinik Ichenhausen;<br />

Prof. Dr. phil. Bernd Leplow,<br />

Universität Halle/Saale;<br />

Dipl.-Psych. Dr. phil. Hubert Ringendahl,<br />

Wuppertal<br />

Club U 40<br />

Internet: www.parkinson-club-u40.de<br />

e-mail: info@parkinson-club-u40.de<br />

Konzept, Redaktion und Gestaltung<br />

Lutz Johner, ELLYOTT Medizin Verlag<br />

Mitgestaltung: Denis Reinhardt<br />

Koppel 38, 20099 Hamburg,<br />

Tel.: (040) 44 29 90, Fax: (040) 44 41 76<br />

e-mail: ellyottms@aol.com<br />

Konten<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />

- Bundesverband - e.V.,<br />

SEB AG Bank 1 708 569 900<br />

(BLZ 300 101 11) und<br />

Spendenkonto Volksbank Düsseldorf<br />

555 555 555 (BLZ 301 602 13)<br />

Hans-Tauber-Stiftung<br />

SEB AG Bank Neuss 1 437 344 500<br />

(BLZ 300 101 11)<br />

Fördernde Unterstützung<br />

Orion Pharma GmbH, Hamburg<br />

Redaktionsschluss dPV-Nachrichten Nr. 104:<br />

06. Februar 2008<br />

dPV-Service<br />

Medizinische<br />

Telefonberatung<br />

Prof. Dr. Wolfgang Greulich, Mitglied<br />

des Ärztlichen Beirates der dPV,<br />

steht Patienten und Angehörigen an<br />

jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat<br />

von 11 bis 12 Uhr unter folgender<br />

Telefonnummer zur Verfügung:<br />

0172-459 69 90<br />

Psychologische<br />

Telefonberatung<br />

Frau Diplom-Psychologin Renate<br />

Annecke, Mitglied und Koordinatorin<br />

des Psycholog. Beirates der dPV,<br />

steht Patienten und Angehörigen an<br />

jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat<br />

von 15 bis 17 Uhr unter folgender<br />

Telefonnummer zur Verfügung:<br />

0172-459 69 91<br />

Sprechstunde zum Bereich<br />

Hirnschrittmacher<br />

Prof. Dr. med. Andreas Kupsch<br />

von der Berliner Charité, bietet in Zusammenarbeit<br />

mit der dPV an jedem<br />

ersten Mittwoch eines Monats<br />

von 17 bis 19 Uhr eine telefonische<br />

Hirnschrittmacher-Sprechstunde<br />

an; und zwar unter der Telefonnummer:<br />

0172-459 69 92<br />

Telefonberatung zu<br />

sozialen Fragen<br />

Herr Rechtsanwalt Friedrich-Wilhelm<br />

Mehrhoff steht zur Beantwortung<br />

von Fragen zu Krankenversicherung,<br />

Schwerbehinderten- und<br />

Pflegerecht jeden 4. Montag eines<br />

Monats von 09.00 bis 11.00 Uhr<br />

unter folgender Telefonnummer zur<br />

Verfügung: 0172-459 69 93<br />

Informationen mit tiefenhirnstimulierten<br />

Patienten können unter der<br />

TIPP-Hotline ausgetauscht werden.<br />

Und zwar jeweils Mo. - Sa. zwischen<br />

10.00 und 16.00 Uhr unter<br />

der Telefonnummer: 01803-673119<br />

(Kosten: 9 Cent pro Minute).<br />

Fortsetzung von Seite 21, Logopädie...<br />

◆ Sprechen Sie langsam, laut und<br />

deutlich, jedoch ohne zu schreien.<br />

◆ Wenn der Patient Sie nicht versteht,<br />

hilft es nicht unbedingt<br />

lauter zu werden.<br />

◆ Setzen Sie Mimik und Gestik<br />

ein, um den Inhalt des Gesagten<br />

zu unterstreichen.<br />

◆ Vermeiden Sie Ironie, da diese<br />

oft nicht verstanden wird.<br />

◆ Nutzen Sie gute Phasen für das<br />

Gespräch.<br />

Schluss<br />

Um Sprechanlässe für den Patienten<br />

mit Demenz zu schaffen, sollte<br />

er soweit wie möglich in die normale<br />

Alltagsvollzüge eingebunden<br />

werden. Die Teilnahme an Gruppen,<br />

z. B. im Rahmen der <strong>Parkinson</strong>-Selbsthilfe<br />

bietet ebenfalls Gelegenheit<br />

zum Gespräch. Gemeinsames<br />

Singen in der Therapie, der<br />

Familie oder in Gruppen ist unter verschiedenen<br />

Gesichtspunkten hilfreich:<br />

Die Stimme wird trainiert, die<br />

Rhythmik verbessert, das Gedächtnis<br />

wird durch die Texte aktiviert, es<br />

entsteht Gemeinschaftsgefühl und<br />

über den Spaß am Singen verbessert<br />

sich häufig auch die Mimik. Gut<br />

eignen sich fröhliche Lieder mit einem<br />

klaren Rhythmus, z. B. Wanderlieder.<br />

„e-mail aktuell“ Nr. 31<br />

„e-mail aktuell“, der kostenlose<br />

Internet-Dienst der dPV unter<br />

„www.parkinson-vereinigung.de“<br />

versorgt Sie mit Meldungen zu<br />

neuen Studien oder Forschungsansätzen.<br />

Derzeit steht „e-mail<br />

aktuell“ Nr. 31 im Netz.<br />

Rätsel-Auflösung von Seite 2<br />

Die erste gesuchte Vorsilbe lautet:<br />

Ohr...; die zweite lautet: Brat...<br />

Bei den gesuchten Sportarten lautet<br />

die Auflösung in Zeile 1: Turnen,<br />

Schwimmen; in Zeile 2:<br />

Tennis, Volleyball; in Zeile 3:<br />

Fussball, Reiten.


<strong>Parkinson</strong>-Syndrom und Osteoporose (2. Teil)<br />

M E D I Z I N<br />

Ursächlicher Zusammenhang oder<br />

zufälliges Zusammentreffen?<br />

von Dr. Michael Werner, Klinikzentrum Lindenallee, Bad Schwalbach und Dr. Dr. Philipp Roth,<br />

vormals Klinikzentrum Lindenallee, Bad Schwalbach, jetzt Schwäbisch Alb, Gesundheits- und Reha-<br />

Zentrum Bad Urach<br />

Sozioökonomische Bedeutung<br />

Für den Einzelnen bedeutet die<br />

Osteoporose bei gleichzeitiger <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />

eine besondere<br />

Belastung. Häufig treten sturzbedingt<br />

Frakturen auf mit der Fol-<br />

ge vermehrter pflegerischer Abhängigkeit.<br />

Unsere Gesellschaft muss<br />

daher ein Interesse daran haben,<br />

die Co-Inzidenz (den Zusammen-<br />

hang des gemeinsamen Auftretens)<br />

von Morbus <strong>Parkinson</strong> und von Osteoporose<br />

abzuklären.<br />

Das Auftreten einer Osteoporose<br />

liegt bei postmenopausalen Frauen<br />

im Alter von 80 Jahren bei 19%.<br />

Entmineralisierter Knochen bei Osteoporose Gesunder Knochen mit regulärem Kalkgerüst<br />

