Ohne Namen-2 - Deutsche Parkinson Vereinigung eV
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Ausgabe Nr. 103 / Dez. 2007<br />
Diesmal mit vielen<br />
News aus den Regionen<br />
G 12353 F<br />
Entgelt durch Mitgliedsbeiträge abgegolten<br />
PARKINSON<br />
NACHRICHTEN<br />
Magazin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> - Bundesverband - e.V.<br />
Was darf man, was<br />
darf man nicht:<br />
Tabletten teilen,<br />
zerkleinern,<br />
zermörsern?
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
„Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so<br />
sind’s achtzig Jahre“. Das schreibt die Bibel im Psalm 90 zum Älter werden.<br />
Ich denke oft darüber nach.<br />
Wahrscheinlich wurden allerdings<br />
die Lebensjahre zu der Zeit, als die<br />
Bibel geschrieben wurde, anders<br />
berechnet. Und doch, diese Aussage<br />
hat auch heute nicht an Gültigkeit<br />
verloren. Im Gegenteil: Die Risiken<br />
früh zu sterben, sind geringer<br />
geworden. Unser Wohlstand<br />
und der medizinische Fortschritt bewirken,<br />
dass wir immer älter werden.<br />
Und weil im Gegenzug immer weniger<br />
Kinder geboren werden, sprechen<br />
wir allgemein von einem demografischen<br />
Umbruch oder Wandel.<br />
Wie wir uns leicht denken können,<br />
erfolgt dadurch eine immer<br />
ausgeprägtere Belastung unserer<br />
Sozialsicherungssysteme. Wir werden<br />
immer älter, beziehen immer<br />
länger unsere Renten und Pensionen<br />
und erfahren dabei altersbedingte<br />
und krankheitsbedingte Unannehmlichkeiten.<br />
Und eines Tages<br />
sind wir möglicherweise auf Hilfe<br />
von außen angewiesen.<br />
Zur Zeit werden in Deutschland<br />
rund zwei Millionen alte Menschen<br />
gepflegt, die allermeisten von ihren<br />
Angehörigen, andere werden täglich<br />
von ambulanten Diensten besucht,<br />
wieder andere leben in Senioren-<br />
oder Pflegeheimen.<br />
Vor mehr als 10 Jahren wurde<br />
die Pflegeversicherung eingeführt.<br />
Die Leistungen dieser Versicherung<br />
tragen wesentlich dazu bei, dass<br />
viele Pflegebedürftige, gemäß ihrem<br />
Wunsch, zu Hause versorgt<br />
werden können - oft allerdings nur<br />
mit erklecklichen privaten Zuzahlungen.<br />
Vor diesem Hintergrund muss,<br />
so schreibt die Bundesregierung,<br />
die Pflegeversicherung weiterent-<br />
wickelt werden, um für künftige Entwicklungen<br />
gewappnet zu sein. Es<br />
geht somit um die Reform unserer<br />
Pflegeversicherung, von der die Bundesgesundheitsministerin<br />
sagt: „Die<br />
Pflegereform gibt pflegebedürftigen<br />
Menschen bessere Betreuung - mehr<br />
Leistungen - ein Stück Heimat“.<br />
Um die „Reform zur nachhaltigen<br />
Weiterentwicklung der Pflegeversicherung“<br />
finanzieren zu können,<br />
soll der Pflegebeitragssatz zum 1.<br />
Juli 2008 um 0,25 Prozentpunkte<br />
auf 1,95 Prozent, paritätisch von<br />
Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
getragen, angehoben werden. Die<br />
Bundesregierung geht davon aus,<br />
dass damit mindestens bis zum<br />
Jahr 2015 die Finanzierung der Pflegeversicherung<br />
gesichert ist. Sie<br />
spricht von einem „wegweisenden<br />
Konzept“.<br />
Die Ansätze, diese Reform auf<br />
den Weg zu bringen, scheinen nicht<br />
schlecht zu sein: Endlich sollen die<br />
Leistungen der Pflegekassen, die<br />
seit ihrem Bestehen 1995 eingefroren<br />
sind, die ständig steigenden<br />
Kosten auffangen. Demenzkranke<br />
sollen stärker berücksichtigt werden<br />
durch gezieltere Hilfen. Und<br />
pflegende Angehörige sollen eine<br />
sechsmonatige Freistellung von ihrem<br />
Arbeitgeber mit Rückkehrmöglichkeit<br />
erhalten können. Das sind<br />
nur einige Beispiele.<br />
Der kürzlich von der BGW (Berufsgenossenschaft<br />
für Gesundheitsdienst<br />
und Wohlfahrtspflege) herausgegebene<br />
„Pflegereport“, beschäftigt<br />
sich mit den Auswirkungen<br />
des demografischen Wandels, bezogen<br />
auf die Personalstruktur in<br />
der Altenpflege. Dieser Report kann<br />
nur hilfreich sein bei der Durch-<br />
B U N D E S V E R B A N D<br />
1<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
E E E D D I I T T T O O R R I I A A L<br />
L<br />
von Magdalene Kaminski<br />
setzung der Pflegereform. Schildert<br />
er doch die Arbeitsbedingungen der<br />
ambulanten Pflegedienste und der<br />
Pflegekräfte in den Heimen. Alle<br />
Dienste arbeiten sehr viel für sehr<br />
wenig Geld. Liegt das vielleicht u. a.<br />
daran, dass viele Hilfebedürftige<br />
von den Medizinischen Diensten,<br />
natürlich aus Spargründen, in eine<br />
zu niedrige Pflegestufe eingeordnet<br />
werden?<br />
Täglich hören und lesen wir vom<br />
Fachpersonal in den Heimen, das<br />
natürlich mit uns auch immer älter<br />
wird. „Sieht die Pflege der Alten<br />
und Kranken bald alt aus?“ fragt die<br />
BGW. Wir lesen von den Missständen<br />
in den Pflegeeinrichtungen,<br />
von zu wenig Pflegepersonal. Häufig<br />
genug lesen wir nicht nur von<br />
diesen Missständen, sondern dürfen<br />
sogar unsere eigenen lebensnahen<br />
Erfahrungen machen. Und<br />
wir hören von Pflegerinnen, die aufgehört<br />
haben, weil sie aus Zeitmangel<br />
nicht so helfen konnten, wie sie<br />
es gerne getan hätten. Wir alle wissen<br />
es doch, wir haben für unsere<br />
Alten viel zu wenig Zeit, wir wissen,<br />
dass sie zu wenig trinken, und wir<br />
wissen, sie liegen sich wund. Das<br />
alles ist eine Konsequenz des fehlenden<br />
Geldes. Viel zu lange haben<br />
wir diese teils menschenunwürdigen<br />
Zustände geduldet.<br />
„Und wenn’s köstlich gewesen<br />
ist, so ist es Mühe und Arbeit ge-
2 dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Aus dem Inhalt<br />
Editorial 1<br />
Fachtagung Stadtroda<br />
+ Rätsel 2<br />
Tabletten zerteilen,<br />
zerkleinern, zermörsern 3<br />
Patienten mit Wearing-off<br />
profitieren von Umstellung 8<br />
Berichte von Seminaren 10<br />
Vorstandsarbeit<br />
transparent 11<br />
Meldungen: Kurz notiert... 12<br />
Die „Chronikerregelung“:<br />
Interview mit RA Friedrich-<br />
Wilhelm Mehrhoff 15<br />
<strong>Parkinson</strong>-Patienten und<br />
Schwerbehindertenrecht 18<br />
Logopädie 20<br />
Impressum/Adressen 22<br />
<strong>Parkinson</strong> und<br />
Osteoporose (2. Teil) 23<br />
THS - Erfahrungsbericht 24<br />
Regional/Club U 40 25<br />
Hinsehen - Handeln -<br />
Helfen: Aktionsbericht 30<br />
Leserbriefe<br />
und Vermischtes 31<br />
Kleinanzeigen,<br />
Schachecke 32<br />
Bitte beachten Sie auch die<br />
Anzeigen auf den Seiten: 5,<br />
27 und 29.<br />
B U N D E S V E R B A N D<br />
wesen“. So geht es weiter im von<br />
mir oben zitierten Psalm. Vielleicht<br />
konnte ich Sie mit meinem Editorial<br />
nicht nur informieren, sondern<br />
auch ein wenig zum Nachdenken<br />
anregen. Viel Freude beim Lesen<br />
der dPV-Nachrichten!<br />
Das Jahr 2007 neigt sich dem<br />
Ende zu. Schon stehen Weihnach-<br />
14. Fachtagung<br />
in Stadtroda<br />
Zum 14. Mal trafen sich am ersten<br />
Novemberwochenende 2007<br />
im Asklepios Fachklinikum Stadtroda<br />
Psychologen aus den <strong>Parkinson</strong>-<br />
Fachkliniken und Forscher der Universitäten<br />
Würzburg, Wuppertal<br />
und Halle, um sich über Themen<br />
wie Depressionen, Ängste, Psychotherapie<br />
bei Morbus <strong>Parkinson</strong>,<br />
Patientenschulungen und Angehörigenarbeit<br />
auszutauschen. Neu<br />
wurden als Teilnehmer die Selbsthilfegruppenleiter<br />
der dPV in Thüringen<br />
und die Vorsitzenden der<br />
dPV begrüßt. Das Treffen wurde so<br />
nicht nur zu einem Austausch unter<br />
Experten, sondern Betroffene<br />
konnten in Workshops sehr viel zu<br />
psychologischen Themen lernen<br />
Gehirnjogging: Geistig fit bleiben<br />
In dieser Ausgabe finden Sie eine Fortsetzung der in den dPV-Nachrichten<br />
Nr. 102 gestarteten Reihe „Geistig fit bleiben mit Gehirnjogging“.<br />
Hier nun drei Aufgaben, die es zu lösen gilt:<br />
Bei den folgenden Wörtern fehlen jeweils die Vorsilben. Welche passt<br />
zu jedem Wort in der Reihe?<br />
1.) ...wurm, ...feige, ... ring, ...schmuck<br />
2.) ....fisch, ....apfel, ....pfanne, ....kartoffel<br />
ten und der Jahreswechsel vor der<br />
Tür. Ich wünsche Ihnen eine besinnliche<br />
Adventszeit, ein wunderschönes<br />
Weihnachtsfest und für<br />
das neue Jahr natürlich Gesundheit<br />
und viel Optimismus.<br />
Ihre<br />
und Erfahrungen einbringen. Als<br />
wesentliches Fazit sei hier zu vermerken,<br />
dass es einen großen Bedarf<br />
an psychologischer Unterstützung<br />
und Psychotherapie sowohl für<br />
Menschen mit <strong>Parkinson</strong> als auch<br />
deren Angehörige gibt, jedoch zu<br />
wenige Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Bereits entworfene Patientenschulungsprogramme<br />
für <strong>Parkinson</strong><br />
(durch Professor Ellgring, Professor<br />
Macht, Universität Würzburg)<br />
sollten ähnlich den Patientenschulungsprogrammen<br />
bei Diabetes<br />
oder Krebspatienten in die Versorgung<br />
von <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />
aufgenommen werden. Die Fachtagung<br />
war für alle Beteiligten eine<br />
große Bereicherung für ihre Arbeit<br />
mit <strong>Parkinson</strong>-Patienten als auch<br />
für die Selbsthilfegruppenleiter, die<br />
nun viel Neues an ihre Mitglieder weitergeben<br />
können. (v. Susanne Pohle)<br />
In den folgenden drei Buchstabenreihen haben sich jeweils zwei<br />
Sportarten versteckt. Finden Sie heraus, welche es sind!<br />
1.) KIESRGROKETURNENHÖLMENBUMSBHSCHWIMMENLZCHREN<br />
2.) TKDMCMDJUERUPTENNISÖQAQMYNXBGAVOLLEYBALLDWAL<br />
3.) DCFUSSBALLJHLNVDHWEQREITENODNMMHSWZREIREPOIE<br />
Die Auflösung finden Sie auf Seite 22.
M E D I Z I N<br />
Tabletten teilen, zerkleinern,<br />
zermörsern: Was darf man,<br />
was darf man nicht?<br />
von Prof. Dr. med. Wolfgang Greulich, Klinik für Neurologie,<br />
Hagen-Ambrock und Lutz Johner, Medizin-Journalist, Hamburg<br />
Knapp zehn Prozent aller Tabletten haben keine Bruchkerbe, so dass<br />
eine genaue Teilung schwierig ist. Bei vier Prozent der Tabletten ist das<br />
Teilen sogar gefährlich für den Patienten. Dabei stehen für mehr als die<br />
Hälfte der Tabletten ohne Bruchkerbe geeignete Alternativen zur Verfügung,<br />
die oft sogar günstiger sind als solche „Problem-Tabletten“.<br />
Dies sind die Ergebnisse einer Untersuchung, die vor kurzem von Wissenschaftlern<br />
des Universitätsklinikums Heidelberg in der Fachzeitschrift<br />
„European Journal of Clinical Pharmacology“ veröffentlicht worden<br />
ist.<br />
Die Heidelberger Wissenschaftler<br />
haben 905 ambulante Patienten,<br />
die mindestens drei Medikamente<br />
benötigen, zu ihrer Einnahme von<br />
Arzneimitteln und dem Thema Tablettenteilung<br />
befragt. Die Patienten nahmen<br />
insgesamt 3.200 verschiedene<br />
Arzneimittel ein. Am häufigsten geteilt<br />
wurden Medikamente zur Behandlung<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
zur Blutverdünnung und zur<br />
Senkung des Cholesteringehalts im<br />
Blut.<br />
„Tabletten mit Überzug sollten in<br />
der Regel nicht geteilt werden, das<br />
Tablettenteilen kann aus mehreren<br />
Gründen heikel sein“, erklärt Professor<br />
Dr. Walter E. Haefeli von der<br />
Uni-Klinik Heidelberg. Bei vielen Tabletten<br />
wird der Wirkstoff vor dem<br />
sauren Magensaft mit einem magensaftresistenten<br />
Überzug geschützt.<br />
Werden diese Tabletten geteilt, wird<br />
der Wirkstoff bereits im Magen freigesetzt,<br />
dabei zerstört und das Medikament<br />
wird unwirksam. Bei Tabletten<br />
mit einem sogenannten Retard-Überzug,<br />
der die Freisetzung<br />
des Wirkstoffes verlängert, kann die<br />
Wirkung des Medikamentes verkürzt<br />
werden, das Risiko für Nebenwirkungen<br />
steigt. Auch Tabletten<br />
mit speziellen Überzügen, die den<br />
Wirkstoff vor einer Inaktivierung<br />
durch Sauerstoff, Licht oder Feuch-<br />
tigkeit schützen oder einen unangenehmen<br />
Geschmack überdecken,<br />
können nicht ohne weiteres geteilt<br />
werden.<br />
Besonders zu beachten ist, dass<br />
selbst vermeintlich leicht teilbare<br />
Tabletten mit einer Kerbe nicht immer<br />
geteilt werden können, da es<br />
sich in manchen Fällen nur um eine<br />
irreführende „Schmuckkerbe“ handelt.<br />
Fachinformationen für Ärzte<br />
und Beipackzettel für Patienten gehen<br />
auf die Teilungsmöglichkeit von<br />
Tabletten nur unzureichend ein. Es<br />
ist für Patienten und Ärzte häufig<br />
nicht zu sehen, ob die Tabletten<br />
zum Teilen geeignet sind. „Dies ist<br />
problematisch, da die Teilung von<br />
Tabletten in vielen Fällen erforderlich<br />
ist“, so Professor Haefeli, denn<br />
nur dadurch könne die Dosis individuell<br />
angepasst werden. Vor allem<br />
für ältere Menschen stehen Arzneimittel<br />
nicht immer in der gewünschten<br />
Dosis zur Verfügung.<br />
Im übrigen werden Tabletten<br />
nicht nur aus möglichen medizinischen,<br />
sondern auch aus ökonomischen<br />
Gründen geteilt: Wegen der<br />
gesetzlich geforderten Zuzahlungen<br />
pro Packung kann es für den<br />
Patienten günstiger sein, weniger<br />
Packungen mit dem höher dosierten<br />
Medikament zu kaufen und die<br />
3<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Tabletten zu teilen, als eine größere<br />
Anzahl Packungen mit dem niedriger<br />
dosierten Medikament.<br />
Gerade für ältere Menschen mit<br />
oft eingeschränkter Fingerfertigkeit<br />
oder Sehschwäche ist es besonders<br />
schwierig, Tabletten fachgerecht<br />
zu teilen. So berichtete jeder<br />
sechste Patient der Heidelberger<br />
Untersuchung über Probleme beim<br />
Teilen von Tabletten. Nur 20 Prozent<br />
dieser Patienten, dies hat die<br />
Umfrage ebenfalls ergeben, benutzen<br />
einen Tablettenteiler. Die meisten<br />
verwenden ein Küchenmesser,<br />
das keine exakte Teilung erlaubt.<br />
Der Heidelberger Pharmakologe<br />
Professor Haefeli empfiehlt deshalb<br />
den Ärzten, die Teilung von Tabletten<br />
nur zu verschreiben, wenn sie<br />
sicher sind, dass dies zulässig ist<br />
und von den Patienten auch fachgemäß<br />
bewältigt werden kann. Außerdem<br />
sollten die Zulassungsbehörden<br />
sicherstellen, dass Fachinformationen<br />
und Beipackzettel künftig<br />
dazu ausreichend Informationen<br />
enthalten.<br />
Wie ist der Sachverhalt bei den<br />
<strong>Parkinson</strong>-Medikamenten?<br />
Die dPV-Nachrichten haben die<br />
Heidelberger Untersuchung zum<br />
Anlass genommen, einmal bei Arzneimittelherstellern,<br />
bei Apotheken,<br />
in Beipackzetteln und in Fachinformationen<br />
für Ärzte nachzuforschen,<br />
wie es um die Teilbarkeit<br />
oder das Zerkleinern von <strong>Parkinson</strong>-Medikamenten<br />
steht. Und das<br />
Thema ist, um es vorweg zu sagen,<br />
ein Verwirrspiel von Informationen,<br />
Teilinformationen und unterschiedlichen<br />
Begrifflichkeiten, dem nicht<br />
nur die Patienten oft hilflos gegenüber<br />
stehen.<br />
So ist zum Beispiel der Begriff<br />
„teilen“ oder „teilbar“ keineswegs<br />
mit dem Begriff „zerkleinern“ oder<br />
„zerkleinerbar“ gleichzusetzen. Denn<br />
letzteres bedeutet, dass das Medikament<br />
nach ärztlicher Verordnung
4 dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
wirklich zerkleinert werden kann<br />
(also die Summe aller Wirkstoffe<br />
erhalten bleibt, während beim Teilen<br />
nur ein Teil oder mehrere gleich<br />
große Teile des Wirkstoffes zur Verfügung<br />
stehen). Dabei sollte man<br />
das Zerkleinern von Tabletten nicht<br />
mit einem Löffel oder Messer vornehmen,<br />
da beim Benutzen solcher<br />
Gerätschaften leicht einmal Teile<br />
der Tablette abspringen und verloren<br />
gehen. In gut sortierten Apotheken<br />
lassen sich dafür Tablettenmörser<br />
erwerben (die Preise für Mörser<br />
aus Plastik liegen je nach Hersteller<br />
zwischen 5 und 15 Euro), in<br />
die man die Tablette einlegen und<br />
durch einfaches Drehen des Mörserkopfes<br />
eine gleichmäßig zerteilte<br />
Menge erhält.<br />
Ist „teilen“ oder „teilbar“ möglich,<br />
gibt es zwei Möglichkeiten des Teilens:<br />
Entweder hat das Medikament<br />
ein oder mehrere Bruchkerben, an<br />
denen geteilt werden kann, oder es<br />
sollte ein Tablettenteiler benutzt<br />
werden, wie ihn z. B. der dPV-Bundesverband<br />
in Neuss für 3 Euro (inkl.<br />
Porto und Verpackung) anbietet.<br />
Leider ist es aber so, dass nicht<br />
alle Hersteller in den Beipackzetteln<br />
oder Fachinformationen angeben,<br />
ob eine Tablette „teilbar“ oder „zerkleinerbar“<br />
ist. Hier ist die Erfahrung<br />
des behandelnden Arztes oder die<br />
Findigkeit der Apotheke gefragt und<br />
im Zweifelsfall über den Arzt oder<br />
Apotheker die Auskunft des Herstellers<br />
einzuholen. Eine solche Auskunft<br />
erfolgt aber meist nicht sofort.<br />
Die Redaktion hat bei entsprechenden<br />
Test-Nachfragen in einem Fall<br />
innerhalb von drei Stunden Auskunft<br />
erhalten, im zweiten Fall innerhalb<br />
von zwei Tagen und im dritten<br />
Fall sogar erst innerhalb von<br />
fünf Tagen - viel Zeit, wenn die Medikamenten-Einnahme<br />
drängt.<br />
Im Folgenden nun eine Darstellung<br />
der mit am häufigsten verordneten<br />
Präparate. Die Darstellung<br />
Fortsetzung auf Seite 7<br />
M E D I Z I N<br />
Arzneimittel - Arten<br />
und Formen<br />
Dragee: eine meistens runde<br />
oder ovale Tablette, die dragiert,<br />
also mit einem Überzug aus Zucker<br />
oder Zuckersirup versehen ist. Der<br />
Überzug kann in seinen Eigenschaften<br />
so gestaltet sein, dass die Dragees<br />
erst im Magen- oder Darmmilieu<br />
zerfallen. Das bedeutet, dass<br />
die Freisetzung der Wirkstoffe gezielt<br />
erfolgen kann. Wenn z. B. Wirkstoffe<br />
nicht säurestabil sind, werden<br />
diese mit einer speziellen Isolierung<br />
so überzogen, dass der Wirkstoff<br />
erst im Darm freigesetzt wird. Das<br />
kann mit Schellack erfolgen.<br />
Filmtablette: Eine Filmtablette ist<br />
eine Tablette, die nur von einer einzigen,<br />
dünnen Schicht überzogen<br />
ist. Früher<br />
wurden<br />
sie auch<br />
als Lacktablettenbezeichnet.Inzwischen<br />
hat sich aber der Begriff Filmtablette<br />
durchgesetzt. Im Unterschied<br />
zu einem Dragee wird eine<br />
Filmtablette mit einem Polymer statt<br />
Zucker überzogen.<br />
Kapsel: Eine Kapsel ist eine feste<br />
Arzneiform, die eine festgelegte<br />
Dosis eines Arzneistoffes darreicht.<br />
Kapseln bestehen aus einer Kapselhülle<br />
und einer Füllung. Die Hülle<br />
besteht heute meist aus Gelatine.<br />
In der Kapselhülle befindet sich eine<br />
Füllung mit dem/den Wirkstoffen<br />
und den verschiedenen Hilfsstoffen.<br />
Die Füllung kann aber auch aus Flüssigkeiten,<br />
Granulaten, Tabletten<br />
oder (kleineren) Kapseln bestehen.<br />
Retardtabletten: Auf eine Tablette<br />
können auch mehrere Schichten<br />
eines Überzuges aus Zucker oder<br />
Schellack aufgetragen sein, so dass<br />
ein Teil des Wirkstoffs sofort und ein<br />
anderer erst später abgegeben wird.<br />
Man spricht dann von einer Retardoder<br />
Depottablette. Retardzuberei-<br />
tungen bieten den Vorteil, dass sie<br />
auf Grund der langen Wirkdauer<br />
häufig nur einmal täglich eingenommen<br />
werden müssen. Sowohl Tabletten<br />
als auch Kapseln können retardiert<br />
sein. Um den Schutzfilm<br />
nicht zu zerstören, dürfen retardierte<br />
Arzneimittel im Allgemeinen nicht<br />
aufgelöst, geteilt oder zerkleinert<br />
werden.<br />
Schmelztablette: Eine Schmelztablette<br />
ist eine Tablette, die nicht in<br />
einem süßen Überzug getaucht ist<br />
und die dazu bestimmt ist, sich im<br />
Mund schnell zu lösen, bevor sie<br />
geschluckt wird.<br />
Transdermales Pflaster: Als sog.<br />
transdermales Pflaster oder transdermales<br />
therapeutisches System<br />
(TTS oder TDS) wird ein Applikations-Medium<br />
für verschiedene Arzneiwirkstoffe<br />
bezeichnet, welches<br />
auf die Haut in Form eines Heftpflasters<br />
aufgeklebt wird. Auf diese Weise<br />
können Wirkstoffe direkt über die<br />
Haut in das Blutgefäßsystem gelangen,<br />
ohne durch den Magen-Darm-<br />
Trakt und die Leber zu müssen.<br />
Trinktabletten: Trinktabletten<br />
sind Tabletten zur Herstellung einer<br />
Lösung zum Einnehmen. Es sind<br />
nicht überzogene Tabletten oder<br />
Filmtabletten, welche vor der Anwendung<br />
in Wasser aufgelöst werden.<br />
Die Lösung kann durch Hilfsstoffe,<br />
die bei der Herstellung der<br />
Tabletten eingesetzt werden,<br />
schwach getrübt sein. Laut pharmakologischen<br />
Vorgaben müssen<br />
Trinktabletten in Wasser bei einer<br />
Temperatur zwischen 15 ° - 25 °C<br />
innerhalb von 3 Minuten zerfallen.<br />
Brausetabletten: Brausetabletten<br />
sind eine Darreichungsform von<br />
Medikamenten, die in Wasser aufgelöst<br />
und getrunken wird. Das Medikament<br />
wird aufgelöst schneller in<br />
die Blutbahn aufgenommen und<br />
kann so auch schneller wirken. In<br />
Wasser aufgelöst sind die Medikamente<br />
im Allgemeinen besser magenverträglich.
