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Vorlesung 2. Teil - zivilrecht.jku.at

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Mietrecht<br />

Die mietrechtlichen Bestimmungen<br />

des ABGB und das Mietrechtsgesetz


Zweiter <strong>Teil</strong><br />

Das Mietrechtsgesetz:<br />

Sein Anwendungsbereich<br />

Allgemeine Rechte und Pflichten<br />

der Vertragspartner


Anwendungsbereich -<br />

Grundsätzliches<br />

Anwendungsschichten; Voll-, <strong>Teil</strong>anwendung<br />

Parameter für die Zuordnung eines Vertrags<br />

• Art des Bestandverhältnisses<br />

• Art der Mietsache<br />

• Alter des Gebäudes<br />

• Vertragszweck<br />

• öffentliche Förderung für die Gebäudeerrichtung<br />

• Zahl der Mietobjekte im Gebäude<br />

• D<strong>at</strong>um des Vertragsabschlusses<br />

grundsätzlich für die Miete von Wohnungen,<br />

Wohnungsteilen, Geschäftsräumlichkeiten<br />

• Abgrenzung nach Vertragszweck<br />

• gemischte Verwendung: grds. gelten Regeln für Wohnungen


Vollausnahmen vom MRG<br />

Vermietung im Rahmen des Betriebs bestimmter<br />

Unternehmen<br />

• Beherbergungsunternehmen<br />

• Garagierungsunternehmen<br />

• Verkehrsunternehmen<br />

• Lagerhausunternehmen ua<br />

Vermietung im Rahmen eines Heimes für<br />

• betagte Menschen<br />

• Lehrlinge<br />

• Studenten ua<br />

sozialpädagogisch betreutes Wohnen<br />

Dienstwohnungen


Weitere Vollausnahmen<br />

Halbjahresmietverträge über<br />

– Geschäftsräumlichkeiten<br />

– Zweitwohnungen der K<strong>at</strong>egorien A und B für<br />

Erwerbstätigkeit<br />

• „Philharmonikerwohnung“<br />

Freizeit- und Ferienwohnungen<br />

Ein- oder Zwei-Objekte-Häuser<br />

– früher Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

– nun auch zB Fabrikshalle oder Supermarktgebäude<br />

– für Mietverträge ab 1.1.2002


<strong>Teil</strong>ausnahmen vom MRG<br />

<strong>Teil</strong>anwendungsbereich umfasst zB nicht<br />

• Mietzinsregelungen, verbotene Ablösen<br />

– wohl aber Regelungen des § 16b MRG über die Kaution<br />

• Bestimmungen über Betriebskosten<br />

• Erhaltung und Verbesserung ua<br />

Mietobjekt in nicht gefördertem „Neubau“<br />

• Baubewilligung nach 30. Juni 1953<br />

• Was ist „Neuerrichtung“ Judik<strong>at</strong>ur zu Recht restriktiv<br />

• Rückzahlung der Förderung ändert an Vollanwendung nichts<br />

Dachbodenausbauten<br />

• Ausbau mit Baubewilligung nach dem 31.1<strong>2.</strong>2001<br />

• „Rohdachboden“ mit Ausbauvereinbarung<br />

• Wohnrechtsnovelle 2006: auch Gebäudeaufbauten<br />

Zubauten<br />

• horizontale Gebäudeerweiterungen<br />

• Baubewilligung nach dem 30.9.2006<br />

Problem<strong>at</strong>ik: Was gilt für „Mischobjekte“


Weitere <strong>Teil</strong>ausnahmen<br />

Wohnungseigentumsobjekt in Haus mit<br />

Baubewilligung nach 8. Mai 1945<br />

• WE-Begründung muss vor Abschluss des<br />

Mietvertrags geschehen sein<br />

• Förderung spielt hier keine Rolle<br />

Wirtschaftspark (§ 1 Abs 5 MRG)<br />

• nicht zu verwechseln mit Einkaufszentrum<br />

Intertemporaler Aspekt ist immer mitzuberücksichtigen<br />

!