Therapie<br />

Sowohl das <strong>Parkinson</strong>-Syndrom<br />

als auch die Osteoporose zählen zu<br />

den immer besser behandelbaren<br />

chronischen Erkrankungen. Beiden<br />

Krankheitsbildern gemeinsam ist,<br />

dass es sich um eine langfristige und<br />

kontinuierliche Therapie handeln<br />

muss, soll der gewünschte Erfolg<br />

eintreten. Ebenso gilt für beide Erkrankungen,<br />

dass eine die medikamentöse<br />

Therapie begleitende Bewegungstherapie<br />

unverzichtbarer<br />

Bestandteil zum Erhalt der Mobilität<br />

darstellt. Die Physiotherapie mit<br />

ihren vielfältigen krankengymnastischen<br />

Möglichkeiten beugt einer<br />

krankheitsbedingten Immobilisierung<br />

und den dadurch ausgelösten Folgeschäden<br />

vor und steigert die körperliche<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Das Auftreten von Frakturen im Bereich<br />

der Wirbelsäule bei 50- bis 70-<br />

Jährigen beträgt bei Frauen 1%, bei<br />

Männern 0,6%. Das Erkrankungs-<br />

Da das <strong>Parkinson</strong>-Syndrom auf<br />

einem Mangel des für die Motorik<br />

wichtigen Botenstoffes Dopamin beruht,<br />

wird man durch Zufuhr medikamentöser<br />

Ersatzstoffe dieses Defizit<br />

ausgleichen. Zu den hierfür wichtigen<br />

Medikamentengruppen zählen die<br />

Vorstufe des Dopamins, das L-Dopa,<br />

als auch Mitstreiter des Dopamins in<br />

Form der Dopaminagonisten. Darüber<br />

hinaus kann die L-Dopa-Therapie<br />

durch wirkungsverlängernde Behandlungskombinationen<br />

mit z. B.<br />

MAO-B-Hemmern und COMT-Hemmern<br />

optimiert werden. Auch für die<br />

Osteoporose gilt, dass durch eine<br />

Langzeittherapie einem Mangelzustand,<br />

hier vor allem bezüglich des<br />

für den Knochenbau wichtigen Calciums,<br />

entgegengewirkt wird. Da es<br />

durch die Entmineralisierung des<br />

Knochens zu einer Verminderung<br />

von Knochenmasse und Schwä-<br />

23<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

risiko für Osteoporose nimmt im<br />

Lebensalter exponentiell zu. Circa<br />

150.000 Schenkelhalsfrakturen treten<br />

im Jahr in Deutschland auf. Circa.<br />

3 Millionen Menschen haben schon<br />

Wirbelkörperfrakturen in Deutschland<br />

erlitten. Die Wahrscheinlichkeit<br />

für eine Frau, eine oder mehrere Wirbelkörpersinterungen<br />

zu erleiden,<br />

beträgt derzeit cirka 30%. Die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Oberschenkelbruches<br />

beträgt circa 15%. Eine genauere<br />

Bezifferung der Kosten oder<br />

Folgekosten ist bisher noch nicht ausreichend<br />

erfolgt, es lässt sich aber<br />

leicht abschätzen, dass es eine bedeutende<br />

Zahl sein wird. Von der<br />

UNO und der WHO (Weltgesundheitsorganisation)<br />

wurde die Osteoporose<br />

unter die 10 ökonomischbedeutsamsten<br />

Volkskrankheiten<br />

des 21. Jahrhunderts eingestuft. Insofern<br />

kommt der Osteoporose eine<br />

erhebliche volkswirtschaftliche und<br />

somit auch sozialmedizinische Bedeutung<br />

zu.<br />

Neuro-orthopädischer<br />

Untersuchungsablauf<br />

Wir untersuchen die Patienten so-<br />

chung der Knochenstruktur kommt,<br />

mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche,<br />

muss diesen Abbauvorgängen<br />

des Knochens auch medikamentös<br />

durch Zufuhr von Calcium und Unterstützung<br />

des Calciumeinbaus in den<br />

Knochen begegnet werden. Schon<br />

eine calciumreiche Kost, wie sie z. B.<br />

in Milch und Käseprodukten zu finden<br />

ist, kann hilfreich sein. Weiterhin<br />

ist neben einer ausreichenden Calcium-<br />

auch eine Vitamin-D-Zufuhr für<br />

den Knochenaufbau von Bedeutung.<br />

Sogenannte Biphosphonate wirken<br />

dem Knochenabbau entgegen und<br />

unterstützen somit den Erhalt der<br />

Knochenstruktur. Eine Behandlung<br />

mit dem Hormon Calcitonin reguliert<br />

den Calciumspiegel im Blut und fördert<br />

den Calciumeinbau in den Knochen.<br />

Vor allem bei Osteoporose-bedingten<br />

Schmerzen kann hierdurch<br />

eine Linderung erreicht werden.


24<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

wohl neurologisch als auch orthopädisch,<br />

erfassen die Risikofaktoren,<br />

nehmen eine Risikoanalyse vor<br />

und untersuchen die Knochendichte<br />

sowohl an der Hüfte als auch im Bereich<br />

der Wirbelsäule in der DEXA-<br />

Technik (international anerkannte<br />

Methode zur Knochendichte-Messung).<br />

Bei unserer Studie werden sogenannte<br />

T- und Z-Scores ausgewertet.<br />

Der T-Score ist ein statistischer<br />

Wert, der den individuellen<br />

gefundenen Wert des Patienten mit<br />

dem eines Gesunden mit einer sogenannten<br />

Knochenspitzenmasse<br />

vergleicht. Der Z-Score ist ein altersabhängiger<br />

Wert, bei dem der gefundene<br />

Wert des Patienten mit dem<br />

Gleichaltriger verglichen wird.<br />

In Abhängigkeit von Alter und<br />

Risikofaktoren erfolgt die Gruppierung<br />

und Festlegung.<br />

Präventive Maßnahmen<br />

Wichtig ist nicht nur zu erkennen,<br />

worin die Ursachen und die Gemeinsamkeiten<br />

beider Erkrankungen<br />

liegen, sondern auch präventive<br />

(vorbeugende) Maßnahmen in<br />

diesen Bereichen zu entwickeln.<br />

Tiefe Hirnstimulation:<br />

M E D I Z I N<br />

Insbesondere die Stärkung der neuro-skelettalen<br />

Funktion und die Vermeidung<br />

von Stürzen wird gemeinsames<br />

Anliegen in der Behandlung<br />

beider Erkrankungen sein. In der krankengymnastischen<br />

Abteilung unserer<br />

Klinik wurde ein Sturzpräventionsprogamm<br />

installiert. Die Beeinflussung<br />

des Körpergewichtes und des<br />

Muskelanteils wird dabei an Bedeutsamkeit<br />

gewinnen. Die Förderung<br />

der Lebensqualität und der damit<br />

verbundenen körperlichen sowie<br />

sozialen Aktivitäten sollten ebenfalls<br />

hieraus resultieren.<br />

Aussicht<br />

Ein eventueller ursächlicher Zusammenhang<br />

zwischen Osteoporose<br />

und Morbus <strong>Parkinson</strong> sollte auf<br />

Grund der beachtlichen Häufung im<br />

Zusammentreffen beider Erkrankungen<br />

weiter untersucht werden.<br />

Mit gesicherten Daten wird es eher<br />

möglich sein, bei allen <strong>Parkinson</strong>-<br />

Patienten z. B. eine prinzipielle Kostenübernahme<br />

für eine Knochendichtemessung<br />

zu erreichen. Zum anderen<br />

schärft es das Bewusstsein bei<br />

Betroffenen und Verantwortlichen, die<br />

Bedeutung des Osteoporose-Risikos<br />

für <strong>Parkinson</strong>-Patienten neu zu<br />

erkennen.<br />

Die Operation hat sich gelohnt<br />

Ein Erfahrungsbericht von Iris Sengstacke, Bremen, mit einer Einführung<br />

der Neurologie-Abt. II, Universität Magdeburg<br />

Am 1. April 2007 wurde an der Universität Magdeburg der Lehrstuhl für<br />

Stereotaktische Neurochirurgie eingerichtet. Die Leitung hat Prof. Voges,<br />

ehemals leitender Oberarzt der Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie<br />