5<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)
6Aktion dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Schnupper-<br />
Mitgliedschaft<br />
2008<br />
Als Interessenvertretung der<br />
Menschen mit <strong>Parkinson</strong> und<br />
deren Angehörige setzt sich<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong><br />
<strong>Vereinigung</strong> (dPV) in Gesellschaft<br />
und Politik für die<br />
Belange dieser chronischkranken<br />
Patienten ein. Um<br />
Verbesserungen in der Versorgung<br />
zu erreichen, ist eine<br />
starke Gemeinschaft nötig.<br />
Aus diesem Grund startet<br />
die dPV ab 01. Januar 2008<br />
die Aktion „Schnuppermitgliedschaft<br />
2008“. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />
bietet allen Interessierten<br />
ganze 6 Monate eine kostenlose<br />
Mitgliedschaft an. Befristet<br />
ist diese Aktion bis zum<br />
30. Juni 2008.<br />
Mit Beginn der „Schnuppermitgliedschaft“<br />
können alle<br />
Leistungen der dPV sofort in<br />
Anspruch genommen werden.<br />
Der erste reguläre Jahresbeitrag<br />
von 46 Euro für ein<br />
betroffenes Mitglied wird erst<br />
nach Ablauf von 6 Monaten<br />
fällig.<br />
✂<br />
Ja, ich mache die Probe und werde Mitglied!<br />
Name: Vorname:<br />
Anschrift:<br />
Geburtsdatum: Telefon:<br />
Ich bin: Betroffene(r) Angehörige(r)<br />
Der Jahresbeitrag beträgt 46 Euro. Er beinhaltet das Abonnement der Zeitschrift<br />
„dPV-Nachrichten“, „e-mail aktuell“ und „dPV Aktuell“. Der Beitrag wird<br />
erst 6 Monate nach Beginn meiner Schnuppermitgliedschaft abgebucht. Der<br />
Erfassung meiner Daten für die satzungsmäßigen Zwecke stimme ich zu. Die<br />
dPV verpflichtet sich zu strenger Einhaltung der Datenschutzbestimmungen.<br />
Die dPV ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt, Beiträge und Spenden<br />
können daher steuerrelevant eingesetzt werden.<br />
Einzugsermächtigung:<br />
Hiermit wird die dPV widerruflich ermächtigt, 6 Monate nach Beginn meiner<br />
Schnuppermitgliedschaft den dann fälligen Mitgliedsbeitrag von meinem/unserem<br />
Konto abzubuchen:<br />
Kto-Nr.:<br />
Geldinstitut: BLZ:<br />
Kontoinhaber:<br />
„Schnuppern Sie mit“ bei dieser Aktion!<br />
Gerade jetzt ist es wichtig, dass <strong>Parkinson</strong>-Patienten und deren<br />
Angehörige mit einer gemeinsam und vernehmlichen Stimme in<br />
der Öffentlichkeit auftreten.<br />
❏<br />
Die Teilnahme lohnt sich<br />
Alle <strong>Parkinson</strong>-Patienten und deren Angehörige profitieren von der Interessenvertretung<br />
durch die dPV. Sie profitieren weiter z. B. von<br />
◆ der vierteljährlichen Mitgliederschrift, den „dPV-Nachrichten“<br />
◆ den Informationsdienten „dPV Aktuell“ und „e-mail aktuell“<br />
◆ medizinischer und psychologischer Beratung<br />
◆ Anschriften ambulant behandelnder Neurologen und von Fachkliniken<br />
◆ Krankengymnastik (in den Selbsthilfe-Regionalgruppen)<br />
◆ der Übermittlung von Anschriften der Selbsthilfe-Regionalgruppen (Leitung)<br />
◆ der Teilnahme an allen Informationsveranstaltungen und vielem mehr.<br />
Datum Unterschrift<br />
Bitte senden Sie diesses Formular per Brief an:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e. V., Moselstraße 31, 41464 Neuss<br />
❏
Fortsetzung von Seite 4<br />
enthält keine Wertung über die<br />
Wirksamkeit oder die möglichen<br />
Nebenwirkungen der genannten<br />
oder auch hier aus Platzgründen<br />
nicht aufgeführten Präparate.<br />
Das geht bei<br />
L-Dopa-Präparaten<br />
Levocarb-Gry ® 100/25 mg sowie<br />
Levocarb-Gry ® 250/25 mg Tabl.:<br />
teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />
Levocarb-Teva ® 200/50 mg Tbl.:<br />
teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />
Levocarb-Teva ® 100/25 mg Retardtbl.:<br />
teilbar nein, zerkleinerbar<br />
nein.<br />
Levodopa comp. B Stada ® 100<br />
mg/25 mg sowie 200/50 mg Kaps.:<br />
teilbar nein, zerkleinerbar ja.<br />
Madopar ® 62,5 Kaps. und Madopar<br />
® 125 Kaps.: teilbar nein, zerkleinerbar<br />
nein.<br />
Madopar ® 125 T Tbl. und Madopar ®<br />
250 Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />
Madopar ® LT Tbl.: teilbar ja, löslich<br />
in Wasser.<br />
Madopar ® Depot Retardkaps.: teilbar<br />
nein, zerkleinerbar nein.<br />
Stalevo ® (L-Dopa/Carbidopa und<br />
COMT-Hemmer Entacapon) 50/<br />
12,5/200 mg und 100/25/200 mg<br />
sowie 150/37,5/200 mg Filmtbl.:<br />
teilbar nein. Nach Hersteller-Angaben<br />
darf Stalevo ® zerkleinert werden,<br />
sollte jedoch nach dem Zerkleinern<br />
gleich mit Wasser eingenommen<br />
werden. Die nach dem Zerkleinern<br />
auftretende Färbung des<br />
Wirkstoffes (bräunlich-orange) ist<br />
unbedenklich.<br />
Das geht bei Dopamin-<br />
Agonisten<br />
Almirid ® 20 mg Tabl.: teilbar ja, zerkleinerbar<br />
ja. Das Gleiche gilt für<br />
Almirid ® 40 mg. Bei letzterem handelt<br />
es sich um eine sog. Snap-Ta-<br />
M E D I Z I N<br />
blette, die beim Herausdrücken aus<br />
dem Blister in vier gleich große Teile<br />
zerfällt.<br />
Cabaseril ® 1 mg, 2 mg und 4 mg<br />
Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />
Requip ® 0,25, 0,5 und 1 mg Filmtbl.:<br />
teilbar nein, zerkleinerbar nein.<br />
Requip ® Retard: kommt im 1. Quartal<br />
2008 auf den Markt; teilbar nein,<br />
zerkleinerbar nein.<br />
Sifrol ® 0,088 mg Tabl.: teilbar nein,<br />
zerkleinerbar nein.<br />
Sifrol ® 0,18 mg, 0,35 mg und 0,7<br />
mg Tabl.: teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />
Clarium ® 50 mg Retard-Tbl.: Seit<br />
Novemer 2007 in Deutschland erhältlich,<br />
teilbar nein, zerkleinerbar<br />
nein.<br />
Das geht bei COMT-Hemmern<br />
Comtess ® 200 mg Filmtbl.: teilbar<br />
nein. Nach Hersteller-Angaben darf<br />
Comtess ® zerkleinert werden, sollte<br />
jedoch nach dem Zerkleinern<br />
gleich mit Wasser eingenommen<br />
werden. Die nach dem Zerkleinern<br />
auftretende Färbung des Wirkstoffes<br />
(bräunlich-orange) ist unbedenklich.<br />
Tasmar ® 100 mg Filmtbl.: teilbar<br />
nein; zerkleinerbar nein.<br />
Das geht bei<br />
MAO-B-Hemmern<br />
Azilect ® 1 mg Tbl.: teilbar nein, zerkleinerbar<br />
ja.<br />
Movergan ® 5 mg und 10 mg Tbl.:<br />
teilbar ja, zerkleinerbar ja. Der Wirkstoff<br />
von Movergan ® ist Selegilin.<br />
Die Mehrzahl aller Selegilin-Präparate<br />
darf geteilt und zerkleinert<br />
werden. Keine Erkenntnisse liegen<br />
vor zu: Jutagilin ® 5 mg Tabl.; Selegilin<br />
10 von ct, Tbl.; Selegilin 5 Heumann,<br />
Tbl.; Selegilin Sandoz ® 5 mg<br />
Tbl.; Selemarck ® 5 mg und 10 mg Tbl.<br />
7<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Xilopar: Bei diesem Präparat handelt<br />
es sich um eine Schmelztablette,<br />
sie sollte daher nicht geteilt oder<br />
zerkleinert werden.<br />
Das geht bei Amantadinen<br />
PK-Merz ® 100 mg und 150 mg Filmtbl.:<br />
teilbar ja, zerkleinerbar ja.<br />
PK-Merz ® Brause-Tbl.: teilbar ja,<br />
löslich in Wasser<br />
Die Mehrzahl aller Amantadine darf<br />
geteilt und zerkleinert werden. Keine<br />
Erkenntisse liegen vor zu: Amantadin<br />
Holsten Filmtbl. und Amantadin-Teva<br />
® -Filmtbl.<br />
Das geht bei Anticholinergika<br />
Akineton ® Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar<br />
ja.<br />
Akineton ® retard Retardtbl.: teilbar<br />
ja, zerkleinerbar nein.<br />
Tremarit ® 5 mg Tbl.: teilbar ja, zerkleinerbar<br />
ja.<br />
Tremarit ® 15 mg Manteltbl.: teilbar<br />
nein, zerkleinerbar nein.<br />
Das geht bei Parkinsan<br />
Parkinsan ® 10, 20 und 30 mg magensaftresistente<br />
Tbl.: teilbar nein,<br />
zerkleinerbar nein.<br />
Schlussbemerkung<br />
Die Recherchen zu diesem Beitrag<br />
wurden so sorgfältig wie möglich<br />
durchgeführt. Sollte eine der<br />
gemachten Angaben nicht zutreffen,<br />
bittet die Redaktion um Benachrichtigung<br />
mit Angabe der Quelle.<br />
Im übrigen ist beim dPV-Bundesverband<br />
eine Broschüre im A5-Format<br />
erhältlich, in denen die gängigen<br />
<strong>Parkinson</strong>-Medikamente im<br />
Bild dargestellt sind. Die Broschüre<br />
kann kostenlos (gegen einen mit<br />
1,45 Euro frankierten A5-Umschlag)<br />
dort abgefordert werden.
8 dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
M E D I Z I N<br />
Untersuchung belegt: Patienten mit<br />
Wearing-off profitieren deutlich von<br />
Umstellung ihrer Medikation<br />
„Neurologen fordern: Lebensqualität von <strong>Parkinson</strong>-Patienten muss<br />
in Studien künftig mehr bewertet werden“ - so lautete die Überschrift eines<br />
Berichtes in den dPV-Nachrichten (Nr. 101/Juli 2007). In diesem<br />
Bericht kamen die dort zitierten Autoren, u. a. Prof. Günther Deuschl vom<br />
Neurozentrum Universität Kiel, zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit<br />
einer Therapie auch dahingehend beurteilt werden sollte, ob sie für<br />
den Patienten das Leben in Bezug auf physische, psychische und soziale<br />
Bereiche als lohnenswert erhält.<br />
In einer offenen Studie, die in der<br />
letzten Ausgabe der dPV-Nachrichten<br />
(Seite 19 unten) aus Aktualitätsgründen<br />
nur kurz angerissen wurde,<br />
konnte jetzt gezeigt werden,<br />
dass <strong>Parkinson</strong>-Patienten mit Wearing-off-Symptomen,<br />
die von herkömmlichem<br />
Levodopa (entweder<br />
in Monotherapie oder in Kombination<br />
mit einem Dopaminagonisten<br />
und/oder einem weiteren <strong>Parkinson</strong>-Medikament)<br />
auf das Präparat<br />
Stalevo ® (Levodopa/Carbidopa/Entacapon)<br />
umgestellt wurden, eine<br />
deutliche Zunahme der Lebensqualität<br />
erfuhren und die Anforderungen<br />
des Alltags eindeutig besser<br />
bewältigen konnten.<br />
Nachdem früher angenommen<br />
wurde, dass das Wearing-off, also<br />
das vorzeitige Wiederauftreten von<br />
Symptomen vor der nächsten regulären<br />
Medikamenteneinnahme, erst<br />
nach mehreren Jahren eintritt, weiß<br />
man heute, dass bereits innerhalb<br />
von zwei Jahren nach Therapiebeginn<br />
mit herkömmlichem Levodopa<br />
bei bis zu 50% der Patienten Symptome<br />
auf Grund von Wearing-off<br />
wieder auftreten, wobei das Wearing-off<br />
nicht selten von der Entwicklung<br />
von Dyskinesien begleitet wird.<br />
In die jetzt veröffentlichte, offene<br />
Studie, die bundesweit von<br />
Anfang Mai 2006 bis Ende Januar<br />
2007 an 314 Zentren durchgeführt<br />
wurde, waren 867 Patienten mit Wea-<br />
ring-off-Symptomen eingeschlossen.<br />
Über 90% dieser Patienten waren<br />
mit herkömmlichem Levodopa, meist<br />
in Kombination mit anderen <strong>Parkinson</strong>-Medikamenten,<br />
vorbehandelt<br />
und bedurften einer Optimierung<br />
ihrer Therapie. Die meisten Patienten<br />
befanden sich im Stadium III<br />
nach Hoehn & Yahr.<br />
Der Beobachtungszeitraum pro<br />
Patient erstreckte sich im Mittel auf<br />
10 Wochen. Im Mittelpunkt des Interesses<br />
stand die Untersuchung<br />
des Einflusses von Stalevo ® auf die<br />
Alltagsfertigkeiten der Patienten, gemessen<br />
mittels der Skala UPDRS-<br />
Teil II (Aktivitäten des täglichen Lebens).<br />
Die Ärzte hatten im Studienverlauf<br />
13 Aktivitäten in fünf Abstufungen<br />
(„Normalbefund“ bis hin zu<br />
„erhebliche Beeinträchtigung“) zu<br />
Tabelle 1: Auswertung des Arztfragebogens<br />
bewerten. Im Einzelnen zu beurteilen<br />
waren die Verbesserung oder Verschlechterung<br />
von Sprache, Speichelsekretion,<br />
Schlucken, Handschrift,<br />
Schneiden von Speisen und Umgehen<br />
mit Utensilien, Ankleiden, Hygiene,<br />
Umdrehen im Bett und Zurechtziehen<br />
der Bettwäsche, Fallen<br />
(unabhängig von Freezing), Freezing<br />
beim Gehen, Gehen, Tremor<br />
und sensorische Beschwerden.<br />
Darüber hinaus erfolgte eine Erfassung<br />
von Veränderungen der<br />
Off-Zeit, der Dyskinesien sowie der<br />
<strong>Parkinson</strong>-Medikation. Weiterhin<br />
wurden der Allgemeinzustand der<br />
Patienten am Studienende im Vergleich<br />
zum Ausgangsbefund ohne<br />
Stalevo ® , die Verträglichkeit der<br />
Medikation und der Therapieerfolg<br />
vom Arzt bewertet.<br />
Parallel zu der ärztlichen Datenerhebung<br />
war von den Patienten bei<br />
der Aufnahme- und der Abschlussuntersuchung<br />
ein zweiseitiger Fragebogen<br />
auszufüllen. Es wurden die<br />
gleichen 13 Punkte wie in dem<br />
UPDRS-Bogen abgefragt; teilweise<br />
kamen leichter verständliche Begriffe<br />
zum Einsatz. Die Patienten<br />
sollten die Einflussnahme der Erkrankung<br />
auf diese Aktivitäten vor<br />
Behandlungsbeginn mit Stalevo ®<br />
und während der Behandlung jeweils<br />
in fünf Abstufungen von „sehr<br />
stark“ bis „gar nicht“ bewerten.
Am Ende der Studie zeigten sich<br />
dann hoch interessante Ergebnisse<br />
bei den Besserungsraten. Nicht<br />
nur verminderte sich die Dauer der<br />
täglichen Off-Zeit unter der Behandlung<br />
mit dem Präparat erheblich<br />
(sie sank von im Mittel 99,3 Minuten<br />
auf 49,7 Minuten und die Anzahl<br />
der Patienten ohne Off-Zustände<br />
nahm von anfangs 51 auf 191 zu),<br />
sondern am Studienende litten auch<br />
deutlich weniger Patienten unter<br />
Dyskinesien als zu Beginn (32,4%<br />
vs. 44,9%).<br />
Wie die Ärzte die Veränderungen<br />
im Behandlungsverlauf anhand der<br />
Skala UPDRS-Teil II beurteilten,<br />
Tabelle 2: Auswertung des Patientenfragebogens<br />
verdeutlicht die Tabelle 1 auf Seite<br />
8. Sie gibt einen Überblick über die<br />
Raten an Besserungen bzw. Verschlechterungen<br />
der 13 betrachteten<br />
Alltagsaktivitäten. Besserungsraten<br />
von mindestens 40% waren<br />
unter der Studienmedikation für<br />
Handschrift, Freezing, Gehen und<br />
Tremor zu verzeichnen. Der größte<br />
Behandlungserfolg mit Stalevo ®<br />
zeigte sich beim Freezing; 55,6%<br />
der Patienten konnten einen Vorteil<br />
aus der Umstellung auf das Medikament<br />
ziehen. Insgesamt gesehen<br />
kamen die Ärzte bei der großen<br />
Mehrzahl der Patienten (87,6%) zu<br />
dem Urteil, dass sich der Allgemein-<br />
M E D I Z I N<br />
zustand im Studienverlauf verbessert<br />
hatte. Nur bei 1,2% der Patienten<br />
wurde eine Verschlechterung<br />
festgestellt.<br />
Auch die Patienten selbst, die zu<br />
Studienanfang und Studienende mittels<br />
des Fragebogens Veränderungen<br />
der 13 Aktivitäten zu bewerten<br />
hatten, stellten eine deutliche Verbesserung<br />
ihrer Befindlichkeit fest.<br />
Fast in allen Punkten waren - wie<br />
die Tabelle 2 zeigt - die Besserungsraten<br />
noch höher als von Seiten der<br />
Ärzte.<br />
Unabhängig von diesen Ergebnissen<br />
des Fragebogens attestierten<br />
rund 83% der Patienten Stalevo ® zu<br />
Studienende eine starke Wirksamkeit<br />
und bescheinigten mit jeweils<br />
rund 93% dem Präparat eine gute<br />
Verträglichkeit und eine einfache<br />
Handhabung.<br />
In der Gesamtbeurteilung der<br />
neuen Therapie wurde bei 73% der<br />
Behandelten der Therapieerfolg von<br />
den Ärzten als sehr gut bzw. gut<br />
eingeschätzt. Eine Fortsetzung der<br />
Therapie wurde für rund 89% der<br />
Patienten vorgesehen. Und auch unter<br />
den Patienten selbst zeigte sich<br />
mit fast 90% ebenfalls ein sehr hohes<br />
Maß an Zufriedenheit mit der Behandlung.<br />
(jo)<br />
9<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Neuer Agonist<br />
Seit Mitte November 2007 gibt<br />
es unter dem <strong>Namen</strong> Clarium ®<br />
(Wirkstoff Piribedil) einen weiteren<br />
Dopaminagonisten. Der Wirkstoff<br />
Piribedil zählt zur Gruppe der Non-<br />
Ergot-Dopaminagonisten und wurde<br />
in den 60er Jahren in Frankreich<br />
von der Firma Servier entwickelt.<br />
Zunächst erfolgte auf Grund nachgewiesener<br />
vasodilatatorischer Effekte<br />
der Einsatz in der Indikation<br />
„zentrale Durchblutungsstörungen“.<br />
In weiteren Untersuchungen fand<br />
sich zusätzlich eine starke und spezifische<br />
Affinität von Piribedil zu D2-/<br />
D3-Dopaminrezeptoren, welche die<br />
Basis für die Entwicklung eines Anti-<strong>Parkinson</strong>-Medikamentesdarstellte.1990<br />
wurde Piribedil zur Behandlung<br />
des <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />
in Frankreich zugelassen. Es folgten<br />
weitere klinische Studien, deren<br />
Ergebnisse im August 2006<br />
auch in Deutschland zur Zulassung<br />
des Medikaments für die Monound<br />
Kombinationstherapie des <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />
führten. Am 15.<br />
November wurde nun Piribedil unter<br />
dem Warenzeichen „Clarium ® “ in<br />
Form von 50 mg Retardtabletten in<br />
Deutschland eingeführt.<br />
Redaktionshinweis<br />
zum Lübecker Seminar<br />
Am 22. September fand in Lübeck<br />
der Patiententag „Neues aus<br />
Therapie und Diagnostk statt. Die<br />
dort gehaltenen Vorträge über<br />
Stammzellen-Therapie, neue invasive<br />
Verfahren und genetische<br />
Diagnostik werden voraussichtlich<br />
zusammengefasst in der Nr. 104<br />
der dPV-Nachrichten erscheinen.<br />
Redaktionshinweis<br />
Bitte senden Sie mögliche Beiträge<br />
und Manuskripte immer an<br />
den dPV-Bundesverband in Neuss<br />
und nicht direkt an die Redaktion<br />
in Hamburg!