Abgrenzung zwischen<br />

Haupt- und Untermiete<br />

Bedeutung: vieles gilt für Untermiete nicht<br />

Kriterium: Wer h<strong>at</strong> auf Vermieterseite<br />

kontrahiert<br />

• Eigentümer oder Fruchtnießer der Liegenschaft<br />

• Generalmieter oder Generalpächter<br />

• Wohnungseigentümer<br />

• Wohnungseigentumsbewerber<br />

Anerkennung des „Scheinuntermieters“ als<br />

Hauptmieter<br />

• bei Umgehungsabsicht<br />

• Beweiserleichterung durch prima-facie-Beweis über konkrete<br />

Anhaltspunkte<br />

• zwei Beispiele im Gesetz


Bindung des Rechtsnachfolgers<br />

des Vermieters<br />

Bindung an Hauptmietvertrag auch ohne<br />

Eintragung im Grundbuch<br />

• Kündigungsmöglichkeit des Rechtsnachfolgers nach<br />

§ 1120 wird also für das MRG ausgeschlossen<br />

ungewöhnliche Nebenabreden<br />

• Bindung nur bei Kenntnis oder Kennenmüssen<br />

• Rspr großzügig: bestimmte Kündigungsverzichte<br />

oder Weitergaberecht nicht ungewöhnlich<br />

• ebenso bei hoher Kaution


Erhaltungspflicht<br />

gegenüber § 1096 ABGB sehr reduziert<br />

– allgemeine <strong>Teil</strong>e des Hauses<br />

• Gebäudehülle, Allgemeinflächen<br />

• Gemeinschaftsanlagen<br />

– im Objekt:<br />

• ernste Schäden des Hauses (zB Gasleitung, undichter Radi<strong>at</strong>or)<br />

• erhebliche Gesundheitsgefährdung (zB Bleirohre, ungeerdete<br />

Elektroinstall<strong>at</strong>ion)<br />

„Klausel-Entscheidungen“: Gilt § 1096 subsidiär<br />

Klarstellung durch E 5 Ob 17/09z: Im MRG-Vollanwendungsbereich<br />

gilt die Erhaltungspflicht nach § 1096 nicht<br />

– im <strong>Teil</strong>anwendungsbereich schon; dort zwar nur dispositiv, aber<br />

KSchG !<br />

fiktive Erhaltungsarbeiten<br />

• auf Grund öffentlich-rechtlicher Verpflichtungen<br />

• Energiesparmaßnahmen<br />

• Kaltwasserverbrauchszähler


Weiteres zur Erhaltungspflicht<br />

dynamischer Erhaltungsbegriff<br />

Sonderregel zur Durchsetzbarkeit bei erheblichen<br />

Gesundheitsgefährdungen (§ 6 Abs 1a MRG)<br />

Finanzierung von Erhaltungsmaßnahmen<br />

„privilegierte“ Erhaltungsmaßnahmen<br />

gerichtlicher Auftrag zur Vornahme der Arbeiten<br />

Sind Vertragsklauseln, die dem Mieter Erhaltung des<br />

Inneren auferlegen, zulässig<br />

– im Vollanwendungsbereich des MRG:<br />

• ja, soweit keine ernsten Schäden usw (vgl 5 Ob 17/09z)<br />

– im <strong>Teil</strong>anwendungsbereich des MRG:<br />

• im B2C-Verhältnis wohl nein: § 9 Abs 1 KSchG<br />

• außerhalb dessen ja: 3 Ob 20/09a<br />

Erhaltungspflicht des Mieters


Nützliche Verbesserung<br />

durch bautechnische Maßnahmen (§ 4)<br />

• Erneuerung von Leitungen<br />

• Lifteinbau oder weitere Ausgestaltung des Liftes<br />

• Schallschutzmaßnahmen (zB Fenster, Decken)<br />

• Fernwärmeanschluss<br />

• K<strong>at</strong>egorieanhebungen<br />

Voraussetzungen<br />

• Zweckmäßigkeit<br />

• Finanzierbarkeit (Mietzinsreserven, Vereinbarung)