an der Universität Köln, übernommen. Damit steht uns ein sehr erfahrener<br />

Neurochirurg zur Seite. Wir sind froh, dass es nun auch im Bundesland<br />

Sachsen-Anhalt eine spezialisierte Einrichtung zur operativen Behandlung<br />

von Bewegungsstörungen gibt.<br />

Davon profitieren vor allem Patienten<br />

aus der Region, die nun keine<br />

langen Anreisewege mehr in Kauf<br />

nehmen müssen, um diese Thera-<br />

pie zu erhalten. Ein weiterer Vorteil<br />

für Patienten besteht darin, dass in<br />

Magdeburg wir Neurologen und Neurochirurgen<br />

in einer Klinik gemein-<br />

sam die Patienten betreuen und somit<br />

die eigentliche Operation, die<br />

Vorbereitung und die Nachbetreuung<br />

eng miteinander verknüpft sind.<br />

Seit Bestehen der Abteilung sind<br />

10 Patienten mit Bewegungsstörungen<br />

mittels einer Tiefen Hirnstimulation<br />

(THS) erfolgreich bei uns behandelt<br />

worden. Dazu gehören Patienten<br />

mit <strong>Parkinson</strong>, Essentiellem Tremor<br />

und Dystonie. Der eigentlichen<br />

Operation gehen detaillierte Untersuchungen<br />

voraus, um den individuellen<br />

Nutzen und das potenzielle Risiko<br />

jedes einzelnen Patienten einzuschätzen.<br />

Bei der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit<br />

ist vor allem der Dopa-Test, ein<br />

Tabletten-Test zur Abschätzung der<br />

Wirksamkeit der Anti-<strong>Parkinson</strong>-Medikamente,<br />

ein wichtiger Bestandteil<br />

der Untersuchungen. Während dieses<br />

Testes können wir Neurologen,<br />

aber auch der Patient selbst, einschätzen,<br />

welche Verbesserungen<br />

durch eine Operation erreicht werden<br />

können und welche Symptome weniger<br />

gut beeinflussbar sind. Der Schritt,<br />

sich zu einer Tiefen Hirnstimulation<br />

zu entscheiden, ist nicht einfach. Die<br />

moralische Unterstützung durch die<br />

Angehörigen vor und nach der Operation<br />

ist dabei ein wichtiger Faktor.<br />

Eine unserer Patientinnen, Frau<br />

Iris Sengstacke aus Bremen, hat ihre<br />

Erfahrungen mit der Operation im folgenden<br />

Bericht zusammengefasst:<br />

Meine Entscheidung für die<br />

Tiefe Hirnstimulation (THS)<br />

Immer wieder habe ich mich damit<br />

beschäftigt, wann der richtige<br />

Zeitpunkt gekommen ist, diesen<br />

Schritt zu wagen. Seit Jahren stellte<br />

ich mir die Frage: warum muss man<br />

erst in ein tiefes Loch fallen? Warum<br />

wird die THS nicht bereits dann gemacht,<br />

wenn der <strong>Parkinson</strong> zwar<br />

schon weit fortgeschritten ist, aber<br />

noch keine allzu großen Fluktuationen<br />

und keine allzu starken Nebenwirkungen<br />

vegetativer Art vorhanden<br />

sind? Erst seit circa einem Jahr ste-


hen einige Ärzte einem frühen Einsatz<br />

der THS offener gegenüber -<br />

ein Anlass, die neue Situation für<br />

mich erst einmal zu überdenken. Ich<br />

stand 1999 und 2001 schon einmal<br />

vor dieser Entscheidung. Aber in<br />

beiden Fällen waren die Zeit und die<br />

Ärzteschaft noch nicht bereit.<br />

Aber warum gerade jetzt? Eigentlich<br />

hatte ich für mich entschieden:<br />

„Na gut, ich lasse die Testung (L-Dopa-Test,<br />

u. a.) machen, um herauszufinden,<br />

ob ich dafür geeignet bin<br />

oder nicht. Wenn alles positiv ausfällt,<br />

womit ich eigentlich auch gerechnet<br />

hatte, dann vielleicht im November<br />

die OP.“ Aber es kam doch<br />

etwas anders: Der L-Dopa-Test hat<br />

mir ganz schön zugesetzt. Die Nacht<br />

habe ich mit schweren Dystonien<br />

zugebracht. An Gehen war gar nicht<br />

mehr zu denken. Im Rollstuhl ging<br />

es dann zum Test. Wir hatten ausgerechnet,<br />

dass ich ca. 2.500 mg L-<br />

Dopa tagtäglich geschluckt habe. Eigentlich<br />

ist das der helle Wahnsinn!<br />

Und das seit 2002. Dies war auch<br />

der Hauptgrund, weshalb ich nun<br />

diese Überlegungen neu traf: Wie<br />

lange geht das noch gut, wann kommt<br />

der Knall und ist es zu spät?<br />

Viele werden jetzt fragen, warum<br />

ich soviel L-Dopa eingenommen habe.<br />

Bei mir wurde <strong>Parkinson</strong> mit 35<br />

Jahren diagnostiziert. Da steht man<br />

mitten im Leben bzw. es fängt für<br />

einen, der studiert hat, erst an. Und<br />

ich wollte und will vom Leben noch<br />

etwas haben! Was nützt es mir, wenn<br />

ich da weniger Medikamente einnehme<br />

und durch die Gegend schleiche?<br />

So hatte ich unter Medikation<br />

schon 11 sehr gute Jahre und werde<br />

jetzt auch mit der Stimulation<br />

weitere gute Jahre, vielleicht noch<br />

mehr als 11, erleben.<br />

Das Ergebnis der Testung war<br />

eindeutig. Im Gespräch mit dem<br />

Arzt dann fällte ich meine Entscheidung!<br />

Es wird sofort gemacht. Damit<br />

hatte eigentlich keiner aus mei-<br />

nem Umfeld gerechnet. Ich selber<br />

ja auch nicht. So war es doch für<br />

alle ein heftiger Schock.<br />

Dann war es soweit: Am 02.07.<br />

2007 um 07.30 Uhr ging es in den<br />

OP in der Universitätsklinik in Magdeburg.<br />

Ich möchte hier nicht auf<br />

Einzelheiten der OP eingehen. Nur<br />

eins: Ich empfand sie gar nicht so<br />

sehr schlimm bzw. anstrengend.<br />

Warum? Ich kannte das Ärzteteam<br />

und hatte volles Vertrauen. Außerdem<br />

war während der gesamten<br />

OP die Physiotherapeutin, Frau Decker,<br />

anwesend. Herr Prof. Dr. Voges<br />

und Frau OÄ Dr. Galazky unterhielten<br />

mich ständig, so dass<br />

auch keine Langeweile auftrat. Also<br />

ich fühlte mich nicht als Patient, an<br />

dem nun etwas ausprobiert wird.<br />

Nein, ich fühlte mich einfach wohl,<br />

denn die große Erfahrung von Herrn<br />

Prof. Voges war sehr beruhigend.<br />

In den ersten Tagen nach der OP<br />

lief alles wunderbar. Ich war sofort<br />