10 B U N D E S V E R B A N D<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
3. <strong>Parkinson</strong>-Patienten-Seminar in Bonn<br />
Zum dritten Mal luden der dPV-Bundesverband gemeinsam mit Professor<br />
Ullrich Wüllner (ltd. Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik<br />
Bonn) <strong>Parkinson</strong>-Patienten mit ihren Angehörigen zu einem Patienten-<br />
Seminar in den Uniclub Bonn ein.<br />
Eröffnet wurde das Seminar, an<br />
dem rund 100 Gäste teilnahmen, mit<br />
einem Gedicht von Uwe Tarnow aus<br />
Bonn, der selber an <strong>Parkinson</strong> erkrankt<br />
ist. Professor Wüllner berichtete<br />
über „Neues aus der <strong>Parkinson</strong>-<br />
Forschung“. Er verwies darauf, dass<br />
zusätzlich zu motorischen Defiziten<br />
auch nicht-motorische Symptome<br />
den Verlauf des idiopathischen <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />
(iPS) bestimmen.<br />
Neben einer Verbesserung der dopaminergen<br />
Therapie sei daher das<br />
erfolgreiche Management von kognitiver<br />
Störung, Schlafstörung, Depression<br />
und autonomen Symptomen<br />
ein wichtiger Bestandteil zukünftiger<br />
Therapien. Wüllner machte<br />
deutlich, dass zusätzlich zur symptomatischen<br />
Behandlung die Entwicklung<br />
heilender oder zumindest<br />
verlaufsverändernder Therapeutika<br />
die entscheidende Herausforderung<br />
darstellt. Der enorme Wissenszuwachs<br />
der letzen Jahre zeige jedoch,<br />
dass der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit keine<br />
einheitliche Entstehungsgeschichte<br />
zu Gunde liege. Besonders deutlich<br />
werde dies anhand der jüngsten Identifizierung<br />
genetisch determinierter,<br />
familiärer <strong>Parkinson</strong>-Syndrome (fPS):<br />
Mutationen in den Parkin-, PINK1<br />
(PTEN-induced putative kinase 1)-,<br />
DJ1- und LRRK2 (leucine-rich repeat<br />
kinase 2)-Genen können das klinische<br />
Vollbild eines iPS hervorrufen.<br />
Analog sei vorstellbar, dass nicht nur<br />
das familiäre <strong>Parkinson</strong>-Syndrom,<br />
sondern auch das „typische“ iPS unterschiedliche<br />
Kranheits-Ursachen<br />
haben könne: den besonderen klinischen<br />
Bildern, die Patienten mit iPS<br />
aufweisen (z. B. Tremor-dominant,<br />
Akinetisch-rigide mit/ohne kognitive<br />
Einbußen) liegen vermutlich spezifische,<br />
verlaufsverändernde Faktoren<br />
(genetische Veranlagung, Umwelt-<br />
einflüsse) zu Grunde. Wüllner wies<br />
darauf hin, dass die frühe symptomatische<br />
Behandlung des iPS, so<br />
legen zumindest verschiedene große<br />
<strong>Parkinson</strong>-Studien nahe, sich<br />
generell günstig auf das Fortschreiten<br />
der Erkrankung auswirkt. Der<br />
Bonner Neurologe erläuterte ferner,<br />
dass sich für die symptomatische<br />
Therapie neben der Entwicklung<br />
dopaminerger Substanzen mit neuen<br />
pharmakokinetischen Eigenschaften<br />
(transdermale Systeme: Rotigotin<br />
und Lisurid; continous-release<br />
Zubereitungen von Ropinirol und<br />
Pramipexol), Dopamin-reuptake-<br />
Hemmer und neue Dopamin-Agonisten<br />
in der klinischen Testung befinden.<br />
Darüber hinaus sollen weitere<br />
Langzeitstudien klären, ob die<br />
aktuell verfügbaren nicht-ergolinen<br />
Dopaminagonisten auch klinisch relevante<br />
verlaufsveränderende Eigenschaften<br />
aufweisen.<br />
Nach Prof. Wüllner sprach Dr.<br />
Karin Kielwein, Ärztin für Traditionelle<br />
Chinesische Medizin (TCM) an der<br />
Uniklinik Bonn, über Qigong, Tai-Chi<br />
und die Möglichkeiten der TCM bei<br />
Bewegungsstörungen. Sie stellte<br />
Akupunktur, Kräuter-Therapie und<br />
Moxibustion vor und erklärte die Unterschiede<br />
und Parallelen der TCM<br />
mit der westlichen Medizin. Gemeinsam<br />
mit allen Teilnehmern praktizierte<br />
sie eine Folge von Qigong-Übungen<br />
im Sitzen. Wichtige Botschaft an<br />
alle Betroffenen war, dass die Tai-<br />
Chi- und Qigong-Übungen fast überall<br />
in Kursen angeboten und von jedem<br />
erlernt werden können. Kielwein<br />
wies in diesem Zusammenhang<br />
auf eine Studie mit <strong>Parkinson</strong>-<br />
Patienten an der Neurologischen<br />
Uniklinik in Bonn hin, die gezeigt habe,<br />
dass es Patienten, die regelmäßig<br />
Qigong oder Tai-Chi üben, besser<br />
geht. Manchen Patienten geht es<br />
auch nach der Anwendung von Reiki<br />
besser, das schließlich Dr. Wolfgang<br />
Götz vorstellte. Er sprach über diese<br />
Entspannungs- und Heilungsmethode<br />
und seine eigene langjährige<br />
Erfahrung als Reiki-Meister (zu Reiki<br />
und Qigong siehe dPV-Nachrichten<br />
Nr. 90 (Okt. 2004), S. 9).<br />
Im zweiten Teil des Seminars ging<br />
es um die Frage „Wann haben Sie<br />
zuletzt gesungen?“ Der Bonner Musiker<br />
Ali Andrzejewski hatte dazu ein<br />
abwechslungsreiches Programm mit<br />
Liedern und Gedichten im Wechsel<br />
vorbereitet und die Texte in einem<br />
extra für diesen Anlass angefertigten<br />
Mitsing-Liederheft gleich für jeden<br />
mitgebracht. Und so sangen alle<br />
mit Freude und guter Laune altbekannte<br />
Volkslieder und hörten zu den<br />
Liedern passende Gedichte von Uwe<br />
Tarnow.<br />
4. Patienten-Infotag in Tübingen<br />
Einer mittlerweile guten Tradition folgend fand am 19.09.2007 im Zentrum<br />
für Neurologie der Universität Tübingen der 4. Informationstag für <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />
und deren Angehörige statt. Im Mittelpunkt der durch PD<br />
Dr. R. Krüger in Zusammenarbeit mit der dPV organisierten Veranstaltung<br />
stand diesmal das Thema „Möglichkeiten der Behandlung bei bereits fortgeschrittener<br />
Erkrankung“. Dass dieses Thema auf ein besonderes Interesse<br />
bei Betroffenen und deren Angehörigen stieß, zeigte die überwältigende<br />
Resonanz mit über 200 angemeldeten Teilnehmern. Auf Grund der großen<br />
Teilnehmerzahl fand die Veranstaltung in zwei Sälen statt, wobei eine<br />
Video-Live-Übertragung der Vorträge in einen benachbarten Vortragsraum<br />
durchgeführt wurde, damit alle Gäste der Veranstaltung folgen konnten.
In seinem Grußwort bedankte sich<br />
Professor Gasser für das große Interesse<br />
und verwies auf die stetig<br />
zunehmende Teilnehmerzahl bei den<br />
Tübinger-Informationsveranstaltungen.<br />
Im folgenden Vortrag zur medikamentösen<br />
Therapie stellte Frau<br />
Prof. Berg neue Wirkstoffe und Darreichungsformen<br />
von Medikamenten<br />
vor, die dazu beitragen, Schwankungen<br />
der Beweglichkeit über den Tag<br />
zu vermeiden. Dazu erläuterte sie<br />
das Prinzip der möglichst gleichmäßigen<br />
Medikamenten-Wirkung über<br />
den Tag vor, das es ermöglicht, unerwünschte<br />
Schwankungen der Beweglichkeit<br />
zu vermeiden.<br />
In diesem Zusammenhang wurde<br />
u. a. die Verwendung von neuen<br />
Medikamenten-Pflastern und Medikamenten,<br />
welche die Wirkung von<br />
L-Dopa verlängern, gezeigt. Darüber<br />
hinaus wies Frau Berg auf neu in<br />
Tübingen durchgeführte Studien hin,<br />
die den Nutzen von körperlicher Betätigung<br />
bei der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit<br />
weiter belegen sollen.<br />
PD Dr. Krüger berichtete über den<br />
Einsatz von Medikamenten-Pumpen<br />
bei der Behandlung der fortgeschrittenen<br />
<strong>Parkinson</strong>-Krankheit mit starken<br />
Schwankungen der Beweglichkeit.<br />
Dabei werden die Wirkstoffe<br />
kontinuierlich entweder unter die<br />
Haut oder direkt in den Darm abgegeben.<br />
Auch hier gilt, je gleichmäßiger<br />
der Körper mit dem Medikament<br />
versorgt wird, desto weniger Komplikationen<br />
werden beobachtet. Bei<br />
beiden Methoden der Pumpenbehandlung<br />
kann die Tabletteneinnahme<br />
in der Folge deutlich reduziert<br />
werden. In diesem Zusammenhang<br />
wies Herr Krüger auf eine im Januar<br />
2008 in Tübingen beginnende Studie<br />
zur Einführung eines neuen Medikamentes<br />
in der Pumpenbehandlung<br />
hin. Dr. Wächter und PD Dr.<br />
Vorstandsarbeit transparent<br />
Dieser Bericht behandelt die Vorstandssitzung<br />
am 22. und 23. November<br />
2007 in Kassel, bei der u. a.<br />
Hans-Jürgen Mayhack als neues Vorstandsmitglied<br />
wurde begrüßt wurde.<br />
Von den Mitgliedern der Landesversammlung<br />
Niedersachsen ist er<br />
- satzungsgemäß - für zwei Jahre als<br />
stimmberechtigter Vertreter dieses<br />
mitgliederstarken Landes in den<br />
Bundesvorstand gewählt worden.<br />
In ihrem Arbeitsbericht ging unsere<br />
Vorsitzende, Magdalene Kaminski<br />
(die übrigens bei den Vorstandssitzungen<br />
streng auf die Einhaltung<br />
der vereinsrechtlichen Regularien<br />
achtet), auf von ihr besuchte Veranstaltungen<br />
ein, so z. B. der <strong>Parkinson</strong>-Tag<br />
in Hanau, der 14. Psychologentag<br />
in Stadtroda/Thüringen,<br />
aber auch 25-Jahresfeiern einiger<br />
Regionalgruppen. Von der Beratung<br />
im Arbeitskreis „<strong>Parkinson</strong> Nurse“<br />
konnte sie berichten, dass der erste<br />
Ausbildungskurs Anfang 2008 be-<br />
endet sein wird. Ein neuer Kurs fürs<br />
kommende Jahr ist in Vorbereitung.<br />
dPV-Geschäftsführer Friedrich-<br />
Wilhelm Mehrhoff informierte zunächst<br />
darüber, dass zum gegebenen<br />
Zeitpunkt sechs Regionalgruppen<br />
noch keine Jahresabrechnung<br />
für das Kalenderjahr 2006 vorgelegt<br />
haben. Die Sperrung dieser Regionalgruppenkonten<br />
ist veranlasst worden.<br />
Es handelt sich hier - das zur Erinnerung<br />
- um Unterkonten des Bundesverbandes,<br />
die entsprechend zu<br />
führen und abzurechnen sind. Mehrhoff<br />
berichtete weiterhin über die in<br />
Thüringen, Nordrhein-Westfalen und<br />
Niedersachsen durchgeführten Regionalgruppenleiter-Schulungen(vorwiegend<br />
zu Fragen der Verwaltung,<br />
der Finanzen, des Umgangs mit Spenden),<br />
die von den Teilnehmern als<br />
erfolgreich und sehr sinnvoll eingeschätzt<br />
wurden. Der Bedarf an weiteren<br />
Schulungen, so haben diese<br />
Veranstaltungen gezeigt, ist vorhan-<br />
B U N D E S V E R B A N D 11<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Gharabaghi stellten schließlich als einzige<br />
nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeit<br />
die Tiefe Hirnstimulation<br />
vor. Ausführlich wurden die<br />
Kriterien dargestellt, nach denen die<br />
Patienten in Tübingen ausgewählt<br />
werden, die am besten von der sog.<br />
‚Hirnschrittmacher’-Therapie profitieren<br />
und wie der Weg von der ersten<br />
Vorstellung in der Ambulanz für Tiefe<br />
Hirnstimulation bis zur Operation<br />
verläuft. Dabei wurde deutlich, dass<br />
für jeden Patienten eine ausführliche<br />
Abwägung des Nutzens und der persönlichen<br />
Risiken (z. B. Begleiterkrankungen)<br />
erfolgt, damit ein optimales<br />
Ergebnis durch die Tiefe Hirnstimulation<br />
erreicht werden kann.<br />
Für interessierte Patienten und<br />
Angehörige ist eine Zusammenstellung<br />
der wichtigsten Informationen<br />
aus den Vorträgen der Veranstaltung<br />
über das Internet (http://www.hihtuebingen.de/infotag/)<br />
erhältlich.<br />
den. Deshalb legte der Vorstand fest,<br />
diese Form der Schulung länderweise<br />
auch 2008 durchzuführen.<br />
Weiterhin berichtete Mehrhoff von<br />
den zunehmenden Problemen des<br />
Sponsorings bzw. der Verteilung von<br />
Spenden durch Pharamaunternehmen.<br />
Sowie die offenen Fragen geklärt<br />
sind, wird die Geschäftsstelle<br />
die Regionalleiter darüber informieren,<br />
und zwar in „dPV-Intern“. Das<br />
gilt auch für andere Probleme, zu<br />
denen Gespräche geführt werden<br />
und Vereinbarungen in Arbeit sind<br />
(„dPV-Intern“ ist eine wichtige Informationsquelle<br />
für Regionalgruppenleiter,<br />
vor allem was Aktualität<br />
und neue Angebote betrifft). Schließlich<br />
erläuterte Mehrhoff den Finanzabschluss<br />
zum 31. Oktober und beantwortete<br />
Fragen zu den einzelnen<br />
Positionen.<br />
Auf der Tagesordnung stand ferner<br />
die Neuberufung von Beiräten in<br />
den Vorstand. Diese haben eine beratende<br />
Funktion ohne Stimmbe-<br />
Fortsetzung auf Seite 12
12 K U R Z N O T I E R T . . .<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Neuer Ratgeber: <strong>Parkinson</strong> - Informationen<br />
für Betroffene und Angehörige<br />
Zittern, Bewegungsarmut und Steifigkeit sind Hauptmerkmale der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit.<br />
Der Ratgeber informiert über die wichtigsten medizinischen<br />
Aspekte dieser neurodegenerativen Erkrankung<br />
und geht insbesondere auf emotionale Probleme<br />
des Alltages ein. Dies betrifft neben Ängsten und<br />
Depressionen vor allem die Gefühle von Scham, Peinlichkeit<br />
und Unsicherheit, die oft im Zusammenhang<br />
mit den <strong>Parkinson</strong>-Symptomen auftreten. Der Ratgeber<br />
zeigt auf, was selbst zur Verbesserung des Alltagssituation<br />
unternommen werden kann und was<br />
besser nicht getan werden sollte. Er gibt Anregungen<br />
dazu, wie mit Fremden über die Symptome und<br />
Beschwerden gesprochen, wie die eigene Stresskompetenz gesteigert<br />
und wie mit Verschlechterungen umgegangen werden kann. Dargestellt<br />
wird außerdem, wann und in welcher Form zusätzliche psychologische<br />
Hilfen sinnvoll sind. Der Ratgeber bietet zahlreiche Anregungen, die Fähigkeit<br />
zur Teilnahme am sozialen Leben so weit wie möglich zu erhalten.<br />
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Ratgeber <strong>Parkinson</strong> - Informationen für<br />
Betroffene und Angehörige, Bernd Leplow, Ratgeber zur Reihe „Fortschritte<br />
der Psychotherapie“, 2007, 64 Seiten, EUR 8,95, ISBN 978-3-8017-20099-5.<br />
Fortsetzung von S. 11 / Vorstandsarbeit ...<br />
rechtigtigung. Einstimmig berufen<br />
wurden Iris Sengstacke aus Bremen<br />
und Eva Schmoeger, die dem Vorstand<br />
lange Jahre als Beisitzerin angehörte<br />
und über reiche Erfahrungen<br />
verfügt. Der Vorstand bestätigte<br />
außerdem die Mitglieder des Ärztlichen<br />
und des Psychologischen Beirates<br />
sowie die Mitglieder des Arbeitskreises<br />
Forschungsförderung<br />
und der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik.<br />
Von den beim Bundesverband<br />
eingereichten Anträgen auf Forschungsförderung<br />
konnten die Vorstandsmitglieder<br />
nach Beratung im<br />
Arbeitskreis Forschungsförderung<br />
und auf seine Empfehlung hin zwei<br />
Projekten zustimmen. Dabei handelt<br />
es sich um eine „Offene Langzeitstudie<br />
zur kognitiven und emotionalen<br />
Entwicklung sowie zur Lebensqualität<br />
bei Patienten mit M. <strong>Parkinson</strong><br />
nach Tiefer Hirnstimulation im<br />
N. subthalamicus“ (Prof. Claudia<br />
Trenkwalder und Dr. Frederike Sixel-<br />
Döring, beide Paracelsus-Elena-Kli-<br />
nik Kassel). Für zwei Jahre wurden<br />
dafür Mittel bewilligt. Eine Verlängerung<br />
wird vom Ergebnis abhängig<br />
gemacht. Ein von Prof. Rüdiger Hilker<br />
(Klinikum der Goethe-Universität<br />
Frankfurt/M.) vorgelegtes Projekt<br />
zur bildlichen Darstellung bestimmter<br />
Hirnausschnitte wurde ebenfalls<br />
bewilligt.<br />
Hinsichtlich künftiger Bundesdelegiertenversammlungen<br />
einigte<br />
sich der Vorstand darauf, 2008 in<br />
Nürnberg den diesjährigen Ablauf<br />
beizubehalten.<br />
Breiten Raum nahm wiederum<br />
der Ambulante Rehabilitationssport<br />
ein. Herr Mehrhoff informierte über<br />
die derzeit bestehenden Schwierigkeiten<br />
bei der Kostenübernahme<br />
durch die Krankenkassen. Er erläuterte<br />
einen Vorschlag zur unterstützenden<br />
Finanzierung durch die dPV,<br />
wenn eine entsprechende Kostenübernahme<br />
durch die Kasse abgelehnt<br />
wird. Die Vorstandsmitglieder<br />
gaben nach umfassender Diskussion<br />
ihre Zustimmung.<br />
von Karin Karlsson-Hammer, Dresden<br />
25 Jahre Ludwigshafen<br />
Mit einem Festakt in der Aula des<br />
Heinrich Pesch-Hauses - Bildungszentrum<br />
Ludwigshafen - feierte am<br />
17. Oktober die Regionalgruppe<br />
Ludwigshafen ihr 25-jähriges Bestehen.<br />
Im Auftrag der Stadt überbrachte<br />
Sozialdezernent Wolfgang van<br />
Vliet Glückwünsche und sprach Hilde<br />
Böttcher, Gründerin und Leiterin<br />
der Gruppe, Dank und Anerkennung<br />
aus (unterstrichen mit einem Scheck<br />
für die Gruppenarbeit). Glückwünsche<br />
(und ebenfalls einen Scheck)<br />
überbrachte auch Dr. Michael Werner,<br />
Chefarzt der Klinik Lindenallee,<br />
Bad Schwalbach. Zur Feier - musikalisch<br />
umrahmt von drei Musik-Studenten<br />
der Musikhochschule Mannheim<br />
- waren auch Magdalene<br />
Kaminski und Friedrich-Wilhelm<br />
Mehrhoff vom Bundesverband aus<br />
Neuss angereist. Der medizinische<br />
Teil der Veranstaltung wurde von<br />
Prof. Reiner Thümler, Mainz, mit einem<br />
Referat bestritten.<br />
Seminar in Hanau<br />
Schon zum zweiten Mal veranstaltete<br />
die Hanauer Regionalgruppe<br />
am 26. September unter dem Titel<br />
„Patienten fragen - Neurologen<br />
antworten“ in der Aula der Psychiatrie/Neurologie<br />
am Klinikum Hanau<br />
einen Patienten-Nachmittag. Unter<br />
der Schirmherrschaft von PD Dr.<br />
Horst Baas war auch dieser Tag<br />
wieder ein voller Erfolg. Ein Außenstehender<br />
kann nicht ermessen, mit<br />
wie vielen und welchen Fragen die<br />
Ärzte „bombardiert“ wurden. So stellten<br />
sich auch die mit beteiligten Ärzte<br />
- Dr. Werner (Klinikzentrum Lindenallee,<br />
Bad Schwalbach) und Dr.<br />
Oechsner (<strong>Parkinson</strong>-Klinik Bad Nauheim)<br />
- nach ihren Vorträgen noch<br />
erheblich länger als vorgesehen den<br />
Patienten-Fragen. Die Frage- und<br />
Vortragsreihe in Zusammenarbeit<br />
mit Dr. Baas soll demnächst fortgesetzt<br />
werden. Infos erhalten Interessenten<br />
unter den Tel.-Nr. 06181-84<br />
210 oder 06184-50775.