Wiederherstellungspflicht<br />

§ 7 MRG: Sonderregel zu § 1104 ABGB<br />

Voraussetzungen<br />

– baurechtliche Zulässigkeit<br />

– bautechnische Möglichkeit<br />

– ausreichende Versicherungsleistung<br />

• keine Versicherungspflicht


Benützungsrecht und<br />

Duldungspflicht des Mieters<br />

Gebrauchsrecht nach Vertrag und Verkehrssitte<br />

Wartungs- und beschränkte Erhaltungspflicht<br />

Anzeigepflicht<br />

Duldungspflichten<br />

– Betreten des Mietgegenstandes<br />

– Inanspruchnahme und Veränderung des Mietobjekts für<br />

Arbeiten zur Erhaltung oder Verbesserung<br />

möglichste Schonung<br />

angemessene Entschädigung<br />

– Eingriffshaftung<br />

– bei grober Fahrlässigkeit auch ideelle Schäden


Veränderung des Mietobjekts<br />

wesentliche Veränderung<br />

– betrifft Substanz der Mietsache<br />

– gewisser Aufwand für Rückgängigmachung<br />

Verständigungspflicht des Mieters<br />

Zustimmungsfiktion bei zweimon<strong>at</strong>igem<br />

Schweigen des Vermieters<br />

gerichtliche Ersetzung der Zustimmung<br />

Ersetzungskriterien (§ 9 Abs 1 MRG)<br />

– Stand der Technik, einwandfreie Ausführung<br />

– Verkehrsübung, wichtiges Interesse<br />

• „privilegierte“ Arbeiten, siehe nächste Folie!<br />

– Kostentragung<br />

– schutzwürdige Interessen, keine Schädigung, Sicherheit


Privilegierte Arbeiten<br />

unwiderlegliche Vermutung für Verkehrsübung<br />

und wichtiges Interesse<br />

keine Wiederherstellungspflicht<br />

Auflistung in § 9 Abs 2 MRG:<br />

– Versorgungsleitungen, Sanitäranlagen (zB Bad)<br />

– Energiesparmaßnahmen<br />

– geförderte Verbesserungen<br />

– Telefonanschluss<br />

– Antennen


Investitionsers<strong>at</strong>z<br />

Ostermayer, Investitionsers<strong>at</strong>z im Mietrecht<br />

(Manz 1998)<br />

§ 10 MRG: nur für Hauptmieter einer Wohnung<br />

nicht dispositiv<br />

sonst § 1097 ABGB<br />

vertragliche Vereinbarung zwischen Vormieter<br />

und Nachmieter<br />

• zB auf Grund eines Weitergaberechts


Voraussetzungen für den Anspruch<br />

nach § 10 MRG<br />

wesentliche Verbesserung, maximal 20 Jahre zurück<br />

über die Mietdauer hinaus von Nutzen<br />

keine berechtigte Zustimmungsverweigerung oder<br />

Wiederherstellungspflicht<br />

ers<strong>at</strong>zfähige Aufwendung (§ 10 Abs 3)<br />

• siehe nächste Folie!<br />

Restnutzen nach Abschreibung<br />

• Abschreibungsdauer siehe übernächste Folie!<br />

fristgerechte Geltendmachung<br />

Rechnungsvorlage<br />

• bei Fehlen Verbesserungsaufforderung des Vermieters<br />

Nachmieter oder sonstige Verwertung der Wohnung


Ers<strong>at</strong>zfähige Aufwendungen<br />

Versorgungsleitungen, Beheizungs- und<br />

Sanitäranlagen<br />

Erneuerung einer defekt gewordenen Heiztherme<br />

(oder Boiler)<br />

Wohnungsvereinigung<br />

Erneuerung des Fußbodens<br />

gleich wesentliche Verbesserungen, insbesondere<br />

geförderte (zB Schallschutzfenster)<br />

nicht aber Telefonanschluss, Antennen, Wandverkleidung<br />

oder Ausmalen


Abschreibungsdauer<br />

10 Jahre:<br />

– Versorgungsleitungen, Beheizungs- und<br />

Sanitäranlagen<br />

– Heizthermentausch<br />

– Erneuerung des Fußbodens<br />

Förderungsdauer:<br />

– bei geförderten Aufwendungen<br />

20 Jahre:<br />

– in allen anderen Fällen<br />

bei kürzerer Förderung 10 Jahre Mindestdauer


Geltendmachung<br />

des Ers<strong>at</strong>zanspruchs<br />

schriftliche Anzeige spätestens bis<br />

• 14 Tage ab Auflösung oder Aufkündigung<br />

• zwei Mon<strong>at</strong>e ab Räumungstitel<br />

• Zurückstellung<br />

Vorlage von Rechnungen<br />

bei mangelhafter Anzeige Rügeobliegenheit<br />

des Vermieters (§ 10 Abs 4a MRG)<br />

Geltendmachung im Außerstreitverfahren<br />

für Aufwendungen vor dem 1.3.1991 noch<br />

alte Rechtslage


Untermietverbote<br />

wirksam nur bei wichtigem Grund<br />

demonstr<strong>at</strong>ive Auflistung<br />

– gänzliche Untervermietung<br />

– unverhältnismäßig hoher Untermietzins<br />

– mehr Bewohner als Wohnräume<br />

– Störung des Friedens der Hausgemeinschaft<br />

bei Verstoß Unterlassungsklage, allenfalls<br />

Kündigungsgrund<br />

Ausnahme für gemeinnützige Bauvereinigungen


Ausblick<br />

Am 21. November 2013, 12 Uhr, setzen wir<br />

mit der Besprechung des Mietrechtsgesetzes<br />

fort.<br />

Hörsaal 3

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