wieder auf den Beinen. Eine Reha<br />

sah ich eigentlich anfangs nicht so<br />

sehr als erforderlich an. Doch die<br />

Zeit belehrte mich eines besseren.<br />

Nachdem der so genannte Setzeffekt<br />

weg war, zeigten sich doch Probleme<br />

in der Beweglichkeit, die dann<br />

aber mit Einstellung der Elektroden<br />

und etwas Medikation sofort wieder<br />

behoben wurden. Nach zwei Wochen<br />

Reha trat ich die Heimreise an.<br />

Heute kann ich nun sagen, die OP<br />

hat sich für mich gelohnt. Meine<br />

Beweglichkeit ist wie in besten Zeiten.<br />

Ich komme mit 1/10 der bisherigen<br />

Medikation aus. Die Mimik hat<br />

sich sehr verbessert. Und auch die<br />

Sprache hat sich nicht, wie befürchtet,<br />

verschlechtert.<br />

Ich möchte an dieser Stelle all<br />

jenen danken, die mich während<br />

dieser Zeit sehr unterstützt haben.<br />

Der größte Dank geht an das THS-<br />

Team der Magdeburger Uniklinik<br />

mit Herrn Prof. Voges, Frau Dr. Galazky<br />

und Frau Decker sowie an die<br />

Station 14 mit Frau Brejova und dem<br />

Pflegepersonal.<br />

M E D I Z I N / R E G I O N A L 25<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

25 Jahre RG Essen<br />

Anfang Januar dieses Jahres<br />

konnte die Essener Regionalgruppe<br />

auf ihr 25-jähriges Bestehen<br />

zurück blicken. Dieses Ereignis wurde<br />

dann Anfang Mai gefeiert. Im<br />

Haus der Begegnung in Essen konnte<br />

Regionalgruppen-Leiter Beckmann<br />

über 100 Mitglieder mit Ihren<br />

Angehörigen begrüßen. Die musikalische<br />

Untermalung wurde vom<br />

Hafenchor aus Essen vorgenommen.<br />

Mit wundervollen Liedern von<br />

der See und zum Schluss das traditionelle<br />

Ruhrgebiets-Lied: Glück<br />

auf, der Steiger kommt. Eine Dublette<br />

sang Lieder von Mirelle Mathieu<br />

und Zarah Leander. Die Eheleute<br />

Dr. Fornadi aus Biskirchen und Herr<br />

P.D. Dr. Gerhard vom Philippusstift<br />

aus Essen waren ebenfalls der Einladung<br />

gefolgt. Mit Kurzvorträgen<br />

unterrichteten sie die Teilnehmer<br />

über den neuesten Stand der Medizin.<br />

Glückwünsche wurden ferner<br />

überbracht vom 1. Vorsitzenden<br />

Herrn Osterfeld von der Arbeitsgemeinschaft<br />

Selbsthilfe Behinderter<br />

und von der Ratsfrau Frau Brennecke-Roos<br />

in Vertretung des Oberbürgermeisters.<br />

Besonders herausgestellt<br />

wurde dabei die Wichtigkeit<br />

des Ehrenamtes und der Selbsthilfegruppen.<br />

Nach über 2 Stunden,<br />

die viel zu schnell vergingen, wurde<br />

übereinstimmend gesagt, das es<br />

ein sehr gelungenes Fest gewesen<br />

sei. Anschließend trafen sich alle<br />

zu einem Imbiss und geselligem Beisammensein.<br />

Schweinfurt: Symposium<br />

und Jubiläum<br />

Rund 200 Gäste hatten sich am<br />

13. Oktober zum 20-jährigen Jubiläum<br />

der RG Schweinfurt eingefunden,<br />

das mit dem 2. Schweinfurter<br />

<strong>Parkinson</strong>-Symposium (Motto: „Quo<br />

vadis Morbus <strong>Parkinson</strong>?“) gemeinsam<br />

begangen wurde. Für das Symposiumsprogramm<br />

am Vormittag hat-


26<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

te Prof. Wilfried Kuhn vom Schweinfurter<br />

Leopoldina-Krankenhaus mit<br />

Prof. Horst Przuntek, Bochum (Diagnostik<br />

und Frühtherapie), Dr. Reijko<br />

Krüger, Tübingen (Genetische<br />

Ursachen), Dr. Matthias Hahne,<br />

Bad Neustadt (Differentialdiagnose),<br />

Prof. Thomas Müller, Berlin<br />

(Spättherapie) und Prof. Manfred<br />

Gerlach, Würzburg (Progredienz),<br />

namhafte Referenten gewinnen<br />

können. Dazu kamen praxisbezogene<br />

Vorträge von Susanne Pyschkin,<br />

Schweinfurt (Physiotherapie) und<br />

Rebekka Weiß, Schweinfurt (Logopädie).<br />

Bei der Jubiläumsfeier am Nachmittag,<br />

bei der neben Mitgliedern<br />

und Angehörigen der Schweinfurter<br />

Gruppe auch Mitglieder der Gruppen<br />

aus Bayreuth, Haßfurt und Würzburg<br />

vertreten waren, konnte Regionalleiterin<br />

Lotte Scheller außer<br />

Bürgermeister Otto Wirth und Regierungsrat<br />

Tomas Birkenbach (neben<br />

Glückwünschen gab es Geldzuwendungen)<br />

u. a. Elke Niedernhöfer<br />

vom dPV-Bundesverband<br />

und Katrin Speck vom Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband begrüßen. Ein<br />

Augenschmaus war das riesige<br />

Kuchenbüffet, für das die Frauen<br />

der Regionalgruppe tagelang gebacken<br />

hatten. Ebenso ein Augen-, vor<br />

allem aber ein Ohrenschmaus waren<br />

die Darbietungen des gemischten<br />

Chores von Gochsheim, bei der<br />

die eine Hälfte der Gäste mit gesungen,<br />

die andere Hälfte musikalisch<br />

mit den Füßen gearbeitet haben.<br />

Fazit: Es war ein wunderschönes<br />

Fest, bei dem alles gepasst hat.<br />

10 Jahre<br />

RG Annaberg<br />

Bei strahlendem Wetter beging die<br />

Regionalgruppe Annaberg (Erzgebirge,<br />

Sachsen) im Juli 2007 ihr 10jährige<br />

Bestehen. Am Vormittag wurde<br />

im dortigen „<strong>Parkinson</strong>-Treff“ ein<br />

„Tag der offenen Tür“ mit großem Zu-<br />

Fortsetzung auf Seite 28<br />

R E G I O N A L<br />

Gruppenversicherungsvertrag mit der Provinzial AG<br />

- PR-Anzeige -<br />

BasisRente: Steuern sparen<br />

und Hinterbliebenenrente absichern<br />

Für Selbstständige, Freiberufler, Angestellte und Senioren hat sich<br />

die Rürup-Rente, oder BasisRente bei der Provinzial AG, zur steuerlich<br />

attraktiven Altersvorsorge entwickelt. Damit die angesparten Altersvorsorgebeiträge<br />

bei Tod nicht verfallen, bietet die Provinzial AG jetzt mit<br />

der neuen BasisRente auch eine Hinterbliebenenrente an. Vorstand und<br />

Geschäftsführung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e.V. freuen sich<br />

ganz besonders darüber, dass hier auch ein Produkt für viele Fördermitglieder<br />