Abschiedsfest für von Heyden-Linden<br />
Vor 20 Jahren hat Helmuth von Heyden-Linden die RG Stade gegründet<br />
und sie durch all die Jahre geleitet. Er organisierte Treffen vor Ort und<br />
engagierte sich zudem als Landesbeauftragter im Bundesverband der<br />
dPV. Aus gesundheitlichen Gründen muss der Himmelpfortener nun selber<br />
kürzer treten. Mit einer Feier in Dollern bereiteten die Stader dem 80jährigen<br />
einen herzlichen Abschied.<br />
Welche Spuren von Heyden-Linden auch in ihren Breitengraden hinterließ,<br />
machten die Redner Werner Seydel (Landesbeauftragter Mecklenburg-Vorpommern),<br />
Hans-Jürgen Cosmo (Landesbeauftragter Niedersachsen)<br />
und Marianne Braun (Landesbeauftragte Schleswig-Holstein)<br />
deutlich. Für sie alle war der Senior ein „Ziehvater“, der immer Rat wusste<br />
und sich für die Familie der <strong>Parkinson</strong>-Betroffenen aufopferte. „Aus<br />
Liebe zur Sache“ habe er diese Dienste geleistet, erklärte von Heyden-<br />
Linden den 80 Gästen. Er weiß die Stader RG mit ihren 70 Mitgliedern in<br />
guten Händen: Marietta Jörgen aus Bützfleth und Karl Heinz Szidat aus<br />
Stade übernahmen das Ruder und wollen mit bewährten und neuen Angeboten<br />
den Zusammenhalt Gruppe stärken.<br />
„Saarlands Bester“<br />
Seit geraumer Zeit gibt es bei<br />
Saarbrücker Zeitung eine Aktion<br />
unter dem Motto „Saarlands Bester“.<br />
Dabei wählen die Leser einmal<br />
im Monat unter verschiedenen Vorschlägen<br />
per Telefon drei Kandidaten<br />
als beste Personen, die sich um<br />
das Gemeinwohl verdient gemacht<br />
haben. Im September fiel die Wahl<br />
u. a. auf Karl Musielak, seit 2001 Leiter<br />
der dPV-Regionalgruppe Saarbrücken,<br />
als Beispiel für individuelle<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Die Saarbrücker<br />
Zeitung würdigte Musielak<br />
und die Arbeit der Gruppe in einem<br />
dreispaltigen Beitrag.<br />
„Behandlung<br />
aus einer Hand“<br />
Den Patienten eine „Behandlung<br />
aus einer Hand“ zu bieten, ist das<br />
Ziel einer gesetzlich gewollten, neuen<br />
Struktur zur ambulanten Versorgung.<br />
Sie basiert auf einer engen<br />
Kooperation von niedergelassenen<br />
Ärzten und Kliniken. In Friedberg<br />
(Bundesland Hessen) wurde zum 1.<br />
Juli das erste Medizinische Versorgungszentrum<br />
(MVZ) der Region<br />
gegründet. Gesellschafter der „Cen-<br />
tromed Friedberg Medizinische<br />
Versorgungszentrum GmbH“ sind<br />
das Gesundheitszentrum Wetterau<br />
(GZW) und die <strong>Parkinson</strong>klinik Bad<br />
Nauheim. In das MVZ bringen die<br />
beiden Ärzte Dr. Karl Josef Gruber<br />
einen chirurgischen und Thomas<br />
Bergheuer einen neurologischen<br />
Facharztsitz ein. Das Versorgungszentrum<br />
hat seinen Sitz in Friedberg<br />
im Haingraben 11. Den Patienten soll<br />
durch das neue Versorgungszentrum<br />
ein sorgfältig aufeinander abgestimmtes<br />
medizinisches Angebot<br />
mit kurzen Wegen geboten werden.<br />
K U R Z N O T I E R T . . . 13<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Der Patient profitiert dabei in mehrfacher<br />
Hinsicht, unter anderem durch<br />
die Vermeidung von Doppeluntersuchungen<br />
und die Behandlung durch<br />
einen ihm vertrauten Arzt im ambulanten<br />
und stationären Bereich.“ Seit<br />
2004 sind in Deutschland mehr als<br />
160 MVZs für die ambulante ärztliche<br />
Versorgung zugelassen und stehen<br />
gleichwertig neben den niedergelassenen<br />
Ärzten.<br />
Verdienstkreuze<br />
Eckhard Kleinlützum aus Mönchengladbach,<br />
vor 18 Jahren an <strong>Parkinson</strong><br />
erkrankt und seit 15 Jahren<br />
Mitglied der dPV, hat von Bundespräsident<br />
Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande verliehen<br />
bekommen. Kleinlützum wurde für<br />
sein langjähriges ehrenamtliches<br />
Engagement zu Gunsten psychisch<br />
und suchtkranker Menschen in Mönchengladbach<br />
geehrt, das er trotz eigener<br />
Krankheit ausübt.<br />
Ebenfalls ein Bundesverdienstkreuz<br />
hat Irmgard Hansen aus Köln<br />
erhalten, die seit 1996 als Nicht-<br />
Erkrankte die dPV-Regionalgruppe<br />
in Porz leitet. Die Auszeichnung<br />
wurde in beiden Fällen von den jeweiligen<br />
Oberbürgermeistern überreicht.<br />
Schwester Bartholomäa im Ruhestand<br />
Ein „Urgestein“ der dPV zieht sich in den Ruhestand<br />
zurück: Schwester Bartholomäa aus Langenfeld hat im<br />
September ihr langjähriges Wirkungsfeld verlassen und<br />
wohnt jetzt im St. Gerhardus-Haus, einer Einrichtung der<br />
Franziskanerinnen in Drolshagen. Schwester Bartholomäa,<br />
die selbst mit 32 Jahren (1971) an <strong>Parkinson</strong> erkrankte,<br />
setzte sich unermüdlich mit großem Erfolg für die Belange der dPV ein.<br />
1987 gründete sie in Langenfeld-Richrath die <strong>Parkinson</strong>-Selbsthilfegruppe<br />
Langenfeld. Schwester Bartholomäa, die 1993 mit der Verdienstmedaille<br />
des Bundesverdienstordens ausgezeichnet wurde, kümmerte sich um<br />
die Einrichtung diverser Kontaktstellen und Regionalgruppen in Nordrhein-Westfalen<br />
und gehörte lange Jahre dem dPV-Bundesvorstand an.<br />
Nicht nur ihre „alte“ Regionalgruppe, heute 132 Mitglieder stark, sondern<br />
auch alle, die sie von vielen Delegiertenversammlungen kennen, wünschen<br />
der umtriebigen Schwester auch für die Zukunft alles Gute.
14 K U R Z N O T I E R T . . .<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Familienseminar in Leuscheid<br />
Vom 5. bis 12.08.2007 fand in Leuscheid im Westerwald ein Familienseminar<br />
für <strong>Parkinson</strong>-Patienten statt. Das von 33 Teilnehmern<br />
besuchte Seminar stand unter der bewährten Leitung von Familie Holzschuh<br />
mit ihrer Tochter Doris Hindelang, die während des Seminars unsere<br />
Therapeutin war. Tagungsstätte war das Kurhaus Windeck des<br />
Erholungszentrums Leuscheid. Es war Erholung pur in idyllischer Landschaft!<br />
Zum Tagesprogramm gehörten neben Atem-, Wasser- und Gruppengymnastik<br />
auch Nordic Walking, Entspannung, Rückenschule sowie<br />
Motorik- und Mimikübungen.<br />
Neben einem trotz<br />
Nebel interessanten<br />
Ausflug nach Hachenburg<br />
bei dem der<br />
Busfahrer viele Geschichten<br />
über Land<br />
und Leute erzählen<br />
konnte, gab es eine<br />
Besichtigung des<br />
Basaltkraters in Kuchenhausen,Tanzübungen<br />
und bunte<br />
Abende mit Gesang<br />
Ein Teil der Seminar-Gruppe beim Basaltkrater in Kuchenhausen<br />
und auswendig gelernten<br />
Gedichten. Den Abschluss des Seminars bildete ein Fachvortrag<br />
von Frau Dr. Csoti, Chefärztin der <strong>Parkinson</strong> Klinik Biskirchen, die u. a.<br />
neue Studien und Therapieformen vorstellte.<br />
von Adelheid Epple, Weilheim<br />
Information und Erlebnis im ICE-Umfeld<br />
Weit mehr als 100 Teilnehmer gab es beim „ICE-ParkinSonntag“ am 30.<br />
September in Montabaur (Kreisstadt des Westerwaldkreises in Rheinland-<br />
Pfalz) unter der Schirmherrschaft des dortigen Landrates, Peter Paul Weinert.<br />
Der Vormittag des Info-Tages verlief zweigleisig: Für dPV-Mitglieder und<br />
Angehörige fand vormittags eine Fahrt im Sonderwaggon der Vectus Verkehrsgesellschaft<br />
von Montabaur nach Limburg und zurück statt. Ab Limburg<br />
fuhr Dr. Michael Werner vom Klinikzentrum Lindenallee, Bad Schwalbach,<br />
mit im Zug, referierte über die derzeitigen<br />
Therapiemöglichkeiten und wurde<br />
nicht müde, Fragen dazu zu beantworten.<br />
Über die logopädischen Möglichkeiten<br />
bei <strong>Parkinson</strong> gab dann die<br />
Logopädin Karin Wallner aus Montabaur<br />
einen Einblick. Drehorgel- und<br />
Akkordeonspieler sorgten für die musikalische<br />
Umrahmung.<br />
Parallel zur ICE-Fahrt und dann<br />
am Nachmittag gab es in einem Raum<br />
des ICE-Bahnhofes für interessierte<br />
Besucher (es waren sehr viele) In-<br />
<strong>Parkinson</strong>-Sonntag in Mantabauer (v. l.: Dr.<br />
Michael Werner, Bad Schwalbach (Referent);<br />
Dietlind Zolondek (RG Limburg-Weilburg) und<br />
Josef Becker (RG Westerwald))<br />
formationen und Vorträge (auch Dr.<br />
Werner war wieder mit von der Partie).<br />
Die Idee zu diesem ungewöhnlichen<br />
Event hatte der Regionalleiter<br />
von Westerwald Josef Becker. Als<br />
Mitstreiter konnte er Hannelore Lenz,<br />
Leiterin der Gruppe Koblenz und Dietlinde<br />
Zolondek, Leiterin der Gruppe<br />
Limburg-Weilburg gewinnen, die<br />
gemeinsam die Planung und Durchführung<br />
in der Hand hatten.<br />
25 Jahre<br />
Mönchengladbach<br />
Nach Neuss und Düsseldorf war<br />
es die Mönchengladbacher Regionalgruppe<br />
aus Nordrhein-Westfalen,<br />
die im April auf ihr 25-jähriges<br />
Bestehen zurückblicken konnte. Mit<br />
vereinten Kräften und nach langer<br />
Vorarbeit feierten nun am 12. September<br />
die Mönchengladbacher im<br />
festlich geschmückten Vereinsheim<br />
des TuS Jahn von 1893 das Ereignis.<br />
Gruppenleiter Horst Burmann<br />
konnte zu der Feier den 2. Bürgermeister<br />
von Mönchengladbach, Klaus<br />
Schäfer, dPV-Landesbeauftragte Ursula<br />
Morgenstern, Prof. Johannes-<br />
Richard Jörg vom Ärztlichen Beirat<br />
der dPV sowie die 1. Vorsitzende<br />
der dPV, Magdalene Kaminski, begrüßen.<br />
Auch von den Nachbargruppen<br />
aus Düsseldorf, Neuss, Jülich<br />
und Düren waren die Regionalleiter<br />
erschienen. Das abwechslungsreiche<br />
Programm mit Büfett und Musik<br />
ließ keine Wünsche offen. Die<br />
Gruppe zählt zur Zeit 171 Mitglieder.<br />
Jeden Donnerstag treffen sich<br />
ab 9.30 Uhr im Altensportzentrum<br />
„Sport für betagte Bürger“ jeweils<br />
40-50 Mitglieder, aufgeteilt in drei<br />
Gruppen, zur gezielten <strong>Parkinson</strong><br />
Gymnastik. An jedem letzten Mittwoch<br />
im Monat gibt es um 15 Uhr<br />
ein gemütliches Beisammensein im<br />
Restaurant im Park, (Schmölderpark<br />
in Rheydt), bei dem mehrmals im<br />
Jahr auch Vorträge aus verschiedenen<br />
Fachrichtungen gehalten werden.<br />
von Horst Burmann und Ellen Schadwald
R E C H T<br />
Die „Chronikerregelung“ und<br />
„therapiegerechtes Verhalten“<br />
Ein Interview mit F.-W. Mehrhoff, Geschäftsführer dPV-Bundesverband, Neuss<br />
Einleitung<br />
Das Solidaritätsprinzip ist die<br />
strukturelle Basis der gesetzlichen<br />
Kranken-, Unfall-, Renten-, Pflegeund<br />
Arbeitslosenversicherung. Es<br />
besagt, dass der Leistungsanspruch<br />
in der Regel nach der Bedürftigkeit<br />
und nicht nach dem individuellen<br />
Risiko der Versicherten richtet. Das<br />
Solidaritätsprinzip lässt sich kurz<br />
durch den Grundsatz „Einer für Alle<br />
- Alle für Einen“ charakterisieren.<br />
Im Unterschied zur privaten Krankenversicherung<br />
besteht Kontrahierungszwang<br />
(das ist die Pflicht<br />
der Krankenkasse, jeden Antragsteller<br />
aufzunehmen, der zum Kreis der<br />
Versicherungsberechtigten oder Versicherungspflichtigen<br />
gehört). Die<br />
Versicherungsbeiträge werden nicht<br />
nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
(Risiko und Leistung) festgelegt,<br />
sondern nach sozialen Aspekten als<br />
Prozentsatz des Lohnes/Gehalt. Daraus<br />
folgt eine Einkommensumverteilung<br />
zugunsten des sozial schwächer<br />
gestellten Teiles der Bevölkerung.<br />
Leistungen werden insgesamt nur<br />
bei Notwendigkeit erbracht und richten<br />
sich grundsätzlich nach der individuellen<br />
Bedürftigkeit. Die Dauer<br />
der Zugehörigkeit bzw. die fehlende<br />
Inanspruchnahme von Leistungen<br />
über längere Zeit führen nicht zu einer<br />
Leistungsberechtigung im Sinne<br />
eines Ansparens von Leistungen.<br />
Soweit der Gesetzgeber in der<br />
Vergangenheit beschlossen hat, die<br />
Inanspruchnahme von bestimmten<br />
Leistungen aus der Krankenversicherung<br />
an finanzielle Zuzahlungen<br />
zu knüpfen, wurde damit das Prinzip<br />
der Solidarität innerhalb der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung in<br />
Frage gestellt. Denn der ehemals<br />
gültige Satz „Einer für Alle - Alle für<br />
Einen“ galt nunmehr nur noch eingeschränkt<br />
für chronisch Kranke und<br />
Behinderte. Gerade diese Bevölkerungsgruppe<br />
ist aber in besonderer<br />
Weise auf Leistungen aus der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung angewiesen<br />
und wäre bei einer uneingeschränkten<br />
Zuzahlung in besonderem<br />
Maße finanziell betroffen<br />
worden. Da es sich sehr häufig hierbei<br />
um Teile der Bevölkerung handelt,<br />
die über ein geringeres Einkommen<br />
verfügt, wären gerade chronisch<br />
Kranke und Behinderte in besonderem<br />
Maße von der Aufweichung<br />
des Solidaritätsprinzips betroffen<br />
gewesen.<br />
Vor diesem Hintergrund hat daher<br />
der Gesetzgeber durch die Ausformulierung<br />
einer so genannten<br />
„Chronikerregelung“ dem Grundsatz<br />
Rechnung getragen, dass gerade<br />
diese Patienten in besonderem Maße<br />
auf das Gesundheitssystem angewiesen<br />
sind. Durch die Festlegung<br />
von bestimmten Freigrenzen, die zu<br />
einer vollkommenen Entlastung bei<br />
den Zuzahlungen führen, bis zu bestimmten<br />
Obergrenzen ist seitens<br />
des Gesetzgebers versucht worden,<br />
dem Solidaritätsprinzip innerhalb der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
Rechnung zu tragen. Allerdings ist<br />
dies nur eingeschränkt möglich. Bereits<br />
die Gesundheitsreform 2003<br />
hat dies mehr als deutlich gemacht.<br />
Nüchtern betrachtet ist die Ausgliederung<br />
des Zahnbereiches eine Beitragserhöhung<br />
der gesetzlichen Krankenkasse,<br />
denn Zahnleistungen wurden<br />
gestrichen und müssen extra<br />
versichert werden. Immer bessere<br />
Behandlungsmethoden werden zum<br />
Wohl der Patienten entwickelt, was<br />
aber auch die Kosten immer mehr<br />
15<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
ansteigen lässt. Die Chronikerregelung<br />
kann damit nicht die letzte Antwort<br />
darauf sein, das Solidaritätsprinzip<br />
uneingeschränkt für chronisch<br />
Kranke und behinderte Menschen<br />
gelten zu lassen. Zu diesen<br />
Themen hier nun die Fragen der Redaktion<br />
und die Antworten von dPV-<br />
Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm<br />
Mehrhoff:<br />
? Durch das GKV-Wettbewerbs-Stärkungsgesetz<br />
(seit 1.April 2007 in Kraft)<br />
wurden auch Änderungen bei der so genannten<br />
Chroniker-Regelung vorgenommen.<br />
Nicht therapiegerechtes Verhalten<br />
soll danach insofern bestraft werden, als<br />
dann 2% der jährlichen Bruttoeinnahmen<br />
zum Lebensunterhalt als Leistungsgrenze<br />
gelten und nicht 1%. Was halten Sie generell<br />
von dieser Art finanzieller Negativanreize?<br />
Gäbe es Ihrer Ansicht nach nicht<br />
auch sinnvollere, weil positive Anreize für<br />
ein therapiegerechtes Verhalten?<br />
! Seit Beginn der 80er Jahre wird<br />
versucht, durch verschiedene Reformvorhaben<br />
die Krankenversicherung<br />
zu reformieren. War es zu Beginn<br />
der BRD noch so, dass Rentner<br />
beitragsfrei versichert waren und<br />
z. T. Knappschaftsärzte die ihnen<br />
von den Versicherten übergebenen<br />
Krankenversicherungsscheine mit<br />
der Briefwaage wogen und danach<br />
das Entgelt festgelegt wurde, haben<br />
sich diese Zeiten sehr stark verändert.<br />
Über verschiedene Reformvorhaben<br />
wurde nicht nur die beitragsfreie<br />
Krankenversicherung der Rentner<br />
abgeschafft, sondern auch immer<br />
mehr der Leistungskatalog der<br />
gesetzlichen Krankenkassen und<br />
der Ersatzkassen eingeschränkt.<br />
Höhepunkt dieser Entwicklung war<br />
sicherlich die Einführung von Zuzahlungen<br />
für Versicherte, z. B. bei den<br />
Medikamenten, dem Praxisbesuch<br />
oder bei der Inanspruchnahme von<br />
anderen Leistungen der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung. Hieraus<br />
hat sich mittlerweile ein sehr umfangreicher<br />
Leistungskatalog entwickelt,<br />
der die Versicherten zwingt, für verschiedene<br />
Formen der Inanspruch-
16<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
nahme von Leistungen aus der Krankenversicherung<br />
neben der Versicherungsprämie<br />
auch umfangreiche<br />
Zuzahlungen zu leisten.<br />
Die seinerzeitige Entscheidung<br />
des Gesetzgebers, hier zusätzliche<br />
Entgelte zu fordern, beruhte zum einen<br />
auf der Voraussetzung, dass neben<br />
dem Beitragsaufkommen dem<br />
System auch noch sonstige Entgelte<br />
zugeführt werden müssen. Denn<br />
gerade in den zurückliegenden Jahren<br />
zeichnete sich deutlich ab, dass<br />
die Prämien im Hinblick auf die<br />
schlechte ökonomische Lage nicht<br />
in der gebotenen Weise weiter angehoben<br />
werden konnten.<br />
An dieser Festlegung hält auch<br />
das Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs<br />
in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
fest und knüpft<br />
neue Bedingungen an reduzierte Zuzahlungen,<br />
wie z. B. therapiegerechtes<br />
Verhalten.<br />
Generell ist die Art des monetären<br />
Negativanreizes zu begrüßen.<br />
Untersuchungen haben gezeigt,<br />
dass, egal ob chronisch krank oder<br />
nur vorübergehend krank, viele Versicherungsnehmer<br />
der Ansicht sind,<br />
dass mit der Bezahlung der Prämie<br />
uneingeschränkt Leistungen aus der<br />
gesetzlichen Versicherung in Anspruch<br />
genommen werden können.<br />
Ausdruck dieser besonderen Haltung<br />
ist auch ein Feldversuch der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
gewesen, den Versicherten Rechnungen<br />
über ihren jeweiligen ambulanten<br />
Arztbesuch auszustellen. Viele<br />
Versicherungsnehmer waren an<br />
diesen Rechnungen nicht interessiert<br />
bzw. haben sich diese gar nicht<br />
aushändigen lassen.<br />
Von daher ist die Überlegung des<br />
Gesetzgebers, die durch ein System<br />
abgestufte Zuzahlungen einen Anreiz<br />
zu schaffen, Leistungen der<br />
Krankenversicherung nur in einem<br />
notwendigen Maße in Anspruch zu<br />
nehmen, vom Ansatz her zu begrüßen.<br />
Dies darf aber auf der anderen<br />
R E C H T<br />
Seite nicht dazu führen, dass durch<br />
eine Ausweitung des Kataloges insbesondere<br />
chronisch kranke Menschen<br />
finanziell benachteiligt werden<br />
bzw. medizinische Leistungen nicht<br />
mehr in Anspruch nehmen können,<br />
weil ihnen die Finanzmittel fehlen. Es<br />
bedarf daher einer sehr austarierten<br />
und abgewogenen Abstufung, für<br />
welche Leistungen zusätzliche Entgelte<br />
gefordert werden und wie hier<br />
insbesondere der Personengruppe<br />
der chronisch Kranken entgegengekommen<br />
werden kann, die in einem<br />
besonderen Maße auf dieses System<br />
der sozialen Krankenversicherung<br />
angewiesen sind. Denn kein<br />
Mensch hat sich ausgesucht, mit einer<br />
chronischen Erkrankung belastet<br />
zu sein. Die sich in den letzten<br />
Jahren abzeichnende Tendenz, den<br />
Katalog der Zuzahlungen immer weiter<br />
zu vergrößern, durch den Einschluss<br />
von Hilfsmitteln, Zuzahlungen<br />
bei Zusatztherapien etc. hat<br />
sicherlich gerade bei chronisch Kranken<br />
zu einer Situation geführt, die in<br />
finanzieller Hinsicht oft als desaströs<br />
bezeichnet werden muss. Der<br />
nunmehrige Versuch des Gesetzgebers,<br />
die Chronikerregelung dahingehend<br />
zu verschärfen, dass neben<br />
den anderen Bedingungen auch ein<br />
therapiegerechtes Verhalten gefordert<br />
wird, stellt aus unserer Sicht für<br />
die Indikation <strong>Parkinson</strong> einen weiteren<br />
unsinnigen Versuch dar, durch<br />
Einschränkung von Leistungsinanspruchnahme<br />
bzw. Generierung von<br />
neuen Finanzmitteln das System finanziell<br />
zu retten. Es bleibt abzuwarten,<br />
wie sich diese neue Regelung<br />
auswirkt und inwieweit ein therapiegerechtes<br />
Verhalten bei <strong>Parkinson</strong><br />
ein geeignetes Kriterium ist, die Begrenzung<br />
der Zuzahlung bei <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />
aufzuweichen.<br />
? Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
(G-BA) hat am 31. Juli 2007 Richtlinien<br />
festgelegt, wonach sich Versicherte ab einem<br />
bestimmten Alter einmalig über die<br />
Vor- und Nachteile von Früherkennungsmaßnahmen<br />