der <strong>Vereinigung</strong> angeboten wird.<br />

Der Staat bietet immer mehr steuerliche Vergünstigungen für die eigene<br />

Altersvorsorge an. „Er fördert jedoch ausschließlich Vorsorgeprodukte,<br />

die ein lebenslanges Alterseinkommen sichern“, erklärt Hermann<br />

Lindhof von der Provinzial AG in Steinfurt. Dazu zählt auch die<br />

BasisRente, bei der eine monatliche Rentenzahlung ab dem 60. Lebensjahr<br />

möglich ist.<br />

Vorteile für Selbstständige, Freiberufler, Angestellte und Senioren<br />

Für Selbstständige und Freiberufler ist diese private Rentenversicherung<br />

besonders interessant, da sie ihre Beiträge vom ersten Euro an<br />

von der Steuer absetzen können und die Einzahlungen vor Verpfändung<br />

geschützt sind. Aber auch wer als Angestellter die Riester-Rente<br />

bereits voll ausnutzt, kann mit einer BasisRente noch vom hohen Sonderausgabenabzug<br />

profitieren. Schon in 2007 bleiben 64 Prozent der<br />

Beiträge für die neue BasisRente steuerfrei. Schrittweise wird die steuerliche<br />

Förderung bis 2025 auf 100 % angehoben. Durch die Einsparung<br />

von Steuern ist eine hohe Förderquote erreichbar. Insgesamt können<br />

2007 bis zu 12.800 Euro für Ledige (25.600 Euro für Ehepaare) in<br />

die gesetzliche und private Altersvorsorge steuerfrei eingezahlt werden.<br />

Dieser Betrag steigt bis 2025 kontinuierlich auf 20.000 Euro für Ledige<br />

(40.000 Euro für Ehepaare) an. Erst die Auszahlungen müssen versteuert<br />

werden.<br />

Absicherung des Partners mit der Hinterbliebenenrente<br />

„Mit der staatlichen Förderung lässt sich aber auch die Familie absichern“,<br />

nennt Hermann Lindhof einen weiteren Vorteil der BasisRente.<br />

Damit das angesparte Kapital bei Tod des Versicherten nicht verfällt,<br />

wird bei der neuen BasisRente eine Hinterbliebenenrente aus Beitragsrückgewähr<br />

für Ehepartner und kindergeldberechtigte Kinder angeboten.<br />

„Alternativ kann auch eine individuelle Ehegatten-Zusatzversicherung<br />

(ERZ) mit der Provinzial AG vereinbart werden. Dadurch gewinnt<br />

diese Form der Altersvorsorge weiter an Attraktivität“.<br />

Ihre Partner Versicherung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> berät<br />

Sie gerne nach individuellen Gesichtspunkten und zu Ihrem persönlichen<br />

Bedarf.<br />

Rufen Sie an unter der kostenlosen dPV-Rufnummer 0800-2507500.<br />

Sie erhalten dann persönlich für Sie vorbereitete Angebote.


27<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)


28 R E G I O N A L / U 4 0<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Fortsetzung von Seite 26, 10 Jahre Annaberg<br />