beraten lassen müssen. Diese<br />
Beratungsplicht gilt zunächst nur für<br />
Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs.<br />
Glauben Sie, dass auch für die <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />
noch eine solche Beratungspflicht<br />
kommen wird?<br />
! Grundsätzlich ist es zu begrüßen,<br />
dass es zukünftig obligatorisch<br />
sein soll, an der Beratung für bestimmte<br />
Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen<br />
zu müsssen. Ob und inwieweit<br />
Patienten, die in der Vergangenheit<br />
bestimmte Voruntersuchungen<br />
nicht haben durchführen lassen, mit<br />
Konsequenzen zu rechnen haben, muss<br />
noch abgewartet werden. Wichtig<br />
wäre aber insbesondere zu wissen,<br />
in welcher Form Patienten,die künftig<br />
nicht an solchen Beratungen teilnehmen,<br />
mit negativen Konsequenzen<br />
rechnen müssen.<br />
Hinsichtlich der <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />
bin ich jedoch der Ansicht, dass<br />
diese Indikation nicht geeignet ist,<br />
durch entsprechende Frühuntersuchungen<br />
„entdeckt“ zu werden.<br />
Nach heutigen medizinischen Erkenntnissen<br />
treten die ersten Symptome<br />
der <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />
auf, wenn circa 70 - 80% der dopaminergen<br />
Nervenzellen untergegangen<br />
sind. D. h., der zukünftige<br />
Patient lebt symptom- und schmerzfrei<br />
während des degenerativen Prozesses<br />
und es sind auch durch Blutuntersuchungen<br />
oder entsprechende<br />
Tests im Massenscreeningverfahren<br />
keine Anzeichen zu erkennen,<br />
dass jemand möglicherweise einen<br />
<strong>Parkinson</strong> entwickeln könnte.<br />
Soweit in der Vergangenheit bildgebende<br />
Verfahren zur Erkennung<br />
von <strong>Parkinson</strong>-Symptomen entwickelt<br />
worden sind, sind diese Verfahren<br />
sicherlich so ausgefeilt, dass sie<br />
durchaus in der Lage sind, durch vergleichende<br />
Aufnahmen einen beginnenden<br />
vorzeitigen degenerativen<br />
Prozess in der Substantia nigra zu<br />
belegen. Diese bildgebenden Verfahren<br />
sind jedoch aus unserer Sicht<br />
zum heutigen Zeitpunkt nicht geeignet,<br />
in einem Massenverfahren Men-
schen einer Früherkennung hinsichtlich<br />
der Erkrankung-<strong>Parkinson</strong> zu<br />
unterziehen. Hiergegen sprechen<br />
zum einen die finanziellen Aufwendungen,<br />
die nötig wären, um bestimmte<br />
Bevölkerungspopulationen<br />
einem solchen Frühtest zu unterziehen.<br />
Hinzu kommt, dass in den meisten<br />
Fällen erst durch vergleichende<br />
Aufnahmen mit zeitlichen Zwischenräumen<br />
konkrete Aussagen hinsichtlich<br />
des degenerativen Prozesses<br />
gemacht werden.<br />
Als Fazit kann man sagen, dass<br />
im Sinne dieses Gesetzes die Indikation<br />
<strong>Parkinson</strong> eine Ausnahmeindikation<br />
darstellt, für die es bisher<br />
keine geeignete Massenfrüherkennungsuntersuchung<br />
gibt. Von daher<br />
wären hier Ausnahmen notwendig.<br />
? Der G-BA hat auch zu definieren,<br />
was in den einzelnen Indikationen therapiegerechtes<br />
Verhalten ist, welches dann<br />
von den behandelnden Ärzten bescheinigt<br />
werden muss. <strong>Ohne</strong> diese Bescheinigung<br />
kann die Belastungsgrenze auf 2% steigen.<br />
Welche speziellen Probleme sehen Sie<br />
diesbezüglich bei <strong>Parkinson</strong> auf Sie zukommen?<br />
Lässt sich therapiegerechtes Verhalten<br />
bei <strong>Parkinson</strong> einfach so definieren?<br />
Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit<br />
ein, dass der G-BA auch<br />
Richtlinien für <strong>Parkinson</strong> erlässt?<br />
! In der Tat sieht das zum 01. April<br />
2007 in Kraft getretene Gesetz zur<br />
Stärkung des Wettbewerbs in der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
auch eine neue Definition der Belastungsgrenze<br />
für chronisch Kranke<br />
vor. In diesem Gesetz wird die Belastungsgrenze<br />
von 1% nur noch für<br />
chronisch kranke Menschen gem. §<br />
62 gelten, die in den vorangegangenen<br />
Jahren Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen<br />
in Anspruch genommen<br />
haben, die an einem indikationsbezogenenManagementprogramm<br />
teilnehmen oder sich<br />
nach ärztlicher Bescheinigung therapiegerecht<br />
verhalten. Auch wenn<br />
diese Regelung nur für nach dem 01.<br />
April 1972 geborene (bezüglich DMP)<br />
R E C H T<br />
bzw. nach dem 01. April 1987 geborene<br />
weibliche und nach dem 01.<br />
April 1962 geborene männliche Versicherte<br />
(bezügl. Früherkennungsuntersuchungen)<br />
gilt, stellt sich aus<br />
unserer Sicht die Frage, was unter<br />
therapiegerechtem Verhalten zu verstehen<br />
ist. Soweit es sich hierbei um<br />
einen unbestimmten Rechtsbegriff<br />
handelt, geben auch die Beratungsprotokolle<br />
zur Gesetzesvorlage keinen<br />
konkreten Hinweis darauf, dass<br />
unter einem solchen Verhalten zu<br />
verstehen ist. Anfragen unsererseits<br />
beim Ärztlichen Beirat der dPV verliefen<br />
ebenso ergebnislos, da auch<br />
die Ärzte der Definition eines therapiegerechten<br />
Verhaltens fragend<br />
gegenüberstehen.<br />
Nähert man sich dem Begriff unter<br />
dem Aspekt der Ausprägung der<br />
Erkrankung wäre dies eventuell ein<br />
Weg, eine Definition zu erstellen. Bei<br />
der <strong>Parkinson</strong>schen Erkrankung handelt<br />
es sich um eine Bewegungsstörung,<br />
die Menschen je nach Ausprägung<br />
der Erkrankung erheblich in<br />
ihrer Bewegungsfähigkeit einschränkt.<br />
Der natürliche Drang oder die Ausführung<br />
von bestimmten Bewegungen<br />
ist krankheitsbedingt nicht bzw.<br />
nur eingeschränkt möglich. Hiervon<br />
ausgehend kann man sicherlich mit<br />
Fug und Recht behaupten, dass jeder<br />
Mensch, der von einer solchen<br />
Erkrankung betroffen ist, bestrebt ist,<br />
durch eine entsprechende medikamentöse<br />
Therapie seine alte Beweglichkeit<br />
wiederzuerlangen. Er wird also<br />
alles unternehmen, um seine alte<br />
Beweglichkeit wiederzugewinnen.<br />
Dies schließt zum einen die regelmäßige<br />
Einnahme von Tabletten aber<br />
auch die Durchführung der Begleittherapien<br />
ein. Geht man von dieser<br />
Grundvoraussetzung aus, ist es konsequent<br />
zu behaupten, dass jeder<br />
<strong>Parkinson</strong>-Patient, der entsprechend<br />
der ärztlichen Verordnung die Tabletten<br />
zu sich nimmt und sich bestimmter<br />
Begleittherapien unterzieht, sich<br />
therapiegerecht verhält.<br />
Vor diesem Hintergrund sehe ich<br />
bezüglich der Erkrankung Morbus<br />
17<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
<strong>Parkinson</strong> keine besonderen Probleme<br />
für <strong>Parkinson</strong>-Patienten, da jedes<br />
andere Verhalten der menschlichen<br />
Natur widersprechen würde.<br />
Die Frage der Definition eines therapiegerechten<br />
Verhaltens wäre somit<br />
auch einfacher zu definieren und<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass gerade<br />
im Hinblick auf dieses Krankheitsbild<br />
der G-BA Richtlinien erlässt, halte ich<br />
für eher unwahrscheinlich.<br />
? Außerdem sollen alle Versicherten,<br />
die einem für ihre Erkrankung bestehenden<br />
strukturellen Behandlungsprogramm<br />
(DMP) teilnehmen, ebenfalls mit einer geringeren<br />
Belastungsgrenze von 1% belohnt<br />
werden. Für <strong>Parkinson</strong> gibt es jedoch bis<br />
heute kein DMP. Sehen Sie sich dadurch einer<br />
Chance für eine geringere Eigenbeteiligung<br />
beraubt? Wäre für Sie ein DMP<br />
<strong>Parkinson</strong> überhaupt wünschenswert?<br />
! Bei dem so genannten Disease-<br />
Management-Programm (DMP) handelt<br />
es sich um speziell strukturierte<br />
Programme für chronische Krankheiten.<br />
Diese zielen darauf, die Versorgung<br />
chronisch Erkrankter zu verbessern.<br />
Man bezeichnet DMPs daher<br />
auch als Chronikerprogramme.<br />
Im Falle chronischer Erkrankungen<br />
ist ein gut abgestimmtes und kontinuierliches<br />
Vorgehen bei der gesundheitlichen<br />
Versorgung sehr wichtig,<br />
um etwa das Risiko für Komplikationen<br />
oder Folgeschäden zu reduzieren<br />
oder vermeiden zu können. DMP-<br />
Programme können derzeit u. a. für<br />
Diabetes Typ I + Typ II, Brustkrebs,<br />
koronare Herzerkrankungen und<br />
Asthma/COPD angeboten werden.<br />
Innerhalb dieser Programme ist ein<br />
strukturiertes Vorgehen festgelegt,<br />
das die Einbeziehung von Qualitätskriterien<br />
und ein eng abgestimmtes<br />
Zusammenarbeiten aller am Behandlungsprozess<br />
beteiligten Personen<br />
(Ärzte, Krankenhäuser, Patienten) vorsieht.<br />
Beispielsweise werden verbindliche<br />
Dokumentationsparameter<br />
genutzt und die Therapie an bestimmten<br />
wissenschaftlichen Empfehlungen<br />
ausgerichtet. Letztlich zielt dieses<br />
gemeinsame und Institutionen
18<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
übergreifende Vorgehen zu einer<br />
besseren Versorgung und damit zu<br />
einer erhöhten Lebensqualität für<br />
chronisch kranke Patienten.<br />
Bisher gibt es für <strong>Parkinson</strong> kein<br />
Disease-Management-Programm.<br />
Aus Sicht der dPV scheint es jedoch<br />
zunehmend wünschenswert, dass<br />
solche Programme auch für <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />
entwickelt werden.<br />
Betrachtet man die heutige Versorgungssituation<br />
von <strong>Parkinson</strong>-Patienten,<br />
scheint es mehr denn je opportun,<br />
die Behandlungsschritte in<br />
den einzelnen Krankheitsstadien zu<br />
definieren, einheitlich zu dokumentieren<br />
und nach einheitlichen Schritten<br />
vorzugehen. Selbstverständlich<br />
6) „RF“: Für die Zuerkennung<br />
dieses Merkzeichens ist eine Sehbehinderung<br />
wesentlich, die für sich<br />
alleine bereits einen GdB von mind.<br />
60 ausmacht.<br />
Dazu zählen die Gehörlosen und<br />
diejenigen, die an beiden Ohren<br />
mind. eine hochgradige kombinierte<br />
Schwerhörigkeit oder hochgradige<br />
Innenohrschwerhörigkeit mit einem<br />
GdB von mind. 50 alleine aufgrund<br />
der Hörbehinderung haben.<br />
Eine reine Schallleitungsschwerhörigkeit<br />
ermöglicht im allgemeinen<br />
bei Benutzung von Hörhilfen eine<br />
ausreichende Verständigung, so<br />
dass hierbei die gesundheitlichen<br />
Voraussetzungen im allgemeinen<br />
nicht erfüllt sind.<br />
Ständig gehindert, an öffentlichen<br />
Veranstaltungen jeder Art teilzunehmen,<br />
setzt voraus, dass die<br />
Behinderung mind. einen GdB von<br />
80 ausmacht.<br />
Die Voraussetzungen sind gegeben<br />
bei:<br />
R E C H T<br />
<strong>Parkinson</strong>-Patienten & Schwerbehindertenrecht<br />
- 3. und letzter Teil, Fortsetzung aus den dPV-Nachrichten Nr. 102 (Okt. 2007) -<br />
von RA Friedrich-Wilhelm Mehrhoff, Neuss<br />
muss dabei immer die Möglichkeit<br />
bestehen bleiben, dass, z. B. bei individueller<br />
Unverträglichkeit der Medikamente<br />
ein gewisser Spielraum<br />
für die Behandlung bleibt. Insgesamt<br />
gesehen jedoch ist aus Sicht der dPV<br />
die Schaffung eines DMP-Programmes<br />
für <strong>Parkinson</strong>-Patienten wünschenswert,<br />
da so insbesondere einheitliche<br />
Standards geschaffen werden<br />
können, die dazu beitragen können,<br />
dass Behandlungsniveau insbesondere<br />
in Bezug auf die medikamentöse<br />
Versorgung und die Verordnung<br />
von Begleittherapien zu gewährleisten.<br />
Das Interview wurde in leicht veränderter<br />
Form aus dem Informationsdienst parkinsonweb.de<br />
nachgedruckt.<br />
◆ Behinderten mit schweren Bewegungsstörungen,<br />
auch durch innere<br />
Leiden (schwere Herzleistungsschwäche,<br />
schwere Lungenfunktionsstörungen),<br />
die deshalb auf<br />
Dauer selbst mit Hilfe von Begleitpersonen<br />
oder mit technischen Hilfsmitteln<br />
(z. B. Rollstuhl) öffentliche<br />
Veranstaltungen in ihnen zumutbarer<br />
Weise nicht besuchen können;<br />
◆ Behinderten, die durch ihre Behinderung<br />
auf ihre Umwelt unzumutbar<br />
abstoßend und störend wirken<br />
(z. B. durch Entstellung, Geruchsbelästigung<br />
bei nicht funktionsfähigem<br />
künstlichen Darmausgang,<br />
häufigen hirnorganischen<br />
Anfällen, grobe unwillkürliche Kopfund<br />
Gliedmaßenbewegungen bei<br />
Spastikern, laute Atemgeräusche<br />
wie etwa bei Asthmaanfällen und<br />
Kanülenträgern, ständig wiederkehrenden<br />
akuten Hustenanfällen<br />
mit Auswurf bei Kehlkopflosen);<br />
◆ Behinderte mit - nicht nur vorübergehend<br />
- ansteckungsfähiger<br />
Lungentuberkulose;<br />
◆ geistig oder seelisch Behinderte,<br />
bei denen befürchtet werden<br />
muss, dass sie beim Besuch öffentlicher<br />
Veranstaltungen durch motorische<br />
Unruhe, lautes Sprechen oder<br />
aggressives Verhalten stören.<br />
Die Behinderten müssten allgemein<br />
von öffentlichen Zusammenkünften<br />
ausgeschlossen sein. Es<br />
genügt nicht, dass sich die Teilnahme<br />
an einzelnen, nur gelegentlich<br />
stattfindenden Veranstaltungen bestimmter<br />
Art verbietet. Behinderte,<br />
die noch in nennenswertem Umfange<br />
an öffentlichen Veranstaltungen<br />
teilnehmen können, erfüllen die Voraussetzungen<br />
nicht. Die Berufstätigkeit<br />
eines Behinderten ist in der<br />
Regel ein Indiz dafür, dass öffentliche<br />
Veranstaltungen - zumindest<br />
gelegentlich - besucht werden können,<br />
es sei denn, dass eine der vorgenanntenFunktionsbeeinträchtigungen<br />
vorliegt, die bei Menschenansammlungen<br />
zu unzumutbaren<br />
Belastungen für die Umgebung<br />
oder für den Betroffenen führt. „Bei<br />
Reisen mit der <strong>Deutsche</strong>n Bahn AG<br />
erfordern die Schädigungsfolgen im<br />
Sinne des Bundesversorgungsgesetzes/Bundesentschädigungsgesetzes<br />
die Unterbringung in der<br />
ersten Wagenklasse“:<br />
7) „1. Klasse“: Die Voraussetzungen<br />
für die Benutzung der 1.<br />
Wagenklasse mit dem Fahrausweis<br />
der 2. Wagenklasse erfüllen ausschließlich<br />
schwer Kriegsbeschädigte<br />
und Verfolgte im Sinne des<br />
Bundesentschädigungsgesetz (BEG)<br />
mit einer Minderung der Erwerbsfähigkeit<br />
(MdE) um mind. 70 %,<br />
wenn der auf den erkannten Schädigungsfolgen<br />
beruhende körperliche<br />
Zustand bei Eisenbahnfahrten<br />
ständig die Unterbringung in der 1.<br />
Wagenklasse erfordert. Bei schwer<br />
kriegsbeschädigten Empfängern<br />
der drei höchsten Pflegezulagenstufen<br />
sowie bei Kriegsblinden, kriegsbeschädigten<br />
Ohnhändern und kriegsbeschädigtenQuerschnittsgelähmten<br />
wird das Vorliegen der Voraussetzungen<br />
unterstellt.
Muster des europäischen Parkausweises, der seit dem 1. Januar<br />
2001 ausgegeben wird (Farbe hellblau). Die davor national<br />
ausgegebenen Parkausweise (Farbe mittelblau) sind noch<br />
bis zum 31.12.2010 gültig, werden im europäischen Ausland<br />
jedoch teilweise nicht anerkannt.<br />
Ausweis für die unentgeltliche<br />
Beförderung im öffentlichen Personenverkehr<br />
(Ausweis mit orangefarbenemFlächenaufdruck/„Freifahrt-Ausweis“).<br />
Den „Freifahrt-Ausweis“<br />
(linke Seite grün/rechte Seite<br />
orange) erhalten:<br />
◆ Gehbehinderte („G“)<br />
◆ außergewöhnlich Gehbehinderte<br />
(„aG“)<br />
◆ Hilflose („H“)<br />
◆ Gehörlose<br />
◆ Versorgungsberechtigte.<br />
In einem Ausweis bedeutet das<br />
auf der Vorderseite aufgedruckte<br />
Merkzeichen „B“ „die Notwendigkeit<br />
ständiger Begleitung ist nachgewiesen“.<br />
Das Merkzeichen berechtigt<br />
den Schwerbehinderten, im öffentlichen<br />
Personenverkehr ohne Kilometerbegrenzung<br />
eine Begleitperson<br />
kostenlos mitzunehmen (auch<br />
wenn er selbst bezahlen muss).<br />
Das auf der Rückseite im 1. Feld<br />
eingedruckte „G“ bedeutet, dass<br />
der Ausweisinhaber in seiner Bewegungsfähigkeit<br />
im Straßenverkehr<br />
erheblich beeinträchtigt ist.<br />
Diese Eintragung im Ausweis ist<br />
von Bedeutung bei der Lohn- und<br />
Einkommensteuer, in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung.<br />
Das<br />
Merkzeichen „aG“ bedeutet, dass<br />
der Ausweisinhaber außergewöhnlich<br />
gehbehindert ist. Dieses Merkzeichen<br />
ist von Bedeutung für die<br />
R E C H T<br />
Freifahrt, die Kraftfahrzeugsteuerbefreiung,<br />
evtl. noch den Beitragsnachlass<br />
in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung<br />
und für Parkerleichterungen.Grundsätzlich<br />
ist für jedes der<br />
genannten Merkzeichen<br />
erforderlich, dass im<br />
Rahmen des Verfahrens<br />
möglichst alle ärztlichen<br />
Unterlagen, Behandlungszeiten<br />
etc. lückenlos<br />
dokumentiert<br />
werden. Je umfangreicher<br />
dies geschieht,<br />
desto kürzer ist die Antragsbearbeitungszeit.<br />
Als Antragsteller sollten<br />
Sie zumindest Ihren Hausarzt über<br />
die Antragstellung beim Versorgungsamt<br />
unterrichten und ihn darauf<br />
hinweisen, dass das Versorgungsamt<br />
Auskünfte über ihren Gesundheitszustand<br />
einziehen wird. Der Arzt<br />
ist dabei zu bitten, dass er in seiner<br />
Antwort an das Versorgungsamt nicht<br />
nur auf die medizinische Diagnose der<br />
Gesundheitsstörung eingeht, sondern<br />
möglichst genau auch die Auswirkungen<br />
beschreibt. Dies ist zur Beurteilung<br />
des jeweiligen Antrages sehr<br />
wichtig. Insbesondere hängt hiervon<br />
ab, wie hoch das Versorgungsamt den<br />
Grad der Behinderung feststellt. Das<br />
beinhaltet, dass die angegebenen<br />
Ärzte, Krankenanstalten und Behörden<br />
von ihrer Schweigepflicht entbunden<br />
werden.<br />
Sobald der Antrag auf Feststellung<br />
beim Versorgungsamt eingegangen<br />
ist, erhält der Antragsteller<br />
eine schriftliche Eingangsbestätigung.<br />
Diese kann z. B. dem Arbeitgeber<br />
vorgelegt werden, um Kündigungsschutz<br />
oder Zusatzurlaub<br />
geltend zu machen. Spricht der Arbeitgeber<br />
nach Antrag auf Feststellung<br />
der Schwerbehinderteneigenschaft<br />
die Kündigung aus, sollte<br />
das Versorgungsamt sofort darüber<br />
informiert werden. Regelmäßig wird<br />
man sich dann um eine beschleunigte<br />
Bearbeitung bemühen.<br />
19<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Die Auswirkungen der Funktionsbeeinträchtigung<br />
werden als<br />
Grad der Behinderung nach 10er<br />
Graden abgestuft, von 20 - 100 festgestellt.<br />
Dabei werden einzelne<br />
Funktionsbeeinträchtigungen berücksichtigt,<br />
wenn sie für sich alleine<br />
einen Grad der Behinderung von<br />
mind. 10 ausmachen würden. In Einzelfällen<br />
werden zur Feststellung der<br />
Gesundheitsstörung zusätzliche<br />
Untersuchungen erforderlich. Dabei<br />
werden vom Versorgungsamt auch<br />
Experten und Gutachter eingeschaltet.<br />
Sollten Sie von einer solchen<br />
Überprüfung betroffen sein, ist zu<br />
raten, nach Absprache mit Ihrem behandelnden<br />
Arzt Medikamente am<br />
Tage der Untersuchung möglichst<br />
nicht einzunehmen. Nur so ist es dem<br />
begutachtenden Arzt möglich, das<br />
volle Ausmaß der Beeinträchtigung<br />
zu erkennen und eine wirklichkeitsgetreue<br />
Beurteilung zu erstellen.<br />
Liegen mehrere Behinderungen<br />
vor, werden diese in der Reihenfolge<br />
ihres Schweregrades beurteilt.<br />
Dies erfolgt dabei nach den bereits<br />
angesprochenen „Anhaltspunkten<br />
für die ärztliche Gutachtertätigkeit im<br />
Sozialen Entschädigungsrecht“ und<br />
nach dem „Schwerbehindertengesetz“.<br />
Bei der Ermittlung des Gesamt-GdB<br />
für Schwerbehinderungen<br />
dürfen jedoch die einzelnen<br />
GdB-Werte nicht addiert werden.<br />
Maßgebend sind die Auswirkungen<br />
der einzelnen Behinderungen in ihrer<br />
Gesamtheit unter Berücksichtigung<br />
ihrer wechselseitigen Beziehungen<br />
zueinander. Ist so auf diese<br />
Weise ein Gesamt-GdB ermittelt worden,<br />
wird dieser in einem entsprechenden<br />
Schreiben und Bescheid dem<br />
Antragsteller mitgeteilt. Hiermit ist<br />
zunächst das Feststellungsverfahren<br />
abgeschlossen.<br />
Sollte der Antragsteller der Ansicht<br />
sein, dass einzelne Behinderungen<br />
nicht ausreichend gewürdigt worden<br />
sind, steht das Widerspruchsverfahren<br />
sowie das anschließende Klageverfahren<br />
vor dem Sozialgericht zur<br />
Verfügung.