spruch durchgeführt. Am Nachmittag<br />

folgte dann eine kleine Feierstunde<br />

in Anwesenheit des Dezernenten<br />

für Familie und Soziales des Landkreises<br />

Annaberg, Frieder Neuber sowie<br />

der Geschäftsführerin des Wohnund<br />

Pflegezentrum Annaberg, Karin<br />

Berghäuser und von Kerstin Viol, Physiotherapeutin<br />

der Regionalgruppe<br />

seit deren Gründung. Nach dem<br />

Rückblick über die letzten 10 Jahre<br />

der Gruppe wurden in einem feierlichen<br />

Rahmen langjährige dPV-Mitglieder<br />

geehrt und der Tag in fröhlicher<br />

Runde mit einer gemeinsamen<br />

Kaffeetafel beendet.<br />

Bericht vom 7.<br />

Ambrocker Forum<br />

Zum 7. Ambrocker-Forum lud<br />

Prof. W. Greulich, Chefarzt und Ärztlicher<br />

Direktor der Neurologischen<br />

Klinik Hagen-Ambrock, Leiter und<br />

Leiterinnen von Regionalgruppen der<br />

dPV aus Nordrhein-Westfalen ein.<br />

Die diesjährige Veranstaltung am 20.<br />

Oktober 2007 befasste sich, wie Prof.<br />

Greulich in seiner Einladung schrieb,<br />

mit dem Problemfall des fortgeschrittenen<br />

<strong>Parkinson</strong>-Syndroms mit dessen<br />

Multimorbidität und dessen Folgen<br />

für die Alltagsaktivitäten der Betroffenen.<br />

Auf der Veranstaltung<br />

sprach Prof. W. Jost, Leiter des<br />

Fachbereichs Neurologie/Klinische<br />

Neurophysiologie, <strong>Deutsche</strong> Klinik<br />

für Diagnostik, Wiesbaden, über gastrointestinale<br />

Störungen, während<br />

Frau Dr. Grigoleit, leitende Ärztin der<br />

Klinik für Neuro-Urologie am Marienhospital,<br />

Herne, die Problematik<br />

urologischer Störungen erläuterte<br />

und Dr. Deiseroth, Oberarzt in Hagen-Ambrock,<br />

über das Thema Fahrtauglichkeit<br />

bei Morbus <strong>Parkinson</strong><br />

referierte. Weitere medizinische Fachvorträge<br />

zu Begleiterkrankungen bei<br />

Morbus <strong>Parkinson</strong> wurden von Dr.<br />

Nilius, Chefarzt der Klinik für Pneumologie,<br />

Hagen-Ambrock, von Frau<br />

Dr. Viebahn-Rehm, Oberärztin in Hagen-Ambrock<br />

und von Herrn Prof.<br />

Greulich selbst gehalten.<br />

Am Vorabend des Ambrocker Forums<br />

fand der fast schon traditionelle<br />

Empfang auf Schloss Hohenlimburg<br />

statt. Es war wieder ein Erlebnis,<br />

die Aussicht vom Burgberg zu<br />

genießen, die alten Gemäuer des<br />

Schlosses zu betreten und sich an<br />

festlich gedeckte Tische setzen zu<br />

dürfen - es war wunderschön! Und<br />

nicht zuletzt für die Neuen unter den<br />

Regionalleitern und Leiterinnen bot<br />

dieses Zusammentreffen die Möglichkeit<br />

des gegenseitigen Kennenlernens<br />

und des Erfahrungsaustausches.<br />

von Ursula Morgenstern,<br />

dPV-Landesbeauftragte NRW<br />

3. <strong>Parkinson</strong>-Tag<br />

in Bochum<br />

Am 15. September fand in Bochum<br />

der dortige 3. <strong>Parkinson</strong>-Tag<br />

statt. Wie auch in den vergangenen<br />

Jahren war es ein gut besuchter<br />

und von den <strong>Parkinson</strong>-Betroffenen<br />

und Interessierten der Ruhrgebietsstädte<br />

mit großer Aufmerksamkeit<br />

angenommener Informationstag.<br />

Erstmals besuchten auch Mitglie-<br />

Gut besucht: Der Hörsaal im St.-Josef-Hospital<br />

in Bochum<br />

der der zur Bochumer Regionalgruppe<br />

zählenden MSA-Rhein-<br />

Ruhr-Gruppe die Veranstaltung.<br />

Auf der Tagungsordnung stand eine<br />

ganze Reihe von Workshops, darunter<br />

„Angebote zur Bewegungsförderung“<br />

(Leitung: Frau Steenebrügge,<br />

Kinästhetiktrainerin), „Und<br />

essen macht doch Spaß“ (Leitung:<br />

Frau Weinert), „Mit <strong>Parkinson</strong> ins<br />

Fitness-Studio“ (Leitung: Herr Möllhoff,<br />

Leiter der Physiotherapie),<br />

„Spaß an der Kommunikation und<br />

Genuss beim Essen“ (Leitung: Frau<br />

Bojarzin, Logopädin und Herr Enders,<br />

Ergotherapeut), „Wesensveränderung<br />

und Vergesslichkeit“<br />

(Leitung: OA Dr. med. Andrich),<br />

„Operation; Neue und alte Medikamente“<br />

(Leitung: Prof. Dr. med. Th.<br />

Müller und PD Dr.med. Dirk Woitalla)<br />

sowie „Therapie mit der Duodopa-Pumpe”<br />

(Leitung Dr.med. Ellrichmann).<br />

Das Arbeitsteam der<br />

Bochumer Regionalgruppe dankt<br />

allen Besuchern für das gezeigte<br />

Interesse und die Mitarbeit bei den<br />

Workshops und den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern des St.-<br />

Josef-Hospitals in Bochum.<br />

Zur Nachahmung empfohlen:<br />

U 40: Rehaaufenthalt<br />

in Hetzdorf<br />

Sie kamen am 11.09.07 aus allen<br />

Teilen Deutschlands ins „Tal der<br />

Ahnungslosen“, um es 3 Wochen<br />

später reicher an Wissen und mit<br />

körperlichem Fitnesszuwachs wieder<br />

zu verlassen. Ich spreche von<br />

einer Gruppe von Menschen, die<br />

alle das gleiche Schicksal - nämlich<br />

Morbus <strong>Parkinson</strong> zu haben -<br />

und sich hier in der Klinik am Tharandter<br />

Wald zu einem 3-wöchigen<br />

Rehaaufenthalt trafen. Jeder hegte<br />

so seine eigenen Wünsche und<br />

Erwartungen und ich konnte sie nicht<br />

nur an mir selbst, sondern auch an<br />

der Stimmung in der Gemeinschaft<br />

Fortsetzung auf Seite 31


29<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)


30 B U N D E S V E R B A N D<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

Aktion „Hinsehen - Handeln -<br />

Helfen“ läuft bis April 2008<br />

Im Oktober startete erneut die Aufklärungskampagne<br />

„Hinsehen - Handeln - Helfen“ der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e.V. Bis zum 11. April 2008, dem<br />

Welt-<strong>Parkinson</strong>-Tag, werden verschiedene Aktionen und Informationsveranstaltungen<br />

im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Kern der<br />

Kampagne ist eine Roadshow mit einem Infomobil. Sie begann am 4.<br />

Oktober in München (siehe Fotos) und führte im laufenden Jahr bis<br />

Anfang November durch weitere acht Städte des Bundesgebietes<br />

(05.10.07 in Mannheim, 06.10.07 in Köln, 11.10.07 in Hamburg - hier berichtete<br />

z. B. im Nachhinein am 16.10. das Regionalprogramm von SAT 1<br />

über M. <strong>Parkinson</strong> -, 12.10.07 in Berlin, 13.10.07 in Dresden, 18.10.07 in<br />

Jena, 19.10.07 in Hanau, 20.10.07 in Kassel).<br />

Auftakt in München: Stand am Viktualienmarkt<br />

Besucher des Infomobils hatten<br />

dabei die Chance, sich im Gespräch<br />

mit Fachärzten und Betroffenen über<br />

die <strong>Parkinson</strong>-Krankheit zu informieren.<br />

Kostenfreie Broschüren und<br />

ein Selbsttest ermöglichten einen<br />

gründlichen Einblick in Früherkennung,<br />

Diagnose und Therapie der<br />

Nervenerkrankung. Im Frühjahr 2008<br />

soll die Roadshow mit einer<br />

zweiten Staffel fortgesetzt<br />

werden. Die Aktionen werden<br />

von lokaler und überregionaler<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

begleitet.<br />

„Mit der nun schon zum<br />

5. Mal durchgeführten Aufklärungskampagne<br />

wollen<br />

wir die Wahrnehmung für<br />

eine beginnende Erkrankung<br />

schärfen“, so dPV-GeschäftsführerFriedrich-Wil-<br />

helm Mehrhoff. „Und zwar<br />

besonders in der Familie<br />

und im Freundeskreis, am<br />

Arbeitsplatz und bei Kollegen,<br />

eben dort, wo jeder<br />

von uns im Alltag die meiste<br />

Zeit verbringt. Denn je<br />

früher eine richtige Diagnose<br />

erfolgt, desto besser kann<br />

der Krankheitsverlauf positiv<br />

beeinflusst werden.“ Eine<br />

Aufklärung ist auch deshalb<br />

besonders wichtig, weil<br />

die Häufigkeit von Morbus<br />

<strong>Parkinson</strong> bei Menschen unter 40<br />

Jahren deutlich zunimmt. Bei einer<br />

frühen und richtigen Behandlung<br />

könnten diese Betroffenen viele Jahre<br />

ihre Berufstätigkeit ohne wesentliche<br />

Einschränkungen fortführen.<br />

Die Aktion wird vom Förderkreis<br />

der Pharmazeutischen Industrie, ei-<br />

Hanau: Am Infostand auf dem dortigen Marktplatz ging das<br />

Material rasch weg<br />

nem freiwilligen Zusammenschluss<br />

forschender Pharmaunternehmen,<br />

gefördert. Darüber hinaus unterstützen<br />

weitere lokale Partner aus<br />

Wirtschaft und Politik die Aufklärungskampagne,<br />

so z. B. die Sparkasse<br />

Kassel.<br />

AKTUELL Nr.39<br />

November 2007<br />

Das sollten Sie lesen!<br />

„Schwindel und Sturzneigung<br />

beim <strong>Parkinson</strong>-Syndrom“: Mehr<br />

zu diesem Thema können Sie<br />

derzeit im Faxabrufdienst „dPV<br />

Aktuell“ Nr. 39 lesen. Der Dienst<br />

(12 Cent pro Minute) kann von<br />

jedem Faxgerät mit Abruf-Funktion<br />

unter der Nummer 01805-<br />

727 546 abgerufen werden (nur<br />

ca. 48 Cent Gesamtkosten).<br />

Vorsicht vor falschen<br />

Spendensammlern!<br />

Seit geraumer Zeit erhalten<br />

dPV-Mitglieder<br />

!<br />

immer wieder<br />

Spendenaufrufe einer Organisation,<br />

die zu Verwechslungen mit<br />

den Spendenaufrufen des dPV-<br />

Bundesverbandes in Neuss führen.<br />

Absender ist der sog. Internationale<br />

<strong>Parkinson</strong> Fonds Deutschland.<br />

Nach Kenntnis der Redaktion<br />

handelt es sich hierbei um<br />

private Spendensammler, die in<br />

Deutschland Geld für unbekannte<br />

Projekte in den USA sammeln.<br />

Der dPV-Bundesverband weist<br />

ausdrücklich<br />

!<br />

darauf hin, dass dieser<br />

Fonds nichts mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> zu<br />

tun hat. Woher der obskure Fonds,<br />

über den selbst im Internet keine<br />

Auskunft zu finden ist, die Daten<br />

von Patienten bekommen hat,<br />

ist unbekannt. Die dPV gibt keinerlei<br />

Daten ihrer Mitglieder<br />

nach außen weiter. Achten Sie<br />

bei Ihrer Post also genau auf<br />

den Absender!