20<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Christine Gebert, Logopädin,<br />
Hamburg<br />
möchten wir Ihnen heute berichten.<br />
L O G O P Ä D I E<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass etwa 20%<br />
der <strong>Parkinson</strong>-Kranken im Krankheitsverlauf eine<br />
Demenz entwickeln. Die <strong>Parkinson</strong>-Demenz unterscheidet<br />
sich insofern von der Alzheimer-Demenz,<br />
als hier Gedächtnisstörungen erst spät auftreten<br />
und Informationen noch lange gespeichert und abgerufen<br />
werden können. Darauf basiert auch der<br />
speziell für die Abklärung einer <strong>Parkinson</strong>-Demenz<br />
entwickelte PANDA-Test. Das Vorliegen einer Demenz<br />
muss in der logopädischen Therapie in besonderer<br />
Weise berücksichtigt werden; darüber<br />
Logopädische Therapie bei Patienten mit<br />
Morbus <strong>Parkinson</strong> und Demenz<br />
von Petra Benecke, Isabel Kretschmer, Logopädinnen, Paracelsus-Elena-Klinik, Kassel<br />
Einleitung<br />
Obwohl die <strong>Parkinson</strong>- Erkrankung keinesfalls allgemein mit Demenz<br />
einhergeht, gibt es doch vor allem in höherem Lebensalter und bei langjähriger<br />
Erkrankungsdauer eine nicht zu vernachlässigende Gruppe von<br />
<strong>Parkinson</strong>-Patienten, bei denen eine Demenz vorliegt. Die Frage an uns<br />
Logopädinnen ist dann, welche Art von logopädischer Therapie für diese<br />
Patienten sinnvoll ist, bzw. ob Logopädie hier überhaupt angebracht ist.<br />
Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Einige grundsätzliche Überlegungen<br />
können aber helfen, für den Einzelfall die Frage nach der<br />
Therapieindikation zu beantworten.<br />
Zunächst einmal gilt es zu klären,<br />
in welchen Bereichen der Patient<br />
Probleme hat. Besteht z. B.<br />
der Verdacht auf Vorliegen einer<br />
Schluckstörung, dann ist es immer<br />
sinnvoll, den Schluckvorgang durch<br />
eine Fachtherapeutin überprüfen<br />
zu lassen, damit gegebenenfalls<br />
Maßnahmen ergriffen werden können,<br />
durch die eine ausreichende<br />
und sichere Versorgung<br />
des Patienten<br />
mit Flüssigkeit,Nahrung<br />
und Medikamentengewährleistet<br />
wird.<br />
Bei Einschränkungen<br />
in der<br />
Kommunikation<br />
durch stimmliche,artikulato-<br />
Die Autorinnen dieses Beitrages: Petra Benecke<br />
(links), Isabel Kretschmer (rechts), Logopädinnen,<br />
Paracelsus-Elena-Klinik, Kassel<br />
rische oder sprachliche Defizite<br />
aufgrund der <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />
und der Demenz ist die Frage,<br />
ob logopädische Therapie indiziert<br />
ist, nicht so eindeutig zu beantworten.<br />
Grundsätzlich sollte vor<br />
einem möglichen Therapiebeginn<br />
das Seh- und Hörvermögen des<br />
Patienten, sowie der Zahnstatus<br />
überprüft und möglichen Beeinträchtigungen<br />
in<br />
diesen Bereichen<br />
so weit wie<br />
möglich abgeholfen<br />
werden.<br />
Generell gilt<br />
außerdem, dass<br />
es bei Patienten<br />
mit <strong>Parkinson</strong><br />
und Demenz in<br />
der logopädischen<br />
Therapie<br />
weniger um eine messbare Verbesserung<br />
einzelner Funktionen, als um<br />
eine Steigerung von Lebensqualität<br />
und - freude geht. Die Therapie sollte<br />
daher so gestaltet werden, dass<br />
sie diesem übergeordneten Ziel<br />
Rechnung trägt. Betrachten wir die<br />
Bereiche im Einzelnen:<br />
Schlucken<br />
Schluckstörungen sind ein häufiges<br />
<strong>Parkinson</strong>-Symptom. Sie können<br />
in jedem Stadium der Erkrankung<br />
auftreten, finden sich jedoch<br />
gehäuft in den fortgeschrittenen<br />
Stadien. Ihr Ausprägungsgrad reicht<br />
von leichten Beeinträchtigungen bis<br />
zu schweren Schluckstörungen, bei<br />
denen eine ausreichende und sichere<br />
orale Versorgung nicht mehr möglich<br />
ist. Schluckstörungen bleiben<br />
häufig lange unentdeckt mit den Folgen<br />
von Mangelernährung und Austrocknung<br />
bei unzureichender Versorgung<br />
und Komplikationen mit<br />
Verschleimung der Atemwege bis<br />
hin zu Lungenentzündungen durch<br />
gehäuftes Verschlucken. Daher ist<br />
es sehr wichtig, auf Anzeichen einer<br />
möglichen Störung in diesen Bereich<br />
zu achten. Bei Patienten mit Demenz<br />
ist dies die Aufgabe von Angehörigen<br />
oder Pflegern, da die Betroffenen<br />
selbst dazu meist nicht in<br />
der Lage sind. Wenn eine Schluckstörung<br />
vorliegt, sollte dieses Problem<br />
mit dem behandelnden Arzt<br />
besprochen werden. Er kann z. B.<br />
durch eine optimale Abstimmung<br />
der Medikamenteneinnahmezeiten<br />
auf die Mahlzeiten das Schlucken<br />
verbessern. In vielen Fällen ist zusätzlich<br />
eine logopädische Beratung<br />
oder Übungsbehandlung notwendig,<br />
welche der Arzt verordnen<br />
kann. Die Kosten für die Therapie<br />
werden dann von der Kasse übernommen.<br />
Neben speziellen Übungen<br />
für die Mund-, Rachen- und<br />
Kehlkopfmuskulatur können Techniken<br />
gelernt werden, um das Risiko<br />
des Verschluckens zu verringern.<br />
Bei Patienten mit Demenz ist es in<br />
den meisten Fällen sinnvoll, wenn
Angehörige mit in die Therapie einbezogen<br />
werden, damit die Übungen<br />
mit den Patienten auch zu Hause<br />
durchgeführt werden können.<br />
Bei fortgeschrittenen Schluckstörungen<br />
muss außerdem eine Anpassung<br />
des Ess- und Trinkangebotes<br />
an die Fähigkeiten des Patienten<br />
vorgenommen werden, so<br />
dass besser und v. a. sicherer, d. h.<br />
ohne Verschlucken geschluckt werden<br />
kann.<br />
Informationen und Rezepte dazu<br />
finden Sie in dem Buch: „Ernährung<br />
bei Schluckstörungen“, Hrsg. G.D.<br />
Borasio/I. M. Husemeyer (Kohlhammer<br />
- Verlag ISBN 3-17-<br />
017914-4)<br />
Eine Kurzinformation bietet auch<br />
die - kostenlose - Broschüre mit vielen<br />
Hilfen, Tipps und einer Nahrungsmittelliste<br />
bei Schluckstörungen:<br />
„Patienteninformation Dysphagie<br />
- wenn das Schlucken zum<br />
Problem wird“ (Fa. Fresenius Kabi,<br />
Bad Homburg /v.d.H., Tel. 06172 /<br />
686-8200).<br />
Im Spätstadium kann es notwendig<br />
werden, zur Ergänzung des Bedarfs<br />
an Flüssigkeit und Nahrung<br />
aber auch zur regelmäßigen Versorgung<br />
mit notwendigen Medikamenten,<br />
eine Magensonde anzulegen.<br />
Selbst in diesen Fällen kann<br />
aber in der Regel weiterhin ausgewählte<br />
Kost und Flüssigkeit über<br />
den Mund geschluckt werden. Dies<br />
dem Patienten zu ermöglichen ist<br />
ein wichtiger Faktor seiner Lebensqualität!<br />
Sehr wichtig ist es gerade<br />
bei Patienten mit Demenz auf eine<br />
aufreichende Flüssigkeitszufuhr zu<br />
achten. Da die Patienten selbst oft<br />
keinen Durst verspüren, müssen sie<br />
zum Trinken immer wieder animiert<br />
werden. Dabei sollten ihnen abwechslungsreiche<br />
Getränke nach ihrem<br />
Geschmack angeboten werden.<br />
Kommunikation<br />
Die Kommunikation von Patien-<br />
L O G O P Ä D I E<br />
ten mit M. <strong>Parkinson</strong> und Demenz<br />
kann eingeschränkt sein durch:<br />
1. leises, verwaschenes, z. T. überhastetes<br />
Sprechen aufgrund der<br />
<strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />
2. Wortfindungsstörungen oder<br />
andere Störungen des Sprachsystems<br />
3. Gedächtnisprobleme, Fadenrisse<br />
im Gespräch<br />
4. Verminderung des Sprechantriebs<br />
Zum 1.Punkt können mit den<br />
Patienten einfache, klar strukturierte<br />
und sich häufig wiederholende<br />
Übungen aus der Sprechtherapie<br />
oft gut durchgeführt werden. Dabei<br />
ist es meistens hilfreich, wenn Angehörige<br />
die Therapie unterstützen,<br />
ihre Partner bestärken und zum gemeinsamen<br />
Üben motivieren. Gerade<br />
durch Stimmkräftigungsübungen<br />
erleben die Patienten häufig<br />
schnelle Erfolge. Sie können in der<br />
Übungssituation ihre Sprechlautstärke<br />
gut verbessern und sprechen<br />
dadurch wesentlich verständlicher.<br />
Diese Erfolgserlebnisse sind gerade<br />
für Patienten mit einer Demenz,<br />
die sonst davon wenig erleben, sehr<br />
motivierend und die Übungen bereiten<br />
ihnen daher Freude. Bei überhastetem<br />
Sprechen hilft es oft, mit<br />
dem Patienten einen Takt zu klopfen<br />
und ihn aufzufordern, dazu jedes<br />
Wort einzeln zu sprechen.<br />
Übungsbeispiele:<br />
1. Erhöhen der Lautstärke<br />
Sprechen Sie zuerst in normaler<br />
Lautstärke, dann lauter, dann<br />
rufend:<br />
Hallo...Hallo!...Hallo!!!<br />
Pass auf...Pass auf!...Pass auf!!!<br />
Geh weg...Geh weg!...Geh weg!!!<br />
Sprechen Sie nun bewusst in<br />
guter Lautstärke folgende Redewendungen:<br />
21<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Guten Tag. Wie geht´s ? Danke,<br />
gut. Bis bald!<br />
Fragen Sie einen Übungspartner,<br />
ob Sie laut genug gesprochen<br />
haben und er Sie gut verstehen<br />
konnte.<br />
2. Wortweises Sprechen<br />
Klopfen Sie mit einer Hand einen<br />
Takt und sprechen Sie dazu Wort<br />
für Wort:<br />
Mein - Name - ist - ...<br />
Ich - wohne - in -...<br />
Ich - bin - ... - Jahre - alt.<br />
Wie war das Sprechen zu verstehen?<br />
Probieren Sie weitere Sätze<br />
nach dem gleichen Prinzip zu<br />
sprechen.<br />
Wortfindungs- und Gedächtnisübungen<br />
müssen immer in einen<br />
für den Patienten mit Demenz bedeutsamen<br />
Zusammenhang gestellt<br />
werden. Wenn dies gelingt<br />
und das Üben dem Patienten Freude<br />
bereitet, dann wird sich dies<br />
auch positiv auf die Sprechfreudigkeit<br />
auswirken. Dies kann noch dadurch<br />
unterstützt werden, dass die<br />
Betroffenen auch im Alltag in positiver<br />
Weise von ihrem Gesprächspartner<br />
zum Sprechen angeregt<br />
werden.<br />
Außerdem gibt es einige Tipps ,<br />
die Kommunikation mit dem an<br />
Demenz erkrankten Menschen zu<br />
erleichtern:<br />
Kommunikationsregeln:<br />
◆ Suchen Sie Blickkontakt, um die<br />
Aufmerksamkeit des Patienten<br />
zu erlangen.<br />
◆ Erklären Sie, worüber Sie mit<br />
dem Patienten sprechen wollen,<br />
um den Einstieg ins Gespräch<br />
zu erleichtern.<br />
◆ Sprechen Sie in kurzen, einfachen<br />
Sätzen.<br />
Fortsetzung auf Seite 22, rechts
22 B U N D E S V E R B A N D<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
IMPRESSUM<br />
dPV Nachrichten © für Mitglieder<br />
Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong><br />
<strong>Vereinigung</strong> - Bundesverband - e.V.<br />
Herausgeber<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />
- Bundesverband - e.V.,<br />
Moselstraße 31, 41464 Neuss,<br />
Telefon: (0 21 31) 41 01 6/7<br />
Fax.: (0 21 31) 4 54 45<br />
Fax-Abruf „dPV aktuell“: 01805-727 546<br />
Internet: www.parkinson-vereinigung.de<br />
e-mail: parkinsonv@aol.com<br />
Verantwortlich<br />
Magdalene Kaminski, 1. Vorsitzende<br />
Ärztlicher Beirat<br />
Prof. Dr. med. Wolfgang Greulich, Klinik<br />
für Neurologie, Hagen-Ambrock, koordiniert<br />
die Arbeit des Ärztlichen Beirates;<br />
Prof. Dr. med. A. O. Ceballos-Baumann<br />
Neurologisches Krankenhaus München;<br />
Prof. Dr. Wolfgang Jost, <strong>Deutsche</strong> Klinik<br />
für Diagnostik, Wiesbaden;<br />
Prof. Dr. med. Johannes-Richard Jörg,<br />
Neurologische Klinik der Universität<br />
Witten/Herdecke, Klinikum Wuppertal;<br />
Prof. Dr. med. Guido Nikkhah,<br />
Neurochirurgische Uni-Klinik Freiburg;<br />
Prof. Dr. med. Wolfgang Oertel,<br />
Universität Marburg;<br />
Prof. Dr. med. Heinz Reichmann<br />
Neurologische Universitätsklinik, Dresden<br />
Psychologischer Beirat<br />
Dipl.-Psych. Renate Annecke, Kassel,<br />
koordiniert die Arbeit des Psych. Beirates;<br />
Prof. Dr. Heiner Ellgring<br />
Universität Würzburg;<br />
Dipl. Psych. Walter Kaiser,<br />
Fachklinik Ichenhausen;<br />
Prof. Dr. phil. Bernd Leplow,<br />
Universität Halle/Saale;<br />
Dipl.-Psych. Dr. phil. Hubert Ringendahl,<br />
Wuppertal<br />
Club U 40<br />
Internet: www.parkinson-club-u40.de<br />
e-mail: info@parkinson-club-u40.de<br />
Konzept, Redaktion und Gestaltung<br />
Lutz Johner, ELLYOTT Medizin Verlag<br />
Mitgestaltung: Denis Reinhardt<br />
Koppel 38, 20099 Hamburg,<br />
Tel.: (040) 44 29 90, Fax: (040) 44 41 76<br />
e-mail: ellyottms@aol.com<br />
Konten<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />
- Bundesverband - e.V.,<br />
SEB AG Bank 1 708 569 900<br />
(BLZ 300 101 11) und<br />
Spendenkonto Volksbank Düsseldorf<br />
555 555 555 (BLZ 301 602 13)<br />
Hans-Tauber-Stiftung<br />
SEB AG Bank Neuss 1 437 344 500<br />
(BLZ 300 101 11)<br />
Fördernde Unterstützung<br />
Orion Pharma GmbH, Hamburg<br />
Redaktionsschluss dPV-Nachrichten Nr. 104:<br />
06. Februar 2008<br />
dPV-Service<br />
Medizinische<br />
Telefonberatung<br />
Prof. Dr. Wolfgang Greulich, Mitglied<br />
des Ärztlichen Beirates der dPV,<br />
steht Patienten und Angehörigen an<br />
jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat<br />
von 11 bis 12 Uhr unter folgender<br />
Telefonnummer zur Verfügung:<br />
0172-459 69 90<br />
Psychologische<br />
Telefonberatung<br />
Frau Diplom-Psychologin Renate<br />
Annecke, Mitglied und Koordinatorin<br />
des Psycholog. Beirates der dPV,<br />
steht Patienten und Angehörigen an<br />
jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat<br />
von 15 bis 17 Uhr unter folgender<br />
Telefonnummer zur Verfügung:<br />
0172-459 69 91<br />
Sprechstunde zum Bereich<br />
Hirnschrittmacher<br />
Prof. Dr. med. Andreas Kupsch<br />
von der Berliner Charité, bietet in Zusammenarbeit<br />
mit der dPV an jedem<br />
ersten Mittwoch eines Monats<br />
von 17 bis 19 Uhr eine telefonische<br />
Hirnschrittmacher-Sprechstunde<br />
an; und zwar unter der Telefonnummer:<br />
0172-459 69 92<br />
Telefonberatung zu<br />
sozialen Fragen<br />
Herr Rechtsanwalt Friedrich-Wilhelm<br />
Mehrhoff steht zur Beantwortung<br />
von Fragen zu Krankenversicherung,<br />
Schwerbehinderten- und<br />
Pflegerecht jeden 4. Montag eines<br />
Monats von 09.00 bis 11.00 Uhr<br />
unter folgender Telefonnummer zur<br />
Verfügung: 0172-459 69 93<br />
Informationen mit tiefenhirnstimulierten<br />
Patienten können unter der<br />
TIPP-Hotline ausgetauscht werden.<br />
Und zwar jeweils Mo. - Sa. zwischen<br />
10.00 und 16.00 Uhr unter<br />
der Telefonnummer: 01803-673119<br />
(Kosten: 9 Cent pro Minute).<br />
Fortsetzung von Seite 21, Logopädie...<br />
◆ Sprechen Sie langsam, laut und<br />
deutlich, jedoch ohne zu schreien.<br />
◆ Wenn der Patient Sie nicht versteht,<br />
hilft es nicht unbedingt<br />
lauter zu werden.<br />
◆ Setzen Sie Mimik und Gestik<br />
ein, um den Inhalt des Gesagten<br />
zu unterstreichen.<br />
◆ Vermeiden Sie Ironie, da diese<br />
oft nicht verstanden wird.<br />
◆ Nutzen Sie gute Phasen für das<br />
Gespräch.<br />
Schluss<br />
Um Sprechanlässe für den Patienten<br />
mit Demenz zu schaffen, sollte<br />
er soweit wie möglich in die normale<br />
Alltagsvollzüge eingebunden<br />
werden. Die Teilnahme an Gruppen,<br />
z. B. im Rahmen der <strong>Parkinson</strong>-Selbsthilfe<br />
bietet ebenfalls Gelegenheit<br />
zum Gespräch. Gemeinsames<br />
Singen in der Therapie, der<br />
Familie oder in Gruppen ist unter verschiedenen<br />
Gesichtspunkten hilfreich:<br />
Die Stimme wird trainiert, die<br />
Rhythmik verbessert, das Gedächtnis<br />
wird durch die Texte aktiviert, es<br />
entsteht Gemeinschaftsgefühl und<br />
über den Spaß am Singen verbessert<br />
sich häufig auch die Mimik. Gut<br />
eignen sich fröhliche Lieder mit einem<br />
klaren Rhythmus, z. B. Wanderlieder.<br />
„e-mail aktuell“ Nr. 31<br />
„e-mail aktuell“, der kostenlose<br />
Internet-Dienst der dPV unter<br />
„www.parkinson-vereinigung.de“<br />
versorgt Sie mit Meldungen zu<br />
neuen Studien oder Forschungsansätzen.<br />
Derzeit steht „e-mail<br />
aktuell“ Nr. 31 im Netz.<br />
Rätsel-Auflösung von Seite 2<br />
Die erste gesuchte Vorsilbe lautet:<br />
Ohr...; die zweite lautet: Brat...<br />
Bei den gesuchten Sportarten lautet<br />
die Auflösung in Zeile 1: Turnen,<br />
Schwimmen; in Zeile 2:<br />
Tennis, Volleyball; in Zeile 3:<br />
Fussball, Reiten.
<strong>Parkinson</strong>-Syndrom und Osteoporose (2. Teil)<br />
M E D I Z I N<br />
Ursächlicher Zusammenhang oder<br />
zufälliges Zusammentreffen?<br />
von Dr. Michael Werner, Klinikzentrum Lindenallee, Bad Schwalbach und Dr. Dr. Philipp Roth,<br />
vormals Klinikzentrum Lindenallee, Bad Schwalbach, jetzt Schwäbisch Alb, Gesundheits- und Reha-<br />
Zentrum Bad Urach<br />
Sozioökonomische Bedeutung<br />
Für den Einzelnen bedeutet die<br />
Osteoporose bei gleichzeitiger <strong>Parkinson</strong>-Erkrankung<br />
eine besondere<br />
Belastung. Häufig treten sturzbedingt<br />
Frakturen auf mit der Fol-<br />
ge vermehrter pflegerischer Abhängigkeit.<br />
Unsere Gesellschaft muss<br />
daher ein Interesse daran haben,<br />
die Co-Inzidenz (den Zusammen-<br />
hang des gemeinsamen Auftretens)<br />
von Morbus <strong>Parkinson</strong> und von Osteoporose<br />
abzuklären.<br />
Das Auftreten einer Osteoporose<br />
liegt bei postmenopausalen Frauen<br />
im Alter von 80 Jahren bei 19%.<br />
Entmineralisierter Knochen bei Osteoporose Gesunder Knochen mit regulärem Kalkgerüst<br />
Therapie<br />
Sowohl das <strong>Parkinson</strong>-Syndrom<br />
als auch die Osteoporose zählen zu<br />
den immer besser behandelbaren<br />
chronischen Erkrankungen. Beiden<br />
Krankheitsbildern gemeinsam ist,<br />
dass es sich um eine langfristige und<br />
kontinuierliche Therapie handeln<br />
muss, soll der gewünschte Erfolg<br />
eintreten. Ebenso gilt für beide Erkrankungen,<br />
dass eine die medikamentöse<br />
Therapie begleitende Bewegungstherapie<br />
unverzichtbarer<br />
Bestandteil zum Erhalt der Mobilität<br />
darstellt. Die Physiotherapie mit<br />
ihren vielfältigen krankengymnastischen<br />
Möglichkeiten beugt einer<br />
krankheitsbedingten Immobilisierung<br />
und den dadurch ausgelösten Folgeschäden<br />
vor und steigert die körperliche<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
Das Auftreten von Frakturen im Bereich<br />
der Wirbelsäule bei 50- bis 70-<br />
Jährigen beträgt bei Frauen 1%, bei<br />
Männern 0,6%. Das Erkrankungs-<br />
Da das <strong>Parkinson</strong>-Syndrom auf<br />
einem Mangel des für die Motorik<br />
wichtigen Botenstoffes Dopamin beruht,<br />
wird man durch Zufuhr medikamentöser<br />
Ersatzstoffe dieses Defizit<br />
ausgleichen. Zu den hierfür wichtigen<br />
Medikamentengruppen zählen die<br />
Vorstufe des Dopamins, das L-Dopa,<br />
als auch Mitstreiter des Dopamins in<br />
Form der Dopaminagonisten. Darüber<br />
hinaus kann die L-Dopa-Therapie<br />
durch wirkungsverlängernde Behandlungskombinationen<br />
mit z. B.<br />
MAO-B-Hemmern und COMT-Hemmern<br />
optimiert werden. Auch für die<br />
Osteoporose gilt, dass durch eine<br />
Langzeittherapie einem Mangelzustand,<br />
hier vor allem bezüglich des<br />
für den Knochenbau wichtigen Calciums,<br />
entgegengewirkt wird. Da es<br />
durch die Entmineralisierung des<br />
Knochens zu einer Verminderung<br />
von Knochenmasse und Schwä-<br />
23<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
risiko für Osteoporose nimmt im<br />
Lebensalter exponentiell zu. Circa<br />
150.000 Schenkelhalsfrakturen treten<br />
im Jahr in Deutschland auf. Circa.<br />
3 Millionen Menschen haben schon<br />
Wirbelkörperfrakturen in Deutschland<br />
erlitten. Die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine Frau, eine oder mehrere Wirbelkörpersinterungen<br />
zu erleiden,<br />
beträgt derzeit cirka 30%. Die Wahrscheinlichkeit<br />
eines Oberschenkelbruches<br />
beträgt circa 15%. Eine genauere<br />
Bezifferung der Kosten oder<br />
Folgekosten ist bisher noch nicht ausreichend<br />
erfolgt, es lässt sich aber<br />
leicht abschätzen, dass es eine bedeutende<br />
Zahl sein wird. Von der<br />
UNO und der WHO (Weltgesundheitsorganisation)<br />
wurde die Osteoporose<br />
unter die 10 ökonomischbedeutsamsten<br />
Volkskrankheiten<br />
des 21. Jahrhunderts eingestuft. Insofern<br />
kommt der Osteoporose eine<br />
erhebliche volkswirtschaftliche und<br />
somit auch sozialmedizinische Bedeutung<br />
zu.<br />
Neuro-orthopädischer<br />
Untersuchungsablauf<br />
Wir untersuchen die Patienten so-<br />
chung der Knochenstruktur kommt,<br />
mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche,<br />
muss diesen Abbauvorgängen<br />
des Knochens auch medikamentös<br />
durch Zufuhr von Calcium und Unterstützung<br />
des Calciumeinbaus in den<br />
Knochen begegnet werden. Schon<br />
eine calciumreiche Kost, wie sie z. B.<br />
in Milch und Käseprodukten zu finden<br />
ist, kann hilfreich sein. Weiterhin<br />
ist neben einer ausreichenden Calcium-<br />
auch eine Vitamin-D-Zufuhr für<br />
den Knochenaufbau von Bedeutung.<br />
Sogenannte Biphosphonate wirken<br />
dem Knochenabbau entgegen und<br />
unterstützen somit den Erhalt der<br />
Knochenstruktur. Eine Behandlung<br />
mit dem Hormon Calcitonin reguliert<br />
den Calciumspiegel im Blut und fördert<br />
den Calciumeinbau in den Knochen.<br />
Vor allem bei Osteoporose-bedingten<br />
Schmerzen kann hierdurch<br />
eine Linderung erreicht werden.