Fortsetzung von Seite 28, U 40 in Hetzdorf<br />

ablesen. Obwohl die Zusammensetzung<br />

recht gemischt war, fanden<br />

alle unter der sehr positiven und<br />

recht lockeren Begleitung und Ausstrahlung<br />

von Gabi Fasshauer viele<br />

Berührungspunkte.<br />

Gemeinsames Essen, in stets fröhlicher<br />

Runde, Spieleabende, Spaziergänge,<br />

aber auch Ausflüge in<br />

die Kulturmetropole Dresden und<br />

Die fröhliche und junge Kaffeerunde beim Besuch in Hetzdorf<br />

Umgebung, schweißten die Gruppe<br />

sehr schnell zusammen und sorgten<br />

dafür, dass sich jeder ohne Zwang<br />

geborgen fühlte. Aber auch das<br />

Hauptanliegen, die Verbesserung<br />

oder Stabilisierung unseres Gesundheitszustandes<br />

kam nicht zu kurz.<br />

So konnten wir die verschiedensten<br />

Therapien aus dem recht<br />

übersichtlich, wöchentlich neu ausgestellten<br />

Plan absolvieren, wobei<br />

auch eigene Anregungen und Wünsche<br />

stets unbürokratisch berücksichtigt<br />

wurden. Die „Klinik mit Herz“<br />

hat diese Bezeichnung nicht zu Unrecht,<br />

denn sowohl die Schwestern,<br />

als auch die meist jungen Therapeuten,<br />

stellten sich stets freundlich<br />

und entgegenkommend auf den<br />

jeweiligen Patienten ein. Ein Lob<br />

auch auf den Chefarzt Dr. Themann,<br />

dessen herzliche als auch kompetente<br />

Art zum Erfolg dieser Rehamaßnahme<br />

beitrug. Regelmäßig<br />

wurden bei den Visiten der Zustand<br />

nach Medikamentenumstellung kon-<br />

trolliert und dabei geduldig Fragen<br />

und Bedenken beantwortet und geklärt.<br />

In mehreren Vorträgen zeigte<br />

Dr. Themann in positiver Weise die<br />

unterschiedlichen Gesichter dieser<br />

Krankheit auf, aber auch die jetzigen<br />

Möglichkeiten, sie einigermaßen<br />

zu beherrschen, wenn sie schon<br />

nach dem heutigen Erkenntnisstand<br />

noch nicht zu heilen ist.<br />

Um den Menschen in seiner Gesamtheit<br />

zu erfassen, nach dem<br />

Prinzip „Geist, Körper,<br />

Seele“ fehlte<br />

noch der 3. Bestandteil,<br />

nämlich unsere<br />

Gemütsverfassung.<br />

Auch hier kann ich<br />

nur Positives berichten.<br />

Als Prinzip galt<br />

soviel Gemeinsamkeit<br />

wie möglich, soviel<br />

Abstand und Individualität<br />

als nötig.<br />

Ich glaube, jeder fühlte<br />

sich mit dieser Einstellung<br />

wohl und<br />

kam doch auf seine Kosten. Ein<br />

fröhliches Tischgespräch, gemeinsame<br />

Bahnen im wohltemperierten<br />

Schwimmbad, Musikgenuss mit<br />

Niveau - sowie instrumental als<br />

auch vokal - trugen sehr zu einem<br />

ausgewogenen Seelenzustand bei.<br />

Auch unsere gemeinsamen Ausflüge<br />

nach Freiberg, Dresden und<br />

Umgebung schweißten die Gruppe<br />

zusammen, ohne Zwang und Einengung.<br />

Gestärkt in jeder Beziehung<br />

haben wir die Klinik verlassen<br />

mit dem Motto: „Zur Nachahmung<br />

empfohlen!“<br />

von Birgitta Koch, Weilheim<br />

Leserbriefe<br />

Erlebnisbericht eines<br />

jüngeren Patienten zur<br />

Delegiertenversammlung 2007<br />

Voraus schicken muss ich, dass<br />

dies meine erste Begegnung mit<br />

V E R M I S C H T E S<br />

31<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

den Delegierten des Bundes war.<br />

Bisher war ich bei den Gruppenleiterschulungen<br />

der U 40 und bei<br />

Wochenseminaren der jüngeren<br />

„Parkis“ aktiv dabei. Ich hatte die<br />

Vorstellung, von erfahrenen RegionalgruppenleiterInnen<br />

etwas lernen<br />

zu können, bzw. diese, in gemütlicher<br />

Runde beim Essen oder beim<br />

Stehkaffee, ausfragen zu dürfen.<br />

In Erinnerung wird mir bleiben:<br />

Eine tolle offene Diskussion mit den<br />

Chefärzten der <strong>Parkinson</strong>-Kliniken,<br />

die keine Frage unbeantwortet ließen.<br />

Bei Themen, wie „Begleiterkrankungen“,<br />

„Neue Ansätze in den<br />

medikamentösen Therapien“ oder<br />

Wechselwirkungen der <strong>Parkinson</strong>-<br />

Medikation mit anderen Medikamenten“<br />

konnten wir aus den Erfahrungen<br />

der Experten Mut schöpfen.<br />

Sehr verständlich und einprägsam,<br />

auch für uns „Nicht-Mediziner“,<br />

empfand ich den Vortrag von Herrn<br />

PD. Dr. Ebersbach, der zum sehr<br />

komplizierten Thema der Vererbung<br />

referierte. Auch das Thema<br />

über die Fahrtauglichkeit bei <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />

von Dr. Polzer gab<br />

im Nachhinein noch viele Ansätze<br />

zur Diskussion.<br />

Es schloss sich eine sehr gut vorbereitete<br />

Delegiertenkonferenz an,<br />

die zügig und (fast) mit zu wenig<br />

Diskussion über die Bühne ging.<br />

Besser hätte ich es gefunden, wenn<br />

wir Delegierten unter 3 Beisitzern<br />

hätten wählen können.<br />

Aber leider bekomme ich auch<br />

eine andere Erinnerung nicht aus<br />

dem Kopf und möchte diese auch<br />

anführen. Ich habe mich während<br />

der Tagung wirklich bemüht einen<br />

neuen Nachbarn zu finden, mit dem<br />

ich mich hätte unterhalten können,<br />

aber wen und wo ich auch fragte,<br />

der Platz war immer schon besetzt.<br />

Es ging nicht nur mir so, denn es<br />

gab noch andere Delegierte, die das<br />

erste Mal auf solch einer Konferenz


32<br />

dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />

waren. Ich habe aber die Hoffnung,<br />

im nächsten Jahr in Nürnberg wird<br />

der Vorstand auch dazu eine Lösung<br />

finden.<br />

von Karin Bartmuß und<br />

Gabriele Fasshauer, Team U 40<br />

Hinweis der Redaktion<br />

Leserbriefe sind (erwünschte!) Stellungnahmen<br />

der Leser, sie decken<br />

sich aber nicht unbedingt mit der Meinung<br />

der Redaktion/dPV. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Briefe zu kürzen.<br />