24<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
wohl neurologisch als auch orthopädisch,<br />
erfassen die Risikofaktoren,<br />
nehmen eine Risikoanalyse vor<br />
und untersuchen die Knochendichte<br />
sowohl an der Hüfte als auch im Bereich<br />
der Wirbelsäule in der DEXA-<br />
Technik (international anerkannte<br />
Methode zur Knochendichte-Messung).<br />
Bei unserer Studie werden sogenannte<br />
T- und Z-Scores ausgewertet.<br />
Der T-Score ist ein statistischer<br />
Wert, der den individuellen<br />
gefundenen Wert des Patienten mit<br />
dem eines Gesunden mit einer sogenannten<br />
Knochenspitzenmasse<br />
vergleicht. Der Z-Score ist ein altersabhängiger<br />
Wert, bei dem der gefundene<br />
Wert des Patienten mit dem<br />
Gleichaltriger verglichen wird.<br />
In Abhängigkeit von Alter und<br />
Risikofaktoren erfolgt die Gruppierung<br />
und Festlegung.<br />
Präventive Maßnahmen<br />
Wichtig ist nicht nur zu erkennen,<br />
worin die Ursachen und die Gemeinsamkeiten<br />
beider Erkrankungen<br />
liegen, sondern auch präventive<br />
(vorbeugende) Maßnahmen in<br />
diesen Bereichen zu entwickeln.<br />
Tiefe Hirnstimulation:<br />
M E D I Z I N<br />
Insbesondere die Stärkung der neuro-skelettalen<br />
Funktion und die Vermeidung<br />
von Stürzen wird gemeinsames<br />
Anliegen in der Behandlung<br />
beider Erkrankungen sein. In der krankengymnastischen<br />
Abteilung unserer<br />
Klinik wurde ein Sturzpräventionsprogamm<br />
installiert. Die Beeinflussung<br />
des Körpergewichtes und des<br />
Muskelanteils wird dabei an Bedeutsamkeit<br />
gewinnen. Die Förderung<br />
der Lebensqualität und der damit<br />
verbundenen körperlichen sowie<br />
sozialen Aktivitäten sollten ebenfalls<br />
hieraus resultieren.<br />
Aussicht<br />
Ein eventueller ursächlicher Zusammenhang<br />
zwischen Osteoporose<br />
und Morbus <strong>Parkinson</strong> sollte auf<br />
Grund der beachtlichen Häufung im<br />
Zusammentreffen beider Erkrankungen<br />
weiter untersucht werden.<br />
Mit gesicherten Daten wird es eher<br />
möglich sein, bei allen <strong>Parkinson</strong>-<br />
Patienten z. B. eine prinzipielle Kostenübernahme<br />
für eine Knochendichtemessung<br />
zu erreichen. Zum anderen<br />
schärft es das Bewusstsein bei<br />
Betroffenen und Verantwortlichen, die<br />
Bedeutung des Osteoporose-Risikos<br />
für <strong>Parkinson</strong>-Patienten neu zu<br />
erkennen.<br />
Die Operation hat sich gelohnt<br />
Ein Erfahrungsbericht von Iris Sengstacke, Bremen, mit einer Einführung<br />
der Neurologie-Abt. II, Universität Magdeburg<br />
Am 1. April 2007 wurde an der Universität Magdeburg der Lehrstuhl für<br />
Stereotaktische Neurochirurgie eingerichtet. Die Leitung hat Prof. Voges,<br />
ehemals leitender Oberarzt der Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie<br />
an der Universität Köln, übernommen. Damit steht uns ein sehr erfahrener<br />
Neurochirurg zur Seite. Wir sind froh, dass es nun auch im Bundesland<br />
Sachsen-Anhalt eine spezialisierte Einrichtung zur operativen Behandlung<br />
von Bewegungsstörungen gibt.<br />
Davon profitieren vor allem Patienten<br />
aus der Region, die nun keine<br />
langen Anreisewege mehr in Kauf<br />
nehmen müssen, um diese Thera-<br />
pie zu erhalten. Ein weiterer Vorteil<br />
für Patienten besteht darin, dass in<br />
Magdeburg wir Neurologen und Neurochirurgen<br />
in einer Klinik gemein-<br />
sam die Patienten betreuen und somit<br />
die eigentliche Operation, die<br />
Vorbereitung und die Nachbetreuung<br />
eng miteinander verknüpft sind.<br />
Seit Bestehen der Abteilung sind<br />
10 Patienten mit Bewegungsstörungen<br />
mittels einer Tiefen Hirnstimulation<br />
(THS) erfolgreich bei uns behandelt<br />
worden. Dazu gehören Patienten<br />
mit <strong>Parkinson</strong>, Essentiellem Tremor<br />
und Dystonie. Der eigentlichen<br />
Operation gehen detaillierte Untersuchungen<br />
voraus, um den individuellen<br />
Nutzen und das potenzielle Risiko<br />
jedes einzelnen Patienten einzuschätzen.<br />
Bei der <strong>Parkinson</strong>-Krankheit<br />
ist vor allem der Dopa-Test, ein<br />
Tabletten-Test zur Abschätzung der<br />
Wirksamkeit der Anti-<strong>Parkinson</strong>-Medikamente,<br />
ein wichtiger Bestandteil<br />
der Untersuchungen. Während dieses<br />
Testes können wir Neurologen,<br />
aber auch der Patient selbst, einschätzen,<br />
welche Verbesserungen<br />
durch eine Operation erreicht werden<br />
können und welche Symptome weniger<br />
gut beeinflussbar sind. Der Schritt,<br />
sich zu einer Tiefen Hirnstimulation<br />
zu entscheiden, ist nicht einfach. Die<br />
moralische Unterstützung durch die<br />
Angehörigen vor und nach der Operation<br />
ist dabei ein wichtiger Faktor.<br />
Eine unserer Patientinnen, Frau<br />
Iris Sengstacke aus Bremen, hat ihre<br />
Erfahrungen mit der Operation im folgenden<br />
Bericht zusammengefasst:<br />
Meine Entscheidung für die<br />
Tiefe Hirnstimulation (THS)<br />
Immer wieder habe ich mich damit<br />
beschäftigt, wann der richtige<br />
Zeitpunkt gekommen ist, diesen<br />
Schritt zu wagen. Seit Jahren stellte<br />
ich mir die Frage: warum muss man<br />
erst in ein tiefes Loch fallen? Warum<br />
wird die THS nicht bereits dann gemacht,<br />
wenn der <strong>Parkinson</strong> zwar<br />
schon weit fortgeschritten ist, aber<br />
noch keine allzu großen Fluktuationen<br />
und keine allzu starken Nebenwirkungen<br />
vegetativer Art vorhanden<br />
sind? Erst seit circa einem Jahr ste-
hen einige Ärzte einem frühen Einsatz<br />
der THS offener gegenüber -<br />
ein Anlass, die neue Situation für<br />
mich erst einmal zu überdenken. Ich<br />
stand 1999 und 2001 schon einmal<br />
vor dieser Entscheidung. Aber in<br />
beiden Fällen waren die Zeit und die<br />
Ärzteschaft noch nicht bereit.<br />
Aber warum gerade jetzt? Eigentlich<br />
hatte ich für mich entschieden:<br />
„Na gut, ich lasse die Testung (L-Dopa-Test,<br />
u. a.) machen, um herauszufinden,<br />
ob ich dafür geeignet bin<br />
oder nicht. Wenn alles positiv ausfällt,<br />
womit ich eigentlich auch gerechnet<br />
hatte, dann vielleicht im November<br />
die OP.“ Aber es kam doch<br />
etwas anders: Der L-Dopa-Test hat<br />
mir ganz schön zugesetzt. Die Nacht<br />
habe ich mit schweren Dystonien<br />
zugebracht. An Gehen war gar nicht<br />
mehr zu denken. Im Rollstuhl ging<br />
es dann zum Test. Wir hatten ausgerechnet,<br />
dass ich ca. 2.500 mg L-<br />
Dopa tagtäglich geschluckt habe. Eigentlich<br />
ist das der helle Wahnsinn!<br />
Und das seit 2002. Dies war auch<br />
der Hauptgrund, weshalb ich nun<br />
diese Überlegungen neu traf: Wie<br />
lange geht das noch gut, wann kommt<br />
der Knall und ist es zu spät?<br />
Viele werden jetzt fragen, warum<br />
ich soviel L-Dopa eingenommen habe.<br />
Bei mir wurde <strong>Parkinson</strong> mit 35<br />
Jahren diagnostiziert. Da steht man<br />
mitten im Leben bzw. es fängt für<br />
einen, der studiert hat, erst an. Und<br />
ich wollte und will vom Leben noch<br />
etwas haben! Was nützt es mir, wenn<br />
ich da weniger Medikamente einnehme<br />
und durch die Gegend schleiche?<br />
So hatte ich unter Medikation<br />
schon 11 sehr gute Jahre und werde<br />
jetzt auch mit der Stimulation<br />
weitere gute Jahre, vielleicht noch<br />
mehr als 11, erleben.<br />
Das Ergebnis der Testung war<br />
eindeutig. Im Gespräch mit dem<br />
Arzt dann fällte ich meine Entscheidung!<br />
Es wird sofort gemacht. Damit<br />
hatte eigentlich keiner aus mei-<br />
nem Umfeld gerechnet. Ich selber<br />
ja auch nicht. So war es doch für<br />
alle ein heftiger Schock.<br />
Dann war es soweit: Am 02.07.<br />
2007 um 07.30 Uhr ging es in den<br />
OP in der Universitätsklinik in Magdeburg.<br />
Ich möchte hier nicht auf<br />
Einzelheiten der OP eingehen. Nur<br />
eins: Ich empfand sie gar nicht so<br />
sehr schlimm bzw. anstrengend.<br />
Warum? Ich kannte das Ärzteteam<br />
und hatte volles Vertrauen. Außerdem<br />
war während der gesamten<br />
OP die Physiotherapeutin, Frau Decker,<br />
anwesend. Herr Prof. Dr. Voges<br />
und Frau OÄ Dr. Galazky unterhielten<br />
mich ständig, so dass<br />
auch keine Langeweile auftrat. Also<br />
ich fühlte mich nicht als Patient, an<br />
dem nun etwas ausprobiert wird.<br />
Nein, ich fühlte mich einfach wohl,<br />
denn die große Erfahrung von Herrn<br />
Prof. Voges war sehr beruhigend.<br />
In den ersten Tagen nach der OP<br />
lief alles wunderbar. Ich war sofort<br />
wieder auf den Beinen. Eine Reha<br />
sah ich eigentlich anfangs nicht so<br />
sehr als erforderlich an. Doch die<br />
Zeit belehrte mich eines besseren.<br />
Nachdem der so genannte Setzeffekt<br />
weg war, zeigten sich doch Probleme<br />
in der Beweglichkeit, die dann<br />
aber mit Einstellung der Elektroden<br />
und etwas Medikation sofort wieder<br />
behoben wurden. Nach zwei Wochen<br />
Reha trat ich die Heimreise an.<br />
Heute kann ich nun sagen, die OP<br />
hat sich für mich gelohnt. Meine<br />
Beweglichkeit ist wie in besten Zeiten.<br />
Ich komme mit 1/10 der bisherigen<br />
Medikation aus. Die Mimik hat<br />
sich sehr verbessert. Und auch die<br />
Sprache hat sich nicht, wie befürchtet,<br />
verschlechtert.<br />
Ich möchte an dieser Stelle all<br />
jenen danken, die mich während<br />
dieser Zeit sehr unterstützt haben.<br />
Der größte Dank geht an das THS-<br />
Team der Magdeburger Uniklinik<br />
mit Herrn Prof. Voges, Frau Dr. Galazky<br />
und Frau Decker sowie an die<br />
Station 14 mit Frau Brejova und dem<br />
Pflegepersonal.<br />
M E D I Z I N / R E G I O N A L 25<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
25 Jahre RG Essen<br />
Anfang Januar dieses Jahres<br />
konnte die Essener Regionalgruppe<br />
auf ihr 25-jähriges Bestehen<br />
zurück blicken. Dieses Ereignis wurde<br />
dann Anfang Mai gefeiert. Im<br />
Haus der Begegnung in Essen konnte<br />
Regionalgruppen-Leiter Beckmann<br />
über 100 Mitglieder mit Ihren<br />
Angehörigen begrüßen. Die musikalische<br />
Untermalung wurde vom<br />
Hafenchor aus Essen vorgenommen.<br />
Mit wundervollen Liedern von<br />
der See und zum Schluss das traditionelle<br />
Ruhrgebiets-Lied: Glück<br />
auf, der Steiger kommt. Eine Dublette<br />
sang Lieder von Mirelle Mathieu<br />
und Zarah Leander. Die Eheleute<br />
Dr. Fornadi aus Biskirchen und Herr<br />
P.D. Dr. Gerhard vom Philippusstift<br />
aus Essen waren ebenfalls der Einladung<br />
gefolgt. Mit Kurzvorträgen<br />
unterrichteten sie die Teilnehmer<br />
über den neuesten Stand der Medizin.<br />
Glückwünsche wurden ferner<br />
überbracht vom 1. Vorsitzenden<br />
Herrn Osterfeld von der Arbeitsgemeinschaft<br />
Selbsthilfe Behinderter<br />
und von der Ratsfrau Frau Brennecke-Roos<br />
in Vertretung des Oberbürgermeisters.<br />
Besonders herausgestellt<br />
wurde dabei die Wichtigkeit<br />
des Ehrenamtes und der Selbsthilfegruppen.<br />
Nach über 2 Stunden,<br />
die viel zu schnell vergingen, wurde<br />
übereinstimmend gesagt, das es<br />
ein sehr gelungenes Fest gewesen<br />
sei. Anschließend trafen sich alle<br />
zu einem Imbiss und geselligem Beisammensein.<br />
Schweinfurt: Symposium<br />
und Jubiläum<br />
Rund 200 Gäste hatten sich am<br />
13. Oktober zum 20-jährigen Jubiläum<br />
der RG Schweinfurt eingefunden,<br />
das mit dem 2. Schweinfurter<br />
<strong>Parkinson</strong>-Symposium (Motto: „Quo<br />
vadis Morbus <strong>Parkinson</strong>?“) gemeinsam<br />
begangen wurde. Für das Symposiumsprogramm<br />
am Vormittag hat-
26<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
te Prof. Wilfried Kuhn vom Schweinfurter<br />
Leopoldina-Krankenhaus mit<br />
Prof. Horst Przuntek, Bochum (Diagnostik<br />
und Frühtherapie), Dr. Reijko<br />
Krüger, Tübingen (Genetische<br />
Ursachen), Dr. Matthias Hahne,<br />
Bad Neustadt (Differentialdiagnose),<br />
Prof. Thomas Müller, Berlin<br />
(Spättherapie) und Prof. Manfred<br />
Gerlach, Würzburg (Progredienz),<br />
namhafte Referenten gewinnen<br />
können. Dazu kamen praxisbezogene<br />
Vorträge von Susanne Pyschkin,<br />
Schweinfurt (Physiotherapie) und<br />
Rebekka Weiß, Schweinfurt (Logopädie).<br />
Bei der Jubiläumsfeier am Nachmittag,<br />
bei der neben Mitgliedern<br />
und Angehörigen der Schweinfurter<br />
Gruppe auch Mitglieder der Gruppen<br />
aus Bayreuth, Haßfurt und Würzburg<br />
vertreten waren, konnte Regionalleiterin<br />
Lotte Scheller außer<br />
Bürgermeister Otto Wirth und Regierungsrat<br />
Tomas Birkenbach (neben<br />
Glückwünschen gab es Geldzuwendungen)<br />
u. a. Elke Niedernhöfer<br />
vom dPV-Bundesverband<br />
und Katrin Speck vom Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverband begrüßen. Ein<br />
Augenschmaus war das riesige<br />
Kuchenbüffet, für das die Frauen<br />
der Regionalgruppe tagelang gebacken<br />
hatten. Ebenso ein Augen-, vor<br />
allem aber ein Ohrenschmaus waren<br />
die Darbietungen des gemischten<br />
Chores von Gochsheim, bei der<br />
die eine Hälfte der Gäste mit gesungen,<br />
die andere Hälfte musikalisch<br />
mit den Füßen gearbeitet haben.<br />
Fazit: Es war ein wunderschönes<br />
Fest, bei dem alles gepasst hat.<br />
10 Jahre<br />
RG Annaberg<br />
Bei strahlendem Wetter beging die<br />
Regionalgruppe Annaberg (Erzgebirge,<br />
Sachsen) im Juli 2007 ihr 10jährige<br />
Bestehen. Am Vormittag wurde<br />
im dortigen „<strong>Parkinson</strong>-Treff“ ein<br />
„Tag der offenen Tür“ mit großem Zu-<br />
Fortsetzung auf Seite 28<br />
R E G I O N A L<br />
Gruppenversicherungsvertrag mit der Provinzial AG<br />
- PR-Anzeige -<br />
BasisRente: Steuern sparen<br />
und Hinterbliebenenrente absichern<br />
Für Selbstständige, Freiberufler, Angestellte und Senioren hat sich<br />
die Rürup-Rente, oder BasisRente bei der Provinzial AG, zur steuerlich<br />
attraktiven Altersvorsorge entwickelt. Damit die angesparten Altersvorsorgebeiträge<br />
bei Tod nicht verfallen, bietet die Provinzial AG jetzt mit<br />
der neuen BasisRente auch eine Hinterbliebenenrente an. Vorstand und<br />
Geschäftsführung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e.V. freuen sich<br />
ganz besonders darüber, dass hier auch ein Produkt für viele Fördermitglieder<br />
der <strong>Vereinigung</strong> angeboten wird.<br />
Der Staat bietet immer mehr steuerliche Vergünstigungen für die eigene<br />
Altersvorsorge an. „Er fördert jedoch ausschließlich Vorsorgeprodukte,<br />
die ein lebenslanges Alterseinkommen sichern“, erklärt Hermann<br />
Lindhof von der Provinzial AG in Steinfurt. Dazu zählt auch die<br />
BasisRente, bei der eine monatliche Rentenzahlung ab dem 60. Lebensjahr<br />
möglich ist.<br />
Vorteile für Selbstständige, Freiberufler, Angestellte und Senioren<br />
Für Selbstständige und Freiberufler ist diese private Rentenversicherung<br />
besonders interessant, da sie ihre Beiträge vom ersten Euro an<br />
von der Steuer absetzen können und die Einzahlungen vor Verpfändung<br />
geschützt sind. Aber auch wer als Angestellter die Riester-Rente<br />
bereits voll ausnutzt, kann mit einer BasisRente noch vom hohen Sonderausgabenabzug<br />
profitieren. Schon in 2007 bleiben 64 Prozent der<br />
Beiträge für die neue BasisRente steuerfrei. Schrittweise wird die steuerliche<br />
Förderung bis 2025 auf 100 % angehoben. Durch die Einsparung<br />
von Steuern ist eine hohe Förderquote erreichbar. Insgesamt können<br />
2007 bis zu 12.800 Euro für Ledige (25.600 Euro für Ehepaare) in<br />
die gesetzliche und private Altersvorsorge steuerfrei eingezahlt werden.<br />
Dieser Betrag steigt bis 2025 kontinuierlich auf 20.000 Euro für Ledige<br />
(40.000 Euro für Ehepaare) an. Erst die Auszahlungen müssen versteuert<br />
werden.<br />
Absicherung des Partners mit der Hinterbliebenenrente<br />
„Mit der staatlichen Förderung lässt sich aber auch die Familie absichern“,<br />
nennt Hermann Lindhof einen weiteren Vorteil der BasisRente.<br />
Damit das angesparte Kapital bei Tod des Versicherten nicht verfällt,<br />
wird bei der neuen BasisRente eine Hinterbliebenenrente aus Beitragsrückgewähr<br />
für Ehepartner und kindergeldberechtigte Kinder angeboten.<br />
„Alternativ kann auch eine individuelle Ehegatten-Zusatzversicherung<br />
(ERZ) mit der Provinzial AG vereinbart werden. Dadurch gewinnt<br />
diese Form der Altersvorsorge weiter an Attraktivität“.<br />
Ihre Partner Versicherung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> berät<br />
Sie gerne nach individuellen Gesichtspunkten und zu Ihrem persönlichen<br />
Bedarf.<br />
Rufen Sie an unter der kostenlosen dPV-Rufnummer 0800-2507500.<br />
Sie erhalten dann persönlich für Sie vorbereitete Angebote.