Biete<br />

Wohnraum im<br />

Wohnprojekt<br />

Der gemeinnützige Verein „leben<br />

am hofe e.V.“ hat ein Lebens-Arbeits-Wohnprojekt<br />

in Schwetzingen<br />

gegründet.<br />

Wir sind Menschen mit mannig-<br />

Bethel sagt „Danke“<br />

Die Briefmarkenspende, der durch<br />

Herrn Burkhard Künnecke ins Leben<br />

gerufenen Briefmarken AG, kommt<br />

immer wieder gut an. Aus diesem<br />

Grund bedankte sich Pastor Ulrich<br />

Pohl bei Herrn Künnecke: „Die Aufbereitung<br />

der gespendeten Briefmarken<br />

ist bei uns in Bethel eine sehr<br />

begehrte Arbeit. Es macht einfach<br />

Spaß, sich mit den verschiedensten<br />

Briefmarkenmotiven aus aller Welt zu<br />

beschäftigen. Dabei werden durch den<br />

behutsamen Umgang mit den Marken<br />

die Konzentration und die Feinmotorik<br />

der behinderten Mitarbeiter<br />

deutlich verbessert. Die Beschäftigung<br />

mit all‘ den unterschiedlichen<br />

Motiven regt zum Austausch an und<br />

fördert so die Allgemeinbildung der<br />

Beschäftigten. Für die freundliche<br />

Unterstützung unserer Arbeit sage<br />

ich Ihnen ein herzliches Dankeschön!<br />

Ihr Pastor Ulrich Pohl, Stiftungen v.<br />

Bodelschwinghsche Anstalten Bethel,<br />

Bielefeld.“<br />

V E R M I S C H T E S<br />

faltigen Erfahrungen. Unsere gegenwärtigen<br />

Lebenssituationen haben<br />

uns bewogen für unterschiedliche<br />

Menschen Begegnungen zu<br />

schaffen und Entwicklungsprozessen<br />

Raum zu geben.<br />

Innerhalb des Projektes entsteht<br />

eine neue Wohnform für an <strong>Parkinson</strong><br />

erkrankte Menschen. Eine Kinderkrippe,<br />

ein biologischer Gartenbaubereich,<br />

Werkstätten und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

für Jugendliche<br />

aus Förderschulen sind<br />

vorgesehen.<br />

Ganz besonders möchten wir<br />

junge und jung gebliebene <strong>Parkinson</strong>-Kranke,<br />

die sich verändern<br />

oder anders orientieren möchten<br />

und einen neuen Wirkungskreis suchen,<br />

ansprechen. Wir suchen Menschen,<br />

die sich mit ihren Fähigkeiten<br />

und Interessen an unserem Projekt<br />

beteiligen und Wohnraum mieten<br />

oder kaufen möchten.<br />

Ecke<br />

Versteckte Rettung<br />

Dem Postschachsportler Hans<br />

Fries gelang gegen Dr. Hans<br />

Engerer vom SC 1912 Pirmasens<br />

ein verblüffender Partieabschluss.<br />

Weiß befand<br />

sich schon im Siegestaumel. In<br />

scheinbar aussichtloser Position<br />

erzwang Fries durch ein<br />

nicht annehmbares Damenopfer,<br />

das zum Patt geführt hätte,<br />

durch ewiges Schach auch<br />

ein Remis. Erfreuen Sie sich an<br />

der versteckten Rettung des<br />

Schwarzen!<br />

Weiß: Ka4, Dc6, Ba7, b4,<br />

h6 (5)<br />

Schwarz: Kh7, Dd4, Be2 (3)<br />

Kontakt: sibylle.akbari@gmail.<br />

com - Telefon: 06221-7143511.<br />

Suche<br />

WG im Raum Chemnitz<br />

Zur Zeit wohne ich im „Betreuten<br />

Wohnen“ und bin recht unzufrieden.<br />

Da mein <strong>Parkinson</strong> in der<br />

Zwischenzeit sehr fortgeschritten<br />

ist, suche ich eine <strong>Parkinson</strong>-WG<br />

im Raum Chemnitz. Ist in der Nähe<br />

vielleicht schon so ein WG-Projekt<br />

im Aufbau? Ein Pflegedienst in<br />

Chemnitz ist bereit, ein WG-Projekt<br />

für <strong>Parkinson</strong>-Betroffene aufzubauen<br />

und sucht ein entsprechendes<br />

Klientel (4-5 Personen, die bei Fertigstellung<br />

einziehen würden).<br />

Ich würde mich sehr freuen, wenn<br />

mir in der Angelegenheit jemand<br />

weiterhelfen kann. Telefon: 0371-<br />

2711513.<br />

53. a8D, Dxb4+! 54. Kxb4,<br />

e1D+ 55. Kc5? (Ob 55. Dc3 zum<br />

Gewinn für Weiß ausgereicht hätte?)<br />

55. ..., Db4+! 56. Kd5, De4+<br />

57. Kd6, De7+ 58. Kd5, De4 und<br />

Remis durch Dauerschach.<br />

Bei Fragen zu den Zügen oder zum Schach<br />

allgemein wenden Sie sich bitte an: Herrn<br />

Edmund Lomer, Brookhörn 4, 24340 Eckernförde,<br />

Tel.: 04351-45994.<br />

Weiß: Dr. Engerer, Schwarz: Fries<br />

Stellung nach dem 52. Zug von Schwarz


✃<br />

Name:<br />

Vorname:<br />

Anschrift:<br />

Zwölf gute Gründe, warum auch Sie Mitglied<br />

in der dPV werden sollten!<br />

Ja, ich will Mitglied der dPV werden!<br />

Geburtsdatum: Telefon:<br />

e-mail:<br />

❏<br />

Ich bin: Betroffene(r) Angehörige(r)<br />

Der Jahresbeitrag beträgt 46 Euro. Er beinhaltet sämtliche Leistungen<br />

der dPV inkl. kostenloses Abonnement der Mitgliederzeitschrift<br />

„dPV-Nachrichten“. Der Erfassung meiner Daten für die satzungsmäßigen<br />

Zwecke stimme ich zu. Die dPV verpflichtet sich zu strenger Einhaltung<br />

der Datenschutzbestimmungen. Die dPV ist vom Finanzamt als<br />

gemeinnützig anerkannt, Beiträge und Spenden können daher steuerrelevant<br />

eingesetzt werden.<br />

Einzugsermächtigung:<br />

Hiermit wird die dPV widerruflich ermächtigt, den fälligen Mitgliedsbeitrag<br />

von meinem/unserem Konto abzubuchen:<br />

Kto-Nr.:<br />

BLZ und Geldinstitut:<br />

Kontoinhaber:<br />

Ort/Datum:<br />

Unterschrift<br />

Bitte schneiden Sie dieses Formular aus und senden es per Brief an:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e. V., Moselstraße 31, 41464 Neuss<br />

❏<br />

■ Individuelle medizinische<br />

Beratung<br />

■ Aktuelle Informationen<br />

zu Behand-ungsmöglichkeiten<br />

■ Neues aus Forschung<br />

und Lehre<br />

■ Teilnahme an medizinischen<br />

Studien<br />

■ Juristische Beratung<br />

in sozialrechtlichen<br />

Fragen<br />

■ Interessensvertretung,<br />

z. B. im Rahmen<br />

der Gesundheitsreform<br />

■ Angebote zur gemeinschaftlichen<br />

Gymnastik<br />

■ Patientenschulungen<br />

zu unterschiedlichen<br />

Fragen<br />

■ Psychologische<br />

Hilfestellung<br />

■ Regelmäßige Informationen<br />

zu den<br />

Themen <strong>Parkinson</strong>,<br />

MSA, PSP und Tip<br />

■ Eigene Mitgliederzeitschrift<br />

■ Ausflüge und kulturelleUnternehmungen<br />

u.v.a.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!