27<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)
28 R E G I O N A L / U 4 0<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Fortsetzung von Seite 26, 10 Jahre Annaberg<br />
spruch durchgeführt. Am Nachmittag<br />
folgte dann eine kleine Feierstunde<br />
in Anwesenheit des Dezernenten<br />
für Familie und Soziales des Landkreises<br />
Annaberg, Frieder Neuber sowie<br />
der Geschäftsführerin des Wohnund<br />
Pflegezentrum Annaberg, Karin<br />
Berghäuser und von Kerstin Viol, Physiotherapeutin<br />
der Regionalgruppe<br />
seit deren Gründung. Nach dem<br />
Rückblick über die letzten 10 Jahre<br />
der Gruppe wurden in einem feierlichen<br />
Rahmen langjährige dPV-Mitglieder<br />
geehrt und der Tag in fröhlicher<br />
Runde mit einer gemeinsamen<br />
Kaffeetafel beendet.<br />
Bericht vom 7.<br />
Ambrocker Forum<br />
Zum 7. Ambrocker-Forum lud<br />
Prof. W. Greulich, Chefarzt und Ärztlicher<br />
Direktor der Neurologischen<br />
Klinik Hagen-Ambrock, Leiter und<br />
Leiterinnen von Regionalgruppen der<br />
dPV aus Nordrhein-Westfalen ein.<br />
Die diesjährige Veranstaltung am 20.<br />
Oktober 2007 befasste sich, wie Prof.<br />
Greulich in seiner Einladung schrieb,<br />
mit dem Problemfall des fortgeschrittenen<br />
<strong>Parkinson</strong>-Syndroms mit dessen<br />
Multimorbidität und dessen Folgen<br />
für die Alltagsaktivitäten der Betroffenen.<br />
Auf der Veranstaltung<br />
sprach Prof. W. Jost, Leiter des<br />
Fachbereichs Neurologie/Klinische<br />
Neurophysiologie, <strong>Deutsche</strong> Klinik<br />
für Diagnostik, Wiesbaden, über gastrointestinale<br />
Störungen, während<br />
Frau Dr. Grigoleit, leitende Ärztin der<br />
Klinik für Neuro-Urologie am Marienhospital,<br />
Herne, die Problematik<br />
urologischer Störungen erläuterte<br />
und Dr. Deiseroth, Oberarzt in Hagen-Ambrock,<br />
über das Thema Fahrtauglichkeit<br />
bei Morbus <strong>Parkinson</strong><br />
referierte. Weitere medizinische Fachvorträge<br />
zu Begleiterkrankungen bei<br />
Morbus <strong>Parkinson</strong> wurden von Dr.<br />
Nilius, Chefarzt der Klinik für Pneumologie,<br />
Hagen-Ambrock, von Frau<br />
Dr. Viebahn-Rehm, Oberärztin in Hagen-Ambrock<br />
und von Herrn Prof.<br />
Greulich selbst gehalten.<br />
Am Vorabend des Ambrocker Forums<br />
fand der fast schon traditionelle<br />
Empfang auf Schloss Hohenlimburg<br />
statt. Es war wieder ein Erlebnis,<br />
die Aussicht vom Burgberg zu<br />
genießen, die alten Gemäuer des<br />
Schlosses zu betreten und sich an<br />
festlich gedeckte Tische setzen zu<br />
dürfen - es war wunderschön! Und<br />
nicht zuletzt für die Neuen unter den<br />
Regionalleitern und Leiterinnen bot<br />
dieses Zusammentreffen die Möglichkeit<br />
des gegenseitigen Kennenlernens<br />
und des Erfahrungsaustausches.<br />
von Ursula Morgenstern,<br />
dPV-Landesbeauftragte NRW<br />
3. <strong>Parkinson</strong>-Tag<br />
in Bochum<br />
Am 15. September fand in Bochum<br />
der dortige 3. <strong>Parkinson</strong>-Tag<br />
statt. Wie auch in den vergangenen<br />
Jahren war es ein gut besuchter<br />
und von den <strong>Parkinson</strong>-Betroffenen<br />
und Interessierten der Ruhrgebietsstädte<br />
mit großer Aufmerksamkeit<br />
angenommener Informationstag.<br />
Erstmals besuchten auch Mitglie-<br />
Gut besucht: Der Hörsaal im St.-Josef-Hospital<br />
in Bochum<br />
der der zur Bochumer Regionalgruppe<br />
zählenden MSA-Rhein-<br />
Ruhr-Gruppe die Veranstaltung.<br />
Auf der Tagungsordnung stand eine<br />
ganze Reihe von Workshops, darunter<br />
„Angebote zur Bewegungsförderung“<br />
(Leitung: Frau Steenebrügge,<br />
Kinästhetiktrainerin), „Und<br />
essen macht doch Spaß“ (Leitung:<br />
Frau Weinert), „Mit <strong>Parkinson</strong> ins<br />
Fitness-Studio“ (Leitung: Herr Möllhoff,<br />
Leiter der Physiotherapie),<br />
„Spaß an der Kommunikation und<br />
Genuss beim Essen“ (Leitung: Frau<br />
Bojarzin, Logopädin und Herr Enders,<br />
Ergotherapeut), „Wesensveränderung<br />
und Vergesslichkeit“<br />
(Leitung: OA Dr. med. Andrich),<br />
„Operation; Neue und alte Medikamente“<br />
(Leitung: Prof. Dr. med. Th.<br />
Müller und PD Dr.med. Dirk Woitalla)<br />
sowie „Therapie mit der Duodopa-Pumpe”<br />
(Leitung Dr.med. Ellrichmann).<br />
Das Arbeitsteam der<br />
Bochumer Regionalgruppe dankt<br />
allen Besuchern für das gezeigte<br />
Interesse und die Mitarbeit bei den<br />
Workshops und den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des St.-<br />
Josef-Hospitals in Bochum.<br />
Zur Nachahmung empfohlen:<br />
U 40: Rehaaufenthalt<br />
in Hetzdorf<br />
Sie kamen am 11.09.07 aus allen<br />
Teilen Deutschlands ins „Tal der<br />
Ahnungslosen“, um es 3 Wochen<br />
später reicher an Wissen und mit<br />
körperlichem Fitnesszuwachs wieder<br />
zu verlassen. Ich spreche von<br />
einer Gruppe von Menschen, die<br />
alle das gleiche Schicksal - nämlich<br />
Morbus <strong>Parkinson</strong> zu haben -<br />
und sich hier in der Klinik am Tharandter<br />
Wald zu einem 3-wöchigen<br />
Rehaaufenthalt trafen. Jeder hegte<br />
so seine eigenen Wünsche und<br />
Erwartungen und ich konnte sie nicht<br />
nur an mir selbst, sondern auch an<br />
der Stimmung in der Gemeinschaft<br />
Fortsetzung auf Seite 31
29<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)
30 B U N D E S V E R B A N D<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
Aktion „Hinsehen - Handeln -<br />
Helfen“ läuft bis April 2008<br />
Im Oktober startete erneut die Aufklärungskampagne<br />
„Hinsehen - Handeln - Helfen“ der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e.V. Bis zum 11. April 2008, dem<br />
Welt-<strong>Parkinson</strong>-Tag, werden verschiedene Aktionen und Informationsveranstaltungen<br />
im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Kern der<br />
Kampagne ist eine Roadshow mit einem Infomobil. Sie begann am 4.<br />
Oktober in München (siehe Fotos) und führte im laufenden Jahr bis<br />
Anfang November durch weitere acht Städte des Bundesgebietes<br />
(05.10.07 in Mannheim, 06.10.07 in Köln, 11.10.07 in Hamburg - hier berichtete<br />
z. B. im Nachhinein am 16.10. das Regionalprogramm von SAT 1<br />
über M. <strong>Parkinson</strong> -, 12.10.07 in Berlin, 13.10.07 in Dresden, 18.10.07 in<br />
Jena, 19.10.07 in Hanau, 20.10.07 in Kassel).<br />
Auftakt in München: Stand am Viktualienmarkt<br />
Besucher des Infomobils hatten<br />
dabei die Chance, sich im Gespräch<br />
mit Fachärzten und Betroffenen über<br />
die <strong>Parkinson</strong>-Krankheit zu informieren.<br />
Kostenfreie Broschüren und<br />
ein Selbsttest ermöglichten einen<br />
gründlichen Einblick in Früherkennung,<br />
Diagnose und Therapie der<br />
Nervenerkrankung. Im Frühjahr 2008<br />
soll die Roadshow mit einer<br />
zweiten Staffel fortgesetzt<br />
werden. Die Aktionen werden<br />
von lokaler und überregionaler<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
begleitet.<br />
„Mit der nun schon zum<br />
5. Mal durchgeführten Aufklärungskampagne<br />
wollen<br />
wir die Wahrnehmung für<br />
eine beginnende Erkrankung<br />
schärfen“, so dPV-GeschäftsführerFriedrich-Wil-<br />
helm Mehrhoff. „Und zwar<br />
besonders in der Familie<br />
und im Freundeskreis, am<br />
Arbeitsplatz und bei Kollegen,<br />
eben dort, wo jeder<br />
von uns im Alltag die meiste<br />
Zeit verbringt. Denn je<br />
früher eine richtige Diagnose<br />
erfolgt, desto besser kann<br />
der Krankheitsverlauf positiv<br />
beeinflusst werden.“ Eine<br />
Aufklärung ist auch deshalb<br />
besonders wichtig, weil<br />
die Häufigkeit von Morbus<br />
<strong>Parkinson</strong> bei Menschen unter 40<br />
Jahren deutlich zunimmt. Bei einer<br />
frühen und richtigen Behandlung<br />
könnten diese Betroffenen viele Jahre<br />
ihre Berufstätigkeit ohne wesentliche<br />
Einschränkungen fortführen.<br />
Die Aktion wird vom Förderkreis<br />
der Pharmazeutischen Industrie, ei-<br />
Hanau: Am Infostand auf dem dortigen Marktplatz ging das<br />
Material rasch weg<br />
nem freiwilligen Zusammenschluss<br />
forschender Pharmaunternehmen,<br />
gefördert. Darüber hinaus unterstützen<br />
weitere lokale Partner aus<br />
Wirtschaft und Politik die Aufklärungskampagne,<br />
so z. B. die Sparkasse<br />
Kassel.<br />
AKTUELL Nr.39<br />
November 2007<br />
Das sollten Sie lesen!<br />
„Schwindel und Sturzneigung<br />
beim <strong>Parkinson</strong>-Syndrom“: Mehr<br />
zu diesem Thema können Sie<br />
derzeit im Faxabrufdienst „dPV<br />
Aktuell“ Nr. 39 lesen. Der Dienst<br />
(12 Cent pro Minute) kann von<br />
jedem Faxgerät mit Abruf-Funktion<br />
unter der Nummer 01805-<br />
727 546 abgerufen werden (nur<br />
ca. 48 Cent Gesamtkosten).<br />
Vorsicht vor falschen<br />
Spendensammlern!<br />
Seit geraumer Zeit erhalten<br />
dPV-Mitglieder<br />
!<br />
immer wieder<br />
Spendenaufrufe einer Organisation,<br />
die zu Verwechslungen mit<br />
den Spendenaufrufen des dPV-<br />
Bundesverbandes in Neuss führen.<br />
Absender ist der sog. Internationale<br />
<strong>Parkinson</strong> Fonds Deutschland.<br />
Nach Kenntnis der Redaktion<br />
handelt es sich hierbei um<br />
private Spendensammler, die in<br />
Deutschland Geld für unbekannte<br />
Projekte in den USA sammeln.<br />
Der dPV-Bundesverband weist<br />
ausdrücklich<br />
!<br />
darauf hin, dass dieser<br />
Fonds nichts mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> zu<br />
tun hat. Woher der obskure Fonds,<br />
über den selbst im Internet keine<br />
Auskunft zu finden ist, die Daten<br />
von Patienten bekommen hat,<br />
ist unbekannt. Die dPV gibt keinerlei<br />
Daten ihrer Mitglieder<br />
nach außen weiter. Achten Sie<br />
bei Ihrer Post also genau auf<br />
den Absender!
Fortsetzung von Seite 28, U 40 in Hetzdorf<br />
ablesen. Obwohl die Zusammensetzung<br />
recht gemischt war, fanden<br />
alle unter der sehr positiven und<br />
recht lockeren Begleitung und Ausstrahlung<br />
von Gabi Fasshauer viele<br />
Berührungspunkte.<br />
Gemeinsames Essen, in stets fröhlicher<br />
Runde, Spieleabende, Spaziergänge,<br />
aber auch Ausflüge in<br />
die Kulturmetropole Dresden und<br />
Die fröhliche und junge Kaffeerunde beim Besuch in Hetzdorf<br />
Umgebung, schweißten die Gruppe<br />
sehr schnell zusammen und sorgten<br />
dafür, dass sich jeder ohne Zwang<br />
geborgen fühlte. Aber auch das<br />
Hauptanliegen, die Verbesserung<br />
oder Stabilisierung unseres Gesundheitszustandes<br />
kam nicht zu kurz.<br />
So konnten wir die verschiedensten<br />
Therapien aus dem recht<br />
übersichtlich, wöchentlich neu ausgestellten<br />
Plan absolvieren, wobei<br />
auch eigene Anregungen und Wünsche<br />
stets unbürokratisch berücksichtigt<br />
wurden. Die „Klinik mit Herz“<br />
hat diese Bezeichnung nicht zu Unrecht,<br />
denn sowohl die Schwestern,<br />
als auch die meist jungen Therapeuten,<br />
stellten sich stets freundlich<br />
und entgegenkommend auf den<br />
jeweiligen Patienten ein. Ein Lob<br />
auch auf den Chefarzt Dr. Themann,<br />
dessen herzliche als auch kompetente<br />
Art zum Erfolg dieser Rehamaßnahme<br />
beitrug. Regelmäßig<br />
wurden bei den Visiten der Zustand<br />
nach Medikamentenumstellung kon-<br />
trolliert und dabei geduldig Fragen<br />
und Bedenken beantwortet und geklärt.<br />
In mehreren Vorträgen zeigte<br />
Dr. Themann in positiver Weise die<br />
unterschiedlichen Gesichter dieser<br />
Krankheit auf, aber auch die jetzigen<br />
Möglichkeiten, sie einigermaßen<br />
zu beherrschen, wenn sie schon<br />
nach dem heutigen Erkenntnisstand<br />
noch nicht zu heilen ist.<br />
Um den Menschen in seiner Gesamtheit<br />
zu erfassen, nach dem<br />
Prinzip „Geist, Körper,<br />
Seele“ fehlte<br />
noch der 3. Bestandteil,<br />
nämlich unsere<br />
Gemütsverfassung.<br />
Auch hier kann ich<br />
nur Positives berichten.<br />
Als Prinzip galt<br />
soviel Gemeinsamkeit<br />
wie möglich, soviel<br />
Abstand und Individualität<br />
als nötig.<br />
Ich glaube, jeder fühlte<br />
sich mit dieser Einstellung<br />
wohl und<br />
kam doch auf seine Kosten. Ein<br />
fröhliches Tischgespräch, gemeinsame<br />
Bahnen im wohltemperierten<br />
Schwimmbad, Musikgenuss mit<br />
Niveau - sowie instrumental als<br />
auch vokal - trugen sehr zu einem<br />
ausgewogenen Seelenzustand bei.<br />
Auch unsere gemeinsamen Ausflüge<br />
nach Freiberg, Dresden und<br />
Umgebung schweißten die Gruppe<br />
zusammen, ohne Zwang und Einengung.<br />
Gestärkt in jeder Beziehung<br />
haben wir die Klinik verlassen<br />
mit dem Motto: „Zur Nachahmung<br />
empfohlen!“<br />
von Birgitta Koch, Weilheim<br />
Leserbriefe<br />
Erlebnisbericht eines<br />
jüngeren Patienten zur<br />
Delegiertenversammlung 2007<br />
Voraus schicken muss ich, dass<br />
dies meine erste Begegnung mit<br />
V E R M I S C H T E S<br />
31<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
den Delegierten des Bundes war.<br />
Bisher war ich bei den Gruppenleiterschulungen<br />
der U 40 und bei<br />
Wochenseminaren der jüngeren<br />
„Parkis“ aktiv dabei. Ich hatte die<br />
Vorstellung, von erfahrenen RegionalgruppenleiterInnen<br />
etwas lernen<br />
zu können, bzw. diese, in gemütlicher<br />
Runde beim Essen oder beim<br />
Stehkaffee, ausfragen zu dürfen.<br />
In Erinnerung wird mir bleiben:<br />
Eine tolle offene Diskussion mit den<br />
Chefärzten der <strong>Parkinson</strong>-Kliniken,<br />
die keine Frage unbeantwortet ließen.<br />
Bei Themen, wie „Begleiterkrankungen“,<br />
„Neue Ansätze in den<br />
medikamentösen Therapien“ oder<br />
Wechselwirkungen der <strong>Parkinson</strong>-<br />
Medikation mit anderen Medikamenten“<br />
konnten wir aus den Erfahrungen<br />
der Experten Mut schöpfen.<br />
Sehr verständlich und einprägsam,<br />
auch für uns „Nicht-Mediziner“,<br />
empfand ich den Vortrag von Herrn<br />
PD. Dr. Ebersbach, der zum sehr<br />
komplizierten Thema der Vererbung<br />
referierte. Auch das Thema<br />
über die Fahrtauglichkeit bei <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />
von Dr. Polzer gab<br />
im Nachhinein noch viele Ansätze<br />
zur Diskussion.<br />
Es schloss sich eine sehr gut vorbereitete<br />
Delegiertenkonferenz an,<br />
die zügig und (fast) mit zu wenig<br />
Diskussion über die Bühne ging.<br />
Besser hätte ich es gefunden, wenn<br />
wir Delegierten unter 3 Beisitzern<br />
hätten wählen können.<br />
Aber leider bekomme ich auch<br />
eine andere Erinnerung nicht aus<br />
dem Kopf und möchte diese auch<br />
anführen. Ich habe mich während<br />
der Tagung wirklich bemüht einen<br />
neuen Nachbarn zu finden, mit dem<br />
ich mich hätte unterhalten können,<br />
aber wen und wo ich auch fragte,<br />
der Platz war immer schon besetzt.<br />
Es ging nicht nur mir so, denn es<br />
gab noch andere Delegierte, die das<br />
erste Mal auf solch einer Konferenz
32<br />
dPV-Nachrichten Nr. 103 (Dezember 2007)<br />
waren. Ich habe aber die Hoffnung,<br />
im nächsten Jahr in Nürnberg wird<br />
der Vorstand auch dazu eine Lösung<br />
finden.<br />
von Karin Bartmuß und<br />
Gabriele Fasshauer, Team U 40<br />
Hinweis der Redaktion<br />
Leserbriefe sind (erwünschte!) Stellungnahmen<br />
der Leser, sie decken<br />
sich aber nicht unbedingt mit der Meinung<br />
der Redaktion/dPV. Die Redaktion<br />
behält sich vor, Briefe zu kürzen.<br />
Biete<br />
Wohnraum im<br />
Wohnprojekt<br />
Der gemeinnützige Verein „leben<br />
am hofe e.V.“ hat ein Lebens-Arbeits-Wohnprojekt<br />
in Schwetzingen<br />
gegründet.<br />
Wir sind Menschen mit mannig-<br />
Bethel sagt „Danke“<br />
Die Briefmarkenspende, der durch<br />
Herrn Burkhard Künnecke ins Leben<br />
gerufenen Briefmarken AG, kommt<br />
immer wieder gut an. Aus diesem<br />
Grund bedankte sich Pastor Ulrich<br />
Pohl bei Herrn Künnecke: „Die Aufbereitung<br />
der gespendeten Briefmarken<br />
ist bei uns in Bethel eine sehr<br />
begehrte Arbeit. Es macht einfach<br />
Spaß, sich mit den verschiedensten<br />
Briefmarkenmotiven aus aller Welt zu<br />
beschäftigen. Dabei werden durch den<br />
behutsamen Umgang mit den Marken<br />
die Konzentration und die Feinmotorik<br />
der behinderten Mitarbeiter<br />
deutlich verbessert. Die Beschäftigung<br />
mit all‘ den unterschiedlichen<br />
Motiven regt zum Austausch an und<br />
fördert so die Allgemeinbildung der<br />
Beschäftigten. Für die freundliche<br />
Unterstützung unserer Arbeit sage<br />
ich Ihnen ein herzliches Dankeschön!<br />
Ihr Pastor Ulrich Pohl, Stiftungen v.<br />
Bodelschwinghsche Anstalten Bethel,<br />
Bielefeld.“<br />
V E R M I S C H T E S<br />
faltigen Erfahrungen. Unsere gegenwärtigen<br />
Lebenssituationen haben<br />
uns bewogen für unterschiedliche<br />
Menschen Begegnungen zu<br />
schaffen und Entwicklungsprozessen<br />
Raum zu geben.<br />
Innerhalb des Projektes entsteht<br />
eine neue Wohnform für an <strong>Parkinson</strong><br />
erkrankte Menschen. Eine Kinderkrippe,<br />
ein biologischer Gartenbaubereich,<br />
Werkstätten und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
für Jugendliche<br />
aus Förderschulen sind<br />
vorgesehen.<br />
Ganz besonders möchten wir<br />
junge und jung gebliebene <strong>Parkinson</strong>-Kranke,<br />
die sich verändern<br />
oder anders orientieren möchten<br />
und einen neuen Wirkungskreis suchen,<br />
ansprechen. Wir suchen Menschen,<br />
die sich mit ihren Fähigkeiten<br />
und Interessen an unserem Projekt<br />
beteiligen und Wohnraum mieten<br />
oder kaufen möchten.<br />
Ecke<br />
Versteckte Rettung<br />
Dem Postschachsportler Hans<br />
Fries gelang gegen Dr. Hans<br />
Engerer vom SC 1912 Pirmasens<br />
ein verblüffender Partieabschluss.<br />
Weiß befand<br />
sich schon im Siegestaumel. In<br />
scheinbar aussichtloser Position<br />
erzwang Fries durch ein<br />
nicht annehmbares Damenopfer,<br />
das zum Patt geführt hätte,<br />
durch ewiges Schach auch<br />
ein Remis. Erfreuen Sie sich an<br />
der versteckten Rettung des<br />
Schwarzen!<br />
Weiß: Ka4, Dc6, Ba7, b4,<br />
h6 (5)<br />
Schwarz: Kh7, Dd4, Be2 (3)<br />
Kontakt: sibylle.akbari@gmail.<br />
com - Telefon: 06221-7143511.<br />
Suche<br />
WG im Raum Chemnitz<br />
Zur Zeit wohne ich im „Betreuten<br />
Wohnen“ und bin recht unzufrieden.<br />
Da mein <strong>Parkinson</strong> in der<br />
Zwischenzeit sehr fortgeschritten<br />
ist, suche ich eine <strong>Parkinson</strong>-WG<br />
im Raum Chemnitz. Ist in der Nähe<br />
vielleicht schon so ein WG-Projekt<br />
im Aufbau? Ein Pflegedienst in<br />
Chemnitz ist bereit, ein WG-Projekt<br />
für <strong>Parkinson</strong>-Betroffene aufzubauen<br />
und sucht ein entsprechendes<br />
Klientel (4-5 Personen, die bei Fertigstellung<br />
einziehen würden).<br />
Ich würde mich sehr freuen, wenn<br />
mir in der Angelegenheit jemand<br />
weiterhelfen kann. Telefon: 0371-<br />
2711513.<br />
53. a8D, Dxb4+! 54. Kxb4,<br />
e1D+ 55. Kc5? (Ob 55. Dc3 zum<br />
Gewinn für Weiß ausgereicht hätte?)<br />
55. ..., Db4+! 56. Kd5, De4+<br />
57. Kd6, De7+ 58. Kd5, De4 und<br />
Remis durch Dauerschach.<br />
Bei Fragen zu den Zügen oder zum Schach<br />
allgemein wenden Sie sich bitte an: Herrn<br />
Edmund Lomer, Brookhörn 4, 24340 Eckernförde,<br />
Tel.: 04351-45994.<br />
Weiß: Dr. Engerer, Schwarz: Fries<br />
Stellung nach dem 52. Zug von Schwarz
✃<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Anschrift:<br />
Zwölf gute Gründe, warum auch Sie Mitglied<br />
in der dPV werden sollten!<br />
Ja, ich will Mitglied der dPV werden!<br />
Geburtsdatum: Telefon:<br />
e-mail:<br />
❏<br />
Ich bin: Betroffene(r) Angehörige(r)<br />
Der Jahresbeitrag beträgt 46 Euro. Er beinhaltet sämtliche Leistungen<br />
der dPV inkl. kostenloses Abonnement der Mitgliederzeitschrift<br />
„dPV-Nachrichten“. Der Erfassung meiner Daten für die satzungsmäßigen<br />
Zwecke stimme ich zu. Die dPV verpflichtet sich zu strenger Einhaltung<br />
der Datenschutzbestimmungen. Die dPV ist vom Finanzamt als<br />
gemeinnützig anerkannt, Beiträge und Spenden können daher steuerrelevant<br />
eingesetzt werden.<br />
Einzugsermächtigung:<br />
Hiermit wird die dPV widerruflich ermächtigt, den fälligen Mitgliedsbeitrag<br />
von meinem/unserem Konto abzubuchen:<br />
Kto-Nr.:<br />
BLZ und Geldinstitut:<br />
Kontoinhaber:<br />
Ort/Datum:<br />
Unterschrift<br />
Bitte schneiden Sie dieses Formular aus und senden es per Brief an:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong> e. V., Moselstraße 31, 41464 Neuss<br />
❏<br />
■ Individuelle medizinische<br />
Beratung<br />
■ Aktuelle Informationen<br />
zu Behand-ungsmöglichkeiten<br />
■ Neues aus Forschung<br />
und Lehre<br />
■ Teilnahme an medizinischen<br />
Studien<br />
■ Juristische Beratung<br />
in sozialrechtlichen<br />
Fragen<br />
■ Interessensvertretung,<br />
z. B. im Rahmen<br />
der Gesundheitsreform<br />
■ Angebote zur gemeinschaftlichen<br />
Gymnastik<br />
■ Patientenschulungen<br />
zu unterschiedlichen<br />
Fragen<br />
■ Psychologische<br />
Hilfestellung<br />
■ Regelmäßige Informationen<br />
zu den<br />
Themen <strong>Parkinson</strong>,<br />
MSA, PSP und Tip<br />
■ Eigene Mitgliederzeitschrift<br />
■ Ausflüge und kulturelleUnternehmungen<br />
u.v.a.